Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020-2023 - VOM 1. JULI 2019
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Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 VOM 1. JULI 2019 Volkswirtschaftsamt Volkswirtschaftsdepartement
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung .............................................................................................................. 4 1.1 Wesentliche Änderungen gegenüber dem Umsetzungsprogramm 2016–2019 ......... 5 2. Einleitung ............................................................................................................................. 7 2.1 Auftrag SECO .............................................................................................................. 7 2.2 Rahmenbedingungen Mehrjahresprogramm 2016–2023 ........................................... 7 2.3 Erarbeitung Umsetzungsprogramms........................................................................... 9 3. Rückblick NRP Umsetzungsprogramm 2016–2019........................................................ 10 4. Analyse: SWOT und strategische Ausrichtungen des Kantons ................................... 11 4.1 SWOT Analyse .......................................................................................................... 11 4.2 Staat .......................................................................................................................... 12 4.3 Gesellschaft ............................................................................................................... 17 4.4 Wirtschaft................................................................................................................... 20 4.5 Umwelt (Raumentwicklung) ....................................................................................... 32 5. Programmziele und Handlungsfelder .............................................................................. 35 5.1 Örtlicher Wirkungsbereich ......................................................................................... 35 5.2 Strategische Schwerpunktsetzung ............................................................................ 36 5.3 Programmziele und Handlungsfelder ........................................................................ 41 5.4 Interkantonaler Programmteil .................................................................................... 52 5.5 Beurteilung Nachhaltige Entwicklung (NE) ............................................................... 53 6. Organisation und Prozesse .............................................................................................. 55 6.1 Zusammenarbeit – mit Sektoralpolitiken und interkantonal ...................................... 55 6.2 Kantonale Organisation ............................................................................................. 55 6.3 Auswahlkriterien für Projekte ..................................................................................... 57 6.4 Bewilligungsverfahren ............................................................................................... 59 6.5 Controlling und Monitoring ........................................................................................ 60 7. Vertragsziele und Finanzierung ....................................................................................... 63 7.1 Vertragsziele Programmvereinbarung ...................................................................... 63 7.2 Finanzierung .............................................................................................................. 63 7.3 Antrag NRP-Förderbeitrag 2020–2023 ..................................................................... 65 Anhang A: Gemeinsame interkantonale Programmteile der Zentralschweizer Kantone Anhang B: Wirkungsmodelle der Programmziele Anhang C: Literaturverzeichnis Anhang D: Finanzplanung nach Programmziel und Handlungsfeld Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 2 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Programmziele und Handlungsfelder ....................................................................... 4 Abbildung 2: Erarbeitung Umsetzungsprogramm ......................................................................... 9 Abbildung 3: SWOT- Analyse...................................................................................................... 11 Abbildung 4: Standortqualität Obwalden 2018 ............................................................................ 16 Abbildung 5: Entwicklung Standortqualität des Kantons Obwalden ........................................... 16 Abbildung 6: Bevölkerung ........................................................................................................... 17 Abbildung 7: Anzahl Wegpendler aus Wohngemeinde .......................................................... 20 Abbildung 8: Anzahl Zupendler aus Wohngemeinde .......................................................... 19 Abbildung 9: Beschäftigte Sektoren ............................................................................................ 21 Abbildung 10: Haushaltseinkommen einer Obwaldner Bauernfamilie ........................................ 22 Abbildung 11: Mögliche Entwicklungspfade auf Beriebsebene .................................................. 23 Abbildung 12: Logiernächte Kanton Obwalden ........................................................................... 26 Abbildung 13: Tourismusstrategie des Bundes ........................................................................... 28 Abbildung 14: Karte Raumentwicklungsstrategie Obwalden ...................................................... 33 Abbildung 15: Erarbeitung NRP-UP 2020–2023 ......................................................................... 35 Abbildung 16: Wirkungsraum NRP Obwalden ............................................................................ 36 Abbildung 17: Ableitung Programmziele ..................................................................................... 37 Abbildung 18: Prozess NRP ........................................................................................................ 59 Abbildung 19: Wirkungsmodell .................................................................................................... 61 Abbildung 20: Vertragsziele ........................................................................................................ 