Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf

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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
Kirchenführer
Pfarrkirche Christkönig
Nordendorf

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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
Ein Kirchenführer durch die Christkönigkirche Nordendorf

    2. überarbeitete Auflage, 2021

    Herzliches Vergelt´s Gott an Renate und Werner Ihm, aus deren Hand
    die erste Auflage des Kirchenführers stammt und die im Wesentlichen
    die Grundlage für diese 2. Auflage ist; aufgelegt zum 60. Weihetag des
    Gotteshauses am 3. Juni 2021.
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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
Grüß Gott,
unsere Pfarrkirche „Christkönig
Nordendorf“ feiert in diesem Jahr
das 60. Jahr ihres Bestehens - ein
Anlass, Gott zu danken.
Die ehemalige an der Schmutter
gebaute Jakobuskirche vermochte
bis dahin den geistigen Bedürfnis-
sen der Gläubigen unseres Ortes
Nordendorf zu dienen. Die stetig
wachsende Zahl der Katholiken
stellte aber eine neue Herausfor-
derung dar. Die Pfarrkirche Sankt     Eine Jakobskirche weist auf den
Georg Westendorf, fungierte seit      Weg hin, den einst Sankt Jakob
jeher bis zum Jahr 1972 als Mut-      gegangen ist, um das Wort Gottes
terkirche für die religiösen Belan-   zu verkünden. Die Kirche ist ihrem
ge der umgebenden Kirchen samt        Wesen nach Pilgerin. Die „kleine“
Kapellen.                             Jakobskirche mündet durch den
Unsere Kirche wurde am 3. Juni        Erbau der neuen Kirche in die „gro-
1961 von Bischof Dr. Josef Freun-     ße“ Christkönigskirche und be-
dorfer feierlich eingeweiht. We-      zeichnet dadurch, wozu Kirche als
gen der Corona-Pandemie wird          „pilgerndes Volk Gottes“ (Schrei-
das Jubiläumsfest am Patrozini-       ben von Papst Franziskus, Juni
umstag, dem 21. November 2021,        2019) auf dem Weg ist. Das Ziel
feierlich begangen. Ich bin Hochw.    der Kirche auf Erden ist es „Keim
Herrn Weihbischof Florian Wörner      und Anfang des Reiches auf Erden
von Herzen dankbar für seine Zu-      zu sein bis sie mit ihrem König in
sage, dem Festgottesdienst als        Herrlichkeit vereint wird.“ (Lumen
Hauptzelebrant vorzustehen.           Gentium 5).
„Seid meine Zeugen“ (Mt 28, 19a),     Christus als König - an seinem Amt
in anderen Worten „macht alle         sind wir in der Taufe teilhaftig ge-
Menschen zu meinen Jüngern!“          worden. Christus als König ruft uns
Mit diesen Worten ergeht die Sen-     ins Gewissen, dass er am Ende der
dung Jesu an seine Kirche. Der        Zeiten Rechenschaft von uns ver-
Vater hat den Sohn gesandt, der       langt (Mt 25, 31-46).
wiederum seine Jünger aussendet       Es ist schön, dass unsere Vorfahren
(Joh 20,21), bekräftigt durch den     unsere Kirche dem König Christus
Heiligen Geist (Joh 14, 26).          geweiht haben.

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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
Christus, der König begleitet uns      Priester, Wohltäter, Förderer und
    vom Anfang unseres Lebens bis zu       Unterstützer unserer Pfarrkirche
    dessen Vollendung. Wir sind auf        und alle Gläubigen segnen und ih-
    dem Weg, dessen Ziel Er selbst         nen ihre Wohltaten vergelten.
    ist. Möge Christus, der König alle

    Sehr geehrte, liebe Besucherinnen
    und Besucher der Christkönigs-Kirche
    in Nordendorf,
                                           Christkönigsfest, das das Kirchen-
                                           jahr beschließt und unmittelbar
                                           zum Advent, dem Beginn des neu-
                                           en Kirchenjahres überleitet, ist, li-
                                           turgisch gesehen, ein recht junges
                                           Fest. Es wurde vor knapp 100 Jah-
                                           ren, am 11. Dezember 1925, von
                                           Papst Pius XI. eingeführt. Während
                                           damals in den europäischen Län-
                                           dern die Staatsform der Monarchie
                                           nach und nach von der der Demo-
                                           kratie abgelöst wurde, stellte die
                                           Kirche den Gläubigen Christus als
                                           den wahren König vor Augen. Auf
                                           ihn sollen sie ihre Hoffnung set-
                                           zen, auf ihn, dem Fundament ihres
                                           Lebens, dürfen sie bauen, denn er
                                           bleibt bei allem gesellschaftlichen
                                           Wandel der feste Grund, auf dem
                                           wir stehen (vgl. 2 Tim 2,19).
                                           Aber was ist das für ein König-
                                           tum, das Königtum Christi? Jesus
    im Jahr 1961, also vor 60 Jahren,      selbst sagt vor Pilatus: „Mein Kö-
    wurde die Nordendorfer Pfarr-          nigtum ist nicht von dieser Welt!“
    kirche geweiht und dem Patronat        (Joh 18,33.36). Als kleines Kind
    Christi, des Königs, anvertraut. Das   kommt er in der Armut der Krippe
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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
von Betlehem zur Welt; von den         zu mir, die ihr mühselig und beladen
üblichen Zeichen königlicher Wür-      seid!“ (Mt 11,28) Ich gebe euch
de wie Krone, Zepter o. Ä. keine       eure königliche Würde wieder zu-
Spur. Später wird man ihm eine         rück! Denn so ist es uns in der Of-
Dornenkrone aufsetzen und über         fenbarung des Johannes verspro-
sein Kreuz zum Spott schreiben:        chen worden: „Er (Jesus Christus)
„Jesus von Nazaret, der König der      ist der treue Zeuge, der Erstgebore-
Juden“ (Joh 19,19). In Demut trägt     ne der Toten, der Herrscher über die
er unsere Lasten bis hin zur Last      Könige der Erde. Ihm, der uns liebt
der Sünde der ganzen Menschheit;       und uns von unseren Sünden er-
und er nimmt sie nicht nur auf sich,   löst hat durch sein Blut, der uns zu
sondern tilgt sie durch seinen Tod     einem Königreich gemacht hat und
am Kreuz, um uns so mit Gott zu        zu Priestern vor Gott, seinem Va-
versöhnen.                             ter: Ihm sei die Herrlichkeit und die
In der Nordendorfer Pfarrkirche        Macht in alle Ewigkeit. Amen“ (Offb
wird das Königtum Christi durch        1,5-6).
ein beeindruckendes Kreuz über         Alle, die die Nordendorfer Pfarr-
dem Altar dargestellt: Mit einem       kirche besuchen, dort beten und
roten Gewand angetan – Hinweis         Gottesdienst feiern, mögen er-
auf das Opfer Jesu am Kreuz, an        fahren, dass das Königreich Chris-
dem wir ja in jeder Eucharistiefeier   ti schon unter uns ist und wir hier
teilhaben – breitet Jesus die Arme     und heute schon als Königskinder
aus, als wolle er sagen: „Kommt alle   leben dürfen.

