Wasservögel und Feuchtgebiete

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Wasservögel und Feuchtgebiete
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Gerhard Aubrecht

Wasservögel und Feuchtgebiete

Die beiden Begriffe Wasservögel und Feuchtgebiete sind       Um trotzdem eine unvermeidliche Einteilung zu treffen,
untrennbar miteinander verbunden. Hören wir von Enten,       hält man sich im allgemeinen an die Definition der interna-
Schwänen und Möwen, denken wir automatisch an deren          tionalen Ramsar-Konvention (s. Kapitel Schutz und
Lebensräume, die in irgendeiner Form mit Wasser zu tun       Management von Feuchtgebieten für Wasservögel): Was-
haben. Obwohl für den Menschen, der sich am Schauspiel       servögel sind „Vögel, die ökologisch von Feuchtgebieten ab-
des Gänsestriches im burgenländischen Seewinkel erfreut      hängig sind". Auch diese Definition hält sich nicht klar an
oder der einen Sonnenuntergang am Meer mit fotogener         jahreszeitliche Einschränkungen wie oben erwähnt und
Möwe für das Urlaubsfoto festhält, nicht bedeutsam ist, ob   muß präzisiert werden: Gewöhnlich werden Greifvögel wie
man Wasservögel und Feuchtgebiete einer bestimmten De-       Rohrweihe, Fischadler, Seeadler und weitere Vogelarten wie
finition unterzieht, wurde es nicht nur aus wissenschaft-    Eisvogel und Wasseramsel nicht als Wasservögel im enge-
lichem Ordnungszwang notwendig mehr oder minder klare        ren Sinn bezeichnet, wenn sie auch sehr stark von Feuchtge-
Abgrenzungen zu schaffen, sondern auch aus der Sicht des     bieten abhängig sind.
Gesetzgebers, der ja gezwungenermaßen sogar Natur-
erscheinungen in Paragraphen pressen muß. Das trifft für      Ordnet man nun die Wasservögel in Gruppen nach ihrer
„Wasservögel" (Jagd-, Naturschutzgesetz) und „Feucht-         Verwandtschaft, wie es seit Linne (1708—1778) im „System
gebiete" (Ramsar-Konvention, Raumordnungsgesetz ...)          der Natur" (Systema naturae 1758) üblich ist, so sind folgen-
gleichermaßen zu.                                             de Ordnungen (World check list nach Wood, 1982) anzu-
                                                              führen: Röhrennasen (Procellariiformes, 98 Arten), Pinguine
„Wasservogel" ist ein ökologisch geprägter Begriff, da er Le- (Sphenisciformes, 16 Arten), Seetaucher (Gaviiformes, 4 Arten),
bensraum und Lebewesen in Zusammenhang bringt. Kom- Lappentaucher (Podiäpediformes, 20 Arten), Ruderfüßer (Pele-
pliziert wird der an und für sich klare Ausdruck aber durch caniformes, 54 Arten), Schreitvögel (Ciconiiformes, 109 Arten),
die in der Natur die Regel darstellenden Ausnahmen, Über- Flamingos (Phoenicopteriformes, 5 Arten), Entenvögel (Anserifbr-
schneidungen und Abweichungen vom Schema. Gänse mes, 153 Arten), Rallen und Kranichvögel (Gruiformes, 210
sind eindeutig Wasservögel, beziehen aber einen Großteil Arten), Alken, Möwen und Schnepfen (Charadriiformes, 331
ihrer Nahrung an Land, wo sie als Weidegänger Wiesen Arten). Diese fast 1000 Arten, die zum Großteil enge ökolo-
und Felder nützen. Ähnliches trifft auch für die binnenlän- gische Bindungen an den Lebensraum Wasser aufweisen,
dischen Lachmöwen zu, die Nahrung oft weitab vom näch- machen etwa 11 Prozent der Arten der gesamten Vogelwelt
sten Gewässer suchen. Umgekehrt legt die Mehrzahl der • aus.
„Wasservögel" ihre Nester auf dem Land an, wobei oft auch
sehr trockene Standorte gewählt werden.                       Auch diese Auswahl muß noch weiter eingeengt werden.
Blaumeisen dagegen, die auf dem Durchzug in das südliche Scott (1980) berücksichtigt in seinem „Inventar der Feucht-
Winterquartier ihren Nahrungsbedarf im Schilfgürtel des gebiete internationaler Bedeutung für Wasservögel in
Neusiedlersees decken, würden auch von Vogelkundlern Westeuropa und Nordwestafrika" nur folgende Familien:
wohl kaum als Wasservögel eingestuft werden, ebensowe- Seetaucher (Gaviidae), Lappentaucher (Poditipedidae), Kormo-
nig wie ein durchziehender Wanderfalke, der sich auf die rane (Phalacrocomadae), Pelikane (Pekcanidae), Reiher (Ardei-
Jagd nach herbstlichen Watvögeln auf den Sandbänken der dae), Störche (Ciconüdae), Ibisse und Löffler (Threskiomithidae),
Innstauseen spezialisiert hat.                                Flamingos (Phoenicopteridae), Entenvögel (Anaüdae), Rallen

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(Rallidae), Kraniche (Gruidae), Austernfischer (Haematopodi-et al. 1983, Aubrecht & Mayer 1986). Als Wintergast wer-
dae), Stelzenläufer (Recurvirostridae), Brachschwalben (Glareo-den Kormorane in Österreich zunehmend häufiger
lidae), Regenpfeifer (Charadriidae), Schnepfenvögel (Scolopaa-(Abb. 62). Zwergscharbe (Phalacrocorax pygmeus) und Krä-
dae), Möwen (Landete) und Seeschwalben (Sternidae). Von henscharbe (Phalacrocorax aristotelis) können als Irrgäste
diesen „echten" Wasservögeln werden die „echten" Meeres-           auftreten.
