Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit

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Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
FRÜHLING 2023

                            Korallen
                            und ihre
                            Symbionten
                            S A M M LU N G

Neueröffnung
Saal 6
TITELSTORY

       Globale
       Klimakatastrophe
       in der Triaszeit
       FORSCHUNG
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
Kinder
    UNI

                  Werde Teil von Club Vielfalt
                  und tauche ein in die
                  Forschungswelt Museum!
2

                  Lerne unsere Wissenschaftler*innen
                  kennen und erlebe die faszinierenden Themen der Natur.

                                                                                       Erster Termin der Workshop-Reihe:
                                                                                       Club Vielfalt: Schmetterlinge
                                                                                       Freitag, 14. April, 15.00 bis 17.30 Uhr
                                                                                       Ab 8 Jahren

                                                                                       Anmeldung erforderlich

    Medieninhaber: Naturhistorisches ­Museum Wien, w. A. ö. R., Burgring 7, 1010 Wien |            Gedruckt nach der Richtlinie »Druckerzeug­
    Konzept: ­Capitale Wien | Produktion: Print Alliance HAV Produktions GmbH,                     nisse« des Österreichischen Umweltzeichens,
    2540 Bad Vöslau | Herausgeber: A. Kroh & A. Krapf | Layout: Capitale Wien |                    Print Alliance HAV Produktions GmbH,
    Redaktion: S. Eichert, A. Hantschk, C. Hörweg, S. Jovanovic-Kruspel, I. Kubadinow,             Bad Vöslau UW-Nr. 715
    J. Landsiedl, I. Ott | ISSN: 2710-5156, eISSN: 2710-5156, Erscheinungsdatum: 15. März
                                                                                                   Bitte sammeln Sie Altpapier für das Recycling.
    2023, DOI: https://doi.org/10.57827/nhmmag.2023.1
                                                                                                   EU Ecolabel awarded printed paper.
    Link zur Offenlegung gem. §25 MedienG: www.nhm-wien.ac.at/impressum                             EU Ecolabel: AT/053/036

    Titelbild: Gesteinsfalte in Granulit aus Krug (Niederösterreich). Das Gestein wurde vor
    340 Millionen Jahren bei 1.000°C in 60 km Tiefe verformt. Leihgabe: Universität Wien,
    Institut für Geologie. Foto: Alice Schumacher.
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
Liebe Leserin,
                                                        I N H A LT

lieber Leser,
Geist und Materie, Wissenschaft und                         4
                                                     TITELSTORY
Kunst – das alles ist im ehemaligen                     Die Erde:
Kaiser­saal und neugestalteten Geo-              ein dynamischer Planet
logie-Saal eng miteinander verwoben.
Das gilt für das Zusammenspiel der
                                                            9
                                                    V E R M I T T LU N G
historischen Ausschmückung mit den                 Augmented Reality
wunderbaren Karyatiden ebenso wie                     Dino Show

für die Hands-on Exponate und die
                                                           10
Interpretation der Zyklen der Erde                    S A M M LU N G
durch zeitgenössische Musik.                     Museumssammlungen
                                                   als Klimaarchive

Berichte aus der fernen Vergangenheit
                                                           12
durchziehen das aktuelle Heft. Jedes                   PORTRAIT
Beispiel macht deutlich, wieviel Wissen          Sie holt die Forschung
                                                    vor den Vorhang
aus den Sammlungen wir durch moderne
Methoden erschließen können. Seien                         14
es fossile Tintenfischknorpel im Inneren              S A M M LU N G
von Steinen mit Hilfe von Mikroröntgen-       Die Farben der Schmetterlinge
strahlen oder das Zusammenspiel von
Algen und Korallen durch molekular­
                                                           16
                                                    EINST & JETZT
genetische Methoden.                             Objekte als Zeitzeugen

Viel Spaß beim Lesen und herzlich                          19
                                                    FREUNDE NHM
willkommen im neuen Geologie-Saal –                 Freunde fördern ­
die Erde, ein dynamischer Planet.               Forschung am NHM Wien

                                                           20
                                                     FORSCHUNG
                                                Globale Klimakatastrophe

                                                           22
                                                          QUIZ
                                                   Pluto oder Neptun?

  Katrin Vohland        Markus Roboch
                                                           23
                                                    KIDS’ CORNER
  (Generaldirektorin)     (wirtschaftlicher       Was blüht denn da…?
                         ­Geschäftsführer)
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
TITELSTORY

   Die Erde:

