Klinik und Diagnostik der Lyme-Borreliose - Hans-Jobst Wellensiek

 
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Hans-Jobst Wellensiek

Klinik und Diagnostik der Lyme-Borreliose

Die Lyme-Borreliose gehört mit der FSME        Epidemiologie:
(Frühsommer-Meningo-Enzephalitis)         in
Europa zu den zwei wichtigsten durch           Die Lyme-Borreliose ist offenbar weltweit
Zecken übertragenen Infektionskrankhei-        verbreitet und in allen Ländern Europas
ten. Die Lyme-Krankheit hat ihren Namen        nachgewiesen worden. Der Durchseuch-
nach dem kleinen Ort Lyme in Connecticut,      ungsgrad in der Bevölkerung der gemäßig-
USA, wo 1975 in fast epidemischem Aus-         ten Zonen Europas, gemessen am Vorkom-
maß Krankheitserscheinungen bei Jugendli-      men borrelienspezifischer Serumantikörper,
chen und jungen Erwachsenen auftraten, die     ist relativ hoch und wird mit 5,4 bis 12% an-
einer rheumatoiden Arthritis sehr ähnlich      gegeben. Bei Waldarbeitern als besonderer
waren (Steere, 1989). Einige Patienten         Risikogruppe wurden in einzelnen Gebieten
konnten sich an einen vorausgegangenen         Bayerns erhöhte Antikörpertiter bei bis zu
Zeckenbiß und Hauterscheinungen im Sin-        45% der Betroffenen festgestellt. Im Rah-
ne eines Erythema chronicum migrans erin-      men der Untersuchung von 2660 Gießener
nern. 1982 wurde der Erreger der Lyme-         Blutspendern konnten unter Anlegung
Krankheit durch Willy Burgdorfer entdeckt.     strenger Kriterien bei 118 Spendern (4,4%)
Es handelt sich um eine Spirochäte, die zu     borrelienspezifische Antikörper im Serum
Ehren ihres Entdeckers den Namen Borrelia      nachgewiesen werden (Atamer, 1994). Nur
burgdoiferi trägt. Die Zecken der Species      3 Blutspender (0,113% des untersuchten
Ixodes dammini in den USA und Ixodes ri-       Blutspenderkollektivs bzw. 2,5% der Spen-
cinus in Europa parasitieren auf kleinen Na-   der mit positivem Antikörpernachweis)
getieren, zum Beispiel Mäusen und Erd-         zeigten die klinische Symptomatik einer
hörnchen, und übertragen von diesem            Borreliose. Diese Zahlen stehen in Überein-
Wirtsreservoir aus die Borrelien auf den       stimmung mit den Erfahrungen anderer eu-
Menschen.                                      ropäischer Arbeitsgruppen. Hochgerechnet
Daß Borrelia burgdoiferi als ätiologisches     auf die Bevölkerungszahl wird man mit et-
Agens für das Erythema chronicum mi-           wa 30 000 bis 60 000 klinisch manifesten
grans, die Lymphadenosis cutis benigna,        Borreliose-Erkrankungen pro Jahr in der
die lymphozytäre Meningoradikulitis, die       Bundesrepublik Deutschland rechnen müs-
Lyme-Arthritis und die Acrodermatitis          sen (Horst, 1991).
chronica atrophicans verantwortlich ist,       Auffallend hoch (sicher höher als 90%) ist
wurde auch in der Bundesrepublik               die Zahl der inapparent, das heißt klinisch
Deutschland von mehreren Arbeitsgruppen        asymptomatisch verlaufenden Infektionen.
(Ackermann, 1983/84 Wilske et al., 1987)       Hierdurch erklären sich auch manche Pro-
bestätigt. Es gelang die Isolierung und An-    bleme in der Serodiagnostik, worauf später
züchtung von Borrelia burgdoiferi aus ex-      noch einzugehen sein wird.
zidierten Hautproben und Liquor sowie der      Im Nordosten und Mittelwesten der USA
Nachweis borrelienspezifischer Antikörper      sind Zecken der Species Jxodes dammini
in Patientenseren.                             beziehungsweise in Kalifornien Zecken

