KFW-GRÜNDUNGSMONITOR 2020 GRÜNDUNGSTÄTIGKEIT IN DEUTSCHLAND 2019: ERSTER ANSTIEG SEIT 5 JAHREN - 2020 IM SCHATTEN DER CORONA-PANDEMIE - KFW RESEARCH
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KfW Research KfW-Gründungsmonitor 2020 Gründungstätigkeit in Deutschland 2019: erster Anstieg seit 5 Jahren – 2020 im Schatten der Corona- Pandemie
Impressum Herausgeber KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0, Telefax 069 7431-2944 www.kfw.de Autor Dr. Georg Metzger, KfW Bankengruppe Telefon 069 7431-9717 ISSN 1867 1489 Copyright Titelbild Quelle: Getty Images / Fotograf Datacraft Co Ltd Frankfurt am Main, Juli 2020
Gründungstätigkeit in Deutschland 2019: erster Anstieg seit fünf Jahren – 2020 im Schatten der Corona-Pandemie Gründungstätigkeit steigt nach langer Talfahrt – Zahl der Existenzgründungen legt zu Voll- und Nebenerwerb driften wieder auseinander Gestützt durch die Entwicklung von Konjunktur und Seit etwa 15 Jahren drückt der gut laufende Arbeits- Arbeitsmarkt konnte die Gründungstätigkeit in markt auf die Gründungstätigkeit in Deutschland. Durch Deutschland 2019 erstmals seit Jahren wieder an- das Abflauen des Rekordbooms nimmt die Absorpti- ziehen. Die Zahl der Existenzgründungen ist auf onskraft des Arbeitsmarkts jedoch ab, was der Grün- 605.000 gestiegen (+58.000). Maßgeblich dafür war dungstätigkeit zugute kommt. Unterstützt durch die ein deutliches Plus bei Nebenerwerbsgründungen, Entwicklung der Binnenkonjunktur, ist die Zahl der bei Vollerwerbsgründung ging es dagegen abwärts Existenzgründungen 2019 auf 605.000 gestiegen, das auf einen neuen Tiefpunkt. Dabei konnte die Zahl sind 58.000 Personen mehr als im Jahr zuvor (Tabel- der Chancengründungen auf 439.000 überpropor- le 4). Die Gründerquote legte dabei von 1,06 auf tional zulegen. 1,17 % zu und ist somit vorerst an der Ein-Prozent- Marke „abgeprallt“ (Grafik 1). Der Anstieg ist jedoch al- Gründungstätigkeit wieder innovativer, leinig auf Nebenerwerbsgründungen zurückzuführen. wachstumsorientierter, vor allem aber digitaler Sie nahmen auf 377.000 zu (+85.000), während die Innovative Gründungen und Wachstumsgründungen Zahl der Vollerwerbsgründungen nach dem positiven sind bei den Existenzgründungen 2019 etwas häufi- Vorjahr wieder auf 228.000 Personen (-27.000) gesun- ger zu finden als im Vorjahr. Deutlich zugelegt haben ken ist. dagegen internetbasierte und digitale Gründungen – vor allem im Vollerwerb. Wurden solche Gründun- Grafik 1: Rückgang der Gründungsquote prallt gen aufgrund niedrigerer Eintrittsbarrieren bisher vorerst an der Ein-Prozent-Marke ab stärker im Nebenerwerb genutzt, hat ihr Anteil nun bei den Vollerwerbsgründungen aufgeholt. Gründungsquote in Prozent 2,76 Gründungen erneut kapitalintensiver Der durchschnittliche Kapitaleinsatz bei Existenz- gründungen hat sich in den vergangenen Jahren er- 1,50 höht. Insbesondere bei Vollerwerbsgründungen ist 1,26 1,17 der Kapitaleinsatz gestiegen. Hierin spiegelt sich un- 1,00 0,73 ter anderem die stärkere Konzentration der Grün- 0,44 dungstätigkeit auf Chancengründungen wider. '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 '18 '19 Corona-Krise trifft Selbstständige hart Existenzgründungen, davon: Konjunkturelle Sorgen werden wieder zu einer Vollerwerb Nebenerwerb Gründungsbarriere, nachdem sie jahrelang weniger Gründungsquote: Anteil der Existenzgründungen an der Erwerbsbe- wichtig waren. Die Corona-Krise dürfte diese Ent- völkerung (18 bis 64 Jahre). wicklung weiter beschleunigen. Selbstständige sind Quelle: KfW-Gründungsmonitor. von der Corona-Krise hart getroffen. Anfang April hatten 90 % der Selbstständigen Umsatzrückgänge, Box 1: Der KfW-Gründungsmonitor jeder Dritte hatte gar keine Einnahmen mehr. Nur ein Der KfW-Gründungsmonitor basiert auf Angaben Drittel der Selbstständigen kann diese Situation län- von 50.000 zufällig ausgewählten, in Deutschland ger als 3 Monate mit eigenen Mitteln durchhalten. ansässigen Personen. Sie werden jährlich im Rah- men einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung Ausblick 2020 interviewt. Gründer werden dabei breit erfasst: Ob Der Ausblick für die Gründungstätigkeit 2020 war im Voll- oder Nebenerwerb, ob Freiberufler oder positiv – die Corona-Pandemie verändert aber eini- Gewerbetreibender, ob Neugründung oder Über- ges. Viele Gründungspläne, von denen es erneut nahme. Der KfW-Gründungsmonitor liefert damit ein mehr gab, dürften nun verschoben werden. Aller- umfassendes Bild der Gründungstätigkeit in dings sind krisenbedingt mehr Notgründungen zu Deutschland. erwarten.
KfW Research Binnenwachstum gibt entscheidenden Impuls für Das hat auch mit der demografischen Entwicklung zu positive Entwicklung der Gründungstätigkeit tun. Die (schrumpfende) Bevölkerung wird im Durch- Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung war 2019 merk- schnitt immer älter. Der Wunsch nach beruflicher lich schwächer als in den Vorjahren. So hat sich das Selbstständigkeit nimmt aus verschiedenen Gründen Wachstum der Binnennachfrage halbiert und legte aber mit steigendem Lebensalter ab.5 Somit schwindet preisbereinigt um 1,0 % zu (2018: +2,1 %).1 Auch ist der Gründergeist in der Gesamtbevölkerung, je älter die Erwerbslosenquote weniger stark gefallen als im sie strukturell wird. Vorjahr: Sie ging um 0,2 Prozentpunkte auf 3,0 % zu- rück (2018: -0,4 PP)2. Der Rekordboom am Arbeits- Grafik 3: Wunsch nach beruflicher Selbstständig- markt scheint abzuflauen. Zwar ist der im Jahresver- keit ist seit dem Jahr 2000 gesunken gleich geringere Rückgang der Erwerbslosenquote al- Anteil der Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 67 Jahren, die lieber lein kein Beweis dafür, die Indizien mehren sich aber. beruflich selbstständig sein würde, in Prozent So ist auch der Bestand an offen gemeldeten Arbeits- stellen erstmals seit Jahren gesunken. Trotz des hal- 69 bierten Binnenwachstums konnte, anders als im Vor- jahr, der konjunkturelle Wachstumseffekt 2019 die 51 52 Sogwirkung des Arbeitsmarkts überkompensieren, so- 45 dass ein Anstieg der Gründungszahl zu Buche schlug. 36 26 30 28 25 Grafik 2: Gründerquote und Bestand an offenen Arbeitsstellen korrelieren stark 2000 '12 '17 '18 2019 Entwicklung Gründerquote und offene Arbeitsstellen Deutschland EU15 USA Quellen: Flash Eurobarometer Entrepreneurship für die Jahre 6 2000–2012, KfW-Gründungsmonitor für die Jahre ab 2017. Chancengründungen legen zu Existenzgründungen werden typischerweise in „Chan- cengründungen“ und „Notgründungen“ unterschieden.7 Ein Großteil der Gründungen sind Chancengründun- gen, bei denen sich Gründerinnen und Gründer selbst- ständig machen, um eine Geschäftsgelegenheit aus- '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 '18 '19 zunutzen (Grafik 4). Die Zahl der Chancengründungen Gründerquote Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist 2019 auf 439.000 überproportional gestiegen Gründerquote: Anteil der Existenzgründungen an der Erwerbsbevöl- (+57.000, Tabelle 4), ihr Anteil legte auf 73 % zu. Wur- kerung (18 bis 64 Jahre). de gegründet, weil keine bessere Erwerbsalternative Quellen: KfW-Gründungsmonitor und Bundesagentur für Arbeit. 