KRANKENHAUS BAROMETER - Umfrage 2021 - Deutsche ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALT SEITE KAPITEL 4 EINLEITUNG 6 1 WIRTSCHAFTLICHE SITUATION DER KRANKENHÄUSER 6 1.1 Jahresergebnis 2020 8 1.2 Entwicklung der Jahresergebnisse 2019/2020 9 1.3 Erwartetes Jahresergebnis 2021 10 1.4 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation 12 1.5 Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen 13 2 AUSWIRKUNGEN VON CORONA AUF DIE KRANKENHÄUSER 14 2.1 Auslastung 15 2.2 Besuchseinschränkungen 19 2.3 Inanspruchnahme 21 2.4 Alarm- und Einsatzplan 23 2.5 Neuerungen im Pflegebereich zur Anpassung an die Corona-Pandemie 27 3 FACHKRÄFTEMANGEL IN DER PFLEGE 28 3.1 Stellenbesetzungsprobleme im Pflegedienst auf Allgemeinstationen 30 3.2 Stellenbesetzungsprobleme im Pflegedienst auf Intensivstationen 32 3.3 Einsatz von Honorar- und Zeitarbeitskräften 34 3.4 Fluktuationsquoten und Ausfallzeiten in der Pflege 36 3.5 Entwicklung der Stellensituation im Pflegebereich 40 3.6 Pflegekräfte aus dem Ausland 42 3.7 Fachweiterbildungen auf Allgemein- und Intensivstationen 2 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
SEITE KAPITEL 43 4 KRANKENHAUSINDIVIDUELLE PFLEGEBUDGETS 44 4.1 Abschluss eines Pflegebudgets zum 30.04.2021 45 4.2 Zusätzlicher Vorbereitungsaufwand 46 4.3 Überdeckung der Pflegepersonalkosten durch Pflegentgeltwert 47 4.4 Berücksichtigung pflegeentlastender Maßnahmen 49 4.5 Unterschreiten des Vorjahresbudgets ohne „Budget-Verlust-Begrenzung“ 50 4.6 Auswirkungen auf Personalausstattung und Finanzen 54 5 UMSATZSTEUERFREIHEIT ZYTOSTATIKA 55 5.1 Betroffene Krankenhäuser 56 5.2 Auswirkungen auf die Krankenhäuser 58 5.3 Reaktionen der Krankenhäuser 60 5.4 Die Berücksichtigung des Vorsteuerabzugs 62 LITERATURVERZEICHNIS DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 3
EINLEITUNG Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) stellt mit dem vorliegen- den Bericht die Ergebnisse des Krankenhaus Barometers 2021 vor. Beim Krankenhaus Barometer handelt es sich um eine jährlich durchgeführte Repräsentativbefragung deutscher Kranken- häuser zu aktuellen gesundheits- und krankenhauspolitischen Themen. Das Barometer wird im Auftrag der Träger des DKI erstellt; das sind die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK). Ziel des Krankenhaus Barometers Beteiligt haben sich insgesamt 291 ist es, den Krankenhäusern und den Krankenhäuser. Krankenhausverbänden zeitnahe Informationen zum aktuellen Kran- Die Krankenhäuser unter 100 Bet- Die jährlichen Ausgaben kenhausgeschehen zur Verfügung ten wurden nicht in die Erhebung des Krankenhaus zu stellen. Seit seiner Einführung im einbezogen, da es sich vielfach Barometers sind im Jahr 2000 hat sich das Krankenhaus um Kliniken mit einem besonde- Downloadbereich der Barometer zu einem einzigartigen ren Leistungsspektrum und einer Homepage abrufbar. Informationsinstrument im Kranken- besonderen Struktur handelt (z. B. www.dki.de hausbereich entwickelt, das seit- zahlreiche Privatkliniken ohne Ver- her exklusiv, kontinuierlich und auf sorgungsauftrag, kleine Fach- und repräsentativer Basis über zahlreiche Belegkliniken). aktuelle Themen aus dem Kranken- hausbereich berichtet. Durch die Nicht-Einbeziehung dieser Häuser, auf die bundes- Die Ergebnisse des Krankenhaus weit lediglich ca. 4 % der Betten, Barometers 2021 beruhen auf der Patienten und des Kranken- der schriftlichen Befragung einer hauspersonals entfallen, wird eine repräsentativen Stichprobe von zu- homogenere Gruppe der kleineren gelassenen Allgemeinkrankenhäu- Krankenhäuser in der Grund- und sern ab 100 Betten in Deutschland, Regelversorgung geschaffen. welche von Ende Mai bis Ende Juli 2021 durchgeführt worden ist. 4 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Dr. Karl Blum Robin Heber Dr. Anna Levsen Dr. Sabine Löffert Dr. Matthias Offermanns Dr. Petra Steffen Das Deutsche Krankenhausinstitut möchte sich an dieser Stelle herzlich bei den Krankenhäusern be- danken, die mit ihrer Teilnahme an der Erhebung den vorliegenden Bericht ermöglicht haben. Düsseldorf, im Dezember 2021 Deutsches Krankenhausinstitut e. V. Hansaallee 201 40549 Düsseldorf Telefon 02 11. 4 70 51 - 17 Fax 02 11. 4 70 51 - 67 E-Mail karl.blum@dki.de www.dki.de DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 5
1 WIRTSCHAFTLICHE SITUATION DER KRANKENHÄUSER Abb. Mit Blick auf ihre wirtschaftliche Situation sollten die Kranken- häuser angeben, ob sie in der 01 Jahresergebnis der Krankenhäuser 2020 (Krankenhäuser in %) Gewinn- und Verlustrechnung Jahresüberschuss für das Jahr 2020 ein positives, Ausgeglichenes Ergebnis negatives oder ausgeglichenes Jahresfehlbetrag Jahresergebnis erzielt haben. 1.1 Jahresergebnis 2020 29 % Danach haben 60 % der deutschen Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten im Jahr 2020 ein positives Jahresergebnis erzielt. Der Anteil 60 % der Krankenhäuser mit einem Jah- resfehlbetrag liegt bei 29 % und der 11 % Anteil der Häuser mit einem ausge- glichenen Jahresergebnis bei 11 % (Abb. 01). © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 6 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Im Vergleich zum Vorjahr hat der Anteil der Kran- Allerdings gibt es in dieser Hinsicht deutliche kenhäuser mit einem Jahresüberschuss zugenom- Unterschiede nach der Krankenhausgröße men bzw. der Anteil der Häuser mit einem Jahres- (Abb. 02). fehlbetrag abgenommen. Vor allem in den großen Krankenhäusern ab Im Jahr 2019 hatten 46 % der Krankenhäuser ein 600 Betten fallen die Jahresergebnisse deutlich positives Jahresergebnis und 44 % der Häuser ein schlechter aus als in den unteren Bettengrößen- negatives Ergebnis (DKI, 2020). klassen. So weisen hier 57 % der Häuser für 2020 ein negatives Jahresergebnis aus und damit etwa Insofern haben die Ausgleichszahlungen nach doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. Nur dem Krankenhausentlastungsgesetz (§ 21 Abs. 37 % der Großkrankenhäuser haben im letzten 1 KHG) für coronabedingt nicht belegte Betten Jahr ein positives Ergebnis erzielt. Demgegenüber zumindest in einem Teil der Häuser dazu beigetra- sind es bei den kleinen Häusern 59 % und in der gen, die Auswirkungen der Corona-Pandemie im mittleren Bettengrößenklasse 76 %. Jahr 2020 finanziell zu bewältigen. Abb. 02 Jahresergebnis der Krankenhäuser 2020 nach Bettengrößenklassen (Krankenhäuser in %) Jahresüberschuss Ausgeglichenes Ergebnis Jahresfehlbetrag 59 76 37 6 15 57 7 26 17 KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 7
1. Wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser 1.2 Entwicklung der Jahresergebnisse 2019/2020 Über die bloße Angabe von positi- Abb. ven, negativen oder ausgeglichenen Jahresergebnissen hinaus, sollten die Krankenhäuser über die konkrete 03 Entwicklung des Jahresergebnisses 2020 im Vergleich zu 2019 (Krankenhäuser in %) Entwicklung der Jahresergebnisse Gestiegen laut Gewinn- und Verlustrechnung Weitgehend gleich in den Jahren 2019 und 2020 infor- geblieben mieren. 29 % Gesunken Danach ist das Jahresergebnis im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 in 53 % 53 % der Krankenhäuser gestiegen und bei 29 % der Häuser gesunken. Bei den übrigen ist es konstant ge- 18 % blieben (Abb. 03). © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Nach Krankenhausgröße haben sich Abb. 04 Entwicklung des Jahresergebnisses 2020 im die Ergebnisse vor allem in den gro- Vergleich zu 2019 nach Bettengrößenklassen ßen Krankenhäusern ab 600 Betten (Krankenhäuser in %) überproportional verschlechtert (Abb. 04). Hier ist das Ergebnis im Jahresver- Gestiegen gleich in 43 % der Häuser gesunken, Weitgehend gleich 48 70 43 während es in den anderen Betten- geblieben größenklassen 32 % (Krankenhäuser Gesunken unter 300 Betten) bzw. 14 % (mittlere Bettengrößenklasse) waren. 14 20 16 43 32 14 KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 8 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
1.3 Erwartetes Jahresergebnis 2021 Für das Jahr 2021 erwarten die All- Abb. gemeinkrankenhäuser ab 100 Betten insgesamt eine deutliche Verschlech- terung ihrer wirtschaftlichen Lage 05 Erwartetes Jahresergebnis der Kranken- häuser 2021 (Krankenhäuser in %) (Abb. 05). Jahresüberschuss Ausgeglichenes Ergebnis 17 % Im Vergleich zu 2020 würde der Jahresfehlbetrag Anteil der Häuser mit positivem Jahresergebnis von 60 % auf 17 % zurückgehen. Demgegenüber würde der Anteil der Krankenhäuser mit negativem Jahresergebnis von 29 % 60 % 23 % auf 60 % steigen. © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Auch über alle Bettengrößenklassen Abb. 06 Erwartetes Jahresergebnis der Kranken- würde sich die wirtschaftliche Lage häuser 2021 nach Bettengrößenklassen in 2021 deutlich verschlechtern. (Krankenhäuser in %) In der Tendenz würden die entspre- chenden Einbrüche in der mittleren Bettengrößenklasse etwas mo- 11 16 derater ausfallen als in den anderen 24 Klassen (Abb. 06). 21 26 26 63 51 63 KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 9
1. Wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser 1.4 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation Über das erwartete Jahresergebnis für dieses Jahr hinaus sollten die Krankenhäuser auch ihre wirtschaftliche Situation zum Er- hebungszeitpunkt im Frühjahr 2021 beurteilen. Demnach stufte nur noch etwa jedes zehnte Krankenhaus seine wirtschaftliche Lage als eher gut ein. 55 % der Krankenhäuser schätzten ihre wirtschaftliche Lage als eher unbefriedigend ein, während 34 % in dieser Hinsicht unentschieden sind (Abb. 07). Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die kritische Einschätzung der wirtschaftlichen Lage über alle Krankenhäuser damit nochmals verschlechtert (DKI, 2020). Abb. 07 Aktuelle wirtschaftliche Situation des eigenen Krankenhauses (Krankenhäuser in %) 11 % Eher gut Teils, teils Eher unbefriedigend 55 % 34 % © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 10 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Unabhängig von der Krankenhausgröße wird die aktuelle wirtschaftliche Lage nahezu gleichermaßen kritisch gese- hen. Besonders dramatisch ist die Situation in den großen Krankenhäusern über 600 Betten. Hier gibt es kaum noch ein Haus, das seine wirtschaftliche Lage als gut beurteilt (Abb. 08). Abb. 08 Aktuelle wirtschaftliche Situation des eigenen Kranken- hauses nach Bettengrößenklassen (Krankenhäuser in %) 3 12 12 Eher gut Teils, teils Eher unbefriedigend 31 39 37 57 49 60 KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 11
1. Wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser 1.5 Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen Des Weiteren sollten sich die Kran- Abb. kenhäuser auch zu ihren Erwartun- gen für das kommende Jahr 2022 äußern: Jedes zweite Krankenhaus 09 Wirtschaftliche Erwartungen für das eigene Krankenhaus für 2022 (Krankenhäuser in %) erwartet eine Verschlechterung der Eher besser wirtschaftlichen Situation. Nur rund Eher gleich ein Fünftel der Häuser (21 %) geht Eher schlechter 21 % von einer Verbesserung aus, wäh- rend die übrigen in dieser Hinsicht unentschieden sind (Abb. 09). 50 % Nach Bettengrößenklassen diffe- renziert fallen die Erwartungen in den kleinen Krankenhäusern ab 300 29 % Betten tendenziell am schlechtesten aus (Abb. 10). © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Abb. 10 Wirtschaftliche Erwartungen für das eigene Krankenhaus für 2022 nach Bettengrößenklassen (Krankenhäuser in %) 22 20 23 Eher besser Eher gleich Eher schlechter 24 35 34 54 45 43 KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 12 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
2 AUSWIRKUNGEN VON CORONA AUF DIE KRANKENHÄUSER Die Corona Pandemie hatte erwartungsgemäß deutli- che Auswirkungen auf die Auslastung der befragten Krankenhäuser. Insgesamt gaben 53 % an, dass die Auslastung zum Befragungszeitraum geringer war als zum Vorjahreszeitpunkt. Nur 15 % berichten von einer unveränderten Auslastung. 31 % konnten eine höhere Auslastung über die gesamte Einrichtung verzeichnen. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 13
2. Auswirkungen von Corona auf die Krankenhäuser 2.1 Auslastung Ein Rückgang der Auslastung zeigte sich besonders deutlich für den Bereich der Normalstation, bei dem es bei 53 % der befragten Krankenhäuser zu einer geringeren Auslastung zum Zeitpunkt der Befragung im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt kam. Intensivstati- onen hingegen wiesen bei 43 % eine höhere Auslastung auf. Die Auslastung der Intermediate Care Station ist bei 39 % der befrag- ten Krankenhäuser gleich geblieben (Abb. 11). Abb. 11 Auslastung zum Befragungszeitpunkt im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt Wie ist die derzeitige Auslastung im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt? (Krankenhäuser in %) Geringere Auslastung Auslastung ist gleich geblieben Höhere Auslastung Gesamte Einrichtung 53 15 31 Intensivstation 23 34 43 Normalstation 53 13 34 Intermediate Care Station 28 39 33 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 14 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
