Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum Wie viel wissen Sie eigentlich über das, was tagtäglich in Ihrer Küche zu Mahlzeiten verarbeitet wird und welche Reise manche Lebensmittel bereits hinter sich haben, bevor sie verkauft werden? Hier erwarten Sie aufschlussreiche Im- und Exportzahlen, Einzelheiten zur Konkurrenz der Flächennutzung sowie Informationen zu virtuellem Wasser sowie Lebensmittelverschwendung. FÖJ-Projekt 2020/21 von Seraphina Oettli
Inhalt Flächenkonkurrenz 1. Nahrungsmittelanbau S. 2 2. Futtermittelproduktion S. 4 3. Bioenergie S. 6 Globaler Handel 1. Import Deutschland S. 7 2. Export Deutschland S. 10 3. Umsatz Deutschland S. 11 4. Folgen für Umwelt und Klima S. 12 Nachhaltigkeit 1. Regional, saisonal und Bio – was steckt dahinter? S. 13 2. Produkt-Siegel S. 13 3. Virtuelles Wasser S. 15 4. Lebensmittelverschwendung S. 16 5. Verpackungen und S. 17 Kreislaufwirtschaft 1
Flächenkonkurrenz Eine immer mehr in den Fokus rückende Thematik im Bereich der Landwirtschaft ist der Zweck des Anbaus. Neue Technologien ermöglichen die Herstellung von Bioenergie, sodass immer mehr landwirtschaftliche Flächen für diesen Zweck bewirtschaftet werden. Zusätzlich steigt weltweit aufgrund des wachsenden Wohlstandes der Fleischkonsum wodurch mehr Fläche für den Anbau von Futtermitteln nötig wird. In Anbetracht der wachsenden Weltbevölkerung ist jedoch auch mehr Fläche für die pflanzliche Lebensmittelversorgung der Menschen notwendig, sodass Konkurrenz um verfügbare Anbauflächen resultiert. 1. Nahrungsmittelanbau Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr wächst der Hunger, den es zu stillen geht. Neun Milliarden Menschen könnten es bis 2050 werden. 7,8 Milliarden Menschen waren es 2020 und rund 690 Millionen von ihnen leiden laut UN (2019) an Hunger. An den Folgen des Hungers stirbt weltweit alle 10 Sekunden ein Kind unter fünf Jahren und das, obwohl theoretisch noch genug Nahrung für alle Menschen vorhanden ist. Eins – zwei – drei – vier – fünf – sechs – sieben – acht – neun – Es ist eine Frage der Verteilung, denn auf der anderen Seite werden es immer mehr Menschen, die an den Folgen von zu vielem und ungesundem Essen sterben oder erkranken. Insgesamt sind 2,1 Mrd. Menschen übergewichtig, in Deutschland waren es 2012 laut dem Robert Koch-Institut rund 53% der Frauen und 67% der Männer. Gesundheitliche Folgen von Adipositas können - Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 2, - Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck, - Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie Hüftarthrose oder - Erkrankungen von Organen, wie Niere, Leber oder Gallenblase sein. Welternährung verstehen - Fakten und Hintergründe (bmel.de) 2
Das Problem ist also, dass die einen zu viel und die anderen zu wenig haben, aber in Zukunft noch mehr zu wenig haben könnten, aufgrund des Bevölkerungswachstumes, den sich wandelnden Essgewohnheiten und der sich daraus sowie aus dem Fortschritt der Bioenergie und der globalen Bodendegradation (Verlust fruchtbarer Böden) ergebenden Anbauflächenknappheit. Pro Kopf werden jährlich 2.250 m² Fläche für den Anbau von Lebensmitteln benötigt, das entspricht etwa einem Drittel eines Fußballfeldes. Von den 13,4 Milliarden Hektar Landfläche weltweit werden, 5 Mrd. Hektar für Agrarzwecke beansprucht (siehe Abbildung). Die Konsumgewohnheiten in Deutschland benötigen 18,3 Mio. Hektar Anbaufläche, davon fallen 6,6 Mio. auf Flächen innerhalb Deutschlands zurück, die restlichen 11,7 Mio. Hektar werden in anderen Ländern beansprucht. Flächen die für den Export, statt dem Anbau für den eigenen Bedarf oder das eigene Land beansprucht werden, sind oft riesige Monokulturen und werden Cash Crops genannt. Umweltbundesamt: Globale Landflächen und Biomasse - nachhaltig und Das Bundesministerium für Bildung und ressourcenschonend nutzen (Kurzfassung) Forschung (Bmbf) definiert Monokulturen wie folgt: „Bei Monokulturen handelt es sich um den Anbau einer einzigen Pflanzenart (Reinkultur) über mehrere Jahre hinweg auf derselben Fläche.