Landschaft 2020 Erläuterungen und Programm Synthese zum Leitbild des BUWAL für Natur und Landschaft - BAFU
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Landschaft 2020 Erläuterungen und Programm Synthese zum Leitbild des BUWAL für Natur und Landschaft Im Rahmen des Projektes «Landschaft 2020» sind ausserdem entstanden: BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT 2003: Landschaft 2020 – Leitbild. Bern. STREMLOW, M.; ISELIN, G.; KIENAST, F.; KLÄY, P.; MAIBACH, M. 2003: Landschaft 2020 – Analysen und Trends. Grundlagen zum Leitbild des BUWAL für Natur und Landschaft. BUWAL Schriftenreihe Umwelt 352. Bern.
Impressum Herausgeber Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), CH-3003 Bern, www.umwelt-schweiz.ch Das BUWAL ist ein Amt des Eidg. Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Projektteam BUWAL Gilbert Thélin (Projektleiter), Pia Kläy, Meinrad Küttel, Benoît Magnin, Heinz Pfister, Andreas Stalder, Matthias Stremlow Expertenbeirat Jocelyn Bottinelli, Bundesamt für Kultur BAK; Paul Imbeck, Kantonsbeauftragter Natur und Landschaft KBNL (Kt. BL); Philippe Jacot-Descombes, Kantonsbeauftragter Natur und Landschaft KBNL (Kt. NE); Felix Kienast, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL; Raimund Rodewald, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL; Otto Sieber, Pro Natura; Willi Zimmermann, Eidg. Natur- und Heimatschutzkommission ENHK Redaktion Matthias Stremlow und Heinz Pfister Grafik Hanspeter Hauser, AVD, Bern Zitierung BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFT 2003: Landschaft 2020 – Erläuterungen und Programm. Synthese zum Leitbild des BUWAL für Natur und Landschaft. Bern. Bezug BUWAL, Dokumentation, CH-3003 Bern Fax +41(0)31 324 02 16, E-Mail docu@buwal.admin.ch Internet: www.buwalshop.ch Bestellnummer DIV-8408-D Preis CHF 25.– (inkl. MWSt.) Diese Publikation ist auch in französischer Sprache erhältlich. © BUWAL, Bern, 2003 Internet www.umwelt-schweiz.ch > fachgebiete > Landschaft > Landschaft 2020 11.03 1000 104330
Landschaft 2020 – Erläuterungen und Programm Synthese zum Leitbild des BUWAL für Natur und Landschaft
2 Vorwort 3 Vorwort Attraktive und schöne Landschaften und eine intakte Natur sind Vorausset- zungen für eine gute Lebensqualität und für einen langfristigen Wohlstand. Einwohnerinnen und Einwohner wie auch Gäste der Schweiz wünschen sich einen gesunden Lebensraum, frische Luft und Ruhe sowie charakteristische Landschaften, in denen es ihnen wohl ist und wo sie sich zuhause fühlen. Die Globalisierung, die Liberalisierung und die weitere Technisierung be- einflussen die zukünftige Landschaftsentwicklung wesentlich. Auch die Wahrnehmung der biologischen und landschaftlichen Vielfalt verändern sich auf Grund des steten kulturellen Wandels unserer Gesellschaft. Es ist eine vordringliche Aufgabe, die natürlichen Lebensgrundlagen unter diesen sich verändernden Bedingungen auch für künftige Generationen zu erhalten, damit diese ihre Ansprüche an die Landschaft ebenfalls befriedigen können. Vielfältige, lebendige Landschaften zu erhalten und angemessen weiter zu entwickeln, bedingt, dass wir uns alle mit den landschaftlichen Qualitäten und Veränderungen auseinander setzen. Wie sieht die Landschaft aus, in der wir gerne leben? Wie können wir die biologische Vielfalt erhalten? Wie kann die Entwicklung gemeinsam gestaltet werden, dass unsere biologischen und landschaftlichen Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen auch kommenden Gene- rationen in ausreichendem Mass und hoher Qualität zur Verfügung stehen? «Landschaft 2020 – Erläuterungen und Programm» ist ein Strategiepapier des BUWAL und skizziert eine Landschaftsvision für das Jahr 2020. Die Fachstelle des Bundes für Natur und Landschaft zeigt auf, welchen Beitrag sie mit einer aktiven Natur- und Landschaftspolitik zur nachhaltigen Entwicklung leisten will. Mit dem vorliegenden Programm trägt das BUWAL zu einer Schweiz bei, die auch für künftige Generationen lebenswert bleibt. Philippe Roch Direktor
4 Inhalt 5 Inhalt Vorwort 3 5.4 Aktionsfeld 4: Arten und Lebensräume 55 Inhaltsverzeichnis 4 5.4.1 Zeugen der Erdgeschichte (Geotope) 56 1 Einleitung 7 5.4.2 Organisation und Prioritätensetzung im Artenschutz 57 1.1 Ausgangslage 7 5.4.3 Biotopschutz 58 1.2 Ziel und Zweck 8 5.4.4 Wertvolle Landschaften 59 1.3 Stellenwert 9 5.4.5 Naturnahe Lebensräume in Siedlungsgebieten 60 1.4 Verhältnis von «Landschaft 2020» zum Landschaftskonzept Schweiz 10 5.4.6 Nationales ökologisches Netzwerk (REN) 61 2 Landschaft im Spannungsverhältnis von Mensch und Natur 11 5.4.7 Durchlässigkeit von Verkehrsinfrastrukturen 62 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends 13 5.5 Aktionsfeld 5: Der Mensch in der Landschaft: Wahrnehmung und Erlebnis 65 3.1 Siedlungstätigkeit 15 5.5.1 Wahrnehmung und Erlebnis von Natur und Landschaft 66 3.2 Landwirtschaft 16 5.5.2 Landschaftsgestaltung und Projekte in der Landschaft 67 3.3 Wald und Forstwirtschaft 18 5.5.3 Gebaute Elemente der Kulturlandschaft 68 3.4 Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz 19 5.5.4 Lebensqualität in der Wohnumgebung 69 3.5 Verkehr 20 5.6 Aktionsfeld 6: Partizipation 71 3.6 Erholung und Tourismus 21 5.6.1 Sensibilisierung und Information der Bevölkerung 72 3.7 Landschaftsrelevante Trends im Überblick 22 5.6.2 Partizipative Planungsinstrumente und Kooperationen 73 4 Landschaft und nachhaltige Entwicklung 24 5.7 Aktionsfeld 7: Wirtschaftliche Instrumente und Ressourcenverbrauch 75 4.1 Zielsetzung «nachhaltige Entwicklung» 25 5.7.1 Öffentliche Gelder 76 4.2 Landschaft und nachhaltiges gesellschaftliches Handeln 26 5.7.2 Institutionelle Regime für die Nutzung der natürlichen Ressourcen 78 4.3 Vision Landschaft 2020 28 5.7.3 Handelbare Zertifikate und Kontingente 79 5 Programm 30 5.7.4 Labels im Bereich Natur und Landschaft 80 5.1 Aktionsfeld 1: Landschaft und Landnutzung 33 5.7.5 Rohstoffe und Energien 81 5.1.1 Landschaftsmanagement für Flur und Wald 34 5.7.6 Nachhaltige Ressourcennutzung und internationale Verantwortung 82 5.1.2 Naturnaher Waldbau und Waldreservate 36 5.8 Aktionsfeld 8: Früherkennung und Forschung 85 5.1.3 Landschaftsmanagement in der Land- und Alpwirtschaft 38 5.8.1 Früherkennung, Monitoring und Erfolgskontrolle 86 5.1.4 Ökologischer Ausgleich in der Landwirtschaft 40 5.8.2 Angewandte Forschung im Bereich Natur und Landschaft 87 5.2 Aktionsfeld 2: Landschaft und Raumordnungspolitik 43 5.8.3 Bildung 88 5.2.1 Verstärkte Zusammenarbeit in der Raumordnungspolitik 44 6 Bibliographie 89 5.2.2 Landschaftsaspekte und Agglomerationen 46 7 Anhang 92 5.2.3 Konzept für Landschaft, Sport und Tourismus 47 7.1 Verknüpfung LKS und «Landschaft 2020» 92 5.3 Aktionsfeld 3: Landschaft und Gewässer 49 7.2 Übersicht Kriterien und Indikatoren Nachhaltigkeit und Landschaft 93 5.3.1 Raum für Fliessgewässer 50 7.3 Bildnachweis 95 5.3.2 Gewässerregime 52 7.4 Abbildungsverzeichnis 96 5.3.3 Gewässer als Elemente der Kulturlandschaft 53
