ANALYSE STERBEN IN ZÜRICH 3/2013 - Stadt Zürich
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STERBEN IN ZÜRICH INHALT ZUSAMMENFASSUNG 3 SUMMARY 4 1 EINLEITUNG 5 2 STERBEN IM WANDEL DER ZEIT 6 2.1 Sterblichkeit nach Alter 6 3 ZIVILSTAND UND VERMÖGEN 10 3.1 Zivilstand 10 3.2 Vermögen 11 4 TODESURSACHEN 12 4.1 Häufigste Todesursachen 12 4.2 Historische Entwicklung 14 4.3 Todesursache Herzkreislaufkrankheiten 15 4.4 Todesursache Krebs 16 4.5 Suizid 18 4.6 Externe Todesursachen 20 4.7 Demenz 22 Herausgeberin, Redaktion 4.8 Infektionskrankheiten 22 und Administration Stadt Zürich 5 Präsidialdepartement ZEITLICHE SCHWANKUNGEN UND EINFLUSS Statistik Stadt Zürich DER METEOROLOGIE 23 Autorinnen 5.1 Tagesgang und Jahresgang 23 Cornelia Schwierz, 5.2 Monatliche Sterberate und Meteorologie 24 Judith Riegelnig 5.3 Ausgewählte Zeitperioden: Winter 1999/2000 und Hitzesommer 2003 26 Layout und Fotografie dreh gmbh 6 STERBEÖRTLICHKEIT 28 Auskunft Cornelia Schwierz 7 BESTATTUNG UND FRIEDHÖFE 29 Telefon 044 412 08 13 7.1 Bestattungsart 29 Internet www.stadt-zuerich.ch/statistik 7.2 Friedhöfe in Zürich 30 Preis Einzelverkauf Fr. 20.– ANHANG 32 Artikel-Nr. 1 004 553 GLOSSAR 34 Reihe QUELLEN 35 Analysen ISSN 1660-6981 VERZEICHNIS DER TABELLEN, GRAFIKEN UND KARTEN 36 Bezugsquelle DANK 36 Statistik Stadt Zürich Napfgasse 6, 8001 Zürich BIBLIOGRAFIE 37 Telefon 044 412 08 00 Telefax 044 412 08 40 Copyright Zeichenerklärung Statistik Stadt Zürich, Ein Strich ( – ) anstelle einer Zahl bedeutet, dass nichts vorkommt ( = Null ). Zürich 2013 Abdruck – ausser für kom- Eine Null (0 oder 0,0) anstelle einer anderen Zahl bezeichnet eine Grösse, die kleiner ist merzielle Nutzung – unter als die Hälfte der kleinsten verwendeten Einheit. Quellenangabe gestattet Drei Punkte ( ... ) anstelle einer Zahl bedeuten, dass diese nicht erhältlich ist oder dass sie 18.9.2013/sco weggelassen wurde, weil sie keine Aussagekraft hat. Committed to Excellence Papier nach EFQM «RecyStar», 100 % Recyclingpapier – aus Verantwortung für unsere Umwelt
STERBEN IN ZÜRICH ZUSAMMENFASSUNG Die Bevölkerung der Stadt Zürich wird immer jünger. Gleichzeitig leben die älte- ren Menschen zunehmend länger. Hat sich die Sterblichkeit in den letzten Jah- ren in Zürich grundlegend geändert? Sterben Züricherinnen und Zürcher heute an anderen Todesursachen als vor dreissig Jahren? Die vorliegende Analyse zeigt Fakten und Trends zu diesen Fragestellungen auf. In der Stadt Zürich starben in den letzten Jahren im Mittel etwas mehr als zehn Personen pro Tag. Pro Jahr sind es rund 3500 Personen. In der Stadt Zürich hat – wie auch in der übrigen Schweiz – die Lebenserwartung für beide Geschlechter kontinuierlich zugenommen. Männer sterben aber noch immer früher als Frauen. Die Lebenserwartung der Männer hat sich in letzter Zeit stärker erhöht als die der Frauen, so dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern heutzutage kleiner sind als noch vor zwanzig Jahren. Zürcherinnen und Zürcher erreichen im Durchschnitt ein hohes Alter: Zwischen 2007 und 2011 war die Hälfte der ver- storbenen Frauen älter als 86 Jahre; die Hälfte der verstorbenen Männer älter als 81 Jahre. In allen Altersbereichen haben die Sterberaten zwischen 1951 und 2011 abgenommen. Die stärkste relative Abnahme gab es bei der Altersklasse der 45- bis 84-Jährigen. Nicht nur das Alter beeinflusst die Sterblichkeit, sondern auch der Zivilstand: Verheiratete Personen zwischen 60 und 90 Jahren wiesen eine tiefere Ster- berate auf als ledige, geschiedene oder verwitwete Personen. Ebenfalls einen Zusammenhang mit der Sterblichkeit konnte beim Vermögen festgestellt wer- den: Personen mit grösserem steuerbarem Vermögen wiesen im Alter von 60 bis 90 Jahren eine tiefere Sterberate auf als Menschen mit geringerem Vermögen. Am häufigsten starben die Zürcherinnen und Zürcher in letzter Zeit an Herz- kreislaufkrankheiten und Krebs. Bei jungen Männern traten zudem oft Todes- ursachen wie Unfälle und Suizid auf. Frauen lebten durchschnittlich länger als Männer; darum starben sie häufiger an altersbedingten Krankheiten. Infekti- onskrankheiten wie beispielsweise Tuberkulose, die im 19. Jahrhundert noch oft zum Tod führten, spielen heute als Todesursache ein untergeordnete Rolle. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten die sogenannten «Zivilisations- krankheiten» wie Bluthochdruck und Übergewicht sowie die steigende Lebens- erwartung vermehrt zu Toden an Herzinfarkt und Schlaganfall, da diese im hohen Alter häufiger auftreten. In den letzten zehn Jahren starben die Zürcher innen und Zürcher wieder seltener an Herzkreislaufkrankheiten, dafür vermehrt an Demenz. Auch die Sterbefälle durch gewisse Krebserkrankungen sind, wohl auch aufgrund verbesserter Früherkennung und Therapie, seltener geworden. Ältere Menschen sterben häufiger im Winter als im Sommer. Beträchtliche, schnelle Wetterveränderungen führten bei über 80-Jährigen zu einer Zunahme der Todesfälle. In der Stadt Zürich ist der Zusammenhang zwischen Meteorologie und Todesfällen jedoch glücklicherweise gering: Sehr kalte oder extrem warme Temperaturen führten nicht zu einem enormen Anstieg der Sterbefälle. Von den Stadtzürcher Einwohnerinnen und Einwohnern, die 2011 starben, hielten sich beim Zeitpunkt ihres Todes 38 Prozent in einem Spital auf. 14 Pro- zent starben im Altersheim. Je 19 Prozent befanden sich in einem Kranken- oder Pflegeheim beziehungsweise zu Hause. Männer starben häufiger zu Hause als Frauen. Grund dafür war wohl vor allem, dass die Männer häufiger noch eine Partnerin hatten, die sie bis zu ihrem Tode pflegen konnte. Über 84 Prozent der im Jahr 2011 verstorbenen Zürcherinnen und Zürcher lies- sen sich kremieren. Nach der Einführung der Kremation Ende des 19. Jahrhun- derts gewann diese Bestattungsart schnell an Bedeutung. Seit 1990 hat sich die Zahl der Bestattungen in Gemeinschaftsgräbern mehr als verdoppelt. Seit 2004 ist es in zwei Wäldern der Stadt Zürich möglich, sich bei einem Gemeinschafts- oder Familienbaum bestatten zu lassen. So sind die Begräbnismöglichkeiten in Zürich so vielfältig und individuell wie die Menschen, die in der Stadt leben. 