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Leben & Wohnen Immobilienbeilage Samstag/Sonntag, 18./19. April 2020 Heute: Möbe Eiscreme l in farben Haus mit Vergangenheit und Zukunft Mit viel Eigenleistung und Herzblut bauten sich die Bauherren den desolaten Dachboden eines Rheintalhauses zur Traumwohnung um und aus.
4 Leben & Wohnen Samstag/Sonntag, 18./19. April 2020 Vorarlberger Nachrichten Samstag/Sonntag, 18./19. April 2020 Vorarlberger Nachrichten 5 HAUS MIT GESCHICHTE Der Eingang des ca. 300 Jahre alten Hauses liegt im Westen an der Straße, 1956 erweiterte man, was am Sprung im weißen Sockel ablesbar ist. VERBESSERUNG DER WOHNQUALITÄT IM ALTBAU Die Loggia ist 3,20 Meter tief, von den schrägen, holzbeplankten Dach- untersichten beschrimt und vor Witterung geschützt. Haus mit Vergangenheit NEUE AUSSENKANTE Der Stall am östlichen Ende des Hauses wurde ab- gebrochen, dafür gibt es unter dem neu A gedeckten Dach nun eine Loggia. und Zukunft lte Gebäude stecken und Eingang liegen im Westen an Meter breites, knapp 18 Meter lan- voller Unwägbarkei- der Straße, 1956 erweiterte man ges Haus übrig, dessen gedämmte ten, sind weder exakt das Haus, was am Sockel ablesbar Außenhülle neu zu definieren war. rechtwinklig, noch gera- ist, und verpasste ihm einen Kreuz- Die Einreichplanung übernahmen de, ihre Materialien nicht normiert. giebel. „Der älteste Teil ist etwa ARSP Architekten, die schon beim Genau darin liegt ihr Reiz. „Wir 300 Jahre alt, der Dachstuhl rund Umbau ihres eigenen Hauses viel Alte Gebäude haben Ausstrahlung und Seele. Je älter, umso mehr. suchten schon lang nach einem al- 250 Jahre“, erzählt die Bauherrin. Feingefühl im Umgang mit alter Es sind die Sorgfalt ihrer Erbauer, Zuwendung, Gebrauch und Geschichte, die sie ten Bauernhaus“, erzählen die Bau- herren. In Mühlebach, einem der „Die letzten 40 Jahren wurden suk- zessive Stallungen dazugebaut.“ Substanz bewiesen haben („Wach geküsst“, Leben & Wohnen, 8. Feb- so einzigartig machen. Um sie zu sanieren, braucht es Liebe zum Objekt, ältesten Siedlungsgebiete Dorn- Als das Bauherrenduo einmal auf ruar 2020). Sie berieten die Bauher- Ausdauer und Wissen. Mit sehr viel Eigenleistung, Leidenschaft und einer birns, wurden sie fündig. 2009 kauften sie dort ein Rheintalhaus. dem desolaten Dachboden saß, kam ihm die Idee des Ausbaus. ren, prüften die Statik, positionier- ten die Dachflächenfenster, legten Einreichplanung von ARSP bauten die Bauherren den desolaten Dachboden „Außen war die Renovierung ab- Weil Mühlebach über eine sehr ur- Abbrüche und Auswechslungen eines Rheintalhauses in Dornbirn Mühlebach zu einer Traumwohnung für sich und geschlossen, innen aber war das Haus ein Rohbau. Deshalb konn- sprüngliche dörfliche Struktur ver- fügt, hatte auch der Ortsbildschutz der Dachbalken fest. Die Stiege im zweiten Stock wurde neu organi- ihre Tochter um. Loggia und Kraftplatz inklusive. ten wir es uns leisten.“ Ein Sockel Mitsprache. „Alles, was bewohn- siert, sodass man direkt vom Po- aus weißem Mauerwerk, ursprüng- bar war, wollten wir behalten“, so dest in das neue Bad im nordwest- Autor: Isabella Marboe | Fotos: Stefan Hauer lich der Stall, darüber die typische die Bauherren. Die über zehn Me- lichen Eckzimmer kommt. Schindelverkleidung, unter einem ter langen Stallungen wurden ab- Kaltdach der Heuboden. Stirnseite gerissen. So blieb ein kompaktes, 13 FORTSETZUNG auf Seite 6
6 Leben & Wohnen Samstag/Sonntag, 18./19. April 2020 Vorarlberger Nachrichten Samstag/Sonntag, 18./19. April 2020 Vorarlberger Nachrichten 7 FORTSETZUNG der Geschichte Haus mit Vergangenheit und Zukunft von Seite 5 Freiluftwohnzimmer: Die Loggia 1 ist mit Hängematte, Tisch, Lampe, Pflanzen, Sessel, Streckstuhl und mehr eingerichtet, oft in Gebrauch und auch abends sehr gemütlich. „Es war uns wichtig, Überraschend geräumig: Bis zum die Seele des Hauses 2 First spitzt sich der Dachraum auf zu bewahren. Der 4,50 Meter zu – ohne Oberschränke findet die Küchenzeile bestens unter einstige Heuboden der Dachschräge Platz. sollte immer noch spürbar bleiben. Au- Recycling: Der Küchentisch ist aus 3 ßerdem wollten wir alten Dielen gezimmert. nur ökologische Mate- rialien verwenden.“ 4 Besonderer Rückzugsort unter dem First: Die Galerie ist mit einer Bauherrin und Bauherr stählernen Schwimmbadleiter zu erklimmen. 2 Raumdramaturgie: Hinter der 5 Küche erzeugt der Gang zwischen Elternschlafzimmer und WC eine Einschnürung, nach der das Wohnzim- mer umso größer wirkt. 