AUSGESTALTUNG DER LOKALEN HÖRFUNKLANDSCHAFT IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2025 - LFK

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AUSGESTALTUNG DER LOKALEN HÖRFUNKLANDSCHAFT IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2025 - LFK
AUSGESTALTUNG DER
LOKALEN HÖRFUNKLANDSCHAFT
IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2025
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)
AUSGESTALTUNG DER LOKALEN HÖRFUNKLANDSCHAFT IN BADEN-WÜRTTEMBERG 2025 - LFK
AUSGESTALTUNG DER LOKALEN
HÖRFUNKLANDSCHAFT IN
BADEN-WÜRTTEMBERG 2025

AUFTRAGGEBER

Landesanstalt für Kommunikation
Baden-Württemberg (LFK)
Herr Thomas Rathgeb
Leiter der Abteilung Medienkompetenz,
Programm und Forschung
Reinsburgstraße 27
70178 Stuttgart

STUDIE DURCHGEFÜHRT VON

Goldmedia GmbH Strategy Consulting
Prof. Dr. Klaus Goldhammer
Tim Prien, M.A.
Johannes Renger, M.A.
Oranienburger Str. 27 | 10117 Berlin-Mitte
Tel. +4930-246266-0 | Fax +4930-246266-66
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www.Goldmedia.com

Stuttgart/Berlin, September 2017
Coverfoto: © Benicce – Fotolia.com

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Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Les-
barkeit wird im Text auf die gleichzeitige Verwen-     Redaktionsschluss: 04.10.2017
dung männlicher und weiblicher Sprachformen
verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gel-
ten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. Dies impli-
ziert keine Benachteiligung des weiblichen Ge-
schlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen
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Ausgestaltung der lokalen Hörfunklandschaft in Baden-Württemberg 2025                                           Seite 1

Inhaltsverzeichnis
1 Zusammenfassung und Fazit ................................. 3
2 Auftrag und Fragestellung .................................... 4
     2.1     Auftrag und Ziele des Gutachtens ................................................... 4
     2.2     Methodik und Hintergründe des Gutachtens ................................... 4

3 Modul I: Analyse des Status quo ........................... 6
     3.1     Stand der Hörfunk-Digitalisierung in Europa .................................... 6
     3.2     Der deutsche Hörfunkmarkt im Überblick ........................................ 9
     3.3     Technisch-strukturelle Rahmenbedingungen ...................................12
             3.3.1     Technische Distributionswege im Überblick .................................... 12
             3.3.2     Endgeräte zum Hörfunk/Audio-Empfang ........................................ 15
             3.3.3     Angebotsdistribution in Baden-Württemberg ................................. 21
             3.3.4     Ausbaupläne zur Digitalisierung des Hörfunks ................................ 24

     3.4     Wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Hörfunks .........................27
             3.4.1     Anbieterstrukturen ......................................................................... 27
             3.4.2     Aufwand und Erträge im Hörfunk in Deutschland .......................... 29
             3.4.3     Entwicklung der Werbemärkte ....................................................... 31
             3.4.4     Einwohner und Hörerbasis ............................................................. 41
             3.4.5     Radionutzung ................................................................................. 41
             3.4.6     Marktkräfte der Digitalisierung des Hörfunks.................................. 44
     3.5     Zwischenfazit: Status quo des Hörfunkmarktes Baden-Württemberg 52

4 Modul II: Prognosen zur Entwicklung der
  Hörfunklandschaft ................................................ 53
     4.1     Methodik der Forecast-Analyse......................................................53
     4.2     Forecast-Ergebnisse ......................................................................54
             4.2.1     Makroökonomische Entwicklungen ................................................ 54
             4.2.2     Population und Nutzerbasis ............................................................ 54
             4.2.3     Endgeräte-Entwicklung .................................................................. 55
             4.2.4     Werbemärkte ................................................................................. 57
             4.2.5     Wirtschaftliche Entwicklung des Hörfunkmarktes ........................... 59
     4.3     Zwischenfazit: Hörfunkmarkt bleibt fragil .......................................62

5 Modul III: Experteninterviews ............................. 63
6 Szenario-Analysen zur Zukunft des
  Hörfunkmarktes .................................................... 65
     6.1     Zur Methodik der Szenario-Analyse................................................65
     6.2     Überblick der Szenario-Modellierung .............................................68
             6.2.1     Szenario 1: Starker Hörfunk dank DAB+ ......................................... 68
             6.2.2     Szenario 2: Fragmentierter Markt analog & digital .......................... 69
             6.2.3     Szenario 3: Streaming ersetzt Terrestrik .......................................... 70
             6.2.4     Szenario 4: Radio weiter analog, Streaming stark ........................... 71
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     6.3     Ergebnisse der Szenario-Modelle ...................................................72
             6.3.1     Starker Hörfunk dank DAB+ ........................................................... 72
             6.3.2     Fragmentierter Markt analog und digital ........................................ 72
             6.3.3     Streaming ersetzt Terrestrik ............................................................ 73
             6.3.4     Radio weiter analog, Streaming stark ............................................. 74
     6.4     Zwischenfazit: Digitalisierung stellt den Hörfunkmarkt vor größere
             Herausforderungen ......................................................................75

7 Handlungsoptionen .............................................. 76
     7.1     DAB+ braucht eine starke (Simulcast-) Förderung, um sich
             durchzusetzen .............................................................................76
     7.2     Eine Zukunftsstrategie für den Hörfunk sollte auch Streaming
             berücksichtigen ............................................................................76
     7.3     Handlungsfeld Lizenzierungspolitik ................................................77
             7.3.1     Lizenzierung von Funkhausmodellen .............................................. 77
             7.3.2     Gestattung von Programmkooperationen ....................................... 78
             7.3.3     Kombi-Ausschreibungen für DAB+-Multiplexe? .............................. 79
             7.3.4     Lizenzierungsmodell-Optionen in der Übersicht .............................. 79

8 Literatur ................................................................ 81
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1          Zusammenfassung und Fazit
Dieses Gutachten zur „Ausgestaltung der lokalen Hörfunklandschaft in Baden-
Württemberg 2025“, das die Goldmedia GmbH Strategy Consulting im Auftrag
der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) Anfang 2017 realisiert hat, kommt zu
folgenden Ergebnissen:

Kernergebnisse der Prognose-Rechnungen

▪    Die Einwohnerzahlen und damit die Zahl der potenziellen Hörer wächst in Ba-
     den-Württemberg deutlich: Durch Zuwanderung und Flüchtlinge wird die Be-
     völkerungszahl bis 2025 um mindestens 570.000 Einwohner ansteigen.
▪    Das Smartphone ist „Endgeräte-Sieger“: 87% aller Haushalte werden 2025
     über mindestens ein Smartphone verfügen.
▪    Streaming-Angebote wie klassisches Webradio oder Musikstreaming-Dienste ent-
     wickeln sich weiter und gewinnen an Relevanz.
▪    DAB+ Geräte: Von heute 14,5 Prozent startend, werden in Baden-Württem-
     berg rd. 42 Prozent der Haushalte 2025 mindestens einen DAB+ Empfänger
     haben. Dies entspricht rund 2,1 Mio. Haushalten. Bis 2025 werden zudem rd.
     35% aller Pkw in Baden-Württemberg ein Empfangsgerät für DAB+ haben.
▪    Der Hörfunk-Werbemarkt bleibt zyklisch und konjunkturabhängig: Goldmedia
     erwartet einen Anstieg bis 2021 auf rd. 68 Mio. Euro in Baden-Württemberg,
     dann ist ein Absinken bis 2025 auf 59 Mio. Euro möglich.
▪    Klassisches Radio bleibt bis 2025 weiter relevantes Massenmedium trotz leicht
     sinkender Reichweiten wegen des steigenden Streaming-Wettbewerbs. Dieser
     bietet aber auch für die Anbieter zusätzliche Verbreitungschancen.

