OForum - Pro Bahn Schweiz
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Forum I n fo www.pro-bahn.ch Pro Bahn Schweiz • Pro Rail Suisse • Pro Rail Svizzera Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs 4/10 Bild: RhB Reisen und Speisen, ein Genuss im Glacier-Express Ein Dossier zum Speisen und Schlafen beim Bahnfahren, ab Seite 3
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Editorial Inhalt Schwerpunkt Speisen beim Reisen����������������������������3 Un buon risotto�����������������������������������6 Der Testesser����������������������������������������7 Ein Erwachen Richtung Rom���������������8 Schlafwagen Richtung Balkan������������9 Der langsame Zug nach Prag������������10 Edwin Dutler Präsident Aktuell «Gar nichts bringt sie, die NEAT»�����11 Pro Bahn Schweiz Noch nicht mit voller Kraft���������������13 Regional Reisen mit Genuss und Komfort Uri als Verlierer der NEAT�����������������14 Hindernislauf im Bahnhof Luzern����16 Ferrovia in Ticino�������������������������������17 Oft dient das Reisen vor allem dem Zweck, auf dem Netz werden die tollsten Servicean- Ausflug sein Ziel möglichst schnell zu erreichen. Die gebote angepriesen. Realität und Marketing- Ab auf die Pisten ins Toggenburg����18 Landschaft wird wegen der Lärmschutzwän- versprechungen liegen zu oft meilenweit aus- International de nur bruchstückweise wahrgenommen. einander. Ist es denn Zufall, dass die neuen Stuttgart 21 – mein Erlebnis�������������19 Hauptsache scheinen lückenlose Internet- und privaten Anbieter im Fernverkehr gerade auf S-Bahn Bodensee�������������������������������20 Handy-Verbindungen zu sein. Auf diesen die weichen Faktoren und den Service an Bord Pro Bahn intern Kundentrend fokussieren sich die Bahnen in setzen? Eine Bahnreise kann mehr sein als Pro Bahn tritt auf�������������������������������23 Europa. Wer jedoch die Reise als Ziel wählt, Fahrplanpünktlichkeit und Tempo. Es bleibt sich auf ein gutes Mahl im Speisewagen freut, zu hoffen, dass auch die etablierten Monopo- genügend Servicepersonal und Panorama- listen auf der Schiene wieder einmal eine Ser- Impressum fenster bevorzugt und auf wirklich bequemen viceoffensive planen. Die Fahrgäste wüssten InfoForum 4/10, Versand: 10.12.2010 Sitzen die Bahnfahrt geniessen möchte, erlebt dies zu schätzen. Herausgeber Pro Bahn Schweiz (pbs) zu oft seine blauen Wunder. Vierfarbig oder Interessenvertretung der Bahn-, Tram- und Busbenützer Postfach 2224, 8021 Zürich T 044 741 49 90, M 079 401 05 40 www.pro-bahn.ch, info@pro-bahn.ch Confort et bien-être en voyage Postkonto: 82-4920-4 Redaktion Kaspar P. Woker (wo) Pourtalèsstrasse 11, 3074 Muri b. Bern Voyager est souvent réduit à un acte de dépla- restent sur leur fin … Les offres sur papier en T/F 031 951 23 00 ktwoker@bluewin.ch cement aussi que possible entre deux points. quadrichromie ou sur la toile sont alléchantes, Mitarbeit Pro Bahn Alors que le paysage parcouru est fractionné tout comme les propositions de services. Dans Karin Blättler (kb), Bastian Bommer, Edwin Dutler (dut), Heinrich Estermann, Hans et rendu invisible par les parois anti-bruit, la la réalité, les promesses des services de marke- Rothen (hr), Kurt Schreiber (ks), Wolfgang disponibilité permanente des réseaux de télé- ting ne tiennent souvent pas la route. Est-ce Schreier, Michele Streuli, Andreas Theiler (at), Martin Woker (mwok) phonie et d’internet semblent être la seule un hasard si les nouveaux prestataires privés Bilder préoccupation des voyageurs. C’est d’ailleurs dans le trafic longues distances misent sur les Redaktion, soweit nicht anders erwähnt sur ce segment de clientèle que se concen- facteurs « doux » et sur le service à bord ? Un Korrektorat Yvonne Schär trent les offres des chemins de fer en Europe. déplacement en train a davantage d’atouts 4900 Langenthal Celles et ceux pour qui le voyage est la fin en que la vitesse et la ponctualité. Il ne reste qu’à yschaer@sunrise.ch soi, en revanche, apprécieront un bon repas espérer que les monopoleurs établis du rail Traduction/Traduzione Irêne Minder (im), Roger Hasler (rh) au wagon-restaurant, un service impeccable pensent eux aussi à lancer une offensive de et une fenêtre panoramique, ainsi que des services. Les voyageurs sauront apprécier. Inserate und Druck Stämpfli Publikationen AG sièges confortables. Trop fréquemment, ils Postfach 8326, 3001 Bern T 031 300 66 66 Inseratemanagement: inserate@staempfli.com Viaggiare confortevolmente e con gioia Grafisches Konzept gs graphic-studio gmbh T 055 450 80 80 www.graphic-studio.ch Lo scopo del viaggio è spesso sopratutto rag- fortevoli, troppo spesso ne ha per tutti i colo- Layout mbDesign, Konzept und Gestaltung giungere il più presto possibile la meta. Per via ri. Su prospetti lucidati o sulla rete si promet- 8046 Zürich T 044 362 76 77, M 079 472 35 62 dei ripari fonici il paesaggio viene percepito tono le offerte più svariate. Troppo sovente la marco.bernet@bluewin.ch solo parzialmente. Sembrano essere impor- realtà si discosta a migli dalle promesse del Auflage 2600 Exemplare, 4 x jährlich tanti collegamenti senza interruzioni per cel- marketing. lulari e di internet. Le ferrovie in Europa si È dunque per puro caso che i nuovi offerenti Mitgliedschaften Europäischer Fahrgastverband, focalizzano su questa tendenza che si è deli- privati del traffico a lunga distanza mirano Europäischer Verband für die Entwicklung des Schienenverkehrs neata da parte della clientela. proprio sui fattori dolci e il servizio a bordo? Nächste Ausgaben Chi però ha come scopo il viaggio stesso, si Un viaggio in treno può essere più che puntu- InfoForum 1/11 10. März rallegra di un buon pasto nel vagone ristoran- alità nell’orario e velocità. Rimane a sperare Inserateschluss 4. Februar te, preferisce avere abbastanza personale di che una volta tanto anche l’«establishment» InfoForum 2/11 Inserateschluss 16. Juni 5. Mai servizio e finestre panoramiche, in più vorreb- dei monopolisti della rotaia lanci un’offensiva InfoForum 3/11 15. September Inserateschluss 11. August be godere il tragitto su sedie davvero con- di servizio. I passeggeri l’apprezzerebbero. 2
