Kleine Wissenschaftsverlage und Open Access - Analyse zum Umgang von kleinen wissenschaftlichen Verlagen in der Schweiz mit Open Access - B.I.T ...

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Kleine Wissenschaftsverlage und Open Access
Analyse zum Umgang von kleinen wissenschaftlichen Verlagen
in der Schweiz mit Open Access

Lea Reinhold

                                                                                                                     erschwert der unterschiedliche Fortschritt von Open
                                                                                                          Abstract   Access in den Naturwissenschaften und den Geistes-
                   Dieser Artikel1 beschäftigt sich mit der Situation der kleinen                                    und Sozialwissenschaften, die Lage der Verlage ein-
       wissenschaftlichen Verlage in der Schweiz im Zusammenhang mit Open                                            schätzen zu können.
     Access. Durch Experteninterviews wurde versucht, die Problemstellungen                                          Um die gegenwärtige Gesamtsituation der kleinen
           zu ergründen und Bedürfnisse aufzudecken. Die Ergebnisse aus der                                          und mittelgroßen wissenschaftlichen Verlage in der
   Untersuchung zeigen auf, dass viele der Verlage ein OA Angebot haben und                                          Schweiz zu erfassen, wurden mehrere Methoden
  mit der aktuellen Situation gut zurechtkommen. Allerdings gibt es ein großes                                       angewendet. Durch eine Literaturanalyse wurde
     Potenzial, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, wozu ein intensiver                                          die Open-Access-Entwicklung von kleinen Wissen-
                            Austausch zwischen allen Stakeholdern nötig wäre.                                        schaftsverlagen international betrachtet und die
             This article deals with the situation of small scientific publishers in                                 OA-Bewegung der Schweiz untersucht. Durch diese
    Switzerland in connection with Open Access. Through expert interviews, an                                        Grundlage konnten anschließend Experteninterviews
     attempt was made to fathom the problems and uncover needs. The results                                          geführt werden, die einer qualitativen Inhaltsanalyse
    of the survey show that many of the publishers have an OA offering and are                                       unterzogen wurden und damit Antworten zur Situa-
      coping well with the current situation. However, there is great potential to                                   tion lieferten.1
  improve the framework conditions, which would require an intensive exchange
                                                        between all stakeholders.                                    Ergebnisse
                                                                                                                     Literaturanalyse
                                                                                                                     In den frühen 2000er Jahren, zu Beginn der Open-
                                                                                                                     Access-Bewegung, wurde nur wenig aus der Sicht
                                                Einleitung                                                           kleiner wissenschaftlicher Verlage publiziert, da diese
                                                ❱ Um die Jahrtausendwende entstand eine Bewegung                     nicht im Fokus der damaligen Forderungen standen.
                                                in der Branche der Wissensvermittlung von wissen-                    Außerdem drehten sich die Diskussionen überwie-
                                                schaftlichen Erkenntnissen, die sich heute noch ent-                 gend um Zeitschriften aus den STM-Fächern.
                                                wickelt und für Diskussionen sorgt. Open Access re-                  Für kleine Verlage sah man drei Möglichkeiten, wie
                                                volutioniert und transformiert das wissenschaftliche                 sie mit Open Access umgehen können. Sie konnten,
                                                Publikationswesen weltweit nachhaltig.                               erstens, ihre Zeitschriften an große Verlage verkaufen
                                                Was mit naturwissenschaftlichen Journals begann,                     oder die Herausgabe abtreten. Um, zweitens, selbst
                                                entwickelte sich weiter, sodass inzwischen auch wis-                 einen Big Deal zu schaffen, bietet der Zusammen-
                                                senschaftliche Bücher aus allen Disziplinen auf die                  schluss mit anderen kleinen Verlagen viel Potential.
                                                Forderung von Forschungsfördernden frei zugänglich                   Oder, drittens, sie begrüßten Open Access und nutz-
                                                publiziert werden. Die großen internationalen Verlage                ten die neuen Möglichkeiten, die durch APCs entstan-
                                                haben mittlerweile gut funktionierende Geschäftsmo-                  den.2
                                                delle, wie die Article Processing Charges und umfang-                Open Access eröffnete viele neue Geschäftsmodelle
                                                reiche Read & Publish Verträge. An denen verdienen                   und somit Möglichkeiten, sich auf dem Markt neu zu
                                                sie weiterhin sehr viel Geld mit den Ergebnissen von                 positionieren. “A publisher may be motivated to adopt
                                                staatlicher Forschung. Die Bücher werden jedoch                      an open-access income model out of sympathy with
                                                oftmals von kleinen Verlagen publiziert, die vor einer               arguments that Open Access increases the effective-
                                                umfassenden Herausforderung stehen, um diesen                        ness of scientific […] research; […]. Or a publisher
                                                Forderungen gerecht werden zu können. Zusätzlich                     may simply be seeking the most effective business

