Klimawandel Chancen und Risiken für die Landwirtschaft
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Klimawandel Chancen und Risiken für die Landwirtschaft Trockenheit 2018 - Ist das die Zukunft? am 04. April 2019 in Dresden Dr. Uwe Bergfeld Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie 1 | XX. Monat Abteilung 2016 | Name 07 – Landwirtschaft, des Präsentators Waldheimer Str. 219 | 01683 Nossen
Landwirtschaft und Wetter (mehr oder weniger ernste) Bauernregeln überliefern jahrhundertealtes Wissen und Erfahrung Kräht der Hahn am Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie’s ist Regnets am Siebenschläfertag (27. Juni) regnets sieben Wochen danach. Menschensinn und Juniwind ändern sich oft sehr geschwind. +++ 2 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Landwirtschaft und Wetter Wasser Agro- Temperatur Management Leistungsfähigkeit und Gesundheit Nährstoffe Lebensraum - Pflanze und Tier - Schädlinge / Boden Krankheiten Züchtung 3 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Landwirtschaft und Wetter Wasser Agro- Landwirtschaft ist eine Temperatur Management alltägliche Herausforderung Leistungsfähigkeit und Gesundheit Nährstoffe Lebensraum - Pflanze und Tier - Landwirtschaft braucht Vorsorge Schädlinge / Boden Krankheiten Züchtung 4 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Trockenheit 2018 - Ist das die Zukunft? ❙ Bei fast alle landwirtschaftlichen Kulturen deutliche Ertragseinbußen ❙ Mindererträge bezogen auf den Durchschnitt der letzten zehn Jahre: Winterraps: -19 Prozent Winterweizen: -13 Prozent Wintergerste: -12 Prozent Kartoffeln: -24 Prozent Zuckerrüben: -24 Prozent Ackerfutter: -43 Prozent Wiesen und Weiden: -37 Prozent (auf sandigen Standorten bis zu -65 Prozent und mehr) Folge der Trockenheit 2018: Schmachtkörner bei Weizen (links) im Vergleich zu normal entwickelten Weizenkörnern (rechts) Silomais: -20-30 Prozent (Quelle: M. Sacher, LfULG) (bezogen auf die beiden Vorjahre – z.T. bis zu -80 % eines Normaljahres) 5 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Landwirtschaft - Wetter - Klimawandel ❙ Klimaschutz ❙ Klimafolgen ❙ Klimaanpassung Digitalpress, www.fotolia.com Handlungsfelder Anpassung an den Tier- und Klimawandel Pflanzengesundheit Boden- und Sichere Lebensmittel Gewässerschutz Stärkung des ländlichen Raums Schutz der Biodiversität Tierwohl Einkommenssicherung 6 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Klimaentwicklung Landwirtschaft ❙ Erwärmung: Kontinuierlich, mit erhöhter Hitzebelastung im Sommer ❙ Starkregen: Zunahmen in der Häufigkeit und Intensität, erhöhtes Risiko lokaler Hochwasser ❙ Trockenheit: Erhöhtes Risiko während der Vegetationszeit mit unterschiedlicher Charakteristik hohe Anforderungen an das Wassermanagement: Trockenschäden 2018 bei Mais (Quelle: M. Grunert, LfULG) ❙ Vegetationsperiode I (April – Juni) Verschlechterung des potentiellen Wasserdargebotes, insbesondere durch Niederschlagsabnahmen ❙ Vegetationsperiode II (Juli - September) Verbesserung des potentiellen Wasserdargebotes - Zunahmen der Niederschlagssummen – Zunahme Starkregen-Anteil trockene Abschnitte durch Starkregenereignissen unterbrochen ❙ Vegetationsdauer: Verlängerung mit früherem Beginn bei gleichbleibender Spätfrostgefahr ❙ Regionale Unterschiede: Vor allem in Nord- und Ostsachsen deutliche Rückgänge der Niederschläge in den Sommermonaten 7 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/klima/1988.htm