3 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH SUMMARY Zurich’s population is getting younger. At the same time life expectancy of the elderly is increasing. What are the consequences of these processes on mortality and causes of death in the City of Zurich? Are the practices and rites related to death changing? The present study sheds light on some of these questions. In the past years, slightly more than ten persons died on average each day in the City of Zurich – some 3,500 per year. As in Switzerland as a whole, life expectancy has steadily risen for both men and women in the City of Zurich, alt- hough men still die sooner than women. Recently, however, male life expectancy has increased faster than female life expectancy; as a consequence, the diffe- rence between the genders is smaller today than twenty years ago. The average Zurich resident – male and female – lives to a ripe old age: in the period between 2007 and 2011 half of the deceased women were older than 86 and half of the deceased men were older than 81. The death rates declined in all age groups bet- ween 1951 and 2011, with the most significant relative drop apparent in the 45 to 84 age group. Mortality rates are influenced not only by age but also by a person's mari- tal status: the mortality rates for married persons aged between 60 and 90 are lower than for unmarried, divorced or widowed persons. A person's financial sit- uation also has an impact on mortality: persons between 60 and 90 with larger taxable assets have a lower mortality rate than those who are less well off. In the recent past, the most frequent cause of death in male and female resi- dents of Zurich was cardiovascular diseases and cancer. Young men often died from accidents and suicide. Women had a longer average life expectancy than men, and hence died more frequently from age-related diseases. Infectious dis- eases such as tuberculosis – a condition that caused a considerable number of deaths in the 19th century – no longer have a significant impact on death rates. In the second half of the 20th century, the so-called lifestyle diseases, for example high blood pressure and excess weight – conditions that become more common with age, combined with the rising life expectancy, led to an increasing number of fatal heart attacks and strokes. Over the past ten years, cardiovascular diseases were again a less frequent cause of death in male and female residents of Zurich; however, more residents died as a consequence of dementia-related health issues. Deaths caused by certain types of cancer have also dropped, p resumably thanks to improved early-stage diagnosis and more effective therapies. Older people pass away more often in winter than in summer. Severe and rapid weather changes caused a rise in deaths amongst the over 80s. Fortu- nately, however, the correlation between meteorology and death rates is low in the City of Zurich: very cold or extremely hot weather does not cause a signifi- cant increase in deaths. Thirty-eight percent of the City of Zurich residents who passed away in 2011 died in a hospital, 14 percent died in a home for the elderly, 19 percent were in a nursing or other care home, and the same percentage died at home. More men than women died at home, most probably because they were more likely to have a partner who cared for them up to their death. More than 84 percent of the Zurich residents who died in 2011 were cremated. This practice was introduced towards the close of the 19th century and swiftly gained acceptance. Since 1990, the number of burials in communal graves has more than doubled. Since 2004 burial under a communal or family tree has been possible in two forests in Zurich. The burial options in the City of Zurich are as diverse and individual as the people who live there. 4 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 1 EINLEITUNG 1 Höpflinger (2013). Die Entwicklung der Sterblichkeit und Veränderun- 2020 um zwei Jahre zu steigern. 2 Im Jahr 2008 lag 2 EHIS (2013). 3 Eurostat (2012). gen der Todesursachen hängen eng mit Befindlich- die Anzahl der verbleibenden gesunden Lebensjahre keit und Gesundheit der Bevölkerung zusammen. von 65-jährigen Europäerinnen und Europäern bei Die Lebenserwartung ist unter anderem ein wich- etwa 8,3 Jahren. 3 tiger Indikator für den Entwicklungszustand der In der vorliegenden Publikation wird das Thema Gesellschaft. In Europa werden die Menschen seit Sterben und Tod in Zürich aus verschiedenen Per- Beginn des 20. Jahrhunderts immer älter – so auch in spektiven beleuchtet. Neben einem Blick in die Ver- der Stadt Zürich. Dafür gibt es verschiedene Gründe: gangenheit liefert die Analyse Informationen über Genetisch-biologische Faktoren spielen neben die neuere Entwicklung der Sterblichkeit und welche gesellschaftlichen eine wichtige Rolle. 1 So führten Faktoren diese beeinflussen können. Im Weiteren beispielsweise Verbesserungen in Ernährung, Was- wird betrachtet, an was die Zürcherinnen und Zür- serversorgung, Hygiene und Einführung flächen- cher gestorben sind und wie sich die Todesursachen deckender Schutzimpfungen zu einer deutlich höhe- innerhalb von 15 Jahren verändert haben. Trotz aller ren Lebenserwartung. Nicht alle Einflüsse haben sich Bemühungen um ein längeres und erfülltes Leben zum Besseren gewendet: Schadstoffe oder Überge- ist der Tod unausweichlich. Gebräuche rund um die wicht sind relativ aktuelle Probleme, die einen nega- Bestattung eines Verstorbenen sind seit jeher ein tiven Einfluss auf die Lebenserwartung von Men- wichtiger Teil einer Gesellschaft und unterliegen schen haben können. ebenfalls dem Wandel der Zeit. Sie werden darum Die steigende Lebenserwartung allein ist noch für die Stadt Zürich in dieser Analyse ebenfalls kein Gewinn. Wesentlich ist eine Zunahme der beleuchtet. Lebensjahre bei guter Gesundheit. Das Thema ist von grosser Relevanz: So hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, die durchschnittliche Anzahl der sogenannten «healthy life years» ab Geburt bis Historische Daten zur Sterblichkeit und deren Ursachen stehen in unterschied- lichem Ausmass zur Verfügung. Die Zeitreihen zur Sterblichkeit wurden so weit zurück wie möglich erstellt. Für aktuelle Betrachtungen der Sterberaten und Sterbefälle wurden grundsätzlich die fünf Jahre von 2007 bis 2011 verwendet. Im Kapitel 6 über zeitliche Schwankungen und Meteorologie wurde der Zeitraum von 1993 bis 2012 betrachtet. Bei den Todesursachen veränderten sich die Kategorisierungen im Laufe der Zeit. In dieser Publikation wurden Daten im Zeitraum 1995 bis 2010 betrachtet. Die Auswertungen beschränken sich zum Teil auf die letzten fünf verfügbaren Jahre (2006 – 2010). 5 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 2 STERBEN IM WANDEL DER ZEIT 4 Statistik Stadt Zürich (2002). Der Tod war vor einigen Jahrhunderten in der Stadt dafür waren die bessere Ernährung der Menschen, 5 Höpflinger (2013). Zürich noch gegenwärtiger als heute. Neben der Hygiene und Sauberkeit wurden vermehrt einge- ohnehin tiefen Lebenserwartung brachen im Mit- halten und die bereitgestellte Infrastruktur wie bei- telalter oft verheerende Seuchen aus, welche die spielsweise die Wasserversorgung sorgten für weni- Lebenserwartung zusätzlich verringerten. Die Pest ger Krankheiten und Seuchen. 