Hydrogeologie im Gebiet des Limosees, Dolomiten
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Hydrogeologie im Gebiet des Limosees, Dolomiten Masterarbeit Eingereicht an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften Zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science Tim Philipp Betreuer: Univ.-Prof. Mag. Dr. Christoph Spötl Institut für Geologie Innsbruck, 5. Januar 2021
Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der Anfertigung dieser Masterarbeit unterstützt und motiviert haben. Zuerst möchte ich mich bei meinem Betreuer Herrn Univ.-Prof. Mag. Dr. Christoph Spötl für die Idee zu dieser Masterarbeit, die umfangreiche Betreuung und die Hilfsbereitschaft bedanken. Ein besonderer Dank gebührt Gottfried Nagler und Matteo Rubatscher vom Naturpark Fanes- Sennes-Prags für den Transport zu den Seen, die Begleitung während der Geländebegehungen, das Weiterleiten von Fotos und Informationen und die Zusendung der Logger. Ebenso möchte ich mich bei Herrn Mutschlechner von der Rifugio Fanes für den Transport mit der Schneekatze in den Wintermonaten und die Verpflegung nach der Geländearbeit bedanken. Außerdem möchte ich mich auch bei Luca Maraldo vom Amt für Meteorologie und Lawinenwarnung der Autonomen Provinz Südtirol für die Bereitstellung der Wetterdaten bedanken. Ein großer Dank geht auch an Ulrich Burger für die hilfreichen Anregungen und Diskussion der Ergebnisse. Nicht zuletzt möchte ich mich bei meiner Familie und Freunden für die Unterstützung während des Studiums bedanken. i
Zusammenfassung Der Limosee und der Paromsee im Naturpark Fanes-Sennes-Prags in den Dolomiten zeigen historisch dokumentierte wiederkehrende Seespiegelschwankungen. Als Teil des UNESCO Weltnaturerbes stellt der Limosee ein touristisch beliebtes Ausflugsziel dar. Im Jahr 2015 führte der besonders niedrige Seespiegelstand zu Diskussionen über die Ursachen der wiederkehrenden Schwankungen. Ziel dieser Masterarbeit war es, die hydrogeologischen Verhältnisse im Bereich dieser Seen zu untersuchen, um so die auftretenden Seespiegelschwankungen zu erklären. Das Fanesgebiet wird im Wesentlichen von obertriassischen und unterjurassischen stark verkarsteten Kalkformationen aufgebaut. Die Seen liegen in Karstdepressionen, welche durch Grundmoränenmaterial abgedichtet wurden. Beide Seen sind charakterisiert durch einen ausschließlich unterirdischen Abfluss und nur kleinen intermittierenden Quellen sowie oberflächlichen Zuflüssen. Die Seespiegeländerungen wurden mittels Datenloggern zwischen den Jahren 2016 und 2017 aufgezeichnet und für die Jahre 2015 bis 2020 anhand von Satellitenbildern extrapoliert. Diese Daten wurden mit meteorologischen Messungen verglichen, um Zusammenhänge zwischen Schneehöhe, Niederschlag und Seespiegeln zu erklären. Die Seespiegelschwankungen wurden außerdem zwischen 2018 und 2020 durch Wildkameras aufgezeichnet. Zusätzlich wurde die elektrische Leitfähigkeit und die Temperatur der Lavarella-Quelle, der Hauptquelle im Fanesgebiet, zwischen 2016 und 2020 aufgezeichnet, um Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Karstaquifers der Faneshochebene zu erlangen. Die Ergebnisse zeigen eine Korrelation zwischen schneearmen Wintern und niedrigen Seespiegelständen des Limosees. Es ist jedoch möglich, dass die meteorologisch gesteuerten Seespiegelschwankungen nicht die einzige Ursache für die Seespiegelschwankungen im Limosee sind. Eine weitere Möglichkeit ist, dass durch Sedimentation im Bereich der Karstschwinden, welche als Hauptabfluss des Limosees fungieren, meteorologische Einflüsse überlagert werden. Im Untersuchungszeitraum konnten jedoch keine Änderungen in der Abflussmenge nachgewiesen werden. Dies ist allerdings in den undokumentierten Jahren nicht auszuschließen. Die Messungen am Paromsee hingegen haben gezeigt, dass dessen Seespiegel hauptsächlich von der Geschwindigkeit der Schneeschmelze und von langanhaltenden Niederschlagsereignissen im Sommerhalbjahr abhängig ist. Nach dem Auftreten einer schnellen Schneeschmelze oder starken Niederschlägen konnten die höchsten Seespiegelzunahmen dokumentiert werden. Somit wäre es möglich, dass der Paromsee nicht mit dem Grundwasserspiegel in Kontakt steht. Anhand des Verhaltens der elektrischen Leitfähigkeit und der Temperatur in der Lavarella-Quelle auf Niederschläge konnten erste ii
Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Karstaquifers gewonnen werden. Diese deuten darauf hin, dass der Aquifer großteils aus kleinen Spalten und Klüften besteht. Es ist möglich, dass nur nach Niederschlagsereignissen Porenwasser durch einen erhöhten hydraulischen Druck gelöst wird. Nach extremen Niederschlägen konnte ein schneller Abfluss über die ungesättigte Zone nachgewiesen werden. iii
Abstract Lake Limo and Lake Parom in the Fanes-Sennes-Prags Nature Park in the Dolomites show historically documented recurrent lake level fluctuations. As part of the UNESCO World Natural Heritage, Lake Limo is a popular tourist destination. In 2015, the particularly low lake level led to discussions about the causes of the recurrent fluctuations. The aim of this Master thesis was to investigate the hydrogeological conditions in the catchment of these lakes in order to explain these lake level fluctuations. The Fanes area is mainly built up by upper Triassic and lower Jurassic strongly karstified limestone formations. The lakes are located in karst depressions, which were sealed by glacial till. Both lakes are characterized by exclusive subsurface drainage, only small intermittent inflows from springs, and surface inflows. Lake levels were recorded using data loggers between 2016 and 2017 and extrapolated for 2015 to 2020 using satellite imagery. These data were compared with meteorological measurements to explore the relationship between snow depth, precipitation and lake levels. Lake level fluctuations were also recorded by wildlife cameras between 2018 and 2020. In addition, the electrical conductivity and temperature of the Lavarella spring, the largest spring in the Fanes area, were recorded between 2016 and 2020 to gain insights into the nature of the karst aquifer of the Fanes plateau. The results show a correlation between winters with little snow and low lake levels at Lake Limo. However, it is possible that meteorological factors are not the only cause of lake level fluctuations at Lake Limo. Another possibility is that meteorological influences are superimposed by sedimentation in the area of the ponor, which function as the main outflow of Lake Limo. Nevertheless, no changes in runoff volume could be detected during the study period. However, such changes cannot be ruled out for the undocumented years. Measurements at Lake Parom, on the other hand, have shown that its lake level is mainly dependent on the speed of snowmelt and on prolonged precipitation events during the warm season. The largest lake level increases occur after rapid snowmelt or heavy precipitation. Thus, it is conceivable that Lake Parom is not in contact with the ground water table. Based on the response of electrical conductivity and temperature of the Lavarella spring to precipitation, initial insights into the nature of the karst aquifer could be obtained. These indicate that the aquifer consists largely of small fractures and fissures. It is possible that only after precipitation events, pore water is activated by increased hydraulic pressure. After extreme precipitation, quick runoff over the unsaturated zone could be detected. iv
Inhaltsverzeichnis Danksagung i Zusammenfassung ii Abstract iv Inhaltsverzeichnis v 1. Einleitung 1 1.1 Zielsetzung 1 1.2 Geographischer Überblick 2 2. Geologischer Überblick 3 2.1 Stratigraphie der Dolomiten 5 2.1.1 Altpaläozoikum 5 2.1.2 Perm 5 2.1.3 Trias 5 2.1.4 Jura 7 2.1.5 Kreide 7 2.1.6 Paläogen 8 2.2 Quartär 10 3. Karst 11 4. Hydrogeologie 13 5. Methoden 17 5.1 Drucksensoren 17 5.2 Wildkameras 18 5.3 Wasserisotopen 18 5.4 Meteorologische Daten 20 5.5 Wasserbilanz 21 5.6 Volumenberechnung 22 6. Ergebnisse 23 6.1 Schneehöhe 23 6.2 Quellmessungen 27 6.3 Isotopen 33 6.4 Volumen 36 6.5 Seespiegel und Volumen 38 6.6 Abfluss und Zufluss 41 7. Diskussion 44 7.1 Lavarella-Quelle 44 v
7.2 Seespiegelschwankungen 47 7.3 Auswirkungen des Klimawandels 52 8. Schlussfolgerung 53 9. Ausblick 54 10. Literaturverzeichnis 55 vi