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der Art lxodes pacificus Überträger der        Nymphenstadien können überwintern. Bor-
Spirochäte Borrelia burgdorferi auf den        relia burgdoiferi wandert aus dem Mittel-
Menschen. In Europa sind hierfür Zecken        darm der Larven oder Nymphen in die Spei-
der Species Ixodes ricinus verantwortlich.     cheldrüsen ein, und beim Saugakt der Zecke
Der Durchseuchungsgrad der Zecken mit          können Borrelien auf andere Wirtstiere oder
Borrelia burgdorferi wird mit lO bis 20%       auf den Menschen übertragen werden. Im
angegeben. Dies trifft auch für viele Stand-   Laufe von l 0 bis 18 Wochen entwickeln
orte um Gießen zu. Für den Raum Gießen-        sich aus den Nymphen die adulten Zecken-
Wetzlar-Diez-Stadtallendorf wurde ein          stadien, die dann größere Wirtstiere für ihre
Durchseuchungsgrad von Ixodes ricinus-         Blutmahlzeit bevorzugen. Die Durch-
Zecken mit Borrelia burgdorferi von 4,8        seuchung der Zeckenpopulationen mit Bor-
bis 18% ermittelt (Wittenbrink und Krauss,     relia burgdorferi kann mit lO bis 30% ange-
1994).                                         nommen werden. Zwar führt nicht jeder
                                               Zeckenbiß zu einer Infektion, aber die
                                               Chance, in Europa über Zecken mit Borrelia
Zeckenvektor:
                                               burgdorferi infiziert zu werden, ist doch re-
Die Zecken durchlaufen einen Entwick-          lativ hoch, vor allem, wenn die Zecke länge-
lungszyklus von zwei Jahren. Im Frühsom-       re Zeit Gelegenheit hatte (Stunden), auf
mer eines jeden Jahres bei wärmeren Tem-       dem Wirt Blut zu saugen.
peraturen ( 15 bis 20 °C) saugen adulte
Zeckenstadien auf größeren Wild- und           Erreger:
Haustieren Blut. Häufig befallen werden
Reh-, Dam- und Rotwild sowie Rinder und        Borrelia burgdoiferi ist eine 0,2 bis 0,3 µ
Schafe. Die mit Blut vollgesogenen Zecken      breite, 20 bis 30 µ lange Spirochäte, die
fallen ab, die Weibchen legen bei warmen       elektronenmikroskopisch einen korkenzie-
Außentemperaturen bis zu 3000 Eiern, aus       herartig gewundenen Protoplasmazylinder,
denen nach drei bis acht Wochen Larven         sieben bis elf Axialfibrillen und eine umhül-
schlüpfen. Die Larven bleiben für einige Ta-   lende periplasmatische Membran erkennen
ge bis drei Wochen am Ort der Eiablage,        läßt. Die Züchtung der Erreger gelingt bei
kriechen dann auf Gräser und befallen dabei    33 °C auf einem modifizierten Kelly-Medi-
kleine Nagetiere wie Mäuse und Erdhörn-        um (enthält Kaninchenserum, Rinderserum,
chen. In Europa sind es vorwiegend die Rö-     Albumin, Gelatine, Pepton, Pyrovat und N-
telmaus und die Gelbhalsmaus, in den USA       Acetylglycosamin) aus dem Mitteldarm der
sogenannte whitefooted mice, die als Wirts-    Zecken relativ leicht. Aus Patientenmaterial
tiere für die Zeckenlarven dienen. Die Na-     ist Borrelia burgdoiferi relativ schwer zu
ger haben oft eine langanhaltende Spiro-       isolieren. Die Generationszeit der Erreger
chätämie, ohne Entzündungsreaktionen           beträgt 12 bis 24 Stunden. Nach 10-15
oder Krankheitserscheinungen zu zeigen.        Kulturpassagen verlieren die Spirochäten ih-
Auf diese Weise infizieren sich die Larven,    re Pathogenität. Einige wichtige Oberflä-
die nach einigen Tagen von ihren Wirtstie-     chenantigene, so das outer surface protein
ren abfallen und sich innerhalb von fünf bis   (OSPA, Molekulargewicht 30 bis 32 kD)
sieben Wochen zu Nymphen entwickeln.           und das outer surface protein (OSP-B, Mole-
Die Zeckennymphen parasitieren ebenfalls       kulargewicht 34 bis 36 kD) sind offenbar
auf Kleinnagetieren, auch Singvögeln und       plasmidkodiert. Das Flagellin der Axialfi-
Eichhörnchen und geben darüber hinaus          brillen ist mit 41 kD Molekulargewicht ein
Anlaß zu menschlichen Infektionen. Die         wichtiges Antigen von Borrelien.

