KOMMUNAL-WAHLEN IN SPEYER 100 JAHRE FRAUEN-WAHLRECHT - Stadt Speyer

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KOMMUNAL-WAHLEN IN SPEYER 100 JAHRE FRAUEN-WAHLRECHT - Stadt Speyer
KOMMUNAL-
  WAHLEN
 IN SPEYER
     &
 100 JAHRE
  FRAUEN-
WAHLRECHT
KOMMUNAL-WAHLEN IN SPEYER 100 JAHRE FRAUEN-WAHLRECHT - Stadt Speyer
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    Impressum
    Gleichstellungsstelle der Stadtverwaltung Speyer
    Maximilianstraße 12, 67346 Speyer
    Telefon 06232/142267
    E-Mail: gleichstellungsstelle@stadt-speyer.de

    Druck
    koronamedien, Dudenhofen

    Textquellen
    Die Inhalte und der Aufbau orientieren sich an der Broschüre
    „Kommunalpolitik in Mainz – Informatives für interessierte Frauen“
    des Frauenbüros der Landeshauptstadt Mainz sowie der
    Speyerer Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“, welche
    die Gleichstellungsstelle Speyer in Kooperation mit dem
    Kulturellen Erbe – Stadtarchiv Speyer erarbeitet hat.

    Redaktion
    Lena Dunio-Özkan, Gleichstellungsbeauftragte
    Irmgard Münch-Weinmann, Stadträtin

    Finanziell gefördert vom:

           MINISTERIUM FÜR FAMILIE,
           FRAUEN, JUGEND, INTEGRATION
           UND VERBRAUCHERSCHUTZ
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                                                      Inhaltsverzeichnis

Demokratie braucht Frauen ..................................................................................................................................... 1

Kommunalwahlen in Speyer ................................................................................................................................... 3

Mehr Frauen in die Kommunalpolitik.................................................................................................................... 5

       Wie kann ich eigentlich Stadträtin werden?................................................................................................ 5

       Wie wird gewählt? .............................................................................................................................................. 6

       Wie zeitaufwändig ist Kommunalpolitik? .................................................................................................... 7

       Es muss nicht immer der Stadtrat sein ....................................................................................................... 8

Speyerer Stadträtinnen stellen sich vor ................................................................................................................. 9

Interview mit der Vorsitzenden des Jugendstadtrats Sophie Oppinger ................................................... 16

Kommunalpolitik kurzgefasst: Was bedeutet eigentlich…? ......................................................................... 18

Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“.......................................................................................................... 20

       Der lange Weg zum Frauenwahlrecht ........................................................................................................ 21

       12. November 1918 – Geburtsstunde des Frauenwahlrechts ............................................................ 24

       Die ersten Frauen im Speyerer Stadtrat .................................................................................................... 26

       Politisch aktive Frauen in Speyer ................................................................................................................. 28

       Frauenwahlrecht in Rheinland Pfalz ........................................................................................................... 30

       Die heutigen Ministerinnen im rheinland-pfälzischen Landtag ......................................................... 31

       100 Jahre Frauenwahlrecht – Eine Auswahl frauenpolitischer Meilensteine ................................ 32

       Ab 1920 konnten Frauen in den Speyerer Stadtrat gewählt werden .............................................. 34

       Sie sind die Ersten ........................................................................................................................................... 35
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                                      Demokratie braucht Frauen
    Die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutsch-                             Die Qualität politischer Entscheidungen hängt
    land stellt einen Meilenstein in der Geschichte                             unter anderem davon ab, dass unterschiedliche
    der Demokratie und im Kampf um die Gleichbe-                                Interessen und Sichtweisen eingebracht, gehört
    rechtigung von Frauen und Männern dar. Dass                                 und diskutiert werden.
    vor 100 Jahren noch die Hälfte der Bevölkerung
    vom Wahlrecht, einem der wertvollsten Güter un-                             Viele Angelegenheiten des alltäglichen Lebens
    serer Demokratie, ausgeschlossen war, ist heute                             sind schließlich mit Entscheidungen verbunden,
    für viele Menschen unvorstellbar. Obwohl Frau-                              die auf kommunaler Ebene getroffen werden. Ob
    en nun seit 100 Jahren das aktive und passive                               Abfallentsorgung, bezahlbarer Wohnraum, Ver-
    Wahlrecht besitzen, sind sie in der Politik immer                           kehr, Busse und Straßenbahnen, Grünanlagen,
    noch unterrepräsentiert. Besonders sichtbar wird                            Umweltschutz, Schulen und Kitas, Einkaufen oder
    es auf der kommunalen Ebene, dort wo die po-                                Sicherheit und Ordnung, bei all diesen Themen
    litischen Entscheidungen das Lebensumfeld der                               handelt es sich um Fragen, mit denen sich die
    Bürgerinnen und Bürger unmittelbar betreffen.                               Kommunalpolitik beschäftigt.
    Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil von Frau-
    en in Stadt- und Gemeinderäten bei 25 Prozent;                              Politische Beschlüsse, die überwiegend von Män-
    in Speyer liegt der Frauenanteil im Stadtrat mit                            nern gefasst werden, werden oftmals auch durch
    29,6 Prozent nur knapp über dem Bundesdurch-                                männlich geprägte Erfahrungen, Perspektiven und
    schnitt.                                                                    Interessen geleitet.

    Um Gleichberechtigung nicht nur im Grundge-                                 Nur indem auch ausreichend Frauen in den
    setz sondern auch in der Politik zu verankern,                              politischen Gremien vertreten sind, können die
    ist es wichtig, dass Frauen in den Stadt- und Ge-                           Anliegen, Interessen und Sichtweisen von Frauen
    meinderäten sowie in den Gremien zu gleichen                                Einzug in die Kommunalpolitik erhalten und das
    Anteilen vertreten sind.                                                    Leben vor Ort mitgestalten.

    Bildquelle:
    Anita Augspurg und ihre Gefährtinnen vom Verband für Frauenstimmrecht, von links nach rechts: Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gizycki, Minna
    Cauer und Sophia Goudstikker, Fotografie © Atelier Elvira, München/Wikimedia, Public Domain
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                      Kommunalwahlen in Speyer
Alle fünf Jahre finden in Speyer die Kommunal-      Gremien zum überwiegenden Teil Männer ver-
wahlen statt. Im Jahr 2019 werden hier wieder       treten; Frauen sind bis heute deutlich in der Un-
für die nächsten fünf Jahre 44 Sitze im Stadtrat    terzahl.
vergeben.
                                                    Auch der Blick über die Stadtgrenze hinaus zeigt,
Um sich in Speyer politisch einzubringen, kön-      dass der Anteil der Frauen in den Stadträten in
nen Sie verschiedene Wege gehen.                    Rheinland-Pfalz, im Vergleich zum Anteil der
                                                    Frauen an der Gesamtbevölkerung, nach wie vor
Das einfachste und wichtigste Engagement ist,       sehr gering ist. Nach den Kommunalwahlen im
dass Sie am 26. Mai 2019 zur Wahl gehen. Doch       Mai 2014 lag der Anteil an Frauen in den Räten
neben der Ausübung ihres Wahlrechts haben Sie       und Kreistagen in Rheinland-Pfalz bei nur durch-
auch die Möglichkeit, sich selbst in den Stadtrat   schnittlich 18,7 Prozent.
wählen zu lassen oder sich in einem der zahlrei-
chen Gremien aktiv politisch zu engagieren.         Damit in Zukunft in Speyer Frauen in gleichem
                                                    Maße wie Männer über Themen, die ihre Fami-
In der Wahlperiode 2014 bis 2019 gibt es in         lien und ihre Stadt betreffen, mitentscheiden, ist
Speyer 31 Ausschüsse, Aufsichtsräte, Beiräte und    es wichtig, dass sich mehr Frauen kommunal-
sonstige Gremien. Viel Platz also für engagierte    politisch engagieren, Frauen sich bei der Wahl
Menschen.                                           gegenseitig unterstützen und Frauen Frauen
                                                    wählen. Nur so kann sich an den Geschlechter-
Seit der Einführung des Frauenwahlrechts waren      verhältnissen im Stadtrat etwas ändern.
im Speyerer Stadtrat und den unterschiedlichen