6 1 Einleitung 7 1 Einleitung 1.1 Ausgangslage Der menschliche Einfluss auf die Landschaftsentwicklung hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die dichte Besiedlung und Nutzung des Landes bewirken eine Überlagerung mehrerer, oft gegenläufiger Ansprüche auf den gleichen Flächen. Dadurch gehen weiterhin Natur- und Kulturwerte in der Landschaft verloren (ARE/BUWAL 2001). Diese Entwicklung wird noch verstärkt, da in zahlreichen Bereichen Normen und Verhaltensweisen bestehen, die sich auf Natur und Landschaft nachteilig auswirken. Bei politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen werden trotz gleichrangiger Rechtsgrundlagen Natur- und Landschaftsaspekte oft zu spät einbezogen und ungenügend gewichtet. Die Überprüfung des ökologischen Zustandes lässt einen nach wie vor bestehenden Druck und zunehmende Defizite der biologischen und landschaftlichen Vielfalt erkennen. Zu diesen Ergebnissen kommen spezifische Erfolgskontrollen, erste Auswertungen von Monitoringprogrammen und die Evaluation durch die OECD (1999). Neue Leitbilder und Strategien raumwirksamer Politikbereiche wie Landwirtschaft und Verkehr werden zunehmend inter- disziplinär aufgebaut. Das BUWAL als Bundesfachstelle Natur und Landschaft leistet mit «Landschaft 2020 – Erläuterungen und Programm» einen konkreten Beitrag aus seiner Sektoral- politik. Der vorliegende Bericht wurde zusammen mit Experten erarbeitet. In den ersten vier Kapiteln wird die Landschafts- entwicklung bis ins Jahr 2020 skizziert und Qualitätsziele aus Sicht der Fachstelle Natur und Landschaft des Bundes formu- liert. Im Programm (Kap. 5) wird dargelegt, wie diese Ziele mit den Möglichkeiten und Instrumenten des BUWAL erreicht oder unterstützt werden sollen. Welche Landschaften wünschen sich Bewohnerinnen und Bewohner?
8 1 Einleitung 9 1.2 Ziel und Zweck Das Strategiepapier ist Teil eines hierarchisch strukturierten Europäische Landschaftskonvention Zielsystems des Natur- und Landschaftsschutzes auf Bundes- Artikel 1 – Begriffsbestimmungen Der Bundesrat strebt eine nachhaltige Entwicklung der Schweiz und eine ef- ebene. Es leitet sich von den gesetzlichen Vorgaben, den 16 Im Sinne dieses Übereinkommens bedeutet «Landschaft»: fiziente, leistungsfähige Bundespolitik für Natur und Landschaft an. Mit dem allgemeinen Zielen des Landschaftskonzeptes Schweiz LKS ein Gebiet, wie es vom Menschen wahrgenommen Landschaftskonzept Schweiz LKS sind im Dezember 1997 die Zielsetzungen und der Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung wird, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und «Natur und Landschaft» vom Bundesrat verabschiedet worden. ab (Art. 73 Bundesverfassung). Die bisherigen Strategien Wechselwirkung von natürlichen und/oder menschlichen des Natur- und Landschaftsschutzes werden ergänzt. Das Faktoren ist. Grundlage dieser Zielsetzung ist der Landschaftsbegriff des Programm operationalisiert die LKS-Ziele für die Entwicklung Europarates (2000) sowie des Landschaftskonzeptes Schweiz einer aktiven Bundespolitik für Natur und Landschaft. Die (BUWAL ET AL. 1998). «Landschaft 2020 – Erläuterungen und neu zu verfolgenden Strategien finden in Qualitätszielen und Programm» basiert zudem auf den Grundsätzen der Nachhal- Programm (Kap. 4 und 5) ihren Ausdruck. Diese N+L-Politik tigen Entwicklung des Departementes für Umwelt, Verkehr, basiert auf einem umfassenden Landschaftsverständnis, das Energie und Kommunikation (UVEK 2001). Dabei werden neben den landschaftsökologischen Themen ebenso kul- die allgemeinen Ziele einer nachhaltigen Entwicklung für turelle Aspekte wie auch die Bedürfnisse der Bevölkerung die Landschaft konkretisiert, wobei naturwissenschaftliche, beispielsweise nach Erholung und Heimat (Kap. 2) berück- kulturelle, soziale und wirtschaftliche Zugänge berücksichtigt sichtigt. werden. Qualitätsziele und Programm ermöglichen eine nachvoll- Landschaft ist nicht nur eine Fülle räumlicher Einzelelemente ziehbare und kohärente Positionierung der Bundesfachstelle und Prozesse, sondern auch Ergebnis unserer Gefühle und für Natur und Landschaft. Sie dienen zudem als Entschei- Werthaltungen. dungshilfe und Bezugspunkte bei der Beurteilung von land- Landschaft ist nicht nur eine Fülle schaftswirksamen Entwicklungen, Projekten und Nutzungen. räumlicher Einzelelemente und Prozesse, Der Mensch ist sowohl Teil des Ökosystems als auch Kultur- sondern auch Ergebnis unserer Gefühle wesen. In Ergänzung des Arten- und Biotopschutzes sowie der Raumplanung Die nachhaltige Entwicklung wird immer häufiger auch als und Werthaltungen konzentriert sich der Landschaftsschutz deshalb auf die gesellschaftliche gesellschaftlicher Lern- und Gestaltungsprozess verstanden. Verantwortung für vielfältige und ökologisch wertvolle Lebensräume für den In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Leitvorstellungen Menschen – in Respekt vor dem Gewachsenen und vor der Schöpfung (vgl. offen zu legen und in Bezug zu den Interessen unterschied- Präambel der Bundesverfassung). Ziel ist es, den Lebensraum heute und in licher gesellschaftlicher Gruppen zu setzen. Nur so können Zukunft so zu erhalten, dass sich der Mensch und 45'000 die wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimension der Tier- und Pflanzenarten wohl fühlen und angemessen ent- Nachhaltigkeit umfassend berücksichtigt werden – unter falten können. Einbezug der Beteiligten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Der Natur- und Landschaftsschutz gestaltet aktiv Wissenschaft (Kap. 4). die Zukunft, ohne das «Woher» zu vergessen In «Landschaft 2020 – Erläuterungen und Programm» legt das BUWAL dar, - wie aus seiner Sicht die Landschaftsentwicklung der näch- sten Jahre mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung 1.3 Stellenwert in der Schweiz verknüpft werden kann (Kap. 1-4); Der vorliegende Bericht ist Erläuterung und Programm für das Leitbild «Land- - mit welchen Instrumenten und Massnahmen diese Ziele schaft 2020» (BUWAL 2003a). Er ist unter der Federführung der Abteilungen prioritär erreicht werden sollen (Programm, Kap. 5). Natur und Landschaft des BUWAL entstanden. Die Aspekte Wald und Gewäs- Gleichzeitig dient der vorliegende Bericht dazu, Betroffene ser wurden amtsintern zusammen mit den entsprechenden Fachabteilungen und Interessierte zu informieren sowie Spielräume für positive erarbeitet. Spezielle Sachfragen insbesondere des städtischen und stadtnahen Landschaft ist Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen Entwicklungen in Natur und Landschaft zu nutzen. Raums wurden mit dem Bundesamt für Raumentwicklung ARE koordiniert. In
