OForum - Pro Bahn Schweiz

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OForum - Pro Bahn Schweiz
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                                                               www.pro-bahn.ch

         Pro Bahn Schweiz • Pro Rail Suisse • Pro Rail Svizzera
         Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs
4/12

                                                                                                     Bild: Hansjörg Egger

                                                Vorbild Graubünden
                             Mit Bahn, Bus und Seilbahn unterwegs in abgelegenen Gegenden
                      Güterverkehr und Verlagerung: Interview mit Bundesrätin Doris Leuthard

                                                                      Schwerpunkt „öV in Randregionen“ ab Seite 3

                                                                                       Schwerpunkt 2/2011 InfoForum 1
OForum - Pro Bahn Schweiz
Editorial

                                                                                                        Inhalt

                                                                                                        Schwerpunkt
                                                                                                        ÖV in Randregionen
                                                                                                        Gegen Abbau in Randregionen........................3
                                                                                                        Überlegungen von VöV-Chef
                                                                                                        Ueli Stückelberger............................................4
                                                                                                        Fest verankert: Jurabahnen..............................5
                                                                                                        Positives und Negatives aus der Ostschweiz .....6
                       Kurt Schreiber                                                                   Regionalbahn: Vorbild Graubünden.................7
                                                                                                        Jenseits des Passes: Simplon-Dorf.....................8
                       Präsident                                                                        Tösstal und Fahrt nach Montreux.....................9
                       Pro Bahn Schweiz                                                                 Progressi in Ticino..........................................10
                                                                                                        Fortschritte im Tessin......................................11
                                                                                                        Uri als Seilbahn-Eldorado...............................12

                                                                                                        Aktuell
      Fragen
D     Sie beherrschen immer wieder das Tagesgeschäft. Es gilt, gute Antworten und damit
      verbunden gute Lösungen zu finden, wie das beispielsweise am Infrastrukturtag des Eidg.
                                                                                                        Probleme beim Genfer Tramnetz.............. 13-14
                                                                                                        Zentralbahn: „Adler“ im Test.........................15
                                                                                                        InnoTrans: News aus Berlin.............................16
      Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK der Fall war. Bun-
                                                                                                        Ouestrail-Kolloquium in Yverdon....................17
      desrätin Doris Leuthard hat am Infrastrukturtag 2012 des UVEK dazu Stellung bezogen
                                                                                                        Zur TransRun-Abstimmung in Neuenburg.......17
      – sie tut es auch hier im InfoForum.
                                                                                                        Leserbriefe............................................... 18-19
      Lohnt sich ein Besuch in einer Randregion, abseits der grossen Zentren? Die Antwort
      lautet „ja“, wie dies die Vorschläge in diesem Heft aufzeigen. Daneben wird zu vielen
                                                                                                        Güterverkehr
      andern Fragen in dieser Ausgabe Stellung bezogen.
                                                                                                        Lastwagen feiern Sylvester in Luzern..............20
      Persönliche Fragen sind solche nach Gesundheit und persönlichem Wohlergehen. Ich
                                                                                                        Interview mit Bundesrätin Doris Leuthard.......21
      hoffe, dass sie bei unserer Leserschaft positiv beantwortet werden können und wünsche
      ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.
                                                                                                        Pro Bahn intern.......................... 22-23

      Questions
F     Poser les bonnes questions et trouver les solutions adéquates, comme lors de la Journée
      des Infrastructures du Département fédéral de l’environnement, des transports, de
                                                                                                        Impressum
                                                                                                        InfoForum 4/2012, Versand: 15. Dezember 2012
                                                                                                        Herausgeber
                                                                                                        Pro Bahn Schweiz (PBS)
      l’énergie et de la communication (DETEC) 2012. C’est à cette occasion que la conseillère          Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des
                                                                                                        öffentlichen Verkehrs
      fédérale Doris Leuthard a pris position sur plusieurs thèmes. Elle le fait également ici,         Postfach 2224, 8021 Zürich
      dans InfoForum.                                                                                   T 044 741 49 90, M 079 401 05 40
                                                                                                        www.pro-bahn.ch, info@pro-bahn.ch
      Cela vaut-il la peine de se déplacer dans les régions périphériques éloignées des grands          Postkonto: 82-4920-4
      centres urbains? La réponse est «oui», comme le démontrent les propositions avancées              Redaktion
                                                                                                        Gerhard Lob (gl)
      dans cette édition. Vous pourrez aussi découvrir les prises de positions face à de                cp 361, 6604 Locarno
                                                                                                        T 091 752 38 29
      nombreuses autres questions.                                                                      cescato.lob@ticino.com
      Les questions personnelles sont celles qui touchent la santé et le bien-être. J’espère            Mitarbeit Pro Bahn
                                                                                                        Elena Bacchetta, Romeo Degiacomi, Edith Dutler , Edwin
      qu’elle répondra de manière positive nos lecteurs, à qui je souhaite d’ores et déjà de            Dutler, Walter Holderegger, Thomas Lendenmann, Sylvain
                                                                                                        Meillasson, Hans Schärer, Kurt Schreiber, Andreas Theiler
      belles fêtes et une excellente année 2013.
                                                                                                        Bilder
                                                                                                        Pressedienste, Redaktion, soweit nicht anders erwähnt
                                                                                                        Korrektorat
                                                                                                        Stefan Schweizer
                                                                                                        Inserate und Druck
                                                                                                        Rub Media AG
                                                                                                        Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern
      Domande
 I
                                                                                                        Postfach 6364, 3001 Bern
                                                                                                        T 031 380 14 95, F 031 380 14 91
      Porre delle domande è importante. Ma si devono trovare risposte e soluzioni valide, come          zeitschriftenverlag@rubmedia.ch
      ad esempio in occasione della giornata per le infrastrutture organizzata dal Dipartimento         Grafisches Konzept und Layout
                                                                                                        mbDesign Marco Bernet, Konzept und Gestaltung
      federale dell’ambiente, dei trasporti, delle tecnologie e delle comunicazioni (DATEC). In         Holderbachweg 24, 8046 Zürich
                                                                                                        T 044 362 76 77, M 079 472 35 62
      occasione di tale giornata Doris Leuthard ha preso posizione sui vari argomenti e oggi si         marco.bernet@bluewin.ch
      esprime pure su InfoForum.                                                                        Auflage
      Ha senso visitare una regione periferica, lontana dai grandi centri? La risposta è «sì»: La       2000 Exemplare, 4 x jährlich
                                                                                                        Mitgliedschaften
      nostra rivista porta esempi che delucideranno questa risposta ma non mancherà di trattare         Europäischer Fahrgastverband, Europäischer Verband für
      anche altre tematiche.                                                                            die Entwicklung des Schienenverkehrs
      Ci sono pure domande personali inerenti la salute e il benessere. Sperando che i nostri           Nächste Ausgaben
                                                                                                        InfoForum 1/2013, 14. März 2013
      lettori possano dare a quest’ultime risposte positive auguro a tutti serene festività natalizie   Inserate- und Redaktionsschluss: 20. Februar 2013
      e un buon anno nuovo.                                                                             InfoForum 2/2013, 13. Juni 2013
                                                                                                        Inserate- und Redaktionsschluss: 22. Mai 2013

2 InfoForum 3/2012 Editorial
OForum - Pro Bahn Schweiz
ÖV in Randregionen

Die Zukunft der Regionalbahnen
Eine Umstellung auf Busbetrieb dürfte in der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stossen.

