Der Mittelstand macht's einfach - Haufe

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Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
05.2018 | 13.50 EUR

                                                                                                        www.personalmagazin.de
MATERIAL-NR. 04062-5211

                                                                                                       Digital
                                                                                                                  HR
                                                                                                    Technol
                                                                                                                ogien,
                                                                                                   Prozess
                                                                                                             e, Praxi
                                                                                                         S . 52
                                                                                                                      s
                          Der Mittelstand macht‘s einfach
                          Passgenaue Lösungen statt Buzzword-Strategien   S. 14

                          ENTWICKLUNG Mit Kompetenz-            PRÄVENTION Mit Gesundheits-   TRANSFORMATION Mit
                          Screenings lebensphasenorien-         management den Wandel der     Qualifizierungssozialplänen
                          tierte Karrierewege gestalten S. 36   Arbeitswelt begleiten S. 42   Kündigungen vermeiden S. 66
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
EDITORIAL 3

Liebe Leserinnen und Leser,
der deutsche Mittelstand schöpft nur zehn Prozent seines Digita-
lisierungspotenzials aus und liegt unter dem europäischen Durch-
schnitt, kritisierten jüngst die McKinsey-Berater. Eine „rückläufige
Innovationsdynamik“ diagnostiziert der DIHK und die FAZ sieht im
Mittelstand schon das „neue Sorgenkind“ der Wirtschaft. Während
in der politischen Debatte um den Mittelstand ein Alarmismus zu
beobachten ist, sehen sich die Geschäftsführer gut gerüstet für die
                                           Herausforderungen der
                                           Zukunft – so das Ergebnis
              „Warum re-                   einer Studie des Demogra-
                                           phie-Netzwerks ddn und
              den Mittel-
                                           der Unternehmensbera-
              ständler so
                                           tung EY zu Betrieben bis
              selten über                  250 Mitarbeitern, die wir
              Disruption,                  in diesem Heft vorstellen.
              Agilität und                 Wie sind die Widersprüche
 Digitalisierung?“                         zu erklären?
 Reiner Straub, Herausgeber                Die Studie bringt zunächst
                                           einmal ein Sprachproblem
                                           ans Licht. Während die ak-
tuelle Managementdebatte um Begriffe wie Agilität, Digitalisierung
oder Diversity kreist, kommen diese im Wortschatz der Mittelständler
eher selten vor. Viele reden von „Innovation“ statt von „Disruption“.
Sie gründen keine „Hubs“ und „Labs“, sondern treiben Innovationen
in Kundenprojekten voran. Diversity-Konzepte sind ihnen fremd. Als
Erfolgsfaktoren sehen die Geschäftsführer nicht „Agilität“, sondern
„Nähe zum Kunden“ und „Nähe zum Mitarbeiter“.
Das klingt manchmal traditionell, bisweilen auch etwas langweilig,
ist aber doch zukunftsorientiert, wie die Studienautoren Rudolf Kast
vom ddn und Eva Voss von EY lakonisch feststellen: „Im Konzept der
Nähe steckt vieles, was sich Großunternehmen in umfangreichen
Programmen ständig selbst wieder beibringen müssen.“ Während
Konzerne Transformationsprojekte zu „Customer Centricity“ aufset-
zen, macht‘s der Mittelstand einfach – in doppeltem Wortsinn.

05 / 18 personalmagazin
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
4 INHALT_MAI 2018

                                           Stolze Sieger
                                           100 Firmen erhielten vom Great Place to Work Institute
                                           das Siegel „Deutschlands Beste Arbeitgeber 2018“.
     Diese Symbole weisen

                                                                                                        © GERO BRELOER FÜR GREAT PLACE TO WORK DEUTSCHLAND
     auf Add-Ons in der
     Personalmagazin-App hin.
        Video

        Audio

        Bildergalerie

        Umfrage

        Rechner
                                              10                                                                                                                     14
        Zusatzinfo

          SZENE                                          MANAGEMENT                                                                                          ORGANISATION
     06 News und Events                            26 News und Dienstleistungsmarkt                 40 News und Softwaremarkt

     10	Ausgezeichnete                            28 Mehr als Messen                               42 Engagiert das Ziel verfehlt
         Arbeitgeber                                  Die Biotest AG will eine neue                    Warum das Betriebliche
         In Berlin wurden wieder „Deutsch-            Unternehmenskultur etablieren.                  ­Gesundheitsmanagement einen
         lands Beste Arbeitgeber“ gekürt               Mit regelmäßigen Puls-Checks                      Paradigmenwechsel braucht
                                                       wird der Veränderungsprozess
                                                       überwacht                                    44 Vergiss digitale BGF
          TITELTHEMA                                                                                   Warum die Betriebliche Gesund-
                                                   32 Deutsche Erfolgsgeschichte                       heitsförderung auch künftig
     14 Der Mittelstand macht‘s einfach               Die Kellogg-WHU brachte                          nicht ohne analoge Angebote
        Was ist das Erfolgsrezept mittel-             1997 den Executive MBA nach                      auskommt
        ständischer Unternehmen? Eine                  Deutschland. Ihr Programm
         Studie hat Antworten gefunden                 zieht seither Führungskräfte                 48	Mobiler und zufriedener
                                                       aus aller Welt an                                Die Initiative „mobil gewinnt“ zeigt,
     20 „Flexibel und pragmatisch“                                                                       wie Firmen passende Mobilität-
        Mittelstandsforscher Jörn                 34 „Der ROI ist entscheidend“                        sangebote für ihre Mitarbeiter
         Hendrich Block über die Stärken              Vor 75 Jahren startete die Chi-                   entwickeln können
         und Schwächen mittelständi­                  cago Booth School of Business
         scher Unternehmen                             das weltweit erste Executive-                50 Zukunftsorientierte HR-Arbeit
                                                       MBA-Programm. Zum Jubiläum                      Mit Workforce-Management-
     23 Ideen und Ideale                               zieht Direktorin Rachel Waites                  Software attraktive Arbeitszeit-
         Mit welchen HR-Strategien                    Bilanz                                           modelle gestalten
          begegnen Mittelständler den
        ­Herausforderungen des Digital­            36	Kompetent und gut
          zeitalters und der Arbeitswelt               eingesetzt
          4.0? Beispiele aus der Praxis                 Zwei Anwendungsbeispiele für ein
                                                        „Competence Screening“

                                                                                                                                                                          personalmagazin 05 / 18
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
5

                                       © SEB_RA/ISTOCK
                                                                                     Neue Rechtslage beim Bereitschaftsdienst
                                                                                     Ein aktuelles EuGH-Urteil bringt neue Risiken bei der
                                                                                     Vereinbarung von Rufbereitschaft mit sich.

                                                         Einfach machen!
                                                         Pragmatische Hands-
                                                         on-Mentalität statt
                                                         Buzzword-Strategien:
                                                         Unser Titelthema
                                                         beleuchtet, wie mit-
                                                         telständische Unter-
                                                         nehmen in Deutschland
                                                         den Herausforderungen
                                                         des Digitalzeitalters
                                                         und der Arbeitswelt 4.0
                                                         begegnen – und worauf         69
                                                         ihr Erfolgsrezept beruht.

        SPEZIAL                                            RECHT                                   PERSÖNLICH
52 „Digital HR“ gestalten              62 News                                               76 News und Weiterbildung
   Wie sich HR-Prozesse vor dem
    Hintergrund der technologi­        63 Aktuelle Urteile                                   78 Buchtipps
    schen, strategischen und sozio-
   kulturellen Konsequenzen des        64 Vision von weniger Bürokratie                      82 Ganz persönlich
    digitalen Zeitalters verändern        Zwei Onlineportale könnten                           Ralf Heyen, Head of Corporate
                                           künftig den Datenaustausch für                        Human Resources der Faber-
58 Den Gesamtprozess im Blick              Arbeitnehmer und Arbeitgeber                          Castell AG, beantwortet diesmal
   Digitalisierung lohnt sich vor         erleichtern                                           unseren Fragebogen
    allem dann, wenn Teilschritte zu
    automatisierten Prozessketten      66 Qualifizieren statt kündigen
    zusammengeführt werden –              Was Sie bei der Gestaltung von                          RUBRIKEN
    auch über Abteilungsgrenzen            Qualifizierungssozialplänen
    hinweg                                 beachten sollten                                  03 Editorial

60 „Das Gespräch bleibt zentral“       69 Neues Risiko bei Rufbereitschaft                   79 Impressum
   Ausgerechnet ein Software­            Ein neues EuGH-Urteil ver-
    anbieter mahnt umsichtigen             schiebt die Rechtslage beim                       82 Vorschau
    Umgang mit Digitalisierung an.         Bereitschaftsdienst
    Eligo-Geschäftsführer Christian
    Montel meint: Im Recruiting        72 Steuerfrei für Alt und Jung
    wird der Mensch immer die             Ein neues Gesetz erweitert
    entscheidende Rolle spielen            den Spielraum für steuerfreie
                                           Arbeitgeberzuschüsse zur bAV.
                                           Neben der Altersversorgung gibt
                                          es auch Optionen für Mitarbeiter
                                           mit Kindern

05 / 18 personalmagazin
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6 SZENE_NEWS