                                                1   Basiert auf einer Bachelorarbeit an der FH Graubünden (2021)
                                                2   Prosser, David: “Between a rock and a hard place”. The big squeeze for small publishers, in: learned publishing 17 (2004) S. 17-22.
                                                    https://doi.org/10.1087/095315104322710214

                     online
Bibliothek. Information. Technologie.
                                        25 (2022) Nr. 2                                                                                                          www.b-i-t-online.de
Kleine Wissenschaftsverlage und Open Access - Analyse zum Umgang von kleinen wissenschaftlichen Verlagen in der Schweiz mit Open Access - B.I.T ...
Reinhold                                                                                                                                         FACHBEITRÄGE                             125

model to respond to rapidly evolving market expec-                              Experteninterviews
tations.”3                                                                      Die interviewten Verlage befinden sich mit ihren Ge-
Andere beriefen sich auf die survival of the fittest-                           schäftsmodellen alle an einem anderen Punkt be-
Theorie von Charles Darwin, dass nur diejenigen Ver-                            treffend Open Access. Die einen wurden zum Zweck
lage überleben werden, die sich der neuen Situation                             gegründet, OA-Publikationen zu veröffentlichen, die
anpassen können.4                                                               anderen existieren seit Jahrzehnten und suchen ih-
Frantsvåg5 untersuchte in einer Studie die optimale                             ren Weg mit OA, wenn sie ihn nicht schon gefunden
Größe eines OA-Verlags. Seine Hypothese war, dass                               haben. Alle nutzen entweder den grünen, goldenen
nur große Verlage effizient Open Access publizieren                             oder platinen Weg, die Publikationen OA zu veröffent-
können. Er kam zum Schluss, dass die Debatten und                               lichen. Die Arbeitsprozesse der Verlage, die Open Ac-
Geschäftsmodelle sich auf die mittleren und großen                              cess neu in ihrem Programm aufgenommen haben,
Verlage konzentrieren und die kleinen Verlage außen                             veränderten sich nicht groß. Es gibt einige Zusatzar-
vor bleiben, obwohl sie die große Mehrheit in der                               beiten bei der Bearbeitung der PDFs und der Distri-
Branche bilden.                                                                 bution, aber dieser Aufwand wird als eher klein und
2007 wurde im Nationalrat der Schweiz zum ersten                                vertretbar eingeschätzt.
Mal über Open Access diskutiert. Der Bundesrat                                  Die interviewten Verlage sprachen alle einen Wunsch
wurde angehalten, sich über die Bewegung Gedanken                               nach Differenzierung sowohl in Fächer als auch Publi-
zu machen, deren Ziele auch in der Schweiz verfolgt                             kationstypen aus. In der Literatur wird dieser Wunsch
werden sollten.6                                                                hauptsächlich so thematisiert, dass OA eine Bewe-
2014, sieben Jahre später, beschloss der Schweizeri-                            gung aus den Naturwissenschaften ist und die Geis-
sche Nationalfonds (SNF), von ihm geförderte Publi-                             tes- und Sozialwissenschaften durch die finanziellen
kationen ausschließlich digital veröffentlichen zu las-                         Unterstützungen diskriminiert werden. Das beschrei-