Gerhard Lob Die Schlagzeile vom 14. Oktober                    allenfalls die Umstellung auf Busbetrieb eine        1960er Jahren wurde dieser Fehler schon ein-
2012 in der „NZZ am Sonntag“ war ein Schock:                   valable und kostengünstigere Alternative wäre.       mal begangen. Heute trauert man vielen einge-
„Bundesrat prüft Stilllegung jeder zweiten Regio-              Damit könnten Fehlinvestitionen vermieden            stellten Schienenverbindungen nach, vor allem
nalbahn.“ Entsprechend gingen die Wogen nach                   werden; der öffentliche Verkehr würde durch          wenn Busse im Verkehrschaos stecken bleiben.
diesem Sonntag hoch. Kantone, Gemeinden und                    eine kritische Prüfung von Investitionsentschei-        Zudem steht die Stossrichtung teilweise in
etliche Verbände protestierten. Kein Wunder:                   den gestärkt.                                        Widerspruch zu Investitionsplänen. Welchen
Wer sich die Liste mit den betroffenen Bahnen                                                                       Sinn hätte es beispielsweise, im Moment in die
anschaute, musste feststellen, dass hier nicht nur             Widerspruch zu Investitionen                         neue Bahnlinie Mendrisio–Stabio–Varese Millio-
zweitrangige Linien in abgelegenen Gegenden                    Bei Linien mit besonders tiefem Kostende-            nen von Franken zu investieren, wenn gleich-
betroffen waren, sondern auch Verbindungen                     ckungsgrad – das BAV stellt einen Wert von           zeitig Zulauflinien auf Bus umgestellt würden?
wie die S-Bahn zwischen Bern und Freiburg oder                 weniger als 30 Prozent zur Debatte – soll diese         Gleichwohl kann es Beispiele geben, in wel-
das gesamte S-Bahn-Netz Tilo im Tessin.                        Überprüfung alle vier Jahre durchgeführt wer-        che die Umstellung im Regionalverkehr auf Bus
    Inzwischen hat das Bundesamt für Verkehr                   den. Auch hier ist die Überprüfung kein Vorent-      sinnvoll und sogar erfolgreich ist. Dies lässt sich
(BAV) die Stossrichtung der Prüfung des Kosten-                scheid, dass tatsächlich umgestellt wird. In den     nicht leugnen. Das InfoForum hat dies am Fall
deckungsgrades bei regionalen Linien präzisiert.               Prüfverfahren müssten die Kantone das bisheri-       der Buslinie Spiez–Thun aufgezeigt (InfoForum
So sollen die 175 Linien, welche ihre Kosten zu                ge Bahn- einem Busangebot gegenüberstellen           3/2011). Überhaupt muss gelegentlich in Erin-
weniger als 50 Prozent decken, keineswegs au-                  und die Vor- und Nachteile abwägen.                  nerung gerufen werden, dass öV nicht nur aus
tomatisch auf Busbetrieb umgestellt werden.                       Trotz dieser Präzisierungen dürfte der Ge-        Bahnen, sondern auch aus Bussen, manchmal
Vielmehr schlägt das BAV vor, bei diesen Lini-                 danke, Bahnlinien in grösserem Ausmass auf           sogar Seilbahnen besteht. Insofern kommt
en jeweils vor grösseren Investitionen in neues                Busverkehr umzustellen, in der Schweizer Be-         dem Blick auf den „öV in Randregionen“, dem
Rollmaterial oder ins Schienennetz zu überprü-                 völkerung auf wenig Gegenliebe stossen – von         Schwerpunktthema dieser Ausgabe, eine uner-
fen, ob diese Investitionen sinnvoll sind oder ob              wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. In den           wartete Aktualität zu.

                                                                                                       Pro Bahn Schweiz unterstützt
                                                                                                       Petition des VCS
                                                                                                       Kurt SchreiberDie veröffentlichte Liste über einstellungs-
                                                                                                       bedrohte Eisenbahnlinien hat grosse Unruhe und heftige
                                                                                                       Proteste ausgelöst. Auch Pro Bahn Schweiz, die Interes-
                                                                                                       senvertretung der Kundinnen und Kunden des öffent-
                                                                                                       lichen Verkehrs, hat sich diesen Protesten angeschlos-
                                                                                                       sen und wird alles daran setzen, dass es nicht soweit
                                                                                                       kommt. Deshalb unterstützt Pro Bahn Schweiz die vom
                                                                                                       Verkehrsclub der Schweiz (VCS) lancierte Petition gegen
                                                                                                       den Kahlschlag im öffentlichen Verkehr.
                                                                                                       Zwischenzeitlich hat der Chef des Bundesamts für
                                                                                                       Verkehr, Peter Füglistaler, die in der Liste gemachten
                                                                                                       Aussagen relativiert und ausgeführt, dass keineswegs
                                                                                                       systematische Betriebseinstellung vorgesehen seien und
                                                                                                       man nicht von massenhaften Schliessungen ausgehe.
                                                                                                       Mit Verlaub: Weshalb wird dann überhaupt eine Liste
                                                                                                       veröffentlicht, welche Verunsicherung und Verärgerung
                                                                                                       auslöst? Soll damit die Bevölkerung weichgeklopft wer-
                                                                                                       den, damit die vom Bundesrat per 2017 angekündigten
                                                                                                       Tarifanpassungen eher akzeptiert werden? Pro Bahn
                                                                                                       Schweiz hält fest, dass derartige Absichten nicht dazu
                                                                                                       beitragen, das Vertrauen in die Behörden zu festigen. Es
                                                                                                       darf nicht sein, dass Abbaumassnahmen in die Ver-
                                                                                                       nehmlassung gegeben werden, welche das Angebot des
                                                                                                       öffentlichen Verkehrs in der Schweiz herabmindern oder
                                                                                                       zerstören.
Vielfältige Aufgaben der Bahn in der Region: Auch der Bikeverlad gehört dazu.             Bild: SBB

                                                                                                                          ÖV in Randregionen 4/2012 InfoForum 3
OForum - Pro Bahn Schweiz
„Schienennetz ausbauen statt Strecken schliessen“
     Ein Gastbeitrag vom Direktor des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV), Ueli Stückelberger, zur Prüfung der
     Kostendeckung bei regionalen Bahnlinien.

                                                                                                                                  Prozentzahlen auch zu bewältigen ist. Zu-
                                                                                                                                  dem ist auch die Qualität des öffentlichen
                                                                                                                                  Verkehrs ein massgebendes Kriterium, und
                                                                                                                                  da hat die Bahn Vorteile.
                                                                                                                               - Der öV ist in verschiedenen Landesteilen oft
                                                                                                                                  die einzige sichere Verbindung im Winter:
                                                                                                                                  Das Unterengadin beispielsweise würde im
                                                                                                                                  Winter ohne Bahn fast komplett abgehängt,
                                                                                                                                  den Furkatunnel müsste man stilllegen, ohne
                                                                                                                                  dass der Pass das ganze Jahr hindurch geöff-
                                                                                                                                  net ist – es gibt zahlreiche ähnliche Beispiele.
                                                                                                                               - Der öV in der Schweiz hat eine hohe Quali-
                                                                                                                                  tät. Er stellt so einen nicht zu unterschätzen-
                                                                                                                                  den Standortvorteil für unser Land dar, auch
                                                                                                                                  für den Tourismus. Den Kosten, die der öV
                                                                                                                                  verursacht, steht also ein grosser Gegenwert
                                                                                                                                  gegenüber.
                                                                                                                                - Der öV in der Schweiz ist ein weitverzweigtes
                                                                                                                                  System. Da kann man nicht einfach einzelne
                                                                                                                                  Linien herauspicken, ohne dass dies Einfluss
                                                                                                                                  auf die übrigen Linien hätte. Regionallinien
     Wohin geht die Reise für die Regionalbahnen? Das Thema wird weiterhin für Diskussionen sorgen.               Bild: SBB
                                                                                                                                  mit tieferem Kostendeckungsgrad sind zu-
                                                                                                                                  dem wichtige Zubringer für den öV in Ag-
                                                                                                                                  glomerationen und tragen so zur guten Aus-
     Ueli StückelbergerDie zweite Oktoberhälfte war                                                Bahnlinien mit einem           lastung (und höheren Kostendeckung) dieser
     für den öffentlichen Verkehr der Schweiz ge-                                                  Kostendeckungsgrad             Linien bei.
     prägt durch zwei unterschiedliche, ja entge-                                                  von unter 50 Prozent
     gengesetzte Signale; durch ein gutes und durch                                                die Umstellung auf          Unsere kritische Haltung bedeutet aber nicht,
     ein schlechtes. Die gute Nachricht zuerst: Die                                                Busbetrieb prüfen soll.     dass der VöV strikt am Status quo festhalten
     vorberatende Kommission des Ständerates hat                                                   Betroffen vom bun-          möchte: Eine Prüfung ist im Einzelfall durch-
     sich bei der Vorlage „Finanzierung und Ausbau                                                 desrätlichen Auftrag        aus möglich, es muss aber der Nutzen für die
     der Eisenbahninfrastruktur“ (FABI) für einen                                                  sind nicht weniger als      Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt stehen.
     grossen ersten Ausbauschritt in der Höhe von                                                  175 (von 300) Schie-        Eine Umstellung würde zum Beispiel dann Sinn
     6,4 Milliarden Franken ausgesprochen und hat                  Ueli Stückelberger.  Bild: zVg nenstrecken.                machen, wenn die Bahn heute an Siedlungen
     damit alle Forderungen und Vorschläge des Ver-                                                   Der VöV ist aus          vorbeifährt und der Bus die Möglichkeit hat,
     bands öffentlicher Verkehr (VöV) übernommen                                                   mehreren     Gründen        mehrmals innerhalb einer Ortschaft anzuhalten.
     – auch bezüglich Finanzierung: Die Kommission                 entschieden gegen eine generelle Überprüfung                Somit entsteht ein Mehrnutzen für die Kundin-
     beantragt, den Normalsatz der Mehrwertsteu-                   von Schiene auf Strasse:                                    nen und Kunden.
     er befristet von 2018 bis 2030 um ein Promille                - Das Einsparpotential ist gering, ähnliche                     Zusammenfassend ist für mich klar: das Gan-
     anzuheben (und Anfang Dezember folgte der                         Überprüfungen sind in der Vergangenheit                 ze ist eine Pflichtübung ohne Nutzen. Die wich-
     Ständerat dem Vorschlag seiner Kommission                         schon oft gemacht worden. Denn dort, wo                 tigsten Reaktionen zeigen, dass der Auftrag des
     weitgehend; Anm. d. Red.). Mit FABI wird das                      eine Umstellung von Bahn auf Bus sinnvoll               Bundesrates Schiffbruch erleiden wird.
     öV-Angebot schweizweit ausgebaut, um auch                         ist, ist sie in aller Regel bereits umgesetzt.              Fazit: Damit der öV auch in Zukunft attraktiv
     mit dem erwarteten zusätzlichen Passagierauf-                 - Der Kostendeckungsgrad alleine blendet                    ist, muss er ausgebaut werden. Dem Bundes-
     kommen einen attraktiven öffentlichen Verkehr                     einen grossen Vorteil der Schiene komplett              rat empfehle ich, sich den Überlegungen der
     anbieten zu können.                                               aus: Die Bahn hat bei hohem Aufkommen,                  Ständeratskommission anzuschliessen, FABI in
                                                                       also vor allem in den Pendlerspitzen oder bei           der Version der Ständeratskommission zu un-
     Geringes Einsparpotenzial                                         grossem Ausflugsverkehr, eine viel grössere             terstützen, und damit den öffentlichen Verkehr
     So weit so gut, wäre da nicht die schlechte                       Kapazität. Es geht daher nicht, sich nur auf            aus- statt abzubauen. So könnte er die lancierte
     Nachricht: Auf Antrag des Bundesrates hat das                     den Kostendeckungsgrad abzustützen, weil                Pflichtübung der Stilllegung still beerdigen. Die
     Bundesamt für Verkehr (BAV) ein Projekt in die                    es Spitzentage oder -zeiten gibt, an denen              öV-Kundinnen und öV-Kunden wären ihm sehr
     Vernehmlassung geschickt, das bei regionalen                      der Ansturm der Reisenden unabhängig von                dankbar dafür.

