KONJUNKTUR IN KÄRNTEN 2020 - EINE ERHEBUNG DER ARBEITERKAMMER - GERECHTIGKEIT MUSS SEIN
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Die Beobachtung der konjunkturellen Entwicklung und die Analyse der wirtschaftlichen Lage sind für die Arbeiterkammer Kärnten gerade in Zeiten einer historischen Wirtschaftskrise, ausgelöst durch die COVID-19-Pandemie, von immenser Bedeutung. Der Verlauf der Pandemie, aber auch die damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Schäden lassen weitere Rückschläge befürchten. Der massive Einbruch auf dem Arbeitsmarkt kann nur durch weitreichende wirtschaftspolitische Maßnahmen bewältigt werden. Es braucht vor allem eine von der Politik und den Sozialpartnern getragenen Offensive auf dem Arbeitsmarkt. 234 Betriebsrätinnen und Betriebsräte, die rund 52.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertreten, haben sich an der vorliegenden Umfrage beteiligt und Auskunft über Auftragslage, erwartete Neueinstellungen bzw. Personalabbau, Facharbeitermangel, Investitionen und Investitionsbereiche in ihren Betrieben gegeben. Die Auswertung erfolgte zusätzlich nach Wirtschaftsbranchen. Die Ergebnisse dieser Umfrage sind wichtige Gradmesser für die Wirtschaftsentwicklung in Kärnten und bilden eine Orientierungshilfe für wirtschaftspolitische Entscheidungen der Arbeiterkammer. Ich danke allen Betriebsrätinnen und Betriebsräten in den Betrieben für ihre Mitarbeit an der Konjunkturumfrage 2020. Die zurückgesandten Fragebögen bilden die Basis für die vorliegende Publikation. Günther Goach Präsident der Arbeiterkammer Kärnten
KONJUNKTUR IN KÄRNTEN 2020 EINE ERHEBUNG DER ARBEITERKAMMER JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH POLICIES – Institut für Wirtschafts-und Innovationsforschung
2 Allgemein Rahmenbedingungen Globale Konjunktur und wichtigste Partnerländer Nationale Entwicklung Historischer Einbruch der globalen Konjunktur im Zuge der Historische Rezession auch in Österreich COVID19-Pandemie Einschätzungen reichen von -6,7% bis -7,1% Zusätzliche Unsicherheiten - 2,6 % im 1. Quartal 2020 Möglichkeit weiterer Lockdowns -12,1% im 2. Quartal 2020 US-Wahlen Im dritten Quartal dürfte eine partielle Erholung Harter Brexit und Nordirland einsetzen (Konsumrückstau) Europäische Entwicklung Sommertourismus brachte ein kräftiges Minus, welches nur teilweise kompensiert werden konnte Euroraum -8,7% im Jahr 2020 und +6,1% im Jahr 2021 Außenhandel und Investitionstätigkeiten verhalten Trotz steigender Zahlen wird von einer starken Erholung im nächsten Jahr ausgegangen Kärntner Entwicklung Gutes Bundesländerergebnis im Sommertourismus, Dennoch wird es länger dauern, das ökonomische und trotz starken Rückgangs Beschäftigungsniveau vor COVID19 zu erreichen Wirtschaftsleistung wird 2020 um rd. 7,8% sinken
