Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...

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Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
№ 47 | DEZEMBER 2019 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

                                                                                              IM W
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                                             DOSSIER

                                Künstliche
                                Intelligenz
      ZHAW-ALUMNA                                                             ASSISTENZSYSTEME
 Psychologin Barbara Schmocker                                               Dank Sensoren fühlen sich
interessiert sich für Systembrüche                                         Seniorinnen zu Hause sicherer
Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
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ZHAW-Impact Dezember 2019

                                                             № 47 | DEZEMBER 2019 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

                                                                                                                                          IM W

                                                                                                                                                                                    Erreichen Sie 16‘000 VIPs aus Wirtschaft,
                                                                                                                                                u nt
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                                                                                                                                                                                    Mit einer Auflage von rund 27‘000 Exemplaren
                                                                                                                                                                                    erreichen Sie über 7‘500 Alumni, sämtliche
                                                                                                                                                                                    Studierende und Mitarbeitende der ZHAW
                                                                                                                                                                                    sowie hochqualifizierte Kaderleute aus Politik,
DOSSIER KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

                                                                                                                                                                                    Wirtschaft und Forschung mit hoher Kaufkraft.
                                                                                                                                                                                    Besonders interessant ist das ZHAW-Impact
                                                                                                                                                                                    auch im Bereich Recruiting: Absolventinnen und
                                                                                                                                                                                    Absolventen, Junior Professionals sowie High-
                                                                                         DOSSIER
                                                                                                                                                                                    Potentials zählen zur Leserschaft.
                                                                            Künstliche
                                                                            Intelligenz                                                                                             Das Magazin der ZHAW informiert viermal
                                                       ZHAW-ALUMNA
                                             Psychologin Barbara Schmocker
                                                                                                                          ASSISTENZSYSTEME
                                                                                                                         Dank Sensoren fühlen sich
                                                                                                                                                                                    jährlich über aktuelle Forschungsprojekte,
                                                                                                                                                                                    Studien- und Weiterbildungsangebote. Jede
                                            interessiert sich für Systembrüche                                         Seniorinnen zu Hause sicherer

                                 Cover_Umschlag_47.indd 3                                                                                                          26.11.19 14:22
                                                                                                                                                                                    Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema –
                                                                                                                                                                                    dazu gibts Porträts über Forschende, Dozierende,
                                                                                                                                                                                    Studierende und Alumni, Interviews, Reportagen,
                                                                                                                                                                                    Videos sowie Bildstrecken.

                                                                    Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an!

                                                                     Anzeigen                                                                                                                   Redaktion ZHAW-Impact
                                                                     FACHMEDIEN - Zürichsee Werbe AG                                                                                            Corporate Communications, 8401 Winterthur
                                                                     Daniel Baer, Anzeigenleiter, T 079 338 89 18                                                                               Patricia Faller, Chefredaktorin, T 058 934 70 39
                                                                     impact@fachmedien.ch                                                                                                       zhaw-impact@zhaw.ch
Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
IMPRESSUM                                                  EDITORIAL

HERAUSGEBER:
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften, Winterthur, und ALUMNI ZHAW

KONTAKT:

                                                           Ganz schön clever!
ZHAW-Impact, Redaktion, Postfach,
8401 Winterthur; zhaw-impact@zhaw.ch

AUFLAGE: 27’000 Exemplare
ZHAW-Impact erscheint viermal jährlich.
                                                                                               Was haben wir uns nicht das
NÄCHSTE AUSGABE: 18. März 2020
ADRESSÄNDERUNGEN: info@zhaw.ch                                                                 Gehirn zermartert für dieses
WEITERE EXEMPLARE: zhaw-impact@zhaw.ch
                                                                                               Titelbild. Die bildhafte Darstel-
REDAKTIONSLEITUNG:
Patricia Faller (Chefredaktorin)
                                                                                               lung Künstlicher Intelligenz
Andrea Hopmann (Leiterin CC)                                                                   (KI) war eine echte Knacknuss.
Nora Regli (Leiterin Product und Beauftragte
ALUMNI ZHAW)                                                                                   Illustrator Till Martin hatte
REDAKTIONSKOMMISSION:                                                                          sich obendrein in den Kopf
Christa Stocker (Angewandte Linguistik);
Joy Bolli (Angewandte Psychologie);
                                                                                               gesetzt, die Wechselbezie-
Andrea Kleinert (Architektur, Gestaltung und                                                   hung zwischen Mensch und
Bauingenieur­w esen); Ursina Hulmann
(Gesundheit); Cornelia Sidler (Life Sciences                                                   KI in Szene zu setzen. Clever,
und Facility Management); Matthias Kleefoot
                                                                                               wie er ist, hat er Künstliche
(School of Engineering); Jürg Hostettler (School
of Management and Law); Nicole Koch (Soziale                                                   Intelligenz schliesslich selbst
Arbeit)
                                                           gefragt, wie er sie darstellen soll. «What is the best picture
PRODUKTION NEWS:
Mitarbeit Andreas Engel, Julia Obst,
                                                           that illustrates artificial intelligence?», wollte er von der
Sibylle Veigl                                              Chat-KI Cleverbot wissen. Die überraschende Antwort: «You.»
REDAKTIONELLE MITARBEIT:                                   Das war der ultimative Denkanstoss. Entstanden ist schliess-
Corinne Amacher, Lara Attinger, Abraham
Gillis, Simon Jäggi, Matthias Kleefoot, Rahel              lich eine Illustration, bei der ein Mensch in das Auge einer Ma-
Meister, Thomas Müller, Mathias Plüss, Eveline
Rutz, Andrea Söldi, Ursula Schöni, Sibylle Veigl
                                                           schine blickt – Till Martins Reverenz an den Super­computer
FOTOS:
                                                           HAL 9000 aus dem Science-Fiction-Klassiker «2001: A Space
Conradin Frei, Zürich, alle ausser S. 7, 11, 17–19,        Odyssey», aber auch an Siri, Alexa und all die anderen intelli-
30 l., 33 l., 41, 42 r, 43, 56, 57 u., 59, 60 u., 61–67;
Hannes Heinzer S. 19; Christian Schwager S. 7;             genten digitalen Assistenten. Was der suchende und fragende
Julia Völker S. 33, f lickr S. 30, Wikimedia               Mensch da findet, ist eine künstliche Spiegelung seiner selbst
Commons S. 30 u., Gerd Altmann (Pixabay) 56;
zVg S. 7 r., 11, 17–18, 19.l., 42 r., 43, 57 u., 59–67     (S. 24). Vollständig spiegeln kann er sich da jedoch nicht. Vieles
GRAFIK/LAYOUT:                                             hat der Mensch der Maschine noch voraus, zum Beispiel das
Till Martin, Zürich; Stämpf li AG, Zürich/Bern
                                                           Bewusstsein oder Gefühle. KI kann auch nicht im Laden ein-
INSERATE:
Fachmedien Zürichsee Werbe AG,
                                                           kaufen und kann keine Treppen steigen (S. 28). Diese Grenzen
Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa,                          der KI waren der Ansatz für die Dossier-Fotostrecke. Fotograf
Impact@fachmedien.ch, Tel. 079 338 89 18
                                                           Conradin Frei und der Cleverbot «unterhielten» sich hierfür
VORSTUFE/DRUCK:
Stämpf li AG, Zürich/Bern                                  über die Unzulänglichkeiten der KI. Eine Auswahl der biswei-
                                                           len ganz cleveren Antworten finden Sie bei den ganzseitigen
                                                           Fotos im Dossier und weitere unter impact.zhaw.ch. Sollten
                                                           Sie auch mal das Bedürfnis verspüren, mit dem Cleverbot zu
                                                           kommunizieren, ist hier seine Adresse: www.cleverbot.com.
IMPACT DIGITAL
Die aktuelle Ausgabe unter
                                                           Viel Spass beim Lesen des Magazins rund um Künstliche
↘ https://impact.zhaw.ch                                   Intelligenz und Künstliche Dummheit.
Als pdf und weitere Infos:
↘ www.zhaw.ch/zhaw-impact
↘ www.zhaw.ch/socialmedia
                                                                                        PATRICIA FALLER, Chefredaktorin
                                                                                                                                   3
Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
INHALT                                                                                                               Impact | Dezember 2019

    FORSCHUNG                                      ABSCHLUSSARBEITEN                                 ALUMNI

    Mit Assistenztechnologie kann Ruth             Ein Automat, der die richtigen Pillen             Psychologin Barbara Schmocker hilft
    Felix selbstständig wohnen.    8               zur richtigen Zeit herausgibt.   21               Arbeitslosen bei der Stellensuche. 14