4 InfoForum 4/2012 ÖV in Randregionen
OForum - Pro Bahn Schweiz
Ein Bestandteil der Region
Aus dem dünn besiedelten Jura sind die Chemins de Fer du Jura nicht weg zu denken: Sogar dem
Kehrichttransport dienen sie.

Andreas Theiler  „Le train rouge qui bouge“ lau-      die Milch auf den Bauernhöfen ab und führen           Stichwort Pendler. Viele Leute aus der Regi-
tet das Motto der Jurabahnen. Doch in seinen          sie nach Estavayer, in die Fabrik der Migros.      on pendeln über das Einzugsgebiet der CJ hin-
Leistungen ist der rote Zug alles andere als klein.   Auch hier bedienen wir also einen Teil der Be-     aus. Aus der Region Tavannes/Tramelan ist das
Durch die drei Kantone Jura, Bern und Neuen-          völkerung ganz direkt. Schliesslich sind wir im    hauptsächlich nach Biel, aus den Freibergen fah-
burg fahren die Triebzüge auf Schmalspur, dazu        touristischen Segment sehr aktiv. Die histori-     ren sie, wenn auch in kleinerer Zahl, nach Delé-
kommt ein kurzes Normalspurstück in der Ajoie.        schen Züge vermarkten wir als Freizeitangebote     mont. In diesen Herbstmonaten machen die CJ
Wie schafft es ein Transportunternehmen, in ei-       auch in einer strategischen Partnerschaft mit      eine grosse Umfrage in den Zügen, um mit einer
ner spärlich besiedelten Landschaft rentabel zu       Jura Tourisme. All diese parallelen Tätigkeiten    Marktstudie verlässlichere Daten für die Planung
arbeiten? Was machen die Chemins de Fer du            geben uns eine Sichtbarkeit, die wir nicht hät-    zu erhalten. Frank Maillard: „Wir müssen ex-
Jura (CJ) anders oder besser als vergleichbare        ten, wenn wir nur Einzelreisende von A nach B      akter wissen, wer Pendler ist, wer Tourist, und
Unternehmen in andern Landesteilen?                   transportierten. So zeigen wir unsere sozialen     wer als Bewohner der Region die Bahn benutzt,
    Frank Maillard, der Verantwortliche fürs          und wirtschaftlichen Einfluss täglich in der Re-   um zum Beispiel ins Spital zu gehen oder seine
Marketing, beschreibt es so: „Mit unserer Stre-       gion.“                                             Familie zu besuchen, also für seine kurzen tägli-
ckenlänge sind wir die viert- oder fünftgrösste                                                          chen oder wöchentlichen Wege.“
Bahn in der Schweiz, auch wenn wir nicht so           Pendler und Touristen                                 Für Frank Maillard ist schliesslich wesentlich,
wahrgenommen werden. Was uns aber unter-              Noch einmal zurück zur spärlich besiedelten        dass die Geldgeber, Bund und Kantone, grosses
scheidet, und was für unser Geschäft absolut          Landschaft. Das Einzugsgebiet der Schmal-          Vertrauen in die Gesellschaft zeigen. Beispiel:
wichtig ist, sind die sogenannten parallelen Ak-      spur umfasst die vier grösseren Ortschaften        Ein nicht zu vernachlässigender Bestandteil des
tivitäten. Wir sind erstens sehr stark im Schul-      Tavannes (3500 Einwohner), Tramelan (4300),        Geschäfts sind die Kehrichttransporte. Mit Last-
busverkehr engagiert. So sind die CJ nicht nur        Le Noirmont (1700) sowie Saignelégier (2600)       wagen wird der Kehricht nach Tavannes und
Partner der Gemeinden, sondern auch direkt            sowie am westlichen Ende La Chaux-de-Fonds         Glovelier gebracht. Von dort führen sie die CJ
ein Bestandteil des Lebens der Bewohner un-           mit etwa 38 000 Einwohnern. Für diese Stadt        im Auftrag der Kantone Jura und Bern zur Keh-
serer Region: Wir holen bei ihnen die Kinder ab       formuliert einschränkend Frank Maillard: „Sie      richtverbrennungsanlage nach La Chaux-de-
und liefern sie nach der Schule wieder sicher         ist eher am Ende unseres Netzes als am Anfang,     Fonds. Fazit von Frank Maillard: „Wir sind mehr
bei ihnen ab.                                         denn der Anteil Reisender nach La Chaux-de-        als andere Bahnen in die soziale und ökonomi-
    Zweitens sind wir im Milchtransport tätig,        Fonds und weiter Richtung Neuenburg ist mar-       sche Welt des Juras integriert, wir sind sichtbar
mit unseren vier Tankwagen. Wir holen damit           kant grösser als umgekehrt.“                       für die ganze Bevölkerung da.“

 Die Fakten zu den
 Jurabahnen

 at Die Chemins de Fer du Jura wurden
 durch eine Fusion von vier Gesellschaf-
 ten im Jahre 1944 gegründet. Die Länge
 aller Schmalspurstrecken beträgt rund
 75 km, die Länge der Normalspur dage-
 gen nur 11 km. Neun Triebwagen – vier
 davon bilden seit der Inbetriebnahme
 1986 die Basis von Pendelzügen – und
 vier Niederflur-Gelenktriebwagen (2001)
 verkehren zwischen La Chaux-de-
 Fonds und Glovelier sowie zwischen Le
 Noirmont und Tavannes. Die Werkstätte
 befindet sich, wie auch der grössere Teil
 der Direktion, in Tramelan. Mit rund 150
 Mitarbeitenden beförderten die CJ im
 vergangenen Jahr gegen 1,5 Millionen
 Passagiere. Dazu kommt eine Autoflotte
 von zwölf Bussen, die 200 000 Fahrgäs-
 te transportierten, und fünf Lastwagen.
 Internet: www.les-cj.ch                              Markenzeichen für den Jura: Das rote Bähnchen.                                                Bild: CJ

                                                                                                               ÖV in Randregionen 4/2012 InfoForum 5
OForum - Pro Bahn Schweiz
Schneller, häufig, komfortabler?
     Was im Fernverkehr zutrifft, gilt nicht unbedingt für die Randregionen: Das Beispiel Glarnerland.

