FIT FÜR DEN MARATHON! - DIE MARATHONVORBEREITUNG MIT SYSTEM - DHFPG-BSA
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FACHARTIKEL AUSDAUERTRAINING Foto: © Thaut Images - Fotolia.com Die Marathonvorbereitung mit System Fit für den Marathon! Immer mehr Freizeitläufer stellen sich der Herausforderung, einen Marathon zu laufen und neh- men an großen Marathonveranstaltungen in Städten wie Berlin oder New York teil. Vorausset- zung, um einen Marathon erfolgreich zu absolvieren, ist eine gute Vorbereitung. Dazu gehören eine optimale zeitliche Strukturierung des Trainingsplans, die Wahl der richtigen Trainingsmetho- den und Trainingsbereiche sowie eine ausreichende Regeneration und Ernährung. H eutzutage ist der Marathon als Laufevent nicht mehr wegzu- denken. Viele Freizeitläufer denken früher oder später daran, an einem Marathonwettbewerb teilzunehmen und die Strecke von ein regelmäßiges Ausdauertraining im aeroben Bereich (bei ca. 60 bis 75 Prozent der HFmax) kann die Muskulatur während der Belastung anteilig mehr Energie aus der Oxidation von freien Fettsäuren und in- 42,195 Kilometer zu bewältigen. Der „Marathonboom“ lässt sich tramuskulären Triglyceridspeichern gewinnen. Den Muskelfasern ge- auch mit Zahlen belegen. Die Teilnehmerzahl des Berlin-Marathons lingt es besser und schneller, die freien Fettsäuren zur Oxidation in die stieg von ca. 19.000 im Jahr 1998 auf ca. 44.389 im Jahr 2018 Mitochondrien aufzunehmen (Jeukendrup & Gleeson, 2010, S. 158). (BMW Berlin-Marathon, 2018; Marathon-Statistik, o. J.). Die Glykogenspeicher werden geschont und stehen trainierten Aus- dauersportlern länger zur Verfügung, wodurch höhere Belastungs- Die Wahl der richtigen Ausdauermethoden und intensitäten über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden -bereiche können (Jeukendrup & Gleeson, 2010, S. 157–158). Für die Vorbereitung auf einen Marathonwettkampf bildet die extensive Dauermethode die Basis des Trainings. Sie ist dem Grund- Für eine Marathonvorbereitung unabdingbar sind jedoch auch lagenausdauerbereich 1 (GA 1) zuzuordnen und verfolgt das Ziel der Trainingsmethoden in höheren Intensitätsbereichen. Hierzu bieten Stabilisierung und Verbesserung der Grundlagenausdauer sowie der sich Trainingsmethoden wie die intensive Dauermethode und die Vorbereitung des Sportlers auf höhere Intensitäten (Hottenrott & extensive Intervallmethode an. Sie sind der Grundlagenausdauer Neumann, 2008, S. 154). Dabei können Trainingseinheiten mit einer 2 (GA2) zuzuordnen und verfolgen das Ziel der Weiterentwicklung Strecke von bis zu 30 Kilometern bei einer Intensität von 65 bis 75 der Grundlagenausdauer auf höherem Intensitätsniveau sowie der Prozent der maximalen Herzfrequenz durchgeführt werden. Vorbereitung auf die Wettkampfgeschwindigkeit (Hottenrott & Neumann, 2008, S. 154). Dieses Training wird auch als Fettstoffwechseltraining bezeichnet, da bei geringen bis moderaten Intensitäten und mehrstündigen Ausdau- In höheren Intensitätsbereichen wird überwiegend Glukose aus erbelastungen die Energiegewinnung überwiegend über die Verbren- Muskelglykogenspeichern zur Energiegewinnung genutzt. Diese nung von Fetten erfolgt (Jeukendrup & Gleeson, 2010, S. 156). Durch sind jedoch begrenzt und bei einem Marathon nach ca. 80 Minuten 120 02/19 fitness MANAGEMENT international