vögel getrennt behandelt: Röhrennasen (Procettariiformes),       Pelikane (Pelecanidae) sind koloniebrütende Fischjäger an
Tölpel (Sulidae), einige marine Kormorane und Möwen, Küsten und im Binnenland. Sie besitzen einen Kehlsack
Raubmöwen (Stercorariidae) und Alken (Alädae).                     als Fangvorrichtung, die 4 Zehen sind durch Schwimm-
                                                                   häute verbunden. Pelikane wirken oft schwerfällig, sind
Um immer wieder im Text auftauchende Vogelnamen zu-                aber gute Flieger.
ordnen zu können, sollen zumindest die Familien kurz cha- Reiher (Ardeidae) sind meist große Schreitvögel mit langen
rakterisiert werden. Besonders wird auf die Entenvögel ein-        Beinen, Hals und Schnabel als Anpassung zur Nahrungs-
gegangen, da diese Wasservogelgruppe als Beispiel für öko-         suche im Seichtwasser. Kopf und Hals werden im Flug
logische Aussagen hier immer wieder herangezogen wird,             S-förmig zurückgelegt. Reiher nisten meist in Kolonien,
da besonders viele Untersuchungen vorliegen.                       die Nahrungssuche findet z. T. an Land statt. Sie ernäh-
                                                                   ren sich hauptsächlich von Fischen, wobei sie mit Hals
Seetaucher (Gavüdae) besitzen ausgedehnte Schwimmhäute und Schnabel zustoßen. In Österreich brüten Graureiher
   zwischen den 3 Vorderzehen, tauchen von der Wasser-             (Ardeatinerea),Silberreiher (Casmerodius albus), Nachtreiher
   oberfläche aus und sind extrem gut an das Wasserleben           (Nycticorax nydicorax) (Abb. 3), Zwergdommel (Ixobrychus
   angepaßt. Die Beine sind als Antriebsorgane weit hinten         minutus), Rohrdommel (Botaurus stellaris), eventuell auch
   angesetzt. Seetaucher befinden sich fast nur zur Brutzeit       Purpurreiher (Ardea purpurea). Seidenreiher (Egretta garzetta)
   an Land, nisten an Binnengewässern, die Geschlechter            und Rallenreiher (Ardeola ralloides) ziehen durch.
   sehen gleich aus. In Österreich treten Seetaucher als Störche (Ciconiidae) sind große, langhalsige und langbeinige
   Wintergäste auf (Prachttaucher, Gauia ardica, und Stern- Stelzvögel mit kräftigem, geradem Schnabel. Der Hals
   taucher, Gavia stellata), zum Teil auch nur als Irrgäste (Eis- wird beim Flug gerade ausgestreckt. Sie suchen oft Nah-
   taucher, Gavia immer und Gelbschnabel-Eistaucher, Gauia rung an Land und sind Baum- oder Dachbrüter. In Öster-
   adamsü).                                                        reich brüten Weißstorch (Ciconia ciconia) und Schwarz-
Lappentaucher (Podicipedidae) sind kleiner als Seetaucher storch (Ciconia nigra).
   und haben Schwimmlappen längs der Zehen. Die Beine Ibisse und Löffler (Threskiomithidae) sind ebenfalls langbeini-
   sind weit hinten angesetzt (Steißfüße), die Geschlechter        ge Vögel. Gesicht und Kehle sind mehr oder minder fe-
   gleich aussehend. Schwimmnester werden an Binnenge-             derlos. Der Schnabel ist bei Ibissen gebogen, bei Löfflern
   wässern angelegt. Lappentaucher sind weltweit verbrei-          flach verbreitert. In Österreich brütet der Löffler (Platalea
   tet. In Österreich brüten Haubentaucher (Podiceps cristatus) leueorodia). Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist in Vorarl-
   (Abb. 2), Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) und berg und Salzburg im 16. Jahrhundert, in der Steiermark
   Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), sporadisch Rothals- im 17. Jahrhundert ausgestorben. Sichler (Plegadis falcinel-
   taucher (Podiceps grisegena). Ansonst treten sie als Winter- lus) sind seltene Irrgäste.
   gäste auf wie auch der Ohrentaucher (Podiceps auritus). Flamingos (Phoenicopteridae) (Abb. 15) besitzen auffallend
Kormorane (Phalacrocoracidae) sind große, dunkel gefärbte, lange Beine und Vorderzehen mit Schwimmhäuten. Der
   tauchende Wasservögel mit langem Hakenschnabel zum              Hals ist lang und gebogen, der Schnabel, der als Seih-
   Fischfang. Die Geschlechter sehen fast gleich aus. Kor-         apparat funktioniert, typisch geformt. Flamingos werden
   morane breiten die Flügel zum Trocknen aus. Sie nisten          in Österreich manchmal als Gefangenschaftsflüchtlinge
   in Kolonien an Küsten und im Binnenland. In Österreich          beobachtet.