Kernergebnisse der Szenarioanalysen und Handlungsoptionen

▪    Egal welche Szenario-Annahme: Der Nutzungs-Marktanteil für Simulcast-
     Streaming wird immer rd. 20-30% erreichen. Hier könnte sich die LFK positi-
     onieren und Radio-Anbieter im Wettbewerb unterstützen.
▪    DAB+ kann sich vor allem mithilfe einer von der LFK initiierten Förderpolitik
     durchsetzen. Ansonsten droht eine Doppel-Versorgung mit unklaren Perspek-
     tiven für die Anbieter aufgrund des Wettbewerbsdrucks aus dem Streaming-
     Bereich.
▪    Ein realitätsnahes „Status quo“-Szenario führt zu schwierigen Marktverhält-
     nissen für Hörfunk-Anbieter. Daher bietet sich für die Zukunft an, verschie-
     dene, offenere Lizenzierungsmodelle zu prüfen. Dazu zählen ebenso Pro-
     grammkooperationen wie Funkhausmodelle und Kombi-Ausschreibungen für
     DAB-Plattformbetreiber. Weiter sind die Netzabdeckung und ein kommuni-
     ziertes Abschaltdatum relevante Faktoren.
▪    Die inhaltliche Lokalität der baden-württembergischen Lokalradio-Anbieter ist
     dabei ebenso eine wichtige Zielgröße wie die wirtschaftliche Stabilität. Diese
     Ziele lassen sich durch eine substantielle Gestaltung der LFK bis 2025 errei-
     chen.

Die Ergebnisse und deren Herleitung werden nun detailliert diskutiert.
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2          Auftrag und Fragestellung

2.1        Auftrag und Ziele des Gutachtens
Im Oktober 2016 hat die Landesanstalt für Kommunikation (LFK) ein Gutachten
zur „Ausgestaltung der lokalen Hörfunklandschaft in Baden-Württemberg 2025“
ausgeschrieben und am 7. Dezember 2016 die Goldmedia GmbH Strategy Con-
sulting mit der Erstellung beauftragt.
Neben den öffentlich-rechtlichen Angeboten des SWR und des Deutschlandradios
sind über UKW auf privater Seite ein landesweites Jugendradio, zwölf Lokalanbie-
ter sowie drei Regionalanbieter in Baden-Württemberg auf Sendung. Hinzu kom-
men zwölf Anbieter für nichtkommerziellen Lokalfunk (NKL), vier Lernradios sowie
vier weitere bundesweite kommerzielle Hörfunkanbieter (sog. „Nr. 7-Pro-
gramme“). Nach dem Start des bundesweiten DAB+-Multiplexes kamen zudem
neben den öffentlich-rechtlichen weitere vier private Angebote in Baden-Württem-
berg hinzu1.
Diese heterogene, gewachsene Hörfunk-Struktur in Baden-Württemberg gilt es zu
analysieren, um zukunftsweisende Szenarien für die weitere Entwicklung des Hör-
funkmarktes bis 2025 zu erstellen.

2.2 Methodik und Hintergründe des Gutachtens
Die digitale Transformation bringt für nahezu alle Wirtschaftsbereiche große Um-
brüche. Im Medienbereich sind die stark unter Druck geratenen Tageszeitungen
das wohl populärste Beispiel für die Herausforderungen, welche die Digitalisierung
für lange zuverlässig funktionierende Geschäftsmodelle mit sich bringen kann.
Auch die Hörfunkbranche befindet sich aufgrund der an Popularität gewinnenden
Online-Streaming-Angebote und der voranschreitenden Digitalisierung der terrest-
rischen Empfangswege in einem laufenden Veränderungsprozess - wenngleich
auch nicht verbunden mit ökonomischen Problemen, wie in der Presse.
Aus den erkennbaren Umbrüchen des Hörfunkmarktes ergeben sich aber speziell
für die LFK als Regulierungsbehörde grundlegende, strukturelle Fragen, wie eine
zukünftige Hörfunklandschaft Baden-Württembergs auszugestalten ist, insbeson-
dere auch mit Blick auf gewachsene Marktstrukturen mit lokalen, regionalen, lan-
des- und bundesweiten Hörfunkanbietern.
Besonders relevante Aspekte für dieses Gutachten sind in diesem Zusammenhang
unter anderem

▪    die voraussichtliche Entwicklung der technischen und wirtschaftlichen Rah-
     menbedingungen für (digitalen) Hörfunk,
▪    relevante Einflussfaktoren auf den zukünftigen Erfolg verschiedener Hörfunk-
     Verbreitungswege und ihre mögliche Ausprägung,

1
     Vgl. http://www.mediendaten.de/medienthemen/medienstandort-baden-wuerttemberg/privater-
     rundfunk/hoerfunk/ und http://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/medien_rundfunk.html
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▪    Auswirkungen möglicher Entwicklungen auf die wirtschaftliche Situation der
     Anbieter verschiedener privater Hörfunkformen (lokal, regional, landes-/bun-
     desweit),
▪    Perspektiven für den erfolgreichen Ausbau digitaler Hörfunk-Infrastrukturen
▪    sowie lizenzpolitische Rahmenbedingungen, um den digitalen Wandel im Hör-
     funk substantiell und im Interesse des Erhalts der Meinungsvielfalt im Rund-
     funk zu gestalten.

Gemäß der Ausschreibung der LFK widmet sich Goldmedia diesen und weiteren
Zukunftsfragen zum baden-württembergischen Hörfunk in diesem Gutachten an-
hand von drei Modulen.

▪    Modul 1 analysiert zum einen den Status quo der Hörfunklandschaft in Baden-
     Württemberg und bietet zum anderen Prognosen für die Entwicklung bis
     2025. Hierbei werden die bedeutendsten Kenngrößen für den Hörfunkmarkt
     berücksichtigt, so u.a. die gesamtwirtschaftliche und die demografische Ent-
     wicklung, die Reichweiten des Hörfunks und seiner näheren Konkurrenzpro-
     dukte, die Ausstattung mit digitalen Radiogeräten und die Ertrags- und Auf-
     wandssituation des privaten Rundfunks.
▪    Modul 2 beschreibt verschiedene von Goldmedia erarbeitete Szenarien, die
     mögliche Entwicklungen des baden-württembergischen Hörfunkmarktes bis
     2025 aufzeigen. Der Modellierung dieser Szenarien liegt auf Basis der Exper-
     tengespräche (vgl. Modul 3) eine Auswahl von Einflussfaktoren zugrunde, de-
     ren Ausprägung sich jeweils von Szenario zu Szenario unterscheidet. Dabei
     werden politische, technische und wirtschaftliche Einflussgrößen berücksich-
     tigt. Der Vergleich der Szenarien-Ergebnisse ermöglicht Rückschlüsse darauf,
     wie die digitale Transformation des Hörfunks in Baden-Württemberg gestaltet
     werden kann. Ein sogenannter „Custom Case“ ermöglicht zudem eine inter-
     aktive Modellierung, sodass für eine Vielzahl von Kombinationen unterschied-
     lich ausgeprägter Einflussfaktoren eine Entwicklung des Hörfunkmarktes bis
     2025 auf Basis des Goldmedia Modells errechnet werden kann.
▪    Im Rahmen von Modul 3 hat Goldmedia insgesamt 16 Expertengespräche mit
     Branchenvertretern geführt. Darunter sind Repräsentanten von privaten und
     öffentlich-rechtlichen Hörfunkanbietern, Medienpolitiker sowie Vertreter von
     Branchenverbänden. Die Gespräche wurden anonymisiert geführt, um mög-
     lichst offene Antworten zu generieren. Daher werden die Gesprächsnotizen
     und ihre Auswertung hier nicht gesondert ausgeführt werden. Die Ergebnisse
     dieser Expertengespräche dienen als eine Grundlage und zur Überprüfung der
     Szenarien in Modul 2, gleichzeitig aber auch der Validierung der Ergebnisse
     aus Modul 1 und 2.