3 gegeben war, handelt es sich um Notgründungen. De- ren Zahl ging 2019 auf 141.000 zurück (-7.000). Der Anstieg der Gründerzahl im Jahr 2019 ist vorerst aber nur eine Momentaufnahme vor dem Hintergrund Grafik 4: Günstige Geschäftsgelegenheiten – Anteil einer seit Jahren sinkenden Gründungstätigkeit in der Chancengründungen legt leicht zu Deutschland. Eine Hauptursache für den langfristig ne- gativen Trend ist der außergewöhnlich lang anhaltende In Prozent an allen Existenzgründungen Arbeitsmarktaufschwung. Eine weitere Ursache ist der 2017 70 24 6 schwindende Gründergeist. Diese Entwicklung könnte 2018 70 27 3 langfristig noch kritischer für die Gründungstätigkeit 2019 73 23 4 sein. Denn sie betrifft nicht konjunkturelle Rahmenbe- dingungen, die sich relativ schnell ändern können, Geschäftsgelegenheit Keine bessere Erwerbsalternative Beides sondern Einstellungen. So hat der Wunsch nach beruf- Die Frage zum Gründungsmotiv lautet: „Was trifft eher auf Sie zu: licher Selbstständigkeit abgenommen – nicht nur in Haben Sie sich selbstständig gemacht, um eine Geschäftsgelegen- Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern heit [Chance] wahrzunehmen oder weil es keine bessere Erwerbsal- (Grafik 3).4 ternative [Not] gab?“ Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Seite 2
KfW-Gründungsmonitor 2020 Ein Grund für die steigende Zahl von Chancengrün- gentlichen Erwerbstätigkeitswunsch vernachlässigen dungen ist die gegenläufige Entwicklung bei Voll- und zu müssen. Nebenerwerbsgründungen. So gibt es bei Nebener- werbsgründungen einen höheren Anteil von Chancen- Mehr Existenzgründungen durch Männer gründungen (78 %) als bei Vollerwerbsgründungen Die höhere Gründungstätigkeit 2019 ist auf mehr Exis- (66 %). Legt die Zahl der Nebenerwerbsgründungen tenzgründungen durch Männer zurückzuführen (Grafik überproportional zu, wirkt sich dies somit positiv auf 6). Ihre Zahl legte auf 390.000 zu (+59.000), nachdem den Anteil der Chancengründungen aus. es hier 4 Jahre bergab ging. Die Zahl der Gründerinnen stagnierte dagegen und liegt mit 215.000 kaum verän- Notgründungen sind stärker als Chancengründungen dert (-1.000) auf Vorjahresniveau. Der Gründerinnen- vom Arbeitsmarkt beeinflusst. Denn von der Anzahl anteil ging somit auf 36 % zurück (2018: 40 %). Die und Güte der ausgeschriebenen Stellen hängt es maß- stagnierende Zahl der Gründerinnen resultiert aus zwei geblich ab, ob sich eine Erwerbsalternative finden gegenläufigen Entwicklungen: Bei Nebenerwerbs- lässt, die den eigenen Ansprüchen an beispielsweise gründungen steigt sie auf 153.000 (+34.000), während Verdienst, Unabhängigkeit oder Karriere genügt. Die sie bei Vollerwerbsgründungen um 35.000 auf 62.000 andauernde Stärke des Arbeitsmarkts wirkte sich daher Gründerinnen und somit einen neuen Tiefpunkt fällt. hauptsächlich auf die Anzahl der Notgründungen aus, die sich seit den Jahren vor 2012 mehr als halbierte. Grafik 6: Gründerinnenanteil sinkt – Zahl der Gründerinnen verändert sich aber kaum Notgründungen sind in gewisser Weise durch fehlende Existenzgründungen in Tausend bessere Alternativen „erzwungen“, können aber den- 1.600 – noch der eigentlichen Wunscherwerbstätigkeit ent- 1.400 – 43 % sprechen. So ist bei etwa zwei Drittel der Notgründun- gen die Selbstständigkeit gleichzeitig die eigentliche 1.200 – Wunscherwerbstätigkeit der Gründerinnen und Grün- 1.000 – der (Grafik 5). Möglicherweise wollten sie ihren 800 – 36 % 34 % Wunsch von der Selbstständigkeit zu einem späteren 600 – Zeitpunkt erfüllen, wurden dann aber durch ein Ereignis 400 – 390 wie einer unerwarteten Arbeitslosigkeit zur vorzeitigen 200 – Existenzgründung „gezwungen“. Bei etwa einem Drittel 215 der Notgründungen haben sich die Gründerinnen und 0– '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 '18 '19 Gründer selbstständig gemacht, obwohl sie lieber an- Gründerinnen Gründer gestellt erwerbstätig sein würden. Gründerinnenanteil Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Grafik 5: Bei einem Drittel der Notgründungen ist eigentlich lieber eine Anstellung gewünscht Die Zahl der Existenzgründungen durch Männer ist Wunscherwerbstätigkeit in Prozent sowohl im Voll- als auch im Nebenerwerb gestiegen. Im Vollerwerb legte sie auf 167.000 zu (+9.000), im Existenzgründungen (insg.) 72 24 4 Nebenerwerb auf 223.000 (+50.000). In beiden Seg- Chancengründungen 75 21 3 menten konnte sich die Zahl der Existenzgründungen Notgründungen 65 35 durch Männer somit wieder von den Tiefpunkten des vergangenen Jahres lösen. Selbstständig Angestellt Unentschieden Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Gründungstätigkeit wird wieder innovativer, wachstumsorientierter und vor allem digitaler Bei jeder fünften Chancengründung ist die eigentliche Mit bestimmten Gründungen gehen volkswirtschaftliche Wunscherwerbstätigkeit der Gründerinnen und Grün- Erwartungen einher. Aufgrund ihrer Nähe zu neuen der, angestellt zu sein. Dies erscheint zunächst wider- Technologien kommt innovativen Gründungen und digi- sprüchlich, da Gründerinnen und Gründer von Chan- talen Gründungen8 die Rolle von Schumpeters „schöp- cengründungen typischerweise nicht zur Selbststän- ferischem Zerstörer“ zu. Denn insbesondere sie greifen digkeit gezwungen sind. Ein Blick auf die Art der etablierte Märkte an oder kreieren gänzlich neue Märk- Selbstständigkeit klärt aber auf: 95 % dieser Gründun- te und treiben so den strukturellen Wandel voran. Mit gen sind Nebenerwerbsgründungen. Hier wird also ei- Wachstumsgründungen ist – aufgrund ihres Anspruchs ne Geschäftsgelegenheit wahrgenommen ohne den ei- „so groß wie möglich“ zu werden – die Hoffnung ver- Seite 3