2.2 Besuchseinschränkungen Aus Infektionsschutzgründen wurden Kranken- Rund 77 % der befragten Krankenhäuser kamen häusern während der Pandemie Besuchsein- der Empfehlung nach, indem sie dauerhaft seit schränkungen für Besucherinnen und Besucher Beginn der Pandemie Besuchseinschränkungen empfohlen. Alle befragten Häuser haben diese aussprachen. 15 % haben im späteren Verlauf der Empfehlung grundsätzlich umgesetzt, wie Abb. Pandemie Besuchseinschränkungen eingeführt. 12 verdeutlicht. 8 % hatten die Besuchseinschränkungen zum Zeit- punkt der Befragung bereits wieder beendet. Abb. 12 Besuchseinschränkungen während der Pandemie Haben Sie während der Pandemie vollständig oder zeitweilig Besuchseinschränkungen in Ihrer Einrichtung bzw. Teilen davon ausgesprochen? (Krankenhäuser in %) Ja, dauerhaft seit Beginn der Pandemie 77 Ja, allerdings erst im späteren Verlauf der 15 Pandemie Ja, zu Beginn der Pandemie, aber aktuell nicht mehr 8 Nein, gar nicht 0 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 15
2. Auswirkungen von Corona auf die Krankenhäuser Besonders betroffen von Besuchseinschränkungen zeigen sich die Intensivstationen. Bei 71 % der befragten Einrichtungen sind dort dauerhaft seit Beginn der Pandemie Besucheinschränkungen gültig. Gleiches zeigt sich für Normalstationen, für die ebenfalls bei 70 % dauerhaft seit Beginn der Pandemie Besuchseinschränungen ausgesprochen wurden (Abb. 13). Abb. 13 Besuchseinschränkungen nach Bereichen In welchen Bereichen Ihrer Einrichtung haben Sie während der Pandemie vollständig oder zeitweilig Besuchseinschränkungen ausgesprochen? (Krankenhäuser mit Besuchseinschränkungen in %) Dauerhaft seit Beginn der Pandemie Zeitweise Auf Intensivstationen 71 29 Auf Normalstationen 70 30 In der Geburtshilfe 46 54 Bei Begleitpersonen während der Geburt 26 74 Bei sterbenden Patienten 18 82 Bei Patienten im Kinder- und Jugendalter 33 67 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 16 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Für die Patientengruppen „sterbende Patienten“, „Patienten im Kinder- und Jugendalter“ sowie „Begleitpersonen während der Geburt“ gaben die befragten Einrichtungen überwiegend an, dass nur zeitweise Besuchseinschränkungen galten. Dies trifft besonders auf sterbende Patienten zu, bei denen es bei 18 % der befragten Krankenhäuser zu einer dauerhaften Besuchseinschrän- kung kam. In der Geburtshilfe gaben 46 % der Häuser dauerhaft Besuchseinschränkungen und bei den restlichen 54 % zeitweise Einschränkungen an. Abb. 14 Auswirkungen der Besuchseinschränkungen Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? (Krankenhäuser mit Besuchseinschränkungen in %) Stimme voll und ganz zu Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Stimme gar nicht zu Die Mitarbeiter waren durch die eingeschränkten Be- reiche der Angehörigen bei der Versorgung sterben- 28 41 23 8 der Patienten sehr viel stärker emotional belastet. Die Patientenversorgung war durch fehlende Unter- stützung durch Angehörige und Besucher erschwert. 16 36 34 13 Der Genesungsprozess wurde durch fehlende Unterstützung durch Angehörige und Besucher 14 49 30 7 verlangsamt. Patienten verstarben aufgrund der Besuchsein- schränkungen häufiger alleine/ohne Begleitung 14 24 38 24 von Angehörigen. Der zusätzliche Aufwand, der aufgrund der feh- lenden Kontakte und Besuche der Angehörigen 25 45 23 6 enstand, war sehr hoch. Um die Besuchseinschränkungen durchzusetzen, kam es zu einem Mehraufwand an der Kranken- 89 8 3 8 hauspforte sowie an anderen Eingängen des Krankenhauses. © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 17
In der Umsetzung der Besuchseinschränkungen 24 % der Teilnehmer gaben an, dass Patientinnen hat sich insbesondere für die Krankenhauspfor- und Patienten trotz Besuchseinschränkungen te bei 90 % der befragten Krankenhäuser ein nicht alleine versterben mussten. Mehraufwand ergeben, da Besucherinnen und Besucher vom Betreten des Krankenhauses über Demgegenüber stehen 14 % der befragten Kran- Haupt- und Nebeneingänge abgehalten werden kenhäuser, bei denen dies der Fall war. Einem zu- mussten. sätzlichen Aufwand aufgrund fehlender Kontakte und Besuche durch Angehörige stimmen 70 % voll Über die Hälfte der befragten Krankenhäuser und ganz bzw. eher zu. Auch auf den Genesungs- stimmten der Aussage zu, dass die emotionale prozess wirkten sich die Besuchseinschränkungen Belastung der Mitarbeitenden durch die fehlende aus. 63 % der befragten Häuser stimmten voll und Unterstützung durch Angehörige in Bezug auf ganz bzw. eher zu, dass dieser verlangsamt war sterbende Patientinnen und Patienten sehr viel (Abb. 14). stärker ausgefallen ist. 18 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
2.3 Inanspruchnahme Wie bereits in Kapitel 2.1 zur Auslastung deutlich Fallzahlsteigerung zeigt sich bei Notfällen gesamt. geworden ist, wirkt sich die Pandemie stark auf Bei 23 % der befragten Einrichtungen kam es in das Leistungsgeschehen in Krankenhäusern aus. Hochzeiten der Pandemie zu einer höheren Inan- Die Frage nach der Inanspruchnahme zu Hochzei- spruchnahme als im Vergleichszeitraum im Vor- ten der Pandemie (März bis Dezember 2020) im jahr. Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2019 zeigt dies ebenso (Abb. 15). Psychosomatische Erkrankungsbilder und am- bulante onkologische Behandlungen zeigen in Den stärksten Rückgang gab es bei den elektiven jeweils rund 60 % der Krankenhäuser keine Verän- Fällen in 95 % der Krankenhäuser. Die deutlichste derung der Inanspruchnahme. Abb. 15 Inanspruchnahme des Krankenhauses Inwieweit hat sich die Inanspruchnahme Ihres Krankenhauses im Jahr 2020 während der Pandemie (März bis Dezember 2020) im Vergleich zum Vorjahres- zeitraum 2019, relativ gesehen, geändert? (Krankenhäuser in %) Mehr als zuvor Weniger als zuvor Weder noch Elektive Fälle gesamt 1 95 4 Notfälle gesamt 23 52 26 Psychosomatische Erkrankungsbilder 8 35 57 Ambulante onkologische Behandlung 12 27 61 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 19