1. Einleitung Am touristisch beliebten Limosee führten die wiederkehrenden sehr niedrigen Seespiegelstände, wie zum Beispiel im Sommer 2012, 2015 und 2017, zu einer Diskussion unter Anrainern und Touristen über die Ursachen dieser Seespiegelschwankungen. Der Limosee liegt im Naturpark Fanes-Sennes-Prags, welcher Teil des UNESCO Weltnaturerbes ist. In Südtirol ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. 2018 wurden 33,3 Millionen Übernachtungen verzeichnet, davon etwa 10,1 Millionen Übernachtungen im Bezirk Pustertal, in dem der Naturpark liegt (Anonym, 2019). Es besteht somit nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch ein touristisches und damit wirtschaftliches Interesse an den Seen und den damit zusammenhängenden Seespiegelschwankungen. Die Frage nach den Ursachen dieser Seespiegelschwankungen am Limosee legte den Grundstein für diese Arbeit. 1.1 Zielsetzung Ziel der Arbeit ist die Erforschung der hydrogeologischen Situation im Karstgebiet von Fanes, um so die Seespiegelschwankungen des Limosees sowie des Paromsees zu erklären. Der Paromsee, ein weiterer See im Fanesgebiet, wurde miteinbezogen, da dieser scheinbar asynchron zum Limosee reagiert. Zu Beginn der Untersuchung wurde die These aufgestellt, dass es einen direkten Zusammenhang von schneearmen Wintern und einem niedrigen Seespiegel gibt. Daraus ergibt sich auch die Frage nach der zukünftigen Dynamik der Seen in Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel in den Alpen und den daraus entstehenden Folgen für den Naturpark. Darüber hinaus wäre es Interessant zu klären, wohin der Limosee entwässert. Da nur unterirdische Abflüsse bekannt sind und diese nahe der Wasserscheide liegen, ist nicht eindeutig geklärt, ob das Wasser nach Norden oder nach Süden fließt. In der Untersuchung wurde die Lavarella-Quelle mit einbezogen, da es die Hauptquelle im Fanesgebiet ist und ab hier Wasser teilweise oberflächlich abfließt. Bisher sind keine hydrogeologischen Studien in den Hochflächen von Fanes durchgeführt wurden. Lediglich der Aquifer im Rautal wurde von Van de Griend et al. (1986) ausführlich untersucht. Die Aufnahme der Daten begann 2016 mit dem Einbau von Drucksensoren im Limosee, Paromsee und der Lavarella-Quelle. Neben dem Aufzeichnen der Daten mit den Loggern, wurden Wildkameras verwendet, um einen visuellen Überblick über das Verhalten der Seen im Jahresverlauf zu gewinnen. Die meteorologischen Daten wurden vom Open Data Portal der Provinz Südtirol zu Verfügung gestellt. 1
1.2 Geographischer Überblick Das Forschungsgebiet dieser Arbeit befindet sich im Südosten der Provinz Südtirol in Norditalien. Die zwei Seen, Limosee und Paromsee, bilden den Schwerpunkt der hydrogeologischen Untersuchung und liegen als Teil des Naturparks Fanes-Sennes-Prags in der Hochebene von Großfanes beziehungsweise Kleinfanes. Nordöstlich der Fanes-Hochebene liegt die Sennes-Fosses Hochebene. Beide Plateaus werden durch das tief eingeschnittene Rautal und der Lavinores Bergkette getrennt. Im Sommer 2009 wurde der Naturpark in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen und bildet das größte der neun Systeme der UNESCO-Dolomiten (Teilgebiet: Nördliche Dolomiten - Dolomiten UNESCO, 2020). Mit einer Größe von 25.453 ha erstreckt sich der Naturpark über die Gemeinden Abtei, Prags, Toblach, Wengen, Enneberg und Olang (Südtiroler Informatik AG, 2020). Der Limosee sowie der Paromsee liegen in der Gemeinde von Enneberg, die den größten Anteil am Naturpark besitzt (Südtiroler Informatik AG, 2020). Im Norden wird der Naturpark vom Pustertal, im Westen vom Gadertal, im Osten vom Höhlensteintal und im Süden von der Landesgrenze mit Venetien begrenzt. Die Hohe Gaisl mit 3.146 m ist der höchste Gipfel im Naturpark. Das Forschungsgebiet in Fanes wird kesselartig von markanten Gipfeln wie der Lavarellaspitze (3.055 m), dem Zehner (3.026 m) und dem Neuner (2.968 m) umschlossen. Der Paromsee liegt an der Nordflanke der Paromspitze auf 2.311 m, der Limosee südlich des Limojochs und westlich der Pareispitze auf 2.159 m. 2
Abbildung 1. Geographischer Überblick des Arbeitsgebietes in Südtirol. 2. Geologischer Überblick Geologisch gesehen befindet sich der Naturpark Fanes-Sennes-Prags im Südalpin und wird größtenteils durch permo-jurassischen Sedimentabfolgen aufgebaut (Brandner, 1980). Untergeordnet treten an der Pareispitze jüngere kretazische und paläogene Sedimentabfolgen auf (Brandner, 1980). Schmid et al. (2004) klassifizieren die Gesteinseinheiten im Forschungsgebiet als postvariszische vulkanische und sedimentäre Überdeckung der Südalpen (Abbildung 2). Das Südalpin wird durch das Periadriatische Lineament, welches aus der Canavese, Insubrische, Judikarien, Pustertal und Gailtal Linie besteht, von den Westalpen und den Ostalpen getrennt (Schmid et al., 2004). Das Südalpin ist durch eine sehr schwache alpidische Metamorphose sowie durch einen südvergenten Falten- und Überschiebungsgürtel charakterisiert (Schmid et al., 2004). 3
Abbildung 2. Tektonische Karte der Alpen (Schmid et al., 2004). 4
