2012 Wirtschaftsbericht - Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt - Kanton Basel-Stadt
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Inhaltsverzeichnis Vorwort Zusammenfassung 1 Zahlen und Fakten 2008–2011 1 2 Ziele und Aufgabenbereiche der Standortförderung 4 3 Standortförderung 2008–2011 8 3.1 Projekte zur Stärkung wichtiger Standortfaktoren 8 3.1.1 Arbeitsmarkt 8 3.1.2 Regulatives Umfeld 10 3.1.3 Steuerliche Attraktivität 12 3.1.4 Erreichbarkeit 12 3.1.5 Infrastruktur 14 3.1.6 Flächen und Geschäftsräume 15 3.1.7 Bildung und Forschung 16 3.2 Programme und Projekte der Wirtschaftsförderung und -entwicklung 17 3.2.1 Rechtliche und finanzielle Grundlagen 17 3.2.2 Dienstleistungen für Unternehmen 17 3.2.3 Kommunikation und Promotion 19 3.2.4 Branchenprogramme und Innovationsförderung 23 4 Herausforderungen: Schwerpunkte der Wirtschaftsförderung 28 und -entwicklung 2012–2015 Herausforderung 1 Marktanteil Basels in der weltweiten Life-Sciences-Industrie halten 31 Herausforderung 2 Attraktive Flächen für die Wirtschaft sichern 32 Herausforderung 3 Gründungsdynamik und Innovationen im Hochtechnologiebereich beschleunigen 35 Herausforderung 4 Wirkung der Standortpromotion verstärken 36 Herausforderung 5 Bestandespflege weiterentwickeln 39 Herausforderung 6 Markterschliessung erleichtern 40 Herausforderung 7 Rahmenbedingungen anderer Standorte kennen 40 Herausforderung 8 Wertschöpfung aus Kongressen steigern 41 Herausforderung 9 Sozialpartnerschaft als Standortfaktor erhalten 43 I
Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung AG Aktiengesellschaft ASIM Academy of Swiss Insurance Medicine ASTAG Schweizerischer Nutzfahrzeugverband AWA Amt für Wirtschaft und Arbeit BG Bürgschaftsgenossenschaft BIP Bruttoinlandsprodukt BRIC-Staaten BRIC steht für die Anfangsbuchstaben der Länder Brasilien, Russland, Indien und China BTG Bürgschaftsgenossenschaft beider Basel BVD Bau- und Verkehrsdepartement CCB Congress Center Basel CPIT Council for the Promotion of International Trade CMS Christoph Merian Stiftung EFTA European Free Trade Association EU Europäische Union EUICC European Innovation and Creativity Center FABI Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur FHA Freihandelsabkommen FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz FTTH Fiber to the Home GAV Gesamtarbeitsvertrag HKBB Handelskammer beider Basel ICE Intercity-Express IKB Initiative Kreativwirtschaft Basel IKT Informations- und Kommunikationstechnologie IWB Industrielle Werke Basel KMU Kleine und mittlere Unternehmen MCH Messe Schweiz MIT Massachusetts Institute of Technology NRP Neue Regionalpolitik OLMA Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung OSEC Aussenwirtschaftsförderung der Schweiz p.a. per annum RFA Regulierungsfolgenabschätzung SAFFA Bürgschaftsgenossenschaft (Schweizerische Ausstellung Für FrauenArbeit) SECO Staatssekretariat für Wirtschaft SRH Schweizerische Rheinhäfen TER Transport Express Régional TPH Swiss Tropical and Public Health Institute UEFA Union of European Football Associations USA Vereinigte Staaten von Amerika VBSL Verband Basler Speditions-Logistiker WSU Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt WWZ Wirtschaftswissenschaftliches Zentrum der Universität Basel III
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Relative Kantonspositionierung 2012 3 Abb. 2: Rolle der Wirtschaftsförderung und -entwicklung im Kanton Basel-Stadt 7 Abb. 3: Ergebnisse der Unternehmensbefragung zu Zufriedenheit und Wichtigkeit der 11 Standortbedingungen im Kanton Basel-Stadt Abb. 4: Über die BaselArea erfolgte Firmengründungen in den Kantonen Basel-Stadt 20 und Basel-Landschaft Abb. 5: Konzentration und Produktivität der Branchen im Kanton Basel-Stadt 2010 29 Abb. 6: Ausgewählte Schwerpunktgebiete mit starkem Wirtschaftsbezug 34 Abb. 7: Neugründungsdynamik im kantonalen Vergleich 35 V
Vorwort Der vorliegende Wirtschaftsbericht, den der Regierungsrat alle vier Jahre an den Grossen Rat richtet, fokussiert auf Strategien, Konzepte Chancen wahrnehmen! und Massnahmen im Bereich Wirtschaft. Dazu Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses gehört ganz wesentlich die Förderung der Life- Berichts im Juni 2012 sind die wirtschaftlichen Sciences-Industrie auf allen politischen Ebe- Aussichten unsicher. Die Überschuldung der nen. Der Regierungsrat will, basierend auf meisten EU-Staaten und der USA und die da- dem bewährten Konzept der Zielbranchen, mit einhergehende Frankenstärke haben viele aber auch gezielt neue Akzente setzen, unaus- Unternehmen der Exportwirtschaft in eine geschöpfte Potenziale erschliessen und teilwei- schwierige Lage gebracht. Gedrückte Margen se neue Wege gehen. Dazu gehören der Aufbau sind Realität, schwindende Umsätze aufgrund neuer Dienstleistungen für exportorientierte einer drohenden Rezession zeichnen sich ab. KMU, eine verstärkte Innovationsförderung in Der Druck, angesichts der öffentlichen Ver- der Nordwestschweiz – und dadurch die indi- schuldung auch im Gesundheitswesen zu spa- rekte Stärkung der Standortpromotion – sowie ren, ist gross. Dies trifft die für die Region die Entwicklung einer Kongressstrategie. Basel wichtige Life-Sciences-Industrie. Bei vielen Massnahmen spielen die kantons- Auch die Arbeitslosigkeit in der Schweiz übergreifenden und die internationalen Bezie- nimmt, auf einem im internationalen Vergleich hungen eine zunehmend wichtige Rolle. Dies tiefen Niveau, wieder zu. Hinzu kommt, dass ist für den Kanton jedoch nur dann vorteilhaft, das Verhältnis der Schweiz zur EU, dem wich- wenn die "harten" Standortfaktoren im Stadt- tigsten Handelspartner der Schweiz, nicht ge- kanton selber weiter verbessert werden. Dazu klärt ist. Der Steuerstreit mit der EU kann, je gehören der Ausbau des Technologieparks nach Lösung, die Steuererträge der wirtschaft- Basel, die Sicherung von Arealen für indus- lich starken Zentren, zu denen auch Basel- trielle und generell wirtschaftliche Tätigkeiten Stadt gehört, massiv beeinträchtigen. Der aus- und die Verbesserung der steuerlichen ländische Druck auf den Finanzsektor – in Attraktivität für Unternehmen. Basel-Stadt punkto Wertschöpfung immerhin die zweitwichtigste Branche – ist unverändert Der Regierungsrat ist überzeugt, dass der hoch. Der Schweiz droht der Verlust eines Kanton Basel-Stadt bestehenden wie sich neu Teils ihrer Wettbewerbsvorteile. Trotz der im ansiedelnden Unternehmen auch in Zukunft Herbst 2011 von der Schweizerischen Natio- hervorragende Bedingungen bieten kann. Er nalbank und vom Bundesrat ergriffenen Mass- zählt bei der Umsetzung der Massnahmen auf nahmen bleiben die wirtschaftlichen Risiken die Unterstützung des Grossen Rates, der hoch. Bevölkerung und der Wirtschaft, an die sich die Massnahmen in diesem Bericht in erster Was ist in Basel-Stadt zu tun, damit die Linie richten. Wohlstandsgewinne der letzten Jahre auch in Zukunft anfallen, damit Wertschöpfung und Beschäftigung hoch bleiben oder dort, wo Ein- Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt schnitte erfolgten, in den kommenden Jahren wieder zunehmen? Der Regierungsrat ist über- zeugt, dass der Kanton Basel-Stadt über genü- gend Substanz verfügt, um den Unternehmen und den Beschäftigten eine attraktive Zukunft zu ermöglichen. Mit dem Legislaturplan 2009– 2013 zeigt der Regierungsrat auf, wo er die politischen Schwerpunkte setzen will. VII