   ist der Kormoran (Phalacrocorax carbo) als Brutvogel ver-     Rallen (Rallidae) haben kräftige, kurze und stumpfe Schnä-
   schwunden: ca. 1913 im Burgenland, ca. 1926 in Wien,            bel, bei einigen auch mäßig lang und leicht gebogen, die
   1954 in Oberösterreich, 1971 in Niederösterreich (Hable         Füße sind kräftig, die Zehen teilweise sehr lange (Anpas-

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  sung an das Leben in sumpfigem Gelände). Bläßhühner             totanus), Waldwasserläufer (Tringa ochropus), Flußuferläufer
  (Fulica atra) (Abb. 55) haben Schwimmlappen an den Ze- (Tringa hypoleucos), Kampfläufer (Philomachus pugnax). Wei-
  hen und sind gut an das Wasserleben angepaßt. Rallen            tere Arten sind auf dem Durchzug zu beobachten.
  umfassen kleine bis hühnergroße Formen, die meist ver- Möwen (Laridae) sind langflügelige Seevögel mit Schwimm-
  steckt als Sumpf- und Wiesenvögel vorkommen. In                 häuten, die z. T. auch im Binnenland brüten. Sie tragen
  Österreich brüten Wasserralle (Rallus aquaticus), Tüpfel- ein unauffälliges Ruhekleid und brüten meist in Kolo-
  sumpfhuhn (Porzana porzana), Kleines Sumpfhuhn (Porza- nien am Boden oder auf Klippen. In Österreich brüten
   na parva), Wachtelkönig (Crex era), Teichhuhn (Gallinula Lachmöwe (Larusridibundus)(Abb. 27), vereinzelt Sturm-
   chloropus) und Bläßhuhn (Fulica atra). Bläßhühner gehörenmöwe (Larus canus) und Schwarzkopfmöwe (Larus melano-
  zu den häufigsten Wasservögeln, die bei uns überwin-            cephalus). Nordische Arten treten als Winter- oder Irrgäste
  tern.                                                           auf.
Kraniche (Gruidae) sind große und langbeinige Land- und Seeschwalben (Stemidae) besitzen meist längere und schmä-
  Sumpfvögel mit kürzeren Schnäbeln als Reiher und Stör-          lere Flügel als Möwen und fliegen „graziöser". Sie sind
  che. Bemerkenswert sind Balztänze und Stimmäußerun-             Stoßtaucher und Fischfresser. Meist weisen sie starke
  gen. Als Brutvogel ist der Kranich (Grus grus) in Ober- Weißanteile im Gefieder auf. Gabelschwanz und
  österreich und im Burgenland in der 2. Hälfte des               Schwimmhäute sind weitere Merkmale dieser Kolonie-
  19. Jahrhunderts ausgestorben.                                  brüter. In Österreich brütet die Flußseeschwalbe (Sterna
Austernfischer (Haematopodidae) sind große schwarze oder hirundo). Weitere Arten ziehen bei uns durch.
  schwarzweiße Strandvögel mit orangerotem Schnabel.
  Sie sind weltweit verbreitet, aber vor allem an Küsten ge-
  bunden.
Stelzenläufer (Recwvirostridae) besitzen lange, dünne und
  biegsame Schnäbel in verschiedenen Variationen und Meeresvögel:
  lange Beine. Sie sind vor allem an seichtes Brack- und Röhrennasen (Procellariiformes) sind langflügelige Hochsee-
  Salzwasser gebunden. Seltene und nur lokal verbreitete          vögel und gute Segelflieger mit Schwimmhäuten, die nur
  Brutvögel in Österreich sind Säbelschnabler (Recurvirostra zur Brutzeit an Land kommen und in riesigen Kolonien
   avosetia) und Stelzenläufer (Himantopus himantopus).           brüten. Die röhrenförmige „Nase" dient zur Salzausschei-
Brachschwalben (Glareolidae) besitzen einen schwalbenähn- dung. Albatrosse und Eissturmvögel (Rdmarus glaüalis)
  lichen Gabelschwanz und lange, spitze Flügel. Die Eier          sind Vertreter dieser Gruppe.
  werden ohne Nest auf dem Boden abgelegt. In Österreich Tölpel (Sulidae) sind etwa gänsegroße koloniebrütende
  treten sie nur als Irrgäste auf.                                Meeresvögel, Fischfresser und Stoßtaucher mit
Regenpfeifer (Chamdriidae) sind kurzschnäbelige, kleine bis Schwimmhäuten. An der europäischen Atlantikküste
  mittelgroße Strandvögel mit charakteristischen Rufen,           brütet der Baßtölpel (Sula bassana).
  Kopf- und Brustzeichnungen und großen Augen. In Raubmöwen (Stercorariidae) sind dunkle, möwenähnliche
  Österreich brüten Flußregenpfeifer (Charadrius dubius), Seevögel und Nahrungsschmarotzer. Als Irrgäste kom-
  Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus), Momellregen- men sie manchmal auch ins Binnenland.
                                                               Alken (Alädae) sind kurzschnäbelige, schwarzweiße, tau-
  pfeifer (Eudromias morinellus) und Kiebitz (Vanellus vanellus),
  ein Wiesenvogel. Weitere Arten ziehen bei uns durch.            chende Seevögel. Sie leben extrem marin und kommen
Schnepfenvögel (Scobpaädae) stellen eine sehr uneinheitli- nur zur Brutzeit an Land. Zum Großteil brüten sie in Ko-
  che Gruppe von Watvögeln, Sumpf- und Wiesenvögeln               lonien. Mit ihren gedrungenen Körpern könnte man sie
  dar mit vielfältigen ökologischen Anpassungen. Meist            als flugfähige „Pinguine" der Nordhalbkugel bezeichnen.
  handelt es sich um weitwandernde Zugvögel. In Öster- Pinguine (Sphenistiformes) sind nicht flugfähig. Der Körper-
  reich brüten Bekassine (Gallinago gallinago), Waldschnepfe bau ist an das reine Wasserleben angepaßt. Flügel dienen
   (Scolopax rusticola), Großer Brachvogel (Numenius arquata) als Flossen, Beine und Schwanz als Steuerruder. Sie sind
  (Abb. 4), Uferschnepfe (Limosa limosa), Rotschenkel (Tringa nur auf der südlichen Halbkugel verbreitet.