Kirchengeschichte
Der Name Nordendorf stammt von         Herren von Nordendorf, ein Nor-
den Franken, die den Ort wahr-         dendorfer als Sigfrid II. zum Bi-
scheinlich auch christianisiert ha-    schof von Augsburg gewählt.
ben. Seit ältester Zeit gehörte        Von 1301 bis Ende des 13. Jahr-
Nordendorf kirchenrechtlich zur        hunderts übten die Herren von
Pfarrei Westendorf. Im Jahre 1077      Dornsperch, bzw. Dornsberg, das
wurde aus dem Geschlecht der           Marschall- und Truchsessamt der
Marschalle von Dornsberg, der          Bischöfe von Augsburg aus.

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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
alte Kirche um 1950

    Marquard von Dornsberg gründe-       Inschrift: „ULRICH MAYSCHPERGER
    te infolge eines Gelübdes im Jahre   AUGSBURG GOS MICH 1548“ so-
    1152 das Benediktiner- Mönchs-       wie die Lage der alten Kirche im
    und Frauenkloster Holzen.            ursprünglichen Ortskern an der
    Ein Nachteil für Nordendorf war      Schmutter (an der Stelle des An-
    es, dass die Burg Dornsberg zur      wesens Kaiser Schmutterstr. 5) las-
    Pfarrei Ehingen gehörte. So kam      sen vermuten, dass sich an dieser
    es, dass das kirchliche Leben in     Stelle schon im 14. oder 15. Jahr-
    Nordendorf von den Grundherren       hundert ein Gotteshaus befand.
    wenig gefördert wurde, während       Diese „alte“ Kirche stammte über-
    in Ehingen zwei Kirchen erbaut       wiegend (Chor, Sakristei, vorderes
    wurden und das Kloster Holzen        Kirchenschiff) aus der zweiten
    aufblühte.                           Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er-
    Es ist nicht bekannt, wann in Nor-   baut nach dem 30-jährigen Krieg
    dendorf erstmals eine Kirche         wurde sie 1922 durch einen Anbau
    stand. Eine spätgotische Madonna     verlängert.
    mit Kind und eine Glocke mit der

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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
Das Fuggerschloss hatte eine eige-
                                           ne Hauskapelle, die 1675 erbaut
    Zwischen dem 24. und 26. April         wurde und 1862 dem Schlossbrand
    1972 wurde sie abgebrochen,            zum Opfer fiel. 1868 wurde sie neu
    nachdem sie durch den Neubau           errichtet und ab 1876 wurde dort
    der Pfarrkirche Christkönig jahre-     einmal im Monat die heilige Messe
    lang ungenutzt und dem Verfall         gefeiert.
    preisgegeben war. Die Altäre der       Um die Mitte des 19. Jahrhunderts
    Kirche stehen als Leihgabe seither     war in Nordendorf ein „Schulbene-
    in der Pfarrkirche Laimering bei       fizium“ errichtet. Das erste Schul-
    Friedberg.                             und gleichzeitig Benefiziatenhaus
    Die Kirche war dem Hl. Jakobus ge-     stand an der Stelle des heutigen
    weiht, ein im Hochmittelalter sehr     Pfarrhofs. Gegen Ende des 19.
    beliebtes Patrozinium, das – wie       Jahrhunderts war die Benefizi-
    die Jakobuskirchen in Biberbach        atenstelle wieder verwaist; den
    und Gersthofen – darauf schlie-        Schuldienst übernahm ein Lehrer.
    ßen lässt, dass unser Dorf auch an     Um diese Zeit stand es um die
    einem Pilgerweg zum Grab des Hl.       Seelsorge in Nordendorf nicht ge-
    Apostels im spanischen Santiago        rade rosig. Bis 1906 wurden ledig-
    de Campostela lag.                     lich zwei Sonntagsgottesdienste
    Eine Gedenkplatte im Durchgang         im Jahr in unserer Gemeinde ab-
    zwischen Pfarrkirche und Pfarr-        gehalten. Einer am Sonntag vor
    heim, sowie die renovierte Jako-       Jakobi (Patrozinium) und einer am
    bus-Statue aus dem 18. Jahrhun-        Sonntag vor Mariä Namen. Dazu
    dert am Mittelpfeiler der neuen        kam einmal pro Woche eine Werk-
    Kirche, die ebenfalls aus der alten    tagsmesse. Sämtliche Taufen, Erst-
    Kirche stammt, erinnern noch an        kommunionen, Hochzeiten und
    das alte Patrozinium.                  Beerdigungen fanden in Westen-
    Seit dem Erwerb des Norden-            dorf statt.
    dorfer Schlosses 1580 prägten          1907 wurde in Westendorf eine
    die Fugger als Herren des Ortes        Kaplanstelle errichtet, die für Nor-
    auch das kirchliche Leben der Ge-      dendorf den Vorteil von regelmä-
    meinde mit. So stiftete Gräfin Eva     ßigen     Sonntagsgottesdiensten
    Maria Dorothea Fugger, geb. vom        und zweier Werktagmessen in der
    Pappenheim, im 18. Jahrhundert         eigenen Kirche mit sich brachte.
    die Altäre für die alte Kirche und     Ab 1926 wurde Nordendorf dann
    ließ sich auf dem Hochaltarbild        vom jeweiligen Kuraten von Ellgau
    als Stifterin darstellen. Die Gruft-   seelsorglich mit betreut.
    kapelle der Nordendorfer Fugger        1927 folgte die Anlage des eignen
    befindet sich in der Frauenkirche      Gemeindefriedhofes in der Orts-
    zu Ehingen.                            mitte. Die große Wiese zwischen
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Kirchenführer Pfarrkirche Christkönig Nordendorf
dem Friedhof und der damaligen       Kirche ausersehen. Dieser konnte
Schule wurde wohl schon damals       allerdings erst von 1959 bis 1961
für den eventuellen Neubau einer     erfolgen.

