Kulturlandschaft und Artenvielfalt in Doro (TI) erhalten
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Amici di Doro www.monti‐doro.ch Kulturlandschaft und Artenvielfalt in Doro (TI) erhalten Blick auf Doro und die umgebenden Wiesen – Foto von Simone Aeschbacher 2020‐2024 Erhaltung und Aufwertung der Wildblumenwiesen und ‐weiden Sanierung der landwirtschaftlichen Terrassen Auslichtung der Waldweiden Förderung der Biodiversität Januar 2020 1
Erhalt der Kulturlandschaft und Artenvielfalt in Doro Doro ist ein kleines abgelegenes Bergdorf in der Oberen Leventina im Tessin. Das Maiensäss (Monte) ist nur zu Fuss erreichbar ‐ in einem 1.5 Stunden dauernden steilen Aufstieg auf 1550 Meter über Meer. Das Gepäck wird per Warenseilbahn hochgebracht. Gekocht und geheizt wird mit Holz. Die Landschaft um Doro herum ist geprägt von extensiv bewirtschafteten Wiesen, mit Ziegen beweideten Sömmerungsflächen, von Trockenmauern gestützten Terrassen und Bergwäldern. In der nahen Umgebung finden sich eine TWW‐ Fläche (Trockenwiese und ‐weide von nationaler Bedeutung) wie auch Moore von regionaler und nationaler Bedeutung. Im Gegensatz zu vielen anderen besser zugänglichen Bergregionen der Schweiz blühen hier noch Wildblumen in allen Farben. Im Sommer springen auf Schritt und Tritt die Heuschrecken herum. Auch Schmetterlinge, Vögel und andere Tiere profitieren von den Wildkräutern. Nicht zuletzt schätzen die Menschen, die nach Doro kommen, die besonderen Naturwerte dieses Ortes. In den letzten 40 Jahren betrieben zwei Familien auf dem Maiensäss ökologische Landwirtschaft. Sie werden nun pensioniert. Eine kleine Gruppe hat sich formiert, um einen Teil des Landes weiter zu bewirtschaften. Es wird zurzeit ein neuer Betrieb gegründet und die Bewirtschaftung wird neu aufgegleist. Dieser grosse Wechsel ist eine besondere Chance. Das vorliegende Projekt soll helfen, dass die während vielen Jahrzehnten geschaffenen kulturlandschaftlichen und natürlichen Werte erhalten bleiben und – wo sie am verschwinden sind – reaktiviert werden. Das Land um Doro soll extensiv bewirtschaftet werden und vermehrt auch Refugien bieten für einheimische Tier‐ und Pflanzenarten. Selten gewordene Arten sollen wieder Fuss fassen können. Die Gespräche haben gezeigt, dass die Bereitschaft für ein Landschaftsschutz‐ und Artenvielfalts‐Projekt in Doro vorhanden ist. Der Charme von Doro liegt gerade auch darin, eine sehr vielfältige Natur‐ und Kulturlandschaft vorzufinden. Heuet in Doro – Foto von Beat Bachmann Links: Silikat‐Glocken‐Enzian (Gentiana acaulis) Rechts: Grosses Fünffleckwidderchen (Zygaena lonicerae) ‐ Fotos aus Doro von Simone Aeschbacher Januar 2020 2
1. Inhaltsverzeichnis 1. Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................. 3 2. Doro ...................................................................................................................................................... 4 3. Arten ..................................................................................................................................................... 5 4. Massnahmen ........................................................................................................................................ 7 4.1 Erhaltung und Aufwertung der Wiesen und Weiden ................................................................ 7 4.2 Sanierung landwirtschaftlich genutzter Terrassen .................................................................... 9 4.3 Pflanzung von Einzelbäumen und Hecken............................................................................... 10 4.4 Auslichtung Waldweiden ......................................................................................................... 11 4.5 Förderung spezifischer Arten .................................................................................................. 12 5. Umsetzung .......................................................................................................................................... 14 6. Öffentlichkeitsarbeit ........................................................................................................................... 15 7. Erfolgskontrolle .................................................................................................................................. 15 8. Zeitplan ............................................................................................................................................... 16 9. Budget.............................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert. 10. Kontakt ............................................................................................................................................. 17 11. Anhang .............................................................................................................................................. 18 11.1 Angefragte Stiftungen und Institutionen .............................................................................. 18 11.2 Karten ................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert. 11.3 Zur Artenvielfalt ..................................................................................................................... 24 11.4 Zielarten in Doro .................................................................................................................... 26 Januar 2020 3
2. Doro Doro ist ein kleines Tessiner Bergdorf in der Oberen Leventina, auf 1550 Meter über Meer, an einem steilen, sonnigen Südhang gelegen (Karte siehe Anhang 11.2). Weder Strasse noch Stromleitungen führen hoch. Das Maiensäss (Monte) ist über eine eineinhalbstündige Wanderung von Chironico in der Gemeinde Faido aus zu erreichen. Doro besteht aus rund 20 Wohnhäusern und Ställen sowie einer kleinen Kirche aus dem Jahr 1644. Um 1900 lebten hier immerhin noch rund 40 Familien, in der Regel nur im Sommer. Danach nahm die Bevölkerung zunehmend ab, bis das Dorf in den 1960er Jahren verlassen war. Die Gebäude begannen zu zerfallen, die Kulturlandschaft einzuwachsen. In den 1970er Jahren wurde Doro von jungen Leuten aus der Deutschschweiz wiederbelebt und instand gestellt. Es formten sich zwei Hauptaktivitäten, einerseits die Berglandwirtschaft mit Ziegenhaltung, Käseherstellung sowie Gartenbau zur Selbstversorgung, und andererseits ein Zentrum für Begegnung mit einem sanften Tourismus. Beide Aktivitäten bestehen bis heute fort. 1985 konnte eine Materialseilbahn in Betrieb genommen werden. Die insbesondere im Sommer rege Nutzung des Monte