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Speisen beim Reisen Ein Auf und Ab beim Angebot, ein durch moderne Essgewohnheiten und Bahnhof-Shopping beeinflusstes Reiseverhalten und eine offenbar ungenügende Rentabilität prägen das Speisen auf der Schiene. Noch gibt’s eine Bahnver- bindung der SBB, welche für gediegenes Reisen geeignet wäre. Der Gotthard. Arth-Gold- au–Bellinzona ohne Halt, Zeit zum Tafeln. Das verunglückte Cisalpino-Abenteuer hat hier nicht nur die Anzahl Reisende mehr als halbiert (von 20 000 auf 8500 pro Tag), sondern der SBB – zumindest bis heute – das Speisen beim Reisen aus der Hand genommen. Auf allen Ex- Cisalpino-Zügen – auch am Sim- plon – sorgen Italiener für das Catering. Nicht schlecht, typisch italienisch und daher auch nicht billig (siehe Seite 6). Der SBB bleiben die Speise- wagen in den Neigezügen von Basel und Zürich nach Lugano. Vielversprechend wurde in den Baslerzügen auf der Non- stopfahrt ein Service am Platz für Erstklassreisende einge- führt. Gleiches galt meist nicht in den Zürcher ICN. Warum? Nichts ist mühsamer als ein un- regelmässiges Angebot. Zur Freude von Gewerkschaft und So unterschiedlich die Wagen, so verschieden die Konzepte. Zürich, 3. November: CNL aus Berlin … Zugbegleiter, die nebst Billett- kontrolle nun Risotto servieren Speisen beim Reisen, das war talmehrheit durch die SBB. gegeben, längere Fahrten sind mussten, wurde dieser Dienst einst. Bahnhöfe voller Bretzel- Enk, Minibuffet und Mitropa für gediegenes Tafeln besser als zu wenig gefragt soeben stände, Food-Bars, Avecs und Suisse als Alternativen wurden geeignet als die kurzen Schwei- wieder abgeschafft. Prontos sind praktisch zum Ver- vom Monopolisten übernom- zer Strecken und früher wur- pflegen. Aludosen, Pappbecher, men. Zu guter Letzt wurde den «zur Essenszeit» nur «Menu Der Name ist Programm Papiersäcke, Plasticbesteck und auch dieser von der Mutter ge- oder Tagesteller» serviert. Trotz Nichts gegen einen rationellen viel Abfall in den meist zu klei- schluckt – die SBB betreibt das Convenience-Food und Stea- Betrieb. Doch wenn die Logistik nen Abfallbehältern sind die Speisen beim Reisen heute mer-Technik bleibt ein schnel- für die gesamte Schweiz in Zü- Folge. Taktfahrplan und kurze selbst. Weil erstens Verpfle- ler Service anspruchsvoll. Zu- rich konzentriert wird, kommt Reisezeiten lassen keine Zeit gung auf der Schiene kaum dem will sich der Gast auf das es zu oft vor, dass Basisartikel mehr für Apéro, Salat, Haupt- rentabel zu betreiben ist und Angebot verlassen können. fehlen. Was soll ein Frühstück gang, Käseteller und Dessert, weil zweitens die SBB alles un- Speisewagen wechseln je nach ohne Butter, ohne Gipfel oder wie es einst zwischen Lausanne ter ihrer eigenen Marke anbie- Fahrplanperiode ihre Routen. ohne Joghurt? Bei defekter und Bern Sitte war. ten will. Auch das kann ins Habitués auf dem ICN von Kaffeemaschine, auch das nicht Auge gehen. St. Gallen über Biel nach Genf unüblich, gibt’s Nescafé-Cap- Unterschiedliche Rezepte Beinahe Legion sind die wissen nie, welcher Speisewa- puccino-Aufguss. Dies sind ei- Von der Schweiz. Speisewagen- Versuche, diesen Zusatznutzen gen der beiden Neigezugskom- gene Erfahrungen am Gott- Gesellschaft (SSG) zu Passaggio für die Fahrgäste rentabler positionen denn geöffnet ist. hard. Wenn schon das Wagen- und Elvetino wandelte sich das zu gestalten. Buffetwagen, Und Vorsicht: Kein Salat im Nei- material (Ex-Cisalpino) unzu- Unternehmen der Bahnverpfle- Selbstbedienung, Chäs-Ex- gezug – nicht weil die Sauce aus verlässig ist, dann sollten gung auf nationalen Schienen. press, Bistro, Automaten. Mit dem Teller schwappt, sondern Alles verschwunden, trotz Kapi- unterschiedlichem Erfolg. Zu- weil die Küche zu klein ist. Fortsetzung auf Seite 4 3
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Schwerpunkt Fortsetzung von Seite 3 wenigstens auf den inlän- dischen Zügen Speiselogistik und -technik zuverlässig klap- pen. Zum berühmtesten Zug der Schweiz, dem Glacier-Express, gehört eine standesgemässe Verpflegung. Rail Gourmino Swiss Alps, die eigens von einem Ex-SSG-Mann gegründete Cate- ring-Firma, bringt dieses Kunst- stück fertig. Gekocht wird auf dem Zug und vom Servicewa- gen aus, am Platz professionell und tadellos serviert. Keine Wünsche bleiben offen, ob für Gruppen oder Familien, in der 1. wie in der 2. Klasse. Der kunst- voll kredenzte Grappa zum Ab- Bildlegende. Bild: ZVV schluss ist Legende. Das Kunst- stück des tadellosen Services durch eine hoch motivierte und freundliche Brigade ist ein Auf- … im Railjet nach Wien, ohne Anschrift des Bistro … steller und für andere Bahn- caterer Anschauungsunterricht. Dabei reisen Busgruppen oft Der Service in den blauen Nos- aus Einsiedeln der SOB hat’s Monopol der SBB, dafür mit nur bis/ab Andermatt, was Logi- talgie-Speisewagen auf der RhB 2008 als Letzten erwischt. Lie- gutem Lavazza-Kaffee, aber stik und Personaleinsatz noch bringt den Firmenname auf den ber mehr Sitzplätze statt Kafi ewig gleichbleibendem Speise- anspruchsvoller macht. Um die Punkt: Rail Gourmino. und Gipfeli. Die Minibar – heu- angebot. Weniger rentable Rentabilität nicht zu sehr zu Verschwunden sind alle an- te Railbar – wurde als fliegende Strecken wurden auch da regel- strapazieren, werden Gruppen deren regelmässigen Speisewa- – und viel rentablere – Ergän- recht ausgehungert und der eingeladen, wenn immer mög- gen, auch in Pendlerverbin- zung für regionale Schnellzüge Service danach eingestellt. Ein- lich Reise plus Speise zu buchen. dungen. Den Gipfeli-Express erfunden. Heute ebenfalls ein zig auf dem Voralpen-Express … SBB-EC nach Chur und DB-ICE aus Hamburg … 4
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 der SOB finden Kunden mit den Lille, immerhin sieben Stunden solche mit einem Restaurant im den. Mit konventionellen SBB- Automaten im Zug einen Er- Fahrzeit. Kopfschütteln bereits Oberdeck lässt grüssen. Dass IC-Zügen wird das Ersatzange- satz. Ob die Lösung länger Be- bei der Anfrage, ob Mahlzeiten die ÖBB die Gastfreundschaft bot geführt. Speisewagen dafür stand haben wird, als die aktu- am Platz in 1. Klasse für eine durchaus noch beherrschen, sind in beiden Ländern keine ell eingesetzten Wagen bleibt Gruppe möglich seien. Nein, die zeigt das Erlebnis einer 35-köp- aufzutreiben gewesen. Im Falt- fraglich. repas paniers bitte an der Bar figen Gruppe, Salzburg–Zürich blatt «Ihr Reiseplan» wird nicht abholen, einzeln gefälligst. Das im letzten Sommer. Perfekter einmal eine Railbar erwähnt. Fooden oder Speisen Angebot reiche wohl kaum, da Service, 30 Minuten nach Zugs- Wohl nur deshalb, weil dieser Ein Blick auf das Speisen bei in- immer nur die Standard-Menge abfahrt, Dreigangmenü, inklu- SBB-Dienst auch nur «halbpat- ternationalen Zügen ab der geliefert werde und die Mahl- sive Sachertorte mit Schlag- zig» angeboten wird. Zürich– Schweiz. Richtung Italien füh- zeiten deshalb rasch ausver- obers. So ist Reisen ein Genuss, Tuttlingen und zurück, genau ren wenigstens alle durchge- kauft seien. Einziger Trost: Auf was die mehrheitlich franzö- während der halben Reisezeit. henden Züge einen Speisewa- innerfranzösischen Flügen gibt’s sischen Teilnehmer mit ungläu- Damit wird eine Servicetour ein- gen – siehe oben. Unterschied- meist auch nichts zu essen. bigem Staunen quittierten. gespart. Reisenden ab Stuttgart liches findet sich im TGV Lyria. Über die Railjet-Züge Zü- Die Deutsche Bahn fährt bleibt nichts anderes übrig, als Auf den einzelnen Fahrplan- rich–Wien wurde im InfoForum mit den ICE-Zügen über Basel in sich im (noch alten) Hauptbahn- feldern werden Züge mit Spei- berichtet. Für acht Stunden Rei- die Schweiz. Hier ist die Ver- hof mit Proviant einzudecken. sewagen angepriesen. Im Ab- se muss die Bistroverpflegung pflegung ganz auf Langstre- Auch hier ist einmal mehr eine schnitt «Züge mit Restauration» genügen. Nun hat der neue Ge- ckenreisen ausgerichtet. Gedie- Chance vertan worden, auf ei- wird auf