63 Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 3 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 1. Zusammenfassung Die Neue Regionalpolitik (NRP) des Bundes ist als wirtschaftsorientierte, regionale Strukturpoli- tik konzipiert. Sie bezweckt, den Strukturwandel im Berggebiet, im weiteren ländlichen Raum und den Grenzregionen zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit dieser Räume zu stär- ken. Die Ausrichtung des vorliegenden kantonalen NRP-Umsetzungsprogramms 2020–2023 ist aufgrund der noch laufenden NRP-Mehrjahresperiode des Bundes 2016–2023 dem bisherigen Umsetzungsprogramm 2016–2019 ähnlich. Es setzt sich aus den Teilen "Analyse: SWOT und strategische Ausrichtungen des Kantons", Programmziele und Handlungsfelder, Organisation und Prozesse sowie Informationen zu den Vertragszielen und der Finanzierung zusammen. Die Programmziele, Handlungsfelder und die möglichen Massnahmen (Projekte) wurden ge- stützt auf die Analyse des Kantons, die kantonalen Grundlagen (Langfriststrategie 2022+, Amtsdauerplanung 2018–2022, Richtplan usw.) und die Ergebnisse aus verschiedenen Work- shops und Aussage aus Einzelgesprächen mit relevanten Akteuren erarbeitet. Insgesamt bleiben die Programmziele gleich wie in der Umsetzungsperiode 2016–2019. Die Handlungsfelder haben sich jedoch teilweise geändert. Ein wichtiges Querschnittsthema ist neu die digitale Transformation. Die folgende Übersicht zeigt die fünf Programmziele und die ent- sprechenden Handlungsfelder der Umsetzungsperiode 2020–2023 des Kantons Obwalden: Abbildung 1: Programmziele und Handlungsfelder Programmziel 1: Programmziel 2: Programmziel 3: Programmziel 4: Programmziel 5: Touristische Sanfter Innovation und Wertschöp- Entwicklung Schwerpunkt- Tourismus Kooperation fungssystem Regionalpolitik gebiete KMU Bildung Stärkung der tou- Entwicklung des Förderung der Entwicklung wert- Unterstützung ristischen Schwer- sanften und Innovation und schöpfungsunter- eines professio- punktgebiete nachhaltigen der unterneh- stützende Mass- nelles Regional- (Melchsee-Frutt, Tourismus im mens- und nahmen im managements Engelberg Titlis, ganzen Kantons- systemübergrei- Bildungswesen und Entwicklung Pilatus, Brunni und gebiet mit den fenden Koopera- zur Linderung des der interkantona- Ostflanke Brienzer Themen Natur, tion und Vernet- Fachkräfteman- len und regionalen Rothorn). Projekte Bewegung und zung von Gewer- gels und Stär- Zusammenarbeit des anlageorien- Kultur. Förderung be und Industrie. kung von wirt- sowie Standort- tierten Tourismus. der digitalen Förderung der schaftlich entwicklungspro- Transformation. digitalen Trans- bedeutenden zesse. formation. Bildungsinstituti- onen. Förderung der digitalen Transformation. Handlungsfelder Handlungsfelder Handlungsfelder Handlungsfelder Handlungsfelder Entwicklung wirt- Touristische Regionales Ausführung des Bewegung schaftlich bedeu- Kooperation und Innovationssys- Regional- in der Natur tender Bildungs- Vernetzung tem RIS managements institutionen Innovative Produkt- Übergreifende Massnahmen zur Kultur, Tradition Interkantonale und Angebots- Vernetzung und Linderung und Kulinarik Koordination entwicklung Zusammenarbeit Fachkräftemangel Digitalisierung Projekte Touristische und Kunden- Digitalisierung Digitalisierung Standort- Infrastruktur orientierung entwicklung Nachhaltige Start-Up Infrastruktur- Förderung entwicklung Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 4 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 Für die Erreichung der Programmziele sind für die Vierjahresperiode 2020–2023 insgesamt 1,8 Mio. Franken à-fonds-perdu Beiträge und 16 Mio. Franken Darlehen an NRP-Mittel budge- tiert. Diese setzen sich jeweils hälftig aus Kantons- und Bundesmitteln zusammen (je Fr. 900 000.– à-fonds-perdu Beiträge bzw. je 8 Mio. Franken Darlehen). Von den 1,8 Mio. Franken à-fonds-perdu Beiträgen sind ca. Fr. 640 000.– für die Umsetzung von inter- kantonalen Projekten vorgesehen. 1.1 Wesentliche Änderungen gegenüber dem Umsetzungsprogramm 2016–2019 Allgemein Senkung der à-fonds-perdu Bundesbeiträge um Fr. 30 000.– auf Fr. 900 000.–;1 Senkung der à-fonds-perdu Kantonsbeiträge um Fr. 43 000.– auf Fr. 900 000.–; Senkung der Bundesdarlehen um 3,2 Mio. Franken auf 8 Mio. Franken; Senkung der Kantonsdarlehen um 3,2 Mio. Franken auf 8 Mio. Franken. Bei interkantonalen Projekten werden die NRP-Bundesbeiträge ab 2020 an die Projektträger nicht mehr nur vom "Leadkanton" ausbezahlt, sondern von allen beteiligten Kantonen; Die Wirkungsmodelle wurden vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) vereinfacht: Neu müssen keine jährlichen Meilensteine für die Programmziele definiert werden; Das SECO lanciert ab 2020 neu das Programm "NRP Massnahmen für die Berggebiete". Der Kanton Obwalden hat gemäss Referenzrahmen des SECO Anspruch auf maximal Fr. 600 000.– Bundesmittel für den Perimeter Giswil, Lungern und Engelberg (zusätzlich zur NRP). Mit diesem ergänzenden Programm sollen in der Periode 2020–2023 neue flexiblere Ansätze getestet und ein engerer Perimeter auf die strukturschwachen, peripheren Bergge- biete gelegt werden. Die Ergebnisse sollen in das nächste Mehrjahresprogramm der Regio- nalpolitik 2024–2031 des Bundes einfliessen. Gegenwärtig erarbeitet eine Arbeitsgruppe un- ter Federführung des SECO den genauen Massnahmenplan. Da der Massnahmenplan und die nötige Äquivalenzleistung bis zum jetzigen Zeitpunkt unklar sind, beinhaltet das vorlie- gende Umsetzungsprogramm keine spezifischen Förderansätze zu diesem neuen Pro- gramm. Programmziel 1: Touristische Schwerpunktgebiete Das Programmziel 1 wird durch reguläre NRP-Bundesmittel und nicht mehr über das Impuls- programm Tourismus finanziert. Das Impulsprogramm Tourismus wird vom SECO nach 2019 nicht mehr weitergeführt; Das Brunni und die Ostflanke des Brienzer Rothorns werden gemäss Richtplan 2019 neu explizit auch als touristische Schwerpunktgebiete aufgeführt. Engelberg-Titlis, Melchsee- Frutt und Pilatus bleiben weiterhin Schwerpunktgebiete; Das Handlungsfeld "Touristische Standortentwicklung" wird neu durch das Handlungsfeld "Innovative Angebots- und Produktentwicklung" ersetzt. Standortentwicklungsprozesse sol- len neu unter Programmziel 5 "Entwicklung Regionalpolitik" geprüft werden. Programmziel 2: Sanfter Tourismus Die neuen Handlungsfelder zur touristischen Angebots- und Produktentwicklung im Sarner- aatal fokussieren sich auf "Bewegung in der Natur" (Laufen, Mountainbike/Velo und Wasser) sowie "Kultur, Tradition und Kulinarik". Das Thema "Fahrrad und Mountainbike Tourismus" bildet kein eigenes Handlungsfeld mehr; Die Digitalisierung wird mit der Umsetzungsperiode 2020–2023 neu ein Fokusthema des SECO und wird deshalb als Querschnittsthema über alle Programmziele in das Umset- zungsprogramm 2020–2023 aufgenommen. Eine der Massnahmen ist das interkantonale Tourismusprogramm zum Thema Digitalisierungen der Erlebnisregion Luzern- Vierwaldstättersee; ............................................................................................................................................................................................... 