Römer Straßen Köln Durch Raum und Zeit - Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln / Informationszentrum "Erlebnisraum Römerstraße"
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Römer Straßen Köln Durch Raum und Zeit Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln / Informationszentrum »Erlebnisraum Römerstraße«
Große Verkehrsstraßen in Köln – hektisch, lärmig und wenig attraktiv? Das scheint nur auf den ersten Blick so. Einige die- ser Straßen haben eine bewegte, jedoch meist unbeachtete Vergangenheit: Rechts und links, ober- und unterirdisch reihen sich hier Schauplätze Kölner Geschichte aneinander. Warum gehen eigentlich Aachener Straße, Luxemburger Stra- ße oder Bonner Straße immer geradeaus? Sie liegen über den einstigen römischen Fernstraßen, deren schnurgerader Verlauf sich durch alle Zeiten bis heute erhalten und bewährt hat. Wer dort mit Bus oder Bahn, mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß unter- wegs ist, bewegt sich auf 2000 Jahre alten Verkehrsachsen. Von Constantin bis Chlodwig , von Karl dem Großen bis Kaiser Wilhelm I., von den Normannen bis Napoleon, von Albertus Magnus bis Adenauer: Durch die Jahrhunderte sahen diese Straßen Könige, Kaiser, Staatsmänner, Bürger, Künstler, Kleriker, Pilger und Bettler kommen und gehen, im Krieg wie im Frieden.
Römer Straßen Köln Durch Raum und Zeit Marion Euskirchen Begleitheft für Familien Stefan Kleuver und junge Leser Beate Schneider Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln / Informationszentrum »Erlebnisraum Römerstraße« Museumsdienst Köln
Vorwort Straßen verbinden Bis heute sind sie unverkennbar, die römi- Hindernis, sondern allenfalls eine Heraus- Landschaft und die mehr als 2000jährige schen Fernstraßen, die Köln von Norden, forderung, die es zu bezwingen galt. Kulturgeschichte links und rechts der Stra- Süden, Westen und Südwesten erreichen So vernetzten mindestens 100.000 ßen mit ihren vielen Facetten erfahrbar zu und bis auf den heutigen Tag wichtige Kilometer aufwändig ausgebauter Fern- machen, sei es zu Fuß oder auf dem Rad. Verkehrsachsen der Moderne sind. Römi- straßen das römische Weltreich. Straßen Auch jenseits der Grenzen Nordrhein- sche Planer und Straßenbauer waren im waren die Lebensadern des Reiches. Westfalens und Deutschlands soll dieser wahrsten Sinne des Wortes »Meister ihrer An wichtigen Verkehrsknotenpunkten Gedanke künftig aufgriffen werden und bei Zunft«. Zeugnisse dieses Könnens sind entstanden Städte, Dörfer und Festungen. unseren Nachbarn in Belgien, Frankreich vielfach bis heute im Boden erhalten, bil- Entlang der Straßen reihten sich Landgü- und in den Niederlanden seine Fortset- den doch die antiken Straßentrassen den ter, Raststationen, Herbergen, Heiligtü- zung finden. Kurzum: Straßen verbinden! Kern unserer modernen Verkehrsachsen. mer, Friedhöfe und anderes mehr. Marcus Trier Für das römische Reich mit einer Fläche Köln, Hauptstadt der Provinz Niederger- von bis zu acht Millionen Quadratkilome- manien, an der nordöstlichen Grenze des tern war ein funktionierendes Straßennetz römischen Reiches gelegen, war einer der lebensnotwendig! Straßen garantierten, wichtigsten nordalpinen Verkehrsknoten- dass Truppen schnell von einem Teil des punkte. Sternförmig trafen Straßen in der Imperiums in einen anderen verlegt, Nach- Colonia aufeinander, die Limesstraße im richten von Eilboten übermittelt, begehrte Rheintal, die Via Belgica und die Agrip- Lebensmittel oder Delikatessen verhandelt pastraße. Das alte Sprichwort »Alle Wege werden konnten. Römer kannten keinen führen nach Rom« könnte man trefflich Natur- oder Umweltschutz, keine zeitauf- ergänzen: »Und nach Köln!« wändigen Planfeststellungsverfahren oder andere bürokratische Hürden. Aus Sicht Heute, wie in der Antike, verbinden der heutigen Bauingenieure müssen es seli- diese Verkehrsachsen die Stadt mit ihrem ge Zeiten gewesen sein. Es wurde gebaut Umland und den 17 Anrainerkommunen, wie geplant. Schwer zu bebauendes Gelän- die sich in dem EU-Projekt »Erlebnisraum de in Sumpf- oder Berglandschaften waren Römerstraße« zusammengefunden haben. für römische Ingenieure kein ernsthaftes Sie alle haben sich zum Ziel gesetzt, die
Inhalt Verbunden mit 100.000 Kilometern Straße: Köln, die Colonia Claudia Ara Agrippinensium 04 Straßen in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium 06 Via Belgica Agrippasstraße Limesstraße durch Raum und Zeit 08 durch Raum und Zeit 24 durch Raum und Zeit 38 St. Aposteln 10 Bobstraße 26 Die südliche Limesstraße Hahnentorburg 12 Römische Gräber entlang Bonner Wall 40 Aachener Weiher 14 der Agrippastraße 28 Severinstorburg 42 Friedhof Melaten 16 Amtsgericht 30 St. Severin 44 Wissenschaftszentrum 18 Universitätsstraße 32 St. Georg am Waidmarkt 46 Sporthochschule 20 Weißhauspark 33 Grabkammer Weiden 22 Klettenbergpark 34 Die nördliche Limesstraße Grüngürtel 36 Römisches Nordtor 48 St. Ursula 50 Eigelsteintorburg 52 Römisch-Germanischen Museum Köln: Informationszentrum für den »Erlebnisraum Römerstraße« 54 Unterwegs auf den Fernstraßen des Imperiums 58 Impressum 60
Lim es -S tra ße MAAS ERFT CCAA Via Belgica IULIACUM JÜLICH KÖLN TRAIECTUM MAASTRICHT e aß RUR tr RHEIN -S pa rip Ag SIEG AQUAE GRANNI AACHEN TOLBIACUM ZÜLPICH BONNA BONN BELGICA BILLIG MARCOMAGUS NETTERSHEIM AHR
