Laut & leise - Suchtprävention Kanton Zürich
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P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:41 Uhr Seite 1 laut & leise Magazin der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Nr. 2, Juni 2012, erscheint dreimal jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.– Jugendschutz Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch.
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:41 Uhr Seite 3 STANDPUNKT Jugendschutz hat Grenzen D as Risikoverhalten Jugendlicher wird heute oft ausge- generelles Ausgehverbot für Jugendliche erlässt, oder Angehöri- grenzt, gerne domestiziert und fast immer dämoni- ge von Sicherheitsfirmen ohne konkreten Anlass Jugendliche siert. Gleichzeitig zelebrieren wir das Risiko: Wir las- kontrollieren, dann wird es heikel. Dann dient Jugendschutz sen Banken spekulieren, bis das Finanzsystem fast zu- bloss als Vorwand, um Jugendliche strenger zu überwachen und sammenbricht. Wir provozieren den Klimakollaps und hoffen zu kontrollieren. Der Eingriff in die Privatsphäre ist in solchen naiv, es möge noch mal gut gehen. Wir fahren mit überhöhter Fällen nichts anderes als Repression. Mit dieser Haltung werden Jugendliche nicht geschützt, sondern da schützen sich Erwach- Wenn wir Jugendliche zu eigenständigen, sene vor den Jugendlichen. kreativen Menschen erziehen und als Will Jugendschutz erfolgreich sein, darf er nicht nur kontrol- lieren. Wollen wir Jugendliche in ihrer Entwicklung unterstüt- Gesellschaft innovativ bleiben wollen, dann zen, setzt dies eine wertschätzende Begegnung voraus. Erst im darf Risiko als Motor nicht fehlen. persönlichen Kontakt werden aus Regeln und Grenzen frucht- bare Auseinandersetzungen, kann aus Konflikten Respekt und Geschwindigkeit auf den Abgrund zu und versuchen eifrig, den aus gemeinsamer Reflexion ein bewusster und kompetenter Teenager am Rauchen zu hindern. Umgang mit Risiken und Genussmitteln entstehen. Doch nehmen wir mal an, wir könnten sämtliche Risiken aus- schalten und Jugendliche vor allen Grenzerfahrungen und Ab- ■ stürzen bewahren. Hundertprozentiger Jugendschutz! Ziel er- reicht? Mitnichten: Wir handeln uns einfach ein neues Problem Olivier Andermatt ist Fachpsychologe für Psychotherapie FSP und arbeitet im Samowar Jugendberatung Bezirk Meilen, www.samowar.ch. ein. Die jugendliche Risikobereitschaft und die Möglichkeit, die- se auszuleben, sind nicht nur für die Entwicklung Jugendlicher wichtig, sondern auch für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Denn im Angesicht von Gefahr und Risiko entstehen neue Ideen und Perspektiven. Hier findet sich die Kraft der Erneuerung. Ohne Risiko droht Stillstand. Wenn wir Jugendliche zu eigen- ständigen, kreativen Menschen erziehen und als Gesellschaft in- novativ bleiben wollen, dann darf Risiko als Motor nicht fehlen. Jugendschutz soll Jugendlichen den Zugang zu riskanten Substanzen und Verhaltensweisen erschweren und zielt dabei auf die Erwachsenen, damit die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Wenn aber eine Gemeinde ab 22 Uhr ein IMPRESSUM INHALT laut & leise Nr. 2, Juni 2012 Eine Erfolgsgeschichte Herausgeber: Die Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Jugendschutz: Die Entwicklung im Kanton Zuschriften: info@suchtpraevention-zh.ch Zürich in zehn Jahren .............................................................. Seite 5 Redaktions- und Produktionsleitung: Brigitte Müller, www.muellertext.ch Jugendschutz aktiv: Informationen und Materialien Redaktionsteam: Cristina Crotti (Vorsitz), Barbara Meister, Renate Büchi, Ein Überblick über die Vielzahl der verfügbaren Peter Trauffer Mitarbeiter/innen dieser Nummer: Olivier Andermatt, Daniele Gasparini, Materialien ................................................................................. Seite 7 Laura Jucker Fotos: Ruth Christen Jugendschutz als Motor für ein verantwortungsvolles Gestaltung: Fabian Brunner, fabian.brunner@bluewin.ch Zusammenleben in einer Gemeinde Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 Druck: FO-Fotorotar, 8132 Egg Zum Beispiel die Gemeinde Richterswil ............................. Seite 9 Bezug von weiteren Exemplaren: Sekretariat FO-Fotorotar, 8132 Egg, Tel. 044 986 35 10 Prävention kann die Entwicklung von positiven Abonnement: Fr. 20.– jährlich (freiwillig). Bestellen bei: Sekretariat FO-Fotorotar, 8132 Egg, Tel. 044 986 35 10 Erlebnissen ermöglichen Adressänderung und Abbestellung: FO-Fotorotar, Gewerbestrasse 18, Interview mit Daniele Gasparini, Leiter 8132 Egg oder info@fo-fotorotar.ch, Jugendarbeit ............................................................................ Seite 12 Die Beiträge und die Fotos in diesem «laut & leise» geben die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder. Diese muss nicht mit der Meinung Adressen des Herausgebers, der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich, Das komplette Verzeichnis der Stellen für übereinstimmen. Suchtprävention im Kanton Zürich ..................................... Seite 15 3
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 5 JUGENDSCHUTZ: DIE ENTWICKLUNG IM KANTON ZÜRICH IN ZEHN JAHREN Eine Erfolgsgeschichte Die Jugendschutzgesetze umfassen rechtliche Bestimmungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor gesundheitsschädigenden und sittlichen Gefahren. Jugendschutz bedeutet die praktische Umsetzung dieser Regelungen im Alltag und ist im Allgemeinen eine gemeinsame Aufgabe ganz unterschiedlicher Akteure. Text: Laura Jucker W arum ist der Jugendschutz so Gesetz und Prävention menten-Missbrauchs (ZüFAM) erarbeite- zentral in der Suchtpräventi- te «Konzept zur Prävention des Alkohol- on? Bei Kindern und Jugend- In der Strassenverkehrsordnung sind die missbrauchs im Kanton Zürich». lichen sind Konsummuster gesetzlichen Bestimmungen zur Einhal- Rückblickend wurden in den letzten noch nicht oder erst wenig zementiert. tung von Verkehrsregeln umfassend for- rund zehn Jahren im Kanton Zürich im Demzufolge können sie für einen kriti- muliert. Aber erst dank der Präventions- Wesentlichen drei wirksame Instrumen- schen Umgang mit Suchtmitteln wie Al- kampagnen zur Verkehrssicherheit und te entwickelt: Einbindung aller Akteure, kohol und Tabak sensibilisiert werden. Unfallverhütung zeigen die Unfallstatisti- Testkäufe und Schulungen des Verkaufs- Jugendliche sind meist risikobereiter als ken eine abnehmende Tendenz. Ganz personals. Erwachsene – Grenzerfahrungen sind ähnlich verhält es sich im Bereich des Ju- reizvoll und gehören zum Erwachsen- gendschutzes: Auch hier ist Prävention • Einbindung aller Akteure werden –, es liegt deshalb an uns Erwach- unabdingbar. In den vergangenen zehn Zentraler Inhalt der Jugendschutz-Strate- senen, ihnen die Grenzen aufzuzeigen. Jahren wurde dem Thema in gesetzlicher gie der Suchtpräventionsstellen ist die Wegen ihres oft geringeren Körperge- Hinsicht erfreulicherweise mehr Gewicht Einbindung von Akteuren unterschied- wichts reagieren Jugendliche viel stärker zugemessen. So verbietet das Gesund- lichster Bereiche: politische Behörde und auf Alkohol als Erwachsene. Ein proble- heitsgesetz des Kantons Zürich zum Bei- Gewerbepolizei, Personalverantwortli- matischer Konsum im Jugendalter erhöht spiel seit April 2007 neben dem Verkauf che in Gastronomie, Detailhandel und zudem das Risiko einer späteren Abhän- auch die kostenlose Abgabe (zum