3 Gesundheits- und Wirtschaftspolitik Die Verzögerung der Ausbreitung führt zu einer tiefen Rezession Anzahl Verlauf ohne gesundheitspolitische Die Tiefe der Rezession und der sich daraus Fälle Maßnahmen ergebende Schock auf die regionale Wirtschaft, auf Beschäftigung, Arbeit, Arbeitslosigkeit und die Kapazitätsgrenze Gesundheitssystem Wirtschaftsleistung hängen dabei von verschiedenen Faktoren ab: Verlauf mit Maßnahmen Die Dauer und das Ausmaß der Maßnahmen sind entscheidend: Rezession ohne Je länger und restriktiver die gesundheitspolitischen Maßnahmen Maßnahmen sind, desto gravierender ist der Einbruch der heimischen Wirtschaft Reduktion der Fallzahlen wird mit einer tieferen Je schneller und treffsicherer wirtschaftspolitische Rezession erkauft Wert- Maßnahmen greifen, desto eher besteht die schöpfung Möglichkeit, die Tiefe der Rezession abzuschwächen Rezession setzt zeitverzögert ein
4 Systematische Betrachtung der Implikationen Dauer der Krise und mittel- bis langfristige Implikationen Ursprüngliche Hoffnung, dass sich die Wirtschaft bereits in diesem Jahr erholen wird, war eine Illusion Jetzt: wirtschaftspolitische Maßnahmen, um Abschwung abzuschwächen, auf einen möglichst baldigen Aufschwung hinarbeiten Tiefe Rezession ist nicht zu vermeiden, U-Type oder Double-Dip müssen verhindert werden Rasche Erholung Tiefe Rezession U-Type Rezession Double-Dip-Rezession
5 Beschäftigung und Arbeitsmarkt Zahl der Beschäftigten sinkt, Arbeitslosigkeit – trotz Kurzarbeit 110 24.000 108 22.000 21.879 21.339 106 106 107 20.960 105 20.000 19.768 19.738 104 19.466 102 102 18.000 17.678 17.664 101 17.503 16.788 16.469 100 100 100 16.000 15.874 98 14.000 96 13.177 12.000 Kurzarbeit 2020-09: 31.700 94 92 10.000 Gesamt Produktion Dienstleistungen Quelle: HVSV, Arbeitsmarktdatenbank des AMS und des BMASK; Bearbeitung JR-POLICIES; eigene Berechnungen und Darstellung JR-POLICIES
Arbeitslosigkeit 6 Gesamt, nach Alter und Langzeitarbeitslose Jugendarbeitslosigkeit sinkt weiter, Ältere und Langzeitarbeitslose sind die Verlierer der Krise! Arbeitslosenquote Arbeitslose nach Alter Langzeitarbeitslose 10,0 8.000 5.000 4.565 9,5 7.000 7.231 4.500 4.000 9,0 8,8 6.000 3.500 8,5 5.000 3.000 8,3 in % 8,0 4.000 2.500 2.525 7,9 7,5 3.000 2.000 2.040 7,0 1.500 2.000 1.782 1.000 6,5 1.000 500 6,0 0 0 Frauen Männer Insgesamt Arbeitslose Jugendliche Ältere Arbeitslose Frauen Männer Insgesamt Quelle: HVSV, Arbeitsmarktdatenbank des AMS und des BMASK; Bearbeitung JR-POLICIES; eigene Berechnungen und Darstellung JR-POLICIES
Die Befragung der Arbeiterkammer 7 Kärnten Stratifizierung Auswertung der Konjunkturerhebung 2020: Stratifizierung der Konjunkturumfrage 2020 234 Betriebsrätinnen und Betriebsräte 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 0,2% B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden n=2 0,4% Knapp 52.000 Beschäftigte C Herstellung von Waren n=70 16,9% 38,1% Kärnten 2019: 211.499 Beschäftigte D-E Energie- und Wasserversorg., Entsorgung u. Rückgewinnung n=5 1,7% 3,2% Rd. 25% der Beschäftigten wurden erreicht F Bauwesen n=13 7,7% 7,2% 15,3% Produzierender Bereich überrepräsentiert G Handel, Reparatur n=27 3,8% 6,4% … davon Lebensmittelhandel und Baumärkte n=13 1,9% Schwankungsbreite zwischen 0,5% und 8,9% … restl. Handel n=14 8,9% 1,9% Gute Abdeckung mit kritischen Ausnahmen: H Verkehr und Lagerei n=17 4,9% 7,8% Handel und Reparatur 6,9% I Beherbergung und Gastronomie n=3 Größte Betroffenheit nicht abgebildet 0,2% 1,4% Beherbergung und Gastronomie J Information und Kommunikation n=3 1,0% 3,1% K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen n=19 Kleinst- und Kleinbetriebe 7,3% 10,8% L-N Wirtschaftsdienste n=12 3,6% Hauptproblem: Die am stärksten von der COVID19-Pandemie O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw., Gesundheits- u. Sozialw. n=48 27,7% betroffene Branche konnte nicht erreicht werden 24,8% 3,2% Anteil an den Aktivbeschäftigten R-U Sonstige Dienstleistungen n=15 Anteil an der Befragung 2,4%