2.1 Stratigraphie der Dolomiten Der Inhalt des folgenden Abschnitts beruht im Wesentlichen auf Bosellini (1998) und Gianolla et al. (2018a). 2.1.1 Altpaläozoikum Das metamorphe Grundgebirge der Südalpen besteht hauptsächlich aus Phylliten, Glimmerschiefern und Paragneisen. Die Metamorphite wurden als Sedimente und Vulkanite vor 550 bis 350 Mio. Jahren abgelagert und durch die variszische Orogenese im Karbon (350- 300 Ma) metamorph überprägt. Die variszische Orogenese erreicht im Südalpin einen niedrig- bis mittelgradigen Metamorphosegrad (Grünschieferfazies bis granatführende Subfazies) und ist nur nördlich des Forschungsgebietes aufgeschlossen. In das Grundgebirge sind mehrere Plutone nach der varizischen Metamorphose intrudiert, welche jedoch in den Dolomiten nicht aufgeschlossen sind. 2.1.2 Perm Mit dem Ende der variszischen Metamorphose, zu Beginn des Perms, kam es zur Bildung von zahlreichen Gräben in Kombination mit ausgeprägter magmatischer Aktivität (Pfiffner, 2015). Am Beginn des Perms kam es zur Ablagerung von fluviatilen Kiesen, die heute in Form des Waidbrucker Konglomerats vorliegen. Das Konglomerat wird vom Südtiroler Vulkanitkomplex überlagert. Der Komplex besteht hauptsächlich aus Quarzporphyr und erreicht eine Mächtigkeit von bis zu 2000 m. In den Dolomiten tritt der Porphyr ausschließlich im Westen auf. Am Ende des Perms kam es zur leicht diskordanten Ablagerung von Klastika, dem Grödner Sandstein, auf den Südtiroler Vulkanitkomplex bzw. dem metamorphen Grundgebirge (Pfiffner, 2015). Eine Transgression von Südosten am Ende des Perms resultierte in der Ablagerung von seichtmarinen Evaporiten und Kalken der Bellerophon-Formation. 2.1.3 Trias Am Beginn der Trias mit fortschreitender Transgression der Tethys entstand ein flacher Ozean im Bereich der Südalpen. Es bildet sich die Werfen-Formation, welche in den Dolomiten in neun Member unterteilt wird und aus gut geschichteten Kalken, Dolomiten und Sandsteinen besteht. Im oberen Anis kommt es zur Hebung einiger Zonen in den Südalpen. Infolgedessen herrschten in den westlichen Dolomiten terrestrische Bedingungen, wohingegen die östlichen Dolomiten weiterhin unter marinem Einfluss standen. Durch die Hebung kam es in den westlichen Dolomiten zur Erosion, weshalb die Werfen-Formation dort nicht vollständig erhalten ist. Das erodierte Material bildet das Richthofen-Konglomerat, welches ausschließlich 5
im Westen der Dolomiten auftritt. Im Beckenbereich lagern sich die Kalke, Mergel und schwarzen Tone der Prags-Gruppe ab. Gegen Ende des Anis überstieg die Subsidenz die Hebung und es bildeten sich offene tropische Karbonatplattformen (Contrin-Formation). In den Beckenbereichen wurde weiterhin die Prags-Gruppe abgelagert. Mit dem Beginn des Ladins nahm die Subsidenz beträchtlich zu und erreicht eine Absenkung von bis zu 1.000 m. Zusätzlich zur Subsidenz begann eine ausgeprägte marine Transgression, die zu isolierten Karbonatplattformen und tiefen Wasserstraßen führte. In den tiefen Gräben entstand die Buchenstein-Formation, wohingegen die isolierten Karbonatplattformen den Schlern-Dolomit bildeten. In den östlichen und südlichen Dolomiten herrschte immer noch tiefmarines Milieu, in dem es zur Ablagerung von Turbiditen mit vorwiegendem Transport von Süd-Südost kam. Neben den Plattformen und Becken in den Dolomiten trat im Ladin außerdem intensive vulkanische Aktivität auf. Es bildeten sich Kissenlaven und Hyaloklastite, die sich hauptsächlich in den Becken und teilweise an den Plattformhängen ablagerten. Am Ende des Ladins beruhigte sich die aktive Phase des Vulkanismus und es bildete sich das Marmolata- Konglomerat am Top der vulkanischen Gesteine. Das Konglomerat besteht aus dem Abtrag der zuvor gebildeten vulkanischen Inseln. Während sich proximal Konglomerate bildeten, kamen im distalen Bereich Sandsteine zur Ablagerung. Nach Gianolla et al. (2018a) werden die Konglomerate und die Sandsteine der Wengen-Formation zugeordnet. Am Ende des Ladins und dem Beginn des Karns endete die starke Subsidenz und es bildete sich ein tropisches Meer. Damit einhergehend kam es zur Entwicklung postvulkanischer Riffe und Karbonatplattformen. Diese bestehen aus Kassianer Dolomit, während in den Becken die St. Kassian-Formation abgelagert wurde. Durch die geringen Subsidenz-Raten kam es zu mehreren Progradationsschüben der Karbonatplattformen, die im Kassianer-Dolomit aufgeschlossen sind. Gegen Ende des Karns kam es durch eine leichte Regression zur topographischen