“ Ökologisch ist diese Anbaumethode eigentlich nicht tragbar und sozial ebenfalls häufig nicht vertretbar, da besonders in weniger entwickelten Ländern die Sicherheitsstandards niedrig sind und die Bezahlung gering ist. Außerdem verdrängen Großbetriebe die örtlichen Kleinbauern, indem sie sich (teilweise legitim oder illegal) Landflächen aneignen und kleineren Betrieben sowie Bauern jegliches Land und somit oft ihre Lebensgrundlage nehmen, auch Landgrabbing bzw. Landraub genannt. Die wohl populärsten Beispiele für Monokulturen sind scheinbar unendlich riesige Bananen- oder Palmölplantagen, aber auch in (Süd-)Deutschland werden u.a. Mais und Roggen in monokulturähnlicher Weise angebaut. An das Ausmaß von besagten Palmölplantagen kommt der Anbau jedoch nicht ran, da Landwirte und Landwirtinnen durch die CrossCompliance-Regelung der EU-Agrarpolitik gesetzlich zu einem Mindestmaß an unterschiedlichen Kulturpflanzen verpflichtet sind. In Deutschland wirtschaften 92 % (2012/13) aller Landwirte auf herkömmliche Weise, sprich konventionell. Unter konventionellem Anbau ist zu verstehen, dass es keine über das Minimum an gesetzlichen Verpflichtungen hinausreichenden Vorschriften gibt. Häufig wird er als Gegenteil der ökologischen Landwirtschaft angesehen. Neben der konventionellen Landwirtschaft gibt es immer mehr Ansätze ökologische Landwirtschaft zu betreiben. Hierfür gibt es über das Mindestmaß hinausreichende gesetzliche Vorgaben, die einzuhalten sind, wie der Verzicht auf synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Grüne Gentechnik sowie in der Viehzucht ein Verbot einzelner Futtermittel und höhere Mindestanforderungen im Platzangebot. 3
2. Futtermittelproduktion Das Problem: Mit wachsendem Wohlstand wandeln sich die Essgewohnheiten. Tierische Produkte, besonders Fleisch, steigen im Kurs. Die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) erwartet, dass sich der Fleischkonsum bis 2050 auf 465 Mio. Tonnen verdoppelt. Etwa ⅓ des globalen Ackerlandes wird für den Anbau von Futtermitteln genutzt. Der Zwiespalt bei der Futtermittelproduktion besteht darin, dass bei der Umwandlung von pflanzlichen in tierische Lebensmittel Kalorien verloren gehen, da zur Produktion einer tierischen Kalorie je nach Tierart fünf bis dreißig pflanzliche Kalorien verfüttert werden. Laut UN-Berechnungen könnten mit diesen verlorenen Kalorien theoretisch 3,5 Mrd. Menschen ernährt werden. Besonders deutlich wird die enorme Flächenbeanspruchung beim Vergleich der „verbrauchten“ Fläche pro Person pro Jahr. Vegetarier_innen verbrauchen 18%, Veganer_innen sogar nur 13% der 3.321m² Fläche, welche Fleischesser verbrauchen (siehe Abbildung). FleischFlaecheIG_c_G2_FloMueller.jpg (1600×1300) (global2000.at) Die Viehwirtschaft und ihre Lieferketten sind für jährlich 7,1 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, das sind 14,5% der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Diese setzen sich neben der Futtermittelproduktion aus Landnutzungsänderungen, Gülle und bei der Verdauung von Wiederkäuern entstehenden Emissionen zusammen. Die Art der Flächennutzung hat daher auch eine klimatische Relevanz. Hinzu kommt noch die Problematik mit dem Ausmaß der in der Viehhaltung entstehenden Gülle. Gülle besteht zwar zum großen Teil aus Wasser, enthält jedoch auch die Nährstoffe, wie Stickstoff, Phosphat und Kalium, welche Pflanzen beim Wachstum verhelfen. Sind die Nährstoffe der Gülle allerdings bereits in ausreichender Form auf einem Feld bzw. im Boden vorhanden nehmen die Pflanzen sie nicht (mehr) auf und es kommt zu einer Versickerung ins Grundwasser. Diese führt dazu, dass sich der Nitratgehalt im Grundwasser erhöht und das Trinkwasser in Regionen, welche vorgeschriebene Grenzwert übersteigen, teuer aufgewertet werden muss, da Nitrat im Körper zu Nitrit wird, welches krebserregend sein kann. 4
Welche Futtermittel gibt es? Stärkereiche Futtermittel: Werden aus stärkereichen Körnern, Samen und Knollen hergestellt (z.B. Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Roggen in der Nutztierfütterung, Mais, Erbsen, Bohnen, Maniok, Hirse, Kartoffel) Ölhaltige Futtermittel: Aus Pflanzen gewonnene Öle haben einen sehr hohen Energiegehalt (z.B. Erdnuss, Kokos, Soja, Raps, Rapskuchen, Sonnenblume, Leinen, Baumwolle, Palmkernöl, Sesam) Eiweißreiche Futtermittel (Eiweiß-/Proteingehalt von 35-56%): Es handelt sich vorrangig um Nebenprodukte der Ölextraktion (Kuchen, Expeller) oder Alkoholerzeugung (Schlempe, Treber, Bierhefe) (z.B. Lupine, Sojaprotein) Grünfuttermittel: Futtermittel, bei denen die gesamte Pflanze verfüttert wird, entweder frisch, getrocknet oder als Silage (z.B. Gras, Mais, Getreide, Zuckerrübe, Leguminosen) Andere Futtermittel: Futtermittel, die in der Natur gewonnen werden oder als Nachprodukte bei der industriellen Produktion anfallen (z.B. Extraktionsschrot, Expeller, Gluten (Kleber), Keimöl, Nachmehl, Blutsilage) Einzelfuttermittel: Sind hauptsächlich die verschiedenen Getreidearten (z. B. Weizen, Gerste, Ölkuchen, Schrote z. B. aus Soja und Raps) sowie Nebenprodukte aus der Ernährungswirtschaft (z. B. aus Mehlmühlen, Molkereien, Brauereien, Ölmühlen, Zuckerfabriken) Mischfuttermittel: Erhält man durch das Mischen von zwei oder mehr Einzelfuttermitteln Alleinfuttermittel: Abhängig von Art, Alter und der Nutzungsrichtung der Tiere versorgen sie sie