8 Konjunkturbarometer inklusive Stratifizierung Erwartete Auftragslage bricht im Zuge der Pandemie erheblich ein: Das Stimmungsbild der Kärntner Betriebsräte verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich. Die Krise trifft alle Wirtschaftsbereiche. Lediglich der Lebensmittelhandel sowie Baumärkte verzeichneten ein Verbesserung der Auftragslage. Der Tourismus, die Gastronomie und teilweise der Handel sind besonders betroffen, aus diesen Branchen fehlt jedoch ein hinreichend repräsentativer Rücklauf. Der Konjunkturbarometer der AK-Kärnten dürfte die Krise tendenziell unterschätzen! Beurteilung der Auftragslage -120,0 -100,0 -80,0 -60,0 -40,0 -20,0 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 25,0 -100,0 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 20,0 20 -51,4 C Herstellung von Waren 15,0 -20,0 D-E Energie- und Wasserversorg., Entsorgung u.… 13 10,0 10 -15,4 F Bauwesen 7 11,1 G Handel, Reparatur 5,0 5 5 53,8 … davon Lebensmittelhandel und Baumärkte 0,0 0 -28,6 … restl. Handel -5,0 -4 -17,6 H Verkehr und Lagerei -10,0 0,0 I Beherbergung und Gastronomie -15,0 -16 -66,7 J Information und Kommunikation -20,0 -19 -20 0,0 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen -24 -25,0 L-N Wirtschaftsdienste -25,0 -18,8 O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw., Gesundheits-… -30,0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 -33,3 R-U Sonstige Dienstleistungen
9 Beherbergung und Gastronomie Stärkste Betroffenheit während des Lockdowns und massive Unsicherheit über die weitere Entwicklung Trotz einer leichten Erholung im Sommer kommt es zu einem deutlichen Nächtigungsrückgang in der Sommersaison. Die Aussichten sind weiterhin klar negativ. Fokus Sommertourismus Fokus Wintertourismus COVID-Maßnahmen mit Effekten auf Angebots- und Nachfrageseite („doppelt betroffen“) Wien Angebotsseite Schließung während des gesamten Lockdowns, Zusatzeinkommen durch Lieferung von Vorarlberg Speisen kompensiert Einkommensverluste trotz Anstiegs nicht in ausreichendem Ausmaß Tirol Abstandsregelungen verringern die Kapazitäten auch nach Ende des Lockdowns Nachfrageseite Steiermark Unklarheit über Öffnung des Tourismus im Winter Salzburg Angst und finanzielle Engpässe lassen den Konsum auch nach dem Lockdown hinter den Erwartungen zurückbleiben Oberösterreich Anstieg heimischer Touristen kompensierte die Entwicklungen im August, jedoch nicht für die Niederösterreich ganze Saison (Mai bis August Übernachtungen -14,7% im Vergleich zum Vorjahr AUT: -33,0%) Betroffenheit der Branche sehr hoch Kärnten Kündigungen und Kurzarbeit sowie ein vorzeitiges Ende der Wintersaison 19/20 Burgenland Konsum leidet unter den Entwicklungen in allen Branchen -100% -50% 0% 50% Quelle: JR-POLICIES; Eigene Berechnungen
