Klinik und Diagnostik der Lyme-Borreliose - Hans-Jobst Wellensiek
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Hans-Jobst Wellensiek Klinik und Diagnostik der Lyme-Borreliose Die Lyme-Borreliose gehört mit der FSME Epidemiologie: (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) in Europa zu den zwei wichtigsten durch Die Lyme-Borreliose ist offenbar weltweit Zecken übertragenen Infektionskrankhei- verbreitet und in allen Ländern Europas ten. Die Lyme-Krankheit hat ihren Namen nachgewiesen worden. Der Durchseuch- nach dem kleinen Ort Lyme in Connecticut, ungsgrad in der Bevölkerung der gemäßig- USA, wo 1975 in fast epidemischem Aus- ten Zonen Europas, gemessen am Vorkom- maß Krankheitserscheinungen bei Jugendli- men borrelienspezifischer Serumantikörper, chen und jungen Erwachsenen auftraten, die ist relativ hoch und wird mit 5,4 bis 12% an- einer rheumatoiden Arthritis sehr ähnlich gegeben. Bei Waldarbeitern als besonderer waren (Steere, 1989). Einige Patienten Risikogruppe wurden in einzelnen Gebieten konnten sich an einen vorausgegangenen Bayerns erhöhte Antikörpertiter bei bis zu Zeckenbiß und Hauterscheinungen im Sin- 45% der Betroffenen festgestellt. Im Rah- ne eines Erythema chronicum migrans erin- men der Untersuchung von 2660 Gießener nern. 1982 wurde der Erreger der Lyme- Blutspendern konnten unter Anlegung Krankheit durch Willy Burgdorfer entdeckt. strenger Kriterien bei 118 Spendern (4,4%) Es handelt sich um eine Spirochäte, die zu borrelienspezifische Antikörper im Serum Ehren ihres Entdeckers den Namen Borrelia nachgewiesen werden (Atamer, 1994). Nur burgdoiferi trägt. Die Zecken der Species 3 Blutspender (0,113% des untersuchten Ixodes dammini in den USA und Ixodes ri- Blutspenderkollektivs bzw. 2,5% der Spen- cinus in Europa parasitieren auf kleinen Na- der mit positivem Antikörpernachweis) getieren, zum Beispiel Mäusen und Erd- zeigten die klinische Symptomatik einer hörnchen, und übertragen von diesem Borreliose. Diese Zahlen stehen in Überein- Wirtsreservoir aus die Borrelien auf den stimmung mit den Erfahrungen anderer eu- Menschen. ropäischer Arbeitsgruppen. Hochgerechnet Daß Borrelia burgdoiferi als ätiologisches auf die Bevölkerungszahl wird man mit et- Agens für das Erythema chronicum mi- wa 30 000 bis 60 000 klinisch manifesten grans, die Lymphadenosis cutis benigna, Borreliose-Erkrankungen pro Jahr in der die lymphozytäre Meningoradikulitis, die Bundesrepublik Deutschland rechnen müs- Lyme-Arthritis und die Acrodermatitis sen (Horst, 1991). chronica atrophicans verantwortlich ist, Auffallend hoch (sicher höher als 90%) ist wurde auch in der Bundesrepublik die Zahl der inapparent, das heißt klinisch Deutschland von mehreren Arbeitsgruppen asymptomatisch verlaufenden Infektionen. (Ackermann, 1983/84 Wilske et al., 1987) Hierdurch erklären sich auch manche Pro- bestätigt. Es gelang die Isolierung und An- bleme in der Serodiagnostik, worauf später züchtung von Borrelia burgdoiferi aus ex- noch einzugehen sein wird. zidierten Hautproben und Liquor sowie der Im Nordosten und Mittelwesten der USA Nachweis borrelienspezifischer Antikörper sind Zecken der Species Jxodes dammini in Patientenseren. beziehungsweise in Kalifornien Zecken 73