ein ­dynamischer
      Planet          Text: Mathias Harzhauser & Agnes Mair
   Bilder: Carlos Bruzos Valin (shutterstock), RKive (alamy) & Alice Schumacher
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
Den vielfältigen Bezügen                                  erst die Plattentektonik durch ihre
    zwischen der Litho-                                    Jahrmillionen dauernden Kreis-
                                                           läufe – bis heute – Leben ermög-
  sphäre, der äußersten,
                                                           licht. Überraschend ist, dass auch
festen Hülle der Erde, und                                 die großen Revolutionen des Le-
dem Leben ist die Ausstel-                                 bens, wie die Entstehung der Foto-
    lung im NHM Wien                                       synthese und die Besiedlung des
gewidmet. Im ehemaligen                                    Festlandes durch Pflanzen, ei-
                                                           nen unmittelbaren Einfluss auf
     Kaisersaal zeigt die
                                                           die Gesteine hatten und dadurch
   vom Architekturbüro                                     das Antlitz der Erde für immer ver­
  Schuberth & Schuberth                                    änderten. Das Leben färbte den
   designte Schau, dass                                    Planeten bunt!
  alles auch ganz anders                                       Die Ausstellung thematisiert
  hätte kommen können.                                     wenig bekannte geologische            5
                                                           Lagerstätten in den Ozeanen,
                                                           wie Methaneis und Mangan-
                                                           knollen, die durch Mikroorga-
                                                           nismen gebildet werden. Als
                                                           Energie- und Rohstoffquellen
                                                           könnten sie den Bedarf der Indus-
                                                           trie auf Jahrzehnte decken. Zu-
                                                           gleich sind sie an fragile Ökosys-
                                                           teme gebunden, die durch den
Wer mit Geologie nur langweilige     Massenauftreten       Abbau für immer verloren­gehen.
Steine verbindet, wird in der neu-   einzelliger Algen     Die gewaltigen Dimensionen
                                     färben die Gewässer
en, mit vielen Hands-on-Objekten                           dieser submarinen Lagerstätten,
                                     unseres Planeten
ausgestatteten Ausstellung am                              die sich über eine Fläche von der
NHM Wien überrascht sein, wie                              Größe Europas erstrecken, illust-
umfassend die Erdwissenschaften                            rieren spektakuläre Videoaufnah-
heute versuchen, die Prozesse un-                          men vom Kieler Helmholtz Zent-
seres Planeten zu entschlüsseln.                           rum für Ozeanforschung GEOMAR
Längst sind die Grenzen zwischen                           und dem gemeinnützigen interna-
den wissenschaftlichen Diszipli-                           tionalen Ocean Exploration Trust.
nen verschmolzen. Von den Ge-                                  Auch die Gefahr, die von Me­
steinen führt der Weg rasch in                             thaneis als Klimakiller ausgeht,
die Atmosphäre (die gasförmige                             zeigen Beispiele der geologischen
Schicht oberhalb der Erdoberflä-                           Vergangenheit. Dem Schmelzen
che) und die Hydrosphäre (ihre                             des Methaneises vor 55 Millionen
Wasserhülle aus allen Gewässern,                           Jahren folgte eine Klimakata­
Flüssen und Ozeanen) oder in die                           strophe mit hohen Temperaturen
Welt der Mikroben.                                         und großer Trockenheit, die zu ei-
    Statt eine Systematik der Ge-                          ner Verzwergung der Tierwelt führ-
steine zu präsentieren, werden                             te. Angesichts der sich erwärmen-
die vielfältigen Bezüge zwischen                           den Ozeane sind schmelzende
der Lithosphäre und der Biosphä-                           Me­than­eisvorkommen eine sehr
re beleuchtet. Der Bogen spannt                            reale Bedrohung für uns und unser
sich dabei vom Aufbau der Erde                             ohnehin schon stark angeschla­
bis zum Anthropozän, dem vom                               genes Klimasystem.
Menschen geprägten Zeitalter.                                  Doch wieso wissen wir von die-
Während man spielerisch an einer                           sen Ereignissen? Die Informatio-
interaktiven Station Gebirge ent-                          nen dazu stecken in den geolo-
stehen lässt, erfährt man, dass                            gischen Klimaarchiven, wie zum
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
TITELSTORY

    Beispiel in Bohrkernen oder Tropf-
    steinen. Einige der gravieren­dsten
    Umbrüche der Erdgeschichte, wie
    die große Sauerstoffkatastrophe
    vor 2,4 Milliarden Jahren, der Me-
    teoriteneinschlag am Ende der
    Kreidezeit und der Anstieg des
    Meeresspiegels am Beginn des
    Holozäns vor 11.700 Jahren, sind
    in der Ausstellung mit Bohrkernen
    dokumentiert. Diese stammen aus
    wissenschaftlichen Bohrungen,
6   die ECORD, das European Con-
    sortium for Ocean Research Dril-
    ling, mit Bohrschiffen geborgen
    hat und dem NHM Wien zur Ver-
    fügung stellt. Bohrkerne sind eine
    der wichtigsten Quellen für unser
    Verständnis der Geschichte der
    Erde. Die daraus gewonnenen Da-
    ten werden als »Fieberkurve« der
    Erde präsentiert.
        Ein weiteres ungewöhnliches
    Thema sind die Rhythmen, die un-
    seren Planeten prägen. Das Leben
    auf der Erde wird von den Bewe-       Verzwergung durch
    gungen zwischen Sonne, Erde und       die starke Klima-
    Mond bestimmt. Zyklen wie Tag         erwärmung vor
                                          56 Millionen Jahren:
    und Nacht, die Mondphasen und
                                          der nur ca. 20 cm
    die Jahreszeiten bestimmen den        große Paarhufer
    Lauf des Lebens und sind für Pflan-   Diacodexis