                Stellenwechsel
                                                                                              CHRISTIAN ILLEK

                                                                                                                                                                    © DEUTSCHE TELEKOM AG
                Als Beförderung wird der für den Jahresanfang 2019 avisierte Wechsel von Christian P.
                Illek aus dem Personalressort in das Finanzressort der Deutschen Telekom angesehen.
                Der studierte Chemiker und Betriebswirt übernimmt den Vorstandsposten von Thomas
                Dannenfeldt, der nach 26 Jahren im Konzern freiwillig ausscheidet. Mit diesem Wechsel
                wird Illek zum zweitwichtigsten Manager nach Telekom-Chef Timotheus Höttges. Seit
                seinem Berufsstart hat Christian P. Illek seine Tätigkeitsbereiche häufig gewechselt. Ab
                2007 war er unter anderem Bereichsleiter von T-Home, von 2010 bis 2012 verantwortete
                er das Marketing der Telekom in Deutschland und von 2012 bis 2015 fungierte er als
                Deutschlandchef von Microsoft. Über seine Nachfolge im Personalvorstand der Telekom
                ist noch nichts bekannt.
    © THYSSENKRUPP

                                                    BERND HARTMANN

                                                    Am 1. März folgte Bernd Hartmann auf Sabine Maaßen als Chief Human Resources Officer und
                                                    Arbeitsdirektor bei Thyssenkrupp Marine Systems. Der 56-Jährige kam 2013 von der Howaltswer-
                                                    ke-Deutsche Werft (HDW) GmbH in den Thyssenkrupp-Konzern. Bei HDW arbeitete Bernd Hart-
                                                    mann als Personalleiter. Nach seinem Wechsel zu Thyssenkrupp hatte er verschiedene Führungspo-
                                                    sitionen inne. Zuletzt war er Personalchef bei Thyssenkrupp Industrial Solutions. Seine Nachfolge
                                                    in dieser Position trat der Jurist Garrelt Duin an, der von 2005 bis 2012 Mitglied des Deutschen
                                                    Bundestags war und danach fünf Jahre als Wirtschaftsminister in Nordrhein-Westfalen fungierte.

                                                                                                                                                                    © JANSSEN-CILAG
                                                                                                       SIBYLLE ZIEBURG

                Seit Februar leitet Dr. Sibylle Zieburg den Personalbereich beim forschenden Pharmaunternehmen
                Janssen. In dieser Rolle ist sie zuständig für die strategische Personalarbeit, Talent Management,
                Coaching und Business Partnering. Die 43-Jährige folgte auf Dr. Frank Zils, der jetzt als Leiter
                Personal Deutschland und Österreich beim Mutterkonzern Johnson & Johnson arbeitet. Sie begann
                ihre Karriere bei Janssen 2005 im Bereich Klinische Forschung und wechselte 2012 in den Perso-
                nalbereich. Dort war sie zunächst als HR-Projektmanager und später als HR Business Partner tätig.
                Zuletzt verantwortete sie in der Konsumgütersparte die HR-Strategie am Standort Wuppertal.

                SUSANNE JUNG                                                            PETER PIRKNER
                Im Februar übernahm Susanne Jung die Leitung des Holdingbereichs        Seit Februar arbeitet Peter Pirkner als Senior Director Human
                Personal beim Energiedienstleister SWB AG. In dieser Funktion           Resources & Internal Communications bei A1 Telekom Austria. Der
                berichtet sie an den Vorstand Vertrieb, Personal und IT Frank Priewe.   49-Jährige war zuletzt Partner im Bereich People Advisory Services
                Die 48-Jährige kam von Fraport, wo sie ebenfalls in leitenden Po-       bei Ernst & Young. Zuvor leitete er das strategische Konzernperso-
                sitionen tätig war. Unter anderem verantwortete sie die Abteilung       nalmanagement bei der ÖBB Holding. Davor war er unter anderem
                Personal, Führungskräfte In- und Ausland.                               Personalleiter bei der Unicredit Leasing Unternehmensgruppe.

                KATHARINA NAGY                                                          JESKO SCHÄFERMANN
                Am 1. Mai übernimmt Katharina Nagy die Verantwortung für das            Seit Anfang Februar trägt Jesko Schäfermann als Vice President
                Digital Marketing der Abteilung „University & Talent Relations“ im      People, Organization & Culture die Gesamtverantwortung für den
                Personalmarketing von Bayer. Die 34-Jährige ist derzeit noch Head       Personalbereich der Scout24 AG. Der 41-jährige Jurist kommt von
                of Employer Branding & HR Communications bei Heraeus. Zuvor             The Boston Consulting Group, wo er seit 2010 den Personalbereich
                arbeitete sie als Global HR Communications Manager bei Covestro.        in Deutschland und Österreich verantwortet.

                   Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                       personalmagazin 05 / 18
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
7

                                           SUSANNE GROTH, Gründerin und
                                           Geschäftsführerin des Corporate
                                           Learning Unternehmens Artaro,
                                           sagt: Führungskräfte und Mitar-
                                           beiter müssen das Lernen neu
                                           erlernen, damit Weiterbildung
                                           nachhaltig wirkt und Unternehmen
                                           innovativ und erfolgreich sind.

Drei Fragen an ...
                ... Susanne Groth, Gründerin und Geschäftsführerin

Frage eins: Normalerweise bekommen       ners, überhaupt eine Erwartung zu
Kinder das Lernen in der Schule ver-     wecken. Nach dem Seminar kehren
mittelt. Warum müssen Arbeitnehmer       die Mitarbeiter ins Tagesgeschäft
das Lernen neu erlernen?                 zurück, werden aber nicht von der
Susanne Groth: Dass Kinder das Ler-      Führungskraft gefragt, ob ihre Lern-
nen lernen, ist längst nicht Usus an     ziele erreicht wurden, wie sie den
allen Schulen, hält aber immer mehr      Transfer gestalten können und ob
Einzug. Wenn diese Menschen dann         sie hierbei Unterstützung benötigen.
in die Unternehmen kommen, gilt es       Im Grunde sind hierbei vor allem die
zunächst eine Brücke zum berufli-        Führungskräfte gefordert.
chen Lernen zu schlagen. Nach mei-
ner Erfahrung sind viele Mitarbeiter     Frage drei: Heißt das: Lernen ist vor-
nicht in der Lage, ihre Wissensdefizi-   nehmlich eine Führungsaufgabe?
te zu erkennen und Lernziele da­raus     Groth: Es ist eine Führungsaufgabe
zu formulieren. Gleichzeitig gilt: Der   und vor allem ein Bestandteil der
stetige Wandel ist mittlerweile fast     Unternehmenskultur, der von ganz
zum Alltag geworden. Trotzdem stel-      oben vorgelebt werden muss. Wenn
len die wenigsten Unternehmen die        im Unternehmen die Auffassung vor-
Überlegung an, welchen Lernbedarf        herrscht, dass die Mitarbeiter alles
diese Veränderungen generieren           können müssen, wenn sie eingestellt
und wie sie damit umgehen.               werden, dann wird Weiterentwick-
                                         lung gemieden. Dann werden auch
Frage zwei: Haben Sie ein Beispiel?      die Führungskräfte keinen Lernpro-
Groth: Bei Seminaren gibt es die         zess anstoßen oder begleiten. Ich
traditionelle Eröffnungsrunde mit        wage die These, dass viele Führungs-
der Frage: Warum sind Sie da? Da         kräfte ihr Lernen selber nicht reflek-
kommt ganz häufig die Antwort:           tiert haben. Sie müssen zunächst für
„Ich weiß nicht genau. Ich schaue        sich klären, welche Bedeutung sie
mal, was für mich dabei ist.“ Viele      dem Lernen am Arbeitsplatz beimes-
Teilnehmer kommen ohne konkre-           sen. Danach gilt es, mit dem Team ge-
tes Ziel. Sie haben keine Vorstel-       meinsam zu überlegen, wie Lernen
lungen und Erwartungen. Sie sind         künftig gestaltet werden soll, wie
nicht gut auf das Lernen vorbereitet.    wichtig es ist, voneinander zu lernen,
Ganz oft ist es Aufgabe des Trai-        und was das Team dafür braucht.

05 / 18 personalmagazin
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
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                                                                                                                                        Astronautin Insa Thiele-Eich hält einen
                                                                                                                                        Impulsvortrag auf dem DGFP-Congress
                                                                                                                                        im Planetarium Berlin.

