Borreliose Mit den Zecken kehren auch die Borrelien zurück - Fachinformation synlab.vet
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Fachinformation synlab.vet Borreliose – Mit den Zecken kehren auch die Borrelien zurück Sie sind wieder da – die Zecken! Und mit ihnen kommen auch die Borrelien wieder. Wer gehofft hatte, der lange, kalte Winter hätte sie unschädlich gemacht oder wenigs- tens dezimiert, wird enttäuscht werden: Im Experiment überleben Zecken und die von ihnen inkorporierten Borrelien mehrere Monate Temperaturen von minus 70° C. In Norddeutschland trägt etwa jede zehnte Zecke, in Süddeutschland durchschnittlich jede dritte bis vierte Zecke Borrelien in sich, in Endemiegebieten sogar jede zweite Zecke. Entsprechend hoch ist das Ansteckungsrisiko: Je nach Region werden für den Hund Infektionsraten von 17 % bis 61 % beschrieben. Aber nur 5 bis 10 % dieser Hunde entwickeln das klinische Bild einer Borreliose. Kaum sind die ersten Zeckenbisse diagnostiziert, wirft die Borreliendiagnostik jedes Jahr auf´s Neue viele Fragen auf und stellt so immer wieder eine große Herausforderung dar. Das American College of Veterinary Internal Medicine (ACVIM) hat in seinen Consensus Statements „Lyme Disease in Dogs: Diagnosis, Treatment and Prevention“ alle wichtigen Fragen zum Thema Borreliose zusammengestellt und beantwortet. synlab.vet hat daraus wichtige und aktuelle Inhalte für Sie ausgewählt:
Fachinformation synlab.vet Was ist bei der Interpretation eines positiven AK-Nachweis mittels ELISA zu bedenken? • IgM-Antikörpern und IgG-Antikörpern geben Hinweise auf den Infektionszeitpunkt: – IgM-Antikörper treten ca. 2-3 Wochen p. i. auf. – IgG-Antikörper werden 4- 6 Wochen p. i. nachgewiesen. • IgG-Titer bleiben meist jahrelang auf hohem Niveau bestehen, während IgM-Titer in- nerhalb von Wochen bis Monaten absinken. Reinfektionen boostern sowohl IgM- als auch IgG-AK, so dass ein IgM-Titer nicht ausschließlich bei Früh- bzw. Erstinfektionen auftritt. • Andere Spirochäten können die Bil- dung kreuzreaktiver Antikörper indu- zieren und müssen von borrelienspe- zifischen Antikörpern abgegrenzt werden. • Gegen Borreliose geimpfte Hunden entwickeln meist hohe Impftiter, die von Infektionsantikörpern differenziert werden sollten. • Ein positiver Titer ist lediglich ein Hin- weis auf einen Kontakt mit Borrelien-Ag. Dies ist nicht gleichzusetzen mit einer Erkrankung. Die Titerhöhe korreliert demzufolge nicht mit den Symptomen bzw. der Schwere einer Erkrankung. Wie ist ein negativer AK-Nachweis mittels ELISA zu interpretieren? • Das Tier kann sich in der Frühphase einer Borreliose-Infektion befinden, in der noch keine Antikörper nachweisbar sind. Eine Serokonversion (IgM) findet 2-3 Wochen nach Antigenkontakt statt. • ACVIM-Studien zufolge treten klinische Symptome erst nach der Serokonversion auf. • Immunsupprimierte Tiere können trotz Infektion serologisch negativ sein, daher kann eine Borreliose nicht sicher ausgeschlossen werden. Wie lassen sich kreuzreaktive Antikörper von borrelienspezifischen Antikörpern unterscheiden? Kreuzreaktionen können mit dem Immunoblot ausgeschlossen werden; meist reagiert im Immunoblot nur die p41- Bande (Flagellin, Geißelprotein). Flagellin ist ein Bestandteil vieler begeißelter Bakterien und apathogener Spirochäten (z. B. Bakte- rien aus der Darmflora bzw. aus der Maulhöhle).
