Lebens raumfluß lebens raumfluss

Die Seite wird erstellt Sibylle-Angelika Körner
 
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Lebens raumfluß lebens raumfluss
lebensrau
umfluss
  Hochwasserschutz & Landbewirtschaftung:
                      Lösungen für Mensch und Natur
Lebens raumfluß lebens raumfluss
Diese Broschüre entstand im Rahmen des
LE-Projekts »KOMM~FLUSS« der Umwelt-
dachverband GmbH in Zusammenarbeit
mit dem Österreichischen Fischereiverband,
gefördert vom Bundesministerium
für ­Land- und Forstwirtschaft, Umwelt
und Wasserwirtschaft, von den Ländern
und der EU.

Nähere Informationen:
www.umweltdachverband.at/komm-fluss

Besonderer Dank ergeht an die Ämter
der ­Landesregierungen aller Bundesländer
bzw. an die MA 45 – Wiener Gewässer
für die Unterstützung in der Aufbereitung
der vorgestellten Modellprojekte!
Lebens raumfluß lebens raumfluss
lebensraumfluss
    Hochwasserschutz & Landbewirtschaftung:
                        Lösungen für Mensch und Natur
Lebens raumfluß lebens raumfluss
Gemeinsam für lebenswerte
                    Flusslandschaften
Wasser ist eine unersetzbare Grundlage für die Produktivität und Qualität
unserer Land- und Forstwirtschaft – und damit für ein lebenswertes Österreich.

                                         Unzählige Flüsse prägen die einzigartige          Lösungen ist ein wirkungsvoller Hoch­
                                         Kulturlandschaft unseres Landes. Sie sind         wasserschutz im Einklang mit Mensch
                                         natürliche Lebensräume für verschiedenste       und Natur.
                                         Lebewesen und ein Ort der Erholung für                 Die vorliegende Broschüre präsentiert
                                         uns Menschen. Sauberes Wasser und funk-         zwölf außerordentliche Vorzeigeprojekte
                                         tionierende Fließgewässer sind sowohl           im Bereich des Hochwasser- und Gewässer-
                                         für die Gesellschaft als auch die Wirtschaft    schutzes. Damit möchten wir Ihnen
                                         von enormer Bedeutung.                          als wichtige Akteurinnen und Akteure
                                                 Doch Flüsse bergen auch Gefahren:       in Österreichs Land- und Forstwirtschaft
                                         Hochwässer und Überschwemmungen                 zeigen, wie wir das Hochwasserrisiko
                                         in bewohnten oder bewirtschafteten              ­minimieren und zugleich wertvolle Wasser-
                                         ­Regionen können nicht nur Hab und Gut,          ressourcen und Gewässerlandschaften
                                          sondern auch Leben gefährden und in             schonen können. Es ist mir ein großes
                                          ­Extremfällen ganze Existenzen vernichten.      ­Anliegen, auch in Zukunft so vielfältige
                                           Vorausschauend geplante Sanierungs-             und nachhaltige Maßnahmen mit Ihnen
                                           und Schutzmaßnahmen sind nötig, um das          auszuarbeiten und umzusetzen.
                                           Hochwasserrisiko zu minimieren – und
                                           gleichzeitig den Erhalt unserer Flussland-    Ihr
                                           schaften zu sichern.                          Andrä Rupprechter
                                                 Als Landbewirtschafterinnen und         Bundesminister für
                                           Landbewirtschafter sowie Grundbesitzerin-     Land- und ­Forstwirtschaft,
                                           nen und Grundbesitzer nehmen Sie beim         Umwelt und ­Wasserwirtschaft
                                           Hochwasser- und Gewässerschutz eine
                                           ­unverzichtbare Rolle ein. Wenn wir unsere
                                            Wirtschaftsräume erhalten und weiter­
                                            entwickeln wollen, müssen wir die Ressour-
                                            ce Wasser schützen. Gemeinsam können
                                            wir vorausschauende Strategien und effek-
                                            tive Lösungen finden – denn Wasser ist als
                                            Lebensgrundlage unerlässlich. Teil dieser
Lebens raumfluß lebens raumfluss
Was geht Sie als LandbewirtschafterIn
                    der Hochwasserschutz an?
Sie leben und wirtschaften in einer durch Hochwasser gefährdeten Region?
Ihre Nutzflächen standen schon einmal unter Wasser – und Sie verzweifelt mittendrin?

                                        Kein Wunder, dass in solchen Situationen            Diese Broschüre zeigt Wege aus ­diesem
                                        die Sorgen um das eigene Leben sowie                scheinbar unlösbaren Dilemma auf. Im
                                        um Hab und Gut überbordend sind. Als                ­Fokus stehen zwölf erfolgreich umgesetzte
                                        ­Einzelperson ist man der Kraft des Wassers          Hochwasserschutzprojekte aus allen neun
                                         zumeist hilflos ausgeliefert. Deshalb sind          Bundesländern, die darauf abzielen, alle
                                         zur Gewährleistung der Sicherheit für             an einem Fluss lebenden und wirtschaften-
                                         Mensch, Tier und Land gemeinschaftliche           den Menschen in die Planungs- und
                                         Lösungen gefragt – für die ganze Gemein-          ­Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen –
                                         de oder noch besser: für die gesamte               insbesondere auch Sie als Landbewirt­schaf­
                                         ­Region. Schließlich kennt ein Fluss keine       terInnen. Denn gerade Sie spielen für die
                                          Gemeinde-, Bezirks- oder Landesgrenzen.         Entwicklung der ländlichen ­Regionen und
                                                 Sie erwarten also (zurecht), dass        die ­Zukunft unserer Flusslandschaften eine
                                          ­dringend etwas gegen die Hochwasser­           entscheidende Rolle!
                                           gefahr unternommen wird? Aber was,                    Warum und welche Rolle das sein
                                           wenn Schutzmaßnahmen geplant sind              kann? In dieser Broschüre finden Sie
                                           und dafür auch Ihre eigenen Flächen            ­aufschlussreiche Antworten!
                                           ­beansprucht werden? Wer will schon
                                            ertrag­reiche W­ iesen, Felder und Wälder     Eine spannende Lektüre wünscht
                                            verlieren? Die Verfügbarkeit geeigneter       Gerald Pfiffinger
                                            Flächen ist a­ llerdings eine entscheidende   Geschäftsführer Umweltdachverband
                                            Voraussetzung für wirkungsvollen Hoch-
                                            wasserschutz. Und dann ist da auch
                                            noch die N ­ atur selbst, die nicht zu kurz
                                            kommen soll … ­
                                                 Politik und Verwaltung stehen vor der
                                            ­großen Herausforderung, all diesen An-
                                             sprüchen in unserem dicht besiedelten und
                                             bewirtschafteten Land in wortwörtlichem
                                             Sinne genügend Platz einzuräumen.
                                             Was also tun?
Lebens raumfluß lebens raumfluss
Liebe Leserin, lieber Leser,
  bitte beachten Sie folgende Hinweise:

  Was diese Broschüre kann
→ über potenzielle Ursachen von ­Hochwasserereignissen informieren

→ Wege einer wirkungsvollen Reduktion des Hochwasserrisikos unter Einbeziehung
  von GrundstückseigentümerInnen und ­LandbewirtschafterInnen aufzeigen

→ Impulse für die konkrete ­Umsetzung wirkungsvoller ­
  Hochwasserschutzmaßnahmen ­geben

→ Hinweise auf weiterführende ­Informationen und Ansprech­partnerInnen
  zur Verfügung stellen

  Was diese Broschüre nicht kann
→ ein Patentrezept für wirkungsvollen Schutz vor Hochwasser geben

→ für jede/n einzeln/e Landbewirt­schafterIn oder anderwertig von H
                                                                  ­ ochwasser
  Betroffene/n sprechen

→ Entscheidungen durch Politik und/oder Behörden vorwegnehmen
Lebens raumfluß lebens raumfluss
Inhalt