          Frauen und Männer im Speyerer Stadtrat seit 1920
                  Frauen'und'Männer'im'Speyrer'Stadtrat'seit'1920''
  120%#
  100%#
   80%#
   60%#
                                                                                              Frauen#
   40%#
                                                                                              Männer#
   20%#
    0%#
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                       Mehr Frauen in die Kommunalpolitik
                                 Wie kann ich eigentlich Stadträtin werden?
    Generell gilt: Wer in Speyer gewählt werden will,                       Ohne Parteimitgliedschaft, besteht auch die
    muss über 18 Jahre alt sein, die deutsche Staats-                       Möglichkeit, sich von einer politisch nahestehen-
    angehörigkeit oder die eines anderen Mitglieds-                         den Partei auf die Liste wählen zu lassen oder sie
    staates der Europäischen Union besitzen und                             kandidieren als Einzelperson mit einer entspre-
    den Hauptwohnsitz mindestens drei Monate in                             chenden Anzahl an UnterstützerInnen.
    Speyer haben. Die Regelungen hierzu sind im
    rheinland-pfälzischen Kommunalwahlrecht fest-                           Um als Stadträtin zu kandidieren, ist es daher
    geschrieben.                                                            notwendig, von der eigenen Partei oder Wahl-
                                                                            vereinigung auf die Liste gewählt zu werden. Mit
    Um für einen Sitz im Stadtrat zu kandidieren, ist                       einem eingereichten Wahlvorschlag steht der
    darüber hinaus die Zugehörigkeit zu einer Partei                        Stadtratskandidatur dann nichts mehr im Wege.
    oder einer Wahlvereinigung notwendig. Die Par-
    tei reicht vor der Kommunalwahl einen Wahlvor-                          Die Chancen, um am Ende auf dem Wahlzettel
    schlag mit einer gewissen Anzahl an zu wählen-                          zu stehen und bei den Kommunalwahlen viele
    den Personen ein. Die Mitglieder der Partei oder                        Stimmen zu bekommen, erhöhen sich, wenn
    Wählervereinigung stimmen über die jeweilige                            Sie in der eigenen Stadt bekannt sind. Das kann
    Kandidatur und die Reihenfolge der Personen ab,                         zum Beispiel durch Ihren Beruf, das Mitwirken
    die auf der Wahlvorschlagsliste stehen. Die Ab-                         in Vereinen oder auch durch ehrenamtliches En-
    stimmung erfolgt geheim. Je nach Stimmenan-                             gagement der Fall sein. Versuchen Sie, bekannt
    zahl bekommen die gewählten Personen dann                               zu werden und suchen Sie sich auf Ihrem Weg
    einen Listenplatz zugewiesen.                                           Unterstützerinnen und Unterstützer.

    Stadträtinnen 2018 © Petra Steinbacher
    Von links nach rechts: Sarah Mang-Schäfer, Angelika Wöhlert, Rosemarie Keller-Mehlem, Nadja Hattab, Martina Queisser, Irmgard Münch-Weinmann,
    Maike Hinderberger, Helga Spitzer
    Es fehlen: Elke Sommermeyer, Gudrun Weber, Gabriele Tabor, Maria Montero-Muth, Sandra Selg
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                                                                              Wie wird gewählt?
Bei den Kommunalwahlen in Speyer können Sie                                                                   Darüber hinaus können alle oder übriggebliebe-
ihre Stimme auf unterschiedliche Art verteilen.                                                               ne Stimmen durch ein Listenkreuz auf die Kandi-
Insgesamt stehen Ihnen genauso viele Stimmen                                                                  datinnen und Kandidaten einer Liste verteilt wer-
zur Verfügung, wie es Sitze im Stadtrat gibt. In                                                              den. Die übriggebliebenen Stimmen (oder auch
Speyer können daher 44 Stimmen vergeben                                                                       alle) werden den auf der Liste aufgeführten Per-
werden.                                                                                                       sonen in der Reihenfolge ihrer Benennung zu-
                                                                                                              geteilt. Möchten Sie einer Person von der Liste
Bei der Stimmvergabe haben Sie die Möglichkeit,                                                               keine Stimme geben, besteht bei Listenkreuzen
die Stimmen zu kumulieren, zu panaschieren                                                                    auch die Möglichkeit, eine Person von der Liste
und/oder ihre Stimme durch ein Listenkreuz zu                                                                 durchzustreichen.
verteilen.
                                                                                                              Wichtig ist es, die Stimmabgabe mit einer ein-
Kumulieren bedeutet, dass von den vorhan-                                                                     deutigen Kennzeichnung, am besten durch ein
denen Stimmen einer Person auf der Wahlvor-                                                                   „Stimmkreuz“, kenntlich zu machen. Alle darüber
schlagsliste bis zu drei Stimmen gegeben wer-                                                                 hinausgehenden Äußerungen auf dem Stimm-
den können.                                                                                                   zettel können zur Ungültigkeit der Stimmabga-
                                                                                                              be führen. Das gleiche gilt bei der Vergabe von
Beim Panaschieren können die Wählerinnen und                                                                  Einzelstimmen: Wenn Sie mehr als 44 Stimmen
Wähler ihre Stimmen auf Personen unterschied-                                                                 vergeben, ist Ihre Wahl ungültig, weniger als die
licher Listen (also Parteien) verteilen.                                                                      44 Stimmen zu vergeben, ist jedoch möglich.

                   Beispiele für die                                            Stimmzettel für die Wahl zum
                                                                       Gemeinderat der Gemeinde 1 ___________________
                 Stimmenauswertung                                             am _______________________
                                                                                   Sie haben 12 2 Stimmen!
        Sie können die Stimmen wie folgt abgeben:
                             2
        - Sie können alle 12 Stimmen an Bewerberinnen/Bewerber eines oder mehrerer Wahlvorschläge vergeben, dabei können Sie einer Bewerberin/einem Bewerber - auch einer/einem
          mehrfach benannten Bewerberin/Bewerber - höchstens 3 Stimmen geben (kumulieren), X              oder X X          oder X X X ,
          oder
                                            2
        - Sie können, wenn Sie nicht alle 12 Stimmen einzeln vergeben wollen, in der Kopfleiste einen Wahlvorschlag ankreuzen  mit der Folge, dass die restlichen
          Stimmen den Bewerberinnen/den Bewerbern des angekreuzten Wahlvorschlags zugutekommen,
          oder 3 4 5 6
        - Sie können auch nur den Wahlvorschlag, den Sie wählen wollen, in der Kopfleiste ankreuzen  mit der Folge, dass jeder/jedem aufgeführten Bewerberin/Bewerber eine Stimme zugeteilt
          wird; bei Mehrfachbenennungen erhalten dreifach aufgeführte Bewerberinnen/Bewerber drei Stimmen, doppelt aufgeführte Bewerberinnen/Bewerber zwei Stimmen.

                                              Männer und Frauen sind gleichberechtigt (Artikel 3 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes).
                                          Im Gemeinderat ¹ waren zwei Monate vor der Wahl ___ Frauen (F) und ___ Männer (M) vertreten.

            Wahlvorschlag 1                                               Wahlvorschlag 2                                                 Wahlvorschlag 3
                     3                            3                                3                               3                                   4                              4
            Partei A                          A                          Partei B                             B                         Wählergruppe                            C           
            Geschlechteranteil auf den ersten sechs Plätzen:              Geschlechteranteil auf den ersten sechs Plätzen:                Geschlechteranteil auf den ersten fünf Plätzen:
                                         5                                                             5                                                               5
            ___ Frauen und ___ Männer                                     ___ Frauen und ___ Männer                                       ___ Frauen und ___ Männer
                                6, 7
             1. Wagner, Helmut                        M                   1. Vogt, Sieglinde                           F                   1. Böhme, Josef                                M
             2. Krämer, Norbert                       M                      Vogt, Sieglinde                                                  Böhme, Josef
             3. Lottner, Klara                        F                      Vogt, Sieglinde                                                  Böhme, Josef
             4. Schwaab, Franz-Joseph                 M                   2. Schreiber, Maria                          F                   2. Back, Marianne                              F
             5. Jäger, Ulrike                         F                      Schreiber, Maria                                                 Back, Marianne
             6. Meckes, Albert                        M                   3. Molitor, Hans                             M                      Back, Marianne
             7. Lehner, Hiltrud                       F                      Molitor, Hans                                                 3. Glaser, Anna                                F
             8. Dr. Foohs, Ludwig                     M                   4. Dr. Jung, Max                             M                      Glaser, Anna
             9. Theobald, Jutta                       F                   5. Schmitz, Walter                           M                   4. Dr. Schulz, Albert                          M
            10. Häfner, Claudia                       F                   6. Engelmann, Gerda                          F                      Dr. Schulz, Albert
            11. Schuck, Steffanie                     F                   7. Fischer, Harald                           M                   5. Kuhn, Petra                                 F
            12. Nastoll, Waltrud                      F                   8. Bögler, Franz                             M                      Kuhn, Petra