der Art lxodes pacificus Überträger der Nymphenstadien können überwintern. Bor- Spirochäte Borrelia burgdorferi auf den relia burgdoiferi wandert aus dem Mittel- Menschen. In Europa sind hierfür Zecken darm der Larven oder Nymphen in die Spei- der Species Ixodes ricinus verantwortlich. cheldrüsen ein, und beim Saugakt der Zecke Der Durchseuchungsgrad der Zecken mit können Borrelien auf andere Wirtstiere oder Borrelia burgdorferi wird mit lO bis 20% auf den Menschen übertragen werden. Im angegeben. Dies trifft auch für viele Stand- Laufe von l 0 bis 18 Wochen entwickeln orte um Gießen zu. Für den Raum Gießen- sich aus den Nymphen die adulten Zecken- Wetzlar-Diez-Stadtallendorf wurde ein stadien, die dann größere Wirtstiere für ihre Durchseuchungsgrad von Ixodes ricinus- Blutmahlzeit bevorzugen. Die Durch- Zecken mit Borrelia burgdorferi von 4,8 seuchung der Zeckenpopulationen mit Bor- bis 18% ermittelt (Wittenbrink und Krauss, relia burgdorferi kann mit lO bis 30% ange- 1994). nommen werden. Zwar führt nicht jeder Zeckenbiß zu einer Infektion, aber die Chance, in Europa über Zecken mit Borrelia Zeckenvektor: burgdorferi infiziert zu werden, ist doch re- Die Zecken durchlaufen einen Entwick- lativ hoch, vor allem, wenn die Zecke länge- lungszyklus von zwei Jahren. Im Frühsom- re Zeit Gelegenheit hatte (Stunden), auf mer eines jeden Jahres bei wärmeren Tem- dem Wirt Blut zu saugen. peraturen ( 15 bis 20 °C) saugen adulte Zeckenstadien auf größeren Wild- und Erreger: Haustieren Blut. Häufig befallen werden Reh-, Dam- und Rotwild sowie Rinder und Borrelia burgdoiferi ist eine 0,2 bis 0,3 µ Schafe. Die mit Blut vollgesogenen Zecken breite, 20 bis 30 µ lange Spirochäte, die fallen ab, die Weibchen legen bei warmen elektronenmikroskopisch einen korkenzie- Außentemperaturen bis zu 3000 Eiern, aus herartig gewundenen Protoplasmazylinder, denen nach drei bis acht Wochen Larven sieben bis elf Axialfibrillen und eine umhül- schlüpfen. Die Larven bleiben für einige Ta- lende periplasmatische Membran erkennen ge bis drei Wochen am Ort der Eiablage, läßt. Die Züchtung der Erreger gelingt bei kriechen dann auf Gräser und befallen dabei 33 °C auf einem modifizierten Kelly-Medi- kleine Nagetiere wie Mäuse und Erdhörn- um (enthält Kaninchenserum, Rinderserum, chen. In Europa sind es vorwiegend die Rö- Albumin, Gelatine, Pepton, Pyrovat und N- telmaus und die Gelbhalsmaus, in den USA Acetylglycosamin) aus dem Mitteldarm der sogenannte whitefooted mice, die als Wirts- Zecken relativ leicht. Aus Patientenmaterial tiere für die Zeckenlarven dienen. Die Na- ist Borrelia burgdoiferi relativ schwer zu ger haben oft eine langanhaltende Spiro- isolieren. Die Generationszeit der Erreger chätämie, ohne Entzündungsreaktionen beträgt 12 bis 24 Stunden. Nach 10-15 oder Krankheitserscheinungen zu zeigen. Kulturpassagen verlieren die Spirochäten ih- Auf diese Weise infizieren sich die Larven, re Pathogenität. Einige wichtige Oberflä- die nach einigen Tagen von ihren Wirtstie- chenantigene, so das outer surface protein ren abfallen und sich innerhalb von fünf bis (OSPA, Molekulargewicht 30 bis 32 kD) sieben Wochen zu Nymphen entwickeln. und das outer surface protein (OSP-B, Mole- Die Zeckennymphen parasitieren ebenfalls kulargewicht 34 bis 36 kD) sind offenbar auf Kleinnagetieren, auch Singvögeln und plasmidkodiert. Das Flagellin der Axialfi- Eichhörnchen und geben darüber hinaus brillen ist mit 41 kD Molekulargewicht ein Anlaß zu menschlichen Infektionen. Die wichtiges Antigen von Borrelien. 74