10 2 Landschaft im Spannungsverhältnis von Mensch und Natur 11 2 Landschaft im Spannungsverhältnis von Mensch und Natur der Projektbegleitung waren Experten aus Verwaltung, Forschung und Umwelt- Landschaft ist in einem doppelten Sinn Kulturprodukt. Sie ist einerseits Landschaft ist in der Wechselwirkung von verbänden beteiligt: - Bundesstellen: BAK; ENHK Ergebnis menschlicher Gestaltung, entstanden im Zusammenwirken von Mensch und Natur... - kantonale Fachstellen: KBNL natürlichen Prozessen und menschlicher Nutzung. Andererseits ist Land- ...Lebensraum - Forschung: ETH Zürich; WSL schaft in einer ästhetischen Sichtweise das Ergebnis von Wahrnehmung. ...Naturraum - NGO: Pro Natura; SL Es gibt keine Landschaft ohne Betrachtende. Dabei prägen sowohl die ...Kulturraum menschlichen Stimmungen als auch die kulturellen Werturteile die Art ...Wirtschaftsraum In Kapitel 4 wird eine Landschaftsvision skizziert, die sich an den Zielsetzungen ...Erlebnisraum und Weise, wie wir Landschaften erleben und als innere Bilder speichern. einer nachhaltigen Entwicklung in der Schweiz orientiert. Strategien zu ihrer ...Produkt unserer Wahrnehmung Auf Grund dieser engen Wechselwirkung von Mensch und Natur umfasst Umsetzung sind in Kapitel 5 ausgeführt. Damit wird die Umsetzung des Land- und Bewertung das Engagement für wohltuende, lebendige Landschaften sowohl das ...Identifikationsraum schaftskonzeptes Schweiz (LKS), insbesondere des Politikbereichs 7 «Natur-, körperliche als auch das geistige Wohlbefinden. ...Zeugin der Erdgeschichte Landschafts- und Heimatschutz» (vgl. Kap. 1.4), konkretisiert und gefördert. ...Gemeineigentum In unserer Landschaftswahrnehmung und -bewertung reagieren wir nicht Das vorliegende Strategiepapier dient dem BUWAL als fachliche Grundlage für ...International nur als Individuen, sondern sind von unserer Zeit und Kultur geprägt. So seine Entscheidfindungen und für seine Zusammenarbeit mit den raumwirksa- (BUWAL 1998: 8ff.) unterscheiden sich beispielsweise in der Kunst die romantischen Land- men Sektoralpolitiken. schaftsbilder deutlich von den Gemälden der Impressionisten oder von Die Orientierung an den Qualitätszielen und die Umsetzung des Programms der zeitgenössischen «land art» und Videokunst (BUWAL 2001). Diese kulturel- erfolgen durch das BUWAL. Dabei sollen die mit dem Landschaftskonzept le Verankerung zeigt sich auch im Begriff «Landschaft» selber: «Landschaft», Schweiz geknüpften Partnerschaften mit allen an der Landschaft Interessierten «paysage» oder «landscape» bedeuten nicht das selbe (ROHNER/STUBER/HAUSER- fortgeführt und vertieft werden. STROZZI 2000). Landschaften, die unsere verstandes- und gefühlsmässigen sowie sozialen Bedürfnissen erfüllen, zeichnen sich durch Wiedererkennbarkeit und durch Ge- 1.4 Verhältnis des Konzeptes «Landschaft 2020» staltungsfreiräume aus. Sie entsprechen unseren gegensätzlichen Wünschen zum Landschaftskonzept Schweiz - nach Vertrautheit, Beständigkeit und Sicherheit; Mit dem Landschaftskonzept Schweiz (LKS) hat der Bundes- - nach Veränderung, also nach Freiräumen für unsere Neu- rat im Dezember 1997 die Ziele der Bundespolitik «Natur und gier und unseren Gestaltungswillen. ������� ���� Landschaft» für die direkt auf die Landschaft einwirkenden Das Landschaftserlebnis geht aber über das reine Naturerleb- �������� ���� �� �� � � Politikbereiche festgelegt. �� �� nis hinaus. Zu einer Umgebung, in der wir uns wohl fühlen, ��� �� �� ��� �� ��� ��� ��� ��� ��� ��� �� ���� ��� Gleichzeitig wurden im LKS Massnahmen zur Umsetzung gehören gute zwischenmenschliche Beziehungen und eine �� �� ����� ����� ��� ���� sozial anregende Umwelt. Landschaft wird damit zu einem ������������ ��� �������� ����� dieser behördenverbindlichen Ziele formuliert. Die zuständi- ������ ��� Raum, in dem wir physische und soziale Grundbedürfnisse ��� � ��� ��� gen Bundesstellen sind aufgefordert, die vorgesehenen Mass- � ��� �� �� ���� � � � � �� �� nahmen im Rahmen ihrer Prioritätensetzung sowie ihrer erfüllen. �� ��� ����� �� � ���� finanziellen und personellen Möglichkeiten zu realisieren. ���� Natur- und Landschaftserfahrungen sind deshalb immer auch Die in den Kompetenzbereich des BUWAL fallenden LKS-Mass- Kulturerfahrungen. Es wandelt sich nicht nur die Umgebung nahmen von Kapitel 7 «Natur-, Landschafts- und Heimat- auf Grund natürlicher Prozesse und menschlicher Gestal- Das Landschaftskonzept Schweiz: schutz» werden zum Teil direkt umgesetzt. Zu einem anderen tung, sondern auch unsere Wahrnehmung und Bewertung partnerschaftlicher Dialog zwischen den raumprägenden Politikbereichen des Bundes Teil müssen aber vorgängig die zugehörigen langfristigen Leitvorstellungen ent- von Landschaften selbst. Ein zukunftsgerichteter Natur- und wickelt oder die Massnahmen konkretisiert werden. Entsprechend dienen die Landschaftsschutz fragt deshalb nach den Veränderungen in Landschaft ist mehr als ihre einzelnen Ergebnisse des Projektes «Landschaft 2020» der Umsetzung des LKS-Zieles so- der Landschaft sowie in der menschlichen Wahrnehmung objektiven Gegenstände. Landschaft erschliesst wie der Konkretisierung und Realisierung seiner Massnahmen (vgl. Kap. 7.1). und Bewertung. Damit erhalten die Ansprüche an die Land- sich erst durch unsere innere Beteiligung
12 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends 13 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends schaft einen hohen Stellenwert (vgl. MEIER/BUCHECKER 2001). Tiefgreifende ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen Die Ausführungen zur Wechselwirkung von Natur und haben die Schweizer Landschaften in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts Mensch im Begriff der Landschaft verdeutlichen, dass Land- grundlegender geprägt als je zuvor. Motoren dieser Veränderungen waren das schaften öffentliche Güter sind. Entsprechend werden mit Bevölkerungswachstum und das ausgeprägte wirtschaftliche Wachstum, das Landschaften öffentliche Interessen verbunden. Wohltuende mit dem materiellen Wohlstand auch einen neuen Umgang mit der Landschaft Lebens- und Erholungsräume oder die Wiedererkennbarkeit gebracht hat. Siedlungstätigkeit, Land- und Waldwirtschaft, Wasserwirtschaft von Landschaften auch über grössere Zeitabschnitte können und Hochwasserschutz sowie Verkehr, Erholung und Tourismus haben Natur solche öffentlichen Interessen sein. und Landschaft unter Druck gesetzt (ARE/BUWAL 2001; STREMLOW ET AL. 2003). Der kaum je Aufsehen erregende Verlust