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Abb. 6:                                                  Abb. 8:
Wattenmeer bei Ebbe (Foto: Schmid)                       Donaudelta (Foto: Christian)

Abb. 7:                                                   Abb. 9:
Attersee (Foto: Aubrecht)                                 Reisterrassen als künstlich angelegtes Gewässer (Foto: Schmid)

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Enten, Gänse und Schwäne (Anseriformes)                                             (1954—1964) im Standardwerk „The waterfowl of the
Die Entenvögel stellen eine aufgrund des Körperbaues in                             world" dargelegt. Eine Weiterentwicklung erfuhr dieses
sich relativ einheitliche Gruppe dar, die jedoch durch Selek-                       System besonders durch das Einbeziehen ethologischer
tion und Isolation eine unglaubliche Vielfalt (etwa 145 Ar-                         Aspekte durch Johnsgard (1965, 1978). Es werden jedoch
ten) von Anpassungen an entsprechende Umweltbedingun-                               laufend neue Erkenntnisse dazugewonnen (Abb. 10).
gen aufweisen wie Schnabelform, Nahrungs-, Balz- und
Brutverhalten, Gefiederfärbung . . .                                                Anatomisch sind die einzelnen Artengruppen weitgehend
Das natürliche System der Organismen basiert auf evolu-                             den spezifischen Lebensräumen und den Ernährungswei-
tionstheoretischen Erkenntnissen und strebt an, die stam-                           sen angepaßt. Mit wenigen Ausnahmen besitzen alle Arten
mesgeschichtlichen Beziehungen zwischen den Organis-                                voll ausgebildete Schwimmhäute. Die kurzen bis mittellan-
men widerzuspiegeln. Als Kriterien der Zuordnung gelten:                            gen Beine befinden sich bei äsenden Arten unter der Kör-
Aussehen (Morphologie), Körperbau (Anatomie), Verhalten                             permitte, bei Gründel- und Glanzenten relativ und bei
(Ethologie), biochemische Eigenschaften, Chromosomen                                Tauch- und Ruderenten sehr weit hinten. Der Hals ist lang
(Erbträger) und Kreuzung zwischen den Arten (Hybridisie-                            bis sehr lang. Der von einer weichen Haut überzogene
rung).                                                                              Schnabel weist an der Spitze den hornverstärkten Nagel
Das moderne natürliche System der Entenvögel wurde von                              und an der Seite Hornlamellen auf, die je nach Nahrungsbe-
Delacour & Mayr (1945) erstellt und von Delacour                                    sonderheiten grob und wulstig oder sehr fein ausgebildet
                                                                                    sind. Zunge und Schnabelinneres weisen zahlreiche Sinnes-
                                                                                    zellen auf, sodaß der Nahrungserwerb unabhängig vom
                                                                                    Auge als Sinnesorgan auch nachts erfolgen kann. Das Ge-
                                                                                    fieder erhält durch das ständige Putzen mit dem Sekret der
                                                                                    Bürzeldrüse, das mit Schnabel und Kopf verteilt wird, eine
                                                                                    geschmeidige und wasserabweisende Außenhülle. Die
                                                                                    Mauser, der nach Regeln ablaufende Gefiederwechsel, läßt
                                                                                    sich als Jugendmauser, Brutmauser und Ruhemauser unter-
                                                                                    scheiden.
                                               Eiderenten    Meernentcn und Säger
                                                                                    Paarung und Paarungsbereitschaft erweisen sich als sehr
                                                                                    unterschiedlich. Die nordischen Entenarten leben in Saison-
                                                                                    ehen und paaren sich im Herbst und Winter, Schwäne und
                                                                                    Gänse leben in Dauerehen.
                                               Kuckuckseme             Ruderenten   Umpaarungen sind bei Pfeifgänsen und Enten gut möglich.
                                                                                    Die Balz ist bei Arten mit starken Farbgeschlechtsunter-
                                                                                    schieden, bei den nordischen Enten, stärker ausgeprägt als
                                                                                    bei den annähernd gleich gefärbten südlichen Arten. Mit
                                                                                    einigen Ausnahmen sind die meisten Arten Bodenbrüter.
                                                                                    Außer bei den Pfeifgänsen und Trauerschwänen brüten die
                                                                                    Weibchen alleine. Die Bindung der Kücken ist nach Hein-
                                                                                    roth (1910) und Lorenz (1951 — 1953) untereinander stärker
                                                                                    als zu den Eltern. Die Mehrzahl der Entenfamilien löst sich
                                                                                    nach dem Flüggewerden auf, Gänse und Schwäne wandern
                                                                                    mit ihren Jungen gemeinsam ins Winterquartier und tren-
                                                                                    nen sich erst gegen Ende des Winters. Nur die Kuckucks-
Abb. 10:
                                                                                    ente (Heteronetta atricapilla) ist ein echter Brutparasit, mehrere
Stammbaum der Entenvögel (nach Johnsgard 1978, vereinfacht aus Kolbe                Tauchentenarten zeigen Vorstufen dazu (nach Kolbe 1984).