Verbunden mit 100.000 Kilometern Straße: Köln, die Colonia Claudia Ara Agrippinensium Straßen verbanden die großen Städte des Via Belgica Alle drei Straßen verbinden bis heute römischen Reiches – möglichst gerade, (heute Aachener Straße) wichtige Teile Europas: Frankreich, wo nötig über Brücken und durch Tunnel. heißt die Fernstraße von Köln an die At- Deutschland, Belgien, Niederlande, Eng- Das systematisch ausgebaute Fernstraßen- lantikküste, weil sie von Niedergermanien land. Daher ist ein von der Europäischen netz nutzten das römische Militär sowie durch die Provinz Gallia Belgica führt. Sie Union gefördertes Projekt entstanden, der Händler und Transportunternehmer, endet in Boulogne-sur-Mer (bei Calais) »Erlebnisraum Römerstraße«. Hier soll Fuhrleute, Bauern und private Reisende. und verband von dort aus Köln über den gemeinsame Geschichte und kulturelles Meilensteine informierten über die Seeweg mit Britannien. Erbe sichtbar und erfahrbar werden. Entfernung bis zur nächsten Stadt und In Nordrhein-Westfalen präsentieren kennzeichneten die Straßen als Eigentum Agrippa-Straße die Stadt Köln und 17 weitere Städte und des Imperium Romanum. (heute Luxemburger Straße) Gemeinden die römischen Fernstraßen in Über vier Jahrhunderte spielte Köln heißt die Fernstraße von Köln nach Lyon. Vergangenheit und Gegenwart. Informa- eine wichtige Rolle an der Rheingrenze Der Name erinnert an Marcus Vipsanius tionstafeln markieren die 2000 Jahre alten des Römischen Reiches. Hier liefen, ein- Agrippa, den Großvater der in Köln gebo- Trassen und führen zu attraktiven Zielen gebunden in das rund 100.000 Kilometer renen Kaiserin Agrippina. Er veranlasste als in der Nachbarschaft der Straßen. umfassende Fernstraßennetz, die großen Statthalter des Augustus den Bau der Straße Informationszentrum für den »Erleb- Staatsstraßen von Süden, Westen und Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. nisraum Römerstraße« ist das Römisch- Norden zusammen. Menschen, Nach- Germanische Museum Köln. Reisen in richten und Handelsgüter aus aller Welt Limes-Straße römischer Zeit ist Thema eines inter- erreichten auf ihnen die Hauptstadt der (heute Bonner Straße – Severinsstraße; aktiven Multimedia-Bereichs und einer Provinz Niedergermanien. Begonnen hat Eigelstein – Neusser Straße – Niehler Straße) Ausstellung rund um den berühmten der Straßenbau Richtung Köln bereits im heißt die Fernstraße entlang des Rheins, römischen Reisewagen. Die römische Ha- 1. Jahrhundert v. Chr., nachdem die Römer die Köln von Süden nach Norden durch- fenstraße mit dem originalen Steinpflaster das Rheinland erobert hatten. quert. Der Rhein war die natürliche Gren- der Römerzeit kann man im Außenbereich Das römische Köln ist Ziel- und Aus- ze – der Limes – zwischen dem römischen des Museums betreten und erleben. gangspunkt von mindestens drei großen Imperium und dem rechtsrheinischen Fernstraßen. Ihre römischen Namen ken- Germanien. Diese wichtigste Verkehrs- nen wir nicht. Deshalb haben sie von den ader führte von der Alpenregion bis zur Archäologen neue Namen bekommen. Die Nordsee. drei schnurgeraden Straßen sind Beispiele exzellenter römischer Ingenieurkunst und bis heute im modernen Stadtbild sichtbar: 5
Agrippastraße Via Belgica DE C UM A N U S M AX I MU S DEC UMA Limesstraße Süd C A R DO M AX I MU S C A R DO M A X I M U S N US MAX IMUS 6
Straßen in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) Die großen Fernstraßen mündeten in Decumanus Maximus von West nach Ost. das innerstädtische Straßennetz des Am Schnittpunkt dieser beiden Straßen lag römischen Köln. Nach römischem Recht das Forum, ein riesiger zentraler Markt- galten sie ab der Stadtmauer nicht mehr als und Versammlungsplatz. Ein Teilstück Reichsstraßen. seines Fundaments ist im Untergeschoss Limesstraße Nord In der Stadt gab es zwei Hauptstraßen, den des Kaufhauses Schildergasse/ Ecke Her- Cardo Maximus von Süd nach Nord, den zogstraße erhalten. Die Via Belgica Die Limes-Straße wird im römischen Köln (CCAA) zum wird zur Nord-Süd-Achse, dem Cardo Decumanus Maximus, der wichtigsten Maximus (heute Hohe Pforte, Hohe Stra- West-Ost-Verbindung in Richtung Rhein ße, Wallraf-Platz, Unter Fettenhennen bis (heute Neumarkt, Schildergasse, Oben- Ecke Burgmauer). marspforten). Die Agrippa-Straße wird zu einer der südlichen Nebenstraßen in Richtung Rhein (heute unter der mo- dernen Bebauung nördlich der Bobstraße, dann Leonhard-Tietz-Straße, Sternengas- se, vorbei an St. Maria im Kapitol). 7
Die römische Fernstraße unter der Aachener Straße ist wie ihre Schwestern – die Agrippa- und die Limesstraße – nie aus dem Stadtbild Kölns verschwunden. Zu allen Zeiten war sie Magnet für Menschen und Siedlungen. Bis heute ist sie eine pulsierende, laute, dicht befahrene Hauptver- kehrsachse geblieben. Straßenbahn und U-Bahn profitie- ren von der breiten und geraden antiken Trasse, markieren ihren Verlauf ober- und unterirdisch. Hahnentorburg A B C St. Aposteln Aachener Weiher 8
Via Belgica Durch Raum und Zeit Friedhof Melaten Sporthochschule D E F G Wissenschaftszentrum Grabkammer Weiden 9
St. Aposteln A B C Hahnentorburg Aachener Weiher Die römische Staatsstraße von Köln an Im Mittelalter verlief die römische Straße Sandwegen und Entwässerungsgräben die Atlantikküste beginnt am mittleren zwischen Neumarkt und Rudolfplatz auf ist im Foyer der Fritz Thyssen-Stiftung Westtor der römischen Stadtmauer. Das dem Grundstück des Apostelstifts und im ehemaligen Amerikahaus ausgestellt mächtige Gebäude bestand aus einem verlor in diesem Abschnitt ihre Funktion. (Apostelnkloster 13 –15). Torhaus mit drei Durchgängen und 2008 konnte hier die Via Belgica bei einer Eine den zwölf Aposteln geweihte zwei Türmen. Helle Steine im Pflaster archäologischen Untersuchung ausgegra- Kirche wird im Jahr 965 erstmals in den des Platzes vor dem Ostchor der Kirche ben werden. Ein konservierter Querschnitt Schriftquellen erwähnt. Ihre heutige Ge- St. Aposteln erinnern an seinen Standort. durch den Straßendamm mit begleitenden stalt erhielt die Basilika im 12. Jahrhundert. Eine vermauerte Pforte in einer Höhe von 7,8 Meter in der Chorapsis führte ursprünglich auf den Laufgang der im 12. Jahrhundert hier noch erhaltenen römischen Stadtmauer. Vor der römischen Stadtmauer lag seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. an der Via Belgica eine planmäßig angelegte Vorstadt mit Handwerksbetrie- ben (suburbium). Daran schlossen sich auf einer Strecke von rund zwei Kilometern Friedhöfe beiderseits der Fernstraße an. Abb. links: Vermauerte mittelalterliche Pforte zum Laufgang der römischen Stadtmauer. Abb. mittig: Markierung des mittleren Westtors der römischen Stadtmauer. Abb. rechts: St. Aposteln. 10 V I A B E L G I C A Römische Fernstraße nach Westen von Köln zur Atlantikküste
D E F G Friedhof Melaten Wissenschaftszentrum Sporthochschule Grab Weiter geht‘s am ehemaligen Amerikahaus vorbei in Richtung Rudolfplatz zur Hahnentorburg... 11