die Reservierungsmög- neraldirektor Kern der ÖBB das gener Speisewagen, für alle ner technisch-operationell ver- lichkeit bei tgv-lyria.com ver- Steuer herumgerissen. Aus den zugänglich, eine saisonal abge- knorzten Bahnverbindung den wiesen. Als Erstklassreisender Bistroabteilen sollen «richtige» stimmte, reichhaltige Karte, die Reisenden wenigstens mit kann ich ein petit-déjeuner oder Speisewagen werden. Die Ein- Reisenden wissen dies zu schät- einem ansprechenden Verpfle- ein menu chaud bestellen. Das sicht kommt keineswegs wegen zen. Es ist nicht auszuschliessen, gungsservice ein Lächeln zu ent- System ist sehr rigide, weil nur der Proteste hungernder Fahr- dass die Speisewagen Zürich– locken. Schade für das Image zur vorbestimmten Zeit serviert gäste, sondern wegen massiv Hamburg immer noch zu den der Bahn. wird, Angebot und Service sind eingebrochener Umsätze im rentabelsten auf dem deut- Speisen beim Reisen dürfte durchaus zufriedenstellend. Für Vergleich zum Transalpin. Es schen Netz gehören. für Caterer und Reisende ein die zweite Klasse bleibt’s beim gibt (oder gab) eben schon ren- Hochseilakt zwischen Rentabili- Barwagen. Allerdings sind ab table Speisewagen. Einsichten Halbpatzig tät und Genuss bleiben, ausser Dezember 2010 Änderungen im kommen manchmal zu spät, Weniger Staat macht die DB in man buche einen Luxuszug, Catering angesagt. Umbauten sind teuer. Schön, den IC Zügen Zürich–Stuttgart. doch die verkehren nicht täg- Anders sieht’s auf innerfran- dass Bahnmanager lernfähig Die Neige-ICE-Kompositionen lich im Stundentakt. zösischen Strecken aus. Kürzlich sind. Der Umbau der doppel- sind wegen ihrer Unzuverlässig- Edwin Dutler / im doppelstöckigen TGV Nizza– stöckigen SBB-Bistrowagen in keit längst wieder verschwun- Kaspar P. Woker … im ETR 470 nach Mailand und die TGV Bar nach Paris. 5
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Schwerpunkt Un buon risotto per il San Gottardo Chance verpasst, ist das klare Verdikt zu den heute fahrenden Restaurants auf der Gotthard-Bahn. Das Urteil eines Kenners. Noch liesse sich dieses Manko beheben. Frühstück. Da wird definitiv eine Chance verpasst. Noch sind die Gotthard-IC 90 Minuten lang nonstop unterwegs. Genü- gend Zeit, um ein anständiges Mahl zu servieren. Wer aber dort eine spanische Omelette und ein Bier bestellt, erhält nebst Aludose und Glas das in der Serviette abgepackte Be- steck, einen grossen weissen Teller und darauf eine kleine runde, in eine Form gepresste, Omelettenscheibe. Keine Gar- nitur, nichts. Wird Salz und Pfef- fer gewünscht, kommt ein Mi- niding aus Plastik zum Einmal- gebrauch. Die Omelette ist gut, die Ambiance auch beim char- mantesten Lächeln des Service- personals bestenfalls so wie in einer Kantine. Wenn dann noch Statt aufgedeckt zum Frühstück, Kantinen-Look im ICN um 9.01 nach Lugano. Bild: Fibo gegenüber eine Person sitzt, die von Zürich bis Lugano gele- Einen perfekten Risotto aufzu- konzentriert er seine Aussagen Motiviertes Personal ist alles – gentlich am Rivella-Glas nippt tischen ist Ehrensache für gute auf die Gotthardlinie. Kurz da hatte die italienische Gesell- und den Laptop bearbeitet, Köche südlich der Alpen. Eine streift er die vergangenen glor- schaft Cremonini mit Cisalpino dann ist klar, dass genussvolles Herausforderung auch, Herum- reicheren Zeiten des Tafelns zusammen eine glückliche Hand Speisen beim Reisen nicht die pröbeln führt eher zur Reispap- beim Reisen. Die blauen CIWL- bei der Personalrekrutierung Stärke von Elvetino, der heim- pe als zum gusto giusto, zum Speisewagen zwischen Mailand und der Ausbildung. Leider ist geholten SBB-Tochter, sein richtigen Genuss. Was gibt es und Rom, wo am Perronende heute eine Person alleine ein- kann. für einen besseren Ort, um sich der Chef de Service der carroz- geteilt für den Service der Gä- Eine klar verpasste Chance, darauf einstimmen zu lassen, za ristorante die Platzreservati- ste, die Zubereitung der Mahl- finden Fibo und der InfoForum- als den Speisewagen nach Luga- onen für den Viergänger ent- zeiten und die Bar. Eine unbe- Redaktor. no oder Mailand? Walter Fink- gegennahm, oder die roten friedigende Situation. Noch sei bohner, der Pendler zwischen SSG-Speisewagen zwischen Zü- unklar, wer und mit welchen Touristen wollen geniessen Nord und Süd, so kürzlich die rich und Genua, wo mit italie- Mitarbeitenden die Speisewa- Touristisch müsste am Gotthard NZZ, findet, die Bahn müsste nischem Charme und Können gen der schweizerischen re- mehr zu holen sein. Im Auto rei- diese Chance erkennen, denn durch die schweizerische SSG spektive der italienischen ETR- chen für die Strecke Genua bis mehr Kantinengroove als heute serviert wurde, haben es ihm 470-Züge ab Fahrplanwechsel Zürich Witikon 4 Std. 10 Minu- sei nicht mehr möglich. besonders angetan. den Speisewagen betreibt. ten. Im öV wird’s auch nach Er- Mehr Stirnerunzeln gibt’s öffnung des Gotthard-Basistun- Cisalpino war besser zur aktuellen Situation in den Wo bleibt das Tischtuch? nels keinesfalls weniger sein. In einem Gespräch mit «Fibo» – Speisewagen der Gotthard-Li- Unglücklich sei der Zustand Touristen, ältere Personen müs- so sein schweiz- und italienweit nie. Bis vor einem Jahr sei der auch in den schweizerischen sen nicht in jedem Falle so rasch bekanntes Kürzel – wollte die Service des italienischen Res- ICN-Zügen am Gotthard. Die als möglich am Ziel sein. Italie- Redaktion des InfoForums aus- taurateurs in den ETR 470 (den identische Karte wie Basel–Biel ner wie Schweizer seien aber loten, wie für diesen Ureisen- technisch nicht so zuverläs- oder St. Gallen–Lausanne, bereit, für ein gepflegtes Mahl bahner, Promoter touristischer sigen Cisalpino-Zügen) tadel- nüchterner Service. Jeder Gas- im Speisewagen sofort 50 Fran- Ideen und Genussmenschen, ge- los gewesen. Sogar frische Pa- tronom weiss, dass es einige ken auszugeben, so Fibo, und nussvolles Reisen denn wirklich sta und Fleisch vom Grill stan- einladend gedeckte Tische holt ein Foto hervor von seiner aussieht. Als regelmässiger den auf der Karte. Die Reise braucht, um die Kunden zur Es- Fahrt vor 14 Tagen im ÖBB-Spei- Pendler zwischen dem Genueser war nicht immer ein Genuss, senskonsumation zu animie- sewagen München–Milano. Das Hinterland und Zürich Witikon der Speisewagen aber schon. ren: Dies beginnt schon beim bringt Repeaters. Am allerwich- 6