1984)                                                                               Am nächsten verwandt sind Entenvögel mit den Wehrvö-

                                                                                                                                              15
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geln (Anhimidae) Südamerikas und den Flamingos (Phoenicop- mäßige Durchzügler. Weitere nordische Arten von Gän-
teriformes), die als Bindeglied zwischen Enten, Gänsen, sen und Schwänen können unregelmäßig bei uns beob-
Schwänen und Störchen betrachtet werden.                               achtet werden.
                                                                     Enten im engeren Sinne: Verwandtschaftlich lassen sich
Von den eigentlichen Entenvögeln sind die Spaltfußgänse                Halbgänse (Tadomini) zwischen echten Enten und Gänsen
(Anseranatini) Australiens abgesondert. Man kann sie als einreihen. Sie zeichnen sich durch auffällige Gefiedermu-
„Entengänse" mit teilweisen Schwimmhäuten betrachten.                  ster aus. Auf der südlichen Halbkugel nehmen die Ver-
Sie reichen den Jungen Futter mit dem Schnabel, was bei                wandten der Brandgans oder -ente (Tadoma tadoma) die
Entenvögeln nur selten vorkommt. Innerhalb der Entenvö-                ökologische Nische der Gänse ein. Sie sehen den echten
gel werden Enten, Gänse und Schwäne und Pfeifgänse un-                 Gänsen ähnlich und ernähren sich auch vom gleichen
terschieden: Pfeifgänse (Dendrocygnini) verdanken ihren Na- Nahrungsangebot an Land. Andererseits haben die Ge-
men einem pfeifenden Ruf. Diese tropischen Gänse werden                schlechter unterschiedliche Federkleider wie bei den En-
auch als „Baumenten" bezeichnet, da sie in Wäldern an Seen             ten, sie mausern zweimal im Jahr und haben Junge mit
und Flüssen leben. Sie tauchen nach Nahrung, ihre aufrech-             auffälliger Gefiederzeichnung.
te Körperhaltung unterscheidet sie von anderen Enten.                Zu den Gründe'l- oder Schwimmenten, die im seichten
                                                                       Wasser oder von der Wasseroberfläche Nahrung aufneh-
Schwäne und echte Gänse (Anserini) sind nahe verwandt, ha-             men, zählen die Glanzenten (Cairini) und die eigentlichen
   ben eine lange Lebenserwartung und leben in Dauerehe.               Gründelenten (Anatini) (Abb. 11). Pfeifenten (Anas penelo-
   Die Geschlechter sehen gleich aus, die Familien bleiben             pe) können auch nach Gänseart Gras weiden. Am besten
   während des ersten Lebensjahres zusammen. Schwäne                   bekannt sind die Stockenten (Anas platyrhynchos)
   sind weltweit verbreitet, Gänse fast nur auf der nördli-            (Abb. 73), unsere „Wildenten", die sich gut an die Nähe
   chen Halbkugel. Gänse sind gut an das Landleben ange-               des Menschen anpassen konnten. Von ihr und der Mo-
   paßt, die langen Beine, die in der Körpermitte angesetzt            schusente (Cairina moschata) stammen alle Hausentenfor-
   sind, befähigen sie gut zum Gehen. Gänse ziehen ge-                 men ab. Zur Vermeidung zwischenartlicher Konkurrenz
   wöhnlich aus den nördlichen Brutgebieten in den Süden,              sind bei dieser Entengruppe viele Anpassungen, beson-
   wo sie in großen Ansammlungen überwintern (Abb. 47).                ders in der Schnabelform und im Verhalten, entstanden.
   In Österreich brüten Graugans (Anser anser) (Abb. 48) und In Österreich brüten Stockenten (Anas platyrhynchos),
   Höckerschwan (Cygnus olor) (Abb. 40). Saatgans (Anser fa- Schnatterenten (Anas strepera), Krickenten (Anas crecca)
   balis) und Bläßgans (Anser albifrons) (Abb. 20) sind regel- (Abb. 44), Knäkenten (Anas querquedula), Spießenten (Anas
                                                                       acuta) (Abb. 30) und Löffelenten (Anas clypeata).
                                                                     Glanzenten (Cairini) wie Brautente (Aix sponsa) (Abb. 74) und
                                                                       Mandarinente (Aix galericulata) nehmen ebenfalls Nah-
                                                                       rung von der Wasseroberfläche auf. Fast alle Glanzenten
                                                                       brüten in Baumhöhlen.
                                                                     Alle tauchenden Enten liegen relativ tief im Wasser, die
                                                                       Füße sind weit hinten angesetzt und die geraden
                                                                       Schwanzfedern werden parallel zur Wasseroberfläche ge-
                                                                       halten. Die Dampfschiffenten (Tachyerini) leben im südli-
                                                                       chen Südamerika einschließlich der Falkland-Inseln.
