LBV-Kreisgruppe Coburg - Jahresprogramm 2021
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Seite 2 Kontakte LBV-Geschäftsstelle Coburg Gebietsbetreuer Cordelia Hiller Christian Fischer Ziegelei 4b 0172/8945178, christian.fischer@lbv.de 96487 Dörfles-Esbach Tel.: 09561/40797-0 Naturschutzberatung E-Mail: coburg@lbv.de Gerhard Hübner Internet: www.coburg.lbv.de 09561/40797-20, gerhard.huebner@lbv.de Geschäftskonto: Schatzmeister IBAN DE55 7835 0000 0040 2532 05 Michael Kelber BIC BYLADEM1COB 09565/2927, michael.kelber@lbv.de Sparkasse Coburg-Lichtenfels Spendenkonto LBV-Kreisgruppe Coburg LBV-Coburg 1. Vorsitzender Frank Reißenweber IBAN DE55 7835 0000 0040 2532 05 Tel.: 09561/514-4409 BIC BYLADEM1COB E-Mail: frank.reissenweber@landkreis-coburg.de Sparkasse Coburg-Lichtenfels Arbeitsbereiche/Ansprechpartner Amphibien/Reptilien Bastian Forkel Kindergruppen Bernd Leuthäusser Biotoppflege Roland Kirchner Iris Oelmann Demonstrationen Bernd Leuthäusser Landschaftspflege Frank Reißenweber Eulenschutz Werner Hellwig Naturfotografie Urs Leuthäusser Flächenbetreuung Gerhard Hübner Bastian Forkel Fledermäuse Dagmar Papadopoulos Nistkastenberatung Kai Schwämmlein Gerhard Hübner Obstbeauftragter Werner Hellwig Geschäftsstelle Cordelia Hiller Ornithologische AG Volker Weigand Gerhard Hübner Pflanzen/Pilze Alex Ulmer Greifvogelstation Ulrich Leicht Störche Hans Schönecker Thomas+Sabine Feulner Vogelschutz Frank Reißenweber Insekten Gerhard Hübner Wiesenbrüter Christian Fischer Rundbrief per E-Mail: Gerne setzen wir Sie auf unseren Verteiler. Schicken Sie uns einfach Ihre E-Mail-Adresse an coburg@lbv.de. Mitgliederservice Wenn Sie eine Adress- oder Konto-Änderung haben oder sich neu anmelden wollen, dann wenden Sie sich immer direkt an: Mitgliederservice der LBV-Landesgeschäftsstelle Postfach 1380 91157 Hilpoltstein Tel.: 09174/4775-7113 oder Fax: 09174/4775-7119 per E-Mail an: mitgliederservice@lbv.de, Internet: www.lbv.de/service
Inhalt Seite 3 In diesem Heft: Grußwort................................................................. 4 Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen..................... 6 Gebietsbetreuer Wiesenbrüter................................ 20 Interview mit Dr. Chris Loos.................................. 22 Besondere Veranstaltungen 2021........................... 25 Vier neue Kindergruppen gegründet..................... 26 Arbeit der Flächenbetreuer..................................... 30 LBV Coburg im Überblick...................................... 37 Veranstaltungen 2021............................................. 39 Unterstützung durch Habermaass-Stiftung........... 55 Aktueller Flächenankauf ........................................ 56 Sommerwanderung 2021........................................ 57 Dokumentation von Streuobstbeständen............... 58 Rettung alter Obstsorten......................................... 59 Auswilderung des Bierschnegels............................. 60 Weideprojekt in Hambach...................................... 61 Aktiver Naturschutz................................................ 62 Vereinsneuigkeiten................................................. 64 Der Vorstand des LBV Coburg............................... 67 Gefördert aus Mitteln der LBV-Stiftung Eva Herold Impressum Herausgeber: LBV Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. Geschäftsstelle Coburg Redaktion: Cordelia Hiller, Gerhard Hübner, Hannah Lorenzen Layout: Cordelia Hiller Titelbilder: Fechheimer Berg Osthang, Dr. Hubert Kluger Girlitz in einem Kirschbaum (Rückseite), Bastian Forkel Auflage: 3000 Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier. Mein Online-Druckportal
Seite 4 Grußwort ehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, das vergangene Jahr war ge- hard Hübner und Christian Fischer hat- prägt von einer weltweiten te trotz dieser Ausfälle ein immens großes Pandemie, die unser Leben – Arbeitspensum zu stemmen und leistete auch im LBV – grundlegend hervorragende Arbeit, die vom Flächenan- auf den Kopf stellte: Ein winziges Corona-Vi- kauf über verschiedene Naturschutzprojek- rus veränderte sich genetisch geringfügig und te, Braunkehlchen-Schutzmaßnahmen, der sprang von Tieren auf den Menschen über. Betreuung der Stiftungsliegenschaften mit Hätte es die unsäglichen Tiermärkte insbe- vielen Baumaßnahmen und Abstimmungen, sondere in Ostasien nicht gegeben, wäre es umfangreicher Öffentlichkeits- und Presse- wohl nie so weit gekommen. Wer aber stän- arbeit bis zur Neustrukturierung, Betreuung dig engsten Kontakt zu lebenden, zusammen- und Neugründungen von ehrenamtlichen geschnürten Schuppentieren hat (die mittler- Arbeitsgruppen reichte: So wurde die AG weile aus Afrika nach Ostasien geschmuggelt „Eulen“ nach dem traurigen Verlust ihres werden, weil die Bestände der asiatischen Ar- Leiters Gerold Schlosser jetzt wieder voll ak- ten zusammengebrochen sind) oder zu halb geräucherten Fledermäusen aus Indonesien, braucht sich nicht zu wundern, wenn er ir- gendwann krank wird. Den Menschen vor Ort sind diese Zusammenhänge nicht be- wusst, und auch hier bei uns denken die we- nigsten darüber nach, dass es Covid 19 ohne den illegalen Tierhandel und bessere Tier- haltungsformen nicht gäbe. Tierschutz und strikte Durchsetzung eines kommerziellen Handelsverbots mit Wildtieren wären auch Menschenschutz gewesen. Wären, wenn man Frank Reißenweber, 1. Vorsitzender die Warnungen der Wissenschaft spätestens seit dem Vogelgrippe-Auftreten vor wenigen tiv, eine neue AG „Naturfotografie“ wurde Jahren ernst genommen und daraus gelernt gegründet, Kindergruppen – unterteilt nach hätte… Alter – wurden gebildet, die Regionalgruppe „Steinachtal“ (gemeinsam mit der Kreisgrup- Tolles Team in unserer Geschäftsstelle – pe Kronach) sowie unsere Regionalgruppe starke Kreisgruppenarbeit trotz Corona! Neustadt machten super Naturschutzarbeit Beim LBV in Coburg mussten wie überall vor Ort. Sogar für unseren hoch verdienten die Monatsversammlungen und viele ande- Ulrich Leicht, der seit 51 Jahren die Auf- re Veranstaltungen bis Juli weitgehend ein- fangstation für verletzte Großvögel in Neu- gestellt werden. Ein Teil davon wird jetzt in und Neershof betreut, konnte ein Team von 2021 nachgeholt. Unser neues Team in der Helfern gefunden werden, die ab sofort die Geschäftsstelle mit Cordelia Hiller, Ger- Arbeit unterstützen und Vögel abholen. Da-