                                                                 »Das Leben auf der Erde
                                                                  wird von den Bewegungen
                                                                  zwischen Sonne, Erde und
                                                                  Mond bestimmt.«
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
7

zen, Tiere und Menschen unmit-       An der spanischen      tion mit Satellitenaufnahmen der
telbar spürbar. Für das Klima sind   Küste offenbart sich   NASA. In der interaktiven Projek-
                                     die »Stein gewordene
zusätzlich astronomische Zyklen                             tion lassen sich globale Phäno-
                                     Weltmusik«
mit Perioden von bis zu hundert-                            mene aufrufen und beobachten,
tausenden Jahren von Bedeutung –                            wie etwa die Temperaturen der
wir können sie nicht spüren, sie                            Ozeanströmungen und das Pul-
beeinflussen aber die Klima­                                sieren der Vegetation im Jahres-
geschichte und damit auch das                               rhythmus. Besonders eindrucks-
Leben. Eine audiovisuelle Instal-                           voll ist »Die Erde bei Nacht«: Die
lation macht diese Rhythmen als                             Lichter der Städte führen die
»Weltmusik« in ungewöhnlicher                               enorme globale Besiedelungs-
Weise erfahrbar.                                            dichte vor Augen und verdeutli-
    Den Außenblick auf den Pla-                             chen zugleich die Ungleichheit
neten ermöglicht die »Gaia-Sphä-                            in der Verteilung der Ressourcen.
re«, eine große Halbkugelprojek-                            Dass der Mensch somit eine geo-
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
TITELSTORY

    logische Kraft geworden ist, spie-      Dünnschliffe
    gelt sich in der Diskussion um den      gewähren
                                            ungewohnte
    Begriff des Anthropozäns wider –
                                            Einblicke in
    einer nach dem Menschen be-             Gesteine und ihre
    nannten geologischen Epoche.            Entstehung (Eklogit
    Doch welches Ereignis definiert         aus Kärnten)

    den Beginn des Anthropozäns?
    Was macht das Anthropozän aus?
    Die Atombombentests der 1940er
    Jahre, Beton und Mikroplastik
    oder gar Hühnerknochen sind ei-
    nige potentielle Marker des neuen
8   Erdzeitalters.
         Die wertvollsten Schaustücke
    sind drei Originalfossilien aus Ga-
    bun, die dem NHM Wien von der
    Universität Poitiers in Frankreich
    als Dauerleihgaben zu Verfügung
    gestellt wurden. Mit einem Alter
    von 2,1 Milliarden Jahren sind sie
                                            Unser Planet ist
    die ältesten Reste mehrzelligen
                                            Thema der neuen
    Lebens. Die Evolution dieser Lebe-      Ausstellung in Saal 6
    wesen, die weder Tiere noch Pflan-      des NHM Wien
    zen waren, war eng an den Anstieg
    des Sauerstoffgehaltes der Atmo-
                                                                                         Der Umbau von Saal 6
    sphäre gebunden. So unerwartet                                                       im Zeitraffer
    das Auftreten dieser rätselhaften
    Lebewesen war, so überraschend
    ist ihre geologisch kurze Existenz.
         Denn schon bald starben diese                                                   Zur Ausstellungs-
                                                                                         Website
    Organismen wieder aus. Schuld
    waren plattentektonische Pro­       -
    ­zesse, die zu einer Abnahme des
     Sauer­ s toffgehalts führten. Die
     Gabonionta – wie die Lebewesen
     getauft wurden – sind ein beein-
     druckendes Beispiel dafür, dass
     Evolution nicht linear verläuft.
     Doch was wäre passiert, wenn die
     Gabonionta überlebt hätten? Die-
     sem Gedankenexperiment wid-
     mete sich eine Klasse für Industrial
                                                                    Die Erde –
     Design der Universität für ange-                               Ein dynamischer
     wandte Kunst. Die fiktiven, zum                                Planet, erschienen
     Teil poetischen alternativen Sze-                              im Verlag des
                                                                    Naturhistorischen
     narien erheben keinerlei Anspruch
                                                                    Museums Wien
     auf wissenschaftliche Korrektheit,
     vermitteln aber die unendliche
     Vielfalt an Wegen, die dem Le-
     ben offen standen ... und vielleicht
     noch immer stehen?
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
V E R M I T T LU N G

Augmented                                                                                                                9

  Reality
Dino Show
Text: Ursula Göhlich, Mathias Harzhauser & Agnes Mair
            Bild: Christina Rittmannsperger

  Die Multimedia-Show »Dino­                                               animationen zum Leben erweckt. Obwohl
  saurier« auf Deck 50 macht es                                            die Dinos die Hauptdarsteller sind, wur-
                                                                           den auch die Landschaften und die jeweils
 möglich, die faszinierende Welt
                                                                           vorherrschende Vegetation akribisch re-
 der Dinosaurier hautnah zu erle-                                          konstruiert und detailliert ausgearbeitet.
  ben. Sie bietet dank moderner                                            Die Show nimmt die Besucher*innen mit
 Augmented Reality verblüffende                                            auf eine Zeitreise. Zwei Szenen bieten
  Einblicke in die Zeit der Dinos.                                         Einblick in terrestrische Ökosysteme des
                                                                           Trias- und Jurazeitalters. In der dritten
Seit Oktober 2021 läuft die Dino-Show                                      Szene lockt ein Tauchgang in das tropische
auf Deck 50 – und das äußerst erfolg-                                      Meer der Kreidezeit.
reich: Mehr als 12.500 Besucher*innen                                          Verbunden sind diese Erfahrungs­
haben das interaktive Format seither ge-                                   ebenen durch »Wurmlöcher«, durch die
sehen. Mithilfe einer hochauflösenden                                      das Publikum reist, um jeweils mitten im
Infrarot-Tiefenbild-Kamera konnten sie in                                  Geschehen des nächsten Erdzeitalters zu
die Zeit der Dinosaurier eintauchen und mit                                landen. Wer, durch die Animationen ange-
ihnen interagieren. Diese Technik kommt                                    regt, mehr wissen möchte, braucht nur zwei
ohne VR-Brillen aus und schafft so ein im                                  Stockwerke tiefer zu gehen: Alle Szenen be-
wörtlichen Sinne hautnahes Erlebnis.                                       ziehen sich auf Objekte der Schausamm-
    Basierend auf den Skeletten des Mu-                                    lung, wie etwa das Skelett eines Diplodocus
seums und aktuellen wissenschaftlichen                                     in Saal 10 und das neue Plateosaurus-Ske-
Erkenntnissen erstellte das Team von                                       lett in Saal 8.
7reasons in Kooperation mit den Paläon-
tolog*innen des NHM Wien neue 3D-Re-                                       Mehr Infos im Web
konstruktionen der Tier- und Pflanzen-
welt des Erdmittelalters. Anschließend
wurden die 3D-Modelle durch Computer-
Korallen und ihre Symbionten Neueröffnung Saal 6 Globale Klimakatastrophe in der Triaszeit
S A M M LU N G