    EINLEITUNG                                                 PRAKTISCHE INFOS
7   Hochwasserschutz, Gewässerschutz &                      36 Wer bezahlt ein Gewässersanierungs- bzw.
    Landbewirtschaftung – ein starkes Trio                     ein ­Hochwasserschutzprojekt?
8   Welche Maßnahme ist die richtige?                       38 Landbewirtschaftung & Hochwasserschutz in bewegten
                                                               Bildern – ein Kurzvideo zum Thema
                                                            39 Raum für den lebensraumfluss – Win-win-Lösungen
   MODELLPROJEKTE                                              in Sachen Flächenbedarf
10 Projektübersicht
12 Die Leitha – kleine Eingriffe, große Wirkung
   Ebenfurth, Neufeld & Landegg, Burgenland                    WORKSHOPS ZUM THEMA
   & Niederösterreich                                       40 lebensraumfluss – the next generation:
14 Die Gail – wieder lebendig und sicher                       eine Schulworkshopreihe
   Feistritz a. d. Gail, Kärnten                            42 Gewässersanierung – ein gemeinsamer Weg
16 Der Porraubach – Natur aus zweiter Hand
   Viendorf – Marktgemeinde Göllersdorf, Niederösterreich
18 Die Schwechat – eine neu geschaffene Oase                43 ANSPRECHPERSONEN & WEITERFÜHRENDE INFOS
   Marktgemeinde Guntramsdorf, Niederösterreich             44 IMPRESSUM
20 Die Obere Traun – mehr Raum & neues Leben
   Marktgemeinde Ebensee, Oberösterreich
22 Die Enns – Brückenschlag für Mensch & Natur
   Altenmarkt im Pongau, Salzburg
24 Die Mur – Hochwasserschutz und Naherholung
   St. Michael im Lungau, Salzburg
26 Der Hühnerbach – ein wiederbelebtes Gewässer
   Fürstenfeld, Steiermark
28 Die Mur – um vielfältige Strukturen reicher
   Knittelfeld, Steiermark
30 Die Melach – Sofortmaßnahmen naturnah gestaltet
   Sellraintal, Tirol
32 Die Bregenzerach – Mehrwert für die Region
   Bezau und Reuthe, Vorarlberg
34 Der Gütenbach – Natur & Hochwasserschutz
   am Rande der Stadt
   Bezirk Liesing, Wien
Lebens raumfluß lebens raumfluss
6   LEBENSRAUMFLUSS
Lebens raumfluß lebens raumfluss
EINLEITUNG                       7

                        Hochwasserschutz, Gewässerschutz &
                        Landbewirtschaftung – ein starkes Trio
Überschwemmungen, strukturarme Gewässer und intensive Landnutzung sind eng
­zusammenhängende aktuelle Herausforderungen. Doch Win-win-win-Lösungen sind möglich!

Um Land für Siedlungen und landwirt-            Zwei Ziele, eine gemeinsame Richtung             Auch (Hoch-)Wasser braucht Raum …
schaftliche Produktion zu gewinnen, wur-        Zur Wiederherstellung intakter Gewässer-         Die Durchführung von Hochwasserschutz-
den unsere Fließgewässer in den vergange-       verhältnisse aus Sicht des Hochwasser-           maßnahmen, insbesondere von Maßnah-
nen Jahrhunderten über große Strecken           ­sowie des Gewässerschutzes gibt die EU          men zur Wiederherstellung einer möglichst
begradigt; Feuchtgebiete wurden trocken          zwei wesentliche Richtlinien vor: Die 2007      natürlichen Gewässerstruktur und -dyna-
gelegt. Diese Entwicklung begünstigt das         erlassene Hochwasserrichtlinie verfolgt         mik, ist abhängig von der Verfügbarkeit
Auftreten unerwünschter Überschwem-              das Ziel,­besonders hochwassergefährdete        von Freiflächen entlang des betroffenen
mungen im Zuge von Hochwasserereignis-           (Fluss­einzugs-)Gebiete zu ermitteln und        Gewässerabschnitts. Aufgrund intensiver
sen. Gleichzeitig gehen durch Begradigung        für diese Hochwasserrisiko- und -gefahren-      Landnutzung durch Bebauung und Bewirt-
und Verbauung wertvolle Gewässerlebens-          karten s­ owie -managementpläne zu er­          schaftung in der unmittelbaren Umgebung
räume verloren.                                 stellen. Mit der im Jahr 2000 festgelegten       von Gewässerstrecken ist Raum jedoch
           Hochwasserereignisse gehören zu      Wasserrahmenrichtlinie wiederum ver-             ­vielerorts Mangelware. Somit sind oftmals
­einer natürlichen Flusslandschaft wie die       pflichten sich die Mitgliedstaaten dazu,         LandbewirtschafterInnen gefragt, Flächen
 regelmäßige Mahd zur Wiese. Erst durch          ihre G  ­ e­wässer nachhaltig zu bewirtschaf-    für Rückhaltemaßnahmen bereitzustellen.
 periodisch wechselnde Wasserstände              ten, zu schützen und ihren ökologischen                Dass gemeinsame effektive Lösungen
 ­entsteht die für eine Vielfalt an Lebens­      ­Zustand zu verbessern.                          für Mensch und Natur möglich sind, bewei-
  räumen sowie Tier- und Pflanzenarten                   Die Umsetzung von Maßnahmen zur          sen die in dieser Broschüre vorgestellten
  ­notwendige Dynamik. Sand und Schotter          Reduktion des Hochwasserrisikos soll dabei      Hochwasserschutz-Modellprojekte aus
   werden von einem Hochwasser an einer           mit jenen zur Verbesserung der Gewässer-        ganz Österreich. In allen Bundesländern
   Stelle ­abgetragen und an anderer Stelle       ökologie koordiniert werden. Dies kann –        wurden bereits ökologisch wirksame Sanie-
   wieder angelagert. Flussbett und Ufer for-     in Ergänzung zu rein technischen Schutz-        rungsmaßnahmen umgesetzt. Wesentliche
   men sich dadurch laufend neu; Schotter-        maßnahmen, wie der Errichtung von               Voraussetzung für einen erfolgreichen
   bänke und Flachwasserbereiche sowie            Dämmen, Mauern oder Rückhalte­becken –          ­Umgang mit Hochwasserrisiko bei gleich-
   ­tiefere und stärker durchströmte Stellen      durch ökologisch wirk­same Hochwasser-           zeitiger Er­reichung der Gewässerschutz­
    wechseln ­einander ab. Doch in ihrem          schutzmaßnahmen g­ elingen. Denn die Ver-        ziele sind die Kommunikation und Zusam-
    ­ursprünglichen ­Zustand erhaltene Fließ­     größerung natürlicher Überflutungsräume          menarbeit aller Menschen, die an einem
     gewässer sind ­selten geworden. Heute        durch Flussaufweitungen, die Anbindung           Fluss leben und wirtschaften.
     ­bestimmen vielerorts mehr oder weniger      von S­ eitenarmen und Nebengewässern
      monotone Gerinne unser Landschafts-         ­sowie der Erhalt und die Schaffung von
      bild – mit weitreichenden Folgen             ­Auwaldflächen stellen effektive Maßnah-
      für Hochwasserdynamik und Natur.              men zur Reduktion der Hochwassergefahr
                                                    dar, welche gleichzeitig Verbesserungen
                                                    von Flusslebensräumen mit sich bringen.
Lebens raumfluß lebens raumfluss
8                   LEBENSRAUMFLUSS

                    Welche Maßnahme ist die richtige?
                    Individuelle Planung als Voraussetzung für wirkungsvollen
                    ­Hochwasserschutz
Ein 100 %iger Schutz vor Hochwasser ist nicht möglich. Doch es gibt verschiedene Wege,
das Hochwasserrisiko zu minimieren.

                                        Die in dieser Broschüre vorgestellten             Technische
                                        ­Modellprojekte zeigen eine große Vielfalt        ­Hochwasserschutzmaßnahmen
                                         an möglichen Schutzmaßnahmen auf.                 → Mit der Errichtung von Hochwasser-
                                         Nur w  ­ enige davon sind rein technischer           schutzmauern oder -dämmen –
                                         Natur, die allermeisten sind auch von                ­entweder direkt am Gewässer oder
                                         hoher ö  ­ kologischer Wirksamkeit, indem             ­etwas weiter entfernt – wird der
                                         sie die Schaffung und den Erhalt wertvoller            ­abflusswirksame Gewässerquerschnitt
                                         Gewässerlebensräume begünstigen.                        erhöht und der Abfluss daran gehin-
                                         Und schließlich kann auch die Form der                  dert, sich weit in die Vorländer auszu-
                                         Land­bewirtschaftung die Abflussverhältnis-             breiten.
                                         se e­ ines Fließgewässers mitbestimmen …          → Im Fall eines Hochwasserereignisses
                                                Klar ist: Jeder Fluss, jeder Bach, jede           können nach Bedarf und zum un­
                                         Region, jede Gemeinde ist anders. So                     mittelbaren Schutz von Straßen oder
                                         ­müssen die Maßnahmen zur Reduktion des                  Siedlungen auch mobile Hochwasser-
                                          Hochwasserrisikos an die jeweils vorherr-              schutzelemente zum Einsatz kommen.
                                          schenden Verhältnisse und Bedürfnisse            → Mit Rückhaltebecken, Talsperren
                                          der Bevölkerung angepasst werden. Die                   oder Flutpoldern wird künstlicher
                                          Entscheidung für eine bestimmte Maßnah-                und langfristig bestehender Speicher-
                                          me (und gegen andere Optionen) basiert                 und Abflussraum für Hochwasser
                                          auf einem oft langjährigen Planungspro-                ­geschaffen.
                                          zess. Meist lässt sich auch nur durch ein
                                          Bündel verschiedener Maßnahmen optima-
                                          le Wirksamkeit erzielen – hier ein grober
                                          Überblick über die bekanntesten und
                                          ­bewährtesten Maßnahmen zur Reduktion
                                           des Hochwasserrisikos:
EINLEITUNG                       9