Grußwort Seite 5 runter befinden sich seine Nachfolger/-in- Bei Würzburg wurde der bei uns ausgestor- nen, die die Station zukünftig zusammen bene „Bierschnegel“ (eine Kellerschnecke) weiterführen werden, sobald sie die Falk- wieder entdeckt, vermehrt und konnte auch ner-Ausbildung abgeschlossen haben! Der bei uns in Coburg wieder ausgebürgert wer- LBV bedankt sich hier bei Ulrich Leicht für den, wo er früher verbreitet vorkam. das gute halbe Jahrhundert aufopferungsvoll geleisteter ehrenamtlicher Arbeit! Das Rebhuhn zeigt erstmals signifikant posi- tive Reaktionen auf die neu angelegten Blüh- Aktiv waren auch die verbleibenden AGs, die und Brachflächen im ganzen Landkreis und einfach „normal“ weiterliefen. Die ganze Ar- sogar bei den stark rückläufigen Amphibien beit wäre ohne die vielen ehrenamtlich enga- gab es interessante Wiederfunde von Knob- gierten Aktiven nicht möglich gewesen. lauchkröte bei Fürth a.Bg. und Gelbbauchun- ke bei Ebersdorf. Die dokumentierte Einwan- Unsere Mitarbeiter/-innen in Teilzeit, An- derung neuer, wärmeliebender Insektenarten nette Beuerlein, Werner Militzke und Benno (wie Weinhähnchen, Feuerlibelle, Südliche Noll sowie unser engagierter Ruheständler Mosaikjungfer) zeigt aber auch den fort- Henry Dressel, leisteten ganz erhebliche Un- schreitenden Klimawandel an. terstützung und Zuarbeit. Zum Beispiel wur- de der kleine Vorgarten vor der Geschäfts- Unsere 7,5 ha großen Weideflächen im Ham- stelle ökologisch vorbildlich gestaltet! Mit bachgrund werden nun mit Schottischen Sarah Weber und Hannah Lorenzen haben Hochlandrindern beweidet und gepflegt. Vo- wir außerdem zwei Studentinnen vom Fach gelarten wie der Wendehals und der Neun- gewonnen, die Praktika an der Geschäftsstel- töter profitieren von den vielen Insekten und le machten. Vielen Dank für Eure Hilfe! Ameisen am Wiesenboden. Neue Naturschutzflächen für den LBV Über all das und viele weitere interessante Die LBV Kreisgruppe Coburg konnte in Themen sowie das neue Jahresprogramm für 2020 – mit starker Unterstützung der neuen 2021 berichtet dieses Heft. „Stiftung für Natur und Kinder“ von unse- rem langjährigen Fördermitglied Klaus Ha- Es grüßt Sie herzlich Ihr bermaass – fünf neue Flächen mit insgesamt 5,7662 ha ankaufen, wo jetzt die Natur alleine Vorfahrt hat! Frank Reißenweber, 1. Vorsitzender Projekte und Erfolge 2020 gab es eine Reihe von schönen Natur- Jahreshauptvers. schutzerfolgen im Landkreis: So brütete die sehr seltene Wiesenweihe heuer erstmals di- für alle Mitglieder rekt neben einer LBV-Ankaufsfläche bei Un- terelldorf. Die erste sichere Brut im Landkreis am 28. September 2021 Coburg und in Oberfranken! Drei Jungvögel Termin: Dienstag, 28. September 2021, 19.30 Uhr wurden flügge. Treffpunkt: Landgasthof Kaiser, Neustadter Stra- ße 24, Dörfles-Esbach
Seite 6 Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Arbeitsgruppe Ornithologie Zwei neue Erstnachweise 2020 gelang der erste Brutnachweis der Wiesen- Und auch vom Goldbergsee gibt es weihe im Landkreis Coburg seit Aufzeichnungsbe- gute Neuigkeiten: Hier wurde im Ap- ginn der systematischen Vogelbeobachtung 1888! ril 2020 von Klaus Fritz das erste Mal Verdachtsfälle gab es schon früher, so z. B. bei Ahl- ein Wachtelkönig entdeckt. Dieser ist stadt, Elsa und Fechheim, aber heuer gelang direkt somit die 205. Vogelart, die am Gold- neben der vom LBV kürzlich angekauften Wiese bergsee dokumentiert wurde. Der an der Alster bei Unterelldorf Wachtelkönig der erste sichere Nach- (Crex crex) weis. Schon seit Mai gehört zu gab es Beobachtungen den Ral- beim Jagdflug über len. Er der LBV-Fläche, ist ein -Archiv aber erst Ende Juli heimli- hiv Arc konnte unsere Mit- cher Vo- LBV V- gliedsfamilie Hermes gel, der / ot LB / Fo i ng o: F Her es to: on im angrenzenden Ge- bert Henderk Dr. Christoph M bevorzugt treidefeld das Nest mit auf feuchten drei Jungen durch intensive Wiesen und Brach- Beobachtung aus sicherer Entfernung genau loka- flächen vorkommt und selten zu sehen lisieren. Der bewirtschaftende Landwirt war auch ist. Die 204. Art war die Zwergmö- gleich bereit, mit dem Dreschen seines Getreides we, aber die wurde eigentlich schon zu warten, woraufhin drei gesunde Jungweihen 2014 entdeckt und war jetzt erst im aufgezogen werden konnten. Nachhinein dokumentiert worden. Wer will mitmachen beim Birdrace 2021? Beim Birdrace 2020 ergatterte Bastian Forkel den 18. Platz. Aus Corona-Sicherheitsgrün- den zogen die Teilnehmer in virtuellen Teams und vor Ort alleine los, um innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Vogelarten zu fin- den. 107 Vogelarten konnte unser Jung-Orni- thologe sichten, unter anderem einen Bruch- wasserläufer am Goldbergsee! Der nächste Birdrace findet am 8. Mai 2021 statt. Wer Lust hat, mitzumachen, meldet sich beim LBV-Gebietsbetreuer Christian Fischer unter Bastian Forkel christian.fischer@lbv.de oder 0172/8945178.
Seite 7 Arbeitsgruppe Eulenschutz Der Turmfalke dominiert Foto: Urs leuthäusser Für den Turmfalken wurden uns im vergangenen Jahr 81 Bruten mit zirka 214 Jungvögeln und drei erfolgreiche Zweitbruten gemeldet! Währenddessen hatte die Schleiereule nur 13 dokumentierte Bruten mit rund 47 Jungvögeln. Von Steinkauz und Rauhfußkauz gibt es weiterhin keine Brutnachweise. Von Werner Hellwig und Reiner Hermes Ein Ergebnis der Meldungen 2020 lautet, dass der Turmfalke der wesentliche Nutznießer Im Februar 2020 fand der Nordbayerische Eu- der häufig in landwirtschaftlichen Gehöften lenstammtisch in Issigau statt, bei welchem die angebrachten Schleiereulenkästen ist. Die Kreisgruppe Coburg mit einer Abordnung von Schleiereule macht sich derzeit offenbar rar. drei Mitgliedern vertreten war. Wir haben dort Ursachen dafür sind nicht ersichtlich, da das den seit 1985 erfassten und aktuellen Entwick- Nahrungsangebot seit geraumer Zeit relativ lungsstand der Eulen im Coburger Land dar- hoch ist. Seit 2000 hat es aber immer wieder gestellt und dabei unser Fachwissen mit ausge- starke Populationsschwankungen bei den wiesenen Eulenexperten ausgetauscht. Schleiereulen im Coburger Raum gegeben, wie auch die Auswertungen von Gerold Schlosser zeigen. Erfreulich war auch die Rück- Seit dem überraschenden Tod von Gerold Schlos- kehr der Schleiereule im Fechheimer ser im Spätsommer 2018, der die AG Eulen in der Kirchturm nach den Renovierungen LBV Kreisgruppe Coburg mehr als 35 Jahre lang ge- mit einem Bruterfolg von mindestens leitet hatte, ist in der Arbeitgruppe vorübergehend vier Jungvögeln. eine Lücke entstanden. Seit Mitte 2019 wurde mit unserem Vereinsmitglied Werner Hellwig, der sich Vom Uhu gibt es zahlreiche Rufnach- parallel in der AG Störche engagiert, ein neuer Ko- weise im Landkreis Coburg. Mindes- ordinator für die AG Eulen gefunden. Da Werner tens fünf Reviere waren vermutlich Hellwig kein ausgewiesener Eulenkenner war, erfolg- besetzt, Bruten konnten allerdings te eine sukzessive Unterstützung durch die LBV-Ge- 2020 nicht nachgewiesen werden. Bei schäftsstelle und die angestammten Mitglieder der den Kleineulen kann derzeit nur der AG. Dank ihm beginnt sich die Lücke langsam zu Sperlingskauz sicher als Brutvogel in schließen. Mittlerweile liegen auch wieder Rückmel- unseren Wäldern bezeichnet werden. dungen über Belegungen und Brutnachweise von zir- Für 2021 stellt die Firma HABA dem ka 150 der rund 300 im Coburger Land installierten LBV Coburg zehn neue Schleiereu- Eulen-Brutkästen vor. Weitere Meldungen über Eu- lenkästen zur Verfügung. Wir sagen len, Falken und Käuze nimmt Werner Hellwig unter herzlichen Dank! werner.hellwig@lbv.de gerne entgegen.