5 löschte Tausende von Menschenleben aus: 1401 ging Mit der steigenden Einwohnerzahl stieg die Zahl als Jahr des «grossen Sterbet» in die Geschichte der Todesfälle bis in die 1960er-Jahre ebenfalls, wenn Zürichs ein. 1439 starben innerhalb von zehn Mona- auch nicht im gleichen Masse. Die Lebenserwartung ten 3000 Personen. Fünf Jahre später zählte die nahm immer weiter zu. In den 1980er-Jahren trat Stadt nur noch 1060 Bürger. Bis ins 17. Jahrhundert eine neue Krankheit in Erscheinung: Aids. Die Zahl hielt die Pest Zürich fest in ihrem Griff. Im Jahr 1611 der Todesfälle konnte allerdings schon relativ bald starben fast 8000 Personen im heutigen Gebiet nach Ausbruch der Krankheit durch Präventionskam- der Stadt. Andere Seuchen wüteten noch bis ins pagnen, Abgabe von Injektionsnadeln und dank der 20. Jahrhundert in der Stadt: Pocken, Ruhr, Syphi- medikamentösen Behandlung des HI-Virus einge- lis, Cholera und Typhus forderten ihre Opfer. 1918 dämmt werden. ging als Unglücksjahr in die Geschichte ein: Die In den folgenden 30 Jahren nahm die Zahl der Spanische Grippe raffte innert kürzester Zeit zahl- Sterbefälle in der Stadt Zürich weiterhin ab. Hier- reiche Einwohnerinnen und Einwohner dahin. Viele bei spielte jedoch auch die Zusammensetzung der junge Erwachsene – insbesondere junge Männer – Bevölkerung eine Rolle. Der Anteil junger Erwachse- starben. 4 In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ner an der Gesamtbevölkerung ist aktuell so hoch stieg die Lebenserwartung in der Schweiz. Gründe wie noch nie. 2.1 Sterblichkeit nach Alter Die Sterberate entspricht der Zahl der Todesfälle je Die Altersverteilung der Sterbefälle (G_2.3) zeigt, 1000 Personen der Bevölkerung. Sie nahm bis Mitte dass die Zahl der Todesfälle nach dem ersten Lebens- des 20. Jahrhunderts in der Stadt Zürich rapide ab jahr stark abnimmt und erst ab etwa 70 Jahren mar- (G_2.1). Der Anstieg der Sterberate in den 1960er- bis kant ansteigt. Im Zeitraum 2007 – 2011 betrug das 1980er-Jahren kann teilweise mit der veränderten Mediansterbealter 86 Jahre bei Frauen und 81 Jahre Bevölkerungszusammensetzung erklärt werden: der bei Männern. Männer sterben früher als Frauen; Anteil von Personen über 60 Jahren nahm in dieser dies ist auch in der Stadt Zürich der Fall. Zehn Pro- Zeit stark zu. Seit den 1990er-Jahren war ihr Anteil zent der Frauen starben vor oder mit dem 66. Alters- wieder rückläufig. Verantwortlich für die Verände- jahr, bei den Männern war dies bereits beim Alter rung der Alterszusammensetzung war vor allem die von 55 Jahren der Fall. Erst bei den über 80-Jährigen Zu- und Wegwanderung. gab es mehr weibliche als männliche Todesfälle, weil Sterberate der Stadtzürcher Bevölkerung G_ 2.1 ▹ 1900 – 2011 Todesfälle Anteil über 60-Jährige pro 1000 Einwohner/-innen in der Bevölkerung (%) 20 100 Todesfälle pro 1000 18 90 Einwohner/-innen 16 80 Anteil über 60-Jährige in der 14 70 Bevölkerung 12 60 10 50 8 40 6 30 4 20 2 10 0 0 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 6 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH Sterbefälle und Bevölkerung im historischen Überblick G_ 2.2 ▹ 1348 – 2011 Einwohner/-innen Sterbefälle 400000 300000 200000 100000 0 2500 4500 Entdeckung des Aids-Erregers ab 1985 weltweite Ausbreitung von Aids 1983 Schutzimpfung gegen Kinderlähmung 1953 1942 Verbreitung des Penicillins 2. Eingemeindung 1934 Spanische Grippe: 1918 902 Todesfälle 1. Eingemeindung 1893 600 Personen erkranken an Typhus Begründung des Zeitalters 1884 60 sterben daran der Bakteriologie und der Immunitätslehre 1880 Einführung der antiseptischen Wundbehandlung 1867 Prophylaxe des Kindbettfiebers 1861 Erste erfolgreiche Pockenimpfung 1796 Innerhalb von 12 Wochen sterben 2007 Personen 1611 (Kinder und Dienstboten nicht eingerechnet) 1564/65 3700 Todesfälle wegen Pest 1519 2500 Todesfälle wegen Pest Die Stadt zählt nur noch 1060 Bürger 1444 1401 Jahr des «grossen Sterbet» 1348 Erster Ausbruch der Pest in der Stadt Zürich 7 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 6 Höpflinger (2011). es viel mehr Frauen in diesem Alter gibt als Män- letztere über die Zeit hinweg ändert, werden alters- ner. Ein Zehntel der weiblichen Personen starb erst spezifische Sterberaten betrachtet. nach dem 96. Lebensjahr, bei den Männern war es Die Sterberate hat seit Mitte des vergangenen das 92. Altersjahr, welches von einem Zehntel über- Jahrhunderts in allen Altersklassen abgenommen schritten wurde. Es gibt mehrere Gründe, wieso (G_2.5). Bei den Personen im Alter zwischen 45 und Frauen eine längere Lebenserwartung aufweisen als 84 Jahren kam es indes zu einer stärkeren Abnahme Männer: Neben biologischen Vorteilen spielt auch als bei den anderen Alterskategorien. Auch gleichen das unterschiedliche Gesundheits- und Risikoverhal- sich die Geschlechter immer mehr an: Während 1951 ten von Frauen und Männern eine Rolle. 6 Frauen ach- die Sterberaten der Männer noch wesentlich höher ten zum Beispiel häufig auf einen gesunden Lebens- lagen als diejenigen der Frauen im gleichen Alter, hat stil, arbeiten in weniger gesundheitsgefährdenden sich der Unterschied seither stetig verkleinert. Berufen oder betreiben weniger risikoreiche Freizeit- Bei den 30- bis 40-jährigen Männern ist zu Beginn beschäftigungen. der 1990er-Jahre ein deutlicher Anstieg der Sterbe- Da die Sterberate eng mit der Alterszusammen- rate zu erkennen. Zu diesem Anstieg führte unter setzung der Bevölkerung zusammenhängt und sich anderem die erhöhte Zahl von Aids-Sterbefällen. Sterbefälle in der Stadt Zürich G_ 2.3 ▹ nach Alter und Geschlecht, 2007 – 2011 Anzahl Todesfälle pro Jahr 100 Frauen 90 Männer 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 Alter Sterberate G_ 2.4 ▹ nach Alter und Geschlecht, 2007 – 2011 Todesfälle pro 1000 Einwohner/-innen 300 Frauen Männer 250 200 150 100 50 0 60 65 70 75 80 85 90 95 Alter 8 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH Sterberaten G_ 2.5 ▹ nach Alter und Geschlecht, 1951 – 2011 Todesfälle pro 1000 Einw. Unter 1-Jährige Todesfälle pro 1000 Einw. 1- bis 29-Jährige 40 2,0 Frauen 30 1,5 Männer 20 1,0 10 0,5 0 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Todesfälle pro 1000 Einw. 30- bis 44-Jährige Todesfälle pro 1000 Einw. 45- bis 69-Jährige 4 20 3 15 2 10 1 5 0 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Todesfälle pro 1000 Einw. 70- bis 84-Jährige Todesfälle pro 1000 Einw. 85-Jährige und Ältere 100 400 75 300 50 200 25 100 0 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Im Zeitraum von 1995 bis 2010 starben in der Stadt sprung, Blutvergiftung, Asphyxie unter der Geburt. Zürich 328 Kinder im ersten Lebensjahr, das