10 Tourismusentwicklung Sommersaison Sommersaison 2019 Mai bis August 2020 Umsätze, nominell Übernachtungen … aus dem Inland … aus dem Ausland Umsätze, nominell Übernachtungen … aus dem Inland … aus dem Ausland Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent Österreich +7,3 +2,9 +2,0 +3,3 -31,7 -33,0 -7,4 -43,4 Wien +10,0 +5,3 +3,5 +5,7 -81,1 -81,8 -61,5 -85,6 Niederösterreich +7,1 +4,2 +4,4 +4,0 -39,2 -39,9 -26,0 -62,4 Burgenland +5,4 +2,9 +2,1 +5,0 -18,4 -19,4 -8,3 -48,9 Steiermark +6,3 +3,0 -0,3 +5,3 -17,4 -18,2 -3,9 -38,4 Kärnten +4,9 +0,8 +1,7 +0,2 -13,7 -14,7 +16,6 -35,1 Oberösterreich +7,0 +4,8 +3,2 +6,7 -31,3 -32,4 -17,4 -48,0 Salzburg +8,0 +3,3 +1,2 +4,0 -32,0 -32,8 -0,6 -42,2 Tirol +6,1 +1,6 +1,5 +1,9 -27,8 -29,1 -0,4 -32,3 Vorarlberg +9,4 +3,7 -1,3 +4,5 -23,6 -24,8 -6,7 -27,5 Quelle: OeNB, Statistik Austria, WIFO-Berechnungen, eigene Darstellung JR-POLICIES
11 Geplanter Personalaufbau und -abbau Weiterhin starke Arbeitsmarktdynamik im Auf- und Abbau: Trotz der COVID19-Pandemie und der einschneidenden Effekte auf den Arbeitsmarkt planen viele Unternehmen Personal aufzubauen, der gleichzeitige geplante Abbau von Stellen deutet auf eine Beschleunigung des strukturellen Wandels hin Weiterhin eine starke Dynamik am Arbeitsmarkt: Es wird weiterhin (spezifisches) Personal gesucht. Geplante Einstellungen vs. Personalabbau 2020 Personalaufbau und Personalabbau im Zeitverlauf 0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0% 23 2020 50,0% 45 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und… 50,0% 22 35,7% 2019 C Herstellung von Waren 13,2% 57 60,0% 14 D-E Energie- und Wasserversorg., Entsorgung… 0,0% 2018 52 F Bauwesen 41,7% 30,8% 17 2017 29,6% 51 G Handel, Reparatur 17,4% 19 46,2% 2016 … davon Lebensmittelhandel und Baumärkte 45 9,1% 14,3% 23 … restl. Handel 2015 25,0% 38 H Verkehr und Lagerei 35,3% 41,2% 18 2014 38 I Beherbergung und Gastronomie 33,3% 100,0% 21 100,0% 2013 J Information und Kommunikation 30 0,0% 63,2% 24 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 2012 22,2% 31 L-N Wirtschaftsdienste 33,3% 28 16,7% 2011 37 O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw.,… 62,5% Personalaufbau 31,3% 22 2010 R-U Sonstige Dienstleistungen 46,7% Personalabbau 38 Personalabbau 13,3% 23 GESAMT 45,1% 2009 Personalaufbau 22,5% 29 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0
12 Fachkräftemangel und unbesetzte Stellen Der Mangel an Fachkräften bleibt ein strukturelles Problem: Rund ein Drittel aller Befragten gibt an, offene Stellen nicht besetzen zu können. 47% der Respondenten geben an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein: Dies ist der zweithöchste Wert seit 2009! Unbesetzte Stellen und Fachkräftemangel 2019/2020 Fachkräftemangel 0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0% 2020 47 55,9% C Herstellung von Waren 26,1% 2019 48 D-E Energie- und Wasserversorg., Entsorgung 40,0% u. Rückgewinnung 20,0% 2018 46 61,5% F Bauwesen 46,2% 2017 39 53,8% G Handel, Reparatur 40,0% 2016 31 41,2% H Verkehr und Lagerei 23,5% 2015 25 100,0% I Beherbergung und Gastronomie 66,7% 0,0% 2014 27 J Information und Kommunikation 66,7% 37,5% 2013 30 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 22,2% 41,7% 2012 30 L-N Wirtschaftsdienste 18,2% O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw., 37,5% 2011 33 Gesundheits- u. Sozialw. 31,9% Fachkräftemangel 46,7% 2010 31 R-U Sonstige Dienstleistungen 40,0% unbesetzte Stellen 47,4% 2009 30 GESAMT 30,7% 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0