2. Auswirkungen von Corona auf die Krankenhäuser Der Blick auf die Patientenperspektive in Abb. 16 und Patienten in Bezug auf elektive Eingriffe und offenbart, dass über 80 % der befragten Kranken- Operationen aktuell etwas stärker ausfällt. Wäh- häuser davon ausgehen, dass Patientinnen und rend 2020 knapp über 30 % der befragten Ein- Patienten aus Sorge um Ansteckung mit dem CO- richtungen nicht oder eher nicht zustimmen, dass VID-19-Erreger zum Befragungszeitpunkt 2021 auf Patientinnen und Patienten auf elektive Eingriffe elektive Operationen und Eingriffe verzichten. Im und Operationen verzichten, so sind es 2021 nur Vergleich zur Einschätzung aus dem Vorjahr wird noch knapp über 10 %. deutlich, dass die Zurückhaltung der Patientinnen Abb. 16 Verzicht auf elektive Operationen und Eingriffe Inwieweit stimmen Sie der Aussage zu, dass Patienten aus Sorge um Ansteckung mit dem COVID-19-Erreger derzeit noch auf elektive Operationen und Eingriffe verzichten? Befragungszeitpunkt 2020 Befragungszeitpunkt 2021 (Krankenhäuser mit OP-Sälen und -Verschiebungen in %) (Krankenhäuser in %) Trifft voll und ganz zu 20,1 33,8 Trifft eher zu 45,6 54,0 Trifft eher nicht zu 29,9 10,6 Trifft gar nicht zu 4,4 1,5 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 20 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
2.4 Alarm- und Einsatzplan Abb. Ein Krankenhausalarm- und -einsatz- plan hat die Aufgabe, Krankenhäuser 17 Krankenhausalarm- und -einsatzplan inklusive Pandemiebefall Hatten Sie vor Beginn der Corona-Pandemie einen individuell bei der medizinischen Bewältigung erarbeiteten Krankenhausalarm- und -einsatzplan entwickelt, von Katastrophenfällen und größeren der auch den Pandemiefall berücksichtigt hat? Notfällen durch konkrete Handlungs- (Krankenhäuser in %) anweisungen zu unterstützen. Eine Pandemie kann ebenfalls Be- standteil eines Krankenhausalarm- Nein Ja 30 % 70 % und -einsatzplanes sein. 70 % der befragten Krankenhäuser gaben an, dass eine Pandemiesituation in ihrem Krankenhausalarm- und -einsatzplan berücksichtigt wurde (Abb. 17). Allerdings kamen nur 19 % der Teil- nehmenden zu dem Ergebnis, dass der Krankenhausalarm- und -einsatzplan sehr gut funktioniert hat. 62 % be- Abb. © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 werten den Krankenhausalarm- und -einsatzplan immerhin mit gut. 18 Qualität des Krankehausalarm- und -einsatzplans Wie gut hat Ihr individuell erarbeiteter Krankenhausalarm- Bei rund 20 % der befragten Einrich- und -einsatzplan in der Corona-Pandemie in Ihrem Haus tungen hat er weniger gut oder gar gegriffen? (Krankenhäuser mit Krankenhausalarm- und nicht gut gegriffen (Abb. 18). -einsatzplan für den Pandemiefall in %) 62 19 18 2 Sehr gut Gut Weniger gut Gar nicht gut © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 21
2. Auswirkungen von Corona auf die Krankenhäuser Die Befragung zu Erfolgsfaktoren des Krankenhausalarm- und -einsatzplans in Form eines Freitextfeldes hat ergeben, dass dieser aufgrund von • klaren Abläufen und Strukturen • Arbeit im Krisenstab • Kommunikation • Einrichtung von Isolationsbereichen und -stationen • Zusammenarbeit mit Behörden, Bundeswehr und Ret- tungsdienst • Interdisziplinarität besonders gut funktioniert hat. Im Gegensatz dazu haben folgende Punkte ein gutes Funkti- onieren des Krankenhausalarm- und -einsatzplans behindert: • Plan war zu starr für den zyklischen Verlauf der Pandemie • Die zwischenzeitlich extreme Verknappung von Ressour- cen (persönliche Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel etc.) war im Pandemieplan nicht abgebildet • Plan hat die Dauer der Pandemie nicht ausreichend berücksichtigt • Informationsfluss vom Land und den Behörden • Abstimmung mit anderen Krankenhäusern • Anpassung an die kurzfristigen Änderungen der Geset- zeslage • Zusätzliche Maßnahmen wie Besuchseinschränkungen, Erfassung von Besucherdaten oder Abstandsregeln waren nicht im Plan berücksichtigt Die genannten Antworten wurden auf Basis von Einzelnen- nungen und ihren Häufigkeiten zusammengefasst. 22 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
2.5 Neuerungen im Pflegebereich zur Anpassung an die Corona-Pandemie Vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden vierten Klinik neu umgesetzt, aber zeitlich nur Pandemiesituation wurden die teilnehmenden begrenzt geplant. In jedem fünften Krankenhaus Krankenhäuser im diesjährigen Krankenhaus Baro- wurde in der Intensivpflege bzw. Intensivmedizin meter gefragt, welche Neuerungen sie als An- die Fortbildung des Personals zur Anpassung an passung an die Corona-Pandemie in ihrem Haus die Corona-Pandemie neu eingeführt, aber auch im Pflegebereich entwickelt haben und sich ggf. als dauerhafte Umsetzung geplant. Weitere Neu- auch als sinnvolle Neuerung in der zukünftigen einführungen im Bereich des Personaleinsatzes Regelversorgung vorstellen können. wurden eher nicht als Dauereinrichtung umge- setzt (Abb. 19). Im Bereich des Personaleinsatzes bzw. der Per- sonalorganisation haben rund 40 % der Kran- Zahlreiche organisatorische Maßnahmen des kenhäuser während der Pandemie begonnen, Personaleinsatzes waren jedoch schon vor der auf Personal aus anderen Abteilungen mit ab- Corona-Pandemie in vielen Krankenhäusern teilungsübergreifenden Dienstplänen zurück- umgesetzt. So wurden bereits in rund 60 % der zugreifen, um die Versorgung ihrer Patienten zu Einrichtungen Dienstpläne kurzfristig geändert gewährleisten. Diese Maßnahme wurde, ebenso und die Personalbesetzung tagesaktuell gesteu- wie die interne Schulung oder Fortbildung in der ert. In rund jedem zweiten Krankenhaus gab es Intensivpflege, in knapp jeder dritten sowie die Personalpools oder einen möglichen Aufbau von kurzfristige Änderung von Dienstplänen in jeder Mehrarbeitsstunden (Abb. 19). DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 23