sind Die angeborenen Missbildungen und Chromo durchschnittlich 21 pro Jahr. Davon sterben über die somenanomalien sind Ursache von weniger als Hälfte (55 %) am Tag der Geburt. Im gleichen Zeit- 20 Prozent der Säuglingstodesfälle. Der Plötzliche raum starben fünf Mütter in Zusammenhang mit Kindstod (SIDS) umfasst seit 1995 nie mehr als 2 Fälle ihrer Schwangerschaft an Blutungen oder Embo- pro Jahr, was etwa 0,05 Prozent aller Lebendgebur- lien. Die Hälfte der Todesfälle von Kindern im ersten ten entspricht. Im Vergleich lag der Anteil im Jahr Lebensjahr ist Folge einer Ursache im Zusammen- 2005 in Deutschland und Österreich bei 0,04 Pro- hang mit Schwangerschaft oder Geburt: Frühgeburt, zent. Atemnot beim Neugeborenen, vorzeitiger Blasen- Säuglingssterblichkeit in der Stadt Zürich G_ 2.6 ▹ 1876 – 2011 Todesfälle pro 1000 Lebendgeburten 300 250 200 150 100 50 0 1876 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 9 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 3 ZIVILSTAND UND VERMÖGEN 3.1 Zivilstand 7 Bundesamt für Statistik Verheiratete Personen wiesen im Alter zwischen 60 Gesundheit der Verheirateten auswirkt und zu einer (2005). und 89 Jahren eine tiefere Sterberate auf als ledige, längeren Lebenserwartung führt. Zum anderen hei- geschiedene oder verwitwete Personen (G_3.1). Dies raten kranke und gebrechliche Personen eher weni- war sowohl für Frauen als auch für Männer der ger häufig als gesunde. Interessant ist, dass sich zwi- Fall. Dieser Zusammenhang zwischen Zivilstand schen den ledigen, geschiedenen und verwitweten und Sterblichkeit ist weitgehend bekannt und in Personen kaum Unterschiede bezüglich der Sterbe- der gesamten Schweiz zu beobachten. 7 Zum einen rate zeigten. wird angenommen, dass die Ehe sich positiv auf die Sterberate G_3.1 ▹ nach Geschlecht und Zivilstand, 2007 – 2011 Todesfälle pro 1000 Einwohner/-innen (logarithmische Skala) Frauen Männer 1000 geschieden ledig verheiratet verwitwet 100 10 1 60 – 69 70 – 79 80 – 89 60 – 69 70 – 79 80 – 89 Alter Alter 10 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 3.2 Vermögen 8 Höpflinger (2013). Das Phänomen, dass wohlhabende Personen eine mehr Geld automatisch zu einem längeren Leben höhere Lebenserwartung haben, ist in der Fachlite- führt. Es sind wahrscheinlich nicht in erster Linie die ratur gut dokumentiert. 8 Auch in der Stadt Zürich besseren finanziellen Verhältnisse, die die Lebens- kann dies beobachtet werden (G_3.2). Es wurde zwi- erwartung steigern, sondern sozioökonomische schen ledigen Steuerpflichtigen mit Grundtarif und Merkmale, die positiv mit dem Vermögen sowie der verheirateten Steuerpflichtigen unterschieden. Bei Lebenserwartung zusammenhängen. Personen mit den Ehepaaren ist nur das gemeinsame steuerbare höherer Bildung sind zum Beispiel tendenziell wohl- Vermögen bekannt. Bei den 70-Jährigen und Älte- habender und achten unter Umständen besser auf ren wiesen Personen mit einem Vermögen von über ihre Gesundheit. Zudem muss jemand, der beispiels- einer Million eine tiefere Sterberate auf als Men- weise krank oder pflegebedürftig ist, wohl einen Teil schen mit weniger Vermögen. Im Alter von 60 bis des Vermögens für Behandlung und Pflege aufwen- 69 Jahren hatten sie dagegen interessanterweise den, kann eventuell nicht voll arbeiten und ist dann eine höhere Sterberate als Personen mit einem Ver- zum Zeitpunkt des Todes weniger wohlhabend. mögen von 70 000 bis 250 000 Franken. Neben Zivilstand und Vermögen können weitere Bei den verheirateten Personen haben bereits die Faktoren für die Sterbewahrscheinlichkeit eine Rolle 60- bis 69-Jährigen mit über einer Million steuer- spielen. Zwischen den Nationalitäten konnte bei der barem Vermögen eine tiefere Sterberate als Men- Zürcher Bevölkerung kein signifikanter Unterschied schen mit weniger Vermögen. Es wäre wohl nicht in der Sterberate festgestellt werden. richtig, aus den Ergebnissen zu schliessen, dass Sterberate G_3.2 ▹ nach Geschlecht und steuerbarem Vermögen, 2007 – 2011 Todesfälle pro 1000 Einwohner/-innen (Logarithmische Skala) Grundtarif Frauen Grundtarif Männer 100 Steuerbares Vermögen in Tausend Franken 0 0,1 – 30,0 10 30,1 – 70,0 70,1 – 250,0 250,1 – 500,0 500,1 – 1000,0 1 über 1000,0 0,1 60 – 69 70 – 79 80 – 89 60 – 69 70 – 79 80 – 89 Alter Alter Verheiratetentarif Frauen Verheiratetentarif Männer 100 10 1 0,1 60 – 69 70 – 79 80 – 89 60 – 69 70 – 79 80 – 89 Alter Alter 11 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 4 TODESURSACHEN Die Beschreibung der Todesursachen gibt Aufschluss rung, was eine andere Verteilung der Todesursachen über den Entwicklungs- und Gesundheitszustand mit sich bringt. der Bevölkerung. Verschiedene Generationen sind Wird die Entwicklung der Todesursachen über unterschiedlichen Lebensbedingungen und Krank- die Zeit beobachtet, können Veränderungen erkannt heiten ausgesetzt. Die Lebensweisen ändern sich und geeignete Massnahmen, beispielsweise in der und die Medizin macht Fortschritte. Ausserdem Gesundheitsvorsorge, eingeleitet werden. wandelt sich die Zusammensetzung der Bevölke- 9 In der vorliegenden Die Ermittlung und Meldung der Todesursachen obliegt den Ärztinnen oder Ärz- Studie wurde die Systematik ICD-10-WHO Version 2011 ten, die den Tod feststellen oder, bei unnatürlichen Todesfällen, der Rechtsmedi- verwendet. Die ICD10- zin. Die Meldung der Todesursache sowie der Grunderkrankung und Begleit- oder Klassifikation ist für die Berichterstattung von Folgeerkrankungen erfolgt an das Bundesamt für Statistik, das aus den Informa- Todesursachendaten an die WHO und für allgemeine tionen die Codierung gemäss einer detaillierten Systematik 9 der Weltgesund- internationale Vergleiche heitsorganisation (WHO) vornimmt. Für die vorliegende Auswertung wurden die verbindlich vorgeschrieben. Codes zu thematischen Gruppen zusammengefasst, die zur besseren Verständ- lichkeit meist umgangssprachlich benannt wurden (siehe auch T_A.1). Die Codierung der Todesursachen unterliegt einigen Schwierigkeiten. Speziell im hohen Alter treten oft mehrere Erkrankungen gemeinsam auf, oder der All- gemeinzustand einer Person ist ohnehin schlecht. Erkrankungen können umge- kehrt verschiedene Folgeerkrankungen nach sich ziehen, die schliesslich zum Tod führen. In der vorliegenden Studie wurden die sogenannten «endgültigen» Todesursachen analysiert, die in der Regel der vom Arzt gemeldeten Grund- erkrankung entsprechen. 