Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum

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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Landwirtschaft, Lebensmittel und
       nachhaltiger Konsum

 Wie viel wissen Sie eigentlich über das, was
   tagtäglich in Ihrer Küche zu Mahlzeiten
 verarbeitet wird und welche Reise manche
Lebensmittel bereits hinter sich haben, bevor
            sie verkauft werden?

 Hier erwarten Sie aufschlussreiche Im- und
Exportzahlen, Einzelheiten zur Konkurrenz der
   Flächennutzung sowie Informationen zu
          virtuellem Wasser sowie
        Lebensmittelverschwendung.

              FÖJ-Projekt 2020/21
              von Seraphina Oettli
Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Inhalt

Flächenkonkurrenz
 1. Nahrungsmittelanbau             S. 2
 2. Futtermittelproduktion          S. 4
 3. Bioenergie                      S. 6

Globaler Handel
 1. Import Deutschland              S. 7
 2. Export Deutschland             S. 10
 3. Umsatz Deutschland             S. 11
 4. Folgen für Umwelt und Klima    S. 12

Nachhaltigkeit
 1. Regional, saisonal und Bio –
   was steckt dahinter?            S. 13
 2. Produkt-Siegel                 S. 13
 3. Virtuelles Wasser              S. 15
 4. Lebensmittelverschwendung      S. 16
 5. Verpackungen und
                                   S. 17
   Kreislaufwirtschaft
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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Flächenkonkurrenz
Eine immer mehr in den Fokus rückende Thematik im Bereich der Landwirtschaft ist der Zweck des
Anbaus. Neue Technologien ermöglichen die Herstellung von Bioenergie, sodass immer mehr
landwirtschaftliche Flächen für diesen Zweck bewirtschaftet werden. Zusätzlich steigt weltweit
aufgrund des wachsenden Wohlstandes der Fleischkonsum wodurch mehr Fläche für den Anbau von
Futtermitteln nötig wird. In Anbetracht der wachsenden Weltbevölkerung ist jedoch auch mehr Fläche
für die pflanzliche Lebensmittelversorgung der Menschen notwendig, sodass Konkurrenz um verfügbare
Anbauflächen resultiert.

    1. Nahrungsmittelanbau
Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr wächst der Hunger, den es zu stillen geht. Neun Milliarden
Menschen könnten es bis 2050 werden. 7,8 Milliarden Menschen waren es 2020 und rund 690 Millionen
von ihnen leiden laut UN (2019) an Hunger. An den Folgen des Hungers stirbt weltweit alle 10 Sekunden
ein Kind unter fünf Jahren und das, obwohl theoretisch noch genug Nahrung für alle Menschen
vorhanden ist. Eins – zwei – drei – vier – fünf – sechs – sieben – acht – neun –

Es ist eine Frage der Verteilung, denn auf der anderen Seite werden es immer mehr Menschen, die an
den Folgen von zu vielem und ungesundem Essen sterben oder erkranken. Insgesamt sind 2,1 Mrd.
Menschen übergewichtig, in Deutschland waren es 2012 laut dem Robert Koch-Institut rund 53% der
Frauen und 67% der Männer. Gesundheitliche Folgen von Adipositas können

    -   Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 2,
    -   Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck,
    -   Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie Hüftarthrose oder
    -   Erkrankungen von Organen, wie Niere, Leber oder Gallenblase sein.

                           Welternährung verstehen - Fakten und Hintergründe (bmel.de)

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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Das Problem ist also, dass die einen zu viel und die anderen zu wenig haben, aber in Zukunft noch mehr
zu wenig haben könnten, aufgrund des Bevölkerungswachstumes, den sich wandelnden
Essgewohnheiten und der sich daraus sowie aus dem Fortschritt der Bioenergie und der globalen
Bodendegradation (Verlust fruchtbarer Böden) ergebenden Anbauflächenknappheit.

Pro Kopf werden jährlich 2.250 m² Fläche für den
Anbau von Lebensmitteln benötigt, das
entspricht    etwa     einem    Drittel    eines
Fußballfeldes. Von den 13,4 Milliarden Hektar
Landfläche weltweit werden, 5 Mrd. Hektar für
Agrarzwecke beansprucht (siehe Abbildung). Die
Konsumgewohnheiten in Deutschland benötigen
18,3 Mio. Hektar Anbaufläche, davon fallen 6,6
Mio. auf Flächen innerhalb Deutschlands zurück,
die restlichen 11,7 Mio. Hektar werden in
anderen Ländern beansprucht. Flächen die für
den Export, statt dem Anbau für den eigenen
Bedarf oder das eigene Land beansprucht
werden, sind oft riesige Monokulturen und
werden Cash Crops genannt.
                                                    Umweltbundesamt: Globale Landflächen und Biomasse - nachhaltig und
Das Bundesministerium für Bildung und                        ressourcenschonend nutzen (Kurzfassung)

Forschung (Bmbf) definiert Monokulturen wie folgt: „Bei Monokulturen handelt es sich um den Anbau
einer einzigen Pflanzenart (Reinkultur) über mehrere Jahre hinweg auf derselben Fläche.“ Ökologisch
ist diese Anbaumethode eigentlich nicht tragbar und sozial ebenfalls häufig nicht vertretbar, da
besonders in weniger entwickelten Ländern die Sicherheitsstandards niedrig sind und die Bezahlung
gering ist. Außerdem verdrängen Großbetriebe die örtlichen Kleinbauern, indem sie sich (teilweise
legitim oder illegal) Landflächen aneignen und kleineren Betrieben sowie Bauern jegliches Land und
somit oft ihre Lebensgrundlage nehmen, auch Landgrabbing bzw. Landraub genannt.

Die wohl populärsten Beispiele für Monokulturen sind scheinbar unendlich riesige Bananen- oder
Palmölplantagen, aber auch in (Süd-)Deutschland werden u.a. Mais und Roggen in monokulturähnlicher
Weise angebaut. An das Ausmaß von besagten Palmölplantagen kommt der Anbau jedoch nicht ran, da
Landwirte und Landwirtinnen durch die CrossCompliance-Regelung der EU-Agrarpolitik gesetzlich zu
einem Mindestmaß an unterschiedlichen Kulturpflanzen verpflichtet sind.