Beispiel Festwirtschaften, Vereine, Lehrpersonen, gigkeit. für Werbezwecke) von Tabak und Alko- Berufsbildner/innen und Eltern. Wichtig hol an Jugendliche. Für einen wirksamen ist, dass alle Lebensbereiche von Kindern Aktiv seit 10 Jahren Jugendschutz sind neben den wichtigen und Jugendlichen berücksichtigt werden. Neben den verschiedenen Staatsebenen – Bund, Kantone und Gemeinden – be- Für einen wirksamen Jugendschutz sind neben den wichtigen schäftigt sich eine Vielzahl von Institutio- gesetzlichen Grundlagen aber auch die Sensibilisierung einer nen und privaten Organisationen aktiv mit dem Thema Jugendschutz. Im Kan- breiten Öffentlichkeit und eine auf die Zielgruppe abgestimmte ton Zürich war der Jugendschutz hin- Unterstützung bei der Umsetzung nötig. sichtlich Alkohol-, Tabak- und Cannabis- konsum für die Suchtpräventionsstellen so bedeutend, dass er 2003 zum Jah- gesetzlichen Grundlagen aber auch die Zudem zeigt nur ein koordiniertes Vorge- resthema gewählt wurde. Die in diesem Sensibilisierung einer breiten Öffentlich- hen nachhaltigen Erfolg – alle müssen am Zusammenhang entstandene Arbeits- keit und eine auf die Zielgruppe abge- selben Strick ziehen. gruppe Jugendschutz überprüft seither stimmte Unterstützung bei der Umset- Wichtige Partner der Stellen für Sucht- regelmässig, welche Massnahmen auf- zung nötig. Die Stellen für Suchtpräven- prävention bei der Umsetzung des Ju- grund der gesellschaftlichen Entwicklung tion im Kanton Zürich erhalten hier Sup- gendschutzes sind vor allem die Gemein- angezeigt sind und wie eine sinnvolle port durch das Nationale Programm Alko- den. Im Herbst 2003 wurden Gemeinde- Umsetzung erfolgen kann. Daraus abge- hol 2008–2012 (NPA) des Bundesamtes verantwortliche eingeladen, bei der wich- leitet lanciert oder unterstützt sie Projek- für Gesundheit, das den Vollzug der be- tigen Vernetzungsarbeit mitzuhelfen und Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 te. Grundlage für das strategische Han- stehenden gesetzlichen Vorschriften für Entscheidungsträger/innen ins Boot zu deln der Arbeitsgruppe bilden die Jugend- den Jugendschutz und die Prävention ins holen. Dazu wurde allen 171 Gemeinden schutzgesetze, die in verschiedenen Be- Zentrum rückt. des Kantons Zürich das Arbeitsinstru- stimmungen geregelt sind: Alkoholge- ment «Suchtmittelkonsum Jugendlicher setz, Lebensmittel- und Gebrauchsgegen- Wirksame Instrumente – Die Gemeinden handeln! Ein Leitfaden ständeverordnung sowie Strafgesetzbuch für Entscheidungsträger/innen in den Ge- auf eidgenössischer Ebene, Gastgewerbe- Eine weitere Grundlage für die Strategie meinden» zu- und vorgestellt. Weitere gesetz, Gesundheitsgesetz und Verord- der Arbeitsgruppe Jugendschutz liefert zentrale Partner für einen wirksamen Ju- nung über die Volksschule und die Vor- das 2005 von der Zürcher Fachstelle zur gendschutz sind Lehrpersonen, Berufs- schulstufe auf kantonalem Niveau. Prävention des Alkohol- und Medika- bildner/innen und Eltern. Ihnen wurde 5
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 6 2009/2010 eine Broschüre mit einer Aus- Testkäufe haben sich also als probates te Testkäufe angeboten. Im Gegenzug er- wahl bewährter Vorgehensweisen zur Mittel für einen erfolgreichen Jugend- warten die Suchtpräventionsstellen, dass Unterstützung und Umsetzung der Ju- schutz erwiesen und werden daher im die Gemeinden bei der Vergabe von be- gendschutzbestimmungen zugeschickt. von der Arbeitsgruppe Jugendschutz für fristeten Alkoholpatenten den «Leitfaden Diese Broschüre wurde zudem in neun 2012 lancierten «Aktionsjahr Jugend- für Festveranstalter» abgeben und, wo Sprachen übersetzt, um den Zugang zu schutz» subventioniert. Anlass für dieses sinnvoll, das Tragen von Jugendschutz- diesen Informationen auch Eltern zu er- Aktionsjahr war die Ergänzung im kan- bändeln zur Alterskontrolle verlangen. möglichen, die des Deutschen nicht tonalzürcherischen Gesundheitsgesetz Neben der unbestrittenen Wirkung von mächtig sind. (GesG), die per 1. Januar 2012 in Kraft ge- Testkäufen profitieren die teilnehmenden treten ist. Unter «Gesundheitsförderung Gemeinden zudem von einer Reduzie- • Testkäufe und Prävention» steht in Paragraf 48: rung von Gewalt, Littering und Vandalis- Wirksamer Jugendschutz braucht aller- «Der Kanton und die Gemeinden mus, die erwiesenermassen im Zusam- dings noch ein weiteres Instrument: die bekämpfen den Suchtmittelmissbrauch.» menhang mit dem Konsum von Alkohol Testkäufe. Damit kann in Geschäften, Re- Gemäss Beschluss des Kantonsrates vom stehen. Weiter informieren die Stellen im staurants und Bars kontrolliert werden, 27. Juni 2011 wurde Paragraf 48 wie folgt Rahmen des Aktionsjahrs alle Gemein- ob die Jugendschutzbestimmungen ein- ergänzt (Absatz 7): »Kanton und Gemein- den über die weiter unten vorgestellten gehalten werden. Erwachsene – im Be- den können die Einhaltung von Abs. 5 Materialien. sonderen das Verkaufspersonal – sollen und 6 kontrollieren, indem sie Personen, sich so ihrer Mitverantwortung beim Al- die das erforderliche Mindestalter noch • Schulungen kohol- und Tabakkonsum von Kindern nicht erreicht haben, mit dem Abschluss Der Einstellungsforschung zufolge hat und Jugendlichen bewusst werden. Ziel von Scheingeschäften betrauen.» Mit die- jede Einstellung drei Komponenten: eine kognitive (Kopf), eine affektive (Herz) und eine psychomotorische (Hand). Für Ziel des «Aktionsjahrs Jugendschutz» im 2012 ist es, Gemeinden, erfolgreiche Einstellungs- und Verhal- tensänderungen müssen deshalb sinnvol- die bisher aus rechtlichen oder finanziellen Gründen keine lerweise alle drei Ebenen angesprochen Testkäufe durchführten, für den Einstieg in einen wirksamen werden. Jugendschutz zu motivieren. Auf der kognitiven Ebene sollen die entsprechenden Zielgruppen mit Infor- mationen zu den gesetzlichen Grundla- ist nicht primär eine Anzeige gegen Fehl- ser Ergänzung im GesG ist die Durch- gen bedient werden. Diese müssen ein- bare, sondern Unterstützung durch Infor- führung von Testkäufen auf eine klare fach, verständlich und prägnant sein: Pla- mationsvermittlung und Schulung des Rechtsgrundlage gestellt. Das Bundesge- kate, die über die zentrale Aussage der Ju- Personals. Im Strassenverkehr zeigen re- richt hat vor Kurzem entschieden, dass gendschutzgesetze im Bereich Alkohol gelmässige Kontrollen bezüglich der Ein- keine Bussen erteilt werden können, und Tabak informieren, erleichtern Mit- haltung von Verkehrsbestimmungen ihre wenn Alkohol oder Tabak an Testkäufer/ arbeitenden im Detailhandel und in Fest- Wirkung. Auch periodische Testkäufe ha- -innen verkauft wird. Der Entwurf des wirtschaften die Arbeit. Mittels eines ben auf die Einhaltung der Jugendschutz- Bundesrates zum Eidgenössischen Alko- «Age Calculator» ist einfach ersichtlich, bestimmungen einen positiven Einfluss. holhandelsgesetz von Januar 2012 sieht welche Jahrgänge keinen Alkohol und Die statistischen Zahlen des Blauen Kreu- jedoch künftig die Möglichkeit von Bus- keinen Tabak erhalten und welche Jahr- zes, das die Testkäufe für den Kanton sen vor. gänge zwar Bier, Wein, Most und Tabak Zürich durchführt, zeigen dies eindrück- Den Gemeinden stehen aber schon kaufen dürfen, jedoch keine gebrannten lich: heute andere Sanktionsmassnahmen of- Wasser, Aperitife und Alcopops. Die Ju- • 2005 hatten 44% aller getesteten Be- fen: So können etwa auf verwaltungs- gendschutzbändel schliesslich geben dem triebe unerlaubterweise Alkohol an unter rechtlichem Weg die entstehenden Ge- Servicepersonal schnell Auskunft über 16-Jährige (Verbot für den Verkauf sämt- bühren auf fehlbare Betriebe überwälzt das Alter der Festbesucher: Grün bedeu- licher alkoholischer Getränke) respektive werden, und bei wiederholtem Verstoss tet über 18 Jahre alt, Gelb zwischen an unter 18-Jährige (Verbot für den Ver- gegen die Bestimmungen kann mit Pa- 16 und 18 Jahre alt und Rot unter 16 Jah- kauf von gebrannten Wassern, Aperitifen tententzug gedroht werden. Weiter ist es re alt. Daneben werden den verschiede- und Alcopops) verkauft. möglich, Alkoholpatentvergaben an Be- nen Zielgruppen Broschüren zum Thema • 2011 waren es nur noch 25% der Be- dingungen – wie etwa eine Personalschu- Jugendschutz verteilt. Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 triebe. lung – zu knüpfen. Auch die affektive Komponente darf • Auch beim Tabak konnte seit 2009 ein Ziel des «Aktionsjahrs Jugendschutz» nicht vernachlässigt werden: Die Ängste leichter Rückgang der Geschäfte festge- ist es, Gemeinden, die bisher aus rechtli- des Verkaufspersonals, die Jugendschutz- stellt werden, die unerlaubterweise Tabak chen oder finanziellen Gründen keine bestimmungen konsequent durchzuset- an unter 16-Jährige verkauft hatten. Testkäufe durchführten, für den Einstieg zen, Ausweise kontrollieren und als Fol- • Zwischen 2005 und 2011 wurden im in einen wirksamen Jugendschutz zu mo- ge davon Kindern und Jugendlichen den Kanton Zürich in total 6405 Betrieben tivieren. Dafür werden ihnen mit den Gel- Verkauf von alkoholischen Getränken Testkäufe durchgeführt. dern aus dem Alkoholzehntel vergünstig- vorzuenthalten, müssen ernst genom- 6
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 7 men werden. In speziellen Personalschu- regionalen Suchtpräventionsstellen seit präventionsstellen also eine echte Er- lungen werden teilweise sehr heikle Si- 2004 eingesetzt. folgsgeschichte, die jedoch weiter ge- tuationen besprochen und sinnvolle, pra- schrieben werden muss. xisnahe Lösungen gesucht. Eine permanente Aufgabe Auf der Handlungsebene werden am ■ Beispiel konkreter Situationen Szenen Der Effort der Stellen für Suchtpräven- aus dem Alltag der Gastronomie, des De- tion ist wichtig und lohnend. Seit 2003 Laura Jucker, Leiterin der Arbeitsgruppe Jugend- schutz und Mitarbeiterin der Zürcher Fachstelle tailhandels und der Festwirtschaften in wurde in Bezug auf die Sensibilisierung zur Prävention des Alkohol- und Medikamenten- einem Rollenspiel erprobt. Das Schu- wie auch hinsichtlich der Schulung von Missbrauchs (ZüFAM) lungsmodul «Jugendschutz» wurde von verschiedenen Zielgruppen im Jugend- der ZüFAM entwickelt und wird von den schutz bereits viel erreicht. Für die Sucht- AKTIVER JUGENDSCHUTZ: INFORMATIONEN UND MATERIALIEN Gemeinden Nebenstehende Broschüren wurden al- ■ Suchtmittelkonsum ■ Alkoholprävention im len Gemeinden im Kanton Zürich zuge- Jugendlicher – Die Kanton Zürich, Leitfaden Gemeinden handeln! für eine Alkoholpolitik in stellt. Die regionalen Suchtpräventions- Ein Leitfaden für Entschei- der Gemeinde. 2009 stellen unterstützen Gemeinden bei Ak- dungsträger/innen in den Zielpublikum: Entscheidungs- tivitäten rund um das Thema Jugend- Gemeinden. 2003 träger/innen in den Gemein- schutz mit auf deren Bedürfnisse zuge- Zielpublikum: Entscheidungs- den schnittenen Angeboten. träger/innen in den Gemein- den Gastronomie, Detailhandel und Festwirtschaften Der Faltflyer «Wenn Jugendliche Alko- ■ Gesetzesbestimmungen ■ Age Calculator hol oder Zigaretten kaufen wollen» und zu Alkohol und Tabak. Zielpublikum: Gastronomie, Verkauf, Gratisabgabe, Detailhandel und Festwirt- die Hinweisschilder zu den Gesetzesbe- Schutz vor Passivrauchen, schaften stimmungen wurden bei Erscheinen al- Bestimmungen für Kann bei der ZüFAM bezogen len Verkaufs- und Gastronomiebetrieben Schulen. 2012 werden. im Kanton Zürich zugestellt. Die Stellen Zielpublikum: Gastronomie, für Suchtprävention führen zudem auf Detailhandel, Festwirtschaften u. a. die Bedürfnisse der Betriebe angepasste Schulungen durch. ■ Alkohol- und Tabak- ■ Jugendschutzbändel: verkauf an Jugendliche. Armbändel zur Alterskontrolle Leitfaden für Festveran- Zielpublikum: Festveranstalter ■ Wenn Jugendliche stalter. 2012 Können bei den regionalen Alkohol oder Zigaretten Zielpublikum: Festveranstalter Suchtpräventionsstellen kaufen wollen – Infos bezogen werden. für Service- und Verkaufs- personal sowie die Geschäftsleitung. 2011 Zielpublikum: Detailhandel und Gastronomie ■ Hinweisschilder mit den gesetzlichen Bestimmungen Zielpublikum: Gastronomie, Detailhandel und Festwirt- schaften Eltern, Schule, Berufsbildung Nebenstehende Broschüre wurde 2009/ ■ Trinken, Rauchen und Sämtliche Materialien kön- 2010 allen Zürcher Eltern von 11- bis Kiffen bei Jugendlichen – Was Sie als Eltern, Lehr- nen Sie – sofern nicht anders Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 18-Jährigen sowie allen Oberstufen- person oder Berufsbild- lehrpersonen und Berufsbildner/innen gekennzeichnet – unter ner/in tun können. 2009 überreicht. Eltern mit Migrationshinter- Zielpublikum: Eltern, Lehr- www.suchtpraevention-zh.ch grund wurde die Broschüre in ihrer personen oder Berufsbildner/ bestellen. Muttersprache abgegeben. Für Schulen innen Sprachen: Deutsch, Albanisch, halten die Suchtpräventionsstellen viel- Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, fältige Angebote bereit. Englisch, Französisch, Italie- nisch, Portugiesisch, Spanisch, Tamilisch, Türkisch 7
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P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 9 ZUM BEISPIEL DIE GEMEINDE RICHTERSWIL Jugendschutz als Motor für ein verantwortungsvolles Zusammen- leben in einer Gemeinde Richterswil betreibt seit mehr als 10 Jahren aktiven Jugendschutz. Warum sich die Gemeinde mit diesem Thema auseinandersetzte und welche Wirkungen Jugendschutz und Suchtprävention mit sich bringen, kann Beispiel sein für andere Gemeinden im Kanton Zürich. Text: Renate Büchi R ichterswil, am linken Seeufer Rund um das Schulhaus lagen leere eine Arbeitsgruppe zu bilden, die breit zu- gelegen und 25 km von Zürich Bierflaschen und anderes mehr herum. sammengesetzt war. Vertretungen der entfernt, zählt zirka 12’500 Ein- Die Reklamationen und Meldungen Gemeindebehörde, der Schulpflege, der wohner und Einwohnerinnen. häuften sich. Zuerst wurde ich, da ich da- Jugendarbeit, der Lehrerschaft, der bei- Die Gemeinde hat ihren dörflichen Cha- mals Sicherheitsvorsteherin der Gemein- den Landeskirchen, der Cevi, der Pfadi, rakter erhalten und versucht der Anony- de war, über die Polizei informiert, gleich- des Alters und der Suchtpräventions- misierung, trotz grossem und schnellem zeitig meldete sich der Jugendkoordina- stelle des Bezirks Horgen waren vertre- Wachstum, entgegenzuwirken. Die Ju- tor und in der schon bestehenden Kom- ten. Die AG Netz machte es sich zur Auf- gendlichen sind in Richterswil eine wich- mission für Kultur und Freizeit wurde das gabe, Präventionsarbeit zu leisten. tige Bevölkerungsgruppe. Ein engagierter Thema ebenfalls angesprochen. Das erste Projekt wurde 2002 zum Jugendarbeiter nimmt sich seit vielen «Woher bekommen die jungen, noch Thema Gewaltprävention durchgeführt. Jahren den Freuden und Leiden der nicht 16-jährigen Burschen und Mäd- «Bliib fair» wurde von der Schulpflege Jugendlichen an. Die Richterswiler Be- chen