führte 2008 zur Gründung des Vereins "Amici di Doro". Der Verein kümmert sich um alle Belange, die für die Bewirtschafter und Bewohner von Doro wichtig sind. Doro ist eingebettet in eine noch wild anmutende Berglandschaft mit Wäldern, Wasserfällen und Mooren. Direkt um das Dorf herum findet man eine Terrassenlandschaft mit extensiven Wiesen und Weiden. Die zahlreichen Terrassen sind typisch für die Landschaft, sie wurden bis in die 1950er Jahre noch ackerbaulich genutzt. Das Land neben und unterhalb von Doro ist Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) der Bergzone IV mit extensiven Wiesen und Weiden, das Land oberhalb von Doro ist Sömmerungsgebiet. Westlich vom Dorf befindet sich eine Trockenwiese und ‐weide von nationaler Bedeutung (TWW). Noch etwas weiter oben liegt eine schöne Waldlichtung ("Pianduldign"), die als Weide genutzt wird. Östlich vom Dorf in 5 bis 15 Minuten Entfernung zu Fuss liegen Moore von kantonaler sowie nationaler Bedeutung. Die blumen‐ und insektenreichen Wiesen rund um das Dorf wurden in den letzten Jahrzehnten nicht oder nur wenig gemistet und mit einem Handmäher und zum Teil mit Sensen gemäht und anschliessend geheut. So konnte sich eine hohe Vielfalt erhalten. Die vielen Trockenmauern, welche zur Terrassierung erstellt wurden, sind zum Teil in schlechtem Zustand. Einige konnten mit der Stiftung Umwelteinsatz saniert werden, bis das Geld dafür ausging. Mit der Pensionierung der beiden Landwirts‐Familien Meyer‐Reussers und Mosimanns geht nun eine Ära der Berglandwirtschaft in Doro zu Ende. In den letzten 40 Jahren betrieben die beiden Familien ökologische Landwirtschaft in Doro. Sie haben sehr viel geleistet, da die Bewirtschaftung des steilen Landes sehr aufwändig und personalintensiv ist und die meisten Arbeiten von Hand verrichtet werden müssen. Damit die Bewirtschaftung des Landes weiterhin gesichert ist, haben Andi Grädel, Beat Bachmann und Norbert Rohrer schon vor einigen Jahren die GmbH "Agridoro" gegründet und organisieren seither jedes Jahr ein Alpteam, welches die Sömmerung der Ziegen und das Käsen übernimmt. Agridoro hat 2019 auf den Namen von Beat Bachmann einen neuen Landwirtschaftsbetrieb gegründet, um nicht nur die Sömmerungsfläche, sondern auch die Landwirtschaftliche Nutzfläche weiter bewirtschaften zu können. Ziel ist es, dass möglichst viel Land wieder extensiv bewirtschaftet wird, denn zurzeit ist es in einigen Teilen bereits am Verganden. Insbesondere das Mähen und Heuen der Wiesen trägt sehr zur Artenvielfalt bei, ist aber durch die steile und unebene Topographie nur in anstrengender Handarbeit zu bewerkstelligen. Der Charme von Doro liegt unter anderem darin, eine sehr schöne Natur‐ und Kulturlandschaft inmitten der Berge und mit einer weiten Aussicht ins Tal vorzufinden. So kommen auch viele Gäste zu Besuch. Das Zentrum für Begegnung Doro ermöglicht es Gruppen, das einfache Leben auf dem Berg zu erfahren. Schullager, SCI‐Lager, Gruppen zum Singen, für Tai‐Chi, Visionssuche etc., sowie Familien, Freunde und Einzelpersonen mieten die Häuser. Viele kommen immer wieder. Dank des Zentrums für Begegnung ist es auch möglich, dass Lager organisiert werden können, welche die Kulturlandschaft pflegen helfen. Januar 2020 4
3. Arten Im Folgenden sind einige der spezielleren Tier‐ und Pflanzenarten aufgelistet, die in Doro vorkommen. Die Liste wird laufend ergänzt werden durch die im Projekt vorgesehenen Art‐Erhebungen. Mit einem Stern * gekennzeichneten Tierarten sind Zielarten für das Projekt. Sie werden im Anhang 11.4 ausführlich beschrieben. Ihre Förderung dient dem entsprechenden Lebensraum und vielen anderen darin vorkommenden Arten. Pflanzen Arnika (Arnica montana) Berg‐Augentrost (Euphrasia montana) Buchsblättrige Kreuzblume (Polygala chamaebuxus) Feuerlilie (Lilium bulbiferum) Fuchs' Gefleckte Fingerwurz (Dactylorhiza maculata subsp. fuchsii) Gemeines Fettblatt (Pinguicula vulgaris) Grosses Alpenglöckchen (Soldanella alpina) Nessel‐Seide (Cuscuta europaea) Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) Schwefel‐Anemone (Pulsatilla alpina ssp. apiifolia) Türkenbund (Lilium martagon) Weisse Trichterlilie (Paradisea liliastrum) Vögel Baumpieper (Anthus trivialis)* Berglaubsänger (Phylloscopus bonelli) Birkhuhn (Tetrao tetrix) Braunkehlchen (Saxicola rubetra)* Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) Gartenrotschwanz (Phoenicurus poenicurus)* Gimpel (Phyrrhula phyrrhula) Haselhuhn (Tetrastes bonasia) Kuckuck (Cuculus canorus) Ringdrossel (Turdus torquatus) Steinadler (Aquila chrysaetos) Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe)* Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) Reptilien Aspisviper (Vipera aspis) Schlingnatter (Coronella austriaca)* Smaragdeidechse (Lacerta bilineata)* Tagfalter Apollofalter (Parnassius apollo)* Baumweissling (Aporia crataegi)* Berg‐Mohrenfalter (Erebia montana) Braunauge (Lasiommata maera) Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria selene)* Darwins Wiesenvögelchen (Coenonympha darwiniana)* Dukatenfalter (Lycaena virgaurea)* Januar 2020 5
Grosses Fünffleck‐Widderchen (Zygaenae lonicerae)* Grosser Perlmutterfalter (Argynnis aglaia) Grosser Schillerfalter (Apatura iris) Grünwidderchen spec. Mandeläugiger Mohrenfalter (Erebia alberganus)* Schwarzer Bär (Arctia villica)* Thymian‐Widderchen (Zygaenae purpuralis)* Trauermantel (Nymphalis antiopa)* Käfer Gefleckter Schmalbock (Leptura maculata)* Feld‐Sandlaufkäfer (Cicindela campestris) Heuschrecken Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera)* Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus)* Tessiner Gebirgsschrecke (Miramella formosanta) Warzenbeisser (Dectictus verrucivorus)* Wildbienen Frühe Weiden‐Sandbiene (Andrena praecox)* Rotbeinige Lockensandbiene (Andrena clarkella)* Rotschienen‐Sandbiene (Andrena ruficrus)* Oben links: Baum‐Weissling (Aporia crataegi), Oben rechts: Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera) Unten links: Grünwidderchen (Adscita sp.), Unten rechts: Paradieslilie (Paradisea liliastrum) ‐ Fotos aus Doro von Simone Aeschbacher Januar 2020 6
