Pflanzenschutz im Obstbau Rückblick 2018 Ausblick 2019 - Dr. Thomas Diehl Pflanzenschutzdienst Regierungspräsidium Stuttgart ...
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Pflanzenschutz im Obstbau Rückblick 2018 Ausblick 2019 Dr. Thomas Diehl Pflanzenschutzdienst Regierungspräsidium Stuttgart
Auswirkungen pflanzenschutzrechtlicher Bestimmungen • Fortbildungspflicht • Sachkunde • Abgabe von PSM
Fortbildungspflicht nach Pflanzenschutzgesetz § 9 Abs. 4 Sachkundige müssen einmal in 3 Jahren eine Fort- oder Weiterbildungsveranstaltung besuchen. Für bereits sachkundige Personen beginnt der 1. Zeitraum am 1. Januar 2013 und endet am 31. Dezember 2015 2. Zeitraum von 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2018 3. Zeitraum von 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2021 Die Fortbildung ist der Behörde auf Verlangen nachzuweisen. Kann der Nachweis nicht erbracht werden, setzt die Behörde eine Frist. Der Sachkundenachweis wird widerrufen, wenn die Frist zur Fortbildung nicht eingehalten wurde.
Bedingungen einer Fortbildungsmaßnahme in Baden - Württemberg • zeitlichen Umfang von mindestens 4 Stunden • Aufteilung der Fortbildungsmaßnahme innerhalb des Dreijahreszeitraums in einzelne zeitlich getrennte Themenblöcke (Module) ist zulässig • Für die Anerkennung der Fortbildung werden die Einzelnachweise kumuliert • Der Veranstalter stellt den Teilnehmern eine Bescheinigung über die erfolgte Teilnahme und den zeitlichen Umfang aus • mindestens 4 Themen aus Anhang 1 der Richtlinie 2009/128/EG 15.
Wiederbetretungsfristen / Auflagen „Auflagen für Arbeiter im Wiederbetretungsszenario“ • Persönliche Schutzausrüstung (Kleidung) • Betretungszeitpunkt nach Behandlung • Betretungsdauer
Wiederbetretungsfristen neue Auflagen (bußgeldbewehrt) • SF275-VEGE Bei Nachfolgearbeiten / Inspektionen der behandelten Pflanzen / Flächen ist nach der • SF275-VEOS Anwendung bis unmittelbar vor der Ernte lange Arbeitskleidung / festes Schuhwerk • SF275-VEWE zu tragen • SF276-EEGE Bei Nachfolgearbeiten / Inspektionen der behandelten Pflanzen / Flächen sind nach der • SF276-EEOS Anwendung bis einschließlich Ernte lange Arbeitskleidung und festes Schuhwerk sowie • SF276-EEWE Schutzhandschuhe zu tragen Beispiele: Gemüsebau Karis 10 SC, Frequent Weinbau Zelavin
Neue Abstandsreglung zu Wohnbebauung und „privaten Gärten“
Mindestabstände zu Anwohnern und Umstehenden bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln • Bei der Bewertung von Pflanzenschutzmitteln im Zulassungsverfahren wird zugrunde gelegt, dass der Mindestabstand, zu Umstehenden und Anwohnern, bei Spritz- bzw. Sprühanwendungen in Flächenkulturen 2 Meter und bei Anwendungen in Raumkulturen 5 Meter nicht unterschritten wird. • Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln wird zugrunde gelegt, dass die genannten Mindestabstände sowohl zu Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind (§17 PflSchG), zu Grundstücken mit Wohnbebauung und privat genutzten Gärten als auch zu unbeteiligten Dritten, die z. B. benachbarte Wege nutzen, eingehalten werden.
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Problematik der Abstände zu Gewässer Johannisbeeranlage und wasserführender Graben (September 2018)
Abstände zu Oberflächengewässer Seit 01.01.2014 Wassergesetz B.-W.
Rückblick 2018 Witterungsextreme Einstrahlung – Hitze – Trockenheit
Hitzekollaps und vorzeitiger Blattfall
Wärmeliebende, trockenresistente Hirsearten
Johannisbeerblattgallmücke (Dasineura tetensi) Die Larven überwintern im Boden im nahen Umfeld der Sträucher. Im Jahr 2018 entwickelten sich drei Generationen. Die erste Generation trat während der Blütezeit auf, Folgegenerationen waren im Juni/Juli und im August festzustellen. Die Weibchen legen 30 – 90 Eier an den jüngsten Blättern ab, durch die Saugtätigkeit der Larven kommt es zu deutlichen Blattschäden (eingerollte, nekrotisierte Blattränder). Nach etwa 14 Tagen Saugtätigkeit verlassen die Larven die geschädigten Blätter, fallen zu Boden und verpuppen sich dort. Nach kurzer Puppenruhe wird die nächste Mückengeneration aktiv. An den Langtrieben der Sträucher sind dann die Befallsetagen gut festzustellen. Baumschulware und junge Sträucher werden besonders geschädigt, an ausgewachsenen Sträuchern ist der wirtschaftliche Schaden geringer. Schwarze Johannisbeeren werden bevorzugt befallen, rote und weiße Johannisbeeren zeigen kaum Befall. Eine wirkungsvolle Bekämpfung muss auf die erste Generation ausgerichtet sein, um das Vermehrungspotential dieser Gallmückenart zu begrenzen.