Klimafolgen Landwirtschaft Verlängerte Längere Trockenperioden Vegetationsperioden Mehr Starkregen Temperaturanstiege Bleibende Spätfrostrisiken Höhere CO2-Konzentra- tionen in der Luft Verkürzte Entwicklungs- verläufe bis zur Reife Größere Risiken eines Humusabbaus Mehr und neue Schadorga- nismen / Krankheitserreger Hitzestress für die Nutztiere Schlechter Rapsaufgang infolge Trockenheit im Herbst 2018 (Quelle: M. Sacher, LfULG) 8 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Klimafolgen und Klimaanpassung Pflanzenbau ❙ Steigende mittlere Erträge - höhere Ertragsvariabilitäten - höhere Anbaurisiken ❙ Ertragsstabilität verringert sich vor allem auf den leichten und flachgründigen Böden mit geringem Wasserspeichervermögen Trockengebiete Nord- und Ostsachsens ❙ Verbesserung der Widerstandsfähigkeit / Stabilität der Pflanzenbausysteme (Resilienz) ❙ Kulturarten- und Sortenvielfalt in einer standortangepassten Fruchtfolge, Risikostreuung ❙ Standortangepasste und vor allem minimalinvasive Trockenschäden 2018 bei Zuckerrüben (Quelle: M. Grunert, LfULG) Bodenbearbeitungssysteme, nachhaltiges Bodenkulturmanagement Bodengefüge verbessern / vor Verdunstung schützen / Humusbildung und Wasserhaltefähigkeit fördern ❙ Angepasst und bedarfsgerechte Pflanzenernährung und Düngung Geeigneter Düngerformen und Düngetechniken (z. B. Unterfuß- und Injektionsdüngung, Precision Farming) ❙ Einsatz regional geprüfte Sorten / Züchtung klimaangepasster Kulturpflanzen und -sorten Toleranz gegenüber Hitze / Kälte / temporärem Wassermangel, Resistenzen gegenüber Schaderregern, effiziente Nährstoffnutzung ❙ Anbau wärmeliebender Kulturarten wird interessanter z.B. Durum, Körnermais, Soja und Hirse ❙ Wassermanagement und Bewässerung bei landwirtschaftlichen Kulturen gewinnt an Bedeutung Wassersparende + nach Bodenfeuchte gesteuerte Bewässerungsverfahren unter Beachtung von Wasserdargebot und Ökonomie 9 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Klimafolgen und Klimaanpassung Erosionsschutz ❙ Anstieg der Starkregenhäufigkeit: Zunahme Wassererosions- und Sturzflutrisiko ❙ Anbau- und Flurgestaltung ❙ Schlagunterteilung durch Fruchtartenwechsel ❙ Funktionalität von Landschaftsstrukturelementen ❙ Standortangepasste und vor allem Maisstoppeln – verschlämmt, Foto: Prasuhn, V. (2006) minimalinvasive Bodenbearbeitungssysteme ❙ Bodenbedeckung durch Untersaaten und Zwischenfrüchte ❙ Verringerung von Schadverdichtungen, Bodengefügeschutz Maisstoppeln mit hoher Mulchbedeckung, Foto: Prasuhn, V. (2006) 10 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Klimafolgen und Klimaanpassung Pflanzenschutz Klimafolgen Klimaanpassungen Veränderungen des Spektrums und des Angepassten Pflanzenbausysteme Umfangs an Unkräutern, Schaderregern Siehe Pflanzenbau und Pflanzenkrankheiten Nutzung angepasster/optimierter Zunahme wärmeliebender Krankheiten witterungsbasierter Prognosemodelle Zunahme neuer invasiver Schaderreger Weiterentwicklung der Höhere Generationsfolge / verkürzte Applikationstechnik Infektionszeiten (Smart Farming) größeren Schäden Weiterentwicklung der PSM-Formulierung Wirkungseinschränkungen bei für sichere Wirksamkeit bei Trockenheit Trockenheit & Wärme Drohneneinsatz zur Erfassung von Unkrautaufwuchs, Verstärktes Auftreten von Maiszünslern infolge Krankheiten und Schädlingen (Bild LfULG) Klimawandel (Bild LfULG) 11 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Klimafolgen und Klimaanpassung Tierhaltung Klimafolgen