4. Massnahmen Das Projekt "Kulturlandschaft und Artenvielfalt in Doro erhalten" ist in fünf Teilprojekte gegliedert. Damit wird ein möglichst breites Spektrum der Kulturlandschaftstypen von Doro erhalten und der Lebensraum von einer Vielzahl von Tier‐ und Pflanzenarten geschützt und gefördert. Die fünf Teilprojekte sind: 1. Erhaltung und Aufwertung der Wiesen und Weiden 2. Sanierung landwirtschaftlich genutzter Terrassen 3. Pflanzung von Einzelbäumen und Hecken 4. Auslichtung Waldweiden 5. Förderung spezifischer Arten 4.1 Erhaltung und Aufwertung der Wiesen und Weiden Bunte Blumenwiese zwischen Doro und Dörfòro im Juni 2018 – Foto von Simone Aeschbacher Die Wiesen und Weiden um Doro sind nicht nur artenreich in Flora und Fauna. Sie berühren das Herz und öffnen die Augen für die Schönheit der Natur. Um diese reiche Kulturlandschaft und die Biodiversität zu erhalten, wird im Rahmen dieses Projektes eng mit den Landwirten und Agridoro zusammengearbeitet. Zurzeit werden die landwirtschaftlichen Flächen um Doro mit Ziegen beweidet und nur einige Terrassen mit der Motorsense gemäht. Die Ziegen werden nicht behirtet und sind nicht eingezäunt. Deswegen weiden sie sehr sporadisch und unregelmässig ab. Die jetzige Nutzung ist zu extensiv, was sich im zunehmenden Verholzungsgrad der Gräser und im Rückgang krautiger Pflanzen und Wildblumen bemerkbar macht. Dies hat eine Verarmung der Biodiversität zur Folge und auch die Ziegen fressen das borstige Gras nicht mehr gern. Das überständige Gras begünstigt, wie beim Brand 2016 sichtbar, auch das Ausbreiten von Bränden. Januar 2020 7
Im Rahmen des Projektes werden jedes Jahr, beginnend mit den ökologisch wertvollsten Flächen, 40 Aren aus der Vergandung genommen. Am Ende des Projektes sind damit zwei Hektaren Wiesen aus der Vergandung genommen und werden wieder gemäht und geheut. Dafür werden die Flächen von losen Steinen befreit und die Zufahrtswege der oft kleinen Terrassen wieder für den Mäher befahrbar gemacht. Auf den gemähten Flächen wird traditionell Bodenheu bereitet, um ein optimales Aussamen der Wildpflanzen zu gewährleisten. Die Mahd der Wiesen wird an die Zielarten angepasst und findet gestaffelt statt, um ein Strukturmosaik zu fördern und der Fauna zu ermöglichen, sich aus den gemähten Flächen in Refugien zurückzuziehen. Anstatt mit Motorsensen, welche einen Grossteil der Insekten zerschlagen, wird schonend mit dem Hand‐Balkenmäher oder mit der Sense gemäht. Dazu soll ein guter Hand‐ Balkenmäher, der auch in Steillagen genutzt werden kann, als Anschubfinanzierung für die künftige Mahd angeschafft werden. Im Projektgebiet liegt eine TWW‐Fläche (Trockenwiese‐ und weide von nationaler Bedeutung), die am Verganden ist. Um sie wieder aufzuwerten wird sie in Absprache mit der Naturschutzfachstelle des Kantons Tessin fachgerecht gepflegt. Links: Feld‐Sandlaufkäfer (Cicindela campestris), Rechts: Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) ‐ Fotos aus Doro von Simone Aeschbacher Januar 2020 8
4.2 Sanierung landwirtschaftlich genutzter Terrassen Wiesen und Terrassierungen in Doro ‐ Foto von Simone Aeschbacher Das Dorf Doro und das Umland erstrecken sich über einen steilen Südhang. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen sind deshalb grösstenteils terrassiert. Viele dieser Mauern im und ums Dorf wurden durch den Einsatz der Hausbesitzer und durch Baulager saniert. Trotzdem gibt es noch viele marode Mauer‐Teilstücke und sogar einige Abrutschungen in der Nähe des Dorfes. Gerade für Mauern, die etwas weiter entfernt vom Dorf der Wartung bedürfen, fehlt es an Geld und Arbeitskräften. Wenn an diesen Stellen die Mauern erodieren, geht nicht nur das typische Landschaftsbild von Doro verloren. Fehlende Terrassierung macht auch die Heugewinnung auf den Flächen unmöglich und lässt grössere Erosionsflächen entstehen. Mit der Degradierung der Kulturlandschaft geht auch der Lebensraumverlust von zahlreichen Tier‐ und Pflanzenarten einher. Schon geringe Änderungen in der Nutzungsart und ‐intensität kann Artenzusammensetzungen verändern und Standorte verarmen lassen. Der Erhalt der Terrassierung ist deshalb wesentlich für den Erhalt der dort anzutreffenden Artenvielfalt. Im Zuge der Mauersanierung können auch einige Teilstücke des Wanderwegenetzes wieder sicherer gemacht werden. Trockenmauern in der Umgebung des Dorfes werden saniert. Dabei werden eingestürzte und einsturzgefährdete Bereiche priorisiert. Insgesamt werden im Laufe des Projektes über 130 Laufmeter Trockensteinmauern saniert. (Standortkarte der zu sanierenden Trockenmauern siehe Anhang 11.2) Die erodierten Terrassenböden werden wieder aufgeschüttet und etwaige Erosionsflächen saniert. In die wiederhergestellten Flächen werden zudem Trockenwiesenarten von artenreichen Standorten aus der Nähe eingesät (siehe Teilprojekt 4). Januar 2020 9
4.3 Pflanzung von Einzelbäumen und Hecken Echter Mehlbeerbaum (Sorbus aria) ‐ Foto aus Doro von Marc Terry Sommer Die Beweidung der Flächen um das Dorf mit Ziegen hat den Vorteil, dass der Wald sich hier nie weiter ausgebreitet hat und die Weiden nicht verbuschen. Der Nachteil ist, dass junge Bäume, Gebüsche und Hecken es im Gebiet um das Dorf schwer haben zu überleben. Ein typischer Anblick in Doro sind jedoch einzelne alte Vogelbeer‐, Mehlbeer‐ und Kirschenbäume, die den Ziegen trotzen konnten. Um diese wichtigen Landschaftselemente zu erhalten, muss das Anpflanzen von neuen Bäumen nachgeholt werden. Zusätzlich sollen, um die fehlenden Kleinstrukturen auszugleichen, mehrere Hecken mit standortgerechten Gehölzen gepflanzt werden. Diese dienen vielen Tieren, gerade Vögeln und Säugern, aber auch Insekten als wichtige Rückzugs‐, Nahrungs‐ und Überwinterungsorte. Unter anderem profitieren davon die im Gebiet vorkommenden Baumpieper und Gartenrotschwänze, die beide auf eine strukturreiche Landschaft mit Hecken und Einzelbäumen angewiesen sind. Am Rande Schutzwaldes oberhalb des Dorfes wird durch das Pflanzen von Heckensträuchern ein gestufter und strukturierter Übergang zwischen Wald und landwirtschaftlicher Fläche wiederhergestellt. Es werden insgesamt 30 Einzelbäume (10 Mehlbeerbäume, 10 Vogelbeerbäume und 10 Wildkirschen) an geeigneten Stellen im Landwirtschaftsland um Doro gepflanzt, 2 m hoch umzäunt und betreut. An fünf Stellen in der Umgebung des Dorfes werden Hecken von insgesamt über 1700 m2 gepflanzt und eingezäunt. Dabei werden einheimische Straucharten wie Kreuzdorn, Ein‐ und Zweigriffliger Weissdorn, Roter Holunder, Rote Heckenkirsche, Apfel‐Rose, Alpen‐Hagrose, Wolliger Schneeball, Perückenstrauch, Felsenbirne, Zwergmehlbeere, Eberesche, Felsenkirsche und Weide (Standortkarte Hecken siehe Anhang 11.2). Eine gute Einzäunung der Bäume und Hecken ist nicht nur aus Gründen der Ziegenhaltung, sondern auch wegen des Verbisses durch Hirsche, die aus dem oberen Waldgebiet nach Doro kommen, sehr wichtig. Die Zäune werden mehrmals im Jahr kontrolliert und nötigenfalls repariert sowie die Pflanzungen in den ersten Jahren bei extremen Bedingungen (Südhang Tessin) gegossen. Januar 2020 10