4.1 Häufigste Todesursachen 10 Alzheimer ist eine Form Zwischen 2006 und 2010 starben fast zwei Drittel Aids machte einen Anteil von rund 12 Prozent aus. von Demenz. aller Zürcherinnen und Zürcher an einer Herzkreis- Drogen- und Medikamentenmissbrauch waren die lauf- oder Krebserkrankung (G_4.1). Je nach Alter und Ursache von 9 Prozent (Frauen) und 12 Prozent (Män- Geschlecht spielten aber auch andere Ursachen eine ner) aller Todesfälle. wichtige Rolle. Bei den Sterbefällen der 45- bis 64-Jährigen (rund Bei den unter 25-Jährigen traten abgesehen von 380 pro Jahr) war die Hauptursache Krebs, gefolgt der Neugeborenensterblichkeit, die in die Gruppe von Herzkreislauferkrankungen (z.B. Herzinfarkte «übrige Todesursachen» (G_4.1) fällt, vor allem und Schlaganfälle). Todesfälle durch Krebs waren externe Ursachen (Suizide, Unfälle) und Krebs als bei Frauen dieses Alters deutlich häufiger als bei Todesursache auf. Knaben und Männer starben in Männern (Frauen 49 %, Männer 34 %). Der Anteil der diesem Alter häufiger an Krebs und (Verkehrs-)Unfäl- Herzkreislauferkrankungen war dagegen bei Män- len als Mädchen und Frauen. Bei Frauen kommen nern doppelt so hoch wie bei Frauen (Frauen 10 %, mehrheitlich Suizid, Folgen tätlicher Angriffe und Männer 21 %). Zu den weiteren Todesursachen zähl- ebenfalls Unfälle vor. ten externe Ursachen (Frauen 8 %, Männer 11 %) und Äussere Ursachen wie Unfälle, Suizid oder Leberkrankheiten ( je 5 %). Gewalteinwirkungen machten bei den 25- bis 44-Jäh- Bei den im Alter von 65 bis 84 Jahren Verstor- rigen die häufigste Einzelursache der Sterbefälle aus benen gab es kaum Unterschiede zwischen den (42 % bei Männern, 33 % bei Frauen). Krebs spielte Geschlechtern: Krebs und Herzkreislaufkrankheiten bei Frauen in diesem Alter eine viel grössere Rolle als machten je etwa ein Drittel aus. Atemwegserkran- bei Männern (27 % gegenüber 13 % aller Todesfälle), kungen und Demenz waren Grund für rund 6 Pro- wobei bei Frauen Brustkrebs, bei Männern Krebs der zent der Todesfälle. 10 Verdauungsorgane und der Lunge am häufigsten Im hohen Alter von 85 Jahren und mehr domi- auftrat. Etwa jeweils 16 Prozent der Todesfälle in die- nierten die Herzkreislaufkrankheiten (vor allem chro- ser Alterskategorie waren auf Suizid zurückzuführen. nische Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Infarkte). 12 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 11 Bundesamt für Statistik Demenz trat bei Frauen als zweithäufigste Todes- Altersklassen und Geschlecht etwa der schweizeri- (2013a). ursache auf, bei Männern als dritthäufigste. Bei den schen des Jahres 2011. 11 Im Folgenden wird auf ein- äusseren Todesursachen sind Stürze der wichtigste zelne Todesursachen und deren zeitliche Entwick- Grund (je etwa 4 %). lung genauer eingegangen. Gesamthaft entspricht die in der Stadt Zürich beobachtete Verteilung der Todesursachen nach Häufigste Todesursachen G_4.1 ▹ nach Alter und Geschlecht, 2006 – 2010 % Frauen 100 Alle übrigen Todes- 90 ursachen 80 Unfälle und Gewalt- einwirkungen 70 (ohne Drogen) 60 Suizid 50 Atemwegs erkrankungen 40 Demenz 30 (inkl. Alzheimer) 20 Krebskrankheiten 10 Herzkreislaufkrank- heiten 0 unter 1 1 – 24 25 – 29 30 – 34 35 – 39 40 – 44 45 – 49 50 – 54 55 – 59 60 – 64 65 – 69 70 – 74 75 – 79 80 – 84 85 – 89 90 – 94 95 – 99 100 und älter Altersklasse % Männer 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 unter 1 1 – 24 25 – 29 30 – 34 35 – 39 40 – 44 45 – 49 50 – 54 55 – 59 60 – 64 65 – 69 70 – 74 75 – 79 80 – 84 85 – 89 90 – 94 95 – 99 100 und älter Altersklasse 13 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 4.2 Historische Entwicklung Auf eine detaillierte Analyse der Zeitentwicklung der Krankheiten, die heute dank Impfungen oder verbes- Todesursachen 1931 bis 2010 musste aufgrund der serter Hygiene verhindert werden können oder rela- uneinheitlichen Zuordnungssystematik verzichtet tiv harmlos verlaufen (wie beispielsweise Masern, werden. Bei Betrachtung der verschiedenen Häufig- Kinderlähmung, Diphterie und Typhus), führten keiten lassen sich aber interessante zeitliche Ver- Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch häufig schiebungen erkennen (G_4.2). In den 1930er-Jahren zum Tod. Die Kategorien der Todesursachen wurden waren Infektionskrankheiten noch für viele Todes- in den statistischen Jahrbüchern laufend den aktu- fälle verantwortlich. Seit Ende des 20. Jahrhunderts ellen Gegebenheiten angepasst. So wurden «Ange- traten die Infektionskrankheiten seltener als Todes- borene Lebensschwäche» oder «Altersschwäche» ab ursache auf. Auch Tuberkulose führte Anfang des 1969 nicht mehr ausgewiesen. Dafür gab es ab den 19. Jahrhunderts in vielen Fällen zum Tod (G_4.2). 1990er-Jahren neu die Kategorie «Aids». Häufigkeit der Todesursachen 12 G_4.2 ▹ für ausgewählte Zeitperioden, 1931 – 2010 1931 bis 1940 Anteil relativ zur jeweils grössten Gruppe der Übrige Geschwülste Dekade Kreislauforgane Harn- und Geschlechtsorgane 100 % Altersschwäche Übrige Verdauungsorgane Lungenentzündung Herzkrankheiten Grippe/Influenza Nervensystem Unfall Übrige Tuberkulose Krebs Lungentuberkulose Arterienverkalkung Selbstmord 0% Übrige und Unbekannte Übrige Atmungsorgane 1951 bis 1960 Angeborene Lebensschwäche 12 Berücksichtigt wurden nur Kategorien mit mehr Harn- und Geschlechtsorgane als 10 Fällen pro Jahr. Kreislauforgane Nervensystem Lungenentzündung Selbstmord Krebs Übrige Geschwülste Grippe/Influenza Arterienverkalkung Übrige Tuberkulose Herzkrankheiten Übrige Verdauungsorgane Übrige und Unbekannte Unfall Altersschwäche Lungentuberkulose Übrige Atmungsorgane Angeborene Lebensschwäche 1971 bis 1980 Lungentuberkulose Übrige Atmungsorgane Nierenschäden Übrige Verdauungsorgane Selbstmord Arterienkrankheiten Übrige Geschwülste Übrige Herzkrankheiten Infektionskrankheiten Grippe Stoffwechselstörungen Verkehrsunfälle Krebs Übrige Todesursachen Angeborene Missbildungen Herzinfarkte Übrige Kreislauf Leberzirrhose Gewalt/Vergiftung Schlaganfall Hirngefässe Krankheiten Neugeborene Übrige Unfälle Lungenentzündung Harn- und Geschlechtsorgane 1990 bis 1994 Harn- und Geschlechtsorgane Gewalt/Vergiftung Stoffwechselstörungen Schlaganfall Hirngefässe Übrige Geschwülste Übrige Kreislauf ÜbrigeHerzkrankheiten Übrige Todesursachen Krebs Infektionskrankheiten Übrige Unfälle HIV/AIDS Arterienkrankheiten Herzinfarkte Übrige Atmungsorgane Selbstmord Leberzirrhose Lungenentzündung Grippe Verkehrsunfälle Übrige Verdauungsorgane 2001 bis 2010 Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Krankheiten des Verdauungssystems Übrige und Unbekannte Gewalt und Unfall Krebs Krankheiten des Urogenitalsystems Krankheiten des Kreislaufsystems Psychische und Verhaltensstörungen Krankheiten des Atmungssystems Krankheiten des Nervensystems Krankheiten bei Säuglingen Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten Krankheiten des Muskel−Skelett−Systems und des Bindegewebes 14 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 4.3 Todesursache Herzkreislaufkrankheiten