mit allen notwendigen Nährstoffen, zu denen daher lediglich noch Wasser angeboten werden muss Ergänzungsfuttermittel: Ergänzt ein oder mehrere Einzelfuttermittel, um eine ausreichende Versorgung zu bieten Spezialfuttermittel: Dient der Erfüllung von spezifischen „Aufgaben“, die die Tierernährung stellt (z.B. Bio-Futter, Diätfutter, Eiweißkonzentrate, RAM-Futter) Zusatzstoffe: (Vitamine, Aminosäuren, Mineralfutter, Spurenelemente) Wie hoch ist der Verbraucht? Der gesamte landwirtschaftliche Nutztierbestand in Deutschland hat einen jährlichen Futterverbrauch in der Größenordnung von knapp 72 Mio. Tonnen Getreideeinheiten (GE). Eine Getreideeinheit ist eine statistische Größe und entspricht dem Futterwert von Gerste. Die einzelnen Futtermittel werden darauf umgerechnet, um einen einheitlichen Bewertungsmaßstab abzubilden. Eine Getreideeinheit entspricht 100 Kilogramm Getreide. 5
Woher kommen die Futtermittel? Entgegen vieler Annahmen stammen von den 72 Mio. Tonnen GE ganze 58,6 Mio. Tonnen GE aus inländischer Produktion. Der aus anderen EU-Mitgliedsstaaten sowie Drittländern importierte Futtermittelanteil liegt bei etwa 15 %. Die Importanteile sind jedoch je nach Futtermittelart unterschiedlich. So ist der Eiweißfuttermittelanteil hoch, da das Anbauen eiweißreicher Pflanzen in Europa wenig lukrativ ist. Bei verfütterten Soja zum Beispiel liegt der importierte Anteil bei 65 Prozent. Herkunft der 72 Mio. Tonnen Futtermittel: Grund- und Raufutter, welches von den 24% Tierhaltungsbetrieben selbst erzeugt und unmittelbar verfüttert wird 52% Getreide (z.T. zugekauft) und von der Landwirtschaft 24% direkt zugekaufte Einzelfuttermittel, wie Soja- und Rapsschrot Gewerblich hergestelltes, zugekauftes Mischfutter 3. Bioenergie Bioenergie ist die Umwandlung von Biomasse in elektrische Energie, sprich Strom, Wärme und Kraftstoff, wie Biodiesel, Bioethanol oder Biogas. Die verwendeten Biomassen können fest, flüssig oder gasförmig sein, z.B. - landwirtschaftlich angebauten (Energie-)Pflanzen (z.B. Mais, Weizen, Zuckerrübe, Raps, Sonnenblumen, Ölpalmen) - schnellwachsende Gehölze, die auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden (sogenannte Kurzumtriebsplantagen) - Holz aus der Forstwirtschaft - biogener Abfall- und Reststoffe aus Land- und Forstwirtschaft, Haushalten sowie Industrie Flächenbedarf Auf ca. 2,3 Millionen Hektar Ackerfläche wurden 2019 Energiepflanzen abgebaut. Das entspricht 14% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Um die verpflichtenden Quoten der Biokraftstoffe zur Beimischung zu Benzin einhalten zu können, werden jedoch zertifizierte biogene Rohstoffe importiert. Klima und Kritik Alleine durch die Nutzung von Biokraftstoffen wurden im Jahr 2019 7,8 Mio. Tonnen CO2 Äquivalente* eingespart. Kritikpunkt im Bereich Biokraftstoffe ist jedoch, dass die Zertifizierung der teils importierten Biomassen nicht immer wahrheitsgemäß ist und somit eine zusätzliche Belastung von Umwelt und Klima durch den nicht nachhaltigen Anbaumethoden entsteht. 6
Globaler Handel 1. Import Leere Regale in Supermärkten finden wir nur äußerst selten vor. Das Sortiment wir konstant neu aufgefüllt, sodass die Waren stets verfügbar sind. Bei verarbeiteten Produkten ist das nicht allzu schwer, da sie u.a. durch Konservierungsstoffe lange haltbar gemacht werden. Doch auch unverarbeitete, verderbliche Produkte sind scheinbar immer „frisch“ vorhanden. Wie kommt das und was steckt hinter den prall und vor allem facettenreich gefüllten Obst- und Gemüseregalen? Das Geheimnis heißt; Anbau im großen Stil, sprich Plantagen, und globaler Lebensmittelhandel. Pflanzen werden dort in hoher Zahl angebaut, wo die Umweltbedingungen optimal für gutes und schnelles Wachstum sind und anschließend dorthin transportiert, wo die Nachfrage – nicht der Bedarf! - am höchsten ist, bzw. wo am meisten gezahlt/konsumiert werden kann. Dass exotische Früchte, die unter deutschen Wetterbedingungen nicht gedeihen, importiert werden ist insofern legitim, da das Anbauen in beheizten Gewächshäusern hierzulande aufgrund des enormen Energiebedarfs zum Teil umweltschädlicher ist als das Importieren der Früchte. Doch viele Gemüsesorten, die auch in Deutschland wachsen, werden aus anderen europäischen Ländern importiert. Zwar ist der Transportweg innerhalb Europas verhältnismäßig kurz, trägt jedoch ebenfalls durch das Freisetzen fossiler Brennstoffe zur Erwärmung der Erde bei. Nachhaltiger Konsum und globaler Handel schließen sich also hinsichtlich der langen Transportwege z.T. aus. Deutscher Außenhandel (Einfuhr in Tonnen) 4.000.000 3.500.000 3.720.600 3.315.600 3.292.200 3.000.000 3.198.500 3.298.800 2.931.600 2.500.000 2.597.000 2.307.600 2.204.800 2.354.400 2.338.700 2.485.800 2.000.000 1.827.700 1.848.800 1.913.400 1.883.400 1.688.700 1.500.000 1.713.400 1.013.600 1.000.000 1.123.600 1.027.300 1.145.600 1.090.200 1.013.100 500.000 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Frischgemüse Frischobst Zitrusfrüchte Andere Südfrüchte BMEL-Statistik: Obst und Gemüse (bmel-statistik.de) Hinsichtlich unverarbeiteter Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, hat Deutschland relativ hohe Importwerte. Vergangenes Jahr (2020) wurde mit einer Menge von 9 Millionen Tonnen Frischobst und -gemüse sogar ein neuer Rekordwert aufgestellt. 7
