KLIMASCHUTZKONZEPT 2011-2020 - www.ekiba.de/BUE - Evangelische ...

Die Seite wird erstellt Titus-Stefan Feldmann
 
WEITER LESEN
klimaschutzkonzept 2011-2020

www.ekiba.de/BUE
„Natürlich können reiche Länder ihre immensen finanziellen und technologischen Res-
sourcen nutzen, um sich gegen den Klimawandel zumindest kurzfristig zu schützen
– das ist eines der Privilegien des Reichtums. Aber in dem Maße, in dem der Klimawan-
del Lebensgrundlagen zerstört, Menschen vertreibt und ganze Sozial- und Wirtschafts-
systeme untergräbt, wird kein Land – egal wie reich oder mächtig es sein mag – gegen
die Konsequenzen immun sein. Langfristig werden die Probleme der Armen an den
Türschwellen der Reiche auftauchen, wenn die Klimakrise zu Verzweiflung, Wut und
Bedrohungen der kollektiven Sicherheit führen wird.

Nichts von alldem muss geschehen. Letztlich ist die einzige Lösung gegen den Klima-
wandel rasche Emissionsreduktion. Aber wir können – und müssen – zusammenarbei-
ten, um sicherzustellen, dass der jetzt stattfindende Klimawandel nicht zu Rückschlä-
gen für die menschliche Entwicklung führt. Deshalb rufe ich die Führer der reichen
Welt auf, die Anpassung an den Klimawandel ins Zentrum der internationalen Armuts-
bekämpfungs-Agenda zu rücken – und dies zu tun, bevor es zu spät ist.“

                        Desmond Tutu, einst Erzbischof von Kapstadt: Wir brauchen
                        keine Klimawandel-Apartheid bei der Anpassung, in: Bericht
                        über die menschliche Entwicklung 2007/2008. Den Klimawan-
                        del bekämpfen: Menschliche Solidarität in einer geteilten
                        Welt, UNDP 2007, S. 33.
inhalt

1. Geltungsbereich und Organisationsstruktur                                    4

2. Motivation und Ausgangslage                                                 6
   2.1 Beschleunigter Klimawandel und der Beitrag der Kirchen in Deutschland    6
   2.2 Bewahrung der Schöpfung als Kernaufgabe der badischen Landeskirche       7
   2.3 Ausgangslage                                                             8

3. Ermittlung der klimarelevanten Emissionen                                    9
   3.1 Datengrundlagen                                                          9
		3.1.1 Gesamtbilanz                                                            9
		 3.1.2 Bilanz und Datengüte Kirchengemeinden                                 10
		 3.1.3 Bilanz und Datengüte Einrichtungen                                    10
		3.1.4 Flächennutzung                                                         11
		3.1.5 Beschaffung                                                            12
   3.2 Monitoring des zukünftigen Verbrauchs                                   13

4. Beschreibung des Klimaschutzkonzepts                                        15
   4.1 Laufzeit und Ziele                                                      15
   4.2 Beschreibung und Einsparpotentiale der einzelnen Instrumente            18
		 4.2.1 Umstellung Ökostrom                                                   18
		 4.2.2 Umweltmanagement Grüner Gockel/EMAS                                   20
    4.2.3 Energiecheck Sparflamme                                              23
		 4.2.4 Lokale Verbrauchserfassung                                            24
		4.2.5 Heizungseinstellung                                                    25
		4.2.6 Schulungen                                                             26
					     - Ausbildung Kirchliche/r Umweltauditor/in                           26
					     - Fortbildungsprogramm Grüner Gockel                                 26
					     - Schulung zur/zum Energiebeauftragte/r                              27
					     - Schulungen für Kirchendiener/in                                    28
					     - Schulungen für Erzieher/in                                         28
					     - Sprit-Spar-Kurse                                                   29   1
4.2.7 Sanierungen und Umstellung auf regenerative Energien                  30
    		 4.2.8 Pfarrhaussanierungsprogramm basierend auf Energiegutachten            31
    		 4.2.9 Projektierung einer 1 MW-Solarfarm                                    32
       4.3 Indirekte Umweltaspekte                                                 33
    		 4.3.1 Erfassung verbessern                                                  34
    		 4.3.2 Nachhaltiger Konsum                                                   34
    		 4.3.3 Nachhaltigkeitsmanagement EMASplus fördern                            34
    		 4.3.4 Klimaschonende Wald- und Ackerbewirtschaftung                         34
    		 4.3.5 Entwicklung ökologischer Baustandards                                 36
       4.4 Genauigkeit und Fehlerbreite der Einsparprognosen                       37
       4.5 Öffentlichkeitsarbeit                                                   39

    5. Ressourcen und Zeitplanung                                                  40
       5.1 Die beteiligten Akteure                                                 40
    		 5.1.1 Kirchengemeinden und Einrichtungen                                    40
    		 5.1.2 Verwaltungs- und Serviceämter (VSA)                                   40
    		 5.1.3 Büro für Umwelt und Energie (BUE)                                     40
    		 5.1.4 Fachstelle für Energie und Umwelt der Erzdiözese Freiburg (FEU)       40
    		 5.1.5 Externe Berater und Dienstleister                                     41
    		 5.1.6 Externe Kooperationen                                                 41
       5.2 Koordinierungsfunktion und Personalbedarf Büro für Umwelt und Energie   42
       5.3 Implementierungskosten und Einsparungen 2010 - 2014                     43

    6. Impressum und Ansprechpartner                                               45

2
zusammenfassung

Die Evang. Landeskirche in Baden hat Ende 2009 ein Klimaschutzkonzept beschlossen.
Im Vergleich zum Jahr 2005 sollen in den rund 2.750 Gebäuden der 550 Kirchenge-
meinden (bzw. rund 720 Pfarrgemeinden), elf Verwaltungs- und Serviceämtern sowie
15 Einrichtungen bis 2015 23-30% der CO2-Emissionen eingespart werden. Das Konzept
basiert auf drei Handlungsfeldern: regenerativer Strombezug, management-orientier-
te Verfahren (Umweltmanagement, Energiechecks) und Nutzersensibilisierung (via
Schulungen) sowie energetische Gebäudesanierungen und umweltgerechtes Bauen.
Sie basieren auf den seit 2004 aufgebauten Beratungsinstrumenten der Landeskirche.
Diese werden entsprechend intensiviert und neu initiiert. In der Summe kann der CO2-
Ausstoss um fast 10.000 Tonnen von 42.900 auf 33.000 Tonnen verringert werden. In
einer zweiten Phase von 2016-2020 sollen die Emissionen um weitere ca. 21% sinken
bzw. 8.600 Tonnen eingespart werden, so dass bis Ende 2020 die Landeskirche nach-
weislich der Forderung des IPCC nachgekommen sein wird und eine Reduktion der
CO2-Emissionen um 40 – 50% im Vergleich zu den Jahren 2003-2007 erreicht haben wird.

Die Entwicklung des Strom- und Heizenergiebedarfs, der Mobilität und Flächenut-
zung werden durch ein kontinuierliches Daten- und Liegenschaftsmanagement er-
fasst und überprüft. Für den Bereich Beschaffung werden solide Monitoring-Verfah-
ren aufgebaut.

In der ersten Phase ist insgesamt mit Kosten in Höhe von rund 46,5 Mio. Euro zu rech-
nen. Von diesen sind lediglich 1,5 Mio. Euro als zusätzliche Haushaltsmittel einzu-
stellen. Umgekehrt steigen die Einsparungen bei den Energiekosten von Jahr zu Jahr
an. Ab 2016 werden es jährlich etwa 1,8 Mio. € sein.