Hahnentorburg B C D Aachener Weiher Friedhof Melaten Das Hahnentor steht genau auf der Trasse Ulrepforte und die Severinstorburg vom der Via Belgica. Vom Rudolfplatz bis zur Abbruch verschont. Heute ist die Torburg westlichen Grenze der heutigen Stadt ein »Ort des Frohsinns«, nämlich das in Köln-Weiden läuft die schnurgerade Domizil der EhrenGarde der Stadt Köln römische Fernstraße unter der Aachener (Traditionskorps des Kölner Karnevals). Straße. Die EhrenGarde begleitet Bauer und Bei Ausgrabungen auf dem Rudolf- Jungfrau des Kölner Dreigestirns. platz unmittelbar westlich der Hahnen- torburg trafen die Archäologen 1929 auf die Via Belgica. Die Kiesdecke des bis acht Meter breiten, zur Ableitung von Regenwasser gewölbten Straßendammes war mehrfach erneuert worden. Breite un- befestigte Sandwege sowie Straßengräben zur Entwässerung begleiteten zu beiden Seiten die Fahrbahn. Die Gesamtbreite der Straße einschließlich der Straßengrä- ben schwankte zwischen 24 und 26 Me- Abb. links: Wappen der EhrenGarde der Stadt Köln. tern – war also ähnlich breit wie heutige Abb. mittig oben: Hahnentor, Feldseite. Stadtautobahnen. Abb. mittig unten: Ballonaufstieg an der Aachener Das Hahnentor ist eine der zwölf Tor- Straße im Vorfeld des Hahnentors, Tuschzeichnung von burgen der mittelalterlichen Stadtbefesti- Laporterie 29. Juni 1795. Deutlich ist die schnurgerade gung von 1180. Nach dem Verkauf dieses Straße zwischen den Feldern zu erkennen. Festungsgeländes im Jahr 1881 blieben au- Abb. rechts: Der gleiche Blick aus dem Hahnentor, heute ßer diesem Stadttor das Eigelsteintor, die auf Rudolfplatz und Aachener Straße. 12 V I A B E L G I C A Römische Fernstraße nach Westen von Köln zur Atlantikküste
E F G Wissenschaftszentrum Sporthochschule Grabkammer Weiden Weiter geht’s auf der Via Belgica geradeaus, vorbei am Belgischen Viertel und am Volkstheater Millowitsch (Aachener Str. 5) in Richtung Aachener Weiher im Inneren Grüngürtel … 13
Aachener Weiher C D E Friedhof Melaten Wissenschaftszentrum In römischer Zeit führte die Straße auf einer Festungsgürtels nach der Schleifung der Strecke von rund zwei Kilometern durch preußischen Festung Köln in den 1920er ausgedehnte Friedhöfe. Diese durften nach Jahren. Diesem Abriss fiel auch Fort VI Römischem Recht nur außerhalb der Stadt- »Friedrich der Niederlande« zum Opfer. mauern liegen. Die oberirdische Gestaltung Bei der Erbauung dieses Festungsgebäudes der Gräber war vom Vermögen der Familie direkt neben der Aachener Straße, wurde abhängig. Repräsentative Grabstätten kon- der Straßenverlauf respektiert. zentrierten sich auf die prominenten Areale Die umgebenden Hügel des Aachener nahe der Straße. Weihers bestehen aus Trümmerschutt der Inschriften, Statuen und Reliefs erin- im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt und nerten die Passanten an die Verstorbenen, bedecken das ehemalige »Maifeld«, ein ihre Herkunft und Lebensleistung. riesiger Aufmarschplatz aus der NS-Zeit. Heute kreuzt die Aachener Straße als Am westlichen Ausläufer des Aachener wichtigste Ost-West-Achse des modernen Weihers liegt das Museum für Ostasiati- Köln den Inneren Grüngürtel. Der Aache- sche Kunst. Es wurde 1977 nach dem Ent- ner Weiher ist Teil dieser Parkanlagen. Sie wurf des japanischen Architekten Kunio entstanden auf dem Gebiet des inneren Maekawa errichtet. Abb. links: Aachener Weiher. Abb. rechts: Grabstein für den Veteran Marcus Valerius Celerinus und seine Ehefrau Marcia Procula, Kalkstein, um 100 n. Chr., gefunden an der Aachener Straße. Römisch-Germanisches Museum Köln. 14 V I A B E L G I C A Römische Fernstraße nach Westen von Köln zur Atlantikküste
F G Sporthochschule Grabkammer Weiden Weiter geht’s zum berühmtesten Friedhof Kölns: nach Melaten … 15
Friedhof Melaten D E F Wissenschaftszentrum Sporthochschule An der Nordseite der Aachener Straße er- Hinrichtungsstätte, der »Rabenstein«. Kölner Kirchen waren jetzt verboten. streckt sich Kölns ältester Zentralfriedhof 1529 wurden dort die beiden evangeli- Ferdinand Franz Wallraf entwarf darauf Melaten. Bereits in römischer Zeit wurde schen Märtyrer Peter Fliesteden und Adolf den Zentralfriedhof an der Aachener Stra- hier direkt an der Straße bestattet. Clarenbach wegen ihres Bekenntnisses zu ße nach dem Vorbild des Pariser Fried- An die Vorgeschichte des Ortes erin- Martin Luther als Ketzer hingerichtet. Als hofs Père Lachaise als Parkanlage. 1810 nert nicht nur der Name des Friedhofes Hexen verurteilte Frauen und Mädchen wurde der Friedhof eingeweiht und in (frz. malade=krank), sondern auch die Ka- wurden dort zu Beginn des 17. Jahrhun- den folgenden Jahrzehnten viermal erwei- pelle (St. Maria Magdalena und Lazarus) derts verbrannt. Die letzte Hinrichtung tert. Berühmt ist die »Millionenallee«, so des ehemaligen Leprosenasyls aus dem fand 1797 statt: Eine große Menschen- genannt nach den teuren und aufwändig Jahr 1245. Das Leprosenhaus, gegen Ende menge versammelte sich zur Hinrichtung gebauten Grabstätten, die sich reiche des 12. Jahrhunderts erstmals erwähnt, lag des Kirchenräubers Peter Eick am Galgen. Kölner Familien dort errichten ließen. Sie 1,6 Kilometer von der mittelalterlichen 1804 erließ Napoleon sein Kaiserli- ist bewusst parallel zum Verlauf der Via Stadtmauer entfernt. Hier lebten – von ches Dekret I über Begräbnisse. Die bis Belgica als prominente Ost-Westachse des der übrigen Bevölkerung isoliert – Men- dahin üblichen Bestattungen in und um Friedhofs angelegt. schen mit ansteckenden Krankheiten wie beispielsweise Aussatz (Lepra). Schräg gegenüber, an einer Straßen- gabelung, befand sich eine öffentliche Abb. links: Leprosenmännchen in der Tracht eines Aussätzigen. Am Eingang des Hospitals wird ein solches Männchen gestanden haben. Vorbeikommende sollten in den daneben stehenden Opferstock spenden. Kölnisches Stadtmuseum. Abb. mittig: Links der Straße die öffentliche Hinrichtungsstätte, der »Rabenstein« und rechts das Leprosenhaus. Plan des J.P. Queckenberg 1743. Abb. rechts: »Millionenallee« auf Melaten. 16 V I A B E L G I C A Römische Fernstraße nach Westen von Köln zur Atlantikküste
G Grabkammer Weiden Weiter geht’s schnurgerade die Aachener Straße entlang Richtung Militärring. Bei Hausnummer 561 befand sich seit 1721 eine Haltestelle für Postkutschen (Strecke Köln – Aachen); heute die Gaststätte »Marienbild«. Kurz danach kreuzen Schienen der denkmalgeschützten »Klüttenbahn« (KFBE Köln-Frechen-Benzelrather Eisen- bahn) die Straßentrasse, flankiert von Bahnwärterhäuschen aus den 1950er Jahren. Nach Überqueren des Alten Militärrings kommt man an einer modernen »mansio« (Raststation) mit Drive-In vorbei und erreicht die Abzweigung zur Wendelinstraße … 17