Top 10 Gemüseimporte (in Tonnen) Tomaten Gurken Karotten & Möhren Zwiebeln Blumenkohl Kopfsalat Poree Rosenkohl Bohnen Spargel 722.442 492.636 241.816 227.323 75.480 70.396 33.274 24.554 24.374 24.325 https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html Herkunft des Gemüses (in Tonnen) 1.053.700 1.037.100 251.000 113.000 92.400 81.300 57.100 26.900 26.400 22.900 Niederlande Spanien Italien Belgien Polen Frankreich Marokko Neuseeland Türkei Dänemark https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html Herkunft des Obstes (in Tonnen) 784.000 572.000 128.000 120.000 80.000 Spanien Italien Niederlande Polen Südarfika https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html 8
Herkunft der Zitrusfrüchte (in Tonnen) 780.000 65.000 55.000 18.000 13.000 Spanien Südafrika Italen Griechenland China https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html Herkunft sonstiger Südfrüchte (in Tonnen) 426.000 399.000 345.000 118.000 49.000 Costa Rica Ecuador Kolumbien Peru Dom. Republik https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html Für den Anbau werden enorme Flächen beansprucht, wobei bei den oft lauslaugenden Anbaumethoden - sprich konventioneller Landwirtschaft und Monokulturen – auch ´verbraucht´ gesagt werden könnte. Denn durch die pausenlose Bewirtschaftung werden den Böden mit der Zeit sämtliche Nährstoffe entzogen, der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln macht aus belebten Böden ein lebensfeindliches Biotop und alles gebündelt verursacht Erosion (=Abtragung von Boden und Gestein durch Wasser, Eis und Wind) von Böden und den Verlust nutzbarer Ackerfläche. Für die ausladenden Lebensmittelimporte von Deutschland, wird dementsprechend viel landwirtschaftliche Fläche benötigt. Durch den Erwerb ausländischer Erzeugnisse nimmt Deutschland (sowie andere Importländer) die Fläche während des Anbaus quasi in Anspruch/belegt sie, sodass das Land, zu dem die Fläche gehört, diese solange nicht Agrarprodukte nutzen kann. Diese zeitweise Beanspruchung und der damit verbundene, landwirtschaftlicher Nutzflächen anderer Länder virtuelle durch den Import der dort produzierten Waren Flächenhandel wird (virtueller) Flächenhandel genannt. Die EU beispielsweise beansprucht in anderen Teilen der Welt beinahe 29 Mio. Hektar, was ungefähr der Fläche von Italien gleich kommt (Eurostat 2011). Deutschland beansprucht knapp 40% seiner Deutschland und der virtuelle Handel mit eigenen 16,8 Mio. ha landwirtschaftlicher landwirtschaftlichen Nutzfläche noch einmal im Ausland, um den Bedarf Nutzflächen Grafik Quelle: an Rohprodukten und Verarbeitungserzeugnissen zu decken. WWF_Studie_Das_grosse_Fressen _Zusammenfassung.pdf 9
2. Export Deutschland selbst exportiert vor allem verarbeitete Lebensmittel, sprich Nahrungsmittel, welche wesentlich mehr Gewinn einbringen als unverarbeitete Rohwaren. Platz eins und zwei belegen Fleisch- und Milch(-produkte) mit zusammen 32,1% der insg. 59,5 Mrd. Euro Gesamtexportwert der Ernährungsindustrie. Verarbeitetes Obst und Gemüse haben dagegen nur einen Anteil von 6,0%. Die Abnehmerländer deutscher Lebensmittelexporte sind dementsprechend vorwiegend EU-Länder, wie Italien, Frankreich und die Niederlande sowie Industrieländer/Drittländer, deren Gesellschaft sich die nach deutschen Standards, hochwertigen Waren leisten kann, wie die Schweiz, USA, Russland und China. Hinzuzufügen ist jedoch, dass es sich bei einigen Exporten um sogenannte Reexporte handelt, sprich dass die Ware nicht in Deutschland erzeugt, sondern zuvor importiert wurde. Dies ist besonders beim hohen Export der Süd- und Zitrusfrüchte der Fall. Ein weiterer Fall bei dem von Reexport gesprochen wird ist, wenn bspw. Chile seinen Fasswein nach Deutschland exportiert, dieser hier aufgrund der billigen Abfüllkosten (0,30€ je Flasche) umgefüllt wird, um anschließend als Reexport nach Kolumbien zu gelangen. Deutschland fungiert also auch als Umschlagplatz für bestimmte Waren. Deutscher Außenhandel (Ausfuhr in Tonnen) 600.000 457.000 494.100 500.000 427.000 429.200 400.000 436.800 432.700 411.200 396.800 360.000 300.000 286.800 200.000 203.100 242.200 213.000 215.500 171.700 100.000 84.900 98.900 86.200 75.600 76.400 0 2014 2015 2016 2017 2018 Frischgemüse Frischobst Zitrusfrüchte Andere Südfrüchte BMEL-Statistik: Obst und Gemüse (bmel-statistik.de) 10