In Deutschland wirtschaften 92 % (2012/13) aller Landwirte auf herkömmliche Weise, sprich
konventionell. Unter konventionellem Anbau ist zu verstehen, dass es keine über das Minimum an
gesetzlichen Verpflichtungen hinausreichenden Vorschriften gibt. Häufig wird er als Gegenteil der
ökologischen Landwirtschaft angesehen. Neben der konventionellen Landwirtschaft gibt es immer mehr
Ansätze ökologische Landwirtschaft zu betreiben. Hierfür gibt es über das Mindestmaß hinausreichende
gesetzliche Vorgaben, die einzuhalten sind, wie der Verzicht auf synthetisch hergestellte
Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Grüne Gentechnik sowie in der Viehzucht ein Verbot einzelner
Futtermittel und höhere Mindestanforderungen im Platzangebot.

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2. Futtermittelproduktion
Das Problem:
Mit wachsendem Wohlstand wandeln sich die Essgewohnheiten. Tierische Produkte, besonders Fleisch,
steigen im Kurs. Die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) erwartet, dass sich
der Fleischkonsum bis 2050 auf 465 Mio. Tonnen verdoppelt. Etwa ⅓ des globalen Ackerlandes wird für
den Anbau von Futtermitteln genutzt.
Der Zwiespalt bei der Futtermittelproduktion
besteht darin, dass bei der Umwandlung von
pflanzlichen in tierische Lebensmittel Kalorien
verloren gehen, da zur Produktion einer tierischen
Kalorie je nach Tierart fünf bis dreißig pflanzliche
Kalorien verfüttert werden. Laut UN-Berechnungen
könnten mit diesen verlorenen Kalorien theoretisch
3,5 Mrd. Menschen ernährt werden. Besonders
deutlich wird die enorme Flächenbeanspruchung
beim Vergleich der „verbrauchten“ Fläche pro
Person pro Jahr. Vegetarier_innen verbrauchen 18%,
Veganer_innen sogar nur 13% der 3.321m² Fläche,
welche Fleischesser verbrauchen (siehe Abbildung).        FleischFlaecheIG_c_G2_FloMueller.jpg (1600×1300) (global2000.at)

                                                      Die Viehwirtschaft und ihre Lieferketten sind für jährlich
                                                      7,1 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, das
                                                      sind 14,5% der vom Menschen verursachten
                                                      Treibhausgasemissionen. Diese setzen sich neben der
                                                      Futtermittelproduktion aus Landnutzungsänderungen,
                                                      Gülle und bei der Verdauung von Wiederkäuern
                                                      entstehenden Emissionen zusammen. Die Art der
                                                      Flächennutzung hat daher auch eine klimatische Relevanz.

Hinzu kommt noch die Problematik mit dem Ausmaß der in der
Viehhaltung entstehenden Gülle. Gülle besteht zwar zum großen
Teil aus Wasser, enthält jedoch auch die Nährstoffe, wie
Stickstoff, Phosphat und Kalium, welche Pflanzen beim
Wachstum verhelfen. Sind die Nährstoffe der Gülle allerdings
bereits in ausreichender Form auf einem Feld bzw. im Boden
vorhanden nehmen die Pflanzen sie nicht (mehr) auf und es
kommt zu einer Versickerung ins Grundwasser. Diese führt dazu,
dass sich der Nitratgehalt im Grundwasser erhöht und das
Trinkwasser in Regionen, welche vorgeschriebene Grenzwert
übersteigen, teuer aufgewertet werden muss, da Nitrat im
Körper zu Nitrit wird, welches krebserregend sein kann.

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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Welche Futtermittel gibt es?
Stärkereiche Futtermittel: Werden aus stärkereichen Körnern, Samen und Knollen hergestellt
(z.B. Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Roggen in der Nutztierfütterung, Mais, Erbsen, Bohnen, Maniok,
Hirse, Kartoffel)

Ölhaltige Futtermittel: Aus Pflanzen gewonnene Öle haben einen sehr hohen Energiegehalt
(z.B. Erdnuss, Kokos, Soja, Raps, Rapskuchen, Sonnenblume, Leinen, Baumwolle, Palmkernöl, Sesam)

Eiweißreiche Futtermittel (Eiweiß-/Proteingehalt von 35-56%): Es handelt sich vorrangig um
Nebenprodukte der Ölextraktion (Kuchen, Expeller) oder Alkoholerzeugung (Schlempe, Treber, Bierhefe)
(z.B. Lupine, Sojaprotein)

Grünfuttermittel: Futtermittel, bei denen die gesamte Pflanze verfüttert wird, entweder frisch,
getrocknet oder als Silage
(z.B. Gras, Mais, Getreide, Zuckerrübe, Leguminosen)

Andere Futtermittel: Futtermittel, die in der Natur gewonnen werden oder als Nachprodukte bei der
industriellen Produktion anfallen
(z.B. Extraktionsschrot, Expeller, Gluten (Kleber), Keimöl, Nachmehl, Blutsilage)

Einzelfuttermittel: Sind hauptsächlich die verschiedenen Getreidearten (z. B. Weizen, Gerste, Ölkuchen,
Schrote z. B. aus Soja und Raps) sowie Nebenprodukte aus der Ernährungswirtschaft (z. B. aus
Mehlmühlen, Molkereien, Brauereien, Ölmühlen, Zuckerfabriken)

Mischfuttermittel: Erhält man durch das Mischen von zwei oder mehr Einzelfuttermitteln

Alleinfuttermittel: Abhängig von Art, Alter und der Nutzungsrichtung der Tiere versorgen sie sie mit allen
notwendigen Nährstoffen, zu denen daher lediglich noch Wasser angeboten werden muss

Ergänzungsfuttermittel: Ergänzt ein oder mehrere Einzelfuttermittel, um eine ausreichende Versorgung
zu bieten

Spezialfuttermittel: Dient der Erfüllung von spezifischen „Aufgaben“, die die Tierernährung stellt
(z.B. Bio-Futter, Diätfutter, Eiweißkonzentrate, RAM-Futter)

Zusatzstoffe: (Vitamine, Aminosäuren, Mineralfutter, Spurenelemente)

Wie hoch ist der Verbraucht?
Der gesamte landwirtschaftliche Nutztierbestand in Deutschland hat einen jährlichen Futterverbrauch
in der Größenordnung von knapp 72 Mio. Tonnen Getreideeinheiten (GE). Eine Getreideeinheit ist eine
statistische Größe und entspricht dem Futterwert von Gerste. Die einzelnen Futtermittel werden darauf
umgerechnet, um einen einheitlichen Bewertungsmaßstab abzubilden. Eine Getreideeinheit entspricht
100 Kilogramm Getreide.

