Kulinarische Weltreise auf gut zwei Hektar

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Kulinarische Weltreise auf gut zwei Hektar
Kulinarische Weltreise auf gut zwei Hektar - Zeitungen - WESER-KURIER                                                       12.10.12 08:07

Familie Deemter hat mehr als 1000 Pflanzenarten, die zum Verzehr animieren, im heimischen Garten
gesammelt - 21.09.2012

Kulinarische Weltreise auf gut zwei Hektar
Von Sascha Rühl

Eingekeilt zwischen zwei Maisfeldern überrascht auf einem kleinen Hof in der Gemeinde Winkelsett
ein krasser Gegensatz zur in der Landwirtschaft oft herrschenden Monokultur. In Barjenbruch hat die
Familie Deemter auf gut zwei Hektar Fläche einen "Essgarten" mit mehr als 1000 Pflanzenarten
geschaffen. Sie stammen aus vielen Teilen der Welt und bieten zahlreiche Alternativen zur deutschen
Esskultur. Eines haben die meisten Sorten gemeinsam: Sie laden zum Naschen ein.

                                                     Winkelsett-Barjenbruch. Alles fing ganz
                                                     klein an auf dem Althof der Familie
                                                     Deemter. Vor 16 Jahren zogen die Eltern
                                                     mit ihren drei Kindern von der Stadt aufs
                                                     Land und pflanzten Haselnusssträucher.
                                                     Wieso nicht auch Äpfel und Birnen? Gesagt,
                                                     getan. Der Spaß der ersten Ernte
                                                     veranlasste Frits und Heike Deemter zu
 Im "Essgarten" der Familie Deemter                  weiteren Anpflanzungen. "Bei 1000 haben
 laden mehr als 1000 verschiedene
                                                     wir aufgehört zu zählen", sagt Frits
 Pflanzenarten aus aller Welt zum
 Naschen von der Hand in den Mund                    Deemter. Rund 100 Pflanzen kamen alleine
 oder auch zur weiteren Verarbeitung                 in diesem Jahr wieder neu dazu.
 zu verschiedensten Speisen ein.
 Derzeit zeigt unter anderem die
 leuchtend rote Farbe an, dass die
 Früchte der heimischen
 Kornelkirsche erntereif sind (großes
 Foto). Die ursprünglich aus China
 stammende Blauschote nennt Frits
 Deemter auch "Frankfurter-
 Würstchen-Baum" (kleines Foto
 oben). In einer kleinen Höhle
 sprießen Shiitake-Pilze (kleines Foto
 unten).FOTOS: SASCHA RÜHL

                                                     "Das ist ein bisschen außer Kontrolle", gibt
der Familienvater zu, jedoch nicht ohne Stolz auf die Errungenschaft auf den gut
zwei Hektar Anbaufläche rund um das Wohnhaus. Ein Gewächshaus, ein größerer
Teich, kleine Wäldchen und sogar eine Art Höhle finden sich auf dem Gelände – und
eine Artenvielfalt, die wohl nicht nur in der Umgebung ihresgleichen sucht.

                                                     Früher sei das alles Acker gewesen,
                                                     berichtet Heike Deemter. Beide sind
                                                     eigentlich Physiotherapeuten, fürs Gärtnern
                                                     hätten sie linke Hände, behaupten sie.

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Kulinarische Weltreise auf gut zwei Hektar
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                                                     Trotzdem hat ihr Hobby Ausmaße
                                                     angenommen und ein Fachwissen zutage
                                                     gefördert, dass sogar Experten
                                                     vorbeikommen und wie in einem grünen
                                                     Wunderland umherwandeln. Gästen bietet
das Ehepaar Deemter Führungen an. Dafür haben sich unter anderem schon die
Landfrauen, Schulklassen und Botaniker interessiert.

Gleich beim Eingangstor wird zugelangt, zunächst noch von einer einigermaßen
bekannten Pflanze. "Den Rucola können Sie direkt essen, er schmeckt nussig
scharf", erklärt der Hobby-Gärtner und behält Recht. Ein paar Dutzend Kräuter
wachsen auf einer kleinen Insel am Eingang. Stolz ziehen die beiden Gärtner weiter
durch ihren Garten, unterwegs wird immer mal wieder genascht: die Mispel, die
schmeckt wie ein Apfel mit Zimt, die Dattelpflaume oder die Mehlbeere, die noch
besser als die Erdbeere schmecken soll.