den Alkohol?», fragten wir uns. Es initiiert. Noch heute zeugt die mittlerwei- hörden anerkennen grundsätzlich die gibt doch gesetzliche Grundlagen, die den le ansehnliche, damals gepflanzte Frie- Wichtigkeit der Prävention, des Jugend- schutzes im Speziellen und der Gesund- heitsförderung. Als die Problematik des Alkoholkonsums bei Minderjährigen an Brisanz weiter zunahm, führte glücklicherweise die Fachstelle Auffallender Alkoholkonsum Radix im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit das Alkohol- Das Horn in Richterswil ist eine idyllische präventions-Projekt «die Gemeinden handeln» durch. Halbinsel. Im Sommer tummeln sich Gross und Klein auf der Wiese, teilen sich Verkauf an Jugendliche regeln. Wie kom- dens-Linde von dieser Aktivität. Als die den Grillplatz oder geniessen einen men wir mit den Eltern und den Jugend- Problematik des Alkoholkonsums bei Sprung ins kühle Nass. So war es, und so lichen in Kontakt? Wer ist zuständig? Wie Minderjährigen an Brisanz weiter zu- ist es auch heute. Vor etwas mehr als 10 können die verschiedenen Informatio- nahm, führte glücklicherweise die Fach- Jahren stellte sich aber eine unerfreuliche nen gezielt mit den richtigen Stellen aus- stelle Radix im Auftrag des Bundesamtes Entwicklung ein. Wenn es Nacht wurde getauscht werden? Diese Fragen standen für Gesundheit das Alkoholpräventions- auf dem Horn, veränderte sich die Szene- am Anfang unseres Weges hin zur Alko- Projekt «die Gemeinden handeln» durch. rie. Gruppen jugendlicher Männer und holprävention und zum umfassenden ak- Dort bewarben wir uns als Pilotgemeinde Frauen beschlagnahmten die Feuerstel- tiven Jugendschutz und zur Präventions- und wurden angenommen. «Wie viel ist len oder standen im Dunkel der Büsche arbeit, wie wir sie heute kennen. zu viel?» – dies war das Motto unseres beisammen. Es roch intensiv nach Ha- ersten Alkohol-Suchtpräventionsjahres. schisch, die Bierflasche kreiste, und auch Strukturen und Projekte entstehen Schnell waren wir uns in der AG Netz härtere Alkoholika wurden konsumiert. Schrittweise schufen wir die Gefässe, die einig, dass wir nicht eine Politik der Null- Je später der Abend, desto lauter die Mu- wir für den Jugendschutz benötigten. toleranz anstreben wollten, sondern für sik und das Stimmengewirr. Dazu kamen Zuerst wurde die Arbeitsgruppe Sucht- einen massvollen Umgang mit dem Kon- Nebenerscheinungen wie Vandalismus prävention eingesetzt, die sich mit den ge- sum von Alkohol immer unter Einhal- Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 und Littering. Auffallend war, dass die ju- stellten Fragen auseinandersetzte und tung des Jugendschutzes plädieren. Wir gendlichen Alkoholkonsumierenden im- versuchte, mit den Schlüsselpersonen ins formulierten drei Ziele: mer jünger wurden. Die verantwortli- Gespräch zu kommen. Schon nach einem 1. Sensibilisierung der Erziehungsberech- chen Personen der Schule stellten das Jahr wurde diese Arbeitsgruppe durch die tigten, der Lehrerschaft, der Jugendlichen gleiche Phänomen auf dem Pausenplatz Arbeitsgruppe «Netz» abgelöst. Die Er- und der ganzen Bevölkerung zum Thema und rund um die Schulhausareale fest. kenntnis, dass die Alkoholprävention «Risikoarmer Umgang mit Alkohol». Auch in Schulhäusern, die von Schülerin- zwar ein sehr wichtiger Teil der Präventi- 2. Sensibilisierung der Gastrobetriebe, nen und Schülern der Primarschule be- on ist, dass aber auch in anderen Berei- des Detailhandels und der Vereine. sucht wurden, bemerkte man, dass schon chen – zum Beispiel bei Gewalt – Hand- 3. Umsetzung und Überprüfung des Ju- in der Pause Alkohol getrunken wurde. lungsbedarf bestand, führte uns dazu, gendschutzes mit Beteiligung der Fach- 9
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 10 leute aus dem Suchtpräventions-, Sicher- koordinator die Zusammenarbeit mit den ist, war uns klar, dass wir die verschiede- heits- und Jugendarbeits-Bereich. «schwierigen» Jugendlichen vertiefen nen eingeleiteten Massnahmen nun ver- Damit wir die uns gesteckten Ziele er- (lesen Sie das Interview ab Seite 12). Mit festigen mussten. Es durfte nicht sein, reichen konnten, setzten wir in den fol- Midnight Basketball, einem Graffiti Con- dass alleine der Wechsel, beispielsweise im genden Jahren eine ganze Palette von test und Power Play wurden weitere spe- politischen Amt oder bei der Jugendarbeit, Ideen auf strategischer und operativer zielle Akzente für verschiedene Alters- die ganze Präventionsarbeit gefährdet. Ebene um. gruppen gesetzt. Wichtig ist aber im All- Die gerade anstehende Revision der tag vor allem ein offenes Ohr, hinschau- Gemeindeordnung wurde genutzt, um Chronologie der Ereignisse en, Vertrauen schaffen und handeln, die AG Netz in eine feste Kommission wenn es nötig ist. umzuwandeln und in der Gemeinde- Im Aktionsjahr 2003 «Wie viel ist zu ordnung zu verankern. Im Organisations- viel?» fanden verschiedene Podiumsdis- Regelmässige Aktivitäten reglement der Gemeinde sind die Auf- kussionen statt. Wir führten die ersten gaben festgehalten, die Zusammenset- Testkäufe gemeinsam mit der Theaterfal- Es entstanden aber nicht «nur» Aktionen, zung, die Finanzierung und der unge- le Basel durch. Wir kreierten die »Funky es wurde auch vorhandenes Potenzial fähre Sitzungsaufwand der Gesamtkom- Bar» (alkoholfreie Bar), heute «Shake- entdeckt und genutzt. Einmal im Jahr gibt mission. ria» genannt. Die ersten Drink-Mix-Kur- es einen «Runden Tisch Sicherheit» und Die Aufgaben der Kommission Netz se wurden durchgeführt, an denen die Ju- einmal einen «Runden Tisch Alter». Mo- lassen sich so umschreiben: gendlichen verschiedene delikate Drinks natlich findet mit dem Schulleiter des • Sie ist am Puls der wichtigsten gesell- ohne Alkohol mixten und ausprobierten. Oberstufenschulhauses, dem Chef der schaftlichen Themen, nimmt die Befind- Diese Bar baute unser Jugendkoordinator Gemeindepolizei, dem zuständigen Ge- lichkeit der Gemeinde wahr und greift zusammen mit Jugendlichen. Daraus ent- meinderat und dem Jugendkoordinator Probleme auf. stand die AGJP (Arbeitsgruppe Jugend- ein »Sicherheitskafi» statt. Die Zusam- • Zu relevanten Gesundheits- oder projekte), die heute mehr als 50 Mitglie- menarbeit mit dem Jugenddienst der Präventionsthemen macht sie Auf- der zählt und schon einen Generationen- Kantonspolizei Zürich wurde vertieft. klärungsarbeit in der Gemeinde durch In- wechsel erfolgreich überstanden hat. Aus der AG Netz hat sich wiederum eine formieren, Sensibilisieren und Vermitteln. Mit Elternabenden zum Thema AG Alkoholprävention entwickelt, die • Sie kann thematische Projekte ent- «Rauschtrinken» versuchten wir, die El- sich spezifisch mit der Alkohol- und Ta- wickeln und durchführen. tern zu sensibilisieren. Mit den Jugendli- bakprävention befasst. Diese Arbeits- • Sie thematisiert die soziale und kultu- chen wurde in lockeren Gesprächsrun- gruppe organisiert seit 2003 regelmässig relle Entwicklung der Gemeinde und dis- den, an denen auch die Polizei, der die Testkäufe, zusammen mit dem Blauen kutiert Zukunftsszenarien. Jugendkoordinator und die Gemein- debehörden teilnahmen, das Thema «Al- koholkonsum und Kiffen» erörtert. Her- Mit den Jugendlichen wurde in lockeren Gesprächsrunden, an vorragend war zudem, dass die mediale denen auch die Polizei, der Jugendkoordinator und die Gemeinde- Berichterstattung sehr gut und intensiv behörden teilnahmen, das Thema «Alkoholkonsum und Kiffen» war. Begleitet