Wissenschaftszentrum E F G Sporthochschule Grabkammer Weiden Die VIA-Beschilderung an der Ecke Aa- chener Straße/Wendelinstraße weist den Weg zum zwei Kilometer entfernten Max- Planck-Institut für Züchtungsforschung, mitten im Äußeren Grüngürtel gelegen. In Lehrgarten und Wissenschaftsscheune lernen Besucher u. a. römische Getrei- desorten, Öl- und Gewürzpflanzen sowie Obstgehölze kennen. Rekonstruktionen von Landwirtschaftsmaschinen erlauben Einblicke in die agrartechnischen Errun- genschaften der Römerzeit. In den Versuchsflächen des Lehrgartens wurde 1989 ein römischer Gutshof (villa rustica) mit einem Badehaus und einem Brunnen entdeckt. Dieser landwirtschaft- liche Betrieb gehörte zu den zahlreichen Höfen, die rund um die CCAA für die Stadt Nahrungsmittel produzierten. Auf dem Rückweg zur Aachener Straße lohnt sich ein Abstecher in das »Ungers Archiv für Architekturwissenschaft« in der Abb. links: Römischer Gutshof Vogelsang. Belvederestraße 60. Das denkmalgeschütz- Ausgrabung des Badegebäudes. te Wohnhaus aus dem Jahr 1957 beherbergt Abb. mittig: Historisches Getreide. den Nachlass des international bekannten Abb. rechts: Blumenwiese mit Lehrgebäuden Architekten Oswald Matthias Ungers. des Max-Planck-Instituts im Hintergrund. 18 V I A B E L G I C A Römische Fernstraße nach Westen von Köln zur Atlantikküste
Weiter geht’s wieder auf die Aachener Straße schnurgeradeaus nach Müngersdorf zu Sporthochschule und RheinEnergieStadion … 19
Sporthochschule F G Grabkammer Weiden Das RheinEnergie-Stadion in Müngers- dorf – Heimatarena des 1. FC Köln – und die Deutsche Sporthochschule prägen das große Sportgelände beiderseits der Aachener Straße. Dieses Gelände entstand in den 1920er Jahren unter Oberbürger- meister Konrad Adenauer als Teil des Äußeren Grüngürtels. Das hier gelegene Fort V des preußischen Befestigungsgürtels (1870/90) war zur Zeit des Nationalsozia- lismus Sammellager für Juden aus Köln und Aachen. Fort V wurde 1962 abgerissen. 1926 stieß man beim Ausbau der Sport- anlagen im Bereich der Jahnwiese auf einen römischen Gutshof (villa rustica). Zu dem repräsentativen, luxuriös mit Wandmalerei- en und Marmor ausgestatteten Herrenhaus gehörten zahlreiche Wirtschaftsgebäude. Der im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründete Hof lag 750 Meter südlich der Via Belgica, rund fünf Kilometer vor den Stadtmauern. Über 300 Jahre sicherte der Agrarbetrieb den Wohlstand seiner Besitzer. Abb. links: Römischer Gutshof Müngersdorf. Ausgrabung Einzig der mächtige, kostspielige Sand- des Herrenhauses 1926. Der Archäologe Fritz Fremersdorf steinsarkophag aus dem 4. Jahrhundert und der Grabungstechniker Friedrich Springinsgut bei der n.Chr., der am Adenauer-Weiher auf der Dokumentation der Fußbodenheizung im Badetrakt. Jahnwiese aufgestellt ist, erinnert heute Abb. mittig: Modell des römischen Gutshofes. noch an die römische Vergangenheit Römisch-Germanisches Museum Köln. dieses Ortes. Abb. rechts: Sarkophag am Aachender Weiher. 2 0 V I A B E L G I C A Römische Fernstraße nach Westen von Köln zur Atlantikküste
Weiter geht’s über die fast futuristisch wirkende abgedeckelte A1 zum Römergrab in Weiden (Aachener Straße 1328). Übrigens: Kurz vor der Fuß- gängerbrücke (Rhein-Center) lohnt ein Abstecher zur anderen Straßenseite. Hier liegt etwas versteckt die Kirche St. Marien aus den 1920er Jahren in der Bunzlauer Straße, eine Station auf dem Kulturpfad Lindenthal … 21
Grabkammer Weiden G Das »Römergrab« in Köln-Weiden ist ein Schatzkästchen unter den Boden- Abb. links oben: Grabkammer Weiden, Porträtbüste denkmälern des Rheinlandes. Die aus einer jungen Frau, 2. Jahrhundert n. Chr. tonnenschweren Steinblöcken errichtete Abb. rechts: Grabkammer Weiden mit Marmor- und mit einer mächtigen Falltür verschlos- sarkophag des 3. Jahrhunderts n. Chr. sene unterirdische Grabkammer wurde 1843 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt. Sie liegt direkt an der römischen Fernstraße, rund neun Kilometer vor den Mauern des römischen Köln. Das Römergrab wurde 1844 vom Über der unterirdischen Grabanlage preußischen Staat gekauft. Den Schutzbau erhob sich ein repräsentativer Grabbau. entwarf der damalige Dombaumeister Dort stand ursprünglich der reich mit Ernst Friedrich Zwirner. Es ist das erste Figuren geschmückte, aus Rom impor- Bodendenkmal am Rhein, das konserviert tierte Marmorsarkophag, der heute in der und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht Grabkammer ausgestellt ist. Das Famili- worden ist. engrab war nicht die einzige Grabstätte an Die prächtig ausgestattete Grabkammer dieser Stelle. In seiner Nähe befanden sich aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist luxuriös weitere Bestattungen. als Speisezimmer eingerichtet. Wie für die Auf der gegenüber liegenden Seite der Ewigkeit bestehen Sofas und Sessel aus Via Belgica wurden Mauerreste eines Ge- kostbarem Marmor und Kalkstein. Die bäudes entdeckt. Es handelt sich vielleicht Grabstätte nutzte eine wohlhabende Fami- um eine mansio – eine Raststation an der lie über Generationen bis in das 4. Jahr- römischen Reichsstraße. Hier konnten hundert n. Chr. Vermutlich handelt es sich Reisende übernachten, essen und beim um die Besitzer eines großen und reichen Bad entspannen. Ställe und Werkstätten, Gutshofes (villa rustica) in der Umgebung. Schmiede und Stellmacher für die Wagen, Marmorbildnisse porträtieren verstorbene Tierärzte und -pfleger für die Zugtiere Mitglieder der Familie. standen den Gästen zur Verfügung. 2 2 V I A B E L G I C A Römische Fernstraße nach Westen von Köln zur Atlantikküste
Und jetzt sind es nur noch 250 römische Meilen bzw. 170 Leugen (375 km) bis zur Atlantikküste bei Boulogne-sur-Mer. Das schaffte der römische Fußgänger in zwei Wochen, mit dem Reisewagen dauerte es bequeme zehn Tage. 23