entleert. Anschließend wird die Energie überwiegend über das Leberglykogen und die Fettverbrennung bereitgestellt (Jeukendrup & Gleeson, 2010, S. 72). Das Training in höheren Intensitätsbereichen hat vorwiegend zum Ziel, die Muskel- glykogenspeicher zu vergrößern und die Laktattoleranz zu erhöhen (Zintl & Eisen- hut, 2009, S. 102–103). Die Intensität im Bereich der intensiven Dauermethode liegt bei 75 bis 85 Pro- zent der maximalen Herzfrequenz. Der Umfang variiert und kann bis zu ca. 12 Kilometer betragen. Auch die extensive Intervallmethode bietet sich als weitere Trainingsmethode zur Vorbereitung auf einen Marathon an. Hier liegen die Intensitäten bei ca. 80 bis 90 Prozent der maximalen Herzfrequenz. Die Intervalle können beispielsweise so gewählt werden, dass 5x1000-m-Läufe mit jeweils einer unvollständigen Pause (= lohnende Pause) zwischen den Intervallen absolviert werden (Marquardt, 2017, S. 503). Die Dauer der Pause richtet sich nach der Herzfrequenz. Sobald diese unter 120 bis 130 Schlägen pro Minute liegt, kann mit einem weiteren Intervall begonnen werden (Zintl & Eisenhut, 2009, S.121). Zur Entwicklung und zum Aufbau der wettkampfspezifischen Ausdauer wird die Wettkampfmethode in die Vorbereitung integriert. Die Intensität liegt im Maxi- malbereich der Wettkampfgeschwindigkeit. Die Belastungsdauer beträgt ca. 50 Prozent der Wettkampfstrecke. Dies entspricht einem Halbmarathon. Durch die- se Methode soll der Athlet an die Wettkampfbelastung gewöhnt werden (Zintl & Eisenhut, 2009, S. 126). Die Energiegewinnung bei höheren Intensitäten erfolgt in der Regel über den Glukoseabbau. Die richtige Gewichtung der Trainingsbereiche Der Grundlagenausdauerbereich 1 in Verbindung mit hohen Belastungsumfän- gen bildet die Basis für die Vorbereitung, da dieser ca. 50 Prozent des Trainings ausmacht. Sobald eine gut ausgebildete Basis vorhanden ist, wird darauf auf- bauend die Grundlagenausdauer 2 in Form von intensiven Dauer- oder exten- siven Intervallläufen (ca. 15 Prozent des Trainings) trainiert. Zuletzt wird die wettkampfspezifische Ausdauer (WSA) integriert, die lediglich 5 Prozent der Marathonvorbereitung ausmacht (Zintl & Eisenhut, 2009, S. 192) (vgl. Abb. 1). WSA GA2 GA1 Kraft Beweglichkeit Technik Ernährung Regeneration Abb. 1: Gewichtung der einzelnen Trainingsbereiche (modifiziert nach Marquardt, 2017, S. 89) Sowohl die hohen Belastungsumfänge als auch die Intensitäten sind nur durch gezielte Regenerationsmaßnahmen zu bewältigen. Der sogenannte Regenera- tions- und Kompensationsbereich (REKOM) spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Dieser ist durch eine sehr geringe Intensität (ca. 50 bis 60 Prozent der HFmax) gekennzeichnet. Die Belastungsdauer sollte nicht mehr als 30 bis 45 Minuten betragen (Marquardt, 2017, S. 86–88). Aus orthopädischer Sicht empfiehlt es sich, neben dem Auslaufen auch andere Belastungsformen zu wählen, wie etwa Schwimmen oder Radfahren. Als ergänzende Regenerationsmaßnahmen kommen beispielsweise ebenso Massagen (auch in Form des Foam Rollings), Saunagänge oder Warmwas-
FACHARTIKEL AUSDAUERTRAINING 70 60 50 Kilometer 40 30 Testwettkampf 20 Wettkampf 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Wochen Abb. 2: 16-Wochen-Planung (modifiziert nach Marquardt, 2017, S. 181) serbäder in Betracht. Ein weiterer Bestandteil der Vorbereitung ist den wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Aktuelle Studien lassen die Ernährung, die im Hinblick auf Leistungsfähigkeit und Regene- vermuten, dass sich die meisten Athleten bei einem Marathon ration immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auch sollten Technik-, für eine positive Pacing-Strategie entscheiden. Sie beginnen das Kraft- und Koordinationstraining in die Vorbereitung integriert Rennen mit einer hohen (aber nicht maximalen) Anfangsintensität werden (vgl. Abb. 1). und verringern im Laufe des Rennens ihre Geschwindigkeit. Eine weitere Pacing-Strategie, die sich bei einem Marathon vor allem Der zeitliche Aspekt der Wettkampfvorbereitung bei stabilen Umweltbedingungen anbietet, ist das gleichmäßige Der zeitliche Ablauf der