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Klinik:                                                    Analog der Stadieneinteilung bei der Syphi-
                                                           lis hat man auch bei der Lyme-Krankheit
Die Lyme-Krankheit ist eine in Stadien ver-                verschiedene Stadien unterschieden (siehe
laufende Multisystem-Erkrankung mit der-                   Tab. 1). Manifestationen des ersten Stadiums
matologischen, neurologischen und rheu-                    sind nach dem Zeckenbiß das Erythema
matologischen Manifestationen. Sie hat eine                migrans, (eine flächenhafte Rötung der
erhebliche Morbidität und zeitigt bei chroni-              Haut) beziehungsweise das Erythema
schem Verlauf nicht selten schwerwiegende                  chronicum migrans (ECM), wenn das Ery-
Spätfolgen. Nach Christen et al. (1989) sind               them länger als sechs Wochen besteht. Das
Borrelia burgdoiferi-lnfektionen im Kin-                   Erythem entsteht nach dem Zeckenbiß durch
desalter eine der häufigsten Ursachen für ei-              Einwandern der Borrelien in die Haut und
ne akute periphere Facialisparese. Die Bor-                kann zu Beginn noch als Lokalinfektion an-
reliose kann sich auch als seriöse Meningitis              gesehen werden. Das zweite Stadium ist
oder seltener als Arthritis manifestieren. Ei-             charakterisiert durch Einbruch der Erreger in
ne monozytär-lymphozytäre Pleozytose                       die Blutbahn, die Infektion generalisiert und
(Zellvermehrung) im Liquor bei gleichzeiti-                manifestiert sich häufig am ZNS, gelegent-
ger Facialisparese rechtfertigen im Kindes-                lich am Herzen oder aber auch an den Gelen-
alter bereits eine Antibiotika-Therapie.                   ken. Eine häufige Manifestation des zweiten

Tab. 1 Stadieneinteilung der Lyme-Borreliose

            STADIUMI                               STADIUM II                           STADIUM III
           Lokalinfektion                   Generalisationsstadium           persistierende, chronische Infektion
 Tage bis Wochen nach Infektion        Wochen bis Monate nach Infektion       Monate bis Jahre nach Infektion

 - Erythems chronicum migrans         Neuroborreliose:                       Neuroborreliose:
   (ECM)                              - lymphozytäre Meningoradikulitis      - chronisch-progressive
 - Lymphadenosis cutis benigna          (Bannwarth-Syndrom)                    Enzephalomyelitis
 - unspezifische Allgemein-           - Fazialisparesen                      - chronische Polyneuropathie
   symptome: Fieber, Kopfschmerz,       ein- und doppelseitig
                                                                             Arthritis:
   Abgeschlagenheit, Myalgien,        - meningitische Erscheinungsbilder
                                                                             - chronisch-rezidivierende
   regionale Lymphadenopathie           bei Kindern (häufig)
                                                                               Mono- und Polyarthritis
                                      - Mono- und Polyneuritiden mit
                                        Extremitäten- und Rumpfparesen       - Acrodermatitis chronica
                                        sowie Sensibilitätsstörungen           atrophicans (ACA)
                                      - Polyneuropathien                     - Lichen sclerosus et atrophicus *
                                      - Radikulitis, Radikulomyelitis        - Alzheimer-Krankheit*
                                                                             - amyotrophische Lateralsklerose*
                                      Arthritis, Arthralgien
                                       Karditis: Endo-, Myo-, Perikarditis
                                      - Rentinitis, Panophthalmitis,
                                        Conjunktivitis *
                                      -Morphea*
                                      - multiple Sklerose*
                                      - Hepatitis *

* Diese Erkrankungen besitzen eine fragliche Assoziation zu Borrelia burgdorferi Infektionen, da bisher ein ätiolo-
gischer Zusammenhang nicht gesichert werden konnte. Eine zuflillige Koinzidenz von Erkrankungen und Nachweis
von Antikörpern gegen Borrelia burgdorferi könnte wegen des hohen Durchseuchungsgrades (2,4-12%) der Bevöl-
kerung die Annahme eines Zusammenhanges erklären.