an Vielfalt bezieht sich sowohl auf die Schliesslich kommt der Landschaft unabhängig von ihrer Be- Landschaftsveränderung durch technische Eingriffe, wie auch auf die Intensität deutung für den Menschen ein Selbstwert zu. Dieser ergibt der Nutzungen und die Qualität der Lebensräume. sich nicht zuletzt auf Grund der Jahrmillionen dauernden natürlichen Entwicklung der Erde. Den Selbstwert der Land- Weite Teile des Landes waren noch vor wenigen Jahrzehnten schaft einordnen und bemessen zu wollen, führt zu Fragen kleinräumig und vielfältig strukturiert. Die Erschliessung, Be- unserer Ethik und unseres moralisch begründeten Verhaltens. siedlung und Bewirtschaftung war den Geländeverhältnissen Die sich ergebenden Antworten mahnen uns zu Bescheiden- angepasst. Innerhalb von nur zwei Generationen haben sich heit und Respekt. die technischen Möglichkeiten vervielfacht und damit auch die Möglichkeiten der Gestaltung und Nutzung der Land- Auf Grund der engen Wechselwirkung zwischen Mensch schaft (Abb. 1). Ortsbilder und geschichtliche Stätten kamen und Landschaft wird im Projekt «Landschaft 2020» folgen- unter Druck. Neue Siedlungen und Infrastrukturen dehnten den Aspekten erhöhte Beachtung geschenkt: In unserer Wahrnehmung gliedern wir die Umgebung sich aus und verdrängten alte Bauten und Strukturen. Auch in Bedeutungs- und Sinneinheiten, die wir gefühls- - dem Landschafts- und Wahrnehmungswandel; ausserhalb des Siedlungsgebietes wurde die Landschaft den und verstandesmässig zu erfassen vermögen - dem landschaftlichen Erleben; neuen Gegebenheiten und Bedürfnissen angepasst. Vieler- - der räumlichen Identifikation; orts wurde sie ausgeräumt und geometrisiert. Dadurch - den Bedürfnissen an Landschaften; werden sich die einzelnen Regionen ähnlicher. Sie verlieren - der Partizipation bei landschaftswirksamen Entscheiden. gleichzeitig Teile ihrer Charakteristik und landschaftlichen Identität. Der landschaftliche Verlust an Natur- und Kulturwerten ist trotz verbesserter gesetzlicher Grundlagen (z.B. NHG, GschG, WaG, RPG) und gemeinsamer Anstrengungen im Vollzug nicht abgeschlossen. Die Landschaft ist weiterhin unter Druck, wie die neuesten Daten der Landschaftsbeobachtung eindrücklich belegen (ARE/BUWAL 2001). Und welche Resul- tate werden zukünftige Beobachtungen liefern? Landschaftswandel zwischen 1971 und Wer in die Landschaftsentwicklung steuernd eingreifen will, 1993 in Münchenbuchsee (BE) muss die landschaftsrelevanten Trends kennen. Diese wurden im Rahmen des Projektes «Landschaft 2020» analysiert (MAIBACH/GEHRIG 2001a; STREMLOW ET AL. 2003). Die wichtigsten Trends der kommenden Jahre sind die Globalisierung und die Liberalisierung der traditionellen Infrastrukturbereiche. Mit dieser Entwicklung
14 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends 15 ist die Gefahr verbunden, dass den öffentlichen Interessen an der Landschaft 3.1 Siedlungstätigkeit ungenügend Rechnung getragen wird. Diese Gefahr besteht insbesondere dort, wo die Umsetzung mit einer Interessenabwägung oder der Interpretation Die Siedlungstätigkeit hat in den letzten 50 Jahren wie kaum unbestimmter Rechtsbegriffe verbunden ist. ein anderer Faktor die Landschaft verändert. Angesichts der Die heute vorhandenen Leitbilder der raumrelevanten Politikbereiche haben enormen Bautätigkeit in den 1960er und 1970er Jahren diese Herausforderung grundsätzlich erkannt. Ob es aber gelingt, die in den wurden raumplanerische Massnahmen ergriffen, die heute Leitbildern formulierten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist vor allem eine lenkende Wirkung zeigen. Frage der Gewichtung zwischen Entwicklungs- und Schutzinteressen. Bis 2020 werden durch Ausdehnung der Siedlungen wei- Die Trends in den wichtigen landschaftsprägenden Nutzungen werden in den terhin unbebaute Flächen verbaut werden (Abb. 2). Die folgenden Kapiteln skizziert. Zeitlicher Horizont ist das Jahr 2020. Zuwachsraten bleiben insgesamt konstant (Durchschnitt der letzten Jahre 2'100 ha/Jahr). In gewissen Landschaftstypen nehmen sie ab. Abb. 2: Entwicklung der Siedlungsfläche (Quelle: BRP/BUWAL 1991, 1994; ARE/BUWAL 2001) Neue Einzonungen werden bei unverändertem Standortwettbewerb unter den Gemeinden unumgänglich sein. Rund 40 Prozent der Bauzonen werden weiter- hin Landwirtschaftsland bester Bonität betreffen. Insgesamt wird der Siedlungsdruck aber etwas gedämpft. Diese Annahme liegt in einer zunehmenden Attraktivität von Urbanität und zentralen Wohnlagen, der Umnutzung von Industriearealen und dem verdichteten Bauen begründet. Bereits heute wohnen rund 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung in städ- A: Zusammenhängende Siedlung tischen Gebieten. Die grossen Wachstumspotenziale für Arbeitsplätze im B: Reich gegliedertes Kulturland Dienstleistungs- und «high-tech»-Sektor finden sich nach wie vor in den Gross- C: Wald städten und Agglomerationen. An Bedeutung gewinnen aber Mittelzentren mit vergleichsweise tiefen Bodenpreisen und weiteren attraktiven Standortfak- toren. Die Bildung von Grossregionen als Zusammenschluss von Kleinregionen wird den Landschaftsdruck in heute eher peripheren Lagen verstärken. In Zukunft werden Fragen der Wohnlichkeit unserer Sied- lungen an Bedeutung gewinnen. Damit verbunden ist ein vermehrtes Bewusstsein für Qualität und sinnliche Erfahrbar- keit des städtischen Lebensraums sowie für den respektvollen Umgang mit dem gebauten kulturellen Erbe. Die Bedürfnisse nach sauberer Luft, Ruhe und Naturerlebnissen in unserer Abb. 1: Typische Landschaftsentwicklung im Schweizer Mittelland zwischen 1950 Wohnumgebung werden weiterhin steigen. Ein vermehrtes und 2000 (© F. Kienast, WSL) landschaftsästhetisches Bewusstsein beim Bau grosser und mittlerer Bauten und Anlagen wird sich gesamthaft positiv auf das Landschaftsbild auswirken. Ökologische Vernetzung in der Siedlung gewinnt an Bedeutung