4.4 Auslichtung Waldweiden Die Waldlichtung Pianduldign mit Blick nach Süden – Foto von Simone Aeschbacher Der Wald nimmt in den Tessiner Bergen ständig zu und überwächst wertvolle artenreiche Bergwiesen und ‐ weiden. Dies ist auch in Doro der Fall. Traditionell genutzte Weiden an Waldrändern und auf Waldlichtungen sind am Zuwachsen, da die extensive Beweidung mit Kühen der Verwaldung kaum Einhalt gebietet. Deshalb werden an drei Orten im Projektgebiet (siehe Karte im Anhang 11.2) die zugewachsenen Flächen ausgelichtet, insgesamt 17'500 m2. Dabei werden in Absprache mit dem zuständigen Förster Patricius Frei und den Besitzern hauptsächlich junge Nadelbäume gefällt. Vorabklärungen haben stattgefunden. Die Auslichtungen kommen vielen Arten zugute, u.a. dem Haselhuhn, dem Baumpieper, dem Trauermantel oder der Wildbienen‐Art Andrena clarkella, welche allesamt um Doro vorkommen. Einer der Standorte ist die Pianduldign im Sömmerungsgebiet oberhalb des Dorfes. Sie ist etwa 15 Minuten zu Fuss von Doro entfernt und besteht aus einer beweideten Waldlichtung. Am oberen Ende der Lichtung entspringt eine Quelle, die in einen kleinen Bach mündet und die ganze Weide durchfliesst und so trockenere und feuchtere Stellen schafft und eine artenreiche Flora und Fauna beherbergt. Um diese besondere Lichtung zu erhalten werden die aufgekommenen Bäume an den Rändern der Lichtung im Rahmen des Projekts auf rund 5'000 m2 ausgelichtet. Der Wald oberhalb Doro westlich vom Wildschutzzaun wird auf 2'500 m2 ausgelichtet. Dabei wird Jungwuchs gefällt und das anfallende Holz wird weggeräumt. Am Rand der Sömmerungsweide Pianavei oberhalb von Doro wird der sich ausbreitende Wald auf einer Fläche von rund 10'000 m2 ausgelichtet. Jungwuchs wird gefällt und verbrannte Bäume (vom Waldbrand Dezember 2016) werden herausgeschnitten. Januar 2020 11
4.5 Förderung spezifischer Arten Feuerlilie (Lilium bulbiferum) – Foto von Simone Aeschbacher Manche Arten, die selten geworden sind, brauchen besondere Förderung. In diesem Teilprojekt werden verschiedene Massnahmen umgesetzt, welche besonderen und seltenen Tier‐ und Pflanzenarten Unterstützung bieten. Bereits bei der ersten faunistischen Art‐Erhebung im Jahr 2019 wurden besondere Arten gefunden, u.a. das Braunkehlchen und die Wildbienenarten Rotbeinige Lockensandbiene (Andrena clarkella) und Rotschienen‐ Sandbiene (Andrena ruficrus), welche beide im Tessin seit über 20 Jahren als verschollen galten! Für Vögel sind neben den gepflanzten Hecken und Bäumen insbesondere Nistkästen hilfreich. Für seltene Schmetterlings‐ und andere Insektenarten, die während der Art‐Erhebung gefunden werden, werden gezielt Futterpflanzen an geeigneten Stellen eingesät. Für Wildbienen werden spezifische Nistmöglichkeiten geschaffen. Käfer und weitere Insekten, aber auch Reptilien und Vögel profitieren von an sonnigen Stellen angelegten Asthaufen. Für spezielle Pflanzenarten, die gefunden oder als potentielle Arten für diesen Standort eingestuft werden, sollen verschiedene Einsaaten in den Wiesen und in den sanierten landwirtschaftlichen Terrassen vorgenommen werden. Zum Schutz der einheimischen Flora wird das Gebiet zudem auf allfällige Neophyten kontrolliert und diese werden bekämpft. Es werden 20 Nistkästen für Gartenrotschwänze und andere Vogelarten an geeigneten Stellen im Projektperimeter aufgehängt. Als Teil des Projektes werden sie jährlich im Herbst inspiziert und gereinigt (Parasitendruck). Als weitere Unterschlupfmöglichkeit für Insekten, Kleinsäuger, Reptilien und Vögel werden mindestens 5 Asthaufen und Totholz im Einklang mit dem traditionellen Landschaftsbild und ökologischen Gesichtspunkten angelegt. Januar 2020 12
An geeigneten Stellen werden Futterpflanzen von Zielarten und neu gefundenen seltenen Tierarten eingesät. Zur Förderung von bodenbrütenden Wildbienenarten im Projektgebiet werden kleinere Abbruchkanten im Hang offengehalten und es wird in mageren Böschungen mit sandig‐lehmigen Substrat für einen lückigen Bewuchs gesorgt. An artenarmen, vergandeten Standorten im Projektgebiet wird offener Boden geschaffen und mit artenreichem Saatgut aus der Umgebung eingesät. Dabei werden seltene Pflanzenarten, die bei der Art‐Erhebung gefunden werden, besonders berücksichtigt. Auch in die wiederhergestellten Flächen der sanierten Terrassen werden standortangepasste Trockenwiesenarten eingesät bzw. angepflanzt. Beispiele sind Weisse Trichterlilie (Paradisea liliastrum), Feuerlilie (Lilium bulbiferum), Berg‐ Augentrost (Euphrasia montana), Arnika (Arnica montana) oder Fuchs' Gefleckte Fingerwurz (Dactylorhiza maculata subsp. fuchsii). Mit dem Anschluss von Doro an Chironico (Talgebiet) durch eine Materialseilbahn steigt die Gefahr des Eintrags und der Ausbreitung von Neophyten im Berggebiet. Die Flächen werden auf Neophyten kontrolliert und allfällige Bestände von Neophyten und Problempflanzen werden (pestizidfrei) bekämpft. Januar 2020 13
5. Umsetzung Die Projektleitung liegt bei Philipp Aeschbacher (ökologischer Agronom), mit Unterstützung von Simone Aeschbacher (Biologin, Agrarökologin). Simone Aeschbacher ist Zeit ihres Lebens in Doro verwurzelt, da ihre Eltern das Zentrum für Begegnung Doro aufgebaut haben. Philipp Aeschbacher wird die Arbeiten des Projektes organisieren und koordinieren. Die Arbeiten werden in Absprache mit Agridoro (siehe im nächsten Abschnitt) sowie den betroffenen Grundbesitzern durchgeführt. Bei der Umsetzung involviert sind insbesondere Beat Bachmann und Andreas Grädel. Sie führen zusammen mit Norbert Rohrer die GmbH Agridoro und sind seit vielen Jahren im Dorf aktiv und gut vernetzt. Beat Bachmann ist wohnhaft im Tessin und sehr häufig vor Ort. Er gründet 2019 für Agridoro einen neuen Landwirtschaftsbetrieb, als Nachfolge der bisherigen beiden Betriebe. Andreas Grädel und Beat Bachmann sind zudem leitend tätig im Verein Amici di Doro. Der Verein besteht aus Leuten, die seit vielen Jahren mit Doro verbunden sind, hauptsächlich den Haus‐ und Landbesitzern. Das vorliegende Projekt läuft über diesen Verein der Amici di Doro. Somit sind sehr viele Synergien geschaffen, was eine effiziente Umsetzung der Massnahmen ermöglicht. Die professionelle Begleitung für den Bereich Naturschutz und Arten kommt von André Rey. Er ist Tierökologe, Inhaber eines Naturschutzbüros und Mit‐Initiator des Projektes. Er konnte erfreulicherweise die Entomologische Gesellschaft Zürich (EGZ) gewinnen, um im Juni 2019 den "Tag der Artenvielfalt" in Doro zu veranstalten. So werden ein Dutzend Experten die Fauna im Projektgebiet erheben. Zusätzlich wird André Rey fünf Art‐Erhebungen ausführen, verteilt über unterschiedliche Monate der Jahre 2019 sowie 2020, damit man eine umfassende Artenliste für das Artenschutzprojekt erhält. Für seltenere Arten, welche dabei erfasst werden, können im Anschluss die Massnahmen spezifiziert werden. Im Sommer 2019 wird er zudem aufgrund der floristischen und faunistischen Erhebungen eine Karte für den Projektperimeter erstellen. Diese Karte zeigt unter anderem auf, wo die wertvollsten Wiesen liegen, und somit können diese als erstes aus der Vergandung genommen werden. Blick von oben auf Doro – Foto von Simone Aeschbacher Januar 2020 14