                                                                                                               75
Stadiums ist die akute lymphozytäre Me-           reagieren Syphilitikerseren regelmäßig posi-
ningoradikulitis      (Bannwarth-Syndrom).        tiv im Borrelien-Immuntluoreszenztest.
Herzrhythmusstörungen bis zum AV-Block            Diese kreuzreagierenden Antikörper lassen
1. Grades können Folge einer Herzbeteili-         sich durch den Absorptionsschritt eliminie-
gung bei der Borreliose sein, die in 4 bis 8%     ren und führen dann nicht mehr zu Fehldia-
der Fälle zu einer Myopericarditis bis Pan-       gnosen (Alfen und Wellensiek, 1993). We-
carditis führt. Eine Monate bis Jahre nach        gen der Möglichkeit des Auftretens von
der Infektion auftretende Arthritis an den        kreuzreagierenden Antikörpern muß eine
großen Gelenken, aber auch die Acroderma-         Lues unbedingt ausgeschlossen werden,
titis chronica atrophicans werden als Mani-       wenn man serologisch die Diagnose „Bor-
festationsformen des dritten Stadiums der         reliose" stellen will.
Borreliose angesehen. Eine zu schematische        Der Borrelien-Hämagglutinationstest hat
Stadieneinteilung ist problematisch, da jedes     sich ebenfalls als empfindliches Nachweis-
Organsystem (Haut, ZNS, Gelenke) bei              verfahren zum Nachweis borrelienspezifi-
einer Borreliose früher oder später betroffen     scher Antikörper im Serum der Patienten er-
sein kann.                                        wiesen. Die Erregerspezifität des Borrelien-
                                                  HA-Testes wird analog zum TPHA-Test
                                                  durch die Verwendung eines speziellen Ver-
Labordiagnostik:
                                                  dünnungsmediums garantiert, das kreuzrea-
Die Labordiagnostik der Borreliose stützt         gierende Antikörper in der flüssigen Phase
sich auf den Erregernachweis beziehungs-          absorbiert. Der Borrelein-HA-Test eignet
weise auf den Nachweis borrelienspezifi-          sich ähnlich wie der TPHA-Test in der Sy-
scher Antikörper im Serum des Patienten.          philis-Diagnostik als Suchtest.
Die Anzüchtung der Erreger aus Untersu-           Ein empfindliches, enzym-immunologi-
chungsmaterial (Liquor, Hautexzisionen) ist       sches Verfahren zum Nachweis von Antikör-
schwierig, gelingt nur selten und ist ebenso      pern gegen Borrelien ist der Borrelien-
wie die Amplifizierung von borrelienspezi-        ELISA. Das Verfahren konnte bisher leider
fischen Nukleinsäuren mit Hilfe der Poly-         nicht standardisiert werden, und nicht selten
merase-Kettenreaktion (PCR) Speziallabo-          erhält man mit den Reagenzien unterschied-
ratorien vorbehalten.                             licher Hersteller differierende Ergebnisse.
Für den serologischen Nachweis von borre-         Im Immunblot und klinisch konnten nicht al-
lienspezifischen Antikörpern im Serum des         le ELISA-positiven Ergebnisse bestätigt
Patienten haben sich in erster Linie bewährt      werden. Man muß mit einer gewissen Rate
der Borrelien-Immunfluoreszenztest, ein           falsch positiver Ergebnisse rechnen. Wahr-
Borrelien-Hämagglutinationstest sowie ein         scheinlich beeinflussen kreuzreagierende
Borrelien-ELISA. Um die notwendige Spe-           Antikörper, von Test-Kit verschieden, die
zifität zu garantieren, muß der Borrelien-Im-     Ergebnisse im Borrelien-ELISA.
munfluoreszenztest als Absorptionstest            Es sollte immer wieder betont werden, daß
durchgeführt werden. Analog zur Vorge-            serologische Resultate mit Vorsicht interpre-
hensweise beim FfA-ABS-Test werden die            tiert werden müssen. Der Arzt muß wissen,
Patientenseren mit einem Antigenkonzentrat        daß es falsch negative und noch häufiger
(Ultrasorb) von Treponema phagedenis ab-          richtig positive Resultate gibt, deren klini-
sorbiert. Dieser Absorptionsschritt ist essen-    sche Relevanz schwer einzuschätzen ist. Als
tiell, da es bei Spirochäten Antigene gibt, die   wichtige Entscheidungshilfe in diagnosti-
den Spirochäten-Gattungen Treponema,              schen Problemfällen wird das lmmunoblot-
Leptospira und Borrelia gemeinsam sind. So        Verfahren herangezogen (Abb. 1). Mit dem