        Museums-
       sammlungen
     als Klimaarchive
10      Alte Korallenexemplare
     beantworten moderne Fragen
           zum Klimawandel
       Text: Pedro Frade, Elisabeth Haring, Cassandra Roch & Helmut Sattmann
                                  Fotos: Pedro Frade
Ein Forscher*innenteam des
 NHM Wien untersucht an alten
Museumsexemplaren und neuen
   Proben, wie sich die Vielfalt
der symbiotischen Algen in Stein-
      korallen verändert hat.
  Diese einzelligen Lebewesen
    versorgen die Korallen mit
    Nahrung. Gehen sie durch
  Meereserwärmung verloren,
       sterben die Korallen.

                                                                                                                  11

Korallen sind bunt und vielgestaltig. Sie ha-    links:               Anhand molekulargenetischer Methoden
ben eine sehr spezielle Biologie. Einerseits     Diese grazilen       wurden die Korallen aus der Sammlung auf
                                                 Geschöpfe sind
ernähren sie sich von kleinsten organischen                           die Häufigkeit der verschiedenen Symbion-
                                                 beteiligt am Bau
Partikeln, andererseits beherbergen sie ein-     der größten von      ten in den untersuchten Korallen­arten im
zellige Algen (Symbiodiniaceae), die aus         Lebewesen geschaf-   Vergleich zu heute untersucht. Erste Aus-
Licht Energie gewinnen und durch Photo-          fenen Strukturen     wertungen ergaben, dass eine Anpassung
                                                 unseres Planeten –
synthese Kohlenhydrate erzeugen. Die Ein-                             an die Klimaerwärmung durch Veränderun-
                                                 den Korallenriffen
zeller tragen damit wesentlich zur Ernäh-                             gen in der Sym­biontengemeinschaft hin zu
rung des Wirtstieres bei. Bei ungünstigen                             Algensymbionten erfolgte, die möglicher-
                                                 unten:
Bedingungen kann es passieren, dass die          Historische          weise etwas toleranter gegenüber steigen-
Korallen ihre Mitbewohner, die Symbion-          Proben von Pilz-     den Temperaturen sind. Das Projekt zeigt
ten, verlieren. Über längere Zeiträume kann      korallen aus dem     auch, wie bedeutend Informationen aus den
                                                 Roten Meer werden
dieses »Bleaching« zum Absterben der Ko-                              wissenschaftlichen Sammlungen für das
                                                 in den Zentralen
rallen durch Nahrungsentzug führen. Im           Forschungslabors     Verständnis von Umweltfragen und auch für
günstigen Fall besiedeln erneut symbionti-       neu analysiert       den angewandten Naturschutz sind.
sche Algen die Korallen.
    Es gibt eine Reihe von Algenarten, die
in unterschiedlichem Ausmaß Nahrung für
die Korallenwirte liefern, aber auch in unter-
schiedlichem Ausmaß Umweltbedingun-
gen ertragen. Auf diese Weise verbinden
sich verschiedene Korallenarten mit be-
stimmten Algensymbionten, die das Gleich-
gewicht der energetischen Bedürfnisse
ihres Wirts gewährleisten. Wenn sich die
Umwelttemperaturen nur um wenige Grade
ändern, wird dieses Gleichgewicht gestört.
    Das NHM Wien beherbergt eine bedeu-
tende Sammlung von Korallen. Zum Teil
stammen sie aus Forschungsexpeditionen
des 19. Jahrhunderts im Roten Meer, wo die
Umweltbedingungen zu dieser Zeit noch
wenig von Menschen beeinflusst waren.
PORTRAIT