KfW Research bunden, dass sie langfristig einen nachhaltigen Be- Grafik 8: Mehr Gründungen mit Marktneuheiten schäftigungsbeitrag leisten. Gründungen mit Marktneuheiten in Prozent 25 – Innovative Gründungen und Wachstumsgründungen sind bei den Existenzgründungen 2019 zwar häufiger 5 20 – zu finden als im Vorjahr, allerdings nur marginal mehr (Grafik 7). Deutlich häufiger kommen jetzt dagegen in- 15 – 3 4 1 4 5 16 4 2 2 3 2 ternetbasierte und digitale Gründungen vor. Nachdem 4 5 5 4 3 5 2 2 5 4 4 im Vorjahr noch ein Viertel der Existenzgründungen in- 10 – 4 2 4 3 5 6 ternetbasiert waren, ist 2019 das Internet bei knapp ei- 4 4 12 nem Drittel Kernelement des Unternehmens. Der Anteil 5– 11 10 10 10 9 10 8 9 9 9 8 5 6 6 digitaler Gründungen ist von 22 auf 28 % gestiegen. Besonders bei Vollerwerbsgründungen erhöhte sich 0– '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 '18 '19 der Anteil internetbasierter und digitaler Gründungen Weltweite Marktneuheiten Deutschlandweite Marktneuheiten deutlich (von 19 und 21 % auf jeweils 28 %). Sie sind Regionale Marktneuheiten durch niedrigere Eintrittsbarrieren gekennzeichnet als Anmerkung: Marktneuheiten sind Angebote, die laut Einschätzung andere Gründungen, weshalb sie bisher stärker im Ne- der Befragten entweder auf dem regionalen, deutschlandweiten oder weltweiten Markt neu sind. benerwerb vertreten waren. Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Grafik 7: Knapp ein Drittel der Gründungen 2019 ist Gründungen mit Marktneuheiten machen 2019 15 % internetbasiert der Existenzgründungen aus (Grafik 8). Das sind zwar In Prozent an allen Existenzgründungen 2 Prozentpunkte mehr als noch 2018, aber dennoch weniger als im Durchschnitt seit 2005. Der Anstieg Innovativ Wachstumsorientiert 2016 9 2016 17 kommt durch leichte Verschiebungen der Anteile von 2017 14 2017 23 regionalen, deutschland- und weltweiten Marktneuhei- 2018 11 2018 24 2019 13 2019 25 ten zu Stande, sie haben sich alles in allem aber kaum verändert. Internetbasiert Digital 2016 26 2016 21 2017 26 2017 26 Neugründungen und Sologründungen dominieren 2018 25 2018 22 Existenzgründungen können auf verschiedenen 2019 32 2019 28 Wegen erfolgen: als Neugründungen, also dem erst- Anmerkung: Bei digitalen Gründungen ist deren Angebot nur durch 8 maligen Aufbau „unternehmerischer Strukturen“, bei- den Einsatz digitaler Technologien nutzbar; bei internetbasierten Gründungen ist das Internet ein Kernelement des Geschäftsmodells; spielsweise für Kundenakquise / Vertrieb, sowie als bei innovativen Gründungen wird Forschung und Entwicklung durch- Übernahmen oder Beteiligungen an bestehenden Un- geführt, um eine technologische Innovation zur Marktreife zu bringen; ternehmen. Neugründungen sind dabei am häufigsten. bei Wachstumsgründungen besteht der Anspruch, „so groß wie mög- Im Jahr 2019 waren 8 von 10 Existenzgründungen lich“ zu werden. Die beschriebenen Gruppen können sich über- schneiden, die Anteile dürfen daher nicht addiert werden. Neugründungen. Im langfristigen Vergleich ist ein Trend hin zu Neugründungen sichtbar. So lag ihr Anteil Quelle: KfW-Gründungsmonitor. in den 2010-ern noch meist bei unter 70 %. Übernah- Auch Gründungen, deren Angebot Marktneuheiten men und Beteiligungen wurden 2019 jeweils etwa bei sind, haben das Potenzial zur „schöpferischen Zerstö- 1 von 10 Existenzgründungen genutzt. rung“. Sie umfassen allerdings mehr als beispielsweise innovative Gründungen, die technologisch Neues ent- Ein großer Teil der Existenzgründungen sind Solo- wickeln. Bei den meisten Marktneuheiten handelt es gründungen. Anders als bei Teamgründungen macht sich um anderswo bereits existierende Angebote, die sich dabei eine Person ohne weitere Co-Gründerinnen neu auf einen räumlich anderen Markt gebracht wer- oder -Gründer selbstständig. Sologründungen machen den: aus anderen Regionen in die eigene oder aus an- 2019 79 % der Existenzgründungen aus, das entspricht deren Ländern nach Deutschland. Im langjährigen etwa dem langjährigen Durchschnitt. Bei den meisten Durchschnitt bieten 16 % der Gründungen Marktneu- Sologründungen sind auch keine Beschäftigten ange- heiten an. Die meisten davon (9 %) im regionalen und stellt: 64 % der Existenzgründungen 2019 sind solche deutschlandweiten (4 %) Kontext. Am seltensten sind absoluten Sologründungen. Bei Neugründungen sind weltweite Marktneuheiten (3 %), die definitionsgemäß diese mit 72 % noch häufiger zu finden. tatsächlich „noch nie dagewesen“ sind. Seite 4
KfW-Gründungsmonitor 2020 Gründungstätigkeit in den Bundesländern: Folglich dürfte die höhere Verdichtung der westdeut- Hamburg und Brandenburg tauschen die Plätze schen (Flächen-) Länder ein Grund dafür sein, dass In der Rangliste der Gründungstätigkeit nach Bun- sie im Gründerranking typischerweise auf die Stadt- desländern steht Berlin souverän an der Spitze staaten Berlin und Hamburg folgen. Individuell spielt (Tabelle 1). Dort haben im Durchschnitt der Jahre aber auch die jeweilige Wirtschaftsstruktur der Bun- 2017–2019 von 10.000 Erwerbsfähigen jährlich 198 desländer eine wichtige Rolle. So wird die Grün- Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen dungstätigkeit in Hamburg und Berlin stark von der (Grafik 9). Brandenburg tauscht mit Hamburg den Medien- und IT-Branche mit ihren hohen Anteilen Platz und liegt mit 155 Existenzgründungen erstmals von freiberuflichen Gründern gespeist. Eine industri- an zweiter Stelle. Es ist zu vermuten, dass die über- elle Prägung geht dagegen eher mit einer geringe- durchschnittliche Gründungstätigkeit in Berlin in ren Gründungstätigkeit einher: Großbetriebe haben dessen Peripherie ausstrahlt, weil Gründerinnen und typischerweise attraktive Arbeitsplätze zu bieten, die Gründer ihre Stand- oder Wohnorte beispielsweise auch für potenzielle Gründer interessant sind. Am kostenbedingt in den „Speckgürtel“ verlagern. Da Ende des Länderrankings sind regelmäßig ostdeut- Brandenburg Berlin vollständig umgibt, profitiert es sche Flächenländer vertreten. Dort belastet eine im direkt von einer solchen Entwicklung – insbesondere Durchschnitt geringere Kaufkraft die Gründungstä- weil jede(r) Zugezogene aufgrund der relativ gerin- tigkeit. Auch die ältere Bevölkerungsstruktur wirkt gen Einwohnerzahl ein hohes Gewicht hat. Hamburg sich negativ auf die Gründungstätigkeit aus, da die kann mit 122 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige Gründungsneigung in der Regel mit dem Alter ab- knapp Platz 3 vor Bayern mit 121 Gründungen nimmt.9 Diese Merkmale treffen nach wie vor auf behaupten. Auf Platz 5 liegt Niedersachsen mit Brandenburg zu, auch wenn es nun auf Platz drei 116 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige. des Gründungsrankings liegt. Der positive Effekt der Gründungstätigkeit in Berlin scheint den negativen Gründungstätigkeit in Ballungsräumen höher Einfluss dieser Merkmale zu überkompensieren. Ballungsräume sind durch kurze Wege sowie eine Grafik 9: Berlin strahlt auf Brandenburg aus hohe Personen- und Unternehmensdichte gekenn- zeichnet. Dienstleistungen und Handel profitieren Anzahl an Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige im Zeitraum 2017–2019, p. a. davon am meisten. Genau in diesen Sektoren ist die Selbstständigkeit als Erwerbsform stärker verbreitet. Tabelle 1: Berlin bleibt an der Spitze Bundeslandranking der Gründungstätigkeit Schleswig- Rang Rang Holstein:90 ∆ Mecklenburg- neu alt Vorpommern: 41 Berlin 1 1 Hamburg: Brandenburg 2 3 Bremen: 122 37 Berlin: 198 Hamburg 3 2 Nieder Bayern 4 4 sachsen: 116 Brandenburg: Niedersachsen 5 6 155 Sachsen- Baden-Württemberg 6 7 Nordrhein- Anhalt: 83 Westfalen: Nordrhein-Westfalen 7 5 109 Sachsen: Hessen 8 10 Thüringen: 86 71 Rheinland-Pfalz 9 8 Hessen: 108 Schleswig-Holstein 10 11 Rheinland- Sachsen 11 9 Pfalz: 94 Sachsen-Anhalt 12 15 Saarland: Saarland 13 12 74 Thüringen 14 16 Bayern: Baden- 121 Mecklenburg-Vorpommern 15 14 Württemberg: Bremen 16 13 115 Platzierung gemäß der Anzahl an Gründungen je 10.000 Erwerbs- fähige in den Zeiträumen 2017–2019 (Rang neu) und 2016–2018 (Rang alt). Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Quelle: KfW-Gründungsmonitor. 9 Seite 5
KfW Research Gründer als Arbeitgeber: Gegenläufige Trends in Grafik 11: Beschäftigungseffekt sinkt auf 454.000 Voll- und Nebenerwerb Anzahl vollzeitäquivalenter Arbeitsplätze in Tausend Bei den meisten Existenzgründungen sind keine Be- 773 schäftigten angestellt. Im langjährigen Durchschnitt ha- 636 33 645 ben gut ein Viertel der Existenzgründungen Beschäftig- 597 568 258 48 546 te (26 %), 2019 sind es geringfügig weniger (24 %, 37 499 50 454 63 437 Grafik 10). Beschränkt auf Neugründungen – also ohne 121 108 172 191 49 30 166 29 139 26 Übernahmen oder tätige Beteiligungen, bei denen es in 136 162 119 189 122 149 151 den Unternehmen oft schon vor der betrachteten Exis- 107 107 90 96 tenzgründung Beschäftigte gab – sind es im langfristi- 342 290 248 265 256 gen Durchschnitt gut ein Fünftel (21 %) der Existenz- 224 201 184 196 gründungen, die Angestellte haben. Auch bei den Neu- 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 gründungen 2019 ist der Wert leicht unterdurchschnitt- lich (19 %). Mitarbeiter von Nebenerwerbsneugründungen Mitarbeiter von Vollerwerbsneugründungen Gründerinnen und Gründer im Nebenerwerb selbst Grafik 10: Bei etwa jeder vierten Existenzgründung Gründerinnen und Gründer im Vollerwerb selbst sind Beschäftigte angestellt Anmerkung: Die Berechnung der vollzeitäquivalenten Arbeitsplätze Gründungen mit Angestellten in Prozent für die Neugründer selbst wurde im Vergleich zur letztjährigen Veröf- 10 fentlichung geändert. Quelle: KfW-Gründungsmonitor. 26 24 24 Der rückläufige Beschäftigungseffekt hat maßgeblich 19 21 19 zwei Gründe: die gesunkene Zahl der Vollerwerbs- gründungen und einen Rückgang ihrer durchschnittli- chen Beschäftigtenzahl. Neugründungen im Vollerwerb leisteten somit einen deutlich geringen Beitrag zum '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 '18 '19 Beschäftigungseffekt. Dennoch wurden 2019 durch Existenzgründungen (insg.), darunter: Neugründungen Neugründungen im Voll- und Nebenerwerb insgesamt 151.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze geschaffen. Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Gestiegen ist dagegen die vollzeitäquivalente Zahl an Im langjährigen Durchschnitt sind bei Vollerwerbsgrün- Arbeitsplätzen, die Gründerinnen und Gründer für sich dungen etwa doppelt so häufig Beschäftigte angestellt selbst geschaffen haben – sowohl im Voll- als auch im (37 %) wie bei Nebenerwerbsgründungen (18 %). Seit Nebenerwerb. Das erscheint widersprüchlich zur gerin- dem Jahr 2012 geht hier allerdings eine Schere auf. geren Zahl an Vollerwerbsgründungen insgesamt. Die- Bei Nebenerwerbsgründungen sind immer seltener Be- ser Rückgang wird allerdings dadurch überkompen- schäftigte angestellt, bei Vollerwerbsgründungen ist der siert, dass zum einen der Anteil an Neugründungen bei Trend dagegen leicht positiv. Bis 2019 sind die Anteile Vollerwerbsgründungen im Jahresvergleich leicht ge- so auf 40 % bei Vollerwerbsgründungen und 11 % bei stiegen ist, zum anderen die durchschnittliche Wo- Nebenerwerbsgründungen auseinandergedriftet. chenarbeitszeit der Gründerinnen und Gründer bei Neugründungen im Vollerwerb 2019 höher ist als im Beschäftigungsbeitrag durch Neugründungen sinkt Vorjahr. Bei Existenzgründungen durch Übernahme oder Betei- ligung gibt es in den bestehenden Unternehmen häufig Dienstleistungen dominieren – wieder mehr bereits angestellte Beschäftigte. Diese bei der Berech- wirtschaftliche als persönliche Dienstleistungen nung eines Beschäftigungseffekts der Gründungstätig- Die Branchenstruktur der Gründungstätigkeit ist über keit mitzuzählen würde ihn ungerechtfertigt überzeich- die Zeit sehr stabil. Im Dienstleistungsbereich wird am nen. Für eine Bewertung des Beschäftigungsbeitrags meisten gegründet. Etwa zwei Drittel der Existenzgrün- ist also ein separater Blick auf Neugründungen not- dungen 2019 sind Dienstleistungen (Grafik 12). Dienst- wendig. Der direkte Bruttobeschäftigungseffekt wird in leistungen mit Fokus auf Gewerbekunden („wirtschaftli- Vollzeitäquivalenten (VZÄ) gemessen, die Zahl der Ar- che Dienstleistungen“) sind gemeinhin häufiger als beitsplätze wird dabei auf eine 40-Stunden-Arbeits- Dienstleister mit Fokus auf Privatkunden („persönliche woche standardisiert.10 Im Jahr 2019 ist der Bruttobe- Dienstleistungen“). Sie machen 2019 die Hälfte der schäftigungseffekt auf 454.000 VZÄ zurückgegangen. Dienstleistungsgründungen aus. In den beiden Vorjah- ren waren – außer der Reihe – persönliche Dienstleis- tungen die größte Gruppe. Seite 6
KfW-Gründungsmonitor 2020 Grafik 12: Ein Drittel der Existenzgründungen sind Bei außergewöhnlich vielen Existenzgründungen be- wirtschaftliche Dienstleistungen schränkte sich der Finanzmitteleinsatz dieses Mal al- Branchenanteile in Prozent lerdings auf die eigenen Mittel der Gründerinnen und Gründer. Bei über der Hälfte der Gründungen im Jahr 2017 15 22 27 32 5 2019 wurden ausschließlich solche Eigenmittel genutzt 2018 14 19 27 31 9 (56 %). Der Anteil der Gründungen, für die externe Mit- 2019 14 20 33 25 7 tel von dritten Kapitalgebern mobilisiert wurden, ging PG HAN WDL PDL SDL dagegen deutlich zurück (15 %). Sie teilen sich auf in 9 % Mikrofinanzierungen (höchstens 25.000 EUR ex- Anmerkung: Branchenzuordnung gemäß Klassifikation der Wirt- ternes Kapital) und 6 % Makrofinanzierungen (mehr als schaftszweige, Ausgabe 2008 des Statistischen Bundesamtes, auf 25.000 EUR externes Kapital). Bei Mikrofinanzierungen Basis von Projektbeschreibungen der Gründer. Branchen: Produzie- rendes Gewerbe (PG), Handel (HAN), Wirtschaftliche Dienstleistun- sind meist Familie und Freunde Kapitalgeber, bei Mak- gen (WDL), Persönliche Dienstleistungen (PDL), sonstige Dienstleis- rofinanzierungen dagegen eher Kreditinstitute. tungen (SDL). Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Wenn sich die Ressourcennutzung bei der Gründungs- tätigkeit im Zeitverlauf ändert, liegt dies meist an ver- Sonstige Dienstleistungen (das sind die Sektoren Fi- änderten Zusammensetzungen der Existenzgründun- nanzdienstleistungen, Verkehr und Nachrichtenüber- gen. Gibt es mehr Gründungen mit Angestellten, sind mittlung) machen 2019 7 % der Gründungstätigkeit auch bei mehr Gründungen Finanzmittel vonnöten, da aus. Die Anteile von Gründungen im Handel (20 %) der Großteil dieser auf Gründungskapital angewiesen und im produzierenden Gewerbe (14 %) haben sich ist (2019: 82 %). Andererseits können beispielsweise kaum verändert. Sologründungen häufig ganz ohne Finanzmittel reali- siert werden. Im Jahr 2019 war das bei 34 % der So- Kapital ist eine wichtige Gründungsressource logründungen (ohne Beschäftigte) so. Wenn bei So- Die Gründungstätigkeit ist vielschichtig. Motive und logründungen doch Finanzmittel benötigt werden, rei- Geschäftsmodelle der Gründerinnen und Gründer wir- chen häufig die Eigenmittel der Gründerinnen und ken sich auf ihren erforderlichen Ressourceneinsatz Gründer aus. Pure Eigenmittelfinanzierungen sind da- aus. Generell zeigt sich aber: Für die Mehrheit der bei im Vorjahresvergleich deutlich häufiger geworden: Existenzgründungen werden Finanzmittel benötigt – im ihr Anteil ist von 39 auf 59 % der Sologründungen (oh- langfristigen Vergleich bei 60–70 % jährlich (Grafik 13). ne Beschäftigte) gestiegen. Daraus ergab sich auch Im Jahr 2019 lag der Anteil mit 70 % an der oberen der Anstieg der puren Eigenmittelfinanzierungen insge- Grenze der Spanne. samt (Grafik 13). Grafik 13: Mehr als die Hälfte der Gründungen Der Kapitaleinsatz bei Existenzgründungen ist im Ver- ausschließlich durch Eigenmittel finanziert lauf der Jahre deutlich gestiegen. Wurden sowohl bei Gründungen nach Ressourcennutzung in Prozent Voll- als auch bei Nebenerwerbsgründungen 2008 5 4 5 5 5 5 6 8 9 8 9 6 durchschnittlich noch rund 10.000 EUR eingesetzt, wa- 16 15 9 ren es 2019 16.700 EUR je Gründung (inkl. Gründun- 17 17 18 17 16 14 13 13 14 gen ohne Finanzmittel). Dabei öffnete sich die Schere zwischen Voll- und Nebenerwerbsgründungen deutlich. 44 40 39 56 43 40 48 51 47 51 48 44 Aufgrund steigender Spitzenbeträge erhöhte sich bei Vollerwerbsgründungen der durchschnittliche Kapital- einsatz bis zum Jahr 2019 auf 36.400 EUR, während 29 30 18 28 26 29 27 der Durchschnitt bei Nebenerwerbsgründungen mit 22 19 18 22 24 10 13 11 6.900 EUR kleiner wurde. 8 7 8 8 9 9 8 6 6 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Ohne Sach- / Finanzmittel Nur Sachmittel Weniger Finanzierungsprobleme bei Gründungen Nur Eigenmittel Mikrofinanzierungen Der Anteil von Existenzgründungen, bei denen es Makrofinanzierungen Schwierigkeiten bei der Finanzierung gab, ist 2019 auf Anmerkung: Bei Mikrofinanzierungen wird externes Kapital bis zu 12 % gesunken (2018: 17 %). Das ist der niedrigste 25.000 EUR, bei Makrofinanzierungen mehr als 25.000 EUR für die Wert seit Jahren. Finanzierungsschwierigkeiten treten Gründung genutzt. Rundungsdifferenzen sind möglich. auf, wenn die Gründungsfinanzierung nicht wie erwar- Quelle: KfW-Gründungsmonitor. tet realisiert werden kann. Beispielsweise wenn die ei- genen Mittel der Gründerinnen und Gründer nicht aus- reichen, externes Kapital nicht oder nur eingeschränkt Seite 7
KfW Research Abbruchraten von Existenzgründungen Für die Bestandsfestigkeit von Existenzgründungen Nur ein kleiner Bruchteil der Beendigungen erfolgt zeigt sich im KfW-Gründungsmonitor ein stabiles aufgrund von Insolvenz. Abbruchquoten können da- empirisches Muster: Im Lauf von drei Geschäftsjah- her nicht mit „Ausfallquoten“ gleichgesetzt werden. ren beenden rund 30 % der Gründer ihre Existenz- Dies wäre auch deshalb falsch, da ein Großteil der gründung wieder (3-30-Faustregel). 36 Monate nach Existenzgründungen ohne den Einsatz von exter- Start sind also noch etwa 70 % der Existenzgrün- nem Kapital erfolgt und es bei diesen somit gar nicht dungen aktiv (Grafik 14, links). Die Abbruchgründe zu einem „Ausfall" kommen kann. Im Vergleich sind vielfältig. Der weitaus größte Teil der Gründe- schneiden Gründungen, bei denen höhere Summen rinnen und Gründer bricht aus persönlichen Gründen über 25.000 EUR eingesetzt werden (unabhängig ob ab, ohne unmittelbaren wirtschaftlichen Zwang (Gra- Eigenmittel oder Fremdkapital), bei der Bestands- fik 15, rechts). Beispiele für persönliche Gründe sind festigkeit deutlich besser ab (Grafik 14, rechts). Ins- familiäre Belastung, Stress, Krankheit, Unzufrieden- besondere Gründerinnen und Gründer, die ganz oh- heit mit dem erzielten Einkommen oder weil sich ei- ne Finanzkapital starten, zeigen höhere Abbruchra- ne bessere Jobalternative ergab.9 Auch sind viele ten. Hier spielt der Gründungszweck eine Rolle: Sol- Gründungen von vornherein befristet geplant, dies che Gründungen erfolgen häufiger zur vorüberge- gilt insbesondere für Nebenerwerbsgründungen. henden Einkommenserzielung, während höher kapi- talisierte Gründungen langfristiger angelegt sind.10 Grafik 14: Bestandsfestigkeit von Existenz- gründungen steigt mit Kapitalausstattung Grafik 15: Abbruch meist aus persönlichen Bestandsquoten von Gründungen in Prozent Gründen, ohne wirtschaftlichen Zwang (Kaplan-Meier Überlebensfunktion) Anteile in Prozent 100 100 8 90 90 24 86 11 32 80 80 Art der Grund der 70 70 Beendigung Beendigung 68 67 63 18 60 60 80 19 50 50 5 2 0 12 24 36 0 12 24 36 Monate nach Monate nach Persönliche Gründe Verkauf Befristet angelegt Gründung Gründung Übergabe Insolvenz Existenzgründungen Auflösung Anderer Grund Gründungen ohne (insg.) Besserer Job Kapitaleinsatz Datenreihen2 Unwirtschaftlichkeit Gründungen mit Kapital- einsatz bis zu 25.000 EUR Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Gründungen mit Kapital- einsatz über 25.000 EUR Quelle: KfW-Gründungsmonitor. beschafft werden kann oder mehr Planungs- und Über- Der Abbruch von Gründungsplänen geht häufig mit Fi- zeugungsarbeit bei Kapitalgebern anfällt als gedacht. nanzierungsschwierigkeiten einher. Im langjährigen Speziell bei Fremdfinanzierungen sind Gründungen Durchschnitt gibt etwa die Hälfte der Planabbrecher an, gegenüber bereits etablierten Unternehmern systema- Finanzierungsschwierigkeiten gehabt zu haben, so tisch im Nachteil. So fehlen Gründerinnen und Grün- auch 2019 mit 54 %. Je häufiger ein bestimmtes Pro- dern tendenziell vertrauensbildende und risikomindern- blem bei Planabbrüchen im Vergleich zu tatsächlichen de Elemente wie eine Unternehmerhistorie oder Si- Gründungen vorkommt, desto häufiger dürfte dieses cherheiten. Zudem haben sie häufig einen relativ ge- Problem als Gründungsbarriere gewirkt und effektiv ringen Kreditbedarf. Aufgrund von Fixkosten ist die Gründungen verhindert haben. Der entsprechende Vergabe kleinvolumiger Kredite für Finanzinstitute aber Saldo zwischen den Anteilen von Planabbrüchen und weniger attraktiv. Der Aufwand, eine Gründungsfinan- Gründungen mit Finanzierungsschwierigkeiten hat sich zierung unter Dach und Fach zu bringen, kann daher 2019 auf 42 Prozentpunkte erhöht. Die Barrierewirkung beträchtlich sein. Die Gründungsfinanzierung ist des- von Finanzierungsschwierigkeiten ist somit erneut stär- halb eine Herausforderung, an der viele bereits bei der ker geworden.11 12 Gründungsplanung scheitern. Seite 8