Seite 8 Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Vogelauffangstation Ein neues Team für die Von Ulrich Leicht Von Thomas Feulner Auch 2020 gab es wieder ein paar Besonderheiten Im letzten Jahresheft des LBV in der Greifvogelstation: Coburg wurde der Aufruf „Dringend Hilfe für Greifvogel- - 1 Exemplar Baumfalke weiblich adult, am auffangstation gesucht“ gestar- 25.06.20 gefunden in Lempertshausen/Bad Rodach, tet. Nach 50 Jahren würde Ulrich beringt und am Fundort am 26.06.20 freigelassen Leicht gerne die Greifvogelauf- - 1 Exemplar Schleiereule juvenil aus 2020, aus fangstation in andere Hände ge- Lautertal in den Nistkasten zurückgesetzt zusam- ben. Deshalb wurden nun Helfer men mit Frank Reißenweber und Werner Hellwig für die unterschiedlichsten Aufga- - 1 Exemplar Turmfalke juvenil aus 2020, drei ben gesucht. Tage alt in Bad Rodach am 12.06.2020 gefunden, vom Ammenpaar in der Station aufgezogen und Die erste Infoveranstaltung hierzu am 16.09.2020 in Neuhof freigelassen fand am 13. Juni 2020 in der Greif- - 2 Exemplare Roter Milan juvenile aus 2020, 1 vogelauffangstation in Neu-Neers- Exemplar in Altenhof/Weitramsdorf gefunden, hof statt. Das Interesse war au- 1 Exemplar in Friesendorf/Ebersdorf, beide am ßergewöhnlich groß. Insgesamt 01.08.2020 beringt und in Neuhof/Coburg freige- interessierten sich mehr als zehn lassen Personen für eine Mitarbeit in den - 1 Exemplar Weißstorch juvenil aus 2020 aus Bad verschiedenen Bereichen: Rodach von Tierarzt Joachim Lessing gebracht, am 02.09.2020 zum Flugtraining in die Rehavoliere - regelmäßige Helfertreffen ab 13.06.2020 zur Info und Einweisung jeweils samstags von 10.00 bis 12.00 Uhr. Auch zukünftig brauchen wir Ihre starke Unterstützung für die Auffangstation. Spen- den werden gerne entgegen genommen: LBV-Coburg IBAN DE55 7835 0000 0040 2532 05 BIC BYLADEM1COB Sparkasse Coburg-Lichtenfels
Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Seite 9 Greifvogelauffangstation • Telefondienst • Vögel abholen • Pflege der Station • Pflege kranker Vö- gel Für den Punkt „Pfle- ge kranker Vögel“ ist eine Falkner-Ausbil- dung erforderlich, die Ende Oktober/Anfang November insgesamt vier Personen in Burg Rabenstein absolvie- ren wollten, jedoch hat Corona uns einen Strich durch die Rech- nung gemacht. Die Falkner-Prüfung sollte Das neue Team trif sich schon jetzt dann im Januar 2021 regelmäßig mit Ulrich Leicht. erfolgen. Wann nun ein neuer Kurs mög- lich ist, steht noch nicht fest. Die offizielle Schon jetzt trifft sich diese Gruppe regelmä- Übergabe der Greifvogelauffangstation wird ßig mit Ulrich Leicht in der Auffangstation, im Laufe des nächsten Jahres erfolgen, sobald um einen Einblick in die täglichen Arbeits- die neuen Falkner ausgebildet sind. Die Ver- abläufe zu bekommen. Ulrich Leicht wird antwortung dafür übernehmen dann Sabine dankenswerterweise auch nach der offiziellen und Thomas Feulner aus Rödental. Unter- Übergabe gerne noch mit Rat und Tat unter- stützt werden sie von einer Gruppe mit etwa stützend zur Verfügung stehen. Wir glauben, acht weiteren Personen unterschiedlichsten dass dieses neue Teammodell und die Ver- Alters. Es soll dabei insbesondere Wert auf teilung der Aufgaben auf mehrere Personen eine funktionierende Teamarbeit gelegt wer- eine sehr gute Lösung für den Fortbestand den. der Greifvogelauffangstation sein wird.
Seite 10 Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Arbeitsgruppe Störche Ein erfolgreiches Storchenjahr: Von Hans Schönecker gelauffang- und Vogelpflegestation Regenstauf Ich hatte es schon lange erwartet, dass sich überwintern und im nächsten Frühjahr frei auch in Coburg neue Weißstörche niederlas- gelassen, ein Jungstorch in Neustadt musste sen. Im Jahr 2020 haben sich zusätzlich zu den nach einem Absturz bei Flugversuchen verlet- acht Brutpaaren, die schon länger im Raum zungsbedingt eingeschläfert werden. Coburg brüten, fünf weitere Storchenpaare niedergelassen. Von den 13 Brutpaaren haben Es scheint so, dass 2020 das Storchenpaar aus elf erfolgreich Jungstörche großgezogen. Ins- Scherneck und die Störchin in Bad Rodach gesamt sind 27 Jungstörche im Juli 2020 aus- bei uns über den Winter bleiben wollen. geflogen. Mehr besetzte Horste bedeu- ten für mich als Storchen- beauftragten mehr Einsatz, Kontrollen, Hilfsmaßnahmen und fachliche Beratung beim Aufbau neuer Nisthilfen. Nur durch die Unterstützung von Brigitte und Werner Hellwig, die mich häufig begleitet und mir manche Termine abge- nommen haben, ist mir die umfangreichere Betreuung der Störche möglich gewesen. Nach einem entsprechenden Wo Licht ist, ist jedoch auch immer Schatten: Aufruf von mir haben mich 31 Meldungen Die erstbrütenden Paare in Neida und Son- über Schwarzstörche erreicht. Aus den Sich- nefeld haben ihre Jungen durch Nässe verlo- tungen lässt sich ein Schwerpunkt im westli- ren, ein Junges im Horst in Meschenbach ist chen Coburger Landkreis feststellen, so dass verstorben; ein Bad Rodacher Jungstorch war ein Horst im Waldgebiet zwischen Rudelsdorf lange in Behandlung und wird in der LBV-Vo- und Gauerstadt wahrscheinlich erscheint. Im
13 Brutpaare und 27 Jungstörche kommenden Jahr werden wir aus der Ferne das Flugverhalten der Schwarzstörche rund um dieses Waldgebiet besonders beobach- ten. In der näheren Umgebung des Horstes der zur Brut- und Aufzuchtzeit besonders scheuen Schwarzstörche sollten Störungen ferngehalten werden. Die Klimaveränderung wird wohl wieder für einen milden Win- ter sorgen, so dass ich mit der Rückkehr „unserer Störche“ im Februar 2021 rechne. Vielleicht kommen noch mehr neue Stor- chenpaare zu uns und brüten hier. Schwarzstorch-Meldungen im Coburger Land Fotos: Hans Schönecker Die Geschichte der Storchenfamilie aus Dörfles-Esbach Von Ende Mai bis Anfang September 2020 be- gleitete der Dörfles-Esbacher Olaf Pilz die Stor- chenfamilie auf dem Sendemast am TTL-Markt mit einer Kamera. Es ist ein bewegender Film entstanden, der eine Storchen-Saison aufzeichnet und das bunte Leben der Großvögel eingefangen hat. Einzigartige Aufnahmen für alle Dörfles-Es- bacher, Coburger und natürlich alle Natur- und Storchenfreunde. Der Film ist auf unserer Home- page www.coburg.lbv.de verlinkt.