    6 PANORAMA                                     10 Wie sag ich‘s meiner Leserin?                  18 STUDIUM
                                                   Finanzjournalisten bewegen sich im Span-
    6 Transdisziplinärer Dialog                    nungsfeld zwischen komplexen Sachverhal-          19 Ein Ingenieurstudium
    für urbane Lebensqualität                      ten, Expertenwissen und dem lückenhaften          trotz Tetraplegie
    Beim Jahrestreffen des internationalen         Wissen der Leserschaft, wie eine Studie der       Samuel hatte mitten in seinem Ingenieur-
    Netzwerks anwendungsorientierter Hoch-         ZHAW zeigt. Im Schweizer Bildungssystem           studium einen Badeunfall und ist seither
    schulen INUAS bekräftigten die ZHAW sowie      wird Finanzwissen vernachlässigt.                 vom Hals abwärts gelähmt. Trotzdem hat er
    die Hochschulen München und Wien, auch                                                           seinen Bacheor gemacht.
    weiterhin gemeinsam an guten Lösungen          11 Sag mir, wo die Frauen sind
    für die Städte von morgen zu forschen.         Frauen sollen sich in die Entwicklung von         20 ABSCHLUSSARBEITEN
                                                   Smart Citys einbringen. An der ZHAW wird
    7 ZHAW-Hochschultag                            ein Virtual-Reality-Game entwickelt, das hel-     Von Tee, verliebten Therapeuten
    für eine nachhaltige Zukunft                   fen soll, deren kreatives Potenzial zu nutzen.    und Tabletten auf Knopfdruck
    Am Engagement für einen ökologischen                                                             Wie lässt sich das Aroma des Pu-Erh-Tees
    Wandel führt kein Weg vorbei, war der Tenor    14 ALUMNI                                         charakterisieren? Wie häufig sind Verliebt-
    beim ZHAW-Hochschultag 2019. Verschie-                                                           heitsgefühle in der Psychotherapie? Und wie
    dene Einblicke in Forschungsprojekte zeigen,   Die Frau, bei der es «fägt»                       muss ein Tablettenautomat aussehen?
    was die Hochschule auf verschiedenen           Ihre Bachelor- und Masterarbeit wurden
    Ebenen tut. WEBVIDEOS                          aus­­gezeichnet, ihr Lebenslauf ist geradlinig.   56 WEITERBILDUNG
                                                   Beruflich beschäftigt sich die Psychologin
    8    FORSCHUNG                                 Barbara Schmocker mit brüchigen Lebens-           Vier «K» für die Arbeit 4.0
                                                   läufen.                                           Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration
    8 Dank Sensoren fühlen sich                                                                      und Kommunikation sind die Zauberwörter
    Senioren zu Hause sicherer                     17 BÜCHER                                         der Arbeitswelt von morgen.
    Technologische Entwicklungen ermöglichen
    es alten Menschen, selbst bei hohem Pfle-      EIne Auswahl für den Gabentisch                   66 PERSPEKTIVENWECHSEL
    gebedarf in den eigenen vier Wänden zu         Von angewandter Datenwissenschaft und
    leben. Bei einem Pilot­projekt in Wil unter-   Architektur in Videospielen über moderne          Mit wenig Ressourcen viel geben
    stützen Expertinnen und Experten der ZHAW      Biopharmazeutik und Reinigungsmanage-             Martina Hochuli, Bachelorstudentin Soziale
    bei der Auswahl der richtigen Assistenz­       ment bis hin zu Chancengleichheit beim            Arbeit, betreute während des Praktikums
    technologien.                                  Zugang zu Informationstechnologien.               misshandelte Kinder in Ghana

4
Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
3    EDITORIAL

                                                                                     4    INHALT

                                                                                     6    PANORAMA

                                                                                     8    FORSCHUNG

                                                                                     14 ALUMNI

                                                                                     18 STUDIUM

                                                                                     20 ABSCHLUSSARBEITEN

                                                                                     22 DOSSIER

                                                                                     56 WEITERBILDUNG

                                                                                     59 VERANSTALTUNGEN

                                                                                     60 ALUMNI ZHAW

                                                                                     66 PERSPEKTIVENWECHSEL

                                                                                     67 MEDIEN UND
                                                                                        SOCIAL MEDIA

                                                                                     IMPACT-Webmagazin
                                                                                      impact.zhaw.ch

22 DOSSIER KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
                                                                                     VIDEO Sie spielten Tabu mit
                                                                                     dem sprechenden Roboter oder
                                                                                     diskutierten über selbstfahrende
                                                                                     Autos: An der Kinder­u niversität
Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz (KI)? Um diese Frage dreht sich das       Winterthur war das Interesse an
Dossier dieser Ausgabe. In einem Hintergrundbeitrag (S. 24) erläutern wir, was       KI gross. Ein Einblick.

man unter KI versteht, wir zeigen die historische Entwicklung auf (S. 26), was KI
                                                                                     BILDSTRECKE Was KI heute nicht
heute kann (S. 28), und hinterfragen gängige Zukunfts­szenarien. Das Fazit: Wir
                                                                                     kann und was die Chat-KI
müssen uns nicht fürchten. Anders sieht das in Science-Fiction-Filmen aus: Sie er-   «Cleverbot» dazu meint.
zählen meist vom Kampf zwischen Mensch und Maschine (S. 29). Weil es eine men-
schenfreundliche KI made in Europe braucht als Gegengewicht zu den Entwick-          Bericht Zwischen 30 und 50% der
                                                                                     Menschen, die die Notaufnahme
lungen aus den USA und China, engagiert sich die ZHAW bei zwei ambitionierten
                                                                                     eines Spitals aufsuchen, gehören
KI-Initiativen prägend (S. 32). Das Dossier gibt Antworten auf die Fragen: Wie er-   dort nicht hin: Wie KI das Ge-
klärt man KI Kindern (S. 34)? Wie lernen Studierende Algorithmen entwickeln          sundheitswesen verbessern soll.

(S. 36), und wie lernen Maschinen (S. 38)? Wie kann man Datenbanken ohne Infor-
                                                                                     VIDEOS Foodwaste, CO₂-Handel,
matikkenntnisse richtig durchsuchen (S. 40)? Wir bieten auch Ein- und Überblicke
                                                                                     Virtual Reality: Einblick in drei
über Entwicklungen und Trends in den Bereichen Banking and Finance (S. 44),          ZHAW-Projekte für mehr Nach-
Gesundheitswesen (S. 47), Industrie (S. 52) und Human Resources (S. 53).             haltigkeit.

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Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
Soziale Arbeit

    INUAS MÜNCHEN–WIEN–ZÜRICH
    Transdisziplinärer Dialog für
    urbane Lebensqualität
    Der Hochschulverbund INUAS         fort. Dazu gehört die internati-
    (International Network of          onale Konferenzreihe «Urbane        Die ZHAW lädt im Rahmen der Veran-
    Universities of Applied Scien-     Transformationen: Wohnen –          staltungsreihe «Um 6 im Kreis 5» zu
    ces)­München–Wien–Zürich en-       Ressourcen – Öffentliche Räu-
    gagiert sich mit gemeinsamen       me». Der erste Teil der Reihe
                                                                           Vorträgen und Diskussionen zu aktuellen
    Projekten und Initiativen für      fand Anfang November in Wien        Themen der Sozialen Arbeit ein. Diskutie-
    eine nachhaltige Entwicklung       zum Thema «Wohnen unter             ren Sie mit. Die Teilnahme ist kostenlos.
    urbaner Lebensräume. Ende          Druck» statt. Im Jahr 2020 führt
    Oktober fand das Jahrestref-       München vom 9. bis 11. Septem-
    fen des Hochschulverbunds in       ber die Reihe mit dem Thema         Dienstag, 4. Februar, 18 – 19 Uhr
    Zürich statt. «Die Zusammen-
    arbeit unserer Hochschulen
                                       «Ressourcen» weiter, 2021 wird
                                       die Konferenz über «Öffentliche
                                                                           Hate Speech – eine Schatten-
    hat sich seit 2011 stetig entwi-   Räume» in Zürich stattfinden.       seite der Digitalisierung
    ckelt, und ich freue mich, dass    Gemeinsame Themen und Stär-
    wir zum Jahrestreffen 2019 an      ken beabsichtigt INUAS auch in
    der ZHAW zusammenkommen»,          der Forschung stärker zu bün-       Dienstag, 3. März, 18 – 19 Uhr
    sagte ZHAW-Rektor Jean-Marc
    Piveteau. Zusammen mit
                                       deln: Ins Auge gefasst wurden
                                       D-A-CH-Forschungsprojekte.
                                                                           Erziehung zur Welt?
    Daniel Perrin, Direktor Depar-                                         Vorstellungen von Erzie-
    tement Angewandte Linguistik       Digitalisierung betrifft
    und Leiter Ressort Internationa-   die ganze Hochschule                henden in der Kinder-
    les, empfing er den Präsidenten
    der Hochschule München (HM),
                                       Mit der digitalen Transformation
                                       setzen sich alle drei Hochschulen
                                                                           und Jugendhilfe
    Martin Leitner, und die Rektorin   auseinander. «Die digitale Trans-
    der FH Campus Wien, Barbara        formation ist kein informatik­      Dienstag, 7. April, 18 – 19 Uhr
    Bittner, mit ihren Delegationen.   nahes Randphänomen. Sie be-
                                       trifft das gesamte Fächerspek-      Wie geht es Kindern in der
    Aktivitäten zu Schwerpunkt
    urbane Transformation
                                       trum unserer Hochschulen»,
                                       sagte HM-Präsident Martin
                                                                           Schweiz? Wohlbefinden,
    Die INUAS-Mitglieder verbin-       Leitner. Die HM beispielsweise      Lebensräume und
    det, dass sie in dynamischen,      eröffnete dieses Jahr ihr Digital
    sich laufend transformierenden     Transformation Lab und befasst      Perspektiven
    Metropolregionen angesiedelt       sich mit dem Thema digitale
    sind. Um innovative Ideen und      Prüfungen. Die FH Campus Wien
    Perspektiven für die Zukunft       wiederum arbeitet an digitalen
                                                                           Dienstag, 5. Mai, 18 – 19 Uhr
    solcher Lebensräume zu entwi-      Lernmaterialien, während die        Subjektfinanzierung und
    ckeln, nutzt INUAS das Potenzi-    ZHAW sich mit der strategischen
    al des transdisziplinären Aus-     Initiative «ZHAW digital» fit für   Behinderung: Neue Rollen?
    tauschs. «Denn die Probleme der    die Zukunft macht. Um gegen-
    Welt richten sich nicht nach den   seitig von den Kompetenzen im
    Schubladen der Wissenschaft»,      Bereich digitaler Transforma­
    sagte Daniel Perrin. Das Netz-     tion zu profitieren, plant INUAS
    werk setzt deshalb auf einen       für 2020 einen Erfahrungsaus-
    Dialog zwischen Forschung und      tausch. Zudem ermöglicht das
    Praxis, Gesellschaft und Politik   Projekt «GlobalXCha(lle)nges»,
    und führt seine Aktivitäten zum    Studierenden-Projekte zur           Anmeldung unter
    Schwerpunkt urbane und regi-       ­Digitalisierung mit Austausch-       www.zhaw.ch/sozialearbeit/veranstaltungen
    onale Lebensqualität auch 2020      formaten zu fördern.
    mit verschiedenen Aktivitäten      ↘ www.inuas.org