und unterstützt wurden wir während der ganzen Zeit vom Samo- erörtert. war, der Suchtpräventionsstelle für den Bezirk Horgen, und der Fachstelle Radix. Kreuz und dem Samowar. Ebenfalls wer- • Sie fördert Raum für Spontaneität und Das Jahr 2003 war sozusagen die Initi- den Schulungen für Gastrobetriebe, De- Kreativität in der Gemeinde. alzündung für viele Aktivitäten im tailhandel, Vereine und jugendliche Par- Finanzen: Im Budget steht ein wieder- Präventionsbereich, die Folgen zeigten. tyveranstalter etc. angeboten. Die Schu- kehrender Betrag von 15’000 Franken. Dank stetiger Aufmerksamkeit und der lungen werden in der Gemeinde durch- Dieser Betrag wird zu zwei Dritteln von Sorgfalt im Umgang mit den verschiede- geführt mit Beteiligung der Gemeinde- der Politischen Gemeinde und einem nen Nutzerinnen und Nutzern ist das verwaltung und des Gemeinderates. Die Drittel von den beiden Landeskirchen ge- Horn, unsere lauschige Halbinsel am Einladung wird von der Gemeinde ver- tragen. Für Projekte kann innerhalb des Zürichsee, auch heute ein beliebter Treff- schickt. Es ist uns wichtig, immer wieder Budgetprozesses Antrag gestellt werden. punkt für Gross und Klein. zu signalisieren, dass der Gemeinderat hinter diesen Angeboten steht, den Ju- Verankerung bestehender Angebote So ging es weiter gendschutz unterstützt und als sehr wich- tig erachtet. Arbeitsgruppe Jugendprojekte (AGJP): Sie GlücksFall Leben (Suizidprävention), vertritt die Jugendlichen in der Gemein- Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 Eltern-Kind «Wir bleiben im Gespräch» Wie steht es mit der Nachhaltigkeit? de Richterswil und leistet Präventionsar- (Flyer), Kiffen 06 (Projekt der AGJP), beit. Die AGJP zählt zirka 50 Mitglieder im Lebens(t)räume (Gesundheitsprävention), Die Mitarbeit vieler engagierter Mitstrei- Alter zwischen 11 und 27 Jahren. Anlie- Musica 2010 (Lebensfreude = Präven- ter/innen in den verschiedenen Gremien, gen von Jugendlichen werden in der tion) und am 14. April 2012 startete das Organisationen und Vereinen machte es AGJP diskutiert und konkrete Projekte Projekt «Richterswil beherzt», das sich uns in Richterswil möglich, im Laufe der werden der Kommission Netz vorgeschla- nun während eines Jahres dem Thema Jahre ein solides Präventionsnetz aufzu- gen und auf Antrag auch finanziell unter- Zivilcourage widmet. bauen. Mit dem Wissen, dass Personen stützt. Der Jugendkoordinator ist verant- Im Bereich der Jugendarbeit konnten kommen und gehen, aber das Anliegen wortlich für die AGJP. Er ist aber dafür be- wir Dank einem sehr engagierten Jugend- Prävention und Jugendschutz ein stetiges sorgt, dass sie sich selber organisiert. 10
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 11 Schaffung des neuen Ressorts Gesellschaft: eine erfolgreiche Präventionsarbeit ver- Rauch entsteht, zu handeln. Wir wollen Dieses neue Ressort ist u.a. verantwort- unmöglichen. Die Vernetzung und der in unserer Gemeinde die Verhältnisse so lich für Kindheit, Jugend, Alter, Vereine, kontinuierliche Austausch zwischen den gestalten, dass sich Jung und Alt ernst ge- nommen fühlen, ihren Platz, ob räumlich oder geistig, finden und sich über die Ge- Aus der AG Netz hat sich wiederum eine AG Alkoholprävention ent- nerationen hinaus austauschen. Wir wol- wickelt, die sich spezifisch mit der Alkohol- und Tabakprävention len das Verhalten so beeinflussen, dass befasst. Diese Arbeitsgruppe organisiert seit 2003 regelmässig die sich die Menschen für einen verantwor- tungsvollen Umgang mit Suchtmitteln Testkäufe zusammen mit dem Blauen Kreuz und dem Samowar. einsetzen, sich aber auch für einen ver- antwortungsvollen Umgang mit ihren Prävention und Gesundheitsförderung in involvierten Stellen in der Gemeinde, Mitmenschen engagieren. Für unsere Ge- der Gemeinde. Damit ist zum ersten Mal aber auch im Bezirk, wie zum Beispiel mit meinde wünsche ich mir, dass eine um- ein Ressort zuständig für die Prävention. dem Samowar und dem Jugenddienst der fassende Prävention und Gesundheits- Kommission Jugend neu: Seit 2010 gibt es Kantonspolizei Zürich, sind wichtig. förderung weiterhin ihren festen Platz eine Kommission Jugend, die sich spe- Wir hatten und haben das Glück, über haben. ziell mit den Bedürfnissen der Jugendli- viele Jahre mit den gleichen engagierten chen beschäftigt und für die Umsetzung und kompetenten Personen in den ■ des neuen Jugendkonzeptes verantwort- Behörden, den Kommissionen, der Ver- lich ist. waltung, der Jugendarbeit und der Schu- Renate Büchi ist Gemeinderätin Richterswil, zustän- dig für das Ressort Gesellschaft sowie Jugendkonzept: Wir haben ein Jugend- le zusammenzuarbeiten. Ebenso hat uns Kantonsrätin SP/ZH. Sie arbeitet seit Anfang Jahr konzept zusammen mit einer grossen die Bevölkerung bei unseren Massnah- beim Samowar Bezirk Horgen als Fachfrau Sucht- Gruppe von Schlüsselpersonen aus der men unterstützt, mal kritisch, mal positiv, prävention/Ressort Gemeinden Gemeinde erarbeitet, das vom Gemeinde- aber immer interessiert. rat gutgeheissen wurde. Das Jugendkon- Es ist wichtig, nicht als Feuerwehr agie- zept ermöglicht es beispielsweise bei akut ren zu müssen, sondern schon, wenn auftretenden Problemen im Umfeld der Jugend, sogenannte Fokusprojekte zu starten. Nach einem Zwischenfall in unse- rem Jugend- und Freizeitzentrum hat sich die Kommission Jugend als Fokusprojekt 2012 die Überarbeitung des Nutzungs- und Betriebskonzepts zur Aufgabe gemacht. F&F: 2012 machen wir als Pilotgemein- de beim Projekt Früherkennung und Frühintervention (F&F) des Schweizer Kompetenzzentrums für Gesundheitsför- derung und Prävention RADIX mit. Die Gemeinde übernimmt die Projektleitung bei der Bedarfserhebung, der Auswertung und des daraus abgeleiteten Massnah- menplans. Unterstützt und begleitet wer- den wir dabei durch die Suchtpräventi- onsstelle des Bezirks Horgen. Aktiver Jugendschutz als Alltags- geschäft in Vernetzungsgremien In der Gemeinde Richterswil ist in den letzten Jahren ein umfassender aktiver Jugendschutz gewachsen. Ausgehend von einzelnen Aktionen im Bereich der Gewalt- und Alkoholprävention hat sich Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 eine Präventionspolitik entwickelt, die darauf aufbaut, dass die Präventionsarbeit ein stetiger Prozess ist, der zwar durch ein- zelne Aktivitäten thematisch gewichtet, aber nicht durch eine Aktion abgeschlos- sen werden kann. «Müssen wir jedes Jahr etwas machen? Können wir nicht einmal eine grosse Aktion machen und dann wie- der ein paar Jahre warten?», wurde ich ab und zu gefragt. Genau dies würde aber 11