     Sie holt
 die Forschung
vor den Vorhang
            Text: Juliane Fischer
     Bilder: Christina Rittmannsperger
Marion Koller hat den News-Ver-                                     wusst, dass es so ein modernes Forschungs-
lag mitgegründet und ein Kunst-                                     museum ist.« Man käme relativ rasch in
                                                                    der NHM-Familie an, berichtet Koller. Nach
museum geleitet. Seit einem Jahr
                                                                    dem Start im April baute sie die Abteilung
ist sie im NHM Wien für Marketing                                   kontinuierlich auf und griff dabei gerne auf
und Sponsoring zuständig.                                           den Erfahrungsschatz altgedienter Mit-
                                                                    arbeiter*innen zurück: »Eine Kollegin ist
                                                                    seit 30 Jahren da. Sie kennt einfach jedes
                                                                    Detail dieses Hauses. Das ist fantastisch«,
Marion Koller leitete sieben Jahre lang          Gerne nützt        schwärmt Koller. In ihr Büro hängte Koller
das Kunstmuseum Gugging bei Kloster-             Marion Koller      ein Plakat der Venus von Willendorf: »Ich
                                                 die Schausamm-
neuburg. Wenn sie ihre Söhne allerdings                             bin ein totaler Fan von ihr – nicht nur,
                                                 lung für Bespre-
fragte: »In welches Museum gehen wir?«,          chungen mit        weil es eines der ältesten Kunstwerke der
dann wollten die nach Wien ins Naturhis-         ihrem Team         Menschheit ist, sondern auch, weil diese
torische. Genau hier ist nun seit etwa ei-                          kleine Statuette für mich ein Synonym für      13
nem Jahr ihr Arbeitsplatz. Der naturwis-                            das Urmütterliche ist.«
senschaftliche Bezug des NHM Wien passt
gut zu der gebürtigen Südburgenländerin:                            Koller sieht es als Privileg an, in einem so
»Das rundet meine berufliche Laufbahn                               großen Museum wie dem NHM Wien ar-
ab«, sagt sie. Sie verantwortet das strate-                         beiten zu dürfen. »Ich bin schon ein biss-
gische Marketing und die kommerzielle                               chen stolz darauf, dass ich Teil dieses Hau-
Vermarktung von Veranstaltungen und                                 ses sein darf, in dem sich Geschichte und
Kongressen. Auch viele wissenschaftliche                            moderne Dynamik ergänzen«, sagt sie. Das
Symposien und Tagungen der unterschied-                             habe ihr erst der Blick hinter die Kulissen
lichen Abteilungen des Hauses werden von                            gezeigt. Ihr Fazit: »Mich freut es, dass ich
ihrem Team unterstützt.                                             zu einem Zeitpunkt hergekommen bin, wo
                                                                    so viel Neues passiert und ich diesen Pro-
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bereich                            zess mitgestalten darf.«
Sponsoring: »Es gibt viele Themen, wo
ich großes Potenzial sehe, aber da bin ich
noch in der Aufbauphase«. Sie möchte
weitere Zielgruppen erreichen, neue Ver-
anstaltungsformate entwickeln und die
Wissenschaft noch stärker »vor den Vor-
hang bringen«. Wie umfangreich ihr neues
Arbeits­feld ist, überraschte Koller, und for-
dert sie im positiven Sinne, wie sie betont.

                                                            »Ich bin schon ein
»Es ist wunderbar, dass man sich einbrin-
gen darf und kreativ sein kann. Das wird

                                                             bisschen stolz
hier gerne angenommen.«

                                                             darauf, dass ich
Begonnen hat die steile Karriere von Ma-
rion Koller, die neben der wirtschaftlichen

                                                             Teil dieses Hauses
auch eine psychologische Ausbildung hat,
1992, als sie die Verlagsgruppe News mitge-

                                                             sein darf, in dem
gründet hat. Der News-Verlag sei eine »gute
Schule« gewesen, sagt sie heute: »Ich hab

                                                             sich Geschichte
extrem viel gearbeitet und bin sehr daran
gewachsen.« An ihren Empfang im Natur­

                                                             und moderne
historischen Museum denkt sie gerne zu-
rück. »Ich wurde in diesem vielfältigen

                                                             Dynamik ergänzen.«
Haus sehr offen aufgenommen. Ich kannte
es nur als Besucherin und mir war nicht be-
S A M M LU N G

14

     Die Farben der
     Schmetterlinge
          von Carl von Linné
        bis Ignaz Schiffermüller
Unter dem Einfluss des schwedischen Naturforschers Carl von Linné (1707–1778),
         der die Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen
       Systematik schuf, sollte nicht nur die Beschreibung von Lebewesen,
               sondern auch jene von Farben standardisiert werden.
       Der österreichische Forscher Ignaz Schiffermüller leistete sowohl bei
       Schmetterlingen als auch bei Farben in dieser Hinsicht Pionierarbeit.

    Text: Stefanie Jovanovic-Kruspel
         Bilder: Harald Bruckner

Der Name Ignaz Schiffermüller          Die »RAL-Farben      zu entwickeln. Wieder orientierte                15
                                       des 18ten Jahrhun-
(1727–1806) ist bis heute in der                            er sich an Linné. Er unterschied
                                       derts«, ein früher
Schmetterlingsforschung unver-         Versuch Farben zu    Gattungen von Farben und such-
gessen. Unter dem Eindruck von         ordnen               te nach eindeutigen Namen. In
Linnés Systema Naturae (1735,                               seinem »Versuch eines Farben­
1. Ausgabe) begann der Jesuit und                           systems« (1771/72) entwickelt er
Lehrer am Theresianum 1757 In-                              auch eine Farbharmonie, die der
sekten zu sammeln und zu ordnen.                            Kunst dienen sollte. Ein Farben-
Zusammen mit seinem Lehrer­       -                         kreis – die erste Darstellung die-
kollegen Michael Denis (1729–1800)                          ser Art in der deutschsprachi-
erforschte und dokumentierte er                             gen Kunst­theorie – illustriert das
die Schmetterlingsfauna Wiens                               Buch. Sowohl »Versuch eines
und seiner Umgebung. Neben                                  Farbensystems« als auch das
dem Aufbau einer umfangrei-                                 »Wiener Verzeichnis« zählen zu
chen Sammlung publizierten sie                              den Kostbarkeiten der zoolo-
das sogenannte Wiener Verzeich-                             gischen Bibliothek des Natur-
nis (1775/76). Dieses Werk gilt bis                         historischen Museums.
heute als Standardwerk der
Schmetterlingsforschung. Viele                              Ignaz Schiffermüller ist auch in der neuen
der darin enthaltenen Beschrei-                             historischen Vitrine im 2. Stock thematisiert.