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 tigsten aber ist Zuverlässigkeit gend und motiviertes Personal. no an die Limmat reisen. Walter mit Fliege – zum nächsten Ter- des Angebotes. Warum be- Das ist (noch) keine Stärke am Finkbohner kommt nicht ein- min davon, natürlich in Mai- komme ich keine Serviette, so Gotthard. Dabei gilt es jetzt, fach ins Schwärmen, sondern land. Beide freuen wir uns schon die kürzliche Frage im ICN-Spei- den Markt aufzubauen für die redet einer klaren Marketingof- auf einen gelben Risotto mila- sewagen ab Lugano? Kein 250 km schnellen IC-Züge, die fensive das Wort. Nicht nur nese im Speisewagen. Die ge- Nachschub an abgepackten Be- dereinst durch den Basis-tunnel Rentner mit Tageskarten, die zu pflegte Ambiance im schnellen steckserviettensäcklein. Ein Kü- brausen. Auch dann wird die einem Cappuccino im Lugane- Restaurant lässt uns die 57 km chentuch wurde als Ersatz ge- Zeit zwischen Zürich und Bellin- ser Manor-Restaurant fahren, aussichtslose Dunkelheit ver- reicht. Zuverlässigkeit heisst zona für eine gepflegte Mahl- gehören zu den künftigen Kun- gessen. Buon appetito a bordo bedienter Speisewagen, keine zeit reichen. Es werden kaum den am Gotthard. Dessen ist sich del treno nel San Gottardo. fehlenden Utensilien, genü- nur gehetzte Pendler von Luga- Fibo sicher und eilt – wie immer Kaspar P. Woker Der Testesser im TGV und im IC Im TGV nach Nantes sich an einem der wenigen Sitz- liches Gesöff, vergleichbar dem rer Reisenden. Ins Auge fällt die Sonntag, 22. August, geschäft- plätze niedergelassen. (Rest al- amerikanischen Root Beer, das saubere, freundliche Erschei- liche Reise nach Le Mans. TGV les Stehzone; kein Wunder, las- auch alles andere als ein Bier nung des fahrenden Restau- Basel ab 16.02 Uhr Richtung Pa- sen sich die Kunden die Käufe ist. Na ja, das Ding hinunterge- rants. ris, umsteigen in Strassburg in in ein Papiertäschchen stopfen spült und die ungastliche Stätte Menükarte: gilt für alle SBB- den TGV nach Nantes. Beide und gehen zum Sitzwagen zu- verlassen. In Strassburg dann Speisewagen, egal, wo sie fah- TGVs haben einen Barwagen. rück). Das Interieur hat den bis zum Anschlusszug ein Kro- ren, bei den ICN ist das Angebot Denjenigen nach Nantes habe Charme einer Polizeipräfektur, nenbourg, da weiss man, was minim kleiner. Das relativ gros- ich um 20 Uhr aufgesucht, An- eines Schlachthofs oder Warte- man hat! Übrigens steht in bei- se Speisenangebot überrascht. kunft in Le Mans um 22 Uhr. zimmers einer Zahnarztpraxis. den Barwagen Rivella grün auf Bei genauem Durchsehen merkt Von einem halben Dutzend Bierdosen geöffnet, einge- der Karte. man aber schnell, dass sich viele Sandwiches, die theoretisch zur schenkt, zugeprostet (man Speisen ähneln: Geschnetzeltes, Verfügung ständen, war genau fühlt sich richtig gut), ein tiefer Im IC Bern–Basel Voressen mit Reis oder Nudeln, eines erhältlich, neben Junk- Schluck ... shit. Das bière blan- Samstag, 7. August, um 19.04 Unterschiede vor allem bei der food. Dafür war die junge Ge- che entpuppt sich als künst- Uhr mit einem Dutzend ande- Fleischart: Geflügel, Rind, Kalb rantin sehr nett, konnte aller- oder Schwein. Genau so die Zu- dings keinen Beleg ausdrucken, bereitungsarten: pseudoorien- da die Kasse streikte. Das Sand- talisch mit Curry usw., bis hin wich war in Ordnung, wenn zum Gemüsecurry. Daneben die auch nichts Grossartiges, mehr Klassiker der fleischlosen Pasta: hatte ich nicht erwartet. Spaghetti napoli und Tortelloni Dienstag, 24. August, Rück- al pesto. Kalte Teller: Walliser fahrt um 10 Uhr. Das gleiche Teller, Käseteller. Salate: Beila- Programm in umgekehrter Rei- gensalate, Modisches wie Mexi- henfolge. Diesmal waren wir zu kanischer Salat; was immer das zweit. Gewitzt von der Hin- sein soll, wahrscheinlich eine fahrt, hatten wir uns am Vor- Bohne und ein Maiskorn drin. abend die Mägen in einem gu- Das Übliche, ausgerichtet auf ten Restaurant vollgeschlagen, die Zubereitung in der Grosskü- trotzdem wollten wir uns mal che und Aufwärmen der abge- die Beine in Richtung Barwa- packten Portionen. Kein Steak, gen vertreten. Getränkekarte keine echte Gemüsebeilage, nach etwas Kühlem durchfor- kein Braten. Kaum Kartoffeln. stet. Ah, es gibt Weissbier. Zwei bières blanches bestellt und Fahrendes Restaurant noch ohne Gäste. Fortsetzung auf Seite 8 7
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Schwerpunkt Kein neues Erwachen für den Nachtzug nach Rom Ende 2009 ist die Nachtzugsverbindung von Zürich und Genf nach Rom und Venedig ersatzlos gestrichen worden. Tagesverbindungen seien so schnell, dass sich ein Reisen über Nacht nicht mehr aufdränge. Sinkende Nachfrage, hohes Defizit – ciao, ciao Roma. Mehr als 6000 Menschen, vor- nehmlich aus der Westschweiz, wehrten sich mit einer Petition gegen dieses Vorhaben. (Peti- tionsbogen auch bei Pro Bahn Schweiz aufgeschaltet). Sie machten geltend, dass das An- gebot insbesondere von der Westschweiz aus immer rege benutzt worden sei, ebenso waren von dieser Massnahme mehrere hundert Angestellte Mit der freccia rossa statt im Schlafwagen nach Rom. betroffen, die dadurch ihre Stelle verloren. Kurswagen Zürich–Venedig wortung der Bahngesell- einer seiner nächsten Sitzungen, So nicht – fanden auch eini- hätten sich die Frequenzen schaften, welche internationa- was kaum zu erwarten ist. ge Politikerinnen und Politiker massiv verschlechtert, das Glei- len Verbindungen sie anbie- aus dem Zürcher Kantonsrat. che sei über die Qualität der ten. Nur mit Umsteigen Sie luden den Regierungsrat Dienstleistungen festzustellen, Kurz nach Veröffentlichung Der Nachtzug nach Rom hat des Kantons Zürich ein, bei der obwohl die SBB mit verschie- dieser Antwort hat der «Tages- deshalb ausgeträumt, was von SBB vorstellig zu werden, um denen Massnahmen versuchte, Anzeiger» in die gleiche Kerbe Pro Bahn Schweiz bedauert diese Verbindung wieder ein- dieser Entwicklung entgegen- gehauen und in seiner Stel- wird. Dies umso mehr, als Tages- zuführen, wiesen auf das um- zuwirken. Dafür sei aber das lungnahme von 25. Juli 2010 verbindungen nach Florenz weltfreundliche Verkehrsmittel Tagesangebot markant verbes- festgehalten, dass der Nacht- oder Rom nur mit Umsteigen in Eisenbahn und die doch mehr sert worden (Fahrzeit Mailand– zug nach Rom aus den er- Mailand machbar sind. Der oder weniger rege Benutzung Rom 3 Stunden), was die Nach- wähnten Gründen gar nicht Schlafwagenzug hätte noch die dieses Angebots hin. frage nach Nachtverbindungen nötig sei. direkte Reise nach diesen Des- noch mehr vermindert und für Aufgrund dieser Antwort tinationen ermöglicht. Ob und Nichts zu machen die besagten Nachtzüge ein der Zürcher Regierung ist nicht wenn überhaupt Tageszüge Die Antwort der Zürcher Regie- jährliches Defizit von drei bis damit zu rechnen, dass diese nach Rom angeboten werden, rung lässt sich mit dieser Aussa- vier Millionen Franken ausge- Frage erneut aufgenommen ist unbestimmt. Eisenbahnrei- ge zusammenfassen. Tatsäch- löst habe. Letztlich bleibe es in wird, es sei denn, das Parlament sen nach Italien sind und blei- lich: Dank der Abschaffung der der wirtschaftlichen Verant- bekräftige dieses Anliegen an ben kundenunfreundlich. ks Fortsetzung von Seite 7 jetzt immerhin einen Petite Ar- ein paar sichtbaren ganzen Pi- und Pfefferstreuer, die wirken vine. nienkernen, aber mit sehr viel billig, wohl Wegwerfartikel. Man wagt nur zwei speziellere Zum Test. Resultat besser, Basilikum und auch der Knob- Preise: vernünftig (22 bis 25 Sachen, die aber nach meinem als es die Karte erwarten liess. lauch macht sich bemerkbar. Franken), Riz Casimir im Ver- Dafürhalten im Speisewagen Riz Casimir: Geschmack inter- Parmesan separat gereicht. Das gleich zu den Tortelloni aller- nichts verloren haben: Papet