                                                                       Zwei Arten sind nicht flugfähig, sondern paddeln mit
                                                                       großer Geschwindigkeit durch das Wasser, worauf auch
                                                                       ihr Name zurückgeht. Eiderenten (Somaterini) (Abb. 34)
Abb. l i :
                                                                       halten  sich bevorzugt auf dem offenen Meer oder in Kü-
Verbreitung der Entengattung Anas, zu der u. a. Stockente, Krickente   stengewässern    auf. Zur Brutzeit weisen die Erpeln ein
und Schnatterente zählen (aus Delacour 1964)                           auffälliges weißschwarz gezeichnetes Gefieder auf, wäh-

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  rend die brütenden Enten unscheinbar braun und gut ge- gegeben, so muß auch versucht werden, Feuchtgebiete einer
  tarnt sind. Diese Enten verwenden ihre Brustfedern, die definierten Abgrenzung zu unterziehen. Was auf den ersten
  berühmten Eiderdaunen, zur Auskleidung der Nest- Augenblick unmöglich erscheint, nämlich Wattenmeer und
  mulde. Eiderenten (Somateria mollissima) sind in ÖsterreichHochmoor, Donaudelta und Bodensee auf einen Nenner zu
  Wintergäste und übersommem seit einigen Jahren auch bringen, drückt Sir Peter Scott, Präsident des Wildfowl
  hier.                                                        Trust in England und Altmeister der Wasservogelfor-
Tauchenten (Aythyini) sind weltweit verbreitet und mit Aus- schung, sehr humorvoll aus: „Feuchtgebiete sind Gebiete,
  nahme der Bergente (Aythya marila) Süßwasserbewohner. die man, auch wenn die Sonne scheint, nur mit Gummistie-
  Die Geschlechtsunterschiede sind nicht so ausgeprägt feln trockenen Fußes betreten kann."
  wie bei den Gründelenten. In Österreich brüten Kolben- Das Österreichische Bundesgesetzblatt (89. Stück vom
  ente (Netta rufina), Reiherente (Aythya fuligula) (Abb. 56), 12. April 1983, Nr. 225) als Vollzug der Ramsar-Konvention
  Tafelente (Aythya ferina) (Abb. 70) und Moorente (Aythya legt folgende Definition fest:
  nyroca). Die gleichen Arten kommen bei uns auch als „Feuchtgebiete sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebie-
  Wintergäste vor.                                             te oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd
Ruderenten (Oxyurini) besitzen steife Schwanzfedern, die als oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, Brack- oder
  Ruder und während der Balz genützt werden. Aufgrund Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die
  der großen Füße und der weit hinten angesetzten Beine eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht über-
  können Ruderenten das Wasser nur sehr schwer verlas- steigen."
  sen und brüten sogar auf schwimmenden Schilfinseln.          In Österreich gibt es etwa 9000 natürliche und künstliche
Meerenten und Säger (Mergini) besiedeln Süß- und Salz- stehende Gewässer sowie ca. 100.000 km Fließgewässer-
  wasserhabitate, hauptsächlich auf der Nordhalbkugel. strecken (Löffler 1979). Die Unterteilung verschiedener
  Schellenten (Bucephala dangula) (Abb. 25) und Säger sindFeuchtgebiete hat den Sinn Zuordnungen zwischen Was-
  Höhlenbrüter. Der Schnabel der Säger ist zum Festhalten servögeln und deren Lebensraum treffen zu können und
  von Fischen besonders gut ausgebildet. In Österreich um sprachlichen Mißverständnissen vorzubeugen, das
  brütet nur der Gänsesäger (Mergus merganser). Mittelsägerheißt um eine einheitliche Sprache und damit auch Ver-
  (Mergus senator) und Zwergsäger (Mergus albellus) sowie gleichbarkeit zu finden.
  Schellente (Bucephala dangula), Trauerente (Melanitta nigra)
   und Samtente (Melanitta fusca) sind als Wintergäste bei Eine erste vorläufige Typisierung legte Isakov (1966) vor,
   uns anzutreffen (nach Wildfowl Trust 1985).             die leicht abgeändert und an regionale Verhältnisse ange-
                                                           paßt, nach wie vor eine solide Grundlage darstellt. Eber
Diese Aufzählung der vielen unterschiedlichen Gruppen
                                                           (1969) gliederte die Feuchtgebiete der BRD in dieses Sche-
von Wasservögeln mag dem Laien zu lange erscheinen,
                                                           ma ein und zählt insgesamt 103 Kategorien auf. Da diese
dem Fachmann zu oberflächlich. Es ist jedoch notwendig
                                                           Einteilung auch sehr feine Unterschiede berücksichtigt, ist
auf die Vielzahl der Formen und den unterschiedlichen Ver-
                                                           sie für ökologische Untersuchungen gut geeignet, bedarf
wandtschaftsgrad der Arten hinzuweisen.
                                                           aber einer detaillierten Kenntnis der limnologischen und
Zur Ausnützung von Gewässern und Feuchtgebieten beim
                                                           vegetationskundlichen Verhältnisse. Da viele Feuchtgebiete
Nahrungserwerb und im Brutverhalten haben ganz ge-
                                                           einer natürlichen Veränderung im Lauf der Zeit (Sukzes-
trennte Vogelgruppen durch den Zwang der Selektion zur
                                                           sion) unterliegen und Verlandung, Austrocknung oder
Anpassung ähnliche Strategien entwickelt, während Kon-
                                                           künstliche Einflüsse wie Einstauung und Änderung des
kurrenz umgekehrt eine Aufspaltung innerhalb enger Ver-
                                                           Nährstoffgehaltes vorkommen können, erwies sich interna-
wandtschaftsgruppen verursachte.