                                                                                              © 2017 BY MARKUS GLOGER/DIE ASTRONAUTIN
     DGFP-Congress blickt in die Zukunft

     U
             nter dem Motto „Navigating the future“ bereitet der DGFP-Congress
             2018 seine Teilnehmer auf die digitale und agile Transformation vor.
             Der Kongress, der am 3. und 4. Mai im Kühlhaus und im Planetarium
     Berlin stattfindet, beinhaltet auch einen Eintritt zur Re:Publica 2018. So erhalten
                                                                                                                                                       TERMINE
     die Teilnehmer die Gelegenheit, Digitalisierung, Transformation und weitere
     Themen aus verschiedenen Blickwinkeln kennenzulernen. Auf dem Programm                                                                            15. bis 16.   2. DGFP-Jahrestagung
     des DGFP-Congress stehen unter anderem ein World Café zu den Themen Arbeit                                                                        Mai, Köln     HR Business Partner
     4.0, Lernen 4.0 und HR-Innovation sowie ein Dialog mit bekannten Web-HR-                                                                                        Tel. 069 713785-225
                                                                                                                                                                     www.dgfp.de
     Bloggern. Fünf Experten beleuchten verschiedene Themen und die angehende
     Astronautin Insa Thiele-Eich hält einen Impulsvortrag „Einfach machen – meine                                                                     15. bis 16.   Zukunft Personal Nord
     Reise ins All“. Die Mission wird mit diversen Angeboten mit agilen und digitalen                                                                  Mai,          Tel. 0621 70019-0
     Methoden vom 5. bis 17. September sowie mit einem dritten Teil des DGFP-Con-                                                                      Hamburg       www.nord.zukunft-personal.com
     gress am 18. und 19. September fortgesetzt.                     www.congress.dgfp.de
                                                                                                                                                       15. bis 16.   Employer Brand Experience
                                                                                                                                                       Mai,          Tel. 0621 70019-0
                                                                                                                                                       Hamburg       www.eb-x.de

                                                                                                                                                       1. Juni       Hoffest bei HR Pepper
                                                                                                                                                                     Tel. 030 25935750
                                                                                                                                                                     www.hrpepper.de

                                                                                                                                                       7. Juni,      Kienbaum People
                                                                                                                                                       Ehreshoven    Convention 2018

     #RC18: Recruiting Convent geht                                                                                                                                  Tel. 0211 80172-716
                                                                                                                                                                     www.kienbaum.com

     runderneuert an den Start                                                                                                                         14. Juni,
                                                                                                                                                       Hamburg
                                                                                                                                                                     New Work Future –
                                                                                                                                                                     Konferenz für neues Arbeiten

     U
            nter dem Motto „Innovate &           schäft weiterlaufen muss. Am 6. und                                                                                 Tel. 040 27151530
            Survive“ geht der 11. Recrui­        7. Juni im Boui Boui Bilk Düsseldorf                                                                                www.newworkfuture.de
            ting Convent komplett er-            geht es unter anderem um Fragen zur
                                                                                                                                                       21. Juni,     HR Executive Konferenz
     neuert an den Start. „Innovate“, weil       Zukunft der Arbeit und die Antworten
                                                                                                                                                       Frankfurt     nora.roeller@
     Personaler in den Themenfeldern Em-         der Politik (Sahra Wagenknecht, Die                                                                                 willistowerswatson.com
     ployer Branding, Personalmarketing          Linke, Thomas Sattelberger, FDP). Es                                                                                www.willistowerswatson.com
     und Recruiting durch Digitalisierung        gibt Workshops zu Design Thinking
     und demografische Entwicklung ge-           und SEO für Recruiting, eine Panel-                                                                   21. Juni,     Digital Leadership Summit
     zwungen sind, neue Wege zu gehen.           diskussion zum Aufeinandertreffen                                                                     Köln          #3
                                                                                                                                                                     Tel. 0160 90967353
     „Survive“, weil bei aller Fokussierung      von „Tech & HR“ und die Verleihung
                                                                                                                                                                     www.digital-leadership-
     auf neue Technologien und Kanäle            des Queb Award für die beste HR-Tech-                                                                               summit.de
     trotzdem das Brot-und-Butter-Ge-            Innovation.     www.recruiting-convent.de

     Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                                                                          personalmagazin 05 / 18
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
Der Mittelstand macht's einfach - Haufe
10 SZENE_ARBEITGEBERATTRAKTIVITÄT

                                                                                                                                                       © GERO BRELOER FÜR GREAT PLACE TO WORK
                                                                                                      Grund zur Freude hatten die Preis-
                                                                                                      träger von „Deutschlands Beste
                                                                                                      Arbeitgeber“ bei der Prämierung.

       Ausgezeichnete Arbeitgeber
       AWARD. 100 Unternehmen aller Branchen, Größen und Bundesländer dürfen
       für ein Jahr das Gütesiegel „Deutschlands Beste Arbeitgeber 2018“ tragen.

       Von Daniela Furkel (Red.)                        Im Vordergrund des Arbeitgeber-           stattfand, brachte auch eine inhaltliche
                                                      wettbewerbs, der in diesem Jahr zum          Premiere mit sich: Erstmals wurden die

       S
                o viele Arbeitgeber wie noch nie      16. Mal stattfand, stehen die Kriterien      besten Arbeitgeber in sechs Größen-
                – insgesamt 740 Unternehmen –         Fairness und Innovation. Laut Frank          klassen ausgezeichnet. Die bisherige
                haben sich der Herausforderung        Hauser ist das gleichzeitig eine wich-       Größenklasse von 50 bis 500 Mitarbei-
                gestellt und ihre Arbeitsplatz-       tige Botschaft an alle Unternehmen:          tern wurde stärker differenziert, da der
       kultur beim Arbeitgeberwettbewerb von          Zu einem guten Arbeitgeber gehöre es         Wettbewerb immer mehr auch von klei-
       Great Place to Work durchleuchten las-         nicht nur, fair zu sein und auf die Mitar-   neren Unternehmen gut angenommen
       sen. „Das zeigt uns, dass das Thema Ar-        beiter einzugehen. Vielmehr müsse er         wird. Darüber hinaus trägt die Differen-
       beitsplatzkultur immer wichtiger wird“,        auch Innovationskraft zeigen und seine       zierung einer besseren internationalen
       sagte Geschäftsführer Frank Hauser bei         Prozesse regelmäßig auf den Prüfstand        Vergleichbarkeit Rechnung.
       der Prämierungsveranstaltung in Berlin.        stellen.
       „Das heißt aber auch, dass die Konkur-                                                      Die Gewinner der Größenklassen
       renz um die 100 Plätze von ‚Deutsch-           Fairness und Innovation                      Bei den kleinen Unternehmen mit 50 bis
       lands Beste Arbeitgeber‘ größer wird“,         Die Preisverleihung, die am 15. März         100 Mitarbeitern erreichte das Tagungs-
       ergänzte er.                                   im Premierenkino „Kosmos“ in Berlin          hotel Schindlerhof Platz eins. Die Plätze

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12 SZENE_ARBEITGEBERATTRAKTIVITÄT

                                                                                                                                                BILDERGALERIE
                                                                                                                                          In der Personalmagazin-App sehen Sie
                                                                                                                                          Impressionen von der Preisverleihung
                                                                                                                                          im Kosmos Berlin.

       zwei und drei gingen an die IT-Unterneh-        Konkurrenz. Es konnte jedoch nur ein
                                                                                                                                                ADD-ON
       men QA Ware und Workday. Die ersten             Unternehmen die Auszeichnungsschwel-
       drei Plätze der Unternehmen mit 101             le von Great Place to Work erreichen: Der                                          Eine alphabetische Liste der 100 prä-
       bis 250 Beschäftigten belegen in diesem         Hausgerätehersteller Miele ist der einzige                                         mierten Arbeitgeber stellen wir in der
       Jahr die IT-Beratung Mindsquare, das            Preisträger bei den Großunternehmen.                                               App zur Verfügung.
       Pharmaunternehmen Pascoe Naturmedi-
       zin und die Technologieberatung Netlight        Das zeichnet Top-Arbeitgeber aus
       Consulting. Bestplatzierte in der Größen-       Der Prämierung geht ein umfangreiches
       klasse der Unternehmen mit 251 bis 500          Bewertungsverfahren voraus, das im                                                Auch in vielen einzelnen Aspekten der
       Mitarbeitern sind der Softwareentwickler        ersten Schritt eine anonyme Mitarbeiter-                                        Arbeitsplatzkultur liegen „Deutschlands
       Maiborn Wolff, die gemeinnützigen St.           befragung beinhaltet. Diesmal wurden                                            Beste Arbeitgeber 2018“ im Vergleich
       Gereon Seniorendienste und das IT-Bera-         insgesamt rund 310.000 Beschäftigte zu                                          zum Durchschnitt vorn, etwa in puncto
       tungshaus Iteratec.                             Qualität und Attraktivität ihres Arbeitge-                                      kompetentes Führungsverhalten (83 Pro-
         In der Kategorie der Unternehmen mit          bers befragt. Im zweiten Schritt findet ein                                     zent gegenüber 56 Prozent Zustimmung),
       501 bis 2.000 Beschäftigten führen der          Kultur-Audit statt. Die Ergebnisse beider                                       bei der Unterstützung der beruflichen
       Altenpflegedienstleister Domino-World,          Instrumente werden im Verhältnis zwei                                           Entwicklung (77 Prozent gegenüber 44
       das IT-Unternehmen Adobe Deutschland            zu eins gewichtet und führen im Ver-                                            Prozent), bei der Gesundheitsförderung
       und der Personaldienstleister DIS AG die        gleich mit den Resultaten der anderen                                           (78 Prozent gegenüber 38 Prozent) und
       Liste der besten Arbeitgeber an. Die drei       Wettbewerbsteilnehmer zur Siegerliste.                                          bei der Anerkennung für gute Arbeit (76
       Top-Platzierungen in der Größenklasse             Interessante Einblicke in die Arbeit-                                         Prozent gegenüber 36 Prozent). Bei den
       der Unternehmen mit 2.001 bis 5.000             geberqualität in Deutschland geben                                              ausgezeichneten Firmen kommen 84 Pro-
       Mitarbeitern erreichten der Finanz-             auch die gesammelten Ergebnisse der                                             zent der Mitarbeiter (gegenüber 50 Pro-
       dienstleister Daimler Financial Services,       Mitarbeiterbefragungen: 83 Prozent                                              zent bei „normalen“ Unternehmen) gern
       der Nahrungsmittelproduzent Mars und            der befragten Beschäftigten der ausge-                                          zur Arbeit. 86 Prozent der Mitarbeiter
       das Bauunternehmen Hilti.                       zeichneten Firmen bescheinigen ihrem                                            der diesjährigen Preisträger zeigen sich
         Eine Besonderheit ergab sich in der Ka-       Unternehmen eine vertrauensvolle und                                            bereit, ihr eigenes Unternehmen als Ar-
       tegorie der Großunternehmen mit über            förderliche Qualität als Arbeitgeber. Zum                                       beitgeber weiterzuempfehlen (57 Prozent
       5.000 Beschäftigten: In dieser Größen-          Vergleich: Im repräsentativen Durch-                                            beim Unternehmensdurchschnitt).
       klasse hatten sich sieben Unternehmen           schnitt „normaler“ Unternehmen sagen
       beteiligt, davon aber auch einzelne außer       dies nur 56 Prozent der Mitarbeiter.                                            Die Anmeldung für 2019 ist eröffnet
                                                                                                                                       Partner des Great-Place-to-Work-Wett-
                                                                                                                                       bewerbs sind das Personalmagazin, das
                                                                                                                                       Handelsblatt, das Demographie Netz-
                                                                                              © GERO BRELOER FÜR GREAT PLACE TO WORK