6. Öffentlichkeitsarbeit Im Sommer kommen sehr viele Besucher nach Doro – seien es Hausbesitzer, Freunde von ihnen, Besucher des Zentrums für Begegnung oder Wanderer. Um die Leute positiv über das Projekt zu informieren, wird ein schön aufgemachter Flyer in Deutsch und Italienisch erstellt und aufgelegt. Durch die vielen engen Kontakte der Akteure des Projektes wird eine effektive Verbreitung der Anliegen des Projektes sichergestellt. Die Besucher profitieren von den Aufwertungen und können weiterhin die wunderschöne Natur‐ und Kulturlandschaft in Doro geniessen. Es gibt generell immer weniger Möglichkeiten für die Menschen mit vielfältiger, extensiv bewirtschafteter Natur in Berührung zu kommen. Für Kinder, aber auch Erwachsene ist eine solche Begegnung heilsam und wichtig. Um eine kommende Generation von Menschen für die Erhaltung der Biodiversität zu motivieren, ist es unumgänglich, einen Bezug dazu herzustellen. In Doro findet u.a. im Zentrum für Begegnung Doro ein sanfter Tourismus statt, der die Natur und das einfache Leben dem Menschen wieder näherbringt. Im Rahmen des Projektes wird ein informativer Flyer zur Kulturlandschaft und zur Biodiversität in Doro kreiert und im Zentrum aufgelegt. Die Einbindung von Gästen als Mitarbeitende, sei es beim Heuen oder beim Mauerbau, soll wichtige Verbindungen zwischen dem Naturschutz, der Landwirtschaft und dem Tourismus schaffen. 7. Erfolgskontrolle Folgende Umsetzungsziele sollen mit den fünf Teilprojekten bis Ende 2024 erreicht werden: Jährlich werden 40 Aren aus der Vergandung genommen, das sind insgesamt 2 Hektaren Wiesen, die wieder gepflegt werden. Die Anschaffung eines bergtauglichen Hand‐Balkenmähers ermöglicht die faunaschonende Mahd der Wiesen. Über 130 Laufmeter Trockenmauern, die zugehörigen Terrassenböden und etwaige Erosionsstellen werden saniert. 5 Hecken von insgesamt über 1700 m2 werden gepflanzt und eingezäunt. 30 Einzelbäume ‐ 10 solitäre Vogelbeer‐, 10 Mehlbeer‐ und 10 wilde Kirschen ‐ werden neu angepflanzt und eingezäunt. Verwaldete Weiden werden an drei Stellen auf insgesamt 17'500 m2 Fläche ausgelichtet. Auf mindestens 5 Flächen à 20 m2 werden artenreiches Saatgut aus der Umgebung sowie standortangepasste seltene Pflanzenarten und Futterpflanzen eingesät bzw. angepflanzt. Auf den wiederhergestellten Terrassen und auf den sanierten Erosionsabrutschen findet eine Neuansaat mit artenreichem Saatgut umliegender Wiesen statt. An mindestens 5 Stellen werden Erdabstiche offengehalten oder erstellt, um erdbrütenden Wildbienen das Nisten zu erleichtern. 20 Nistkästen für verschiedene Vogelarten werden an geeigneten Stellen aufgehängt und gewartet. Mindestens 5 Asthaufen und Strukturelemente (Wurzelstöcke, Sand, Steinhaufen) werden an geeigneten Stellen angelegt. Es wird ein professionell gestalteter und informativer Flyer zur Kulturlandschaft und Artenvielfalt in Doro gedruckt und aufgelegt, in deutscher und italienischer Sprache. Januar 2020 15
8. Zeitplan Das Projekt ist auf fünf Jahre (2020 bis 2024) ausgelegt. Ende 2018 begannen die Besprechungen und die Ausarbeitung des Projektes. Die einzelnen Teilprojekte wurden im Frühjahr 2019 ausgearbeitet und anschliessend die Mittelbeschaffung gestartet. Über die beiden Jahre 2019 und 2020 verteilt finden Art‐ Erhebungen statt, die für die gezielten Förder‐Massnahmen notwendig sind. Es werden pro Jahr 40 Aren Wiesen aus der Vergandung genommen und neu wieder gemäht und heut. Dies ergibt nach den fünf Projektjahren zwei Hektaren Wiesen, die wieder gepflegt werden. Die Sanierung der Trockensteinmauern und landwirtschaftlichen Terrassen beginnt im Sommer 2021 und wird durch sommerliche Baulager jährlich bis zum Sommer 2023 durchgeführt. In den Jahren 2020 bis 2022 werden insgesamt fünf Hecken gepflanzt und eingezäunt. Im Herbst 2023 und 2024 werden an verschiedensten Standorten um Doro insgesamt 30 Einzelbäume gepflanzt und eingezäunt. In den Jahren 2020, 2023 und 2024 wird je eine Waldweide ausgelichtet. Verteilt auf die Jahre 2020 bis 2024 werden auch die anderen Arbeiten, wie die Einsaat von artenreichem Saatgut, das Anlegen der Asthaufen und das Anbringen der Nistkästen ausgeführt. Zeitplan der Hauptarbeiten Wiesen und Weiden Trockenmauern Bäume und Auslichtung Förderung spezifischer Hecken Waldweiden Arten 2020 Juli bis August: Oktober: Juni: September: 40 Aren aus der Pflanzung Hecken Flächen Vogel‐Nistkästen Vergandung nehmen inkl. Einzäunung auslichten aufhängen 2021 Juli bis August: August: Oktober: Juni: 40 Aren aus der Sanierung Pflanzung Hecken Einsaat spez. Arten Vergandung nehmen Trockenmauern inkl. Einzäunung Wiese und 40 Aren mähen und TWW pflegen 2022 Juli bis August: August: Oktober: September: 40 Aren aus der Sanierung Pflanzung Hecken Wildbienen‐Nisthilfen Vergandung nehmen Trockenmauern inkl. Einzäunung und 80 Aren mähen 2023 Juli bis August: August: Oktober: Juni: Juni: 40 Aren aus der Sanierung Pflanzung Flächen Pflanzung und Einsaat Vergandung nehmen Trockenmauern Einzelbäume inkl. auslichten spez. Arten Und 120 Aren mähen Einzäunung Trockenmauern 2024 Juli bis August: Oktober: Juni: September: 40 Aren aus der Pflanzung Flächen Asthaufen und Vergandung nehmen Einzelbäume inkl. auslichten Strukturelemente und 160 Aren mähen Einzäunung Januar 2020 16
10. Kontakt Projektleitung: Philipp Aeschbacher Adresse: Rainweg 2, 3283 Niederried bei Kallnach Email: philipp.aeschbacher@wildesfunkeln.com Telefon: 077 961 96 34 Projektträgerschaft: Verein Amici di Doro Sekretär: Beat Bachmann Adresse: Strecia al Törc 1, 6597 Agarone Telefon: 091 794 22 57, 079 789 29 83 Email: b.bachmann@ticino.com Website: www.monti‐doro.ch Januar 2020 17
11. Anhang 11.2 Karten Doro 1550 m / 6747 Chironico: Ausschnitt Landeskarte der Schweiz 1: 25'000 Doro: Ausschnitt Landeskarte der Schweiz 1: 5'000 Januar 2020 18