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Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
Impact | Dezember 2019                                                                                                 PANORAMA

ZHAW-HOCHSCHULTAG 2019                                                                                    Beauftragter für
Zusammenarbeit für eine nachhaltige Zukunft                                                               Nachhaltige
                                                                                                          Entwicklung
Am Engagement für den ökolo-
gischen Wandel führt kein Weg                                                                             Urs Hilber, Leiter des Departe-
mehr vorbei. Hochschulen ste-                                                                             ments Life Sciences und Facility
hen dabei in einer besonderen                                                                             Management, hat im Novem-
Verantwortung. Am 12. Hoch-                                                                               ber 2019 zusätzlich die Funkti-
schultag der ZHAW – der un-                                                                               on des Beauftragten für Nach-
ter dem Titel «Umweltbewusst                                                                              haltige Entwicklung der ZHAW
leben? Antworten aus der For-                                                                             übernommen. In dieser Funkti-
schung» stattfand – wurde ge-                                                                             on leitet er die Umsetzung der
zeigt, wie ZHAW-Studierende                                                                               Nachhaltigkeitsstrategie inner-
Gemüse retten oder Forschende                                                                             halb der ZHAW. Zudem vertritt
mit künstlichen Fluten und          ZHAW-Student Philipp Osterwalder (hier mit Moderatorin Claudia        Urs Hilber die ZHAW zum The-
virtuellen Realitäten nach Lö-      Sedioli) und seine Mitstreiter von «Grassrooted» retten Bio-Gemüse.   ma Nachhaltigkeit nach aussen.
sungen für eine nachhaltigere                                                                             Weiter beobachtet und antizi-
Zukunft suchen. Auch Projekte                                                                             piert er nationale sowie inter-
zur Abwärmenutzung oder                                                                                   nationale Entwicklungen und
zur effektiven Gestaltung von                                                                             garantiert somit den Informa-
CO2-Märkten standen im Fokus.                                                                             tionsaustausch nach innen und
                                                                                                          aussen.
Eawag-Direktorin Janet Hering
startete als Keynote-Speake-
rin mit schlechten Nachrich-
ten: «Leider ist unsere Welt
nicht auf dem richtigen Weg
zu einer nachhaltigen Zukunft       ZHAW-Forscherin Regina Betz (l.) kennt die Tücken der Emissions-
– insbesondere bei den Klima-       reduktion und forscht für einen effektiven Emissionshandel.
zielen.» Davon zeugen stei-
gende CO2-Emissionen ebenso
wie steigende Temperaturen.
Die planetaren Grenzen seien
in vielen Bereichen überschrit-                                                                           Urs Hilber
ten und Düngemittel verursach-
ten verheerende Schäden in der
Natur. Dass diese Themen viele
Menschen beschäftigen und als                                                                             ZHAW baut am
existenzielle Bedrohung gese-                                                                             «Kosmos Kaffee»
hen werden, wertet Hering als
gute Nachricht. Ausserdem sei
                                                                                                          in München mit
es wichtig zu erkennen, dass sich   Die ZHAW-Forschenden Mirjam West (Mitte) und Onur Yildirim            Die grosse Sonderausstellung
das Leben in vielen Bereichen       wollen mit «Virtual Energy Hero» spielerisch sensibilisieren.         zum «Kosmos Kaffee» im renom-
verbessere und sich der Verstand                                                                          mierten Deutschen Museum
des Menschen entwickelt habe.       Langfristdenken fehle, um wirk-     des Beauftragten für Nachhal-     in München wurde mit Exper-
«Beim Klimawandel führt unse-       sam gegen die globale Erwär-        tige Entwicklung der ZHAW         tise der ZHAW aufgebaut. Für
re Jetzt-Besoffenheit in die        mung vorzugehen. «Hier trägt        (siehe Meldung r. o.) eine        die zweijährigen Vorbereitungs­
Katastrophe.» Mit dem Zitat         die ZHAW eine grosse Verant-        kohärente Lösung gefunden         arbeiten war Chahan Yeretzian,
des deutschen Physikers Ernst       wortung, den richtigen Weg zu       habe. Wie vielseitig das En-      Leiter des Coffee Excellence Cen-
Ulrich von Weizäcker eröffnete      weisen», sagte Piveteau und be-     gagement ist, wurde im Laufe      ter am Departement Life Scien-
Rektor Jean-Marc Piveteau seine     tonte, dass die ZHAW als Hoch-      des Abends mit Beispielen von     ces und Facility Management, in
Rede. Damit brachte er zum Aus-     schule mit ihrer Nachhaltigkeits-   ZHAW-Forschenden und -Studie-     den wissenschaftlichen Fachbei-
druck, dass unserer Gesellschaft    strategie, dem Green Impact         renden demonstriert.              rat berufen worden.
die Balance zwischen Kurz- und      Book sowie der neuen Funktion                 K ATHRIN REIMANN        ↘ bit.ly/2XgBQ7A

                                                                                                                                              7
Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
FORSCHUNG                                                                                          Impact | Dezember 2019

            ASSISTENZTECHNOLOGIEN

            Dank Sensoren fühlen sich
            Senioren zu Hause sicherer
            Technologische Entwicklungen ermöglichen es alten Menschen,
            auch bei hohem Pflegeaufwand daheim zu leben. Fachleute der
            ZHAW unterstützen bei der Auswahl aus dem breiten Angebot.

            ANDREA SÖLDI                            Die Firma Thurvita, welche neben       Healthcare am IFM Institut für Fa-