                                                                                                                                       werk (DDN) sowie die Initiative Ludwig-
                                                                                                                                       Erhard-Preis. Die 100 Gewinner aus
                                                                                                                                       Deutschland sind automatisch für den
                                                                                                                                       europaweiten Wettbewerb „Europas Bes-
                                                                                                                                       te Arbeitgeber 2018“ qualifiziert. Die Sie-
                                                                                                                                       ger aus den rund 20 Teilnehmerländern
                                                                                                                                       werden zur Jahresmitte ausgezeichnet.
                                                                                                                                          Die Anmeldephase für den Folgewett-
                                                                                                                                       bewerb „Deutschlands Beste Arbeitgeber
                                                                                                                                       2019“ hat bereits begonnen. Mitmachen
                                                                                                                                       können Unternehmen aller Branchen,
                                                                                                                                       Größen und Regionen sowie Non-Profit-
                                                                                                                                       Organisationen und öffentliche Arbeitge-
                                                                                                                                       ber. Auch 2019 verspricht die Konkurrenz
                                                                                                                                       um die 100 Spitzenplätze wieder groß zu
                                                                                                                                       werden. Mitte März hatten sich bereits
                                                                                                                                       über 100 Unternehmen für die nächste
       Seit Jahren unter den Top-Platzierten: Die St. Gereon Seniorendienste.                                                          Runde eingeschrieben. 

                                                                                                                                                                 personalmagazin 05 / 18
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„Seit neun Jahren ohne Pause“
INTERVIEW. Die St. Gereon Seniorendienste erreichten mit Platz zwei in ihrer Größen-
klasse nicht zum ersten Mal eine Top-Platzierung. Ein Interview über Kontinuität.

personalmagazin: Glückwünsche zur wie-                                                     sechs Wochen Urlaub. Diese Zeiten sind
derholten Auszeichnung als einer der bes-                                                  schwer zu überbrücken. Wenn jemand
ten 100 Arbeitgeber in Deutschland. Seit                                                   auch von zu Hause aus arbeiten kann,
wann beteiligen Sie sich am Wettbewerb?                                                    stellt das eine große Erleichterung dar.
Gerd Palm: Wir beteiligen uns seit neun                                                    In IT-Firmen sind Homeoffices gang und
Jahren und sind damit einer der Teil-                                                      gäbe, aber in der Pflege noch nicht.
nehmer, die am längsten ohne Pause mit
dabei sind. Im Gegensatz zu anderen                                                        personalmagazin: Inwiefern nutzen Sie das
Unternehmen, die nur jedes zweite oder                                                     Arbeitgebersiegel für das Recruiting?
dritte Jahr mitmachen, halten wir es für                                                   Palm: Wir sind in der glücklichen Situ-
wichtig, das Feedback unserer Mitarbei-                                                    ation, dass wir nicht mehr unbedingt
ter jährlich einzuholen.                                                                   Stellenanzeigen schalten müssen. In
                                                                                           den neun Jahren hat sich unser Enga-
personalmagazin: Was war der Auslöser für                                                  gement regional herumgesprochen. Wir
Ihre erste Teilnahme?                                                                      haben das Siegel auf unserer Home-
Palm: Vor neun Jahren fing nicht nur                                                       page und unseren Briefköpfen, aber
die Pflegebranche an, über Fachkräfte-                                                     das Recruiting läuft bei uns stark über
                                             GERD PALM ist stellvertretender Geschäfts-
mangel zu sprechen. Wenn ein Mangel                                                        Mundpropaganda. Es ist nicht unsere ei-
                                             führer der St. Gereon Seniorendienste mit
eintritt, macht man sich verstärkt Ge-                                                     gentliche Zielsetzung, den Preis für die
                                             450 Mitarbeitern, darunter 200 Azubis.
danken. Unser Ansatz war: Wir wollten                                                      Mitarbeitersuche zu nutzen, sondern es
nicht nur eine gute Pflegeeinrichtung                                                      geht grundsätzlich darum, ein differen-
sein, sondern auch ein guter Arbeitge-                                                     ziertes Feedback der Mitarbeiter zu be-
ber. Bei der Suche nach einem geeigne-       wir 200 Azubis im Pflegebereich, was          kommen. Der positive Nebeneffekt ist,
ten Strukturmodell sind wir auf Great        darauf zurückzuführen ist, dass wir ein       dass wir entgegen der Branchentendenz
Place to Work gestoßen.                      guter Arbeitgeber sind. Dadurch ergab         keinerlei Personalprobleme haben. Wir
                                             sich eine deutliche Verjüngung. Junge         haben auch schon alle Ausbildungsplät-
personalmagazin: Was hat sich bei Ihnen in   Mitarbeiter haben andere Schwerpunk-          ze für das Jahr 2018 besetzt.
den neun Jahren verändert?                   te und definieren gute Arbeit ganz an-
Palm: Wir haben uns kontinuierlich nach      ders als die Babyboomer-Generation.           personalmagazin: Sind Sie bei der nächsten
vorn entwickelt – auch aufgrund der          Darauf müssen wir uns einstellen.             Runde wieder mit dabei?
Rückmeldungen durch die Mitarbeiter-                                                       Palm: Ja, wir sind schon wieder angemel-
befragung, die wir jedes Jahr erhalten.      personalmagazin: Welche Maßnahmen             det. Die Teilnahme ist zeitaufwendig.
Dadurch wissen wir genau, wo wir uns         haben Sie in jüngster Zeit eingeführt?        Aber durch die Kontinuität ist es mitt-
noch verbessern können. Aber unser           Palm: Wir führten zum Beispiel Home-          lerweile zur Betriebsroutine geworden
Niveau ist mittlerweile sehr hoch und        offices für die Pflegefachkräfte ein. So      und das Management setzt sich perma-
es gilt, dieses zu halten. Deshalb müs-      können sie ihre Tätigkeiten auch zu           nent und intensiv mit diesen Themen
sen wir neue Maßnahmen initiieren,           Hause dokumentieren. Bei uns arbei-           auseinander. Ich glaube, das ist der
damit kein Gewöhnungseffekt eintritt.        ten viele alleinerziehende Mütter. Die        Schlüssel zur Nachhaltigkeit. 
Was sich geändert hat, ist unsere Aus-       Kinder haben zwölf Wochen Schulfe-
bildungssituation. Im Moment haben           rien, aber ein Arbeitnehmer hat nur           Das Interview führte Daniela Furkel.

05 / 18 personalmagazin                                                Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
14 TITEL_PERSONALSTRATEGIE IM MITTELSTAND

       Der Mittelstand macht‘s einfach
       STUDIE. Der Erfolg mittelgroßer Unternehmen hat gute Gründe. Flexibilität, Nähe zu
       Markt und Beschäftigten sowie eine unaufgeregte Zuversicht sind die Grundlagen.