1 Hinweis: Die Senkung ist unter anderem auf den Wegfall des auf den Zeitraum 2016-2019 beschränkten "Impulsprogramm- Tourismus" zu begründen. Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 5 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 Einzelne nachhaltige touristische Infrastrukturprojekte (z. B. Umnutzung Truppenlager Glau- benberg oder Gruppenunterkunft in Lungern) können auch ausserhalb der Schwerpunktge- biete beantragt werden. Die "Nutzung Infrastruktur Glaubenberg" bildet kein eigenes Hand- lungsfeld mehr, sondern ist als mögliche Massnahme aufgeführt. Programmziel 3: Innovation und Kooperation KMU: Das Regionale Innovationssystem (RIS) Zentralschweiz Innovativ umfasst neben dem Inno- vations Transfer Zentralschweiz (ITZ) mit Sitz in Horw und den regionalen Point of Entries (unter anderem microPark Pilatus) neu auch das Centre Suisse d' Electronique et de Micro- technique (CSEM) mit Sitz in Alpnach. Dieses ist zuständig für fachspezifische Innovations- förderleistungen im Bereich Mikrotechnologie und Digitalisierung; Anpassung Konzept "Regionale Innovationssysteme" (RIS): Die Anträge betreffend RIS sind den Leistungen gemäss Konzept zuzuteilen. Bei RIS-Programmen müssen die verschiede- nen Leistungen (Point of Entry, Coaching, überbetriebliche Plattformen usw.) unterschieden werden. Die Anträge sind entsprechend zu gestalten; Die Digitalisierung ist wie bereits erwähnt neu ein Fokusthema des SECO und wird auch hier als Handlungsfeld verankert; Das Handlungsfeld "Kleinstberufe und traditionelles Handwerk" fällt aufgrund der vorge- nommenen Abklärungen zum Bedarf und zum Wertschöpfungspotential weg. Programmziel 4 Wertschöpfungssystem Bildung: Die "Förderung neuer Berufsbildungseinrichtungen im Kanton" bildet kein eigenes Hand- lungsfeld mehr, sondern ist neu im Handlungsfeld "Weiterentwicklung von wirtschaftlich be- deutenden Bildungsinstitutionen für die Region" integriert; Digitalisierung ist neu ein Fokusthema des SECO und wird deshalb als Handlungsfeld neu auf aufgenommen. Programmziel 5 Entwicklung Regionalpolitik: Das neue Handlungsfeld "Projekte Standortentwicklungsprozesse" orientiert sich am neuen Richtplan 2019 und umfasst beispielsweise wirtschaftliche Arealentwicklungsprozesse; Regionalmanagement: Im Rahmen der NRP können neu spezifische Massnahmen gefördert werden, die das Ziel haben, Regionalmanagements aufzubauen, zu evaluieren und/oder zu optimieren. Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 6 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 2. Einleitung 2.1 Auftrag SECO Gestützt auf Art. 15 des Bundesgesetzes über Regionalpolitik vom 6. Oktober 2006 (BG über Regionalpolitik; SR 901.0) wurden die Kantone vom Bund eingeladen, per 31. Juli 2019 beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) ein Umsetzungsprogramm der neuen Regionalpolitik (NRP) für die Periode 2020–2023 einzureichen. Das vorliegende kantonale Umsetzungsprogramm beinhaltet die Herleitung und Begründung: der Kohärenz mit den wirtschaftlichen und räumlichen Strategien des Kantons (Analyseteil); der Programmziele und Wirkungsmodelle; des Konzepts zur Überprüfung der Zielerreichung; den Antrag für den NRP Förderbeitrag 2020–2023. 2.2 Rahmenbedingungen Mehrjahresprogramm 2016–2023 Das NRP-Mehrjahresprogramm 2016–2023 des Bundes ist für das vorliegende Umsetzungs- programm nach wie vor gültig. Folglich ändern sich die Rahmenbedingungen nicht grundsätz- lich. Ziel ist weiterhin die "Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit" und die "Steigerung der Wert- schöpfung in den Regionen" (Art. 1 Bundesgesetz über Regionalpolitik). Dies soll über den Ex- portbasisansatz erreicht werden. Der Exportbasisansatz beruht auf der zentralen Annahme, dass die Entwicklung oder das Wachstum einer Region von deren Exportsektor (und damit von der ausserregionalen Nachfrage) abhängt. 2 Die regionale Strukturpolitik soll (vorwiegend kleine und mittlere) Unternehmen bei der Erschliessung und Verteidigung von Marktanteilen auf ex- pandierenden Märkten ausserhalb der geförderten Region unterstützen. Mit dem NRP-Mehrjahresprogramm 2016–2023 sind die Anforderungen an die NRP gestiegen. Zusätzlich zu den Förderinhalten und -Schwerpunkten wurde ein grösseres Gewicht auf die Wirkungsmessung gelegt, indem entsprechende Wirkungsmodelle erstellt werden müssen. Auch interkantonal wurde eine engere Abstimmung zwischen den kantonalen Umsetzungspro- grammen gefordert. Generell wurde eine stärkere strategische Verankerung der Umsetzung der NRP gefordert. Während des Mehrjahresprogrammes 2016–2023 gelten folgende Förderinhalte (Massnahmen und Prozesse) und Förderschwerpunkte (exportorientierte Wertschöpfungssysteme): Wissenstransfer und Innovationsunterstützung für KMU fördern Die Leistungsangebote unter diesem Punkt umfassen Produkt- und Prozessinnovationen und überbetrieblich orientierte Leistungsangebote an KMU. Es handelt sich nicht um direkte Finanz- hilfen an die Unternehmen, sondern um sogenannte Realtransfers in Form von Informations-, Beratungs-, Vermittlungs- sowie Netzwerkleistungen. Dabei werden Synergien mit internationa- len Förderprogrammen und anderen Förderinstrumenten des Bundes genutzt. Im Fokus steht auch die Schaffung von Innovationsprozessen in funktionalen Räumen bzw. regionalen Innova- tionssystemen (RIS), die ein strategisch abgestütztes, effektives und effizientes Leistungsange- bot an die KMU im Bereich der Innovationsförderung sowie Wissens- und Technologietransfer ausrichten. Qualifizierung der regionalen Arbeitskräfte und Akteure fördern Aufgrund des Fachkräftemangels in verschiedenen Regionen und Branchen der Schweiz ist die Aktivierung und Qualifizierung des regionalen Humankapitals wichtig. Denkbare Projektinhalte sind z. B. arbeitsmarktliche Potenzialanalysen, Aufbau von Netzwerken, Konzipierung oder Implementierung von praxisnahen Wirtschaftsbildungsangeboten usw. Die direkte Stellenver- ............................................................................................................................................................................................... 