Seite 12 Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Arbeitsgruppe Fledermaus Seltsame Verschwörungstheorien in Zeiten von Corona Von Dagmar und Ralph Papadopoulos Corona spielte 2020 so oft eine Rolle, dass wir das Thema mittlerweile jedes Mal aktiv anspre- chen und Infomaterial verteilen. Leider vermischen manche Leute das Corona-Virus, dessen angeblich gezielte Ausbreitung sowie wei- tere Krankheiten pauschal mit Fledermäusen, was davon zeugt, dass hier noch viel Aufklärungsar- beit zu leisten ist. Die Sympathie für die ohnehin leidgeplagten Tiere leidet leider darunter stark. Ansonsten: Der milde Winter trieb Fledermäuse früh aus ihren Quartieren. 36 Zwergfledermäuse und 13 Vertreter Braunes Langohr anderer Arten wurden gefüttert und gepflegt. Foto: Petra Altrichter Winterkontrollen ergaben leicht rückläufige Zahlen sowie die Feststel- lung der üblichen Einbruchsversuche in den Fledermauskellern (3). Alarmie- rend war der Rückgang bei den Grauen Langohren. Die Wochenstube des Großen Mausohrs in Schloss Tambach ist nach der Installation einer Zeitschaltuhr auf einem guten Weg, Hygienemaßnahmen stehen auf dem jährlichen Programm. Zählungen ergaben 434 adulte Weibchen und 290 Jungtiere, bei insgesamt 34 toten Tieren. 14 Invasionen der Zwergfledermaus aus dem Stadtbereich wurden betreut, darunter vier in ei- nem Treppenhaus „tobende“ Fledermäuse, ein Einflug einer „ferngesteuerten Virenschleuder“ und ein Einflug von „genmanipulierten“ Tieren, die „absichtlich ausgesetzt“ wurden (O-Ton der jeweils Betroffenen). Ehrenamtler, Polizei, amtlicher Naturschutz und Ärzte wurden so beschäftigt. Ein Fall von 50 Tieren in einem Altenheim wurde in „Selbsthilfe“ angegangen: Der Enkel „löste das Problem“ per Staub- sauger und „entsorgte“ die Tiere. Opfer von Klebefallen und Kaktusstacheln fielen auch 2020 an. Ein ein- drückliches Beispiel sind die mehr als 70 Meter langen Klebebänder in einer Kälbermastanlage, an denen Zwerg-, Bart- und Fransenfledermäuse sowie Schwalben zu Tode kamen (siehe Foto). Abhilfe schafften Einhausungen, die Egon Helder baute. Neue Quartiere: 5x Zwergfledermaus, 2x Braunes Langohr, davon eine Wo- chenstube.
Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Seite 13 Arbeitsgruppe Amphibien Amphibien leiden unter Trockenheit, auch die Gelbbauchunke Von Gerhard Hübner und Hannah Lorenzen Unsere heimische Amphibienfauna hat in den vergangenen, außergewöhnlich trockenen Jahren starke Probleme bekommen, insbesondere die Gelbbauchunke (Bombina variegata), die im Na- turschutzgebiet Muggenbacher Tongruben seit vielen Jahren beheimatet ist. Das ehemalige Ab- baugebiet bietet mit seinen zahlreichen ephemeren (= zeitweise austrocknenden) Kleinstgewäs- sern, dem hügeligen Gelände und den umliegenden Wäldern einen idealen Lebensraum für den in Bayern stark gefährdeten Froschlurch. Konnte man vor ein paar Jahren im späten Frühjahr noch beobachten, dass sich in beinahe jeder Pfütze etliche von den possierlichen Amphi- bien tummelten, gab es in den vergangenen zwei Jahren einen massiven Rückgang. Wo früher noch hunderte Unken gezählt wurden, konnten bei der letztjährigen Kontrollerfassung im Rahmen des Grü- nen-Band-Projekts keine zehn Individuen mehr festgestellt werden. Vor allem das ra- sche Austrocknen der nur temporär was- serführenden Pfützen und Tümpel ist eine Junge Gel bbauchunke Foto: Harald Ostrow Gefahr, denn entweder schreiten die er- wachsenen Tiere gar nicht mehr zum Laich- geschäft, oder der Unkennachwuchs vertrocknet. Langfristig ist das eine Bedrohung für die Muggenbacher Population. Dennoch gibt es auch erfreuliche Meldungen: Im vergangenen Jahr entdeckten Alex Ulmer und Harald Ostrow einen Hüpferling einer Gelbbauchunke im Wald nahe der ehemaligen Tongrube Ebersdorf. In diesem Gebiet gab es seit 2002 keinen Art- nachweis mehr! Offenbar hat sich dort unbemerkt doch Neue Arbeitsgruppe für Herpetologie geplant eine kleine reproduktionsfähige Population erhalten. Wer hat Lust, bei einer neuen Ar- Auch die diesjährige Zählung an den Amphibienzäunen beitsgruppe für Herpetologie mit- entlang von Straßen während der Frühjahrswanderung zumachen, möchte Amphibien und gab Anlass zum Aufatmen. So hat sich der nach dem hei- Reptilien im Coburger Land erfassen ßen Sommer 2018 eingetretene Rückgang im Raum Neu- und bei kleinen Biotopgestaltungs- stadt nicht weiter fortgesetzt. Im Gegenteil, man könne maßnahmen mitmachen? sogar von einer Erholung der Bestände sprechen, berichtet Kontakt: bastian.forkel@lbv.de oder unser ehrenamtlicher Amphibienretter Freimut Brückner. gerhard.huebner@lbv.de
Seite 14 Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Arbeitsgruppe Botanik Neuentdeckungen 2020 Im Handel gibt es den Kopfsalat oder den Eisberg-Salat, die aus der Gattung der Lattiche herausgezüchtet wurden und die zu den Korbblütengewächsen ge- hören. Bekannt ist auch der Rucola, welcher sich durch eine feine Schärfe auszeichnet. Und dann ist da noch der Feldsalat oder auch „Rapunzel“ genannt, der zu den Baldriangewächsen gehört, na wie beruhigend! Doch jetzt wird es etwas komplizierter. In der Gattung der Feldsalate gibt es zahl- reiche Arten, von denen bisher drei im Coburger Land dokumentiert wer- den konnten. Man findet sie auf Äckern, aber auch auf Ruderalplätzen oder Weg- rändern. Nun konnte mit dem Gekielten Feldsalat erstmals eine vierte Art bei uns nachgewiesen werden. Alle Feldsalate lassen sich am besten über die reifen Früchte unterscheiden. Der Garten-Kerbel ist eine alte, in Vergessenheit geratene Kulturpflanze. Die Art hat ein ausgeprägtes Anis-Aroma und ist in Bayern fast vollständig verschwunden. Sie tritt in zwei Varianten auf: zum einen mit kahlen glänzenden Früch- ten (Kulturform) und zum anderen mit steifen kurzen Borsten an den Früchten (Wildform). 2020 konnte die Wildform in einer Hecke am Schlosspark Hohenstein entdeckt werden. Aktuell dürften wohl kaum mehr als eine Handvoll Fundorte der Wildsippe in Bayern existieren. Ein jeder von uns kennt den Mohn als Sommer- blume der Kornfelder. Doch hinter dem Begriff „Mohn“ stecken in Bayern schon einmal drei einheimische, klar trenn- bare Arten: Klatsch-Mohn, Sand-Mohn und Saat-Mohn. Um die Sache weiter zu verkomplizieren, verbergen sich hinter dem Saat-Mohn sogar drei weitere, nicht ganz so einfach trennbare Arten: der Gewöhnliche, der Verkannte, und der Gelbmilchende Saat-Mohn. Der Saat-Mohn als Komplex ist im Coburger Land allgemein recht selten. Klar nachgewiesen wurde bisher nur der Gelbmilchende Saat-Mohn, als Ackerwildkraut auf den Langen Bergen und der Gewöhnliche Saat-Mohn auf sandigen Böden. Nun wurde 2020 ein Fokus auf die Unterscheidung der Saat-Mohnpflanzen gelegt, was zu einem ersten Fund des Ver- kannten Saat-Mohns im Coburger Land führte. Es wäre wünschenswert, wenn Funde vom Saat-Mohn sehr zeitnah gemeldet werden würden, um die genaue Art prüfen zu können.
Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Seite 15 Arbeitsgruppe Mykologie Neues aus dem Reich der Pilze Das Jahr 2020 hat der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Coburg bis November schon 116 neue Pilzarten für den Landkreis Coburg beschert. Damit steigt die Gesamtzahl der im Gebiet registrierten Pilzarten auf 3.147. Die Neufunde sind meist winzig kleine Ascomyceten oder unscheinbare phytoparasitische Pilze. Drei auffälligere Pilze sollen hier vorgestellt werden. Ein seltener Erdstern wurde bei Ahorn gefunden: der handtellergroße Raue Erdstern (Geastrum berkeleyi). In der Roten Liste Deutschland wird er unter „R“ (für Rarität) geführt. Ebenfalls eine Seltenheit ist der Kleine Specht-Tintling (Coprinopsis stangli- ana), der im Juni auf dem Magerrasen der Geiersleite bei Gemünda entdeckt wurde (Rote Liste: 3). Als Beispiel für die meist sehr kleinen Ascomyceten kann der Ahorn-Blattstiel-Becherling (Rutstroe- mia kalevi) gelten, der auf Blattstielen von vorjäh- rigem Ahorn-Laub wächst. Die zwei Millimeter kleinen Pilze lassen sich nur finden, Pilzberatungen Aufgrund des beruflichen Wechsels von wenn man am Boden kniet Alex Ulmer können wir in der LBV-Ge- und die Streuschicht ge- schäftsstelle zukünftig leider keine Pilzbe- nau absucht. Eine Lupe mit ratungen mehr anbieten. Sie können sich zehnfacher Vergrößerung aber gerne an die folgenden Pilzsachver- ist dabei unentbehrlich. Die ständigen wenden: Einstufung in der Roten Lis- • Peter Hofmann, Eisfeld, Tel.: te ist bei solchen nur selten 03686/618600 entdeckten Arten nicht möglich und lautet „nb“, was • Michael Vogel, Döhlau, Tel.: bedeutet „nicht bewertet“. 036766/22999, Mobil 0174/9582530 Texte und Fotos: Alex Ulmer, Harald Ostrow
Seite 16 Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Arbeitsgruppe Insekten Libellenkartierung schreitet kontinuierlich voran Von Gerhard Hübner Abgerundet wird das letztjährige Arten- spektrum durch Funde von Petra Altrichter, Nach Abschluss des Buches über die Tag- die die Westliche Keiljungfer bei Thann be- falter- und Widderchenfauna des Coburger obachtete. Und ihr gelang mit dem stark ge- Landes im Winter 2019 widmet sich die AG fährdeten Kleinen Blaupfeil im Kurpark Bad Insekten dem nächsten Kartierprojekt: den Rodach der dritte Nachweis dieser Art im heimischen Libellen. Coburger Land. Besonders intensive Erfassungsarbeit an den Zählt man aus jüngerer Zeit die Meldungen Gewässern leistete Reiner Hermes, der allein von der Keilfleck-Mosaikjungfer (2019 am im vergangenen Jahr 42 Libellenarten nach- Goldbergsee), der Fledermaus-Azurjungfer weisen konnte. Und das überwiegend mit und der Gebänderten Heidelibelle dazu, der Kamera. Besonders hervorzuheben ist umfasst das aktuelle Inventar beachtliche 46 der Neunachweis der Südlichen Heidelibelle Arten. Wir sind guter Hoffnung, dass wir (Sympetrum meridionale) in der Bischofsau auch die Gefleckte Heidelibelle wieder- und sowie der zweite Nachweis der Südlichen den Frühen Schilfjäger neu finden werden. Mosaikjungfer (Aeschna affinis) im Cobur- Ob uns das bei den verschollenen Libellen ger Raum am Goldbergsee. Beide sind Neu- Arktische Smaragdlibelle und Braune Mo- bürger, die aus dem Süden zu uns einwan- saikjungfer gelingen wird, ist sehr fraglich. dern. Hervorzuheben sind auch Funde von Moorgewässerarten an mehreren Stellen, wie die Große und Kleine Moosjungfer sowie die Speer-Azurjungfer. Nicht minder bemerkenswert: die Spezialisten der Fließgewässer Grüne Keiljung- fer und Gemeine Keiljungfer, die unserem Fotospezialisten vor die Linse flogen. Insbesondere die neu geschaffenen Tümpel auf LBV-Flä- chen haben sich zu wahren Hot- spots der Biodiversität entwickelt, stellte Reiner fest. Hier fliegt bei- spielsweise die in Bayern stark ge- fährdete Kleine Binsenjungfer. Südliche Heidelibelle Foto: Reiner Hermes
Neuigkeiten aus den Arbeitsgruppen Seite 17 Arbeitsgruppe Insekten Was hüpft denn da? Start eines Heuschrecken-Monitorings Die Auswirkungen des Klimawandels ma- chen sich auch bei den Heuschrecken- gemeinschaften bemerkbar, stellte der Natur- schutzfachmann an der LBV-Geschäftsstelle Coburg, Gerhard Hübner, fest, und machte sich an die Dokumentierung. Ganz klammheimlich verabschieden sich frü- her verbreitete Arten wie der Feldgrashüpfer und der Bunte Grashüpfer. Um den Status quo festzuhalten, beauftragte er die beiden Prakti- kantinnen Sarah Weber und Hannah Lorenzen Warzenbeißer Foto: Petra Altrichter mit einer umfangreichen Heuschreckenerfas- sung. Vergleichsbasis war eine Bestandserhe- Einige Arten sind wohl klimabedingt in Aus- bung auf ausgewählten Trockenstandorten von breitung: die Langflügelige Schwertschrecke 2002, aber auch neue LBV-Flächen kamen un- (von Hannah entdeckt auf unserer Salzwiese ter die Lupe. bei Unterelldorf), die Westliche Beißschrecke und die Blauflügelige Ödlandschrecke (zwei Am Koppelsberg bei Weißenbrunn vorm Wald neue Fundorte). Auch die Feldgrille ist weiter konnte Hannah eine individuenstarke Popula- auf dem Vormarsch: Eine bis dato unbekannte tion der Rotflügeligen Schnarrschrecke fest- Population wurde am Lerchenberg bei Rögen stellen. Bestätigt werden konnte der gefährdete 2020 bekannt. Hannah fand Nymphen auf un- Warzenbeißer am Fechheimer Berg und am seren Flächen am Plestener Spitzberg. Die Art Kutscherberg bei Tiefenlauter. Von den stark hat vom Weinberg Gestungshausen den Sprung rückläufigen Arten konnte Hannah noch die zur nächsten Bruchschollenkuppe geschafft. Kurzflügelige Beißschrecke (Koppelsberg Populationsgrößenschätzungen unserer Prak- und Ahlstadt am Bockstadter Weg), die Kleine tikantinnen ergaben wirklich erstaunliche Er- Goldschrecke (Fliegerberg und Koppelsberg) gebnisse: Auf der Pilgershöhe ermittelte Sarah sowie den Bunten Grashüpfer (Bockstadter in einer Hochrechnung für das 2019 zugewan- Weg und bei Ottowind) finden. Bemerkens- derte Weinhähnchen fantastische 7.920 Indi- wert sind auch Nachweise in und um die Mug- viduen. Die Blauflügelige Ödlandschrecke genbacher Tongruben, wie die der Gefleckten bei der Mahnbergbrücke bei Mönchröden hat Keulenschrecke (in Bayern gefährdet) oder der nach der Fang-Markierung-Wiederfang-Me- seltenen Nadelholz-Säbelschrecke, die im Co- thode ebenfalls einen beachtlichen Bestand: burger Land an eine Verbreitungsgrenze stößt. 344 Individuen!