Zusammenfassung Kantonsebene wurden daher Massnahmen zur Konjunkturstützung und zur Abfederung der negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt Zahlen und Fakten 2008–2011 eingeführt. Die weltweite konjunkturelle Lage wurde in den vergangenen vier Jahren geprägt von der Die Liberalisierung der Personenfreizügigkeit Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Schweizer hat im Kanton Basel-Stadt ganz wesentlich Wirtschaft meisterte diese jedoch vergleichs- zum Wirtschaftswachstum der letzten Jahre weise erfolgreich und auch die Wirtschaft im beigetragen, da Firmen die erforderlichen Kanton Basel-Stadt entwickelte sich trotz des Fachkräfte ungehindert auf dem europäischen schwierigen Umfeldes überwiegend positiv. So Markt rekrutieren konnten. Der inländische wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) und der europäische Arbeitsmarkt vermögen zwischen 2008 und 2010 um durchschnittlich jedoch in einigen Branchen den Bedarf der 1,5% p.a. und auch die reale Wirtschaftsleis- Unternehmen nach hochqualifizierten Fach- tung pro Kopf konnte im gleichen Zeitraum kräften nicht zu decken, so dass die Anzahl um 1,2% p.a. auf rund 160'000 Franken im Gesuche nach kontingentierten Arbeitsbewilli- Jahr 2010 zulegen. gungen für Drittstaatsangehörige in den letzten Jahren kontinuierlich stieg. Die Branchenstruktur im Stadtkanton ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Seit dem Jahr 2005 bildet die Senkung der Unternehmen in innovativen, globalisierten Jugendarbeitslosigkeit ein politisches Schwer- Branchen, so dass die Zahl der Erwerbstätigen gewicht des Regierungsrates. Unter der Koor- zwischen 2008 und 2010 leicht um 0,5% p.a. dination einer interdepartementalen Strategie- stieg. Die Arbeitslosigkeit hingegen hat sich gruppe wurden Massnahmen zur Senkung der auch im Kanton Basel-Stadt als Folge der Jugendarbeitslosigkeit evaluiert und umgesetzt. Wirtschaftskrise erhöht. Der im Jahr 2006 initiierte Round Table Im Rahmen seiner Wirtschaftsförderung und "Familienfreundliche Wirtschaftsregion Basel" -entwicklung arbeitet der Kanton Basel-Stadt hat seine Tätigkeit zur Vereinbarkeit von Beruf sowohl mit dem Bund als auch mit seinen und Familie fortgesetzt. Die aus Unternehmen, Nachbarkantonen eng zusammen. Basierend Verbänden und Verwaltungsstellen zusam- auf dem im Legislaturplan 2009–2013 postu- mengesetzte Public-private-Partnership enga- lierten Ziel der Steigerung der internationalen giert sich für geeignete Rahmenbedingungen Wettbewerbsfähigkeit des Kantons sowie in und für die Positionierung Basels als familien- Anlehnung an die Systematik des Bundes, ist freundliche Wirtschaftsregion. die Wirtschaftsförderung und -entwicklung im Kanton Basel-Stadt ein spezifischer Beitrag zu Im Jahr 2011 wurde im Kanton Basel-Stadt die mehr Wertschöpfung und Beschäftigung in sogenannte Regulierungsfolgenabschätzung Kanton und Region. Dies soll durch die Beein- (RFA) eingeführt. Die RFA ist ein Instrument flussung von Standortfaktoren sowie mittels zur Verbesserung der Rechtssetzung, das die eigener Programme und Projekte erreicht wer- Erlasstexte vorgängig ihrer Verabschiedung den. einer Analyse der wirtschaftlichen Auswirkun- gen unterzieht und zur Entlastung der Wirt- schaft beitragen soll. Projekte zur Stärkung wichtiger Standort- faktoren In den Jahren 2008 bis 2010 schloss der Kan- Wirtschaft und Arbeitsmarkt wurden nach ton die laufende Rechnung jeweils mit einem einer längeren Phase des Aufschwungs Ende Überschuss ab. Der nachhaltige Kurs in der 2008 von der weltweiten Finanz- und Kon- Finanzpolitik wurde somit in den vergange- junkturkrise hart getroffen. Auf Bundes- und nen Jahren konsequent fortgeführt. Mit den IX
Steuerpaketen 2008 und 2010 wurden die Ein- Basel in Kooperation mit Swisscom innerhalb kommenssteuern um 150 Mio. und die Unter- der nächsten sieben Jahre ein flächendecken- nehmenssteuern um 100 Mio. Franken gesenkt. des Glasfasernetz aufzubauen. Der Regierungsrat hat zudem im Jahr 2011 eine Vorlage verabschiedet, welche eine weite- Das Projekt des Hallenneubaus der Messe re, schrittweise und an Bedingungen gekoppel- Basel (Messezentrum Basel 2012) ist in den te Senkung des maximalen Gewinnsteuersatzes Jahren 2008 bis 2011 von der politischen Ent- auf 18% vorsieht. Nach der Zustimmung durch scheidung des Grossen Rates und der Stimm- den Grossen Rat stimmte das Stimmvolk im bevölkerung bis zum Abschluss der ersten von Juni 2012 jedoch knapp gegen den Entscheid. zwei Hauptbauetappen fortgeschritten. Nach- dem der Regierungsrat im September 2007 Die Region Basel ist ein Drehkreuz des inter- seine Anträge betreffend das Neubauprojekt nationalen Personen- und Güterverkehrs. In zuhanden des Grossen Rats verabschiedet hat- den vergangenen Jahren haben einige Projekte te, stimmte dieser im März 2008 mit grossem dazu geführt, dass Basel diesem Anspruch Mehr dem Überbauungsplan und den Investi- auch weiterhin gerecht wird. Die Vorlage des tionsbeihilfen des Kantons zu. Im Juni 2008 Bundes zu Finanzierung und Ausbau der Bahn- hiess zudem die Stimmbevölkerung des Kan- infrastruktur wird darüber hinaus entscheiden- tons mit 61,4% Ja-Stimmen den Grossratsbe- de Weichen für die künftige Entwicklung des schluss gut. Schweizer Bahnnetzes stellen. Die Nachfrage nach neuen Gewerbe- und Mit der wirtschaftlichen Erholung im Laufe Industrieflächen ist im Kanton Basel-Stadt von 2010 besserte sich auch die Lage am höher als das bestehende Angebot. Aufgrund EuroAirport. Wurden Ende 2010 knapp der wegen der Verknappung zunehmenden 4,2 Mio. Passagiere gezählt, waren es im Jahr Bedeutung dieses Standortfaktors für die Wirt- 2011 etwas über 5 Mio. Auch die Frachttonna- schaft hat das Departement für Wirtschaft, gen liegen weiter auf hohem Niveau, allerdings Soziales und Umwelt (WSU) in diesem Be- gegenüber 2010 mit zuletzt sinkendender Ten- reich seit 2008 verstärkt Wissen aufgebaut und denz. bei zahlreichen Arealentwicklungen, der Total- revision des Richtplans und in Stellungnahmen 2007 startete die schrittweise Liberalisierung die Interessen