                                                                                        3
1. Geltungsbereich und Organisationsstruktur

    Die Evang. Landeskirche in Baden ist eine       Kindergarten. Insgesamt ist von einem
    Körperschaft öffentlichen Rechts. Histo-        Bestand von rund 2.750 zu beheizenden
    risch umfasst sie das Gebiet des Großher-       Gebäuden in den Gemeinden auszugehen.
    zogtums Baden. Es erstreckt sich von Weil       Kirchen- und Pfarrgemeinden werden von
    am Rhein im Südwesten bis Wertheim im           einer/m Pfarrer/in gemeinsam mit dem
    Nordosten (ca. 350 Fahrkilometer) sowie         ehrenamtlichen Kirchengemeinderat bzw.
    westlich von Breisach am Rhein bis östlich      Ältestenkreis (Pfarrgemeinde-Ebene) ge-
    Immenstaad am Bodensee (ca. 170 km). Mit        leitet. Diese ehrenamtlichen Gremien
    1,36 Millionen Evangelischen ist sie eine der   treffen die Entscheidungen, wenn es um
    mittelgroßen Landeskirchen Deutschlands.        die Nutzung der Gebäude geht, um deren
                                                    Erhalt und um die Investitionen. Die Kir-
    Der Sitz der Kirchenleitung ist der Evan-       chengemeinden haben einen Großteil der
    gelische Oberkirchenrat in Karlsruhe.           Verwaltungsarbeit in zwölf Verwaltungs-
    Oberste Aufsicht (Leitung) der Landes-          und Serviceämtern und drei Kirchenge-
    kirche ist das Kollegium bestehend aus          meindeämtern zentralisiert, die über Ba-
    den acht Oberkirchenräten/innen unter           den verteilt sind.
    dem Vorsitz von Landesbischof Dr. Ulrich
    Fischer. Geschäftsführende Oberkirchen-         Zur Landeskirche gehören zudem 15 Ein-
    rätin ist Barbara Bauer. Auf der Landes-        richtungen: der Evang. Oberkirchenrat
    synode entscheiden die Delegierten über         in Karlsruhe, die Tagungsstätte Schloss
    den jeweiligen Doppelhaushalt und alle          Beuggen bei Basel, das Haus der Kirche
    wesentlichen rechtlichen und geistlichen        als Tagungszentrum mit angeschlossener
    Aspekte. Höchstens ein Drittel der insge-       Akademie der Landeskirche in Bad Her-
    samt rund 80 Synodalen sind Theologin-          renalb, zwei Jugendbildungsstätten in
    nen und Theologen.                              Neckarzimmern und Ludwigshafen am
                                                    Bodensee, die Evang. Hochschule und
    Zur Landeskirche gehören 550 recht-             das Fortbildungszentrum in Freiburg, so-
    lich selbständige Kirchengemeinden, die         wie das Studienseminar (Morata-Haus)
    ebenfalls Körperschaften öffentlichen           und die Hochschule für Kirchenmusik in
    Rechts sind. Eine Kirchengemeinde kann          Heidelberg. In der Schulstiftung sind drei
    aus mehreren Pfarrgemeinden bestehen.           Fachschulen für Sozialpädagogik gebün-
    Insgesamt gibt es zurzeit 725 Pfarrge-          delt (Freiburg, Karlsruhe, Nonnenweier),
    meinden. Die Kirchen- bzw. Pfarrgemein-         zwei Gymnasien in Mannheim und Heidel-
    den haben im Schnitt drei bis vier Gebäu-       berg sowie das Internationale Gymnasium
    de: Kirche, Pfarrhaus, Gemeindehaus und         mit Internat in Gaienhofen am Bodensee.

4
Etwa 15.000 Hauptamtliche (ohne Di-           Kirchengemeinden (bzw. 725 Pfarrge-
akonie) arbeiten in der Verwaltung, in        meinden) und 15 landeskirchlichen Ein-
Kindergärten und -heimen, in Kirchenge-       richtungen. Das Diakonische Werk ist
meinden und Dekanaten. Davon sind rund        nicht unmittelbar Teil der Landeskirche
900 in speziell kirchlich ausgebildeten Be-   und kann mit seinen karitativen und me-
rufen tätig (Pfarrer/innen, Gemeindedia-      dizinischen Einrichtungen nicht berück-
kon/innen, Jugendreferent/innen, Religi-      sichtigt werden.
onslehrer/innen, Kirchenmusiker/innen).
Ehrenamtlich sind in leitender Funktion       Das Kollegium der Landeskirche hat das
allein über 6.000 Menschen als Mitglie-       im Folgenden beschriebene Klimaschutz-
der der Kirchengemeinderäte engagiert.        konzept in seiner Sitzung vom 28. Juli
Darüber hinaus bringen sich ca. weitere       2009 einstimmig beschlossen. Die Landes-
30-40 Personen in den Gruppen und Krei-       synode hat dem Konzept für den Gesamt-
sen jeder einzelnen Gemeinde ein. In der      zeitraum 2011-2020 am 21. Oktober 2009
Summe darf von rund 25.000-30.000 Eh-         ebenfalls einstimmig zugestimmt und die
renamtlichen ausgegangen werden.              erforderlichen Finanzmittel bis 2014 (vgl.
Das Klimaschutzkonzept gilt für die 550       Kap. 5.3) zur Verfügung gestellt.

                                                                                           5
2. Motivation und Ausgangslage

    2.1 Beschleunigter Klimawandel              nicht konsequent genug. Das ist unverant-
    		und der Beitrag der Kirchen               wortlich in Anbetracht der zur Disposition
    		in Deutschland                            stehenden Lebensbedingungen. Deshalb
    Der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhal-    ist es umso wichtiger, dass die Kirchen
    ten, sondern lediglich noch zu begrenzen.   hier sichtbar voranschreiten und zeigen,
    Allein diese Erkenntnis wiegt schwer.       dass sie die so eindeutige Dringlichkeit
    Noch schwerer wiegt, dass kaum noch         und Schwere der Situation eben nicht
    Zeit bleibt. Um eine katastrophale Ent-     nur erkennen, sondern tatsächlich auch
    wicklung zu vermeiden, ist laut UN-IPCC     das Umsteuern beginnen – rechtzeitig,
    der globale Temperaturanstieg auf 2°C       um unsere christliche Gemeinschaft bei
    bis 2100 zu begrenzen. Voraussetzung        den notwendigen Anstrengungen „mit-
    ist ein Umsteuern binnen der nächsten       nehmen“, sensibilisieren und motivieren
    zehn Jahre. Eine CO2-Reduktion um 40-       zu können. Und das bedeutet, heute zu
    50% bis 2020 und um 80-95% bis 2050 ba-     beginnen. Denn ein Begrenzen des Klima-
    sierend auf den Verbrauch von 1990 ist      wandels wird nur gelingen mit neuen, zu-
    zwingend notwendig. Global betrachtet       kunftsfähigen Lebensstilmustern unserer
    werden besonders die ärmeren Länder         Gesellschaft, die eine Mit-Verantwortung
    die lokalen Auswirkungen des Klimawan-      für eine globale Klima-Gerechtigkeit an-
    dels nicht kompensieren bzw. bekämpfen      erkennt. Das wird nur möglich sein, wenn
    können. In den Industrieländern werden      wir alle unseren Beitrag leisten.
    die Kompensationskosten andere gesell-      Der evangelischen und katholischen Kir-
    schaftliche Bedürfnisse unfinanzierbar      che Deutschlands kommt besondere
    machen. Soziale Ungerechtigkeit wird        Bedeutung zu. Die beiden Kirchen sind
    zunehmen und der weltweite Migrati-         mit rund 1,4 Mio. hauptamtlichen Mit-
    onsdruck kontinuierlich steigern. Ohne      arbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber
    Übertreibung stellt der Klimawandel die     Deutschlands, einer der größten Grund-
    wohl umfassendste Gefährdung der Le-        besitzer und bewirtschaften ca. 250.000
    bensgrundlagen der heutigen und noch        Gebäude. Rund 2,4 Mio. Menschen en-
    mehr zukünftiger Generationen dar. Auf      gagieren sich ehrenamtlich. Der direkte
    den Nachfolgeverhandlungen zum Kyoto-       CO2-Ausstoß (Heizung, Strom, Verkehr)
    Protokoll, beginnend mit der nächsten       kann nur auf Basis der badischen Daten
    Klimakonferenz in Kopenhagen, treten        extrapoliert werden und dürfte ca. 1,65
    wir alle in die entscheidende Phase der     Mio. Tonnen betragen (ohne Diakonie und
    Weichenstellung globaler Energie-, Klima-   Caritas). Die Energieagentur NRW schätzt
    und Armutspolitik ein.                      das Einsparpotential der Kirchen auf min-
    Die G8-Staaten teilen zwar diese Ein-       destens 300.000 Tonnen CO21 . Die Kirchen
    schätzungen, handeln jedoch bei weitem      1 www.co2-handel.de/article306_5781.html

6
mit Ihren sozialen Werken verbrauchen        2.2 Bewahrung der Schöpfung
damit zum einen in erheblichem Umfang        		als Kernaufgabe der
Ressourcen und erreichen zugleich sehr       		ba	dischen Landeskirche
viele Menschen direkt (Haupt- und Ehren-     Umweltschutz hat in der badischen Lan-
amt) und indirekt (Gottesdienstbesucher,     deskirche eine lange Tradition und fußt
etc.). Zum anderen existieren erhebliche     vor allem auf deren erstem Umweltbe-
Entlastungspotentiale. “Kirche” nimmt        auftragten Pfarrer Gerhard Liedtke. Er
eine Leitbildfunktion ein und ist wichti-    entwickelte bereits in den 1980er Jahren
ger Impulsgeber für andere gesellschaft-     erste Ideen kirchengemeindlicher Ener-
liche Bereiche. Sie hat das Potential, die   giebilanzierungen. Seine Arbeit führten
Funktion eines gesamtgesellschaftlichen      ab Ende der 1990er Jahre ehrenamtliche
Nachhaltigkeits-Motors zu übernehmen.        Bezirksumweltbeauftragte fort. Aufgrund
Landeskirchen (und Diözese, Kommunen,        von Personalkürzungen konnte deren Ar-
Städte) können durch ihre mittlere Grö-      beit jedoch nur begrenzt von hauptamt-
ße besondere „Schlagkraft“ entwickeln,       licher Seite des EOK unterstützt werden.
da relativ überschaubare Hierarchien und     Operativ wurden ab 2001 alle gebäude-
Entscheidungsebenen vorhanden sind.          bezogenen Umweltaspekte dem Kirchen-
Hier greift Hans Joachim Schellnhuber’s      bauamt zugeordnet.
Ausdruck „medium is beautiful“2 , um die     Im April 2003 verabschiedete die Landes-
Möglichkeiten mittlerer Organisationsein-    synode, als höchstes Entscheidungsorgan
heiten bei integrierten Lösungen des Kli-    der Landeskirche, die “Ökologischen Leit-
maproblems im Vergleich zu nationalen        linien der Evangelischen Landeskirche in
Ebenen hervorzuheben.                        Baden”. Darin wird der Umweltschutz als
Der Rat der EKD hat seine Gliedkirchen       eine Kernaufgabe der Landeskirche und
aufgerufen, bis 2015 25% der CO2-Emis-       deren Handeln gemäß einer zukunftsfä-
sionen bezogen auf den Verbrauch von         higen Entwicklung festgeschrieben. In
2005 zu reduzieren, um dem Auftrag zur       sieben Artikeln werden die wichtigsten
Bewahrung der Schöpfung gerecht zu           umweltrelevanten Handlungsfelder be-
werden.                                      schrieben und das Kirchliche Umwelt-
                                             management „Grüner Gockel“ als ein
                                             notwendiges Umsetzungsinstrument auf
                                             Basis der positiven Erfahrungen in der
                                             württembergischen und der westfälischen
                                             Landeskirche empfohlen. Die Leitlinien
                                             koppelte die Synode mit der Finanzierung
                                             einer bis 2009 befristeten Geschäftstelle
2 Rahmstorf, S & Schellnhuber H.J. (2007):
                                             Grüner Gockel im Kirchenbauamt. 2010
Der Klimawandel; C.H. Beck-Verlag München
                                                                                         7
2. Motivation und Ausgangslage