            R
                                                    dem Sonnenhof diverse weitere Al-      cility Management und Co-Leite-
                   uth Felix hatte Besuch zum       tersinstitutionen betreibt, testet     rin des Pilotprojekts namens Thur-
                   Mittagessen. In der Küche ste-   das Sicherheitssystem mit Fachper-     vitaTech. Nach einer Bedürfnisab-
                   hen noch die Reste der Käse-     sonen der ZHAW und der ebenfalls       klärung mit dem Management von
                   wähe, die sie selber gebacken    in Wil ansässigen Firma Alcare, die    Thurvita unternahm das Projekt-
            hat. Auch den tadellosen Haushalt       auf Assistenztechnologien speziali-    team eine Vorselektion aus einer
            erledigt die 86-Jährige noch weitge-    siert ist. Denn im Ortsteil Bronsch-   Liste von fast 30 Angeboten. Das
            hend selbstständig. Vor vier Jahren     hofen plant Thurvita eine neue         Thur­v ita-Management bestimmte
            ist die Witwe von ihrem Einfami-        Überbauung mit Alters- und Fami-       dann fünf Anbieter, die ihre Syste-
            lienhaus in die Alterswohnung ge-       lienwohnungen sowie einem ange-        me präsentierten.
            zogen, in einen Neubau, der unmit-      gliederten Pflegezentrum. Dort sol-
            telbar neben dem Alterszentrum          len die betagten Menschen auch bei     Algorithmus lernt Gewohnheiten
            Sonnenhof in Wil liegt. Bei Bedarf      hohem Pflegebedarf möglichst lan-      Die Institution entschied sich
            können Mieterinnen und Mieter           ge zu Hause leben können, wenn sie     schliesslich für das System Easier-
            hauswirtschaftliche oder pflege-        dies wünschen.                         Life, weil es die meisten Anfor-
            rische Leistungen von nebenan be-                                              derungen erfüllte. Es basiert auf
            ziehen. Hier fühle sie sich gut auf-    Evaluation der passenden               einem Algorithmus, der Abwei-
            gehoben, sagt sie. «Schauen Sie,        Assistenztechnologie                   chungen von den Tagesabläufen der
            wie grün es hier ist», freut sich die   Um ihre Sicherheit zu gewähr-          Mieterinnen und Mieter erkennt.
            Seniorin und zeigt aus dem Fenster.     leisten, seien die heute gängigen      Diese Parameter müssen zuerst ins
            Seit dem Frühling sind acht Woh-        Alarmsysteme unzureichend, er-         System eingegeben werden. Steht
            nungen zudem mit einem neuen            klärt die stellvertretende Pfle-       eine Person zum Beispiel meistens
            Sicherheitssystem       ausgestattet:   gedienstleiterin Rosalba Huber.        um sieben Uhr morgens auf, wür-
            Drei Sensoren registrieren die Be-      «Wenn jemand ohnmächtig wird,          de das System reagieren, wenn eine
            wegungen der Bewohnerinnen und          kann er den Notrufknopf am Arm         halbe Stunde später noch keine Be-
            Bewohner und reagieren bei Unre-        oder in der Wohnung nicht mehr         wegung in der Wohnung registriert
            gelmässigkeiten.                        selber betätigen.» Um beim neuen       wurde. Die Meldung erfolgt je nach
                                                    Projekt «Älter werden im Quartier»     Einstellung des Smartphones per
            Alarm bei Ausrutschen im Bad            frühzeitig allfällige bauliche Mass-   SMS, Mail oder Klingelton. Die Emp-
            Würde Ruth Felix im Bad ausrut-         nahmen einleiten zu können, habe       fänger können sich dann telefonisch
            schen und nicht mehr aufstehen          man den Findungs- und Evaluati-        beim betreffenden Mieter erkundi-
            können, würde das System nach           onsprozess schon jetzt aufgegleist.    gen, ob alles in Ordnung sei. Errei-
            einiger Zeit das Pflegepersonal über       Im Bereich Assistenztechnologien    chen sie die Person nicht, müssen
            das Smartphone alarmieren. «Zum         für das Alter sind zahlreiche Ange-    sie in der Wohnung vorbeigehen.
            Glück ist noch nie so etwas pas-        bote auf dem Markt. Für eine Insti-    Für das System Easier­  Life sprach
            siert», sagt die vitale Seniorin. Sie   tution sei es gar nicht so einfach,    auch, dass es einfach ist in der In-
            sei nicht ängstlich und noch weitge-    das Passendste auszuwählen, weiss      stallation und Handhabung und bei
            hend gesund. «Doch man weiss nie        Andrea Kofler vom Forschungs-          Bedarf auch mit weiteren Technolo-
            in meinem Alter.»                       bereich Facility Management in         gien wie etwa Rauchmeldern oder
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Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
Impact | Dezember 2019                                                                                              FORSCHUNG

Glasbruchsensoren kombiniert wer-
den kann. Weiter fällt das System
nicht auf in der Wohnung, was der
Wunsch der Mieterschaft war.
   Ein wichtiges Thema, das die Pro-
jektverantwortlichen      untersucht
haben, ist der Datenschutz. Die
Technologie stammt aus Deutsch-
land. Die Daten werden deshalb auf
deutschen Servern abgespeichert
und ausgewertet. Das sei problema-
tisch, sagt Kofler. Entscheide man
sich langfristig für EasierLife, wäre
es wünschenswert, den Server di-
rekt bei Thurvita zu haben.

Ohne Auseinandersetzung
geht es nicht                           «Ich hatte nie das Gefühl, dass mich jemand überwacht», sagt Ruth Felix.
Eine grosse Herausforderung für
die Pflegefachpersonen ist der Um-
gang mit der riesigen Informations-
flut, wie sich bei der Evaluation ge-
zeigt hat. Vor allem am Anfang, als
das Personal mit dem System noch
wenig vertraut war und erst noch
die individuellen Tagesabläufe der
acht Testpersonen erfassen muss-
te, herrschte zum Teil Verunsiche-
rung, und es kam auch öfters zu
Fehlalarmen. Besonders nachts und
im Spätdienst, wenn im Pflegezen-
trum nur wenig Personal anwesend
ist, sei das eine grosse Belastung,
sagt Kofler. «Die Pflegenden müs-
sen lernen, die Meldungen zu deu-
ten.» Dazu müssten sie die Signale
auch im zeitlichen Ablauf betrach-
ten. Denn manchmal schickt das          Ein System mit drei Sensoren schlägt Alarm, wenn Unregelmässigkeiten auftreten.
System zuerst zwar einen Alarm,
kurz danach aber wieder eine Ent-       petenzen, betont Brockes. «Will eine    sie nicht beobachten könne, sagt
warnung.                                Institution von den digitalen Tech-     Huber. «Wir haben den freiwilligen
   Wichtige Themen sind auch Schu-      nologien profitieren, muss sie sich     Teilnehmern auf unseren Smart-
lung, Support und Wartung. «Eine        um die nötigen Weiterbildungen          phones gezeigt, wie ihre Bewe-
Institution muss bereit sein, aus       bemühen.» Dies sei aber auch eine       gungen abgebildet werden.»
den eingespielten Bahnen heraus-        Chance für das Personal, sich weiter-      Ruth Felix fühlt sich auf alle
zutreten und neue Kompetenzen           zuentwickeln. Mit der technischen       Fälle sicher mit den Sensoren im
aufzubauen», erklärt Alcare-Ge-         Unterstützung bleibe schliesslich       Korridor, im Schlafzimmer und auf
schäftsführerin Christiane Brockes.     mehr Zeit für die Bewohnerinnen         der Toilette. Die kleinen Geräte hin-
«Das Pflegepersonal muss im Um-         und Bewohner.                           derten sie nicht daran, sich auch
gang mit digitalen Technologien ge-       Die Mieterinnen und Mieter kön-       mal unbekleidet zwischen Bad und
schult werden. So kann es Vertrauen     nen die Sensoren auch selber aus-       Schlafzimmer zu bewegen, lacht die
fassen und Berührungsängste ab-         schalten, wenn sie sich gestört füh-    lebensfrohe Frau. «Ich hatte nie das
bauen.» Auch der technische Dienst      len. Man habe ihnen erklärt, dass       Gefühl, dass mich jemand überwa-
brauche neue Ressourcen und Kom-        es keine Kameras seien und man          chen will.»                       ◼
                                                                                                                                9
Künstliche Intelligenz - DOSSIER - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
FORSCHUNG                                                                                            Impact | Dezember 2019