Seite 18 Überraschender Erfolg: die Von Urs Leuthäusser und Bastian Forkel Angeregt durch Cordelia Hiller wurde Anfang 2020 eine neue Arbeitsgruppe ins Leben gerufen: die AG Naturfotografie. Da viele LBV-Mitglieder ihre Beobachtungen fotografisch festhalten, fand die Idee regen Zulauf. Schon beim Einstandstreffen trafen sich 10 Fotografen am Gold- bergsee zum Kennenlernen bei einem gemeinsamen Spaziergang. Mittlerweile ist die Gruppe auf über 15 Leute angewachsen und alle haben bereits Erfahrung in der Naturfotografie. Wir treffen uns regelmäßig zu Photowalks und kleinen Ausflügen. In diesem Jahr wurden ne- ben dem Goldbergsee auch der Lau- terberg fotografisch unter die Lupe genommen. Das Ziel der letzten Exkursion war die Rotwildbrunft im Thüringer Wald. Das Ziel der Naturfoto-AG ist es, die Naturfotografen aus der Region Die neue Arbeitsgruppe für Naturfotografie konnte sich zusammenzubringen und zum Aus- in 2020 wegen Corona nur selten treffen. tausch anzuregen. Es ist doch über- Foto: Bernd Leuthäusser raschend, wie viele Naturfotografen es im Umkreis von einer kleinen „Als hätte man auf die Naturfotografiegruppe nur Stadt wie Coburg gibt. gewartet. Denn schließlich hat unser Coburger Land noch sehr viel intakte Natur. Aber gezeigt wurde sie Neben den gemeinsamen Ausflügen und bisher viel zu wenig. Gute Fotos waren eher selten. Ich natürlich vielen tollen Bildern konnten in denke, das wird sich nun ändern mit dieser neu ge- diesem Jahr zwei Projekte realisiert wer- gründeten Naturfotografiegruppe im LBV, denn hier den: eine eigene Homepage und einen Na- finden sich Fotografen, die nicht nur die Liebe zur Na- turkalender. Homepage: Die vielen schö- tur verbindet, sondern die auch erstaunliche Experten nen Naturfotos hat Bernd Leuthäusser auf sind. Als ich eingeladen wurde, der Gruppe beizutre- einer eigenen Website zusammengefasst: ten, war ich besonders erfreut über die vielen jungen www.naturfoto-lbv-coburg.de. Wir freuen Fotografen, ihren Enthusiasmus, ihr Fachwissen und uns sehr, wenn Sie der Seite mal einen Be- ihr fotografisches Talent. So bin ich mir sicher, dass un- such abstatten. Neben den vielen Bildern sere Fotos ein neues Bild unserer Coburger Natur zei- aus unserem schönen Coburger Land gen werden, die es zu schützen und zu bewahren gilt.“ stellen sich die Mitglieder der Fotogrup- (Dr. Hubert Kluger) pe persönlich vor. Kalender: Zum Ende Fotos oben (von links): Andres Lützelberger, Hans Haake, Sarah-Sophie Spatz, Peter Könitzer
Arbeitsgruppe Naturfotografie der Fotosaison haben wir einen kleinen Fotokalender mit Bildern aus der Region erstellt. Eine 7-köpfige Jury wählte aus den 125 eingereichten Bildern die 13 besten heraus. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Bilder können auf unserer Website angeschaut werden, und der Kalender ist in der LBV-Geschäftsstelle, bei der Neuen Presse, in der Buchhandlung Riemann in Coburg sowie in der Buchhandlung Stache in Neustadt bei Coburg für 14 Euro erhältlich. Der Erlös geht zu 100 Prozent an den LBV. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle, die ihre Bilder eingereicht haben. Insgesamt kann man sagen, dass das erstes Jahr für die AG Natur- foto trotz Corona sehr erfolgreich war! Wer bei der neuen „Arbeitsgruppe Naturfotografie“ mitmachen möchte, meldet sich bei Bas- tian Forkel unter 0152/34262725 und bastian.forkel@gmx.de oder bei Urs Leuthäusser unter 0151/57261266 und urs.leuthaeusser@gmx.de. Naturkunde-Museum Coburg größtes Naturkunde-Museum in Nordbayern Coburg Naturkunde-Museum größtes Naturkunde-Museum in Nordbayern Edelsteine und Minerale Naturkunde-Museum Coburg Park 6, 96450 Coburg EdelsteineTierdioramen Fossilien, und Minerale Naturkunde-Museum Tel. 09561/8081-0, Coburg FAX 8081-40 Park 6, 96450 Coburg Fossilien, Tierdioramen Urmenschen, Archäologie www.naturkunde-museum-coburg.de Tel. 09561/8081-0, Fax 8081-40 Urmenschen, Archäologie Völkerkunde www.naturkunde-museum-coburg.de Öffnungszeiten: täglich 9 bis 17 Uhr Völkerkunde Karfreitag, 24.-26.12., 31.12. Öffnungszeiten: täglich 9 bis 17 Uhr und 1.1. geschlossen Karfreitag, 24.-26.12., 31.12. und 1.1. geschlossen
Seite 20 Gebietsbetreuer für Wiesenbrüter Wie geht‘s ` d en Wiesenbrütern? Kiebitz bussarde und Turmfalken. Nur im Meederer Der vermehrte Regen Rieth blieben die Braunkehlchen und zogen brachte 2020 deutlich dort wie schon im Vorjahr ihre Jungen groß. mehr Kiebitze als im Deshalb hat der Gebietsbetreuer vor allem Vorjahr in Brutstim- dort Kontakte zu den Bewirtschaftern inten- mung. Lediglich der siviert, um den Lebensraum für das Braun- Kernzone des Natur- kehlchen zu verbessern. schutzgebietes Glen- der Wiesen blieben sie fern. Bis auf wenige Wachtelkönig Ausnahmen legten die Vögel ihre Nester auf Aufgrund seiner nachtakti- Äckern an. In Abstimmung mit den Land- ven Lebensweise wissen wir wirten hat der Gebietsbetreuer Christian nur wenig über die Verbrei- Fischer diese in Abständen von mehreren tung des Wachtelkönigs bei Metern mit Stäben markiert, so dass sie bei uns. Zudem lebt er sehr der frühjährlichen Bodenbearbeitung ge- heimlich und ist vor allem schont wurden. 15 Bruten wurden bekannt, nur nachts an seinen „Crex- bei etwa 6 bis 7 Brutpaaren kamen Jungvögel crex“-Rufen zu erkennen. Um zum Schlupf, nur einer wurde jedoch flüg- dem Vogel helfen zu können, muss ge. März bis Mai und Juli bis August waren man erstmal ermitteln, wo er im Landkreis sehr trocken, keine guten Bedingungen für vorkommt. Daher haben der Gebietsbetreu- die Jungenaufzucht. Auch Störungen durch er und sieben weitere Helfer der Kreisgrup- zahlreiche Spaziergänger mit Hunden in den pe einige Nächte an verschiedenen Orten Kernbrutgebieten führen zu einem Verlust im Landkreis nach den Wachtelkönigen ge- der Gelege und Jungvögel. sucht. Nur in den Glender Wiesen wurden zwei gehört. Braunkehlchen Für die Braunkehlchen Bekassine steckte der Gebietsbetreu- Die Bekassine ist während der Zugzeit häu- er zusammen mit ehren- fig im Itzgrund und in den Glender Wiesen amtlichen Helfern des LBV zu beobachten. Zahlreich rasten sie in den Coburg im Frühjahr an ei- Glender Wiesen, wo sie auch bei der Nah- nigen geeigneten Stellen im rungssuche in den kurzrasigen Wiesen be- Itzgrund und im Meederer obachtet werden können. Zur Brutzeit Rieth 1100 Bambusstäbe in den Boden. Mit blieben jedoch nur wenige bei uns. dieser Methode sollten die Vögel angelockt Mehr als drei Brutpaare und zum Hierbleiben animiert werden. Tat- dürften es 2020 in sächlich saßen zur Zugzeit gegen Ende April den Glender Wie- bis Mai viele Braunkehlchen auf den Stäben. sen nicht gewesen Dies taten aber auch Steinschmätzer, Mäuse- sein.