       Von Eva Voß und Rudolf Kast                     Unsere Ausgangsfrage lautete: Wo-        aufgrund der Größenklasse Gemeinsam-
                                                      rauf basiert eigentlich der Erfolg der     keiten zwischen Pflegediensten und Bau-

       I
            rgendwo zwischen den Zukunfts-            mittelgroßen Unternehmen heute und         unternehmen, Handwerksbetrieben und
            hoffnungen der Start-up-Szene             in Zukunft? Doch würden diese uns das      IT-Beratern, Hotels und industriellen Pro-
            und der überzeugenden Präsenz             überhaupt offenlegen wollen? Um tat-       duzenten geben? Tatsächlich stellten alle
            der vielen Weltmarktführer über-          sächlich vertrauliche Einblicke in diese   Befragten von sich aus die Qualität ihrer
       sieht man diejenigen, die tagtäglich als       und andere Fragen zu erhalten, haben       Produkte oder Leistungen und die damit
       Bindeglied zwischen groß und klein die         wir in unserer Studie einen qualitativen   verbundene Kundenzufriedenheit in den
       Dinge am Laufen halten: Mittelgroße            Ansatz gewählt und eine Art „Blackbox“     Mittelpunkt. Bei genauerer Betrachtung
       Unternehmen. Fast 70.000 an der Zahl           geschaffen; einen geschützten Raum, in     lassen sich fünf verschiedene Muster
       sind es im Deutschland. Mittelstand im         dem Informationen aufgezeichnet wer-       in unserer Gruppe erkennen, aber dazu
       besten Sinne.                                  den. Durch Zwischenschaltung eines         später. Denn noch eines wird klar: Nähe
                                                      externen Marktforschers haben wir          und Persönlichkeit entscheiden.
       Worauf basiert der Erfolg des Mittel-          Anonymität sichergestellt. In Tiefenin-
       stands heute und in Zukunft?                   terviews von einer knappen Stunde mit      Nähe und Persönlichkeit entscheiden
       Was sie erfolgreich macht, wie die Un-         30 Inhaber/innen und Geschäftsführer/      Dass Nähe gut fürs Geschäft ist, gehört
       ternehmensleitung denkt, wo die He-            innen aus unterschiedlichen Branchen       zum Standardwissen von Ökonomen.
       rausforderungen liegen, dem sind wir           und Regionen haben wir einerseits Zeit     Doch jenseits der geografischen Nach-
       erstmals in einer gemeinsamen Studie           zum Reflektieren ermöglicht und ande-      barschaft spielt Nähe bei unseren Be-
       von Ernst & Young (EY) und Das Demo-           rerseits einen Rahmen geschaffen, in       fragten in zwei Richtungen eine Rolle:
       graphie Netzwerk (ddn) nachgegangen.           dem auch kritische Aspekte offen ange-     Die Nähe zu Kunden und die Nähe zu
       Mit teilweise überraschenden Ergebnis-         sprochen wurden.                           Mitarbeitern. Und hätten wir nicht noch
       sen – und der Empfehlung zu einer neu-           Eine spannende Frage, die wir uns        zahlreiche weitere Einblicke bekom-
       en Perspektive.                                im Vorfeld gestellt haben: Kann es rein    men, könnten wir es mit diesem Punkt
                                                                                                 beinahe schon bewenden lassen. Denn
                                                                                                 im Konzept der Nähe steckt vieles, was
                                                                                                 sich Großunternehmen in umfangrei-
        METHODE                                                                                  chen Programmen ständig selbst wieder
                                                                                                 beibringen müssen, weil es wohl irgend-
       Das Institut Reimund Research aus Darmstadt hat für uns im Zeitraum von Januar bis        wann einmal verloren ging. Ein paar
       März 2018 telefonische Tiefeninterviews/Explorationen mit n=30 mit Inhabern, CEOs         beispielhafte Zitate:
       und Geschäftsführern mittelgroßer Unternehmen aus 13 verschiedenen Branchen und           •„Gute Mittelständler haben hohe Pro-
       verschiedenen Regionen Deutschlands geführt. Diese entsprachen der EU-Definition            duktaffinität, kennen ihre Mitarbeiter
       mittelgroßer Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten bei einem Umsatz zwischen             persönlich und pflegen intensive Kun-
       10 und 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme zwischen 10 und 43 Millionen Euro.          denbeziehungen.“
       Die durchschnittliche Dauer der Interviews lag bei circa 50 Minuten. Ausgangspunkt der    •„Der Mittelstand hat eine besonders
       Befragung waren die Erfolgsfaktoren aktuell sowie für die Zukunft. Im Laufe der Gesprä-     intensive Kundenbeziehung, ich ken-
       che lag zudem ein Schwerpunkt auf den Themen Demografischer Wandel, Diversity und           ne unsere Kunden persönlich.“
       Digitalisierung.                                                                          •„Bis zum letzten Mitarbeiter kennen
                                                                                                   wir jeden.“

                                                                                                                           personalmagazin 05 / 18
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                  Mit dieser Nähe einher geht die ent-          umzusetzen, von denen manch anderer         bundenheit mit ihrer Aufgabe, mitunter
                  scheidende Eigenschaft der Unterneh-          sich zunächst fragt, ob das was wird!“      sogar eine Vision, zumindest aber eine
                  men: Flexibilität.                                                                        klare Richtung und einen langen Atem.
                  •„Ich bin flexibel und entscheide schnel-   Freiheit, Unabhängigkeit und                 Verantwortungsgefühl und Loyalität
                    ler als ein Konzernvorstand, dem die       Handlungsfähigkeit                           kommen zusammen mit Offenheit und
                    Bedenkenträger viele Ideen ausreden,       Klar wird auch: Wir haben es mit star-       Pragmatismus und schaffen so erst die
                    bevor er diese erst in Erwägung zieht.“    ken Unternehmerpersönlichkeiten zu           Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit
                  •„Mittelstand ist mutiger, agiler, ent-     tun. Freiheit, Unabhängigkeit, Hand-         am jeweiligen Markt. Im Vorfeld hatten
                    scheidet notfalls in Minuten.“             lungsfähigkeit ist diesen Männern und        wir die Hypothese, unterschiedliche Ty-
                  •„Typisch Mittelstand ist, neue Ideen       Frauen wichtig. Sie haben eine tiefe Ver-    pen an Unternehmerpersönlichkeiten

                                                                                                                        Einfach machen, statt lange
                                                                                                                        diskutieren: Der Erfolg des Mit-
                                                                                                                        telstands beruht auf pragmati-
                                                                                                                        schen Hands-on-Lösungen.
© SEB_RA/ISTOCK

                  05 / 18 personalmagazin                                               Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
16 TITEL_PERSONALSTRATEGIE IM MITTELSTAND

        FÜNF MARKTZUGÄNGE

                      Produktorientiertes          Menschenbezogenes           Systemisches                  Digitales                   Kulturbasierter
                      Marktumfeld                  Marktumfeld                 Marktumfeld                   Marktumfeld                 Marktzugang

        Branchen-     Diese Unternehmen sind       In dieser Perspektive       Diese Unternehmen             Diese Unternehmen sind      Diese Gruppe stellt eine
        profil        oft klassische Produzenten   finden sich eher Dienst-    befinden sich oft selbst in   geprägt von Innovations-    vergleichsweise kleinere
                      aus Industrie und Hand-      leistungsunternehmen.       Transformationsprozessen.     themen und neuesten         und heterogene Minderheit
                      werk, Zulieferbetriebe       Man bedient Endverbrau-     Man bietet inzwischen         Entwicklungen, da diese     dar, die stark angetrieben ist
                      für große Unternehmen,       cher insbesondere in den    mehr Lösungen als             wiederum selbst ihre        von Visionen und Werten der
                      kommen aber auch aus         Bereichen Hotellerie/       dingliche Produkte an. Ein    Produkte und Leistungen,    Unternehmensführung. Diese
                      Bereichen wie Konsum-        Gastronomie, Freizeit,      dreistufiges B2B2C-Den-       sprich ihr eigener Markt,   können beispielsweise in
                      güter oder Hoch- und         Mode und Lifestyle,         ken bestimmt: „Was muss       sind.                       einer besonderen Familient-
                      Tiefbau. Sie haben einen     aber auch Finanzen und      ich tun, damit mein Kunde     Dazu zählen insbesonde-     radition genauso wie in einer
                      hohen Anteil gewerblich-     Gesundheit. Für diese       seine Kunden überzeugen       re die „neue Industrie“     religiösen oder humanis-
                      technischer Arbeitneh-       Unternehmen ist das         kann?“ Branchenbei-           für IT-Lösungen, aber       tischen Grundausrichtung
                      mer. Weniger als andere      schnelle Aufgreifen         spiele sind Architektur,      auch Unternehmensbe-        begründet liegen. Sie stellen
                      sind sie eingebunden         gesellschaftlicher Trends   Immobilien- und Facility-     ratungen, Forschungs-       insofern – abweichend von
                      in Leistungsprozesse,        und daraus resultieren-     Management, genauso           unternehmen oder            den anderen – am ehesten
                      vielmehr wird von ihnen      der Endkundenbedürfnis-     jedoch Fachgroßhandel,        Kommunikationsagen-         einen eigenen Typus dar. In
                      die Ablieferung eines        se wichtig.                 Medien oder Logistik, teil-   turen. Ein hoher Grad       unserer Stichprobe waren Un-
                      einwandfreien Produkts                                   weise auch produzierende      an Immaterialität der       ternehmen aus IT, Handwerk
                      erwartet.                                                Industrie.                    Leistungen herrscht vor.    und Pharmazie vertreten.