der Wirtschaft in die Planung des Schweizer Strommarktes. Damit die ener- eingebracht. giepolitischen Ziele des Kantons auch inner- halb dieser neuen Rahmenbedingungen Nach einem mehrjährigen politischen Prozess erreicht werden können, wurden seither die hat der Grosse Rat des Kantons Basel-Stadt im gesetzlichen Rahmenbedingungen auf kantona- Mai 2010 entschieden, den Konkordaten ler Ebene angepasst. Mit dem neuen IWB- HarmoS und Sonderpädagogik beizutreten Gesetz, das der Grosse Rat im Februar 2009 und das Schulsystem auf zwei Jahre Kinder- verabschiedete, wurde das Unternehmen per garten, sechs Jahre Primarschule, drei Jahre Anfang 2010 von einer Verwaltungseinheit in Sekundarschule und vier Jahre Gymnasium eine öffentlich-rechtliche Anstalt umgewandelt umzustellen. Im September 2010 taten es ihm und erhielt den notwendigen zusätzlichen der Landrat und der Souverän des Kantons unternehmerischen Spielraum. Basel-Landschaft gleich, so dass die beiden Kantone künftig identische Schulstrukturen Ein wichtiges Ziel der Standortpolitik des Re- aufweisen. gierungsrates ist es, frühzeitig gute Rahmenbe- dingungen für Innovation und wirtschaftliches Angesichts der Wissensbasiertheit der Schweiz Wachstum zu schaffen. Daher unterstützt der sind die Hochschulen ein bedeutender Faktor Regierungsrat das 2009 von den IWB unter der Standortförderung in urbanen Zentren. Der dem Titel FTTH-BS lancierte Vorhaben, in Regierungsrat hat daher in den letzten zehn X
Jahren das regionale Hochschulwesen konse- ten beantragen. Das Ziel der Mietzinserleich- quent ausgebaut und weiterentwickelt, was terung ist, die Region für junge Hochtechno- sich in einem deutlichen Wachstumserfolg der logieunternehmen, namentlich solche, die aus beiden Hochschulen niederschlägt. Hochschulen heraus entstehen, wettbewerbsfä- higer zu machen. Von 2008 bis einschliesslich 2011 wurden Gelder in Höhe von insgesamt Programme und Projekte der Wirtschafts- rund 235'000 Franken gesprochen. förderung und -entwicklung Mit dem Basel Inkubator erhalten Forsche- Im Sinne einer KMU-freundlichen Politik ist rinnen und Forscher seit dem Jahr 2009 die der Kanton Basel-Stadt bestrebt, das gewerbli- Möglichkeit, ein vielversprechendes For- che Bürgschaftswesen als Finanzierungsin- schungsergebnis unter professioneller Beglei- strument für KMU zu stärken. Für die Jahre tung weiterzuverfolgen und in eine Start-up- 2010 und 2011 sind daher mit den beiden für Firma zu überführen. Das Angebot richtet sich das Kantonsgebiet zuständigen Bürgschaftsge- in erster Linie an Ausgründungen aus der Uni- nossenschaften BG Mitte und SAFFA Leis- versität Basel und der Fachhochschule Nord- tungsvereinbarungen abgeschlossen worden. westschweiz (FHNW) mit einem technologi- Darüber hinaus wurde für die Jahre 2011 bis schen Hintergrund. Ende 2011 nutzten bereits 2013 eine Leistungsvereinbarung mit der BTG elf Firmen aus den Bereichen Life-Sciences1, Mezzfin AG unterzeichnet. Zweck der Institu- Informatik, Umweltanalytik und Nanotechno- tion ist die Gewährung von Bürgschaften für logie das Angebot. Mezzanine-Finanzierungen an KMU im Zu- sammenhang mit Nachfolgeregelungen und Im Jahr 2011 wurde in Basel Kleinhüningen Unternehmenserweiterungen im Raum Nord- der Technologiepark Basel eröffnet. Dieser ist westschweiz. ein Kernelement der kantonalen Strategie, Unternehmertum und die Verwertung von Die für die Standortpromotion im Ausland Hochtechnologie zu fördern. Der Technologie- zuständige BaselArea konnte im Zeitraum park Basel bietet jungen Unternehmen Büro- 2007 bis 2011 die Gründung von 375 Firmen und Laborflächen sowie Räume und Infra- in der Wirtschaftsregion Basel begleiten. Seit strukturen zur gemeinschaftlichen Nutzung. 2010 wird aufgrund eines Koopera- Zielgruppe des Technologieparks sind Jung- tionsmodells auch der Kanton Jura unter der unternehmen in Technologiebranchen. Marke BaselArea vermarktet. Die Zusammen- arbeit ist vorerst auf vier Jahre festgelegt. Seit dem Jahr 2006 bietet das KMU-Desk im Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons In den letzten zehn Jahren hat sich der Tou- Basel-Stadt (AWA) allen in Basel-Stadt ansäs- rismus, dank des Einsatzes von Basel Touris- sigen kleinen und mittelgrossen Unternehmen mus, im Stadtkanton äusserst positiv entwi- (KMU) bei Fragen und Unklarheiten bezüglich ckelt. Die touristischen Frequenzen haben stark der öffentlichen Verwaltung eine zentrale An- zugenommen. Alleine zwischen den Jahren laufstelle. Den Unternehmen werden dabei 2002 und 2007 konnten die Logiernächte um Ansprechpartner für ihr Anliegen genannt 50% auf 944'000 erhöht werden. Im Jahr 2008 und/oder Lösungswege aufgezeigt. wurde zum ersten Mal die Marke von 1 Mio. Logiernächten überschritten. Neu gegründete Hochschul-Spin-offs mit Sitz im Kanton Basel-Stadt können beim Kanton Die MCH Group, welche im Jahr 2009 aus seit dem Jahr 2004 Zuschüsse an ihre Mietkos- der ehemaligen Messe Schweiz hervorgegan- gen ist, hat in den Jahren 2008 bis 2011 einen 1 Hierunter versteht man die Teilbranchen pharmazeuti- durchschnittlichen Betriebsertrag von 327,3 sche Industrie, Agro-Sciences und Medizinaltechnik Mio. Franken und einen durchschnittlichen sowie die Forschungs- und Entwicklungsunternehmen in Gewinn von 26,2 Mio. Franken erwirtschaftet diesen drei Branchen. XI
und war im Jahr 2010 umsatzmässig die acht- reits die dritte in Folge und befasst sich nebst grösste Messegesellschaft in Europa. Die Un- der Generierung von Wachstum im Bereich ternehmensgruppe hat sich damit im wirt- Life-Sciences schwerpunktmässig mit der schaftlich schwierigen Umfeld gut behauptet Stärkung der klinischen Forschung. und ihre Marktposition gegenüber ihren Kon- kurrenten gestärkt. Die beiden Weltmessen Um die Rahmenbedingungen im Bereich Lo- BASELWORLD und Art Basel konnten ihre gistik gezielt zu optimieren, wurde 2009 von weltweit führende Position behaupten und der Handelskammer beider Basel zusammen teilweise sogar ausbauen. mit den hier ansässigen Logistikunternehmen, Verbänden und den beiden Kantonen Basel- In Kooperation mit den verschiedenen Marke- Stadt und Basel-Landschaft der Logistik- tingakteuren in den Bereichen Tourismus, cluster Basel ins Leben gerufen. Dabei wird Standortpromotion, Kultur und Bildung kon- das Ziel verfolgt, die volkswirtschaftliche Be- zentrierten sich die Marketinganstrengungen deutung der Logistik für die Wirtschaftsregion des Kantons in den vergangenen Jahren auf Basel aufzuzeigen, die künftigen Herausforde- die Länder Deutschland, USA, Russland und rungen in der Logistik zu beurteilen sowie China. Nach einer mehrjährigen Werbeoffen- konkrete Massnahmen zur Stärkung und Ent- sive in Hamburg (2007–2011) und einem wicklung des Logistikstandortes