Mit 35 Prozent waren Herzkreislaufkrankheiten die Hierunter fallen zum Beispiel Schlaganfälle, Hirn- häufigste Todesursache in der Stadt Zürich. Diese blutungen und Hirninfarkte. Sie machten im Zeit- Krankheiten führen vor allem im höheren Alter zum raum 2006 bis 2010 bei Männern 18 Prozent und Tod: nur 10 Prozent dieser Todesfälle traten früher als bei Frauen 21 Prozent der tödlichen Herzkreislauf im Alter von 74 Jahren (Frauen), respektive 63 Jahren krankheiten aus; rund halb so viele wie durch ischä- (Männer) auf. Die Sterberaten aufgrund von Herz- mische Herzkrankheiten. Die Sterberaten der Hirn- kreislaufkrankheiten lagen bei Männern höher als gefässkrankheiten zeigen keinen Unterschied nach bei Frauen, näherten sich aber einander an. Auch die Geschlecht und nahmen in den letzten 15 Jahren Sterberaten der 65- bis 84-Jährigen sanken zwischen nur wenig ab. Das mag auch daran liegen, dass die 1995 und 2010 merklich (Frauen um 29 %, Männer Schweiz im internationalen Vergleich die tiefsten um 43 %). In der Altersklasse «85 Jahre und Ältere» Sterberaten bei dieser Todesursache aufweist. wurden die deutlich höchsten Sterberaten verzeich- Da die Herzkreislaufkrankheiten die häufigsten net; im Jahr 2010 etwa 60 Promille. Und die Sterbe- Todesursachen sind, ist die Abnahme der Sterbe raten der Herzkreislaufkrankheiten gingen seit dem raten in dieser Kategorie ein Hauptfaktor für die Jahr 1995 um rund 20 Prozent zurück. Verlängerung der Lebenserwartung. Risikofaktoren Die häufigsten Todesursachen in der Kategorie der Herzkrankheiten sind das Rauchen, Überge- der Herzkreislauferkrankungen sind ischämische wicht und ungünstige Ernährung. Ein verbessertes Herzkrankheiten. Dabei handelte es sich vor allem Gesundheits- und Ernährungsbewusstsein sowie um akute Herzinfarkte und chronische Schädigun- Fortschritte in der Therapie der Krankheiten dürften gen des Herzens. Von allen Todesfällen durch Herz- zu den sinkenden Sterberaten dieser Kategorie bei- kreislauferkrankungen machten sie im Zeitraum zwi- getragen haben. schen 2006 und 2010 45 Prozent (Männer) und 39 Prozent (Frauen) aus. Die Sterberate aufgrund ischä- mischer Herzkrankheiten nahm zeitlich schneller ab als für alle Herzkreislaufkrankheiten zusammen. An zweiter Stelle folgten Hirngefässkrank heiten. Sterberate für Todesursache Herzkreislaufkrankheiten G_4.3 ▹ nach Alter und Geschlecht, 1995 – 2010 Todesfälle pro 1000 Einwohner/innen 45- bis 64-Jährige 65- bis 84-Jährige 85-Jährige und Ältere 100 Frauen 80 Männer 60 40 20 0 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 15 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 4.4 Todesursache Krebs 13 Bundesamt für Statistik Krebskrankheiten sind mit 23 Prozent die zweit- vor allem veränderte Ernährungsgewohnheiten in (2011). 14 Bundesamt für Statistik häufigste Todesursache. Männer und Frauen sind Frage. Als Risikofaktoren gelten zu viel geräuchertes (2008). etwa gleich zahlreich vom Krebstod betroffen. Die oder gepökeltes Fleisch sowie Tabak- und Alkohol- Hälfte der im Zeitraum 2006 bis 2010 an Krebs Ver- konsum. storbenen war jünger als 77 (Männer) bzw. 78 Jahre Menschen mit Lungenkrebs haben eine geringe (Frauen). Die Sterberaten nach Alterskategorie Überlebensrate.13 In der Alterskategorie der 45- bis (G_4.5) zeigen auf, dass mit zunehmendem Alter der 64-Jährigen war Lungenkrebs die häufigste Todes- Anteil Krebstoter steigt. Männer starben deutlich ursache, ebenso bei den 65- bis 84-jährigen Män- häufiger an Krebs als Frauen. Die Krebsmortalität nern. Lungenkrebs ist auch eine der wenigen Krebs- nahm in den letzten 15 Jahren leicht ab. Sie sank aus- arten, deren Sterberaten stiegen, und zwar vor allem gehend von etwa 2,9 Promille um 0,7 Promille (Män- bei Frauen. Eine Ursache dieses Trends mag darin lie- ner) respektive 1 Promille (Frauen). Bei den einzelnen gen, dass die Zahl der Raucherinnen in der zweiten Krebsarten zeigen sich aber beträchtliche Unter- Hälfte des 20. Jahrhunderts stark angestiegen ist. schiede. Bei den bösartigen Krebserkrankungen kön- Zwischen Tabakkonsum und Entwicklung eines Kreb- nen Hauptgruppen unterschieden werden (G_4.4). ses können bis zu 20 Jahre vergehen.14 Es ist dem- Für beide Geschlechter ist der Krebs der Verdau- nach in den nächsten zehn Jahren mit einer weiteren ungsorgane für rund ein Viertel der Krebstoten im Erhöhung der Sterbefälle dieser Art zu rechnen. In Zeitraum von 1995 bis 2010 verantwortlich. Zweit- einigen Regionen (Kantone Waadt und Genf; Nord- häufigste Krebstodesursache war bei den Frauen amerika, Grossbritannien, Skandinavien) sterben Krebs der Geschlechtsorgane (28 %), bei den Män- bereits mehr Frauen an Lungen- als an Brustkrebs.14 nern Lungenkrebs (23 %). In der Gruppe der «übrigen Zu den Krebsfällen der weiblichen Geschlechts- Krebserkrankungen» (rund 22 %) machten Tumore organe zählen Brust-, Gebärmutter-, Gebärmutter- mit unbekannten oder mehreren Lokalisationen die hals- und Eierstockkrebs. Brustkrebs war in der Stadt Mehrheit aus. Zürich bei 45- bis 64-jährigen Frauen die Haupt- Da sich die Häufigkeit der Krebssterbefälle nach todesursache. Er macht 12 Prozent aller Todesfälle Geschlecht und Alter deutlich unterscheidet, wer- in dieser Altersklasse aus. Bei den 25- bis 44-Jäh- den die drei häufigsten Krebsarten im Folgenden rigen und 65- bis 84-Jährigen stand er an vierter genauer betrachtet (G_4.6). Stelle. Die Sterberaten sind seit den 2000er-Jahren Krebserkrankungen der Verdauungsorgane mach‑ fast unverändert (G_4.6). Todesfälle aufgrund von ten den grössten Teil der Krebstodesfälle in der Krebs der Geschlechtsorgane des Mannes beinhal- Stadt Zürich aus. Hierunter fallen Leber-, Dickdarm-, ten Prostata- und Hodenkrebs. Prostatakrebs machte Bauchspeicheldrüsen- und Magenkrebs. Dickdarm- dabei 99 Prozent der Fälle aus. Er trat vor allem im krebs ist schweizweit bei Frauen die zweit-, bei hohen Alter auf. Die Sterberate lag für 65- bis 84-jäh- Männern die dritthäufigste Krebskrankheit. 13 In der rige Männer bei 3 Promille, stieg aber ab einem Alter Stadt Zürich tritt er mit 40 Prozent unter den Krebs- von 85 Jahren auf rund 8 Promille an. Prostatakrebs toten am häufigsten auf. Besonders betroffen ist im hohen Alter zeigt in den letzten 15 Jahren eine die Altersgruppe der 65- bis 84-Jährigen. Bei den abnehmende Tendenz. Als Grund dafür werden ver- Personen ab 85 Jahren hat der Anteil der Todesfälle besserte Screening-Methoden angegeben, die eine aufgrund von Krebs der Verdauungsorgane seit den frühere Diagnose ermöglichen.13 2000er-Jahren abgenommen. Als Grund kommen Anteil Krebssterbefälle G_4.4 ▹ nach betroffenem Organ, 1995 – 2010 Frauen Männer 23 % 24 % 21 % Verdauungsorgane 26 % Lunge, Luftröhre, Kehlkopf Geschlechtsorgane 8% 9% Harnorgane 12 % Lymphsystem 4% 6% übrige Krebsarten 23 % 16 % 28 % 16 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH Sterberate für Todesursache Krebs G_4.5 ▹ nach Alter und Geschlecht, 1995 – 2010 Todesfälle pro 1000 Einwohner/−innen 45- bis 64-Jährige 65- bis 84-Jährige 85-Jährige und Ältere 40 Frauen Männer 30 20 10 0 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 Sterberate für ausgewählte Krebsarten 15 G_4.6 ▹ nach Alter und Geschlecht, 1995 – 2010 Verdauungsorgane Todesfälle pro 1000 Einwohner/−innen 45- bis 64-Jährige 65- bis 84-Jährige 85-Jährige und Ältere 10 Frauen 8 Männer 6 15 Fehlende Werte bei weniger 4 als 4 Fällen. 