bungen – wie jene des Großen
Wiener Nachtpfauenauges – sind
bis heute taxonomisch gültig. 1806
kam seine Sammlung ins Wiener
Naturalienkabinett, wo sie 1848
durch einen Brand leider zerstört      Das Große Wiener
wurde.                                 Nachtpfauenauge
                                       wurde von Ignaz
                                       Schiffermüller
Voraussetzung für die Ein­ordnung      entdeckt
von Arten nach Linnés System
war die exakte Beschreibung aller
Merkmale eines Lebewesens. Vor
allem bei Schmetterlingen spiel-
ten Farben eine wichtige Rolle.
Doch Farben eindeutig zu benen-
nen stellte zahl­reiche Naturfor-
scher vor ein großes Problem.
Schiffermüller versuchte daher
ein Ordnungssystem für Farben
EINST & JETZT

                   Objekte
                      als
16

                  Zeitzeugen
                                    Von den Dingen
                                 und ihren Geschichten…
                                               Text: Stefanie Jovanovic-Kruspel
                                                   Bilder: Alice Schumacher

      Modelle von Mikroorga-              Zeichnung von                           wie nicht mehr verwendete Mo-
     nismen, alte Schausamm-              Ernst Haeckel
                                          »Kunstformen aus
                                                                                  delle, Geräte, Dioramen und Bil-
                                                                                  der, aber auch Sammlungskästen
       lungsvitrinen oder die             dem Meer«
                                                                                  werden so im Rückblick zu wich-
     ehemalige Gala-Uniform                                                       tigen historischen Quellen. Die
     der Aufseher – sie alle er-                                                  alte Gala-Uniform der Aufseher,
     zählen Geschichten über                                                      aber auch die originalen Eichen-
       das »Leben des Muse-                                                       holz-Vitrinen der Erstausstattung
                                                                                  des Museums zum Zeitpunkt sei-
     ums«. Scheinbar wertlose
                                                                                  ner Eröffnung 1889 sind kostbare
     Objekte werden zu wert-                                                      Zeitzeugen der Gründungsge-
       vollen Zeitzeugen, die                                                     schichte des Hauses. Sie ergän-
      spannende Einblicke in                                                      zen die offizielle historische Über­
        die Arbeit am und im                                                      lieferung des Museums durch
                                                                                  Alltags- und Arbeits-, aber auch
       Museum ermöglichen.
                                                                                  Kunstgeschichten.

     Naturhistorische Museen haben                                                Denn viele der Dinge, die für den
     die Aufgabe, die Natur und ihre                                              Schaubetrieb geschaffen wurden,
     Vielfalt zu dokumentieren. Doch                                              sind Grenzgänger zwischen Kunst
     neben der Erfassung von Bio­                                                 und Natur. Ein gutes Beispiel
     diversität sind Museen auch Orte,                                            dafür sind die von dem böhmischen
     die daran erinnern, wie Wissen er-                                           Glaskünstler Leopold Blaschka
     worben und dargestellt wurde und                                             und seinem Sohn Rudolf Ende
     wird. Scheinbar wertlose Objekte,                                            des 19. Jahrhunderts geschaffenen
EINST & JETZT

     Glasmodelle von Quallen. Sie sind    Zerbrechlich wie
                                          Glas wirken die
     lebensechte Nachbildungen fili­
                                          1.000-fach vergrö-
     graner Meereswesen.                  ßerten Modelle ein-
                                          zelliger Radiolarien
     Gleiches gilt für die Gipsmodelle
     und Gemälde fossiler Tiere. Der
     österreichische Künstler Franz
     Roubal (1889–1967) hat sie gestal-
     tet. Doch auch zeitgenössische,
     nicht mehr verwendete, Ausstel-
     lungsmodelle, wie die aus recycel-
     ten PET-Flaschen gestalteten Ra-
18   diolarien, also Strahlentierchen,
     zählen dazu. Die Darstellungen
     der einzelligen Lebewesen beru-
     hen auf Zeichnungen des künst-
     lerisch begabten Zoologen und
     Philosophen Ernst Haeckel aus
     seinem »Kunstformen aus dem
     Meer« benannten Werk von 1862.
     Ebenso haben die alten Schaukäs-
     ten des Museums das Potential,
     eines Tages den »Kunst-Status«
     zu erreichen. Diese scheinbar
     wertlosen Objekte zu erfassen,
     zu katalogisieren und zumindest      Spuren der
                                          Vergangenheit:
     zum Teil aufzubewahren, sollte
                                          Galauniform eines
     eine der Aufgabe des Museums         Aufsehers im
     der Zukunft sein.                    19. Jahrhundert
FREUNDE

  Freunde
   fördern ­                                                                                                     19

Forschung am
 NHM Wien
      Text: Christoph Hörweg & Vera Hammer
             Foto: Alexander Lukeneder

Der Verein »Freunde des Natur-
historischen Museums Wien«
unterstützt das NHM Wien bei
seinen vielfältigen Aktivitäten.
Ein Schwerpunkt ist die Förde-
rung von Forschungsprojekten.