national, Sauce ohne Ecken Ganze sehr erfreulich, wo doch dings zu teuer. Das Erdinger vaudois und Osso buco. Ich mag und Kanten, Früchte beliebig, Restaurants häufig nur eine hingegen himmlisch günstig: beide sehr gerne, aber diese Sa- Ausnahme Aprikosenstück. mickrige Andeutung an Pesto Fr. 6.50 für 5 dl. chen sollten doch lange vor sich Pouletfleisch sehr gut, sogar servieren. Die Portionengrösse hin köcheln, also keine Option. gut angebraten (!), Reisqualität war eindeutig nicht für die Fazit: Besser, als erwartet. Trotz- Die Karte liess damit nichts sehr gut, Fleisch mit Biss. Por- obige Bürodame berechnet. dem werde ich nicht regelmäs- Gutes erwarten. tionengrösse: eher für eine Service: Der Kellner (Ungar, sig im Speisewagen essen, Getränkekarte: vielfältiger Dame im kleinen Schwarzen, gutes Deutsch) war sehr freund- Mainstreamangebot und Auf- als früher. Sogar mit Erdinger die selbiges auch die nächsten lich und aufmerksam. Getränke wärmen sind zu offensichtlich. Weissbier (ausgezeichnet, 20 Jahre tragen möchte. Tortel- und Speisen kamen rechtzeitig Das Bier verlockt zu einem Auf- musste ein zweites haben), loni. Die Überraschung, mit Biss ohne Hast, aber auch nicht zu enthalt, die Weinkarte gehört auch die Weinliste wurde er- und guter Ricotta-Spinatfül- spät. Tische sauber, einzige Kri- aufgefrischt. weitert: bei den Weissen gibt es lung. Die Sauce lediglich mit tik: die doch mickrigen Salz- Heinrich Estermann 8
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 EN 465 Zürich–Zagreb Glavni Kolodvor Es gibt gute Gründe, eine Reise in Richtung Balkan in Kloten oder auf dem Car-Parkplatz am Sihlquai in Zürich zu beginnen. Croatia Airlines fliegt täglich mindestens einmal und der hellblaue Bus von der Heinzelo- va in Zagreb fährt allabendlich. Der Bus ist günstig, der Flug eher teuer. Doch wer reisen will, wie es sich gehört, der ent- scheide sich für den Schlafwa- gen. Abfahrt 20.40, Ankunft 10.34 Zagreb Glavni Kolodvor (Hauptbahnhof) – fährt täglich; ein Rest-Orient-Express, jeweils zwei Kurswagen verkehren bis Belgrad. Der Schlafwagen nach Zagreb ist eine kroatische Ei- genkonstruktion, seit etwa acht Jahren auf der Schiene. Die Zweierabteile sind geräumig, der Schlafkomfort okay. Ge- Warten auf Reisende nach Zagreb. wöhnungsbedürftig ist die Bar am Wagenende, weil je nach beides. Am Morgen dann, ent- Gang der Zeit sinnen, auf exakt senice fährt ein serbischer Spei- Belegung dort zünftig gezecht lang der lauschigen Save zwi- denselben Gleisen, die nun seit sewagen mit, besser Trinkwagen wird. Das heisst: entweder sich schen Ljubliana und Ankunft, über hundert Jahren in Rich- (kein Frühstück) – für jeden ech- auf den Balkan einlassen oder lässt sich an derselben Bar beim tung Orient führen. Ab dem ten Paneuropäer ein ultimatives aber nicht schlafen – oder ersten Kaffee trefflich über den slowenischen Grenzbahnhof Je- Reiseerlebnis. mwok Unverständlich: Schlafwagen reservieren im Balkan Im Sommer 2009 wollten wir Ankunft in Belgrad um 4 Uhr nach einer zweimonatigen 25; genügend Zeit für das Früh- Bahnreise durch Rumänien und stück und Buchen der feh- Bulgarien so rasch und bequem lenden Reservation. Weit ge- wie möglich mit Schlafwagen fehlt, im serbischen Belgrad ist von Sofia via Ljubljana nach Zü- es ausgeschlossen, eine Reser- rich zurückreisen. Unser Plan: vation für den kroatischen mit dem Nachtzug von Sofia Schlafwagen ab Zagreb oder nach Belgrad und weiter mit Ljubljana zu buchen. Was blieb der auch im Schweizer Fahrplan uns anderes übrig, als tagsüber angegebenen Verbindung (ab in die slowenische Hauptstadt 10 Uhr 20) nach Zürich (an 9 Uhr zu reisen, zu übernachten und 20). anderntags weiterzufahren. Die Agentur für Fernbahn- Natürlich im Schlafwagen, ein- reisen in Sofia konnte uns zwar fach 24 Stunden später. Unver- den Fahrschein bis Zürich aus- ständliches gehört eben zum stellen und den Schlafwagen Balkan, doch sich darüber zu bis Belgrad reservieren, nicht ärgern bringt nichts. aber denjenigen in die Schweiz. Auch das unverständlich in Zagreb Gl. Kol.: Vortritt für Fussgängerinnen. Kein Problem. Vorgesehene Bastian Bommer 9
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Schwerpunkt Bereits Geschichte: Schlafwagen Zürich–Linz–Prag. Der gediegene 50-jährige WL-P der ÖBB. Bilder: at Der langsame Zug nach Prag In Zürich einsteigen, südlich von Prag aussteigen, keine Umsteigerei, diese Vereinfachung genügt mir, den Nachtzug nach Tschechien über Linz zu wählen. Die Zeiten sind klar auf Touristen zugeschnitten, Abfahrt am 6. Oktober erst um 22.40 Uhr, Ankunft in Tabor kurz nach zehn Uhr vormittags. Das Angebot besteht aus einem Betten úbereinander. Eine klei- aus dem Bett gerollt war. Ma- genlauf nach nur wenigen Jah- Liege- und einem Schlafwagen, ne Waschecke und verschie- chen das die Lokführer wohl ren wieder eingestellt. Im Som- welche bis Linz mit dem Wiener denste Lampen sowie Getränke extra, um die Reisenden auf die mer soll die Verbindung recht Walzer mitfahren und dort ab- und Früchte lassen ein Gefühl noch ruppigere Fahrweise ihrer gut ausgelastet sein, wie mir gekuppelt werden. Der Schlaf- von Luxus aufkommen. Der Ser- tschechischen Kollegen vorzu- die Schaffnerin erzählte; bei wagen ist ein Modell aus den vice ist angenehm aufmerksam bereiten? meiner Fahrt waren jedoch von 60er-Jahren, mit sehr geräu- und unaufdringlich – ein wenig In České Budejowice dann, dreissig Betten nur deren vier migen Abteilen, solange man österreichischer Charme ist zu zwischen acht und neun Uhr besetzt. Und so bleibt für mich alleine reist. Drei Passagiere ha- spüren. Billette abgeben, Be- morgens, ein vierzigminütiger am Schluss dieser entspan- ben in einem Abteil Platz, die stellung fürs Morgenessen aus- Halt. Um die Lok zu wechseln – nenden Reise nur eine Frage: füllen, Instruktion über die Ver- und um die Raucher endlich Warum kostet dieser Schlafwa- riegelung der Türe und die Rei- genüsslich an einigen Zigaret- genzuschlag am Bahnhof Spiez se beginnt. ten auf dem Perron paffen zu der BLS 217 und bei Buchung im lassen. Übrigens ist dieser Halt SBB-Callcenter übers Internet Ruhig oder ruppig auch bei grosser Verspätung nur 155 Franken? Eine ruhige Fahrt bis an die mindestens zwei Zigaretten Es bleibt ja immer noch der Grenze nach Buchs, eine weni- lang – das war schon letztes Schlafwagen der City-Night- ger ruhige Fahrt bis Linz, das Jahr so. Dann geht’s als An- Line von Zürich via Basel–Dres- scheint ein Markenzeichen der hängsel an einem tschechischen den nach Prag. Abfahrt um Lokführer zu sein. Ein Jahr zu- Zug im gemütlichen Schnell- 19.40 Uhr, Ankunft um 10.50 vor hatte ich mehr Glück, liess zugstempo Richtung Prag. Uhr. Bei Einzelreise für rund 160 mich bei jeder ruckartigen Euro mit Sparpreis für mehr Ki- Bremsaktion gegen die Abteil- Dresden statt Linz lometer und eine schnellere wand drücken, heuer erwachte Zum Fahrplanwechsel im De- Fahrt. Frische Semmerl inklusive. ich jeweils, wenn ich schon halb zember 2010 wird dieser Wa- Andreas Theiler 10
