Lernen, Entwicklung und Sozialisation - Eine Einführung - Dr. Julia Dietrich Dr. Julia Dietrich

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Lernen, Entwicklung und
Sozialisation – Eine Einführung

                                                       gänseblümchen / pixelio.de
Dr. Julia Dietrich

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Vorlesungsinhalte
Termin                          Thema
15.10.2018                      Überblick und Einführung in die Pädagogische Psychologie
22.10.2018                      Entwicklung – Fragen, Konzepte, Perspektiven
29.10.2018                      Entwicklung am Beispiel der Emotion
05.11.2018                      Entwicklung am Beispiel der Kognition
12.11.2018                      Lernen – Definitionen, Lerntheorien
26.11.2018                      Lernen und Wissenserwerb
03.12.2018                      Intelligenz, Vorwissen, Selbstregulation
10.12.2018                      Lernen – Motivation und Emotion
17.12.2018                      Lernschwierigkeiten – Diagnose und Förderung
07.01.2019                      Sozialisation – Definition und Theorien
14.01.2019                      Sozialisation in der Familie
21.01.2019                      Sozialisation in Peerkontexten
28.01.2019                      Sozialisation im Berufsleben
11.02.2019, 12:00 - 14:00 Uhr   Klausur (Helmholtzweg 5 - HS 4), Nachklausur 18.03.2019, 12:00 - 14:00 Uhr
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Rückblick: Lernen als Wissenserwerb

• Wissensarten: Deklaratives, prozedurales, meta-/metakognitives Wissen

• Wissensrepräsentationen: Speicherung des Wissens in Schemata

• Ablauf des Wissenserwerbs

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Überblick über den Themenkomplex Lernen

1.   Definitionen und Lerntheorien

2.   Lernen als Wissenserwerb

3.   Intelligenz, Vorwissen & Selbstregulation

4.   Lernen - Motivation & Emotion

5.   Lernschwierigkeiten

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Ziele heute

Sie kennen die Antworten auf folgende Fragen:

• Wie spielen Intelligenz und Wissen für den Lernerfolg zusammen?

• Was ist Selbstregulation? Wie beschreiben Phasenmodelle den
  selbstregulierten Lernprozess?

                                                                    AlexanderStein / pixabay.com

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Intelligenz und Vorwissen
Definitionen und Konzepte

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Intelligenz und Vorwissen: Definitionen

Intelligenz                                            Wissen
… ist, was der Intelligenztest misst. (Boring, 1923)   … ist ein relativ dauerhafter Inhalt des (Langzeit-)
                                                       Gedächtnisses, dessen Bedeutsamkeit durch
… ist die zusammengesetzte Fähigkeit des               soziale Übereinkunft festgelegt wird.
Individuums, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu       (Wild & Möller, 2015)
denken und sich mit seiner Umgebung
wirkungsvoll auseinander zu setzen.
(Wechsler, 1975)

… ist die Fähigkeit eines Menschen zur
Anpassung an neuartige Bedingungen und zur
Lösung neuer Probleme auf der Grundlage
vorangehender Erfahrungen im gesellschaftlichen
Kontext.                      (Wild & Möller, 2015)

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Struktur der Intelligenz
Generalfaktor (g-Faktor)
• Der Teil der Intelligenz, der allen geistigen
  Aufgaben gemeinsam ist.

Zwei Komponenten der Intelligenz
• Fluide Intelligenz, wissensfreie Mechanik
  (z.B. schlussfolgerndes Denken,
  Arbeitsgedächtnis).
• Kristalline Intelligenz, wissensbasierte
  Pragmatik (Kulturwissen)

Weitere Spezialfaktoren
• z.B. Sprachverständnis, Raumvorstellung,
  Wahrnehmungsgeschwindigkeit

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Intelligenz und Vorwissen: Erfassung der Intelligenz

Zahlreiche psychometrische Tests zur Erfassung der Intelligenz
z.B.
• HAWIK IV (Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Kinder)
• AID 3 (Adaptives Intelligenz Diagnostikum)
• CFT (Culture Fair Tests)
• KFT (Kognitiver Fähigkeitstest)
• CPM (Coloured Progressive Matrices), SPM (Standard Progressive
  Matrices)
     • Siehe Beispielaufgabe folgende Folie
• IQ: an Mittelwert und Standardabweichung einer repräsentativen
  Bezugsgruppe standardisierter Wert

                                                               Dr. Julia Dietrich
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Beispielaufgabe
(Progressive Matrices)
• Finden Sie die Regel
  heraus, mit der die
  Objekte in der Matrix
  angeordnet sind und
• Wählen Sie
  dementsprechend die
  richtige Lösung aus
  den vorgegebenen
  Möglichkeiten aus.