sen. Dies stieß eine breite Diskussion in der Politik als                       ben auch Regner und Wolff in ihrem Artikel, in dem
auch im Verlagswesen an, sogar eine Petition wurde                              beobachtet wird, wie die Finanzierung von APCs fast
lanciert.                                                                       ausschließlich aus den STM-Fächern beantragt wird
Der SNF veröffentlicht daraufhin eine Stellungnahme                             und kritisieren, dass Artikel in den Geisteswissen-
und kam der Petition in einigen Punkten entgegen.7                              schaften einen viel geringeren Stellenwert haben als
Kurmann & Natale8 reflektieren nach der Veröffentli-                            Monografien.9
chung der definitiven Entschlüsse die Diskussion und                            Jedoch betrifft diese Differenzierung nicht nur die
betrachten die Publikationssituation der Geschichts-                            oberflächliche Unterscheidung zwischen Natur-,
wissenschaften und die darauf spezialisierten Verlage                           Geistes- und Sozialwissenschaften, sie ist um ein
in der Schweiz. „Diese dringenden politischen Anord-                            Vielfaches tiefgreifender. Der SNF soll sein Finanzie-
nungen stoßen bei Verlagen und einigen Forschern                                rungsmodell so umstellen, dass die einzelnen wis-
auf Widerstand, die einen Mangel an Beratung und                                senschaftlichen Disziplinen in ihrer Art und Weise
Berücksichtigung spezifischer Disziplinarmerkmale                               berücksichtigt werden, wie sie publizieren. Es macht
anprangern.“ Sie plädieren dafür, den unvermeidli-                              einen Unterschied, ob Artikel, Sammelbände, Wörter-
chen Transformationsprozess zu unterstützen und                                 bücher, Bildbände, Kommentare, Reihenbücher oder
die Gegensätze von digitalen und gedruckten Publi-                              Monografien publiziert werden. Alle diese Formate
kationen zu überwinden. In Zusammenarbeit mit al-                               unterscheiden sich in ihrer Länge, Aufmachung, Ge-
len Beteiligten sollen nachhaltige Lösungen gefunden                            staltung und dementsprechend im Arbeitsaufwand
werden.                                                                         für den Verlag.

3   Crow, Ryam: Income models for open access. An overview of current practice (2009) https://sparcopen.org/wp-content/uploads/2016/01/income-
    models_v1.pdf [24.03.2022]
4   De Vries, Saskia: “From sailing boat to steamship”. The role of the publisher in an open access environment, in: learned publishing 20 (2007) S. 196-201.
    https://doi.org/10.1087/095315107X206308
5   Frantsvåg, Jan Erik: “The size distribution of open access publishers”. A problem for open access?, in: First Monday 15/12 (2010).
    https://doi.org/10.5210/fm.v15i12.3208
6   Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament: Zugänglichkeit öffentlicher Forschungsarbeiten, Open Access. Interpellation 07.3340 (2007).
    https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20073340 [24. März 2022]
7   Schweizerischer Nationalfonds: Petition “Die akademischen Verlage sind in Gefahr“. Klärung von Sachverhalten durch den SNF (2014).
    https://www.snf.ch/de/ChaIHIegSwWre9Yc/news [24. März 2022]
8   Kurmann, Eliane & Natale, Enrico : “L’édition historique à l’ère du numérique“. Un état des lieux du débat en Suisse, in: Traverse 21/3 (2014) S.135-146.
9   Regener, Ralf & Wolff, Ian: “Benachteiligt der Open Access-Publikationsfonds der DFG die Geisteswissenschaften?” in: Bibliotheksdienst 54/7-8 (2020)
    S. 538-544. https://doi.org/10.1515/bd-2020-0068