    wurde das Arbeitsfeld Energie und Umwelt      Zuge dieser Tätigkeiten ist die badische
    in die Kernaufgaben des Kirchenbauamts        Landeskirche Mitglied im bundesweiten
    überführt und die befristete Stelle in eine   Ökumenischen Netzwerk für Kirchliches
    Planstelle umgewandelt. Damit erlangt die     Umweltmanagement (KirUm). Seit 2008
    Geschäftsstelle dauerhafte Kontinuität.       ist das BUE im Vorstand des Umweltbei-
                                                  rats der Landeskirche und im Aufsichtsrat
    2.3   Ausgangslage                            der Gesellschaft zur Energieversorgung
    Nach der Gründung der Geschäftsstelle         der kirchlichen und sozialen Einrichtun-
    Grüner Gockel 2004 wurde auf Initiative       gen (KSE) der vier Kirchen in Baden-Würt-
    der Landessynode ab 2006 als zweites          temberg3 .
    Beratungsangebot in Kooperation mit           Bis Ende 2010 haben über 90 Kirchenge-
    der Erzdiözese Freiburg der einfachere        meinden das Umweltmanagement Grüner
    kirchliche Energiecheck Sparflamme ent-       Gockel eingeführt. Die Hälfte dieser Ge-
    wickelt. Zeitlich parallel ergaben sich       meinden ist bereits nach EMAS zertifiziert
    auch in der baufachlichen Beratung des        und von diesen erreichten wiederum 50 %
    Kirchenbauamts energetische und nut-          erfolgreich die alle vier Jahre durchzufüh-
    zungsbezogene Fragen, sodass die fachli-      rende Erneuerung des Zertifikats. Das ist
    che Verzahnung zu Umweltmanagement-           ein Beleg für das hohe Maß an Kontinuität
    relevanten Aspekten zunahm. Daraus            des Prozesses. Zwölf landeskirchliche Ein-
    entwickelte das Referat 8 seit 2007 wei-      richtungen haben 2009 den Grünen Gockel
    tere fachspezifische Beratungs- und Schu-     eingeführt. Die Kirchengemeinde Markdorf
    lungsangebote. Hierzu gehören z.B. die        hat als Pilotgemeinde bundesweit erstmals
    Optimierung von Heizungseinstellungen,        das Nachhaltigkeitsmanagement aufge-
    das Energiegutachten und die Gebäude-         baut. Rund 60 Ehrenamtliche wurden in
    datenbank FUNDUS. Der Grüne Gockel            fünf 10-tägigen Kursen zum/r Kirchlichen
    wurde weiterentwickelt zum Nachhaltig-        Umweltauditor/in ausgebildet, die die
    keitsmanagement GRÜNER GOCKELplus. Um         mittlerweile über 600 Engagierten in den
    dieses deutlich vergrößerte Beratungsan-      Umweltteams der teilnehmenden Gemein-
    gebot auch dem „Kunden“ transparenter         den betreuen. Etwa 200 Personen nahmen
    darzustellen, wurde die Geschäftsstelle       an 32 Fortbildungsveranstaltungen des BUE
    zum Büro für Umwelt und Energie des           teil. Den Energiecheck Sparflamme nutzten
    Kirchenbauamtes (nachfolgend als BUE          bis 2010 130 Kirchengemeinden. 30 Ehren-
    abgekürzt) erweitert. Das Büro betreut        amtliche wurden bislang in fünf Halbtages-
    das Umwelt- und Nachhaltigkeitsma-            kursen zu Energiebeauftragten ausgebildet.
    nagement, den Energiecheck Sparflam-
    me, das Modul Heizungseinstellung sowie       3 Evang. Landeskirche in Baden, Erzdiözese Freiburg,
                                                  Diözese Rottenburg-Stuttgart & Evang. Landeskirche
    alle begleitenden Schulungsangebote. Im       in Württemberg

8
3. Ermittlung der klimarelevanten Emissionen

3.1   Datengrundlagen                         die Bezugsjahre („Baseline“) für die an-
3.1.1 Gesamtbilanz                            visierten CO2-Reduktionen zu berechnen.
Im politischen Kontext ist 1990 das Be-       Basierend auf den Vorgaben der EKD wur-
zugsjahr, auf das sich alle zukünftigen       de zunächst als Basisjahr 2005 gewählt.
Einsparungen beziehen – also auch die         Der Versuch einer Witterungskorrektur
Meilensteine von mindestens -40% und          gestaltete sich jedoch als wenig realis-
-80%. Für unsere Landeskirche ließen sich     tisch, da hierzu zahlreiche lokale Gradt-
entsprechende Daten nur durch Simulati-       agzahlen zu berücksichtigen wären, was
onen ermitteln, und das mit einer hohen       durch die große Anzahl der Verbraucher
Ungenauigkeit. Dieses Vorgehen wurde          kaum durchführbar ist. Stattdessen wur-
daher zugunsten der Nutzung real vorlie-      de der Durchschnittswert der Jahre 2003
gender Daten ab 2003 verworfen.               bis 2007 gewählt4 . Diese Periode umfasst
Vor der Gründung der KSE arbeiteten           sowohl klimatisch mildere, als auch küh-
die vier baden-württembergischen Kir-         lere Jahre. Auf dieser Basis lässt sich ein
chen bereits als Einkaufsgemeinschaft         Gesamtenergieverbrauch für Erdöl, Erd-
für Gas, Erdöl, Fernwärme und Strom           gas und Fernwärme (Heizenergie) und
zusammen, um als Großkunde günstige           Strom in Höhe von 140 Mio. kWh bzw.
Rahmenverträge für Ihre Kirchengemein-        eine Gesamtemission von 42.860 Ton-
den und Einrichtungen auszuhandeln.           nen CO2 berechnen (Tabelle 1). Die Ein-
Dadurch liegen für die antragstellende        richtungen haben daran mit rund 3.200
Landeskirche die Verbrauchsdaten aller        Tonnen einen Anteil von ca. 7,5%. Die
Abnahmestellen der Gemeinden und Ein-         Kirchengemeinden tragen durch deren
richtungen seit 2002 vor. Diese erlauben,     große Anzahl an Gebäuden die Hauptlast.
Tabelle 1: Durchschnittlicher Energieverbrauch und CO2-Emissionen 2003 – 2007
           als Bezugsbasis für die Einsparungsziele
                            Verbrauch (kWh)                 Emission (t CO2)
                    Heizung      Strom       Gesamt     Heizung Strom Verkehr Gesamt
Einrichtungen      6.741.308   2.102.773    8.844.082    1.574   1.321  311    3.205
Anteil an
                     5,6%        10,9%        6,3%        5,6%     10,9%    12,2%      7,5%
Gesamtverbrauch
Kirchen-
gemeinden         113.825.037 17.254.277 131.079.314     26.575   10.836    2.245     39.655

Anteil an
Gesamtverbrauch     94,4%        89,1%        93,7%      94,4%     89,1%    87,8%     92,5%

Gesamtverbrauch   120.566.345 19.357.050 139.923.396     28.149   12.156    2.555     42.860