Nivellierung. Die noch vorhandenen Becken wurden durch die Heiligkreuz-Formation (Gianolla et al., 2018a) beziehungsweise den Dürrenstein-Dolomit (Bosellini, 1998) aufgefüllt. Die Heiligkreuz-Formation überlagert die St. Kassianer-Formation und die Abhänge der Karbonatplattformen. Am Ende des Karns entwickelte sich die Topografie in der Dolomitenregion wieder zu einem flachen Küstenbereich. Es bildete sich die Travenanzes- Formation (Raibl-Formation) im randmarinen Milieu mit feinkörnigem, terrigenem Sedimenteintrag (Breda & Preto, 2011). Diese liegt meist diskordant oder erosiv auf der Heiligkreuz-Formation und bildet die Basis des Hauptdolomits. Im Forschungsgebiet, im Bereich nördlich und südlich des Rautales, ist diese Formation die älteste aufgeschlossene Einheit. Die Travenanzes-Formation hat eine geringe Mächtigkeit und ist durch weiße, 6
grünliche und rote Farben gekennzeichnet. Es handelt sich hauptsächlich um Dolomit. Untergeordnet treten auch Gipslagen auf. Stratigraphisch folgt auf die Travenanzes-Formation der Hauptdolomit, welcher im Forschungsgebiet weitläufig und in großer Mächtigkeit (bis zu 800 m) auftritt. Der Hauptdolomit bildete sich am Beginn des Nors in einem Ablagerungsraum, der durch eine Karbonatplattform gekennzeichnet war. Durch periodische Transgressionsschübe entstand eine zyklische Abfolge von hellgrauen bis weißlichen stromatolithischen Dolomiten. Die Bedingungen der Karbonatplattform variierten von subtidalen Lagunen über Gezeitenebenen bis hin zu supratidalen Milieus mit subaerischer Exposition. 2.1.4 Jura Gegen Ende der Trias wechselten die klimatischen Bedingungen von einem heißen, ariden Klima zu einem heißen, feuchten Klima. Außerdem entwickelte sich aus den Gezeitenflächen ein tropisches Flachwasser, in dem sich die Graukalk-Gruppe ablagerte. Die Graukalke mit einer Mächtigkeit zwischen 450 und 600 m, welche die Hochflächen von Fanes, Sennes und Fosses bilden, stellen eine weitere Karbonatplattform-Einheit des Südalpins dar. Die Abfolge ist in sich recht homogen, es treten nur leichte Variationen der Lithofazies auf. Bei den Kalken handelt es sich meist um Wackestones, Mudstones und Packstones. Überlagert werden die Graukalke von den Encriniten der Klein-Fanesalm, welche nordöstlich der Faneshütte und am Limosee aufgeschlossen sind. Dabei handelt es sich um Kalkarenite mit Brachiopoden, Crinoidenbruchstücken und seltenen Ammoniten. Die Encrinite zeigen den Beginn des Versinkens der Trento-Plattform an. Im Malm sank die Trento-Plattform weiter ab und die Kalke wurden von Tiefseesedimenten, dem Ammonitico Rosso, überlagert (Winterer & Bosellini, 1981). Dieser ist durch eine knollige Schichtung im Zentimeter- bis Dezimeterbereich charakterisiert und wurde durch pelagische Sedimentation in einem weiter absinkenden Becken abgelagert. Auf der Hochebene von Fanes ist der Ammonitico Rosso im Bereich des Limosees sowie im Nordwesten und Nordosten der Faneshütte aufgeschlossen. Er beendet die Abfolge der jurassischen Gesteine in den Dolomiten. 2.1.5 Kreide Es folgen die Mergel der Kreide, welche die jüngsten Gesteine der Dolomiten (mit Ausnahme des Monte-Parei-Konglomerates) darstellen. Die kretazischen Mergel werden in vier Formationen unterteilt: Maiolica, Puezmergel, Scaglia Variegata Alpina und Scaglia Rossa. Im Gebiet von Fanes ist die Maiolica-Formation, die jüngste kretazische Einheit, östlich des Limosees und nördlich der Faneshütte aufgeschlossen. Dabei handelt es sich um eine Abfolge 7
von Dezimeter dicken mikritischen Kalken gefolgt von Millimeter dünnen Lagen an Peliten. Die Ablagerung hat in einem pelagischen Becken mit terrigenem und distalem Materialeintrag stattgefunden. Nördlich der Faneshütte folgen auf die Maiolica-Formation die Puezmergel, die durch einen markanten Farbwechsel charakterisiert sind. Sie wurden ebenfalls in einem pelagischen Becken abgelagert. Stratigraphisch folgt auf die Puezmergel die Scaglia Variegata Alpina Formation, die in einem tiefen Becken entstanden ist (Luciani & Cobianchi, 1999). In dieser Formation finden sich vermehrt Turbidite, welche auch als Flysch von Ra Stua bekannt sind. In der Oberkreide wurde darauffolgend am Beckenabhang die Scalia Rossa gebildet. Es handelt sich um dunkle Tonsteine und turbiditische Ablagerungen. 2.1.6 Paläogen Auf der Sedimentabfolge aus dem Jura und Kreide liegt diskordant das Parei-Konglomerat. Das Konglomerat tritt am Südhang des Col Bechei di Sopra (Monte Parei) auf und steht in Kontakt zu den Graukalken, dem Ammonitico Rosso sowie der Maiolica. Der Ablagerungsraum war ein flaches Meeresbecken mit einem unterseeischen Abhang im Norden und einem nahegelegenen Festland, von welchem die terrigenen Anteile über Flusssysteme in das Becken verfrachtet wurden. Das Parei-Konglomerat wird zeitlich im Oligozän bis Miozän angesiedelt (Keim & Stingl, 2000). 8