www.b-i-t-online.de                                                                                                                                  25 (2022) Nr. 2                        online
                                                                                                                                                                       Bibliothek. Information. Technologie.
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                                                Um eine Veränderung anzustreben, bräuchte es                           Mit der Finanzierung hängen aber nicht nur die be-
                                                eine funktionierende Kommunikation zwischen al-                        reits erwähnten Differenzierungswünsche und die
                                                len Stakeholdern. Der Wille nach Beteiligung an der                    Rechtfertigung der Parallelinfrastruktur zusammen.
                                                Schaffung von Rahmenbedingungen und Austausch                          Das Argument, dass bei garantierter Finanzierung
                                                ist von Seiten der Verlage da. Jedoch findet derzeit                   durch Open-Access-Gebühren die qualitativ hoch-
                                                kein regelmäßiger Austausch statt. Die einzigen Hin-                   wertige Arbeit der Verlage nachlasse, kann durch die
                                                weise auf gegenwärtige Kommunikation stammen                           Interviews widerlegt werden. Die Interviewpartnerin-
                                                von einem interviewten Verlag, der versucht, mit dem                   nen und -partner legen großen Wert auf die Gleichbe-
                                                Bildungssekretariat Kontakt aufzunehmen und von                        handlung von digitalen und analogen Publikationen.
                                                einer Interviewabsage, die damit begründet wurde,                      Eigentlich muss gerade bei OA-Publikationen großer
                                                dass gerade Gespräche mit vielen Stakeholdern ge-                      Wert auf hochwertige Qualität gelegt werden, da
                                                führt werden. Daran kann erkannt werden, dass Open                     diese anschließend frei zugänglich im Internet auf-
                                                Access nach wie vor ein schwieriges Thema für die                      zufinden sind und von Forscherinnen/Forschern und
                                                Verlage ist und die Kommunikation nicht offen und                      Wissenschaftlerinnen/Wissenschaftlern weltweit ge-
                                                transparent für alle geschieht. Warum die Kommuni-                     lesen werden können. Der Ruf eines Verlags ist direkt
                                                kation zwischen dem SNF, swissuniversities und den                     damit verbunden, wie er seine Arbeit erledigt, auch
                                                Verlagen bis heute nicht wirklich stattfindet, konnte                  oder gerade insbesondere bei Open Access.
                                                nicht herausgefunden werden.                                           Was durchaus überraschte, waren die ausbleibenden
                                                Die Beziehungen zwischen den Verlagen und den                          Beschwerden über die grundsätzlichen Forderungen
                                                Autorinnen und Autoren, Hochschulen und Universi-                      der Forschungsfördernden und man hat Verständnis
                                                täten und weiteren Stakeholdern werden seit Jahren                     für die Open-Access-Bewegung. Die Situation, wie sie
                                                gepflegt und wertgeschätzt. Dieses Netzwerk sehen                      momentan ist, ist in Ordnung, aber sie könnte verbes-
                                                die Verlage bedroht und in der aktuellen Diskussion                    sert werden. Es wurden einige Erwartungen genannt:
                                                nicht berücksichtigt. Dass der Staat in dieses funktio-                • E ine verstärkte Kommunikation.
                                                nierende Netzwerk eingreift, ist rechtlich nicht unum-                 • K lare Formulierung der Bedingungen, welche Pub-
                                                stritten. Im Zusammenhang mit diesem Eingriff in die                      likationen gefördert werden und wie die Verfahren
                                                privatrechtlichen Strukturen wurde 2010 ein rechtli-                      ablaufen.
                                                ches Gutachten zum Urheberrecht, Wettbewerbs- und                      • A ufbau von Infrastruktur, damit die Entwicklungen
                                                Kartellrecht in Deutschland durchgeführt. Ein Verstoß                     überwacht werden können.
                                                gegen eines dieser Rechte konnte jedoch nicht fest-                    • F aire Konkurrenzbedingungen zur Parallelinfra-
                                                gestellt werden.10 Trotzdem sehen einige Verlage die                      struktur.
                                                Maßnahmen des Staates als nicht gerechtfertigt und                     • D ie Verlage sollen für ihre Leistungen gerecht ent-
                                                unfair an. Der Staat versucht, aus seiner Perspektive,                    schädigt werden.
                                                eine Bereicherung mit staatlichem Eigentum zu ver-
                                                hindern. Eine der Maßnahmen besteht aus der Grün-                      Zusammenfassung
                                                dung von „eigenen“ Verlagen.                                           Welche Open-Access-Lösungen bieten kleine und
                                                Die sogenannte „Parallelinfrastruktur“ bedeutet er-                    mittelgroße wissenschaftliche Verlage in der Schweiz
                                                höhte Konkurrenz für die kleinen Verlage. Die selb-                    an?
                                                ständigen Verlage sind der Überzeugung, dass sie                       Bezieht man sich bei der Frage spezifisch auf die
                                                die Arbeit besser und effizienter erledigen können                     einzelnen Lösungen, fällt die Beantwortung nicht
                                                als Hochschul-, Universitäts- und Bibliotheksverlage,                  schwer. Es werden Open-Access-Zeitschriften und
                                                befürchten jedoch, dass aufgrund von Subventions-                      -Schriftreihen angeboten. Es besteht die Möglichkeit
                                                geldern durch swissuniversities aus finanziellen Grün-                 Artikel, Dissertationen, Habilitationen, Monografien,
                                                den vermehrt intern publiziert wird. An dieser Stelle                  Sammel- und Tagungsbände und Handbücher frei zu-
                                                fordern die Verlage, dass die Kosten der Parallelinf-                  gänglich zu publizieren. Die OA-Wege, die dafür be-
                                                rastruktur genau angeschaut werden, inklusive der                      nutzt werden, sind grün, golden und platin.
                                                Infrastruktur wie Miete, Möbel und Personalwesen.                      Dehnt man die Frage aber aus und betrachtet, welche
                                                Nur so können die Kosten der Hochschul- und Univer-                    Ausgangslage geschaffen werden muss, um diese Lö-
                                                sitätsverlage mit den privatwirtschaftlichen Verlagen                  sungen anbieten zu können, wird die Beantwortung
                                                verglichen werden.                                                     komplizierter und vor allem länger. Damit eine funkti-