2. Auswirkungen von Corona auf die Krankenhäuser Abb. 19 Neuerungen des Personaleinsatzes bzw. der Personalorganisation in der Pflege als Anpassung an die Corona-Pandemie (Krankenhäuser in %) Neu umgesetzt, aber zeitlich begrenzt geplant Bereits vor der Corona-Pandemie umgesetzt Neu umgesetzt, dauerhafte Umsetzung geplant Nicht umsetzbar/sinnvoll Abteilungsübergreifende Dienstpläne/Einsatz von Personal aus anderen Abteilungen 41 9 42 8 Entwicklung und Umsetzung einer internen Schu- lung/Fortbildung in der Intensivpflege-/-med. für 30 20 31 19 das Personal Kurzfristige Änderungen von Dienstplänen 27 6 61 6 Einführung/Ausbau von Rufdiensten 23 6 37 33 Änderung der Schichteinteilung oder 22 10 41 26 Dienst-/Schichtzeiten Tagesaktuelle Steuerung der Personalbesetzung 22 7 62 9 Aufbau von Mehrarbeitsstunden 22 3 48 28 Einführung/Ausbau von Personalpools 8 15 56 22 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 Im Bereich der Personalplanung bzw. Personal- In 19 % der Krankenhäuser wurden der Ausbau beschaffung haben 28 % der Kliniken ihr Personal der Ausbildungskapazitäten und in 16 % Rückho- durch studentische Mitarbeiter und/oder Auszu- lungskonzepte und Wiedereinstiegsprogramme bildende zur Anpassung an die Corona-Pandemie zur Gewinnung von Pflegekräften, die (zeitweise) zeitlich begrenzt aufgestockt (Abb. 20). aus dem Pflegedienst ausgeschieden waren, neu implementiert und zugleich als dauerhafte Um- setzung geplant. 24 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Auch bei der Personalplanung und -beschaffung attraktive Angebote zur Stundenaufstockung waren schon vor der Corona-Pandemie zahlreiche unterbreitet. Die Mehrheit der Kliniken (71 %) hält Maßnahmen in den Krankenhäusern umgesetzt. dagegen die gezielte Ansprache von Mitarbeitern So wurden bereits in zwei Dritteln der Einrichtun- anderer Einrichtungen mit dem Ziel der Abwer- gen Stellenanzeigen vermehrt geschaltet. In rund bung für kein geeignetes Mittel zur Personalbe- 60 % der Krankenhäuser wurden die Ausbildungs- schaffung (Abb. 20). kapazitäten ausgebaut und den Teilzeitkräften Abb. 20 Neuerungen zur Personalplanung bzw. -beschaffung in der Pflege als Anpassung an die Corona-Pandemie (Krankenhäuser in %) Neu umgesetzt, aber zeitlich begrenzt geplant Bereits vor der Corona-Pandemie umgesetzt Neu umgesetzt, dauerhafte Umsetzung geplant Nicht umsetzbar/sinnvoll Personalaufstockung durch stud. Mitarbeiter u./o. Auszubildende 28 6 28 38 Rückholungs-Konzepte/Wiedereinstiegsprogramme zur Gewinnung von Pflegekräften, die (zeitweise) 14 16 39 32 aus dem Pflegedienst ausgeschieden sind 1 Einsatz Honorar-Kräfte/Personal-Leasing 13 42 45 Finanzielle Anreize (z. B. außertarifliche Zahlungen, Vorweggewährung von Aufstiegsstufen etc.) 10 11 32 47 Attraktive Angebote zur Stundenaufstockung von Teilzeitkräften 7 11 58 23 Vermehrte Schaltung von Stellenanzeigen 5 9 65 22 Anwerbungen aus dem Ausland 2 9 51 37 Gezielte Ansprache von Mitarbeitern anderer Ein- richtungen (Abwerbung) 1 4 24 71 Ausbau der Ausbildungskapazitäten 19 61 20 0 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 25
2. Auswirkungen von Corona auf die Krankenhäuser Als sonstige Maßnahmen der Personalplanung und -beschaffung zur Anpassung an die Corona-Pandemie nannten die teilneh- menden Krankenhäuser beispielsweise verstärkte Marketingmaß- nahmen, z. B. Mitarbeiter werben Mitarbeiter oder eine Erhöhung der Mitarbeiterorientierung im Unternehmen (z. B. besondere Maßnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement). Als besondere Unterstützungsmaßnahmen der Pflegekräfte zu Zeiten der Corona-Pandemie haben 13 % der Krankenhäuser spe- zielle Entlastungsangebote für ihre Mitarbeiter, beispielsweise bei vermehrter Konfrontation mit dem Tod, oder einen Ausbau ihres Supervisions-Angebotes zeitlich begrenzt eingeführt. Bei rund jeder zweiten Einrichtung waren diese Angebote an die Mitarbeitenden jedoch bereits vor der Pandemie umgesetzt. Jede vierte Klinik hat zusätzlich eine dauerhafte Unterstützung bei der Kinderbetreuung organisiert (Abb. 21). Abb. 21 Neuerungen als besondere Unterstützungsmaßnahme in der Pflege zur Anpassung an die Corona-Pandemie (Krankenhäuser in %) Neu umgesetzt, aber zeitlich begrenzt geplant Bereits vor der Corona-Pandemie umgesetzt Neu umgesetzt, dauerhafte Umsetzung geplant Nicht umsetzbar/sinnvoll Unterstützung bei Kinderbetreuung (Betreuungs- angebote, Familienfreundlicher Arbeitgeber, etc). 6 24 18 53 Spezielle Entlastungsangebote für Mitarbeiter (z. B. für Mitarbeiter, die mehr mit dem Tod kon- 13 7 49 30 frontiert werden) Ausbau des Supervisions-Angebots für die 13 17 47 23 Mitarbeitenden © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 26 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
3 FACHKRÄFTEMANGEL IN DER PFLEGE Der Fachkräftemangel bzw. Stellenbesetzungsprobleme in der Pflege bilden eine zentrale Herausforderung für die stationäre Krankenhausversorgung in Deutschland. Vor diesem Hin- tergrund sollten die Befragungsteilnehmer, wie schon in den Erhebungen zum Krankenhaus Barometer 2011, 2016 und 2019 angeben, inwieweit es bei ihnen einen entsprechenden Fach- kräftemangel gibt. Der Fachkräftemangel wird im Krankenhaus Ba- Im Krankenhaus Barometer lautet die konkre- rometer also darüber gemessen, dass offene Stel- te Fragestellung an die teilnehmenden Kliniken, len (wieder) besetzt werden sollen, aber mangels inwieweit das jeweilige Krankenhaus zum Erhe- (geeigneter) Bewerber kurzfristig nicht besetzt bungszeitpunkt im Frühjahr 2021 Probleme hatte, werden können bzw. längere Zeit vakant bleiben. offene Stellen im Pflegebereich zu besetzen bzw. Aussagen dazu, inwieweit die aktuellen Stellenplä- wie viele Stellen, gemessen in Vollkräften, vakant ne bedarfsgerecht sind, werden – auch mangels waren. objektiver und weitestgehend konsensfähiger Maßstäbe – somit ausdrücklich nicht getroffen. DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 27