Auf dem Weg zur selbständigen Pfarrei
Am 1. Juli 1963 zog mit Pfarrer      unabhängig wurde. Bedingt durch
Zimmerer erstmals ein eigener        den ständig wachsenden Priester-
Seelsorger in dem neu errichteten    mangel wurde Nordendorf 2016
Nordendorfer Pfarrhof ein.           in die Pfarreiengemeinschaft Nor-
Es dauerte allerdings noch bis zum   dendorf/Westendorf eingebunden.
1. Juli 1976, bis Nordendorf zur     Längst war die alte Jakobus-Kirche
selbstständigen Pfarrei erhoben      an der Schmutter zu klein gewor-
wurde und damit endgültig von        den. So wie viele andere Orte war
der „Mutterpfarrei“ Westendorf       das Dorf nach dem Krieg sehr stark
                                                                          9
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gewachsen und es wuchs noch im-       Kreutzer und Robert Gerum gefer-
     mer.                                  tigten Baupläne genehmigt und
     Aus diesem Grund hatte der dama-      am 12. Dezember 1959 konnte der
     lige Seesorger von Ellgau und Nor-    erste Spatenstich erfolgen.
     dendorf, Kurat Paul Regner, im Mai    Am Palmsonntag, 10. April 1960,
     1957 ein Gesuch zum Bau einer         fand die feierliche Grundsteinle-
     neuen Kirche beim Bischöflichen       gung statt und bereits am 29. Juli
     Ordinariat in Augsburg eingereicht    konnte das Richtfest gefeiert wer-
     – jedoch ohne Erfolg. Nicht nur die   den. Bei der Weihe durch Bischof
     Notwendigkeit einer größeren Kir-     Dr. Josef Freundorfer am 3. Juni
     che war nachzuweisen, sondern         1961 war die Kirche bis zum letz-
     vor allem das Interesse der Bevöl-    ten Handgriff vollendet. Ein gro-
     kerung an einem Gotteshaus!           ßer Verdienst vor allem der Familie
     Um dies zu bewerkstelligen grün-      Dr. Eberle.
     deten die Nordendorfer am 16.         Auch für die finanzielle Versor-
     November 1958 im Gasthaus Sei-        gung des Baus sorgte der Kirchen-
     ler einen Kirchenbauverein, be-       bauverein. Die gesamte Innenaus-
     stehend aus:                          stattung hatte beispielsweise die
     Dr. Tim. Eberle (1. Vorsitzender),    Kirchengemeinde selbst zu finan-
     Karl Buchschuster (2. Vorsitzen-      zieren.
     der), Beisitzer: Bgm. Wilhelm Kott-   Große Spendenaktionen in der Ge-
     mair, Barbara Winkler, Johann Bil-    meinde und darüber hinaus wur-
     ler, Kaspar Gärtner, Eugen Hurler,    den organisiert – und der Erfolg
     Jakob Jung, Anton Lunzner, Paul       blieb nicht aus. So konnte die Kir-
     Stiglmair.                            che auch künstlerisch wertvoll aus-
     Kurat Paul Regner wurde Ehren-        gestattet werden.
     vorsitzender.                         Der in feuchten Beton geritzte
     In kurzer Zeit wuchs die Mitglie-     Kreuzweg auf der Südseite sowie
     derzahl von 132 Gründungsmit-         das Tafelbild in der Seitenapsis
     gliedern auf 450 an. Die Gemeinde     stammen aus der Hand des Augs-
     stellte den Baugrund kostenlos        burger Künstlers Wolfgang Lettl.
     zur Verfügung.                        Die fünf Glasfenster an der Nord-
     Bereits Mitte Dezember ging er-       seite mit überlebensgroßen Dar-
     neut ein Baugesuch an die Diöze-      stellungen der Propheten Jesaja,
     se. Der Bischof persönlich empfing    Ezechiel, Jeremias, Daniel und Sa-
     am 7. Januar 1959 eine Abordnung      charja sind ebenfalls von ihm ent-
     des Vereins mit Kurat Regner, Dr.     worfen. Der holzgeschnitzte Ambo
     Eberle und Bgm. Kottmair und gab      und das große Christkönigs-Kreuz
     die Zusicherung zum Kirchenbau.       über dem Altar sind Werke des
     Im Mai 1959 waren die von den         Münchner Bildhauers Karl Heme-
     Augsburger Architekten Adolf          ter.
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2005 wurde eine neue Orgel einge-   modernisiert. Eine neue Heizungs-
baut. In den Jahren 2019 bis 2020   und Lüftungsanlage wurde einge-
wurde eine umfassende Sanierung     baut.
der Kirche vorgenommen. Im Au-      Die Gesamtkosten für alle die-
ßenbereich wurden die Betonteile    se Maßnahme beliefen sich auf
und der Außenanstrich erneuert.     ca. 750.000 €. Von diesem Betrag
Ebenso wurden die Abwasser- und     musste die Kirchengemeinde ca.
Dachrinnenabflüsse saniert. Der     270.000 € selbst aufbringen, was
Zugang zum Gemeindefriedhof         Dank großzügiger Spenden in
über die Gedächtnishalle wurde      Höhe von circa 30.000 € und finan-
behindertengerecht gestaltet.       ziellen Rücklagen gut gelang.
Im Innenbereich der Kirche wurde    So ist unsere Kirche jetzt auf einem
die gesamte Elektroanlage sowie     bautechnisch zeitgemäßen Stand.
die Beleuchtung im Altarraum