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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Woher kommen die Futtermittel?
Entgegen vieler Annahmen stammen von den 72 Mio. Tonnen GE ganze 58,6 Mio. Tonnen GE aus
inländischer Produktion. Der aus anderen EU-Mitgliedsstaaten sowie Drittländern importierte
Futtermittelanteil liegt bei etwa 15 %. Die Importanteile sind jedoch je nach Futtermittelart
unterschiedlich. So ist der Eiweißfuttermittelanteil hoch, da das Anbauen eiweißreicher Pflanzen in
Europa wenig lukrativ ist. Bei verfütterten Soja zum Beispiel liegt der importierte Anteil bei 65 Prozent.

               Herkunft der 72 Mio. Tonnen Futtermittel:

        Grund- und Raufutter, welches von den                       24%
        Tierhaltungsbetrieben selbst erzeugt und unmittelbar
        verfüttert wird                                                                52%
        Getreide (z.T. zugekauft) und von der Landwirtschaft      24%
        direkt zugekaufte Einzelfuttermittel, wie Soja- und
        Rapsschrot
        Gewerblich hergestelltes, zugekauftes Mischfutter

    3. Bioenergie
Bioenergie ist die Umwandlung von Biomasse in elektrische Energie, sprich Strom, Wärme und
Kraftstoff, wie Biodiesel, Bioethanol oder Biogas. Die verwendeten Biomassen können fest, flüssig oder
gasförmig sein, z.B.

    -      landwirtschaftlich angebauten (Energie-)Pflanzen (z.B. Mais, Weizen, Zuckerrübe, Raps,
           Sonnenblumen, Ölpalmen)
    -      schnellwachsende Gehölze, die auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden
           (sogenannte Kurzumtriebsplantagen)
    -      Holz aus der Forstwirtschaft
    -      biogener Abfall- und Reststoffe aus Land- und Forstwirtschaft, Haushalten sowie Industrie

Flächenbedarf
Auf ca. 2,3 Millionen Hektar Ackerfläche
wurden 2019 Energiepflanzen abgebaut. Das
entspricht 14% der gesamten
landwirtschaftlichen Nutzfläche. Um die
verpflichtenden Quoten der Biokraftstoffe zur
Beimischung zu Benzin einhalten zu können,
werden jedoch zertifizierte biogene Rohstoffe
importiert.

Klima und Kritik
Alleine durch die Nutzung von Biokraftstoffen wurden im Jahr 2019 7,8 Mio. Tonnen CO2 Äquivalente*
eingespart. Kritikpunkt im Bereich Biokraftstoffe ist jedoch, dass die Zertifizierung der teils importierten
Biomassen nicht immer wahrheitsgemäß ist und somit eine zusätzliche Belastung von Umwelt und Klima
durch den nicht nachhaltigen Anbaumethoden entsteht.

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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Globaler Handel
       1. Import
  Leere Regale in Supermärkten finden wir nur äußerst selten vor. Das Sortiment wir konstant neu
  aufgefüllt, sodass die Waren stets verfügbar sind. Bei verarbeiteten Produkten ist das nicht allzu schwer,
  da sie u.a. durch Konservierungsstoffe lange haltbar gemacht werden. Doch auch unverarbeitete,
  verderbliche Produkte sind scheinbar immer „frisch“ vorhanden. Wie kommt das und was steckt hinter
  den prall und vor allem facettenreich gefüllten Obst- und Gemüseregalen?

  Das Geheimnis heißt; Anbau im großen Stil, sprich Plantagen, und globaler Lebensmittelhandel. Pflanzen
  werden dort in hoher Zahl angebaut, wo die Umweltbedingungen optimal für gutes und schnelles
  Wachstum sind und anschließend dorthin transportiert, wo die Nachfrage – nicht der Bedarf! - am
  höchsten ist, bzw. wo am meisten gezahlt/konsumiert werden kann.

  Dass exotische Früchte, die unter deutschen Wetterbedingungen nicht gedeihen, importiert werden ist
  insofern legitim, da das Anbauen in beheizten Gewächshäusern hierzulande aufgrund des enormen
  Energiebedarfs zum Teil umweltschädlicher ist als das Importieren der Früchte. Doch viele
  Gemüsesorten, die auch in Deutschland wachsen, werden aus anderen europäischen Ländern
  importiert. Zwar ist der Transportweg innerhalb Europas verhältnismäßig kurz, trägt jedoch ebenfalls
  durch das Freisetzen fossiler Brennstoffe zur Erwärmung der Erde bei. Nachhaltiger Konsum und
  globaler Handel schließen sich also hinsichtlich der langen Transportwege z.T. aus.

                                Deutscher Außenhandel (Einfuhr in Tonnen)
4.000.000

3.500.000
                                                                                                 3.720.600
                                     3.315.600                   3.292.200
3.000.000           3.198.500                                                                                    3.298.800            2.931.600
2.500.000
                                                                                                 2.597.000                            2.307.600
                    2.204.800        2.354.400                   2.338.700                                           2.485.800
2.000.000
                    1.827.700        1.848.800                   1.913.400                       1.883.400                            1.688.700
1.500.000
                                                                                                                     1.713.400
                                                                                                                                       1.013.600
1.000.000                            1.123.600
                    1.027.300                                    1.145.600                       1.090.200           1.013.100
 500.000

       0
                2014             2015                     2016                         2017                   2018                 2019
                                        Frischgemüse                    Frischobst                   Zitrusfrüchte           Andere Südfrüchte

                                           BMEL-Statistik: Obst und Gemüse (bmel-statistik.de)

  Hinsichtlich unverarbeiteter Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, hat Deutschland relativ hohe
  Importwerte. Vergangenes Jahr (2020) wurde mit einer Menge von 9 Millionen Tonnen Frischobst und
  -gemüse sogar ein neuer Rekordwert aufgestellt.