        1
          Bei Wahlen zum Ortsbeirat, Verbandsgemeinderat, Stadtrat und zum Kreistag die entsprechenden Angaben einsetzen.
        2
          Die nach § 75 Abs. 3 GemO/§ 29 Abs. 2 GemO/§ 22 Abs. 2 LKO jeweils maßgebende Zahl der zu wählenden Ortsbeiratsmitglieder, Ratsmitglieder bzw. Kreistagsmitglieder einsetzen.
        3
          Gemäß § 25 Abs. 3 Satz 1 KWO muss der Wahlvorschlag einer Partei als Kennwort den satzungsmäßigen Namen der Partei und soll eine abgekürzte Parteibezeichnung tragen.
        4
          Wählergruppen tragen als Kennwort in Verbindung mit dem Wort „Wählergruppe“ den Namen der zuerst aufgeführten Bewerberin/des zuerst aufgeführten Bewerbers.
          Eine im Vereinsregister eingetragene Wählergruppe kann als Kennwort den eingetragenen Namen führen; der Name einer Partei oder deren Kurzbezeichnung darf nicht verwendet werden, die satzungs-
          gemäße Kurzbezeichnung kann aufgeführt werden.
        5
          Gemäß § 29 Abs. 2 Satz 2 KWG sind Angaben zum Geschlechteranteil bis zu dem Platz, der der Hälfte der in der Wahl zu vergebenden Plätze entspricht (aussichtsreiche Plätze), zu machen. Enthält der
          Wahlvorschlag weniger Bewerberinnen und Bewerber, ist deren Anzahl maßgebend.
        6
          Bei Wahlen zum Verbandsgemeinderat und zum Kreistag sind zusätzlich zum Familiennamen und Vornamen der Bewerberinnen/Bewerber auch deren Wohnort anzugeben.
        7
          Bei Wahlen zum Ortsbeirat – Gemeinderat können zur besseren Unterscheidung der Bewerberinnen/Bewerber Gemeindeteil, Straße und Hausnummer angegeben werden. Innerhalb der gleichen
          Hausnummer kann auch die Angabe „junior (jun.)“ oder „senior (sen.)“ erfolgen.

© Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz – Stand: 09.02.2014
KOMMUNAL-WAHLEN IN SPEYER 100 JAHRE FRAUEN-WAHLRECHT - Stadt Speyer
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                                    Wie zeitaufwändig ist Kommunalpolitik?

    Kommunalpolitik ist nicht nur spannend, son-           Beschlussvorlagen bekommen, die es durchzu-
    dern auch zeitintensiv. Zum einen brauchen Sie         arbeiten gilt. Ein Mitgestalten und Mitreden in
    Zeit für die Sitzungen des Stadtrats selbst, aber      der Kommunalpolitik bedeuten daher, dass Sie
    auch für die Sitzungen Ihrer Fraktion, für die Teil-   sich neben Beruf, Studium, Pflege von Kindern
    nahme an Ausschusssitzungen und natürlich für          oder Angehörigen und ihrem Privatleben die Zeit
    den Kontakt zu Wählerinnen und Wählern, zu             nehmen müssen, um während der Wahlperiode
    Vereinen, Einrichtungen oder ähnlichem.                mitreden und mitgestalten zu können.

    Die Stadtratssitzungen finden in der Regel alle        Als Stadträtinnen sind Sie in Speyer ehrenamtlich
    sechs bis acht Wochen statt. Je nach Tagesord-         tätig, Sie erhalten jedoch eine monatliche Auf-
    nung und Diskussionsbedarf zu den Inhalten             wandsentschädigung sowie ein Sitzungsgeld für
    kann eine Stadtratssitzung einige Stunden dau-         Ihre Teilnahme an Ausschüssen. Darüber hinaus
    ern und bis weit in den Abend hineinreichen. Die       können in begrenztem Umfang Lohnausfall und
    Ausschusssitzungen dauern meistens nicht so            die Kosten für die Kinderbetreuung geltend ge-
    lange, der Zeitaufwand hängt jedoch auch davon         macht werden.
    ab, in wie vielen Ausschüssen Sie vertreten sind.
                                                           Die Aufwandsentschädigung fällt für Fraktions-
    Zudem werden Sie, besonders vor den Stadt-             vorsitzende und ihre Stellvertretungen etwas hö-
    rats- und Ausschusssitzungen, Dokumente und            her aus.

    Bildquelle:
    Stadtratssitzungssaal © Stadt Speyer
KOMMUNAL-WAHLEN IN SPEYER 100 JAHRE FRAUEN-WAHLRECHT - Stadt Speyer
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               Es muss nicht immer der Stadtrat sein ...
Um sich kommunalpolitisch zu engagieren, müs-                           Stadt und der eigenen Partei bekanntzumachen.
sen Sie nicht unbedingt Mitglied im Stadtrat sein.                      Die Zusammensetzung der Ausschüsse wird
Das Mitwirken in einem oder auch mehreren Gre-                          nach jeder Kommunalwahl neu entschieden.
mien bietet gute Einblicke in die kommunal-poli-
tische Arbeit und kann Ihnen dazu verhelfen, sich                       In den städtischen Gremien können Sie als Mit-
in Ihrer Stadt und für Ihr Interessensgebiet stark                      glied einer Partei auch ohne ein Stadtratsmandat
zu machen. Die meisten Entscheidungen, die im                           mitwirken. Als Ausschussmitglied müssen Sie
Stadtrat beschlossen werden, werden vorab in                            nicht Mitglied einer Partei sein. Sie können auf-
den Ausschüssen diskutiert und zum Teil auch                            grund Ihrer Fachlichkeit von den Fraktionen vor-
direkt beschossen. Durch eine Mitarbeit in den                          geschlagen werden. In welchen Gremien Sie sich
Ausschüssen bekommen Sie nicht nur die Mög-                             außerhalb des Stadtrats noch beteiligen können,
lichkeit, die kommunalpolitische Arbeit langsam                         sehen Sie im Ausschussverzeichnis der Stadt
kennenzulernen, es hilft auch, sich in der eigenen                      Speyer.

Speyerer Ausschussverzeichnis

 Ältestenrat                                                                            15 Mitglieder (5 Frauen)
 Aufsichtsrat GEWO Wohnen GmbH                                                          10 Mitglieder (3 Frauen)
 Aufsichtsrat der SWS GmbH                                                              10 Mitglieder (0 Frauen)
 Aufsichtsrat der WES GmbH                                                              11 Mitglieder (1 Frau)
 Ausschuss für Konversion                                                               15 Mitglieder (3 Frauen)
 Ausschuss für Tourismus                                                                15 Mitglieder (7 Frauen)
 Beirat für Tourismus                                                                   11 Mitglieder (4 Frauen)
 Bau-und Planungsausschuss                                                              15 Mitglieder (4 Frauen)
 Beirat für Migration und Integration (Direktwahl)                                      13 Mitglieder (4 Frauen)
 Beirat für Naturschutz                                                                 19 Mitglieder (2 Frauen)
 Haupt-und Stiftungsausschuss                                                           15 Mitglieder (4 Frauen)
 Jugendhilfeausschuss                                                                   14 stimmberechtigte Mitglieder (9 Frauen)
 Kulturausschuss                                                                        15 Mitglieder (7 Frauen)
 Personalausschuss                                                                      16 Mitglieder (1 Frau)
 Rechnungsprüfungsausschuss                                                             16 Mitglieder (0 Frauen)
 Schulträgerausschuss                                                                   15 Mitglieder Parteien (9 Frauen)
 Seniorenbeirat                                                                         18 Mitglieder (7 Frauen)
 Sozialausschuss                                                                        15 Mitglieder (7 Frauen)
 Sparkasse Vorderpfalz Verwaltungsrat                                                   12 Mitglieder (0 Frauen)
 Sparkasse Vorderpfalz Verbandversammlung des Zweckverbandes                            12 Mitglieder (0 Frauen)
 Sportausschuss                                                                         16 Mitglieder Stadt (7 Frauen)
 Sportstättenbeirat                                                                     17 Mitglieder (7 Frauen)
 Unterausschuss für Sportstättenvergabe                                                 13 Mitglieder (1 Frau)
 Stadtrechtsausschuss                                                                   15 Mitglieder (4 Frauen)
 Stiftungsrat/Stiftungsvorstand – Stiftung der Stadt Speyer                             13 Mitglieder (4 Frauen)
 für Bildung und Sport
 Stiftungsrat Historisches Museum                                                       12 Mitglieder der Stadtverwaltung (1 Frau)
 Umlegungsausschuss im Vollzug des Baugesetzbuches                                      14 Mitglieder (0 Frauen)
 Umweltausschuss                                                                        13 Mitglieder (3 Frauen)
 Verband Region Rhein-Neckar Verbandssammlung                                           12 Mitglieder (0 Frauen)
 Verkehrsausschuss                                                                      13 Mitglieder (1 Frau)
 Werkausschuss                                                                          15 Mitglieder (1 Frau)
Anmerkung: Bei den Mitgliedern wurden die Vorsitzenden der jeweiligen Gremien nicht miteingerechnet, da in den meisten Fällen der Vorsitz an
die jeweilige Funktion z. B. OberbürgermeisterIn, BürgermeisterIn oder Beigeordnete/r geknüpft ist.
KOMMUNAL-WAHLEN IN SPEYER 100 JAHRE FRAUEN-WAHLRECHT - Stadt Speyer
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                  Speyerer Stadträtinnen stellen sich vor