Gebietsbetreuer für Wiesenbrüter Seite 21 Mitmach-Aktionen Auch 2021 kann man sich wieder für die bedrohten Wiesenbrüter einsetzen Wer hilft uns beim Kartieren? Seit der letzten landesweiten Wer Wiesenbrüter ge- Kartierung von Wiesenbrütern sehen hat oder beim Wie- vor sieben Jahren wurden viele senbrüterschutz mithelfen Anstrengungen unternommen, möchte, meldet sich beim den bedrohten Vögeln zu helfen: Gebietsbetreuer Christian Wiesen wurden vernässt und Fischer unter der Telefon- schonend bewirtschaftet, Nester nummer 0172/8945178 geschützt, ja, sogar eingezäunt, oder per E-Mail an um Gelege und Jungvögel vor christian.fischer@lbv.de. Füchsen zu bewahren. Wie haben Kiebitzgelege im Acker sich die Wiesenbrüterbestände seitdem entwickelt? Die siebte landesweite Wiesenbrüterkartie- rung in 2021 soll darüber Aufschluss geben. Hierzu wird die Hilfe vieler ehrenamtlicher Vogelkundler benötigt, um möglichst viele der zahlreichen Wie- senbrütergebiete Bayerns erfassen zu können. Geben Sie Ihrer Freizeit einen Sinn und helfen Sie mit! Informationen zum Ablauf und zur Methodik erhalten alle Interessierten ab sofort beim Gebietsbetreuer. Bitte achten Sie auch auf aktuelle Nachrichten im LBV-Rundbrief und auf unserer Homepage. Hilfe bei den Bambusstäben Auch 2021 wollen wir wieder Bambusstäbe für das Braun- kehlchen im Meederer Rieth und im Itzgrund setzen. Jeder Helfer ist herzlich wilkommen. Rent a Ehrenamtliche setzen Bambusstäbe Gebietsbetreuer! Sie können den Gebietsbetreuer auch für Führungen (Schwer- punkt Vögel) am Goldbergsee oder in den Wiesenbrüterge- bieten kostenfrei buchen (ab fünf Teilnehmer). Termine nach Unser Gebietsbetreuer Vereinbarung. Christian Fischer Fotos: Christian Fischer, Bernd Leuthäusser, Werner Koch/LBV-Archiv
Seite 22 Fragen an die Museumsleiterin der Alten Schäferei „Verantwortung für die Umwelt kann man nicht an die Politik delegieren “ Eingebettet in idyllische Streuobstwiesen ganz unterschiedlicher Bereiche versuchen bietet das Gerätemuseum in Ahorn einen wir ein spannendes Begleitprogramm zur nostalgischen Blick in längst vergangene Streuobst-Ausstellung 2021 zu entwickeln, Tage. Hier, in der Alten Schäferei, werden historische Geräte aus dem bäuerlichen und handwerklichen Bereich, bemalte Mö- bel sowie sonstige Zeugnisse der Volkskun- de der Region gezeigt. 2021 hat die Alte Schäferei jedoch das Schwerpunktthema „Streuobst“ – genauso wie der LBV. Corde- lia Hiller hat bei der Museumsleiterin Dr. Chris Loos nachgehakt. Liebe Chris, die Alte Schäferei konzent- riert sich 2021 auf das Thema „Streuobst“. Wie bist Du darauf gekommen? Den Anstoß lieferte das Naturkundemuseum Coburg mit seiner Sammlung an historischen Apfelmodellen aus dem Arnoldischen Obst- cabinett, das im Dezember 2019 im Rahmen eines Vortrags von Frau Dr. Maria Will vor- gestellt wurde. Schnell entstand der Wunsch, die Modelle in der Alten Schäferei zu zeigen. Sie bieten einen hervorragenden Anknüp- fungspunkt zur Präsentation verschiedener Objekte aus unserer großen Sammlung zu den heute zunehmend aktueller werdenden Themen wie Anbau und Verarbeitung des das von Exkursionen zum Thema Artenviel- eigenen Obstes und dessen Bevorratung. falt, über die Bestimmung von Apfelsorten Darüber hinaus möchten wir mit unseren bis hin zu Anregungen von Verarbeitungs- Ausstellungen ganz generell den Blick auch möglichkeiten reicht. auf größere Zusammenhänge lenken und die Frage nach dem Woher und Wohin stellen. Was reizt Dich an der Alten Schäferei? So gehört – in diesem konkreten Fall – der Lebensraum Streuobstwiese selbstverständ- Schon immer habe ich mich für die länd- lich dazu. Gemeinsam mit starken Partnern liche Arbeits- und Lebenswelt und deren – zuallererst dem LBV – und Vertretern enge Verzahnung mit der Umwelt interes-
Fragen an die Museumsleiterin der Alten Schäferei Seite 23 siert. Geprägt von der Haltung, dass man zwischen Festhalten an Bewährtem und dem Verantwortung für die eigene Umwelt nicht Einschlagen neuer Wege, die die notwendi- an die Politik delegieren kann, faszinieren gen Veränderungen in der musealen Welt und begeistern mich Menschen, die sich mit sich bringen. Die Alte Schäferei vor die- ehrenamtlich und mit viel Herzblut für ein sem Hintergrund leiten zu dürfen, bedeutet bestimmtes Anliegen einsetzen. Das Muse- Verantwortung für alle beteiligten Menschen um der Alten Schäferei fußt die längste Zeit und ist zugleich Motivationsquelle meiner Tätigkeit. Was wäre Dein Traum für die Alte Schäferei? Die Sammlung der Alten Schäferei versteht sich als Sacharchiv der Re- gion. Sie umfaßt Geräte und Gegen- stände aus allen Bereichen des täg- lichen Lebens. Darin liegt das große Potential der Schäferei. Denn die aktuellen Themen wie Nachhaltig- keit und Ressourcenschonung sind keinesfalls neu, sondern waren über Jahrtausende überlebensnotwendig – die Objekte unserer Sammlung geben davon beredtes Zeugnis. Gleichzeitig ist die Betrachtung der umgebenden Landschaft themenimmanent. Die Schäferei als solche hat nicht auf dem eng umgrenzten Museumsgelände, Dr. Chris Loos, Museumsleiterin sondern in der umgebenden Land- der Alten Schäferei schaft gewirkt und sie natürlich auch geprägt. So ist es nur konsequent, die auf diese Weise entstandene histori- sche Kulturlandschaft in die Weiter- seines fast 50-jährigen Bestehens zu einem entwicklung des Museums einzubeziehen. Großteil auf ehrenamtlichem Engagement. Diese Themenzusammenhänge in einem Hier wird Ehrenamt gelebt. So entsteht eine gemeinsamen Prozess mit allen Akteuren spannende Arbeitsumgebung, die mich als herauszuarbeiten und die Schäferei als Be- „Museumsfrau“ thematisch reizt und for- gegnungsort weiterzuentwickeln, ist das le- dert. Vor allem aber sind es die Menschen bendige Ziel vor meinen Augen. und ihre starke Verbindung zum Identifika- tionsort „Alte Schäferei“. Daraus entsteht ein Für Dich ist Naturschutz auch so wichtig. immerwährender Diskurs im Spannungsfeld Welche Artengruppe interessiert Dich da-