Siehe auch hier: https://map.geo.admin.ch/?topic=swisstopo&lang=de&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte‐ farbe&E=2706231.25&N=1142444.50&zoom=10 Grosser Projektperimeter inklusive Flächen Waldauslichtung Siehe auch hier: https://map.geo.admin.ch/?topic=blw&lang=de&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte‐ farbe&catalogNodes=887,926,947,927&layers=ch.kantone.cadastralwebmap‐ farbe,ch.swisstopo.swissboundaries3d‐gemeinde‐flaeche.fill,ch.swisstopo.swissboundaries3d‐kanton‐ flaeche.fill,ch.blw.landwirtschaftliche‐zonengrenzen,ch.bafu.bundesinventare‐ trockenwiesen_trockenweiden,ch.blw.erosion,ch.blw.erosion‐mit_bergzonen,ch.blw.erosion‐ quantitativ,KML%7C%7Chttps:%2F%2Fpublic.geo.admin.ch%2F35dMOwOeQvKYNsnttOPThA&layers_opacity =0.15,1,1,0.75,0.75,0.75,0.75,0.75,1&E=2706036.37&N=1142582.63&zoom=10&layers_visibility=false,false,f alse,false,false,false,false,false,true Januar 2020 19
Kleiner Projektperimeter mit Wiesen, Terrassen etc. (ohne Waldauslichtung) Siehe auch hier: https://map.geo.admin.ch/?topic=blw&lang=de&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte‐ farbe&catalogNodes=887,947,926,927&layers=ch.kantone.cadastralwebmap‐ farbe,ch.swisstopo.swissboundaries3d‐gemeinde‐flaeche.fill,ch.swisstopo.swissboundaries3d‐kanton‐ flaeche.fill,ch.blw.landwirtschaftliche‐zonengrenzen,ch.bafu.bundesinventare‐ trockenwiesen_trockenweiden,ch.blw.erosion,ch.blw.erosion‐mit_bergzonen,ch.blw.erosion‐ quantitativ,KML%7C%7Chttps:%2F%2Fpublic.geo.admin.ch%2FavUku4cjS3O1SHZxXth‐ 3A&layers_opacity=0.15,1,1,0.75,0.75,0.75,0.75,0.75,1&E=2706318.75&N=1142405.25&zoom=10&layers_vis ibility=false,false,false,false,false,false,false,false,true Januar 2020 20
Standorte Trockenmauern Januar 2020 21
Standorte Hecken Januar 2020 22
Standorte Auslichtung Waldweiden Januar 2020 23
11.3 Zur Artenvielfalt Grafik aus: The Guardian, "A different dimension of Loss", 14.12.2017: Alamy; Getty; Guardian Design; Sara Rambsottom Was ist Artenvielfalt? Die Artenvielfalt wird oft auch als Biodiversität oder Vielfalt des Lebens bezeichnet. Die Biodiversität umfasst: Die Vielfalt der Arten Die genetische Vielfalt innerhalb der Arten (wichtig z.B. bei sich veränderndem Klima) Die Vielfalt der Lebensräume Was passiert zurzeit mit der Artenvielfalt? Im Mai 2019 hat der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) einen globalen Bericht über den Zustand der Artenvielfalt vorgestellt. Mehr als 150 Experten aus 50 Ländern haben dafür drei Jahre lang Tausende von Studien ausgewertet. Die Botschaft des Berichts ist eindeutig: Der Zustand der Natur verschlechtert sich dramatisch. Rund eine Million von knapp neun Millionen Arten sind in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Der Bericht lässt keinen Zweifel daran, dass sich auf der Erde gerade ein gigantisches Artensterben ereignet, vergleichbar dem grossen Sterben der Dinosaurier vor etwa 65 Millionen Jahren. Schuld an all diesen negativen Entwicklungen ist der Mensch. Er beansprucht immer mehr Fläche für sich, die anderen Lebewesen fehlt. In den vergangenen 50 Jahren hat sich diese Entwicklung dramatisch beschleunigt. "Wir erodieren global die eigentliche Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität," warnt der IPBES‐Vorsitzende Robert Watson. Die Weltgemeinschaft müsse sich dringend abwenden von wirtschaftlichem Wachstum als zentralem Ziel, hin zu nachhaltigeren Systemen, hiess es. Gravierende Folgen für Menschen weltweit seien inzwischen wahrscheinlich. Die UN hat bereits 2018 in einem Bericht deutlich gemacht, dass der Verlust an Biodiversität eine ebenso grosse Bedrohung für die Zukunft der Menschheit darstellt wie der Klimawandel. Noch sei es aber nicht zu spät für Gegenmassnahmen, erklärt Watson, "aber nur, wenn wir sofort auf allen lokalen bis globalen Ebenen damit beginnen". Januar 2020 24
Wozu braucht es Artenvielfalt? Die Arten, sprich all die vielen kleinen und grossen Wesen in all den Formen und Farben sind an sich ein wunderbarer Wert. Für uns Menschen sind sie auf verschiedene Weisen bedeutend. Umfragen zeigen, dass Landschaften mit einer hohen Biodiversität von den Menschen als viel schöner empfunden werden als monotone, ausgeräumte Produktionslandschaften. Die vielfältigen Landschaften haben einen grossen Erlebnis‐ und Erholungswert für uns Menschen. Was viele nicht wissen, ist dass die Biodiversität für die Menschheit auch schlicht überlebenswichtig ist. Die Biodiversität sichert unter anderem die folgenden Lebensgrundlagen: Lebensmittel (etwa 80 % der wichtigsten Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen, wobei Wildbienen eine zentrale Rolle spielen) Bodenbildung (die unzähligen Bodenlebewesen bewirken, dass die Welt nicht ein einziger Kompost‐ und Kadaverhaufen ist) Krankheits‐ und Schädlingsregulierung (z.B. durch Nützlinge) Sauberes Wasser Sauerstoffproduktion Hochwasserschutz Nährstoffkreisläufe Klimaregulierung Warum ist die Artenvielfalt bedroht und warum in den Schweizer Bergen? Die Hauptursache für den weltweiten Schwund der Biodiversität ist der Verlust von Lebensräumen durch die Umwandlung in intensive Landwirtschaft sowie die zunehmende Urbanisierung. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist auch in der Schweiz das Hauptproblem. Gerade im Berggebiet findet die Intensivierung besonders stark statt auf allen Flächen, die gut befahrbar sind. Flächen, die nicht gut befahrbar sind, werden hingegen vermehrt ganz aufgegeben und verganden. Für die Artenvielfalt ist aber gerade dieser wenig intensive Zwischenbereich so wichtig. Was können wir tun? Als Konsumenten können wir zum Beispiel biologisch einkaufen, so schützen wir uns und die Natur vor den giftigen Pestiziden und stellen sicher, dass kein Tropenwald gerodet wird für das heute übliche Sojafutter der Kühe, Schweine und Hühner. Ebenso können wir weniger tierische Produkte konsumieren, da die Tierhaltung überproportional viele ökologische Probleme mit sich bringt. Zum Beispiel wird die Schweiz über die Luft flächendeckend jedes Jahr mit einer Ladung Dünger berieselt, die zu einem guten Teil aus dem Ammoniak der Gülle stammt. Die Überdüngung der Moore, Wiesen und Wälder bringt die Artenvielfalt zum Schwinden. Wir können unsere Balkone und Gärten mit Wildblumen bepflanzen und Wildtiere fördern. Und wir können Projekte lancieren und unterstützen, welche die Artenvielfalt fördern. Mit dem vorliegenden Projekt haben wir die Chance, dass wir in Doro den selten gewordenen Arten helfen können. Januar 2020 25