                                                           tional auch ein gröberes Netz mit 25 Kategorien als günstig
Auf die Einnischung der Arten, die Abgrenzung der Le- (Carp 1980 für die Westpaläarktis, Scott 1980 für Westeuro-
bensansprüche sowie auf Lebensgemeinschaften und deren pa und Nordwest-Afrika). Zur computerunterstützten Da-
Funktionieren wird im Kap. Ökologie genau eingegangen. tenverarbeitung der Wasservogelzählungen werden seit
Wurde nun ein Überblick über die Formen der Wasservögel neuestem 9 Kategorien verwendet (IWRB 1986 pers. Mitt.).

                                                                                                                      17
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Um einen Eindruck zu erhalten, ohne allzusehr verwirrt zu      Andere Gebiete:
werden, soll die Klassifikation vorgestellt werden, die Carp   Seen
(1980) verwendet. Dazu werden Beispiele angeführt:             17. Salzseen, inkl. periodisch versalzende Süßwasserseen:
                                                                   Seewinkel im Burgenland, Österreich (Abb. 18)
Küstengebiete:                                                 18. eutrophe Süßwasserseen: Neusiedlersee in Österreich
Seichte, offene Küstengewässer                                     (Abb. 21)
 1. Gezeitenzone des offenen Meeres (seichte Zonen): Wat-      19. oligotrophe Süßwasserseen: Attersee, Traunsee in
    tenmeer an der friesischen Küste in der BRD                    Österreich (Abb. 7, 57)
 2. beständige Seichtgebiete des offenen Meeres: Watten-
    meer an der Westküste Dänemarks
Meeresbuchten und -straßen
 3. seichte Meeresgewässer, die bei Niedrigwasser trocken-
    fallen: Wattenmeer in Holland (Abb. 6)
 4. tiefe Fjorde: Varangerfjord in Norwegen
 5. seichte Meeresbuchten, die auch bei Ebbe nicht trocken-
    fallen: Ostseeküste in der BRD
 6. Buchten mit Süß- und Brackwasser: Wattenmeer in der
    BRD, Holland und Dänemark
 7. Lagunen mit Süß- und Salzwasser, auch künstliche:
    Camargue in Südfrankreich (Abb. 17)
Flußmündungen
 8. Ästuare (gezeitenbedingte Rückstaugebiete): Niederelbe
    in der BRD                                                 Abb. 12:
 9. Deltas: Donaudelta in Rumänien (Abb. 8)                    Die Tiefenverhältnisse des Attersees, des größten, zur Gänze in Öster-
                                                               reich liegenden Voralpensees (3fach überhöht). J. Heibig 1984
Küsten
10. kleine Inseln: Friesland in der BRD und Dänemark
11. kontinentale Küsten und Küsten großer Inseln, inkl.        20. dystrophe Süßwasserseen: Ibmer Moorseen
    Marschgebiete, Dünen, Fels- und Sandstrand: Ostsee-        Moorgebiete
    küste in der BRD                                           21. saure Wiesen, Versumpfungen, Quellaustritte: Zitz-
                                                                   mannsdorfer Wiesen am Neusiedlersee
Flußtäler:                                                     22. Moore: Ibmer Moor
Flüsse und Überschwemmungsebenen                               Unbeständige Gewässer
12. Tieflandflüsse (mäandernd) inkl. Überschwemmungs-          23. Schmelz- oder Regenwassertümpel: kleine Hochge-
    ebenen und abgeschlossene oder trockene Deltas: Kis-           birgsseen in Österreich
    balaton in Ungarn                                          Künstliche Teiche
13. Gebirgsflüsse: Donau, Traun, Inn in Österreich             24. Teiche (inkl. Fisch-, Mühl- und Hausteiche), kleine
    (Abb. 22)                                                      Staue: Waldviertier Fischteiche (Abb. 43)
14. Bäche: Alm, Feistritz, Lafnitz in Österreich               25. Be- und Entwässerungssysteme (Reisfelder Abb. 9, Ent-
                                                                   wässerungsgräben, Schottergruben): Weikerlsee in
Stauseen                                                           Oberösterreich (Abb. 42)
15. Stauseen mit relativ gleichbleibendem Wasserstand:
    Donaustauseen in Österreich                                Diese Kategorien charakterisieren ein Gewässer entweder
16. Stauseen mit stark schwankendem Wasserstand: Enns-         eindeutig, wie es bei Seen, Stauseen oder Flüssen der Fall
    stauseen in Österreich (Abb. 71)                           ist, oder sie zeigen die Zusammensetzung großer Feucht-

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gebiete aus einzelnen Typen (besonders an Küstenabschnit-         wissenschaftshistorisch bedingte Arbeitseinteilungen in
ten).                                                             Spezialisten für Wasservögel (Zoologen) einerseits und für
So ist das Wattenmeer in Holland durch 8 Typen beschrie-          Feuchtgebiete (Botaniker, Geologen, Hydrologen, Limnolo-
ben: 1, 2,3, 5, 6, 7,10,11, d. h. es beinhaltet Gezeitenzonen     gen, Wasserwirtschaftstechniker) andererseits, überdacht
und Seichtgebiete des offenen Meeres, Meeresbuchten mit           werden müssen. Nur der Wille zur Teamarbeit, wofür es
dauernder oder gezeitenbedingter Wasserbedeckung,                 bereits im Bereich des internationalen Natur- und Umwelt-
Buchten und Lagunen mit Brackwasser, kleine Inseln sowie          schutzes, im Bereich der Limnologie (Süßwasserkunde) und
Marschgebiete, Dünen und Sandstrände.                             Meeresbiologie Vorbilder gibt, kann in Zukunft zur Erhal-
                                                                  tung und Rettung von Feuchtgebieten und ihrer Bewohner
Aus Österreich liegt bisher kein umfassender Feuchtge-            beitragen.