P81211_laut_leise_06_12.qxp 15.05.2012 8:37 Uhr Seite 12 DANIELE GASPARINI, LEITER JUGENDARBEIT DER GEMEINDE RICHTERSWIL «Prävention kann die Entwicklung von positiven Erlebnissen ermöglichen» Die Gemeinde Richterswil betreibt seit über zehn Jahren einen aktiven Jugendschutz. Im Laufe der Zeit wurde unter anderem die Kommission NETZ gegründet, weil die Gemeinde Prävention und Gesundheitsförderung als eine dauernde und langfristige Aufgabe anerkennt. Daniele Gasparini, Leiter der Jugendarbeit, erklärt, warum er von den Möglichkeiten der Prävention überzeugt ist. Text: Brigitte Müller laut & leise: Welche Funktion und Tätig- ren Zustand zu erreichen. Natürlich gibt rung, entsteht eine vielseitige Wahrneh- keiten üben Sie als Leiter Jugendarbeit es seit jeher an einem Fest oder Grümpel- mung, was in der Gemeinde so läuft. Eine der Gemeinde Richterswil aus? turnier Jugendliche und Erwachsene, die erste Aufgabe der Kommission ist näm- Gasparini: Ich bin zuständig für alles, bis zum Umkippen Alkohol trinken. Aber lich, den Puls der Bevölkerung zu spüren, was in unserer Gemeinde mit der Jugend- auf einmal erkannte ich, dass Jugendliche damit wir an unseren regelmässigen arbeit zusammenhängt. Eine sehr wichti- einfach so Alkohol kauften, damit sie sich Treffen schneller erkennen, was in der ge Aufgabe ist die Vernetzungsarbeit mit ohne Grund volllaufen lassen konnten. Gemeinde läuft und vor allem, wo was schief laufen könnte. Aber auf einmal erkannte ich, dass Jugendliche einfach so Alkohol laut & leise: Läuft dieses Jahr ein Projekt kauften, damit sie sich ohne Grund volllaufen konnten. Diese der Kommission NETZ in Richterswil? Gasparini: Ja, wir nennen es «Richters- Beobachtung veranlasste uns, im Jugendschutz aktiv zu werden. wil beherzt». Vier ausgewählte Veranstal- tungen widmen sich dem Thema «Zivil- diversen anderen Akteuren, beispielswei- Diese Beobachtung veranlasste uns, aktiv courage». Anfang Mai findet beispielwei- se den Schulen, den Vereinen, der Polizei. im Jugendschutz zu werden. Wir waren se eine Diskussionsrunde statt zur Frage, Zudem übernehme ich als Angestellter deshalb auch zu Beginn mit dabei, als Ra- was die Diagnose Demenz für die betrof- des Ressorts Gesellschaft viele Aufgaben dix das Projekt «Die Gemeinden han- fenen Menschen und Angehörigen, aber der Kommission NETZ. Und nicht zu ver- deln» lancierte. auch für die Gesellschaft bedeutet. Oder gessen, mein Job beinhaltet auch ganz im Sommer wird ein StattGewalt-Rund- konkret die Jugendarbeit – sprich, für die laut & leise: Wie erleben Sie die Zusam- gang durchgeführt. Zudem wird an 14 Jugendlichen ein verlässlicher Ansprech- menarbeit mit den Behörden und ande- Säulen, verteilt an wichtigen Gemeinde- partner zu sein. ren Mitspielern? treffpunkten, Zivilcourage thematisiert. Gasparini: Wir kennen uns, wir tau- laut & leise: Warum engagieren Sie sich schen uns regelmässig aus und reden zu- für den Jugendschutz in Ihrer Gemeinde? erst miteinander, bevor irgendwelche Literatur zum Jugendschutz Gasparini: Ich bin selber Vater von vier Massnahmen getroffen und ausgeführt Sämtliche aufgeführten Medien finden Kindern, und obwohl mein jüngstes auch werden. Deshalb erlebe ich die Zusam- Sie unter www.gesunde-schulen.ch bzw. schon 26 Jahre alt ist, habe ich direkt er- menarbeit mit den Behörden und ande- können Sie bei infoDoc Suchtprävention lebt, was es heisst, als Jugendlicher in un- ren Akteuren der Gemeinde als sehr an- RADIX ausleihen: Adresse siehe Seite 15. serer Gesellschaft aufzuwachsen. Zudem genehm. Im übrigen gibt es die Jugendar- tat es mir schon immer weh, wenn ich sah, beit in Richterswil seit zirka 1994. Seither • Blick über den Tellerrand: Kin- dass es einem Kind nicht gut geht oder ein ist viel Positives entstanden. der- und Jugendschutz in Europa; junger Erwachsener durch sein Verhalten Aktion Jugendschutz, Landesarbeits- auffällt. Ich meine, Kinder und Jugendli- laut & leise: Was ist Sinn und Zweck der stelle Baden-Württemberg, 2010 che sollten doch eine glückliche Zeit erle- Kommission NETZ? • Evaluation des Projekts ben. Prävention kann eine Hilfe sein, dass Gasparini: Diese Kommission plant und «luegsch», Jugendschutz in unserer Jugendliche Möglichkeiten von positiven initiierte Projekte zur Prävention und Ge- Gemeinde; Christa Riesen, Felicia Erlebnissen entwickeln können. sundheitsförderung in der Gemeinde und Ritter. Bachelor Thesis, FH Nordwest- ist Teil des Ressorts Gesellschaft. Sie setzt schweiz, HS für Angewandte Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 laut & leise: Gab es einen Auslöser dafür, sich zusammen aus Mitgliedern des Ge- Psychologie, Olten, 2009 dass Richterswil sich entschlossen hat, das meinderates, der Schule, beider Kirchen, Thema «Jugendschutz» auf die Agenda diverser Vereine und Gruppierungen, die • Jugendschutz und Alkohol; zu setzen? mit Familie, Kindern, Jugend, Alter und SuchtMagazin, Seite 47, Jg.34: Nr. 6 Gasparini: Es war ungefähr 1998, als ich Sport zu tun haben. Beratend und unter- (2008: Dez.) plötzlich beobachtete, dass sich das Trink- stützt wird die Kommission durch die • Streitpunkt Jugendschutz: verhalten bei den Jugendlichen verän- Suchtpräventionsstelle Samowar des Be- verschärfen oder abschaffen?; derte. Der Alkohol wurde aus dem kultu- zirks Horgen. Weil jedes der 15 Mitglieder Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, rellen Kontext herausgerissen und war durch seine spezifische Aufgabe eine an- 2011. nur noch reiner Zweck, um einen ande- dere Art hat im Umgang mit der Bevölke- 12
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 13 laut & leise: Wenn ein Projekt durchge- Haltung aufgebaut, die hinschaut, ehrlich eine Subkultur entsteht. Was aber auch führt wurde, blieben einfach nur die Er- ist und vernetzt handeln kann. Der gros- nicht immer schlecht sein muss, sondern innerungen? se Vorteil ist dabei, dass wir nicht reagie- oft kreativ sein kann. Jugendschutz ist ein Gasparini: Ja und nein. Schöne Erinne- rungen bleiben beim Projekt «Musica». In unserer Gemeinde ist ein Bewusstsein vorhanden, und Am Herbstmarkt 2010 spielten rund 150 Musikerinnen und Musiker der Gemein- Jugendschutz wird seit Jahren thematisiert. Natürlich kennen de Richterswil an diversen Konzerten. wir trotzdem immer wieder Probleme mit Jugendlichen. Das Beim Projekt «Wie viel ist zu viel?», das hört nie auf, sondern ist eine Daueraufgabe, weil ja immer wieder die Problematik Alkohol ins Zentrum stellte, etablierte sich die Arbeitsgruppe eine neue Generation von Jugendlichen kommt. Alkohol, die sich seither regelmässig zweimal im Jahr zu einer Austauschsit- ren müssen, wenn eine Situation bereits komplexes Thema, das gesellschaftliche zung trifft. am Eskalieren ist, sondern wir frühzeitig Fragen aufwirft und vielschichtige Ant- und angemessen agieren können. worten, auf der sozialen, aber auch per- laut & leise: Welches Projekt hat Sie sönlichen Ebene enthält. beeindruckt? laut & leise: Und den Jugendlichen? Gasparini: Beim Projekt über das Kiffen Gasparini: Bei den Jugendlichen ist Ju- laut & leise: Wie erleben Sie Ihre Bezie- haben nicht wir Erwachsene die Sache gendschutz kein Thema. Wenn sie sich hung zu Jugendlichen in der Funktion als zum Laufen gebracht, sondern Jugend- äussern, dann meinen sie, sie hätten alles Jugendarbeiter? liche im Alter von 13 bis 23 Jahren. im Griff. Trotzdem ist es wichtig, dass sie Gasparini: Jugendliche suchen Emotio- Während anderthalb Jahren trafen sich für das Thema sensibilisert werden, bei- nen und keine fachlichen Tipps. Deshalb ist die Jugendlichen regelmässig und erarbei- spielsweise mit unserer alkoholfreien Bar. es entscheidend, dass ich mich im Umgang teten das Thema. Unter anderem entstand mit den Jugendlichen als Mensch einbrin- eine Ausstellung. Bei der Begleitung des laut & leise: Bei der Umsetzung der be- ge. Trotzdem bin ich nicht ihr Kumpel, Projektes habe ich viel gelernt, vor allem stehenden gesetzlichen Abgabeverbote, biete ihnen niemals das «Du» an, sondern auch, dass die Jugendlichen den Fokus oft läuft das nicht auf eine verstärkte Bevor- bin für Sie Herr Gasparini. Sie wissen aber, anders setzen als wir Erwachsene. mundung der Jugendlichen hinaus? Ju- dass sie mit allem zu mir kommen kön- gend braucht doch Freiräume und muss