             FINANZJOURNALISMUS

             Wie sag ich’s meiner Leserin?
             Unternehmensresultate, Börsen-          und im persönlichen Gespräch mit
             kapriolen, Finanzskandale:              Finanzexperten. Meldungen und
             ­F inanzjournalisten arbeiten im        Expertenberichte, die bei Redak­
                                                     tionen und Finanzjournalisten ein-
             Spannungsfeld von komplexen
                                                     gehen, sind Ausgangspunkt und
             Sachverhalten, Experten­w issen
                                                     Hintergrundwissen für entstehen-
             und dem Wissen der Leserschaft.
                                                     de Artikel. Zitierte Expertenmei-
             Doch zwischen erwartetem und            nungen und Quotes werten einen
             effektivem Finanzwissen der Lese-       Artikel in den Augen von Finanz-
             rinnen und Leser klafft eine Lücke,     journalisten auf, wobei die zitierten
             wie die ZHAW-Expertin Marlies           Fachpersonen nicht prominent
             Whitehouse in der Studie «Finanz-       sein, sondern eine dezidierte Mei-
                                                     nung vertreten müssen. Finanzex-
             journalismus im Spannungsfeld
                                                     perten sind auch gute Ideenquellen
             von Fachwissen, Stories und
                                                     für Geschichten aus der Finanzwelt.
             Finanzliteralität» zeigt.
                                                     Wie viel weiss die Leserschaft?
             Frau Whitehouse, was leisten            Whitehouse: Das Finanzfachwissen        Marlies Whitehouse*, Departement
             Finanz­ journalistinnen und -jour-      der Leserschaft, also ihre Fähigkeit,   Angewandte Linguistik, befragte
             nalisten?                               Finanztexte zu verstehen, wird von      Zürcher Finanzjournalisten.
             Marlies Whitehouse: Finanzjourna-       den Finanzjournalisten generell
             listen sehen sich als Vermittler zwi-   als tief eingeschätzt. Finanzjourna-    ressen des Lesers mit einbeziehen
             schen Finanzexperten und Laien.         listen erwarten vom Zielpublikum        sollte, drastisch gespart wird. Zu-
             Sie verpacken abstraktes Finanz-        Interesse am Thema und Basiswis-        dem sollen die Resultate der Studie
             wissen in Storys, setzen dabei aber     sen im Bereich Finanzen, so zum         Bildungsinstitutionen darauf hin-
             häufig beträchtliches Basiswissen       Beispiel, dass der Unterschied zwi-     weisen, dass noch Handlungsbedarf
             und Interesse im Bereich Finanzen       schen Aktien und Obligationen be-       besteht, wenn die Lücke von erwar-
             ­voraus.                                kannt ist. Gleichzeitig verstehen sie   teter und effektiver Finanzliteralität
                                                     sich als Vermittler von Wissen zwi-     geschlossen werden soll. Demokra-
             Was sind dabei die Herausforde-         schen Finanzexperten und Laien.         tisches Ziel ist, dass alle mitreden
             rungen?                                 Darum wird ein Artikel vor der Pu-      können, wenn es um Zahlen geht,
             Whitehouse: Zunehmend verhin-           blikation idealerweise von mehre-       die sie angehen. Finanzwissen wird
             dern Sparmassnahmen bei der             ren Stellen gegengelesen und wenn       immer noch vernachlässigt im Bil-
             Qualitätssicherung, dass komplexe       nötig vom Autor überarbeitet, da-       dungssystem der Schweiz. Die näch-
             Sachverhalte in einer Sprache be-       mit der Text funktionieren kann für     ste Finanzkrise wird kommen. Je
             schrieben werden, die dem Vorwis-       die Leserschaft, die sich die Journa-   mehr wir alle die Zusammenhänge
             sen der Leserinnen und Leser ange-      listen vorstellen.                      verstehen und je besser wir uns da-
             passt ist. Überdies sind die Finanz-                                            rauf vorbereiten können, desto klei-
             kenntnisse der breiten Leserschaft      Was ist das Ziel der Studie?            ner wird der Schaden sein – und das
             gering, wie diverse Studien zeigen,     Whitehouse: Die Ergebnisse dieser       kommt letztlich allen zugute.      ◼
             was es nahezu verunmöglicht, Zu-        Studie sollen Anhaltspunkte bie-
             sammenhänge und Entwicklungen           ten für Reflexion, Weiterentwick-       *Marlies Whitehouse erforscht am
             in der Finanzwelt angemessen zu         lung von Strategien und Praktiken       Departement Angewandte Linguistik die
             beschreiben.                            der Finanzkommunikation. So ist         Produktion und Rezeption von Finanz­
                                                     etwa zu fragen, wie Finanzjourna-       texten. Als Schreibcoach berät sie KMU
             Wie kommen Finanzjournalisten           listen als Vermittler zwischen Ex-      und internationale Unternehmen.
             zu ihren Storys?                        perten und Laien wirken können,
             Whitehouse: Sie beschaffen sich         wenn bei den Medienhäusern in der       ↘ bit.ly/2CLHGnW
             Informationen vorwiegend online         Qualitätssicherung, welche die Inte-
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Impact | Dezember 2019                                                                                                FORSCHUNG

WOMEN AND THE CITY

Sag mir, wo die Frauen sind
Wie werden Smart Cities frauen-          Problems ist: des Gender-Data-Gap.
freundlicher? Ein Virtual-Reality-­      Daten, die über alle gesellschaft-
Game des IAM MediaLab soll               lichen Bereiche erhoben werden, wi-
                                         derspiegeln typischerweise die Er-
helfen.
                                         fahrungen von Männern, nicht von
CLAUDIA SEDIOLI                          Frauen.

S
       tädte sind nur so smart wie         Solche Daten bilden aber die
       ihre (Software-)Entwickler –      Grundlage für die weitere For-
       und das sind mehrheitlich         schung und für künftige Entwick-
       Männer. Um genderüber-            lungen. Sie werden von Algorithmen
greifendes kreatives Potenzial für       reproduziert, was ihre Einseitig-
die Städteentwicklung nutzen zu          keit verstärkt, wie Professor Daniel
können, wird im IAM MediaLab ein         Perrin, Direktor des Departements       Eine virtuelle Superheldin macht Städte intelligenter.
Virtual-Reality-Game     entwickelt,     Angewandte Linguistik, aufgezeigt
das weltweit Frauen zur Mitgestal-       hat. «Beispiele wie Ada Lovelace und
tung und -programmierung von             Mariéme Jamme machen deutlich,           ZHAW International Day: cross-cultural
Smart Cities einlädt.                    wie wichtig es ist, dass Frauen schon    communication and cooperation
                                         hier mitwirken, beim Schreiben der       Globalised societies, industries and markets call for cross-
   Smart Cities heissen deshalb          Algorithmen, nach denen sich die         cultural awareness, knowledge and skills. They require the
smart, weil sie selbst lernen – zum      selbstlernenden Systeme entwi-           ability to transgress borders. This begins when we see and
Beispiel bei der künstlich intelli-      cken.» Gnach bilanziert: «Wir wis-       rediscover the world through others’ eyes. The art of commu-
genten Steuerung von Verkehrsflüs-       sen heute: Je stärker wir die gesamte    nication and cooperation across cultural boundaries includes
sen oder Quartierentwicklungen.          Stadtbevölkerung, also Männer und        realizing, respecting and overcoming differences, such as
Diese Steuerung beruht auf Algo-         Frauen, in die Entwicklung einbin-       those between geographical regions, professional domains and
rithmen, Daten und Programmen.           den, desto besser gelingt sie.»          communities of practice. But where to start? And how to make
Zurzeit sind aber neun von zehn                                                   use of the international opportunities ZHAW offers to both
Menschen, die solche Programme           Auftakt mit Ewha Womans                  students and employees? Join us for insights and impact. Sign
entwickeln und Städte planen, Män-       University in Seoul                      up for the ZHAW International Day on 30 March 2020 at
ner. Dabei kommen die Bedürfnisse,       Deshalb hat das Team die Initiati-
Erwartungen und Ideen von Frauen         ve ergriffen, mit der koreanischen       ↘ www.zhaw.ch/internationalday
zu kurz: Es entstehen Städte von         Ewha Womans University in Se-
Männern für Männer.                      oul ein Projekt zu starten, das welt-
                                         weit Frauen stärker in die Planung       Städtefestival «Zürich meets Seoul»
Den Gender-Data-Gap                      und Entwicklung von Smart Cities
                                                                                  Bereits zum fünften Mal wurde das Städtefestival «Zurich
überwinden                               einbezieht – und zwar mit einem
                                                                                  meets your city» durchgeführt, das Zürich mit inspirierenden
Doch wie kommt es dazu? Laut             Virtual-Reality-­Game. Am dies-
                                                                                  Metropolen der Welt vernetzt. Dieses Jahr fand es Anfang
Professorin Aleksandra Gnach,            jährigen Städtefestival «Zurich
                                                                                  Oktober in Seoul in Südkorea statt. Das Festival wird von Stadt
Co-Leiterin des Forschungs- und          meets Seoul» (siehe Box) hat Gnach
                                                                                  und Kanton Zürich sowie Zürich Tourismus veranstaltet, in
Arbeitsschwerpunkts       Medienlin-     die Idee des Spiels namens «Women
                                                                                  Kooperation mit der ETH Zürich, der Universität Zürich, der
guistik am IAM Institut für Ange-        and the City» vorgestellt und die
                                                                                  ZHAW, der ZHdK und der Stadt Winterthur. Ziel ist, Kunst und
wandte Medienwissenschaft, wegen         Interak­tion mit dem Publikum ge-
                                                                                  Kultur mit Wissenschaft und Technik zu verbinden. Die ZHAW
einer einseitigen Datengrundlage.        nutzt, um kulturübergreifende Nar-
                                                                                  war am Städtefestival mit verschiedenen Projekten präsent,
Caroline Criado Perez, britische Jour-   rative für das Spiel zu entwickeln.
                                                                                  unter anderem mit dem Virtual-­Reality-Game, das Frauen in
nalistin und feministische Aktivi-         Auf Basis der Ergebnisse des Aus-
                                                                                  die Gestaltung von «Smart Cities» weltweit und kulturüber­
stin, zeigt in ihrem Buch «Invisible     tauschs in Seoul wird das IAM
                                                                                  greifend einbinden soll.
Women: Data Bias in a World Desi-        Media­ Lab ein Innosuisse-Projekt
gned for Men», dass dieses Ausklam-      einreichen mit Praxispartnern aus        ↘ bit.ly/2NNjsAl
mern der Frauen Teil eines grösseren     Seoul, Winterthur und Zürich.  ◼
                                                                                                                                          11
FORSCHUNG                                                                                                              Impact | Dezember 2019