     Angelika Wöhlert                                   Elke Sommermeyer
                          Beruf                                             Beruf
                          selbständige Kosmetikerin                         Kita-Leitung im Ruhestand
                          und Visagistin
                                                                            Im Stadtrat seit
                          Im Stadtrat seit                                  2014
                          2009

     Mitglied im                                        Mitglied im
     • Ältestenrat                                      • Jugendhilfeausschuss
     • Bauausschuss                                     • Sozialausschuss
     • Sportausschuss
     • Sportstättenbeirat                               Stellvertretendes Mitglied im
     • Aufsichtsrat der WES GmbH                        • Personalausschuss
     •	Stiftungsrat der Stiftung der Stadt Speyer      • Kulturausschuss
       für Bildung und Sport
                                                        Besondere Schwerpunktthemen
     Stellvertretendes Mitglied im                      • Jugend, Familie
     • Haupt- und Stiftungsausschuss                    • Belange der Generationen
     • Verkehrsausschuss                                • Personalpolitik
     • Unterausschuss Sportstättenvergabe
                                                        Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
     Besondere Schwerpunktthemen                        …ich hier eine Möglichkeit habe etwas für die
     • Bauen                                            Menschen der Stadt zu bewegen.
     • Sport
                                                        Frauenpolitik ist für mich…
     Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…   …eine wichtige Stimme in der Männerpolitik.
     …ich nur etwas für meine Stadt Speyer und die
     Menschen, die hier wohnen bewegen kann,
     wenn ich selbst Verantwortung übernehme und
     versuche mitzugestalten!

     Frauenpolitik ist für mich…
     …selbstverständlich!
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Gabriele Tabor                                     Gudrun Weber
                    Beruf                                             Beruf
                    Industriekauffrau                                 Tischlerin und
                    Demenzbegleiterin                                 Arbeitserzieherin

                    Im Stadtrat seit                                  Im Stadtrat seit
                    2004 – mit einigen längeren                       2014
                    Unterbrechungen

Mitglied im                                        Mitglied im
• Sozialausschuss                                  • Jugendhilfeausschuss
• Tourismusausschuss                               • Sozialausschuss
                                                   • Sportausschuss
Stellvertretendes Mitglied im                      • Schulträgerausschuss
• Kulturausschuss                                  • Konversionsausschuss
• Personalausschuss
                                                   Stellvertretendes Mitglied im
Besondere Schwerpunktthemen                        • Umweltausschuss
• Soziales, Kinder, Frauen, eingeschränkte         • Unterausschuss Sportstättenvergabe
  Kinder und Erwachsene
• Bezahlbarer Wohnraum für alle                    Besondere Schwerpunktthemen
• Gutes und würdiges Altern und Leben              • Sozialpolitik
• Kultur für alle                                  • Umwelt- und Tierschutz
                                                   • Geschlechtergerechtigkeit
Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
…es sehr schwer ist, aber trotzdem kann man        Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
mit viel Energie etwas erreichen.                  …ich mitgestalten und mitmischen kann.
                                                   …ich Themen einbringen kann, die Mitbürger*-
Frauenpolitik ist für mich…                        innen wichtig sind.
…sehr wichtig. Wir verdienen immer noch 21 %       …ich viele Erfahrungen sammeln kann und
weniger als Männer und alle sog. Frauenberufe      diese weitergeben kann.
werden nicht gut bezahlt.
                                                   Frauenpolitik ist für mich…
                                                   …sehr wichtig, weil Frauen Frauen brauchen!!!
12

     Helga Spitzer                                       Irmgard Münch-Weinmann
                          Beruf                                              Beruf
                          Kauffrau                                           Dipl. Sozialpädagogin und
                                                                             Dipl. Mediatorin
                          Im Stadtrat seit
                          1994                                               Im Stadtrat seit
                                                                             2009 als stellvertretende
                                                                             Fraktionsvorsitzende, seit
                                                                             2014 als Fraktionsvorsitzende

     Mitglied im                                         Mitglied im
     • Kulturausschuss                                   • Ältestenrat
     • Ausschuss für Tourismus                           • Haupt- und Stiftungsausschuss
     •	Beirat der Stiftung der Stadt Speyer für Kunst   • Sozialausschuss
        und Kultur                                       • Personalausschuss
     • in diversen Vereinen                              • Tourismusausschuss
                                                         • GEWO Aufsichtsrat (stellvertretende Vorsitzende)
     Stellvertretendes Mitglied im
     • Bau- und Planungsausschuss                        Stellvertretendes Mitglied im
     • Hauptausschuss, Werkausschuss, Personal-          • Bau- und Planungsausschuss
       ausschuss                                         • Sportausschuss, Verkehrsausschuss

     Besondere Schwerpunktthemen                         Besondere Schwerpunktthemen
     •	durch die Förderung der Digitalisierung unsere   • Ökologie
        Stadtverwaltung effizienter gestalten           • Soziales
     •	Kulturpflege, darunter zählt für mich auch die   • Kinder, Jugendliche, Familien
         Baukultur und der Tourismus                     • Frauen (Gender Mainstreaming, Gender
     •	das Radfahren bei Stadtverkehrsentwicklungen       Budgeting)
         fördern
                                                         Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
     Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…    … da wichtige Entscheidungen für die Zukunft
     … wir Frauen familien- und kindsorientierte         getroffen werden. Gerade Frauen tragen viel
     Städtebauentwicklungen voranbringen.                Verantwortung im täglichen Leben. Sie bringen
     … mein ehrenamtliches Engagement Spaß               sich mit ihren wertvollen Lebenserfahrungen ein.
     macht und mich geistig fit hält.
     … meine eigene Handschrift bei Projekten für        Frauenpolitik ist für mich…
     mich spürbar ist, zum Wohle unserer liebens-        … ein wesentlicher Beitrag zur Geschlechter-
     werten Stadt.                                       gerechtigkeit. Daher gilt für mich der GRÜNE
                                                         Slogan „DIE HÄLFTE DER MACHT DEN FRAUEN“.
     Frauenpolitik ist für mich…
     …wichtig, weil Frauen oft ausgeglichener und
     langfristiger denken.
13

Maike Hinderberger                                 Dr. Maria Montero-Muth
                   Beruf                                               Beruf
                   Physiotherapeutin                                   Internistin

                   Im Stadtrat seit                                    Im Stadtrat seit
                   2013                                                2010

Mitglied im                                        Mitglied im
• Schulträgerausschuss                             • Jugendhilfeausschuss
• Sportausschuss                                   • Umweltausschuss
• Haupt- und Stiftungsausschuss
                                                   Stellvertretendes Mitglied im
Stellvertretendes Mitglied                         • Bau- und Planungsausschuss
• Bau- und Planungsausschuss                       • Sozialausschuss
• Tourismusausschuss                               • Verkehrsausschuss
• Werkausschuss
• Rechnungsprüfungsausschuss                       Besondere Schwerpunktthemen
                                                   • Prävention – Gesundheit
Besondere Schwerpunktthemen                        •	Angebote für Kitas – Frischküche, Bewegungs-
• Bezahlbares Wohnen                                  förderung
• gerechte Verteilung von Wohnraum                 • Gesunde Ernährung
• unterschiedliche Wohnformen                      •	Umweltthemen: mehr Bäume, Grünzonen,
• Sport, Kinder, Jugend und Schule                    urbanes Wohlbefinden fördern

Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…   Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
…man für seine Stadt und ihre Bewohner noch        …man vor Ort Impulse geben kann.
einiges bewirken/mitgestalten kann.
                                                   Frauenpolitik ist für mich…
Frauenpolitik ist für mich…                        …essentiell, weil die Vereinbarkeit von Beruf
…wichtig, um der Gleichstellung von Frauen         und Familie schwierig ist.
und Männern näher zu kommen.
14

     Martina Queisser                                   Nadja Hattab
                        Beruf                                               Beruf
                        Kinderkrankenschwester                              Logopädin

                        Im Stadtrat seit                                    Im Stadtrat seit
                        2015                                                2017

     Mitglied im                                        Mitglied im
     • Jugendhilfeausschuss                             • Jugendhilfeausschuss
     • Schulträgerausschuss                             • Schulträgerausschuss
     • Kulturausschuss
     • Konversionsausschuss                             Stellvertretendes Mitglied im
     • Arbeitsgemeinschaft Friedhof Speyer              • Umweltausschuss
                                                        • Vorsitzende des Beirates für Migration und
     Stellvertretendes Mitglied im                        Integration Speyer
     • Sozialausschuss
     • Haupt-und Stiftungsausschuss                     Besondere Schwerpunktthemen
                                                        • Kinder- und Jugendhilfe
     Besondere Schwerpunktthemen                        • Schulwesen
     • Jugend, Familie und Soziales                     • Soziales
     • Umgestaltung des Friedhofes                      • Migration und Integration

     Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…   Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
     …man direkt vor Ort auf die Belange von Bürge-     …nur in gemeinschaftlichem Handeln neue
     rinnen und Bürgern eingehen und etwas bewe-        Projekte entstehen können und Weitblick nur
     gen und verändern kann.                            gemeinsam entwickelt werden kann.