16 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends 17 3.2 Landwirtschaft zu verstärken sein. Schliesslich hängt die Zunahme des Bioanbaus nicht zuletzt vom Konsumverhalten der Bevölkerung und nicht nur von der Agrarpolitik ab. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird sich fortsetzen. Den grössten Die bodenunabhängige Produktion (Hors-Sol-Produktion, Mastviehhaltung) ist Druck für Restrukturierungen verspüren vermutlich die Betriebe der Übergangs- seit der entsprechenden Lockerung des Raumplanungsgesetzes (1998) unter zone und der Bergzonen. Der generelle Trend zur Tertiarisierung der Schweizer bestimmten Voraussetzungen auf jedem Landwirtschaftsbetrieb möglich. Sie Wirtschaft wird zusammen mit dem Preisdruck zu einer vermehrten Bewirt- kann aber vermutlich nur auf gut erschlossenen Flächen nahe den Verbraucher- schaftungsaufgabe in Grenzertragslagen führen. Andererseits nimmt der Anteil zentren rentabel betrieben werden. des Ernteertrags am landwirtschaftlichen Einkommen mit sinkenden Preisen Der Einsatz von Kunstdüngern und Pflanzenschutzmitteln weiter ab. wird weiterhin rückläufig sein oder zumindest stagnieren. Über die Nutzung einer bestimmten Fläche entscheiden im- Bleiben werden aber weiterhin die regionalen Hofdüngerüber- mer mehr die flächengebundenen Direktzahlungen oder die schüsse, die mit den hohen Tierbeständen in Zusammenhang betriebsökonomische Situation anstelle des Ertragspotenzi- stehen und grosse Probleme für die Gewässer, aber auch als. Nutzungsaufgaben in Grenzertragslagen erfolgen damit für die Artenvielfalt insbesondere in sensiblen Ökosystemen in erster Linie wegen des Strukturwandels, indem schlicht die darstellen. Vor allem die spezifische Förderung der Extensi- Arbeitskräfte für die Bewirtschaftung abgelegener Flächen vierung im Getreide- und Rapsanbau, die Qualitätssteigerung fehlen bzw. weil sich der Arbeitseinsatz wirtschaftlich nicht der ökologischen Ausgleichsflächen sowie der Biolandbau mehr lohnt. Dadurch werden die landwirtschaftlichen Nutz- bieten Chancen für die biologische und landschaftliche Viel- falt (Abb. 3). Ökologische Ausgleichsflächen erhöhen flächen in Grenzertragslagen, aber auch die Sömmerungs- die biologische und landschaftliche Vielfalt gebiete weiter abnehmen. Die Abnahme der Sömmerungs- Die Unterschiede in der Nutzungs- gebiete hängt auch vom Produktivitätsfortschritt bei den intensität werden weiter zunehmen Milchkühen ab: Immer weniger Kühe produzieren immer mehr Milch. Diese Hochleistungskühe werden aber kaum mehr gealpt. Im Sömmerungsgebiet besteht die Gefahr einer Polarisierung der Bewirtschaftungsintensitäten: Nutzungsaufgabe einer- seits, Intensivierung in gut erschlossenen Lagen andererseits. Hier versucht die neue Sömmerungsbeitragsverordnung Ge- gensteuer zu geben, indem auch hier mehr Gewicht auf den Flächenbezug gelegt und der Intensivierung Grenzen gesetzt werden. Finanzielle Anreize haben in der Landwirtschaft zu einer bemerkenswerten Zunahme an ökologischen Ausgleichsflächen (öAF) geführt. Ihre Qualität ist al- lerdings aus Sicht des Natur- und Landschaftshaushaltes oft noch ungenügend oder die Flächen befinden sich nicht am richtigen Ort. Im Jahr 2020 wird auf 30 Prozent der Flächen biologische Landwirtschaft be- trieben werden. Allerdings wird davon der Grossteil im Berggebiet liegen, wo bereits heute die ökologische Ausrichtung der Bewirtschaftung recht weit gedie- hen ist. Die Anstrengungen werden deshalb insbesondere im Ackerbaugebiet Abb. 3: Entwicklung ausgewählter Kleinstrukturen (Quelle: BRP/BUWAL 1991, 1994; ARE/BUWAL 2001)
18 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends 19 3.3 Wald und Forstwirtschaft Das Holz ist nach der Wasserkraft die zweitwichtigste einheimische Ener- giequelle. Sein Anteil am Endenergieverbrauch beträgt 2,5%. Das nutzbare Die Waldfläche wird weiterhin zunehmen, vor allem in den Alpen. Dies ver- Potenzial erlaubt eine Verdoppelung der heute genutzten Menge an Energie- ändert den Charakter, die Vielfalt und das Bild der montanen und subalpinen holz von 2,5 auf 5 Mio m3/Jahr. Kulturlandschaften. Gleichzeitig bleibt im Mittelland der Druck auf den Wald Gegenwärtig wird die künftige Waldpolitik im sog. «Waldpro- unvermindert gross: Vor allem in den Ballungsgebieten bedrängen Verkehrs- gramm Schweiz» (www.waldprogramm.ch) mit folgenden projekte und Siedlungen den Wald. Ausserdem wird seine Vitalität durch die zu sechs Schwerpunkten entwickelt: Waldfläche, Waldschutz, hohen Stickstoffbelastungen der Böden gefährdet. Waldnutzung, Biodiversität, Schutzwald und sozioökonomi- Die Schutzfunktion des Waldes wird auch in Zukunft von sche Funktion. hoher Bedeutung sein, denn immer mehr Siedlungen oder Infrastrukturen sind akut gefährdet, und der Verkehr nimmt 3.4 Wasserwirtschaft und auch in den Alpen stark zu. Die Bedrohungslage verschärft Hochwasserschutz sich auch deshalb, weil es bisher mit den Instrumenten der Raumplanung nicht gelungen ist, das Schadenpotenzial Die Trends in diesem Bereich weisen in eine positive Rich- ausserhalb der Bauzonen zu begrenzen. Wegen der zuneh- tung: mend einseitigen Altersstruktur vieler Schutzwälder gewinnen - Die Wasserqualität bleibt stabil oder verbessert sich, wo- Stabilität und Verjüngung zunehmend an Bedeutung. bei die permanente Überwachung insbesondere bezüg- lich neuer Schadstoffe wichtig bleibt. Gewässer als verbindende Landschaftselemente Die Bedeutung des Waldes für die Erhaltung der biologischen haben eine hohe wirtschaftliche, gesundheitliche Wälder erfüllen wichtige Funktionen Vielfalt wird wegen des zunehmenden Siedlungsdruckes und - Die mit dem Verlust an offenen, naturnahen Gewässerstrecken (Abb. 5) und ökologische Bedeutung für Menschen, Tiere und Pflanzen verbundenen Probleme sind erkannt und die nötigen rechtlichen Instru- wegen der ökologischen Verarmung der offenen Landschaft noch wichtiger (Abb. 4). Folgerichtig sollen Waldreservate als wichtige Trittsteine der ökologi- mente stehen zur Verfügung. Sie bedürfen allerdings in ihrer Umsetzung schen Vernetzung rund 10 Prozent der Waldfläche ausmachen. noch grosser Anstrengungen. Das Gleiche gilt für ausreichende Abflüsse und ihre möglichst naturnahen Regimes. Der Wald hat weiterhin eine wichtige Funktion für Erholung und Gesundheit. - Nicht leicht zur Verfügung zu stellen ist allerdings der Raum, der für die Er- Der Erholungsdruck auf die Wälder hält unvermindert an, sowohl in den Nah- füllung aller Gewässerfunktionen erforderlich ist. erholungsgebieten als auch in den Tourismusregionen. Das veränderte Freizeitverhalten und neue Sportarten führen Die Gewässerbewirtschaftung wird künftig konsequent vermehrt zu Konflikten, vor allem wenn es darum geht, bei die Aspekte ausreichender Gewässerraum, Wasserführung der Ausscheidung von Schutzgebieten die Nutzung einzu- und Wasserqualität in ihre Planungen aufnehmen. Dadurch schränken. bieten sich Vorteile für Natur und Landschaft. Beispielsweise werden vermehrt natürliche Ufer entstehen. Die Nutzfunktion hat für viele Waldeigentümer an Wert verlo- ren, viele Forstbetriebe arbeiten mit Verlust. In vielen Wäldern Die Hochwasserspitzen werden sich weiterhin erhöhen, wird deshalb weit weniger Holz geschlagen, als nachwächst. aber nicht mehr so rasch wie in der Vergangenheit. Diese Die Holzvorräte steigen an. In strukturarmen Wäldern wirken Verlangsamung ist durch Renaturierungen und insgesamt sich die hohen Vorräte oft negativ auf die Stabilität aus. Die mehr Gewässerraum begründet und zeigt sich räumlich in künftige Versorgung der Holzwirtschaft mit den geeigneten unterschiedlicher Ausprägung. Holzsortimenten ist in Frage gestellt. Dennoch bleibt die Eine grosse, aber schlecht quantifizierbare Problematik ergibt Abb. 5: Entwicklung der Fliessgewässerlängen Holznutzung die wichtigste Finanzquelle der Waldwirtschaft sich indirekt aus der gegenwärtig beobachtbaren Klimaent- Abb. 4: Entwicklung der Waldrandlängen (Quelle: BRP/BUWAL 1991, 1994; (Quelle: BRASSEL/BRÄNDLI 1999) und steuert damit die Entwicklung des Waldes. wicklung: Durch steigende Wasserabflüsse und Extremereig- ARE/BUWAL 2001)