13 Lehrlingsausbildung Die Bereitschaft der Betriebe zur Ausbildung von Lehrlingen blieb weiterhin unverändert: Bei der Lehrlingsausbildung sind besonders große Betriebe sowie die Bereiche Herstellung von Waren, Handel und Reparatur, dieEnergie- und Wasserversorgung, Verkehr sowie das Bauwesen aktiv. Die konjunkturelle Lage scheint die Lehrlingsausbildung kaum zu beeinträchtigen. Nur 11% der Betriebsräte rechnen mit Auswirkungen – im Bauwesen sind es immerhin 23%. Obwohl die Bereitschaft auszubilden vorhanden ist, dürften die Kapazitäten sehr wohl beeinträchtigt sein: Die Zahl der Lehrstellensuchenden übertrifft die Anzahl an offenen Lehrstellen seit März erheblich, der September brachte eine erste Erleichterung. 0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0% Lehrstellensuchende vs. offene Lehrstellen (jeweils sofort verfügbar) 452 B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 50,0% 2020-09 577 C Herstellung von Waren 79,7% 665 2020-08 D-E Energie- und Wasserversorg., Entsorgung u. 513 80,0% Rückgewinnung 811 2020-07 F Bauwesen 69,2% 485 487 G Handel, Reparatur 76,9% 2020-06 351 H Verkehr und Lagerei 70,6% 593 2020-05 328 I Beherbergung und Gastronomie 66,7% 603 2020-04 J Information und Kommunikation 33,3% 317 K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 519 50,0% 2020-03 381 L-N Wirtschaftsdienste 25,0% 452 2020-02 O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw., 556 Lehrstellensuchende 43,8% Gesundheits- u. Sozialw. 489 offene Lehrstellen 2020-01 R-U Sonstige Dienstleistungen 26,7% 447 GESAMT 61,0% 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
14 Geplanter Personalabbau Das Instrument der Kurzarbeit konnte dabei helfen, Arbeitsplätze zu erhalten In nahezu allen Branchen konnte Kurzarbeit helfen, den Abbau von Arbeitsplätzen zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Konnte Kurzarbeit helfen Arbeitsplätze zu halten? 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0% 100,0% B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 0,0% 75,0% C Herstellung von Waren 25,0% 0,0% D-E Energie- und Wasserversorg., Entsorgung u. Rückgewinnung 100,0% 84,6% F Bauwesen 15,4% 91,3% G Handel, Reparatur 8,7% 66,7% H Verkehr und Lagerei 33,3% 66,7% I Beherbergung und Gastronomie 33,3% 100,0% J Information und Kommunikation 0,0% 10,0% K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 90,0% 77,8% L-N Wirtschaftsdienste 22,2% 37,1% O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw., Gesundheits- u. Sozialw. 62,9% 75,0% R-U Sonstige Dienstleistungen 25,0% ja nein 65,6% GESAMT 34,4%
15 Investitionen Das Instrument der Kurzarbeit konnte dabei helfen, Arbeitsplätze zu erhalten Die Investitionserwartungen gehen zurück, ein Einbruch ist jedoch nicht in Sicht. Nur rund ein Viertel der Betriebsräte gibt an, dass geplante Investitionen durch die COVID19-Krise beeinträchtigt wurden. Investitionsaktivitäten 2020 67 2019 73 2018 74 2017 71 2016 72 2015 66 2014 71 2013 60 2012 68 2011 67 2010 65 2009 60 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0