Basel zu defi- Grossauftritt an der Worldexpo 2010 in nieren. Shanghai folgte im Jahr 2011 ein Marketing- auftritt in Moskau, der im Jahr 2012 seine Die Stiftung Finanzplatz Basel wurde im Jahr Fortsetzung finden wird. In den vergangenen 1997 im Zusammenhang mit der Liquidation Jahren wurden zudem Projekte in der Schweiz der Börsenkammer des Kantons Basel-Stadt realisiert, um das Image des Standortes Basel errichtet. Ihr Zweck ist die Förderung des Fi- in der Schweiz zu verbessern und partner- nanz- und Wirtschaftsplatzes Basel. In Verfol- schaftliche Projekte mit den Nachbarkantonen gung dieses Zweckes hat die Stiftung auch in zu realisieren. den Jahren 2008 bis 2011 zahlreiche Projekte und Initiativen, wie eine Studie zu Bedeutung Seit Beginn der 1990er Jahre betreibt der Kan- und Zukunftsaussichten des Bankenplatzes ton aktive Beziehungspflege. So finden durch- Basel und verschiedene Marketingauftritte des schnittlich achtmal pro Jahr vertiefte Gesprä- Kantons in Hamburg, Shanghai und Moskau, che des Regierungsrates mit grossen Unter- unterstützt. nehmen und wichtigen Arbeitgebern im Kan- ton statt. Zusätzlich führt die Regierungsrätli- Der Regierungsrat hat im November 2010 che Delegation für Wirtschaftsfragen zweimal beschlossen, die fünfte kantonale Zielbranche, jährlich je ein Gespräch mit den Spitzen der die Kreativwirtschaft, in den Jahren 2011 bis Wirtschaftsverbände respektive der Arbeit- 2013 mit rund einer Million Franken zu för- nehmerorganisationen. Auch das Amt für dern. Im Jahr 2011 hat die Initiative Kreativ- Wirtschaft und Arbeit führt gezielte Gespräche wirtschaft Basel (IKB) ihre Arbeit aufgenom- mit für den Kanton wichtigen KMU. men. Es wurden erste Grundlagen für den Er- folg der Initiative gelegt und erste Massnah- Seit 2005 ist die Handelskammer beider Basel men umgesetzt. (HKBB) von den beiden Kantonen Basel- Landschaft und Basel-Stadt für die Standort- Im Jahr 2008 wurde i-net BASEL um zwei entwicklung im Bereich Life-Sciences manda- zukunftsfähige Technologiefelder ausgedehnt. tiert. In diesem Zusammenhang erarbeitet die Neben dem Technologiefeld IKT (Informa- Handelskammer in Zusammenarbeit mit den tions- und Kommunikationstechnologie) agiert beiden Basler Kantonen in regelmässigen Ab- die kantonale Innovationsförderung heute auch ständen eine Life-Sciences-Strategie. Die im in den Feldern Nanotechnologie und Cleantech Jahr 2011 von beiden Regierungen und der (Energie- und Umwelttechnologien). Als Platt- Handelskammer beschlossene Version ist be- form für Innovationen leistet i-net innovation XII
networks, die Nachfolgeorganisation des Pro- der MCH Group sowie die regelmässige und gramms i-net BASEL, einen wesentlichen substanzielle Beteiligung an Ausbauten des Beitrag zur Vernetzung von Forschung und Messestandortes (Messezentrum Basel 2012). Industrie. Der Regierungsrat will die hervorragende BioValley, die trinationale Life-Sciences- Ausgangslage von Basel und der Schweiz nut- Clusterinitiative im Dreiländereck Schweiz- zen, um den Wirtschaftsstandort gezielt wei- Deutschland-Frankreich wird bereits seit 1998 terzuentwickeln. Angesichts der stark wach- über das EU-Programm INTERREG sowie senden wirtschaftlichen, wissenschaftlichen durch Bund und Kantone unterstützt. In den und kulturellen Bedeutung Chinas und weiterer vergangenen Jahren lag der Fokus dabei auf Schwellenländer sowie der unverändert hohen der Förderung des grenzüberschreitenden Qualität vieler US-amerikanischer Hochschu- Technologietransfers. len in Lehre und Forschung sieht sich jedoch auch ein führender europäischer Standort wie Basel in Zukunft vor grosse Herausforderun- Ausblick gen gestellt. Zu den wichtigsten Herausforde- Auch in den Jahren 2012 bis 2015 verfolgt der rungen, die der Kanton mit seiner Wirtschafts- Regierungsrat das Konzept der Zielbranchen. förderung und -entwicklung direkt beeinflus- Zu diesen zählen neben den Life-Sciences, der sen kann, zählen dabei folgende: Chemischen Industrie und den Finanzdienst- leistungen auch die Logistik und die Kreativ- 1. Marktanteil Basels in der weltweiten Life- wirtschaft. Den Zielbranchen sollen auch wei- Sciences-Industrie halten; terhin überdurchschnittliche Standortbedin- 2. Attraktive Flächen für die Wirtschaft gungen geboten werden. Wo sinnvoll und sichern; möglich, trägt der Kanton mit eigenen Pro- 3. Gründungsdynamik und Innovationen im grammen oder mit der Unterstützung von Pro- Hochtechnologiebereich beschleunigen; grammen Dritter zu einer Stärkung dieser Branchen bei. 4. Wirkung der Standortpromotion verstär- ken; Auch bei der Beziehungspflege sollen keine 5. Bestandespflege weiterentwickeln; Änderungen vorgenommen werden. Der Re- 6. Markterschliessung erleichtern; gierungsrat und der Vorsteher des Departe- ments für Wirtschaft, Soziales und Umwelt 7. Rahmenbedingungen anderer Standorte pflegen auch in Zukunft einen aktiven Dialog kennen; mit den Grossunternehmen der Zielbranchen, 8. Wertschöpfung aus Kongressen steigern; den übrigen grossen Arbeitgebern sowie mit den im Kanton aktiven Wirtschaftsverbänden. 9. Sozialpartnerschaft als Standortfaktor er- halten. Die Beziehungen zu kleinen und mittleren Unternehmen aus den Zielbranchen und den von i-net innovation networks abgedeckten Technologiefeldern werden auch weiterhin primär vom Amt für Wirtschaft und Arbeit gepflegt. Der Kanton Basel-Stadt verfolgt weiterhin eine aktive Tourismusförderung, indem der Kan- ton Basel Tourismus substanziell unterstützt und sich im Rahmen dieser Organisation an der touristischen Strategiebildung beteiligt. Der wichtigste tourismusspezifische Beitrag des Kantons ist dabei die Kapitalbeteiligung an XIII
1 Zahlen und Fakten 2008–2011 Die weltweite konjunkturelle Lage wurde in Bei der Betrachtung des Wachstums der realen den vergangenen vier Jahren geprägt von der Wertschöpfung nach Branchen verzeichnete Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Schweizer vor allem die Life-Sciences-Industrie in den Wirtschaft meisterte diese jedoch vergleichs- Jahren 2008 bis 2010 ein starkes Wachstum weise erfolgreich, und auch die Wirtschaft im (+5,7% p.a.). Ebenfalls gewachsen sind die Kanton Basel-Stadt entwickelte sich trotz des Branchen Unterhaltung, Kultur und Sport schwierigen Umfeldes überwiegend positiv. (+1,1% p.a.) sowie Gesundheits- und Sozial- wesen (+1% p.a.). Um je 0,7% p.a. wuchs die Der Kanton Basel-Stadt ist heute ein sehr er- Wertschöpfung in den Branchen Informatik folgreicher Wirtschaftsstandort: Das reale und Detailhandel. Negativ war das Wachstum Bruttoinlandsprodukt wuchs zwischen 2008 hingegen insbesondere in den Branchen Che- und 20102 um durchschnittlich 1,5% p.a., das mische Industrie (–2,3% p.a.), Bau (–1,9% der Schweiz nur um 0,3%.3 Auch die reale p.a.) und Finanzdienstleistungen (–0,6% p.a.). Wirtschaftsleistung pro Kopf konnte in Basel- Stadt im gleichen Zeitraum um 1,2% p.a. auf Die Zahl der Erwerbstätigen4 ist im Kanton rund 160'000 Franken im Jahr 2010 zulegen Basel-Stadt zwischen 2008 und 2010 leicht um (höchster Wert der Schweiz). Im Gesamt- 0,5% p.a. gestiegen. Im Gesamtschweizer schweizer Durchschnitt hingegen sank das BIP Durchschnitt stieg die Zahl der Erwerbstätigen pro Kopf um jährlich 0,7%. 4 Erwerbstätige haben gemäss der Definition von BAK 2 Zahlen für das Jahr 2011 liegen noch nicht vor. Basel Economics ihren Arbeitsplatz im Kanton Basel- 3 Sofern nicht anders vermerkt, stammen die Daten von Stadt, können jedoch auch ausserhalb der Kantonsgren- BAK Basel Economics. zen wohnen. 1