Die römische Fernstraße unter der Luxemburger Straße ist wie ihre Schwestern – die Via Belgica und die Limesstraße – nie aus dem Stadtbild Kölns verschwun- den. Der Verlauf der Agrippastraße wird heute erst ab dem modernen Verkehrs- knotenpunkt Barbarossaplatz erfahrbar. In römischer Zeit begann die Straße am südlichen Westtor der Stadtmauer (Mauritiussteinweg/Ecke Bobstraße). Von der Weyerstraße über den Weißhauspark bis zur Sülzburgstraße zog sich eine riesige Totenstadt mit über 1600 bisher nachgewiesenen Gräbern und Grabbauten. Viele enthielten kostbare Grabbeigaben: Prunkgläser, Luxusartikel aus Metall, Bernstein oder Gagat. Die meisten befinden sich heute im Römisch- Germanischen Museum Köln. Begleitet wurde die Straße bis Hürth vom Aquä- dukt der römischen Eifel-Wasserleitung. Bis heute ist die Agrippastraße eine pulsierende, laute, dicht befahrene Haupt- verkehrsachse geblieben. Straßenbahn und Individualverkehr profitieren von der breiten und geraden antiken Trasse. Amtsgericht A B C Bobstraße Universitätsstraße 24
Agrippa- straße Durch Raum und Zeit Weißhauspark Grüngürtel D E F Klettenbergpark 25
Bobstraße A B C Amtsgericht Universitätsstraße Die über 700 Kilometer lange Agrippa- Seit dem 12. Jahrhundert erhebt sich tete Kirche mit Benediktinerinnenkloster straße beginnt wie die Via Belgica im Wes- die Pfarrkirche St. Mauritius vor dem wurde im Zweiten Weltkrieg zum gro- ten der CCAA. Hier besaß der Stadtmau- südwestlichen Tor der römischen Stadt- ßen Teil zerstört und in moderner Form erzug drei monumental ausgebaute Tore. mauer – und der Verkehr führt um sie wieder aufgebaut. Ein Nebengebäude des Das südlichste davon war Startpunkt der herum. Der Legende nach war Mauritius barocken Klosters wurde im 19. Jahr- Fernstraße Richtung Trier. Die Agrippa- Anführer der Thebäischen Legion, zu der hundert »Die Wolkenburg« genannt. straße lief von dort nur ein kurzes Stück auch die christlichen Märtyrer Gereon, Es ist heute das Vereinshaus des Kölner geradeaus nach Westen und bog dann in Viktor, Cassius und Florentius gehörten. Männergesangs-vereins »Cäcilia Wolken- einem scharfen Winkel nach Südwesten Die im 18. Jahrhundert barock umgestal- burg« von 1842. ab: heute Mauritiussteinweg, Josef- Schwartz-Anlage, Huhnsgasse, Weyerstra- ße, Barbarossaplatz. Ab hier verläuft die heutige Luxemburger Straße bis Zülpich immer noch in weiten Abschnitten auf der Trasse der kurvenlos über Land führenden Römerstraße. In einiger Entfernung von der Stadt war die Agrippastraße über meh- rere Kilometer hinweg zu beiden Seiten von Friedhöfen gesäumt. Abb. links: Statue des thronenden Jupiter (1. Jahrhundert n. Chr.), gefunden im Bereich des südwestlichen Tores der rö- mischen Stadtmauer. Römisch-Germanisches Museum Köln. Abb. mittig: Die Kirche St. Mauritius auf dem Stadtplan von A. Mercator (zweite revidierte Auflage von 1642). Abb. rechts: Blick vom Barbarossaplatz in Richtung Luxemburger Straße. 2 6 AGR I P PASTRA E Römische Fernstraße nach Südwesten von Köln über Trier nach Lyon
D E F Weißhauspark Klettenbergpark Grüngürtel Weiter geht’s vorbei am »Kwartier Latäng« mit seinen zahlreichen Kneipen, Clubs und Büdchen auf die Luxemburger Straße in schnur- gerader Richtung stadtauswärts. Seit 1859 führt von hier eine Eisen- bahnstrecke zum Hauptbahnhof. Für diese Strecke wurde 1891 direkt an der Luxemburger Straße der Bahnhof Köln Süd errichtet … 27
Römische Gräber entlang der Agrippastraße Abb. links: Ausgrabung an der Luxemburger Straße 1898/99: zwei römische Grabbezirke mit steinernen Aschenkisten und mit dem Grabstein des Zimmermanns Titus Gesatius. Abb. rechts: Colonia 3D: Westliches Gräberfeld. Digitale Rekon- struktion (Detail). Die repräsentativen Grabstätten mit weithin sicht- baren pfeiler- und turmartigen Grabmonumenten konzentrierten sich auf die prominenten straßennahen Areale. Ähnlich sahen auch die Friedhöfe an der Via Belgica und an der Limesstraße aus. 2 8 AGR I P PASTRA E Römische Fernstraße nach Südwesten von Köln über Trier nach Lyon
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Amtsgericht B C D Universitätsstraße Weißhauspark Die Luxemburger Straße nimmt im heu- tigen Kölner Stadtgebiet den Verlauf der großen römischen Staatsstraße auf – von Köln zunächst nach Zülpich und dann weiter nach Trier. Vor den Toren des römischen Köln führte die bis zu 30 Me- ter breite Straße durch die Vorstadt mit Handwerksbetrieben wie Töpfereien und Leimsiedereien. Am Straßenrand in Höhe der Grein- straße wurde ein römischer Meilenstein gefunden. Meilensteine, zwei bis drei Meter hohe Steinpfeiler, sind in erster Linie Distanzmesser. Sie kennzeichnen aber auch die Straßen als Eigentum des Imperium Romanum, dienten als Herr- schaftssymbole Roms und als Instrumente kaiserlicher Propaganda. Die Inschrift auf dem Meilenstein von der Luxemburger Straße nennt die Ent- fernung bis nach Köln nicht in römischen Meilen (1 Meile = rund 1,5 Kilometer), sondern in gallischen Leugen (1 Leuga = Abb. links: Leugenstein von der 2,2 Kilometer). Die Leuga ist ein Wege- Luxemburger Straße (Abguss im maß, das in Gallien und Germanien ab Amtsgericht. Original im Römisch- dem 3. Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch Germanischen Museum Köln). war. Aufgestellt wurde der Stein in der Zeit Abb. rechts: Blick von der Fußgän- der Kaiser Constantius und Maximianus gerbrücke über die U-Bahn-Trasse (293-305 n. Chr.), wahrscheinlich als Zei- auf das Amtsgericht (links) und in chen der Erneuerung der Straßendecke. Richtung Universitätsstraße. 3 0 AGR I P PASTRA E Römische Fernstraße nach Südwesten von Köln über Trier nach Lyon
E F Klettenbergpark Grüngürtel 31
Universitätsstraße C Auch auf Höhe der Universitätsstraße muss man sich in römischer Zeit die Luxemburger Straße von Grabanlagen gesäumt vorstellen. Schräg gegenüber dem Amtsgericht erhebt sich heute an der nördlichen Seite der Kreuzung Universitätsstraße/Luxem- burger Straße das Uni-Center, eines der größten Wohnhäuser Europas. Das 1973 fertig gestellte Hochhaus bietet Platz für 1600 Bewohner, von denen die meisten Studenten sind. Abb.: Das Uni-Center, von der Luxemburger Straße aus gesehen. Weiter geht’s zum Weißhauspark stadtauswärts auf der linken Seite der Luxemburger Straße … 32 AGR I P PASTRA E Römische Fernstraße nach Südwesten von Köln über Trier nach Lyon
