August 2019 - Graubündner Kantonalbank

 
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August 2019
August 2019 - Graubündner Kantonalbank
 Befürchtungen um Währungskrieg

   Anleihen: Renditen im freien Fall
   Aktien: Zwischen Wachstumssorgen und Zinsfantasien
   Immobilien: Weiter im Höhenflug
   Währungen: Starker Arbeitsmarktbericht beflügelt

 Handelskonflikt sorgt für Unsicherheit
 Notenbanken stützen - zu jedem Preis
August 2019 - Graubündner Kantonalbank
   Es dauerte nicht lange bis US-Präsident Donald Trump nach
                                                  der Ankündigung der Zinssenkung um 25 Basispunkte durch
                                                  die US-Notenbank Fed den Handelskonflikt neu lancierte.

                                                 US-Präsident Donald Trump twitterte die Einführung von
                                                  Strafzöllen gegen chinesische Waren über USD 300 Mrd. per 1.
                                                  September. Ausschlaggebend sei, dass die Chinesen ihre Zusage
                                                  betreffend Einkäufen von Agrarprodukten nicht eingehalten
                                                  hätten – die Handelsgespräche sollen aber weitergeführt werden.
                                                 Als Reaktion auf die neuerlichen Zölle hat die chinesische
                                                  Währung abgewertet. Erstmals seit zehn Jahren kostete ein USD
                                                  wieder mehr als 7 Yuan, worin die USA eine absichtliche
                                                  Abwertung sehen, um die Zölle abzufedern. Eine Eskalation an

Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg
                                                  der Währungsfront würde eine Einigung im Handelskonflikt
                                                  weiter hinauszögern.

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24%

      20%

      16%

      12%

       8%

       4%

       0%

      -4%

                                              * Währungsrisiken abgesichert

Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg
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 PMI Manufacturing verharrt unter Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
     Weltweite Unsicherheiten belasten.
     Arbeitslosenrate sinkt im Juni auf ein neues Tief.
     Industriesektor schwächt sich weiter ab.
     Wirtschaftsvertrauen fällt deutlich stärker als erwartet.
     EZB ab September wohl mit expansiverer Geldpolitik.
     Trotz Verlangsamung weiterhin robustes BIP-Wachstum.
     Erneute Unsicherheiten rund um Handelskonflikt belasten.
     US-Notenbank (Fed) senkt Zinsen um 25 Basispunkte.
     Staatliche chinesische Stimulierungen zeigen erste Erfolge.
     Globaler Handel und Industriekonjunktur schwächen sich ab.
     Ausblick auf zahmere US-Geldpolitik sollte Schwellenländer stützen.

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-   Woche für Woche fielen die Schweizer Zinsen auf neue
                                                  Allzeittiefststände. Die Renditen für 10-jährige Schweizer
                                                  Staatsanleihen notieren zur Zeit bei -0.89% und die der
                                                  Deutschen Bunds bei -0.53%. Die expansive Geldpolitik der
                                                  Zentralbanken sowie Anspannungen auf dem politischen
                                                  Parket setzten die Renditen unter Druck.

                                              -   Die US-Notenbank Fed hat erstmals nach über zehn Jahren die
                                                  Zinsen gesenkt. Wegen des abnehmenden Wirtschafts-
                                                  wachstums, der anhaltenden Unsicherheiten im Handelsstreit
                                                  mit China und der weiterhin zu tiefen Inflation drehten die
                                                  Währungshüter an der Zinsschraube.

                                              -   Auch die europäische Zentralbank äusserte sich zuletzt wieder
                                                  expansiver und öffnete damit die Tür für weitere stimulierende
                                                  Massnahmen.
Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg

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   Bis Ende Juli engten sich die Kreditaufschläge von Unter-
                                                  nehmensanleihen weiter ein. Die erneute Eskalation des
                                                  Handelsstreits zwischen den USA und China lies die Aufschläge
                                                  Anfang August wieder sprunghaft ansteigen.