     ONLINESHOPPING                                                                      Sterbefasten: 460 Personen beenden
     Schweizer Onlinehändler unter Druck                                                 in Heimen vorzeitig ihr Leben
     durch Konkurrenz im Ausland                                                         Es ist eine kontrovers diskutierte und in der Schweiz kaum
                                                                                         erforschte Art, aus dem Leben zu scheiden: der Freiwillige
     Die ZHAW SCHOOL OF MANAGE-               vor allem über Digitec oder Galaxus.       Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit (FNVF). Nun liegen
     MENT AND LAW und die HWZ haben           Die Digitec Galaxus AG konnte durch        erstmals Zahlen dazu vor, wie verbreitet das als Sterbe­
     im Auftrag der Schweizerischen Post      das Siroop-Aus weiter an Marktanteil       fasten bekannte Phänomen in Schweizer Alters- und
     Anbieter und Kundschaft des Schwei-      gewinnen (37 Prozent). 33 Prozent der      Pflege­heimen ist. So lassen sich dort 1,7 % aller Todesfälle
     zer Onlinehandels befragt. Die Stu-      Onlinehändler nutzen digitale Markt-       darauf zurückführen, wie ein ZHAW-Projekt zeigt. An der
     dien zeigen, dass Schweizer Online-      plätze, um sich den Eintritt in den        Erhebung hat rund ein Drittel aller rund 1500 Heime in der
     händler vermehrt Zusatzleistungen        ausländischen Markt zu vereinfachen.       Schweiz teilgenommen. In absoluten Zahlen entsprechen
     anbieten müssen, um gegen die Kon-       Über 74 Prozent der Schweizer Online­      die 1,7 % etwa 460 Personen, die jedes Jahr ihr Leben vorzei-
     kurrenz aus dem Ausland anzukämp-        händler verkaufen ihre Produkte            tig beenden. Die Zahl der Fälle dürfte noch einiges höher
     fen. Schweizer Onlinehändler bieten      hauptsächlich in der Schweiz, weil die     sein, wie Projektleiter André Fringer sagt. «Die befragten
     häufig Zusatzleistungen wie Online-­     Barrieren des Exports hoch sind. Als       Leitungs- und Pflegefachpersonen gehen davon aus, dass
     Sendungsverfolgung (48 Prozent)          Herausforderung für den internatio-        nur etwa ein Viertel der Sterbefasten-Fälle tatsächlich von
     oder Vorankündigung des Zustellzeit-     nalen Vertrieb werden vor allem            den Betroffenen angekündigt wird», so der Co-Leiter der
     punkts der Sendung (34 Prozent) an.     Zölle, Versand und Logistik sowie           Forschungsstelle Pflegewissenschaft des ZHAW-Departe-
     Auch der Anteil an Onlinehändlern,      hohe Kos­ten für Lohn und Lager ge-         ments GESUNDHEIT. Im Frühsommer 2020 werden Zahlen
     die kostenlosen Versand (54 Prozent)    nannt. Für die meisten Schweizer            zur Verbreitung ausserhalb von Heimen folgen.
     und Gratis-Retouren (28 Prozent) an-    Konsumentinnen und Konsumenten              ↘ bit.ly/2pvrVik
     bieten, nahm im Vergleich zum Vor-      scheint es keine Rolle zu spielen, ob
     jahr leicht zu. Damit reagieren die     die Ware in der Schweiz oder im Aus-
     Schweizer Onlinehändler auf die zu-     land online eingekauft wird: 70 Pro-        Prüflabor offiziell akkreditiert
     nehmende Beliebtheit von auslän-        zent der Befragten haben in den             Die ZHAW SCHOOL OF ENGINEERING verfügt neu über
     dischen Marktplätzen wie zum Bei-       letzten zwölf Monaten in deutschen          ein offiziell anerkanntes Prüflaboratorium für Untersu-
     spiel AliExpress. Auch für Onlinekun-   ­Onlineshops eingekauft, 41 Prozent         chungen von Energiesystemen und Kältetechniken. Am
     den werden diese Zusatzleistungen        in China. Zwar sind bei den Konsu-         Institut für Energiesysteme und Fluid-Engineering (IEFE)
     immer zentraler: Die Sendungsver-        mentinnen und Konsumenten Ricar-           untersuchen Forschende unter anderem Strömungs­
     folgung (76 Prozent) und die Voran-      do ­(80 Prozent), Amazon (­ 76 Prozent)    situationen, in denen Energie übertragen wird, oder auch
     kündigung der Sendung (74 Prozent)       und ­Digitec Galaxus (67 Prozent)          Kältemaschinen hinsichtlich ihrer Betriebseigenschaften.
     sind für Onlineshopper sehr wich-        ­aktuell noch deutlich beliebter als       «Die Akkreditierung ist für uns ein Qualitätsausweis»,
     tig, hingegen die Zustellung am glei-     die Anbieter von asiatischen Waren        betont Institutsleiter Frank Tillenkamp. Die Forschungs-
     chen Tag eher weniger. Dies zeigt der     wie Wish (40 Prozent) und AliExpress      gruppe Energiesysteme und Kältetechnik hat dafür ihre
     E-Commerce-Stimmungsbarometer             ­(35 Prozent). Es wird aber auch sicht-   Arbeitsweise nach internationalen Standards strukturiert,
     der HWZ Hochschule für Wirtschaft        bar, dass der Einkauf von asiatischen      verbindliche Arbeitsanweisungen verfasst sowie einen
     Zürich. 35 Prozent der Onlinehändler     Waren auf ausländischen Marktplät-         Leitfaden zum Umgang mit Messunsicherheiten und dem
     nutzen zusätzliche digitale Markt-         zen bei den Schweizer Konsumenten        richtigen Einsatz der Prüfmittel erstellt.
     plätze, um Verkäufe zu generieren,         an Akzeptanz gewonnen hat.

                                                                                         Die Relevanz des Weiterbauens
                                                                                         Von 1962 bis 1972 leitete Lucius Burckhardt als Redak-
                                                                                         tor die Fachzeitschrift «Das Werk». Im Rahmen eines For-
                                                                                         schungsprojekts befassten sich Philippe Koch und Andreas
                                                                                         Jud vom ZHAW-Institut Urban Landscape mit Burckhardts
                                                                                         Schaffenszeit. In zahlreichen Artikeln und Glossen lotete
                                                                                         Burckhardt die umfassende Bedeutung des «Weiterbau-
                                                                                         ens» aus und beklagte dessen Geringschätzung durch die
                                                                                         Architektur. Im gegenwärtigen Kontext der Innenentwick-
                                                                                         lung, in der eine Theorie und Praxis des Weiterbauens ver-
                                                                                         misst wird, lohnt sich die Lektüre Burckhardts. Auf einer
                                                                                         grundsätzlichen Ebene zeigt die Arbeit von Koch und Jud,
                                                                                         dass es an der Zeit ist, Burckhardts Position in der Schwei-
     Vorteile und Herausforderungen im Schweizer Onlinehandel: Onlineshopping            zer Architektur­geschichte jenseits von Soziologismus und
     ist ein grosses Kundenbedürfnis, der Schweizer Markt ist aber sehr klein.           autonomer ­Architektur neu zu bewerten.

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Impact | Dezember 2019                                                                                                                     FORSCHUNG

Kluge Gebäude schützen sich vor Natur­gefahren                                                                           Swiss Marketing
                                                                                                                         Leadership Studie 2019
                                                                                                                          Die zunehmende Komplexität im
                                                                                                                          ­Marketing führt dazu, dass die Ver-
                                                                                                                           antwortlichen viel mehr Zeit brau-
                                                                                                                           chen, um ihre Konzepte und Strate-
                                                                                                                           gien auszuarbeiten. Gleichzeitig steigt
                                                                                                                           die Dynamik und führt dazu, dass sie
                                                                                                                           immer weniger Zeit haben, die Lö-
Typische Gefährdungsbilder bei Oberflächenabfluss. Quelle: VKG.                                                            sungen zu implementieren. Die dies-
                                                                                                                           jährige ZHAW Swiss Marketing Lea-
Die Gebäudehülle ist gegen Unwetter stark ex-                           ding ­Information Modelling)» der Vereinigung      dership Studie hat mit dem Thema
poniert und benötigt daher besonderen Schutz.                           Kantonaler Gebäudeversicherungen beteiligt.        «Komplexität und Dynamik im Mar-
Bereits heute sind Hagel, Sturm und Starkregen                          Erste Studienarbeiten zum Umgang mit Natur-        keting» den Nerv der Zeit getroffen.
für gut drei Viertel aller Gebäudeschäden ver-                          gefahren aus Perspektive der Gebäudebetrei-        Der Grossteil der Schweizer Unterneh-
antwortlich und können überall und jederzeit                            ber laufen bereits und unter­suchen spezifisch     men hat aufgrund der zunehmenden
auftreten. Die fortschreitende Klimaerwärmung                          die Möglichkeiten des Facility Managements zur      ­Dynamik zu wenig Zeit zur Verfügung.
wird noch mehr Wetterextreme bringen. Umso                             ­Risikoreduktion. Beispielsweise sind beinahe        Die ansteigende Wettbewerbsintensi-
wichtiger ist ein wirkungsvoller Gebäudeschutz                          zwei­Drittel aller Gebäude in der Schweiz po-       tät, die zunehmende gesellschaftliche
bei jedem Neu- und Umbau oder ­bei Renova-                              tenziell von Oberflächenabfluss betroffen. Zum      Digitalisierung sowie das veränderte
tionen. Das Institut für Facility Management                            Schutz vor Überflutung sind robuste Lösungen        Nutzungsverhalten von Konsumenten
IFM ist am Forschungsprojekt «Optimierter Ge-                           gesucht, die ein Aufstauen am ­Gebäude respek-      gehören zu den meistgenannten
bäudeschutz vor Naturgefahren mit BIM (Buil-                           tive den Wassereintritt verhindern.               ­Herausforderungen.