20 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends 21 nisse erhöht sich der gesellschaftliche Druck zur Realisierung neuer Hochwas- Stadt zu arbeiten, nimmt weitere ländliche Gebiete in Anspruch. Relativ gra- serschutzbauten. vierende Eingriffe in peripheren Gebieten sind dann zu erwarten, wenn grosse Viele Fliessgewässer weisen immer noch ungenügende oder fehlende Restwas- Infrastrukturen (z.B. NEAT-Anschlüsse) realisiert werden. serabflüsse auf. Eine gewisse Verbesserung kann in den von den Wassernut- Die Telematik wird bis ins Jahr 2020 zu keiner nennenswerten Verminderung zungskonzessionen gesetzten Grenzen erfolgen. Eine umfassende Sanierung des verkehrsbedingten Druckes auf die Landschaft führen. wird aber erst nach abgeschlossener Erneuerung aller laufenden Konzessionen, in einem Zeitrahmen von mehreren Jahrzehnten, erreicht werden. 3.6 Erholung und Tourismus Die Nutzung der Seen und Flüsse als Erholungsraum wird sich durch neue Sport- und Freizeitaktivitäten sowie eine weiter Die Bedeutung von Freizeit, Erholung und Tourismus wird zunehmende Mobilität verstärken. Diese Entwicklung könnte in unserer Gesellschaft weiter zunehmen. Daraus resultiert die positiven Auswirkungen lokaler und regionaler Renaturie- ein Trend zu mehr Freizeit- und Tourismusaktivitäten, die auf rungsmassnahmen vermindern. unterschiedliche Weise landschaftsrelevant sein werden. Für Tourismusformen wie Wellness, Veranstaltungen aller 3.5 Verkehr Art, Kongresse, Städtereisen, Kurzaufenthalte sowie für land- Abb. 7: Entwicklung der Ankünfte pro Jahr im Schweizer Tourismus (Quelle: BOTSCHAFT DES BUNDESRATES 2002) schafts- und sportorientierte Aktivitäten ist der Schweizer Alle Verkehrsprognosen gehen von einem weiteren mas- Tourismus besonders gut gerüstet. Die Weltorganisation für siven Wachstum aller Verkehrsleistungen aus (Abb. 6). Im Tourismus prognostiziert für die Schweiz ansehnliche touris- Personenverkehr wird bis 2015 mit Zunahmen von 20 bis 40 tische Zuwachsraten (Abb. 7). Beispielsweise soll die Anzahl Prozent gerechnet. Im Güterverkehr wird von einer Verdop- internationaler Besucherinnen und Besucher von heute rund pelung der Tonnenkilometer bis ins Jahr 2020 ausgegangen. 7 Millionen bis ins Jahr 2020 auf über 10 Millionen zuneh- Autobahnen und Hochleistungsbahnen Diese Verkehrszunahme wird trotz Effizienzsteigerung zu zerschneiden die Landschaft men. einer Erhöhung des Energieverbrauchs führen. Zudem sind die Probleme mit den Feinstaubpartikeln und beim Lärm schwer zu lösen. Der Trend im Schweizer Tourismus geht in Richtung einer verbesserten Qualität. Darüber hinaus werden neue Freizeit-, Trotz dieser Zuwachsraten werden einige Umweltprobleme nachweislich Sport- und Tourismusangebote entstehen. abgeschwächt: die Grenzwerte für Blei, CO, Ozon und Stickoxide werden ein- gehalten und teilweise den Stand von 1960 erreichen. Auf Grund neuer touristischer Aktivitäten, des gestiege- Für Verkehrsbauten wird weiterhin Fläche beansprucht. nen Wettbewerbs, höherer Kundenansprüche sowie einer Landschaften sind beliebte Freizeit- und Erlebnisräume Stärker als die Strasseninfrastruktur wird vermutlich die Bahn- abnehmenden Schneesicherheit entsteht ein erhöhter In- infrastruktur zunehmen, da in diesem Bereich nach Jahrzehn- vestitionsbedarf. Weitere Eingriffe in die landschaftlichen ten des Status quo der Erneuerungsbedarf gross ist. Für die Natur- und Kulturwerte - insbesondere in alpinen und hochal- Strasse stehen tendenziell eher Kapazitätserweiterungen zur pinen Lebensräumen - sind absehbar. Betroffen vom Wandel Diskussion, welche weniger Land beanspruchen als die Neu- der touristischen Aktivitäten ist auch die historische Bausub- bauten der Bahn. Die Zunahme von Verkehrsflächen erhöht stanz. Diese Tendenz wird durch die gute Erschliessung mit die Belastung des Landschaftsbildes und verstärkt die beste- Landwirtschafts- und Forststrassen noch verstärkt. hende Zerschneidung von Lebensräumen. Der Freizeit- und Tourismusverkehr wird überproportional Die immer bessere Verkehrserschliessung führt tenden- steigen, insbesondere im Flugverkehr. Der Freizeitverkehr Abb. 6: Entwicklung der Fahrleistungen ziell zu grösseren Distanzen zwischen Wohn- und Arbeits- macht heute bereits rund 60 Prozent des privaten Personen- des privaten Strassenverkehrs (Quelle: GVF 1995,1997, 1999; ECOPLAN 1997) ort. Die Entwicklung, auf das Land zu ziehen und in der verkehrs aus (MEIER 2000a, b). Mehr als jeder zweite Kilometer wird in der Freizeit zurückgelegt
22 3 Ausgewählte landschaftsrelevante Trends 23 Der stehende und rollende Verkehr bleibt das Hauptproblem der Tourismusor- Für die nächsten Jahre ist eine weitere Zersiedelung agglomerationsnaher, länd- te. Die zunehmende Mobilität zwischen Ballungsräumen und Tourismuszentren licher Räume zu erwarten. Gemäss den ersten Ergebnissen der Volkszählung wird aber auch die Umweltqualität in den Transitregionen belasten. 2000 legten vor allem die Gemeinden des zweiten Agglomerationsringes um die städtischen Zentren bevölkerungsmässig zu. Die Stadtgebiete schliessen Das Interesse an nachhaltig bewirtschafteten Tourismusorten wird sich leicht sich immer mehr zusammen und bilden ein grosses urbanes Gebiet. Immer verstärken. Dieser Trend wird aber kaum im gleichen Masse wie die «fun»- weiter von den Zentren gelegene Dörfer – gerade auch in den alpinen Tälern – orientierten Aktivitäten bedeutsam. Der Trend zum landschaftsorientierten werden von der Agglomerisierung erfasst. Gleichzeitig dürfte die Zahl der Tourismus wird sich vor allem in peripheren Regionen etablieren. Pendlergemeinden und die durchschnittliche Pendlerdistanz künftig weiter Bedingt durch den anhaltenden Siedlungsdruck wird die Nachfrage nach zunehmen. Damit wird sich der Druck für den Ausbau des Strassennetzes Naherholungsgebieten zunehmen. Dadurch entsteht Druck auf siedlungsnahe erhöhen. Gewässer und Uferbereiche, Wälder, Wiesen und Weiden. Die grössten Veränderungen sind im Bereich Landwirtschaft zu erwarten. Die Umsetzung der neuen Agrarpolitik bietet auf Grund