Oder auch die Pau Pau, die Indianertrompete genannt wird. "Die kann man wie eine
Avocado auslöffeln. Sie schmeckt wie eine Mischung aus Banane, Pfirsich und
Erdbeere. Die wird sich in Supermärkten etablieren", glaubt der Hausherr. Um sie zu
ziehen, habe er sie persönlich mit einem Pinsel befruchtet. Viele Früchte bedürften
eines größeren Aufwands, bis sie das erste Mal Früchte trügen. Bei manchen Arten
war es bisher eine in zehn Jahren. Wenn dann aber mal geerntet werden könne, sei
das ein Fest.

Der Bambus ist so einer, der zunächst auf sich warten ließ. "Den haben wir erst mit
Liebe aufziehen müssen, das waren nur so kleine Pflänzchen", erinnert sich Frits
Deemter, "aber jetzt beginnt er zu wuchern". Die Sprossen findet er sehr lecker,
"besser als im Chinarestaurant, denn die kommen meistens aus dem Glas".

Auch die Nashi-Birne hat Einzug in den Garten der Deemters gefunden. Gleich
mehrere Bäume mit den nach Apfel aussehenden und sehr saftigen japanische
Apfelbirnen gibt es im "Essgarten". "Von den meisten Sorten haben wir verschiedene
Ausführungen, das führt manchmal schon zu einem Platzproblem", berichtet Frits
Deemter. Ähnlich exotisch ist die aus China stammende Blauschote. Da sie vor der
Reife eine fleischfarbene Phase durchläuft, nennt Frits Deemter sie auch scherzhaft
"Frankfurter-Würstchen-Baum" – was gleich viel heimischer klingt. Einen nicht ganz
so weiten Weg hatte die ursprünglich in wärmeren Gegenden Europas wachsende
Kornelkirsche, die hierzulande inzwischen schon recht oft zu finden ist. Ihre Früchte
stehen jetzt gerade zur Ernte an.

In einer von Ranken umwucherten Höhle sprießen seit einiger Zeit sogar Shiitake-
Pilze. "Die schmecken wirklich wie ein Edelpilz, normalerweise sind die sehr teuer,
wir können sie praktisch jede Woche essen", freut sich Heike Deemter, die alleine an
diesem Tag 1,5 Kilo geerntet hat. Zum Abendessen gibt es dann Shiitake-Suppe.
Neu sind die Kakteen, natürlich ebenfalls essbare Arten. Sie stehen im großen
Gewächshaus, wo auch Pfirsiche auf die Ernte warten.

Das reichhaltige Nahrungsangebot lockt auch viele Tiere an. Igel, Blindschleichen,

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Ringelnattern, Laubfrösche, sogar der rare Kammmolch suchen sich, was ihnen
schmeckt. Vögel, darunter auch eher seltene, wie der Neuntöter, und große, etwa
Eulen, sowie Fledermäuse stoßen aus der Luft dazu.

Mit einigen Tieren experimentieren die Deemters wie mit den Pflanzen. "Wir haben
versucht, Edelkrebse im Teich anzusiedeln, aber ich schaffe es immer nur die Kleinen
zu fangen, die Großen sind zu schlau dazu", gibt Frits Deemter zu. "Auch
Weinbergschnecken haben es hier nicht geschafft", bedauert er, dass die Hoffnung
auf weitere Ergänzung zu seinem Nahrungsmittelangebot sich nicht erfüllt hat.

Um den Überblick zu behalten, denken die Deemters über eine Handyapplikation
nach. Die GPS-Koordinate verrät dann, welche Pflanze wo wächst. "Das wäre toll für
Führungen. Vielleicht kommen in Zukunft so viele Leute hierher, dass wir unsere
Rente damit finanzieren können", hoffen die Deemters auf einen Schaugarten.

"Ich finde das toll, in den Ferien waren wir hier allein und sind einfach rumgelaufen
mit einer großen Obstschale und haben dann vor dem Fernseher genascht", erzählt
Loek, der mit 15 Jahren jüngste Sohn. "Nur manchmal ist es zu viel, es gab mal ein
Jahr lang fast nur Gerichte mit Tomaten, schlimmer waren nur die Kürbisse."

Führungen durch den "Essgarten" können Interessierte unter Telefon 04244/ 1771
vereinbaren. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.deliflora.de.
Morgen begibt sich außerdem die Gesellschaft für Naturschutz Wildeshausen auf eine
Exkursion zu Familie Deemter. Treffpunkt für Radfahrer ist um 14.30 Uhr auf dem
Parkplatz des Kreishauses in Wildeshausen. Wer mit dem Auto fahren will, kann
auch um 15 Uhr in Barjenbruch ankommen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Am
nächsten Sonnabend, 29. September, startet Gästeführerin Anke Rüdebusch um
14.30 Uhr an der Harpstedter Christuskirche ebenfalls zu einer Radtour Richtung
"Essgarten", Anmeldung unter 04431/ 929278.

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