2 0 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 Lunge, Luftröhre, Kehlkopf Todesfälle pro 1000 Einwohner/−innen 45- bis 64-Jährige 65- bis 84-Jährige 85-Jährige und Ältere 6 5 4 3 2 1 0 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 Geschlechtsorgane Todesfälle pro 1000 Einwohner/−innen 45- bis 64-Jährige 65- bis 84-Jährige 85-Jährige und Ältere 15 12 9 6 3 0 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 1995 2000 2005 2010 17 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 4.5 Suizid 16 Bundesamt für Statistik Zwischen 1995 und 2008 schieden in Zürich jährlich Damit wird die Hälfte der Suizide von Ledigen oder (2013b). 17 Klein et al. (2010). etwa 100 Personen durch Suizid aus dem Leben. Seit Geschiedenen begangen. Verwitwete sind hingegen 18 Spoerri et al. (2010). dem Jahr 2009 wird Sterbehilfe (assistierter Suizid) deutlich untervertreten (18 % statt 38 %). Ein Teil nicht mehr der Gruppe «Suizid» zugeordnet. Darum dieses Phänomens erklärt sich durch die besondere sank die Anzahl der registrierten Suizide in der Stadt Altersverteilung der Suizide. Die Personen sind jung Zürich ab 2009 auf etwa die Hälfte: Im Jahr 2010 und damit öfter ledig als die Mehrzahl der Gestor- zählte man 46 Fälle. Zum Vergleich waren es 2010 benen. Des weiteren zeigte sich in der Stadt Zürich schweizweit 1004 Fälle.16 ein Unterschied der Suizidraten nach Konfessionen. Suizide kommen in allen Alterskategorien vor. Konfessionslose begehen häufiger Suizide als Religi- In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen waren onszugehörige. Ein Umstand, der auch schweizweit sie seit 1995 die häufigste Todesursache, mit durch- zutrifft.18 Auch hier kann ein Teil durch die Altersver- schnittlich 22 Fällen pro Jahr. In diesem Alter starben teilung erklärt werden, da jüngere Menschen häufi- damit ähnlich viele Personen an Suizid, wie im Stras- ger konfessionslos sind als ältere. senverkehr und durch Drogenmissbrauch zusam- In der Zeit von 1995 bis 2010 haben 854 Frauen men. Die Suizidrate in der Stadt Zürich lag zwischen und 547 Männer Suizid begangen. 1995 und 2003 bei etwa 0,26 Promille. Seither nahm Die Suizidmethode unterscheidet sich grund- sie stetig ab und beträgt aktuell rund 0,12 Promille legend nach Geschlecht (G_4.7): Während Frauen zu (Kanton Zürich 1995 bis 2007: 0,22 Promille).17 Die fast zwei Drittel Suizid durch Vergiftung (inkl. Tab- Sterberaten liegen für Männer höher als für Frauen. letten) begingen, wählten Männer zu etwa je einem Die Suizidrate stieg mit dem Alter an, zählte aber ab Drittel Gift oder Schusswaffen. Frauen wählten spätestens 65 Jahren nicht mehr zu den häufigsten Schusswaffen hingegen ausgesprochen selten (3 %). Todesursachen. In den mittleren Alters kategorien Erhängen und Sturz in die Tiefe sind weitere häufige (25- bis 64-Jährige) wies die Suizidrate zwischen 1995 Methoden bei beiden Geschlechtern. Schusswaffen und 2010 eine leicht sinkende Tendenz auf. Bei Per- werden besonders häufig von jungen Personen ver- sonen ab 65 Jahren war zwischen 1995 und 2008 wendet. Vorsätzliche Selbstvergiftung trat häufiger eine steigende Tendenz auszumachen, bevor die auf, je älter die Personen waren; bei über 65-jährigen assistierten Suizide ausgeschlossen wurden. Frauen fast zu 75 Prozent. Dabei muss beachtet wer- Verschiedene Faktoren beeinflussen die Suizid- den, dass assistierte Suizide, welche meist durch die rate. So spielt der Zivilstand eine bedeutende Rolle. Einnahme von Medikamenten vollzogen werden, bis Ledige Personen sind bei Suizid markant übervertre- zum Jahr 2008 zu den Suiziden gerechnet wurden. ten. Sie machen einen Anteil von 35 Prozent der Sui- zide aus, aber nur 17 Prozent aller Sterbefälle. Auch Geschiedene sind stärker vertreten (16 % statt 12 %). 18 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH Suizidmethoden G_4.7 ▹ nach Geschlecht, 1995 – 2010 Frauen Ertrinken 6 % (34 Fälle) Vergiften 57 % (312 Fälle) Sprung vor Fahrzeug 5 % (25 Fälle) Schusswaffe 3 % (15 Fälle) Sturz in die Tiefe 14 % (78 Fälle) Scharfer Gegenstand 1,5 % (8 Fälle) Erhängen Andere 12 % (67 Fälle) 1 % (8 Fälle) Männer Sturz in die Tiefe Vergiften 11 % (95 Fälle) 28 % (240 Fälle) Sprung vor Fahrzeug 6 % (53 Fälle) Schusswaffe 28 % (236 Fälle) Ertrinken 3 % (24 Fälle) Scharfer Gegenstand Erhängen 3 % (26 Fälle) 19 % (164 Fälle) Andere 2 % (16 Fälle) 19 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 4.6 Externe Todesursachen 19 Statistik Stadt Zürich (2010). Todesfälle durch Unfälle und Folgen von Gewalt- Die übrigen Unfallursachen beinhalteten Ertrinken, 20 Dienstabteilung Verkehr, Stadt Zürich (2013). anwendung werden in diesem Abschnitt unter Ersticken und Tod durch Naturgefahren (Lawinen). der Kategorie der externen Todesursachen zusam- Sie machten 14 Prozent (Frauen), respektive 24 Pro- mengefasst. Die Ursachen «Suizid» und «Drogen» zent (Männer) aller tödlichen Unfälle aus. wurden ausgenommen, da sie separat betrachtet Tod als Folge eines tätlichen Angriffs trat bei rund werden. 4 Prozent der externen Todesursachen auf. Durch- Stürze mit Todesfolge sind die grösste Teilgruppe schnittlich starben pro Jahr sechs Personen wegen der externen Todesursachen: Sie umfassen knapp eines tätlichen Angriffs. Die Angriffe wurden vor 70 Prozent aller tödlichen Unfälle bei Frauen und allem mit Schusswaffen und scharfen Gegenstän- 48 Prozent bei Männern. 90 Prozent der Betroffenen den verübt (G_4.8). sind älter als 65 Jahre, zwei Drittel älter als 85 Jahre. Für die Betrachtung von Todesfällen durch Dro- Es waren deutlich steigende Sterberaten aufgrund genmissbrauch wurde wieder die gesamte Kate- von Stürzen zu verzeichnen, etwa um 0,5 Promille gorie der externen Todesursachen als Vergleichs- pro Jahr. gruppe verwendet. Versehentliche Vergiftung durch Strassenverkehrsunfälle waren als Todesursache Medikamente und Drogen, sowie Drogensucht ver- bei Männern mehr als doppelt so häufig wie bei ursachten bei Frauen einen Anteil von 7 Prozent der Frauen (Frauen 8 %, Männer 18 %). Seit Beginn der externen Todesursachen, bei Männern einen doppelt Motorisierung in den 1920er-Jahren stieg die Zahl so hohen (13 %). Es traten etwa 25 Fälle pro Jahr auf. der Unfallopfer stetig. Im Jahr 1971 erreichte sie mit Betroffen sind vor allem 25- bis 64-Jährige, wobei die 82 auf den Strassen von Zürich getöteten Personen Sterberate bei Männern höher lag als bei Frauen. Seit ihren Höhepunkt. 