3. Fachkräftemangel in der Pflege 3.1 Stellenbesetzungsprobleme im Pflegedienst auf Allgemeinstationen Im Frühjahr 2021 hatten 84 % der Krankenhäuser Die Stellenbesetzungsprobleme im Pflegedienst Probleme, offene Pflegestellen auf Allgemeinsta- der Allgemeinstationen haben seit 2011 dra- tionen zu besetzen. Mit steigender Krankenhaus- matisch zugenommen. Während im Jahr 2019 größe nimmt der Anteil der betroffenen Häuser schon vier von fünf Kliniken Stellenbesetzungs- merklich zu. So kann fast jedes Krankenhaus ab probleme hatten, war es 2016 noch gut die Hälfte 600 Betten (97 %) derzeit offen Pflegestellen nicht der Krankenhäuser. 2011 lag der entsprechende besetzen (Abb. 22)1. Anteilswert bei 37 %. Im Mittel bleiben die Stellen auf den Allgemeinstationen derzeit 17 Wochen (Median = 12 Wochen) unbesetzt. Abb. 22 Krankenhäuser mit Stellenbesetzungsproblemen im Pflegedienst auf den Allgemeinstationen 2011 - 2021 (Krankenhäuser in %) 2021 2019 2016 2011 97 95 84 86 84 79 79 69 61 54 53 51 47 37 37 29 KH gesamt KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 200 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 1 Im Krankenhaus Barometer 2011 bildeten die Allgemeinkrankenhäuer ab 50 Betten noch die Grundgesamtheit der Erhebung. Für Zeitvergleiche zwischen den Barometern 2011 und 2016 sind deswegen die Barometer-Ergebnisse von 2011 erneut ausge- wertet worden. Konkret beziehen sich die Vergleichsergebnisse für 2011 nunmehr auf die Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten bzw. in der unteren Bettengrößenklasse auf Krankenhäuser mit 100-299 Betten. Deswegen kommt es in der unteren Größenklasse bzw. bei den Ergebnissen für die Krankenhäuser insgesamt zu leichten Abweichungen zu den im Krankenhaus Barometer 2011 explizit ausgewiesenen Ergebnissen (vgl. DKI, 2011). 28 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Die von Stellenbesetzungsproblemen betrof- Hochgerechnet auf die Grundgesamtheit der fenen Krankenhäuser konnten im Mittel rund Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten blie- 16 Vollkraftstellen nicht besetzen. Gegenüber ben bundesweit rund 14.400 Vollkraftstellen im 2016 (6,6 VK) haben sich die Stellenvakanzen im Pflegedienst der Allgemeinstationen unbesetzt. Pflegedienst der Allgemeinstationen damit ver- Gegenüber 2016 mit rund 3.900 unbesetzten zweieinhalbfacht. Bei den beiden unteren Betten- Pflegestellen entspricht dies in etwa einer Verdrei- größenklassen haben sich, relativ gesehen, die einhalbfachung der offenen Stellen. Bezogen auf offenen Stellen seit 2016 sogar verdreifacht. Abso- die Vollkraftstellen im Pflegedienst auf den All- lut haben vor allem die Großkrankenhäuser ab 600 gemeinstationen der Allgemeinkrankenhäuser ab Betten eine deutlich überdurchschnittliche Anzahl 100 Betten insgesamt sind 6,3 % der Pflegestellen an unbesetzten Pflegestellen, die sich seit 2016 derzeit vakant. verdoppelt hat (Abb. 23). Abb. Nicht besetzte Vollkraftstellen im Pflegedienst auf Allgemein- 23 stationen pro Krankenhaus 2016 - 2021 (Mittelwerte für KH mit Stellenbesetzungsproblemen) 2021 2019 2016 40,3 30,0 19,7 16,3 16,1 13,1 10,8 8,9 6,6 7,1 5,1 3,0 KH gesamt KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 29
3. Fachkräftemangel in der Pflege 3.2 Stellenbesetzungsprobleme im Pflegedienst auf Intensivstationen Die Entwicklung der Stellenbesetzungsprobleme 2016 hatte noch gut die Hälfte der Krankenhäuser in der Intensivpflege entspricht weitgehend den Stellenbesetzungsprobleme und 2011 knapp ein Ergebnissen für den Pflegedienst auf Allgemein- Drittel. Gegenüber 2019 zeigte sich 2021 jedoch stationen. Mittlerweile können rund vier von fünf eine Stagnation des Anstiegs des Fachkräfteman- Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten offene Stel- gels auf den Intensivstationen auf hohem Niveau: len in der Intensivpflege nicht besetzen. Mit stei- Während bei den beiden kleineren Bettengrößen- gender Krankenhausgröße nimmt der Anteil der klassen noch ein geringer Anstieg zu verzeichnen betroffenen Häuser merklich zu. So kann fast jedes war, berichteten die Kliniken ab 600 Betten einen Krankenhaus ab 600 Betten (94 %) derzeit offene leichten Rückgang der offenen Stellen. Intensivpflegestellen nicht besetzen (Abb. 24)2. Im Mittel bleiben unbesetzte Stellen in der In- Der Fachkräftemangel in der Intensivpflege hat in tensivpflege derzeit für 21 Wochen (Median = den letzten Jahren spürbar zugenommen. Im Jahr 16 Wochen) vakant. Abb. 24 Krankenhäuser mit Stellenbesetzungsproblemen in der Intensivpflege 2011 - 2021 (Krankenhäuser in %) 2021 2019 2016 2011 97 94 84 78 77 79 69 67 68 56 53 53 49 45 33 24 KH gesamt KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 2 Die Vergleichswerte für das Jahr 2016 stammen nicht aus dem Krankenhaus Barometer dieses Jahres, sondern aus einer DKI-Studie zur Personalsituation in der Intensivpflege und Intensivmedizin (Blum, 2017). 30 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Die von Stellenbesetzungsproblemen betroffenen Hochgerechnet auf die Grundgesamtheit der Allge- Krankenhäuser konnten im Mittel rund neun Voll- meinkrankenhäuser ab 100 Betten mit Intensivstati- kraftstellen in der Intensivpflege nicht besetzen. onen blieben bundesweit rund 7.900 Vollkraftstellen Gegenüber 2016 (4,7 VK) haben sich die Stellenva- in der Intensivpflege unbesetzt. Gegenüber 2016 kanzen auf den Intensivstationen damit um etwa mit rund 3.150 unbesetzter Intensivpflegestellen 87 % erhöht. Nach Bettengrößenklassen betrifft entspricht dies einem Anstieg von rund 150 %. dies überproportional die großen Krankenhäuser ab 600 Betten. Dort ist derzeit jede vierte Stelle in Bezogen auf die Vollkraftstellen in der Intensivpflege der Intensivpflege unbesetzt. Dies bedeutet einen der Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten insge- Anstieg der vakanten Stellen in Krankenhäusern samt sind rund 12 % der Pflegestellen derzeit vakant. ab 600 Betten seit 2019 um 80 % (Abb. 25). Abb. 25 Nicht besetzte Vollkraftstellen in der Intensivpflege pro Krankenhaus 2016 - 2021 (Mittelwert für KH mit Stellenbesetzungsproblemen) 2021 2019 2016 24,9 13,8 8,8 9,1 6,8 6,4 5,5 4,7 4,4 4,1 3,5 2,8 KH gesamt KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 31
3. Fachkräftemangel in der Pflege 3.3 Einsatz von Honorar- und Zeitarbeitskräften Sofern ein Krankenhaus keine (geeigneten) Bewerber für vakan- te Stellen findet, kann es ggf. auf Honorar- oder Zeitarbeitskräfte zurückgreifen (z. B. über Personalagenturen). Für den Pflege- dienst sollten die Befragungsteilnehmer angeben, inwieweit dies in ihren Häusern im Jahr 2020 der Fall war. Für diese Thema- tik liegen Vergleichswerte aus den Jahren 2015 und 2018 vor. In der Pflege haben 45 % der Krankenhäuser Leih- oder Zeitar- beitskräfte auf den Allgemeinstationen eingesetzt. Im Vergleich zum Jahr 2018 liegt der Anteil der Krankenhäuser mit Leih- oder Zeitarbeitskräften damit um 5 % niedriger. Darüber hinaus kommen in 48 % der Krankenhäuser mit Intensiv- stationen Leih- oder Zeitarbeitskräfte in der Intensivpflege zum Einsatz. Hier ist im Zeitvergleich dagegen eine Zunahme zu 2018 zu verzeichnen (Abb. 26). Abb. 26 Beschäftigung von Honorar- und Zeitarbeitskräften 2015 - 2020 im Pflegedienst