nen, ich ihnen immer zuhöre und ich laut & leise: Was waren Misserfolge? Eigenverantwortung lernen. mich für Ihre Anliegen einsetze. Was würden Sie heute anders anpacken? Gasparini: Grundsätzlich ist es so, dass Gasparini: Im Nachhinein ist man ja oft sich Jugendliche ihren Freiraum einfach laut & leise: Können Sie uns einen Tipp gescheiter, aber ich finde, dass wir nie ei- holen. Diese Tatsache können wir gut geben, wie Sie zu eher schwierigen Ju- nen Misserfolg mit unseren Projekten beim Alkohol beobachten. Kinder und gendlichen einen «Draht» aufbauen? hatten. Einzig, unser Zugang zu den El- Jugendliche kümmert die gesetzliche Al- Gasparini: Nicht nur schwierige Jugend- tern ist noch nicht ideal. Da braucht es tersgrenze wenig, und wenn sie wollen, liche brauchen drei Dinge: Zeit für sie ha- weitere Ideen und ein verstärktes Enga- finden sie immer einen Weg, um sich Al- ben, ihnen zuhören und Möglichkeiten gement, dass wir diese wichtigen An- kohol oder andere Suchtmittel zu organi- zeigen, wie sie ihre Wünsche erfüllen sprechpersonen gerade auch in Bezug auf sieren. Ich meine aber, dass mit den Ju- können. Die Beziehung ist entscheidend, die Jugendlichen mit unseren Anliegen gendschutz-Bestimmungen eine Orien- und dafür braucht es eine Aufbauzeit, da- erreichen können. tierung entsteht, die auch wertvoll für die mit wir uns gegenseitig kennenlernen. Eltern ist. Jugendschutz ist aber eine Grat- Bei einem Jugendlichen in einer schwie- laut & leise: Gab es Momente, wo sie al- wanderung, denn, wenn wir den Jugend- rigen Situation braucht es zudem viel Ge- les «hinschmeissen» wollten? lichen immer mehr Freiräume wegneh- duld dafür. Wenn ich aber auf den richti- Gasparini: Nein, da ich gut vernetzt bin, men, wandern diese in den Untergrund, gen Moment am richtigen Ort warte und kenne ich solche Momente überhaupt nicht. Auch nicht in der Jugendarbeit oder dem Jugendschutz, weil wir dafür JUGENDSCHUTZ IN GROSSEN STÄDTEN seit Jahren von der Gemeinde unterstützt werden. Entsteht irgendeine Missstim- Zum Beispiel in der Stadt Zürich mung, wird diese besprochen und Lösun- In der Stadt Zürich existiert ein grosses eine weitere Kooperation mit der Stadt- gen gesucht, was die Arbeit enorm verein- Freizeitangebot, das viele Leute an- polizei. Die Veranstalter müssen Mini- facht. Ich kenne aber andere Kolleginnen spricht. Hunderte von Verkaufsstellen malstandards zur Alkohol- und Tabak- und Kollegen der Jugendarbeit, die sich und Gastrobetrieben sowie Veranstalter abgabe erfüllen und bei grösseren Ver- oft als Einzelkämpfer vorkommen und im öffentlichen Raum bieten alkoholi- anstaltungen ein Jugendschutzkonzept deshalb frustriert sind. sche Getränke und Tabakwaren an. Ju- einreichen. Bei Grossanlässen (Euro08, gendschutz ist dabei immer eine grosse Knabenschiessen, Züri Fäscht) werden laut & leise: Was bringt der Jugend- Herausforderung. In Zusammenarbeit die Festwirte persönlich über die Ju- schutz der Gemeinde? mit Stadtpolizei und Blauem Kreuz en- gendschutzregelungen informiert, oder Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 Gasparini: Sehr viel, denn in unserer Ge- gagiert sich die Suchtpräventionsstelle eine Schulung ist integraler Bestandteil meinde ist ein Bewusstsein dafür vorhan- der Stadt Zürich jährlich für 100 bis 200 der Standbewilligung. den, denn der Jugendschutz wird seit Jah- Testkäufe mit Jugendlichen. Jedes Jahr Mit «We support your party» unter- ren thematisiert. Natürlich kennen wir erhalten alle Verkaufsstellen zur Unter- stützt die Suchtpräventionsstelle zudem trotzdem immer wieder Probleme mit Ju- stützung einen aktuellen Age Calculator Zürcher Jugendliche und junge Erwach- gendlichen. Das hört nie auf, sondern ist für die einfache Altersbestimmung von sene bei der Planung und Durchführung eine Daueraufgabe, weil ja immer wieder Jugendlichen. von gelungenen Events. eine neue Generation von Jugendlichen Bei Veranstaltungsbewilligungen mit kommt. Aber Behörde, Politik und alle dem Zielpublikum Jugendliche existiert weiteren Akteuren haben eine Kultur und 13
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 14 in dieser Situation die richtigen Worte fin- unsere Gemeinde ist zum Beispiel die laut & leise: Was möchten Sie anderen de, dann kann ich mit einem fünf- oder doch überblickbare Grösse entscheidend: Gemeinden aus Ihrer Erfahrung empfeh- zehnminütigen Gespräch mehr erreichen, Man kennt sich – mit all seinen Vor- und len? Und für Richterswil selber? als wenn ich diesen Jugendlichen ein hal- Nachteilen. Ist eine Gemeinde aber grös- Gasparini: Es braucht Zeit, einen langen bes Jahr regelmässig «bearbeitet» hätte. ser, muss sie sich anders organisieren. Atem, es gibt keine schnellen Ergebnisse laut & leise: Braucht Richterswil in Zu- Wichtig ist sicher, dass man den Jugendschutz als Aufgabe kunft weniger Jugendschutz, weil ja be- reits vieles richtig läuft? der Gemeinde erachtet, sich dem Thema stellt, eine sinnvolle Gasparini: Jugendschutz und Präventi- Vernetzung schafft und die Verantwortung – wie auch den on ist eine permanente Aufgabe, weil, wie bereits gesagt, ja immer wieder eine neue Erfolg – miteinander teilt. Generation nachwächst. Dieses Jahr sind wieder andere Kinder 12 Jahre alt gewor- Wichtig ist sicher, dass man den Jugend- und die Aufbauarbeit muss immer wieder den, und die haben noch nichts von schutz als Aufgabe der Gemeinde erach- geleistet werden. Aber auch ein soge- Jugendschutz etc. gehört. Es ist bei der tet, sich dem Thema stellt, eine sinnvolle nannter Projektaktivismus ist nicht för- Prävention etwa ähnlich wie bei einem Vernetzung schafft und die Verantwor- derlich. Für die Gemeinde Richterswil Garten, der Samen braucht für ein gutes tung – wie auch den Erfolg – miteinander wünsche ich mir weiterhin eine wache Gedeihen jedes Jahr Wasser und Dünger. teilt. Ein anderer Faktor ist, dass wir das und aufmerksame Haltung gegenüber Nur, weil wir etablierte Strukturen aufge- Erreichte institutionalisiert haben und Gesellschaftsthemen und viele Personen baut haben, sind wir nicht vor Verände- nicht mehr von einzelnen Personen ab- bei der Behörde, in der Politik, den Verei- rungen gefeit. Deshalb sind mir die wache hängig sind. Das Ressort Gesellschaft und nen und Organisationen, die sich mit En- Wahrnehmung und der direkte Kontakt die Kommission NETZ ist in der Gemein- gagement für eine vielfältige Lebensqua- zu den Jugendlichen so wichtig. Ich ver- deverordnung verankert und wird auch lität einsetzen. Ich freue mich noch jeden suche stets, eine Entwicklung, einen von der Gemeinde finanziert. Tag, dass ich hier Jugendarbeit machen Trend, so früh als möglich zu erfassen. kann. laut & leise: Was sollte man vermeiden? laut & leise: Wie lautet das Erfolgsrezept Gasparini: Keine Ergebnisse und nichts ■ für eine erfolgreiche Jugendschutzpolitik anderes versprechen. Prävention und auch in der Gemeinde? den Jugendschutz kann man nicht mes- Brigitte Müller, Texterin und Redaktionsleiterin laut & leise, stellte die Fragen. Gasparini: Ich kann kein Erfolgsrezept sen, das ist ein Irrglaube unserer Zeit, son- liefern, weil jede Gemeinde spezifische dern Suchtprävention ist eine Haltung. Merkmale und Vorgaben kennt, die ent- Wer Ergebnisse verspricht, ist meiner sprechende Massnahmen erfordern. Für Meinung nach zum Scheitern verurteilt. Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 14