bietskatalog vor. Es wurden jedoch Feuchtgebiete aus ver-
schiedenen Gesichtspunkten und mit unterschiedlichen
Zielen beschrieben:
Der hydrographische Dienst Österreichs publiziert in sei-         Literatur
nen Schriften umfangreiche hydrologische Daten (Hydro-            AUBRECHT, G. & F. BOCK, 1985: Österreichische Gewässer als Winterrast-
                                                                    plätze für Wasservögel. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Ge-
graph. Jb. Österreich [1985 erschien der 90. Band]), das stati-     sundheit und Umweltschutz, Bd. 3, Wien. 270 S.
stische Zentralamt berücksichtigt ebenfalls Umweltdaten           AUBRECHT, G. & G. MAYER, 1986: Liste der Wirbeltiere Oberösterreichs.
(1985). Die Gewässer Österreichs aus limnologischer Sicht           Linzer biol. Beitr. 18, 1,191 — 238.
beschreibt Findenegg (1959). Neuere Daten zur Seenrein-           BUNDESGESETZBLATT FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH, 1983: Übereinkommen
haltung stammen von Sampl et al. (1982). Weiters wurden             über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und
                                                                    Watvögel, von internationaler Bedeutung. 89. Stück, ausgegeben am
in jüngster Zeit Zusammenstellungen über die Moore                  12. April 1983 — Nr. 225, 1157 — 1164.
Österreichs (Steiner 1982) und die Auengewässer (Gepp             CARP, E., 1980: Directory of Wetlands of International Importance in the
1985) publiziert.                                                   Western Palearctic. IUCN, Gland, Schweiz. 506 S.
Die Wasservogelgebiete Österreichs von internationaler            DELACOUR, ]., 1954—1964: The Waterfowl of the World. 4 Bd. London.
                                                                  DELACOUR, J. & E. MAYR, 1945: The Family Anatidae. Wilson Bull. 57,
und nationaler Bedeutung dokumentiert das Faunistische              3—55.
Gremium der Österreichischen Gesellschaft für Vogelkun-           EBER, G., 1969: Zum «vorläufigen Schema der Typologie und Klassifika-
de (1979), eine Auswertung der Wasservogelzählungen                 tion von Wasservogelbiotopen". Orn. Mitt. 21, 69—78.
„Österreichische Gewässer als Winterrastplätze für Wasser-        FAUNISTISCHES GREMIUM DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR VOGEL-
vögel" lieferten Aubrecht und Bock (1985). Eine Vielzahl             KUNDE, 1979: Die Wasservogelgebiete Österreichs von internationaler
                                                                     und nationaler Bedeutung. Egretta 22, Sonderheft, 27 S.
von Beiträgen auf lokaler und regionaler Ebene sowie zahl-        FINDENEGG, I., 1959: Die Gewässer Österreichs; Ein limnologischer Über-
reiche Gewässermonographien bedürfen erst einer bundes-              blick. Biol. Station Lunz, 68 S.
weiten Zusammenschau, worauf bei der Erstellung von Bio-          GEPP, ]., 1985: Auengewässer als Ökozellen. Grüne Reihe des Bundesmi-
topkartierungen hingearbeitet wird. Eine umfangreiche ak-            nisteriums für Gesundheit und Umweltschutz, Bd. 4, Wien. 322 S.
                                                                  GLOBAI 2000, 1981: Der Bericht an den Präsidenten. Frankfurt, 36. Aufl.,
tuelle Zusammenfassung über Rechtsvorschriften, Behör-               1438 S. u. 209 S.
den, Institutionen und Organisationen, die mit Wasser zu          HABLE, E., P. PROKOP, H. SCHIFFER, W. WRUSS, 1983: Rote Liste der in
tun haben, ist unter anderem in der Broschüre „Wasser" von          Österreich gefährdeten Vogelarten (Aues). In: Rote Liste gefährdeter
Katzmann et al. (1985) enthalten.                                   Tiere Österreichs. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Gesund-
Feuchtgebiete in Österreich, welche internationale Bedeu-           heit und Umweltschutz, Bd. 2, Wien. 49—62.
                                                                  HEINROTH, O., 1910: Beiträge zur Biologie, namentlich Ethologie und
tung für Wasservögel aufweisen, werden anschließend im              Physiologie der Anatiden. Verh. V. Int. Orn. Kongr. Berlin 1909,
Detail abgehandelt, bei Wasservogelzählungen erfaßte Ge-            589—702.
wässer werden im Kap. Überwinterung bzw. Forschung                HEINZEL, H., R. FITTER, J. PARSIOW, 1972: Pareys Vogelbuch. Alle Vögel
vorgestellt. Warum Feuchtgebiete so bedeutend sind und              Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. Hamburg, Berlin.
                                                                    324 S.
welchen „Wert" sie haben, wird im Kap. Ökologie und               HYDROGRAPHISCHER DIENST IN ÖSTERREICH: Hydrographisches Jahrbuch
Schutz und Management beschrieben.                                  von Österreich: 1893, Bd. 1 — 1985, Bd. 90. Beiträge zur Hydrogra-
Es soll aber schon hier klar darauf hingewiesen werden, daß         phie Österreichs: 1896, Heft 1 — 1984, Heft 48.

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Anschrift des Verfassers:
Dr. Gerhard Aubrecht
OÖ. Landesmuseum, A-4020 Linz

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