im gleichen Zeitraum um durchschnittlich Bezieht man zusätzlich die Produktivität mit 0,6% p.a. ein, konnte der Kanton Basel-Stadt im Be- trachtungszeitraum eine überdurchschnittliche Bezüglich des Erwerbstätigenanteils blieb die Steigerung verbuchen. Gemäss einigen Wachs- Life-Sciences-Industrie im Jahr 2010 mit ei- tumstheorien ist denn auch das Wirtschafts- nem Anteil von 9,7% an der Gesamtzahl der wachstum umso höher, je grösser der Anteil Erwerbstätigen die wichtigste Branche des der im Forschungssektor beschäftigten baselstädtischen Industriesektors. Im Bereich Arbeitskräfte ist. Wachstum kann also sowohl des tertiären Sektors ist der Anteil der Erwerbs- durch ein Mehr an Produktion und eingesetzten tätigen im Bereich Gesundheits- und Sozial- Faktoren wie Kapital oder Arbeit erreicht wer- wesen sowie Unternehmensdienstleistungen mit den, aber ebenso durch die Steigerung der Pro- 14,4% respektive 12,2% am höchsten. duktivität. In den Branchen Immobilienwesen (+5,6% Die schweizweit einzigartige Branchenstruk- p.a.), Life-Sciences (+2,8% p.a.), öffentliche tur im Kanton Basel-Stadt ist gekennzeichnet Verwaltung (+2,4% p.a.), Gesundheits- und durch einen hohen Anteil an Unternehmen in Sozialwesen (+2,1% p.a.), Informatik (+1,8% innovativen, zukunftsträchtigen und globali- p.a.) und Unternehmensdienstleistungen sierten Branchen (vgl. Abb. 1). Diese Unter- (+1,2% p.a.) ist die Zahl der Erwerbstätigen nehmen stehen (noch stärker als andere) im zwischen 2008 und 2010 überdurchschnittlich internationalen Wettbewerb. Dies führt zur gewachsen. Hingegen ist deren Zahl in den zweiten möglichen Schlussfolgerung: Die Branchen Chemische Industrie (–9,5% p.a.) Steigerung der Produktivität (zulasten der Stei- und Finanzdienstleistungen (–0,4% p.a.) zum gerung des Arbeitsplatzwachstums) erhöhte die Teil deutlich zurückgegangen. Wettbewerbsfähigkeit der Basler Unternehmen und trägt somit mittel- bis langfristig zum Ar- Betrachtet man jedoch die Periode 1995 bis beitsplatzerhalt bei. 2008, zeigt sich, dass die Zahl der Erwerbstäti- gen in Basel-Stadt stark unterdurchschnittlich Dennoch muss eine nachhaltige Wirtschaftspo- zugenommen hat, nämlich lediglich um knapp litik – flankierend zur Steigerung von Produk- 2%, verglichen mit rund 14% in der Gesamt- tivität und Wirtschaftsleistung – auch die schweiz (Kanton Genf: 24%, Kanton Basel- Beschäftigung im Auge behalten, d.h. einen Landschaft: 12%, Kanton Zürich: 16%). Beitrag zu Erhalt und Schaffung von Arbeits- Demgegenüber ist im selben Zeitraum das plätzen leisten. In Kapitel 4 dieses Berichtes reale BIP in Basel-Stadt um rund 48% gestie- wird aufgezeigt, mit welchen Massnahmen gen, verglichen mit lediglich 29% in der Ge- sowohl die Wirtschaftsleistung wie die Be- samtschweiz (Genf: 39%, Basel-Landschaft: schäftigung positiv beeinflusst werden sollen. 26%, Kanton Zürich: 22%). Die Hochtechnologieregion Nordwestschweiz Die starke Steigerung der Wirtschaftsleistung verfügt über wichtige Trümpfe, die sie gegen- konnte also vor allem in der zweiten Hälfte der über anderen führenden Regionen in den USA neunziger Jahre nur zu einem kleinen Teil in und in Asien auszeichnet. Ein vom Amt für neue Arbeitsplätze transformiert werden. Dies Wirtschaft und Arbeit 2011 in Auftrag gegebe- gelang seit Anfang dieses Jahrhunderts besser, ner qualitativer Vergleich mit den Partnerstaa- allerdings relativ einseitig abgestützt auf den ten bzw. -städten Massachusetts (USA) und Erfolg der Pharma- und übrigen Life-Sciences- Shanghai (China) zeigt, dass das Alleinstel- Industrie. Diese ist in der jüngeren Vergangen- lungsmerkmal der Region Basel die vollstän- heit nicht nur stark gewachsen, sondern hat dige Wertschöpfungskette in Verbindung mit auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Die attrak- der Existenz von Headquarterfunktionen bildet tiven Rahmenbedingungen am Standort (vgl. Kasten S. 42). Basel/Schweiz haben diese Entwicklung be- günstigt. 2
Gemäss dem 2012 von der Grossbank UBS Über die letzten zehn Jahre betrachtet, haben erstmals publizierten Bericht zum „Kantona- die inflationsbereinigten Steuererträge im len Wettbewerbsindikator“ lag der Kanton Kanton Basel-Stadt um rund 23% zugenom- Basel-Stadt im Jahr 2012 auf Platz 2, knapp men. Insbesondere zwischen 2004 und 2008 hinter dem Kanton Zürich, aber vor den Kan- entwickelten sich die Steuererträge ausseror- tonen Zug, Aargau und Basel-Landschaft. Die dentlich gut. Die Finanz- und Wirtschaftskrise Stärken von Basel-Stadt liegen vor allem in der hatte, mit einem realen Steuerertragsrückgang wirtschaftlichen Dynamik, der hervorragenden von rund 13%, jedoch Einfluss auf das Rech- Erreichbarkeit und der grossen Innovations- nungsjahr 2009. Vor allem die Gewinn- und kraft. In diesen Bereichen ist Basel-Stadt füh- Kapitalsteuern von Unternehmen nahmen in rend. Relative Schwächen wurden in den Be- dieser Zeit markant um mehr als 20% ab. Im reichen Finanzspielraum (Spielraum, die fi- Jahr 2010 stiegen die Steuererträge jedoch nanzpolitischen Rahmenbedingungen weiter zu wieder um 11,1% auf rund 2,4 Mia. Franken. verbessern und so die Grundlage für weiteres Wirtschaftswachstum zu schaffen) und Ar- beitsmarkt ausgemacht, wobei die Gründe für letzteres insbesondere in der demografischen Struktur des Kantons liegen. Die Arbeitslosigkeit hat sich im Kanton Basel-Stadt als Folge der Wirtschaftskrise seit August 2008 kontinuierlich erhöht. Der Höhe- punkt wurde im Januar 2010 erreicht, als 4'416 Personen arbeitslos gemeldet waren, was einer Arbeitslosenquote von 4,5% entsprach. Im Dezember 2011 betrug die Arbeitslosenquote 3,5%. Abb. 1: Relative Kantonspositionierung 2012 Kantone im Feld rechts oben verfügen über Unternehmen in Branchen, die gegenüber dem Durch- schnitt aller Branchen der Schweiz eine starke Wettbewerbsposition haben und in attraktiven Zukunftsmärkten aktiv sind. Basierend auf der langfristigen Branchenpositionierung 2011 Quelle: Bundesamt für Statistik, BAK Basel Economics, UBS Wealth Management Research 3