Abbildung 3. Stratigraphische Abfolge der Dolomiten nach Bosellini (1998). 9
2.2 Quartär Im folgenden Abschnitt wird auf einige Quartärablagerungen in der Hochebene von Fanes eingegangen. Nördlich des Limosees am Limojoch ist eine zementierte Ausschmelzmoräne aufgeschlossen (Klebelsberg, 1956; Gianolla et al., 2018a). Die fluvioglazialen Tillite stammen aus lokalen glazialen Bedingungen, welche vor dem letzten glazialen Maximum (LGM) abgelagert wurden. Die Ablagerung mit einer Mächtigkeit von etwa 10 m zeigt eine talwärts geneigte Schichtung, welche ausschließlich aus karbonatischen Geröllen aufgebaut ist. Im Gebiet von Klein Fanes wie auch am Limo-Joch finden sich häufig Gletscherschliffe auf Karstformen. Es sind teilweise noch die älteren tiefen Karren zu sehen, die glazial abgeschliffen wurden. Die kesselartige Form der Hochebene wurde, wie auf Abbildung 4 zu sehen ist, durch die Vergletscherung gebildet. Der Bergkamm, der in einem Halbkreis die Hochebene begrenzt, wurde während des LGMs nicht von Gletschereis überlagert. Im Bereich des Nordufers des Paromsees befinden sich mehrere Moränenwälle (Bini et al., 1998). Durch einen dieser Moränenwälle wird der Paromsee nahezu in zwei kleinere Seen getrennt (Abbildung 5). Wie bereits Holzner (2011) beschrieben hat, liegt der Paromsee auf einer Grundmoräne, die es ermöglicht den See aufzustauen. Östlich des Paromsees befinden sich mehrere reliktische Blockgletscher. Der größte Blockgletscher, der bis zu den Lavarella-Quellen reicht, hat eine Gesamtlänge von 1.125 m und eine Breite von 470 m und war zwischen Daun und Egesen- Stadial aktiv (Holzner, 2011). In der nachfolgenden Zeit wurde der Blockgletscher von zwei weiteren Blockgletschern überfahren. Unmittelbar östlich des Paromsees (ca. 100 m) befinden sich zwei weitere kleine reliktische Blockgletscher, die ebenfalls nach dem Daun-Stadial abgelagert wurden (Holzner, 2011). Im weiteren Verlauf des Enneberger Bachs befindet sich die Ablagerung eines Bergsturzes mit einem Volumen von etwa 18 Millionen Kubikmetern (Gianolla et al., 2018a). Durch die Versperrung kam es zum Aufstauen des Piciodèl Sees. Der See wurde jedoch nahezu vollständig durch die Sedimente des Enneberger Baches aufgefüllt. 10
Abbildung 4. Maximalvergletscherung der Dolomiten im LGM mit Arbeitsgebiet in Rot (van Husen, 1987). 3. Karst Karst wird von Ford & Williams (2007) definiert als eine Landschaft mit Höhlen und verbreiteten unterirdischen Wassersystemen in löslichen Gesteinen, wie Kalkstein, Dolomit, Marmor oder Gips. Durch die Reaktion von Wasser und Kohlendioxid entsteht Kohlensäure. Diese ist für die Lösung von Karbonatgesteinen essentiell, da die Löslichkeit von Kalzit und Dolomit in reinem, entionisiertem Wasser sehr gering ist (Ford & Williams, 2007). Das Kohlendioxid wird hauptsächlich aus der Bodenluft aufgenommen und nur ein geringer Anteil stammt aus der Atmosphäre. Die Lösung von Karbonat mit Wasser und Kohlendioxid läuft nach folgender Reaktion ab: Kalzit: 3 + 2 + 2 ⇔ 2+ + 2 3− Dolomit: ( 3 )2 + 2 2 + 2 2 ⇔ 2+ + 2+ + 4 3− Die stark verkarstete Hochebene von Fanes wurden bereits von Bini et al. (1998) in Bezug auf Karstgeomorphologie kartiert. In der jurassischen Graukalk-Formation, die den Großteil von Fanes bildet, finden sich zahlreiche Karstmerkmale wie Karren, Schichttreppenkarst, Schichtrippenkarst, Rundhöckerkarst, Höhlen und Dolinen. 11
In Teilen der Hochebenen wurde eine Dichte von mehr als 50 Dolinen/km² kartiert (Bini et al., 1998). Im Gebiet der komplexen geomorphologischen Einheit Altopiani Ampezzani befinden sich 242 kartierte Höhlen. Bei diesen Höhlen handelt es sich hauptsächlich um vertikale, seichte Schächte (Bini et al., 1998). Im Folgenden wird auf einige Karstformen, welche im direkten Bezug zur hydrogeologischen Untersuchung des Limo- und Paromsees stehen, eingegangen. Der Limosee liegt in einer großen Doline mit nicht klar definiertem Rand, wie auf der Karte von Bini et al. (1998) zu sehen ist. Am Westufer des Limosees befindet sich ein aktives Ponor, durch welchen der Tiefstand des Sees kontrolliert wird (Abbildung 6). Im