Ökologisch wirksame                                 nisse aus. Größere Strukturen wie            Beiträge der Land- und Forstwirtschaft
­Hochwasserschutzmaßnahmen                          Schotterbänke oder -inseln steigern          zum Hochwasserschutz
 → Eine Gewässeraufweitung ist die                  außerdem den Naherholungswert.               → Die Anbindung von abgetrennten
        wohl häufigste Methode zur Vergröße-    →      Durch die Anbindung abgetrennter               bzw. die Neuanlage von Auwäldern
    rung des Überflutungsraums. Die Ver-               Seitengewässer und Altarme werden              und die damit verbundene Vernetzung
    breiterung des Fluss- oder Bachbetts,              Fließgewässersysteme neu vernetzt              des Gewässers mit dem Umland schaf-
    meist in Verbindung mit der Entfer-                und der natürliche Wasserrückhalt             fen nicht nur hochwertige Lebens­
    nung harter Uferverbauungen und                    ­erhöht. Insbesondere für l­aichende          räume für wassergebundene Tiere;
    der Abflachung von Uferböschungen,              und Jungfische bieten wiederange­                gleichzeitig wird durch die Gewinnung
    dämpft die Hochwasserabflussspitze.             bundene Gewässer einen geschützten               von Rückhalteraum natürlicher Hoch-
    In Folge der dadurch verringerten               Lebensraum.                                      wasserschutz hergestellt.
    ­Geschwindigkeit und Kraft des Wassers      →       Auch das Anlegen von Nebenge­            → Das Anlegen von Gewässerrand-
     werden der Transport von Geschiebe                 wässern, wie Tümpeln, wirkt sich              oder Uferstreifen mit arten- und
     wie Sand und Schotter und damit die                ­positiv auf die Abflussverhältnisse          standortgerechten, heimischen Gehöl-
     ­weitere Eintiefung der Gewässersohle          aus und b     ­ egünstigt eine natürliche        zen stabilisiert und strukturiert den
      ­gebremst. Dies trägt insbesondere            ­Um­lagerung von Substrat im Zuge                Gewässerrand, beschattet die Wasser-
       auch zur Stabilisierung des Grund­            von Hochwasserereignissen sowie                 flächen und schafft einen Puffer­
       wasserspiegels bei.                           das ­Entstehen von Flachwasserzonen.            streifen zu den angrenzenden land-
 → Gleichzeitig kann – je nach Gewässer-        →        Sind Gewässer verlandet, kann nur           wirtschaftlichen Flächen.
       typ – das Umwandeln eines ge­                     mehr eine verminderte Wassermenge       → Die Umstellung auf eine andere
       streckten, geraden Verlaufs in einen              durchfließen. In diesem Fall ist eine        ­Bewirtschaftungsform – z. B. Quer­
       gewundenen Verlauf die Herstellung                Räumung von Schotter, Schlamm                 bewirtschaftung oder naturnahe Wald-
       einer natürlichen, für das Gewässer               und ­Wildholz notwendig, um geordne-        bewirtschaftung – sowie Bodenlocke-
       charakteristischen Abflussdynamik             te Abflussverhältnissse wiederher­              rung und Bodenschonung tragen dazu
       ­begünstigen.                                 zustellen. Dadurch entstehen wieder-            bei, den Wasserrückhalt durch Vegeta-
 → Werden in das aufgeweitete Gewässer               um neue Lebensräume und natürliche              tion und Boden zu erhöhen, die Ero­
        zusätzlich Strukturelemente wie Tot­         ­Geschiebeumlagerungsprozesse                   sion hintanzuhalten und die negativen
        holz, Störsteine, Buhnen oder Rauh-           ­werden begünstigt.                            ­Auswirkungen eines Hochwassers
        bäume eingebracht, erhöht dies die                                                            zu verringern.
        natürliche Gewässerdynamik und wirkt
        sich günstig auf die Substratverhält­
10                        LEBENSRAUMFLUSS

	HOCHWASSERSCHUTZ-MODELLPROJEKTE AUS GANZ ÖSTERREICH
1    Leitha \ Ebenfurth, Neufeld & Landegg \ Burgenland & Niederösterreich     Seiten 12/13

2    Gail \ Feistritz a. d. Gail \ Kärnten                                     Seiten 14/15

3    Porraubach \ Göllersdorf \ Niederösterreich                               Seiten 16/17

4    Schwechat \ Guntramsdorf \ Niederösterreich                               Seiten 18/19

5    Obere Traun \ Ebensee \ Oberösterreich                                    Seiten 20/21

6    Enns \ Altenmarkt im Pongau \ Salzburg                                    Seiten 22/23

7    Mur \ St. Michael im Lungau \ Salzburg                                    Seiten 24/25

8    Hühnerbach \ Fürstenfeld \ Steiermark                                     Seiten 26/27

9    Mur \ Knittelfeld \ Steiermark                                            Seiten 28/29

10   Melach \ Sellraintal \ Tirol                                              Seiten 30/31

11   Bregenzerach \ Bezau & Reuthe \ Vorarlberg                                Seiten 32/33                       Salzburg
12   Gütenbach \ Bezirk Liesing \ Wien                                         Seiten 34/35

                                                                                              Kitzbühel     Bischofshofen
                 Bregenz
                 11
             Reuthe
                                                                             Innsbruck
                 Feldkirch                                     10
                                                                    Gries im Sellrain

                                                                                                          Lienz
PROJEKTÜBERSICHT        11

                                                                                                   Hollabrunn

                                                              Zwettl                         3

                                                                                                      Wien
                                                                           St. Pölten         12
                         Linz
                                                                                          Baden       4
                                                                                                          1

                                                                                                              Eisenstadt

                 Gmunden

          5

                    Liezen
                                                         Bruck a. d. Mur

6

                                       Knittelfeld
                                                                                                     8
           Tamsweg                                   9                                  Fürstenfeld
                                                                           Graz
            7

        Spittal a. d. Drau
                                  Klagenfurt
    2
                        Villach
12                      LEBENSRAUMFLUSS

                        Die Leitha – kleine Eingriffe, große Wirkung
                        Ebenfurth, Neufeld & Landegg, Burgenland & Niederösterreich
»Man kann ohne Übertreibung sagen, dass durch dieses gewässerschonende Maßnahmenbündel
ein Jahrhundertprojekt in unserer burgenländisch-niederösterreichischen Grenzregion umgesetzt wurde.«
Bundesrat A. D. Michael Lampel, Bürgermeister DER Stadtgemeinde Neufeld a. d. Leitha