Seite 24 Fragen an die Museumsleiterin der Alten Schäferei bei besonders, und welche Themen sind Dir beschränkten zeitlichen Kapazitäten möglich, besonders wichtig? zur Erforschung der Biodiversität beizutragen. In der Alten Schäferei darf ich die Beweidung Die Dokumentation einzelner Beobachtungen unseres Geländes mit Coburger Fuchsschafen macht jeden Spaziergang und sogar den Weg durch Tristan Wolf vom Gärtnerhof Callenberg zur Arbeit zu einer kleinen Expedition, die mit begleiten. Alte Haustierrassen haben es mir jedem noch so kleinen Fund den Blick für das schon lange angetan. Dürfte ich den berühm- große Ganze weitet. ten Bauernhof mein Eigen nennen, bestünde seine tierische Gesellschaft über Fuchs- und Steinschafe hinaus aus Thüringer Waldziegen, der Steinbacher Kampfgans und Thüringer Barthühnern. Diese Arten und Rassen stehen LEBENSLAUF symbolisch und beispielhaft für die traditionel- Dr. Chris Loos, Jahrgang 1970, studierte le Tierhaltung. Nur in deren Zusammenspiel Kunstgeschichte, Volkskunde und Kir- mit anderen Landnutzungsformen ist unsere chengeschichte an der LMU München. reiche, aber durch verschiedene Faktoren wie Sie ist zertifizierte Freiwilligenkoordina- beispielsweise die Intensivierung der Land- torin und -managerin und absolvierte ein wirtschaft stark gefährdete Kulturlandschaft berufsbegleitendes Studium der Erwach- entstanden. Deren Erhalt liegt mir besonders senenbildung. Trotz der unmittelbaren am Herzen, denn durch die Vielfalt an Lebens- Berührung zur innerdeutschen Grenze räumen ist sie Heimat einer diversen Flora und in ihrem Heimatort Probstzella war ihre Kindheit von Freiheit in der Natur geprägt. Fauna. Mein besonderes persönliches Interesse Das interessierte Elternhaus, der Heimat- gilt der Ornithologie und hier vor allem der kunde-Unterricht in der Schule, aber auch Gefiederkunde. Nie hätte ich vermutet, dass es ein vorurteilsfreies Miteinander der Men- möglich ist, anhand einer einzigen Vogelfeder schen legten den Grundstein für das Inte- deren ehemaligen „Besitzer“, also die Art zu resse an der ländlichen Arbeits- und Le- bestimmen. benswelt und deren enge Verzahnung mit der Umwelt. Die thematische Verbindung Kannst Du mir kurz erzählen, in welchem aus beidem fand sie in der Alten Schäferei Naturschutzprojekt Du mitgearbeitet hast in Ahorn, die sie seit Anfang 2016 leitet. Hier ist sie zuständig für die Koordination und welche Erkenntnisse Du daraus gezogen aller Arbeitsbereiche und die Weiterent- hast? wicklung des Museums. Die Alte Schäfe- Die Einbeziehung umweltfachlicher Themen rei fasziniert sie nicht allein wegen ihrer und die Beteiligung relevanter Verbände, wie Geschichte, sondern vor allem wegen der dem LBV, in die und an der Vermittlungsarbeit vielen Menschen, die sich gemeinsam um der Alten Schäferei ist mir aus beruflicher und ihren Erhalt sorgen und kümmern. persönlicher Perspektive ein wichtiges Anlie- gen. Da meine freie Zeit stark begrenzt ist, ich aber dennoch einen Beitrag leisten möchte, be- teilige ich mich am weltweiten Citizen-Scien- ce-Projekt „iNaturalist“, einer Datenbank zur Erfassung von Pflanzen, Tieren und anderen Lebensformen. Auf diese Weise ist es auch mit
Besondere Veranstaltungen des LBV in 2021 Seite 25 Vortrag über Vortrag von Dr. Frobel: Beweidung „30 Jahre Grünes Band“ Nach nunmehr 25 Jahren Erfahrung liegen Schon vor der Wende aktivierte Dr. Kai Frobel belastbare Ergebnisse von naturnaher Be- andere Naturschützer und kämpfte mit ihnen weidung zum Einfluss auf Fauna und Flora für den Erhalt der Natur im Grünen Band, und zur Ökonomie vor. Zahlreiche wissen- wie sie den 1400 Kilometer langen innerdeut- schaftliche Untersuchungen belegen, dass schen Grenzstreifen nennen. Eine jahrzehnte- diese Landnutzungsform eine Schlüsselrolle lange Geduldsprobe begann, die am Ende von zur Sicherung der Biodiversität in unserer Erfolg gekrönt ist. Kulturlandschaft hatte und wieder haben Termin: Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr kann. Ort: St. Augustin, Festungsstraße 2, Coburg, großer Termin: Dienstag, 25. Mai, 19.30 Uhr Saal Ort: Landgasthof Kaiser, Neustadter Straße 24, Referent: Prof. Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent 96487 Dörfles-Esbach des BUND Naturschutz Referent: Dipl. Biologe Dr. Edgar Reisinger, Leitung: LBV, BUND Naturschutz und Naturkun- Naturforschende Gesellschaft Altenburg de-Museum Coburg Vortrag über neue Ausflug zur Solawi Regionalwert AG nach Bamberg Durch das Konzept einer Regionalwert AG Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, kann jeder Bürger dazu beitragen, dass die haben meist nur die Wahl, entweder die Natur Bio-Bauern vor der Haustür unterstützt oder sich selbst auszubeuten. Auch der ökolo- werden, die Region entwickelt und die Ar- gische Landbau ist von diesem Mechanismus tenvielfalt gestärkt wird. Dadurch bleibt die nicht ausgenommen. Eine innovative Strategie Wertschöpfung in der Region, es werden für eine lebendige, verantwortungsvolle Land- mehr Bio-Lebensmittel vor Ort angebaut, wirtschaft, die gleichzeitig die Existenz der verarbeitet und fair gehandelt. Und seit dort arbeitenden Menschen und einen essen- 2019 gibt es diese Bürgeraktiengesellschaft ziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwick- nun auch neu in Oberfranken. Die Idee lung leistet, ist die Solidarische Landwirtschaft stammt aus der Region Freiburg: Die dortige (Solawi): Hier tragen mehrere private Haus- Regionalwert AG wurde 2006 von dem Gärt- halte die Kosten eines ökologischen landwirt- ner Christian Hiß gegründet, ist sehr erfolg- schaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug reich und hat mittlerweile Beteiligungen an dessen Ernteertrag erhalten. 2017 hat sich in rund 100 Partnerbetrieben. Seitdem verbrei- Bamberg eine Solawi gegründet, und der LBV tet sich das Konzept über Deutschland. Coburg bekommt eine Privatführung. Termin: Dienstag, 23. Februar, 19.30 Uhr Termin: Samstag, 15. Mai, 13.00 Uhr Ort: Landgasthof Kaiser, Neustadter Straße 24, Treffpunkt: Anbaufeld der Solawi Bamberg, In der 96487 Dörfles-Esbach Südflur 8, 96050 Bamberg Referent: Dietrich Pax, Landwirt und nun Vor- Mitfahrgelegenheiten können organisiert werden standsmitglied der Regionalwert AG Ansprechpartner: Cordelia Hiller, LBV
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