     Frauenpolitik ist für mich…                        Frauenpolitik ist für mich…
     …sehr wichtig, denn immer noch sind Frauen         …Entfaltungsmöglichkeiten zu eröffnen und
     nicht in allen Bereichen gleichgestellt. Frauen    für die Selbstbestimmung eines jeden einzu-
     haben oft eine andere Sichtweise zu bestimmter     stehen. Dass jeder/jede seinen/ihren eigenen
     Thematik. Es muss weiterhin daran gearbeitet       Lebensentwurf gestalten und verwirklichen
     werden, dass Frauen z. B. für gleiche Arbeit den   kann und darin selbstverständlich Unterstützung
     gleichen Lohn erhalten wie ihre männlichen         erfahren darf.
     Kollegen, ebenso an der Vereinbarkeit von Fami-
     lie und Beruf (u. a. ausreichende Betreuungsmög-
     lichkeiten für Kinder, auch in Randzeiten etc.).
15

Rosemarie Keller-Mehlem                             Sandra Selg
                    Beruf                                                Beruf
                    Diplom-Heilpädagogin                                 Leiterin Technischer Support

                    Im Stadtrat seit                                     Im Stadtrat seit
                    2009                                                 2015

Mitglied im                                         Mitglied im
• Mitglied im Jugendhilfeausschuss                  • Ältestenrat, Haupt- und Stiftungsausschuss
• Mitglied im Konversionsausschuss
•	Stellvertretendes Mitglied im Sozialausschuss,   Stellvertretendes Mitglied im
   im Werkausschuss, im Haupt- und Stiftungs-       • Bau- und Planungsausschuss
   ausschuss und im Ausschuss für Tourismus         •	Sozialausschuss und Bündnis für Soziales
   und Stadtmarketing                                  Wohnen
• CDU Ortsverbandsvorsitzende Speyer-Nord
                                                    Besondere Schwerpunktthemen
Besondere Schwerpunktthemen                         • Solide Haushaltsplanung
•	Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Auf-     •	Ökologische Stadt: Müllvermeidung und
   bau familienergänzender Angebote                    Flächenentsiegelung
•	Familienfreundliche Stadt mit Courage und        •	Erhalt des kulturellen und ökologischen Erbes
   ohne Rassismus                                      für die nächsten Generationen
• Gesundheit und Bewahrung der Schöpfung            • Bürgerbeteiligung
• Konversion
                                                    Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…    … ich mich in meinem Umfeld bürgernah enga-
…wir damit nah bei den Menschen sind und            gieren kann – der Stadt zuliebe, in der ich wohne.
unsere Stadt mitgestalten können.
                                                    Frauenpolitik ist für mich…
Frauenpolitik ist für mich…                         … wichtig, weil Frauen nach wie vor benach-
…Achtung vor der Vielfalt fraulicher Lebensent-     teiligt sind. Auch wenn ich selbst in einer Füh-
würfe, Unterstützung bei der Vereinbarkeit von      rungsposition in der Industrie bin, zeigt die Sta-
Familie und Beruf, Ermutigung zu gesellschaftli-    tistik, dass erwerbtätige Frauen in Deutschland
chem Diskurs mit dem Ziel der gleichberechtig-      durchschnittlich 21 % weniger verdienen und
ten Teilhabe von Frauen und Männern.                in Führungspositionen unterrepräsentiert sind.
                                                    Nach wie vor haben alleinerziehende Frauen
                                                    große Herausforderungen zu bewältigen und
                                                    sind von Altersarmut besonders bedroht. Auch
                                                    wenn viele Frauen heut „gefühlt“ gut dastehen,
                                                    gibt es noch einiges zu tun.
16

     Dr. Sarah Mang-Schäfer
                         Beruf
                         Diplom-Informatikerin

                         Im Stadtrat seit
                         2016

     Mitglied im
     • Ältestenrat
     • Haupt- und Stiftungsausschuss

     Stellvertretendes Mitglied im
     • Verkehrsausschuss
     • Sozialausschuss
     • AG Radverkehr

     Besondere Schwerpunktthemen
     • Digitalisierung
     • Radverkehr

     Kommunalpolitisches Engagement lohnt sich, weil…
     …man hier noch etwas bewirken kann. Was wir
     tun betrifft Speyer direkt.

     Frauenpolitik ist für mich…
     …hoffentlich bald überflüssig, weil die Gleich-
     stellung erreicht ist.
17

Interview mit der Vorsitzenden des Jugendstadtrats
                 Sophie Oppinger
Können Sie kurz erklären, was der Jugend-
stadtrat ist?
Der Jugendstadtrat ist die Vertretung der Jugend-
lichen in Speyer. Wir setzen uns zum einen dafür
ein, dass Speyer attraktiver für Jugendliche wird,
wir wollen zum anderen aber auch unserem po-
litischen Bildungsauftrag nachkommen und das
Interesse bei den Jugendlichen für Politik stei-
gern.

Wie setzt sich der Jugendstadtrat zusammen?
Derzeit setzt sich der Jugendstadtrat aus 20
Mitgliedern aus den weiterführenden Speyerer
Schulen zusammen. Für Jugendliche, die nicht
auf einer Speyerer Schule sind, gibt es die Mög-
lichkeit, sich auf einer extra Jugendversammlung
in den Jugendstadtrat wählen zu lassen. Aber
auch ohne Wahlamt kann man sich im Jugend-           Sophie Oppinger, 18 Jahre, Schülerin des Edith-Stein-Gymnasiums und
stadtrat einbringen und engagieren.                  Vorsitzende des Speyerer Jugendstadtrats © privat

Wie zeitintensiv ist die Arbeit im Jugendstadt-      Im Speyerer Stadtrat sind hauptsächlich Män-
rat?                                                 ner vertreten. Wie ist die Geschlechterzusam-
Wir werden für zwei Jahre gewählt und treffen        mensetzung im Jugendstadtrat?
uns mindestens zweimal pro Monat. Darüber hi-        Derzeit sind wir 11 Mädchen und 9 Jungen im
naus gibt es immer wieder Termine, die einzel-       Stadtrat.
ne von uns wahrnehmen, wie zum Beispiel die
Teilnahme an Ausschusssitzungen. Leider schei-       Was glauben Sie, woran liegt es, dass diese
den auch immer wieder Personen während der           jungen Frauen später nicht mehr so stark in
Amtszeit aus. Das liegt dann aber eher daran,        der Politik vertreten sind?
dass sie die Lust verlieren und nicht an der Zeit,   Ich glaube, die Eintrittshürde in der Politik ist für
die sie aufwenden müssen.                            Frauen sehr gering. Aber die „Männerkultur“ in
                                                     der Politik schreckt wahrscheinlich viele Frauen
…und die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat?            ab und führt zu dem Gefühl der Ausgrenzung.
Die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat läuft wirk-      Ich glaube, nur eine verbindliche Quote würde
lich gut. Unsere Ideen werden gut aufgenommen        zu mehr Frauen in politischen Ämtern und da-
und wir sitzen öfter mit den Fraktionen zusam-       durch auch zu einer Änderung der Kultur führen.
men. Wenn wir Anliegen haben, ist eigentlich im-
mer eine Ansprechperson greifbar.
18