 Lösung für Aufgabe A?
  http://pingo.upb.de/
Zugangsnummer: 801515
Intelligenz, Vorwissen und
Lernerfolg

                             Dr. Julia Dietrich
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Intelligenz, Vorwissen und Lernerfolg

Intelligenz und Schulleistung bzw. berufliche Leistungen

• Hohe Korrelationen zwischen Intelligenztestwerten und Indikatoren des schulischen Erfolgs (r = .50)
     • Das bedeutet, IQ-Werte leisten einen substanziellen Beitrag zur Vorhersage des Schul- und
        Ausbildungserfolges.
• Ähnlich der Zusammenhang zwischen Intelligenz und Berufsleistungskriterien.
     • Intelligenz ist einer der besten Prädiktoren für Berufserfolg.

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Intelligenz, Vorwissen und Lernerfolg

Intelligenz vs. Vorwissen: Was trägt mehr                                        25
                                                                                                          Intelligenz
zum Lernerfolg bei?
                                                                                                          Vorwissen
• Intelligenz stellt eine Voraussetzung für den                                  20

                                                      Anteil erklärter Varianz
  Wissenserwerb dar, eine gewisse Vorwissens-

                                                          am Lernerfolg
  expertise ist jedoch für die weiteren                                          15
  Leistungen bedeutsamer.
     • Stützt das Konzept des kumulativen Lernens.                               10
       Es ist wichtig, Wissenslücken rechtzeitig zu
       schließen.
                                                                                  5
• Intelligenzbedingte Leistungsunterschiede von
  Lernern können durch ein differenziertes
  bereichsspezifisches Wissen kompensiert                                         0
                                                                                      Studierende und   Grundschüler
  werden.                                                                              Gymnasiasten

                                                                                                           Dr. Julia Dietrich
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Intelligenz, Vorwissen und Lernerfolg

Bedeutung des Vorwissens: Novizen und Experten
• Fähigkeit von Experten, Informationen aus ihrer Domäne
  sehr gut und schnell zu erinnern.
• Beispiel Schach:
     • Schachmeister/in kann eine Schachposition, die
        er/sie nur für wenige Sekunden gesehen hat, meist
        perfekt aus dem Gedächtnis rekonstruieren.
     • Anfänger kann sich nur an wenige Figuren erinnern.
• Experten können in der präsentierten Information sehr
  schnell bedeutsame Muster erkennen, die in Bezug zu
  schon vorhandenem Wissen stehen.
     • Zusammenspiel von Gedächtnis, Wissen und
        Erfahrung.

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Fertigkeiten
Intelligenz, Vorwissen und Lernerfolg

Franz Weinert: Intelligentes Wissen
• Annahme: Erworbenes Wissen als bedeutsamste Voraussetzung des Erwerbs           Kenntnisse
  neuen Wissens.
      • Je mehr Anknüpfungspunkte sich im vorhandenen Wissen finden, umso
         leichter kann neuer Lernstoff in bedeutungsvoller Weise in die
         vorhandenen Strukturen integriert werden.                                      Sprache
• Hohe Intelligenz ist nur von Vorteil, wenn sie in bereichsspezifisches Wissen
  umgesetzt wird.
      • Mangelnde Intelligenz kann durch Wissen kompensiert werden.                   Mathematik
      • Fehlendes Wissen aber nicht durch hohe Intelligenz.
• Intelligentes Wissen = wohlorganisiertes, disziplinär, interdisziplinär und
  lebenspraktisch vernetztes System von flexibel nutzbaren Fähigkeiten,            Anwendung
  Fertigkeiten, Kenntnissen und metakognitiven Kompetenzen.                           sprisi / pixelio.de

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Intelligenz, Vorwissen und Lernerfolg

Robert Sternberg: Erfolgsintelligenz

• Annahme: Kognitive (analytische) Intelligenz allein ist nicht
  ausreichend, um Erfolg im Leben zu haben und alltägliche
  Herausforderungen effektiv zu meistern.
• Erfolgsintelligenz umfasst erfahrungsbezogene/kreative
  Intelligenz (neue Ideen haben), analytische Intelligenz (IQ),
  praktische Intelligenz (mit realen Problemen erfolgreich
  umgehen).
      • Praktisches Wissen als erfahrungsabhängiges, an
         einen bestimmten Kontext gebundenes prozedurales
         Wissen.                                                  https://youtu.be/ow05B4bjGWQ?t=1m46s

                                                                                            Dr. Julia Dietrich
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Selbstreguliertes Lernen
Definitionen und Konzepte

                            Dr. Julia Dietrich
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Selbstreguliertes Lernen: Definition

Lernende, die ihr eigenes Lernen regulieren,
sind in der Lage, …
• sich selbständig Lernziele zu setzen,
• dem Inhalt und Ziel angemessene Techniken und
  Strategien auszuwählen und sie auch
  einzusetzen.
• Sie halten ihre Motivation aufrecht,
• bewerten die Zielerreichung während und nach
  Abschluss des Lernprozesses und
• korrigieren - wenn notwendig - die Lernstrategie.
(Artelt, Demmrich & Baumert, 2001)