1 Wohnraum: Das alte Gebälk des Eine Baukulturgeschichte von Folgt man der viertelgewendelten Stirnseite wurde mit terrakottafar- 6 Holzdachstuhls ist ein prägendes Treppe weiter, taucht man direkt benem Lehm verputzt, die Glas- Charakteristikum des Hauses. Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und neben dem Essplatz in der Wohn- schiebetür in ihrer Mitte führt auf Gestaltung in Vorarlberg.Derzeit sind unsere Ausstellung und Bibliothek leider nicht zugänglich Auch unsere Ver- küche im Dachraum ein. „Der die neue, 3,20 Meter tiefe Loggia. Eine Welt für sich: Im Zimmer der anstaltungen und Führungen können voraussichtlich erst Dachboden war ganz leer, da war Von der schrägen Dachuntersicht 7 Tochter gibt es viele Palettenmö- im Hebst 2020 wieder beginnen. Mehr auf www.v-a-i.at nichts vorgegeben“, so die Bauher- und einer Holzbrüstung geborgen, bel, auch die Katze fühlt sich hier wohl. rin. Das Kunststück bestand darin, entstand hier ein witterungsge- Mit freundlicher Unterstützung durch den Raum zwischen den Stehern, schützter, intimer Freiraum, der 3 Extrazimmer: Direkt vom Kehlbalken und Pfetten des al- mit Hängematte, Lampe, Tisch, 8 Treppenpodest aus betritt man Daten und Fakten ten Dachstuhls optimal zu nutzen Sesseln und vielen Pflanzen lau- das Bad, das sehr originell eingerichtet und dabei so vorsichtig in das alte schig eingerichtet ist. Von hier hat ist: zwischen zwei Wänden aus Objekt Dachgeschoß Haus Haslachgasse Gefüge einzugreifen, dass es die man einen tollen Blick auf den Glasbausteinen steckt die Dusche. Bauherr Körbler/Schleichert neuen Lasten problemlos bewälti- Karren. „Wir mussten das gesamte Architektur ARSP Architekten, Dornbirn gen konnte. Die Pfetten verlaufen Dach neu machen“, so die Bauher- Simone Schleichert, Frank Stasi etwa in zwei Meter Höhe, bis zum ren. Der vordere Teil wurde mit Bi- www.arsp.cc First spitzt sich der Dachraum auf berschwanzziegeln, der hintere mit 4,50 Meter zu. Die Wohnküche ist roten Betonziegeln gedeckt. Unter Planung 04/2017- 09/2017 mit 4,24 x 5,84 Meter harmonisch dem Giebel der neuen Holzver- Ausführung 10/2017- 11/2018 Grundstücksgröße 380 m² zwischen die Steher eingefügt, ihr kleidung sind zwei Eichhörnchen Nutzfläche 100 m² (Dachgeschoß) Zentrum bildet der offene Herd- eingefräst. Dieses Detail entzückt block. „Die Herausforderung war, viele Passanten und Passantinnen. Bauweise Bestand Strickbau erbaut ca. 1780, dass man hier nichts rechtwink- Hinter der Küche erzeugen Eltern- gedämmt mit 18 cm Stopfhanf; Schindelschirm; Sockel lig einbauen kann, sondern alles schlafzimmer und WC in der Mitte 4 5 6 aus verputztem Granitsteinmauerwerk; Ausbau der individuell anfertigen muss“, so eine Einschnürung, nach der das Dachgeschoßwohnung: Warmdach mit Biberschwanz- der Bauherr. Die weiße Küchen- Wohnzimmer im Westen umso Doppeldeckung; Innenwände neu aus Holzfaserweich- platten mit Lehmputz; 18 cm Dämmung Stopfhanf; zeile kommt ohne Oberschränke größer wirkt. Außerdem kann man Böden: EichenDielen, nur bei Bedarf schallvergütet; aus und findet so unter der Dach- durch diesen Gang immer noch die Sanierung der gesamten Balkenkonstruktion; Heizung: schräge bestens Platz. „Es war uns gesamte Länge überblicken. Ober- Infrarot- und Holzheizung (Schwedenofen); Dachflächen- wichtig, die Seele des Hauses zu lichtfenster erhellen den Wohn- fenster neu; Hausrückseite mit Holzschirm bewahren“, so die Bauherren uni- raum, Lehmputz in Brauntönen er- sono mit Nachdruck. „Der einstige zeugt eine warme Atmosphäre. Das Besonderheiten Planung und Ausführung mit Heuboden sollte immer noch spür- angrenzende Zimmer der Tochter großem Anteil Eigenarbeit bar bleiben. Außerdem wollten ist eine Welt für sich mit Palet- Ausführung Abbrucharbeiten: Stefan Gasser, wir nur ökologische Materialien tenmöbeln, einem Hochbett zum Höchst; Zimmerer: Harald Ilg, Dornbirn; Fenster: Graf, verwenden.“ Die Struktur des alten Chillen, das über eine stählerne Dornbirn; Infrarotheizung und Elektroinstallation: Holzdachstuhls blieb weitgehend Schwimmbadleiter zu erklimmen Schwendinger, Dornbirn; Wasserinstallation: Engel, sichtbar, der Küchentisch ist aus ist, und einem versteckten Balkon Dornbirn; Dachdecker: Josef Schwendinger, Dornbirn; Treppe: Berchtold, Wolfurt; Küche: Corpus, Hard alten Dielen gezimmert, der Boden für sich allein. Auch die Katze fühlt 7 8 aus Eiche neu verlegt. Die östliche sich wohl: ein Qualitätsbeweis.
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