     Wenn Sie die Aussage hören, dass die Jugend           Gibt es ein Thema das dir persönlich am Her-
     politisch nicht mehr so engagiert und interes-        zen liegt?
     siert ist wie früher, was denken Sie darüber?         Das Thema Rechtsradikalismus in Deutschland
     Ich erlebe, dass das politische Interesse bei vie-    beschäftigt mich sehr. Ich habe gedacht, dass
     len Jugendlichen vorhanden ist, es aber an der        uns so etwas wie der Nationalsozialismus nicht
     aktiven Umsetzung fehlt. Woran das liegt, weiß        wieder passieren kann. Wenn ich mir die Umfra-
     ich selber nicht. Durch Schule und Hobbies ha-        gen und die Wahlerfolge rechter Parteien heute
     ben wir alle wenig Zeit und dann weiß man ja          anschaue, macht mir das schon Sorgen.
     gar nicht, ob die Aktionen überhaupt etwas be-
     wirken. Die Kombination führt vielleicht dazu,        Sie machen nächstes Jahr Ihr Abitur. Können
     dass viele Jugendliche interessiert, aber nicht ak-   Sie sich vorstellen, sich auch nach ihrer Schul-
     tiv sind.                                             zeit weiter politisch zu engagieren?
                                                           Ja, auf jeden Fall. Genaue Pläne für die Zukunft
     Haben Sie einen Tipp für junge Frauen, die            habe ich nicht, ich könnte mir aber vorstellen Po-
     sich politisch engagieren möchten?                    litikwissenschaften zu studieren.
     Eigentlich kann jeder beim Jugendstadtrat
     mitmachen. Wichtig ist, dass sich die Frauen
     politisch engagieren und nicht zu Hause sitzen
     bleiben. Sie müssen ihre Meinung sagen und
     aktiv mithelfen, um etwas zu verändern. Auch bei
     Stress sollte man sich nicht entmutigen lassen,
     denn Politik betrifft auch immer einen selbst.
19

                            Kommunalpolitik kurzgefasst1:
                             Was bedeutet eigentlich…?
Ältestenrat                                                             keine Vorschrift dazu, welche Zuständigkeiten die
Den Ältestenrat bilden nicht zwingend die Ältes-                        einzelnen Beigeordneten haben sollen. Dies legt
ten aus dem Stadtrat, wohl aber die Fraktionsvor-                       jede Kommune selbst fest. Die hauptamtlichen
sitzenden (oder ihre Vertretungen) und die Ober-                        Beigeordneten werden vom Stadtrat gewählt.
bürgermeisterin oder der Oberbürgermeister. Im                          Ihre jeweilige Amtszeit beträgt acht Jahre. Mög-
Ältestenrat werden ganz oft vor den eigentlichen                        lich ist auch, neben hauptamtlichen Beigeordne-
Sitzungen Verfahrensfragen geklärt. Was steht                           ten ehrenamtliche zu wählen. Ihre Amtszeit ist
auf der Tagesordnung des Stadtrates? Wie lang                           aber an die Amtszeit des Stadtrates gebunden,
darf jede Fraktion zu den Anträgen im Stadtrat                          beträgt also fünf Jahre.
sprechen? Wie geht der Rat mit bestimmten
Sachverhalten um?                                                       Beiräte
                                                                        Beiräte übernehmen eine beratende Funktion. In
Ausschuss / Aufsichtsrat                                                Speyer gibt es derzeit drei Beiräte, die als Inte-
Über die Anzahl der Ausschüsse und ihrer Mit-                           ressensvertretung fungieren. Der Beirat für Migra-
glieder entscheidet der Stadtrat nach jeder Kom-                        tion und Integration, der Beirat für Naturschutz
munalwahl neu. Besetzt werden die Ausschüsse                            und der Beirat für Tourismus.
entsprechend der Größe der jeweiligen Stadt-
ratsfraktionen. Die Mitglieder von Ausschüssen                          Bürgermeisterin/ Bürgermeister
müssen nicht unbedingt alle auch Mitglieder des                         Neben der direkt gewählten Oberbürgermeisterin
Stadtrates sein. Mehrheitlich müssen es aber                            oder Oberbürgermeister (siehe Abschnitt Ober-
Ratsmitglieder sein.                                                    bürgermeisterIn) wird vom Stadtrat für acht Jahre
                                                                        auch eine Bürgermeisterin oder Bürgermeister
In den Aufsichtsräten der stadtnahen Unterneh-                          gewählt. Die in Speyer amtierende Bürgermeis-
men, wie z. B. der Stadtwerke, sind deutlich we-                        terin leitet wie auch die Beigeordnete oder der
niger Mitglieder aus dem Stadtrat vertreten. Auch                       Beigeordnete ein eigenes Dezernat. Bürgermeis-
in diese Gremien können die Ratsfraktionen Fach-                        terinnen und Bürgermeister gibt es neben den
kundige entsenden, die nicht Ratsmitglieder sind.                       Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeis-
                                                                        tern nur in den kreisfreien und großen kreisan-
Beigeordnete                                                            gehörigen Städten.
Neben der Oberbürgermeisterin oder dem Ober-
bürgermeister gibt es in Speyer noch das Amt ei-                        Fraktionen
ner hauptamtlichen Bürgermeisterin oder eines                           Die Mitglieder des Stadtrates können sich zu Frak-
hauptamtlichen Bürgermeisters sowie eine Bei-                           tionen zusammenschließen, wobei eine Fraktion
geordnete oder einen Beigeordneten, die in der                          mindestens aus zwei Mitgliedern bestehen muss.
Regel die Leitung eines Dezernats übernehmen.                           Ein Mensch allein ist keine Fraktion und hat ent-
                                                                        sprechend weniger Befugnisse als Mitglieder von
Die Gemeindeordnung regelt abhängig von der                             Fraktionen. Fraktionen können problemlos An-
Einwohnerzahl, wie viele Beigeordnete maximal                           träge stellen und auf die Tagesordnung des Stadt-
pro Stadt gewählt werden können. Es gibt jedoch                         rates setzen lassen; ein einzelnes Ratsmitglied

1	Dieses Kapitel wurde, mit Ausnahme kleiner Änderungen von der Broschüre „Kommunalpolitik in Mainz – Informatives für Frauen“ –
   Herausgegeben vom Frauenbüro der Landeshauptstadt Mainz übernommen.
   Im Internet unter: https://www.mainz.de/verwaltung-und-politik/beiraete-beauftragte/handbuch-kommunalpolitik.php
20

     aber braucht dazu die Unterstützung einer Frak-      Stadtrat
     tion oder aber eines Viertels der Ratsmitglieder,    Der Stadtrat in Speyer setzt sich aus 44 Ratsmit-
     sonst landet der Antrag nicht auf der Tagesord-      gliedern zusammen. Der Rat tagt etwa alle sechs
     nung. Jede Fraktion wählt eine Vorsitzende oder      bis acht Wochen unter dem Vorsitz der Ober-
     einen Vorsitzenden und auch Stellvertretungen.       bürgermeisterin oder des Oberbürgermeisters.
                                                          Befasst ist der Stadtrat mit allen Dingen, die die
     Gemeindeordnung                                      kommunale Selbstverwaltung betreffen – es sei
     Die Gemeindeordnung, kurz GemO genannt, ist          denn, es handelt sich um eine Angelegenheit der
     sozusagen ein kleines Grundgesetz für alle Städte    laufenden Verwaltung. Die Ratsfraktionen kön-
     und Gemeinden in Rheinland-Pfalz. Und weil es        nen Anfragen an die Verwaltung richten und eige-
     16 Bundesländer gibt, gibt es auch 16 verschiede-    ne Anträge stellen. Der Stadtrat entscheidet auch
     ne Gemeindeordnungen. Die Landkreise haben           über die Vorlagen der Verwaltung, beispielswei-
     wiederum eigene Regelwerke. Die Gemeindeord-         se über Bebauungspläne oder andere Planungen
     nung regelt, was Kommunen dürfen und was             der Verwaltung. Jeder Kita-Neu- oder Ausbau,
     nicht – und auch, worüber sie selbst entscheiden     jeder Schul-Neubau und vieles vieles mehr ist
     dürfen. In der Gemeindeordnung Rheinland-Pfalz       letztendlich Sache des Stadtrates.
     ist beispielsweise seit 1994 geregelt, dass die
     Gleichberechtigung von Frauen und Männern eine       Auch die Stadtratsmitglieder können und müs-
     kommunale Pflichtaufgabe ist. Das bedeutet zu-       sen nicht alles wissen. Daher sind sie je nach
     mindest für die kreisfreien Städte und Landkreise,   Interessen auf bestimmte Themenfelder speziali-
     dass es hauptamtlich besetzte Gleichstellungs-       siert und auch in unterschiedlichen Ausschüssen
     büros geben muss (www.kommunalbrevier.de).           vertreten.

