Klima- & Sinneswandel - "rücken" VerbraucherInnen jetzt näher an den Acker ran? - Dr. Anke Zühlsdorf Agentur Zühlsdorf + Partner
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UFOP-Perspektivforum 2021 Klima- & Sinneswandel – „rücken“ VerbraucherInnen jetzt näher an den Acker ran? Dr. Anke Zühlsdorf Agentur Zühlsdorf + Partner
Dr. Anke Zühlsdorf Klima- & Sinneswandel - rücken VerbraucherInnen jetzt näher an den Acker ran? Vortrag im Rahmen des UFOP Perspektivforums 2021 Klimawandel - Treiber für Innovationen und Prioritätenänderung am 23.09.2021 in Berlin Dr. Anke Zühlsdorf 1
Agenda § Landwirtschaft im Fokus § Konsumforschung: Entwicklungslinien und Einflussfaktoren beim Lebensmittelkonsum § Klimabewusster Lebensmittelkonsum: Wo stehen die VerbraucherInnen - Aktuelle Studienergebnisse § Fazit Dr. Anke Zühlsdorf 2
Landwirtschaft im Fokus von VerbraucherInnen Landwirtschaft und Ernährung Nachhaltigkeit entscheidet sich sind Trendthemen: auch auf dem Acker: Ø Gegenbewegung zur Globalisierung Ø Nachhaltigkeit ist eine Ø Vertrauensanker in einer Vertrauenseigenschaft - am Produkt verunsicherten Gesellschaft nicht sinnlich wahrnehmbar Ø Landwirtschaft ist bei vielen Nachhaltigkeitseigenschaften wie Klimaschutz und Biodiversität die entscheidende Wertschöpfungsstufe Dr. Anke Zühlsdorf 3
Entwicklungslinien des Lebensmittelkonsums (I) Die Hungerzeit der Nachkriegsära (1940er und frühe 1950er Jahre) Die „Fresswelle“ der 1950 und 1960er Jahre • Preisrückgang, Verbreiterung des Angebots, nachholender Konsum Die „Westernization“ des Konsums der 1960 und 1970er Jahre (fettig, salzig, süß, convenient) • Erste Fertiggerichte 1954, Pommes, Softdrinks, Cola, Ketchup: American Lifestyle Die Ethno-Food-Welle der 1960 und 1970er Jahre • Erste Pizzeria 1951, Aufstieg in den 60ern, erster Döner 1970 Quelle: Spiller (2019) Dr. Anke Zühlsdorf 4
Entwicklungslinien des Lebensmittelkonsums (II) Die Entdeckung der Schlankheitsdiät in den 1970er Jahren • Wachsendes Übergewicht, Twiggy-Revolution des Frauenbildes Ende der 60er, Brigitte-Diät 1969, „Du darfst“ Pionier- LMMarke 1973 Die Fast-Food-Revolution der 1980er Jahre • 1971 erster McDonalds in München, 1976 Burger King, Wachstumsperiode in den 80ern Die Geiz ist Geil-Welle Ende der 1990er/frühe 2000er • Aldidente-Kochbücher ab 1998 Ausdifferenzierung und Polarisierung der 2000er Jahre • Gesundheit (Kampagnenstart „5 am Tag“ in 2000), Bio (Bio-Siegel im Mainstream seit 2001), Regional (Regionalmarken- Revival, Regio-Regale, Direktvermarktung, SoLaWi), Foodies 2010er Jahre, Klima- u. Tierschutz (Veggie-Trend 2010er Jahre) Quelle: Spiller (2019) Dr. Anke Zühlsdorf 5
Verbrauchersegmente in Deutschland im Überblick: Ernährungsfunktionalisten Ernährungsinteressierte 18,9% 19,5% Kochmuffel Light Foodies Gewohnheitsköche Foodies 16,3% 19,3% 10,7% Foodies 15,3% - Kochleidenschaft - Qualitätsanspruch - - Teilnahme an kulinarischen Events - Neuheitspräferenz - - Genuss und Interesse - Essen in Gesellschaft - - Subjektives Wissen und Cooking Skills - Quelle: Eigene Studie (Hemmerling et al. 2016) Dr. Anke Zühlsdorf 6