        Markt-        „liefern können“             „leisten können“            „integrieren können“          „verwandeln können“         „inspirieren können“
        anforderung

        Kernthema     Zuverlässigkeit              Motivation                  Transformation                Innovation                  Kultur

       Der Markt entscheidet: Für fast alle Studienteilnehmer waren die Marktvoraussetzungen die Grundlage ihrer Strategie, der
       Betriebsorganisation und der Führung. Hier liegen die Gründe für unterschiedliche Herausforderungen und Lösungsansätze.

                                                                                                                                                            QUELLE: KAST/VOSS

       identifizieren zu können. Diese muss-                betroffen. Und pauschale Antworten für                   kommen, dass Anbieter aus dem digi-
       ten wir verwerfen. Denn so prägend                   alles und alle gibt es nicht – selbst in                 talen Marktumfeld mit ihrem Wissen
       einerseits der Faktor Persönlichkeit für             unserer größenmäßig eng begrenzten                       und ihren Produkten und Leistungen
       alle Befragten gleichermaßen wirkt, so               Gruppe. Werfen wir aber einmal einen                     bei genau diesem produkt­orientierten
       unterschiedlich sind andererseits die                Blick auf die Unterschiede – wir haben                   Marktumfeld auf Granit beißen – und
       Marktvoraussetzungen.                                sie als „Fünf Marktzugänge“ bezeichnet                   den Unternehmen vermeintliche
                                                            (siehe Tabelle oben).                                    Rückständigkeit attestieren, wo diese
       Der Markt entscheidet                                   Würde man auf den ersten Blick                        vielleicht selbst gerne weiter wären,
       Und genau diese Marktvoraussetzungen                 möglicherweise noch unterschiedliche                     ihr Markt aber noch nicht bereit ist.
       sind für fast alle unserer Gesprächspart-            „Reifegrade“ in Sachen Modernität
       ner die Grundlage ihrer Strategie, der               zwischen den Unternehmen erken-                          Digitalisierung heißt Innovation
       Betriebsorganisation und der Führung.                nen, so wird man im Detail in den mei-                   Und damit stecken wir mitten im prä-
       Hier liegen die Gründe für unterschied-              sten Fällen eines Besseren belehrt. Zu                   genden Wirtschaftsthema der Zeit: Di-
       liche Herausforderungen und Lösungs-                 Recht weist beispielsweise die Unter-                    gitalisierung. Bei unseren Befragten
       ansätze. Und unter anderem genau                     nehmensführung in manchen produ-                         zeigt sich, dass nicht alle praktisch rele-
       deshalb kann man „den Mittelstand“                   zierenden Unternehmen darauf hin,                        vanten Fragen unter dieser Überschrift
       als solchen nicht über einen Kamm                    dass weder der Markt noch die Pro-                       diskutiert werden. Auch der Begriff „In-
       scheren. Nicht jedes Unternehmen ist                 duktgattung in besonderem Maße von                       dustrie 4.0“ wird kaum verwendet, man
       gleichermaßen von Digitalisierung,                   Digitalisierung betroffen wären. Und                     spricht ganz praktisch von Automati-
       Fachkräftemangel oder Wertewandel                    so kann es durchaus zu der Situation                     sierung oder Innovation. Und hier ent-

                                                                                                                                                     personalmagazin 05 / 18
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scheidet wiederum ganz klar der Markt,         Die meisten Befragten sehen in der        nen gelegt. Entscheidungen werden oft
was gemacht wird. Verlangt ein Kunde        Digitalisierung insgesamt deutliche          gemeinsam und konsensual getroffen,
eine bestimmte Software-Einbindung,         Wachstumschancen und erkennen Po-            selbst strategische Weichenstellungen
dann wird diese Investition pragmatisch     tenzial für Innovation und neue Märkte.      werden vorab sehr sensibel intern son-
und eben nicht ideologisch getätigt. Ge-    Von Silvia Hernandez, Partnerin bei          diert und verifiziert. Beispielhaft hier
nerell lässt sich Digitalisierung in drei   EY und für den Bereich Future of Work        drei Zitate:
Handlungsstränge aufteilen.                 zuständig, leihen wir uns einen aktuell      •„Wir hören unseren Mitarbeitern im-
Erstens:                                    gerne verwendeten Begriff: „Augmented          mer sehr genau zu. Ich höre mir auch
•Automatisierung in Administration         Humanity“. Unsere Befragten würden             immer gerne neue Vorschläge an.“
  oder Produktion                           zwar mehrheitlich skeptisch die Stirn        •„Man macht keinen Plan von oben
•Die Notwendigkeit zur Digitalisierung     runzeln, dem dahinter liegenden Gedan-         nach unten, sondern man motiviert
  wird erkannt.                             ken aber zustimmen: Digitalisierung            seine Leute persönlich.“
•Man achtet auf die Veränderungen am       ist kein Selbstzweck. Und Technik al-        •„‚Ich bin der, der was zu sagen hat‘,
  Markt, die den internen Arbeitsauf-       leine macht noch keine Digitalisierung.        das gibt es bei uns nicht wirklich.“
  wand rechtfertigen.                       Sie muss dazu dienen, die Menschen              In unserer Gruppe von 30 Befragten
•Aber: Digitalisierung muss sich           leistungsfähiger zu machen. Und so           haben wir so, entsprechend der Marktsi-
  rechnen.                                  bedeutet Digitalisierung am Ende Hu-         tuation, fünf verschiedene Führungsstile
Zweitens:                                   manisierung.                                 angetroffen (siehe Tabelle auf Seite 18).
•Aufbau von Kenntnissen und Fähig-
  keiten für neue Systeme                   New Work ist oft nichts Neues                Personalengpässe und Wertewandel
•Digitalisierung ist Herausforderung       Vieles von dem, was in der Diskussion        Bei der Frage nach den entscheidenden
  für die Beschäftigten.                    um „New Work“ auftaucht, ist für die         Faktoren für den zukünftigen Erfolg
•Qualifikation ist Investition in die      Befragten nicht wirklich neu. Manches        kommt die Unternehmensführung in
  Zukunft.                                  praktizieren sie schon lange, manches        drei der fünf Marktumfelder direkt zum
•Aber: Auch Ängste bei Beschäftigten       haben sie versucht und verworfen,            Thema Personal. So wird vor allem im
 gilt es, zu überwinden.                    manches würde aus Sicht der Unterneh-        menschenbezogenen Marktumfeld der
Drittens:                                   mensleitung gar nicht funktionieren.         Bedarf an „fähigen“ Beschäftigten geäu-
•Eigene Produktentwicklung als Anbie-      Dennoch herrscht Offenheit gegenüber         ßert, die neue Ideen und Leistungsinno-
  ter digitaler Lösungen oder beteiligtes   neuen Ansätzen, sofern sie auf die kon-      vationen mit entwickeln können. Man
  Unternehmen                               krete eigene Geschäftstätigkeit einge-       muss am Puls der Zeit bleiben. Unter-
•Digitalisierung ist der Zukunftsmarkt     hen und Verbesserungspotenziale plau-        nehmen im systemischen Marktumfeld
  schlechthin.                              sibel machen können. Als vom Markt           spüren besonders den Druck in Sachen
•Man fühlt sich mit dem eigenen Ge-        verordnete Grundregel könnte auch hier       Qualifikation und sehen Engpässe. Und
  schäftsmodell gut aufgestellt.            gelten: „Form follows function“. Aus         Unternehmen mit einem kulturell ge-
•Aber: Die Prophezeiungen von Dis-         der Unternehmensgröße selbst ergeben         prägten Marktzugang, die ihr Geschäfts-
  ruption prallen oft an Kunden ab.         sich dabei einige nützliche Rahmenbe-        modell zu einem guten Teil auf beson-
                                            dingungen: Flache Hierarchien, kurze         dere Formen der Mitarbeitereinbindung
Digitalisierung ist kein Selbstzweck       Wege, intensive Kommunikation, dazu          und -führung aufbauen, denken in den
Für die kommenden Herausforde-              in Teilen projektbezogenes Arbeiten          Dimensionen von Kompetenzentwick-
rungen fühlten sich die Befragten           und partizipative Entscheidungen. An-        lung und Selbstorganisation.
selbst gut gerüstet und sehen Probleme      dererseits liegen in der Größe auch Li-         Bei Vertiefung des Themas Personal
eher bei anderen. Vereinzelt mischt         mitierungen, insbesondere hinsichtlich       ist die Herausforderung in der Rekru-
sich Skepsis darunter, sofern im eige-      Flexibilisierung von Arbeit oder der Ar-     tierung bei allen Unternehmen sichtbar.
nen Markt kein wirklicher Umbruch           beitszeiten. Man tut hier, was man kann      Dabei sehen sich die Befragten einer
erkennbar ist. Alarmszenarien beein-        und wo man es kann.                          ganzen Bandbreite an einschränkenden
drucken die Befragten indessen nicht.         Bemerkenswert ist die Selbsteinschät-      Faktoren ausgesetzt: Zum rein quanti-
Wenn überhaupt, sehen sie dezidiert         zung der Befragten zur Art der Zusam-        tativen Bewerberengpass in bestimmten
negative Auswirkungen eher im gesell-       menarbeit und damit auch zu ihren            Berufsfeldern und bei der Zahl ausge-
schaftspolitischen Kontext, beispiels-      Führungsstilen. Es wird tatsächlich viel     bildeter Berufsanfänger kommen ge-
weise in der Auflösung des sozialen         Wert auf die Meinungen und Einschät-         stiegene Qualifikationsanforderungen
Zusammenhalts.                              zung der Beschäftigten auf allen Ebe-        bei gleichzeitigen spürbar werdenden