                                                 Der deutliche Zinsrückgang verhalf den Unternehmensanleihen
                                                  zu einer positiven Performance im letzten Monat.

                                                 Leicht unter Druck kamen Hochzinsanleihen, welche sich leicht
                                                  negativ entwickelten.

Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg

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Zinsen von Staatsanleihen                                          Kreditmarkt (Credit Spreads)
                               aktuell (orange), Median (grau), 10-Jahres-Spanne (blau)

                                                                  USA

                                                                  Europa

                                                                  Schweiz

                                                                  tiefe Bewertung                 hohe Bewertung

    Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg
                                                                         Erklärung:
    8
   Die globalen Aktienmärkte (+0.50%) haben sich im Juli nicht von
                                                  der Stelle bewegt. Während die Monatsrenditen in der Schweiz
                                                  (+0.70%) und der Eurozone (+0.15%) knapp positiv ausfielen,
                                                  erreichte der US-Aktienindex S&P 500 (+1.45%) im Juli
                                                  wiederum neue Rekordstände.

                                                 Die Wiederaufnahme der Handelsgespräche sowie angedeutete
                                                  geldpolitische Lockerungsschritte der Notenbanken sorgten
                                                  zunächst für eine freundliche Stimmung. Ende Monat schalteten
                                                  die Aktienmärkte allerdings einen Gang zurück. Ankündigungen
                                                  neuer Strafzölle gegen China führten zu Gewinnmitnahmen.

                                                 Anleger sind derzeit hin- und hergerissen zwischen Wachstums-
                                                  sorgen und der damit verbundenen negativen Auswirkungen auf
                                                  die Unternehmensgewinne und Zinsfantasien. Die Unterneh-
                                                  mensergebnisse präsentieren sich weiter robust und das Markt-
Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg       umfeld für Aktien bleibt konstruktiv. Wir erhöhen die Aktien-
9                                                 quote auf ein defensives «Übergewicht».
Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg
Da die Gewinnmargen während Konjunkturzyklen stark schwanken, eignet sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis historischer oder erwarteter Gewinne nur bedingt als
Bewertungs-Kennzahl. Der Fair Value eines Indizes hingegen wird auf Basis geglätteter (normalisierter) Gewinne mehrerer Jahre und dem durchschnittlichen KGV ermittelt. Diese
Methodik berücksichtigt die Zyklizität der Gewinnmargen. Je weiter der Fair Value und das aktuelle KGV auseinander liegen, desto grösser ist das Ausmass der Fehlbewertung.
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   Die äusseren Einflüsse spielen den Immobilien (weiterhin) in
                                                  die Hände. Die Fed hat die Zinsen an der letzten Sitzung um 25
                                                  Basispunkte gesenkt und setzt die Kürzung der Bilanz vorerst
                                                  aus. Zudem drückt der erneute Sino-USA Handelskonflikt die
                                                  Stimmung der Marktteilnehmer.
                                                 Die trüberen Aussichten lässt die Anleger in sichere Anlagen
                                                  investieren. Das verhilft den Immobilien zu höheren Kursen.
                                                  Die wieder zurückgekommenen Renditen bei den Staats-
                                                  anleihen lassen das Immobiliensegment attraktiver erscheinen.

                                                 Mit zunehmendem Angebot im wohn- und kommerziellen
                                                  Bereich ist die Objektlage wichtiger denn je. Statistiken zeigen
                                                  dabei, dass Immobilien an guten Lagen eine wesentliche tiefere
                                                  Leerstandquote aufweisen.

                                                 Auch wenn Vieles für Immobilien spricht, darf nicht vergessen
Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg
                                                  werden, dass die Bewertungen weiterhin stattlich sind.
11
   Letztes Mal stand der Konflikt USA-Iran im Vordergrund und
                                                  hat dem schwarzen Gold Auftrieb gegeben. Diesmal ging es in
                                                  die andere Richtung – die Zuspitzung im Handelskonflikt
                                                  zwischen China und den USA hatte massgeblichen Einfluss auf
                                                  den Rohölpreis.
                                                 Wenn die beiden grössten Wirtschaften - die rund ein Drittel der
                                                  Ölnachfrage ausmachen - sich mit Zöllen überziehen und damit
                                                  das Wachstum verlangsamen, hat dies einen bedeutenden Ein-
                                                  fluss auf die Nachfrage. Unter den Anlegern sind Befürch-
                                                  tungen im Markt, dass das Angebot die Nachfrage übersteigt,
                                                  was die Preise sinken liess.