     OberbürgermeisterIn
     Die Oberbürgermeisterin oder der Oberbürger-         Stadtratsanfrage
     meister wird in Speyer direkt und für acht Jahre     Ein Großteil der Tagesordnung des Stadtrates be-
     gewählt. Sie oder er leitet die Gemeindeverwal-      steht aus Anfragen der Fraktionen an die Verwal-
     tung und vertritt diese nach außen. In Speyer gibt   tung, sprich: an die Oberbürgermeisterin oder
     es neben dem Oberbürgermeister das Amt der           den Oberbürgermeister und die Dezernentinnen
     Bürgermeisterin und einer Beigeordneten, die je-     und Dezernenten. Die Anfragen werden schrift-
     weils ein eigenes Dezernat zugeordnet bekom-         lich eingereicht und auch schriftlich beantwortet.
     men.                                                 Die fragenden Fraktionen haben, wenn sie sich
                                                          durch die Antwort nicht ausreichend informiert
     Hauptsatzung                                         fühlen, das Recht, in der Stadtratssitzung noch
     Die Hauptsatzung regelt die formalen Dinge,          Zusatzfragen zu stellen. Anfragen haben den
     die die unterschiedlichen kommunalpolitischen        Sinn, Informationen bei der Verwaltung einzuho-
     Funktionen betreffen. Nachzulesen ist die Haupt-     len und politische Schwerpunkte zu setzen.
     satzung im Internet auf den Seiten der Stadt
     Speyer unter dem Menüpunkt Rathaus-Verwal-
     tung-Ortsrechtsammlung.
21

            Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“
Der folgende Teil der Broschüre bezieht sich auf   wahlrechts 1918 das Wirken der politisch aktiven
die Wanderausstellung „100 Jahre Frauenwahl-       Speyerer Bürgerinnen vor.
recht“ in Speyer, welche am Mittwoch dem 7. No-
vember 2018 im Historischen Ratssaal der Stadt     Die Wanderausstellung, die auch den Emanzipa-
Speyer eröffnet wurde.                             tionsprozess auf Landes- und Bundesebene the-
                                                   matisiert, wurde von der Gleichstellungsstelle der
Die Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht“        Stadt Speyer mit Unterstützung des Kulturellen
stellt neben dem Kampf um die politische Gleich-   Erbes – Stadtarchiv Speyer auf Grundlage der Aus-
berechtigung und der Einführung des Frauen-        stellung „90 Jahre Frauenwahlrecht“ erarbeitet.

© Stadt Speyer
22

                        Der lange Weg zum Frauenwahlrecht
      „Es waren die Ideen der Französischen Revolution, die ein Nachdenken
      darüber, ob auch Frauen ein politisches Mitspracherecht haben sollten,
                               möglich machten.“ *

     Bereits am Hambacher Fest 1832 und an der
     Revolution 1848/49 nehmen Frauen teil. In der
     folgenden Zeit wird ihnen jede Form des poli-
     tischen Engagements verboten. Im Jahr 1850
     wird ihnen sogar die politische Betätigung und
     Organisation untersagt: „Frauenpersonen und
     Minderjährige können weder Mitglieder politi-
     scher Vereine sein, noch den Versammlungen
     derselben beiwohnen.“

     Im Gegensatz dazu gewährt Wyoming 1869 als
     erster neuzeitlicher Staat seinen Bürgerinnen
     die politische Gleichberechtigung.

     Erst 1871 wird mit der deutschen Reichsgrün-
     dung das allgemeine Stimmrecht für Männer
     eingeführt, davor sind Bürgerrecht und Wahl-
     recht an Besitz gebunden.

     Frauenrechtlerinnen wie Hedwig Dohm oder
     Helene Lange fordern in der zweiten Hälfte des
     19. Jahrhunderts das Frauenwahlrecht. Auch
     der Mitbegründer der Sozialdemokratie August
     Bebel stellt 1879 fest: „Es gibt keine Befreiung
     der Menschheit ohne die soziale Unabhängig-                           Plakat der Frauenbewegung zum 8. März 1914
                                                                           © Urheber Karl Maria Stadler, gemeinfrei
     keit der Geschlechter“.

     Erst zwölf Jahre später nimmt die SPD die                             1902 gründen Anita Augspurg und Lida Gustava
     Forderung nach dem Frauenstimmrecht in ihr                            Heymann in Hamburg den „Deutschen Verein
     Programm auf.                                                         für Frauenstimmrecht“.

     * Gekürztes Zitat, Quelle: Webseite Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung
23

1908 wird mit dem neuen Reichsvereinsgesetz                     „Menschenrechte
den Frauen in Deutschland die Vereins- und                   haben kein Geschlecht“
Versammlungsfreiheit zugestanden. Bereits da-
                                                                        Hedwig Dohm
vor arbeiten Frauen in politischen Vereinen und
Parteien mit: im Propagandabereich, in der
Mitgliederwerbung und im Wahlkampf. Frauen
treten nun voller Erwartungen in die Parteien
ein. Sie müssen erleben, dass sie nicht um-
worben werden, sondern sich eher aufdrängen
müssen. Ihre Vorstellung von Politik hat mit der
Routine der politischen Vereine wenig gemein.

Unter dem Motto „Heraus mit dem Frauen-
wahlrecht“ gehen am ersten Internationalen
Frauentag, am 19. März 1911, über eine Million
Frauen in Deutschland und anderen Ländern
auf die Straße.

Im Oktober 1917 fordern Marie Juchacz für
die sozialdemokratischen Frauen, Marie Stritt
für den „Deutschen Reichsverband für Frau-
enstimmrecht“ und Minna Cauer für den
„Deutschen Stimmrechtsbund“ die politische
Gleichberechtigung der Frau als Anerkennung
für ihre Pflichterfüllung an der Heimatfront. Im   © ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv, Public Domain Mark
Reichstag lehnen die konservativen Parteien
die Einführung des Frauenwahlrechts ab, ledig-
lich die beiden Arbeiterparteien SPD und USPD
sind dafür.
24

                             12. November 1918 –
                      Geburtsstunde des Frauenwahlrechts
     Der Rat der Volksbeauftragten veröffentlicht am                    Von allen wahlberechtigten Frauen nehmen
     12. November 1918 folgenden Aufruf:                                82 % ihre Chance auf allgemeine, gleiche,
                                                                        geheime und direkte Wahlen wahr. Zur Wahl
     „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften                        stellen sich 300 Frauen, von denen 37 gewählt
     sind fortan nach dem gleichen, geheimen,                           werden. Insgesamt gibt es 423 Abgeordnete,
     direkten, allgemeinen Wahlrecht auf Grund des                      sodass die Frauen 1919 erstmalig mit 8,7 % in
     proportionalen Wahlsystems für alle mindes-                        der Nationalversammlung vertreten sind.
     tens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen
     Personen zu vollziehen“.                                           Am 19. Februar 1919, hält die SPD-Politikerin
                                                                        Marie Juchacz (1879 – 1956) als erste Frau in
     Am 30. November 1918 wird das Frauenwahl-                          Deutschland eine Rede vor einem demokra-
     recht in der Verordnung über die Wahlen zur                        tisch gewählten Parlament. Ihre Rede beginnt
     verfassunggebenden deutschen Nationalver-                          sie mit den Worten:
     sammlung „Reichswahlgesetz“ niedergeschrie-
     ben.                                                               „Meine Herren und Damen!“ (Heiterkeit.)
                                                                        „Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie
     Am 19. Januar 1919 finden die Wahlen zur                           und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen
     verfassungsgebenden deutschen Nationalver-                         darf, und ich möchte hier feststellen, ganz
     sammlung statt und mehr als 17 Millionen                           objektiv, dass es die Revolution gewesen ist,
     Frauen können zum ersten Mal wählen und                            die auch in Deutschland die alten Vorurteile
     gewählt werden.                                                    überwunden hat. […]

     Einführung des Frauenwahlrechts in Europa

                                                                                      1918
                                                                                   Deutschland
                                                                                    Österreich
                                                   1915                               Polen
                 1906                            Dänemark                            Lettland                   1921
                Finnland                           Irland                            Litauen                   Schweden

                                  1913                              1917                           1919                   1931
                                 Norwegen                           Estland                      Niederlande              Spanien

     1 Reichstagsprotokoll 1919/ 20,1, S.11
       Im Internet unter: http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_wv_bsb00000010_00184.html
25

         „Ich möchte hier feststellen und glaube damit
         im Einverständnis vieler zu sprechen, dass wir
         deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa
         in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig
         sind. Was diese Regierung getan hat, das war
         eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frau-
         en gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht
         vorenthalten worden ist.“

                                                                                             Marie Juchacz um 1919
         – Marie Juchacz am 19. Februar 1919 in ihrer                                        © unbekannt/
         Rede vor der Nationalversammlung in Weimar –                                        lt. Wikipedia gemeinfrei

         Parlamentarierinnen 1924/1925                                              © unbekannt/Bestand AddF Kassel

 1944
Frankreich
  Ungarn
Slowenien                            1948                     1971
Bulgarien                            Belgien                  Schweiz

                     1946                        1952                      1984
                     Italien                   Griechenland             Liechtenstein
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                      Die ersten Frauen im Speyerer Stadtrat
     		                                       Eine Auswahl
     An den Stadtratswahlen nehmen Frauen erstmals am 18. April 1920 teil. Unter den 30 Mitgliedern
     des Stadtrats sind zwei Frauen: Marie Wolf (SPD) und Luise Brehm (Zentrum).