05 / 18 personalmagazin                                              Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
18 TITEL_PERSONALSTRATEGIE IM MITTELSTAND

       Mängeln des Bildungswesens hinzu.                    es den Nachwuchs eher in die großen                        Bemerkenswert: Was den Unterneh-
       Der Nachwuchs ist nach Ansicht der Be-               Lifestyle-Metropolen, was die Rekrutie-                  mensverantwortlichen an den Jungen
       fragten oft nicht gut auf die Erfordernisse          rung abseits der Ballungszentren er-                     fehlt, wird – trotz gelegentlicher Ent-
       der Praxis vorbereitet. Zuletzt erhöhen              schwert. Aufhorchen lässt die Kritik am                  täuschung - nicht als moralische Kritik
       steigende Gehaltserwartungen und ge-                 Bildungssystem. Ein beispielhaftes Zitat                 vorgebracht, sondern als Umweltverän-
       nerell Ansprüche an die Arbeitgeber im               zur Ausbildungsfähigkeit illustriert dies:               derung zu Kenntnis genommen.
       Zuge des Wertewandels die Herausfor-                 „Oft bringen die Bewerber nicht die not-
       derung noch einmal. Unattraktiv emp-                 wendige Ausbildung aus der Schule mit,                   „Run for Experience“
       fundene Images einzelner Branchen,                   die können trotz Handy kein Excel-Sheet                  Ältere Arbeitskräfte erscheinen so mehr
       Schichtbetrieb oder der Standortwettbe-              erstellen, ganz zu schweigen von ausrei-                 und mehr in einem positiven Licht.
       werb mit Großunternehmen erschweren                  chenden Englisch-Kenntnissen.“ Auch                      Überspitzt formuliert könnte man sa-
       die Rekrutierung zusätzlich. Lediglich               wird bei nachkommenden Generationen                      gen, zum „War for Talent“ kommt zu-
       im digitalen Umfeld scheint die Drama-               geringere Loyalität und Identifikation                   künftig der „Run for Experience“ hinzu.
       tik geringer auszufallen. Man kann die               festgestellt: „Die Jungen haben einen                    Erfahrung wird geschätzt, immer öfter
       Traumberufe und Arbeitsbedingungen                   Schalter, wenn die ins Unternehmen                       können und wollen Ältere auch selbst
       der nachkommenden Generationen of-                   reingehen, wird er eingeschaltet, wenn                   länger erfolgreich im Arbeitsprozess ge-
       fensichtlich besser erfüllen.                        sie rausgehen, wieder umgelegt. Ich will                 halten werden. Und auch wenn Vollzeit
          Als problematisch wird allerdings die             nicht sagen, das sei schlecht. Aber das                  nicht mehr drin ist, ist man doch froh,
       zunehmende Erwartungshaltung in mo-                  Gemeinschaftsgefühl im Unternehmen                       wenn die Erfahrenen noch in Teilzeit
       netärer Hinsicht bewertet. Zudem zieht               ändert sich dadurch schon!“                              oder mit Minijob dabeibleiben. Bei Äl-

        FÜNF FÜHRUNGSSTILE

                       Produktorientiertes           Menschenbezogenes            Systemisches                  Digitales                     Kulturbasierter
                       Marktumfeld                   Marktumfeld                  Marktumfeld                   Marktumfeld                   Marktzugang

        Führungsstil   konsensual                    integrativ                   interaktiv                    konsultativ                   gemischt – von kon-
                                                                                                                                              sensual über integrativ
                                                                                                                                              oder interaktiv bis zu
                                                                                                                                              konsultativ

        Hierarchie     Es existieren wenige          Wenige Hierarchieebenen,     Unternehmen in Transfor-      Juristische/disziplinari-     Branchenbedingt hetero-
                       Hierarchieebenen.             Teamwork zwischen Un-        mation bewegen sich weg       sche Verantwortung bei        gene Ansätze.
                       Oben wird starkes Team-       ternehmensführung und        von starren Kompetenz-        der Unternehmensleitung       Gemeinsam starke Beto-
                       work praktiziert. Da­runter   Abteilungsleitungsebene.     verteilungen top-down zu      oder zweiter Ebene.           nung auf der Bedeutung
                       liegende Ebenen (z.B.         Oft Feedback-Schleifen       projektorientierten Teams.    Ansonsten flexible Teams,     jeder/jedes einzelnen
                       Industriemeister) werden      zu den (Nicht-Vorgeset-      Nur juristische/diszipli-     die sich je nach Projekt      Beschäftigten.
                       flexibel einbezogen, wenn     zen) Beschäftigten als       narische Verantwortung        verändern.
                       Kompetenz und Expertise       „Kenner“ der Kunden          bleibt bei der Unterneh-
                       sinnvoll sind.                und deren dynamischer        mensleitung oder zweiter
                                                     Bedürfnisse.                 Ebene.

        Flexible Ar-   Im operativen Bereich ge-     Im operativen Bereich ge-    Flexibilität bei Arbeitsort   Sehr hohe Flexibilität ins-   Unterschiedliche Modelle,
        beitsformen    ring ausgeprägt, da wenig     ring ausgeprägt, da weni-    und Arbeitszeit nimmt zu.     besondere bei Arbeitszeit,    teilweise auch stark
                       mit den Produktionsanfor-     ge mit den Anforderungen     Zugleich auch Restriktio-     aber auch bei Teilzeit oder   experimentelle und indivi-
                       derungen vereinbar.           an Service vereinbar.        nen dann, wenn Projek-        Home­office-Modellen.         duelle Ansätze bezogen
                       Stärker im administrativen    Stärker im administrativen   tarbeit Präsenz vor Ort       Zudem starke Kollaborati-     auf Einzelpersonen.
                       Bereich.                      Bereich.                     oder bei Kunden erfordert.    on und Verwebung in die
                                                                                                                Kundenorganisation.

       Führungsstil, Organisationsstruktur, Arbeitsformen: Unter den 30 Befragten wurden entsprechend ihrer Marktsituation
       fünf verschiedene Führungsansätze angetroffen. Was diese jeweils auszeichnet, ist in dieser Tabelle zusammengefasst.