2 Ziele und Aufgabenbereiche der Standortförderung Gemeinsame Aufgabe von Bund aussen sichtbar zu machen. Zusätzliche Mass- und Kantonen nahmen im Bereich Standortförderung bauen daher sinnvollerweise auf diesen bewährten Die Standortförderung ist in der Schweiz Instrumenten der Schweizer Wirtschaftspolitik eine gemeinsame Aufgabe von Bund und Kan- auf. tonen. Idealerweise greifen die Strategien, Instrumente und Massnahmen eng ineinander, Der zunehmende internationale Standortwett- um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. bewerb und besonders der wirtschaftliche, technologische und soziale Aufstieg vieler Die aktive Förderung von Unternehmen spielt Schwellenländer beinhalten für einen stark in der Schweiz traditionell eine subsidiäre Rol- international ausgerichteten Standort wie Basel le. Innovation, wirtschaftlicher Erfolg und sowohl Chancen als auch Risiken. Chancen Beschäftigung sind im Schweizer Verständnis entstehen, weil international tätige Schweizer weniger das Ergebnis staatlicher Förderung, als Unternehmen neue oder stark wachsende Ab- das Resultat des wirtschaftlichen Prozesses in satzmärkte im Ausland vorfinden, deren Er- den rund 313'000 (Stand: Betriebszählung schliessung allerdings oft anspruchsvoll und 2008) Unternehmen der Schweiz. risikobehaftet ist. Andererseits ist die Schweiz stark gefordert, die Standortqualität hoch zu Primäre Aufgaben des Staates sind, vorteilhaf- halten, ihre spezifischen Stärken zu wahren te Rahmenbedingungen zu setzen, vorhande- und damit der Bevölkerung ein ökologisch und ne Stärken zu stärken und den Standort nach sozial verträgliches wirtschaftliches Wachstum 4
zu ermöglichen. Eine richtig ausgestaltete Wirtschaftsförderung und Standortförderung leistet einen Beitrag zur -entwicklung auf Kantonsebene Erhöhung der Chancen und der Reduktion der Risiken – wenn immer möglich, ohne direkt in Perimeter den Marktmechanismus einzugreifen. Der Kanton Basel-Stadt arbeitet im Rahmen seiner Wirtschaftsförderung und Wirtschafts- entwicklung mit dem Bund zusammen und ist Standortförderung auf Partner bei verschiedenen Programmen und Bundesebene Instrumenten. Beispiele hierfür sind die Beein- Der Bundesrat hat mit seiner „Botschaft über flussung der Standortfaktoren, die Neue Regio- die Standortförderung 2012-2015“ erstmals nalpolitik (NRP), die Standortpromotion sowie eine Gesamtschau vorgelegt. Dabei definiert er die Tourismus- und Innovationsförderung. Standortförderung wie folgt: Basel-Stadt hat jedoch, wie die meisten ande- „Unter Standortförderung versteht man gemein- ren Kantone auch, eigene Instrumente entwi- hin die Massnahmen, welche die Gebietskörper- ckelt, die ihm erlauben, die ansässigen Unter- schaften ergänzend zu einer guten Wirtschafts- nehmen zu unterstützen und neue Unterneh- und Finanzpolitik einsetzen, um ihre jeweiligen men anzusiedeln respektive Gäste und Besu- Standorte als Lebens- und Wirtschaftsraum zu cher für den Standort zu gewinnen. Bei diesen stärken und bekannt zu machen. Die Standort- Massnahmen kommen, je nach Aufgabe, un- förderung hat zum Ziel, den Standort zu entwi- terschiedliche geografische Perimeter zur An- ckeln ('Förderung der Standortentwicklung'), das bestehende Unternehmertum zu pflegen und wendung. Einerseits will der Regierungsrat die die Nutzung von Geschäftsmöglichkeiten zu Voraussetzungen für Wachstum und Beschäf- fördern ('Förderung der Standortnutzer') sowie tigung im Kanton Basel-Stadt weiter verbes- den Standort zu bewerben ('Förderung der sern. Zu diesem Zweck pflegt er die für die Standortnachfrage').“ Unternehmen wichtigen Standortfaktoren und bietet seinen Unternehmen auf der Basis der Die Standortförderung des Bundes umfasst die oben erwähnten Merkmale der Politik gezielt Instrumente der Exportförderung, der Stand- Dienstleistungen an, um deren Wachstum zu ortpromotion, der Tourismuspolitik, der KMU- unterstützen. Auch die Pflege der Beziehung Politik und der Regionalpolitik. Der Begriff mit den Unternehmen wird kantonal wahrge- der Standortförderung bezieht sich auf Bun- nommen. desebene damit bei den Instrumenten sehr stark auf die Zielgruppe der Unternehmen. Daher Andererseits ist der funktionale Wirtschafts- wird in diesem Bericht das Begriffspaar „Wirt- raum wesentlich grösser als der Kanton. Für schaftsförderung und -entwicklung“ verwen- die Unternehmen spielen Kantonsgrenzen det, um dieses Handlungsfeld von allen übri- meist eine untergeordnete Rolle. Weder Mitar- gen staatlichen Tätigkeiten abzugrenzen, die beiter, Kunden, Lieferanten noch Know-how- dem Standort insgesamt zugute kommen und Partner stammen ausschliesslich aus demjeni- die im Kanton Basel-Stadt Gegenstand des gen Kanton, in welchem ein Unternehmen Legislaturplanes des Regierungsrates sind. ansässig ist. Dies gilt für kleine, lokal tätige, erst recht aber für global ausgerichtete KMU und Grossunternehmen. Massnahmen zur Markterschliessung oder Dienstleistungen im Bereich Netzwerkbildung müssen daher kan- tonsübergreifend oder international konzipiert werden. Dasselbe gilt für die internationale Promotion des Standortes. 5
In der Praxis führt dies dazu, dass Basel-Stadt • Mit spezifischen Dienstleistungen unter- mit seinen Nachbarkantonen mehr und mehr stützt der Kanton bestehende Unterneh- zusammenarbeitet und für diese Kooperationen men. Diese umfassen z.B. die Vermittlung zweckmässige Organisationsformen sucht. oder das Anbieten von Arealen und Bezüglich der kantonal definierten Angebote Geschäftsflächen, Mietzinserleichterungen bleibt er jedoch autonom und in Konkurrenz zu für Hochschulausgründungen, Beratungs- seinen Nachbarn. Einen hohen Nutzen aus dienstleistungen bei Ansiedlung und kantonsübergreifenden Programmen zieht der Geschäftsaufbau sowie die Vermittlung Kanton zudem nur dann, wenn die Standort- von Bürgschaften für KMU (vgl. Kapitel faktoren innerhalb des Kantons für die ange- 3.2.2). sprochenen, von den Partnerkantonen ebenfalls • Die Kommunikation und Promotion umworbenen Unternehmen attraktiv sind. Mit beinhaltet die aktive Beziehungspflege anderen Worten: Die kantonale und die kan- zwischen Regierungsrat respektive Ver- tonsübergreifende Wirtschaftsförderung müs- waltung und Unternehmen, die Unterstüt- sen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. zung lokaler Plattformen wie Messen und Investitionen in letztere verschärfen tendenziell Kongresse, die Standortpromotion im Aus- den Konkurrenzkampf zwischen den Kanto- land sowie – als Spezialfall – die touristi- nen, was aus Sicht der Unternehmen – und sche Werbung (vgl. Kapitel 3.2.3). diese stehen bei der Wirtschaftsförderung im Mittelpunkt – meist positiv ist. • Die