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Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Top 10 Gemüseimporte (in Tonnen)

    Tomaten                         Gurken                           Karotten & Möhren                Zwiebeln                          Blumenkohl
    Kopfsalat                       Poree                            Rosenkohl                        Bohnen                            Spargel

    722.442

                  492.636

                                  241.816          227.323

                                                                    75.480          70.396
                                                                                                    33.274           24.554          24.374         24.325
     https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html

                                               Herkunft des Gemüses (in Tonnen)
1.053.700        1.037.100

                                251.000
                                                 113.000          92.400           81.300           57.100          26.900           26.400           22.900

   Niederlande         Spanien        Italien      Belgien        Polen       Frankreich         Marokko          Neuseeland           Türkei       Dänemark

     https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html

                                                  Herkunft des Obstes (in Tonnen)

                         784.000

                                               572.000

                                                                     128.000
                                                                                           120.000               80.000

                            Spanien                Italien             Niederlande                  Polen               Südarfika

     https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html

                                                                                                                                                               8
Landwirtschaft, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum
Herkunft der Zitrusfrüchte (in Tonnen)

                                                     780.000

                                                                           65.000                55.000               18.000               13.000
                                                         Spanien              Südafrika              Italen            Griechenland                China

                               https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html

                                                                    Herkunft sonstiger Südfrüchte (in Tonnen)

                                                 426.000
                                                                       399.000
                                                                                             345.000

                                                                                                                   118.000
                                                                                                                                          49.000

                                           Costa Rica                    Ecuador                   Kolumbien                     Peru                  Dom. Republik

                               https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-vermischtes_artikel,-welches-obst-und-gemuese-deutschland-importiert-_arid,1905182.html

                       Für den Anbau werden enorme Flächen beansprucht, wobei bei den oft lauslaugenden
                       Anbaumethoden - sprich konventioneller Landwirtschaft und Monokulturen – auch ´verbraucht´
                       gesagt werden könnte. Denn durch die pausenlose Bewirtschaftung werden den Böden mit der Zeit
                       sämtliche Nährstoffe entzogen, der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln macht aus belebten
                       Böden ein lebensfeindliches Biotop und alles gebündelt verursacht Erosion (=Abtragung von Boden
                       und Gestein durch Wasser, Eis und Wind) von Böden und den Verlust nutzbarer Ackerfläche.

                       Für die ausladenden Lebensmittelimporte von Deutschland, wird dementsprechend viel
                       landwirtschaftliche Fläche benötigt. Durch den Erwerb ausländischer Erzeugnisse nimmt Deutschland
                       (sowie andere Importländer) die Fläche während
                       des Anbaus quasi in Anspruch/belegt sie, sodass das
                       Land, zu dem die Fläche gehört, diese solange nicht
 Agrarprodukte         nutzen kann. Diese zeitweise Beanspruchung
 und der damit
 verbundene,
                       landwirtschaftlicher Nutzflächen anderer Länder
 virtuelle             durch den Import der dort produzierten Waren
 Flächenhandel
                       wird (virtueller) Flächenhandel genannt. Die EU
                       beispielsweise beansprucht in anderen Teilen der
                       Welt beinahe 29 Mio. Hektar, was ungefähr der
                       Fläche von Italien gleich kommt (Eurostat 2011).
                       Deutschland beansprucht knapp 40% seiner
Deutschland und der
virtuelle Handel mit   eigenen 16,8 Mio. ha landwirtschaftlicher
landwirtschaftlichen   Nutzfläche noch einmal im Ausland, um den Bedarf
Nutzflächen                                                                                                      Grafik Quelle:
                       an Rohprodukten und Verarbeitungserzeugnissen zu decken.                           WWF_Studie_Das_grosse_Fressen
                                                                                                             _Zusammenfassung.pdf
                                                                                                                                      9
2. Export
Deutschland selbst exportiert vor allem verarbeitete Lebensmittel, sprich Nahrungsmittel, welche
wesentlich mehr Gewinn einbringen als unverarbeitete Rohwaren. Platz eins und zwei belegen Fleisch-
und Milch(-produkte) mit zusammen 32,1% der insg. 59,5 Mrd. Euro Gesamtexportwert der
Ernährungsindustrie. Verarbeitetes Obst und Gemüse haben dagegen nur einen Anteil von 6,0%.

Die Abnehmerländer deutscher
Lebensmittelexporte           sind
dementsprechend vorwiegend
EU-Länder,       wie       Italien,
Frankreich und die Niederlande
sowie
Industrieländer/Drittländer,
deren Gesellschaft sich die nach
deutschen              Standards,
hochwertigen Waren leisten
kann, wie die Schweiz, USA,
Russland und China.

Hinzuzufügen ist jedoch, dass es sich bei einigen Exporten um sogenannte Reexporte handelt, sprich
dass die Ware nicht in Deutschland erzeugt, sondern zuvor importiert wurde. Dies ist besonders beim
hohen Export der Süd- und Zitrusfrüchte der Fall. Ein weiterer Fall bei dem von Reexport gesprochen
wird ist, wenn bspw. Chile seinen Fasswein nach Deutschland exportiert, dieser hier aufgrund der
billigen Abfüllkosten (0,30€ je Flasche) umgefüllt wird, um anschließend als Reexport nach Kolumbien
zu gelangen. Deutschland fungiert also auch als Umschlagplatz für bestimmte Waren.

                               Deutscher Außenhandel (Ausfuhr in Tonnen)
 600.000

                   457.000                    494.100
 500.000
                                                                     427.000                  429.200

 400.000                                      436.800
                     432.700                                            411.200
                                                                                                   396.800             360.000
 300.000
                                                                                                                       286.800
 200.000
                      203.100                242.200                    213.000
                                                                                                  215.500              171.700
 100.000
                      84.900                 98.900                     86.200                    75.600               76.400
       0
                  2014                 2015                       2016                      2017                  2018

                             Frischgemüse               Frischobst                Zitrusfrüchte              Andere Südfrüchte

                                      BMEL-Statistik: Obst und Gemüse (bmel-statistik.de)

                                                                                                                                 10
3. Umsatz
Deutschland ist Exportland, auch in Sachen Lebensmitteln. Dort lässt sich ein eindeutiger Wachstums-
und Expansionstrend verzeichnen. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Wert der exportierten Ware
zeitweise verdreifacht, der des Imports ist jedoch bis 2019 um 40,9 Mrd. Euro gestiegen.