Die Methodik der verschiedenen Ansätze dieses Gutachtens wird im Zusammen-
hang mit der Ergebnisübersicht einzeln erläutert (vgl. Kap. 4.1 und 6).
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3          Modul I: Analyse des Status quo
Radio zählt für die große Mehrheit der Bevölkerung weiter fest zum Medienreper-
toire: 78,1 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung hören werktäglich Radio.2
Die Digitalisierung wird von Hörfunkanbietern auf vielfältige Weise substantiell
mitgestaltet, beispielsweise durch eigene Streaming-Angebote und zusätzliche In-
teraktionsmöglichkeiten für die Hörer im Internet sowie durch die zunehmende
digitale Verbreitung bestehender sowie neuer Hörfunkangebote über DAB+.
Mit der Auswahl des zweiten bundesweiten DAB+-Multiplex Plattformbetreibers
Antenne Deutschland durch die Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) der Landes-
medienanstalten im Juni 2017 hat ein Zusammenschluss erfahrener Netzbetreiber
und Programmanbieter den Zuschlag für den Ausbau des digitalen Hörfunkstan-
dards erhalten.3 Mit bis zu 18 neuen nationalen privaten Angeboten werden
dadurch das Angebotsspektrum von DAB+ und damit Vielfalt und Auswahl für die
Hörer im digitalen Radiostandard deutlich erweitert.
Zugleich bringt die Digitalisierung auch branchenfremde Player in den Markt, vor
allem im Onlinebereich: So bündeln beispielsweise Aggregatoren wie radio.de,
phonostar oder TuneIn Radio-Livestreams und generieren dabei einerseits neue
Reichweiten, können aber andererseits dadurch neue Gatekeeper-Funktionen ein-
nehmen. Daneben erzielen Musikstreaming-Dienste wie Spotify, Amazon Music
oder Deezer, insbesondere bei jüngeren Zielgruppen, zunehmende Reichweiten.
Bei diesen Diensten steht die Frage im Raum, ob sie eine Konkurrenz für klassische
Radioangebote darstellen oder ob die Nutzung solcher Angebote zusätzlich zur
Radionutzung stattfindet. Umgekehrt können Musikstreaming-Dienste auch für
die klassischen Radioanbieter eine Chance sein, als neue Vertriebswege Hörerkreis
und Markenbekanntschaft zu erhöhen.
Um den aktuellen Entwicklungen angemessen Rechnung zu tragen, wird im ersten
Modul zunächst die aktuelle Lage des Hörfunks unter technischen, strukturellen
und wirtschaftlichen Gesichtspunkten analysiert. Der Schwerpunkt wird dabei auf
die Situation in Baden-Württemberg gelegt, teilweise wird zur besseren Einord-
nung auch Bezug auf die Situation in Deutschland sowie im Ausland genommen.
Auf dieser Grundlage werden im zweiten Modul die Szenarien gebildet.

3.1 Stand der Hörfunk-Digitalisierung in Europa
Eine Betrachtung zum Stand der Radiodigitalisierung in Europa ergibt zunächst ein
disperses Bild: In Nordeuropa4 stechen insbesondere Norwegen und Dänemark mit
einer nahezu vollständigen technischen Abdeckung hervor (Norwegen: 99,5 Pro-
zent der Bevölkerung, Dänemark: 98 Prozent).

2    Media-Analyse 2017 Radio I
3    Vgl. http://www.die-medienanstalten.de/presse/pressemitteilungen/die-medienanstalten/detailansicht/arti-
     cle/die-medienanstalten-pressemitteilung-102017-zweiter-bundesweiter-dab-multiplex-gvk-macht-an-
     tenne.html
4
     Die geografischen Einteilungen europäischer Länder erfolgen hier analog zur Klassifizierung der Vereinten
     Nationen, s. United Nations (o.J.)
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                        Seite 7

In beiden Ländern ist DAB(+)5 im Regelbetrieb verfügbar. In Norwegen wurde die
UKW-Abschaltung im Januar 2017 eingeleitet und soll innerhalb von 12 Monaten
in allen Regionen Norwegens erfolgen. Davon ausgenommen sind zunächst ledig-
lich kleinere Lokalanbieter sowie Community-Anbieter, für die verlängerte Über-
gangsfristen gelten.6

Abb. 1: Technische Abdeckung mit DAB/DAB+ in Europa, in Prozent der
        Bevölkerung, 3/2017

Quelle: WorldDAB; Datenabruf am 03.03.2017; Daten für einzelne Länder können älter sein

In Dänemark sollen UKW-Frequenzen abgeschaltet werden, sobald die Digitalhö-
rerquote 50 Prozent erreicht hat – momentan liegt die Quote erst bei 36 Prozent.7
Schweden dagegen befindet sich noch in einer Digitalradio-Testphase und hat den
Wechsel von UKW zu DAB+ vorläufig gestoppt.8

5
     Die in diesem Kapitel genannten Länder senden teilweise sowohl DAB als auch per DAB+ . Die Prozentwerte
     für die techn. Abdeckung beziehen jeweils beides additiv mit ein, sofern nicht anders vermerkt.
6
     WorldDAB (2017b)
7
     WorldDAB (2017a)
8
     Fuhr, M. (2015): „Schweden und Niederlande wollen UKW-Hörfunk nicht abschalten“, online:
     https://www.teltarif.de/dab-dab-plus-digitalradio-multimedia/news/60186.html, abgerufen 06.03.2017;
     WorldDAB (2016)
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                       Seite 8

Das Vereinigte Königreich (UK) gilt als Vorreiter bei der Digitalisierung und weist
eine technische Abdeckung von 97 Prozent der Bevölkerung auf, 87 Prozent der
Neuwagen in UK werden serienmäßig mit DAB/DAB+-Geräten ausgestattet.9
In Osteuropa hingegen ist die technische Abdeckung deutlich geringer: Während
Polen (56 Prozent), Tschechien (58 Prozent) und Slowenien (73 Prozent) bereits
mehr als die Hälfte der Bevölkerung über DAB erreichen, wird in der Slowakei (24
Prozent), Ungarn (30 Prozent) oder Rumänien (10 Prozent) deutlich weniger als die
Hälfte der Bevölkerung erreicht.
In Südeuropa zeigt insbesondere Italien eine relativ hohe Abdeckung und versorgt
drei Viertel der Bevölkerung (75 Prozent), während in Spanien rechnerisch lediglich
jeder fünfte Einwohner mit Digitalradio erreicht wird (20 Prozent).