Bekämpfung der Johannisbeerblattgallmücke
Bekämpfung der Johannisbeerblattgallmücke Nichterneuerung der Wirkstoffgen. zum 06.12.2018 Aufbrauchfrist Quinoxyfen bis spätestens 27.03.2020
Zukunft für Insektizide • Mospilan: ZE 28.02.2019 – ZLV 2021 Reduktion auf 1 Aw. / Jahr • Pirimor: ZE 30.04.2019 Zulassung Getreide, dann weg • Calypso: Wirkstoffbewertung steht an Neonicotinoide unter permanenter Kritik
Kirschessigfliege • Überwinterung (Datenauswertung 2015-2018): • Aktivität ab 8°C geschützte Vegetationsbereiche (z.B. immergrüne Pflanzen) • Fazit: flächendeckende Überwinterung an Standorten mit Schutz und Nahrung • keine offensichtlichen Unterschiede in der Überwinterungsfähigkeit von Männchen und Weibchen
Kirschessigfliege • Saisonale Unterschiede in Geruchswahrnehmung: Wintermorphen mit „Interesse“ auf Überleben und Futter Sommermorphen mit „Interesse“ an Fortpflanzung (geeignete Früchte)
Quelle: DLR
Quelle: DLR
Fazit 2018 • Umfeld hat weniger Einfluss auf die Befalls- entwicklung als die Witterung 2018. JKI • Witterungseffekte sind größer als Behandlungserfolge in 2018. LTZ
Typischer Roundup-Schaden nach Spätanwendung im Vorjahr
Zukunft der Herbizide Roundup Basta
31.07.2015
EZ vom 13.11.2015
Einstufung kanzerogener Stoffe nach Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 • Kategorie 1A: nachgewiesenermaßen krebserzeugend beim Menschen • Kategorie 1B: erwiesenes Tierkanzerogen mit möglicher Übertragbarkeit auf den Menschen • Kategorie 2: nicht ganz überzeugende Anhaltspunkte für eine krebserzeugende Wirkung am Versuchstier.
Beispiele für Einstufungen nach 1A • Nikotin
Beispiele für Einstufungen nach 1A • Nikotin • Alkohol • UV-Strahlung (Sonnenlicht) • Benzol • Acrylamid (frittierte Kartoffelerzeugnisse, Backwaren / Knäckebrot ) • Nitrose-Komplexe (Wurst- und Fleischwaren) • …
Giftigkeit nach GHS- Standard Substanz LD 50 Ratte mg / kg Einstufung • Glyphosat • 4873 geringe Gesundheits- • Backpulver • 4220 gefährdung • Kochsalz • 3000 • Theobromin • 1265 gesundheitsschädlich • Solanin • 590 • Kupfersulfat • 300 giftig • Koffein • 192 • Natriumfluorid • 52 • Nikotin • 50 sehr giftig • Aflatoxin • 0,56 • Botulin • 0,003 extrem giftig Quelle : Institut für Arbeitsschutz / Stoffdatenbank
Roundup „in aller Munde“
63,6 % der konventionellen Weine und Säfte enthalten Glyphosate ADI - Wert (acceptable daily intake) für Glyphosat liegt bei 0,3 mg/kg/d 0,014 mg/kg x 20 = 0,28 mg/kg Person mit 75 kg : 20 Liter x 75 = 1500 Liter Mosel Riesling täglich = 150 Liter reiner Alkohol täglich
„AMPA ist der Hauptmetabolit von Glyphosat.AMPA kann auch aus Aminopolyphosphonaten (Waschmittel) entstehen.“ Dr. rer. nat. Hans-Wolfgang Hoppe - Leiter Umwelttoxikologie Medizinisches Labor Bremen Jährlicher Glyphosatverbrauch in Deutschland: 4000 - 5000 Tonnen Wirkstoff Quelle: BVL 2018 Quelle: Informationsschrift UBA
AMPA-Eintragswege / Quellen • PSM-Wirkstoff • Phosphonate – Glyphosate – Wasch- und Reinigungsvorgänge – Zellstoff- und Papierherstellung – Imprägnierung – Flaschenwiederaufbereitung schneller Abbau zu: Abbau zu: AMPA AMPA + ATMP AMPA = Amino-methyl-Phosphonsäure ATMP = Amino-tris-methyl-Phosphonsäure)
„These results demonstrate that the combination of AMPA and MAA can promote the apoptosis of prostate cancer cells, suggesting that they can be used as potential therapeutic drugs in the treatment of prostate cancer.“
EZ
Der BfR-Präsident wundert sich wie gelassen die Öffentlichkeit mit anderen Problemen umgeht. „ Man stelle sich vor, 70.000 Menschen würden sich jährlich statt an Campylobacter an den Rückständen eines zugelassenen Pflanzenschutzmittels vergiften: Da müsste wohl die ganze Regierung zurücktreten !“
Capital 4/2018
Chronologie zu Glyphosate eine „unendliche“ Geschichte ? Am 31.12.2015: Ende der ZL für Wirkstoff auf EU-Ebene bis 30.06.2016: vorläufige Verlängerung der ZL keine Einigung der Mitgliedstaaten in zwei Abstimmungen für Verlängerung um 15 Jahre technische Verlängerung um 18 Monat bis 31.12.2017 Am 25.10.2017:erneute Abstimmung der Mitgliedstaaten um 10 Jahre Verlängerung ohne Einigung Am 09.11.2017: erneute Abstimmung über Verlängerung um 5 Jahre abgelehnt (Ja: 14 Nein: 9 Enthaltung: 5) Am 22.11.2017: Vermittlungsausschuss berät Grundsatzbeschluss EU-Parlament: Glyphosate Verbot ab 15.12.2022
Chronologie zu Glyphosate eine „unendliche“ Geschichte ? Am 27.11.2017: Vorschlag für eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat für 5 Jahre angenommen (18 Ja-Stimmen, 9 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung ) Am 11.12.2018: Verlängerung der nationalen Zulassung von Glyphosat durch das BVL um ein Jahr bis zum 15. Dezember 2019
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