                                                                           11
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Umgeben vom Raum
     Dämmerlicht, fast wie in einer         Ansonsten erhält der Kirchenraum
     alten gotischen Kathedrale, um-        sein Licht durch die fünf „Prophe-
     fängt den Besucher, der vom Vor-       tenfenster“, die praktisch die ge-
     hof, vom Atrium aus unsere Kirche      samte Nordseite einnehmen. An
     betritt. Verstärkt wird der Ein-       seltenen Tagen, wenn sie gegen
     druck noch durch die Höhe des          Abend von der Sonne durchleuch-
     Kirchenraumes mit den schlanken,       tet werden, zaubern sie Licht-Kas-
     aufstrebenden Stahlbeton-Pfei-         kaden an Pfeiler und Wände:
     lern, die den Hauptraum des Got-       Dann erstrahlt unsere Kirche noch
     teshauses vom nördlichen Seiten-       schöner.
     schiff trennen und sich über die       Die je 20 Bankreihen rechts und
     Decke in den Außenwänden fort-         links des Mittelgangs sind für 450
     setzen.                                Personen ausgelegt. Auch der
     Und doch ist die Kirche erst 60 Jah-   Altarraum hat beträchtliche Aus-
     re alt, errichtet in einem Baustil,    maße. Er erstreckt sich über die
     wie er in den Fünfziger- und frühen    gesamte Breite des Hauptschiffes.
     Sechzigerjahren üblich war:            Wie eine Bühne baut er sich mit
     „Stadelkirchen“ nannte man sie         der zentral erhöhten Altarinsel
     etwas geringschätzig. Dabei ver-       und dem großen holzgeschnitz-
     mittelt die Nordendorfer Pfarrkir-     ten Christkönigkreuz darüber auf.
     che dank ihrer gelungenen Sym-         Dieses überlebensgroße Christkö-
     biose von Sichtbeton, Holz und         nigkreuz sowie der holzgeschnitz-
     Glas durchaus einen nobleren, vor      te Ambo auf der linken Seite des
     allem aber einen wärmeren Ge-          Altarraumes sind Werke des Mün-
     samteindruck, als so manche ihrer      chener Bildhauers Karl Hemmeter
     „unterkühlten“ oder rustikalen         (1904 – 1986).
     Schwesterkirchen.                      An der Frontseite des Ambo ist der
     Wesentlichen Anteil daran hat si-      Evangelist Johannes dargestellt,
     cherlich die von den Architekten       wie er „im Licht Gottes“ nach
     konzipierte Lichtführung. Eine na-     oben schaut und das Geschaute
     hezu geschlossene Südseite, mit        in Evangelium und Apokalypse
     nur winzigen Fensterchen direkt        niederschreibt. Das große Christ-
     unter dem Dach, gönnt nur dem          königskreuz stellt Christus als Wel-
     Altarraum volles Tageslicht. Dies      tenkönig dar, wie ihn Johannes in
     lässt ihn – besonders an sonnigen      seiner Offenbarung (Offb 1, 1-20)
     Tagen - richtiggehend „aufleuch-       geschaut hat. Hemmeter nutzte
     ten“.                                  dieses Motiv ebenfalls für sein

14
Werk in der Berliner Kaiser-Wil-    tartisch. Ein tonnenschwerer
helm-Gedächtniskirche. Dort ist     Block aus dunklem Wallen-
ebenfalls der auferstandene Herr    felser Marmor, im ehemaligen
mit ausgestreckten Armen zu se-     Nordendorfer Marmorwerk zu-
hen; jedoch ohne Kreuz freischwe-
                                    recht gearbeitet und auf drei
bend über dem Altar.
                                    Säulen aufgestellt.
Das markanteste Element ist
der sehr wuchtig wirkende Al-