Tab. 1: Technische Abdeckung mit DAB/DAB+ in Europa, 3/2017

                                                  Technische                          Einwohner pro
       Land             Digitalangebote                              Einwohner
                                                  Abdeckung                           Digitalangebot
                           DAB         DAB+          in Prozent           in Mio.                in Tsd.
Norwegen                     63            45          99,50%                 5,1                    47
Schweiz                      15           121          99,50%                 8,1                    60
UK                          487             8          97,00%                64,1                   129
Irland                       21            10          56,00%                 4,6                   148
Niederlande                   -           112          95,00%                  17                   152
Slowenien                     -            12          73,00%                 2,1                   175
Dänemark                     14            14          98,00%                 5,6                   200
Schweden                     10            16          35,00%                 9,1                   350
Tschechien                    -            29          58,00%                10,5                   362
Belgien                      16            12          95,00%                  11                   393
Italien                       -           136          75,00%                60,8                   447
Deutschland                   -           150          96,00%                81,6                   544
Frankreich                    -           115          19,00%                  63                   548
Österreich                    -            15          29,00%                 8,5                   567
Slowakei                      -             8          24,00%                 5,4                   675
Polen                         -            28          56,00%                38,5                 1.375
Ungarn                        -             7          30,00%                 9,9                 1.414
Spanien                      18             1          20,00%                46,4                 2.442
Rumänien                      6             -          10,40%                  20                 3.333
Quelle: WorldDAB; Datenabruf am 03.03.2017; Daten für einzelne Länder können älter sein; Sortierung nach
Bevölkerungsabdeckung aufsteigend

In Westeuropa gibt es in den Niederlanden (95 Prozent), Belgien (95 Prozent) und
insbesondere in der Schweiz (99,5 Prozent) sehr hohe Digitalradio-Abdeckungen.
In der Schweiz ist ein Übergangsprozess definiert, der zunächst Marketing- und
Kommunikationsmaßnahmen mit begleitender Hörerforschung bis 2019 vorsieht

9
     WorldDAB (2017c)
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)   Seite 9

und im Anschluss eine phasenweise Abschaltung der UKW-Angebote in den Jah-
ren 2020 bis 2024 einläutet.10
In Frankreich beträgt die Abdeckung hingegen lediglich 19 Prozent. In 2017 wird
DAB+ dort insbesondere in Straßburg, Lille und Lyon weiter ausgebaut, die großen
Privatradiogruppen RTL, Lagardère, NRJ und NextRadioTV beteiligen sich allerdings
nicht daran, sondern bauen auf eine Verbreitung über mobiles Internet.11
Bei einer Analyse fällt auf: Länder, in denen die DAB+-Einführung in konkrete
Übergangsprozesse gemündet sind, zeigen ein sehr niedriges Verhältnis von Ein-
wohnern pro Digitalradioangebot: In Norwegen und der Schweiz kommen 47.000
bzw. 60.000 Einwohner auf ein Angebot im Digitalradio. In Deutschland liegt diese
Zahl mit 544.000 Einwohnern pro Digitalradioangebot deutlich höher.

3.2 Der deutsche Hörfunkmarkt im Überblick
In Deutschland können bis zu 96 Prozent der Bevölkerung Digitalradio via DAB+
technisch empfangen. Unterschieden wird zwischen einer „Portablen Indoor“-Ver-
sorgung12 und einer „Mobilen“ Versorgung über DAB+ (Abb. 2).
Indoor werden bisher 82,2 Prozent der Einwohner erreicht, das entspricht einer
Flächenabdeckung von 73,1 Prozent. Mobil werden hingegen bereits 95,8 Prozent
der Bevölkerung erreicht, was eine Flächenabdeckung von 91,7 Prozent bedeutet.

Abb. 2: Bundesweites DAB+ Netz im Kanal 5C, 2016

Versorgung 110 Senderstandorte
(Ende 2016)

 Versorgt          Portabel
                                 Mobil
 mit               Indoor

 Versorgte
                   67,6 Mio.     78,9 Mio.
 Einwohner

         In %      82,2          95,8

 Versorgte
                   261.699       328.174
 Fläche (km2)

         In %      73,1          91,7

Quelle: Media Broadcast (2016)

Der technische Aufbau des ersten bundesweiten Multiplex im Kanal 5C wird in
Deutschland über den Service Provider Media Broadcast durchgeführt, der im Jahr
2011 mit dem Aufbau von 27 Sendeanlagen startete.

10
     BAKOM (2014)
11   WorldDAB (2017d); Sprenger (2016).
12
     Empfang in Wohnungen über Geräte mit eigener Antenne
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                       Seite 10

Bis Ende 2016 waren 110 Sendeanlagen in Betrieb.13 2017 will Media Broadcast
den Ausbau auf insgesamt 120 Anlagen weiter vorantreiben14, für fünf Sender-
standorte ist die Inbetriebnahme bereits erfolgt (Stand: Mai 2017, vgl. Tab. 2).
Nach der Auswahlentscheidung der GVK der Landesmedienanstalten für den Platt-
formbetreiber Antenne Deutschland wird noch im Laufe des Jahres 2017 voraus-
sichtlich ein zweiter bundesweiter Multiplex starten und die 13 Angebote aus dem
ersten Multiplex ergänzen (vgl. 3.3.4).

Tab. 2: Fest geplante neue Senderstandorte der Media Broadcast für den
        ersten DAB+-Multiplex mit Aufschaltung in 2017, Stand: 5/2017
 Bundesland               Standort         Aufschal-  Details
                                           tung
 Baden-                   Bad              20.04.2017 Versorgung Nordost-Baden-
 Württemberg              Mergent-                    Württemberg, Gebiet zwischen
                          heim                        Heilbronn und Würzburg mit
                                                      5kW Sendeleistung
 Schleswig-               Bungs-           09.05.2017 Versorgungsverbesserung Ost-
 Holstein                 berg                        Schleswig-Holstein mit 0,5kW
                                                      Sendeleistung
 Mecklenburg-             Neubran-         16.05.2017 Versorgungsverbesserung Zent-
 Vorpommern               denburg                     ral-Mecklenburg-Vorpommern
                                                      mit 2 kW Sendeleistung
 Brandenburg              Branden-         26.07.2017 Versorgung West-Brandenburg,
                          burg                        insbes. entlang der A2, mit 3kW
                                                      Sendeleistung
 Brandenburg              Templin          26.07.2017 Versorgungsverbesserung in Ost-
                                                      Brandenburg mit 10kW Sende-
                                                      leistung
Quelle: Goldmedia 2017 nach: Media Broadcast 2017: „Ausbau des bundesweiten Digitalradio-Sendernetzes
durch MEDIA BROADCAST geht weiter voran“, online: https://www.media-broadcast.com/uploads/media/PM_
DAB_Ausbau_2017_final.pdf, abgerufen: 08.05.2017

Auf Bundesebene wird die Digitalisierung des Hörfunks durch das „Digitalradio
Board“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ko-
ordiniert. Dem Gremium gehören Vertreter von Bund und Ländern, öffentlich-
rechtlichen und privaten Rundfunkanbietern, Landesmedienanstalten, der Bundes-
netzagentur sowie von Radio- und Automobilherstellern an. Ziel des Gremiums ist
es, einen konkreten Plan für die Umstellung des Analogradios auf digitale Technik
zu erarbeiten.
In der ersten Sitzung am 17. Juni 2015 wurden die Prämissen für die Roadmap
erläutert. Am 16. Februar 2017 wurde der „Aktionsplan für die Transformation

13
     Media Broadcast 2016: „KLAR. MEHR. HÖREN. Der neue Hörfunkstandard: Digitalradio mit DAB+“, online:
     https://www.media-broadcast.com/fileadmin/Downloads/Radio/MB007_DAB_plus_Facts-
     heet_DE_R1_17.pdf, abgerufen: 21.03.2017
14   Digitalradio Deutschland 2017: „DAB+: Bund und Länder gemeinsam für den Erfolg von Digitalradio“,
     online: http://digitalradio.de/index.php/de/pressebereich-downloads-zum-digitalradio/item/dab-bund-und-
     laender-gemeinsam-fuer-den-erfolg-von-digitalradio-auswahlentscheidung-zum-zweiten-bundesmux-im-
     juni-dab-autoradios-immer-beliebter, abgerufen: 09.03.2017
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                    Seite 11