2 Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB), Regionalökonomische Modelle, 21. Mai 2015 Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 7 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 mittlung wie auch die Durchführung von Aus- und Weiterbildungsangeboten fallen nicht in den Geltungsbereich der NRP. Unternehmensübergreifende Vernetzung und Kooperation voranbringen Die unternehmerische Zusammenarbeit und die Nutzung von gemeinsamen Ressourcen sowie temporärer Ressourcenaustausch werden unter diesem Punkt gefördert. Als Projektinhalte kommen die Begleitung von Zusammenarbeitsprojekten, die Zusammenführung von KMU oder der Aufbau von Plattformen zur Koordination oder von Erfahrungsaustauschgruppen in Be- tracht. Wertschöpfungsketten schliessen und verlängern Als Massnahme bietet sich z. B. an, eine Wertschöpfungskette vertikal oder horizontal zu erwei- tern. Bei der vertikalen Erweiterung werden Wertschöpfungsanteile der vor- und/oder nachgela- gerten Stufen in die eigenen Tätigkeiten integriert. Mittels horizontaler Erweiterung wird ange- strebt, sogenannte Koppelprodukte zu schaffen, welche gebunden an die herkömmlichen Pro- dukte und Dienstleistungen nachgefragt werden. Projektinhalte umfassen die Unterstützung von Abklärungen zu Wertschöpfungsprozessen und Marktpotenzialen oder von Anstrengungen zur Ergänzung von Wertschöpfungsketten. Wertschöpfungsorientierte Infrastrukturen bzw. Angebote sichern und realisieren Die NRP konzentriert sich im Infrastrukturbereich auf Vorhaben, welche die Standortgunst von Regionen und Unternehmen steigern. Projektinhalte, die als zulässig erachtet werden, sind z. B. Marktabklärungen, Standortevaluationen, die Prüfung von Finanzierungsmöglichkeiten oder die Gewährung von Darlehen gemäss BG über Regionalpolitik (SR 901.00). Wertschöpfungssystem Industrie Industriell-gewerbliche Wertschöpfungssysteme (inklusive der wissensintensiven und produkti- onsnahen Dienstleistungen) sollen beispielsweise durch die Förderung von Innovationsprozes- sen und Abklärungen der Marktzugänge von KMU unterstützt werden. Wertschöpfungssystem Tourismus Der Tourismus steht vor wachsenden Herausforderungen auf der Angebots- und Nachfrage- seite. Der Bund möchte mit dem Förderschwerpunkt den Strukturwandel im Tourismus unter- stützen. Ziel ist es, die einzelnen Destinationen wettbewerbsfähiger und international konkur- renzfähiger zu machen. Weitere Wertschöpfungssysteme Darunter fallen Agrar- und Forstwirtschaft, die Energiewirtschaft oder die Bildungs- und Ge- sundheitswirtschaft. Wichtig dabei ist die Wertschöpfungs- und Innovationsorientierung. Denk- bare Projekte sind im Bereich der Schnittstellen zwischen verschiedenen Wertschöpfungssys- temen (z. B. Agrarwirtschaft und Tourismus). Auch fällt das aktive Angehen des drohenden Fachkräftemangels unter dieser Kategorie. Wirkungscontrolling Neben diesen Förderschwerpunkten verlangt der Bund mit der Einführung des NRP- Mehrjahresprogramms 2016–2023 ein Wirkungscontrolling auf Programm- und Projektebene. Damit soll ein Wechsel von der kosten- zur wirkungsorientierten Steuerung in der Regionalpoli- tik erfolgen. Im Kapitel 6.5 wird im Detail auf das Wirkungscontrolling eingegangen. Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 8 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 2.3 Erarbeitung Umsetzungsprogramms Die Erarbeitung des kantonalen NRP-Umsetzungsprogramms 2020–2023 erfolgte unter Feder- führung des Volkswirtschaftsdepartements Obwalden (Volkswirtschaftsamt). Es wurde keine externe Begleitung beigezogen. Anhand der bisherigen NRP-Erfahrung, 14 Einzelgesprächen, zwei interkantonalen Workshops und einem kantonalen Workshop sowie den strategischen Grundlagen wurden die Programmziele, Handlungsfelder und Massnahmen sowie der Finanzie- rungsrahmen aktualisiert. Durch diese Methode konnten die Kohärenz des vorliegenden Um- setzungsprogramms mit den derzeitigen strategischen Ausrichtungen des Kantons sicherge- stellt und aktuelle, konkrete Potentiale sowie Ideen im Kanton mitberücksichtigt werden. Abbildung 2: Erarbeitung Umsetzungsprogramm Arbeitsschritt Teilnehmende Datum Bekanntgabe der Referenzrah- SECO und NRP-Fachstellen Kantone (NRP- September 2018 men und Arbeitshilfe FSK) Anpassung SWOT-Analyse Volkswirtschaftsamt und Vorstand REV 12. September Verabschiedung Terminplan Sarneraatal 2018 Interkantonaler Workshop Kantonale Tourismusorganisationen und 22. Oktober 2018 Tourismus kantonale NRP-Fachstellen Interkantonaler Workshop Innovationstransfer Zentralschweiz (ITZ), Zent- 6. Dezember 2019 Industrie- und Gewerbe ralschweiz Innovativ, NRP-FSK Einzelgespräche mit Credimex AG, Alpnach Oktober 2018 bis Brunni-Bahnen Engelberg AG, Engelberg Gewerbe-, Tourismus und Bil- Januar 2019 Benediktinerkloster Engelberg, Engelberg dungsvertretern Engelberg-Titlis Tourismus AG, Engelberg (Die Einwohnergemeinden des Einwohnergemeinde Engelberg Sarneraatals wurden durch die Sportmittelschule Engelberg, Engelberg Elektrizitätswerk Obwalden EWO, Kerns Mitwirkung der Vorstandsmitglie- Sportbahnen Melchsee-Frutt, Kerns dern des REV-Sarneraatal ab- Sinnvoll Gastro Gmbh, Lungern geholt). Josef Rohrer AG, Sachseln Feba Fassadenbauteile AG, Sarnen Loipe Langis / Glanzmann Sport, Sarnen Berufs- und Kantonsschule OW Obwalden Tourismus AG Workshop zum NRP- Organisation: REV Sarneraatal und Volkswirt- 15. Januar 2019 Umsetzungsprogramm schaftsamt im Hotel Krone Sarnen. Thementische zu Bildung, 57 Personen aus Politik, Verwaltung, Gewerbe Industrie/Gewerbe, Tourismus / Industrie sowie Bildung und Tourismus Verabschiedung interkantonale ZVDK 22. März 2019 Programmteile durch ZVDK Vernehmlassung Kantonale Ämter und Departemente 24. April bis Einwohnergemeinden 5. Juni 2019 Standortpromotion in Obwalden Obwalden Tourismus AG Engelberg-Titlis Tourismus AG REV Nidwalden & Engelberg REV Sarneraatal Gewerbeverband Obwalden Volkswirtschaftsdirektion Nidwalden Vorkonsultation beim SECO Volkswirtschaftsamt und SECO 24. April bis Erstellung Wirkungsmodelle 5. Juni 2019 Erstellung Schlussbericht Volkswirtschaftsamt 24. April bis Umsetzungsperiode 2016–2019 5. Juni 2019 Verabschiedung Umsetzungs- Regierungsrat Kanton Obwalden 1. Juli 2019 programm und Schlussbericht Zustellung Umsetzungspro- Volkswirtschaftsdepartement an SECO Bis zum gramm und Schlussbericht 