Der Verein »Freunde des Naturhistori-         Ohne die Freunde     strategischen Zielen ist Grundlage der Zu­
schen Museums Wien« fördert das NHM           des NHM Wien         erkennung. Aktuelles Beispiel eines geför-
                                              wären manche
Wien seit vielen Jahrzehnten sowohl durch                          derten Forschungsprojektes ist die Studie
                                              Forschungs-
die Finanzierung von wissenschaftlichen       projekte unmöglich   von Alexander Lukeneder, welche auf S.20
Projekten, Grabungen, Expeditionen und        (ein Zweig einer     dieses Heftes vorgestellt wird. So kann ein
Sammelreisen, als auch durch die Veröf-       fossilen Voltzia     Teil der Kosten von geochemischen Analy-
                                              aus Polzberg)
fentlichung der Ergebnisse in wissenschaft-                        sen der Gesteinsproben finanziert werden.
lichen und populärwissenschaftlichen
Publikationen. In enger Zusammenarbeit                             Mitglied werden

mit der Generaldirektion wird auch der An-
kauf von Sammlungs­objekten zum Ausbau
der wissenschaftlichen Sammlungen und
von attraktiven Ausstellungsobjekten für
die Schausammlung unterstützt.
                                                                   Förderrichtlinien

Die finanziellen Mittel werden haupt-
sächlich durch die Mitgliedsbeiträge und
Spenden aufgebracht. Der Bezug zu den
Sammlungen des NHM Wien und seinen
FORSCHUNG

Globale Klima-
 katastrophe
Selbst fliegende   durch ein Treibhausklima mit
                                                                Fische sind in     monsunartigen Niederschlägen
                                                                den unter­-
                                                                                   geprägt. Der verstärkte Schlamm-
                                                                suchten Meeres-
                                                                ablagerungen       eintrag ins Meer ließ die Riffe er-
                                                                erhalten           sticken und am Meeresboden
                                                                                   wurde der Sauerstoff knapp. Ein
                                                                                   weltweites Massensterben war
                                                                                   die Folge.

                                                                                   Ein internationales Team er-
                                                                                   forschte das in einem von der
                                                                                   Österreichischen Akademie der
 1 cm                                                                              Wissenschaften und dem Land
                                                                                   NÖ geförderten Projekt. Im süd-
                                                                                   lichen Niederösterreich werden
                                                                                   in den 233 Millionen alten Reing-     21
                                                                                   rabner Schichten seit mehr als 140
                                                                                   Jahren ungewöhnliche Fossilien
Massensterben,                                                                     entdeckt. Denn die schwarzen
                                                                                   Meeres-Ablagerungen beinhalten
fliegende Fische                                                                   eine Fundstelle von Weltruf, in

       und                                                                         der Fossilien besonders gut und
                                                                                   vollständig erhalten sind. Neben

   Sumpfwälder                                                                     tausenden Ammoniten, Tinten­
                                                                                   fischen, Muscheln, Schnecken,
                                                                                                                    -

                                                                                   Krebsen, Meeresasseln und Bor­
        Text: Alexander Lukeneder                                                  stenwürmern fanden sich sogar
 Bilder: 7reasons & Alexander Lukeneder                                            fliegende Fische und der Schä-
                                                                                   del eines Lungenfischs. Mehr als
                                                                                   11.000 Fossilien wurden in den
Ein weltweiter Klimawandel                Rekonstruktion des                       letzten zwei Jahren gesammelt,
führte vor 233 Mio. Jahren                Lebensraumes zur
                                          Zeit der Karnischen
                                                                                   wissenschaftlich bearbeitet und
                                                                                   in den renommierten Journa-
zu einem gigantischen Mas-                Krise vor 233 Mio.
                                                                                   len Scientific Reports und PlosOne
sensterben in den Meeren                  Jahren
                                                                                   beschrieben.
des Mesozoikums. Die un-
ter dem Namen »Karnische                                                           Rätselhafte Strukturen im Gestein
Krise« bekannte Phase kann                                                         entpuppten sich als weltweiter
                                                                                   Erstnachweis fossiler Tintenfisch-
in Gesteinen bei Lunz am
                                                                                   Knorpel. Durch Röntgenauf-
See und Gaming erforscht                                                           nahmen mit einem Computerto-
werden.                                                                            mographen (CT) entstanden so
                                                                                   erstmals digitale 3D-Modelle der
Die Fossil-Fundstelle der späten                                                   fossilen Tintenfisch-Reste.
Triaszeit gibt tiefe Einblicke in
die Erdgeschichte Österreichs zur                                                  »NHM Science Talk«
Zeit einer der größten Umwelt-                                                     mit Alexander Lukeneder:

katastrophen der Erdgeschichte.
Was man über diese globale Klima­
krise weiß? – Die durch starken
Vulkanismus ausgelöste Krise und
der damit einhergehende Klima­
wandel dauerten zwei Millionen                                                     Mit finanzieller
Jahre lang an. Diese Periode war                                                   Unterstützung der
QUIZ                      Hier gehts zum Gewinnspiel!
                                                   Wir verlosen drei Exemplare

     Pluto oder
                                                   unserer Publikation »NHM Top 100«!
                                                   Mit der Teilnahme am Gewinnspiel bestätigen Sie,
                                                   die Teilnahmebedingungen auf unserer Gewinnspiel-Seite
                                                   gelesen zu haben und diesen zuzustimmen.