Aktuell InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 «Gar nichts bringt sie, die NEAT» Finanzpolitik und (Schienen-)Verkehrspolitik sind weder in der EU, der Schweiz oder in Rom und Berlin so koordiniert, dass eine Verlagerung der Güterströme von der Strasse auf die Schiene auch nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnel reibungslos funktionieren würde. «Verkehrsplanung: Gibt Bern nichts – dies die klare Meinung Überflüssig – viel effizienter, keit sei. Kein Wort allerdings, oder Brüssel den Takt an?» Un- des streitbaren Politikers, wel- nur Container und nicht ganze dass die nationalen Behörden ter diesem Stichwort diskutier- cher durchaus mit der Schiene Lastwagen zu verladen. Das und Exmonopolisten die heh- ten an einem Podiumsgespräch zu geschäften weiss, aber sich Problem sei heute die Kapazi- ren Bestrebungen der EU be- der Zeitung «Der Bund» am über ständig steigende Regula- tät auf dem ganzen Bahnnetz hindern und aushebeln. Der 21. Oktober in Bern Andreas torien statt ständig steigenden europaweit und beim Rollma- SBB-Mann unterstrich, dass pri- Meyer, CEO SBB, Michael Schienenkapazitäten ärgert. terial. Reiterer seinerseits be- mär die Kundinnen und Kun- Reiterer, EU-Botschafter, Ulrich Ueli Stückelberger ver- tonte, wie die EU mit den Schie- den bestimmten, welches An- Giezendanner, Nationalrat und sprach seitens der Politik, dass nengüterverkehrskorridoren gebot die Bahn bereitzustellen Transportunternehmer, sowie bis zur Eröffnung des Ceneri- die Voraussetzungen schaffe habe. Dies wirkte sehr einseitig Ueli Stückelberger, Jurist im Basistunnels 2019 ein Vierme- für mehr Effizienz, wobei in Eu- auf den Reiseverkehr ausge- BAV, miteinander. Sachlich äus- terkorridor von Basel bis an die ropa nicht nur der Nord-Süd- richtet, dem Meyer auch für serte sich der Jurist, verkäufe- Südgrenze zur Verfügung ste- Transit, sondern eher noch der risch der SBB-Mann, diploma- he. Replik von Giezendanner: West-Ost-Transit von Wichtig- Fortsetzung auf Seite 12 tisch-europäisch der Botschaf- ter und provokativ der SVP-Po- litiker zur Frage, was denn der soeben durchschlagene Gott- hard-Basistunnel (GBT) für die Verlagerung der Güterströme von der Strasse auf die Schiene bringe. Wirklich nichts? Mit 18 Mrd. Franken wird die NEAT finanziert und 400 Mio. Franken gehen in Bahninfra- strukturen ins nahe Ausland. Da sollte doch Bundesbern ein ge- wichtiges Wort mitreden kön- nen. Mit der Alpeninitiative ist der Wille des Volkes klar doku- mentiert und trotzdem soll der GBT lediglich 5% der bisherigen Lastwagenfahrten aufnehmen können. Giezendanner rechnet vor: Um das Umlagerungsziel zu er- reichen, müssten ab sofort 32 500 Züge der rollenden Land- strasse pro Jahr zusätzlich ver- kehren und durch den einglei- sigen Lötschberg-Basistunnel (LBT) bringt man keinen ein- zigen weiteren Zug mehr. Zu- dem: Die Zufahrten zum GBT sind vorläufig dank zu kleinem Profil gar nicht tauglich, um Lastwagen mit vier Metern Eck- höhe zu verladen. Die NEAT bringt zwar eine Stunde kürze- re Fahrzeiten für Güter und Rei- sende, aber sonst praktisch Ausbau dringend Richtung Luino. UKV-Zug von Hupac bei San Nazzaro. Bild: Hupac 11
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Aktuell Fortsetzung von Seite 11 nanzquellen anzuzapfen, wird ausgesprochen am Ende des apostel unter den Politikern. die Neat vollumfänglich von Podiums hängen. Wie war das schon mit der koor- den GBT, wie beim LBT die Prio- der Schweiz finanziert. Um die dinierten Verkehrs- und Finanz- rität zu geben schien. So wollten Zulaufstrecken in Deutschland Güter versus Personen politik? Ulrich Giezendanners die Aussagen der einzelnen (Karlsruhe–Basel) wird noch Planer rechnen für die nächsten sarkastische Voten lassen grüs- Protagonisten gar nicht zuei- heftig gestritten. Dekaden mit einem ungebro- sen, ohne dass er speziell die nander passen. Jeder vertrat In Italien (ab Chiasso/Luino/ chenen Wachstum der Güter- volksparteilichen Widersprüche klar nur seine Sichtweise. Domodossola) bestehen zwar ströme. Die europäischen Korri- ganz unter den Tisch wischte. mehrere Zusagen auf Minister- dore sollen den Schienentrans- Nur Bahn 2030 gross für 21 Mrd. Politik unkoordiniert ebene, doch – das ist kein Ge- port möglich machen. Die Um- Franken kann Erleichterung Europa als Einheit? Bahnmässig heimnis – gebaut ist ausser dem setzung des Korridors zwei bringen, damit genügend dop- offensichtlich (noch) keines- 20-jährigen und in Dauersanie- Rotterdam/Antwerpen–Basel– pelstöckige Reisezüge, Contai- wegs. Die EU proklamiert weit- rung befindlichen Monte-Olim- Genua dürfte bei uns noch ner oder Sattelauflieger mit vier reichende Richtlinien, die pino-Tunnel bei Chiasso kein manch hitzige Diskussion erge- Metern Eckhöhe problemlos ne- Schweiz ist wegen ihrer Lage Meter Gleis. ben. Der Güterverkehr soll eine beneinander durch die Schweiz und dank den Bilateralen voll Die italienischen Prioritä- höhere Priorität erhalten als fahren können. eingebunden. Doch funktionie- ten liegen definitiv nicht auf der regionale Schienenverkehr. Die Finanzpolitik ist gefor- ren tut’s nicht. Der fehlende der Verlagerung des Güterver- Im Raum Basel ist der Konflikt dert. Inzwischen hat das BAV Schlüssel dazu: Eine koordi- kehrs auf die Schiene; Richtli- vorprogrammiert. Das sagen verlauten lassen, dass für den nierte Politik in Bern, Brüssel, nien aus Brüssel hin oder her. die Gutachter zum soeben in Viermeterkorridor eine andere aber auch in Rom und Berlin! Merkel und Berlusconi, deren die Vorprojektierung entlas- Finanzierung gesucht werde, Finanz- und Verkehrspolitik Vorgänger und Nachfolger, ge- senen Basler S-Bahn-Herzstück. denn der Druck der verladenden klaffen in allen vier Machtzen- ben den europäischen Verlage- Da hilft nur ein massiver Aus- Wirtschaft und der Transport- tren weit auseinander. Wäh- rungstakt an. Leuenberger und bau, speziell auf den Achsen unternehmen ist sehr hoch ge- rend es 1882 Alfred Escher ge- Leuthard verbleibt – trotz Richtung Mittelland – Gotthard/ mäss einem Positionspapier lang, für den Gotthard-Tunnel Daueroptimismus – die Rolle Lötschberg. Dazu würden die vom 8.11.10 – www.voev.ch deutsche und italienische Fi- der Bittsteller. Dies blieb un- Milliarden fehlen – so die Spar- Kaspar P. Woker