DAS PROJEKT                                Warum war die Sanierung nötig?                Im Flussbett der Leitha selbst wurden
                                           Mehr als 2.000 EinwohnerInnen, rund           – ­außer lokal bei einer Eisenbahnbrücke –
Zeitraum der Umsetzung
                                           800 Wohn- und Gewerbeobjekte sowie            keine Maßnahmen gesetzt. Bestehende
2014 – 2016
                                           ­Infrastruktureinrichtungen und über          Äcker wurden flach angeschüttet, damit
Projektträger                               680.000 m2 Bauland waren von 100-jähr­       diese a­ nschließend wieder bewirtschaftet
Wasserverband Leitha III                    lichen Überflutungen der Leitha betroffen.   werden können. Bestehende Wege
                                            In mehreren Vorstudien wurde der             wurden angehoben.
Kosten
                                            Hoch­wasserschutzbedarf für die Stadt­
€ 6 Mio.
                                            gemeinden Ebenfurth und Neufeld an           Was hat’s gebracht?
Förderschiene/Finanzierung                  der Leitha sowie Landegg in der Gemeinde     Alle drei Ortschaften profitieren von
Wasserbautenförderungsgesetz (WBFG):        ­Pottendorf aufgezeigt und ein Maßnah-       der ­Errichtung der Dämme, der Weganhe-
ca. 80 % Bund, ca. 20 % Wasserverband        menkonzept erarbeitet.                      bungen und Geländeanschüttungen.
                                                                                         Sie sind nun bis zu einem 100-jährlichen
In Anspruch genommene land- und/oder
                                           Was wurde unternommen?                        ­Hochwasserereignis der Leitha geschützt.
forstwirtschaftliche Fläche
                                           Bestehende Dämme wurden saniert und                  Die Besonderheit dieser Hochwasser-
18 ha
                                           ­erhöht. Lücken im vorhandenen Dammsys-        schutzmaßnahme liegt in der ökologisch
                                            tem wurden geschlossen. Im Ortsbereich,       verträglichen Umsetzung, da praktisch
                                            wo es aufgrund eingeschränkter Platzver-      ­keine Eingriffe in das Gewässerbett und die
                                            hältnisse erforderlich war bzw. dort, wo       anschließenden Auenbereiche vorgenom-
                                            kein ausreichender Grund zur Verfügung         men werden mussten. Alle Maßnahmen
Mehr zum
                                            stand, wurden Schutzmauern errichtet.          ­lagen auf bereits bestehenden Schutzmaß-
Wasserbauten­förderungsgesetz
                                            Durch die Baumaßnahmen kam es zu einer          nahmen oder abgesetzt im Vorland auf
(WBFG)
                                            Reduktion der natürlichen Überflutungsflä-      landwirtschaftlichen Flächen.
lesen Sie auf SEITE 36!
                                            chen. Als Ausgleich für diese verloren ge-
WEITERE INFORMATIONEN:                      gangenen Retentionsräume wurden Gelän-
                                            deabsenkungen auf landwirtschaft­lichen
www.neufeld-leitha.at
                                            Flächen vorgenommen. Insgesamt wurden
Amt der Burgenländischen Landesregierung    dafür bewirtschaftete Flächen im Ausmaß
Referat Wasserwirtschaftliche Planung       von 18 ha beansprucht.
WHR DI Helmut Rojacz
post.a5-baudirektion@bgld.gv.at
BURGENLAND \ LEITHA   13

                                     Eisenstadt

                         VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Errichtung bzw. Sanierung von
  Dämmen und Mauern

→ Geländeabsenkungen auf
  ­landwirtschaftlichen Flächen

→ Anhebung von Wegen und
  ­Aufschüttungen von Ackerflächen
   (siehe Fotos)

  NACHHER
14                    LEBENSRAUMFLUSS

                      Die Gail – wieder lebendig und sicher
                      Feistritz a. d. Gail, Kärnten
»Von diesem LIFE-Projekt erwarten wir uns Erkenntnisse, wie nachhaltiger Hochwasserschutz
im Europaschutzgebiet an der Gail künftig aussehen kann.«
DI Norbert Sereinig, Abt. 8 im Amt der Kärntner Landesregierung, Projektleiter

DAS PROJEKT                                Warum war die Sanierung nötig?                      Ausschlaggebend für die Schaffung
                                           Über 100 Jahre lang war die Gail ein stark          dieser neuen Strukturen war die Verfügbar-
Zeitraum der Umsetzung
                                           regulierter Fluss. Dämme und Retentions-            keit von 8 ha bewirtschafteter Fläche.
2010 – 2014
                                           becken schützten die umliegenden Siedlun-
Projektträger                              gen vor Hochwasser. Allerdings führt die            Was hat’s gebracht?
Bundeswasserbauverwaltung (Amt der         Gail im Mittellauf viel Schlamm und Sand            Die Gail hat nun wieder genug Raum und
Kärntner Landesregierung, Abt. 8)          mit sich, der sich an den Ufern ablagert            Dynamik, um sich selber »zu räumen«. ­
                                           und den Abflussquerschnitt einengt. Außer-          Auf natürliche Weise bilden sich Schotter-
Kosten
                                           dem war der Fluss innerhalb der Dämme               inseln und Sandbänke, die sich l­aufend
€ 2,54 Mio.
                                           im hier v­ orgestellten Projektteilbereich          ­umlagern. In Summe bieten die geschaffe-
Förderschiene/Finanzierung                 weitgehend frei von Gewässerstrukturen               nen Elemente hochwertige ­Lebensräume.
LIFE+: 50 % EU, 40 % Bund, 10 % Land       und ökologisch verarmt.                              Gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass
                                                                                                die bestehenden Rückhalte­räume für Hoch-
In Anspruch genommene land- und/oder
                                           Was wurde unternommen?                               wasserereignisse erhalten bleiben. Eigens
forstwirtschaftliche Fläche
                                           Mithilfe des LIFE-Förderprogramms der                angelegte Wanderwege, ein Aussichtshügel
ca. 8 ha
                                           ­Europäischen Union wurde ein großer                 und ein Rastplatz mit Infotafeln laden
                                            ­Abschnitt der Gail in drei Modellstrecken          nun außerdem BesucherInnen dazu ein,
                                             an die aktuellen Anforderungen von Hoch-           die Flusslandschaft an der Gail ganz neu
                                             wasser- und N  ­ aturschutz angepasst – und        zu ­erleben.
                                             nebenbei auch eine Freizeitoase für den                  Die Zukunft wird zeigen, welche der
                                             Menschen geschaffen. Innerhalb der Däm-            drei Modellstrecken die gesetzten Ziele
                                             me wurde die Struktur des Flussbetts durch         am besten erreicht und so als Vorbild für
Mehr zur
                                             Umschichtungen von Material, Einbau von            die künftige Gestaltung dienen kann.
LIFE-Förderung
                                             Buhnen und Aufweitungen derart umge-
der EU lesen
                                             staltet, dass der Fluss nun abschnittsweise
Sie auf SEITE 37!
                                             eine naturnahe Pen­delbewegung vollzie-
Weitere Informationen:                       hen kann. Außerhalb des Flussbetts wurden
                                             ­zudem einige bereits fast gänzlich aus­
www.life-gail.at
                                              getrocknete Altarme saniert, ein Bach, die
Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. 8      Kleine Gail, als Nebengewässer neu ge-
abt8.post@ktn.gv.at                           schaffen, und e­ inige Stillgewässer angelegt.
KÄRNTEN \ GAIL   15

                                          Spittal a. d. Drau
                                                         Klagenfurt

                                                    Villach

                        VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Strukturierung und Aufweitung
  des Flussbetts

→ Anlegen von Neben- und Stillgewässern

→ Sanierung von Altarmen

→ Schaffung von Auwaldflächen und eines
  Biotopverbundes

→ Schaffung von Besuchereinrichtungen

  NACHHER
16                     LEBENSRAUMFLUSS

                       Der Porraubach – Natur aus zweiter Hand
                       Viendorf – Marktgemeinde Göllersdorf, Niederösterreich
»Ein naturnahes Rückhaltebecken, Tümpel und vielfältige Gewässerstrukturen kontrollieren
jetzt den Wasserstand unseres Porraubaches, damit ein Hochwasser wie im Jahr 1995
nicht mehr passieren kann. Es ist wirklich toll geworden.« Josef Reinwein, Bürgermeister