Uferbereich des Limosees sind Blöcke mit vertikalen, runden Löchern mit Öffnungen im Zentimeter Bereich aufgeschlossen (Abbildung 6). Die röhrenförmigen Löcher haben eine Tiefe von wenigen Zentimetern mit einem abgerundeten Apex. Diese Karstform wurde von Simms (2002) als Röhrenkarren („tube karren“) benannt. Röhrenkarren entstehen durch die Korrosion von kondensiertem Wasser, das in Lufteinschlüssen gefangen ist (Simms, 2002). Die Luftblasen werden durch einen schnell ansteigenden Seespiegel eingeschlossen. Das Auftreten von Röhrenkarren im Uferbereich von Seen mit schwankendem Seespiegel wurde bislang nur selten dokumentiert (Simms, 2002; Plan et al., 2018; Elorza & Higuera-Ruiz, 2016). Der Paromsee liegt nach Holzner (2011) ebenfalls in einer Doline. Somit handelt es sich bei beiden Seen um Dolinenseen, die durch unlösliche, in der Doline abgelagerte Verwitterungsrückstände aufgestaut werden (Ahnert, 2015). Abbildung 5. Geologische und geomorphologische Karte im Gebiet des Paromsees modifiziert nach Holzner (2011). 12
Abbildung 6. Links: Röhrenkarren an einer Probe vom Uferbereich des Limosees (Foto: C. Spötl). Rechts: Ponor am Seerand am 08.10.2015 (Foto: V. Larcher). 4. Hydrogeologie Die hydrogeologische Situation in dem Gebiet von Kleinfanes mit dem Limo- und Paromsee ist bisher nur wenig erforscht. In den 1970er-Jahren wurden hydrogeologische Übungen der Universität Amsterdam im Rautal durchgeführt (Foppen & Engelen, 2013). Darauf aufbauend wurde 1986 die einzige vorhandene wissenschaftliche hydrogeologische Arbeit im Gebiet von Kleinfanes publiziert (Van de Griend et al., 1986). Diese Autoren untersuchten hauptsächlich die Hydrogeologie des Rautals und befassten sich nur wenig mit der hydrogeologischen Situation von Kleinfanes und der in dieser Arbeit untersuchten Seen. Der Paromsee und der Limosee haben unterschiedliche Einzugsgebiete, wie in Abbildung 7 zu sehen ist. Der Paromsee liegt im Einzugsgebiet des St. Vigilbachs, welcher später über die Etsch in die Adria fließt. Der Limosee liegt im Einzugsgebiet des Ru de Fanes und entwässert über den Piave ebenfalls in die Adria. Beide Seen sind charakterisiert durch ausschließlich unterirdische Abflüsse. Während am Limosee das Wasser hauptsächlich durch das Ponor abfließt, versickert das Wasser im Paromsee durch die Grundmoräne. Außerdem haben beide Seen keine oberflächlichen Zuflüsse, die ganzjährig aktiv sind. Nach Starkregenereignissen oder nach der Schneeschmelze treten kleine episodische Gerinne am Paromsee auf, die gut anhand des frischen Sediments erkannt werden können (Abbildung 8). Am Limosee gibt es am Nord- und Ostufer einige kleine Quellen (Schüttung bis zu 1,5 l/s), die im Frühsommer aktiv sind. Da der Limosee nahe der Wasserscheide der zwei Einzugsgebiete in stark verkarsteten Kalkstein liegt, ist nicht auszuschließen, dass der Limosee auch Richtung Norden entwässert. Das Einzugsgebiet des Limosees hat eine Größe von etwa 0,85 km² und eine durchschnittliche Höhe von 2.260 m. Im Vergleich dazu hat der wesentlich kleinere und flachere Paromsee ein 13
Einzugsgebiet von 8,04 km² und eine durchschnittliche Höhe von 2.558 m. Die Berechnungen wurden anhand von digitalen Geländemodellen (DTM) mit der Software Quantum GIS durchgeführt. Abbildung 7. Einzugsgebiete des St. Vigilbachs und des Ru de Fanes. 14
Abbildung 8. Paromsee Blick Richtung Nordosten am 26. Juni 2018 mit frischem Sedimenteintrag am Südufer (Foto: C. Spötl). In der Studie von Van de Griend et al. (1986) wird das Abflussverhalten von Kleinfanes beginnend mit dem Paromsee als den höchstgelegenen saisonalen See beschrieben. Von hier aus fließt das Wasser unterirdisch zu den Lavarella-Quellen, von denen es über den Grünsee bis zum Piciodelsee oberflächlich abfließt, ehe es erneut im Untergrund versickert. Südlich von Pederü tritt das Wasser in der Pederü-Quelle wieder an die Oberfläche. Die Quelle hat durch rückschreitende Erosion einen ca. 50 m hohen Quelltrichter gebildet. Nach der Pederü-Quelle versickert das Wasser im Verlauf der nächsten 4 km in der fluviatil-glazialen Talfüllung. Diese Sedimente mit einer Mächtigkeit von bis zu 350 m bilden den Hauptaquifer des Rautals. Im Folgenden werden die Limosee-Quellen, die Lavarella-Quelle und die Pederü-Quelle kurz beschrieben. Bei den Limosee-Quellen handelt es sich um mehrere kleine Quellen mit Schüttungen im Bereich von 0,5 l/s bis 1,5 l/s. Es befinden sich zwei Quellen am Nordufer des Limosees sowie eine östlich des Sees unterhalb der kleinen Felswand. Die Quellen zeigen saisonale Schwankungen und sind nur bis etwa Anfang August aktiv. Im östlichen Seeboden des Limosees befindet sich eine weitere Quelle, welche nur bei sehr niedrigen Wasserständen sichtbar ist. Da in den untersuchten Jahren kein so niedriger Wasserstand existierte, konnten keine Messungen durchgeführt werden. Die Aktivität eines Wasserzutritts am Seeboden und 15