Aktuell InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Noch nicht mit voller Kraft unterwegs Fünfzehn Monate nach Start hat der SBB-Kundenbeirat (KBR) seine Reisegeschwindigkeit noch nicht ganz gefunden. Auch Pro Bahn Schweiz ist gefordert, mehr aktuelle Themen aufzubringen. Leser und Leserinnen des InfoForums können sich einbringen in diesem einzigartigen Dialog mit der SBB. Durchsage des Zugchefs im IC mation von (unpopulären) kurz vor Ankunft in Zürich HB: Massnahmen, welche die SBB «Wir treffen pünktlich um 9.57 im Labor testen will? Absolut auf Gleis 10 ein. Ihre nächsten nicht, kommt die Antwort uni- Anschlüsse: um 10.07 Intercity sono. Die Sitzungsthemen wer- nach Flughafen, Winterthur, den von den KBR-Mitgliedern Romanshorn auf Gleis 11 …». angeregt, Fachpersonen der Eine sympathische Dienstleis- SBB bringen kurze Einführungs- tung, noch nicht lange zu hören referate zum Thema und dann in den SBB-Zügen vor den gros- werden in Arbeitsgruppen The- sen Umsteigebahnhöfen, live sen dazu erarbeitet. Daraus vom Zugchef gesprochen auf- können sich neue Denkanstösse grund der Echtzeitinfo, die er für bekannte oder auch «schub- von der Betriebsleitstelle er- ladisierte» Probleme ergeben. hält. Mit Ahaerlebnissen verkrus- Eine glänzende Idee, denn tete Denkmuster im Grossbe- allzu oft geht die Konserven- trieb SBB aufzubrechen, gehört stimme auf dem Perron bei definitiv zu den Zielen des KBR. Zugsankunft im allgemeinen Ob dies auch gelingt, wird von Lärm und Gewusel unter. Dass der Gesprächsrunde eher zu- Ankunftsgleis und bald auch rückhaltend beurteilt. Noch hat Ausstiegsseite angegeben wer- der Rat nicht manche Rückmel- den, kommt aus dem KBR. dung über umgesetzte Mass- Dieses Beispiel zählen Marian- nahmen entgegennehmen ne Schild und Tobias Ebinger, können. die Verantwortlichen für den Kundenbeirat bei SBB-Perso- Kritischer Input gefragt nenverkehr, auf, wenn sie nach Zwei Dutzend Themenkreise greifbaren Resultaten dieses wurden bisher aufgegriffen – Gremiums gefragt werden. quer durch alle Anliegen, wel- Viermal jährlich treffen sich che die Bahnreisenden drücken 25 durch das Los aus 3000 Per- oder beschäftigen können. sonen bestimmte Bahnfah- Jetzt soll vermehrt in die Tiefe rerinnen und -fahrer, welche gegangen werden. Kaum ein einen mehr oder weniger gül- Gehör im KBR fanden bisher tigen Querschnitt der SBB-Kun- Fragen der SBB zu neuen Pro- den bilden, inklusive je eine dukten und zu mehr Elektronik seh- und eine mobilitätsbehin- in Verkauf und Information, derte Person. auch nicht bei den jungen Rats- Dazu kommen vier Vertre- personen. ter der Stiftung für Konsumen- Im Kundenbeirat: der Sprecher Bruno Eberle, der Vertreter PBS Hans Rothen. Bilder: hr Tobias Ebinger wünscht sich tenschutz, der Fédération Ro- angriffigere, auch kritischere mande des Consommateurs, Kein Feigenblatt sichtlich mit Engagement und Voten und Ansichten seitens der Interessengemeinschaft öf- Der KBR agiert autonom, hat Spass wahr und bestritt zusam- des KBR, denn die SBB möchte fentlicher Verkehr und von Pro zwar direkten Zugang zum CEO men mit den beiden SBB-Ver- wirklich den Puls der Reisenden Bahn Schweiz. Die Sitzungen der SBB, Andreas Meyer, aber antwortlichen sowie Hans Ro- spüren. Zudem sind die Vertre- werden durch eine professio- keine Weisungskompetenzen. then, PBS-Vertreter im KBR, das ter der Lobby- und Konsumen- nelle Moderatorin gecoacht, Eines der ausgelosten Mit- Gespräch mit der Redaktion tenorganisationen eingeladen, während die Leitung beim Chef glieder wurde zum Sprecher des InfoForums. die Ansichten ihrer Klientel viel Personenverkehr liegt, zurzeit bestimmt. Bruno Eberle, als Funktioniert der KBR etwa stärker einzubringen. Da ist Pro Urs Schlegel als Mitglied der GL ehemaliger St. Galler Stadtpar- bloss als Kopfnickergremium, SBB. lamentarier, nimmt dieses Amt quasi als Feigenblatt zur Legiti- Fortsetzung auf Seite 14 13
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Regional Uri als Verlierer der NEAT? IC durchbraust Uri ohne Halt – Urner sagen Nein. Tourismusziel Andermatt nicht abhängen. Am 15. Oktober 2010 haben dere Seite der NEAT auf. Fahr- und liefert der Bundesbahn doch nicht sein, dass Uri nur Tausende an den Fernsehschir- zeitvergleiche zwischen öffent- mehr als nur Strom. Der Transit noch von den langsameren Zü- men mitgefiebert und zugese- lichem und motorisiertem Indi- auf Strasse und Schiene fordert gen über den Berg, natürlich in hen, wie die Bohrmaschine die vidualverkehr zeigen, in in der raren Talebene immer Flüelen mit Anschluss vom letzten Meter des 57 km langen welchem Hintertreffen die mehr des besten Kulturlandes. Dampfschiff aus Luzern, be- Gotthard-Basistunnels (GBT) Schienenanbindung für den Die Urner plädieren deshalb für dient wird. Das mag gut sein für gemeistert hat. Grund zur Freu- Kanton Uri heute schon liegt. einen Flankentunnel zwischen Genusstouristen – den Urnern de herrscht in ganz Europa und Mit der NEAT wird sich dies ver- Urnersee und GBT. Reist es sich wird heute schon ein Schnell- wir Schweizer sind stolz, das schärfen. schon bald mit einer Unter- bus über die A2 nach Luzern Prädikat längster Eisenbahn- Urner, die Richtung Süden grundbahn ins Tessin? geboten. Ob das die zukünftige tunnel der Welt wieder von möchten, werden den Umweg Lösung ist, wagt auch Pro Bahn den Japanern zurückgeholt zu via Arth-Goldau in Kauf zu neh- Attraktives Ziel anbinden zu bezweifeln. haben. men haben, um ihren Kanton Gemäss aktueller Planung wird Das Projekt «swiss-Alps» An einer Medienorientie- dann noch einmal durch- resp. kein Zug, der durch den Gott- von Sami Sawiris ruft gerade rung Ende September zeigte unterfahren zu können. Der hard-Basistunnel braust, in Uri nach einer Verbesserung der der Urner Volkswirtschaftsdi- Kanton Uri ist seit 130 Jahren anhalten. Aus Urner Sicht eine Verkehrsanbindung von Ander- rektor Isidor Baumann eine an- der «Gotthardbahn-Kanton» untaugliche Lösung. Es darf matt; aus Richtung Norden wie halben Jahr an dieser Stelle die gute Nachricht verbreiten, dass die Information zur Anschluss- situation Bahn-Bus, aber auch umgekehrt, zur Zufriedenheit der SBB-Kunden – respektive deren Beirat gelöst sei. Übri- gens gibt es auch Schnittstellen Privatbahn – Bus/Postauto, z. B. bei der RhB in St. Moritz. Pro Bahn geht mal davon aus, dass ein solches Anliegen dort viel- leicht schneller Gehör findet, auch ohne KBR. Mehr zum SBB-KBR unter www.sbb.ch/Kundenbeirat. An- liegen – nicht Einzelvorkomm- nisse, denn der KBR hat nicht Im Kundenbeirat: die beiden SBB-Coachs Marianne Schild und Tobias Ebinger. Bilder: hr die Funktion des Kunden- dienstes – aus dem Kreis der PBS-Mitglieder können an pbs. Fortsetzung von Seite 13 Bahn oder zur BLS mit der S- tion. Ja, in Sachen Anschluss- rothen@gmx.ch gesandt wer- Bahn Bern aufgeworfen wer- information hat der KBR etwas den. Bahn gefordert – Hans Rothen den. Nein – der KBR sei ein bewirkt. Doch wie steht es in Machen Sie Gebrauch von sucht aus unserem Kreis mehr reines SBB-Gremium, kein KBR Richtung Postauto, oder abends dieser Möglichkeit zum Aus- Input für seine Arbeit im KBR. öV. Gerade bei Fragen der Ta- in St. Gallen, wenn die Reisen- tausch mit der SBB. Bruno Zwei Bereiche stehen nicht rifentwicklung agiert die SBB den nur noch die roten Heck- Eberle, als Sprecher des Kun- auf der Traktandenliste des nach aussen aber sehr oft, als lichter der Busse sehen, weil denbeirates, und seine 28 Kol- KBR. Fragen zu Bahn 2030, zur sei sie alleine bestimmend. Hier diese keine Information erhal- leginnen und Kollegen können Entwicklung der Mobilität, usw. liegt noch ein Entwicklungs- ten haben, dass der IC aus Zü- Bewegung in eine festge- Diese seien von politischen Ent- potenzial für den KBR. rich drei Minuten Verspätung fahrene Chose für eine längst scheiden abhängig, so Tobias hat? Spontan wird dieses The- fällige Verbesserung bringen. Ebinger. Einsilbig werden die Leidige Anschlüsse ma aufgenommen für eine SBB-Verantwortlichen auch, Zum Abschluss landen wir wie- nächste KBR-Runde. Hoffent- wenn Themen zur Rhätischen der bei der Kundeninforma- lich kann Hans Rothen in einem wo/hr 14