der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter“15 verabschiedet. Dieser sieht fol-
gende Eckpunkte16 vor:
1. „Smart-Radio“-Regelung: Verpflichtende Ausstattung von Hörfunkempfangs-
   geräten mit mindestens einer digitalen Schnittstelle
2. Schaffung einer Regelung, die sicherstellt, dass vom öffentlich-rechtlichen
   Rundfunk freigegebene analoge Übertragungskapazitäten nicht mehr für eine
   Realisierung von neuen oder veränderten analogen Rundfunkbedarfen zur Ver-
   fügung stehen
3. Unterstützung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetze
4. Bereitstellung der erforderlichen Übertragungskapazitäten zur Realisierung ei-
   nes zweiten bundesweiten DAB+-Multiplex durch die Bundesnetzagentur
5. Schaffung der Voraussetzungen für die Nutzung von TPEG
6. Verständigung auf eine Methode zur Ermittlung der DAB+-Geräteausstattung
7. Weiterentwicklung der Messmethoden zur Radionutzung in Abstimmung mit
   der ag.ma, die auch die Nutzung der digitalen terrestr. Verbreitung umfasst
8. Politische Begleitung des Transformationsprozesses von der analogen zur digi-
   talen Hörfunkverbreitung durch Evaluation und Fortschreibung der Roadmap
Anzumerken ist, dass der Aktionsplan kein festes Abschaltdatum für UKW bein-
haltet. Jedoch wird darauf verwiesen, dass es in den Ländern unterschiedliche me-
dienrechtliche Vorgaben für die Verbreitung von Hörfunkangeboten über UKW
gibt. So soll in Sachsen die terrestrische Hörfunkübertragung ab 2026 ausschließ-
lich digital erfolgen. Auch im Mediengesetz von Sachsen-Anhalt ist ein Abschalt-
datum für UKW vorgesehen, derzeit ist dies der 31. Dezember 2025.
Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT), zunächst Mitglied des
Digitalradio Boards, lehnte den Aktionsplan als „nicht markttauglich“ ab und be-
endete daher seine Mitarbeit. Aus Sicht des VPRT sehe der Aktionsplan kein markt-
konformes Szenario vor. Der Übertragungsstandard DAB+ werde einseitig und an
den Markt- und Nutzungsgegebenheiten vorbei gefördert. Es sei nicht akzeptabel,
dass freiwerdende UKW-Frequenzen keiner neuer Verwendung zugeführt werden
sollen. Außerdem wird vom VPRT kritisiert, dass die Regelung für Hörfunkemp-
fangsgeräte mobile Endgeräte ausklammere, obwohl Smartphones ein wichtiger
und wachsender Markt für den digitalen Radioempfang seien.17
Dem gegenüber steht der Verein Digitalradio Deutschland, eine „Gemeinschafts-
initiative von ARD, Deutschlandradio, privaten Radioanbietern, Geräteherstellern
und Netzbetreibern“. Er begrüßt den Aktionsplan als „Meilenstein in der Ge-
schichte des Hörfunkstandards DAB+ in Deutschland und in Europa“. Der Verein
bedauert die Ablehnung durch den VPRT, betont aber gleichzeitig, dass der VPRT

15   Der Aktionsplan wird von der parlamentarischen Staatssekretärin Dorothee Bär an die Staatssekretärin
     Heike Raab (Rheinland-Pfalz) zur weiteren Beratung an die Rundfunkkommission der Länder übergeben.
16
     Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017), S. 4
17
     VPRT 2017: „Privatradios verlassen Digitalradio-Board des Bundesverkehrsministeriums ohne Zustimmung
     zu einem gemeinsamen Aktionsplan“, online: http://www.vprt.de/verband/presse/pressemitteilungen/con-
     tent/privatradios-verlassen-digitalradio-board-des-bundesverkeh?c=4, abgerufen 23.02.2017
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                            Seite 12

nicht für „die Privatradios“ in Gänze spreche und dass der zweite Privatradiover-
band APR dem Aktionsplan zugestimmt habe.18

3.3 Technisch-strukturelle Rahmenbedingungen
In diesem Kapitel wird der aktuelle Stand der technischen und strukturellen Rah-
menbedingungen für den Hörfunk in Deutschland und Baden-Württemberg ge-
schildert. Dazu gehören die technischen Distributionsmöglichkeiten des Radios im
Allgemeinen ebenso wie die Verfügbarkeit entsprechender Empfangsgeräte.
Darüber hinaus gibt das Kapitel einen Überblick über Status quo und Ausbaupläne
der digitalen Hörfunk-Infrastruktur in Baden-Württemberg sowie die Zusammen-
hänge der Regulierung im Hörfunk.

3.3.1 Technische Distributionswege im Überblick
Generell werden Hörfunkinhalte übertragen durch terrestrische Antennen via UKW
(analog) und DAB+ (digital), als Online-Stream über das Internet (stationärer An-
schluss: über Kabel, DSL oder indirekt per WLAN und beim mobilen Zugang: über
3G oder LTE) sowie über Kabel und Satellit.
UKW stellt dabei momentan den Hauptübertragungsweg dar. Viele Hörfunkange-
bote, die über UKW empfangbar sind, werden auch auf zahlreichen anderen We-
gen (DAB+, per Kabel, Online als sog. IP-Radio, Satellit usw.) übertragen. Die öf-
fentlich-rechtlichen Hörfunkangebote, welche per UKW verbreitet werden, sind
zusätzlich über DAB+ empfangbar. Zusätzlich wird eine zunehmende Zahl an Pri-
vatradioangeboten über DAB+ verbreitet.

Abb. 3: Hörfunk-Empfangsgeräte in Deutschland, 2013 bis 2016, in Mio.
        und Veränderung in Prozent

              - 3%                + 29%                + 49%                - 7%                - 2%

 200
           143,5
           142,9
           139,6

           139,4

 180
 160
 140
 120
 100
  80
  60
  40
                                                                       9,8
                                                                       9,5

                                                                       9,1
                                                                       8,4
                                8,2
                               6,4

                                                                                           6,2
                                                                                           6,2

                                                                                           6,1
                                                                                           6,0
                               4,9

                                                   4,6
                                                   3,1
                               2,7

                                                   1,9
                                                   1,3

  20
   0
               UKW                DAB+               IP-Radio               Kabel             Satellit

                                      2013      2014      2015       2016

Quelle: Goldmedia nach: Digitalisierungsbericht 2016, S. 54. UKW in 2016 ohne eigenständige Erfassung von
MP3-Playern mit UKW-Empfang. IP-Radio in 2016 erstmals inklusive fest installierte IP-Radiogeräte im Auto

18   Verein Digitalradio Deutschland 2017: „Meilenstein für die digitale Hörfunkverbreitung: Verein Digitalradio
     Deutschland begrüßt Aktionsplan des Digitalradio Boards“, online: www.digitalradio.de/index.php/de/pres-
     sebereich-downloads-zum-digitalradio/item/meilenstein-fuer-die-digitale-hoerfunkverbreitung-verein-digi-
     talradio-deutschland-begruesst-aktionsplan-des-digitalradio-boards-der, abgerufen 23.02.2017
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                Seite 13

Klar ist aber, dass die Verbreitung der knapp 140 Mio. UKW-Empfangsgeräte in
Deutschland in den letzten Jahren leicht gesunken ist (-3%), während die Zahl der
Empfänger für DAB+ (+29%) und vor allem für IP-Radios (+49%) von 2013 bis
2016 deutlich zugenommen hat (vgl. Abs. 3.3.2).