     Hans Schärer Schneller, häufiger, komfortabler:
     Das sind Schlagworte, welche die Transport-
     unternehmen und vor allem die SBB gerne in
     den Mund nehmen. Das mag für den Fernver-
     kehr und den Agglomerationsverkehr zutreffen,
     doch Randregionen können davon oft nur träu-
     men. Angebotsausbauten einerseits sind oft mit
     einem Abbau anderswo verbunden. Ein Phäno-
     men, das man in Städten und Agglomerationen
     kaum kennt.
         Schneller? Der Paradezug GlarnerSprinter
     bringt aktuell an Wochenenden die Touristen
     in 80 Minuten von Zürich HB nach Linthal. Ab
     Sommer 2014 fährt er täglich, braucht aber
     bis Linthal 92 Minuten und bleibt in Schwan-
     den (mangels Kreuzungsmöglichkeiten) 8 Mi-
     nuten stehen und nimmt in Ziegelbrücke nicht
     alle Anschlüsse ab. Damit trifft das Schlagwort
     „schneller“ wohl nicht zu.
                                                           Nicht alle Anschlüsse werden erreicht: Ziegelbrücke.                                         Bild: Hans Schärer
         Häufiger? Auf den ersten Blick fährt der
     GlarnerSprinter täglich bis Linthal, also häufiger.   dem Verlust der meisten Südanschlüsse in Zie-            dann bitte nicht in den zweiteiligen Domino
     In Wirklichkeit aber wird dafür der Regionalzug       gelbrücke muss der Direktzug nach Zürich (zu)            einsteigen. Die extra für den GlarnerSprinter
     auf dem Abschnitt Schwanden–Linthal gestri-           teuer erkauft werden. Somit trifft das Schlag-           gefertigten sechsteiligen Domino werden er-
     chen. Bisher verkehrten auf diesem Abschnitt          wort „häufiger“ hinter Schwanden auch nicht              setzt durch modernisierte Doppelstockkompo-
     an Wochenenden die Sprinter zusätzlich zu den         zu.                                                      sitionen (DPZ) der Zürcher S-Bahn der ersten
     Regionalzügen. Diese zusätzlichen Züge fallen            Komfortabler? Einzig teilweise komfortabler           Generation. Diese verkehren ab Zürich zwei-
     weg, sodass am Wochenende zwei Zugspaare              wird das Reisen im Zug in der Randregion Glar-           bzw. dreiteilig und werden in Ziegelbrücke ge-
     pro Tag weniger verkehren. Kommt dazu, dass           nerland. Die NPZ-Regionalzüge wurden durch               kuppelt oder getrennt. Nur die Spitzenkompo-
     die gestrichenen Regionalzüge in Ziegelbrücke         Domino ersetzt, bei den dreiteiligen Dominos             sition verkehrt ins Glarnerland. Also bitte vorne
     Richtung Sargans–Chur Anschluss hatten, die           mit Toilette, bei den zweiteiligen ohne Toilette.        einsteigen, wenn man trotz des Direktzuges in
     alternativen Glarner Sprinter jedoch nicht. Mit       Sollte man ein menschliches Bedürfnis haben,             Ziegelbrücke nicht umsteigen will.

     Regionalverkehr muss Fernverkehr weichen
     Am Walensee wird ein Regionalzug gestrichen zu Gunsten des Fernverkehrs zwischen Zürich und Chur.

     Hans Schärer  Der Regionalzug Ziegelbrücke –          wird. Diese Busse werden jedoch nicht nach Zie-          können in Ziegelbrücke die halbstündlichen
     Chur wird ab Sommer 2014 auf dem Abschnitt            gelbrücke verkehren, sodass damit für viele Rei-         Südanschlüsse nicht realisiert werden, da der
     Sargans – Ziegelbrücke gestrichen, damit der          sende keine alternative Verbindung vorgesehen            Anschlusszug vor der Nase wegfährt. Man kann
     zweite IC pro Stunde auf der Achse Zürich –           ist. Die SBB nehmen die drohende lokale Ab-              sich schon fragen, ob das eine Retourkutsche
     Chur noch zusätzlich in Sargans halten kann.          wanderung auf die Strasse gelassen und erhof-            der SBB ist, da die neue S4 der S-Bahn St. Gal-
     Somit fällt auch der regionale Zubringer in Zie-      fen sich dafür mehr Frequenzen im Fernverkehr.           len durch die SOB und nicht durch die SBB oder
     gelbrücke von und nach dem Walensee an den                                                                     die Tochterfirma THURBO betrieben wird. Würde
     IR Zürich – Chur weg. Hart trifft es die Pendler/     Geplanter verpasster Anschluss                           sich die SBB nicht weigern, anstelle von Glarus in
     innen, welche von der Walenseeregion in den           Der Ringzug (S4) der S-Bahn St. Gallen ab Fahr-          Netstal zu kreuzen, dann wären die Eckanschlüs-
     Kanton Glarus oder umgekehrt pendeln. Diese           planjahr 2014 bedient alle Dörfer am Walensee            se zur halben Stunde in Ziegelbrücke gewähr-
     müssen neu eine halbe Stunde Übergangszeit            ausser Weesen, welches neu halbstündlich mit             leistet. Eine andere Möglichkeit wäre, wenn der
     in Ziegelbrücke Kauf nehmen, oder sie steigen         dem Bus an den Knoten Ziegelbrücke angebun-              Kanton St. Gallen zusammen mit dem alterna-
     auf das eigene Auto um. Teilweise plant der           den wird. Leider verpasst diese neue S-Bahn in           tiven Buskonzept am Walensee die Haltepolitik
     Kanton St. Gallen ein alternatives Busangebot,        Ziegelbrücke den Anschluss von und nach dem              der S4 so anpassen würde, dass alle Anschlüsse
     welches auf den Knoten Sargans ausgerichtet           Glarnerland. Für die Randregion Glarnerland              in Ziegelbrücke gewährleistet werden könnten.

6 InfoForum 4/2012 ÖV in Randregionen
OForum - Pro Bahn Schweiz
Kanton Graubünden setzt Massstab
Gute Bahn- und Busverbindungen im Rätischen Dreieck: Angebote beziehen sogar grenzüberschreitende
Kurse ein.

Edith Dutler Geographisch ist das Unterenga-                  das Umsteigen in Sagliains entfällt dann und die         sind GA und Halbtax gültig. Auf der Strecke von
din zwar eine Randregion, die Erreichbarkeit                  Reisezeit verkürzt sich erneut.                          Zernez über den Ofenpass nach Mals wurde das
vom Mittelland aus ist seit über zehn Jahren,                     Die Verbindungen im Rätischen Dreieck nach           bisherige gute Angebot noch mit zusätzlichen
das heisst seit der Eröffnung der Eisenbahnlinie              Italien und Österreich sind seit der Wiederer-           Kursen verstärkt.
durch den Vereinatunnel jedoch optimal. Mit                   öffnung der Winschger Bahn von Mals nach                     Wir betrachten es nicht als selbstverständ-
dem Intercity von Basel oder Zürich nach Land-                Meran im Jahre 2005 regelmässig und konti-               lich, dass in einer Randregion mit grenzüber-
quart und mit dem direkten RegioExpress kann                  nuierlich verbessert worden. Ein weiterer Quan-          schreitenden Verbindungen nach Österreich
Scuol-Tarasp bequem erreicht werden. Auf dem                  tensprung wurde mit dem Fahrplanwechsel im               und Italien tarif- und angebotsbezogen derart
grossen Platz vor dem Bahnhof, der niveaugleich               Dezember 2012 realisiert.                                gute Konzepte realisiert werden können. Erfah-
erreichbar ist, warten bereits die Postautos.                     Zusätzlich zu den bereits bestehenden                rungen in anderen Teilen der Schweiz zeigen
   Auch die anderen Regionen im Rätischen                     stündlichen Postautoverbindungen von Scuol-              das Gegenteil. Der Kanton Graubünden scheint
Dreieck sind gut an das öffentliche Verkehrs-                 Tarasp nach allen Richtungen wurde ein lücken-           hier die Zeichen der Zeit und die Bedürfnisse
netz angeschlossen. Mit einem zusätzlichen                    loser Stundentakt von Scuol nach Samnaun                 der Reisenden erkannt zu haben. Der umsich-
Umsteigen in Sagliains am gleichen Bahnsteig                  sowie stündlich ein Anschlusskurs in Martina             tige Leiter des Amtes Energie und Verkehr des
vom RegioExpress in den Regionalzug in Rich-                  über den Reschenpass nach Mals eingeführt.               Kantons Graubünden in der Person von Werner
tung Pontresina ist Zernez gut erreichbar. Es be-             Und was die Kundinnen und Kunden speziell                Glünkin erarbeitet mit seinen Fachspezialisten
stehen auch regelmässige Direktverbindungen                   freut: Die schweizerischen Abonnemente, also             regelmässig innovative Angebots- und Tarifkon-
Landquart–Zernez (–St. Moritz) und zurück.                    die General- und Halbtaxabonnemente sind                 zepte. Der Massstab für Angebote in Randregi-
In Zernez gibt es Busanschlüsse nach Müstair                  neu auch auf der italienischen Strecke über den          onen wird in der Schweiz eindeutig vom Kanton
und Mals sowie nach Livigno. Auch hier ist kein               Reschenpass bis nach Mals gültig. Dreiländer-            Graubünden gesetzt. Dafür sei von Pro Bahn
Treppensteigen angesagt, das Umsteigen ist am                 Ausflugsfahrten sind nun einfach und prob-               Schweiz auch einmal gedankt. Wir empfehlen
gleichen Perron möglich. Ab dem Jahre 2014                    lemlos möglich. Die bisher angebotenen Ver-              anderen Kantonen, hier etwas Nachhilfeunter-
sind sogar zweistündliche Verbindungen von                    bindungen nach Landeck–Zams werden über                  richt zu holen. Die Kundinnen und Kunden wür-
Zürich über Landquart nach Zernez vorgesehen,                 Nauders weiterhin angeboten und auch hier                den es zweifelslos schätzen.