Deutschland verzeichnet deutlich höhere Import-, statt Exportwerte und hat somit ein Exportdefizit.
2018 betrug es ganze 11,209 Mrd. €, welche sich aus dem Export von Waren im Wert von 69,215 Mrd.
€ und importierten Waren im Wert von 80,424 Mrd. € ergab. Laut WHO liegt Deutschland damit global
an fünfter Stelle, hinter Japan, China, dem vereinigten Königreich und Südkorea.

Es wird mehr importiert, als exportiert wird. Also macht Deutschland aus dem Handel mit
unverarbeiteten Lebensmitteln sowie verarbeiteten Nahrungsmitteln keinen Gewinn. Der Export von
überwiegend verarbeiteten und daher teureren Waren, wie Wein o.Ä., vermindert dieses Defizit nur
gering.

                           Deutscher Agraraußenhandel in Mrd. Euro
                                                Differenz         Import         Export
 100
                                                                                                          85,6
                                                                                          79,6 81,6               80,4 82,4
  80                                                                      74,6 75,4
                                                         71,3     73
                                   61,8          63,3                                                      73,3
  60
                                           59
                                                                                   66,6 68,3
                                                                                             70,1                  69,2 71,6
                                                                   63,4     66
                           47,2                            59,7
                    41,5            51,9 49,2 53,3
  40   34,5 34,8

  20                  28    27,1
        18,2 19,4
   0
       1991 1995 2000 2005 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
 -20

 -40
                                  Deutscher Agraraußenhandel: Wert von Importen und Exporten | Statista

Verglichen mit anderen Ex- und Importbereichen spielt der Lebens-/Nahrungsmittelzweig jedoch eine
untergeordnete Rolle, da er am Gesamtexportvolumen zusammen mit den Futtermitteln einen relativ
kleinen Anteil von nur 4,1% (2015) hat.

                                                                                                                               11
4. Folgen für Umwelt und Klima
             Das Transportieren von Gütern um den halben Globus ist zwar eine Bereicherung, stellt aber auch ein
             großes Problem dar. Es werden Flächen in Form von Straßen, Landebahnen sowie Lager-
             /Umschlagplätzen, o.Ä. versiegelt, d. h. bebaut, sodass Regenwasser nicht mehr richtig versickern kann,
             wodurch der Grundwasservorrat nicht wieder aufgefüllt wird und Überschwemmungen durch eine
             Überlastung der Kanalisation begünstigt werden. Hinzu kommt, dass der Boden an sich als Lebensraum
             verloren geht sowie die durch die Bodenfauna erreichte Bodenfruchtbarkeit zugrunde geht.
             Deutschlandweit werden pro Tag durchschnittlich 180 ha (~2 km²) für „Siedlungs- und
             Verkehrszwecke“ neu versiegelt.                           Anteil der versiegelten Landesfläche
                                                                                                               in Prozent 2006

             Auf dem afrikanischen Kontinent ist der
             Anteil der versiegelten Landfläche
             deutlich geringer. Doch der Trend, dass
             ausländische Investoren/Investorinnen,
             billig Landflächen erwerben, um auf
             diesen Fabriken o. Ä. zu errichten steigt,
             sodass Neuversiegelungen und der damit
             einhergehende Diversitätsverlust auch
             dort dramatische Ausmaße annehmen.                                 Versiegelte Flächen (%)

                                                                          Keine Angaben            3,1 – 4,0
                                                                             0,1 – 1,0             4,1 – 5,0
                                                                             1,1 – 2,0             5,1 – 6,0
               Die wohl populärste und gravierendste                         2,1 – 3,0            6,1 – 13,3
                                                                              Quelle: Maucha et al. (2010).

               Konsequenz ist die Zerstörung von
               Wäldern durch Brandrodung oder Abholzung für Ackerflächen. Besonders im Amazonasgebiet sowie
               Teilen Afrikas und Südostasien ist das Ausmaß erschreckend. Satellitendaten ergaben, dass weltweit
               allein 2019 in den Tropen 121.500 Quadratkilometer Wald zerstört wurden, ca. 31% davon waren
               unberührte tropische Regenwälder. Das entspricht flächentechnisch einer Geschwindigkeit von 10
               Fußballfeldern pro Minute. Beim Verbrennen geben die Pflanzen, v.a. Bäume gespeicherten Kohlenstoff
                                           frei, welcher den Treibhauseffekt versstärkt und somit die Erderwärmung
                                           vorantreibt. Diese Umwandung von CO2 (Kohlenstoffdioxid) in O2
Palmölplantage
   in Borneo                               (Sauerstoff) durch Photosynthese sowie der Lebensraum Regenwald an
314_938553_02
2_Plantage_OM                              sich fehlen zukünftig. Eine Wiederaufforstung – sofern der Boden dies
    EDA.jpg
  (800×531)                                nach Jahren der auslaugenden Plantagenbewirtschaftung noch mitmacht
 (diercke.net)
                                           – kann bis zum Erreichen des ursprünglichen Zustands bis zu 100 Jahre
                                           dauern.
               Dasselbe Problem gilt für
               Moore. Der wachsende
               Bedarf an Lebensmitteln,
               aufgrund                des
               Bevölkerungswachstumes
               sowie den sich mit
               wachsendem Wohlstand
               veränderten
               Essgewohnheiten,      zieht
               die Notwendigkeit von
               mehr      und     größeren
               Anbauflächen mit sich. Die             Brandrodung Nasa-Bild: Je dichter das Rot, desto mehr Feuer lodern. Gelb steht für die meisten Brände.
                                                                               Foto: DPA / NASA / GSFC / MODIS Rapid Response
               Konsequenz; Moorflächen, die
               eine enorm wichtige Funktion als Treibhausgasspeicher haben, werden für landwirtschaftliche
               Bewirtschaftung trockengelegt und verlieren somit ihre Speicher-Fähigkeit.
                                                                                                                                                        12
Nachhaltigkeit
In Anbetracht der wachsenden Weltbevölkerung und dem damit steigenden Bedarf an Lebensmitteln
sowie der Klimakrise stellt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle beim Lebensmittelanbau und -handel dar.
Die Produktion sollte möglichst effizient und ertragreich sein, dies jedoch nicht auf Kosten der Umwelt
oder des Klimas. Wie geht das?