Weißhauspark D E F Klettenbergpark Grüngürtel In parkähnlicher Umgebung steht an der Luxemburger Straße 201 in Köln-Sülz das Weißhaus, die ehemalige Sommer- residenz der Äbte von St. Pantaleon. Das auf den Fundamenten eines mittelalterli- chen Vorgängerbaus im 17. Jahrhundert errichtete barocke Schlösschen ist von einem künstlich angelegten, vom Duf- fesbach gespeisten Weiher umgeben. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde das Herrenhaus im alten Stil wieder aufgebaut und befindet sich jetzt in Privatbesitz. Das Weißhaus gab dem bekannten Programm- Kino an der Luxemburger Straße den Namen, ebenso der vorher abzweigenden Weißhausstraße. Abb. rechts: Das durch die Parkbäume verdeckte Weißhaus-Schlösschen spiegelt sich im Wasser. Weiter geht’s zum Klettenbergpark, stadtauswärts auf der linken Seite der Luxemburger Straße … 33
Klettenbergpark E F Grüngürtel Der Klettenbergpark mit See, Blumenwie- Die Agrippastraße wurde auf heutigem Mauerkern eines Pfeilerstumpfs erhalten. se und Rosengarten liegt auf dem Gelände Kölner Stadtgebiet in einer Entfernung Er gehörte einst zu der Bogenreihe, die einer ehemaligen Kiesgrube und deshalb von durchschnittlich 200 Metern von der hier eine Talsenke überbrückte. deutlich tiefer als die vorbeiführende römischen Wasserleitung begleitet. Das Man bleibt am besten auf der Berren- Luxemburger Straße. Bei der Stadterwei- 95,4 Kilometer lange Aquädukt versorgte rather Straße, denn kurz nach Überqueren terung zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bewohner des römischen Köln täglich des Militärrings kommt auf der linken Sei- wurde der Park 1905 als rheinischer mit Millionen Liter frischem Quellwasser te der so genannte Schlammfang. Die Rö- Naturgarten angelegt. aus der Eifel. Parallel zur Luxemburger mer hatten hier in das letzte Teilstück der In diesem Bereich durchlief die römi- Straße, direkt auf der Trasse der Wasser- Wasserleitung vor Köln ein Absatzbecken sche Fernstraße das ländliche Vorfeld der leitung, verläuft heute die Berrenrather eingebaut, wo sich im Wasser enthaltene römischen Stadt. Zahlreiche landwirt- Straße. Dort ist vor Haus Nr. 436 noch der Schwebestoffe ablagern konnten. schaftliche Betriebe rechts und links der Straße sicherten die Grundversorgung der Bevölkerung. Der Fahrdamm der Agrippa- straße war – wie die anderen Fernstraßen der Region – kiesgepflastert und beidseitig von breiten unbefestigten Sandwegen gesäumt. Straßengräben sorgten für die Entwässerung. Abb. links: Der innere Kern eines Aquäduktpfeilers vor Haus Nr. 436, Berrenrather Straße. Abb. rechts: Innen- und Außenansicht des Schlammfangs an der Berrenrather Straße. 3 4 AGR I P PASTRA E Römische Fernstraße nach Südwesten von Köln über Trier nach Lyon
Weiter geht’s vom Schlammfang über den Duffesbach, dann durch den RheinEnergie Sportpark wieder zurück auf die römische Trasse der Luxemburger Straße … 35
Grüngürtel F Die Luxemburger Straße verläuft weiterhin dem Kölner Oberbürgermeister Konrad schnurgerade auf der römischen Fernstra- Adenauer auf dem Areal des äußeren preu- Abb. unten: Agrippastraße bei Erftstadt. ße mitten durch den Grüngürtel. ßischen Festungsrings angelegt. Abb. rechts: Luftbild mit dem Straßenverlauf Der Äußere Grüngürtel umschließt Die Schleifung der Festung Köln, der der Agrippastraße und dem Grüngürtel. das linksrheinische Stadtgebiet Kölns auf am stärksten befestigten Stadt im Westen der Westseite und dient der Metropole als des preußischen Staates, war im Versailler Naherholungsgebiet. Der Landschaftspark Vertrag von 1919 begründet. Die Nie- mit umfangreichem Wald- und Wiesen- derlegung der Verteidigungswerke schuf gürtel zeugt vom städtebaulichen Wandel Platz für Entwicklung und Wachstum der Kölns in der Zeit nach dem Ersten Welt- modernen Stadt. krieg. Er wurde in den 1920er Jahren unter Und wohin jetzt? Fernreise planen! Bis Trier sind es nur noch etwas mehr als 100 römische Meilen bzw. fast 80 Leugen (170 Kilometer). Nach Lyon 500 römische Meilen bzw. 340 Leugen (750 Kilometer). 3 6 AGR I P PASTRA E Römische Fernstraße nach Südwesten von Köln über Trier nach Lyon
B C D E F 37
Wahrscheinlich unter Nutzung eines vorrömischen Naturwe- ges entlang des Rheins wurde die Limesstraße bereits unter Augustus ausgebaut. Diese römische Fernstraße ist wie ihre Schwestern – die Via Belgica und die Agrippastraße – nie aus dem Stadtbild Kölns verschwunden. Optisch durchquert sie das antike Köln von Süd nach Nord, ist aber nach römi- schem Recht innerhalb der Stadt keine Reichsstraße mehr: Diesen innerstädtischen Straßenabschnitt nannten die Römer Cardo Maximus (heute Hohe Pforte, Hohe Straße, Wallraf- platz, Unter Fettenhennen). Außerhalb der römischen Stadt verläuft heute auf der Limesstraße im Süden die Bonner- und die Severinstraße, im Norden die Eigelstein- und die Neusser Straße (Niehler Straße). Zu allen Zeiten zog die Limesstraße Menschen und Siedlungen an sich. Bis heute ist sie eine pul- sierende, laute, dicht befahrene Hauptverkehrsachse geblie- ben. Straßenbahn und U-Bahn profitieren von der geradlini- gen antiken Trasse, markieren sie ober- und unterirdisch. 38
Limesstraße Durch Raum und Zeit Südlich Severinstorburg St. Georg/Waidmarkt A B C D Bonner Wall St. Severin Nördlich St. Ursula E F G Römisches Nordtor Eigelsteintorburg 39