                                                   Altar und Tabernakel

                                                                          15
In unmittelbarer Nähe zum Altar        des Heiligen Geistes. Sieben Berg-
     ist auf einem Marmorsockel in die      kristalle auf den Fronttüren wollen
     Stirnwand der Kirche der Taberna-      auf den wertvollen Schatz der Eu-
     kel eingelassen. Ursprünglich auf      charistie hinweisen, der hier auf-
     dem Altartisch stehend, wurde er       bewahrt und auch zur Anbetung
     im Zuge der nachkonziliaren Litur-     ausgestellt wird. Das nachträglich
     giereform an die jetzige Stelle ver-   über dem Tabernakel angebrach-
     legt, um am Altar eine Zelebration     te „Vaterauge“, ein Werk des All-
     hin zum Volk zu ermöglichen.           gäuer Priesters Hans Dodl (1920
     Hier handelt es sich um einen          – 2018), rundet das Ensemble zu
     Bronzeguss des Südtiroler Bild-        einer Darstellung der Heiligsten
     hauers Siegfried Moroder (1911 –       Dreifaltigkeit ab.
     1989). Er zeigt im Relief die Taube

16
Auf der rechten Seite des Al-
     tarraumes finden wir eine ge-
     krönte Figur der Gottesmutter
     Maria, die der Gemeinde ihren
     göttlichen Sohn entgegenhält.
     Diese Figur aus dem 16. Jahr-
     hundert stammt aus der alten
     Jakobuskirche und ist eine von
     vier Marien-Darstellungen in
     der Kirche.

     In der österlichen Zeit wird                   Die zweite Mariendarstellung
     rechts neben den Ambo die                      ist die vom Augsburger Kunst-
     Replik einer Rokoko-Figur des                  maler Wolfgang Lettl (1919
     auferstandenen Christus aufge-                 – 2008) in feuchten Beton ein-
     stellt.                                        geritzte      Schmerzensmutter
     An der linken Altarraumseite                   mit ihrem toten Sohn auf dem
     links neben dem Eingang zum                    Schoß. Es ist das Schlussbild des
     Treppenhaus, der Loggia und                    Kreuzweges Jesu an der Süd-
     zur Sakristei ist der Grundstein               wand der Kirche.
     in die Wand der Kirche einge-
     mauert.

Tabernakel des Südtiroler Bildhauers Siegfried Moroder
mit „Vaterauge“ des Allgäuer Priesters Hans Dodl

                                                                                        17
Wolfgang Lettl hat auch das dritte    gebetet durch die weisen Magier.
     Marienbild in der Kirche gemalt.      Ein Tafelbild in der halbrunden Ap-
     Es ist eine Darstellung des neu-      sis, die das Seitenschiff der Kirche
     geborenen Königs Jesus Christus       nach vorne abschließt.
     auf dem Schoß seiner Mutter, an-

                                   Schlussbild Kreuzweg des Kunstmalers Wolfgang Lettl

     Das vierte Marienbild, das mit Kro-
     ne und Zepter versehene Gnaden-
     bild der „Dreimal wunderbaren
     Mutter und Königin von Schön-
     statt“ finden wir im Seitenschiff
     gleich links neben dem Seitenein-
     gang der Kirche. Dieser Platz ist
     der geistliche Sammelpunkt der
     örtlichen Schönstatt-Familie und
     darüber hinaus ein vielbesuchter
     „Ort des stillen Gebetes“.

18
Die fünf Glasfenster an der Nord-     denden Reparaturen gestalteten
seite der Christkönigskirche mit      sich zunehmend schwieriger.
ihren überlebensgroßen Darstel-       2001 waren von den 14 Registern
lungen der Propheten Jesaja, Eze-     nur noch 12 bespielbar und des-
chiel, Jeremias, Daniel und Zacha-    halb wurde eine Neuanschaffung
rias sind ebenfalls nach den Plänen   beschlossen.
von Wolfgang Lettl gefertigt wor-
den.
In der Basis des Glockenturmes be-
findet sich die „Taufkapelle“.
Ein mit Sichtmauerwerk und
Kreuzgewölbe harmonisch gestal-
teter Raum mit einem Taufbecken
in der Mitte, erinnert ein wenig an
die „Baptisterien“ alter Kirchen.
Wegen des ungünstigen Zugangs
zu dieser Taufkapelle, der nicht
vorhandenen Heizmöglichkeiten
und des beschränkten Innenrau-
mes blieb sie für liturgische Zwe-
cke ungenutzt.
Die Empore, traditionell dem Al-
tarraum gegenüber, erstreckt sich
über die gesamte Breite der Kir-
che. Sie bietet Platz für den Kir-
chenchor und die Orgel. Diese
Orgel wurde am 16. Mai 2005 fei-
erlich eingeweiht. Sie besteht aus
22 Registern sowie 1216 Pfeifen
und stammt aus der Werkstatt des
Orgelbaumeisters Franz Schreier
aus Thierhaupten.
Bevor hier diese Orgel aufgestellt
wurde, stand hier die Orgel aus
der alten Kirche. Sie wurde 1957
aus gebrauchten Registern zusam-
mengestellt angeschafft und 1961
für die neue Pfarrkirche Christkö-
nig von 11 auf 14 Registern erwei-
tert. Die nicht mehr gebräuchliche
Technik und die immer mehr wer-
                                                                        19
Über die Empore gelangt man            Glocken. Gegossen wurden die
     auch in den 30 Meter hohen Kirch-      Glocken in der Glockengießerei
     turm. Ganz oben im Turm befindet       Erding. Das Geläut wurde auf das
     sich der Glockenstuhl mit den vier     Salve Regine abgestimmt.