                                                                                                                         Mehr Bahn im Bündner
                                                                                                                         Rheintal
                                                                                                                         Pd  Ab Dezember 2013 wird der Bahnhof
                                                                                                                         Sargans zu einem Vollknoten (Bahn/Bus)
                                                                                                                         zur vollen und halben Stunde ausgebaut.
                                                                                                                         Die wichtigsten Destinationen erhalten so
                                                                                                                         alle 30 Minuten eine Verbindung mit dem
                                                                                                                         öffentlichen Verkehr, welche untereinander
                                                                                                                         im Knoten Sargans mit Umsteigeverbin-
                                                                                                                         dungen erschlossen werden.
                                                                                                                         Dabei wird der Regionalzug Chur – Land-
                                                                                                                         quart – Maienfeld – Bad Ragaz – Sargans
                                                                                                                         ein integraler Teil der S-Bahn St. Gallen
                                                                                                                         2013. Diese bisher stündlich verkehrende
                                                                                                                         Verbindung wird dann in den entsprechend
                                                                                                                         nachgefragten Stunden alle 30 Minuten
                                                                                                                         verkehren. Zum gleichen Zeitpunkt wird
                                                                                                                         der Rheintal-Express dank HGV-Investitio-
                                                                                                                         nen von 150 Millionen Franken zwischen
                                                                                                                         St. Gallen und Sargans und dank neuem
                                                                                                                         Rollmaterial stark beschleunigt und bis
                                                                                                                         nach Wil (SG) verlängert. Dadurch verkürzt
                                                                                                                         sich die Reisezeit von Chur nach St. Gallen
                                                                                                                         um 11 Minuten und von St. Moritz nach
                                                                                                                         St. Gallen sogar um 22 Minuten.
Hochbetrieb der Postautos auf dem Bahnhofplatz von Scuol-Tarasp.                                 Bild: Edith Dutler

                                                                                                                              ÖV in Randregionen 4/2012 InfoForum 7
OForum - Pro Bahn Schweiz
„Wir verlangen ja keinen Stundentakt“
     Ein abgelegener Ort wie Simplon-Dorf im Oberwallis wäre über mehr direkte Postauto-Kurse nach
     Brig glücklich. Vor allem im Winter.

     Andreas Theiler Gerne würden sie mit dem öV
     pendeln, die jungen Leute aus Simplon-Dorf,
     die in die Lehre gehen oder eine weiterführende
     Schule besuchen. Aber das ist mit der speziellen
     Lage des Dorfes auf der Südseite des Passes nur
     schlecht möglich. Nicht nur die übrige Schweiz
     liegt weit entfernt, auch der Rest des Kantons
     Wallis. Knapp fünfzig Minuten sind es auf dem
     direkten Weg mit dem Postauto über den Pass
     nach Brig, unwesentlich kürzer, meistens gleich
     lang oder sogar länger beim Umweg per Bahn
     über Iselle.
         Im Gespräch äussert Martin Rittiner, Gemein-
     depräsident des Dorfes Simplon, gelegen auf
     über 1‘400 Meter über Meer, als dringlichsten
     Wunsch eine bessere ganzjährige Anbindung
     an Brig am Vormittag. In der Sommersaison sei
     das kein Problem, wohl aber im Winter. Werk-
     tags gibt es zwischen 7.00 Uhr und 14.40 Uhr
     keine direkte Verbindung nach Brig. Damit sind
     die nicht privat mobilen BewohnerInnen des
     Dorfes praktisch blockiert. Es gibt zwar jüngere
     Zuzüger ins Dorf, trotz einem gesamthaft leicht
                                                                                    Schülerinnen von Simplon-Dorf: Nicht immer steht ein Postauto bereit.    Bilder: zVg
     negativen Saldo, aber der Anteil der älteren
     Leute, die nicht oder nicht mehr selbst Auto
     fahren, ist beträchtlich. „Wir verlangen ja kei-
     nen Stundentakt, aber wenigstens zwei Kurse                                                                    um 11.35 Uhr. Perfekt für die aktuell vier Ori-
     pro Halbtag“, meint Martin Rittiner lächelnd.                                                                  entierungsschüler. An den Mittelschulen in Brig
     „Wir haben zum Beispiel keinen Coiffeur, kei-                                                                  ist der Unterricht aber erst um Viertel vor zwölf
     nen Arzt, keinen Zahnarzt im Dorf.“                                                                            zu Ende, und die müssten dann bis um 14.20
         Im Moment laufen Verhandlungen mit Post-                                 Gemeindepräsident
                                                                                                                    Uhr im Sommer oder 16.00 Uhr im Winter auf
     Auto Oberwallis, aber in der aktuellen finanzi-                              von Simplon:                      die Rückfahrt warten. So haben die Mütter der
                                                                                  Martin Rittiner.
     ellen Situation ist das schwierig. Ein Treffen mit                                                             betroffenen Mittelschüler einen Fahrdienst or-
     dem Staatsrat ist anberaumt, denn für Martin                                                                   ganisiert. „Wir sind in Verhandlungen, denn
     Rittiner geht es um die grundsätzliche Frage,        die gleiche Route für die Heimfahrt. Die Postau-          es wäre auch fürs Postauto sinnvoller, mit fünf,
     ob eine Siedlung wie Simplon Dorf überhaupt          tokurse verkehren dann als PubliCar. Während              sechs Schülern mehr zu fahren. Ich rede hier als
     noch eine Lebensberechtigung haben soll.             der langen Bauzeit auf der Simplon-Südrampe               Direktbetroffener: Unsere jüngste Tochter geht
     Und dies ist kein unternehmerischer, sondern         geriet aber dieser Fahrplan arg aus dem Tritt:            im Institut St. Ursula zur Schule, und so ist mei-
     ein politischer Entscheid – der aber finanzielle     „Wenn jemand einmal zu spät kommt, wird                   ne Frau alle paar Wochen für den Fahrdienst
     Konsequenzen haben muss. Er verweist auf den         das ja problemlos akzeptiert, aber bereits beim           eingeteilt.“
     grossartigen Ausbau touristischer Linien in an-      zweiten Mal runzelt der Chef die Stirn.“ Der                  „Wiär gä ubär“ ist die Ausdrucksweise der
     dern Gegenden des Wallis; Wintertouristen in         armselige Winter-Busbetrieb ärgert Martin Rit-            Bewohner von Simplon Dorf und Gondo, wenn
     Simplon Dorf haben aber, ausser am Wochen-           tiner in solchen Momenten besonders.                      sie ins Wallis fahren. Das drückt die Abgeschie-
     ende, nur um 7.00 Uhr früh per öV eine Mög-                                                                    denheit aus. Auch die Besonderheit, dass die
     lichkeit, zum Wintersport auf den Pass geführt       Aufs Auto angewiesen                                      deutschsprachige Gemeinde weit südlich der
     zu werden. Attraktiv ist anders.                     So bleibt vielen EinwohnerInnen nichts anderes            Passhöhe liegt, dort, wo viele Besucher schon
         Die wenigen Lehrlinge, die auswärts in Aus-      übrig, als auf den Privatwagen zu wechseln.               Italien erwarten. Eine bessere Anbindung wür-
     bildung sind und deren Arbeitszeiten einiger-        Beispiel gefällig? Bis letztes Jahr war die Orien-        de mehr Touristen bringen – Platz dafür hat es
     massen normal sind, verlassen das Dorf um            tierungsschule (7. bis 9. Schuljahr) im Dorf, nun         noch mehr als genug –, und den Ansässigen
     6.45 Uhr, fahren nach Iselle und anschliessend       müssen die Schüler nach Brig pendeln. Das geht            das Alltagsleben erleichtern. Wir von Pro Bahn
     dem Zug nach Brig. Dort kommen sie um 7.30           am Morgen gut mit dem Postauto. Am Mitt-                  Schweiz wünschen viel Erfolg bei den Verhand-
     Uhr an. Am Abend haben sie zwei Kurse über           woch fährt, wie an jedem Tag, ein Kurs zurück             lungen!