Klimaanpassungen Infektionsdruck - Hitzestress - Futterversorgung Biosicherheitsmaßnahmen im Inneren und an Veränderte Bedingungen für Vektoren, Erreger den Außengrenzen - epidemiologische und Parasiten (Vermehrung, Übertragung, Präventionsprogramme Auswirkung, Tenazität, Virulenz) Reduzierung des Hitzestress - Stallbaukonzepte, z.B. Blauzungenkrankheit, West-Nil-Virus-Infektion, Lüftung und Stallklimaführung, angepasste Kriebelmücken, … Fütterung (Temperatur-Feuchtigkeitsindex, THI) Leistungseinbußen und höhere Stressanfälligkeit Anpassungen im Futterbau, Futtermittelverfüg- durch klimabedingte Stressoren (Hitzestress) barkeit und –bilanzierung, Futterbevorratung Variierende Futtermittelverfügbarkeit in Zucht auf robuste, anpassungsfähige und Quantität und Qualität krankheitsresistente Nutztiere Standortvorzüglichkeit der Wiederkäuerhaltung verschiebt sich Einfluss der Dachkonstruktion auf die Thermoregulation von Milchkühen T. Heidenreich, S. Pache (2014) 12 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de Moderner Milchviehstall
Klimafolgen und Klimaanpassung Landwirtschaftlicher Betrieb ❙ Risikomanagement gehört zu den Kernaufgaben eines jeden Unternehmens optimaler betriebsspezifischer Mix von Risikomanagementstrategien Risikoverminderung: Standort- und betriebsspezifische Anpassungsmaßnehmen Risikostreuung: Eine breite Abstützung auf verschiedene Sorten, Kulturen und Einkommenszweige Diversifizierung Risikovorsorge: Bildung von Rücklagen materiell und finanziell Risikoteilung: Langfristiger Abnahmeverträge, Warenterminkontrakte Versicherungsmodelle (schadensbasiert, Foto: Bernd März, Annaberg, Stormchasing - Erzgebirge Indexversicherungen) 13 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Angewandte Agrarforschung, Bildung und Wissenstransfer des LfULG zur Klimaanpassung ❙ Angewandte Agrarforschung: Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen im Rahmen des landwirtschaftliche Versuchswesen Klimawandelversuch, … ❙ Bildungsunterstützung: Erarbeitung Erprobung von Bildungsmodulen zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel für die landwirtschaftliche Fachschulausbildung (LandKliB) ❙ Wissenstransfer: ❙ Arbeitskreise, Feldtage, Fachveranstaltungen, Informationsangebote ❙ Erarbeitung von Anpassungsstrategien zur Politikunterstützung und als Handlungsempfehlung für die Landwirtschaft 14 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Informationen zu Klimawandel und Landwirtschaft 15 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Abschließende Thesen ❙ Digitale Technologien eröffnen neue Wege zur Verstärkung der Klimaresilienz der landwirtschaftlichen Produktionssysteme beispielsweise durch… ❙ Schätzung von Ernteergebnissen / -ausfälle – Nutzung der Fernerkundungen ❙ Flächendeckende und tagesaktuelle Informationen zu Niederschlag, Temperatur oder Bodenfeuchtigkeit ❙ Präzise Applikation von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln, präzise Aussaat, präzise Bodenbearbeitung ❙ Höheren Ertragsvariabilitäten und Anbaurisiken sollte proaktiv durch ein strategisches betriebliches Risikomanagement begegnet werden ❙ Optimaler betriebsspezifischer Mix an Risikomanagementmaßnahmen 16 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Prof. Dr. Heinz Brandsch Der beste Rat ist der Vorrat Agrarbuch-Verlag Leipzig, 1984 DANKE 17 | 04. April 2019 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
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