     Christkönigs-Glocke                    Jakobus-Glocke
     Inschrift:                             Inschrift: „Heiliger Jakobus be-
     „Ich will läuten den Frieden ein und   schütze unsere Gemeinde“.
     den Gefallenen ein Denkmal sein        Gewicht: 9 Zentner;
     Christus gestern, heute allezeit“.     Stimmung: „as“
     Gewicht: 34 Zentner;                   Stifter: Jakob und Maria Scherer
     Stimmung: „des“
     Stifter: Ludwig und Dora Miller,       Totenglocke
     Max und Mathilde Guggenberger          Inschrift: „Selig die Toten, die im
                                            Herrn sterben“.
     Marien-Glocke                          Gewicht: 6 Zentner;
     (Patronin Bavariae)                    Stimmung: „b“
     Inschrift: „Gegrüßtest seist du Ma-    Stifter: Alois und Mathilde Miller
     ria, voll der Gnade“.
     Gewicht: 16 Zentner;
     Stimmung: „f“
     Stifter: Jakob und Josefa Jung

                                                                    Glockenweihe

     Unter dem Glockenstuhl ist das         weithin sichtbar die Zeit anzeigen.
     Uhrwerk der Turmuhr unterge-           Gespendet wurde die Uhr seiner-
     bracht. Das Werk treibt die Ziffer-    zeit von der Gemeinde Norden-
     blätter der vier Uhren an, die auf     dorf.
     allen vier Außenseiten des Turmes

20
Seht, euer König

                   21
Christus, dem König, ist die Nor-      Schon wenn wir durch dieses Portal
     dendorfer Pfarrkirche geweiht.         in die Kirche eintreten, fällt unser
     Dabei versteht die Bibel unter ei-     Blick auf das große, holzgeschnitz-
     nem König nicht einen dieser skan-     te Altarkreuz, das zusammen mit
     dalumwitterten „Repräsentations-       dem mächtigen Altar die Stirnsei-
     Könige“ unserer Tage, sondern          te und den gesamten Kirchenraum
     einen, der wirklich Macht hat und      beherrscht: Der Christ-König, wie
     diese zum Heil der Menschen ge-        ihn der Evangelist Johannes in ei-
     braucht.                               ner Vision im ersten Kapitel seiner
     Vielfach ist in der Bibel die Rede     Apokalypse gesehen hat!
     vom König: Gott selbst wird als
     König bezeichnet, es wird von
     menschlichen Königen berichtet
     und auch Jesus Christus tritt uns
     als König entgegen: Immer ist
     jedoch gemeint, dass ein König
     Recht setzt, Recht spricht und (ge)
     recht handelt.
     Das heißt, dass er alle drei Gewal-
     ten in sich vereint: Gewalten, die
     in den Demokratien unserer Zeit
     aus leidvoller Erfahrung geteilt
     sind. Denn wie oft schon in der
     Geschichte der Menschheit haben
     „Könige“ ihre Macht und Gewalt
     missbraucht!
     Wir Christen sind davon über-
     zeugt, dass allein Gott und seinem
     menschgewordenen Sohn diese
     „geballte Macht“ zusteht. Beim
     „Allmächtigen“ wissen wir unser
     Schicksal in besten Händen!
     Bereits in der Inschrift über dem
     Portal unserer Kirche wird diese
     Überzeugung deutlich: „Dem Kö-
     nig der Ewigkeit, dem unvergäng-
     lichen, unsichtbaren, einzigen Gott
     sei Ehre und Herrlichkeit in alle
     Ewigkeit“ steht hier in lateinischen
     Lettern gemeißelt.

22
Der Apostel Paulus, der diesen      kleineren, künstlerisch wesentlich
auferstandenen und erhöhten         wertvolleren unter der Empore, ist
Christus als „König der Ewigkeit“   auf diesen, sich selbst aus Liebe zu
bekennt, weist uns aber auf eine    uns Menschen entäußernden Got-
völlig andere Art darauf hin, wie   tessohn hingewiesen. Aber auch in
Jesus seine Königsherrschaft aus-   dem von Wolfgang Lettl mit spar-
übt.                                samsten stilistischen Mitteln an
In den beiden Kreuzen an der        der Südwand der Kirche in feuch-
Rückwand der Kirche, dem gro-       ten Beton geritzten Kreuzweg
ßen oben auf der Empore und dem     zeigt sich dieses Bild des „Leidens-

                                                                           23
Königs“. Er gibt im Gehorsam das       In geradezu hymnischer Sprache
     Leben hin, um den Menschen aus         preist Paulus Jesus als den „Knecht
     seiner Schuld zu erlösen.              Gottes“ und „Herrn“. Er schreibt an
     Das ist Gottes Art, seine Macht        die Christengemeinde in Philippi
     auszuüben: Er herrscht als der all-    (2, 5-11):
     gewaltig Liebende und Dienende.

               „Er war Gott gleich,
               hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
               sondern er entäußerte sich
               und wurde wie ein Sklave, den Menschen gleich.
               Sein Leben war das eines Menschen;
               ER erniedrigte sich
               und war gehorsam bis zum Tod,
               bis zum Tod am Kreuz. –
               Darum hat Gott ihn erhöht
               und ihm den Namen verliehen,
               der größer ist als alle Namen,
               damit alle im Himmel,
               auf der Erde und unter der Erde
               ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
               und jeder Mund bekennt:
               JESUS CHRISTUS IST DER HERR
               zur Ehre Gottes des Vaters.“