8 InfoForum 4/2012 ÖV in Randregionen
OForum - Pro Bahn Schweiz
Spagat zwischen Ausflugs- und Pendlerbahn
Die Tösstalbahn im Zürcher Oberland erfüllt eine wichtige Funktion im Regionalverkehr.

Kurt Schreiber Das obere Tösstal erstreckt sich      gesetzt, die 1881 in einstöckige Wagen um-            Seit einigen Jahren kennt die Strecke Win-
von Winterthur bis Fischenthal im Zürcher            gebaut wurden. Doppelstöcker werden wieder         terthur – Bauma einen hinkenden Halbstunden-
Oberland und ist ein beliebtes Erholungsgebiet       Einzug halten, denn ab 2018 soll eine zusätz-      takt, der ab 20 Uhr in einen Stundentakt über-
im Zürcher Oberland. Seit 1876 verkehrt dort         liche S-Bahn Linie nach Wila führen. Ab 1953       geht. Zwischen Bauma und Rüti ZH verkehren
die Eisenbahn, die sich zu einer leistungsfähi-      kamen die damals neuen BDe-4/4-Pendelzüge          ab diesem Zeitpunkt Busse.
gen Vorortsbahn entwickelt hat und täglich           zum Einsatz, die in den Achtzigerjahren von           Die Verdichtung des Angebots im Glattal
über 5000 Leute transportiert.                       RBe-4/4-Pendeln und schliesslich von den NPZ-      und der Halbstundentakt mit der S 15 brach-
   Das Tösstal lädt ein zum Wandern oder             Zügen abgelöst wurden. Heute spricht man ein       ten es mit sich, dass die Tösstalbahnzüge nicht
Radfahren, und viele Schulreisen führen dort-        wenig despektierlich vom „Tösstal-Tram“, weil      mehr bis nach Rapperswil, sondern nur noch
hin. Der höchste Berg des Kantons Zürich, das        dort GTW-Zugseinheiten der Thurbo unterwegs        bis Rüti ZH fahren. Damit entstanden in Rüti
Schnebelhorn (1292 m ü. M.) ist dort zu finden.      sind.                                              ZH schlanke Anschlüsse von und nach Zürich.
Zeugen aus der industriellen Vergangenheit               Eine weitere Bahnlinie führte aus dem          Nach Rapperswil muss nun umgestiegen wer-
können auf dem Industrielehrpfad in Neuthal          Tösstal direkt an den Zürichsee: Die Bauma-        den und der Anschlusszug der S 5 verpasst den
besucht werden. Selbst Skifahren in Steg, Fi-        Uerikon-Bahn. Sie sollte den Anschluss an die      Voralpen-Express nach Luzern um vier Minuten,
schenthal und Sternenberg ist möglich – genü-        Gotthardbahn ermöglichen, konnte aber diese        was leider die Kehrseite der Medaille darstellt.
gend Schnee vorausgesetzt.                           Funktion nicht erfüllen und diente als Lokal-         Die Tösstalbahn ist nach wie vor Ausflugs-
   Die Eisenbahn kam 1875/76 ins Tösstal, die        bahn. Als Triebfahrzeug wirkte vorwiegend der      bahn, viele Schul- und Vereinsreisen haben
Strecke führt von Winterthur nach Bauma und          Dampftriebwagen CZm 1/2, „Schnupftrucke“           diese Gegend zum Ziel. Ebenso ist sie Pendler-
weiter nach Gibswil, das den Kulminations-           genannt. Die Strecke wurde 1948 und 1969           bahn von und nach Winterthur geworden. In
punkt auf 757 m ü. M. darstellt. Nachher senkt       auf Busbetrieb umgestellt. Heute verkehrt die-     den Hauptverkehrszeiten verkehren bis zu drei
sie sich in einer steilen Rampe von bis zu 32        ser Bus montags bis freitags im Halbstunden-       GTW-Züge in Vielfachsteuerung, deren Kapazi-
Promille durch das Jonatal bis nach Wald und         takt und verkürzt ab Bauma die Fahrzeit nach       tät zirka derjenigen von fünf bis sechs Bussen
weiter nach Rüti – Rapperswil.                       Zürich auf 53 Minuten. Die Eisenbahnstrecke        entspricht. Somit stellt die Bahn auch für eine
   Bis 1951 zogen Dampfloks die Züge, zu             wird vom Dampfbahn Verein Zürcher Oberland         sogenannte Nebenlinie den idealen Verkehrs-
Beginn wurden sogar Doppelstockwagen ein-            (DVZO) genutzt.                                    träger dar.

Durch Nacht und Nebel
Früh unterwegs mit der MOB nach Montreux. Zweisimmen ab: 04.11 Uhr.

Andreas TheilerTiefe Nacht, verhangener Himmel,      Lokführer muss die Freigabe für die Weiterfahrt
dunkle Fenster im Dorf – nur im Bahnhof Zwei-        verlangen.
simmen weisen einige helle Lichter den Weg               In Montbovon kreuzen wir einen Dienst-
zum Triebwagen nach Montreux. Die beiden             zug, der erst ab Château-d’Oex Passagiere auf-
PBS-Mitglieder sind die einzigen Passagiere. Wa-     nimmt. Wenn Sie diesen Text lesen, wird er nur
rum braucht aber unser Zug zwei Lokführer? Wir       noch leer von Montreux bis Montbovon fahren
fahren los, und vorderhand ist es bei jeder Stati-   und dann im Fahrplan aufgeführt sein. Schliess-
on das gleiche Bild: gähnende Leere. In Gstaad       lich bietet auch noch eine Komposition der tpf
steigt der eine Lokführer aus. Er übernimmt dort     von Bulle her Anschluss. Viel Betrieb für zwan-
den ersten Triebzug Richtung Zweisimmen.             zig nach fünf Uhr morgens in einem Dorf mit
    Durchs Pays d’Enhaut geht die Fahrt weiter.      weniger als 250 Einwohnern. Der Tunnel von
In Rougemont tippt eine Frau nervös auf dem          Jaman, und wir sind hoch über dem Genfersee.
Billettautomaten herum, steigt aber schliesslich     Fliegender Lokführerwechsel in Les Avants, und
doch nicht ein. In La Palaz, kurz vor Château-       mit Halt auf allen Zwischenstationen geht es hi-
d’Oex, die ersten drei Passagiere, verschlafene      nunter in das Lichtermeer von Montreux.
Jugendliche, wohl auf dem Weg zur Arbeit                 1. Oktober 2012, 6.10 Uhr, Einfahrt in Mon-
oder in die Berufsschule. Sie werden nach über       treux. Rund dreissig Leute steigen aus. Und
einstündiger Reise erst in Montreux aussteigen,      einmal mehr freue ich mich, in einem Land zu
wie fast alle andern Passagiere auch, die nun in     leben, wo die Randregionen dank einem stark
kleineren oder grösseren Grüppchen zusteigen.        ausgebauten öV eine gute Verbindung zur Welt       Gutes Angebot trotz weniger Passagiere:
Ein etwas längerer Halt in Château-d’Oex, unser      der Büros, Fabriken und Schulen haben.             Durchfahrt durch Schönried.               Bild: at

                                                                                                               ÖV in Randregionen 4/2012 InfoForum 9
OForum - Pro Bahn Schweiz
“Manca una pianificazione intelligente
     della mobilità”
     Elena Bacchetta, presidente dell’Associazione ticinese utenti del trasporto pubblico (ASTUTI), sezione di Pro
     Bahn Svizzera, intervistata sull’offerta dei trasporti pubblici in Ticino.