                                                 Weder ein erneuter Abbau der Lagerölvorräte in den USA, noch
                                                  die erneute Festsetzung eines Öltankers durch den Iran, konnten
                                                  dem Ölpreis zu höheren Notierungen verhelfen.
Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg

12
   Gold klettert unermüdlich weiter. Inzwischen ist das Edelmetall
                                                  bei USD 1’480 pro Unze angelangt; was wiederum der höchste
                                                  Stand seit über 6 Jahren ist. Seit Wochen gelingt es dem Gold
                                                  wichtige Marken zu durchbrechen und neue Hochs zu
                                                  erreichen.
                                                 Gold wurde wieder als sicherer Hafen entdeckt. Es herrschen
                                                  immer noch Wirren in der Golfregion und scheinbar
                                                  ausgehandelte «Waffenstillstände» im Handelskrieg halten nicht
                                                  lange – damit kehrt die Risikoaversion an den Märkten zurück.

                                                 Ende Juli liess das Fed den Worten Taten folgen; es senkte den
                                                  Leitzins um 25 Basispunkte und stoppte die Bilanzverkleine-
                                                  rung. Herr Powell wollte dies nicht als Beginn einer Zins-
                                                  senkungsrunde wissen - die Marktteilnehmer indes glauben an
                                                  weitere Zinssenkungen im laufenden Jahr.
Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg

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   Im Vorfeld des Zinsentscheides der europäischen Zentralbank von
                                                  Ende Juli handelte EUR/CHF wieder unter 1.10. Der Entscheid,
                                                  den Leitzins vorerst noch unverändert zu lassen, sorgte kurzfristig
                                                  für Erleichterung, zumal eine Zinssenkung in den Herbst aufge-
                                                  schoben sein dürfte.
                                                 Die SNB dürfte aufgrund der starken potenziellen Neben-
                                                  wirkungen (Bargeldhortung, Verzerrungen am Immobilienmarkt,
                                                  Dilemma der Pensionskassen etc.) nur im äussersten Notfall auf
                                                  weitere Zinssenkungen zurückgreifen. Vielmehr wird sie ver-
                                                  suchen, einer starken Franken-Aufwertung mittels Deviseninterven-
                                                  tionen entgegenzutreten.
                                                 Derweil geht der neue britische Premierminister Boris Johnson auf
                                                  Konfrontationskurs zur EU und lässt die Vorbereitungen für einen
                                                  «harten Brexit» mit Hochdruck vorantreiben. Ziel ist der definitive
Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg       Austritt des Vereinigten Königreichs per Ende Oktober. Die
14                                                Wolken über dem GBP verdüstern sich weiter.
   Das Portfolio der «Anderen Risikoprämien» entwickelte sich im
                                                        vergangenen Monat erneut positiv und konnte 40 Basispunkte
8%
                                                        zulegen. Der Juli war bereits der sechste Monat im laufenden
6%
                                                        Jahr mit einer positiven Performance. Sämtliche eingesetzten
4%
                                                        Produkte lieferten einen positiven Beitrag.
2%
                                                       Die Volatilitätsstrategie von Feri (Optoflex) überzeugt weiter.
0%
                                                        Dank eines grösstenteils ruhigen Monats, konnte die Perfor-
-2%
                                                        mance weiter gesteigert werden. Seit Jahresanfang liegt der
-4%
                                                        Optoflex mit +8.1% deutlich im Plus.