Klinik: Analog der Stadieneinteilung bei der Syphi- lis hat man auch bei der Lyme-Krankheit Die Lyme-Krankheit ist eine in Stadien ver- verschiedene Stadien unterschieden (siehe laufende Multisystem-Erkrankung mit der- Tab. 1). Manifestationen des ersten Stadiums matologischen, neurologischen und rheu- sind nach dem Zeckenbiß das Erythema matologischen Manifestationen. Sie hat eine migrans, (eine flächenhafte Rötung der erhebliche Morbidität und zeitigt bei chroni- Haut) beziehungsweise das Erythema schem Verlauf nicht selten schwerwiegende chronicum migrans (ECM), wenn das Ery- Spätfolgen. Nach Christen et al. (1989) sind them länger als sechs Wochen besteht. Das Borrelia burgdoiferi-lnfektionen im Kin- Erythem entsteht nach dem Zeckenbiß durch desalter eine der häufigsten Ursachen für ei- Einwandern der Borrelien in die Haut und ne akute periphere Facialisparese. Die Bor- kann zu Beginn noch als Lokalinfektion an- reliose kann sich auch als seriöse Meningitis gesehen werden. Das zweite Stadium ist oder seltener als Arthritis manifestieren. Ei- charakterisiert durch Einbruch der Erreger in ne monozytär-lymphozytäre Pleozytose die Blutbahn, die Infektion generalisiert und (Zellvermehrung) im Liquor bei gleichzeiti- manifestiert sich häufig am ZNS, gelegent- ger Facialisparese rechtfertigen im Kindes- lich am Herzen oder aber auch an den Gelen- alter bereits eine Antibiotika-Therapie. ken. Eine häufige Manifestation des zweiten Tab. 1 Stadieneinteilung der Lyme-Borreliose STADIUMI STADIUM II STADIUM III Lokalinfektion Generalisationsstadium persistierende, chronische Infektion Tage bis Wochen nach Infektion Wochen bis Monate nach Infektion Monate bis Jahre nach Infektion - Erythems chronicum migrans Neuroborreliose: Neuroborreliose: (ECM) - lymphozytäre Meningoradikulitis - chronisch-progressive - Lymphadenosis cutis benigna (Bannwarth-Syndrom) Enzephalomyelitis - unspezifische Allgemein- - Fazialisparesen - chronische Polyneuropathie symptome: Fieber, Kopfschmerz, ein- und doppelseitig Arthritis: Abgeschlagenheit, Myalgien, - meningitische Erscheinungsbilder - chronisch-rezidivierende regionale Lymphadenopathie bei Kindern (häufig) Mono- und Polyarthritis - Mono- und Polyneuritiden mit Extremitäten- und Rumpfparesen - Acrodermatitis chronica sowie Sensibilitätsstörungen atrophicans (ACA) - Polyneuropathien - Lichen sclerosus et atrophicus * - Radikulitis, Radikulomyelitis - Alzheimer-Krankheit* - amyotrophische Lateralsklerose* Arthritis, Arthralgien Karditis: Endo-, Myo-, Perikarditis - Rentinitis, Panophthalmitis, Conjunktivitis * -Morphea* - multiple Sklerose* - Hepatitis * * Diese Erkrankungen besitzen eine fragliche Assoziation zu Borrelia burgdorferi Infektionen, da bisher ein ätiolo- gischer Zusammenhang nicht gesichert werden konnte. Eine zuflillige Koinzidenz von Erkrankungen und Nachweis von Antikörpern gegen Borrelia burgdorferi könnte wegen des hohen Durchseuchungsgrades (2,4-12%) der Bevöl- kerung die Annahme eines Zusammenhanges erklären. 75