DAS PROJEKT                                  Warum war die Maßnahme nötig?                  reicher gestaltet. Die Bepflanzung der
                                             Noch vor wenigen Jahren war der Porrau-        ­Uferrandstreifen mit standortgerechten,
Zeitraum der Umsetzung
                                             bach, ein Zubringer des Göllersbachs im         heimi­schen Gehölzen stabilisiert und
2010 – 2013
                                             westlichen Weinviertel, ein strukturarmes,      ­strukturiert den Gewässerrand, beschattet
Projektträger                                mit dem Umland nur wenig vernetztes              die Wasserflächen und schafft ­einen Puffer-
Wasserverband Göllersbach                    ­Gerinne. Die Folge waren regelmäßige            streifen zu den angrenzenden landwirt-
                                              großflächige Überflutungen des Siedlungs-       schaftlichen Flächen.
Kosten
                                              gebiets, zuletzt mit besonders gravieren-            Zur Umsetzung all dieser Maßnahmen
€ 1,1 Mio.
                                              den Auswirkungen im Jahr 1995. Weitere          und zur Nutzung zusätzlicher Über­schwem­
Förderschiene/Finanzierung                    Defizite wies der Porraubach aus ökologi-       mungsflächen wurden 12 ha zuvor intensiv
EU-Programm Ländliche Entwicklung:            scher und naturschutzfachlicher Sicht           landwirtschaftlich genutzter ­Flächen
ca. 50 % EU, ca. 30 % Bund, ca. 20 % Land,    auf: zu wenig Beschattung, das Fehlen von       ­benötigt.
MwSt. Wasserverband                           Flachwasserzonen oder wechselfeuchten
                                              Bereichen und ein hoher Eintrag von           Was hat’s gebracht?
In Anspruch genommene land- und/oder
                                              ­Sediment aus den umliegenden Acker­          Mit der Erhöhung des Wasserrückhalte­
forstwirtschaftliche Fläche
                                               flächen. Der Porraubach galt daher ­sowohl   vermögens am Porraubach durch die
ca. 12 ha
                                               aus Sicht des Hochwasserschutzes             ­beschriebenen Maßnahmen wurde der
                                               als auch des Naturschutzes als dringend       Schutz vor Hochwasserereignissen für das
                                               ­sanierungsbedürftig.                         ge­samte Gemeindegebiet sichergestellt.
                                                                                             ­Zusätzlich konnten eine natürliche Gewäs-
Mehr zum
                                             Was wurde unternommen?                           serdynamik wiederhergestellt und das
EU-Programm Ländliche
                                             Neben der Errichtung eines Damms zum             Landschaftsbild verbessert werden.
Entwicklung
                                             unmittelbaren Schutz der Siedlungen              Strukturreichtum im und am Wasser erhöht
lesen Sie auf SEITE 37!
                                             ­wurden ein naturnaher Rückhalteraum mit         die Vielfalt und die Qualität der Lebens­räu­
Weitere Informationen:                        einem Retentionsvolumen von 311.000 m³          me und ermöglicht zusätzlichen Wasser-
                                              sowie drei Tümpel (Stillwasserbereiche)         rückhalt. Einträge aus der Landwirtschaft
www.goellersdorf.at
                                              mit einer gesamten Wasserfläche von rund        ­konnten damit stark verringert werden.
Amt der NÖ Landesregierung                    2.500 m² angelegt.                               ­Koordinierte Pflegemaßnahmen sorgen
Abteilung Wasserbau                                Um den Bach ökologisch aufzuwerten,          ­da­für, dass sich der Porraubach auch
Regionalstelle Weinviertel                    wurden auf einer Strecke von 1 km Ge­­wäs­         in ­Zukunft weiter gewässertypisch
post.wa3mi@noel.gv.at                         serbett und Gewässerrand abwechslungs-             entwickelt.
Hollabrunn       NIEDERÖSTERREICH \ PORRAUBACH   17

                                           Zwettl

                                            St. Pölten
                                                         Baden

                         VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Aufschüttung eines Damms

→ Schaffung eines natürlichen
  ­Rückhalteraums

→ Anlegen von Teichen

→ Bereitstellung von Überflutungsflächen

→ Strukturierung des Gewässerbetts

→ Anlegen von Uferrandstreifen

  NACHHER
18                    LEBENSRAUMFLUSS

                      Die Schwechat – eine neu geschaffene Oase
                      Marktgemeinde Guntramsdorf, Niederösterreich
»Neben dem Schutz unseres Ortes war bei diesem Projekt die Einbindung aller Beteiligten maßgeblich.
Dadurch wurde sichergestellt, dass neben dem hohen technischen Anspruch gezielt auf das
­ökologische Gleichgewicht der Natur Rücksicht genommen wird.« Robert Weber, Bürgermeister

DAS PROJEKT                             Warum war die Sanierung nötig?                 großes Ufergrundstück abgesenkt und als
                                        In den 60er Jahren wurde die Schwechat         dynamischer Auwald mit Nebengerinnen
Zeitraum der Umsetzung
                                        im Zuge des Baus der Südautobahn in            und abwechslungsreichem Gelände neu
2014 – 2016
                                        ­weiten Bereichen stark reguliert. Innerhalb   ­gestaltet. Dieser Auwald kann durch die
Projektträger                            der Begleitdämme verarmten dadurch             Agrargemeinschaft Guntramsdorf weiterhin
Marktgemeinde Guntramsdorf               ­Gewässerbett und Ufer an Lebensraum-          wirtschaftlich genutzt werden. Die Ufer
                                          strukturen und ökologischer Vielfalt. Ein     wurden mit Wurzelstöcken und Block­
Kosten
                                          kleiner Auwald entlang des rechten Ufers      steinen strukturiert und mit einer Vielzahl
€ 750.000,–
                                          wurde von der Schwechat abgeschnitten         an standortgerechten heimischen Gewäch-
Förderschiene/Finanzierung                und nur bei größeren Hochwässern ge­         sen und Gehölzen bepflanzt.
Wasserbautenförderungsgesetz (WBFG):      flutet. Im Zuge der Errichtung des Hoch-
80 % Land & Bund, 20 % Gemeinde           wasserschutzes für die Ortschaft Guntrams-   Was hat’s gebracht?
                                          dorf musste ein Ersatzretentionsraum         An der Schwechat konnte effektiver Hoch-
In Anspruch genommene land- und/oder
                                          geschaffen werden. Diese Gelegenheit         wasserschutz mit der Schaffung gewässer-
forstwirtschaftliche Fläche
                                          ­wurde genutzt, um den Auwald sowie die      ökologisch wertvoller Retentionsräume
1,4 ha
                                           Schwechat im Bereich der Münchendorf-       kombiniert werden. Durch die Wiederher-
                                           straße zu revitalisieren.                   stellung der natürlichen Dynamik im
                                                                                       Haupt- sowie in den Nebengerinnen
                                        Was wurde unternommen?                         kommt es nun zu Umlagerungs- und Struk-
                                        Entlang der Aspangbahn wurde ein System        turierungsprozessen im Gewässerbett
Mehr zum
                                        aus Dämmen, Mauern und mobilen Hoch-           ­sowie in den Lebensräumen der Aufwei-
Wasserbauten­förderungs­gesetz
                                        wasserschutzelementen errichtet, um             tungs- und Uferflächen.
(WBFG)
                                        das Einströmen des Hochwasserabflusses               Die neuen Elemente haben die erste
lesen Sie auf SEITE 36!
                                        im Bereich der Münchendorferstraße zu           Bewährungsprobe beim Hochwasser im
Weitere Informationen:                  verhindern. Was die Schwechat dadurch           Mai 2015 bestens überstanden, alle Struk-
                                        an Überflutungsraum verliert, wurde ihr an      turen blieben erhalten. Durch die Renatu-
www.guntramsdorf.at
                                        anderer Stelle zurückgegeben: Durch Auf-        rierung gewann der Abschnitt an der
Amt der NÖ Landesregierung              weitung und Strukturierung wurden das           Schwechat auch enorm an Attraktivität
Abteilung Wasserbau                     ­Gewässerbett renaturiert und damit rund        für die örtliche Bevölkerung, die nun
DI Johann Mair-Gruber                    14.000 m³ Überschwemmungsraum ge-              ­Zugang zum Gewässer hat und Erholung
johann.mair-gruber@noel.gv.at            schaffen. Außerdem wurde ein ca. 1,4 ha         am Wasser findet.
Hollabrunn     NIEDERÖSTERREICH \ SCHWECHAT   19

                                        Zwettl

                                         St. Pölten
                                                   Baden

                        VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Errichtung von Dämmen, Mauern und
  mobilen ­Hochwasserschutz­elementen

→ Aufweitung und Strukturierung
  des ­Gewässerbetts und der Ufer

→ Absenken und Revitalisieren
  des Auwalds

→ Anlegen von Nebengerinnen

→ Artenreiche standortgerechte
  ­Bepflanzung

  NACHHER
20                   LEBENSRAUMFLUSS

                     Die Obere Traun – mehr Raum & neues Leben
                     Marktgemeinde Ebensee, Oberösterreich
»Eine natürliche, dynamische Entwicklung der Traun zu ermöglichen und gleichzeitig
Siedlungen und Straßen vor Überschwemmungen zu schützen, war Ziel dieses Projekts.
Die Zeit zeigt: Das Konzept ist voll aufgegangen!«
MR DI Ernst FALTL, Länderreferent für die Bundesländer ­Oberösterreich und Vorarlberg im BMLFUW