19 Die Anzahl tödlicher Verkehrs- 1995 haben sich die Sterberaten für Personen unter unfälle haben sich seit 1995 mehr als halbiert. Im 45 Jahren mehr als halbiert, stiegen aber bei den 45- Jahr 2010 verunglückten zehn Zürcherinnen und Zür- bis 64-Jährigen leicht an. cher im Strassenverkehr tödlich. Die meisten Opfer sind Fussgänger. 20 20 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH Methoden von tätlichen Angriffen mit Todesfolge G_4.8 ▹ nach Geschlecht der Opfer, 1995 – 2010 an Frauen Stumpfer Gegenstand 7 % (3 Fälle) Scharfer Gegenstand 32 % (14 Fälle) Gewalt, Schlägerei 2 % (1 Fall) Schusswaffe 30 % (13 Fälle) unbekannt 14 % (6 Fälle) Erhängen, Strangulieren, Ersticken 16 % (7 Fälle) an Männern Misshandlung 4 % (2 Fälle) Schusswaffe 39 % (21 Fälle) Drogen, Arznei 2 % (1 Fall) Erhängen, Strangulieren, Ersticken 2 % (1 Fall) Scharfer Gegenstand 35 % (19 Fälle) Stumpfer Gegenstand 2 % (1 Fall) Gewalt, Schlägerei unbekannt 9 % (5 Fälle) 7 % (4 Fälle) 21 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 4.7 Demenz Die Demenz tritt im Wesentlichen in zwei Formen jährliche Anzahl Todesfälle nahm zwischen 1995 und auf: neuro-degenerativ (Alzheimer) und neuro-vas- 2010 von 213 auf 370 Fälle zu. Frauen waren aufgrund kulär (als Folge einer Durchblutungsstörung im ihrer höheren Lebenserwartung doppelt so häufig Hirn). Umgekehrt kann Demenz als Grunderkran- betroffen wie Männer. Die Sterberaten aller Alters- kung zu anderen Todesursachen beitragen. Hier wer- stufen stieg von 0,6 Promille auf 1,0 Promille an; den nur die Fälle analysiert, bei denen «Demenz» als für 65- bis 84-Jährige lag sie bei etwa zwei Promille. endgültige Todesursache klassiert wurde. Der stärkste Anstieg war bei Frauen über 80 Jah- In der Stadt Zürich traten Todesfälle dieser Art ren zu verzeichnen. Bei Frauen ab 85 Jahren machte vor allem ab dem Alter von 65 Jahren auf (G_4.1). Demenz bereits halb so viele Todesfälle aus wie die Die Hälfte der Personen, die in der Stadt Zürich an Herzkreislauferkrankungen, bei Männern etwa ein Demenz verstarben, waren über 90 Jahre (Frauen), Drittel. beziehungsweise 87 Jahre (Männer) alt. Demenz ist damit eine ausgesprochene Alterskrankheit. Die 4.8 Infektionskrankheiten 21 Bundesamt für Statistik Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielten Infek- Aids-Todesfälle war Mitte der 1990er-Jahre bei den (2008). 22 Statistik Stadt Zürich (1996). tionskrankheiten eine grosse Rolle, insbesondere Männern fast viermal so hoch wie bei den Frauen. Tuberkulose. Diese Krankheit tritt heute nur noch in Seither nahm die Zahl markant ab (G_4.9). Nur bei etwa 1 bis 2 Fällen pro Jahr auf. Eine wichtige Infekti- den 25- bis 44-jährigen Frauen rangiert Aids heute onskrankheit der letzten Jahre war Aids. Diese Krank- noch unter den acht häufigsten Todesursachen. Ein heit wurde vor 30 Jahren erstmals entdeckt. In der Grossteil dieser Reduktion ist der besseren Präven- Schweiz wurden die ersten Todesfälle im Jahr 1986 tion und dem pharmakologischen Fortschritt zuzu- registriert. Am höchsten lag die Zahl der Schweizer schreiben, der HIV-Infizierten mittlerweile oft ein Aids-Toten im Jahr 1994. 21 langes Leben ermöglicht. In der Stadt Zürich war Aids Anfang der 1990er- Jahre noch für über ein Drittel aller Todesfälle der 20- bis 40-Jährigen verantwortlich. 22 Die Anzahl der Aids-Sterbefälle G_4.9 ▹ nach Geschlecht, 1995 – 2010 80 Frauen Männer 70 60 50 40 30 20 10 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2004 22 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
STERBEN IN ZÜRICH 5 ZEITLICHE SCHWANKUNGEN UND EINFLUSS DER METEOROLOGIE 5.1 Tagesgang und Jahresgang Im Mittel starben in Zürich in den letzten zwanzig Am meisten Sterbefälle sind im Januar zu beob- Jahren etwas mehr als zehn Personen pro Tag. Seit achten (9,8 %); der September weist mit 7,7 Prozent dem Jahr 1993 gab es in Zürich nie einen Tag ohne die geringste Sterbehäufigkeit auf (Mittel der Jahre Todesfall: An jedem Tag ist mindestens ein Mensch 2003 bis 2012). Der Jahresgang der Sterbefälle ver- gestorben. Die maximale tägliche Anzahl Sterbe- hält sich je nach Altersklasse unterschiedlich (G_5.1). fälle wurde am 8. Januar 1997 verzeichnet (26 Todes- Bei Personen im Alter von 60 bis 75 Jahren ist die fälle). In den letzten zwanzig Jahren starben zwi- Sterbehäufigkeit in allen Monaten fast gleich hoch. schen knapp 40 bis 130 Zürcherinnen und Zürcher 75- bis 79-Jährige sterben hingegen häufiger im pro Woche. Januar als beispielsweise im September. Bei 80-Jäh- In der Stadt Zürich sterben in der Nacht pro rigen und Älteren treten deutlich mehr Todesfälle Stunde etwas weniger Menschen als am Tag. Von im Winter als im Sommer auf. Es ist bemerkenswert, Mitternacht bis 6 Uhr wurden nur knapp 22 Prozent dass in Sommermonaten bei keiner Altersklasse eine der Sterbefälle beobachtet; von 6 Uhr bis 12 Uhr ster- Zunahme der Todesfälle zu beobachten ist. Sommer- ben etwas mehr Menschen (27 %, Mittelwerte der liche Hitzeperioden haben in der Stadt Zürich offen- letzten fünf Jahre). An Nachmittag und Abend ist sichtlich einen geringeren Einfluss auf die Sterblich- die Sterbehäufigkeit wiederum geringer. Der Tages- keit als winterliche Kälte. In den letzten zehn Jahren gang der Sterblichkeit unterscheidet sich in der waren Grippeerkrankungen vor allem in den Winter- Stadt Zürich kaum nach Jahreszeit: In allen Mona- monaten zu verzeichnen. Gesunde Menschen sind ten sterben die meisten Menschen am Vormittag. durch Grippeviren meist nur vorübergehend beein- Nach Alter sind ebenfalls nur geringe Unterschiede trächtigt. Bei geschwächten Menschen können sie der täglichen Sterbeverteilung vorhanden; so weisen jedoch zum Tod führen. unter 40-Jährige eine leicht erhöhte Sterblichkeit zwischen 18 bis 20 Uhr auf. In der Stadt Zürich sterben etwas mehr Men- schen im Winter als im Sommer. Die Unterschiede zwischen den Monaten sind aber relativ gering: Mittlere Anzahl Sterbefälle pro Monat G_5.1 ▹ nach Alter, 2003 – 2012 Anzahl Todesfälle pro Monat 90 60 bis 64 Jahre 80 65 bis 69 Jahre 70 bis 74 Jahre 70 75 bis 79 Jahre 60 80 bis 84 Jahre 85 bis 89 Jahre 50 90 Jahre und älter 40 30 20 10 0 Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. 23 S TAT I S T I K S TA D T Z Ü R I C H
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