Stadiums ist die akute lymphozytäre Me- reagieren Syphilitikerseren regelmäßig posi- ningoradikulitis (Bannwarth-Syndrom). tiv im Borrelien-Immuntluoreszenztest. Herzrhythmusstörungen bis zum AV-Block Diese kreuzreagierenden Antikörper lassen 1. Grades können Folge einer Herzbeteili- sich durch den Absorptionsschritt eliminie- gung bei der Borreliose sein, die in 4 bis 8% ren und führen dann nicht mehr zu Fehldia- der Fälle zu einer Myopericarditis bis Pan- gnosen (Alfen und Wellensiek, 1993). We- carditis führt. Eine Monate bis Jahre nach gen der Möglichkeit des Auftretens von der Infektion auftretende Arthritis an den kreuzreagierenden Antikörpern muß eine großen Gelenken, aber auch die Acroderma- Lues unbedingt ausgeschlossen werden, titis chronica atrophicans werden als Mani- wenn man serologisch die Diagnose „Bor- festationsformen des dritten Stadiums der reliose" stellen will. Borreliose angesehen. Eine zu schematische Der Borrelien-Hämagglutinationstest hat Stadieneinteilung ist problematisch, da jedes sich ebenfalls als empfindliches Nachweis- Organsystem (Haut, ZNS, Gelenke) bei verfahren zum Nachweis borrelienspezifi- einer Borreliose früher oder später betroffen scher Antikörper im Serum der Patienten er- sein kann. wiesen. Die Erregerspezifität des Borrelien- HA-Testes wird analog zum TPHA-Test durch die Verwendung eines speziellen Ver- Labordiagnostik: dünnungsmediums garantiert, das kreuzrea- Die Labordiagnostik der Borreliose stützt gierende Antikörper in der flüssigen Phase sich auf den Erregernachweis beziehungs- absorbiert. Der Borrelein-HA-Test eignet weise auf den Nachweis borrelienspezifi- sich ähnlich wie der TPHA-Test in der Sy- scher Antikörper im Serum des Patienten. philis-Diagnostik als Suchtest. Die Anzüchtung der Erreger aus Untersu- Ein empfindliches, enzym-immunologi- chungsmaterial (Liquor, Hautexzisionen) ist sches Verfahren zum Nachweis von Antikör- schwierig, gelingt nur selten und ist ebenso pern gegen Borrelien ist der Borrelien- wie die Amplifizierung von borrelienspezi- ELISA. Das Verfahren konnte bisher leider fischen Nukleinsäuren mit Hilfe der Poly- nicht standardisiert werden, und nicht selten merase-Kettenreaktion (PCR) Speziallabo- erhält man mit den Reagenzien unterschied- ratorien vorbehalten. licher Hersteller differierende Ergebnisse. Für den serologischen Nachweis von borre- Im Immunblot und klinisch konnten nicht al- lienspezifischen Antikörpern im Serum des le ELISA-positiven Ergebnisse bestätigt Patienten haben sich in erster Linie bewährt werden. Man muß mit einer gewissen Rate der Borrelien-Immunfluoreszenztest, ein falsch positiver Ergebnisse rechnen. Wahr- Borrelien-Hämagglutinationstest sowie ein scheinlich beeinflussen kreuzreagierende Borrelien-ELISA. Um die notwendige Spe- Antikörper, von Test-Kit verschieden, die zifität zu garantieren, muß der Borrelien-Im- Ergebnisse im Borrelien-ELISA. munfluoreszenztest als Absorptionstest Es sollte immer wieder betont werden, daß durchgeführt werden. Analog zur Vorge- serologische Resultate mit Vorsicht interpre- hensweise beim FfA-ABS-Test werden die tiert werden müssen. Der Arzt muß wissen, Patientenseren mit einem Antigenkonzentrat daß es falsch negative und noch häufiger (Ultrasorb) von Treponema phagedenis ab- richtig positive Resultate gibt, deren klini- sorbiert. Dieser Absorptionsschritt ist essen- sche Relevanz schwer einzuschätzen ist. Als tiell, da es bei Spirochäten Antigene gibt, die wichtige Entscheidungshilfe in diagnosti- den Spirochäten-Gattungen Treponema, schen Problemfällen wird das lmmunoblot- Leptospira und Borrelia gemeinsam sind. So Verfahren herangezogen (Abb. 1). Mit dem 76