                                              4 Zukünftig wird zum einfacheren Verständnis im
                                              Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit das Jahr 2005
                                              stellvertretend genannt werden.
                                                                                                9
Das Festlegen der Baseline 13 Jahre spä-     Wert dürfte in Relation zu allen badischen
     ter als 1990 bei gleichzeitigem Beibe-       Gemeinden sogar zu hoch sein, da rund
     halten der politischen Einsparziele führt    35% der zugrunde liegenden Grüner-Go-
     zu einer substantiellen Verschärfung der     ckel-Gemeinden Ökostrom beziehen und
     notwendigen Maßnahmen. Das bedeutet,         dadurch die strombedingte Emission sehr
     bezogen auf eine virtuelle 1990-Baseline,    gering ist. Die Verwaltungs- und Service-
     will die Landeskirche die politischen Mei-   ämter sind hinsichtlich ihrer Heiz- und
     lensteine für 2020 übertreffen.              Stromverbräuche in der kirchengemeind-
                                                  lichen Bilanz integriert. Allerdings ist hier
     3.1.2 Bilanz und Datengüte                   der Ansatz zur Berechnung des Verkehrs
           Kirchengemeinden                       weniger gut. Immerhin führte eines der
     Die Datengüte für die Heizenergie und        Ämter (Meckesheim) das Umweltmanage-
     Stromdaten ist repräsentativ und basiert     ment ein, so dass entsprechende Daten
     auf rund 4.800 Abnahmestellen, die über      vorliegen. Bedingt durch die zahlreichen
     95% aller Verbraucher abdecken. Für die      Außentermine ist hier der Verkehr für
     Berechnung der verkehrsbezogenen Emis-       rund 46% der Emissionen verantwortlich.
     sionen liegen für die Gemeinde-Ebene         Für die Kalkulation der Klimarelevanz der
     lediglich die Umweltbilanzen derjenigen      Mobilität haben wir insgesamt deshalb
     vor, die über ein Umweltmanagement           einen Wert von 6% der Emissionen durch
     verfügen, da nur hier die Erfassung der      Heizenergie und Strom angesetzt. Das
     Mobilität obligatorisch ist. Nach unserer    entspricht rund 1.900 Tonnen CO2 jährlich
     Kenntnislage gibt es bundesweit keine        (Tabelle 1).
     anderen belastbaren kirchlichen Daten-
     quellen. Wir müssen davon ausgehen,          3.1.3 Bilanz und Datengüte
     dass die Grüner-Gockel-Verkehrsdaten               Einrichtungen
     unterschiedliche Güte und Dichte haben       Die Stromverbräuche sind für den Zeit-
     und normalerweise auf Befragungen der        raum 2003-2007 gut dokumentiert und
     Hauptamtlichen beruhen. Das Ehrenamt         betragen fast 2,1 Mio. kWh (Tabelle 1).
     wird nur teilweise befragt – auch aus dem    Im Vergleich zur Datengüte der Kirchen-
     Wissen heraus, dass die Mobilität dort       gemeinden ist der Heizenergieverbrauch
     kaum eine Rolle spielt. So zeigt die vor-    jedoch lückenhaft über den Fünf-Jahres-
     handene Datenbasis von 16 Gemeinden,         Zeitraum. Das liegt daran, dass nicht alle
     dass der Verkehr mit 5,6% ± 5,6% (Stan-      Einrichtungen die Rahmenverträge ge-
     dardabweichung) an der Gesamtemission        nutzt hatten (vgl. 3.1.1). Eine vollstän-
     den geringsten Anteil hat (Heizenergie:      dige Verbrauchsdarstellung liegt bislang
     84% ± 9,8%; Strom: 10,4% ± 9,0%). Dieser     nur für 2008 vor. Aus diesem Grund wurde

10
3. Ermittlung der klimarelevanten Emissionen

eine Extrapolation bevorzugt, die auf Ba-    lich geht es um nicht weniger als einen
sis derjenigen Einrichtungen beruht, die     umweltgerechten Lebensstil, der mit Suf-
durch die Einführung des Umweltmanage-       fizienz einhergehen muss. In der Summe
ments eine solidere Datenbasis aufwei-       ergibt sich so der ökologische Fußabdruck
sen. Diese repräsentieren rund 40% des       unseres kirchlichen Handelns.
Energieverbrauchs. Daraus ergibt sich ein    Im Bereich der Flächennutzung kommt
geschätzter Heizenergieverbrauch von         ein wichtiger Akteur der Landeskirche
4,65 Mio. kWh bzw. für alle 15 Einrichtun-   ins Spiel, der bislang für die Bilanzierung
gen von rund 6,75 Mio. kWh (Tabelle 1).      nicht relevant war: die Evang. Stiftung
Der Verkehr spielt bei den meisten Ein-      Pflege Schönau5 (ESPS) der Landeskirche.
richtungen sogar eine geringere Rolle als    Neben der baulichen Unterhaltung von
bei den Kirchengemeinden, da – im Ver-       85 Kirchen und 44 Pfarrhäusern verwal-
gleich zu den Pfarrer/innen - so gut wie     tet die ESPS ca. 14.000 ha Grundbesitz
keine Außentermine wahrgenommen wer-         in ganz Baden (7.600 ha Forst und 5.800
den. Eine Ausnahme ist der EOK in Karls-     ha Ackerland), rund 22.000 Erbbaurechte
ruhe. Dessen Mitarbeiter legen jährlich      und Pachtverträge sowie rund 1.000 Miet-
rund 3 Mio. Kilometer beruflich zurück.      verhältnisse.
Davon fast zwei Drittel mit der Bahn und
rund ein Viertel mit dem Pkw. Flugreisen
machen 9% aus. In der Summe trägt die
Mobilität fast zu 30% der CO2-Gesamte-
mission des EOKs bei.

3.1.4 Flächennutzung
Die energetischen Emissionen durch die
Verbrennung fossiler Energieträger stehen
in den politischen Vermeidungsstrategien
                                             5 Der ursprüngliche Name „Pflege Schönau“ geht
im Vordergrund. Die direkten und vor al-     auf das ehemalige Zisterzienserkloster in Schönau
lem indirekten Effekte durch Flächennut-     bei Heidelberg zurück. Im Zuge der Säkularisie-
                                             rung löste Kurfürst Friedrich III. um das Jahr 1560
zung und Einkaufsverhalten werden dage-
                                             das Kloster auf und setzte einen „Pfleger“ ein.
gen häufig in den Hintergrund gedrängt,      Dieser verwaltete das Vermögen des Klosters.
obgleich sie direkte Auswirkungen vor Ort    Damit war die Bauunterhaltung für viele Kirchen
                                             und Pfarrhäuser in der Region, die bislang aus den
haben. Umgekehrt sind in diesem Bereich      Einkünften des Klosters finanziert worden waren,
die Sensibilität der Konsumenten und Pro-    auch weiterhin gesichert. Die ESPS ist heute eine
                                             Stiftung der Landeskirche mit rund 90 Mitarbei-
duzenten von entscheidender Bedeutung        tern an den Standorten Heidelberg, Freiburg und
und damit auch die größte Hürde. Letzt-      Mosbach.

                                                                                                   11
Tabelle 2: ESPS-CO2 Bilanz 2008                        hinsichtlich der Einsparziele. Umgekehrt be-
                                                            legt die ESPS-Bilanz, dass eine Änderung im
                                             Tonnen
      A) CO2-Emission
                                                            Flächenmanagement sich unmittelbar auf
      Gebäude inkl. Mietobjekte                3.580        die Zielwerte auswirken wird.7
      Verkehr Standorte ESPS                      70
      Landwirtschaftliche Nutzflä-                          3.1.5 Beschaffung
                                              6.000*
      che                                                   Der Umweltaspekt Beschaffung hat für
      B) CO2-Absorption                                     unsere Landeskirche fünf relevante
      Forstwirtschaft    6
                                              28.000        Handlungsfelder: Strombezug, Green IT,
      C) Netto-Bilanz                         18.350        Papier, fairer Handel und regionale Wert-
      *geschätzt                                            schöpfung. Eine Datengrundlage existiert
                                                            wiederum vor allem für den Bereich der
     Die ESPS hat seit 2008 ein nach EMAS zer-              Gemeinden und Einrichtungen mit Um-
     tifiziertes Umweltmanagement. In diesem                weltmanagement für unterschiedliche
     Kontext wird aktuell eine umfassende CO2-              Zeiträume. Der Strombezug ist ein we-
     Bilanz angestrebt, die nicht nur die drei              sentliches Element der zukünftigen CO2
     eigenen Verwaltungsgebäude umfasst,                    Minderungsstrategie. Bislang beziehen
     sondern auch alle Flächen und Mietverhält-             weniger als 5% aller Gemeinden „Öko-
     nisse. Hierfür liegt eine erste Auswertung             strom“. Durch die Gründung der KSE erge-
     vor6, die aufgrund des jährlichen Holzzu-              ben sich neue Wechselpotentiale für die
     wachses eine positive Nettobilanz von rund             gesamte Landeskirche und darüber hinaus
     18.000 Tonnen CO2 aufweist (Tabelle 2). Al-            (vgl. 4.2.1).
     lerdings ist die Flächennutzung im Baseline-           Der Faire Handel hat kirchliche Wurzeln
     Zeitraum 2003-2007 konstant geblieben.                 und darf heutzutage als eine Kernkompe-
     Das bedeutet, eine Berücksichtigung der                tenz des kirchlichen Ehrenamts angese-
     CO2-Einlagerung führt zu keiner Veränderung            hen werden. Jedoch fehlt es für unsere