11.4 Zielarten in Doro Alle folgenden Zielarten kommen in Doro vor. Ihre Förderung dient dem entsprechenden Lebensraum insgesamt und auch vielen anderen darin vorkommenden Arten. Ein Teil der Beschriebe stammt von André Rey (Tierökologe). Ein Teil der Beschriebe stammt aus den Leitartenkarten für die Landwirtschaft: https://www.vogelwarte.ch/de/projekte/lebensraeume/leitarten/leitartenkarten Einige Beschriebe sind abgeleitet aus dem Anhang im Bericht Umweltziele Landwirtschaft: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen‐ studien/publikationen/umweltziele‐landwirtschaft.html Auch der "Schweizer Brutvogelatlas 2013‐2016" der Vogelwarte und Wikipedia wurden beigezogen. Übersicht Zielarten: Vögel Baumpieper (Anthus trivialis)* Braunkehlchen (Saxicola rubetra)* Gartenrotschwanz (Phoenicurus poenicurus)* Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe)* Reptilien Schlingnatter (Coronella austriaca)* Smaragdeidechse (Lacerta bilineata)* Tagfalter Apollofalter (Parnassius apollo)* Baumweissling (Aporia crataegi)* Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria selene)* Darwins Wiesenvögelchen (Coenonympha darwiniana)* Dukatenfalter (Lycaena virgaurea)* Grosses Fünffleck‐Widderchen (Zygaenae lonicerae)* Mandeläugiger Mohrenfalter (Erebia alberganus)* Schwarzer Bär (Arctia villica)* Thymian‐Widderchen (Zygaenae purpuralis)* Trauermantel (Nymphalis antiopa)* Käfer Gefleckter Schmalbock (Leptura maculata)* Heuschrecken Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera) * Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus)* Warzenbeisser (Dectictus verrucivorus)* Wildbienen Frühe Weiden‐Sandbiene (Andrena praecox)* Rotbeinige Lockensandbiene (Andrena clarkella)* Rotschienen‐Sandbiene (Andrena ruficrus)* Januar 2020 26
Baumpieper Anthus trivialis (Foto von G. Klaut) Verbreitung: Der Baumpieper brütete einst in der Schweiz von Tallagen bis in die alpine Stufe. Heute hat die Art das Mittelland weitgehend geräumt. Das Winterhalbjahr verbringt der Baumpieper im tropischen Afrika. Ökologie: Der Baumpieper brütet am Boden in lückiger und niedriger Krautvegetation. Lebensraum: Die Art bewohnt offene oder halboffene Landschaften mit ausreichend Singwarten und insektenreichen Wiesen und Weiden. Typisch sind strukturreiche Mager‐ und Riedwiesen, aber auch Rebberge, Obstgärten und Waldlichtungen. Es sollten Streueflächen mit eher lückiger Vegetation, ungenutzten Stellen (Nestanlage) und Bäumen (Singwarte) vorhanden sein. Massnahmen: Hecken und Waldränder gelegentlich durchforsten; starre Waldrandlinie «auflösen», vor dem Waldrand Einzelbäume pflanzen bzw. belassen. In Wiesen: Extensivnutzung mit später Sommermahd; Einzelbäume dulden. In extensiv genutzten Weiden: Geringe Besatzdichte oder kurze Beweidungszeit, die Weide sollte nicht vollständig abgefressen werden; einzelne Stellen, z. B. steilere Böschungen, während der Frühjahrsbeweidung auszäunen. Strukturreiche halboffene Kulturlandschaft mit extensiv genutzten Wiesen und Riedern erhalten und fördern. Die Art konnte sich in der Schweiz nur dort halten, wo noch grossflächig extensiv genutzte Gebiete vorhanden sind. Januar 2020 27
Braunkehlchen Saxicola ruberta (Foto von G. Klaut) Leitart für: Montan‐subalpine Wiesenlandschaften; Extensiv genutzte Wiesen, wenig intensiv genutzte Wiesen. Verbreitung: Das Braunkehlchen brütete ursprünglich in der ganzen Schweiz von den Niederungen bis etwa 2000 m.ü.M.. Der Bestand in den tiefen Lagen der Schweiz ist heute zusammengebrochen. Ökologie: Insekten wie Käfer und Schmetterlinge bilden zur Brutzeit die Hauptnahrung des Braunkehlchens. Das Nest wird am Boden mit trockenen Grashalben angefertigt, die Brutzeit beträgt etwas mehr als einen Monat. Die Art gehört zu den Langstreckenziehern. Lebensraum: Als Lebensraum bevorzugt das Braunkehlchen spät gemähte, eher üppige Wiesen; seltener Weiden und Streueflächen mit stellenweise lückiger, stellenweise dichterer Vegetation. Gut sind offene, frische bis feuchte Flächen mit nicht zu hoher Gehölz‐ und Heckendichte. Für die Nestanlage benötigt es eine Deckung bietende Kraut‐ oder Zwergstrauchschicht. Für die Nahrungssuche benötigt es Stellen mit niedriger und lückiger Vegetation, die ausserdem Ansatzwarten wie beispielsweise sperrige Kräuterstängel, Schilfhalme, Hochstauden, Zäune, Pfähle oder einzelne Gehölze aufweisen. Massnahmen: Erhaltung und Förderung von strukturreichen aber offenen Landschaften mit extensiv genutzten und spät gemähten frischen bis feuchten Wiesen. Förderung von Stellen mit lückiger und niederwüchsiger Vegetation. Extensivnutzung mit später Sommermahd (Talgebiet ab 1. Juli, Bergzonen 3 und 4 ab 15. Juli). Böschungen und Graben‐Uferstreifen in besiedelten Wiesen erst beim 2. Schnitttermin mähen. Schonendes Mahdverfahren (Balkenmäher) anwenden. Jagd‐ und Singwarten bereitstellen bzw. erhalten, z.B. Zäune, einzelne niedrige Büsche, Hochstauden. Januar 2020 28
Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus (Foto von Grün Stadt Zürich, Peter Stünzi) Leitart für: Halboffene Kulturlandschaft Verbreitung: Der Gartenrotschwanz kommt in der ganzen Schweiz von den Tieflagen bis zur Baumgrenze vor. Er überwintert in Afrika im Sahelbereich. Seit den Sechzigerjahren hat die Art einen Bestandeseinbruch von ca. 60% erlitten. Ökologie: Der Gartenrotschwanz baut sein Nest in Baumhöhlen, alten Kopfweiden, Holzstössen, Mauerlöchern und Erdwänden, nimmt aber auch Nistkasten an. Er ernährt sich von Insekten, im Herbst auch von Beeren. Lebensraum: In der Schweiz besiedelt der Gartenrotschwanz lichte Baumbestände an der oberen Waldgrenze sowie Hochstamm‐Obstgärten, Parkanlagen, Rebberge, Waldränder und durchgrünte Gartenzonen in und am Rande von Siedlungen. Massnahmen: Hochstammobstgärten pflanzen bzw. verdichten und erhalten. Nistkasten bereitstellen, Höhlenbäume erhalten. In den Hochstamm‐Obstgärten Unterwuchs extensiv bewirtschaften oder "eingrasen", damit stets niedrige Vegetation vorhanden ist. Alte Bäume erhalten und durch Neupflanzungen nachhaltig deren Bestand sichern. Offene Bodenstellen (Naturwegen, Gemüsebeete, lückig bewachsene Böschungen) im Bereich von geeigneten Baumbeständen fördern. Januar 2020 29
Steinschmätzer Oenanthe oenanthe (Foto von G. Klaut) Verbreitung: Der Steinschmätzer ist ein typischer Gebirgsvogel und in den Alpen, sowie in den höheren Lagen des Jura verbreitet. Ökologie, Biologie: Der Steinschmätzer brütet vorwiegend in Felsspalten oder Steinhaufen, welche oft in extensiv genutzten Weiden liegen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten, es werde aber auch Spinnen, Würmer, Schnecken und im Herbst Beeren gefressen. Lebensraum: Die Art besiedelt offene aber strukturreiche Lebensräume im Gebirge. Neben extensiv genutzten Wiesen und Weiden mit einem reichen Insektenangebot sind Felsfluren, Steinhaufen oder Felsschutt wichtige Lebensraumelemente. Massnahmen: Erhaltung und Förderung von mit Felsfluren und Steinhaufen durchsetzte, extensiv genutzte Alpweiden und Magerwiesen. Januar 2020 30