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ob die Antikörper nur eine abgelaufene, aus- mg Serum-IgG beziehungsweise auf mg Li- geheilte Infektion anzeigen, mit anderen quor-IgG bezogen werden, wobei sich her- Worten, ob die nachgewiesenen Antikörper ausstellt, daß die Antikörperaktivität des Li- eine sog. „Seronarbe" darstellen. Bei der quor-lgG ein Vielfaches der Aktivität des Se- großen Zahl von klinisch inapparenten, aber rum-IgG betragen kann. Werden Serum und seropositiven Befunden muß diese Frage oft Liquor im Immunoblot-Verfahren parallel beantwortet werden. Anhaltspunkte für eine und zum Vergleich mit gleichen lgG-Konzen- aktive Infektion geben lgM-Antikörper ge- trationen aufgetragen, färben sich die Liquor- gen niedermolekulare borrelien-spezifische Banden oft wesentlich intensiver an, was als PartialAntigene. lgM-Antikörper gegen die Ausdruck einer gesteigerten intrathekalen Borrelien-Glykolipide und Antigene mit ei- Antikörpersynthese zu werten ist (Abb. 1). nem Molekulargewicht von 15-, 18-, 21-, Trotz intensiver Bemühungen sind die Pro- 30-, 35- und 40 kD korrelieren gut mit einer bleme der Serodiagnostik der Borreliose bis- klinisch manifesten, behandlungsbedürfti- her noch nicht völlig zufriedenstellend ge- gen Borreliose (Atamer, 1994; Engelsing- löst. Die Suche nach Testverfahren, die die Schnettler, 1994). Immunkomplexe als Indi- zuverlässige Beurteilung der Aktivität einer katoren einer Krankheitsaktivität lassen sich Infektion garantieren, wird weitergehen bei ca. der Hälfte aller Patienten mit klinisch müssen. manifester Lyme-Borreliose nachweisen (Zhong, 1995). Therapie und Prophylaxe: Bei Antikörpern der lmmunglobulinklasse IgG konnte festgestellt werden, daß Patien- Eine erfolgreiche Therapie der Lyme-Bor- ten mit akuten Krankheitserscheinungen reliose ist in allen Stadien möglich. Im Früh- einer Borreliose überwiegend Antikörper stadium sollte man mit Doxycyclin oder Am- des Subtyps IgG 1 synthetisieren. Nach Ab- oxicillin behandeln, in späten Stadien führen heilung der Krankheitserscheinungen waren Cephalosporine (Cefotaxim, Ceftriaxon) zu überwiegend Antikörper des Subtyps lgG3 besseren Ergebnissen. Penicillin G ist wegen nachzuweisen (Oschmann et al., 1995). So mäßiger Hemmwerte nicht das Antibiotikum gibt auch der IgG-Subtyp der gebildeten bor- der Wahl. Defektheilungen sind in späten relienspezifischen Antikörper Hinweise auf Stadien (Arthritis, ACA, Neuropathien) nicht eine aktive beziehungsweise abgelaufene In- selten zu beobachten. Ausschlaggebend für fektion. Ein neuentwickelter Test zum Nach- den Therapieerfolg sind die Wahl eines ge- weis von Antikörpern gegen Borrelien- eigneten Antibiotikums, eine genügend hohe Glykolipide (Klein, 1995) verspricht einen Dosierung und eine genügend lange Thera- sehr empfindlichen Nachweis von Antikör- piedauer (21 bis 28 Tage). Bei Therapiever- pern in der Frühphase einer Borreliose und sagen wegen Persistenz nicht teilungsfähiger eignet sich möglicherweise auch zur Ein- Borrelien im Organismus wird eine wieder- schätzung der Aktivität einer Infektion. holte, kurze Hochdosistherapie mit dazwi- Bei der Serodiagnostik der Neuroborreliose schenliegenden