     Tabelle 3: Papier-Bilanz 2008 (vorläufig)
                                                 Blattanzahl          Anteil an           Recycling-
                                                   DIN A4              Gesamt               anteil
      Kirchengemeinden                             44.200.000             76%                  39%
      Einrichtungen inkl. ESPS                      6.700.000             12%                  54%
      EOK                                           6.000.000             10%                 100%
      Verwaltungs- und
                                                    1.360.000             2%                   30%
      Serviceämter
      Gesamtverbrauch                            58.260.000              100%                 47%

     6 Auftragsstudie des IFEU-Instituts, Heidelberg 2011   7 Zuwachs pro Jahr: ~70.000 Festmeter Holz
12
3. Ermittlung der klimarelevanten Emissionen

Landeskirche an statistischen Erhebun-       3.2 Monitoring des
gen. Ähnlich ist die Situation für weitere   		zukünftigen Verbrauchs
Einkaufsfelder im Bereich Mobilität, Büro,
IT und Lebensmittel.                         Entscheidend für den Erfolg des Klima-
                                             schutzkonzepts ist ein flächendecken-
Tabelle 3 vermittelt den Papierverbrauch     des Monitoring, das die Wirkung der im
der Landeskirche im Jahr 2008. Erneut        nachfolgenden Kapitel 4 beschriebenen
tragen die Kirchengemeinden zu rund ¾        Maßnahmen und Instrumente regelmäßig
zum Gesamtverbrauch bei. Allerdings sind     misst und erfasst. Ähnlich wie bei den
bei den Verwaltungen und Einrichtungen       Maßnahmen beginnt die Landeskirche hier
die Druckerzeugnisse noch nicht berück-      nicht bei Null. Die Abteilung Gemeindefi-
sichtigt. Der Recyclinganteil liegt insge-   nanzen im EOK hat 2006 für ihre Aufga-
samt unter 50%. Daraus errechnet sich ein    benfelder mit der Entwicklung einer spe-
ungefährer CO2-Ausstoß von 280 Tonnen.       ziell für die Landeskirche zugeschnittenen
                                             Gebäudemanagement-Datenbank begon-
Die Erhebung einer ersten soliden Da-        nen, die den passenden Namen FUNDUS
tenbasis wird eine Herausforderung sein,     trägt. In einer ersten Stufe wurden für
denn die Berechnung der CO2-Emissionen       alle Gebäude die beheizten Nutzflächen
durch die Beschaffung von Gütern und         vor Ort vermessen und eine Schnittstelle
Dienstleistungen ist bislang mit einer       via Intranet mit dem Buchungssystem der
sehr hohen Unsicherheit behaftet. Die        Service- und Verwaltungsämter program-
umweltökonomische         Gesamtrechnung     miert. Auf diese Weise lassen sich seit
gibt immerhin bereits Hinweise darauf,       2009 die Verbrauchsdaten auf Basis der
wie viel Treibhausgase in bestimmten         Abrechnungen der Energieversorger für
Produktgruppen stecken. Die Daten zur        alle Gemeinden und Einrichtungen abru-
Beschaffung liegen zudem nicht zentral       fen. Für das Monitoring des Klimaschutz-
vor und sind bei realistischer Betrachtung   konzepts ist FUNDUS das Rückgrat. Ein
auch nicht für alle Güter und Dienstleis-    wichtiges zweites Tool wird die Möglich-
tungen zu bekommen. Ansätze hierzu ge-       keit der Onlineeingabe von Zählerständen
ben jedoch die an der Initiative „Zukunft    durch die Gemeinde/Einrichtung vor Ort
Einkaufen“ (www.zukunft-einkaufen.de)        sein – zunächst vor allem für solche, die
beteiligten Gemeinden und kirchlichen        das Umweltmanagement Grüner Gockel
Einrichtungen. Diese könnten als Grund-      oder den Energiecheck Sparflamme ein-
lage für eine Schätzung des Umfangs in       führen. Dadurch wird ein direktes lokales
verschiedenen Produktgruppen herange-        Energie-Controlling möglich (vgl. 4.2.2 &
zogen werden.                                4.2.3).

                                                                                          13
FUNDUS dient auch der Kontrolle der        des Ist-Zustands vorgeschaltet ist. Ge-
     Meilensteine im Klimaschutzkonzept.        bäude- und Anlagensanierungen wirken
     Hierfür muss beachtet werden, dass die     direkter – haben jedoch oft eine relativ
     Wirkung der meisten Instrumente nicht      lange Planungsphase. Lediglich die Um-
     in dem Jahr eintritt, in dem diese im-     stellung auf „Ökostrom“ hat einen sofor-
     plementiert werden, sondern erst mit       tigen Effekt. In der Summe lassen sich
     einer Verzögerung von ein bis drei Jah-    daher zwar jahres-scharf die anvisierten
     ren. Die Verzögerung ist abhängig von      Zielwerte für die Anzahl der erreichten
     der Art der Maßnahme. Management-          Gemeinden bzw. Einrichtungen sowie
     orientierte Ansätze brauchen länger, bis   die begonnenen Maßnahmen bilanzieren,
     alle geplanten Maßnahmen angegangen        deren reale, quantitative CO2-Minderung
     werden, da obligatorisch eine Analyse      jedoch erst mit o.g. Verzögerung.

14
4. Beschreibung des Klimaschutzkonzepts

4.1   Laufzeit und Ziele                    die Erfahrungen des BUE seit 2004 und die
                                            neu entwickelten Sanierungsstandards
Das Klimaschutzkonzept ist auf eine Lauf-   des Kirchenbauamts für die Konzept-
zeit von zehn Jahren angelegt, geteilt in   entwicklung aus. Die Einsparungsziele
zwei Phasen: 2011-2015 und 2016-2020.       werden durch drei Handlungsfelder er-
Der Gesamtzeitraum wurde in Anlehnung       reicht (Abbildung 1).
an die politische Zeitachse (Empfehlung
EKD: -25% bis 2015; Forderung IPCC: -40
bis -50% bis 2020) gewählt. Die Umsetzung
der zweiten Phase setzt die Evaluierung             Handlungsfeld III
                                                                              Handlungsfeld I
der ersten Phase voraus. Das Kollegium
hat in seinem Beschluss vom 28. Juli 2009
ausdrücklich das Klimaschutzkonzept in-
klusive der zweiten Phase beschlossen
und damit als Schluss-Meilenstein eine
Reduzierung der landeskirchlichen Treib-
hausgas-Emissionen um mindestens 40%                       Handlungsfeld II

als ambitioniertes Ziel bis 2020 gesetzt.
Für Phase 1 beträgt der kumulierte Ein-
spareffekt aller Maßnahmen voraussicht-
lich rund 23 bis 28 Prozent bzw. zwischen   Abbildung 1: Relativer Anteil der Hand-
9.800 und 12.100 Tonnen CO2 - je nach-      lungs-felder an der Gesamtreduktion bis
dem, wie die Klimaverträglichkeit des       2020 (bezogen auf Variante A, Abbildung
                                            2). Flächenfarben beziehen sich auf die
KSE-Ökostroms ab dem ersten Bezugsjahr
                                            Einzelmaßnahmen, siehe Abbildung 2.
2011 berechnet wird (vgl. Kapitel 4.2.1).
Für den Zeitraum 2016 bis 2020 ist eine     Handlungsfeld I (“Kundenmacht“):
weitere Einsparung zwischen 20 und 23       Umstellung Ökostrom: 50% aller Kirchen-
Prozent realistisch (Abbildung 2). In der   gemeinden sowie alle Einrichtungen sol-
Summe ist somit eine Gesamtreduktion        len beworben werden, um Strom vom
der CO2-Emissionen bis 2020 von 40-50%      Energieversorgungsunternehmen KSE zu
erreichbar - und damit das empfohlene       beziehen.
Niveau des IPCC.                            Handlungsfeld II (“Software“):
Hauptziel ist die Erhöhung der Ener-        Umweltmanagement, Energiecontrolling
gie- und Ressourceneffizienz. Diese kann    und Schulungen
durch direkte Gebäude- und Anlagensa-       Handlungsfeld III (“Hardware“):
nierungen und indirekt durch optimierte     Sanierungsmaßnahmen sowie Förderung
Nutzung erreicht werden. Hier zahlen sich   der Nutzung regenerativer Heizenergien.