3. Umsatz Deutschland ist Exportland, auch in Sachen Lebensmitteln. Dort lässt sich ein eindeutiger Wachstums- und Expansionstrend verzeichnen. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Wert der exportierten Ware zeitweise verdreifacht, der des Imports ist jedoch bis 2019 um 40,9 Mrd. Euro gestiegen. Deutschland verzeichnet deutlich höhere Import-, statt Exportwerte und hat somit ein Exportdefizit. 2018 betrug es ganze 11,209 Mrd. €, welche sich aus dem Export von Waren im Wert von 69,215 Mrd. € und importierten Waren im Wert von 80,424 Mrd. € ergab. Laut WHO liegt Deutschland damit global an fünfter Stelle, hinter Japan, China, dem vereinigten Königreich und Südkorea. Es wird mehr importiert, als exportiert wird. Also macht Deutschland aus dem Handel mit unverarbeiteten Lebensmitteln sowie verarbeiteten Nahrungsmitteln keinen Gewinn. Der Export von überwiegend verarbeiteten und daher teureren Waren, wie Wein o.Ä., vermindert dieses Defizit nur gering. Deutscher Agraraußenhandel in Mrd. Euro Differenz Import Export 100 85,6 79,6 81,6 80,4 82,4 80 74,6 75,4 71,3 73 61,8 63,3 73,3 60 59 66,6 68,3 70,1 69,2 71,6 63,4 66 47,2 59,7 41,5 51,9 49,2 53,3 40 34,5 34,8 20 28 27,1 18,2 19,4 0 1991 1995 2000 2005 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 -20 -40 Deutscher Agraraußenhandel: Wert von Importen und Exporten | Statista Verglichen mit anderen Ex- und Importbereichen spielt der Lebens-/Nahrungsmittelzweig jedoch eine untergeordnete Rolle, da er am Gesamtexportvolumen zusammen mit den Futtermitteln einen relativ kleinen Anteil von nur 4,1% (2015) hat. 11
4. Folgen für Umwelt und Klima Das Transportieren von Gütern um den halben Globus ist zwar eine Bereicherung, stellt aber auch ein großes Problem dar. Es werden Flächen in Form von Straßen, Landebahnen sowie Lager- /Umschlagplätzen, o.Ä. versiegelt, d. h. bebaut, sodass Regenwasser nicht mehr richtig versickern kann, wodurch der Grundwasservorrat nicht wieder aufgefüllt wird und Überschwemmungen durch eine Überlastung der Kanalisation begünstigt werden. Hinzu kommt, dass der Boden an sich als Lebensraum verloren geht sowie die durch die Bodenfauna erreichte Bodenfruchtbarkeit zugrunde geht. Deutschlandweit werden pro Tag durchschnittlich 180 ha (~2 km²) für „Siedlungs- und Verkehrszwecke“ neu versiegelt. Anteil der versiegelten Landesfläche in Prozent 2006 Auf dem afrikanischen Kontinent ist der Anteil der versiegelten Landfläche deutlich geringer. Doch der Trend, dass ausländische Investoren/Investorinnen, billig Landflächen erwerben, um auf diesen Fabriken o. Ä. zu errichten steigt, sodass Neuversiegelungen und der damit einhergehende Diversitätsverlust auch dort dramatische Ausmaße annehmen. Versiegelte Flächen (%) Keine Angaben 3,1 – 4,0 0,1 – 1,0 4,1 – 5,0 1,1 – 2,0 5,1 – 6,0 Die wohl populärste und gravierendste 2,1 – 3,0 6,1 – 13,3 Quelle: Maucha et al. (2010). Konsequenz ist die Zerstörung von Wäldern durch Brandrodung oder Abholzung für Ackerflächen. Besonders im Amazonasgebiet sowie Teilen Afrikas und Südostasien ist das Ausmaß erschreckend. Satellitendaten ergaben, dass weltweit allein 2019 in den Tropen 121.500 Quadratkilometer Wald zerstört wurden, ca. 31% davon waren unberührte tropische Regenwälder. Das entspricht flächentechnisch einer Geschwindigkeit von 10 Fußballfeldern pro Minute. Beim Verbrennen geben die Pflanzen, v.a. Bäume gespeicherten Kohlenstoff frei, welcher den Treibhauseffekt versstärkt und somit die Erderwärmung vorantreibt. Diese Umwandung von CO2 (Kohlenstoffdioxid) in O2 Palmölplantage in Borneo (Sauerstoff) durch Photosynthese sowie der Lebensraum Regenwald an 314_938553_02 2_Plantage_OM sich fehlen zukünftig. Eine Wiederaufforstung – sofern der Boden dies EDA.jpg (800×531) nach Jahren der auslaugenden Plantagenbewirtschaftung noch mitmacht (diercke.net) – kann bis zum Erreichen des ursprünglichen Zustands bis zu 100 Jahre dauern. Dasselbe Problem gilt für Moore. Der wachsende Bedarf an Lebensmitteln, aufgrund des Bevölkerungswachstumes sowie den sich mit wachsendem Wohlstand veränderten Essgewohnheiten, zieht die Notwendigkeit von mehr und größeren Anbauflächen mit sich. Die Brandrodung Nasa-Bild: Je dichter das Rot, desto mehr Feuer lodern. Gelb steht für die meisten Brände. Foto: DPA / NASA / GSFC / MODIS Rapid Response Konsequenz; Moorflächen, die eine enorm wichtige Funktion als Treibhausgasspeicher haben, werden für landwirtschaftliche Bewirtschaftung trockengelegt und verlieren somit ihre Speicher-Fähigkeit. 12