therapiefreien Intervallen ist zu berücksichtigen, daß das ZNS ein ei- empfohlen. Eine serologische Kontrolle der genständiges immunologisches Komparti- Patienten in halbjährlichen Abständen über ment darstellt. Die Antikörperbildung im zwei Jahre ist erforderlich, um rechtzeitig ZNS kann lokal wesentlich stäfker sein als in Rezidive erkennen zu können. der Peripherie des Organismus wie sie sich im In Zeckenbiotopen sollte festes Schuhwerk Antikörpermuster des Serums darstellt. Bor- und geschlossene Beinkleider getragen wer- relienspezifische Antikörpertiter sollten auf den.um zu verhindern, daß sich Zecken in 79
der Haut festsetzen können. Es ist zu emp- Klein, D.M.: lnaug.-Diss. Gießen (1995). Der Borrelia burgdorferi B31 -Lipid-Antigen-Agglutinationstest (B 31 - fehlen, Zecken möglichst bald nach dem LAAT) zur serologischen Diagnose der Lyme-Borreliose. Stich durch eine Drehbewegung mit einer Oschmann, P., Jung, A., Wellensiek, H.-J., Hornig, C. Pinzette aus der Haut zu entfernen. Einen und Domdorf, W.: 1. Frankfurter-Gießener Borrelien- Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose gibt es Workshop 19. 5. 1995. Disease activity and IgG-sub- bisher in der Humanmedizin nicht. classes in Lyme borreliosis. Steere, A.C.: New Angl. J. Med. (1989) 321:586-596. Lyme disease. Literatur Wilske, B., Steinhuber. R., Bergmeister. H., Fingerle, V., Schierz, G., Preac-Mursic, V., Vanek, E., Lorbeer, B.: Ackermann, R.: DMW (1983) 108:577-580. Erythema DMW ( 1987) 112: 173G-l 736. Lyme Borreliose in Süd- chronicum migrans und durch Zecken übertragene westdeutschland. Epidemiologische Daten zum Auftre- Meningopolyneuritis (Garin-Bujadoux-Bannwarth): ten von Erkrankungsfällen sowie zur Durchseuchung Borrelien-lnfektionen? von Zecken (lxodes ricinus) mit Borrelia burgdorferi. Ackermann, R., Kabatzki, J., Boisten, H.P., Steere, A.C., Wittenbrink, M.M. und Krauss, H.: Persönliche Mittei- Grodzicki, R.L., Hartung S. und Runne, U.: DMW lung (1994) ( 1983) 109:92-97. Spirochäten-Ätiologie der Erythema- Zhong, W.: lnaug.-Diss. Gießen (1995). Untersuchung chronicum-migrans-Krankheit. und Charakterisierung zirkulierender Immunkomplexe Alfen, /.und Wellensiek, H.-J.: Lab. med. (1993) 17:1-18. bei der Lyme-Borreliose. Die Bedeutung kreuzreagierender Antikörper für die Se- rodiagnostik der Lyme-Borreliose und der Syphilis. Atamer, C.: Inaug.-Diss., Gießen (1994). Die humorale Lesenswerte Monografien zum Thema sind: Immunantwort bei asymptomatischen Borrelia burg- dorferi-lnfektionen: Eine epidemiologische und im- Einheimische Zeckenborreliose (Lyme-Krankheit) bei munologische Studie an Blutspendern. Mensch und Tier; H. Horst (Hrsg.). Perimed Fachbuch- Christen, H. -J., Bart/au, N., Hanefeld, F. und Thomssen, Verl. Ges., Erlangen (1991). R.: Monatsschr. Kinderheilkd. (1989) 137:151-157. Lyme-Borreliose; D. Hass/er (Hrsg.). MMV-Medizin- Lyme-Borreliose - häufigste Ursache der akuten peri- Verlag, München ( 1992). pheren Fazialisparese im Kindesalter. Durch Zecken übertragbare Erkrankungen; J. Süss Engelsing-Schnettler. A.: lnaug.-Diss. Gießen (1994). (Hrsg.). Weller-Verlag (1994). Klinik und serologische Diagnostik der Neuroborreliose FSME und Lyme-Borreliose; J. Süss (Hrsg.). Weller- anhand des lmmunoblotverfahrens. Verlag (1995). 80
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