                                                                                                15
Handlungsfeld II spiegelt den Tätigkeits-   gene Ansätze gesammelt werden konn-
     bereich des BUE wider. Dessen lokale        ten. In der Summe werden rund 75% der
     management-bezogene Maßnahmen (im           Einsparungen durch solche nicht- bzw.
     Sinne der weichen Maßnahmen; „Soft-         wenig-investive Maßnahmen erreicht
     ware“) leisten den größten Beitrag zum      (Handlungsfelder I & II). Vor dem Hin-
     Gesamtreduktionsziel.      Handlungsfeld    tergrund, dass in der Landeskirche durch
     III (im Sinne harter Maßnahmen („Hard-      die demografische Entwicklung die Kir-
     ware“) umfasst die Arbeitsbereiche der      chensteuereinnahmen sinken, ist das
     Architekten des Kirchenbauamts mit der      ein wichtiger Aspekt. Die Finanzkrise
     baufachlichen Beratung der Kirchenge-       verstärkt diesen Effekt kurzfristig. Da-
     meinden und Einrichtungen.                  durch ist es nicht möglich, die Investi-
                                                 tionen in Gebäudesanierungen über das
     Die große Selbstständigkeit der Gemein-     bereits vorhandene Maß zu erhöhen. Das
     den und Einrichtungen limitiert die Mög-    Handlungsfeld II verfolgt in vollem Um-
     lichkeiten von Top-Down-Ansätzen durch      fang Bottom-Up-Ansätze. Es befähigt die
     die Kirchenleitung. Sie ist am größten      Gemeinden in hohem Maße, die Potenti-
     bei den Sanierungsvorhaben, die vom         ale der von Ihnen genutzten Gebäude zu
     Referat 8 (Gemeindefinanzen, Liegen-        erkennen und als Ehrenamtliche semi-
     schaften und Bau) genehmigt werden.         professionell zu bewirtschaften. Wenn
     Umso mehr zahlt es sich aus, dass seit      ein Gebäude saniert werden muss, sind
     2004 solide und belastbare Erfahrun-        die fachlichen Aspekte besser verankert
     gen hinsichtlich der Potentiale gerade      und die Sanierung kann oft umwelteffizi-
     durch im weitesten Sinne nutzerbezo-        enter durchgeführt werden.

16
4. Beschreibung des Klimaschutzkonzepts

            30%                                                  30%
                                                               1-MW-Solarfarm
                                                                           1,1%                            1-MW-Solarf
                                                                            1,2%
                                                               Umstellung regenerative Energien            Umstellung r
            25%                                                  25%        2,6%
                                                               Energetische Sanierungen                    Energetische
                          1,1%                                             1,5%           1,4%
                                                               Pfarrhaus-Sanierungsprogramm
                                                                           0,7%
                                                                                                           Pfarrhaus-Sa
                          1,2%                                             0,6%           1,2%
                                                                           0,6%
            20%                                                Schulungen
                                                                 20%      für Erzieher/innen               Schulungen
                          2,6%                    1,4%                      2,0%             2,7%

                                                  1,2%         Schulungen für  Kirchendiener/in
                                                                            0,5%                           Schulungen
                                                                                             1,6%
                          1,5%
                          0,7%                    2,7%         Heizungseinstellung
                                                                           4,3%              1,1%          Heizungsein
            15%           0,6%                                   15%                         1,0%
                          0,6%
                                                  1,6%         Lokale Verbrauchserfassung    0,8%          Lokale Verbr
                          2,0%                                              1,4%             1,0%
                                                  1,1%
                          0,5%
                                                  1,0%         Schulung Energiebeauftragte                 Schulung En
            10%                                   0,8%           10%                         4,9%
                          4,3%                    1,0%         Energiecheck Sparflamme                     Energiechec

                          0,8%                    4,9%
                                                               Umweltmanagement & Sanierungen
                                                                                        1,4%  Einrichtungen
                                                                                                       Umweltmana
                                                                            11,9%
            5%                                                   5%
                                                               Umweltmanagement Grüner Gockel Kirchengemeinden
                                                                                                      Umweltmana
                                                  0,8%
                          6,3%                                                             5,9%
                                                               Umstellung Öko-Strom Einrichtungen          Umstellung Ö
                                                  3,2%

            0%                                                 Umstellung
                                                                 0%       Öko-Strom Kirchengemeinden       Umstellung Ö
                      2011-2015                2016-2020                  2011-2015       2016-2020

             1-MW-Solarfarm

             Umstellung regenerative Energien

             Energetische Sanierungen

             Pfarrhaus-Sanierungsprogramm

             Schulungen für Erzieher/innen                     Abbildung 2: Kumulierte CO2-Einsparun-
  1,4%
  1,2%       Schulungen für Kirchendiener/in                   gen der einzelnen Bausteine des Klima-
                                                               schutzkonzepts dargestellt mit zwei Be-
  2,7%       Heizungseinstellung
                                                               rechnungsvarianten für den Effekt der
  1,6%       Lokale Verbrauchserfassung
  1,1%
                                                               Umstellung aus KSE-Ökostrom:
  1,0%
  0,8%
             Schulung Energiebeauftragte                       Abb. links, Variante A: CO2-Äquivalent =
  1,0%       Energiecheck Sparflamme                           50% des bundesdeutschen Strom-Mixes
             Umweltmanagement & Sanierungen Einrichtungen      (= 314g/kWh)
  4,9%
                                                               Abb. rechts, Variante B: CO2-Äquivalent =
             Umweltmanagement Grüner Gockel Kirchengemeinden
  0,8%                                                         40g/kWh (Wasserkraft)
             Umstellung Öko-Strom Einrichtungen
  3,2%
             Umstellung Öko-Strom Kirchengemeinden             Weitere Erläuterungen siehe Text.
2016-2020

                                                                                                              17
4.2 Beschreibung und Einspar-              sichtigung der Variante A zur Berechnung
     		potentiale der einzelnen 		              des Einspareffekts bei der Umstellung
     		 Instrumente                             auf KSE-Ökostrom (s. folgendes Kapitel
                                                4.2.1) – also mit der konservativeren Be-
     Nachfolgend werden die Instrumente im      rechnungsgrundlage (vgl. Abbildung 2).
     Detail erläutert. Am Ende des Kapitels     Die Zielformulierungen in den Detail-Be-
     findet sich eine grafische Synopse aller   schreibungen beziehen sich auf die erste
     Instrumente (Abbildung 3). Alle nach-      Phase des Konzepts bis 2015. Tabelle 4
     folgenden Reduktionsangaben beziehen       zeigt die Übersicht der Meilensteine
     sich auf eine Gesamtbilanz unter Berück-   bis 2020.

      Tabelle 4: Meilensteine des Klimaschutzkonzepts. Die Zahlen beziehen sich auf die
      jeweilig erreichte Anzahl an Kirchen-/Pfarrgemeinden bzw. Einrichtungen

      Instrumente                                2004-2009         2015         2020
      Umstellung Öko-Strom Kirchengemeinden             35          363           545
      Umstellung Öko-Strom Einrichtungen                 0            7            15
      Umweltmanagement Grüner Gockel                    80          170           365
      Kirchengemeinden
      Umweltmanagement & Sanierungen                     6            6            15
      Einrichtungen
      Anzahl Schulungen GG                              40          200           350
      Energiecheck Sparflamme                          125          525           720
      Schulung Energiebeauftragte                       30          260           720
      Lokale Verbrauchserfassung                         0          250           500
      Heizungseinstellung                               24          105           360
      Schulungen für Kirchendiener/in                    0          250           720
      Schulungen für Erzieher/innen                      0          200           720
      Pfarrhaus-Sanierungsprogramm                       0          200           200
      Energetische Sanierungen                     20/Jahr          100           220
      Umstellung regenerative Energien             10/Jahr           50           110
      1-MW-Solarfarm                                     0           1             1

     4.2.1 Umstellung Ökostrom                  gen mbH (kurz: KSE) wurde 2008 gegrün-
     CO2-Einsparung bis 2015:                   det. Gesellschafter sind die vier regiona-
     7,1 – 13,2% bzw. 3.040-5.700 Tonnen        len Kirchen in Baden-Württemberg, die
                                                Evang. Landeskirche in Baden, die Erzdi-
     Die Gesellschaft zur Energieversorgung     özese Freiburg, die Diözese Rottenburg-
     der kirchlichen und sozialen Einrichtun-   Stuttgart und die Evang. Landeskirche in

18
4. Beschreibung des Klimaschutzkonzepts

Württemberg. Seit 2009 bietet die KSE                 keitsarbeit, da bislang die wenigsten Ge-
Gas an, ab Januar 2011 wird Strom aus                 meinden Ökostrom beziehen wollen und
100% zertifizierter Wasserkraft folgen.               zunächst nach dem Preis entscheiden.
Bis 2014 sollen 50% der Kirchengemein-                Selbst wenn die potentiellen Kunden nicht
den und Einrichtungen für den Bezug von               zur KSE wechseln, zeigt die Ankündigung der
Ökostrom gewonnen werden. Die KSE als                 KSE bei der lokalen Konkurrenz (vor allem
kircheneigener Anbieter hat hier insofern             Stadtwerke) bereits Wirkung. Sie legen ver-
ein hohes Potential, als dass sie über di-            mehrt speziell für ihre kirchlichen Kunden
rekte Kontakte zu den Nutzern der auslau-             qualitativ gleichwertige Angebote auf. In der
fenden Rahmenverträge verfügt. Dennoch                Summe erscheint deshalb die Quote von 50%
bedarf es hierfür einer guten Öffentlich-             Ökostrom realistisch.