                                                       Der Fonds mit Alternativen Risikoprämien konnte im Juli leicht
                                                        an Wert zulegen. Profitieren konnte die Strategie vom guten
                             YTD    MTD                 Aktienumfeld zu Beginn des Monats sowie den sinkenden
                                                        Renditen und dem stärkeren US-Dollar in der zweiten
      Quelle: Graubündner Kantonalbank, Bloomberg
                                                        Monatshälfte.

      15
Der Frühindikator KOF der Konjunkturforschungsstelle der ETH zum dritten Mal in Folge gesunken, auf 93.6
      CH      Punkten. Die Inflation dürfte zudem mit erwarteten 0.6% weiterhin tief bleiben. Für Unterstützung sorgt weiterhin
              die expansive Zinspolitik der SNB. Die Aussichten bleiben gedämpft.

              Die Einkaufsmanagerindizes befinden sich im Bereich der Abschwächung, wobei vor allem die Industrie seit
     Europa   geraumer Zeit eine abnehmende Dynamik aufweist. Die Inflationserwartungen sind unter den Tiefststand von 2016
              gesunken - Draghi könnte daher im September weitere Lockerungsmassnahmen durchsetzen.

              Das US-Wachstum im Q2 war robuster als gedacht. So ist das US-BIP um 2.1% gewachsen und damit weniger
      USA     Fahrt verloren als befürchtet. Verantwortlich waren v.a. der private und staatliche Konsum. Die US-Notenbankt hat,
              wie vom Markt erwartet, die Zinsen um 25 BP gesenkt - das erste Mal seit 10 Jahren.

              Nach Jahren der Abwertung wird für die Schwellenländer eine Bodenbildung erwartet. Unterstützung erhält die
 Schwellen-
            Erholung durch einen schwächeren US-Dollar und tiefere US-Zinsen. Eine neuerliche Eskalation im Handelskonflikt
   länder dürfte exportorientierte Schwellenländer stärker treffen.

        Eine weitere Eskalation des Handelskonflikts dürfte die angespannte Lage an den Märkten weiter zuspitzen und das
 GLOBAL Konjunkturwachstum weiter dämpfen. Von Seiten der Zentralbanken wird die Unterstützung durch weiere
        Zinssenkungen und Anleihenkaufprogramme signalisiert.

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Die weiterhin expansiven Zentralbanken sorgen für anhaltend tiefe Zinsen an den Anleihenmärkten -
       Obli-
              Staatsanleihenrenditen notieren auf Rekordtiefstständen. Auch im tieferen Ratingssegment hält die Rally an, begünstigt
     gationen durch sich einengende Credit-Spreads.

                  Die aktuelle Berichtssaison läuft bisher positiv - die tiefer gesetzten Ziele auf Umsatz und Gewinn konnten bisher
      Aktien      fast vollständig erfüllt oder übertroffen werden. Fehlende Anlagealternativen und expansive Zentralbanken werden
                  an den Aktienmärkten weiter für Auftrieb sorgen.

                  Die Immobilien können weiter von den tiefen Zinsen profiteren und legen im Kurs zu. Politische Eingriffe wie der
 Realwerte Mietendeckel in Deutschland zeigen jedoch die Anfälligkeit dieser Anlageklasse. Die attraktive Ausschüttungsrendite
                  und tiefen Zinsen sprechen für Immobilien - die aktuellen Höchststände bergen aber auch Gefahren.

                  Mit der erneuten Eskalation im Handelskonflikt und möglichem Währungskrieg ist die Volatilität an den Märkten
     Risiko-
             zurückgekehrt. Die weiterhin expansiven Zentralbanken lassen die Zinsen weiter auf Tiefststände sinken.
     prämien Währungsseitig hat insbesondere der schwache US-Dollar bei einigen Strategien zu Verlusten geführt.

                  Der sichere Hafen Schweizer Franken hat zuletzt wieder verstärkt an Beliebtheit dazugewonnen und damit an Wert
Währungen zugelegt. Das Währungspaar EURUSD notiert aktuell unter 1.10. Das britische Pfund befindet sich nach der Wahl
                  Boris Johnons zum Premier weiter auf Talfahrt - Brexitsorgen belasten.

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