Bonner Wall – südliche Limesstraße A B C Severinstorburg St. Severin Nicht nur die moderne Bonner Straße, Bei den archäologischen Untersuchungen auch die Streckenführung der neuen Stadt- zum Bau der Nord-Süd Stadtbahn konnten bahn entspricht ober- und unterirdisch auch die Reste der so genannten Friedens- dem Verlauf der antiken Fernstraße. torpassage aufgedeckt werden: Auf Höhe Unter dem Asphalt der Bonner Straße des Bonner Walls, rund acht Kilometer fanden die Archäologen die neuzeitlichen vor dem Stadtzentrum, führte Ende des und mittelalterlichen Straßenschichten – 19. Jahrhunderts die Bonner Straße durch und darunter das feste und stabile Kies- die preußische »Neue Umwallung«. Dieser pflaster der Limesstraße. Vom Frühmittelal- letzte große Verteidigungsgürtel wurde zwi- ter bis zum Beginn der Stein-Pflasterung im schen 1882 und 1890 angelegt, aber bereits 18. Jahrhundert erreichten die Anstrengun- 1911 wieder gesprengt. Die Friedenstor- gen, die Fernstraße intakt zu halten, nicht passagen sicherten die Bonner Straße wie mehr den römischen Standard. Tief gruben auch die übrigen großen Zugangsstraßen sich Wagen und Karren in die mit nur wenig innerhalb der Umwallung. Kies und viel Lehm befestigte Straßendecke ein. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts beklagt der Kölner Chronist Ernst Weyden, dass »…man in den Straßen weder gehen, noch reiten noch fahren könne.« Abb. links: Ende des 19. Jahrhunderts führte die Bonner Straße durch die Torpassage des Bonner Walls, einem Abschnitt der preußischen »Neuen Umwallung« (1882-1890). Abb. mittig: Tiefe Wagenspuren in den Straßenschichten der Bonner Straße (Spätmittelalter/Frühe Neuzeit). Abb. rechts: Die schnurgerade Bonner Straße von Süden gesehen, mit der Baustelle der Nord-Süd Stadtbahn (Höhe Schönhauser Straße). 4 0 LI M ESSTRA E Römische Fernstraße entlang des Rheins von den Alpen über Köln bis zur Nordsee
D St. Georg/Waidmarkt Weiter geht’s stadteinwärts bis zum Ende der Bonner Straße, dann über den Chlodwigplatz zur Severinstorburg … 41
Severinstorburg – südliche Limesstraße B C D St. Severin St. Georg/Waidmarkt Über mehrere Kilometer erstreckte sich und dem Eigelsteintor. Alle drei sind Das Severinstor ist heute meist Ausgangs- der südliche Friedhof des römischen Köln unmittelbar auf die römischen Fernstraßen punkt des Kölner Rosenmontagszuges, der beidseits der Bonner- und Severinstraße. bezogen, die im Mittelalter weiterhin in – wie könnte es anders sein – erst mal auf Fundamente und Architekturteile zeugen Gebrauch blieben. der Limesstraße zur Innenstadt zieht. von Grabgärten und Grabhäusern, von pfeiler- und turmartigen Grabmonumen- ten – wie auch dem 1965 am Chlodwig- platz aufgefundenen Grabmal des Legio- närs Lucius Poblicius (um 40 n. Chr.). Der fast 15 Meter hohe Grabbau ist heute im Römisch-Germanischen Museum wieder aufgebaut. Über 400 Gräber mit zum Teil reichen Beigaben wurden allein bei den archäologischen Ausgrabungen zum Bau der Nord-Süd Stadtbahn 2004 – 2010 im Bereich der Haltestelle Chlodwigplatz geborgen. Die Severinstorburg ist das südliche Haupttor der mittelalterlichen Stadtbe- festigung Kölns. Mit seinem mächtigen Einzelturm unterscheidet sich das Tor von den beiden anderen noch erhaltenen Doppelturm-Anlagen, dem Hahnentor Weiter geht’s durchs Severinstor in den Bereich der mittelalterlichen Stadt. Gleich hinter dem Durchgang links befindet sich ein kleiner Ab- schnitt der Stadtmauer entlang des Kartäuserwalls. Hier stehen Kirche und Gebäude des im 14. Jahrhundert gegründeten Kartäuser-Klosters. Und vom ersten Haus der Severinstraße herab begrüßt der Hl. Severin die Besucher seines Stadtviertels auf dem Weg zur Severinskirche … 42 LI M ESSTRA E Römische Fernstraße entlang des Rheins von den Alpen über Köln bis zur Nordsee
Abb. links: Chlodwigplatz, Glasurnen und Kalk- steinbehälter aus Gräbern des 2. Jahrhunderts n. Chr. Römisch-Germanisches Museum Köln. Abb. mittig: Severinstorburg. Abb. rechts: Grabmal des Lucius Poblicius im Römisch-Germanischen Museum Köln. 43
St. Severin – südliche Limesstraße C D St. Georg/Waidmarkt Die Pfarrkirche St. Severin ist nicht streng Seit dem 10. Jahrhundert entstand in nach Osten ausgerichtet. Grund dafür ist verschiedenen Bauphasen das heutige Er- ein spätantiker Grabbau, der nach römi- scheinungsbild der romanisch-gotischen scher Tradition frontal auf die vorbeifüh- Pfeilerbasilika St. Severin. rende Fernstraße blickte (heute Severin- Severinskirche, Severinstraße, Severins- straße). Alle späteren, über dem Gebäude viertel, Severinstorburg und Severinsbrü- errichteten Kirchenanlagen respektierten cke, sie alle befinden sich im Herzen der diese Orientierung. Südstadt und haben den Hl. Severin als Das konservierte Grabungsgelände unter Namenspatron. Severin lebte um 400 im der Kirche ist Teil des großen südlichen römischen Köln und ist der dritte nament- Friedhofs zu beiden Seiten der Römerstra- lich bekannte Bischof der Stadt. ße. Es vermittelt ein eindrucksvolles Bild der Bestattungsformen in römischer und fränkischer Zeit. Gräber, Sarkophage und Grabbauten sind hier an ihrem ursprüngli- chen Ort zu besichtigen. Abb. links: Gräberfeld unter St. Severin, in der Mitte der spätantike Grabbau. Abb. mittig: St. Severin, Glockenturm. Abb. rechts: Blick in die romanische Krypta. 4 4 LI M ESSTRA E Römische Fernstraße entlang des Rheins von den Alpen über Köln bis zur Nordsee
Weiter geht’s auf der traditionsreichen Severinsstraße. Sie ist geprägt durch klei- ne Läden und Kneipen und führt durch das »Vringsveedel« zur romanischen Kirche St. Georg am Waidmarkt, der einzig erhaltenen Säulenbasilika in Köln … 45
St. Georg/Waidmarkt – südliche Limesstraße D Die Limesstraße erreicht auf Höhe des heutigen Waidmarkts die Vorstadt des römischen Köln (suburbium). Diese Siedlung vor dem Südtor war bis zum späten 3. Jahrhundert n. Chr. durch Wohnhäuser und Werkstätten geprägt. Sie wurde aufgegeben, als germanische Stämme über den Rhein bis weit ins Reichsgebiet einfielen. In den Ruinen wurden in spätrömischer Zeit nur noch Gräber angelegt. Seit dem 11. Jahrhundert steht hier St.Georg buchstäblich im Weg. Die Kirche ragt in die Sichtachse der Römerstraße und war deshalb für Reisende und Pilger von weither sichtbar. Die Straße wurde an dieser Stelle zu einem Platz aufgeweitet, dem Waidmarkt. Der Name »Waidmarkt« geht auf die Waid-Pflanze zurück, die den Farbstoff zum Blaufärben von Textilien lieferte. Das zum Färben nötige fließende Wasser kam vom Blaubach, der heute unter der gleich- namigen Straße fließt. Unter Aufsicht zweier Marktmeister, die Gewicht und Abb. links: Aquarell aus dem Jahre 1795 von Benedikt Beckenkamp. Qualität überprüften, durfte die Färber- Der Waidmarkt. Blick nach Norden, im Vordergrund ein Lauf des Duffesbaches. Pflanze in Köln nur auf diesem Platz Abb. rechts: Anschnitt von Kiesschichten der römischen Fernstraße im Bereich des gehandelt werden. Waidmarkts. Ausgrabungen zur Nord-Süd Stadtbahn 2004. 4 6 LI M ESSTRA E Römische Fernstraße entlang des Rheins von den Alpen über Köln bis zur Nordsee