Bestandespflege umfasst die systema- tische Beziehungspflege mit im Kanton ansässigen Unternehmen, die Unterstüt- Ziele und Aufgabenbereiche zung dieser Unternehmen beim Wachstum Basierend auf dem im Legislaturplan 2009 bis am Standort sowie das Einbringen der 2013 postulierten Ziel der Steigerung der durch diese Kontakte erhaltenen Informa- internationalen Wettbewerbsfähigkeit des tionen in die Gestaltung der Standortfakto- Kantons sowie in Anlehnung an die Systematik ren (vgl. S. 22). des Bundes, ist die Wirtschaftsförderung und -entwicklung im Kanton Basel-Stadt ein spezi- Eine Wirtschaftsförderung, die sich auf diese fischer Beitrag zu mehr Wertschöpfung und „klassischen“ Gebiete beschränkt, wird den Beschäftigung in Kanton und Region (vgl. heutigen und künftigen Anforderungen der Abb. 2). Dies versucht sie auf zwei Arten zu Standortkonkurrenz jedoch nicht mehr gerecht. erreichen: Viele Standorte, so auch Basel-Stadt, haben daher integrierte Programme konzipiert und • Durch die Beeinflussung von Standort- initiiert, die inhaltlich stark fokussiert sind faktoren sowie (z.B. auf bestimmte Branchen oder auf Innova- • Mit eigenen Programmen und Projekten. tion in bestimmten Technologiefeldern). Innerhalb dieses inhaltlichen Fokus umfassen Zu den Standortfaktoren zählen dabei u.a. die diese Programme jedoch eine Mehrzahl von Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften, Instrumenten, nämlich einerseits Dienstleis- die verkehrstechnische Erreichbarkeit, das regu- tungen und Promotionselemente. Andererseits lative Umfeld, die Steuerbelastung, das Vor- nehmen sie auf die Ausgestaltung von Stand- handensein von attraktivem Wohnraum und ein ortfaktoren Einfluss und damit auf das Produkt attraktives Kultur- und Freizeitangebot. „Wirtschaftsstandort Basel“. Neben der laufenden Verbesserung der Quali- Beispiele für Branchenprogramme sind die tät der Standortfaktoren konzipiert Basel-Stadt, Life-Sciences-Strategie der Handelskammer teilweise in Kooperation mit öffentlichen und beider Basel und der beiden Basler Kantone, privaten Partnern, spezifische, auf bestimmte die vom Kanton Basel-Stadt unterstützte Initia- Zielgruppen zugeschnittene Programme und tive Logistikcluster Basel der Handelskammer Projekte und setzt diese um: beider Basel oder die vom Kanton initiierte und 6
finanzierte Initiative Kreativwirtschaft Basel (IKB). Ein Beispiel für den Technologieansatz ist i-net innovation networks, die vom Kanton Basel-Stadt initiierte und entwickelte Innovati- onsförderung, die im April 2012 auf weitere Nordwestschweizer Kantone ausgedehnt und verstärkt wurde. Abb. 2: Rolle der Wirtschaftsförderung und -entwicklung im Kanton Basel-Stadt Quelle: Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt 7
3 Standortförderung 2008–2011 3.1 Projekte zur Stärkung gesehene Projekte vorgezogen, die Fördermit- wichtiger Standortfaktoren tel zum Einsparen von Energie erhöht und Impulse für neue Technologien und junge Unternehmen geschaffen. Zur Abfederung der 3.1.1 Arbeitsmarkt negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt Konjunkturprogramm wurden zudem die Instrumente der Arbeitslo- senversicherung, insbesondere die Kurzarbeit, Wirtschaft und Arbeitsmarkt wurden – wie in intensiv genutzt. Zusammen mit einer erstaun- Kapitel 1 erwähnt – nach einer längeren Phase lichen Robustheit der hier ansässigen Unter- des Aufschwungs Ende 2008 von der weltwei- nehmen sowie einiger weiterer Massnahmen ten Finanz- und Konjunkturkrise hart getrof- führte dies dazu, dass die Wirtschaft im Kan- fen. Auf Bundes- und Kantonsebene wurden ton Basel-Stadt im Vergleich mit anderen Re- daher Massnahmen zur Konjunkturstützung gionen der Schweiz sowie dem übrigen Europa und zur Abfederung der negativen Auswirkun- etwas weniger stark getroffen wurde. Die kon- gen auf den Arbeitsmarkt eingeführt. junkturresistente Life-Sciences-Industrie wirk- te hierbei dämpfend. Der konjunkturelle Ein- Im Kanton Basel-Stadt wirkte sich die bereits bruch war zudem deutlich kürzer und weniger beschlossene Steuerreform ab dem Jahr 2009 schwerwiegend als erwartet, so dass sich die positiv aus. Neben weiterhin hohen öffentli- Konjunktur bereits Anfang 2009 und der chen Investitionen wurden für die Zukunft vor- Arbeitsmarkt Anfang 2010 deutlich erholen konnten. 8
Personenfreizügigkeit und Kontingente für Im Juni 2010 erhöhte der Bundesrat die Kon- Drittstaatsangehörige tingente wieder auf die ursprüngliche Zahl. Das Freizügigkeitsabkommen zwischen der EU und der Schweiz wurde im Jahr 2002 in Die dem Kanton Basel-Stadt pro Jahr zugeteil- Kraft gesetzt und nach der Volksabstimmung ten Kontingente vermögen jedoch bei Weitem im Jahr 2006 auf die zehn osteuropäischen nicht den Bedarf nach hochqualifizierten Staaten, welche im Jahr 2004 der EU beigetre- Fachkräften zu decken. Es müssen daher ten sind, ausgedehnt. Die weitere Ausdehnung mehrmals pro Jahr weitere Kontingente aus der auf die Länder Bulgarien und Rumänien wurde Bundesreserve beantragt werden. Der Regie- 2009 vom Volk genehmigt und wird seither rungsrat geht davon aus, dass die basel- umgesetzt. Mit der Umsetzung des Freizügig- städtischen Schlüsselbranchen auch weiterhin keitsabkommens fand eine deutliche Verlage- einen grossen Bedarf an Fachkräften haben. Er rung der Zuwanderung von Drittstaatsangehö- wird sich daher weiterhin auf nationaler Ebene rigen hin zur Zuwanderung aus dem dafür einsetzen, dass dem Wirtschafts- und EU/EFTA-Raum statt. Forschungsstandort Basel die erforderlichen Spezialisten zur Verfügung stehen. Die Liberalisierung der Personenfreizügigkeit hat dabei im Kanton Basel-Stadt wesentlich zum Wirtschaftswachstum der letzten Jahre Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit beigetragen. Die Firmen konnten und können Seit dem Jahr 2005 bildet die Senkung der die erforderlichen Fachkräfte ungehindert auf Jugendarbeitslosigkeit einen politischen dem europäischen Markt rekrutieren. Auch Schwerpunkt des Regierungsrates, da bis ins nutzen viele EU-Betriebe (Handwerksbetriebe, Jahr 2004 die Arbeitslosenquote Jugendlicher Beratungs- und IT-Firmen) die Möglichkeit, mehr als doppelt so hoch war wie diejenige der während 90 Tagen pro Jahr ihre Dienstleistun- übrigen Alterskategorien. gen bewilligungsfrei in der Schweiz zu erbrin- gen. Unter der Koordination einer interdepartemen- talen Strategiegruppe wurden rasch Massnah- Der inländische und europäische Arbeitsmarkt men zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit vermag jedoch in einigen Branchen den Bedarf evaluiert und umgesetzt. Bis Ende 2011 ent- der Unternehmen an hochqualifizierten Fach- standen 62 Massnahmen, wovon derer 55 um- kräften nicht zu decken, so dass die Zahl der gesetzt oder