Nachhaltigkeit In Anbetracht der wachsenden Weltbevölkerung und dem damit steigenden Bedarf an Lebensmitteln sowie der Klimakrise stellt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle beim Lebensmittelanbau und -handel dar. Die Produktion sollte möglichst effizient und ertragreich sein, dies jedoch nicht auf Kosten der Umwelt oder des Klimas. Wie geht das? 1. Regional, saisonal und Bio – was steckt dahinter? Bei regionaler Lebensmittelversorgung ist das Einzugs- bzw. Herstellungsgebiet der Lebensmittel auf eine bestimmte – optional die umliegende - Region beschränkt. So sollen unnötig lange Transportwege vermieden werden. Das Problem ist, dass es keine gesetzliche Definition des Wortes gibt und Hersteller es somit beliebig auslegen können. Regional kann also vom 15 Kilometer entfernten Hof oder 500 Kilometer entfernten anderen Ende von Deutschland bedeuten. Saisonale Lebensmittelversorgung bezieht sich vor allem auf Obst und Gemüse, welches zu einer bestimmten Zeit im Jahr reif ist, geerntet und konsumiert werden kann. Wer Produkte außerhalb ihrer Saison verzehren möchte greift automatisch auf importierte oder unter großem Energieaufwand im Gewächshaus gezüchtete Exemplare zurück. Bio bedeutet, dass in der Herstellung, auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sowie auf leicht lösliche mineralische Düngemittel verzichtet wird und die Tierhaltung möglichst artgerecht ist. Anders als bei regionalen Produkten gibt es hier gesetzliche Vorschriften, die erfüllt sein müssen, damit ein Produkt als Bio deklariert werden darf. 2. Produkt-Siegel Erfüllte Kriterien Pro (+) und Contra (-) EU-Bio- 95% der Zutaten müssen + Förderung von Umwelt- und Tierschutz Logo der EU-Öko-Verordnung + Keine Verwendung von Pestiziden entsprechen + weniger Zusatzstoffe (47 statt über 300) Gehalt von genetisch - Zufütterung mit genetisch verändertem veränderten Organismen Futter darf höchstens 0,9% - Einige Bereiche haben keine klaren betragen Richtlinien Bio-Siegel Dieselben wie das EU- Freiwillige Verwendung. Bio-Logo, da es quasi der Vorgänger war. Bioland Boden muss schonend + Umwelt- und Tierschutz durch strengere bearbeitet werden Auflagen geregelt Bevorzugung heimischer + Keine Verwendung von Pestiziden und Kultursorten und Kunstdüngern Tierrassen + Weniger Zusatzstoffe (22 statt über 300) Tiere dürfen nur Bio- + Förderung regionaler Arbeitsplätze Futter bekommen, - Enthornung, Kupieren (beschneiden von möglichst aus Körperteilen) unter Schmerzmitteln Eigenerzeugung möglich Demeter Ähnliche Kriterien, wie + Umwelt- und Tierschutz sind durch Bioland strengere Auflagen geregelt Nur Bio-Futter für die + Keine Verwendung von Pestiziden und Nutztiere Kunstdüngern Keine Enthornung, kein + Weniger Zusatzstoffe (13 statt über 300) Kupieren der Nutztiere 13
V-Label Keine gentechnisch + Bietet Orientierungshilfe beim Kauf veränderte Zutaten fleischloser Lebensmittel (kein Hinzufügen Keine Verwendung von tierischer Bestandteile, ausgenommen Eiern aus Käfighaltung, tierische Erzeugnisse für V-Label ausgestalteter VEGETARISCH | kein Hinzufügen tierischer Käfighaltung oder Bestandteile und tierischer Produkte Kleingruppenhaltung für V-Label VEGAN) - Produktverpackung wird nicht geprüft Fair Trade Geregelte + Unterstützung kleiner Betriebe in Arbeitsbedingungen armen Ländern Faire Löhne - Von den hohen Preisen, die der Keine ausbeuterische Verbraucher zahlt, kommt zu wenig bei Kinderarbeit den Bauern an Keine Verwendung gefährlicher Pestizide Institut Aussehen, Geruch, + Keine schädlichen Stoffe bezüglich Fresenius Konsistenz Vorgaben durch Gesetz Lebensmit Geschmack + Hygienische Produktion, Lieferung, tel Siegel Ob die Inhaltsstoffe den Verpackung gesetzlichen Vorgaben + Sensorische Prüfung → Produkt entsprechen „schmeckt“ Ob das Lebensmittel frei - Keine Aussage darüber, ob ein von schädlichen Lebensmittel „gesund“ ist Mikroorganismen ist - Kriterien wie Umwelt- oder Tierschutz Verpackung auf Hygiene spielen keine Rolle und Unbedenklichkeit DLG Aussehen + Sensorische Prüfung → Produkt Qualitätssi Geruch „schmeckt“ egel Konsistenz - Lediglich schriftliche Bestätigung des Geschmack Herstellers, dass das Produkt keine bedenklichen Stoffe enthält MSC Produkt kommt nicht aus + Animiert Fischreibetriebe zu überfischtem Bestand nachhaltiger Fischerei Meer als Lebensraum so + Kleine Orientierungshilfe beim Kauf wenig wie möglich - Prüfsiegel für kleine Fischereien sehr beschädigt und Beifang teuer gering gehalten wird - Grundschleppnetze nicht generell verboten - Siegel noch auf dem Produkt, obwohl aus gefährdetem Bestand Tipp: Die vom NABU entwickelte App „Siegel-Check“ zeigt auf einen Blick, ob Lebensmittel ökologisch empfehlenswert sind oder eher nicht. 14