der Ökologisierung und teilweisen Extensivierung Chancen für Natur und Landschaft. Gleichzeitig 3.7 Landschaftsrelevante Trends im Überblick zeigen sich aber auch Gefahren in der zu erwartenden Intensivierung landwirt- schaftlicher Gunstlagen. Die zukünftige Entwicklung der Landschaft wird einerseits durch wirtschaft- liche und gesellschaftliche Megatrends, andererseits durch politische Rahmen- Chancen ergeben sich mit der neuen Waldpolitik, die vermehrt auf die Qualität bedingungen geprägt. Wichtige landschaftsrelevante Entwicklungen werden des Waldes als Lebensraum setzt. Allerdings nimmt der Druck auf die Waldflä- ausgelöst durch che in Regionen zu, wo der Boden knapp ist und entsprechende wirtschaftliche - den wirtschaftlichen Strukturwandel (Tertiarisierung der Interessen im Spiel sind. Wirtschaft); Punktuelle positive Auswirkungen sind im Energiebereich zu erwarten. Voraus- - den weltweiten Standortwettbewerb für hochwertige setzung ist, dass die erneuerbaren Energieträger mit flankierenden Massnah- Dienstleistungen und hochspezialisierte technologische men zu Gunsten der Umwelt ihre Stellung im liberalisierten Markt behaupten Produkte (Globalisierung); oder ausbauen können. - die Entwicklung der Bevölkerung und Haushaltsstruktur; Problematisch erscheint der Verkehrsbereich. Die Infrastrukturpolitik mit Ausbau- - das Freizeitverhalten. ten im Schienen- und Strassenverkehr ist nach wie vor sehr nachfrageorientiert. Zudem wird sie stark beeinflusst durch die wirtschaftliche Liberalisierung und Die Globalisierung und Liberalisierung der traditionellen Infra- die damit verbundene Flexibilisierung der Rohstoff-, Produktions- und Markt- strukturbereiche ist als wichtigster Megatrend zu betrachten. standorte bei gleichzeitig verzerrten Kostenstrukturen. Diese Entwicklung gilt es in nachhaltiger und landschaftsver- träglicher Weise zu gestalten. Die heute vorhandenen raum- Die landschaftsbezogene Trendanalyse zeigt die grosse Bedeutung einer guten relevanten Leitbilder haben diese Herausforderung zwar Zusammenarbeit der einzelnen Politikbereiche. In dieser Hinsicht müssen im grundsätzlich erkannt. Entsprechend hat das Thema nach- Interesse einer wirksamen Bundespolitik für Natur und Landschaft Fortschritte haltige Entwicklung an Bedeutung gewonnen. Ob es aber erzielt werden. gelingt, die formulierten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, Landschaftsentwicklung ist Spiegel unserer ist vor allem eine Frage der Gewichtung zwischen Entwick- raumrelevanten Nutzungen und Aktivitäten lungs- und Schutzinteressen und ihrer Umsetzung in einem Umfeld, in welchem Partikularinteressen an Einfluss gewinnen und ein starker staatlicher Einfluss zunehmend in Frage gestellt wird.
24 4 Landschaft und nachhaltige Entwicklung 25 4 Landschaft und nachhaltige Entwicklung Leitmotiv des UVEK «ist die Nachhaltigkeit. Eine Politik ent- Die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung (SCHWEIZERISCHER 4.1 Zielsetzung «nachhaltige Entwicklung» spricht dieser Anforderung dann, wenn wir unsere heutigen BUNDESRAT 2002; UVEK 2001) gelten auch für die Nutzung und Bedürfnisse decken, ohne die Chancen der künftigen Gestaltung der Landschaft. Sie werden im Folgenden kon- Die Definition von «Sustainable Development», wie sie die Weltkommission Generationen zu schmälern. Das UVEK achtet darauf, kretisiert. Dabei werden naturwissenschaftliche, kulturelle, für Umwelt und Entwicklung im Jahr 1987 formuliert hat, lautet wie folgt: dass die natürlichen Lebensgrundlagen geschützt, die öf- soziale und ökonomische Zugänge miteinander verknüpft. «Nachhaltig ist eine Entwicklung dann, wenn sie zukünftigen Generationen fentlichen Dienstleistungen effizient angeboten und die In bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten ist erst in Ansät- die Handlungsfähigkeit nicht versagt, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.» Bedürfnisse der Bevölkerung angemessen berücksichtigt werden.» zen behandelt worden, welche landschaftlichen Aspekte im Die Zielsetzung, die Entwicklung nachhaltig auszugestalten, wurde auch in der (UVEK 2000, Vorwort BR Moritz Leuenberger) Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion für die Bedürfnisse Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft verankert (in Kraft heutiger und zukünftiger Generationen einzubeziehen sind seit dem 1.1.2000). Artikel 73 hält zur «Nachhaltigkeit» fest: «Bund und Kan- (HABERL ET AL. 1999; MANSVELT/LUBBE 1999). Das Projekt «Land- tone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen Natur und ihrer schaft 2020» liefert in Zusammenarbeit mit Experten aus Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen Wissenschaft und Paxis eine Grundlage (Kap. 7.2; STREMLOW andererseits an.» ET AL. 2003). Mit der Zielsetzung der nachhaltigen Entwicklung wird eine sozial gerechte und ökologisch dauerhafte Entwicklung angestrebt. Dazu ist eine gesellschaftliche und wirtschaftli- che Neuorientierung notwendig, welche Gerechtigkeit und Solidarität zwischen der heutigen und zukünftigen Genera- tionen zu verwirklichen sucht. Diese Zielsetzung ist zentral mit der gerechten Verteilung von Ressourcen und Lasten verbunden. Nur damit kann eine Entwicklung langfristig auch ökonomisch sein. Die Ausgestaltung der Verteilung und Nutzung von Ressour- cen ist im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung als gesell- schaftlicher Such-, Lern- und Gestaltungsprozess zu verstehen (MINSCH 1999). Er muss immer wieder neu hinterfragt und ausgehandelt werden. Nachhaltige Entwicklung basiert da- bei auf einer demokratisch legitimierten Mitwirkung, welche alle politischen Ebenen und Interessen umfasst. Die Ziele der Nachhaltigkeit können nur auf diese Weise Akzeptanz finden und erreicht werden. Eine nachhaltige Entwicklung erfordert die gesellschaftliche Diskussion Ein schonender Umgang mit Natur- und Kultur- über landschaftliche Qualitätsziele und die Ressourcennutzung werten ist Teil einer nachhaltigen Entwicklung