KfW-Gründungsmonitor 2020 Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen Grafik 16: Knapp ein Drittel der Selbstständigen hat Selbstständige hart Einnahmen in der Corona-Krise vollständig Auch konjunkturelle Sorgen haben eine Barrierewir- verloren kung, die aber in den letzten Jahren nicht sonderlich Verteilung Umsätze Verteilung Umsatzrückgänge in Prozent in Prozent stark war. Zuletzt hatten sie in der Finanzkrise einen größeren Effekt auf die Gründungstätigkeit. Dies könn- 13 20.000 EUR – Keine Einnahmen te 2020 wieder so sein. Denn die Maßnahmen zur Be- 12 34 mehr kämpfung der Corona-Pandemie haben zu einer welt- 10.000 EUR – weiten Rezession geführt. Selbstständige sind durch 16 – 100 % 5.000 EUR – die Corona-Krise hart getroffen. Das zeigen die Ergeb- 19 nisse einer Blitzbefragung in Kooperation mit der 27 – 75 % Gründerplattform (siehe Box 2) Anfang April 2020.13 15 2.000 EUR – – 50 % 17 12 Schon bevor die Pandemie in Deutschland ankam, wa- – 25 % 1.000 EUR – 9 ren Unternehmen und Selbstständige in Deutschland 15 – 0% 10 Keine Rückgänge von Umsatzrückgängen betroffen. So schlugen sich beispielsweise Reisewarnungen in den Umsätzen von Quelle: Corona-Blitzbefragung von KfW Research und Gründerplattform Reisebüros nieder. Nach dem Nachweis der ersten Grafik 17: Zeitplan und Geschäftsmodell sollen bei Corona-Infektionen in Deutschland wurden die Ein- je 4 von 10 Gründungsstarts angepasst werden schränkungen schrittweise verschärft – zuerst auf Län- Reaktionen in Prozent derebene, dann auch bundesweit. So waren Unter- nehmen und Selbstständige nicht nur durch eine indi- Zeitplan rekte Kaufzurückhaltung von Kunden betroffen, son- 57 41 2 dern teilweise ganz direkt durch die amtlich angeordne- Start wie geplant Planverschiebung Planabbruch te Einschränkung oder Stilllegung der Geschäftstätig- keit.14 Geschäftsmodell 60 25 16 Viele Selbstständige kamen so in eine existenzbedro- Keine Anpassung Vorübergehende Anpassung Dauerhafte Anpassung hende Lage. Von den Teilnehmern der Blitzbefragung Quelle: Corona-Blitzbefragung von KfW Research und Gründerplattform Anfang April verzeichneten 90 % Umsatzrückgänge, jeder Dritte hatte gar keine Einnahmen mehr (Grafik 16). Nach eigenen Aussagen kann nur knapp ein Drittel Box 2: Weitere Datengrundlagen der befragten Selbstständigen länger als 3 Monate mit Blitzbefragung auf der Gründerplattform16 eigenen Mitteln durchhalten. Gerade jene mit begrenz- Im April diesen Jahres hat KfW Research in Koope- ter Durchhaltefähigkeit nutzen die staatlichen Hilfsan- ration mit der Gründerplattform eine Blitzbefragung gebote, um ihre Zahlungsfähigkeit zu verlängern. unter dort registrierten Nutzer durchgeführt. Inner- halb einer Woche lagen 596 auswertbare Antworten Viele Unternehmen und Selbstständige versuchen, ihre aus der Online-Umfrage vor; 429 von aktuell Selbst- pandemiebedingten Umsatzeinbrüche dadurch abzufe- ständigen und 167 von Personen in der Gründungs- dern, dass sie ihr Geschäftsmodell anpassen. Gastro- planung. Aufgrund des Befragungsdesigns sind die nomiebetrieben wurde beispielsweise eine Möglichkeit Ergebnisse der Blitzbefragung nicht repräsentativ. zur Anpassung bereits bei der amtlichen Verfügung, Sie geben jedoch einen wichtigen Einblick in die Be- dass sie keine Gäste mehr empfangen dürfen, aufge- troffenheit der Befragten durch die Corona-Krise. zeigt: Speisen zum Mitnehmen zu verkaufen oder Es- sen zu liefern bleibt weiter erlaubt. So haben viele Zusatzbefragungen zum KfW-Gründungsmonitor Gastronomiebetriebe ihr Angebot auf „To go“- oder Lie- Seit dem Jahr 2015 wurde zu jeder Haupterhebung feralternativen umgestellt. Daran nehmen sich auch des KfW-Gründungsmonitors im Frühjahr des Folge- Unternehmen und Selbstständige anderer Branchen jahres eine Zusatzbefragung durchgeführt. Bei die- ein Beispiel: über die Hälfte der Selbstständigen passt sen Zusatzbefragungen wurden alle in der jeweiligen ihr Angebot zumindest vorübergehend den neuen Be- Hauptbefragung identifizierten Gründerinnen und dingungen an. Die Krise hinterlässt auch bei Grün- Gründer, die ihr Einverständnis für eine erneute Be- dungsplanungen Spuren: 4 von 10 der Gründungspla- fragung gaben, zur Beantwortung weniger Vertie- nerinnen und -planer wollen ihre Gründungspläne ver- fungsfragen noch einmal angerufen. schieben, ähnliche viele wollen ihr Geschäftsmodell anpassen (Grafik 17).15 Seite 9
KfW Research Gründungsstandort Deutschland ist gut, hat aber Tabelle 2: Experten sehen Verbesserung der Luft nach oben Rahmenbedingungen über die Zeit Bereits mehr als ein Jahr bevor die Corona-Pandemie Bewertung durch Expertinnen und Experten auf Basis einer Likert- in Deutschland ankam, ist die Bundesregierung in die Skala (, höher ist besser) „Gründungsoffensive“ gegangen: GO!17 Die Grün- 2015 2017 2018 2019 dungsoffensive umfasst Maßnahmen wie den Ausbau Physische Infrastruktur 3,8 4,0 3,6 3,6 bestimmter Förderinstrumente zur Gründungsfinanzie- Berater und Zulieferer 3,5 3,4 3,4 3,6 rung, aber auch schwieriger zu bewältigende Vorhaben Öffentliche Förderprogramme 3,4 3,4 3,5 3,6 wie die Stärkung der Gründungskultur in Deutschland. Marktdynamik 2,7 2,8 3,1 3,4 Der Gründungsstandort Deutschland steht im internati- Finanzierung 2,6 2,8 2,8 3,1 onalen Vergleich gut da, kann aber weiter gestärkt Marktzugangsbarrieren 3,1 2,7 3,1 3,1 werden.18 Das zeigt auch die Bewertung gründungs- Außerschulische 2,5 2,6 2,7 2,9 Gründungsausbildung spezifischer Rahmenbedingungen durch Expertinnen Gründungskultur 2,5 2,6 2,7 2,9 und Experten im Rahmen des Global Entrepreneurship Wissens- und Monitors. Über die vergangenen Jahre lässt sich hier Technologietransfer 2,4 2,6 2,8 2,9 tendenziell eine Verbesserung der durchschnittlichen Regulierung und Steuern 2,3 