Regional InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Süden. Eine unbestrittene Tat- SBB nicht mit einem stünd- den Urner Medien verlauten genügend Engpässe – neue sache. Über allfällige Projekte lichen Regional-Express auf der «Die Bergstrecke bleibt auf ab- dürfen keine geschaffen wer- dazu wird vieles herumgebo- Berglinie bewenden lässt. Zu- sehbare Zeit erhalten.» Sie wer- den, auch wenn der Fortbe- ten, auch vom einen direkten dem braucht der in die Jahre de weiterhin für die Interregio- stand der Gotthard-Berglinie Lift aus dem exakt darunterlie- gekommene und sehr verlassen Züge benötigt und könne als eine aufwendige Sache ist. genden alten Gotthard-Tunnel wirkende Bahnhof Göschenen Ausweichstrecke bei Störungen Pro Bahn Schweiz wird sich ist die Rede. Klare Vorstel- dringend einer Auffrischung. im GBT dienen, sowie «aus mit der Problematik des schnel- lungen dazu hat die Matter- Die jetzt von Realp bis Ober- politischer Sicht ist eine gute len Intercity-Verkehrs und der horn-Gotthard-Bahn. Sie wird wald durchgehende Furka- Anbindung des Urnerlandes Anbindung von Randregionen den Bahnhof Andermatt kom- Dampfbahn und die Projekte Richtung Süden angezeigt», auseinandersetzen – auch mit- plett umbauen und strebt ei- um die Idee San Gottardo 2020 doch Halte von IC-Zügen in Uri ten in der Schweiz. Kandersteg, nen exakten 30- oder 20-Minu- bringen sicher mehr Besucher seien Sache der SBB. Da kann Adelboden und Lötschental als ten-Takt auf der Schöllenen- in die Gegend. man nur anfügen, dass die «öV-Verlierer» beim Lötsch- bahn an, um die erwarteten Bergstrecke als jederzeit be- berg-Basistunnel lassen grüs- zusätzlichen Gäste staufrei Ausweichroute muss bleiben triebsfähige Ausweichroute sen. nach Andermatt zu bringen. Anfang November liess sich Pe- «auf ewig» bestehen soll. Das Bleibt nur zu hoffen, dass es die ter Füglistaler, Direktor BAV, in schweizerische Bahnnetz kennt Edwin Dutler Droht die NEAT das Bahnangebot für Uri plattzuwalzen? Installationsplatz für den Gotthard Basistunnel. Bild: Alptransit 15
Foru m Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 4 / Dezember 2010 Regional Schluss mit Hindernislauf im Bahnhof Luzern Schon heute müssen sich die Reisenden zum Zug im erst 20 Jahre alten Bahnhof durch Engpässe quälen. Pro Bahn Zentral- schweiz (PB ZS) präsentiert Lösungsideen und fordert für die Passagiere freie Bahn von und zur Bahn. Der Weg zum oder vom Zug in dienorientierung publik ge- die Stadt und zu den Bussen macht, was ein breites Echo gleicht während den Verkehrs- ausgelöst hat (u. a. NLZ 5. 10. spitzen einem Hindernislauf. «RailCity soll vergrössert wer- Oft behindern sich die verschie- den»). Auch die SBB hat PB ZS denen Menschenströme gegen- sofort zu einer Besprechung seitig und ein Vorwärtsschrei- dieser Ideen eingeladen. Zwar ten ist kaum möglich. Dies ist plant die Bahn bereits Verbes- ein Ärgernis für die Kunden des serungen, doch wir setzen uns öffentlichen Verkehrs. weiterhin für eine optimale Lö- An diesen Punkten entzün- sung am Bahnhof Luzern ein. det sich die Kritik im Bahnhof Der Handlungsbedarf ist unbe- Luzern: stritten. Die Situation verschärft – zu schmale und mit diversen sich mit der neuen Uni am Bahn- Objekten überstellte Per- hof. Diese Veränderungen kön- rons nen nicht warten, bis Züge in – zu schmaler Kopfbereich, den geplanten Tiefbahnhof rol- möbliert mit Verpflegungs- Architektonisch gelungen, aber eng und verschachtelt präsentiert sich die Quer- len, für den die Vorprojektie- und Verkaufsständen halle im Bahnhof Luzern. rung begonnen hat. Abklä- – zu schmale Treppenabgän- rungen laufen, auch für den ge in den Untergrund, die es braucht neue Ansätze für – Die Passagierströme sind Bereich Zugang zur Bahn. zudem rechtwinklig zur Be- den Passagierbereich im Bahn- grundsätzlich neu zu ord- Auf der Website www.pro- wegungsrichtung der Per- hof Luzern. Diese müssen fol- nen. Nur so ist das wachsen- bahn.ch/content/Sektionen/ sonenströme liegen genden Zielen genügen: de Verkehrsaufkommen zu Zentral/Aktuell sind Präsenta- – Gepäcktransporter, die sich – Die Sicherheit für Passagiere bewältigen. tionsunterlagen, Skizzen und hupend einen Weg zwischen und Kunden ist speziell in – Der Einbau einer neuen die Medienmitteilung zu fin- den Menschen bahnen. den Stosszeiten durch grös- Verteilebene ist nötig. Die den. Ein regelmässiger Besuch sere und freie Verkehrsflä- Bushaltestellen sind näher auf dieser Website gibt den PB ZS beschäftigt sich seit chen zu erhöhen. Die Ab- zu den Zügen zu verlegen. Überblick zu aktuellen Themen, Langem mit dieser schwierigen gänge müssen in der Bewe- Problemen, Fahrplaneingaben Situation und sucht nach Lö- gungsrichtung der Men- Diese Überlegungen hat PB und Vernehmlassungen der sungen. Kosmetik genügt nicht, schen liegen. ZS am 1. Oktober an einer Me- Sektion Zentralschweiz. kb/wo Nota bene Pro Bahn Zentralschweiz legt win-win-Situation. Nicht un- auf, dieser Entwicklung deut- nanzplanung gilt auch hier hier den Finger auf einen wun- bedingt für alle. lich mehr Rechnung zu tragen klotzen statt kleckern, denn den Punkt beim öV-Ausbau. als bis anhin. Bewegung ist in nachträgliche Ausbauten sind Mehr Schienen, allenfalls mehr Raum für die Masse Sicht. Professor Ulrich Weid- noch teurer und enden meist in Perrons ja, aber wie bringt Zusammen mit dem prognos- mann von der ETH hat verschie- engen Durchgängen mit eini- man die Massen zum und vom tizierten Verkehrswachstum dentlich auf die widersprüch- gen Ecken. Zug? Lange wurde dieser As- ergeben sich ungeheure Per- lichen Interessen hingewiesen, Wer ein unrühmliches Bei- pekt vernachlässigt. Renditeü- sonenströme. Zudem bleiben die hier zusammentreffen, und spiel dafür sucht, dem sei ein berlegungen veranlassen SBB- die Bahnhöfe Treffpunkt für mehr Raum für die Kunden des Besuch in Milano Centrale Immobilien, brachliegendes allerlei Leute, welche den en- öffentlichen Verkehrs gefor- empfohlen. Früher grosszü- Gelände im oder neben den gen Raum ebenfalls nützen, dert. Es bringt wenig, wenn der gig, heute eng und mehreckig Bahnhöfen dicht zu überbau- und Shopping rund um die Zug aus Zürich dank milliarden- der Abgang zur Metropolita- en. Bildung gleich neben den Uhr wird zur Regel. Noch grös- teuren Streckenausbauten fünf na und zur Stadt, hingegen Zügen ist für die Studierenden sere «Menschenmassen» am Minuten früher in Luzern ein- marmorprotzig und ganz si- praktisch, bringt dem öV Kun- Bahnhof. trifft, diese aber gleich wieder cher teuer, so präsentiert sich den und generiert zusätzliche Pro Bahn Schweiz fordert im Gedränge zum Bahnhofaus- der kürzlich vollendete Um- Erträge für die Bahn. Eine Win- Planer, Politiker und Bahnen gang verloren gehen. In der Fi- bau der Passagierzonen. pbs 16
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