DAS PROJEKT                              Warum war die Sanierung nötig?                 Was hat’s gebracht?
                                         Im Rahmen eines im Jahr 2001 fertig­           Die Maßnahmen bewirkten eine Reduktion
Zeitraum der Umsetzung
                                         gestellten Gewässerbetreuungskonzepts          des Wasserspiegels im Falle eines 100-jähr-
2008 (Adaptierungen 2011)
                                         ­wurde für den hier dargestellten, zuvor       lichen Hochwassers von ca. 40 cm. Am
Projektträger                             hart verbauten Projektbereich die höchste     tiefsten Punkt der Bundesstraße bleibt
Republik Österreich,                      Priorität zur Umsetzung schutzwasserbauli-    ­somit immer noch ein Freibord, also ein
­Bundeswasserbauverwaltung                cher Maßnahmen definiert. Grund ­dafür         ­Sicherheitsabstand von ca. 15 cm zur maxi-
                                          war, dass die linksufrige Siedlung und die      malen Hochwasseranschlaglinie. Der
Kosten
                                          Bundesstraße bereits bei einem 30-jähr­         wiederangebundene und mit vielfältigen
ca. € 400.000,–
                                          lichen Hochwasser als g­ efährdet galten.       Strukturen wie Totholz und Steinhaufen
Förderschiene/Finanzierung                ­Außerdem wurden die bestehenden                versehene Nebenarm dient vor allem Jung-
Wasserbautenförderungsgesetz (WBFG):       ­Leitwerke beiderseits der Traun teilweise     fischen als geschützter Lebensraum. Sehr
85 % Bund, 15 % Gemeinde                    ­unterspült.                                  positiv zu erwähnen ist die seit Projekt­
                                                                                          fertigstellung gute Entwicklung der Amphi-
In Anspruch genommene land- und/oder
                                         Was wurde unternommen?                           biengewässer, die u. a. von Grasfröschen,
forstwirtschaftliche Fläche
                                         Im Zuge des Sanierungsprojekts wurden            Erdkröten und Gelbbauchunken gut ange-
ca. 6,5 ha
                                         zahlreiche Retentionsflächen neu geschaf-        nommen werden. Auch Brutreviere des
                                         fen bzw. wiederhergestellt: Die harte            Flussuferläufers konnten nachgewiesen
                                         ­Uferverbauung wurde rechtsufrig entfernt        ­werden und Eisvögel wurden gesichtet. Die
                                          und das Flussbett aufgeweitet; mehrere           standorttypischen Gehölze weisen wieder
Mehr zum
                                          Stillwässer wurden als Amphibienlaich­           ein sehr hohes Eigenaufkommen auf –
Wasserbauten­förderungs­gesetz
                                          gewässer angelegt. Um die Traun im Hoch-         ein ­Zeichen dafür, dass ein großer Schritt
(WBFG)
                                          wasserfall zu entlasten, wurde ein Neben-        zur Annäherung an den natürlichen Zu-
lesen Sie auf SEITE 36!
                                          arm mit dem Hauptfluss verbunden. Durch          stand dieser Flusslandschaft gelungen ist.
Weitere Informationen:                    Ersatz der standortfremden Fichten auf
                                          der gesamten Inselfläche von 6,5 ha mit
www.wasseraktiv.at/
                                          standorttypischen Gehölzen wie Weiden,
map/69,traun-aufweitung-
                                          Erlen, Ulmen oder Eschen entstand zudem
lahnstein-ebensee-ooe.html
                                          ein wertvolles Auengebiet, welches
Gewässerbezirk Gmunden                    den Wasserrückhalt zusätzlich erhöht.
gwb-gm.post@ooe.gv.at
OBERÖSTERREICH \ OBERE TRAUN   21

                                        Linz

                                     Gmunden

                         VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Schaffung/Wiederherstellung von
  ­Retentionsflächen

→ Aufweitung des Flussbetts

→ Anlegen mehrerer Stillwässer als
  ­Amphibienlaichgewässer

→ Errichtung einer Querverbindung
  ­zwischen Nebenarm und Traun

→ Schaffung eines Auengebiets

  NACHHER
22                     LEBENSRAUMFLUSS

                       Die Enns – Brückenschlag für Mensch & Natur
                       Altenmarkt im Pongau, Salzburg
»Für die Marktgemeinde Altenmarkt ist der Hochwasserschutz in Kombination mit Maßnahmen
zur Verbesserung des ökologischen Gewässerzustandes und des Landschaftsbildes
zentral für die Weiterentwicklung des Ortes.« Rupert Winter, Bürgermeister

DAS PROJEKT                              Warum war die Sanierung nötig?                 Außerdem wurde die Enns in vier Teil­
                                         Das Ennstal im Salzburger Pongau ist           abschnitten auf einer Gesamtlänge von
Zeitraum der Umsetzung
                                         zwar seit Jahrzehnten von Hochwasser ver-      ca. 800 m mit ökologisch orientierten
2013 – 2016
                                         schont geblieben, jedoch zeigten Abfluss-      ­Maß­nahmen, ­darunter Aufweitungen
Projektträger                            berechnungen, dass die Enns ein großes          des F­ lussbetts ­sowie das Anlegen eines
MG Altenmarkt im Pongau                  Hochwassergefahrenpotenzial für den Ort         neuen Nebenarms und die Verlegung
                                         Altenmarkt birgt. Bereits bei einem 10-jähr-    des Lohbachs, ver­sehen.
Kosten
                                         lichen Hochwasser wäre demnach mit                    Ausschlaggebend für die Schaffung
€ 9,40 Mio.
                                         Überflutungen im Siedlungsraum zu rech-         dieser neuen Strukturen war die Verfügbar-
Förderschiene/Finanzierung               nen. Die Gewährung der Hochwasser­              keit von rund 3 ha bewirtschafteter Fläche
Wasserbautenförderungsgesetz (WBFG):     sicherheit für Altenmarkt im Zuge dieses        für gewässerökologische Maßnahmen,
84 % Bund, 16 % Gemeinde                 Projekts wurde als Gelegenheit genützt,         die in den Besitz des Öffentlichen Wasser-
                                         auch die natürlichen Ufer- und Fluss­ver­       guts übergingen. Für das Rückhaltebecken
In Anspruch genommene land- und/oder
                                         läufe der stark regulierten Enns abschnitts-    wurden rund 22 ha landwirtschaftliche
forstwirtschaftliche Fläche
                                         weise wiederherzustellen.                       ­Fläche beansprucht, die im Besitz
ca. 3 + 22 ha
                                                                                          der GrundeigentümerInnen blieben.
                                         Was wurde unternommen?
                                         Einerseits wurde im Bereich der Tauern­        Was hat’s gebracht?
                                         autobahn ein Hochwasserrückhaltebecken         Die Enns ist nun einerseits mit ausreichen-
                                         gebaut, welches die Hochwasserwelle            dem Hochwasserschutz ausgestattet,
                                         dämpft und geregelt über ein Auslaufbau-       um das umliegende Siedlungs­gebiet zu
Mehr zum                                 werk in einen Graben abfließen lässt.          schützen. In den aufgeweiteten Enns-Ab-
Wasserbauten­förderungs­gesetz           ­Flussab des Rückhaltebeckens ­wurden          schnitten wurden der natürliche, dynami-
(WBFG)                                    ­anschließend entlang der Enns ­sowie ent-    sche Gewässerverlauf sowie die Substrat-
lesen Sie auf SEITE 36!                    lang des Zubringers Alte Zauch lineare       verhältnisse der Enns wiederher­gestellt.
                                           Hochwasserschutzmaßnahmen in Form            Die Anbindung bzw. Neuanlegung der
Weitere Informationen:
                                           von Dämmen, Mauern und Ufererhöhun-          ­Nebenarme bedingt des Weiteren die Ent-
Projektbroschüre                           gen zum Schutz von Siedlungsgebiet            stehung von hochwertigem Lebensraum
http://landversand.salzburg.gv.at          sowie vier Brücken neu errichtet.             für wassergebundene Tiere sowie Rück­
(Umwelt/Natur/Wasser > Wasser >                                                          halteräume bei Hochwasserereignissen.
Fließgewässer)
SALZBURG \ ENNS   23

                                                  Salzburg

                                          Bischofshofen
                                                          Tamsweg

                       VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Errichtung von Dämmen, Mauern und
  Ufererhöhungen

→ Bau eines Rückhaltebeckens

→ Gewässeraufweitung und Strukturierung
  des Flussbetts

→ Anbindung bzw. Neuanlegung eines
  ­Nebenarms

  NACHHER
24                     LEBENSRAUMFLUSS

                       Die Mur – Hochwasserschutz und Naherholung
                       St. Michael im Lungau, Salzburg
»Der Hochwasserschutz in St. Michael und die damit verbundene Aufweitung der Mur machen
unsere Lebensgrundlage Wasser für die Menschen aus unserer Region und für zahlreiche Gäste
wieder spür- und erlebbar.« Ing. Manfred Sampl, Bürgermeister