16 Investitionsaktivitäten Am stärksten beeinträchtigt sind die Vorhaben im produzierenden Bereich sowie im Bereich Beherbergung und Gastronomie. Investitionsaktivitäten vs. Reduktion geplanter Investitionen im Zuge von COVID19 Investitionen in bauliche Maßnahmen und 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0% 0,0% Maschinen rückläufig B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 100,0% C Herstellung von Waren 39,1% 71,0% Generell sind die Investitionstätigkeiten über alle D-E Energie- und Wasserversorg., Entsorgung u. 40,0% Kategorien rückläufig. Bauliche Investitionen Rückgewinnung 100,0% F Bauwesen 38,5% (51% der Befragten) und Maschinen und Anlagen 38,5% G Handel, Reparatur 15,4% (37%) sind weiterhin am relevantesten, gefolgt 60,0% H Verkehr und Lagerei 17,6% von Investitionen in den Umweltschutz (21%) 70,6% I Beherbergung und Gastronomie 33,3% und Investitionen in Forschung und Entwicklung 100,0% J Information und Kommunikation 0,0% (10%) 66,7% K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 10,5% 63,2% Eine Verminderung oder Verspätung von L-N Wirtschaftsdienste 16,7% 58,3% Investitionsvorhaben trifft die Kategorien O-Q Öffent. Verwaltung, Unterrichtsw., Gesundheits- u. Sozialw. 21,7% 68,8% Reduktion geplanter Investitionen in Maschinen und Anlagen, Investitionen R-U Sonstige Dienstleistungen 20,0% 66,7% Investitionsaktivitä ten bauliche Maßnahmen sowie F&E-Investitionen in GESAMT 25,7% 67,1% ähnlichem Ausmaß
17 Implikationen Kärnten erlebt eine „historische“ Rezession, nahezu alle Bereiche der Wirtschaft sind (negativ) betroffen Die Gastronomie und das Beherbergungswesen (Tourismus) sind am stärksten betroffen. Eine substantielle Erholung ist derzeit nicht in Sicht: Es wird noch zu deutlichen strukturellen Veränderungen kommen Im Handel ist eine heterogene Entwicklung zu beobachten – Baumärkte und Lebensmitteleinzelhandel entwickeln sich positiv Die Krise hat deutliche Implikationen auf Investitionen und den Arbeitsmarkt, aber konjunkturelle Maßnahmen konnten Gegenimpulse setzen. Einige Entwicklungen wurden jedoch nur aufgeschoben Zahlreiche Faktoren bestimmen die Entwicklungen des restlichen und des kommenden Jahres: Eine mögliche Insolvenzwelle (hier sind insbesondere kleine und mittlere Unternehmen und der gesamte Tourismus betroffen) könnte eintreten Ein erneuter Lockdown beziehungsweise eine weitere Verschärfung von gesundheitspolitischen Maßnahmen können nicht mehr ausgeschlossen werden. In diesem Fall wird der für 2021 erwartete Aufschwung deutlich später einsetzen und maßgeblich an Schwung verlieren Die internationale Konjunktur trübt sich nach einer sommerlichen Erholungsphase wieder ein, hier bleibt abzuwarten, wie sich die Rahmenbedingungen verändern