     InfoForum: Il Canton Ticino è una regione                TILO, piuttosto che a Bellinzona per diminuire la          Di recente è stato introdotto il sistema del-
     periferica in Svizzera. Come valuta oggi la              durata dei tragitti.                                       la comunità tariffaria Arcobaleno, anche
     offerta dei mezzi pubblici?                                                                                         per i singoli biglietti. Che impressione ha?
          Elena Bacchetta*: Negli ultimi anni l’offerta       Nel sud del Ticino ogni giorno entrano                        Finalmente dopo anni di attesa è arrivato!
     dei mezzi pubblici in Ticino è decisamente mi-           migliaia di frontalieri. Pensa che la nuova                Tutto sommato il primo impatto è positivo: avere
     gliorata. Ereditiamo però un territorio pianificato      Ferrovia Mendrisio-Varese possa miglio-                    a disposizione biglietti e carte giornaliere valide
     caoticamente dove sono tuttora gli investimenti          rare la situazione? Ci sono abbastanza                     su tutto il territorio e su tutti i mezzi è un passo
     per progetti stradali ad avere la precedenza. For-       incentivi per optare per il mezzo pubblico                 obbligato per avere un servizio migliore. I prez-
     tunatamente i mezzi pubblici stanno recuperando          in alternativa all’auto?                                   zi dei biglietti sulle lunghe tratte sono diminui-
     il ritardo accumulato ma è necessario intensificare          Di sicuro la nuova linea ferroviaria andrà a           ti mentre in alcune zone del cantone gli utenti
     ancora di più gli sforzi. Ancora oggi lo sviluppo        coprire una grande lacuna: oggi recarsi in tre-            hanno visto i prezzi dei tratti brevi aumentare e
     urbano procede senza che ci sia una pianificazio-        no a Varese da Mendrisio è un viaggio di più di            questo ha dato a molti fastidio. Forse sarebbe
     ne intelligente della mobilità. Quando i grandi at-      due ore! Detto questo non bastano due bina-                stata necessaria una comunicazione più traspa-
     trattori di traffico sorgono lontano dai mezzi pub-      ri e qualche stazione per offrire un servizio di           rente che avrebbe chiarito sin dall’inizio quali sa-
     blici, diventa più difficile offrire un buon servizio.   qualità. È necessario un orario cadenzato e ben            rebbero stati i cambiamenti nel bene e nel male.
                                                              coordinato con le altre linee regionali e di bus.          Inoltre gli automatici alle fermate dei bus stanno
     Quali miglioramenti ha potuto costatare?                 Le stazioni devono essere raggiungibili comoda-            dando diversi problemi: sono lenti e mancano
         Possiamo contare su una linea ferroviaria re-        mente a piedi o in bici ed avere a disposizione            informazioni importanti, come la cartina con la
     gionale performante con orari cadenzati a tutte          posteggi. Infine ci vuole una maggiore collabo-            suddivisione delle zone. L’offerta, comunque,
     le ore. In alcune regioni l’offerta di bus è miglio-     razione direttamente con le aziende presenti sul           dei biglietti e delle carte giornaliere è accatti-
     rata, come a Lugano ma altrove è ancora scarsa.          territorio: se diminuisce il numero di auto in cir-        vante. Trarre già un bilancio definitivo, però, è
                                                              colazione durante le ore di punta, anche i bus ci          ancora prematuro.
     Dove sarebbe piu necessario di fare                      guadagnano perché c’è meno traffico.                                                   Intervista: Gerhard Lob
     ulteriori miglioramenti
         Le zone collinari lontano dall’asse ferroviario
     sono ancora poco servite, specialmente la sera e
     durante i festivi. Inoltre le aree che hanno avu-
     to maggior sviluppo commerciale e industriale
     sono situate lontano dalle stazioni e i bus fatica-
     no a districarsi lungo strade perennemente inta-
     sate nelle ore di punta. Bisognerebbe analizzare
     con più precisione la domanda di mobilità, ovve-         *Elena Bacchetta è
     ro chi va dove, e offrire dei servizi efficienti e che   deputata nel Gran Con-
                                                              siglio del Canton Ticino
     rispondono alle reali richieste della popolazione.       dal 25 settembre 2012
                                                              per i Verdi. È subentrata
     L’Astuti ha chiesto diverse volte il ripristi-           al dimissionario Pierluigi
                                                              Zanchi. Il comitato di
     no del servizio ferroviario regionale fra                Pro Bahn Schweiz si
     Bellinzona e Airolo sulla linea del Gottar-              congratula con Elena
                                                              Bacchetta per la nuova
     do. Ma non è meglio il servizio con i bus,
                                                              carica politica.
     visto che le fermate del treno spesso si
     trovano abbastanza lontano dai nuclei,                   *Elena Bacchetta ist seit
                                                              25. September 2012
     come ad esempio a Faido?                                 Mitglied im Grossen Rat
        Ci sono due aspetti da tener presente: i bus          des Kantons Tessin. Sie
     sono capillari ma il tragitto da Bellinzona alla         rückte auf der Liste der
                                                              Grünen für den demissi-
     Leventina richiede molto più tempo. Il treno, in-        onierenden Pierluigi Zan-
     vece, non arriva in tutti i centri ma impiega mol-       chi nach. Der Vorstand
                                                              von Pro Bahn Schweiz
     to meno a raggiungere la Valle. Bisognerebbe             hat Elena Bacchetta zur
     mantenere entrambi i servizi e valutare eventuali        Wahl gratuliert.
     cambiamenti, attestando per esempio il capoli-
     nea a Biasca, stazione servita dai treni regionali                                    Im Raum Lugano hat sich das öV-Angebot verbessert (im Bild Bahnhof Lugano). 

10 InfoForum 4/2012 ÖV in Randregionen
„Es fehlt eine intelligente Mobilitätsplanung“
Elena Bacchetta, Präsidentin der                        Welche Verbesserungen sind Ihrer Mei-                dung Mendrisio–Stabio–Varese Abhilfe
                                                        nung nach am dringlichsten?                          schaffen kann und Grenzgänger zum
Tessiner Sektion von Pro Bahn
                                                           Ein Problem sind die so genannten Hügel-          Umsteigen auf die Bahn animieren wird?
Schweiz, über das Angebot im                            gebiete in den Agglomerationen der Städte,              Die neue Bahnlinie wird eine wichtige Lü-
öffentlichen Verkehr in ihrem                           die nicht gut angeschlossen sind, vor allem am       cke schliessen. Heute dauert es mehr als zwei
Heimatkanton.                                           Abend und an den Feiertagen. Ein Beispiel: Von       Stunden, um mit der Bahn von Mendrisio nach
                                                        Locarno kommt man am Abend leichter mit              Varese zu fahren. Doch zwei Gleise und eini-
InfoForum: Der Kanton Tessin stellt eine                dem Bus nach Cevio im Maggiatal denn nach            ge Haltestellen werden kaum reichen, um ein
Randregion der Schweiz dar. Wie beurtei-                Orselina. Dazu kommt, dass neue Industrie-           qualitativ hochstehendes Angebot anzubieten.
len Sie das öV-Angebot?                                 und Geschäftszentren weit entfernt von den           Es braucht einen Taktfahrplan, der gut mit den
    Elena Bacchetta*: In den letzten Jahren hat         Bahnhöfen entstanden sind. Die Busse bleiben         Anschlusslinien und Bussen verbunden ist, aus-
sich das Angebot eindeutig verbessert. Doch wir         in den Hauptverkehrszeiten im Verkehr stecken.       serdem müssen die Haltstellen gut zu Fuss oder
leiden unter dem Erbe einer chaotischen Raum-           Man müsste genaue Erhebungen machen, um              mit dem Velo erreichbar sein. Auch ausreichend
planung. Daher geniessen wohl bis heute Inves-          die Nachfrage besser eruieren zu können und          P+R-Parkplätze sind wichtig. Zudem sollte man
titionen in Strassenprojekte Vorrang gegenüber          das Angebot auf die realen Belange der Bevöl-        direkt mit den Unternehmungen besser zusam-
dem öV. Glücklicherweise holt der öV auf, doch          kerung abstimmen zu können.                          menarbeiten. Wenn der Strassenverkehr rück-
die Anstrengungen müssen noch weiter gehen.                                                                  läufig wäre, wäre dies auch ein Vorteil für die
Die urbanistische Entwicklung im Tessin schrei-         Die Tessiner Sektion von Pro Bahn Schweiz            Busse.
tet fort, ohne dass eine intelligente Planung der       (Astuti) hat wiederholt die Wiedereinfüh-
dazu gehörigen Mobilität erkennbar wäre.                rung des regionalen Bahnverkehrs auf der             Vor kurzem wurde der Verkehrsverbund
                                                        Gotthard-Linie zwischen Bellinzona und               Arcobaleno auch für Einzelbillette einge-
Welche konkreten Verbesserungen konn-                   Airolo verlangt. Ist ein Busverkehr auf              führt. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?
ten Sie feststellen?                                    dieser Linie nicht effizienter und kunden-              Wir haben lange darauf gewartet. Nun ist der
    Wir verfügen mittlerweile über eine effizien-       freundlicher, zumal manche Bahnhöfe weit             Verkehrsverbund endlich gekommen. Der erste
te regionale S-Bahn mit Taktfahrplan. In einigen        ausserhalb der Dorfzentren liegen?                   Eindruck ist positiv. Die Vereinheitlichung und
Regionen wie in Lugano hat sich auch das städ-          Die Busse sind zwar für die Feinverteilung bes-      Anerkennung der Billette im ganzen Kantonsge-
tische Busangebot verbessert. Doch in anderen           ser, aber die Fahrzeiten sind sehr lange. Die Bahn   biet ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Die Prei-
Gegenden ist das Angebot nach wie vor auf               hält zwar nicht immer an zentralen Punkten, ist      se bei längeren Fahrten sind sogar gesunken. Im
sehr niedrigem Niveau.                                  aber wesentlich schneller, um das Leventina-Tal      Nahbereich gab es einige Preiserhöhungen, was
                                                        zu erreichen. Man muss beide Dienstleistungen        Kunden verärgert hat. Vielleicht wäre es gut ge-
                                                        beibehalten und allenfalls eine bessere Kombi-       wesen, umgehend zu kommunizieren, wo die
                                                        nation prüfen. So könnte die S-Bahn Tilo statt       Vor-und Nachteil dieser Umstellung liegen. Auch
                                                        bis Bellinzona bis nach Biasca fahren, um die        die Automaten an den Haltestellen weisen Prob-
                                                        Fahrzeiten in die Leventina zu verkürzen.            leme auf. Sie sind langsam und häufig fehlen die
                                                                                                             nötigen Informationen wie der Zonenplan. Das
                                                        Täglich kommen Tausende von Grenzgän-                globale Angebot der Tickets und Tageskarten ist
                                                        gern mit dem eigenen Auto ins Tessin.                aber attraktiv. Um eine definitive Bilanz zu zie-
                                                        Glauben Sie, dass die neue Bahnverbin-               hen, ist es noch zu früh.