    1. Regional, saisonal und Bio – was steckt dahinter?
Bei regionaler Lebensmittelversorgung ist das Einzugs- bzw. Herstellungsgebiet der Lebensmittel auf
eine bestimmte – optional die umliegende - Region beschränkt. So sollen unnötig lange Transportwege
vermieden werden. Das Problem ist, dass es keine gesetzliche Definition des Wortes gibt und Hersteller
es somit beliebig auslegen können. Regional kann also vom 15 Kilometer entfernten Hof oder 500
Kilometer entfernten anderen Ende von Deutschland bedeuten.
Saisonale Lebensmittelversorgung bezieht sich vor allem auf Obst und Gemüse, welches zu einer
bestimmten Zeit im Jahr reif ist, geerntet und konsumiert werden kann. Wer Produkte außerhalb ihrer
Saison verzehren möchte greift automatisch auf importierte oder unter großem Energieaufwand im
Gewächshaus gezüchtete Exemplare zurück.
Bio bedeutet, dass in der Herstellung, auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sowie auf leicht
lösliche mineralische Düngemittel verzichtet wird und die Tierhaltung möglichst artgerecht ist. Anders
als bei regionalen Produkten gibt es hier gesetzliche Vorschriften, die erfüllt sein müssen, damit ein
Produkt als Bio deklariert werden darf.

    2. Produkt-Siegel
             Erfüllte Kriterien               Pro (+) und Contra (-)
EU-Bio-       95% der Zutaten müssen         + Förderung von Umwelt- und Tierschutz
Logo             der EU-Öko-Verordnung        + Keine Verwendung von Pestiziden
                 entsprechen                  + weniger Zusatzstoffe (47 statt über 300)
              Gehalt von genetisch           - Zufütterung mit genetisch verändertem
                 veränderten Organismen       Futter
                 darf höchstens 0,9%          - Einige Bereiche haben keine klaren
                 betragen                     Richtlinien
Bio-Siegel    Dieselben wie das EU-          Freiwillige Verwendung.
                 Bio-Logo, da es quasi der
                 Vorgänger war.
Bioland       Boden muss schonend            + Umwelt- und Tierschutz durch strengere
                 bearbeitet werden            Auflagen geregelt
              Bevorzugung heimischer         + Keine Verwendung von Pestiziden und
                 Kultursorten und             Kunstdüngern
                 Tierrassen                   + Weniger Zusatzstoffe (22 statt über 300)
              Tiere dürfen nur Bio-          + Förderung regionaler Arbeitsplätze
                 Futter bekommen,             - Enthornung, Kupieren (beschneiden von
                 möglichst aus                Körperteilen) unter Schmerzmitteln
                 Eigenerzeugung               möglich
Demeter       Ähnliche Kriterien, wie        + Umwelt- und Tierschutz sind durch
                 Bioland                      strengere Auflagen geregelt
              Nur Bio-Futter für die         + Keine Verwendung von Pestiziden und
                 Nutztiere                    Kunstdüngern
              Keine Enthornung, kein         + Weniger Zusatzstoffe (13 statt über 300)
                 Kupieren der Nutztiere

                                                                                                    13
V-Label         Keine gentechnisch         + Bietet Orientierungshilfe beim Kauf
                 veränderte Zutaten         fleischloser Lebensmittel (kein Hinzufügen
                Keine Verwendung von       tierischer Bestandteile, ausgenommen
                 Eiern aus Käfighaltung,    tierische Erzeugnisse für V-Label
                 ausgestalteter             VEGETARISCH | kein Hinzufügen tierischer
                 Käfighaltung oder          Bestandteile und tierischer Produkte
                 Kleingruppenhaltung        für V-Label VEGAN)
                                            - Produktverpackung wird nicht geprüft
Fair Trade      Geregelte                  + Unterstützung kleiner Betriebe in
                 Arbeitsbedingungen         armen Ländern
                Faire Löhne                - Von den hohen Preisen, die der
                Keine ausbeuterische       Verbraucher zahlt, kommt zu wenig bei
                 Kinderarbeit               den Bauern an
                Keine Verwendung
                 gefährlicher Pestizide
Institut        Aussehen, Geruch,          + Keine schädlichen Stoffe bezüglich
Fresenius        Konsistenz                 Vorgaben durch Gesetz
Lebensmit       Geschmack                  + Hygienische Produktion, Lieferung,
tel Siegel      Ob die Inhaltsstoffe den   Verpackung
                 gesetzlichen Vorgaben      + Sensorische Prüfung → Produkt
                 entsprechen                „schmeckt“
                Ob das Lebensmittel frei   - Keine Aussage darüber, ob ein
                 von schädlichen            Lebensmittel „gesund“ ist
                 Mikroorganismen ist        - Kriterien wie Umwelt- oder Tierschutz
                Verpackung auf Hygiene     spielen keine Rolle
                 und Unbedenklichkeit
DLG             Aussehen                   + Sensorische Prüfung → Produkt
Qualitätssi      Geruch                    „schmeckt“
egel            Konsistenz                 - Lediglich schriftliche Bestätigung des
                Geschmack                  Herstellers, dass das Produkt keine
                                            bedenklichen Stoffe enthält
MSC             Produkt kommt nicht aus    + Animiert Fischreibetriebe zu
                 überfischtem Bestand       nachhaltiger Fischerei
                Meer als Lebensraum so     + Kleine Orientierungshilfe beim Kauf
                 wenig wie möglich          - Prüfsiegel für kleine Fischereien sehr
                 beschädigt und Beifang     teuer
                 gering gehalten wird       - Grundschleppnetze nicht generell
                                            verboten
                                            - Siegel noch auf dem Produkt, obwohl
                                            aus gefährdetem Bestand

Tipp: Die vom NABU entwickelte App „Siegel-Check“ zeigt auf einen Blick, ob Lebensmittel ökologisch
empfehlenswert sind oder eher nicht.