31. Juli 2019 Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 9 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 3. Rückblick NRP Umsetzungsprogramm 2016–2019 Das kantonale NRP-Umsetzungsprogramm 2016–2019 des Kantons Obwalden wurde auf Grundlage der Mehrjahresperiode 2016–2023 des Bundes und mit neuen Programmzielen und Wirkungsmodellen erstellt. Es wurden fünf Programmziele festgelegt: Touristische Schwer- punktgebiete, Sanfter Tourismus, Innovation und Kooperation KMU, Wertschöpfungssystem Bildung und Entwicklung Regionalpolitik. Die Programmziele wurden gestützt auf die Langfrist- strategie 2022+ des Regierungsrats sowie weitere kantonale Strategien erarbeitet. Für die Fest- legung der Zielsetzungen dienten zudem Workshops und Einzelgespräche mit Politik und Ver- waltung sowie mit Leistungsträgern aus dem Tourismus und der Industrie. Bisher wurden in der Umsetzungsperiode 2016–2019 insgesamt 27 Projekte gefördert (Stand 31. Mai 2019). Dabei wurden insgesamt Fr. 446 310.– à-fonds-perdu Bundesbeiträge zugesi- chert. Bei den Darlehen für Infrastrukturprojekte konnten bisher lediglich 1,225 Mio. Franken von den für die Vierjahresperiode geplanten 11,02 Mio. Franken ausgelöst werden. Insgesamt liegt der Ausschöpfungsgrad bisher unter den Erwartungen. Dies unter anderem aufgrund des Projektstands von angekündigten Projekten und der Revision des Richtplangesetzes. Besonders positiv war in der Umsetzungsperiode 2016–2019 die Zusammenarbeit zwischen den Zentralschweizer Kantonen im Rahmen der Zentralschweizer NRP-Fachstellenkonferenz (ZFK-NRP) sowie mit dem Berner Oberland Ost. Es konnten verschiedene interkantonale Pro- jekte von hoher regionaler Bedeutung unterstützt werden, so beispielsweise Zentralschweiz Innovativ, HolzNetzWerk Brünig, Gästeportal Luzern-Vierwaldstättersee, die Machbarkeitsstudie Erlebnisregion Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg oder Mountainbike Zentralschweiz. Auf kantonaler Ebene konnten unter anderem mit dem Seilpark Obwalden, Berghaus Schön- büel, Tüftelpark Pilatus, Niklaus von Flüe Unterwegs und dem innovativen, organischen Raumsystem aus Holz (timto) erfolgreiche Projekte mit positiven Auswirkungen auf die regiona- le Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden. Zusammenfassend konnten folgende Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Umsetzungsperio- de 2016–2019 gewonnen werden: Insgesamt erfolgreiche Umsetzung der NRP aufgrund der verschiedenen Projektausrichtun- gen. Sowohl die Darlehensmittel als auch die à-fonds-perdu Bundesbeiträge werden aufgrund von mangelnden NRP-förderwürdigen Projektanträgen, kleinen Projekten mit geringem Kos- tenumfang und aufgrund von Projektverzögerungen bis Ende 2019 nicht ausgeschöpft; Die neuen Programmziele haben sich als strategische Richtwerte bei der Prüfung der Pro- jektanträge insgesamt bewährt; Einzelne wenige Handlungsfelder haben sich aus der Umsetzungserfahrung als nicht ziel- führend erwiesen (z. B. Handlungsfeld "Kleinstberufe und traditionelles Handwerk); Die interkantonale Zusammenarbeit mit der Zentralschweiz und dem Berner Oberland-Ost war positiv und soll weitergeführt werden; Einzelne Doppelspurigkeiten zwischen Kanton und REV konnten aufgrund der guten Zu- sammenarbeit gelöst werden. Optimierung Messbarkeit sowie Aufwand der Wirkungsmodelle: Die Wirkungsmodelle für die Umsetzungsperiode 2020–2023 wurden aufgrund der gewonnenen Erfahrung und mit der Unterstützung des SECO optimiert. Detaillierte Angaben zur Umsetzung 2016—2019 befinden sich im separaten Schlussbericht. Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 10 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 4. Analyse: SWOT und strategische Ausrichtungen des Kantons 4.1 SWOT Analyse Auf Grundlage der Langfriststrategie 2022+ werden die Stärken und Schwächen sowie Chan- cen und Risiken des Kantons Obwalden dargestellt. Die Analyse in den folgenden Unterkapiteln gliedert sich nach den Bereichen Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Abbildung 3: SWOT- Analyse Stärken Chancen Staat Staat - Staat als verlässlicher Partner mit effizienten und effektiven - Finanzstrategie 2027 öffentlichen Dienstleistungen - Spürbarer Wille des Kantons für eine neue Zukunft Gesellschaft - Bürgernähe - Verstärkte Nutzung und Vernetzung Naherholung und Sport - Sieben intakte funktionstüchtige Gemeinden - Guter Bevölkerungsmix / grosser Anteil an jungen Menschen. - Spezifische Weiterentwicklung von Schulangeboten in Richtung Gesellschaft Internationalität - Hoher Wohn-, Arbeits- und Freizeitwert durch attraktive - Möglichkeiten zur Vereinbarung von Beruf und Familie naturnahe Landschaften und Seen - Verbesserung der Einkommensstatistik - Lebendiges Vereinsleben und Kulturangebot. Nähe Luzern - Spezifische Weiterentwicklung von Schulangeboten in Richtung - Überschaubarer und vernetzter Raum Internationalität - Hohes Sicherheitsempfinden - Sinkende Anzahl Steuerpflichtigen in den unteren Einkom- - Durch Kommunikationsmittel gut erschlossen mensbereichen. - Attraktives familienfreundliches Bildungsangebot - ÖV-Anbindung nach Luzern und Zentren sowie Autobahn- Wirtschaft anschluss an Verkehrsachse, innerkantonale Verbindungen - Vernetzung Sarneraatal mit der Destination "Engelberg-Titlis" - Grössenteils gute innerkantonale ÖV-Verbindungen und als Teil der Destination "Luzern-Vierwaldstättersee" und - Tiefe steuerliche Belastung, keine Erbschaftssteuer Haslital - Hoher Anteil an frei verfügbarem Einkommen - Nähe Entwicklungsachse Zürich – Zug – Luzern - Modernes Spitalangebot / Zusammenarbeit Luzern u. ZCH - Attraktivität für internationalen Tourismus / Anbindung an inter- nationale Tourismusströme Wirtschaft - Attraktivität für Headquarters - Nähe zu Universitäts- und Fachhochschulstandort Luzern - Nischentätigkeit in Schlüsselbranchen ermöglicht Wachstum - Nähe zu den Zentren Luzern – Zug – Zürich und Wertschöpfung auch in "strukturschwachen" Branchen - Breites Berufsbildungsangebot - Anpassung Richtplan und grössere zusammenhängende Flä- - Zweisprachige Matura (Stiftschule Engelberg) chen für Industrie und Gewerbe vorhanden (z.B. Gorgen) - Vorhandene Cluster im Bereich Mikrotechnologie CSEM, Umwelt microPark Pilatus, eigentümergeführte Unternehmen - Wille zur nachhaltigen Erhaltung und Nutzung von Lebensräu- - Attraktiver Wohn- und Lebensraum für Arbeitnehmer men - Verbesserung Sicherheit durch Schutzbauten Umwelt - Attraktive naturnahe Landschaften und Seelandschaften - Hoher Wohn- und Freizeitwert - Weitgehend