     Jesus selbst bekennt sich zu sei-      du doch ein König?“ Und Jesus ant-
     nem Königtum in den Stunden            wortet: „Du sagst es, ich bin ein Kö-
     seiner größten Erniedrigung, im        nig. Ich bin dazu geboren und in die
     Verhör vor Pilatus. Auf dessen Fra-    Welt gekommen, dass ich für die
     ge: „Bist du der König der Juden?“,    Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder,
     antwortet er: „Mein Königtum ist       der aus der Wahrheit ist, hört auf
     nicht von dieser Welt.“ – „Also bist   meine Stimme“ (Joh. 18, 28-37).
24
Wahrheit aber, das ist die frohma-     seinem Kommen den Weg und die
chende Botschaft des Gottessoh-        Herzen bereitet.
nes über die Realität Gottes: Er ist   Es war die Tragik des Volkes Israel,
der allmächtige, allweise, liebende    dass es den angekündigten Mes-
VATER, der seinen Sohn hingibt,        sias nicht erkannt hat. Und es ist
damit der Mensch ewiges Heil fin-      die Tragödie unserer Zeit, dass so
det.                                   viele diesen Christus-König über-
Jahrhunderte zuvor bereits war         sehen, missachten, dass sie mei-
der Christus-König vorausgesagt        nen, mit ihm und seiner Botschaft
und vorhergeschaut worden von          nichts anfangen zu können.
den Propheten. Sie haben ihm und

Die fünf Glasfenster an der Nord-      charja (Zacharias), wie der Kreuz-
seite der Christkönigskirche mit ih-   weg ein Werk von Wolfgang Lettl,
ren überlebensgroßen Darstellun-       wollen auf das erste Kommen des
gen der Propheten Jesaja (Isaias),     Messias, des Gott-Königs „als die
Ezechiel, Jeremias, Daniel und Sa-     Zeit erfüllt war“, hinweisen.
                                                                              25
des Herrn, ruht auf mir; denn der
     Mit JESAJA (Isaias), dem wohl
                                             Herr hat mich gesalbt. Er hat mich
     größten        „Advents-Propheten“
                                             gesandt, damit ich den armen eine
     fängt Lettl vom Eingang her an.
                                             frohe Botschaft bringe und alle hei-
     Mehr als siebenhundert Jahre vor
                                             le, deren Herz zerbrochen ist, damit
     der Geburt Jesu jubelt der Pro-
                                             ich den Gefangenen die Entlassung
     phet: „Das Volk, das im Dunkeln
                                             verkünde und den Gefesselten die
     lebt, sieht ein helles Licht […] Denn
                                             Befreiung“ (Jes 61, 1). Ausdrücklich
     uns ist ein Kind geboren, ein Sohn
                                             bezieht sich Jesus auf diese Stelle
     ist uns geschenkt. Die Herrschaft
                                             des Propheten, als er am Anfang
     liegt auf seiner Schuler; man nennt
                                             seines öffentlichen Wirkens in sei-
     ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker
                                             ne Heimatstadt Nazareth kommt
     Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des
                                             und am Sabbat aus der Schrift des
     Friedens. Seine Herrschaft ist groß
                                             Jesaja vorliest. „Heute hat sich das
     und der Friede hat kein Ende. Auf
                                             Schriftwort, das ihr eben gehört
     dem Thron Davids herrscht er über
                                             habt, erfüllt“ (Lk 4, 16-22).
     sein Reich; er festigt und stützt es
     durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt    Der Prophet EZECHIEL macht
     und für alle Zeiten“ (Jes 9, 1-6).      seinem Volk Mut mit dem Bild vom
     Jesaja fordert sein Volk auf:           „Guten Hirten“, das Jesus sechs
     „Bahnt für den Herrn den Weg            Jahrhunderte später wieder auf-
     durch die Wüste! Baut in der Steppe     nimmt und auf sich bezieht: „Denn,
     eine ebene Straße für unseren Gott!     so spricht Gott, der Herr: Jetzt will
     […] Seht, Gott der Herr, kommt          ich meine Schafe selber suchen und
     mit Macht, er herrscht mit starkem      mich selber um sie kümmern. […]
     Arm“ (Jes 40, 3.10).                    Die verlorengegangenen Tiere will
     Im „ersten Lied vom Gottesknecht“       ich suchen, die vertriebenen zurück-
     lässt er Gott sprechen: „Seht, das      bringen, die verletzten verbinden,
     ist mein Knecht, den ich stütze; das    die schwachen kräftigen, die fetten
     ist mein Erwählter, an ihm finde ich    und starken behüten. Ich will ihr Hirt
     Gefallen. Ich habe meinen Geist auf     sein und für sie sorgen, wie es recht
     ihn gelegt, er bringt den Völkern       ist“ (Ez 34, 11.16). Im Johannes-
     das Recht. Er schreit nicht und lärmt   evangelium spricht Jesus: „Ich
     nicht und lässt seine Stimme nicht      bin der gute Hirte. Er gibt sein Leben
     auf der Straße erschallen. Das ge-      hin für die Schafe“ (Joh 10, 11).
     knickte Rohr zerbricht er nicht und
                                             Das dritte Fenster stellt den Pro-
     den glimmenden Docht löscht er
                                             pheten JEREMIA dar, der im
     nicht aus“ (Jes 42, 1-3).
                                             siebenten vorchristlichen Jahrhun-
     Und Jesaja legt dem Messias, dem
                                             dert – selber vereinsamt, verfolgt
     gottgesandten Retter, diese Wor-
                                             und für sein Volk leidend – den für
     te in den Mund: „Der Geist Gottes,
                                             alles Volk Leidenden voraussieht.
26
Und er verheißt den „neuen Bund“       Nebukadnezzar zu Amt und Wür-
Gottes mit den Menschen in Jesus       den gekommen. In prophetischer
Christus (Lk 22, 20): „Seht, es wer-   Weisheit deutet er einen Traum
den Tage kommen, […] in denen ich      des Königs über den Verfall der
mit dem Haus Israel und dem Haus       Weltreiche, weil sie auf tönernen
Juda einen neuen Bund schließen        Füßen stehen. Ihm wird die Vision
werde. […] Ich lege mein Gesetz in     über den „Menschensohn“ zuteil,
sie hinein und schreibe es auf ihr     der „auf den Wolken des Himmels
Herz. Ich werde ihr Gott sein und      kommt und dessen Herrschaft nie
sie werden mein Volk sein“ (Jer 31,    zerbricht, sondern ewig dauert“
31.33).                                (Dan 2, 31-45). Dieses Wort des
Der Prophet    DANIEL      war am      Propheten Daniel aufgreifend
                                       spricht Jesus von sich selbst des
Hof des babylonischen Königs           Öfteren als „Menschensohn“: Am
                                       Ende der Zeiten wird man „den
                                       Menschensohn mit großer Macht
                                       und Herrlichkeit kommen sehen“
                                       (Lk 21, 27).
                                       Schließlich ist im fünften Fens-
                                       ter noch der „kleine“ Prophet
                                       SACHARIA (Zacharias) darge-
                                       stellt, der über den kommenden
                                       Friedenskönig verkündet: „Juble
                                       laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter
                                       Jerusalem! Siehe, dein König kommt
                                       zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist
                                       demütig und reitet auf einem Esel.
                                       […] Er verkündet für die Völker den
                                       Frieden; Seine Herrschaft reicht von
                                       Meer zu Meer und vom Eufrat bis
                                       an die Enden der Erde“ (Sach 9, 9 u.
                                       10). Als Jesus vor seinem Leiden
                                       und Sterben in „seine Stadt“ Jeru-
                                       salem einzieht, jubelt das Volk ihm
                                       in den Worten dieses Propheten
                                       zu als dem Messias und König (vgl.
                                       Joh 12, 13ff).