26 4 Landschaft und nachhaltige Entwicklung 27 4.2 Landschaft und nachhaltiges Für die Festlegung einer nachhhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen gesellschaftliches Handeln ist die Regenerationsfähigkeit der Schlüsselfaktor. - Der soziokulturelle Zugang konzentriert sich auf die sozialen und emotio- Hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung kommt der Landschaft eine beson- nalen Aspekte der Mensch-Landschaft-Beziehung. Behandelt werden so- dere Bedeutung zu. Die menschlichen Aktivitäten und Nutzungen beeinflussen wohl landschaftsästhetische Fragestellungen als auch die Wechselwirkung die natürlichen Lebensgrundlagen Wasser, Boden Luft, Flora und Fauna in zwischen Landschaft und menschlicher Seele. ihrer Quantität, Qualität (Regenerationsfähigkeit) und Verteilung sowie die Im Landschaftserlebnis werden die natürlichen und landschaftlichen kulturellen Landschaftswerte. In den letzten Jahrzehnten hat der menschliche Elemente emotional bedeutsam. So wie die Nahrung dem Körper im- Einfluss enorm zugenommen und eine globale Dimension angenommen. Jeder mer auch Informationen vermittelt, ist das einzelne Mensch ist gleichzeitig durch diese Veränderungen in seinen Lebens- Landschaftserlebnis im umfassenden Sinn grundlagen und in seinen Empfindungen betroffen. Informationsaufnahme. Diese Informationen braucht der Mensch für seine innere Ent- Eine nachhaltige Entwicklung im Umgang mit Landschaften setzt ein reflek- wicklung, sein Wohlbefinden sowie für seine tiertes, verantwortungsvolles Handeln voraus. Es gilt insbesondere zwischen räumliche und kulturelle Identität. Nutzungsrechten an Grund und Boden einerseits und öffentlichen Interessen an der Landschaft andererseits abzuwägen. Die räumlichen und soziokulturellen Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung der Landschaft Einen wichtigen Stellenwert nehmen dabei die Regelungen werden im folgenden Kapitel mit 32 Qualitätszie- für den Umgang mit den nichterneuerbaren Ressourcen und len konkretisiert. den kulturellen Werten in der Landschaft ein. Die heute noch geltenden Regelungen fördern eine Wirtschaftsweise, wel- che durch einen übermässigen Verbrauch dieser Ressourcen geprägt ist. Die Gesellschaft nimmt bisher auf lokaler Ebene ihre globale Verantwortung zu wenig war. Für die gesellschaftliche Bestimmung des WIE unserer land- schaftsprägenden Entscheidungen und Nutzungen wird ein räumlicher und ein soziokultureller Zugang unterschieden: - Der räumliche Zugang bezieht sich auf die Erhaltung eines zukunftsfähigen Landschaftshaushaltes. Hier geht es da- rum, wie der Mensch seine natürlichen Lebensgrund- lagen nutzt und welche Veränderungen sich daraus in der Landschaft ergeben. Als generelle Zielorientierung soll gelten: Jede Nutzung muss die (Multi-)Funktionalität der betroffenen Ressour- cen langfristig gewährleisten und darf andere Nutzungen nicht irreversibel ausschliessen. Insbesondere ist der Ver- lust nicht ersetzbarer, unbelebter und belebter Elemente wie biologische Arten und einzigartige Geotope zu ver- meiden. Verantwortungsvolles gesellschaftliches Handeln heisst, Auch zukünftige Generationen haben die Qualität der Landschaft einzubeziehen Anrecht auf vielfältige Landschaften
28 4 Landschaft und nachhaltige Entwicklung 29 4.3 Vision Landschaft 2020 1 Es bestehen genü- 4 Unberührte Hoch- 8 Ökologische 11 Landwirtschaft- 13 Die Siedlungs- 16 Die Menschen 19 Gewässer weisen 23 Die Gestaltung 26 Alle Landwirt- 29 Bauten und 31 Ökologische gend grossflächige gebirgslandschaften Ausgleichsflächen liche Vorrangflächen entwicklung fühlen sich in ihrer eine gute Wasser- der Siedlungen schaftsbetriebe Anlagen werden Ausgleichsräume Schutzgebiete, in bleiben unberührt. ergänzen und ver- sind für die nachhal- konzentriert sich heimatlichen Land- qualität auf, die nimmt auf das erbringen den öko- mit Respekt vor in Siedlungen denen die Natur 5 Die regional typi- netzen Lebensräume tige Nutzung in ihrer auf Schwerpunkte, schaft wohl. heimischen Arten Bedürfnis nach Erho- logischen Leistungs- Natur und Land- sind vielfältig und Vorrang hat. schen Waldstruktu- und können als Ausdehnung und erfolgt Flächen 17 Bewohnerinnen kommen entspre- lung und Begegnung nachweis; ein mass- schaft gestaltet. vernetzt. 2 In kleineren und ren sind erhalten Pufferzonen für Qualität gesichert. sparend und nach und Bewohner betei- chend ihrem natür- Rücksicht und lässt geblicher Anteil der 30 Nicht ersetz- 32 Die bewirt- grösseren stadtna- oder ablesbar, die Schutzgebiete und 12 Der Anteil innen. ligen sich verantwor- lichen Verbreitungs- Freiräume. Betriebe ist biolo- bare Landschafts- schafteten Wälder hen Gebieten wird jeweiligen Funktio- als Auffangräume für versiegelten Bodens 14 Zwischen den tungsbewusst an der gebiet vor. 24 Naturnahe und gisch bewirtschaftet. elemente und sind naturnah und die Natur ihrer nen sind dauernd Hochwasser dienen. nimmt nicht zu. Siedlungen bestehen Gestaltung ihres 20 Flüsse und Bäche natürliche Gebiete 27 Das Auskommen Lebensräume ihre Ränder abge- eigenen dynami- gewährleistet. 9 Waldreservate unbebaute Räume; Lebensraumes. verfügen über aus- ermöglichen Erho- in der Berglandwirt- bleiben erhalten. stuft. schen Entwicklung 6 Die natürliche sichern in allen die Siedlungsränder 18 Die Landschaft reichenden Raum. lung und bieten schaft basiert auf überlassen. und kulturelle Regionen Waldge- sind erkennbar. ist grundsätzlich frei 21 Flüsse und Bäche Erfahrungen für alle qualitativ hochste- 3 Wo die Land- Eigenart und Vielfalt sellschaften und 15 Standorte und zugänglich. führen ausreichend Sinne. henden Produkten, nutzung aus wirt- der Landschaft ist -formen, die eine Linienführung von Wasser; ihr Abfluss 25 Die Menschen Leistungen im öf- schaftlichen Grün- erkennbar; besonde- besondere Bedeu- Bauten und Anlagen und Geschiebehaus- finden in ihrer Wohn- fentlichen Interesse den nicht mehr re Kulturlandschaf- tung für die Vielfalt sind im Einklang mit halt ist natürlich umgebung Oasen sowie flankierenden aufrecht erhalten ten sind mit den der Arten und Land- Natur und Land- oder naturnah. der Ruhe. Betriebszweigen. werden kann, kann darin heimischen schaften haben. schaft gewählt, 22 Gewässer und 28 Die Alpwirt- der freien Entwick- Arten erhalten. 10 Geschützte Bio- lineare Eingriffe ihre Uferbereiche schaft steht mit der lung der Natur 7 Der Mensch ver- tope tragen zur Er- gebündelt. sind natürlich oder ökologischen Trag- wieder Raum ändert Landschaft haltung der Vielfalt naturnah gestaltet. fähigkeit und dem gegeben werden. in einem Mass, mit an Arten und Lebens- Charakter der dem Menschen, räumen entscheidend Kulturlandschaft im Tiere und Pflanzen bei; sie sind unterein- Einklang. in ihrer unterschied- ander vernetzt. lichen Anpassungs- Ökologische fähigkeit Schritt Aufwertung halten können. Ressourcen Ausgleichsräume Siedlung und Infrastruktur Standortverhältnisse und Arten und Lebensräume Vielfalt der Nutzungen Besonderheiten Die 32 landschaftsbe- eines Ortes zogenen Qualitätsziele Naturlandschaft und beschreiben, wie sich Eigenentwicklung das BUWAL die Land- Verbundenheit schaft im Jahr 2020 vorstellt. Sie kon- kretisieren die vom Bundesrat im LKS Kulturlandschaften und gutgeheissenen allge- Kulturobjekte meinen Ziele «Natur Wasser und Leben und Landschaft» (BUWAL ET AL. 1998).
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