Nachhaltigkeit entscheidet sich auch auf dem Acker Foto: ap Foto: Farina Schildmann Bild: ©ALDI SÜD Bild: Bundesregierung Foto: Farina Schildmann Dr. Anke Zühlsdorf 7
Hohes Problembewusstsein beim Thema Klimaschutz Quelle: Nestlé (2021): So Klimafreundlich is(s)t Deutschland. Die Nestlé Studie „Klima und Ernährung“ 2021, Frankfurt am Main. Kernergebnisse der Nestlé-Studie 2021: Ø VerbraucherInnen sehen sich selbst in der Pflicht Ø Beim Thema klimafreundliche Ernährung gibt es aber (noch) viele Unsicherheit Dr. Anke Zühlsdorf 9
Junge Erwachsene als zukünftige EntscheiderInnen - eigene aktuelle Studienergebnisse § Politicized Eater: Jugendreport zu Zukunft nachhaltiger Ernährung ü Altersgruppe der 15-29 Jährigen ü Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Ernährung, insb. Fleischkonsum § Hintergrund: ü Junge Erwachsene sind zukünftige EntscheiderInnen ü International kaum Forschung über Ernährungskonzepte und Einstellungen in dieser Generation Dr. Anke Zühlsdorf 10
Jugendreport zur Zukunft nachhaltiger Ernährung Studiendesign und Stichprobe Stichprobengröße n=1.481 (gewichtet*) Erhebungsmethode Online-Erhebung Zielgruppe Junge Erwachsene in Deutschland in einem Alter von 15-29 Jahren Quotenauswahl hinsichtlich der folgenden soziodemographischen Kriterien: Geschlecht*, Bildung, Auswahlverfahren Region (annähernd bevölkerungsrepräsentativ) Befragungsdauer ca. 20 Minuten Feldphase 30. September 2020 – 13. Oktober 2020, Respondi AG, Köln Alter in Jahren Altersdurchschnitt in Jahren: 25; Altersgruppen: 15-20 (14,4%), 21-25 (38,3%), älter als 25 (47,4%) Geschlecht Männlich (50,5%), weiblich (49,4%), divers (0,2%) Region Früheres Bundesgebiet ohne Berlin-West (80,0%), Neue Bundesländer mit Berlin (20,0%) * Um eine dem Mikrozensus entsprechende Geschlechterverteilung abzubilden, wurde ein Gewichtungsfaktor berechnet, um die Gruppe der männlichen Probanden höher zu gewichten, da diese sich mit einer etwas niedrigeren Response-Rate als die weiblichen Probandinnen an der Befragung beteiligt hatten (Nonresponse-Gewichtung). Gewichtungsfaktor Männlich: 1,11 / Weiblich: 0,91 Dr. Anke Zühlsdorf 11
Junge Erwachsene sind sehr aufgeschlossen für Ernährungsthemen Frage: Wie sehr interessieren Sie sich für Fragen rund um die Themen Lebensmittel und Ernährung? uninteressiert (1-5) interessiert (6-10) 12,4% 25,8% 23,0% 87,6% 16,7% 14,6% 7,6% 4,9% 3,1% 1,7% 1,2% 1,5% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Ernährungsthemen Ernährungsthemen interessieren mich interessieren mich gar nicht sehr (n=1.481, 10-stufige Skala von 1 = „interessieren mich gar nicht.“ bis 10 = „interessieren mich sehr.“) Dr. Anke Zühlsdorf 12