mittlerweile gar abgeschlossen Gesuche nach kontingentierten Arbeitsbewilli- werden konnten. Gearbeitet wurde in drei gungen für Drittstaatsangehörige in den letzten hauptsächlichen Handlungsfeldern: Vorschule Jahren kontinuierlich stieg. und Schule, Übergang von Schule zu Be- ruf/Arbeitsmarkt sowie Wiederintegration in Aufgrund der Wirtschaftskrise sowie eines den Arbeitsmarkt. Als Beispiele von Mass- befürchteten Anstiegs der Arbeitslosenzahlen nahmen seien Tagesstrukturen im Vorschul- halbierte der Bundesrat im Dezember 2009 die alter, Casemanagement für den Übergang von Kontingente für Dauer- und Kurzaufenthalts- der Schule zur Ausbildung, Schaffen von bewilligungen für Drittstaatsangehörige. Diese zusätzlichen Ausbildungsplätzen, auch für Massnahme stiess sowohl beim Regierungsrat geringer Qualifizierte, und Teillohnmodelle als auch bei den Unternehmen auf Unverständ- zur Arbeitsmarktintegration genannt. nis. Um die Wettbewerbsfähigkeit der im Kan- ton Basel-Stadt ansässigen Unternehmen im Die Anzahl der Ausbildungsplätze im Kanton internationalen und immer stärker globalisier- Basel-Stadt konnte durch die Vielzahl der ten Umfeld nicht zu gefährden, setzte sich der Massnahmen auf rekordhohem Niveau gehal- Regierungsrat in der Folge stark für die Wie- ten werden. Die Arbeitslosigkeit Jugendlicher dererhöhung der Kontingente ein – mit Erfolg. liegt nun im Bereich der übrigen Arbeitslosen 9
und hat sich im Vergleich zur Gesamtschweiz 3.1.2 Regulatives Umfeld verringert. Administrative Entlastung von Diese Ergebnisse sind sehr erfreulich. Aller- Unternehmen dings sind Jugendliche im Kanton Basel-Stadt noch immer stärker von Arbeitslosigkeit und Regulierungsfolgenabschätzung (RFA) Sozialhilfeabhängigkeit betroffen als in ande- Regulierungen sind für das Funktionieren der ren Schweizer Städten. Der eingeschlagene Wirtschaft unerlässlich. Sie bieten Sicherheit Weg ist daher weiterzugehen. für die Marktakteure, schränken dabei jedoch zwangsläufig den Handlungsspielraum betrof- fener Unternehmen ein und verursachen Kos- Familienfreundlichkeit ten. Mit geeigneten Strukturen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie schafft sich die Region Zur Reduktion der administrativen Belastung Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte. Im von Unternehmen gibt es zahlreiche Bestre- Jahr 2006 formierte sich der Round Table bungen. Neben verschiedenen Massnahmen „Familienfreundliche Wirtschaftsregion Ba- auf Bundesebene hat auch der Kanton Basel- sel“, der von der Abteilung Gleichstellung von Stadt Anstrengungen unternommen. Hierzu Frauen und Männern im Präsidialdepartement zählen unter anderem die Reduktion und die des Kantons Basel-Stadt koordiniert wird. Die Vereinfachung von Bewilligungen sowie der aus Unternehmen, Verbänden und Verwal- Ausbau des E-Governments. Seit dem 1. Janu- tungsstellen zusammengesetzte Public-private- ar 2011 gibt es zudem die sogenannte Regulie- Partnership engagiert sich für geeignete Rah- rungsfolgenabschätzung, kurz RFA. Es handelt menbedingungen und für die Positionierung sich dabei um ein Instrument zur Verbesserung Basels als familienfreundliche Wirtschaftsre- der Rechtssetzung, das Erlasse vor ihrer Ver- gion. Dies geschieht durch Vernetzung, geziel- abschiedung einer Analyse der wirtschaftlichen te Projekte und einen Best-Practice-Austausch. Auswirkungen unterzieht. Seit 2007 führt der Round Table speziell auf Im Kanton Basel-Stadt wurde die Regulie- Arbeitgeber zugeschnittene Impulstagungen, rungsfolgenabschätzung mit dem neuen Workshops und Veranstaltungen zu verschie- § 2a des Standortförderungsgesetzes einge- denen Aspekten der Vereinbarkeit von Beruf führt. Alle Entwürfe zu neuen Gesetzen und und Familie durch. Die aktive Teilnahme von Verordnungen sowie Änderungen bestehender Unternehmen ermöglicht eine stetige Erweite- Erlasse, von denen Unternehmen im Allgemei- rung des Netzwerkes der Promotoren/-innen nen und KMU im Besonderen betroffen sind, „Familienfreundliche Wirtschaftsregion Ba- sind seither einer RFA zu unterziehen. Sie sel“. werden dabei durch die ausarbeitende Dienst- stelle auf die Notwendigkeit der Regulierung, Im Projekt „Benchmarking Familienfreund- den volkswirtschaftlichen Nutzen sowie die lichkeit“ zwischen den Kantonen Basel-Stadt administrativen und kostenmässigen Auswir- und Zürich werden zudem relevante Bereiche kungen auf die Unternehmen hin überprüft. verglichen, Handlungsfelder eruiert und Lö- Der Regierungsrat respektive der Grosse Rat sungsansätze aufgezeigt. Bisher liegen Unter- wird über die Ergebnisse der Analyse in suchungsergebnisse zu „Familienfreundlichkeit Kenntnis gesetzt und fällt darauf basierend von Unternehmen“ (2010) und „Familie- und seinen Entscheid. schulergänzende Kinderbetreuung“ (2011) vor. Mit Kampagnen wie „Beruf und Familie unter einen Hut bringen!“ (2008/2010) wird darüber hinaus die breite Bevölkerung angesprochen. 10
Befragung von KMU zu den Standortbedingungen im Kanton Basel-Stadt Im Herbst 2010 hat das Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt erstmals eine Umfrage unter baselstädtischen KMU zu den Standortbedingungen durchgeführt. Dabei wurden gezielt 52 Unternehmen aus den Zielbranchen Life-Sciences, Finanzwirtschaft und Logistik befragt (Rücklaufquote: 71%). Laut der Befragung gehören das Angebot des öffentlichen Verkehrs und das breite Spektrum an kulturellen Angeboten zu den Stärken des Stadtkantons. Zufrieden sind die Unternehmen zudem mit der Verfügbarkeit von Büroräumlichkeiten sowie dem umfangreichen und vielfältigen Ausbildungs- angebot. Aus Sicht der Unternehmen besteht jedoch bei der Steuerbelastung natürlicher und juristi- scher Personen, bei der Parkplatzsituation sowie der Gebührenhöhe ein dringender Handlungs- bedarf. Gesamthaft bleibt jedoch festzuhalten, dass der Kanton Basel-Stadt nicht nur als Standort mit guter Infrastruktur und optimalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wahrgenommen wird, sondern auch punkto Kultur und Ausbildung zufriedenstellt. Die Unternehmensbefragung gehört neben den regelmässigen Unternehmensbesuchen zur aktiven Bestandespflege. Ziel ist, möglichst viele Rückmeldungen zu den Standortbedingungen im Kanton zu erhalten, da diese eine wichtige Grundlage für die gezielte Impulssetzung zur Optimierung der Standortqualität darstellen. Weitere Umfragen werden in regelmässigen Abständen erfolgen und auch Unternehmen aus weiteren Branchen umfassen. Abb. 3: Ergebnisse der Unternehmensbefragung zu Zufriedenheit und Wichtigkeit der Standortbedingungen im Kanton Basel-Stadt Quelle: Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt, Statistisches Amt des Kantons Basel-Stadt 11
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