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Impact | Dezember 2019                                                                                                      ALUMNI

                     ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE

                     Die Frau, bei der es «fägt»
                     Psychologin Barbara Schmocker hat einen fadengraden Werdegang mit
                     preisgekröntem Bachelor- und Masterabschluss. Beruflich beschäftigt
                     sie sich dagegen vor allem mit brüchigen Lebensläufen.

                     CORINNE AMACHER                           bei Stellensuchenden ab, ob und         wie sind Auffassungsgabe und Ar-

                     R
                                                               wie diese im Arbeitsmarkt beste-        beitstempo, gibt es unentdeckte Be-
                              espekteinflössende Begriffe      hen können: Wie teamfähig ist der       gabungen, die neue berufliche Per-
                              gibt es in der Berner Stadt-     Klient oder die Klientin, wie flexi-    spektiven eröffnen? «Unser Ziel ist
                              verwaltung:     «Kompetenz-      bel, wie kommuniziert er, wie geht      es, Ressourcen zu erkennen und
                              zentrum Arbeit – KA» ist so      sie mit Kritik um? «Ich habe genau      Stolpersteine zu benennen. Im be-
                     einer, er steht auf dem Schild am Ein-    einen Monat Zeit, um mir ein Bild       sten Fall gehen die Teilnehmenden
                     gang des gesichtslosen Gebäudes in        von einer Person zu machen», sagt       gestärkt aus dem Setting, was die
                     Bern-Wankdorf. «Ermittlung der Ar-        Barbara Schmocker, «eine teilweise      Arbeitsmarktattraktivität erhöht.»
                     beitsmarktfähigkeit – EAF» ein ande-      anspruchsvolle Aufgabe.»                  Die Klienten stellen einen Durch-
                     rer, er ist im Innern an Bürotüren zu        In dieser Zeit führen die Teilneh-   schnitt der Bevölkerung dar: Män-
                     lesen. Wer die Schwellen überschrei-      menden Gespräche, durchlaufen           ner, Frauen, Akademiker, Hilfsar-
                     tet, merkt bald: Hinter der bürokra-      psychodiagnostische Tests, erledi-      beiter, im jungen Erwachsenenal-
                     tischen Fassade verbirgt sich viel        gen, von sogenannten Arbeitsago-        ter bis kurz vor der Pensionierung.
                     Herz und Verstand. Etwa in Gestalt        gen angeleitet, handwerkliche oder      Alle haben einen Leidensweg hin-
                     von Barbara Schmocker, Absolventin        administrative Aufgaben und wer-        ter sich wie etwa ein Mann, noch
                     ZHAW Angewandte Psychologie. Der          den in Workshops beobachtet. Sie-       keine 30 Jahre alt, Ausbildung ab-
                     Lieblingsausdruck der 32-jährigen         ben Klientinnen und Klienten be-        gebrochen, Stelle verloren, psychi-
                     Berner Oberländerin: «Es fägt.» Oder                                              atrisch krankgeschrieben und aus
                     auf gut Deutsch: Es läuft rund.
                                                                 «Viele empfinden                      psychosozialen Gründen unfähig,
                                                                                                       Vorstellungsgespräche zu absolvie-
                     Im Auftrag des RAV                        Standortbestimmung                      ren. Mehr als die einzelnen Schick-
                     Routiniert führt Schmocker durch            nicht als Chance,                     sale beschäftigen Schmocker die
                     die Gänge: Auf der einen, mit maus-
                     grauem Spannteppich belegten Ge-
                                                                sondern als Muss.»                     vielen «Systembrüche und -gren-
                                                                                                       zen»: Menschen, die von Institu­tion
                     schossseite – der «Teppichetage»,                                                 zu Institution und von Therapie zu
                     wie sie lachend anmerkt – befin-          treut Schmocker. Da muss sie den        Therapie weitergereicht werden,
                     den sich nüchterne Büros und Sit-         Überblick behalten. Das KA beglei-      was vielleicht kurzfristig entlastet,
                     zungszimmer, auf der anderen Seite        tet an 12 Standorten jährlich insge-    aber kaum nachhaltig ist.
                     sieht es aus wie im Werkunterricht:       samt 2000 Stellensuchende, von
                     Es gibt eine komplett ausgerüs­           rund 300 ermitteln Spezialistinnen      Viel Nützliches aus dem Studium
                     tete Schreinerei, Arbeitsinseln mit       und Spezialisten wie Schmocker die      Den Rucksack für ihre Arbeit hat sie
                     Lötstationen, Nähmaschinen und            Arbeitsmarktfähigkeit.                  an der ZHAW gefüllt: «Ich greife re-
                     Werkzeugkästen. Auf Tischen lie-             Bei den meisten Teilnehmenden        gelmässig auf meine Studienunter-
                     gen, geordnet, Holzspielzeuge, Sche-      hält sich die Vorfreude in Grenzen.     lagen zurück und finde zu jedem
                     renschnitte, Metall­figuren und Ta-       «Viele empfinden Standortbestim-        Thema eine passende Antwort»,
          Barbara    schen aus gebrauchten Planen. Hier        mung nicht als Chance, sondern als      sagt Schmocker, «das ist extrem
Schmocker testet     ist Vielseitigkeit angesagt: «Die Teil-   Muss», sagt Schmocker, etwa wenn        wertvoll.» Neben Kompetenzen zur
  als Psychologin    nehmer durchlaufen bei uns ganz           sie als Eintrittsarbeit dreidimensio-   Gesprächsführung erwähnt sie spe-
beim Kompetenz-      unterschiedliche Settings», sagt          nale Scherenschnitte fertigen müs-      ziell das Gespür für die Anwendung
  zentrum Arbeit     Schmocker, «nur so können wir sie         sen. Doch bevor Neues entstehen         von diagnostischen Instrumenten.
   der Stadt Bern,   aus vielen Perspektiven erfassen          könne, müssten Widerstände über-          Zur ZHAW gelangte Schmocker
wie arbeitsmarkt-    und am Ende hoffentlich die Puzzle-       wunden werden. Durch die Arbei-         eher zufällig. Aufgewachsen in
  fähig schwierig    teile zusammensetzen.»                    ten in der Werkstatt erhält sie mit     Spiez, tat sie sich als Organisato-
 zu vermittelnde        Als fallführende Psychologin           den Arbeitsagogen Aufschluss über       rin von Kinderlagern, Jugendtreffs
 Stellensuchende     klärt sie im Auftrag des Regionalen       arbeitsrelevante Faktoren: Wie sehr     und Aufgabenhilfen hervor. In der
             sind.   Arbeitsvermittlungszentrums RAV           kann sich jemand konzentrieren,         Administration des Bildungszen-
                                                                                                                                               15
ALUMNI                                                                                                                         Impact | Dezember 2019