76
Hinter dem Erfolg
steckt ein System.

                   Fahrzeuge mit dem Stern haben eine ganze
                   Reihe von Pluspunkt~n, um ihre Fahrer und
                   Halter zu überzeugen. Dazu gehören Zuver-
                   lässigkeit und Wirtschaftlichkeit, richtung-
                   weisende Qualität und innovative Fahrzeug-
                   technik. Und ein beispielhafter Service.
                   Hinter der Summe dieser vielen Vorteile
                   steckt das System, das die Qualität eines
                   Mercedes ausmacht. Vom Pkw bis zum
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                                                   ,65

                                                   ""41                                                    -41

                                                   "\s                                                     ---35

                                                   ~17                                                     \30
                                                                                                           ""21
                                                     14
                                                                                                           -   10
                                               J < 10
                                                                                                           .J
ob die Antikörper nur eine abgelaufene, aus-      mg Serum-IgG beziehungsweise auf mg Li-
geheilte Infektion anzeigen, mit anderen          quor-IgG bezogen werden, wobei sich her-
Worten, ob die nachgewiesenen Antikörper          ausstellt, daß die Antikörperaktivität des Li-
eine sog. „Seronarbe" darstellen. Bei der         quor-lgG ein Vielfaches der Aktivität des Se-
großen Zahl von klinisch inapparenten, aber       rum-IgG betragen kann. Werden Serum und
seropositiven Befunden muß diese Frage oft        Liquor im Immunoblot-Verfahren parallel
beantwortet werden. Anhaltspunkte für eine        und zum Vergleich mit gleichen lgG-Konzen-
aktive Infektion geben lgM-Antikörper ge-         trationen aufgetragen, färben sich die Liquor-
gen niedermolekulare borrelien-spezifische        Banden oft wesentlich intensiver an, was als
PartialAntigene. lgM-Antikörper gegen die         Ausdruck einer gesteigerten intrathekalen
Borrelien-Glykolipide und Antigene mit ei-        Antikörpersynthese zu werten ist (Abb. 1).
nem Molekulargewicht von 15-, 18-, 21-,           Trotz intensiver Bemühungen sind die Pro-
30-, 35- und 40 kD korrelieren gut mit einer      bleme der Serodiagnostik der Borreliose bis-
klinisch manifesten, behandlungsbedürfti-         her noch nicht völlig zufriedenstellend ge-
gen Borreliose (Atamer, 1994; Engelsing-          löst. Die Suche nach Testverfahren, die die
Schnettler, 1994). Immunkomplexe als Indi-        zuverlässige Beurteilung der Aktivität einer
katoren einer Krankheitsaktivität lassen sich     Infektion garantieren, wird weitergehen
bei ca. der Hälfte aller Patienten mit klinisch   müssen.
manifester Lyme-Borreliose nachweisen
(Zhong, 1995).
                                                  Therapie und Prophylaxe:
Bei Antikörpern der lmmunglobulinklasse
IgG konnte festgestellt werden, daß Patien-       Eine erfolgreiche Therapie der Lyme-Bor-
ten mit akuten Krankheitserscheinungen            reliose ist in allen Stadien möglich. Im Früh-
einer Borreliose überwiegend Antikörper           stadium sollte man mit Doxycyclin oder Am-
des Subtyps IgG 1 synthetisieren. Nach Ab-        oxicillin behandeln, in späten Stadien führen
heilung der Krankheitserscheinungen waren         Cephalosporine (Cefotaxim, Ceftriaxon) zu
überwiegend Antikörper des Subtyps lgG3           besseren Ergebnissen. Penicillin G ist wegen
nachzuweisen (Oschmann et al., 1995). So          mäßiger Hemmwerte nicht das Antibiotikum
gibt auch der IgG-Subtyp der gebildeten bor-      der Wahl. Defektheilungen sind in späten
relienspezifischen Antikörper Hinweise auf        Stadien (Arthritis, ACA, Neuropathien) nicht
eine aktive beziehungsweise abgelaufene In-       selten zu beobachten. Ausschlaggebend für
fektion. Ein neuentwickelter Test zum Nach-       den Therapieerfolg sind die Wahl eines ge-
weis von Antikörpern gegen Borrelien-             eigneten Antibiotikums, eine genügend hohe
Glykolipide (Klein, 1995) verspricht einen        Dosierung und eine genügend lange Thera-
sehr empfindlichen Nachweis von Antikör-          piedauer (21 bis 28 Tage). Bei Therapiever-
pern in der Frühphase einer Borreliose und        sagen wegen Persistenz nicht teilungsfähiger
eignet sich möglicherweise auch zur Ein-          Borrelien im Organismus wird eine wieder-
schätzung der Aktivität einer Infektion.          holte, kurze Hochdosistherapie mit dazwi-
Bei der Serodiagnostik der Neuroborreliose        schenliegenden therapiefreien Intervallen
ist zu berücksichtigen, daß das ZNS ein ei-       empfohlen. Eine serologische Kontrolle der
genständiges immunologisches Komparti-            Patienten in halbjährlichen Abständen über
ment darstellt. Die Antikörperbildung im          zwei Jahre ist erforderlich, um rechtzeitig
ZNS kann lokal wesentlich stäfker sein als in     Rezidive erkennen zu können.
der Peripherie des Organismus wie sie sich im     In Zeckenbiotopen sollte festes Schuhwerk
Antikörpermuster des Serums darstellt. Bor-       und geschlossene Beinkleider getragen wer-
relienspezifische Antikörpertiter sollten auf     den.um zu verhindern, daß sich Zecken in