                                                          Neue Bahnlinie Mendrisio–Stabio–Varese auf Kurs
                                                          Gerhard Lob   Seit 2008 wird an der neuen Bahnlinie Mendrisio–Stabio–Varese (FMV) gebaut.
                                                          Die grenzüberschreitende Verbindung wird dereinst in das Regionalverkehrsangebot der
                                                          Bahngesellschaft TILO (Ticino-Lombardia) und in die regionale Planung zwischen dem Kan-
                                                          ton Tessin und der Region Lombardei aufgenommen. Die Eröffnung ist für Dezember 2014
                                                          vorgesehen. Von der 17,7 km langen Strecke verlaufen 6,6 km in der Schweiz. Die neue
                                                          Linie wird in einem Einzugsgebiet mit rund 600 000 Einwohnern die Städte Bellinzona, Luga-
                                                          no, Chiasso, Como und Varese miteinander verbinden. Zwischen Mendrisio und Varese sind
                                                          vier Haltestellen vorgesehen: Stabio, Gaggiolo (Italien), Arcisate und Induno-Olona, alle mit
                                                          Park-and-Ride-Angebot. Ab Gallarate werden Anschlüsse in die Westschweiz und zum Flug-
                                                          hafen Mailand-Malpensa angeboten. Die Fahrzeit zwischen Lugano und Lausanne wird nur
                                                          noch 3 Stunden 15 Minuten betragen. Heute sind es mehr als fünf Stunden. Malpensa wird
                                                          weniger als eine Stunde von Lugano entfernt sein. Dies- und jenseits der Grenze werden
                                                          gewaltige Summen in dieses Projekt investiert. Im Falle der Schweiz sind es 186 Millionen
                                                          Franken; die Italiener ihrerseits rechnen mit umgerechnet 280 Millionen Franken.
                                    Bild: Gerhard Lob

                                                                                                                  ÖV in Randregionen 4/2012 InfoForum 11
Zwei Welten
     Im Kanton Uri sorgt eine Reihe von Seilbahnen für die richtigen Höhenverbindungen im Dienste der
     Öffentlichkeit.

     Andreas Theiler Unten das Urner Reusstal, gefüllt
     mit europawichtigen Strassen und Geleisen, mit
     Baustellen und Fabriken, Lärm, viel Lärm. Oben
     auf Terrassen, drei- bis sechshundert Meter hö-
     her, die bäuerliche Idylle, wie sie sich der ge-
     stresste Städter auf Durchreise unten vorstellt.
     Die Ver-bindung zwischen oben und unten ist
     ein Drahtseil.
         38 Seilbahnen zählt die offizielle Seite www.
     seilbahnen-uri.ch auf. Etliche führen zu Aus-
     gangspunkten von Wanderungen oder Skitou-
     ren, andere sind hauptsächlich als Zubringer
     zu einzelnen Bauernhöfen angelegt, wobei die
     beiden Nutzungen sich oft überschneiden. Eine
     rechte Anzahl dieser Bahnen hat sehr kleine
     Kabinen für zwei bis vier Personen in der für
     den Kanton typischen Bauweise: Nur sitzend
     gelangt man ans Ziel.
         Stellvertretend für die grosse Vielfalt hat sich
     das InfoForum Ende August bei zwei kleinen                                                                   Liegend ans Ziel: Seilbahnwart Alois Epp sorgt für Sicherheit.
     Seilbahnen angemeldet. Anmeldung wird bei
     vielen dieser Kleinbahnen gewünscht, denn die                                                                bei der ersten Bahn hässlich, so bietet sich nun
     Betreiber sind gleichzeitig Bauern mit Arbeits-                                                              ein prächtiges Panorama nicht nur in die umge-
     plätzen weit verstreut auf den landwirtschaft-                                                               benden Bergketten, sondern auch auf Flüelen,
     lich nutzbaren Flächen. Einheimische können                                                                  das Reussdelta und den Urnersee.
     selbständig fahren, aber wir Unterländer sind                                                                   Anni Ziegler begrüsst uns, nimmt sich Zeit,
     froh um einen persönlichen Empfang an der                                                                    uns zu erklären, wie man an einem Ort wirt-
     Bergstation nach einer Fahrt voll Nervenkitzel.                                                              schaftet, der nur durch einen Fussweg und eine
         Von Silenen (Bushaltestelle Dägerlohn) auf                                                               Seilbahn erschlossen ist. Da braucht es nicht nur
     den Chilcherberg fährt man rund 600 Höhen-                                                                   Ausdauer zum Arbeiten an den steilen Hängen,
     meter in knapp sieben Minuten. Die Bergstation                                                               nein, auch sehr viel Eigeninitiative ist gefragt.
     ist Ausgangspunkt für die Wanderung zum be-                                                                  So stimmt – passend zum Ort – der Schiller-
     kannten Seewlisee. Wer vorher noch eine Stär-                                                                sche Spruch aus Wilhelm Tell: „Die Axt im
     kung braucht, kann sich hier verpflegen las-sen.                                                             Haus erspart den Zimmermann.“ Die Blumen
     Alois Epp, der letzte ganzjährige Bewohner dort                                                              am und ums Haus zeugen auf jeden Fall von
     oben, ist Seilbahnwart, Gastgeber und Bauer                                                                  Lebensfreude; fürs Renommieren gegenüber
     in einem – ein Gespräch mit ihm ist spannend.                                                                Nachbarn sind sie nicht da. Beklagen mag sich
     1974 wurde die Bahn gebaut, erst 1993 erhielt                                                                Anni Ziegler so wenig wie Alois Epp. Aber wie
     das Bauernhaus einen Stromanschluss. Alois             Anni Ziegler: Betätigt die Seilbahn.    Bilder: at   sie bemerkt, ist es einfacher, mit dieser Situati-
     Epp erzählt auf Nachfrage, wie er mit acht Ge-                                                               on umzugehen, wenn man so aufwuchs. Sonst
     schwistern aufwuchs. Den Schulweg machten              manchmal einige Ziegel zu ersetzen sind.“ Der         braucht es eine Angewöhnungszeit.
     sie notgedrungen zu Fuss, etwas, das wir uns           Gegensatz zwischen diesem einfachen Leben                Zwei Impressionen zum Schluss. Die Seilbah-
     heute fast nicht mehr vorstellen können. Und           im Einklang mit der Natur und dem Blick in das        nen, mögen sie noch so klein sein und einfach
     fast jeden Tag gab es nach der Schule noch et-         unschön überbaute und verkehrsgeschädigte             wirken, sind perfekt gepflegt. Von daher fühlte
     was hochzutragen.                                      Reusstal ist frappant.                                ich mich sicherer als in mancher Riesengondel.
         Wiesen zum Mähen, einige Obstbäume mit                 Wir nehmen den Bus nach Flüelen Gruon-            Und die Freundlichkeit der Urner Bevölkerung,
     herrlichen Früchten, ein Gemüsegarten auf ei-          bach, und nach einer kurzen Wanderung berg-           auch unterwegs, gegenüber uns Touristen hat
     ner eigens dafür angelegten Terrasse warten            auf stehen wir bei der Talstation der Seilbahn        uns, die wir an die eher spröde Art des Berner
     auf Alois Epp. Im Winter betreut er das Vieh,          auf den Giebel. Hier fährt nur eine Kabine, sie       Oberlandes gewöhnt sind, sehr positiv über-
     welches den Sommer auf der Alp verbringt.              ist die Verbindung zu zwei Bauernhöfen, einer         rascht.
     Lawinen donnern dann in der Nähe zu Tale,              unterwegs, einer am Endpunkt 260 Meter über
     aber „daran gewöhnt man sich, auch wenn                der Talstation. Und war die Aussicht nach unten       Internet: www.seilbahnen-uri.ch

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