DAS PROJEKT                              Warum war die Sanierung nötig?                 Was hat’s gebracht?
                                         Im Gewässerentwicklungskonzept 2008            Durch die linearen Hochwasserschutzmaß-
Zeitraum der Umsetzung
                                         für Mur, Taurach und Lonka wurden vor-         nahmen ist nun eine ausreichende Hoch-
2010 – 2012
                                         herrschende Defizite im Hochwasserschutz       wassersicherheit für die Siedlungsbereiche
Projektträger                            und im ökologischen Zustand der Mur            von St. Michael gewährleistet. Die Auf­
Marktgemeinde St. Michael im Lungau      ­aufgezeigt. Das Gewässerbett wies eine        weitung gekoppelt mit der Anbindung des
                                          teilweise starke Strukturverarmung auf.       Auwaldes und der Zubringer ­bedingt eine
Kosten
                                                                                        unmittelbare Verbesserung des gewässer-
€ 600.000,–
                                         Was wurde unternommen?                         ökologischen Zustands der Mur. Einerseits
Förderschiene/Finanzierung               Auf einer Länge von 350 m wurde die Mur        kann sich nun das Flussbett in diesem
Wasserbautenförderungsgesetz (WBFG):     auf eine Breite von 75 m aufgeweitet. Im       ­Abschnitt dynamisch entwickeln. Anderer-
85 % Bund, 15 % Gemeinde                 Flussbett wurde eine Insel errichtet. Außer-    seits werden durch die Anbindungen eine
                                         dem wurden zwei Zubringergräben neu             ­Vernetzung mit der umgebenden Land-
In Anspruch genommene land- und/oder
                                         an die Mur angebunden. Zur Herstellung           schaft hergestellt sowie neuer Lebensraum
forstwirtschaftliche Fläche
                                         ausreichender Hochwassersicherheit               für wassergebundene Tiere geschaffen,
ca. 1,5 ha
                                         für die Siedlungsbereiche von St. Michael        welche ­variierende Strukturen mit beson-
                                         ­wurden Uferdämme und Weganhebungen              ders ­naturnahen Ufern benötigen. Mit der
                                          auf einer Länge von rund 520 m mit              neuen Murinsel im Bereich der Aufweitung
                                          einer maximalen Höhe von 1 m gebaut.            entstand nicht zuletzt ein wertvoller Raum
                                               Ausschlaggebend für die Schaffung          für Begegnung und diverse sportliche
                                          dieser neuen Strukturen war die Verfügbar-      ­Aktivitäten.
Mehr zum                                  keit von rund 1,5 ha bewirtschafteter
Wasserbauten­förderungs­gesetz            ­Fläche, die ins Eigentum des Öffentlichen
(WBFG)                                     Wasserguts übergingen.
lesen Sie auf SEITE 36!
Weitere Informationen:
Projektbroschüre
http://landversand.salzburg.gv.at
(Umwelt/Natur/Wasser > Wasser >
Fließgewässer)
SALZBURG \ MUR   25

                                                  Salzburg

                                          Bischofshofen
                                                          Tamsweg

                        VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Errichtung von Dämmen

­→ Weganhebungen

→ Gewässeraufweitung und Strukturierung
  des Flussbetts

→ Anbindung von Zubringergräben

→ Errichtung einer Murinsel sowie von
  Geh- und Radwegen

  NACHHER
26                    LEBENSRAUMFLUSS

                      Der Hühnerbach – ein wiederbelebtes Gewässer
                      Fürstenfeld, Steiermark
»Aus heutiger Sicht hat sich die Gewässerrevitalisierung am Hühnerbach mehrfach bewährt:
sowohl als optimaler Schutz vor Hochwasserereignissen als auch als wahrer Anziehungspunkt
für NaturliebhaberInnen.« Werner Gutzwar, Bürgermeister

DAS PROJEKT                                 Warum war die Sanierung nötig?                   Was hat’s gebracht?
                                            Der Hühnerbach, ein Parallelgewässer             Dem Hühnerbach wurde mehr Raum ge­
Zeitraum der Umsetzung
                                            zur Feistritz im Mündungsbereich in die          geben. Das breitere, neu strukturierte
2006 – 2008
                                            ­Lafnitz, war im rund 1,5 km langen Projekt-     ­Flussbett ermöglicht eine natürliche Sub­
Projektträger                                abschnitt ein künstliches Gerinne mit            stratumlagerung im Zuge von Hochwasser­
Weideverein Lafnitztal                       ­gestreckter Linienführung und einheitli-        ereignissen sowie das Entstehen von
Stadtgemeinde Fürstenfeld                     chen Böschungsneigungen. Diese Ein­             ­Flachwasserzonen bei mittleren Wasser-
                                              förmigkeit und die bestehenden Sohlbefes-        ständen. Die an einen ­natürlichen Ge­
Kosten
                                              tigungen ließen keinerlei Gewässerdynamik        wässerverlauf angepasste ­Linienführung
€ 885.000,–
                                              und Umlagerungsprozesse zu. Dem Ge­              lässt mehr Dynamik zu. Durch die Durch-
Förderschiene/Finanzierung                    wässer fehlte zudem auch eine Vernetzung         bruchsmöglichkeiten ­können sich nach
LIFE+: € 350.000,–                            mit dem Umland. Bei Hochwasser über­             Hochwasserereignissen Stillwasserzonen
Rest Wasserbautenförderungsgesetz             flutete der Hühnerbach aufgrund dieser           und altarmähnliche Strukturen und
(WBFG): 42 % Bund, 40 % Land,                 Abflussverhältnisse umliegende Siedlungs-        damit neue Lebensräume für ­diverse Tier-
18 % Gemeinde                                 gebiete.                                         und Pflanzenarten ausbilden. Zusammen
                                                                                               mit dem Ufergehölzsaum ­sorgen diese
In Anspruch genommene land- und/oder
                                            Was wurde unternommen?                             ­Zonen zudem für eine Ver­netzung des
forstwirtschaftliche Fläche
                                            Durch die Ablöse von 4,5 ha bewirtschafte-          ­Gewässers mit dem Umland.
ca. 4,5 ha
                                            ter Fläche war es möglich, großzügige                     Durch die Sanierung wurde die Ab-
                                            ­Aufweitungen des Gewässerquerschnitts               flussleistung verbessert ­sowie ein Puffer
                                             anzulegen. Das Flussbett wurde struktu-             für Hochwässer und für den Nährstoff­
                                             riert, die gestreckte ­Linienführung in einen       eintrag aus dem intensiv landwirtschaftlich
Mehr zum                                     gewundenen V     ­ erlauf umgewandelt. Punk-        genutzten Umland in das Gewässersystem
Wasserbauten­förderungs­gesetz               tuell wurden V  ­ ernässungszonen und               Lafnitz-Feistritz ­geschaffen. In Verbindung
(WBFG) sowie zur LIFE-Förderung              ­Tümpelketten a­ ngelegt. Zur Beschattung           mit einem neu ­errichteten Rückhalte­
lesen Sie auf SEITE 36!                       des G
                                                  ­ ewässers wurde zusätzlich ein durch­         becken am Zubringer Katzelgraben wird
                                              gehender U ­ fergehölzsaum mit standort­           nun ein Schutz bis zu 50-jährlichen Hoch-
Weitere Informationen:
                                              gerechtem Pflanzmaterial geschaffen.               wasserereignissen ­erreicht. Unmittelbar
DI Herwig Seibert                                                                                nach Fertigstellung der Bauarbeiten zeigte
Baubezirksleitung Oststeiermark, Hartberg                                                        ein Hochwasser, dass sich die Maßnahmen
bbl-os@stmk.gv.at                                                                                bestens ­bewähren.
STEIERMARK \ HÜHNERBACH   27

                                           Bruck a. d. Mur
                                     Liezen

                                     Knittelfeld              Fürstenfeld
                                                       Graz

                        VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Anpassung der Linienführung

­→ Strukturierung und Aufweitung
   des Flussbetts

→ Anlegen von Vernässungszonen

→ Errichtung eines Ufergehölzsaums

  NACHHER
28                    LEBENSRAUMFLUSS

                      Die Mur – um vielfältige Strukturen reicher
                      Knittelfeld, Steiermark
»Die Vorteile der Sanierung im Sinne der Natur und des Hochwasserschutzes sind für Tier und Mensch
von ­unschätzbarem Wert und die Stadt Knittelfeld freut sich über das gewonnene Erholungsgebiet.«
Ing. DI (FH) Gerald Schmid, Bürgermeister