                           trums Interlaken absolvierte sie              beeinflusst. Von der Beratungsfirma        Neben ihren akademischen Meriten
                           eine kaufmännische Lehre und im               MPW in Zürich, die in Kooperation          hat Barbara Schmocker an zahl-
                           Anschluss die gesundheitlich-sozi-            mit der ZHAW Bachelorarbeiten mit          reichen beruflichen Stationen Ein-
                           ale Berufsmaturitätsschule. Sie be-           hohem Praxisbezug prämiert, wur-           blicke ins Bildungssystem gewon-
                           suchte dann eine Informationsver-             de sie dafür ausgezeichnet. Die Freu-      nen: Während der Master­        arbeit
                           anstaltung am IAP Institut für An-            de am wissenschaftlichen Arbeiten          etwa arbeitete sie in den RAV In-
                           gewandte Psychologie – und war so-            war jetzt erst recht geweckt.              terlaken und Bern, wo sie sich als
                           fort «Feuer und Flamme». Sie stieg                                                       IIZ-Beraterin ins Thema Sozialversi-
                           in eine Teilzeitklasse ein, was sie           Drogenkonsum von Jugendlichen              cherungen einarbeitete; IIZ steht für
                           als «Glücksfall» bezeichnet. Berei-           Die Masterarbeit in klinischer Psy-        Interinstitutionelle Zusammenar-
                           chernd war unter anderem, dass                chologie schrieb sie mit einer Stu-        beit von RAV, IV, Sozialhilfe und Be-
                           viele der Kolleginnen und Kollegen            dienkollegin, die älter war und das        rufsberatungs- und Informations-
                           das Studium auf dem zweiten Bil-              Fach auch auf dem zweiten Bildungs-        zentren. Von ihrer jetzigen Arbeit,
                           dungsweg absolvierten und deswe-              weg studierte. «Gerade die Tatsa-          die sie seit Mai 2018 innehat, zeigt
                           gen im Durchschnitt älter waren als           che, dass wir aus unterschiedlichen        sie sich begeistert: «Es fägt mensch-
                           in Vollzeitklassen: «Ich habe vieles          Richtungen kamen, war sehr wert-           lich und fachlich.»
                           über die Studieninhalte hinaus ge-            voll», so Schmocker, «wir ergänzten           In ihrem Büro steht ein Flipchart,
                           lernt. Dank der vielfältigen Grup-            uns persönlich gut und hatten einen        wo sie akribisch alle Faktoren no-
                           pe hatte ich Gelegenheit, alles aus           ähnlichen Arbeits- und Schreibstil.»       tiert hat, die zur Arbeitsmarktfähig-
                           verschiedenen Perspektiven anzu-              Die Autorinnen untersuchten, wel-          keit beitragen. Neben dem üblichen
                           schauen.» Das Teilzeitstudium er-             che Faktoren den Drogenkonsum              Mobiliar fällt eine kleine Muschel­
                           laubte ihr, ihre Teilzeitstelle in der        von Jugendlichen beeinflussen. «An-        girlande auf, die am Türrahmen
                           Berner Bildungsverwaltung zu be-              statt Drogenkonsum von Jugend-             baumelt: Erinnerungen an eine Rei-
                           halten, wo sie unter anderem die              lichen zu verteufeln», so Schmocker,       se nach Sri Lanka. Schmocker hat
                           Projektleitung für die Einführung             «sollten vielmehr Vorkehrungen ge-         das Land während mehrerer Wo-
                           der Evento-Software innehatte.                troffen werden, damit der Konsum           chen alleine bereist. Beruflich und
                             Für die Bachelorarbeit in Arbeits-          nicht exzessiv wird.» Kern der Arbeit      privat sei sie immer schon stark in
                           und Organisationspsychologie un-              sind Handlungsanleitungen im Um-           soziale Kontakte eingebunden ge-
                           tersuchte Schmocker am Beispiel               gang mit Jugendlichen. Die Master-         wesen, sagt sie, ganz Psychologin:
                           der Berner Erziehungsdirektion,               arbeit wurde vom Schweizerischen           «Zu merken, dass ich, egal ob alleine
                           wie ein transformationaler Füh-               Berufsverband für Angewandte Psy-          oder zu zweit, immer eine Lösung
                           rungsstil die Mitarbeiterbindung              chologie ausgezeichnet.                    finde, gab mir Sicherheit.»        ◼

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           „Bei uns entstehen                                                            Become Part of the Sensirion Success Story. Bei Sensirion

           aus innovativen Ideen                                                         haben innovative Persönlichkeiten die Chance, in einem
                                                                                         menschlich geführten Unternehmen Spitzenleistungen zu erzie-
           marktfähige Lösungen.“                                                        len. Wollen Sie sich neuen Herausforderungen stellen? Dann sind
                                                                                         Sie hier richtig. Gestaltungsspielraum, Internationalität, Trends
           Sara Olibet,
           R&D MEMS Engineer                                                             und neue Technologien – die Arbeit bei Sensirion ist vielseitig
                                                                                         und abwechslungsreich und das Arbeitsumfeld kreativ und in-
                                                                                         terdisziplinär. Bei Sensirion arbeiten Sie an Innovationen von
                                                                                         morgen. Sie realisieren verrückte Projekte, treiben neuartige
                                                                                         Entwicklungen voran und leisten mit Ihrem Team Bedeutendes
                                                                                         für die Welt. Schreiben Sie Ihre eigenen Kapitel der Sensirion
                                                                                         Erfolgsgeschichte und übernehmen Sie von Beginn an Verant-
                                                                                         wortung in Projekten.

                                                                                         www.sensirion.com/career

16     Sensirion_AZ_ZHAW Impact_quer_Girl_DEU_185x85_2019_10_RZ.indd 1                                                                           18.09.19 11:09
Impact | Dezember 2019                                                                                                           BÜCHER

Angewandte Datenwissenschaft                                            Die Architektur in Videospielen
Die Dozenten Martin Braschler,                                          Architektur und Städtebau
Thilo Stadelmann und Kurt                                               existieren nicht nur in der
Stockinger vom InIT Institut für                                        Realität, sondern auch in der
angewandte Informa­                                                     virtuellen Welt von Spielen. In
tionstechnologie sind die He-                                           der Publikation wird der Frage
rausgeber des Buches «Applied                                           nachgegangen, was durch
Data Science – Lessons Learned                                          Übersetzungsprozesse zwischen
for the Data-driven Business»,                                          diesen Dimensionen und durch
das vor kurzem im Springer-Ver-                                         den Vergleich von Architektur
lag erschienen ist. Sie definieren                                      und Städtebau in den beiden
die Datenwissenschaft anhand                                            Welten gelernt werden kann.
der Arbeit von Data Scientists                                          Architektur und Städtebau sind
und deren Ergebnissen, nämlich                                          mit ernsten Herausforderungen
den Datenprodukten. Gleichzei-                                          im ökologischen und sozialen
tig stellen sie Erkenntnisse aus                                        Bereich konfrontiert: Durch
Projekten der angewandten            Mining» auf Platz eins weltweit.   Spiele können Zusammenhänge
Datenwissenschaft an der             Bei Amazon erreichte es Platz      und Transformationen aus einer       Herausgeber:
Schnittstelle von Wissenschaft       zwei unter «Hot New Releases in    anderen Sicht vermittelt wer-        Andri Gerber, Professor für
und Industrie bereit. Der Buch-      Artificial Intelligence».          den. Es kommen Fachleute aus         Städtebaugeschichte am IUL
start war erfolgreich: In der        Herausgeber:                       Architektur, Soziologie,             Institut Urban Landscape, und
ersten Woche lag das Buch            Martin Braschler, Thilo Stadel-    Geschichte und der Video­game-       Ulrich Götz, Leiter Abteilung
unter «Hot New Releases in Data      mann, Kurt Stockinger              Entwicklung zu Wort.                 Game Design der ZHdK.

Moderne Bio-                         Chancengleicher Zugang zu ICT                                           Reinigungs­
Pharmazeutik                         für Menschen mit Behinderung                                            management
                                     Im digitalen Zeitalter spielen                                          Wie kann die kosten- und
                                     Informations- und Kommunika-                                            personalintensive Gebäude­
                                     tionstechnologien in fast allen                                         reinigung optimal und nachhal-
                                     Lebensbereichen eine zentrale                                           tig organisiert werden? Auf
                                     Rolle. Deshalb wird die digitale                                        diese und weitere Fragen ant-
                                     Inklusion für die Verwirklichung                                        wortet das Buch «Reinigungs­
                                     der Agenda 2030 für nachhal-                                            management». Irina Pericin
                                     tige Entwicklung der UNO von                                            Häfliger zeigt, worauf es im
                                     entscheidender Bedeutung sein.                                          Reinigungsbusiness ankommt,
                                     Digitale Inklusion heisst, dass                                         und vereint über 200 Beispiele,
                                     alle Personen fähig sind, Infor-                                        von Büroräumen über Hotel­
                                     mations- und Kommunikations-                                            zimmer bis zu Spitalbauten.
                                     technologien zu nutzen. Alireza                                         Behandelt werden alle wich-
                                     Darvishy beleuchtet in seinem                                           tigen Aspekte von Reinigungs-
Die zweite, aktualisierte Aus­       Buch «Delivering Together for      gesetzten Ziele, wie sie in der      dienstleistungen, vom Thema
gabe des englischsprachigen          Inclu­sive Development» die        Agenda 2030 definiert sind. Es       Sauberkeit über die Kostenbe-
Fachbuchs «Single-Use Techno-        wichtigsten Herausforderungen      richtet sich an all jene, die sich   rechnung bis zu Nachhaltigkeit
logy in Biopharmaceutical            und gibt Empfehlungen zur          für die Inklusion von Menschen       und Recht. Im zweiten Teil
Manufacture» ist erschienen          Verbesserung der globalen          mit Beeinträchtigungen inte­         präsentiert die Autorin Praxis­
(auch als E-Book erhältlich). Sie    digitalen Inklusion. «Das Buch     ressieren.»                          hilfen für Reinigungs­
richtet sich an alle, die biophar-   unter­s treicht­ die Bedeutung                                          organisationen.
mazeutische Produktionspro-          von digitaler Inklusion bei der    Autor:                               Autorin:
zesse mit Single-­Use-Systemen       UNO», so Darvishy. «Es be-         Alireza Darvishy, Professor für      Irina Pericin Häf liger, Dozentin
                                                                        Informatik mit Spezialisierung       für Reinigungs- und Textilma-
entwickeln und umsetzen              schreibt den Zwischenstand von
                                                                        ICT-Accessibility an der School of   nagement am IFM Institut für
möchten.                             Accessibi­lity-Bemühungen          Engineering.                         Facility Management der ZHAW.
↘ bit.ly/2ETAqsn                     weltweit in Bezug auf die

                                                                                                                                                 17
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