2,5 2,6 2,6 Bewertungen erkennen (Tabelle 2). Es gibt aber auch Priorität und Engagement Faktoren mit Luft nach oben. 2,5 2,7 2,6 2,6 der Politik Schulische 1,7 1,6 1,8 2,0 Gründungsausbildung Gründerinnen und Gründer bewerten die spezifischen Rahmenbedingungen tendenziell kritischer als die Ex- Quelle: Global Entrepreneurship Monitor, Befragungen von Expertin- 21 pertinnen und Experten (Tabelle 3). Dies zeigen die re- nen und Experten. gelmäßigen Zusatzbefragungen zum KfW-Gründungs- monitor (siehe Box 2). Auch lässt sich bei deren Ein- schätzung keine Verbesserung über die vergangenen Tabelle 3: Gründerinnen und Gründer sehen nur Jahre erkennen. So liegen die Bedingungen für die wenige Fortschritte bei Rahmenbedingungen Gründungsfinanzierung (Verfügbarkeit von Eigen- und Bewertung durch Gründerinnen und Gründer anhand gängiger Fremdkapital, öffentliche Förderung) bei Gründern eher Schulnoten von 1 bis 6 () im unteren Mittelfeld, im Expertenranking dagegen im 2015 2017 2018 2019 oberen Drittel. Hinsichtlich der öffentlichen Förderung Freier Marktzugang 2,5 2,5 2,4 2,4 gibt es im internationalen Vergleich kein Land, das in Gründerimage 2,3 2,5 2,5 2,5 der Experteneinschätzung signifikant besser abschnei- Qualität der Infrastruktur 2,3 2,7 2,6 2,7 det als Deutschland. Die deutsche öffentliche Förderin- frastruktur setzt international offenbar Maßstäbe.19 Die Schutz geistigen Eigentums 2,9 2,9 2,8 2,8 vergleichsweise schlechte Bewertung durch die Grün- Beratungsangebote 2,6 2,7 2,8 2,7 derinnen und Gründer kann daran liegen, dass es Gesetzliche Regelungen 3,2 3,3 3,1 3,1 ihnen schwerfällt, den Überblick über die Fördervielfalt Zugang zu Wagniskapital 3,3 3,4 3,3 3,3 zu behalten, es also einer besseren Informationspolitik Zugang zu öff. Fördermitteln 3,2 3,4 3,4 3,3 über die Förderung und eines einfacheren Zugangs Berichtspflichten 3,5 3,7 3,6 3,6 dazu bedarf. Steuerliche Belastung 3,6 3,8 3,6 3,7 Es zeigen sich aber auch Übereinstimmungen zwi- Kreditverfügbarkeit 3,7 3,6 3,7 3,7 schen Gründer- und Expertenmeinung. Am treffends- Engagement der Politik* 3,6 3,9 3,8 3,7 ten ist diese, was die Vermittlung unternehmerischer Bildungssystem** 3,8 4,2 3,9 4,0 Kenntnisse und Fähigkeiten angeht. Dieser Aspekt * Für Belange von Gründerinnen und Gründern, Selbstständigen und landet in beiden Rankings auf dem letzten Platz. Der Unternehmerinnen und Unternehmer Bedarf, gründungsbezogene Inhalte in deutschen ** In Bezug auf die Vermittlung unternehmerisch relevanter Kenntnis- se und Fähigkeiten Schulen stärker zu behandeln, ist also offenbar groß.20 Obwohl Gründerthemen auf der wirtschaftspolitischen Quelle: Zusatzbefragungen zum KfW-Gründungsmonitor (siehe Agenda stehen, nehmen Gründerinnen und Gründer Box 2), ungewichtete Einschätzung der Antwortenden. das Engagement der Politik für ihre Belange nur als ausreichend wahr. Auch die Einschätzung von Grün- dungsexperten zum Politikengagement liegt trotz Gründungsoffensive auf dem vorletzten Platz. Seite 10
KfW-Gründungsmonitor 2020 Gründungstätigkeit 2020: Der Schatten der Corona- Grafik 18: Erneut mehr Gründungsplanungen Pandemie legt sich über die positiven Signale Erwerbsfähige mit Gründungsplänen in Prozent Der Anstieg der Gründungstätigkeit 2019 hatte sich be- reits 2018 angekündigt: die Zahl der „Nascent Entre- 6,1 6,4 preneurs“ also Personen, die sich im Gründungspro- zess befinden, nahm deutlich zu.22 Zwar werden viele Gründungsplanungen nie in die Tat umgesetzt – so ist 4,1 3,5 3,2 3,4 die Planungsquote im Vergleich zur Gründungsquote 2,6 3,0 um ein Vielfaches höher – die Höhe der Planungsquote 2,9 ist allerdings zweitrangig, entscheidend ist ihr Verlauf. Der Prozess von Idee bis Umsetzung dauert im Durch- 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 schnitt mehrere Monate, die Veränderung der Pla- Planungen (insg.), davon: nungsquote ist daher ein guter Indikator für die Ent- Pläne für Vollerwerb Pläne für Nebenerwerb wicklung der Gründerquote im Folgejahr.23 Die Anteile basieren auf den Antworten zu den beiden Fragen: „Haben Sie sich in den letzten 12 Monaten einmal ernsthaft damit Im Jahr 2019 ist die Planungsquote weiter gestiegen beschäftigt, sich selbstständig zu machen – sei es im Voll- oder im (Grafik 18). Das wäre unter normalen Umständen ein Nebenerwerb?“ und „Haben Sie diese Pläne inzwischen wieder auf- gegeben?“ positives Signal für die Gründungstätigkeit 2020. Durch die Corona-Pandemie verliert dieses Signal jedoch an Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Aussagekraft, da die Auswirkungen des Ausnahmezu- stands schwer abzuschätzen sind. So wird sich sowohl Tabelle 4: Übersicht über die Anzahl von die Rezession im Allgemeinen als auch der Eindruck Gründungen nach verschiedenen Abgrenzungen von der existenzbedrohenden Lage, in der sich Selbst- ständige verschiedenster Branchen durch die aktuelle Anzahl Existenzgründungen in Tausend Krise befinden, auf die aktuellen Gründungsplanungen 2017 2018 2019 auswirken. Die Blitzbefragung von KfW Research und Existenzgründungen (insg.) 557 547 605 Gründerplattform.de hat dies ja bereits gezeigt: 4 von 10 Gründungsplänen sollen verschoben werden (Grafik Vollerwerbsgründungen 234 255 228 17).24 Die Krise wird jedoch auch einen, die Grün- Nebenerwerbsgründungen 323 292 377 dungstätigkeit antreibenden Effekt haben. So ist zu er- Chancengründungen 390 382 439 warten, dass dieses Jahr durch die krisenbedingt zu- Notgründungen 135 148 141 nehmende Erwerbslosigkeit die Zahl der Notgründun- Frauen 208 216 215 gen steigen wird. Welcher Effekt letztlich überwiegen Männer 349 331 390 wird, bleibt abzuwarten. Neugründungen 430 432 481 Übernahmegründungen 58 72 67 Sologründungen 487 488 531 davon: ohne Beschäftigte 371 341 385 Gründungen mit Beschäftigte 115 147 147 Innovative Gründungen 76 58 77 Digitale Gründungen 144 122 170 Wachstumsgründungen 127 130 149 Quelle: KfW-Gründungsmonitor. Seite 11