intakte Kulturlandschaft inkl. Schutzwald - Hoher Anteil an erneuerbarer elektrischer Energien Schwächen Risiken Staat Staat - Kleiner finanzieller Handlungsspielraum - Kostensteigerung bei höheren Leistungsstandards und Vollkos- - NFA-Falle führt zu schwacher Investitionstätigkeit tenabgeltung bei interkantonaler Zusammenarbeit - Kapital und hohe Einkommen extrem mobil Gesellschaft - Zuzug neue Gesellschaften und Unternehmen kostspielig - Uneinheitliche Regelung bezüglich bzw. teils fehlende - Wirtschaftszweige (Sektoren) nicht wesentlich verändert schulergänzende Tagesstrukturen in den Gemeinden Gesellschaft Wirtschaft - Mangel an Bauland auf dem Markt - Fehlende Ausbildungsplätze für neue Technologien - Hohe Boden- und Immobilienpreise - Zahlreiche Arbeitsplätze in wertschöpfungsschwachen - Verlust der weitgehend intakten Dorfstrukturen und Identität Branchen - - Vergleichsweise tiefe Aufenthaltsdauer der Gäste im Tou- Wirtschaft rismus - Erschwerte Erreichbarkeit durch Verkehrszunahmen A2 und A8 - Schwäche Fremdwährungen - Imageverlust Wirtschaftsstandort OW infolge Wirtschaftskrimi- nalität Umwelt - Verlust intakte Dorfstrukturen und Landschaftsbild - Verhinderung innovativer Projekte durch langwierige Verfahren - Risiko der Beeinträchtigung von Siedlungs- und Wirtschaftsge- bieten sowie Verkehrsverbindungen durch Naturgefahren - Klimawandel Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 11 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 4.2 Staat Nachfolgend werden die politischen Faktoren wie Steuern und Finanzen, Langfriststrategie sowie Amtsdauerplanung aufgezeigt. 4.2.1 Steuern und Finanzen Rückblickend zeigt sich, dass der Kanton Obwalden mit der Umsetzung der letzten Langfrist- strategie 2012+ viel erreicht hat. Das Image des Kantons hat sich merklich verbessert. Der Kanton Obwalden hat an Wohnattraktivität gewonnen und sich wirtschaftlich dynamisch weiter- entwickelt. Weiter hat sich die Vernetzung mit den Zentralschweizer Nachbarn und dem weite- ren Umfeld verbessert.3 Der Erfolg der kantonalen Steuergesetzänderungen seit 2006 und die damit verbundene Zu- nahme des Volkseinkommens im Kanton wirken sich direkt auf den Umfang der Ausgleichszah- lungen aufgrund der Neugestaltung des Finanzausgleichs sowie der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen (NFA) aus. Dabei konnte der Kanton Obwalden bei der Ressourcenstärke zulegen und ist seit Januar 2018 NFA-Geberkanton.4 Er kann sich jedoch dem praktisch ge- samtschweizerischen Trend von sich verschlechternden öffentlichen Finanzen nicht entziehen. So weist er als Geldgeber in die NFA und durch steigende Ausgaben in den Bereichen Ge- sundheit, Bildung und im Sozialen einen ansteigenden Aufwandüberschuss und einen negati- ven Eigenfinanzierungsgrad auf.5 Nachdem die Finanzstrategie 2027+ im September 2018 vom Stimmvolk abgelehnt wurde, soll dieser negative Trend mit der kantonalen Finanzvorlage 2020 korrigiert werden. Als finanzpolitisch verbindlicher Rahmen gelten für den Kanton nach wie vor das Haushaltsgleichgewicht und die Schuldenbegrenzung, die im Finanzhaushaltsgesetz ver- ankert sind.6 Gemäss der Studie der BAK Economics AG (2019) ist zudem die Verteilung der Aufgaben und deren Finanzierung zwischen dem Kanton und den Einwohnergemeinden nicht im Gleichgewicht. Der Kanton finanziert 63 Prozent der Ausgaben, erhält aber nur 51 Prozent der Einnahmen. Der Kanton Obwalden plant deshalb eine Beteiligung der Gemeinden am NFA. 4.2.2 Langfriststrategie 2022+ Die Langfriststrategie 2022+7 zeigt die angestrebte Positionierung des Kantons Obwalden auf. Stand mit der Langfriststrategie 2012+ die quantitative Entwicklung im Zentrum, so möchte die Langfriststrategie 2022+ die qualitative Entwicklung fördern. Der Regierungsrat legt ein Augen- merk auf folgende Visionen, die durch Leitideen konkretisiert sind. Folgend werden die Visionen aus regionalpolitischer Perspektive kommentiert (in kursiv): Vision 1: In Traditionen verwurzelt – innovativ Der Kanton Obwalden schätzt und fördert seine Traditionen und verfügt damit über ein Funda- ment für eine kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Weiterentwicklung in hoher Quali- tät. Er soll auf den kulturellen Traditionen und Werten aufbauen und sich dabei stets innovativ weiterentwickeln. Der erfolgreiche Weg der letzten Jahre als wirtschafts- und gastfreundlicher Kanton auf der Grundlage der Verwurzelung soll fortbestehen. Die NRP kann einen Beitrag zu diesem strategischen Ziel leisten, indem insbesondere die inno- vative Weiterentwicklung und die Inwertsetzung der kulturellen, gesellschaftlichen und wirt- schaftlichen Fundamente des Kantons gezielt gefördert werden. Übereinstimmend mit den For- derungen des SECO ist der Grundsatz auf diejenigen Wertschöpfungssysteme zu setzen, die bereits eine besondere volkswirtschaftliche Motorenfunktion besitzen oder denen mit Unterstüt- ............................................................................................................................................................................................... 3 Regierungsrat Kanton Obwalden, Langfriststrategie 2022+, 10. Dezember 2013 4 Regierungsrat Kanton Obwalden, Geschäftsbericht, Strategische Kennzahlen 2018 5 Staatskanzlei Kanton Obwalden, Medienmitteilung Nr. 41, 23. September 2015 6 Regierungsrat Kanton Obwalden, Geschäftsbericht, Strategische Kennzahlen 2018 7 Regierungsrat Kanton Obwalden, Langfriststrategie 2022+, 10. Dezember 2013 Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 12 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 zung der NRP eine massgebliche Stärkung zukommt. Mit dem neuen Fokusthema Digitalisie- rung unterstützt die NRP den Kanton Obwalden bei der digitalen Transformation der Wirtschaft und folgt somit der Vision, ein innovativer Kanton zu sein. Vision 2: In einmaliger Landschaft – aufstrebend Der Kanton Obwalden pflegt sein vielfältiges, intaktes Landschaftsbild, bietet damit einen öko- logisch nachhaltigen Lebensraum und lässt darauf basierende Entwicklungen zu. Die identitäts- stiftende Landschaft bietet einen qualitativen Standortvorteil, der gepaart mit einer Vielfalt an Arbeitsmöglichkeiten, familienfreundlichen Rahmenbedingungen und einem breiten Bildungs- angebot aus dem Kanton Obwalden einen beliebten Lebensraum machen. Wichtig sind der Landschaft angepasste Ferien- und Freizeitmöglichkeiten, die neben dem Standortvorteil auch auswärtige Gäste anziehen können. In der Langfriststrategie 2022+ wird zudem ein