Terrestrischer Hörfunk
Für den terrestrischen Hörfunk werden zahlreiche Sendeanlagen betrieben, die sich
entweder in direktem Besitz der öffentlich-rechtlichen Anbieter befinden oder von
privaten Anbietern vermietet werden. Als privater Sendernetzbetreiber tritt haupt-
sächlich die Media Broadcast auf, welche die von ihr vermieteten Sendeanlagen
zumeist auf Türmen und Masten der Deutsche Funkturm GmbH betreibt oder auf
Türmen, die sich im direkten Eigentum der Media Broadcast befinden. Daneben
konnten sich in den vergangenen Jahren eine Reihe weiterer privater Sendernetz-
betreiber wie die Uplink Network oder Divicon Media etablieren, die zunehmenden
Wettbewerbsdruck im Markt entwickeln.
Für die analoge Verbreitung eines Hörfunkangebots über UKW wird in der Regel
an einem zentralen Playout das Sendesignal des Anbieters via Richtfunk oder lei-
tungsgebunden an die Hauptsenderstandorte übermittelt. Neben den Hauptsen-
deanlagen müssen auch die kleineren Füllsender versorgt werden, die das Angebot
oft über einen „qualitativ besonders hochwertigen Empfänger“ von den Haupt-
sendeanlagen empfangen und selbst wieder ausstrahlen („Ballempfang“)19. In ei-
nigen Fällen (z.B. für das Deutschlandradio) wird das Signal auch via Satellit an die
Hauptsendeanlagen übertragen, dabei wird das digitale Satellitensignal dann von
den Sendeanlagen in ein analoges Signal gewandelt, bevor es auf die Sendefre-
quenz moduliert wird.
Für die Verbreitung über DAB+ wird ein Angebot zunächst digital codiert. Das Au-
diosignal wird anschließend mittels eines sogenannten Multiplexers mit weiteren
Angeboten zu einem „Ensemble“, also einem Bündel an Angeboten, zusammen-
geführt. Auch bei DAB+ erfolgt die Signalzuführung zu den Sendeanlagen über
Richtfunk oder leitungsgebunden. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Vorgehens-
weisen.

▪    Möglichkeit 1: Ein ETI-Signal (Ensemble Transport Interface) wird an den Mo-
     dulator in der Sendeanlage gesendet. Im Sender erfolgt die benötigte Modu-
     lation und die Synchronisation für den Gleichwellen-Sendebetrieb.
▪    Möglichkeit 2: Das Sendesignal wird schon im Playout auf die Trägerfrequenz
     moduliert und in einem IP-fähigen Format an die Sendeanlagen geschickt.
     Dadurch entfallen Prozessschritte im Sender, die bereits zuvor zentral im Play-
     out ausgeführt wurden, wodurch Kosten eingespart werden können.

DAB+ wird über Gleichwellennetze verteilt, das heißt jeder Senderstandort eines
Netzes sendet auf der gleichen Frequenz. Dadurch können große Flächen mit nur
einer Frequenz abgedeckt werden. Im Gegensatz zu UKW gibt es keine Störstrah-
lung durch angrenzende Senderstandorte, vielmehr ergänzen diese sich gegensei-

19
     Meinke, H.H./Gundlach, F.W. 1992: „Taschenbuch der Hochfrequenztechnik“, Bd. 3, S. 15
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                        Seite 14

tig. UKW-Angebote hingegen müssen auf unterschiedlichen regionalen Frequen-
zen, die zuvor aufwändig koordiniert wurden, ausgestrahlt werden, um Störein-
strahlung zu vermeiden. UKW-Signale sind zudem störanfälliger (z.B. durch Signal-
reflexion) und müssen durch mehr Stützfrequenzen und Füllsender unterstützt
werden als DAB+-Signale.20

Distribution über das Internet/Webradio
Webradio-Angebote werden über das Internet übertragen, indem für jeden Hörer
ein Stream ausgeliefert wird. Die Hörfunkanbieter stellen ihr Angebot einem Inter-
netserviceprovider zur Verfügung, der dieses digitalisiert und über Streaming-Ser-
ver an die Hörer weiterverbreitet. Die benötigten Bandbreiten für Audiosignale sind
mit bis zu 128 kbit/s vergleichsweise gering. Bei vielen gleichzeitigen Hörern wer-
den dennoch entsprechend höhere Bandbreiten erforderlich.
Vorteil der Übertragung über das Internet ist die Möglichkeit, die Nutzung exakt
technisch zu messen. Allerdings fehlen bei dieser Messung im Gegensatz zu her-
kömmlichen Reichweitenmessungen die soziodemografischen Daten der Nutzer.
Die Bandbreiten der Mobilfunktechnologien UMTS und LTE sind schon heute aus-
reichend, um Audio-Streaming auch mobil, speziell per Smartphone, zu nutzen.
Allerdings ist die Versorgung mit schnellem mobilen Internet in Deutschland bei
Weitem nicht flächendeckend.
Da für jeden Nutzer ein Stream übertragen werden muss, war diese Technik bis-
lang wirtschaftlich schlecht geeignet, um alle (mobilen) Nutzer gleichzeitig zu er-
reichen. Abhilfe kann hier der sog. Broadcast-Modus (eMBMS) schaffen, der im
4G-Standard (LTE) bereits vorgesehen ist, aber bisher nicht zum Einsatz kommt.21
Auch für den Nachfolge-Standard 5G, der ab 2020 Marktreife erreichen soll, wer-
den Broadcast-Funktionalitäten entwickelt. Hierbei werden die klassischen Punkt-
zu-Punkt-Verbindungen erweitert auf Punkt-zu-Mehrpunkt-Verbindungen, sodass
auf Basis des Mobilfunksignals eine „Ausstrahlung“ ähnlich der klassischen Ver-
breitungswege möglich wird und die Kosten für viele Einzelverbindungen vermin-
dert werden (für Details zu eMBMS vgl. 3.4.6).

Hörfunk-Distribution über Kabel und Satellit
UKW-Hörfunk ist auch über Kabel zu empfangen. Dazu wird von den großen Ka-
belnetzanbietern häufig das UKW-Signal an regionalen Kopfstellen abgegriffen
und in das Kabelnetz eingespeist. Beim Hörer kann das Signal aus der Kabeldose
direkt zur Stereoanlage geführt werden, dafür ist lediglich ein einfaches Anten-
nenkabel notwendig.
Aktuell steht die Radioübertragung via Kabel zur Diskussion, da die Kabelnetzbe-
treiber auf den leistungsfähigeren Standard DOCSIS 3.1 umsteigen möchten. Die-
ser Standard definiert für den Upstream den Frequenzbereich 5 bis 204 MHz – die

20   Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) 2016: „KRITIS-Sektorstudie Medien und Kultur“,
     BSI, S. 156
21
     die medienanstalten 2015: „Digitale terrestrische Verbreitung des lokalen/regionalen Hörfunks“, online:
     http://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/Download/Positionen/Gemeinsame_Positio-
     nen/20151020_Digitalradio_lokal_regional.pdf, abgerufen 07.02.2017
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                         Seite 15

UKW-Frequenzen liegen mitten in diesem Frequenzbereich und könnten ggf. zu-
gunsten eines besseren Upstreams anderweitig genutzt werden.
Es gibt Alternativen, Radio weiter über Kabel zu verbreiten, die aber entweder mit
technischem Aufwand beim Hörer oder mit Einbußen beim Upstream verbunden
wären.22 Unitymedia wollte die Verbreitung ursprünglich zum 30.06.2017 einstel-
len, hat später jedoch mitgeteilt, dass analoges Radio via Kabel noch mindestens
bis zum Jahr 2020 übertragen werde.23
Alternativ können Radioangebote zum Teil über das Kabelnetz auch mittels TV-
Empfangsgeräten gehört werden. Vor allem die Angebote der ARD werden über
den Kabel-TV-Standard DVB-C mit ausgestrahlt.
Ebenso ist per Satellit ein Hörfunk-Empfang neben der TV-Nutzung möglich.
Marktbeherrschender Anbieter hierfür ist die SES S.A. mit dem Satelliten Astra
19,2° Ost. Über diesen sind neben den öffentlich-rechtlichen Radioangeboten vor
allem große landes- und bundesweit über terrestrische Standards verbreitete Hör-
funkangebote zu empfangen. Deren Anbieter verfügen über die entsprechenden
finanziellen Mittel für die Satellitenverbreitung und erhoffen sich dadurch Reich-
weitensteigerungen.24

3.3.2 Endgeräte zum Hörfunk/Audio-Empfang
Märkte entstehen dort, wo Nutzer mit entsprechenden Endgeräten sind. Die fol-
genden Abschnitte analysieren daher die aktuelle Verbreitung verschiedener tech-
nischer Geräte, die Radioempfang ermöglichen.