DAS PROJEKT                                 Warum war die Sanierung nötig?                   stehende Auwälder gesichert und die
                                            Im Rahmen des LIFE+-Projekts »Inner­             ­Entwicklung weiterer Auwaldflächen im
Zeitraum der Umsetzung
                                            alpines Flussraummanagement Obere                 Ausmaß von 3,5 ha gefördert. Das gesamte
2012 – 2013
                                            Mur«, kurz »murerleben II«, wurden ein            LIFE+-Projekt wurde von vielseitiger
Projektträger                               ­ursprünglich verzweigtes Flusssystem             Öffent­lichkeitsarbeit wie der Errichtung
Amt der Stmk. Landesregierung                ­wiederhergestellt sowie vorhandene natur-       von Schautafeln und Sitzmöglichkeiten
                                              nahe Au- und Flusslandschaften der Mur          in Zusammenarbeit mit Schulen begleitet
Kosten
                                              gesichert bzw. neu angelegt. Unter Aus­         und mit einem großen Flussfest abge-
€ 470.000,–
                                              nutzung von Synergieeffekten bot es sich        schlossen.
Förderschiene und Finanzierung                an, die Lässer Au neu zu strukturieren,
LIFE+: 50 % EU, 35 % Bund, 15 % Land,         neue Habitate und Retentionsräume zu           Was hat’s gebracht?
­Gemeinden und Fischereiberechtigte           schaffen und gleichzeitig die Hochwasser­      Flusstypische Lebensräume und Gewässer-
                                              situation zu verbessern.                       strukturen prägen das Bild der Lässer Au
In Anspruch genommene land- und/oder
                                                                                             nach der Maßnahmenumsetzung. Wesent-
forstwirtschaftliche Fläche
                                            Was wurde unternommen?                           lich für die Sicherheit der umliegenden
ca. 9,3 ha
                                            Die Lässer Au ist einer von insgesamt sie-       Siedlungsgebiete im Hochwasserfall ist,
                                            ben Gewässerabschnitten der Mur, an              ­neben der Erhöhung des bestehenden
                                            ­denen im Zuge von »murerleben II« bedeu-         Schutzdamms, der vergrößerte natürliche
                                             tende Schritte zum Erhalt der Artenvielfalt,     Retentionsraum u. a. durch Aufweitungen
                                             zur dynamischen Gewässerentwicklung              des Flussbetts, die Neuerrichtung eines
                                             ­sowie zur Verbesserung des Hochwasser-          ­Nebenarms sowie zusätzliche Auwald­
Mehr zur
                                              schutzes gesetzt wurden. Dazu zählen             flächen. Die vielfältigen Strukturen ver­
LIFE-Förderung
                                              das Anlegen eines ca. 900 m langen               zögern den Abfluss, Abflussspitzen werden
der EU lesen
                                              ­Nebenarms mit teilweiser Absenkung des          gedämpft und zeitlich verzögert.
Sie auf SEITE 37!
                                               ­angrenzenden Geländes, die Schaffung                Die hohe Akzeptanz der Bevölkerung
Weitere Informationen:                          von Autümpeln mit einer Fläche von rund        und die Unterstützung durch die Gemein-
                                                4.000 m², die Öffnung der Ufersicherung        den und die F­ ischereiberechtigten sowie
www.murerleben.at
                                                auf einer Länge von rund 900 m und die         das Verständnis der betroffenen Grundbe-
Ing. Wolfgang Auinger                           gleichzeitige Erhöhung eines vorhandenen       sitzerInnen trugen wesentlich zum großen
Baubezirksleitung Obersteiermark West           Damms zum Schutz von Siedlungsgebieten.        Erfolg ­dieses Projekts bei.
bbl-ow@stmk.gv.at                               Zusätzlich wurden insgesamt ca. 4,5 ha be-
STEIERMARK \ MUR   29

                                         Bruck a. d. Mur
                                   Liezen

                                   Knittelfeld              Fürstenfeld
                                                     Graz

                        VORHER

  DAS MASSNAHMENBÜNDEL
→ Schaffung und Anbindung eines
  ­Nebenarms

→ Anlegen von Autümpeln

→ Öffnung der Ufersicherung

→ Erhöhung des bestehenden ­
  Schutzdamms

→ Vergrößerung der Auwaldflächen

→ Errichtung von Rastplätzen und
  ­Schautafeln

  NACHHER
30                      LEBENSRAUMFLUSS

                        Die Melach – Sofortmaßnahmen
                        naturnah gestaltet
                        Sellraintal, Tirol
»Am Beispiel Sellrain zeigt sich, dass auch in einem Gebirgsland wie Tirol ein nachhaltiger Schutz vor
Naturgefahren sowie eine dauerhafte Verbesserung der Agrarstruktur möglich sind, wenn alle Beteilig-
ten eng zusammenarbeiten.« Landeshauptmann-Stv. Josef Geisler

DAS PROJEKT                                  Warum war die Sanierung nötig?                ­Errichtung des Geschiebe­rückhaltebeckens
                                             Mehrere Hochwasserereignisse im Sommer         und eines Lawinen­ablenkdamms verwen-
Zeitraum der Umsetzung
                                             2015 führten zur Verlegung des Mündungs-      det werden.
2015 – 2017
                                             bereichs des Seigesbachs in die Melach              Landwirtschaftlich genutzte Flächen
Projektträger                                ­sowie zu großflächigen Schotterablagerun-    wurden in Abstimmung mit dem Wasser-
Gemeinden Unterperfuss, Kematen,              gen. Sowohl Ufersicherungen als auch         bau durch die Abteilung Bodenordnung
­Oberperfuss, Grinzens, Sellrain und Gries    ­Brücken, Gebäude und die in Gewässer­       und den betroffenen EigentümerInnen im
 im Sellrain                                   nähe verlaufende Landesstraße trugen        Zuge eines Agrarverfahrens neu aufgeteilt.
                                               massive Schäden davon. Zur Vermeidung
Kosten
                                               einer w
                                                     ­ eiteren Schadensausweitung          Was hat’s gebracht?
€ 6,25 Mio.
                                               war die r­ asche Umsetzung von Sofort­      Durch die Sofortmaßnahmen konnten an
Förderschiene/Finanzierung                     maßnahmen notwendig.                        der Melach wieder geordnete Abfluss­
Sofortmaßnahmen: 50 % Bund, 40 % Land,                                                     verhältnisse hergestellt werden. Geschiebe­
10 % Gemeinden                               Was wurde unternommen?                        bindende Maßnahmen sichern vor allem
                                             In intensiver Abstimmung mit den betroffe-    die Unterliegergemeinden Kematen und
In Anspruch genommene land- und/oder
                                             nen Gemeinden, den Einsatzorganisationen      Unterperfuss. Die Neustrukturierung des
forstwirtschaftliche Fläche
                                             und den verschiedenen Fachdienststellen       Abflussraums schafft hochwertige Lebens-
0,5 ha
                                             (Bodenordnung, Güterwege, Landesstra-         räume und begünstigt natürliche Geschie-
                                             ßenverwaltung und Wildbach- und Lawi-         beumlagerungsprozesse.
                                             nenverbauung) wurden Sofortmaßnahmen,              Durch die Neueinteilung der land­
                                             nach Dringlichkeit gereiht, umgesetzt,        wirtschaftlichen Grundstücke im Agrarver­
                                             ­darunter Geschieberäumungen, Entfernung      fahren konnten zusätzliche Flächen zur
Mehr zum Thema                                des Wildholzes, Sohlbefestigungen,           Verbesserung des Hochwasserschutzes
­Sofortmassnahmen                             ­Ufer­sicherungen und Bachaufweitungen.      dem Fluss zugeschlagen, ein Ausgleich
lesen Sie auf SEITE 37!                        Der stellenweise verworfene Flusslauf       für Flächenverluste und Grundaufbringung
                                               der M­ elach wurde in das ursprüngliche     für Schutzbauten am Seigesbach erreicht
Weitere Informationen:
                                               Flussbett rückgeführt bzw. ein neues        sowie eine funktionierende Agrarstruktur
Amt der Tiroler Landesregierung                ­Flussbett gestaltet, beschädigte Ufer­     hergestellt werden.
Baubezirksamt Innsbruck                         sicherungen wurden wiederhergestellt.
DI Peter Schuler                                Das überschüssige Material, das die Mure
peter.schuler@tirol.gv.at                       mitgeführt hatte, konnte im Zuge der
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