nachhalti- ges, qualitatives Aufstreben hervorgehoben. Für die NRP von Bedeutung ist die Betonung der Nachhaltigkeit und die qualitative Aufwertung der Region. Besonders touristische Infrastrukturen sind mit Blick auf die Erhaltung der Obwald- ner Landschaft zu realisieren. Dieses strategische Ziel stimmt mit der Forderung des Bundes, den Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung in dieser Umsetzungsperiode zu verstärken, über- ein. Im Kapitel 5.5 werden mithilfe des Berner Nachhaltigkeitskompasses wirtschaftliche, ökolo- gische und gesellschaftliche Nachhaltigkeitskriterien der kantonalen NRP-Programmziele über- prüft. Vision 3: Im Herzen der Schweiz – überraschend einzigartig Der Mix aus Lebens-, Erholungs- und Wirtschaftsraum sowie die Landschaft und das Klima machen Obwalden zu einem einzigartigen Anziehungspunkt. Die Zusammenarbeit mit den sie- ben traditionell weitgehend autonomen Gemeinden ist zentral. Obwalden bietet der Wirtschaft Rahmenbedingungen, die im schweizerischen Wettbewerb überdurchschnittlich attraktiv sind. Die Einzigartigkeit von Obwalden soll zum Ausdruck kommen und überraschen. Im Zusammenhang mit der NRP bedeutet dies eine gut organisierte Zusammenarbeit mit den Regionalentwicklungsverbänden als Vertreter der Gemeinden. Auch die Zusammenarbeit mit den Zentralschweizer Kantonen bleibt wichtig und soll in dieser Umsetzungsperiode 2020–2023 mit dem gemeinsamen Tourismusprogramm und Regionalen Innovationssystem RIS (Kapitel 5.4) weiter gestärkt werden. 4.2.3 Amtsdauerplanung 2018–2022 Die strategischen Leitideen der Amtsdauerplanung 2018–2022 bilden – wiederum geordnet nach den einzelnen Politikbereichen – die Grundlagen für die weitere Konkretisierung durch die Festlegung von Schwerpunkten, Wirkungszielen und Massnahmen im Rahmen der vierjährigen Amtsdauerplanung (AP) durch den Regierungsrat.8 Mit der Festlegung von Schwerpunkten in der AP setzt der Regierungsrat Prioritäten bei der Umsetzung der Langfriststrategie 2022+. Er drückt damit aus, welche Themen aus seiner Sicht in der zweiten Amtsdauer nach der Inangriffnahme der Langfriststrategie 2022+ besonders wichtig und daher dringend anzugehen sind.9 Nachfolgend werden nur die NRP-relevanten Leitideen und Priorisierungen aus der AP 2018– 2022 aufgeführt: ............................................................................................................................................................................................... 8 Regierungsrat Kanton Obwalden, Amtsdauerplanung der Regierung 2018 bis 2022, 16. Oktober 2018 9 Staatskanzlei Kanton Obwalden, Medienmitteilung Nr. 61, 30. Oktober 2018 Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 13 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 A. Leitideen: Allgemeine Verwaltung Der Kanton Obwalden fördert die kohärente politische Zusammenarbeit mit den Gemeinden und unter den Gemeinden: Digitalisierung; Stufengerechte Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden; Kostenteilung in den Verbundaufgaben zwischen Kanton und Gemeinden gestützt auf das Nutzniesserprinzip. Der Kanton Obwalden ist gegenüber dem Bund und anderen Kantonen ein verlässlicher Part- ner: Klärung künftige Nutzung Truppenlager Glaubenberg. NRP-relevante Priorisierungen Wirkungsziele: Die Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden ist in ausgewählten Bereichen analy- siert und geklärt; Die (ehemalige) militärische Infrastruktur Glaubenberg ist einer sinnvollen und nachhaltigen Verwendung zugeführt. Massnahmen: Varianten für die künftige Nutzung (z. B. als Ausbildungsstätte im Bereich Bildung Natur & Landschaft) in Zusammenarbeit mit dem Bund erarbeiten und Variantenentscheid fällen; Künftige Nutzung gestützt auf Variantenentscheid planen. B. Leitideen: Bildung Der Kanton Obwalden entwickelt sein Bildungswesen qualitativ und gezielt weiter: Digitale Transformation im Bildungsbereich; Umgang mit gesellschaftlicher Heterogenität im Bildungsbereich. NRP-relevante Priorisierungen Wirkungsziele: Der Zugang auf nationale Bildungsplattformen ist für Lernende, Lehrpersonen und die Ver- waltung ermöglicht; Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende und Lernende handeln im Sinn der digitalen Transformation. Massnahmen: Projekte zu digitaler Transformation durchführen; Technische Voraussetzungen für digitale Transformation bereitstellen. C. Leitideen: Kultur, Sport und Freizeit, Kirche Der Kanton Obwalden pflegt Kultur und unterstützt lebendige Traditionen und sportliche Aktivi- täten: Unterstützung Sport. NRP-relevante Priorisierungen Wirkungsziele: Der Kanton Obwalden ist als aktiver und attraktiver Sportkanton auch über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus bekannt; Junge Obwaldner Leistungssportlerinnen und Leistungssportler sind gezielt gefördert; Die Bevölkerung nutzt die vielfältigen Sportmöglichkeiten und treibt mehr Sport. Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 14 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 Massnahmen: Rahmenbedingungen für bedeutende Sportanlässe wie Winteruniversiade schaffen. D. Leitideen: Verkehr und Nachrichtenübermittlung Der Kanton Obwalden stellt die Verbindung innerhalb des Kantons, mit den Zentren Luzern und Zug–Zürich sowie die Anbindung an die Nord-Süd-Achse sicher. Zweckmässiger Ausbau des Strassennetzes mit Fokus auf den Langsamverkehr; Unterstützung Projekt Tiefbahnhof Luzern. E. Leitideen: Umweltschutz und Raumordnung Der Kanton Obwalden setzt auf eine konsequente Fortführung der bisherigen Landschaftsent- wicklung. Der Kanton Obwalden fördert eine der Landschaft angepasste Baukultur. Umsetzung kantonaler Richtplan betreffend Landschaftsbild; Umsetzung kantonaler Richtplan betreffend Ortsbild. F. Leitideen: Volkswirtschaft Der Kanton Obwalden unterstützt eine breite Entwicklung des Tourismus auf dem ganzen Kan- tonsgebiet: Förderung eines intensiven, qualitativ hochstehenden Tourismus sowie Schaffung und Auf- rechterhaltung von tourismusgerechten Rahmenbedingungen in den Gebieten Engelberg und Melchsee-Frutt sowie auf dem Pilatus; Förderung eines sanften und familienfreundlichen Tourismus im übrigen Kantonsgebiet; Förderung von Kulturtourismus (z. B. Sakrallandschaft). Der Kanton Obwalden setzt auf einen möglichst hohen Versorgungsgrad mit eigener erneuer- barer Energie und unterstützt das Energiesparen: Landschaftsverträglicher, nachhaltiger Ausbau der Wasserkraft und alternativer Energien; Förderung von Massnahmen zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes. NRP-relevante Priorisierungen Wirkungsziele: Die Zukunft der touristisch intensiv genutzten Gebiete bezüglich Verbindung ist geklärt. Massnahmen: Machbarkeitsstudie einer möglichen Verbindung mit den verschiedenen Akteuren erarbeiten und einen politischen Grundsatzentscheid treffen. G. Leitideen: Finanzen und Steuern Der Kanton Obwalden schafft günstige Voraussetzungen für die Ansiedlung von natürlichen und juristischen Personen NRP-relevante Priorisierungen Wirkungsziele: Natürliche und juristische Personen nehmen den Kanton Obwalden als attraktives und ver- lässliches Domizil wahr, bleiben hier im Kanton oder siedeln sich neu an. Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 15 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 4.2.4 Standortqualität Kanton Obwalden Die Standortqualität begünstigt die Ansiedlung neuer Unternehmen und erleichtert ansässigen Firmen, weitere Investitionen zu tätigen. Die von der Credit Suisse gemessene Standortqualität der Schweizer Kantone 2018 für Unternehmen ergibt für den Kanton Obwalden eine Positionie- rung auf Rang 10. Seit der Erarbeitung des letzten Umsetzungsprogramms 2016–2019 hat der Kanton Obwalden bedingt durch die Verbesserung anderer Kantone zwei Ränge verloren. Da- bei beachtet die Studie nur "harte Standortfaktoren" (messbare Faktoren). Der Wert über dem Schweizer Durchschnitt beruht vor allem auf der attraktiven steuerlichen Belastung des Kantons Obwalden. Die Erreichbarkeit des Kantons und die Verfügbarkeit von Hochqualifizierten werden von der Studie als negativ bewertet. Im nationalen Vergleich steht Obwalden mit der Verfügbar- keit von Fachkräften im Mittelfeld. Dieser Faktor wird anhand des Anteils der Personen im Er- werbsalter mit einer Berufsausbildung gemessen.10 Abbildung 4: Standortqualität Obwalden 2018 Rang Steuerbelastung Verfügbarkeit Verfügbarkeit von Erreichbarkeit Erreichbarkeit Erreichbarkeit von Hochqualifizierten der der der Flughäfen Fachkräften Bevölkerung Beschäftigten 10 ++ = - - - - Quelle: Credit Suisse, 2018 Die Credit Suisse hat im November 2018 eine Prognose der kantonalen Standortqualität 2025 erstellt. Durch das am 19. Mai 2019 vom Stimmvolk angenommene Reformpaket "Steuervorla- ge und AHV-Finanzierung" (STAF) wird ein fundamentaler Umbau der Unternehmensbesteue- rung gemacht. Zudem wird mit der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels 2020 insbesondere die Erreichbarkeit der Kantone Tessin und Uri verbessert. Gleichzeitig plant eine Mehrheit der Kan- tone eine Reduktion der Steuern. Gemäss Prognose werden alle Zentralschweizer Kantone Plätze im Ranking verlieren, da der bisherige Steuervorteil voraussichtlich weniger zur Geltung kommt.11 Abbildung 5: Entwicklung Standortqualität des Kantons Obwalden Quelle: Credit Suisse, 2018 ............................................................................................................................................................................................... 10 Credit Suisse, Standortqualität der Schweizer Kantone und Regionen, September 2018 11 Credit Suisse, Standortqualität 2025, Ausblick auf das Ranking nach der Steuerreform, November 2018 Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 16 | 65
Kantonales Umsetzungsprogramm zur Neuen Regionalpolitik 2020–2023 4.3 Gesellschaft Nachfolgend werden gesellschaftliche Faktoren wie Bevölkerungsstruktur, Lebenskosten, Bil- dung und Mobilität thematisiert. 4.3.1 Bevölkerung Der Kanton Obwalden wies im Jahr 2017 eine ständige Wohnbevölkerung von 37 575 Perso- nen (provisorische Zahl) auf. Diese teilt sich in 4 115 Personen in Engelberg und 33 460 Perso- nen im Sarneraatal auf. Die Bevölkerung im Kanton Obwalden stieg zwischen 2009 und 2017 um 7 Prozent an. Dieser Anstieg ist leicht schwächer als der Anstieg der gesamtschweizeri- schen Bevölkerung von zirka 9 Prozent.12 Unten aufgelistet sind die einzelnen Gemeinden mit der Bevölkerungsentwicklung von 2009 bis 2017: Die Tabelle zeigt, dass die ständige Wohnbevölkerung der Gemeinde Engelberg und der nördlichen Gemeinden des Sarneraatals insgesamt stark und die der südlich gelegenen Ge- meinden Lungern und Giswil schwach gewachsen ist. Die Gründe sind nicht genau eruierbar. Abbildung 6: Bevölkerung Gemeinde 2009 2017 Entwicklung Sarnen 9 891 10 236 3.5% Kerns 5 515 6 295 14.1% Alpnach 5 449 6 024 10.6% Sachseln 4 752 5 092 7.2% Giswil 3 514 3 651 3.9% Lungern 2 065 2 122 2.8% Engelberg 3 846 4 155 8.0% TOTAL 35 032 37 575 7.3% Quelle: Bundesamt für Statistik BFS, STATPOP Die Auswertungen der Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung zeigt, dass die Entwicklung im Kanton Obwalden zwischen 2009 und 2017 auf den positiven Wanderungssaldo zurückzufüh- ren ist. Trotz des Trends zum Wohnen in den Zentren ist der Kanton Obwalden aufgrund der Lebensqualität, der verbesserten Erreichbarkeit mit dem öV und Individualverkehr sowie den steuerlichen Vorteilen attraktiv.13 Verfügbarkeit von Arbeitskräften Der Jugendquotient ist seit 2010 überdurchschnittlich gesunken. Mit 33 Prozent lag dieser 2017 nur noch knapp über dem schweizerischen Mittelwert. Der Altersquotient war 2017 mit 29,8 Prozent das erste Mal höher als im gesamtschweizerischen Vergleich. Daraus folgernd darf festgestellt werden, dass der Kanton Obwalden aktuell etwa die gleiche Altersstruktur wie der schweizerische Durchschnitt aufweist. Dieser liegt in der Region Sarneraatal mit 34 Prozent über dem Durchschnitt der NRP-Regionen. In Engelberg ist er hingegen mit 28 Prozent unter- durchschnittlich tief.14 Die Prognosen des BFS zeigen für die Jahre 2015–2030 wesentliche Veränderungen hin zu einem verstärkten Wegzug von Familien und zu einer zunehmenden Überalterung der Gesellschaft.15 Diese Entwicklung hat auf den Fachkräftemarkt gravierende Auswirkungen. Die heute schon angespannte Lehrstellensituation wird sich noch mehr ver- schärfen. ............................................................................................................................................................................................... 12 Bundesamt für Statistik (BFS), Statistik der Bevölkerung und der Haushalte STATPOP, 3. April 2019 13 Credit Swiss, Der Kanton Obwalden Struktur und Perspektiven, 20. Januar 2015 14 Bundesamt für Statistik, Statistik der Bevölkerung und der Haushalte, 3. April 2019 15 BFS, Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Schweiz, 12. November 2015 Volkswirtschaftsdepartement Kanton Obwalden Seite 17 | 65
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