P81211_laut_leise_06_12.qxp 10.05.2012 9:42 Uhr Seite 15 Die Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Regionale Suchtpräventionsstellen Die acht regionalen Suchtpräventions- unterstützt. Die RSPS werden haupt- Suchtpräventionsstelle für den Suchtpräventionsstelle stellen (RSPS) sind zuständig für die sächlich von den Gemeinden finanziert, Bezirk Horgen Zürcher Oberland präventive Grundversorgung in ihrer der Kanton leistet eine finanzielle Samowar, Bahnhofstr.24, 8800 Thalwil Gerichtsstr. 4, Postfach, 8610 Uster klar abgegrenzten Region. Sie initiieren Unterstützung (in der Regel 30%). Tel. 044 723 18 17, Fax 044 723 18 19 Tel. 043 399 10 80, Fax 043 399 10 81 die Basisarbeit und unterstützen und E-Mail: info@samowar.ch E-Mail: info@sucht-praevention.ch koordinieren bestehende Bestrebungen Internet: www.samowar.ch Internet: www.sucht-praevention.ch und Aktivitäten im Bereich Suchtpräven- Leitung: Marlies Desarzens Leitung: Peter Trauffer tion. Dabei orientieren sich die Stellen Suchtpräventionsstelle der (Bezirke Hinwil, Pfäffikon und Uster) an den jeweiligen lokalen und regionalen Bezirke Affoltern und Dietikon Suchtpräventionsstelle des Bedürfnissen. Die Arbeit der RSPS zielt Grabenstr. 9, 8952 Schlieren Bezirks Meilen Suchtpräventionsstelle sowohl auf Individuen (persönliches Tel. 044 733 73 65 Samowar, Hüniweg 12, 8706 Meilen Zürcher Unterland Verhalten) wie auch auf die Beeinflus- Fax 044 733 73 64 Tel. 044 924 40 10, Fax 044 924 40 11 Erachfeldstr. 4, 8180 Bülach sung von Strukturen und Lebensberei- E-Mail: supad@sd-l.ch E-Mail: meilen@samowar.ch Tel. 044 872 77 33, Fax 044 872 77 37 chen (gesellschaftliche Verhältnisse). Leitung: Cathy Caviezel Internet: www.samowar.ch E-Mail: info@praevention-zu.ch Die Angebote der Stellen, welche Internet: www.supad.ch Leitung: Tabitha Gassner, Enrico Internet: www.praevention-zu.ch geschlechts- und kulturspezifische Zoppelli Leitung a.i.: Christine Wullschleger Aspekte berücksichtigen, umfassen: Suchtpräventionsstelle des (Bezirke Bülach und Dielsdorf) Bildung, Information und Beratung von Bezirks Andelfingen Suchtpräventionsstelle Winterthur Einzelnen, Gruppen, Gemeinden usw., Landstr. 36, 8450 Andelfingen Technikumstr. 1, Postfach, Suchtpräventionsstelle Öffentlichkeitsarbeit und strukturelle Tel. 052 304 26 61 8402 Winterthur der Stadt Zürich Arbeit in Gemeinden, Stadtteilen, Quar- Fax 052 304 26 00 Tel.052 267 63 80 Röntgenstr. 44, 8005 Zürich tieren und Firmen. Die regionalen Sucht- E-Mail: Fax 052 267 63 84 Tel. 044 444 50 44, Fax 044 444 50 33 präventionsstellen sind generalistisch suchtpraevention.andelfingen@ajb.zh.ch E-Mail: suchtpraevention@win.ch E-Mail: suchtpraevention@zuerich.ch tätig und werden von den acht speziali- Internet: www.fachbereich-sucht.ch Internet: www.suchtpraev.winterthur.ch www.stadt-zuerich.ch/suchtpraevention sierten, kantonsweit tätigen Fachstellen Leitung: Sonja Ott Seifert Leitung: Markus Städler Leitung: Eveline Winnewisser Kantonsweit tätige, spezialisierte Fachstellen für Suchtprävention Die acht kantonsweit tätigen Fachstellen für Suchtprävention (KFSP) sind speziali- siert auf eine Zielgruppe, auf ein Suchtmittel, oder sie nehmen übergreifende Auf- gaben wahr. Sie arbeiten mit den regionalen Suchtpräventionsstellen zusammen. Fachstelle ASN Spezialisierte Fachstelle für Alkohol-, Pädagogische Hochschule Zürich Suchtprävention im Bereich der Volks- Alkohol- und Drogenprävention im Drogen-, und Medikamentenkonsum Fachstelle Suchtprävention schule. Dies schliesst die Arbeit mit Strassenverkehr im Zusammenhang mit Strassenverkehr. Volksschule Behörden und Eltern mit ein. Verantwort- Ottikerstr. 10, 8006 Zürich Führt diverse Animationsinstrumente Rämistr. 59, 8090 Zürich lich für die Lehrer/innenbildung in Tel. 044 360 26 00, Fax 044 360 26 05 (z.B. Funky-Bar und Fahrsimulator). Tel. 043 305 68 00, Fax 043 305 68 01 Suchtprävention. Führt eine Mediothek E-Mail: info@fachstelle-asn.ch E-Mail: suchtpraevention@phzh.ch und Dokumentationsstelle. Ausarbeitung Internet: www.fachstelle-asn.ch http://suchtpraevention.phzh.ch von Unterrichtshilfen und anderen Pro- Leitung: Paul Gisin Leitung: Ariane Koch jekten für schulische Suchtprävention. Fachstelle Suchtprävention Suchtprävention an Berufs- sowie Radix: Spielsuchtprävention & infoDoc Spielsuchtprävention: Spezialisierte Mittelschulen und Berufsbildung Mittelschulen: Koordination und Vernet- Stampfenbachstr. 161, 8006 Zürich Fachstelle für Prävention und Früh- Ausstellungsstr. 80, PF, 8090 Zürich zung, einschliesslich Arbeit mit Behör- Fax 044 360 41 14 erkennung von Spielsucht, insbesondere Tel. 043 259 78 60, Fax 043 259 78 62 den, Lehrmeistern und Eltern. Betreibt Spielsuchtprävention: Tel. 044 360 41 18 Lotteriespielsucht, und anderen Verhal- E-Mail: infosuchtpraevention@mba.zh.ch Lehrer/innenbildung in Suchtprävention, E-Mail: spielsucht-praevention@radix.ch tenssüchten. Information, zielgruppen- www.fs-suchtpraevention.zh.ch führt Mediothek und Dokumentations- Internet: www.spielsucht-radix.ch spezifische Sensibilisierung, Schulung Leitung: Vigeli Venzin stelle. Schafft Lehrmittel zur Sucht- Leitung: Christian Jordi und Fachberatung von Multiplikatoren prävention in der Sekundarstufe II. Hat infoDoc: Tel. 044 360 41 05 und Organisationen sowie Vernetzung. ein Netz von Kontaktlehrpersonen. E-Mail: infodoc@radix.ch Internet: www.infodoc-radix.ch infoDoc: Öffentliche Dokumentationsstel- FISP, Fachstelle für interkulturelle Spezialisierte Fachstelle, welche Leitung: Diego Morosoli le für alle Belange der Suchtprävention. Suchtprävention und Gesundheits- Suchtprävention für die Migrations- förderung bevölkerung im Kanton Zürich betreibt ZüFAM, Zürcher Fachstelle zur Spezialisierte Fachstelle, die primäre Kehlhofstr. 12, 8003 Zürich und koordiniert. Prävention des Alkohol- und und sekundäre Prävention des Alkohol- Tel. 043 960 01 60, Fax 043 960 01 61 Medikamenten-Missbrauchs und Medikamenten-Missbrauchs E-Mail: fisp@bluewin.ch Langstr. 229, 8031 Zürich betreibt. Internet: www.fisp-zh.ch Tel. 044 271 87 23, Fax 044 271 85 74 Suchtprävention, laut & leise, Juni 2012 Leitung: Claudia Arnold, Joseph Oggier E-Mail: info@zuefam.ch Internet: www.zuefam.ch Institut für Sozial- und Präventiv- Das Institut koordiniert und fördert im Leitung: Cristina Crotti, medizin der Universität Zürich, Auftrag der Gesundheitsdirektion die Barbara Steiger Abteilung Prävention und Gesund- Aktivitäten der privaten sowie staatli- heitsförderung Kanton Zürich chen Stellen und Akteure im Bereich Züri Rauchfrei Spezialisierte Fachstelle für Tabak- Hirschengraben 84, 8001 Zürich der Suchtprävention. Es leistet Beiträge Fachstelle für Tabakprävention prävention. Einzelberatungen (u. a. Tel. 044 634 49 99 an die Entwicklung der Suchtprävention, Zähringerstr. 32, 8001 Zürich Auskünfte zu Entwöhnungsmethoden), Fax 044 634 49 77 ist Ansprechstelle für die Öffentlichkeit Tel. 044 262 69 66, Fax 044 262 69 67 Beratung von Betrieben. Schaffung E-Mail: praev.gf@ifspm.uzh.ch und ist antragstellender Träger der E-Mail: info@zurismokefree.ch von Materialien für Schulen. Expertisen www.gesundheitsfoerderung-zh.ch gemeinsam mit allen Stellen realisierten Internet: www.zueri-rauchfrei.ch zu Tabakpräventionsprogrammen. Leitung: Roland Stähli Medienkampagne für Suchtprävention. Leitung: Christian Schwendimann Rauchstopp-Programme für Jugendliche. Im Internet: www.suchtpraevention-zh.ch
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