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der Haut festsetzen können. Es ist zu emp-                  Klein, D.M.: lnaug.-Diss. Gießen (1995). Der Borrelia
                                                            burgdorferi B31 -Lipid-Antigen-Agglutinationstest (B 31 -
fehlen, Zecken möglichst bald nach dem
                                                            LAAT) zur serologischen Diagnose der Lyme-Borreliose.
Stich durch eine Drehbewegung mit einer                     Oschmann, P., Jung, A., Wellensiek, H.-J., Hornig, C.
Pinzette aus der Haut zu entfernen. Einen                   und Domdorf, W.: 1. Frankfurter-Gießener Borrelien-
Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose gibt es                 Workshop 19. 5. 1995. Disease activity and IgG-sub-
bisher in der Humanmedizin nicht.                           classes in Lyme borreliosis.
                                                            Steere, A.C.: New Angl. J. Med. (1989) 321:586-596.
                                                            Lyme disease.
Literatur                                                   Wilske, B., Steinhuber. R., Bergmeister. H., Fingerle, V.,
                                                            Schierz, G., Preac-Mursic, V., Vanek, E., Lorbeer, B.:
Ackermann, R.: DMW (1983) 108:577-580. Erythema             DMW ( 1987) 112: 173G-l 736. Lyme Borreliose in Süd-
chronicum migrans und durch Zecken übertragene              westdeutschland. Epidemiologische Daten zum Auftre-
Meningopolyneuritis    (Garin-Bujadoux-Bannwarth):          ten von Erkrankungsfällen sowie zur Durchseuchung
Borrelien-lnfektionen?                                      von Zecken (lxodes ricinus) mit Borrelia burgdorferi.
Ackermann, R., Kabatzki, J., Boisten, H.P., Steere, A.C.,   Wittenbrink, M.M. und Krauss, H.: Persönliche Mittei-
Grodzicki, R.L., Hartung S. und Runne, U.: DMW              lung (1994)
( 1983) 109:92-97. Spirochäten-Ätiologie der Erythema-      Zhong, W.: lnaug.-Diss. Gießen (1995). Untersuchung
chronicum-migrans-Krankheit.                                und Charakterisierung zirkulierender Immunkomplexe
Alfen, /.und Wellensiek, H.-J.: Lab. med. (1993) 17:1-18.   bei der Lyme-Borreliose.
Die Bedeutung kreuzreagierender Antikörper für die Se-
rodiagnostik der Lyme-Borreliose und der Syphilis.
Atamer, C.: Inaug.-Diss., Gießen (1994). Die humorale       Lesenswerte Monografien zum Thema sind:
Immunantwort bei asymptomatischen Borrelia burg-
dorferi-lnfektionen: Eine epidemiologische und im-          Einheimische Zeckenborreliose (Lyme-Krankheit) bei
munologische Studie an Blutspendern.                        Mensch und Tier; H. Horst (Hrsg.). Perimed Fachbuch-
Christen, H. -J., Bart/au, N., Hanefeld, F. und Thomssen,   Verl. Ges., Erlangen (1991).
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Lyme-Borreliose - häufigste Ursache der akuten peri-        Verlag, München ( 1992).
pheren Fazialisparese im Kindesalter.                       Durch Zecken übertragbare Erkrankungen; J. Süss
Engelsing-Schnettler. A.: lnaug.-Diss. Gießen (1994).       (Hrsg.). Weller-Verlag (1994).
Klinik und serologische Diagnostik der Neuroborreliose      FSME und Lyme-Borreliose; J. Süss (Hrsg.). Weller-
anhand des lmmunoblotverfahrens.                            Verlag (1995).

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