     In der konstituierenden Stadtratssitzung stellt der Erste Bürgermeister Karl Leiling fest: „Als Zeichen
     einer neuen Zeit springt am meisten in die Augen, dass wir Vertreter der Frauenwelt in unserer
     Mitte begrüßen dürfen.“

     Marie Wolf (1886 – 1944)                 1906 heiratet Marie Wolf ihren Ehemann Karl Wolf, sie be-
                                              kommen eine Tochter und einen Sohn. Marie Wolf arbeitet
                                              in der Zigarrenfabrik Selig und wird Mitglied im Deutschen
                                              Tabakarbeiterverband. Später wird sie zu dessen Bezirkslei-
                                              terin und Leiterin des Bezirks Baden und Pfalz gewählt. Von
                                              1920 bis 1933 ist sie SPD-Stadtratsmitglied und kümmert
                                              sich besonders um Arbeitsplätze für Männer und Frauen.
                                              Als Mitglied des Wohlfahrtausschusses engagiert sie sich für
                                              die Gründung von Säuglingskrippe und Walderholung. Sie
                                              ist Mitglied des Bezirksvorstandes der pfälzischen SPD und
                                              kandidiert für den Landtag. 1933 muss sie ihr Stadtratsman-
                                              dat niederlegen, wird verhaftet und arbeitslos. Sie siedelt
                                              nach Nordhausen über und arbeitet wieder als Zigarren-
     © unbekannt, Bestand Kulturelles
                                              arbeiterin. Am 25. November 1944 stirbt sie in Heidelberg
     Erbe – Stadtarchiv Speyer                und wird in Speyer beigesetzt.

     Luise Brehm (1857 – 1934)                Die gebürtige Pirmasenserin kommt am 11. November
                                              1909 als Haushälterin ihres Bruders, des Dompropstes Au-
                                              gust Brehm, nach Speyer. 1920 bis 1924 gehört sie für das
                                              Zentrum dem Stadtrat an. Sie ist Mitglied des Armenrates
                                              und des „Schul- und großen Lebensmittelausschusses“.
                                              Am 11. Oktober 1934 berichtet das Rheinische Volksblatt
                                              über ihren plötzlichen Tod im Alter von
                                              76 Jahren.

     © Speyerer Zeitung, Bestand
     Kulturelles Erbe – Stadtarchiv Speyer
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Lene Bögler (1906 – 2007)     Lene (Magdalene) Rost stammt aus einer sozialpolitischen
                              Familie. Mit 14 Jahren tritt sie der sozialistischen Arbeiterju-
                              gend, den Naturfreunden und 1922 der SPD bei. Von 1922
                              bis 1933 arbeitet sie im Sekretariat der Ludwigshafener
                              SPD. Bald nach der Heirat mit Franz Bögler emigriert sie
                              nach Frankreich. Als ihr Mann in ein Konzentrationslager
                              kommt, wandert Lene zusammen mit ihrem Sohn in die
                              USA aus. Franz Bögler gelingt die Flucht, er lebt während
                              des Krieges in der Schweiz und holt seine Familie nach dem
                              Krieg nach Deutschland zurück. 1947 kommt Lene Bögler
                              nach Speyer und wird 1948 in den Stadtrat gewählt. Au-
                              ßerdem wird sie Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt.
                              Von 1948 bis 1962 ist sie als Beigeordnete für Sozial- und
© Bettina Deuter, Tagespost
                              Jugendamt, Kriegsfürsorge und Wohnungsamt zuständig.
                              Sie engagiert sich tatkräftig in der Sozialfürsorge sowie für
                              die Walderholung und setzt sich für die Unterbringung der
                              Flüchtlinge ein. Am 12. November 2007 stirbt sie im Alter
                              von 101 Jahren in einem Neustadter Seniorenstift.

Anna Segeth (1895 – 1971)     Anna Morawietz arbeitet als Lehrerin, bis sie nach der Tei-
                              lung Oberschlesiens ihre Heimat verlassen muss. 1929 hei-
                              ratet sie den Baumeister Georg Segeth. Gemeinsam haben
                              sie einen Sohn. Am Ende des Zweiten Weltkrieges landet sie
                              nach Transporten, Lagern und Notunterkünften zunächst im
                              bayerischen Furth im Walde. Dort organisiert sie die Heimat-
                              vertriebenen und vertritt diese Gruppe im Kreistag. 1950
                              kommen Anna Segeth und ihre Familie nach Speyer. Sie
                              gründet die Schlesische Landsmannschaft und übernimmt
                              den Vorsitz. Später wird sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt.
                              Sie ist Landesfrauenreferentin der Schlesischen Lands-
                              mannschaft und zweite Vorsitzende im Kreisverband des
                              Bundes der Vertriebenen. Von 1952 bis 1969 vertritt sie die
© unbekannt, Tagespost
                              CDU-Fraktion im Stadtrat und setzt sich u.a. im Wohlfahrts-,
                              Lastenausgleichs- und Hauptausschuss für die Heimatver-
                              triebenen ein. 1965 wird sie als eine der wenigen Frauen
                              mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
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                              Politisch aktive Frauen in Speyer
     		                                      Eine Auswahl
     Luise Herklotz (1918 – 2009)            1946 tritt Luise Herklotz in die SPD ein und wird kurz darauf
                                             Vorsitzende des pfälzischen SPD-Bezirksfrauenausschusses.
                                             Von 1949 bis 1957 sitzt sie im Landtag von Rheinland-Pfalz.
                                             Von 1957 bis 1972 ist sie Mitglied des Deutschen Bundes-
                                             tages und von 1979 bis 1984 Mitglied des Europäischen
                                             Parlaments. Die Sozialdemokratin ist vier Jahre Vorsitzende
                                             des SPD-Stadtverbandes Speyer, 22 Jahre Vorsitzende der
                                             pfälzischen SPD-Frauen und 15 Jahre Mitglied im Bundes-
                                             vorstand der SPD. Nach ihrem Rückzug aus der aktiven Poli-
                                             tik widmet sie sich vor allem der Arbeit in der Arbeiterwohl-
                                             fahrt Speyer. 1990 wird ihr die Verdienstmedaille der Stadt
                                             Speyer und am 6. September 2003 als erster und einziger
     © European Union – EP                   Frau die Ehrenbürgerwürde verliehen.

     Karin Feucht (1933 – 1997)              Karin Feucht unterrichtet in der Pestalozzischule in Speyer
                                             und ab 1970 bis zur Pensionierung in der Klosterschule.
                                             Von 1972 bis 1988 vertritt sie die Wählergruppe Boegner
                                             im Stadtrat. Von 1979 bis 1984 leitet sie als ehrenamtliche
                                             Beigeordnete das Jugenddezernat. Besonders setzt sie sich
                                             für die Integration von ausländischen Kindern und Jugend-
                                             lichen ein. Sie ist Mitbegründerin des Vereins zur Förderung
                                             der beruflichen Bildung (VFBB e.V.) in Speyer. 1988 verlässt
                                             sie die Wählergruppe und wird Mitglied der FDP.

     © Fred Runck, Bestand
     Kulturelles Erbe – Stadtarchiv Speyer

     Elisabeth Alschner (1929 – 1997)        Ihre Berufstätigkeit beginnt Elisabeth Alschner als Näherin in
                                             der Rovo Schuhfabrik, sie tritt in die Gewerkschaft ein und
                                             engagiert sich im Betriebsrat. 1962 wird sie Mitglied der
                                             SPD und bald darauf Vorstandsmitglied der Arbeitsgemein-
                                             schaften für Frauen und Arbeitnehmer. Schwerpunkt ihrer
                                             Parteiarbeit sind Fragen der Arbeitswelt und der sozialen
                                             Absicherung von Frauen. Viele Jahre arbeitet sie in unter-
                                             schiedlichen Gremien der Partei sowohl lokal als auch über-
                                             regional mit. 1994 wird sie in den Stadtrat gewählt. Für ihr
                                             jahrzehntelanges Engagement für soziale Gerechtigkeit wird
                                             sie von ihrer Gewerkschaft mit dem Bundesverdienstkreuz
                                             am Bande sowie mit der Hans-Böckler-Medaille und von
     © Fred Runck, Bestand                   der SPD mit der Wilhelm-Dröscher-Plakette ausgezeichnet.
     Kulturelles Erbe – Stadtarchiv Speyer
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