18 Handlungsfelder (1) Die Krise beschleunigt den strukturellen Wandel, der digitale Wandel der Kärntner Wirtschafts- und Arbeitswelt wird deutlich beschleunigt: Mittelfristig wird es zu einem Abbau von Arbeitsplätzen kommen, gleichzeitig werden neue Stellen geschaffen. Der bereits vor der Krise bestehende Mismatch am Arbeitsmarkt wird sich weiter ausweiten: Die Anforderungen an die Beschäftigten ändern sich rasant: Bereits in der Krise werden gut ausgebildete (junge) Fachkräfte weiterhin gesucht. Personalaufbau wird immer noch in allen Bereichen der Kärntner Wirtschaft angestrebt: Der Fachkräftemangel besteht weiterhin: Aufgrund des demografischen Wandels, aber auch wegen der anhaltend hohen Zahl von Personen in Kurzarbeit wird sich dies in absehbarer Zeit kaum ändern. Ältere, Langzeitarbeitslose und Niedrigqualifizierte sind doppelt betroffen – vom strukturellen Wandel und von der konjunkturellen Lage. Die Ergebnisse deuten 1. auf einen generellen Arbeitskräftemangel hin, der sich mit der demografischen Entwicklung verschärfen wird 2. auf ein strukturelles Problem am Kärntner Arbeitsmarkt hin (zunehmender Mismatch)
19 Handlungsfelder (2) Das zentrale Handlungsfeld bleibt bestehen: Der demografische Wandel und die Aktivierung der vorhandenen, noch brachliegenden Erwerbspotenziale (Upgrading der Qualifikationsstruktur) Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist am externen Arbeitsmarkt allein nicht zu decken – Höher- und Umqualifizierung erforderlich Maßnahmen setzen solange Personen in Beschäftigung beziehungsweise in Kurzarbeit sind Spezielle Maßnahmen für „Verlierer“ am Arbeitsmarkt „Problemgruppen“ unterstützen und (wieder) in den Arbeitsmarkt integrieren; aber signifikant niedrigere Teilnahme von Geringqualifizierten – Problem der Erreichbarkeit bei gefährdeten Personen Angebote an Arbeitslose und für Gefährdete gemeinsam mit Unternehmen entwickeln (mit Betriebsräten) Individuelle Beratung (Lebenslanges Lernen) für alle Zielgruppen Neue innovative Maßnahmen entwickeln und den Mut aufbringen, diese auch auszuprobieren
20 Handlungsfelder (3) Maßnahmen zur Steigerung der Liquidität der Unternehmen müssen gesetzt werden um die Resilienz zu erhöhen und um die Eigenkapitalausstattung der Kärntner Unternehmen zu verbessern Es ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit trotz Kurzarbeit deutlich steigen wird. Zudem werden arbeitslose Personen deutlich länger in der Erwerbslosigkeit verharren Langzeitarbeitslosigkeit wird immer problematischer, zumal es österreichweit nicht gelungen ist, die Zahl der Langzeitarbeitslosen in der Hochkonjunktur maßgeblich zu reduzieren Eine Reihe von Insolvenzen kann die Situation am Arbeitsmarkt noch weiter verschärfen. Das Handlungsfeld „Infrastruktur und Erreichbarkeit“ gewinnt an Relevanz Erreichbarkeit und Mobilität fördern … der Zentralraum wächst, strukturellen Schwächen in der Peripherie kann über eine Verbesserung der öffentlichen Erreichbarkeitsverhältnisse entgegengewirkt werden Ausbau öffentlicher Verkehr (regionale und interregionale Erreichbarkeiten verbessern) Breitbandinfrastruktur ausbauen
Arbeiterkammer Kärnten 050 477 Arbeits- und Sozialrecht 050 477-1000 Konsumentenschutz 050 477-2000 Steuerrecht 050 477-3000 Förderungen 050 477-4000 Bibliotheken 050 477-5000 Gesundheit und Pflege 050 477-8000 IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: arbeiterkammer@akktn.at Kammer für Arbeiter und Angestellt für Kärnten, kaernten.arbeiterkammer.at Bahnhofplatz 3, 9021 Klagenfurt am Wörthersee AutorInnen: Erich Kirschner, Beate Friedl, Nicholas Katz Fotos: adobestock-littlewolf Auflage: November 2020
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