Abb. 4: Anzahl der Hörfunk-Empfangsgeräte in Dt., in Mio., Stand: 2016

                                                               8,244
                                                                                           UKW/Analog
                                                                                           DAB+
                                                                  4,636
                                                                                           IP-Radio
        139,385
                                                                                           Kabel
                                                                 9,119

Quelle: ALM 2016: „Digitalisierungsbericht 2016“

22   Neuhetzki, T. (2016): „Radio könnte schnellerem Kabel-Internet zum Opfer fallen“, online: https://www.tel-
     tarif.de/kabel-netz-radio-ukw-frequenzen-docsis-zukunft/news/63231.html, abgerufen 28.03.2017
23
     Fuhr, M. (2016): „Unitymedia will Radio weiter auch analog ausstrahlen“, online: https://www.telta-
     rif.de/unitymedia-kabel-ukw/news/64761.html, abgerufen: 28.03.2017
24
     Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) 2016: „KRITIS-Sektorstudie Medien und Kultur“,
     BSI, S. 157
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                      Seite 16

Die meisten Empfangsgeräte sind noch analog
Der Digitalisierungsbericht 2016 weist insgesamt rund 161,3 Mio. Radio-Emp-
fangsgeräte in Deutschland aus. Davon entfällt mit 139,4 Mio. Geräten (92,6 Pro-
zent) der mit Abstand größte Anteil auf klassische UKW-Radios. Daneben sind 8,2
Mio. DAB+-Radiogeräte (5,5 Prozent) sowie 4,6 Mio. IP-Radiogeräte (2,0 Prozent)
im Umlauf (vgl. Abb. 4).25
Auf bundesweiter Haushaltsebene herrscht mit 93,3 Prozent nahezu eine Vollver-
sorgung der Haushalte mit UKW-Empfängern. 12,6 Prozent der Haushalte in
Deutschland verfügen über mindestens ein DAB+-fähiges Endgerät. In absoluten
Zahlen ausgedrückt besaßen 4,97 Mio. Haushalte in 2016 mindestens ein DAB+-
Radio, das sind fast eine Million mehr als noch 2015. Damit haben inzwischen rd.
9,5 Mio. Menschen (oder 13,8 Prozent der Personen ab 14 Jahren) Zugang zu
digitalem Radioempfang über DAB+.
Darüber hinaus sind 8,6 Prozent der Haushalte mit einem IP-Radio ausgestattet
und 29 Prozent der Haushalte können Radio über Kabel oder Satellit empfangen.

Überdurchschnittlich viele DAB+-Empfangsgeräte in Baden-Württemberg
Im Vergleich der Bundesländer liegt Baden-Württemberg in Sachen DAB+ seit
2015 klar über dem Bundesschnitt. Baden-Württemberg gehört neben Sachsen
(15,6 Prozent) und Bayern (15,0 Prozent) zu den drei Ländern mit der höchsten
Ausstattungsquote, wobei nach einem deutlichen Sprung von 7,3 Prozent (2014)
auf 14,0 Prozent (2015) der Haushalte im Südwesten bis 2016 nur noch um 0,5
Prozentpunkte zulegen konnte. (vgl. Abb. 5 und Abb. 6).

Abb. 5: Ausstattung der Haushalte mit Radiogeräten für verschiedene
        Empfangswege 2016, in Prozent

                                   Schnitt Deutschland         Baden-Württemberg

100                94,5 93,3                                                                          100
 90                                                                                                   90
 80                                                                                                   80
 70                                                                                                   70
 60                                                                                                   60
 50                                                                                                   50
 40                                                                                                   40
                                                                               29,5 29
 30                                                                                                   30
 20                                                14,5 12,6                                          20
 10                                                                                                   10
     0                                                                                                0
            Mind. 1 analoges Gerät            Mind. 1 DAB+-Gerät        Mind. 1 Gerät über Kabel
                                                                              oder Satellit

Quelle: Goldmedia Analyse nach: die medienanstalten 2016: „Digitalisierungsbericht 2016“

Damit verfügten 14,5 Prozent der Haushalte in Baden-Württemberg 2016 über
mindestens ein DAB+-fähiges Empfangsgerät.

25
         ALM (2016): „Digitalisierungsbericht 2016“, S. 54
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                       Seite 17

Abb. 6: Anteil der DAB+-Haushalte in Baden-Württemberg und im
        deutschen Bundesdurchschnitt, 2014-2016, in Prozent

                                  Baden-Württemberg            Bundesdurchschnitt

                                                   14,0                              14,5
                                                                                             12,6

                                                              10,0

               7,3          7,5

                     2014                               2015                              2016

Quelle: ALM (2015/2016): „Digitalisierungsbericht 2015“; „Digitalisierungsbericht 2016“

Markt für digitale Empfangsgeräte in Deutschland wächst stetig
Der Absatz von digitalen Radio-Empfangsgeräten steigt stetig. Von Beginn der Er-
hebung des Digitalisierungsberichts der Landesmedienanstalten im Jahr 2013 bis
2016 hat sich die Anzahl der DAB+-Geräte von rd. 2,7 auf rd. 8,2 Mio. Geräte
mehr als verdreifacht.
Allein 2016 wuchs die Zahl der Geräte gegenüber 2015 um +29%. Basierend auf
den Daten aus den jährlichen Digitalisierungsberichten der Medienanstalten hat
Goldmedia eine Prognose für die Entwicklung der Zahl von DAB+-Geräten und -
Haushalten errechnet: 2025 wird es demnach rd. 30 Mio. Geräte in rd. 15 Mio.
DAB+-Haushalten geben (vgl. Abb. 7).

Abb. 7: Goldmedia-Prognose zur Entwicklung von DAB+-Geräten und
        DAB+-Haushalten in Deutschland, in Mio., 2015-2025

                                                                                   29,7
 30                                                                         27,5
                                                                     25,3                    DAB+-
 25                                                           23,0                           Geräte
                                                       20,8
 20                                             18,6
                                         16,4
                                  14,0
 15                                                                                          DAB+-
                        11,0                                                       15,2
                                                                            14,3             Haushalte
                                                                     13,4
 10              8,2                                          12,4
                                                       11,4
         6,4                                    10,4
                                         9,3
                                  8,1
   5                        6,5
                 5,0
         4,0
   0
        2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025

Quelle: Goldmedia-Forecast 2017 nach: Digitalisierungsberichte der ALM
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                      Seite 18

Der Zuwachs an DAB+-Geräten insgesamt ist auch auf den deutlichen Zuwachs
DAB+-fähiger Autoradios zurückzuführen: 7,5 Prozent der Autoradios waren 2016
DAB+-fähig, insgesamt machen sie 37 Prozent aller DAB+-Geräte aus.
Während die Zahl der Autoradios 2016 gegenüber 2015 um rd. 62% zunahm,
stieg die Zahl der Empfangsgeräte in Wohnungen lediglich um rd. 15%.26 Bislang
ist der Anteil stationärer Endgeräte (63%) noch größer als der Anteil von Empfän-
gern in Pkws (37%), bis 2021 wird sich das Verhältnis jedoch voraussichtlich –
aufgrund des verstärkten Einbaus von DAB+-Radios in Neuwagen – umgekehrt
haben (vgl. Abb. 8).