3. Virtuelles Wasser Definition: Als virtuelles bzw. latentes Wasser bezeichnet man die Menge an Wasser, die bei der Herstellung von Waren aller Art verbraucht wird. Für ein Stück Fleisch bspw. wird in der Aufzucht des Tieres, dem Anbau von Futtermitteln sowie bei Produktion, Verpackung und Transport der Ware Wasser verbraucht. Durch die Berechnung des virtuellen Wassers kann ebenfalls der internationale Transfer von in Produkten „gebundenem“ Wasser, sprich virtuellem Wasser untersucht werden. Deutschland gehört zu den zehn größten Importeuren von virtuellem Wasser, vor allem aufgrund des Imports von Agrarprodukten. Deutschland selbst exportiert virtuelles Wasser in Form von Industrieprodukten. Virtueller Wasserverbrauch in Litern 15000 15400 8000 6000 1000 1259 1300 1700 27 125 140 184 196 Feststellung: Eine fleischlastige Ernährung verbraucht ziemlich viel virtuelles Wasser. Mit dem Wasserverbrauch zur Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch könnte man ein Jahr lang täglich duschen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mittlerweile mehr als 70% des weltweiten Süßwasserverbrauchs auf die künstliche Bewässerung in der Landwirtschaft zurückgeht. Das Problem ist, dass sich vor allem die tieferen Grundwasservorräte nicht so schnell wieder auffüllen wie Wasser abgepumpt wird. Dadurch entsteht Wasserknappheit, welche mancherorts die Trinkwasserversorgung erschwert sowie Dürren und Brände nach sich zieht. Gründe für Wasserknappheit: - Wachsende Weltbevölkerung - Zunehmender Konsum - Erderwärmung (unregelmäßige Niederschläge) Präventive/sparende Maßnahmen: - Tröpfchenbewässerung in der Landwirtschaft (Reduziert den Wasserverbrauch um über 60% im Vergleich zu traditionellen Bewässerungsmethoden) - Agroforstsysteme einführen (sind resistenter gegen Trockenheit als normale Ackerbausysteme) - Fleischkonsum reduzieren - Regionale und Saisonale Produkte bevorzugen 15
4. Lebensmittelverschwendung In wohlhabenden Ländern landen leider sehr viel Lebensmittel (unnötig!) im Müll. Jährlich gehen dadurch etwa 20% der in der EU erzeugten Lebensmittel verloren. Deutschlands Anteil liegt bei fast 11 Mio. Tonnen pro Jahr. Ursachen: - Erste Selektion bereits auf dem Acker aufgrund von Handelsnormen (Beispiel: Gurkenkrümmungsverordnung) - Verluste bei der Weiterverarbeitung (falsche Lagerung, Transportschäden, etc.) - Überproduktion durch fehlende Planbarkeit in Gastronomie - Groß- und Einzelhandel (ist z.B. eine Orange schlecht, wird die ganze Kiste weggeschmissen) - Handhabung des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) (Waren werden zu oft bereits vorm Erreichen aus den Regalen genommen) - Private Haushalte (falsche Lagerung, mangelhafte Einkaufsplanung, MHD wird als Wegwerfdatum gesehen) Mindesthaltbarkeitsdatum: Verfallsdatum: Definiert den Zeitpunkt bis zu dem die Hersteller Wird bei sehr leicht verderblichen garantieren, dass das ungeöffnete Produkt bei richtiger Lebensmitteln, die nach kurzer Lagerung seine spezifischen Eigenschaften, wie Geruch, Zeit eine unmittelbare Geschmack und Nährwert behält Gesundheitsgefahr darstellen Für bestimmte Lebensmittel ist kein MHD können, verwendet (z.B. Fleisch vorgeschrieben (z.B. frisches Obst und Gemüse, Wein, oder frischer Fisch) bestimmte Getränke, Kaugummi, Zucker, Speisesalz Definiert den letzten Tag, an dem oder Essig) das Lebensmittel noch verkauft Darf nach Überschreitung noch verkauft werden, jedoch und verzehrt werden darf liegt die Haftung dann beim Lebensmittelhändler, der die Ware in Umlauf bringt Entsprechend der Agenda 2030 der Vereinten Nationen hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle einschließlich Nachernteverlusten zu verringern. Um dies zu erreichen wurde bspw. die Kampagne „Zu gut für die Tonne“ vom Bundeslandministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMLE) initiiert. Sie soll durch informieren und aufklären über Lebensmittelverschwendung und deren weitreichenden Folgen einen bewussteren, sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln in der Zivilbevölkerung schaffen sowie mit Tipps und Tutorials zur Vermeidung der Verschwendung oder zur Resteverwertung direkte Anreize und Input zur Verfügung stellen. BMEL - Lebensmittelverschwendung - Aktivitäten des BMEL 16 gegen Lebensmittelverschwendung