                                                                                                                                                             QUELLE: KAST/VOSS

                                                                                                                                                      personalmagazin 05 / 18
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teren sind es mitunter die „Soft Skills“,   keinen handfesten Nutzen. Zugespitzt         zu Wort kommen lassen. Wir haben
die den Ausschlag geben, zum Beispiel       formuliert es ein/e Gesprächspartner/        nach Erfolgsfaktoren gefragt und insbe-
die Souveränität im Umgang mit Kun-         in: „Wenn ich mich vor meine Mitar-          sondere die Themen Demografie, Diver-
den. Ein Beispiel: „Heute haben wir         beiter stellen würde und würde sagen,        sity und Digitalisierung näher beleuch-
ganz andere Alte, Best Ager und da ist      ab heute ist hier Diversity, die würden      tet. Vieles andere, was vielleicht auch
es von Vorteil auch Best Ager im Kun-       mich mit großen Augen und ratlos an-         noch unter den Nägeln brennen könnte,
denkontakt zu haben.“                       schauen!“ Man merkt: Diversity als Be-       haben wir ausgeklammert. Wir haben
   Die Schattenseite gibt es auch. Vor      griff steht sich in diesen Unternehmen       nicht über Internationalisierung gespro-
allem dort, wo es handfest um System­       offensichtlich selbst im Weg.                chen, obwohl wir viele international gut
umstellung, Digitalisierung oder kom-          Dabei ist die Praxis vielschichtiger      aufgestellte Gesprächspartner gefunden
plett neue Technologie geht, sind Ältere    und tatsächlich auch vielfältig. Die Her-    haben. Wir haben auch nicht über Fi-
oft verängstigt und resigniert. Trotz       kunft spielt oftmals keine Rolle und wird    nanzierung gesprochen oder über Nach-
Hilfestellungen und großer Nachsicht:       nicht als Problem gesehen, weder in der      folge. Unser Ziel war es zudem nicht,
Nicht alle können oder wollen die Verän-    betrieblichen Praxis („Wir sind interna-     bei unseren Gesprächspartnern für
derungen mitgehen. Das führt im Zwei-       tional aufgestellt. 16 Nationen sind im      bestimmte Konzepte zu werben, ihnen
felsfall dazu, dass man sich trennt oder    Team.“) noch in der Rekrutierung: „Wis-      vermeintlich kluge Ratschläge zu er-
auf neue Einsatzbereiche verständigt.       sen Sie, wir sind doch schon froh, wenn      teilen oder im Nachgang eine kritische
   Im digitalen Marktumfeld sind Ältere     wir überhaupt genug fähige Mitarbeiter       Analyse anzuhängen.
(noch) kein Thema. Die Altersstruktur       kriegen.“ An zwei weiteren Zitaten wird         Diese Studie ist mit voller Absicht
der Unternehmen ist insgesamt deut-         deutlich, wie sich die Unternehmen ori-      voreingenommen in einer Hinsicht: Wir
lich jünger, Nachwuchssorgen gibt es        entieren:                                    haben nach Erfolgsfaktoren gefragt. 30
weniger – man schwimmt auf der Ju-          •„Wir haben im operativen Bereich 50        respektable Persönlichkeiten haben uns
gendwelle. Die meisten Unternehmen            Prozent Frauen. Die Altersgruppen          dankenswerterweise Zeit eingeräumt
sehen jedoch im Ausscheiden älterer           sind gemischt, passend zu unseren          und ihre Erfahrungen und Einschät-
Beschäftigter einen Verlust an Wissen         Kunden.“                                   zungen mit uns geteilt. Wir nehmen
und Erfahrung, worauf allerdings nur        •„Ich muss sehen, dass die Chemie zwi-      diese ernst. Wenn unsere Befragten re-
eine Minderheit tatsächlich schon mit         schen Projektleiter und dem Kunden         präsentativ für diese Größenklasse sind,
vorbereitenden Maßnahmen reagiert.            stimmt. Darum geht es. Passt ein Mit-      dann muss man sich keine Sorgen um
Wo Transformation stattfindet, ändert         arbeiter zum Kunden.“                      die Unternehmen machen. Sie kennen
sich dies gerade. Man darf davon ausge-        Kritisch müssen wir die Frage stehen      die Herausforderungen, sie kennen ihre
hen, dass neben Wissenstransfer auch        lassen: Haben die mittelgroßen Unter-        Stärken und sie verfügen über ein ge-
lebenslanges Lernen und lebenslange         nehmen hier einen blinden Fleck? Wis-        sundes Selbstbewusstsein und viel Zu-
Beschäftigung in diesen Unternehmen         sen sie beispielsweise, woran es liegt,      versicht.
verstärkt Thema werden.                     wenn sie nicht genügend Frauen rekru-           Am Ende wirken diese Unternehmen
                                            tieren können? Umgekehrt wird aber           auf uns als die Prototypen jener Flexibi-
Diversity – ein blinder Fleck?              auch ein Schuh draus. Als Unternehmen        lität, von der derzeit so viel die Rede ist.
Eine große Überraschung hat uns             wie auch als Unternehmensnetzwerk,           Und es stellt sich unmittelbar die Frage:
der Umgang mit dem Thema Diversi-           die wir sehr viel Engagement in das The-     Müssten nicht große Unternehmen und
ty beschert. Lediglich die von einem        ma Diversity stecken, müssen wir uns an      Konzerne mehr von ihnen lernen? 
kulturellen Marktzugang geprägten           dieser Stelle selbstkritisch fragen: Kön-
Unternehmensführungen        erkannten      nen wir gut genug erklären, was wir da
                                                                                                       DR. EVA VOSS ist als Mana-
im Begriff Diversity Vorzüge, die sich      machen und wozu es gut sein soll?
                                                                                                       gerin Diversity & Inclusive-
auch ökonomisch rechnen. Die große             Doch auch wenn Diversity als Begriff
                                                                                                       ness verantwortlich für die
Mehrheit der Gesprächspartner jedoch        nicht überzeugt: Dem Zitat „Wir müssen
                                                                                                       Region Deutschland, Schweiz
kann mit dem Thema und oft auch             innovativ sein, und dazu brauchen wir in
                                                                                         und Österreich bei EY.
schon mit dem Begriff nichts anfangen.      Zukunft mehr unterschiedliche Mitarbei-
Das Konzept wird als akademisch emp-        ter!“ konnten alle Befragten zustimmen.                    RUDOLF K AST ist selbststän-
funden und lässt sich nicht in Deckung                                                                 diger Berater und Vorstands-
mit der betrieblichen Realität bringen.     Ausblick                                                   vorsitzender des Demogra-
Man betrachtet es als Image-Thema von       In unserer Studie haben wir eine be-                       phie-Netzwerks ddn.
Konzernen und sieht für sich selbst         stimmte Größenklasse an Unternehmen

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20 TITEL_PERSONALSTRATEGIE IM MITTELSTAND

      „Flexibel und pragmatisch“
       INTERVIEW. Dem Mittelstand geht es gut – vielleicht zu gut? Volle Auftragsbücher
       könnten dafür sorgen, dass strategische Themen wie Digitalisierung und New Work
       verschlafen werden. Ein Gespräch mit Mittelstandsforscher Jörn Hendrich Block.

       personalmagazin: Herr Professor Block,                                                     personalmagazin: Die Themen Digitalisie-
       die Mittelstandsforschung hat eine lange                                                   rung und Industrie 4.0 fehlen in keinem
       Tradition in Deutschland – erst kürzlich                                                   Tagungsprogramm zum Personalmanage-
       feierte das IfM Bonn sein 60-jähriges                                                      ment. In der Regel sind es Konzerne, die
       Bestehen. Welche Schwerpunkte prägen                                                       die Diskussion anführen: Sie flankieren
       aktuell die Mittelstandsforschung?                                                         technologische Innovationen mit HR-
       Jörn Hendrich Block: Das lässt sich nur                                                    Maßnahmen, um sicherzustellen, dass
       schwer zusammenfassen, da es ja „die“                                                      der Mensch der Technologie gewachsen
       Mittelstandsforschung so nicht gibt.                                                       bleibt. Können mittelständische Unter-
       Seit ihren Anfängen hat sich die Mit-                                                      nehmen in diesem Prozess Schritt halten?
       telstandsforschung sehr stark in Teil-                                                     Block: Die Frage ist ja nicht, ob sie es
       bereiche ausdifferenziert, wie KMUs,                                                       können. Sie müssen es. Andernfalls
       Start-ups, Entrepreneurship, Hidden                                                        werden sie mittel- bis langfristig vom
       Champions, Selbstständigkeit und Fa-                                                       Markt verschwinden beziehungsweise
       milienunternehmen. In jedem dieser                                                         an Bedeutung verlieren. Auch die ver-
       Teilgebiete gibt es wiederum eigene                                                        meintlich sicheren Nischen – Stichwort
       Schwerpunkte.                                                                              Hidden Champions – bieten da keinen
                                                      PROF. DR. JÖRN HENDRICH BLOCK ist
                                                                                                  Schutz. Die aktuell gute Konjunktur ist
                                                      Professor für Unternehmensführung und
       personalmagazin: Können Sie ein Beispiel                                                   für die Bewältigung eines solchen Wan-
                                                      Sprecher der Forschungsstelle Mittelstand
       herausgreifen?                                                                             dels leider nicht nur förderlich, viel-
                                                      der Universität Trier.
       Block: Im Bereich Familienunterneh-                                                        leicht sogar trügerisch. Ich beobachte,
       men, die ja einen Großteil des Mittel-                                                     dass viele Mittelständler aufgrund der
       stands in Deutschland ausmachen,                                                           aktuell guten Auftragslage sich mit dem
       gibt es aktuell viel Forschung rund um         Wandel umgehen und die Herausforde-         Thema Digitalisierung und Wandel der
       das Thema Innovation und Wandel in             rungen meistern – oder eben auch nicht.     Berufswelt noch nicht so intensiv befas-
       Familienunternehmen. Das Thema ist               Im Bereich Selbstständigkeit und En-      sen, wie sie es eigentlich müssten. Dazu
       aus praktischer wie aus wissenschaftli-        trepreneurship liegt ein Schwerpunkt der    kommt, dass bei einigen Mittelständlern
       cher Perspektive gleichermaßen span-           Forschung auf neuen Formen von Selbst-      das Thema Unternehmensnachfolge
       nend, da Familienunternehmen, wie              ständigkeit wie Teilzeitselbstständigkeit   noch im Raum steht und nicht geklärt
       andere Unternehmen auch, aufgrund              oder Social Entrepreneurship. Beide Phä-    ist. Das lähmt natürlich diese Unterneh-
       vielfältiger technologischer und gesell-       nomene gewinnen aufgrund einer verän-       men und verhindert im Einzelfall, dass
       schaftlicher Trends zum Wandel an-             derten Berufswelt und sich verändernden     die Herausforderungen rund um die von
       gehalten oder sogar gezwungen sind.            Berufs- und Lebenszielen – Stichwort        Ihnen angesprochenen Themen Digitali-
       Aus wissenschaftlicher Hinsicht ist es         Generation Y – vermehrt an Bedeutung        sierung und Industrie 4.0 beherzt ange-
       spannend zu sehen, wie Familienunter-          und lassen sich mit der Forschung zu        gangen werden.
       nehmen, die oft viel Wert auf Tradition,       „klassischem“ Unternehmertum bezie-            Generell bin ich aber zuversichtlich,
       Langfristigkeit und generationenüber-          hungsweise zur klassischen Vollzeit­        dass der Mittelstand die Situation des
       greifendes Handeln legen, mit diesem           selbstständigkeit nicht gut erklären.       technologischen Wandels und der Di-

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