Ernährung und Lebensmittelproduktion sind Trendthemen Frage: Was denken Sie über die folgenden Aussagen? Angabe der Zustimmung („Stimme voll und ganz zu.“/„Stimme zu.“) in % aller gültigen Antworten 69,2% 57,5% „Gesunde „Ich koche 12,3% „Das ständige Gerede Ernährung ist total gerne.“ über Ernährung nervt mir wichtig.“ mich.“ 10,5% „Ich bin ein richtiger Fast-Food Junkie.“ 91,6% „Ich liebe gutes Essen.“ 5,2% „Mir ist total egal wie unsere Lebensmittel produziert werden.“ n = 1.481, 5-stufige Skala von „Lehne ganz und gar ab.“ bis „Stimme voll und ganz zu.“ Dr. Anke Zühlsdorf 13
Konsum tierischer Produkte: Verteilung der Ernährungsmuster 3,3% Vegetarisch*: 10,3% „Ich esse kein Fleisch aber Vegan: 2,0% Fisch.“ (Pescetarier)* 5,9% „Ich esse keinen Fisch u. Fleischlose kein Fleisch aber Milch- Ernährung produkte u. Eier.“ (Ovo- 12,3% Lacto-Vegetarier)* Flexitarische „Ich esse alles (auch 1,1% Ernährung Omnivore Fleisch u. Fisch).“ „Ich esse keinen Fisch, kein 23,8% Fleisch, keine Eier, aber Ernährung Milchprodukte.“ (Lacto- 63,9% Vegetarier)* * zusammengefasst zu vegetarischen Ernährungsformen 2,0% „Ich esse überhaupt keine tierischen Produkte, z. B. auch keine Milchprodukte, „Ich esse nur Eier oder Honig.“ (Veganer) zeitweise oder ganz selten Fleisch.“ (Frage: Wie ernähren Sie sich? Bitte ordnen Sie sich einem Ernährungsstil zu.) , n=1.481, Angaben in % aller gültigen Antworten. Dr. Anke Zühlsdorf 14
Der Klimawandel ist kein fernes Zukunftsszenario für junge Menschen Frage: Gerne hätten wir Ihre Meinung zu folgenden Statements: Angabe der Zustimmung („Stimme voll und ganz zu.“/„Stimme eher zu.“) und Ablehnung („Lehne voll und ganz ab.“/„Lehne ab.“) in % aller gültigen Antworten „Der Klimawandel wird mich „Ich will jetzt Spaß im Leben Stimmt: Stimmt nicht: Stimmt nicht: Stimmt: 10,7% selbst ohnehin nicht mehr haben, ohne über die Folgen 18,6% 66,6% 51,2% betreffen.“ nachdenken zu müssen.“ n = 1.481, 5-stufige Skala von „Lehne ganz und gar ab.“ bis „Stimme voll und ganz zu.“ Jugendreport zur Zukunft nachhaltiger Ernährung 15
Viele sind unsicher beim Thema klimabewusste Ernährung Frage: Fühlen Sie sich ausreichend über eine klimabewusste Ernährung informiert? Angabe der Zustimmung („Stimme voll und ganz zu.“/„Stimme eher zu.“) und der Ablehnung („Lehne ganz und gar ab/Lehne eher ab“) in % aller gültigen Antworten Zustimmung Teils/teils Ablehnung 31,3% „Ich weiß, wie ich mich klimafreundlich 38,4% 24,4% ernähren kann.“ 37,1% „Ich fühle mich ausreichend über die 29,0% Auswirkungen des Fleischkonsums auf den 39,8% Klimawandel informiert.“ n = 1.481, 5-stufige Skala von „Lehne ganz und gar ab.“ bis „Stimme voll und ganz zu.“ Jugendreport zur Zukunft nachhaltiger Ernährung 16
Junge Erwachsene wünschen sich mehr Informationen über eine klimabewusste Ernährung Frage: Fühlen Sie sich ausreichend über eine klimabewusste Ernährung informiert? Angabe der Zustimmung („Stimme voll und ganz zu.“/„Stimme eher zu.“) und der Ablehnung („Lehne ganz und gar ab/Lehne eher ab“) in % aller gültigen Antworten Zustimmung Ablehnung „Ich möchte mehr darüber wissen, welche Auswirkungen der 51,8% 19,9% Fleischkonsum auf den Klimawandel hat.“ „Im Bildungssystem (Schule, Uni, Ausbildung) werden die Auswirkungen des Fleischkonsums nicht ausreichend 64,9% 16,6% thematisiert.