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Der Seitenaltar

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Ihre sinnvolle Fortsetzung finden      ist gegenwärtig unter ihnen, ja, er
die Glasfenster in dem Tafelbild       hält sie gleichsam in der Hand: Im
von Wolfgang Lettl in der Seitenap-    Symbol der sieben Sterne, die um
sis: MARIA, die letzte Prophetin,      seine Rechte angeordnet sind.
zeigt – nicht nur in prophetischer
Weissagung, sondern wirklich –         Der Halbmond um die Linke des
den weisen Sterndeutern aus dem        Christkönigs kommt in der Johan-
Osten, die nach dem „neugebore-        nesvision nicht vor. Er soll wohl
nen König“ fragen, den von vielen      eine Erhabenheit über alle irdi-
ersehnten und schon lange ange-        schen Veränderlichkeiten symbo-
kündigten Christkönig.                 lisieren.
Ihren Höhepunkt finden die Aussa-      Karl Hemeter hat seinen Christ-
gen über den Christkönig schließ-      könig mit der goldenen Königs-
lich im großen, holzgeschnitzten       krone geschmückt. Majestätisch
ALTARKREUZ. Jesus, der erhöhte         und doch liebevoll breitet er seine
Herr und Weltenkönig, wie ihn der      Arme aus, um alle Menschen zu
Evangelist Johannes in seiner Visi-    umfangen.
on im ersten Kapitel seiner Offen-     Es ist ein sieghafter, machtvoller
barung geschaut hat (Offb 1, 1-20):    König, der da am Ende der Zeiten
Johannes sieht sieben Leuchter.        kommen soll. Er macht den Seinen
In ihnen symbolisiert sind letztlich   Mut, schon jetzt – mit ihm und in
alle christlichen Gemeinden – auch     ihm – über alle Gottwidrigen Kräf-
die Pfarrgemeinde von Norden-          te zu siegen.
dorf.
Er sieht Jesus im langen, wallen-
den Gewand des Hohepriesters,
versehen mit allen Zeichen für ei-
nen allmächtigen König:
Strahlenden Lichtglanz um sein
Haupt, Augen wie Feuerflammen,
denen nichts und niemand entge-
hen kann und aus seinem Mund
kommt ein scharfes, zweischnei-
diges Schwert, das Schwert seiner
unsterblichen Gerechtigkeit.
Johannes sieht diesen Ehrfurcht
gebietenden Jesus umherschrei-
ten inmitten seiner Gemeinden. Er

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Ihr sollt meine Zeugen sein

      Wir sind am Ende unseres Kirchen-    wird – durch Christen, die gemein-
     führers angekommen. Er sollte         sam eine lebendige Gemeinde bil-
     nicht nur eine Aufzählung und Er-     den.
     läuterung der Christkönigkirche
     in Nordendorf sein – ihrer Archi-     IHR SOLLT MEINE ZEUGEN SEIN
     tekten und ihrer Ausstattung. Viel-
     mehr wäre es schön, wenn beim         Diese Mahnung und diesen Aufruf
     Lesen und Betrachten dieses Heft-     des auferstandenen Herrn – des
     chens auch die innere Beziehung       Christkönigs – hat Pfarrer Zimme-
     zu dieser Kirche neu geknüpft und     rer an der Stirnwand der Kirche in
     verlebendigt werden würde. Denn       großen Buchstaben anbringen las-
     das schönste Gotteshaus bleibt ein    sen.
     toter Raum, ein Raum, der allen-
     falls als religiöses Museum dient,    Gilt dieser Aufruf nicht uns allen?
     wenn er nicht mit Leben erfüllt

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Impressum und Bildnachweis:
Verantwortlich: Kirchenstiftung Nordendorf
Bilder: Dieter Herber, Judith Freund, Nicolas Schnall, Privat
Gestaltung: www.gekkoconcept.de
Druck: www.vogldruck.de
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