XX Berechnung des CO2-Einsparpotentials:              senschaftlichen Diskussion bislang keinen
Die KSE bezieht den Strom aus österrei-               Konsens oder von einer Mehrheit akzep-
chischen Wasserkraftwerken an der Do-                 tierte Meinung. Aus diesem Grund wird
nau, die älter als 12 Jahre sind. Insofern            mit zwei Varianten gerechnet: Variante A
handelt es sich um Strom, der bereits                 mit 314g CO2/kWh (50% des bundesdeut-
ohnehin im Stromnetz verfügbar ist. Bi-               schen Durchschnitts von 628g CO2/kWh;
lanztechnisch wird dieser Strom als nahe-             Quelle: PTJ Jülich) und Variante B mit 40g
zu klimaneutral eingestuft, physikalisch              CO2/kWh, die bilanztechnisch korrekt ist.
führt er jedoch zu keiner Erhöhung des                Unabhängig von der gewählten Varian-
Gesamtanteils an regenerativen Energien               te liefert der Stromwechsel den größten
im deutschen Stromnetz8 . Aus diesem                  Einzelbeitrag zur Gesamteinsparung – und
 Gesamteffekt „Umstellung Ökostrom:
                                                               Einsparung t       % Einsparung
     Variante         CO2-Äquivalent          Bezug kWh
                                                                   CO2              bis 2015
          1                   314              9.678.525            3.039                7,1
          2                   40   8
                                               9.678.525            5.691              13,2

Grund werden im Klimaschutzkonzept                    das ohne die Annahme der Verringerung
zwei Varianten berechnet, die sich auf die            des Stromverbrauchs durch Effizienzstei-
physikalische und bilanztechnische Basis              erungen.
beziehen. Für erstere gibt es in der wis-             Bilanztechnisch unberücksichtigt bleibt
8) Durch das EEG liegt der Anteil regenerativ er-     hierbei der indirekte Effekt der Teilnahme
zeugten Stroms bei rund 16% (2009). Real beziehen     vieler anderer kirchlicher Einrichtungen,
etwa 5% der Bevölkerung Ökostrom. D.h., bislang ist
das Angebot ca. dreifach größer als die Nachfrage.    die nicht unmittelbar zur Landeskirche

                                                                                                      19
gehören. Die gesamte Bezugsmenge der          und dann erneuert werden muss. Kern-
     KSE für Ihre Kunden wird ab 2011 rund 0,4     element des Umweltmanagements ist der
     Terrawatt betragen. Davon nehmen die          kontinuierliche Verbesserungsprozess zur
     Kirchengemeinden und direkten landes-         Verringerung der Umweltbelastungen einer
     kirchlichen bzw. diözesanen Einrichtun-       Gemeinde/Einrichtung. Er folgt dem jähr-
     gen etwa 20% ab. Die verbleibende Menge       lichen Regelkreis “bilanzieren  bewerten
     wird an unabhängige Einrichtungen z.B.         handeln  überprüfen“. Berücksichtigt
     der Diakonie und Caritas geliefert. Auch      werden müssen neben den Energieverbräu-
     diese haben damit einen Wechsel zu rege-      chen durch Heizung, Strom, Wasser, Mobi-
     nerativen Strom vollzogen. Dieser klima-      lität auch Beschaffung (Papier, Reinigung,
     entlastende Effekt fließt nicht in unsere     Büro), Lärm sowie Umweltfortbildung,
     Bilanz ein, soll hier aber als „co-benefit“   Kommunikation und Sicherheitskonformi-
     zumindest erwähnt sein.                       tät. Diese Daten fließen in eine jährliche
     Ziel: Bis 2015 beziehen 50% aller Kirchen-    Umweltbilanz, die alle drei Jahre in Form
     gemeinden und landeskirchlichen Einrich-      einer Umwelterklärung der Öffentlichkeit
     tungen Ökostrom. Das sind ca. 360 Ge-         zugänglich gemacht werden muss (Bei-
     meinden bzw. ca. 8 Einrichtungen.9            spiele: www.gruenergockel-baden.de). In
                                                   dieser steht auch das Umweltprogramm,
     4.2.2 Umweltmanagement                        in dem die Ziele, Maßnahmen, Zeiträume
           Grüner Gockel/EMAS                      und Verantwortlichkeiten zur Verringerung
     CO2-Einsparung bis 2015:                      der Umweltauswirkungen verbindlich für
     4,8% bzw. 2.040 Tonnen                        drei Jahre aufgelistet sind. In Verbindung
                                                   mit dem Management-Regelkreis ist es der
     Der Grüne Gockel ist der kirchliche Mar-      Kern, warum der Grüne Gockel tatsächlich
     ketingname des europäischen Umwelt-           rasch und real Umweltschutz ermöglicht –
     managements EMAS II (Eco Management           und das auf einer dauerhaften Basis. Um-
     and Audit Sceme - Verordnung (EG) Nr.         weltmanagement ist auf Jahre angelegt
     761/2009). Gemeinden, die den Grünen          und nicht auf Einzelaktionen. Multiplikato-
     Gockel einführen, bauen ein vollständiges     ren-Effekte sind eine besondere Chance des
     Umweltmanagement auf und werden nach          Umweltmanagements – viele Menschen be-
     einer Implementierungszeit von anderthalb     ginnen das in der Gemeinde erlangte Wis-
     bis zwei Jahren durch einen zugelassenen      sen im privaten Bereich anzuwenden und
     externen Umweltgutachter validiert. Die       weiterzugeben – was leider kaum bilanziert
     IHK stellt auf dieser Basis das EMAS-Zerti-   werden kann.
     fikat aus, welches vier Jahre gültig bleibt   Der Grüne Gockel setzt einen Beschluss
     9) Auch Wasserkraft hat produktionsbedingt
                                                   des Kirchengemeinderats bzw. der Ge-
     einen CO2-Ausstoß                             schäftsführung der Einrichtung und die

20
4. Beschreibung des Klimaschutzkonzepts

Benennung eines/r Umweltbeauftragten            tiative umgesetzt werden, die innovative
voraus. Diese/r koordiniert ein lokales         Elemente beinhalten:
Umweltteam (im Durchschnitt mit fünf            1) Gemeinsame Umsetzung in mindes-
bis sechs Personen). Während der Imple-             tens 50% aller Kirchengemeinden eines
mentierungszeit wird die Gemeinde durch             ländlich strukturierten Kirchenbezirks
eine/n Kirchlichen Umweltauditor/in be-             und einer Großstadtkirchengemeinde,
raten und begleitet (vgl. 4.2.6).                   wo bislang der Grüne Gockel kaum an-
Der Grüne Gockel wird koordiniert durch             gewendet wird. Dieser Konvoi-Ansatz
das BUE. Die Arbeitsfelder umfassen Mar-            erlaubt eine effizientere Implemen-
keting, Akquirierung, Arbeitshilfen und             tierung und bietet von Anbeginn die
Bilanz-Tools, Präsentationen in Entschei-           Option eines regionalen Netzwerks.
dungsgremien, Interne Audits in Gemein-         2) 45% der 28 Pfarrgemeinden der Stadt-
den, Präsens bei den Validierungen, Pla-            kirchengemeinde Mannheim haben den
nung & Durchführung der Umweltauditor/              Grünen Gockel bereits eingeführt. Bis
in-Ausbildung, Planung & Durchführung               2015 sollen mindestens weitere 30%
der Schulungsprogramme für Umwelt-                  gewonnen werden. Acht Mannheimer
teams & ausgebildete UmweltauditorIn-               Gemeinden sind bereits zum zweiten
nen, Datenmanagement & Evaluierung,                 Mal validiert worden, d.h., sie nutzen
Mediation und Moderation sowie bundes-              das Umweltmanagement bereits seit
weite Vernetzung (z.B. Ökumenisches                 2004. Diese Gemeinden haben die di-
Netzwerk für Kirchliches Umweltmanage-              rekten Umweltauswirkungen operativ
ment KirUm) & Gremienarbeit und nicht               gut im Griff und die Schwerpunkte
zuletzt die repräsentativen Aufgaben bei            verlagern sich zu den mehr indirekten
Auftaktveranstaltungen und Zertifikats-             Aspekten. So nehmen sechs der Ge-
überreichungen. Stand in den ersten Jah-            meinden am bundesweiten kirchlichen
ren die Betreuung der neu beginnenden               Beschaffungsprojekt „Zukunft einkau-
Gemeinden im Vordergrund, bildet seit               fen“ teil (vgl. Kap. 4.3). In Verbindung
2008 die Begleitung der zunehmenden                 mit den später gestarteten Gemeinden
Anzahl an validierten Gemeinden einen               existiert in Mannheim ein besonderer
neuen Schwerpunkt.                                  Erfahrungshorizont. Es existiert be-
Der Grüne Gockel hat in der badischen Lan-          reits im Ansatz eine Zusammenarbeit
deskirche mit 90 Gemeinden und 10 Einrich-          zwischen den Umweltbeauftragten
tungen eine stabile Teilnehmerquote erreicht.       und der Gesamtkirchenverwaltung.
Das sind knapp 11% aller Pfarrgemeinden.            Diese soll weiter gefördert werden
Neben der bisherigen landesweiten Ak-               (vgl. Kapitel 4.2.6). Die geografische
quirierung werden ab 2011 zwei neue                 Nähe der Pfarrgemeinden bietet die
Ansätze im Rahmen der Klimaschutzini-               Chance, gemeinsam effizienter das