der Krankenhäuser (Krankenhäuser in %) 2020 2018 2015 50 48 45 42 33 27 Pflegedienst auf Pflegedienst auf Allgemeinstationen Intensivstationen © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 32 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Über den bloßen Einsatz von Honorar- oder Zeitar- beitskräften hinaus sollten die Befragungsteilneh- mer angeben, wie viele Kräfte sie umgerechnet in Vollzeitäquivalente in ihrem Krankenhaus im Jahr 2020 im Jahresdurchschnitt beschäftigt hatten (Abb. 27). Demnach gibt es kaum eine Veränderung in der Anzahl der beschäftigten Leih- oder Zeitarbeits- kräfte nach Vollzeitäquivalenten auf Allgemeinsta- tionen und in der Intensivpflege seit 2018. Abb. Vollzeitäquivalente an Honorar- und Zeitarbeits- 27 kräften 2015 – 2020 (Mittelwerte für Krankenhäuser mit Stellenbesetzungsproblemen) 2020 2018 2015 5,3 5,5 4,6 4,6 3,6 2,1 Pflegedienst auf Pflegedienst auf Allgemeinstationen Intensivstationen © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 33
3. Fachkräftemangel in der Pflege 3.4 Fluktuationsquoten und Ausfallzeiten in der Pflege Eine Ursache von Stellenbesetzungsproblemen Auf den Allgemeinstationen lag die Fluktuations- in der Pflege bildet ggf. die Personalfluktuation. quote im Jahr 2020 danach im Durchschnitt bei Deswegen sollten die Krankenhäuser ihre Fluktu- 9,1 % pro Krankenhaus. Mit 7,9 % fiel die Fluktu- ationsquoten im Pflegedienst von Allgemein- und ation in der Intensivpflege etwas geringer aus. Intensivstationen angeben, konkret die jeweiligen Dennoch bedeutet dies einen leichten Anstieg der Anteile der 2020 aus dem Pflegedienst ausgeschie- Fluktuation auf Allgemeinstationen und im Inten- denen Pflegekräfte an den Pflegkräften insgesamt sivbereich der Krankenhäuser seit 2018 (Abb. 28). (in Köpfen). Abb. 28 Fluktuationsquoten im Pflegedienst 2018 - 2020 (Mittelwert pro Krankenhaus in %) 2020 2018 9,1 8,5 7,9 7,2 Pflegedienst auf Pflegedienst auf Allgemeinstationen Intensivstationen © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 34 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
In größeren Krankenhäusern ab 600 Betten sind Krankenhäuser konnten dagegen nicht festgestellt die Fluktuationsquoten im Pflegedienst sowohl auf werden. den Allgemeinstationen als auch auf den Intensiv- stationen tendenziell höher als in den kleineren Hinsichtlich der Entwicklung der krankheitsbe- Einrichtungen (Abb. 29). dingten Ausfallzeiten auf den Allgemeinstationen in den letzten drei Jahren haben 61 % der Kran- Die krankheitsbedingten Ausfallzeiten im Pflege- kenhäuser einen Anstieg vermerkt, während jede dienst lagen 2020 auf den Allgemeinstationen mit dritte Klinik keine Veränderungen berichtet hat. durchschnittlich rund 18 Tagen pro Kopf über den Im Intensivbereich hat jede zweite Klinik einen Werten in der Intensivpflege mit rund 13 Tagen pro Anstieg und 10 % ein Absinken der krankheits- Kopf (Ergebnisse nicht dargestellt). Unterschiede bedingten Ausfallzeiten in den letzten drei Jahren in den Ausfallzeiten in Bezug auf die Größe der angegeben (Ergebnisse nicht dargestellt). Abb. 29 Fluktuationsquoten im Pflegedienst 2020 nach Betten- größenklassen (Mittelwert pro Krankenhaus in %) 11,3 KH mit 100-299 Betten 9,8 KH mit 300-500 Betten KH ab 600 Betten 9,0 8,5 8,1 7,1 Pflegedienst auf Pflegedienst auf Allgemeinstationen Intensivstationen © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 35
3. Fachkräftemangel in der Pflege 3.5 Entwicklung der Stellensituation im Pflegebereich Gefragt nach der zukünftigen Entwicklung der zahlenmäßigen Stellensituation im Pflegebereich, zeichnete die Mehrheit der Kran- kenhäuser ein eher negatives Bild. So sagen 54 % der Kliniken eine Verschlechterung der Stellensituation in den nächsten drei Jahren auf den Allgemeinstationen vorher, darunter jede vierte Einrich- tung sogar eine deutliche Verschlechterung. Eine von fünf Kliniken sieht zukünftig eine Verbesserung der Stellensituation auf den Allgemeinstationen. Für den Intensivbereich sagen 55 % der Kran- kenhäuser eine Verschlechterung und 18 % eine Verbesserung der Stellensituation vorher (Abb. 30). Abb. 30 Entwicklung der Stellensituation in den nächsten drei Jahren im Pflegebereich der Krankenhäuser (Krankenhäuser in %) deutlich schlechter leicht schlechter in etwa gleich bleibend leicht besser deutlich besser Allgemeinstationen 26 28 24 19 3 Intensivstationen 28 27 27 17 1 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 50 % 36 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Auf der Grundlage der Bettengrößenklasse ist kein durch Überbelastung, z. B. durch Arbeitsverdich- eindeutiger Trend in der Bewertung der zukünf- tung oder unzureichende Personalausstattung, tigen Entwicklung der Stellensituation im Pflege- die Hauptgründe (sehr oft und oft) für eine mög- bereich erkennbar. Die kleinen Krankenhäuser (bis liche zukünftige Stellenverschlechterung. 300 Betten) scheinen jedoch tendenziell ein etwas düsteres Zukunftsbild zu zeichnen als die übrigen Gut die Hälfte der Einrichtungen nannte hier Einrichtungen (Ergebnisse nicht dargestellt). jeweils die weitere Zunahme der Teilzeitarbeit, das Fehlen verlässlicher Arbeitszeiten bzw. verlässli- Krankenhäuser mit negativer Stellenprognose im cher Freizeiten wegen Einspringen aus der Frei- Pflegebereich für die nächsten drei Jahre wurden zeit, unpünktlichem Dienstschluss oder zu vielen gebeten, mögliche Gründe dafür anzugeben. Bei Überstunden sowie das Fehlen von geeigneten 60 % der Kliniken sind der Renteneintritt sowie Bewerbern als Hauptgründe (Abb. 31). eine allgemeine Erschöpfung der Pflegenden Abb. 31 Gründe für eine zukünftige Verschlechterung der Stellensituation in der Pflege (Krankenhäusern mit negativer Stellenprognose in %) Sehr oft Oft Manchmal Nie Renteneintritt 15 45 36 3 Allgemeine Erschöpfung der Pflegenden 16 44 38 3 durch Überlastung Weitere Zunahme der Teilzeitarbeit 9 45 33 12 Kein verlässliches Frei/keine verlässlichen 6 48 39 6 Arbeitszeiten Keine geeigneten Bewerber 6 44 47 3 Stellenwechsel zu einem anderen Arbeitgeber 3 42 55 Zu hohe psychische Belastung der Pflegenden 6 34 59 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 37