Schlingnatter Coronella austriaca (Foto von André Rey) Verbreitung: Die Schlingnatter besiedelt die ganze Schweiz und steigt bis in eine Höhe von über 2000 m.ü.M. Im Mittelland ist die Art in weiten Teilen verschwunden. Ökologie, Biologie: Die Schlingnatter ist lebendgebärend. Sie kann pro Jahr bis zu 15 Junge gebären. Die Nahrung besteht vorwiegend aus Blindschleichen und Eidechsen. Lebensraum: Die Schlingnatter besiedelt geneigte, südexponierte Gebiete mit einem hohen Anteil an Lockergestein oder Fels. Weiter ist ein gewisser Grad an Verbuschung (max. 25%) wichtig. Die besten Lebensräume sind kleinräumige Mosaike aus offenen und verbuschten Flächen mit grobschottrigem Untergrung welche nach Süden geneigt sind. Zudem brauchen Schlingnattern starke Populationen von Eidechsen oder Blindschleichen als Nahrungsgrundlage. Massnahmen: • Natürliche Felsbänder und Geröllfelder welche nach Süden geneigt sind leicht verbuscht, aber offenhalten. • Südexponierte Magerwiesen kleinräumig mit Steinstrukturen und dichten Niederhecken strukturieren. • Die Steinstrukturen grenzen idealerweise an der gegen Norden gerichteten Seite an niedere Dornensträucher und reichen ca. 70 cm in den Boden. Januar 2020 31
Smaragdeidechse Lacerta bilineata (Foto aus den Leitartenkarten der Vogelwarte) Leitart für: Halboffene Kulturlandschaft; BFF‐Typen: Artenreiche Rebflächen, extensiv genutzte Weiden, Hecken, Säume Lebensraum: Lichte Wälder, Rebberge, buschreiche Landschaften in sonnigen, warmen Lagen Massnahmen: • Sonnige Waldränder stufig gestalten mit Waldmantel, Saum und Kleinstrukturen (Wurzelstöcke, Asthaufen). • In sonniger Lage Kleinstrukturen (Ast‐, Streu‐ oder Steinhaufen) anlegen bzw. erhalten, besonders auch in Rebbergen. • Trockensteinmauern (in Rebbergen), Steinhaufen, Felsblöcke erhalten. • Hauskatzen von den Lebensräumen der Art fernhalten. • Säume entlang von Hecken anlegen und leichte Verbrachung dulden. Januar 2020 32
Apollofalter Parnassius apollo (Foto aus Doro von Simone Aeschbacher) Leitart für: Montan‐subalpine Kulturlandschaft mit Stein‐Strukturen; BFF‐Typen: Trockenmauern, Steinhaufen, Extensiv genutzte Wiesen Verbreitung: Der Apollo besiedelt den gesamten Alpenbogen und steigt bis zur Waldgrenze. Zudem bestehen einige Populationen in den Voralpen und im westlichen Jura. Ökologie, Biologie: Das Weibchen legt die Eier an Weissen Mauerpfeffer (Sedum album) Der Apollo saugen gerne an Disteln und Skabiosen. Die Verpuppung erfolgt zwischen Pflanzenstängeln und Steinen in Bodenhähe. Lebensraum: Trockene Wiesen und Weiden mit vielen violett blühenden Kräutern, kombiniert mit Steinstrukturen und mit der Raupen‐Nahrungspflanze (Weisser Mauerpfeffer). Massnahmen: • Zwischen Mai und September Angebot an Nektar‐ Saugpflanzen sicherstellen; bevorzugte Saugpflanzen: Disteln, Witwenblumen, Skabiosen, Flockenblumen. • In der Nähe felsig/steiniger Standorte: Extensivgrünland neu schaffen bzw. erhalten und vernetzen. • Trockensteinmauern, Steinhaufen und Felsblöcke erhalten. • Felsbändchen, Lesesteinhaufen, Trockenmauern nicht verbuschen lassen, besonders dort, wo die Raupen‐Nahrungspflanze (Weisser Mauerpfeffer) vorkommt. Januar 2020 33
Baumweissling Aporia crataegi (Foto aus Doro von Simone Aeschbacher) Leitart für: Halboffene Kulturlandschaft; BFF‐Typen: Extensiv genutzte Wiesen, Extensiv genutzte Weiden, Waldweiden, Streueflächen Lebensraum: Grünland (Wiese, Weide, Streue) mit reichem Blütenangebot, kombiniert mit Gehölzen, in welchen verholzte Rosengewächse (z. B. Weissdorn) vorkommen Massnahmen: • In monotonen Hecken und vor Waldrändern auf der Sonnseite Raupen‐Nahrungspflanzen (Vogelbeerbaum, Weissdorn, Schwarzdorn) anpflanzen. • Dafür sorgen, dass während der ganzen Flugzeit rot‐ und violettblühende Nektar‐Saugpflanzen (Kratzdisteln, Witwenblumen, Flockenblumen) zur Verfügung stehen. • Gehölze und Waldränder selektiv pflegen (Raupen‐ Nahrungspflanzen schonen). • Blumenreiche Wiesen anlegen, erhalten und vernetzen. • Generell keine Biozide einsetzen. Januar 2020 34
Braunfleckiger Perlmutterfalter Boloria selene (Foto aus den Leitartenkarten der Vogelwarte) Leitart für: Montan‐subalpine Grünland‐Kulturlandschaft; BFF‐Typen: Extensiv genutzte Wiesen, Streueflächen Lebensraum: Streueflächen, Hochmoorränder, magere Wiesen und Waldweiden mit reichlich Veilchen und gewissem Gehölzanteil, lichte Wälder Massnahmen: • Dafür sorgen, dass während der ganzen Flugzeit rot‐ und violettblühende Nektar‐Saugpflanzen zur Verfügung stehen; besonders beliebt: Disteln, z. B. die Sumpf‐Kratzdistel. • Mosaikartige Struktur der Landschaft mit Extensiv‐ Standorten und Gehölzen fördern bzw. erhalten. • Wo an Waldsäumen viele Veilchen vorkommen, nur sehr extensiv z. B. durch Rotationsmahd oder Beweidung in jedem 2. Jahr nutzen. • Besiedelte Wiesen einschürig bewirtschaften. • Schonendes Mahdverfahren (Balkenmäher) anwenden. • Schnitt eher hoch führen, da zu jeder Jahreszeit Raupen, Puppen oder Eier vorhanden sind. Januar 2020 35
Darwins Wiesenvögelchen Coenonympha darwiniana (Foto von André Rey) Verbreitung: Darwins Wiesenvögelchen besiedelt nur ein kleines Gebiet in den Alpen. In der Schweiz kommt die Art in den Süd‐, teilweise aber auch in den Zentral‐ und in den Nordalpen vor. In den Nordalpen kommt die Art nur in den Kantonen Uri und Nidwalden vor. In den Bündner Zentralalpen ist die Art verschollen. Die Art steigt von der montanen bis in die alpine Stufe. Ökologie, Biologie: Das Weibchen legt die Eier auf Grasblättern ab. Die geschlüpfte Raupe frisst an Blättern verschiedener Gräser bis sie sich schliesslich in Bodennähe an der Futterpflanze verpuppt. Der Falter saugt an verschiedenen Blüten wie Dost (Origanum vulgare) Thymian (Thymus serpyllum) und violetten Körbchenblütlern. Lebensraum: Darwins Wiesenvögelchen fliegt auf blütenreichen, trockenen Magerwiesen und ‐weiden. Massnahmen: • Extensiv bewirtschaftete (einschürig), blütenreiche Magerwiesen erhalten und fördern. • Da die Art im Juni, Juli und August fliegt scheint ein Schnitt Ab August angebracht. • Wichtig ist auch das gestaffelte Mähen der Wiesen und das Stehenlassen von Altgrasstreifen und Krautsäumen über Winter. So finden die Falter auch nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut abgeführt. Januar 2020 36
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