                                                                                               21
Management zu betreiben und die an-       rekte Umweltaspekte betonen, so dass
        visierten weiteren acht bis neun Ge-      die Wirksamkeit der Einsparungen gerin-
        meinden (= 30%) von vornherein einzu-     ger ausfallen dürfte.
        binden.                                   Besonders beim Umweltmanagement
                                                  müssen die Effekte in Abhängigkeit vom
     Ziel: Gemeinsam mit weiteren landes-         Umsetzungsgrad im Bilanzzeitraum be-
     kirchenweiten Akquirierungen soll in der     trachtet werden. Gemeinden, die bereits
     Summe bis 2015 die Anzahl der Gemein-        seit mehreren Jahren den Grünen Gockel
     den um 90 auf 170 erhöht werden.             nutzen, zeigen umwelttechnisch eine an-
                                                  dere Wirkung als Gemeinden, die erst mit
     XX Berechnung des CO2-Einsparpotentials:     der Implementierung beginnen. Entspre-
     Die Einspareffekte durch den Grünen          chend müssen verschiedenen Gemeinde-
     Gockel solcher Gemeinden, die das ers-       klassen hinsichtlich ihrer Einspareffekte
     te Umweltprogramm (2005-2007) bereits        unterschieden werden. Hinzukommt,
     größtenteils umgesetzt hatten, wurden        dass Umweltmanagement im Laufe der
     2009 evaluiert. Dadurch liegen belastba-     Zeit auf viele der anderen angebotenen
     re Werte vor, die herangezogen werden        Instrumente zugreifen wird, sei es die
     konnten. Im Durchschnitt wird binnen         Optimierung der Heizungssteuerung oder
     fünf Jahren rund 26% an Heizenergie und      auch eine energetische Sanierung. Dieser
     rund 12% an Strom eingespart. Für die        Kopplungseffekt wurde berücksichtigt,
     Effekte durch das 2. Umweltprogramm          in dem der anzunehmende Einspareffekt
     (ca. ab dem 6. Jahr) gibt es bislang keine   um 20% vermindert wurde. Beim Strom-
     Erfahrungswerte. Allerdings zeichnet sich    bezug wird ab 2011 eine Wechselrate von
     ab, dass die Maßnahmen dann eher indi-       66% angenommen.

      Gesamteffekt „Umweltmanagement Grüner Gockel“:
                               Einsparpotential    Einsparung bis 2015
                               % Heizung   % Strom Heizung (kWh) Strom (kWh) t CO2    %
      Gemeinden, die bis
                                   21       10       2.612.481    182.776     725    1,7%
      2009 begonnen haben
      Implementierung
                                    4         5        565.200    107.096     184    0,4%
      (Gemeinden ab 2010)
      1. Umweltprogramm
                                   14         8      2.441.665    205.623     662    1,5%
      (Gemeinden ab 2008)
      2. Umweltprogramm
                                    8         5        942.000      85.676    260    0,6%
      (Gemeinden vor 2008)
      Einrichtungen                30       30         628.294    211.969     213    0,5%
      Gesamt                                        7.189.640     793.140    2.043 4,8%

22
4. Beschreibung des Klimaschutzkonzepts

4.2.3 Energiecheck Sparflamme               Fördersumme ist insg. 1.000€. Um die
CO2-Einsparung bis 2015:                    Förderung in Anspruch nehmen zu kön-
2,0% bzw. 840 Tonnen                        nen, muss eine Person aus der Gemeinde
                                            sich in einem halbtägigen Seminar zur/
Das zuvor beschriebene Umweltmanage-        zum Energiebeauftragte/n schulen lassen
ment setzt ein hohes Maß an ehrenamt-       (vgl. 4.2.6) und eine monats-basierte Er-
lichen Engagement und Leistungsbereit-      fassung der Verbrauchswerte muss begon-
schaft voraus. Nicht jede Gemeinde kann     nen werden (vgl. 4.2.4). Diese Forderun-
oder will dies einbringen. Die Sparflamme   gen bieten einen Anreiz, um Gemeinden,
ermöglicht mit wesentlich weniger Auf-      die nicht den Grünen Gockel machen,
wand zumindest einen Einstieg in eine       dennoch zu einer eigenen Energie-Bilan-
effizientere Nutzung von Heizenergie und    zierung zu befähigen.
Strom. Auf diese beiden Umweltaspekte ist   Das BUE koordiniert die Anmeldungen,
der Energiecheck beschränkt. Die Durch-     Zuordnung der Berater/in, Schulungen,
führung übernimmt ein/e akkreditierte/r     Kommunikation mit externen Dienstleis-
Energieberater/in der im Badischen an-      tern und Serviceämtern (vgl. 5.1.2) sowie
gesiedelten Energieagenturen. Auf Basis     das Marketing. Beratungen vor Ort sind
einer rein visuellen Begehung der Gebäu-    nicht erforderlich.
de anhand standardisierter Checklisten      Der Energiecheck wurde gemeinsam mit
werden solche Maßnahmen benannt, die        der Erzdiözese Freiburg entwickelt und
mit keinem oder geringem finanziellen       ist dort Teil der Energieoffensive I & II
Aufwand bereits zu einer Verringerung       (vgl. 5.1.4).
des Heizenergie- und Stromverbrauchs
führen. Hierzu gehören auch nutzerbezo-     Ziel: Bis 2015 soll die Anzahl der teilneh-
gene Maßnahmen-Empfehlungen. Die Ge-        menden Kirchengemeinden von 125 (17%)
meinde bekommt für jedes Gebäude eine       auf 525 (70%) gesteigert werden.
Maßnahmen-Liste sowie eine so genannte
TopTen-Liste der zehn energiesparends-      XX Berechnung des CO2-Einsparpotentials:
ten Maßnahmen über alle Gebäude. Die        Die Sparflamme beschränkt sich auf
Sparflamme schließt mit einer Präsenta-     wenig-investive Maßnahmen. Für sich
tion der Ergebnisse durch die/den Ener-     allein werden die Effekte vergleichswei-
gieberater/in im Kirchengemeinderat ab.     se gering sein, allerdings ermöglicht der
Die Gemeinde meldet sich über ein On-       geringe Aufwand die Teilnahme von deut-
line-Portal an und muss einen so genann-    lich mehr Gemeinden als beim Grünen
ten Check-Verantwortlichen benennen.        Gockel. In der Summe wird so immerhin
Die Umsetzung der TopTen-Liste wird mit     die Hälfte des Effekts des Grünen Gockels
50% der Kosten bezuschusst, maximale        erreicht. Zudem ist dieses Instrument

                                                                                          23
als Einstieg gedacht und soll motivieren,    zepts zu nutzen. In der Summe kann so
     weitere Instrumente des Klimaschutzkon-      der Einspareffekt erhöht werden.

      Gesamteffekt „Energie-Check Sparflamme“
            Einsparpotential                          Einsparung bis 2015
        % Heizung        % Strom   Heizung (kWh)     Strom (kWh)       t CO2          %
            5              3          3.140.001          285.588        841          2,0%

     4.2.4 Lokale Verbrauchserfassung             len Aufwand Wärmemengenzähler bzw.
     CO2-Einsparung bis 2015:                     Zwischenzähler einzubauen, die dann die
     0,6% bzw. 239 Tonnen                         getrennte Erfassung ermöglichen. Als Maß-
                                                  nahme in der TopTen-Liste der Sparflamme
     Mit diesem neuen Angebot soll die Erfas-     ist ein finanzieller Anreiz gewährleistet.
     sungsgrundlage optimiert werden. Die Er-     Das Controlling erfolgt bei den Sparflam-
     fahrungen beim Umweltmanagement und          men-Gemeinden bislang lokal mit einem
     Energiecheck belegen die Wichtigkeit der     Excel-Tool. In Kombination mit der Gebäude-
     Verbrauchsmessung. Oftmals führt die his-    datenbank FUNDUS und der Management-Da-
     torische Gebäudestruktur einer Gemein-       tenbank AVANTI soll 2011 mit der Einführung
     de dazu, dass die getrennte Erfassung        einer Online-Erfassung begonnen werden.
     von verschiedenen Funktionsbereichen         Bis 2015 sollen 250 bzw. ein Drittel der Ge-
     (z.B. Kindergarten, Pfarrbüro, Pfarrhaus,    meinden Ihre Erfassungsmöglichkeiten op-
     Gemeindehaus, Kirche) nicht möglich ist,     timiert haben. Das entspricht rund 50% al-
     sondern mehrere Bereiche über einen ge-      ler anvisierten Sparflammen-Gemeinden.
     meinsamen Verbrauchszähler gemessen
     werden. Diese Situation erschwert ein        XX Berechnung des CO2-Einsparpotentials:
     wirksames Controlling erheblich.             Die möglichst einfache, aber korrekte Er-
     Mit der Erweiterung der Sparflamme um        fassung der Energieverbräuche führt bereits
     die Erfassung der Verbrauchszähler wird      unabhängig von möglichen Maßnahmen zu
     es in vielen Fällen technisch leicht mög-    einem Einspareffekt, der rein psychologi-
     lich sein, mit überschaubaren finanziel-     scher Natur ist. Wir gehen von 2% aus.

      Gesamteffekt „Lokale Verbrauchserfassung“
      Einsparpotential             Einsparung bis 2015
        % Heizung        % Strom    Heizung (kWh)     Strom (kWh)       t CO2         %
             2                 2       785.000            118.995        239         0,6%

24
Sie können auch lesen