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Selbstreguliertes Lernen: Komponenten

                                                               2. Motivationale Komponenten
                                                              = Aktivitäten zur Initiierung und zum
                                                                  Aufrechterhalten von Lernen;
     1. Kognitive Komponenten                                    handlungsfördernde Ursachen-
         = Anwendung von Lern-/                                  zuschreibung von Erfolgen und
       Informationsverarbeitungs-                             Misserfolgen; hohe Erfolgserwartung
     strategien; konzeptionelles und
          strategisches Wissen

                                       3. Metakognitive Komponenten
                                      = Kontrollstrategien (Planung,
                                    Selbstbeobachtung, Reflexion und
                                         adaptive Anpassung des
                                   Lernverhaltens in Bezug auf Lernziel)

                                                                                                      Dr. Julia Dietrich
                                                                                                                25 / 34
Rückgriff: Entwicklung von Gedächtnisstrategien                      Elaboration beim Lernen
                                                                     von Wortpaaren:
Gedächtnisstrategien = kognitive Lernstrategien
                                                                     z.B. „roof“ (engl. Dach) =
Wiederholen                                                          Ruf (bildliche Vorstellung:
• „Ich lerne Regeln, Fachbegriffe oder Formeln auswendig.“           Gesicht mit Sprechblase, in
Organisieren                                                         der ein Dach zu sehen ist.)
= Beziehungen zwischen den gelernten Informationen herstellen; die
Informationen strukturieren.
• „Ich stelle wichtige Fachausdrücke und Definitionen in eigenen
  Listen zusammen.“
Elaborieren
= Die sich zu merkende Information bearbeiten und mit dem
bestehenden Wissen verknüpfen.
• „Zu neuen Konzepten stelle ich mir praktische Anwendungen vor.“
Items aus LIST Fragebogen (Lernstrategien im Studium)                          Rainer Sturm / pixelio.de

                                                                                                           26 / 34
Selbstreguliertes Lernen:
Erfassung von Selbstregulation

Bsp. Lerntagebuch

Vor dem Lernen (am Morgen)
• Was sind Ihre Lernziele für heute?
• Welche Strategien möchten Sie anwenden, um diese Ziele zu erreichen?

Nach dem Lernen (am Abend)
• Wie sehr haben Sie Ihre Lernziele erreicht?
• Welche Schwierigkeiten hatten Sie dabei?
• Was möchten Sie morgen verändern?

                                                                         Dr. Julia Dietrich
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Selbstregulation
Theorien

                   Dr. Julia Dietrich
                             28 / 34
Selbstregulationstheorien: Prozessorientierte Modelle

Selbstregulation als Prozess, Gliederung in verschiedene Etappen
• Zyklische Phasen der Selbstregulation (B. Zimmerman)
                                                                   Siehe Lernvideo!

                                                                          Dr. Julia Dietrich
                                                                                    30 / 34
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Bernhard Schmitz: Prozessmodell der Selbstregulation
1. Präaktionale Phase          2. Aktionale Phase             3. Postaktionale Phase
• Ziele definieren.            • Die ausgewählten             • Einschätzung der
• Strategien zur Umsetzung       Strategien umsetzen              Handlungsergebnisse
  der Ziele auswählen.         • Volition (Wille) einsetzen       (Bewertung der erbrachten
• Entsprechende Handlungen       (Aufrechterhaltung und           Leistung und Abgleich mit
  planen.                        Optimierung der                  dem Ziel, Reflexion über
• Sich für das Lernen            Handlungsausführung)             Ergebnisursachen und
  motivieren (selbst-          • Das Handeln überwachen           Handlungsverlauf)
  motivierende                   und kontrollieren            • Schlussfolgerungen für
  Überzeugungen)                 (Selbstbeobachtung).             zukünftiges Handeln
                                                                  (Vorsätze)
       = vor dem Lernen          = während des Lernens              = nach dem Lernen

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                                                                                           31 / 34
Ziele für heute waren

Sie kennen die Antworten auf folgende Fragen:

• Wie spielen Intelligenz und Wissen für den Lernerfolg zusammen?

• Was ist Selbstregulation? Wie beschreiben Phasenmodelle den
  selbstregulierten Lernprozess?

                                                                    AlexanderStein / pixabay.com

                                                                                       Dr. Julia Dietrich
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Literatur
Wild, E. & Möller, J. (Hrsg.) (2015). Pädagogische Psychologie (S. 25-43, 45-65).
Heidelberg: Springer.

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                                                                                              34 / 34
Bis zum nächsten Mal!

In der nächsten Sitzung geht es um

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„Lernen – Motivation und Emotion“.

                                     Dr. Julia Dietrich
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