                                                10 Goldberg, Alexander: Open Access im Wettbewerbsrecht. Elektronische Produkte von Universitätsverlagen und Privatverlagen im Wettbewerb,
                                                   Hamburg 2010.

                     online
Bibliothek. Information. Technologie.
                                        25 (2022) Nr. 2                                                                                                            www.b-i-t-online.de
© Marco Heyda/aatvos
 Abb.:

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128                             FACHBEITRÄGE                                                                                                                                      Reinhold

                                                onierende Ausgangslage entstehen kann, müssen die                        Eine Limitation dieses Artikels ist, dass kaum Anga-
                                                Forderungen und die daraus resultierenden Richtli-                       ben von naturwissenschaftlichen Verlagen vorhanden
                                                nien der Forschungsfördernden mit den Bedürfnissen                       sind. Die angefragten Verlage haben nicht regiert, zu-
                                                der Verlage, so gut es geht, übereinstimmen. Sieht                       sätzlich erschwerte die kleine Anzahl von naturwis-
                                                man sich die aktuelle Situation an, so kann eine grund-                  senschaftlichen Verlagen die Suche. Auch Lehrbuch-
                                                sätzliche Übereinstimmung festgestellt werden. Diese                     verlage wurden nicht in die Untersuchung integriert.
                                                Ausgangslage ist für die meisten in Ordnung und die                      Die Diskussion um die freie Verfügbarkeit von Schul-
                                                Verlage können damit leben. Mehr aber auch nicht,                        und Lehrbüchern ist eher im Bereich der Open-Edu-
                                                denn es gibt viele Verbesserungswünsche.                                 cational-Resources anzusiedeln. Die Sichtweise des
                                                Die Schaffung einer guten Ausgangslage setzt voraus,                     Schweizerischen Nationalfonds und swissuniversities
                                                dass es zwischen den Verlagen und den Forschungs-                        wurden nicht miteinbezogen. Dieser Artikel konzent-
                                                fördernden eine gut funktionierende Kommunikation                        riert sich ausschließlich auf die Sicht der Verlage.
                                                gibt, in der die einzelnen Anliegen beider Seiten dis-                   Laut Hochreutener11 kehren die Rechte eines Wer-
                                                kutiert werden können. Eine offene und transparente                      kes, das auf traditionellem Wege veröffentlicht
                                                Kommunikation führt auch dazu, dass weitere Stake-                       wurde, vergriffen ist und nicht mehr nachgedruckt
                                                holder der Wissensvermittlung, wie die Universitäten                     wird, zurück zu den Autorinnen und Autoren. Diese
                                                und Hochschulen, sich an den Gesprächen beteiligen                       Publikationen könnten ab diesem Zeitpunkt prob-
                                                können. Die Wünsche nach verstärkter Differenzie-                        lemlos Open Access zugänglich gemacht werden.
                                                rung nach Disziplinen und Formaten und eine danach                       Mit dieser Ausgangslage könnten hunderte Publika-
                                                angepasste Finanzierung könnten besprochen, die                          tionen nachträglich frei zugänglich gemacht werden,
                                                Bedenken rund um die Bedrohung der Parallelin­                           es müsste aber beispielsweise vom SNF koordiniert
                                                frastruktur behandelt und das Beziehungsnetzwerk                         werden. Ob sich so eine Stelle lohnt und um wie viele
                                                berücksichtigt werden. Durch einen intensivierten                        Publikationen es sich handelt, könnte eine Untersu-
                                                Austausch kann Verständnis für die jeweils anderen                       chung wert sein. ❙
                                                Sichtweisen aufgebaut werden, sodass Diskussionen
                                                zu einer gemeinsamen Lösungssuche führen und
                                                keine Verhandlungen darstellen.
                                                Debatten, Gespräche, Diskussionen – Kommunika-
                                                tion. Summa summarum läuft es bei jedem einzel-
                                                                                                                                               Lea Reinhold
                                                nen der Konfliktpunkte oder Probleme darauf hinaus,                                            Arbeitet seit Abschluss ihres Bache-
                                                dass die wissenschaftlichen Verlage, die Forschungs-                                           lorstudiums in der Bibliothek der
                                                fördernden, die Hochschulen und Universitäten so-                                              Fachhochschule Graubünden und
                                                wie die weiteren beteiligten Stakeholder in diesem                                             beschäftigt sich schwerpunktmäßig
                                                Ökosystem der Wissensverbreitung mehr miteinan-                                                mit dem Aufbau eines Open-Access-
                                                der sprechen sollten. Ein offener und transparenter                                            Angebots für die Forschenden.
                                                Austausch enthält auf lange Sicht das Potenzial, die                     E-Mail: Lea.Reinhold@fhgr.ch
                                                Bedürfnisse aller Stakeholder in weitere Entschei-                       https://orcid.org/0000-0002-5109-6909
                                                dungsfindungen miteinzubeziehen.

                                                11 Hochreutener, Inge: Der Verlag im Spannungsfeld von Open Access, in: Schnyder, Anton (Hrsg.): Wissensvermittlung und Rech (Festgabe zum 70.
                                                   Geburtstag von Werner Stocker) Zürich 2020, S. 131-152.

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                                        25 (2022) Nr. 2                                                                                                                www.b-i-t-online.de
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