      ­Neptun?
                                                   Die Gewinner aus dem letzten Heft sind:
                                                   Anna Maria Z. aus Wien, Elisabeth L. aus
                                                   Wien und Elisabeth S., ebenfalls aus Wien.
                                                   Wir gratulieren herzlich und wünschen viel
                                                   Vergnügen mit den »Top 100«!
     In unserem Gewinnspiel stellen
     wir Ihnen versteckte Details des
     NHM Wien vor.

22            Text: Stefanie Jovanovic-Kruspel
                   Bild: Alice Schumacher

     Diese Figur aus der Dekoration des
     NHM Wien stammt vom Wiener
     Bildhauer Rudolf Weyr und
     symbolisiert den Basalt.
     Wie Basalt entsteht, war
     bis Ende des 18. Jahr-
     hunderts nicht ein-
     deutig geklärt. Im
     sogenannten »Ba-
     saltstreit« standen
     »Neptunisten«
     und »Plutonisten«
     einander unver-
     söhnlich gegen-
     über. Während die
     Neptunisten – einer
     davon war der
     deutsche Mineralo-
     ge Abraham Gottlob
     Werner, dessen Statue
     im Stiegenhaus steht –
     davon ausgingen, dass Ba-
     salt als Sedimentgestein des
     Urozeans gebildet worden ist,
     vertraten die Plutonisten wie etwa
     der schottische Pionier der modernen
     Geologie James Hutton einen vulkanischen
     Ursprung. Erst im 19. Jahrhundert gelang es
     Alexander von Humboldt dank seiner um-        menten des Vulkanismus, wo-
     fangreichen Reisebeobachtungen diese          rauf die züngelnden Flammen
     Frage zugunsten der Plutonisten zu klären.    zwischen den Basaltsäulen hin-­
     Die Stuckfigur nimmt auf diesen »Basalt-      deuten. Sie ist Teil eines größeren
     streit« Bezug, denn sie vereint Attribute     Figurenzyklus in einem Schausaal des
     des Gottes Neptun – erkennbar am Drei-        NHM Wien. Können Sie herausfinden in
     zack und dem wallenden Bart – mit Ele-        welchem?
Langsam wird der Wald wieder grün –
erste Blätter spitzen schon hervor. Aber                                    Kids’
                                                                           Corner
nicht nur das: Da blüht auch schon was!
Aber warum gibt es eigentlich Pflanzen,
die schon so zeitig im Frühjahr blühen
und wie machen sie das?

                                           Was blüht denn da…?
                                                              Text: Andrea Krapf
                                             Bilder: Gerd Krapf & Damian Lugowski (shutterstock)                                23

                                                                        Die sogenannten Frühjahrsblüher nutzen die kurze
    KNOLLEN                                                             Zeit, in der die Bäume noch keine Blätter haben und
    – sind Verdickungen, die die Pflanze bildet und in denen sie        blühen schon im zeitigen Frühjahr. Die Energie ziehen
      Energie speichert.                                                sie aus Speicherorganen, die im Boden liegen: Zwie-
                                                                        beln oder Knollen. Schon nach kurzer Zeit bilden sie
    ZWIEBELN
    – sind eigentlich schon eine ganze Pflanze: Vom »Boden«
                                                                        Samen und ziehen sich wieder in den Boden zurück,
      aus wachsen die Blätter in mehreren Schichten umeinan-                                                 wo sie auf den
      der. In der Mitte liegen schon die Anlagen für alle oberir-                                            nächsten Früh-
      dischen Pflanzenteile.                                                                                 ling warten.

Blüten und Früchte zu produzieren ist für Pflanzen
mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Diese
Energie erhalten sie aus der Sonnenstrahlung. Aber
gerade im Wald wird es früh im Jahr finster – wenn die
                                  Bäume erst ein-
                                  mal Blätter ausge-                    Sicher kennst du den einen oder anderen Frühjahrs-
                                  bildet haben, er-                     blüher! Schneeglöckchen, Osterglocken oder Kro-
                                  reicht nicht mehr                     kusse wachsen bei dir vielleicht sogar im Garten. In
                                  so viel Sonnen-                       vielen Parks sieht man ganze Teppiche aus den zarten
                                  licht den Boden.                      Blüten der Buschwindröschen. Dem weiß und lila blü-
                                  Blütenpflanzen                        henden Hohlen
                                  am Waldboden                          Lerchen­s porn
                                  müssen daher                          oder dem gel-
                                  schnell sein.                         ben     Schar-
                                                                        bockskraut be-
                                                                        gegnen wir auf
                                                                        Spaziergängen
                                                                        im Wald. Hal-
                                                                        te deine Augen
                                                                        offen!
PREMIERE
                                                                                     5. MAI 2023
                                                                                     Weitere
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                                                                                     13.5.   19.8.
                                                                                     19.5.   25.8.
                                                                                     26.5.
                                                                                             2.9.
                                                                                     3.6.    8.9.
                                                                                     9.6.    16.9.
                                                                                     17.6.   22.9.
                                                                                     23.6.   30.9.
                                                                                     30.6.
                                                                                             6.10.
                                                                                     1.7.    14.10.
                                                                                     7.7.
Eine neue Inszenierung von Jacqueline Kornmüller

                                                                                                     ganymedbridge.at

                                                      B E Z A H LT E A N Z E I G E

    Naturhistorisches, Ausgabe 1/2023
    Österreichische Post AG
    S P 20Z042008 S
    Naturhistorisches Museum, Burgring 7, 1010 Wien
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