Wettkampfvorbereitung wird in unter- Pacing. Die Leistung wird dabei über die gesamte Strecke gleich- schiedliche Phasen bzw. Perioden unterteilt. Man differenziert mäßig verteilt (Abbiss & Laursen, 2008, S. 242–243). zwischen mehreren Vorbereitungsperioden, der Wettkampf- periode unmittelbar vor dem Wettkampf und der abschließenden Übergangsperiode, die sich an den Wettkampf anschließt und der Regeneration dient (Hottenrott & Neumann, 2008, S. 96). Fazit Die Vorbereitungsperioden sind durch sukzessive Steigerungen Die Bewältigung der Marathondistanz hält verstärkt Einzug in des Umfangs gekennzeichnet. Anschließend werden die Umfän- den Breiten- und Freizeitsport. Dabei spielt die richtige Vor- ge wieder reduziert (Marquardt, 2017, S. 124) (vgl. Abb. 2). Die bereitung auf einen solchen Lauf eine maßgebende Rolle. Es Wettkampfperiode zeichnet sich durch geringere Umfänge, aber müssen Aspekte wie etwa die Wahl des richtigen Belastungs- höhere Intensitäten aus. In den letzten 2 bis 3 Wochen vor dem gefüges, die zeitliche Strukturierung und die Wahl der richti- Wettkampf wird die Tapering-Phase eingeleitet, eine Reduktion gen Pacing-Strategie beachtet werden. des Trainingsumfangs unmittelbar vor einem Wettkampf. Diese dient der Reduktion des psychischen und physischen Stresses des täglichen Trainings und der Optimierung der sportlichen Leistung. Wichtig dabei ist, dass sowohl die Trainingsintensität als auch die Trainingsfrequenz beibehalten werden. Der Trainingsumfang kann Johanna Rupp Foto: DHfPG/BSA Die Sportwissenschaftlerin arbeitet als um bis zu 60 bis 90 Prozent reduziert werden. Positive Effekte be- pädagogische Mitarbeiterin und Do- züglich der physiologischen Aspekte und der Leistung können bei zentin an der Deutschen Hochschule für einer Dauer der Tapering-Phase von 4 bis 28 Tagen erwartet wer- Prävention und Gesundheitsmanage- ment/BSA-Akademie im Fachbereich den (Mujika & Padilla, 2003, S. 1186). Trainings- und Bewegungswissenschaft. Durch ihre Tätigkeit als Trainerin in Fit- Das Training kann jeweils in vier Wochenblöcke unterteilt werden (vgl. ness- und Gesundheitseinrichtungen konnte sie praktische Erfahrungen in der Abb. 2). In den ersten drei Wochen des jeweiligen Blocks wird die medizinischen Trainingstherapie bei or- Belastung gesteigert, daraufhin folgt eine Woche, in der die Belastung thopädischen Erkrankungen sammeln. reduziert wird. Man geht also nach einem Be- und Entlastungsverhält- nis von 3:1 vor. Von Block zu Block wird die Belastung über Umfang www.dhfpg-bsa.de und Intensität sukzessive erhöht (Marquardt, 2017, S. 181). Auszug aus der Literaturliste Die Wahl der optimalen Pacing-Strategie Abbiss, C. R., & Laursen, P. B. (2008). Describing and understanding pacing strategies during athletic competition. Sports Medicine, 38(3), 239–252. Zur Vorbereitung auf einen Marathon gehört auch die Auswahl Hottenrott, K., & Neumann, G. (2008). Methodik des Ausdauertrainings. Schorndorf: Hof- der optimalen Pacing-Strategie für den Wettkampf, da diese die mann. Leistung signifikant beeinflussen kann. Unter Pacing versteht Marquardt, M. (2017). Die Laufbibel – Das Standardwerk zum gesunden Laufen (17., überar- beitete und erweiterte Auflage). Hamburg: sportmedis. man die Energieeinteilung während der sportlichen Belastung Mujika, I., & Padilla, S. (2003). Scientific bases for precompetition tapering strategies. Medi- (Thompson, 2015, S. 17). Zur optimalen Pacing-Strategie bei Lang- cine & Science in Sports & Exercise, 35(7), 1182–1187. distanzen (> 4 h) liegen noch keine eindeutigen und abschließen- Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de. 122 02/19 fitness MANAGEMENT international
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