Weiter geht’s wenige Schritte zum Südtor des römischen Köln (Straße Hohe Pforte nach Überqueren der Straße Blaubach/Mühlenbach). Auf dem hier be- ginnenden innerstädtischen Cardo Maximus (heute Hohe Pforte/Hohe Straße) durchläuft man die gesamte Römerstadt und erreicht nach 1000 Metern auf geradem Weg das Nordtor (heute Domvorplatz) … 47
Römisches Nordtor – nördliche Limesstraße E F G St. Ursula Eigelsteintorburg Auf dem Domvorplatz steht, um wenige Maximus durchquert hatte. Im moder- Entlang der Limesstraße, unmittelbar Meter vom ursprünglichen Standort ver- nen Stadtbild markieren nach über 2000 vor der Stadtmauer, entwickelte sich im setzt, ein Nebendurchgang des römischen Jahren immer noch Trankgasse, Marzel- 1. Jahrhundert n. Chr. die nördliche Vor- Nordtores. In der Dom-Tiefgarage sind lenstraße und Eigelstein sowie im weiteren stadt mit Gewerbebetrieben, Wohn- und noch mächtige Torfundamente mit der Verlauf die Neusser Straße die gradlinige Geschäftshäusern. Sie hieß wahrscheinlich östlich angrenzenden Stadtmauer erhalten. Trasse der Römerstraße. Vicus Lucretius. Die über 30 Meter breite Toranlage mit den beiden quadratischen Türmen war vermutlich 25 Meter hoch. Wie ein Tunnel führte die gut elf Meter lange mittlere Durchfahrt durch das riesige Tor- gebäude. Sechs Meter Breite sorgten für einen reibungslosen Verkehr von Wagen, Transporten und Truppeneinheiten. Die schmalen Seitengänge waren für Fußgän- ger bestimmt. Der Steinbogen der mittleren Haupt- durchfahrt ist seit 1974 im Römisch-Ger- manischen Museum wieder aufgebaut. Am Nordtor nahm die Limesstraße ihren Lauf in Richtung Norden wieder auf, nachdem sie die römische Stadt als Cardo Abb. links: Nordtor der römischen Stadtmauer, Stadtseite, digitale Rekonstruktion. Abb. rechts: Originale Mauern vom markierten Seitendurchgang des römischen Nordtores. 4 8 LI M ESSTRA E Römische Fernstraße entlang des Rheins von den Alpen über Köln bis zur Nordsee
Weiter geht’s in gerader Richtung über die Marzellenstraße, vorbei an der Kirche St. Mariä Himmelfahrt. Nach der Bahn-Unterführung erreicht man das Viertel am »Eigelstein« … 49
St. Ursula – nördliche Limesstraße F G Eigelsteintorburg Eigelstein heißt die Straße, die heute noch tronin Kölns. Seit 1475 symbolisieren elf die Trasse der Limesstraße nach Norden Flammen im Wappen der Stadt die Heilige Abb. links: Der Eigelstein auf benutzt. Ab hier säumten in römischer und ihre Schar. dem Stadtplan von A. Mercator Zeit weitläufige Friedhöfe die Fernstraße. In der Kirche St. Ursula befindet sich (2. revidierte Auflage 1642). Ein monumentales Grabgebäude, das noch außer dem prächtigen Ursulaschrein die Abb. mittig: »Ursulabüste«, 14. Jahr- im 12. Jahrhundert aufrecht stand und im berühmte »Goldene Kammer«. Die hundert, Museum Schnütgen. Volksmund Eigelstein genannt wurde, gab Wände dort sind mit Ornamentbändern Abb. rechts: Blick vom Eigelstein auf der Straße, dem mittelalterlichen Stadttor aus unzähligen menschlichen Gebeinen die Ursulakirche. und dem ganzen Viertel diesen Namen. überzogen. Die so genannten Ursulabüs- Inmitten des römischen Friedhofareals ten, kostbar geschmückte Reliquienbehäl- westlich der Limesstraße wurde um 1135 ter, waren vom 13. bis 18. Jahrhundert weit die romanische Basilika St. Ursula errich- über Köln hinaus begehrt. tet. Die heute schon von weitem auffällige Turmhaube mit der goldenen Krone stammt jedoch aus dem Barock. Die Basilika erhebt sich über zahlreichen Vorgängerbauten: Ein um 400 entstande- nes Gebäude war einer Gruppe »heiliger Jungfrauen« gewidmet, die hier in Köln ihr Martyrium erlitten haben sollen. Beim Bau der mittelalterlichen Stadtbefesti- gungen wurden immer wieder zahlreiche antike Gräber entdeckt. Es entstand die Legende, dass es sich hierbei um die Grä- ber jener Jungfrauen handeln müsse, die mit der britannischen Prinzessin Ursula in Köln von den Hunnen erschlagen wurden. So wuchs ihre Anzahl auf wundersame 11.000. Die Hl. Ursula wurde zur Stadtpa- 50 LI M ESSTRA E Römische Fernstraße entlang des Rheins von den Alpen über Köln bis zur Nordsee
Weiter geht’s durchs traditionsreiche Eigelsteinviertel zur Torburg. Mit seinen Seitenstraßen und -gassen galt der Eigelstein als milieugeprägtes Vergnügungs- und Rotlichtquartier. Auch heute spürt man die Lebendigkeit des »Veedels« mit seinen Kneipen, Geschäften und seiner Kölsch-Brauerei. Ein Abstecher in die Weidengasse mit ihrem südländischen und orientalischen Flair lohnt sich … 51
Eigelsteintorburg – nördliche Limesstraße G Die Eigelsteintorburg ist die dritte der St. Agnes ist nach dem Dom die größte noch erhaltenen mittelalterlichen Torbur- Kirche Kölns. Der Bauunternehmer Peter gen Kölns. Sie blieb Ende des 19. Jahrhun- Joseph Roeckerath stiftete die Kiche zum derts vom Abriss der Stadtmauer ver- Andenken an seine verstorbene Frau schont und diente als Museumsgebäude. Agnes. Die Kirche (erbaut zwischen 1896 Seit 1891 schmückt die Stadtseite des und 1902) steht auf dem Neusser Platz, in Westturms der »Kölsche Boor«: Dieser der Sichtachse der Straße. Der helmlose Kölner Bauer steht nicht für den Bauern markante Kirchturm ist schon von weitem im Kölner Dreigestirn. Er steht auch nicht zu sehen. für die Kappesbauern des Eigelsteinvier- Krefelder und Neusser Wall erinnern tels in Mittelalter und Neuzeit, sondern an den inneren preußischen Festungs- ist Symbol der Reichstreue der Stadt. Die gürtel von 1881, den die Neusser Straße Figur wurde anlässlich des Besuchs von passiert. Unweit der Straße liegt das in den Kaiser Wilhelm II. aufgestellt, das Original Festungsring einbezogene Fort X von 1815 befindet sich heute im Kölner Rathaus. – heute Parkanlage mit dem stadtbekann- Gegenüber wird in der großen Nische des ten Rosengarten. Ostturms an den Untergang des Kriegs- schiffs S.M.S. Cöln vor Helgoland am 28. August 1914 erinnert. Schaut man von der Stadtseite durch Abb. links: St. Agnes. die Eigelsteintorburg, sieht man den Abb. rechts: Eigelsteintorburg. Ebertplatz und die schnurgerade verlau- fende Neusser Straße. Sie führt auf der Trasse der römischen Limesstraße an der Kirche St. Agnes vorbei in den Kölner Norden. 52 LI M ESSTRA E Römische Fernstraße entlang des Rheins von den Alpen über Köln bis zur Nordsee
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