5. Verpackungen und Kreislaufwirtschaft Die Tonnen von Lebensmitteln, die für den täglichen Bedarf im- und exportiert werden, müssen adäquat nach bestimmten Vorgaben verpack werden. Die Verpackung hat eine Schutz-, Lager- sowie Transportfunktion und ist zudem Träger wichtiger Informationen, wie dem MHD. Häufig handelt es sich bei den verwendeten Verpackungsmaterialien um Kunststoff, Glas, Papier, Pappe oder Aluminium. Sofern die Verpackungen nach Gebrauch richtig entsorgt werden, können sie teilweise recycelt und damit wiederverwertet werden. Jedoch werden Lebensmittelverpackungen selbst eher selten aus recyceltem Material hergestellt, da es schwer ist beim Recyclingprozess Verunreinigungen, besonders chemische, komplett zu entfernen. „Das Kontaminationsrisiko ist [zum Beispiel] bei recyceltem Kunststoff (…) deutlich höher als bei Neuware“, so Floriana Cimmarusti (Generalsekretärin von Safe Food Advocacy Europe). Die Vorschriften sind hoch, doch es gibt eine Reihe Recyclingprozessen für Produkte mit Lebensmittelkontakt, die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgesegnet wurden. Eine Möglichkeit diese Verschwendung zu reduzieren wäre verstärkt Kreislaufsysteme einzuführen. Kreislaufwirtschaft ist ein „regeneratives Wirtschaftssystem, das durch Wiederverwertung, Reparatur und Recycling mit möglichst wenig Ressourcen auskommt und die Menge an Abfällen reduziert“, so der Duden. Welche Möglichkeiten gibt es, für Verbraucher sowie für Anbieter, den Verbrauch an Fünfstufige Abfallhierarchie, Richtlinie 2008/98/EG Verpackungsmaterialien zu verringern oder nachhaltiger zu vom 19. November 2008 gestalten und das Verschwenden von Lebensmitteln zu vermeiden? Anbieter Recycelte oder sortenreine Verpackungsmaterialien wählen Nachwachsende, ökologisch abbaubare oder essbare Verpackungsstoffe nutzen (z. B. Algen, Zuckerrohr o. Ä.) Übertriebene Verpackungen drastisch vermindern (z. B. mehrfach verpackte Produkte oder das Anbieten vieler kleiner, statt einer großen Packung) Regale mit Frischwaren nicht zwanghaft bis Ladenschluss neu auffüllen Kunden nicht mit Sonder- oder Aktionsangeboten zu spontanen, unüberlegten Kaufhandlungen locken, sodass sie kaufen, was sie nicht brauchen Pfandsysteme einführen/ausweiten Normierte Mehrwegboxen für den Warentransport anbieten Digitalisierung und Maschinelle Unterstützung zur Optimierung von Lager- und Kassensystemen 17
Abteilung oder (Kühl-)Regal mit bald oder bereits abgelaufenen Produkten einrichten, die billiger verkauft oder kostenlos auf eigene Haftung mitgenommen werden können Essensretter-Initiativen/Organisationen durch Kooperation unterstützen Verbraucher Unverpackt einkaufen (z.B. auf dem Wochenmarkt oder in Unverpackt-/Bioläden) Dauerhaft Stoff-, statt Plastiktüten nutzen Reste verwerten (z.B. weiterverarbeiten oder Kühlschrank kompostieren) richtig ordnen Einkauf planen | ALEXMENÜ GmbH & Co. Obst und Gemüse richtig KG (alex- menue.de) Lagern Foodsharing Lebensmittel retten (A bis Z der Lebensmittelretter: 15 Initiativen, die sich gegen Verschwendung einsetzen | Too Good To Go) Weniger wählerisch sein, auch Äpfel mit braunem Fleck sind genießbar Müll richtig trennen! Bioabfall Restmüll Altpapier Gelber Sack Altglas Margarine- und Essensreste Obst- und Eierkartons aus Joghurtbecher (optimal: mit flüssigen Weißglas Gemüsereste Pape Joghurtdeckel komplett Anteilen abziehen) Pizzakartone Kaffeesatz, Filter, Tee, Wenn kein Kunststofftuben, Einweg (sauber und Buntglas Teebeutel Bioabfall und Kunststoffflaschen unbeschichtet) vorhanden Essensreste (auch Pappe und ist, kommt Plastiktüten Einwegflaschen gekochte) Kartons Alte Lebensmittel alles Konserven- und Sonstiges (ohne Verpackung) Genannte in Tierfutterdosen Hohlglas Eierschalen den Restmüll. Milch- und Safttüten Einwickelpapier, z.B. Vakuum- und Zeitungs- und Plastikverpackungen Küchenpapier Brotreste Politik (denkbare Systemveränderungen) Verpflichtung überschüssige sowie blad ablaufende Lebensmittel verpflichtend an Tafeln oder Hilfsorganisationen zu spenden (siehe Frankreich) Containern weniger schwer ahnden bzw. ganz legalisieren Subventionierung kleiner Initiativen, Unternehmen, o. Ä., welche sich der Bewältigung des Problems gewidmet haben Förderung der Aufklärung über die Problematik (z.B. an Schulen) Stärkere Subventionierung der Forschung im Bereich alternative Verpackungsmaterialien (Teilweise) Aufhebung des Verbots Lebensmittel-/Speisereste an Nutztiere, z.B. Schweine zu verfüttern 18
Handlungsentscheidungen darüber was wir essen treffen wir jeden Tag. Dieses Projekt wurde mit der Intention erarbeitet einen halbwegs gesamtheitlichen Überblick über die Hintergründe und Zusammenhänge unseres tagtäglichen Essens zusammenzustellen, um zu Informieren und Aufzuklären, damit Entschlüsse bewusster getroffen werden können. Denn jede Kaufentscheidung trägt zu etwas bei - im negativen, wie im positiven Sinn. Danke für Ihr Interesse und Ihre Neugier & bleiben Sie gesund! 19
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