Fachinformation synlab.vet Wie können Impfantikörper von Infektionsantikörpern unterschieden werden? Die Differenzierung ist ebenfalls mit dem Immunoblot möglich. Geimpfte Hunde weisen eine ausgeprägte Antikörperreaktion gegenüber dem Oberflächenprotein OspA auf. Ob OspA oder OspC exprimiert wird, hängt von der Umgebungstemperatur ab: Unter Feldbedingungen handelt es sich vorwiegend um OspC, bei der In-Vitro-Kultivierung für die Impfstoffherstellung hauptsächlich um OspA. Daher reagieren geimpfte Hunde i. d. R. ausgeprägt auf OspA. Dies gilt für alle drei in Deutschland zugelassenen Impfstoffe: • Eurican Merilym® (Merial): Borrelia burgdorferi sensu stricto • Rivac Borrelia® (Riemser): Borrelia afzelii und Borrelia garinii • Virbagen canis B® (Virbac): Borrelia afzelii und Borrelia garinii Da es sich bei diesen Impfstoffen um Lysatimpfstoffe (Vollerreger, inaktiviert) handelt, werden in sehr geringem Ausmaß auch Antikörper gegenüber weiteren Borrelien-Antigenen gebildet. Typisch ist jedoch die ausgeprägte OspA-Bande, die bei natürlich infizierten Tieren kaum auftritt. OspA-Antikörper sind protektive Antikörper, die von der Zecke beim Saugakt aufgenommen werden und die Borrelien bereits in der Zecke, also vor Übertritt in den Wirt, neutralisieren. Weshalb und wann ist die so genannte „Stufendiagnostik“ zu empfehlen? Als Screeningtest empfiehlt synlab.vet zunächst die quantitative Bestimmung der Antikörper mittels ELISA (Titerhöhe). Grenzwertige und positive Ergebnisse sollten im Anschluss mit dem Immunoblot spezifiziert werden. Im Gegensatz zum ELISA macht der Immuno blot eine rein qualitative Aussage über die Spezifität der Borrelien- Antikörper. Deshalb ist diese Untersuchung vor allem im Anschluss an die quantitative Messung sinnvoll. Wie kann eine Therapiekontrolle durchgeführt werden? Eine erfolgreiche Behandlung kann nur am klinischen Bild überprüft werden. Eine Kontrolle des Infektionsverlaufs bzw. des Therapieerfolgs ist anhand der Titer nicht möglich. Welche Bedeutung hat die Höhe des Titers? Aufgrund der hohen Expositionsrate haben sowohl klinisch gesunde als auch an Borreliose erkrankte Tiere mehr oder weniger hohe IgM- bzw. IgG-Titer. Die Titerhöhe ist daher kein Beweis für eine Erkrankung, sondern spiegelt nur die Reaktion des Immunsystems auf einen Kontakt mit Borrelien wider. Verschiedene Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass hohe bis sehr hohe Titer verbun- den mit typischen Symptomen die Wahrscheinlichkeit einer klinisch manifesten Borreliose signifikant erhöhen.
Fachinformation synlab.vet Kann man eine Borreliose eindeutig und sicher diagnostizieren? Die sicherste Untersuchungsmethode ist der direkte Erregernachweis mittels PCR. Bevorzugte Zielorgane der Borrelien sind v. a. die Haut und die Gelenke, aber auch ZNS, Nieren und Herz werden befallen. Im peripheren Blut sind Borrelien i. d. R. nicht nachweisbar. Der Nachweis von borrelienspezifischer DNA ist deshalb nur aus entsprechendem Unter- suchungsmaterial (z.B. Liquor, Synovialmembran, Haut) oder aus einer verdächtigen Zecke möglich. Im Gegensatz zu einem positiven AK-Titer ist ein positiver PCR-Befund bei Tie- ren mit typischer klinischer Symptomatik beweisend für eine Borrelieninfektion. Was verbirgt sich hinter den Begriffen VlsE , IR6 bzw. C6? Das VlsE-Protein ist ein Oberflächenprotein der Borrelien, welches während einer Infektion von Borrelien in vivo exprimiert wird. C6, das synonym auch als IR6 bezeichnet wird, repräsentiert ein genetisch stabiles Peptid innerhalb des VlsE-Proteins. VlsE ist auch ein Bestandteil des Immunoblots. Antikörper gegen VlsE sind hochspezifisch für eine Borrelien-Infektion. Bei einer reinen Testung der C6-Antikörper erhöht sich die Spezifität, da C6 als immundominante Region gilt. Eine alleinige C6-Bestimmung birgt jedoch auf- grund der hohen Spezifität die Gefahr von falsch negativen Ergebnissen. synlab.vet empfiehlt daher die Spezifizierung der Borrelien-Antikörper mithilfe des Immunoblots, da hiermit ein breiteres Antikörper spektrum erfasst wird als mit einer alleinigen C6-Be stimmung. Welche Untersuchungen sind ergänzend zur Borrelien-Serologie sinnvoll? Im Zusammenhang mit Borreliose werden häufig Glomerulonephritiden beschrieben. Häufig ist in Frühstadien keine Azotämie nachweisbar. Evtl. kann eine Hypalbuminämie und/oder Hypoprote- inämie diagnostiziert werden. Für den Nachweis einer Proteinurie empfiehlt synlab.vet eine Bestim- mung der Protein-Kreatinin-Ratio im Urin. Dies ist besonders bei Hunden mit sehr hohen Borrelien-Titern bzw. bei Hunden der Rassen Berner Sennenhund, Labrador und Golden Retriever zu empfehlen, da bei diesen Rassen eine genetische Prädisposition gegenüber Borreliose -assoziierten Glomerulopathien beschrieben ist.
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