3. Fachkräftemangel in der Pflege Eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben z. B. auf- grund des fehlenden Einflusses auf die Dienstplangestaltung, gaben 30 % der Krankenhäuser und 28 % eine fehlende Wert- schätzung bzw. Anerkennung der Pflegenden durch Vorgesetzte oder die Gesellschaft als Hauptgründe (sehr oft oder oft) für eine Verschlechterung der personellen Situation in der Pflege an. Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten für Pflegende spielten da- gegen in drei von vier Kliniken nur manchmal eine Rolle und die generalistische Pflegeausbildung bei 62 % der Einrichtungen keine Rolle (nie) bei der zukünftigen Stellensituation (Abb. 32). Abb. 32 Gründe für eine zukünftige Verschlechterung der Stellensituation in der Pflege II (Krankenhäusern mit negativer Stellenprognose in %) Sehr oft Oft Manchmal Nie Schlechte Vereinbarkeit von 6 24 61 9 Beruf und Privatleben Fehlende Wertschätzung/ 6 22 63 9 Anerkennung für die Pflege Berufsausstieg aus der Pflege 9 15 67 9 (vor Renteneintritt) Zu geringes Grundgehalt 16 58 26 Generalistische Pflegeausbildung 7 31 62 Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten 6 74 19 für Pflegende © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 38 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Zu den negativen Stellenprognosen könnte auch ursächlich beitra- gen, dass jedes zweite Krankenhaus sowohl im Allgemein- als auch Intensivbereich von einer rückläufigen Bewerberlage in den letzten drei Jahren berichtet (Abb. 33). Jede vierte Einrichtung sieht auf den Allgemeinstationen und jede dritte Klinik im Intensivbereich eine unveränderte Bewerberlage. Nur knapp jedes fünfte Krankenhaus kann für beide Bereiche eine Zunah- me der Bewerbungen in den letzten Jahren erkennen. Tendenziell profitieren eher die mittelgroßen und großen Kranken- häuser (KH ab 300 Betten) von der Bewerberlage in den letzten drei Jahren (Ergebnisse nicht dargestellt). Abb. Einschätzung der Entwicklung der Anzahl der Stellenbewerber 33 (in den letzten drei Jahren) im Pflegebereich auf Allgemein- und Intensivstationen (Krankenhäuser in %) Gesunken Gleich geblieben Gestiegen 56 Allgemeinstationen 25 19 50 Intensivstationen 32 18 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 39
3. Fachkräftemangel in der Pflege 3.6 Pflegekräfte aus dem Ausland In Zeiten des Fachkräftemangels in Deutschland 2021 rund 20 ausländische Pflegekräfte auf Allge- sowie bei Fehlen (geeigneter) Bewerber greifen meinstationen und drei ausländische Pflegekräfte Krankenhäuser zur Sicherung ihrer Pflegequalität auf den Intensivstationen pro Krankenhaus. Von vermehrt auch auf Fachkräfte aus dem Ausland zu- diesen stammen rund elf Pflegende für die Allge- rück. Für den Pflegedienst sollten die Befragungs- meinstationen und zwei für die Intensivstationen teilnehmer demnach angeben, inwieweit dies in ihren Häusern zum Zeitpunkt der Befragung der aus den Staaten der Europäischen Union. Fall war. Der größte Anteil der ausländischen Pflegekräfte Im Mittel beschäftigen die Krankenhäuser im Jahr (im Mittel 15 Köpfe pro KH auf den Allgemeinsta- tionen und drei Köpfe auf den Intensivstationen) Abb. Anzahl der beschäftigten auslän- arbeitet in Deutschland mit einem ausländischen 34 dischen Pflegekräfte in Köpfen auf Allgemein- und Intensivstationen (Mittelwerte pro Krankenhaus) Pflegeabschluss bzw. Studienabschluss. Grenznahe Pendler sind hier eher die Ausnahme (Abb. 34). Allgemeinstation Intensivstation 19,8 Anzahl der ausländischen Pflegekräfte insgesamt 3,4 10,6 Darunter: Anzahl der ausländischen Pflegekräfte aus EU-Staaten 2,0 15,3 Anzahl der ausländischen Pflegekräfte mit auslän- dischen Pflegeabschlüssen/Studienabschlüssen 3,3 4,0 Anzahl der ausländischen Pflegeschüler, die in Deutschland eine Pflegeausbildung absolvieren 2,6 0,8 Anzahl der ausländischen Pflegekräfte, die grenznah pendeln 0,2 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 40 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Zur weiteren Bewertung der Situation der ausländischen Pflege- kräfte wurden die teilnehmenden Einrichtungen gebeten, ihren zukünftigen Bedarf (in den nächsten drei Jahren) in ihrem Haus ein- zuschätzen. Drei von vier Krankenhäusern sehen demnach einen Mehrbedarf in den nächsten drei Jahren an ausländischen Pflegefachkräften auf ihren Allgemeinstationen und nur ein Viertel der Kliniken schätzt dort keinen veränderten Bedarf ein. Im Bereich der Intensivstationen sehen rund 60 % der Krankenhäuser einen Mehrbedarf und gut ein Drittel der Einrichtungen keinen veränderten Bedarf an ausländi- schen Pflegekräften (Abb. 35). Abb. Einschätzung des zukünftigen Bedarfs (in den nächsten 35 drei Jahren) an ausländischen Pflegekräften auf Allge- mein- und Intensivstationen (Krankenhäuser in %) Mehrbedarf Kein veränderter Bedarf Verminderter Bedarf 73 Allgemeinstationen 25 2 62 Intensivstationen 35 3 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 © Deutsches Krankenhausinstitut 2021 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021 41
3. Fachkräftemangel in der Pflege 3.7 Fachweiterbildungen auf Allgemein- und Intensivstationen Im Krankenhaus Barometer wurden die teilnehmenden Krankenhäuser zudem gebe- ten, ihre fachweitergebildeten Pflegekräfte auf Allgemein- und Intensivstationen zum 31.12.2020 anzugeben. Die daraus erstellten Weiterbildungsquoten, gemessen an der Anzahl des Personals mit Fachweiterbildung im Verhältnis zur Gesamtanzahl des Pflegepersonals, liegen im Intensivbereich (29 %) etwas höher als auf den Allgemein- stationen (18 %)3. Hinsichtlich der Größe der Krankenhäuser liegen bei den Allgemein- stationen die kleinen Krankenhäuser bis 300 Betten und bei den Intensivstationen die mittelgroßen Kliniken (300 bis 599 Betten) mit der Fachweiterbildungsquote jeweils im vorderen Bereich (Tab. 1). Tab. 01 Fachweiterbildungsquoten im Pflegebereich auf Allgemein- und Inten- sivstationen für das Jahr 2020 Gesamt KH mit 100 - KH mit 300 - KH ab 600 299 Betten 599 Betten Betten Fachweiterbildungsquote Allgemeinstationen (in %) 17,7 % 22,3 % 16,5 % 15,3 % Fachweiterbildungsquote Intensivstationen (in %) 28,7 % 28,7 % 34,0 % 24,6 % 3 Die Anzahl der fachweitergebildeten Pflegekräfte sowie die daraus errechnete Fachweiterbildungsquote kann ggf. dadurch beeinträchtigt sein, dass in den berichtenden Krankenhäusern nicht eindeutig zwischen Fachweiterbildung und Fortbildung unterschieden wurde. 42 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I KRANKENHAUS BAROMETER 2021
Sie können auch lesen