KfW Research Box 3: Weitere Analysen zum Gründungsgeschehen und Datenzugang zum KfW-Gründungsmonitor Der Tabellen- und Methodenband zum KfW-Gründungsmonitor mit zusätzlichen Informationen zum Grün- dungsgeschehen sowie weitere KfW Research Publikationen zur Gründungstätigkeit in Deutschland sind auf unserer Themenseite zu Innovation und Gründung zu finden: KfW.de/KfW-Konzern/KfW-Research/Publikationen-thematisch/Innovationen-und-Gründungen. Der KfW-Gründungsmonitor ist ein wissenschaftlicher Datensatz zum Zweck der volkswirtschaftlichen Analyse der Gründungstätigkeit in Deutschland. Er steht externen Wissenschaftlern für empirische Forschungsarbeiten unter bestimmten Zugangsvoraussetzungen offen. Mehr Informationen gib es unter: KfW.de/KfW-Konzern/KfW-Research/Über-KfW-Research/Forschungskooperationen. 1 Statistisches Bundesamt (2020), Deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2019 um 0,6 % gewachsen, Pressemitteilung Nr. 018 vom 15.01.2020 (Link). 2 Eigene Berechnungen auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, Einwohner und Erwerbsbeteiligung (Inländerkonzept) des Statistisches Bun- desamts, Stand: 30.04.2020 (Link). 3 Bundesagentur für Arbeit, Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Monatsberichte zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt, Dezember eines jeden Jahres. 4 Metzger, G. (2019), Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit nimmt ab, Lichtblick durch Jüngere, Fokus Volkswirtschaft Nr. 261, KfW Research (Link). 5 Der mit dem Lebensalter nachlassende Selbstständigkeitswunsch dürfte mit der typischen Berufserfahrung Erwerbstätiger zusammenhän gen. Je länger man in seinem Berufsleben ausschließlich angestellt ist, desto stärker wird man von dieser Erwerbsform geprägt. Es tritt eine Gewöhnung ein, die vom Gründen abhält. Darüber hinaus nimmt mit steigendem Alter die Offenheit des persönlichen Netzwerks ab, das eigene Spezialwissen nimmt zu, die finanzielle Abhängigkeit von einem Arbeitgeber wird stärker ebenso wie die familiäre Gebundenheit. In der Literatur wird diesbezüglich auch von „career handcuffs“, „golden hand-cuffs“ und „family handcuffs“ gesprochen, die Ältere stärker vom Gründen abhalten als Jüngere, siehe Wasserman (2012), The founder’s dilemmas: anticipating and avoi- ding the pitfalls that can sink a startup, Princeton University Press. 6 Es handelt sich dabei um die Flash Eurobarometer mit den Nummern 83, 107, 134, 146, 160, 192, 283 und 354. Die relevante Frage im Flash Eurobarometer Entrepreneurship lautete bis 2009: „Angenommen, Sie könnten sich zwischen verschiedenen Arten von Berufstätigkeit entscheiden. Was würden Sie bevorzu- gen: als Arbeitnehmer zu arbeiten oder selbstständig zu sein?“ Im Jahr 2012 lautete die Frage mit „Angenommen, Sie könnten zwischen verschiedenen Arten von Berufstätigkeit wählen, wären Sie dann lieber angestellt oder selbstständig?“ geringfügig anders. Im KfW-Gründungsmonitor lautete die Frage: „Unabhängig von Ihrer aktuellen persönlichen Situation: Wenn Sie zwischen verschiedenen Arten von Berufstätigkeit wählen könnten, wären Sie dann lieber angestellt oder selbstständig?“ Die leicht unterschiedlichen Fragestellungen könnten das Antwortverhalten der Befragten beeinflusst haben. Da sich je nach betrachteter Perso- nengruppe unterschiedliche, auch vom allgemeinen Trend abweichende Entwicklungen zeigen, ist eine Verzerrung der Ergebnisse in eine bestimmte Richtung nicht zu erkennen. 7 Mit der Berichterstattung zum KfW-Gründungsmonitor 2019 wurde die Definition von „Chancengründungen“ der Forschungspraxis angepasst. Für Chancen- gründungen (englisch: opportunity entrepreneurs) ist das Ausnutzen einer Geschäftsgelegenheit (englisch: business opportunity) charakteristisch. Diese Definiti- on wurde analog übernommen. Bisher wurden Chancengründungen über das Ausnutzen einer Geschäftsidee identifiziert. Anteil und Zahl der Chancengründun- gen ist somit nicht mehr mit früheren Veröffentlichungen des KfW-Gründungsmonitors vergleichbar. 8 Digitale Gründer sind Gründer, deren Angebot nur durch den Einsatz digitaler Technologien nutzbar ist. Die Geschäftsmodelle digitaler Gründer sind vielfältig: Sie können rein digital sein, wie bei App-Anbietern, Betreibern von Webportalen oder Webhosting-Diensten; sie können eine wesentliche digitale Komponente haben, wie bei Onlinehändlern oder Anbietern, die (selbst hergestellte) Produkte oder Dienstleistungen nur über Online-Marktplätze („Gig-Economy“) vertreiben; oder sie umfassen eine Tätigkeit, die im Wesentlichen auf digitaler Technologie basiert, wie bei Softwareentwicklern, Webdesignern, IT-Consultants, im Online- Marketing oder bei der Digitalfotografie. 9 Metzger, G. (2015), Deutschland einig Gründerland? Mitnichten! Ein Bundesländervergleich, Fokus Volkswirtschaft Nr. 111, KfW Research (Link). 10 Die Vollzeitäquivalente (VZÄ) der Neugründer entsprechen der Summe ihrer individuellen Wochenarbeitszeit bezogen auf eine Standardarbeitswoche von 40 Stunden. Da Neugründer im Vollerwerb typischerweise mehr, im Nebenerwerb aber deutlich weniger als eine Standardarbeitswoche arbeiten, ist ihr Beitrag gemessen in VZÄ regelmäßig höher bzw. niedriger als ihre Kopfzahl. Während bei früheren Veröffentlichungen des KfW-Gründungsmonitors Ausreißer bei An- gaben zur Wochenarbeitszeit unberücksichtigt blieben, werden ab jetzt die Angaben zur Wochenarbeitszeit bei 80 Stunden gedeckelt. Mit dieser Begrenzung steht die durchschnittliche Wochenarbeitszeit für vollzeitarbeitende Soloselbstständige mit der Erhebung des Arbeitszeitreports der Bundesanstalt für Arbeits- schutz und Arbeitsmedizin in Einklang, siehe BAuA (2016), Arbeitszeitreport Deutschland 2016, Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Link). Zur Berechnung der VZÄ von Mitarbeitern gehen jene in Vollzeit als ganze und jene in Teilzeit als halbe Arbeitsplätze ein. Ausreißer bei Angaben zu den Belegschaften bleiben unberücksichtigt. 11 Vergleiche auch Egeln, Falk, Heger, Höwer und Metzger (2010), Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Mannheim und Neuss, März 2010 (Link). 12 Zum Einfluss verschiedener Gründercharakteristika und Projektmerkmale auf die Bestandsfestigkeit von Existenzgründungen siehe Metzger, G. (2019), KfW-Gründungsmonitor 2019, Tabellen- und Methodenband, KfW Research, Seite 22 (Link). 13 Metzger, G. (2020), Blitzbefragung: Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen Selbstständige hart, Fokus Volkswirtschaft Nr. 282, KfW Research (Link). 14 Nach gemeinsamen Beschluss des Bundes und der Länder vom 16.03.2020 müssen Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und Theater, Opern, Konzerthäuser, Museen, Messen, Kinos, Freizeit- und Tierparks sowie Spielbanken, Spielhallen, Bordelle, Wettannahmestellen, Spielplätze, Sportanlagen, Schwimmbäder und Fitnessstudios vorerst geschlossen werden. Übernachtungen in Hotels und Pensionen zu touristischen Zwecken sind nicht mehr erlaubt. Gottesdienste finden nicht mehr statt. Restaurants, Cafés und Kneipen dürfen keine Gäste mehr empfangen. Speisen zum Mitnehmen zu verkaufen oder Essen zu liefern ist aber weiter erlaubt. 15 Metzger, G. (2020), Blitzbefragung: Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen Selbstständige hart, Fokus Volkswirtschaft Nr. 282, KfW Research (Link). Seite 12
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