                                                                                                14
3. Virtuelles Wasser
Definition: Als virtuelles bzw. latentes Wasser bezeichnet man die Menge an Wasser, die bei der
Herstellung von Waren aller Art verbraucht wird.

Für ein Stück Fleisch bspw. wird in der Aufzucht des Tieres, dem Anbau von Futtermitteln sowie bei
Produktion, Verpackung und Transport der Ware Wasser verbraucht.
Durch die Berechnung des virtuellen Wassers kann ebenfalls der internationale Transfer von in
Produkten „gebundenem“ Wasser, sprich virtuellem Wasser untersucht werden. Deutschland gehört zu
den zehn größten Importeuren von virtuellem Wasser, vor allem aufgrund des Imports von
Agrarprodukten. Deutschland selbst exportiert virtuelles Wasser in Form von Industrieprodukten.

                                       Virtueller Wasserverbrauch in Litern
                                                                                          15000 15400

                                                                                   8000
                                                                            6000

                                                1000   1259   1300   1700
            27       125   140   184      196

Feststellung: Eine fleischlastige Ernährung verbraucht ziemlich viel virtuelles Wasser.

Mit dem Wasserverbrauch zur Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch könnte man ein Jahr lang täglich
duschen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mittlerweile mehr als 70% des weltweiten
Süßwasserverbrauchs auf die künstliche Bewässerung in der Landwirtschaft zurückgeht. Das Problem
ist, dass sich vor allem die tieferen Grundwasservorräte nicht so schnell wieder auffüllen wie Wasser
abgepumpt wird. Dadurch entsteht Wasserknappheit, welche mancherorts die Trinkwasserversorgung
erschwert sowie Dürren und Brände nach sich zieht.

Gründe für Wasserknappheit:

                 -   Wachsende Weltbevölkerung
                 -   Zunehmender Konsum
                 -   Erderwärmung (unregelmäßige Niederschläge)

Präventive/sparende Maßnahmen:

                 -   Tröpfchenbewässerung in der Landwirtschaft (Reduziert den Wasserverbrauch um
                     über 60% im Vergleich zu traditionellen Bewässerungsmethoden)
                 -   Agroforstsysteme einführen (sind resistenter gegen Trockenheit als normale
                     Ackerbausysteme)
                 -   Fleischkonsum reduzieren
                 -   Regionale und Saisonale Produkte bevorzugen

                                                                                                        15
4. Lebensmittelverschwendung
In wohlhabenden Ländern landen leider sehr
viel Lebensmittel (unnötig!) im Müll. Jährlich
gehen dadurch etwa 20% der in der EU
erzeugten       Lebensmittel        verloren.
Deutschlands Anteil liegt bei fast 11 Mio.
Tonnen pro Jahr.

Ursachen:
- Erste Selektion bereits auf dem Acker
    aufgrund von Handelsnormen (Beispiel:
    Gurkenkrümmungsverordnung)
- Verluste bei der Weiterverarbeitung
    (falsche Lagerung, Transportschäden, etc.)
- Überproduktion durch fehlende Planbarkeit in Gastronomie
- Groß- und Einzelhandel (ist z.B. eine Orange schlecht, wird die ganze Kiste weggeschmissen)
- Handhabung des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) (Waren werden zu oft bereits vorm Erreichen
    aus den Regalen genommen)
- Private Haushalte (falsche Lagerung, mangelhafte Einkaufsplanung, MHD wird als Wegwerfdatum
    gesehen)

 Mindesthaltbarkeitsdatum:                                  Verfallsdatum:
  Definiert den Zeitpunkt bis zu dem die Hersteller  Wird bei sehr leicht verderblichen
    garantieren, dass das ungeöffnete Produkt bei richtiger     Lebensmitteln, die nach kurzer
    Lagerung seine spezifischen Eigenschaften, wie Geruch,      Zeit       eine      unmittelbare
    Geschmack und Nährwert behält                               Gesundheitsgefahr        darstellen
  Für bestimmte Lebensmittel ist kein MHD                      können,   verwendet   (z.B. Fleisch
    vorgeschrieben (z.B. frisches Obst und Gemüse, Wein,        oder frischer Fisch)
    bestimmte Getränke, Kaugummi, Zucker, Speisesalz  Definiert den letzten Tag, an dem
    oder Essig)                                                 das Lebensmittel noch verkauft
  Darf nach Überschreitung noch verkauft werden, jedoch        und verzehrt werden darf
    liegt die Haftung dann beim Lebensmittelhändler, der
    die Ware in Umlauf bringt

Entsprechend der Agenda 2030 der Vereinten Nationen hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt
die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu
halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle
einschließlich Nachernteverlusten zu verringern. Um dies zu erreichen wurde bspw. die Kampagne „Zu
gut für die Tonne“ vom Bundeslandministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMLE) initiiert. Sie
soll durch informieren und aufklären über Lebensmittelverschwendung und deren weitreichenden
Folgen einen bewussteren, sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln in der Zivilbevölkerung schaffen
sowie mit Tipps und Tutorials zur Vermeidung der Verschwendung oder zur Resteverwertung direkte
Anreize und Input zur                                                     Verfügung stellen.