“* „Beim Einkauf im Supermarkt will ich am Produkt erkennen 63,4% 13,1% können, wie klimaschädlich es ist.“ n = 1.481, 5-stufige Skala von „Lehne ganz und gar ab.“ bis „Stimme voll und ganz zu.“ *Statement umcodiert. Die Formulierung im Fragebogen lautete „Im Bildungssystem (Schule, Uni, Ausbildung) werden die Auswirkungen des Fleischkonsums ausreichend thematisiert.“ Jugendreport zur Zukunft nachhaltiger Ernährung 17
Nachhaltigkeitsbezogenen Eigenschaften häufig nicht erkennbar - allgemeine Bevölkerungsstudie sehr gut / gut am Produkt erkennbar ist mir sehr wichtig / wichtig 20,8% Ob das Lebensmittel aus tierfreundlicher Haltung stammt, ... 78,5% 20,0% Wie gesund das Lebensmittel ist, ... 74,0% 6,5% Ob soziale Aspekte eingehalten werden (Arbeitsschutz, Kinderarbeit etc.), ... 70,3% 19,9% Wie umweltfreundlich die Produktion des Lebensmittels ist, ... 66,6% 71,2% Ob es sich um ein Bioprodukt handelt, ... 46,3% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% n = 1.035; Angaben in % aller gültigen Antworten; 5-stufige Skala von „stimme voll u. ganz zu“ bis „stimme überhaupt nicht zu“; Quelle: Zühlsdorf et al. (2018) Dr. Anke Zühlsdorf 18
Trend zu mehrstufigen, interpretativen Nachhaltigkeitslabeln Gesundheit Tierwohl Klima Umwelt Umwelt + CLIMATE-SCORE Foundation Earth A B C D E Climate impact ... 0 0,2 0.5 1.0 1.5 2.0 (kg CO2-e) F2f-Strategie: Nachhaltigkeitskennzeichnung für Lebensmittel bis zum Jahr 2024 (Sustainable Food Labeling Framework) Dr. Anke Zühlsdorf 19
Lebensmittelkonsum: Gleichzeitigkeit von Alltagsroutine und hoher Verunsicherung Bis zu 200 Entscheidungen § Einkaufsentscheidungen fallen oft erst am Regal täglich (Wansink & Sobal, 2007 ) (low involvement) § ca. 170.000 Artikel auf dem dt. LM-Markt Esse ich zuhause oder auswärts? (Lebensmittelverband Deutschland) § größere Geschäfte führen mehr als 30.000 Artikel Alleine oder mit anderen? § durchschnittliche Betrachtungszeiten bis zur Habe ich Zeit zum Kochen? Kaufentscheidung:
Fazit § Das steigende Interesse an Landwirtschaft und Ernährung ist Herausforderung und Chance zugleich § Nachhaltigkeit wird aller Voraussicht nach an Relevanz weiter gewinnen (langfristiger Wertewandel) § Für die Land- und Ernährungswirtschaft bedeutet dies: Einbindung in Labelkonzepte § Allerdings wird die Nachhaltigkeitstransformation nicht allein von den KonsumentInnen kommen - Bürger-Verbraucher-Lücke Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell entdecken Dr. Anke Zühlsdorf 21
Kontaktinformationen Kontaktadresse: Dr. Anke Zühlsdorf Zühlsdorf + Partner PartG | Agentur für Verbraucherforschung und Lebensmittelmarketing Philipp-Oldenbürger-Weg 27 37083 Göttingen Fon: 0551- 3708086 Mail: azuehls@gwdg.de | www.zuehlsdorf-und-partner.de Privates Forschungsinstitut und Unternehmensberatung mit dem Themenfokus Lebensmittelmarketing, Verbraucherforschung und Ernährungspolitik. Dr. Anke Zühlsdorf 22
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