Abb. 8: DAB+-Geräte in Deutschland: Anteil am Gesamtmarkt und
        Wachstum 2016 ggü. 2015 (außen), in Prozent

                                 37%
                                           8,2 MIO.
                                           ENDGERÄTE
                                           IN 2016                 63%

       +62%                                                                       +15%

Quelle: Goldmedia auf Datenbasis der ALM (2016), S. 55

IP-basierter Hörfunk-Empfang findet über verschiedene Endgeräte statt
Neben DAB+-Endgeräten zeigen auch IP-fähige Radio-Empfangsgeräte ein erheb-
liches Wachstum.27 Der Absatz stieg von 2015 zu 2016 um 49 Prozent auf insge-
samt 4,64 Mio. Geräte. Davon sind 4,09 Mio. Geräte in Wohnungen (88 Prozent)
und 0,54 Mio. IP-fähige Autoradios (12 Prozent). Bei den stationären IP-Radios
handelt es sich bei 41 Prozent um hybride Geräte, die DAB+ und IP-Radio empfan-
gen können28 (vgl. Abb. 9).
Vergleicht man die Anzahl der IP-Geräte mit der Verbreitung von Endgeräten, die
auf anderen Technologien basieren, so erscheint der Anteil zunächst gering: IP-
Radiogeräte liegen deutlich hinter DAB+-Endgeräten (vgl. Abb. 3, Abb. 4).
Doch die Hörfunknutzung über das Internet spielt keine marginale Rolle: Mindes-
tens 34,1 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren hörten laut Digitalisie-
rungsbericht im Jahr 2016 Radio über das Internet – allerdings hauptsächlich über
Smartphones (17,3 Prozent), PC (12,9 Prozent), Laptops (10,6 Prozent), Tablets
(6,4 Prozent) und Smart-TVs (4,7 Prozent) – und nur wenig über ein festes IP-

26
     ALM (2016): „Digitalisierungsbericht 2016“, S. 55
27   IP steht für Internet Protocol. IP-Radioempfänger sind somit „Internetradios“, die das Hörfunkprogramm
     z.B. über WLAN oder über eine mobile Datenverbindung via Mobilfunknetz empfangen.
28
     ALM (2016): „Digitalisierungsbericht 2016”, S. 55
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                        Seite 19

WLAN-Radio-Gerät (2,9 Prozent). Dennoch verzeichneten die IP-fähigen Radioge-
räte in Wohnungen 2016 gegenüber 2015 ein deutliches Wachstum von 32%.29

Abb. 9: IP-Radiogerätetypen in Deutschland, 2016, in Prozent

                                          IP-Radiogeräte

                                                                                                 Hybrid:
                                                                                  36%
                                                                                  41%
                                                                                                 IP & DAB+
                       12%                88%

                                                                                  52%
                                                                                  59%            IP-Only

Quelle: Goldmedia auf Datenbasis ALM (2016): „Digitalisierungsbericht 2016“, S. 55

Da die meisten internetfähigen Endgeräte Audio-Streams abspielen können, ist die
reine Anzahl an IP-Radios kein ausreichender Indikator für Nutzung und Bedeutung
dieses Übertragungsweges.

Abb. 10: Ausstattung deutscher Haushalte mit internetfähigen Endgerä-
         ten und Radio-Empfangsgeräten, 2015-2016, in Prozent

      93,5 95,0                                                                      93,0 93,3
                                                                                                         2015
                                                                                                         2016
                     68,0 68,5

                                    51,3 49,4

                                                           37,6
                                                    31,8
                                                                          27,6
                                                                   20,1
                                                                                                   10,0 12,6

      Mobiltelefon     Laptop       PC stationär      Tablet        Smart-TV         UKW-Radio    DAB+ Radio
     (Smartphone,
        Handy)
Quelle: Statistisches Bundesamt (2016): „Ausstattung privater Haushalte mit Informations- und Kommunika-
tionstechnik – Deutschland“, online: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Einkommen
KonsumLebensbedingungen/AusstattungGebrauchsguetern/Tabellen/Infotechnik_D.html, abgerufen:
17.05.2017; Ecke, O. (2016): „Sonderauswertung - Entwicklung der Verbreitung und Nutzung des Radio-
empfangs in Deutschland. Aktuelle Ergebnisse aus dem Digitalisierungsbericht 2016“, in: die medienanstalten
(2016): „Digitalisierungsbericht 2016“, S. 4

29
       ALM (2016): „Digitalisierungsbericht 2016”, S. 57. Im weiteren Verlauf des Gutachtens werden noch an-
       dere Werte diskutiert. (vgl. Abs. 4.2)
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)   Seite 20

Vielmehr ist in diesem Zusammenhang auch die Verbreitung weiterer internetfähi-
ger Endgeräte wichtig. Abb. 10 zeigt deutlich, dass der Großteil der deutschen
Haushalte auch ohne IP-Radiogeräte ausreichend mit anderen internetfähigen End-
geräten ausgestattet ist, um Radio über das Internet zu empfangen.
Dem Smartphone kommt hier eine besondere Bedeutung zu: Es ist einerseits das
primäre Empfangsgerät für internetbasierten Radioempfang und wird andererseits
nicht nur für den mobilen Empfang genutzt, sondern darüber hinaus zunehmend
auch zu Hause, indem es beispielsweise an Funklautsprecher gekoppelt wird.30

30
     ALM (2016), S. 58
Studie im Auftrag der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)                                            Seite 21

3.3.3 Angebotsdistribution in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg sind 28 Angebote über UKW und bislang 30 Angebote
über DAB+ empfangbar.31 Diese Angebote sind entweder lokal oder regional, viele
aber auch landes- oder sogar bundesweit zu empfangen (vgl. Tab. 3).
Digitalangebote erreichen in der Regel eine größere Gebietsabdeckung als UKW-
Angebote. Während über UKW viele Angebote lokal oder regional ausgestrahlt
werden, werden Digitalangebote via DAB+ bislang zumindest landesweit, teilweise
sogar bundesweit verbreitet.

Tab. 3: Hörfunkanbieter in Baden-Württemberg nach technischem
        Übertragungsweg und Angebotsart (ÖR/Privat), 2/2017

                                       UKW                              DAB+                             Internet2

                            ▪     2 Angebote                 ▪     3 Angebote                   ▪     13 (davon 8 SWR4
                                  bundesweit                       bundesweit                         mit
  öffentlich-rechtlich

                                  (Deutschland-                    (Deutschlandfunk,                  seinen Regional-
                                  funk, Deutsch-                   Deutschlandfunk                    ausgaben, alle
                                  landfunk Kultur)                 Kultur, Deutsch-                   Simulcast)
                            ▪     6 Angebote                       landfunk Nova)
                                  landesweit1                ▪     6 Angebote
                                  (SWR 1-4, SWR Aktuell,            landesweit1
                                  DASDING)
                                                                   (SWR 1-4, SWR Aktuell,
                                                                   DASDING)

                            ▪     1 überregionales           ▪     10 Angebote                  ▪     167 (davon
                                  Jugendradio                      bundesweit                         28 Simulcast,
                            ▪     3 regionale                ▪     11 Angebote                        29 Online-Sub-
  kommerziell

                                  Angebote                         landesweit                         marken von UKW-
                            ▪     12 lokale                                                           Anbietern und ein
                                  Angebote                                                            Anbieter User Ge-
                            ▪     4 weitere                                                           nerated Radio,
                                  Angebote                                                            laut.fm)
                            ▪     12 nicht-
  NKL u. Lernradios

                                  kommerzielle
                                  Angebote
                            ▪     4 Lernradios

Quelle: Goldmedia-Analyse auf Grundlage der LFK-Hörfunkliste vom 23.02.2017, sowie der UKW-Angebotsliste
des SWR mit Stand 02/2017 und Daten des Goldmedia Webradiomonitors 2016; NKL = nicht kommerzielle
Radios. 1Ohne Regionalausgaben von SWR4. 2Umfasst diejenigen Internet-Angebote, die in Baden-
Württemberg produziert werden.

Digitalradio wird in Baden-Württemberg aktuell über vier Multiplexe gesendet:
Dazu gehören der bundesweit einheitliche erste Multiplex 5C, die vom SWR be-

31
                         Nicht berücksichtigt sind hier die Nichtkommerziellen Radios (NKL) und Lernradios. Stand 03/2017.
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