                                BMEL - Lebensmittelverschwendung - Aktivitäten des BMEL
                                                                                                 16
                                           gegen Lebensmittelverschwendung
5. Verpackungen und Kreislaufwirtschaft
Die Tonnen von Lebensmitteln, die für
den täglichen Bedarf im- und exportiert
werden, müssen adäquat nach
bestimmten Vorgaben verpack werden.
Die Verpackung hat eine Schutz-, Lager-
sowie Transportfunktion und ist zudem
Träger wichtiger Informationen, wie
dem MHD. Häufig handelt es sich bei
den                        verwendeten
Verpackungsmaterialien um Kunststoff,
Glas, Papier, Pappe oder Aluminium.
Sofern die Verpackungen nach
Gebrauch richtig entsorgt werden,
können sie teilweise recycelt und damit
wiederverwertet werden. Jedoch werden Lebensmittelverpackungen selbst eher selten aus recyceltem
Material hergestellt, da es schwer ist beim Recyclingprozess Verunreinigungen, besonders chemische,
komplett zu entfernen. „Das Kontaminationsrisiko ist [zum Beispiel] bei recyceltem Kunststoff (…)
deutlich höher als bei Neuware“, so Floriana Cimmarusti (Generalsekretärin von Safe Food Advocacy
Europe). Die Vorschriften sind hoch, doch es gibt eine Reihe Recyclingprozessen für Produkte mit
Lebensmittelkontakt, die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgesegnet
wurden.

Eine Möglichkeit diese Verschwendung zu reduzieren
wäre verstärkt Kreislaufsysteme einzuführen.
Kreislaufwirtschaft    ist    ein   „regeneratives
Wirtschaftssystem, das durch Wiederverwertung,
Reparatur und Recycling mit möglichst wenig
Ressourcen auskommt und die Menge an Abfällen
reduziert“, so der Duden.

Welche Möglichkeiten gibt es, für Verbraucher sowie
für      Anbieter,     den        Verbrauch      an
                                                            Fünfstufige Abfallhierarchie, Richtlinie 2008/98/EG
Verpackungsmaterialien zu verringern oder nachhaltiger zu                vom 19. November 2008
gestalten und das Verschwenden von Lebensmitteln zu
vermeiden?

Anbieter

    Recycelte oder sortenreine Verpackungsmaterialien wählen
    Nachwachsende, ökologisch abbaubare oder essbare Verpackungsstoffe nutzen (z. B. Algen,
     Zuckerrohr o. Ä.)
    Übertriebene Verpackungen drastisch vermindern (z. B. mehrfach verpackte Produkte oder das
     Anbieten vieler kleiner, statt einer großen Packung)
    Regale mit Frischwaren nicht zwanghaft bis Ladenschluss neu auffüllen
    Kunden nicht mit Sonder- oder Aktionsangeboten zu spontanen, unüberlegten Kaufhandlungen
     locken, sodass sie kaufen, was sie nicht brauchen
    Pfandsysteme einführen/ausweiten
    Normierte Mehrwegboxen für den Warentransport anbieten
    Digitalisierung und Maschinelle Unterstützung zur Optimierung von Lager- und Kassensystemen
                                                                                              17
 Abteilung oder (Kühl-)Regal mit bald oder bereits abgelaufenen Produkten einrichten, die
      billiger verkauft oder kostenlos auf eigene Haftung mitgenommen werden können
     Essensretter-Initiativen/Organisationen durch Kooperation unterstützen

Verbraucher

     Unverpackt einkaufen (z.B.
      auf dem Wochenmarkt oder
      in Unverpackt-/Bioläden)
     Dauerhaft Stoff-, statt
      Plastiktüten nutzen
     Reste verwerten (z.B.
      weiterverarbeiten oder
                                                                                             Kühlschrank
      kompostieren)                                                                         richtig ordnen

     Einkauf planen                                                                         | ALEXMENÜ
                                                                                             GmbH & Co.
     Obst und Gemüse richtig                                                                  KG (alex-
                                                                                              menue.de)
      Lagern
     Foodsharing
     Lebensmittel retten
      (A bis Z der Lebensmittelretter: 15 Initiativen, die sich gegen Verschwendung einsetzen | Too
      Good To Go)
     Weniger wählerisch sein, auch Äpfel mit braunem Fleck sind genießbar
     Müll richtig trennen!

        Bioabfall              Restmüll        Altpapier            Gelber Sack               Altglas
                                                                   Margarine- und
                             Essensreste
       Obst- und                             Eierkartons aus   Joghurtbecher (optimal:
                             mit flüssigen                                                    Weißglas
      Gemüsereste                                 Pape         Joghurtdeckel komplett
                              Anteilen
                                                                      abziehen)
                                              Pizzakartone
  Kaffeesatz, Filter, Tee,    Wenn kein                        Kunststofftuben, Einweg
                                              (sauber und                                     Buntglas
        Teebeutel               Bioabfall                       und Kunststoffflaschen
                                             unbeschichtet)
                              vorhanden
    Essensreste (auch                          Pappe und
                               ist, kommt                            Plastiktüten         Einwegflaschen
        gekochte)                                Kartons
    Alte Lebensmittel              alles                          Konserven- und             Sonstiges
   (ohne Verpackung)          Genannte in                         Tierfutterdosen            Hohlglas
       Eierschalen           den Restmüll.                      Milch- und Safttüten
  Einwickelpapier, z.B.
                                                                     Vakuum- und
      Zeitungs- und
                                                                 Plastikverpackungen
      Küchenpapier
        Brotreste

Politik (denkbare Systemveränderungen)

     Verpflichtung überschüssige sowie blad ablaufende Lebensmittel verpflichtend an Tafeln oder
      Hilfsorganisationen zu spenden (siehe Frankreich)
     Containern weniger schwer ahnden bzw. ganz legalisieren
     Subventionierung kleiner Initiativen, Unternehmen, o. Ä., welche sich der Bewältigung des
      Problems gewidmet haben
     Förderung der Aufklärung über die Problematik (z.B. an Schulen)
     Stärkere Subventionierung der Forschung im Bereich alternative Verpackungsmaterialien
     (Teilweise) Aufhebung des Verbots Lebensmittel-/Speisereste an Nutztiere, z.B. Schweine zu
      verfüttern
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Handlungsentscheidungen darüber was wir
       essen treffen wir jeden Tag.

   Dieses Projekt wurde mit der Intention
 erarbeitet einen halbwegs gesamtheitlichen
    Überblick über die Hintergründe und
Zusammenhänge unseres tagtäglichen Essens
 zusammenzustellen, um zu Informieren und
  Aufzuklären, damit Entschlüsse bewusster
          getroffen werden können.

 Denn jede Kaufentscheidung trägt zu etwas
  bei - im negativen, wie im positiven Sinn.

  Danke für Ihr Interesse und Ihre Neugier
           & bleiben Sie gesund!

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