zwei weiteren vom Seeufer, kann während des Aufschmelzens des Sees nachgewiesen werden. Das wärmere Quellwasser bewirkt ein teilweises Aufschmelzen der Eisdecke in den Bereichen der Wasserzutritte, wie in Abbildung 9 zu sehen ist. Die Lavarella-Quelle hat mehrere Austrittsbereiche und zeigt ebenfalls eine im Jahresverlauf schwankende Schüttung. Nach Beginn der Schneeschmelze zeigt die Lavarella-Quelle hohe Schüttungen, die aufgrund der vielen Austrittsbereiche nur schwer geschätzt werden können. Im Vergleich zu den Sommermonaten liegt der Hauptquellaustritt im Winter um etwa 40 m tiefer. Bei der Pederü-Quelle handelt es sich ebenfalls um eine Quelle mit starken jahreszeitlichen Schwankungen. Die Quelle führt bis in den späten Winter (Februar) Wasser und fällt gegen Ende des Winters (April) trocken. Mit Beginn der Schneeschmelze im Frühling führt die Pederü-Quelle wieder Wasser. Die Schüttung liegt bei ca. 10 bis 30 L/s. Abbildung 9. Limosee am 31. Mai 2019 Blick Richtung Westen. Bereits aufgeschmolzene dunkle Bereiche zeigen die unterirdischen Zuflüsse des Limosees. 16
5. Methoden In den folgenden Absätzen werden die angewandten Methoden detailliert erläutert. Die Auswertung und die Darstellung der Ergebnisse wurden mit Python umgesetzt. Der Code ist im GitHub Verzeichnis öffentlich unter diesem Link einsehbar: https://github.com/timluis/Master_thesis_Fanes 5.1 Drucksensoren Mithilfe von Drucksensoren kann der Wasserspiegel kontinuierlich aufgezeichnet werden. Dafür werden ein oder mehrere Drucksensoren in der Wassersäule in einer bekannten Höhe über dem Seegrund platziert (Abbildung 10). Als Referenz wird gleichzeitig ein Drucksensor außerhalb der Seen platziert, um Luftdruckänderungen aufzuzeichnen. Der Referenz-Logger wurde bei der Faneshütte auf 2.060 m platziert. Da der Referenz-Luftdruck im Vergleich zum Limosee etwa 99 m beziehungsweise 251 m zum Paromsee niedriger liegt, wurde die Wassertiefe um 12 cm bzw. 31 cm korrigiert. Nach der Korrektur des Luftdrucks kann somit die Wassersäule oberhalb des Sensors und somit ein kontinuierlicher Wasserspiegel berechnet werden. Für den Einbau wurde ein Korb mit Steinen als Gewicht und einem daran befestigten Seil in beiden Seen versenkt, an dem die Logger und jeweils zwei Bojen montiert waren (Abbildung 10). Der erste Einbau am Limosee und am Paromsee erfolgte am 10.06.2016 durch Christoph Spötl. Am Limosee konnten die Logger bis zum 21.10.2017 drei Mal ausgelesen werden. Nach dem 21.10.2017 konnten die Logger nicht mehr lokalisiert werden. Ein Versuch die Logger mit Tauchern der Brunecker Wasserrettung am 14. Juli 2019 aus dem See zu bergen blieb erfolglos. Die Sensoren im Paromsee wurden am 06.07.2017 ausgelesen. In den Jahren 2018 und 2019 konnten die Logger nicht mehr gefunden werden. Im Sommer 2019 wurden die Logger des Paromsees von einem Jäger abseits des Sees gefunden. Die Daten zeigen, dass die Logger bereits im November 2017 aus dem See entfernt wurden. Auch an der Lavarella-Quelle wurden zwischen Herbst 2017 und Sommer 2020 Logger zur Messung der Leitfähigkeit und Temperatur installiert. Mit den Leitfähigkeitsdaten wurde eine Gaußsche-Mischverteilung erstellt. Mit Hilfe dieser Verteilung können verschiedene Wasserkomponenten in der Quelle charakterisiert werden (Wang et al., 2019; Massei et al., 2007). 17
Abbildung 10. Messaufbau der Logger im Limosee und Paromsee bei hohem und niedrigem Seespiegel. 5.2 Wildkameras Zur kontinuierlichen visuellen Kontrolle des Seespiegels wurde am Limosee im Herbst 2018 eine Wildkamera installiert. Die Kamera wurde in einem ersten Versuch mit einem Auslöseintervall von 4 h eingestellt. Um bessere Lichtverhältnisse zu erreichen, wurde das Zeitintervall auf 2 h verkürzt. Zwischen Herbst 2018 und Herbst 2019 konnte abgesehen von wenigen Wochen mit Schneebedeckung durchgängig aufgezeichnet werden. Am Paromsee wurde im Sommer 2019 ebenfalls eine Kamera installiert, hier konnten jedoch aufgrund von fehlender Batteriekapazität, niedrigeren Temperaturen und großer Schneebedeckung nur wenige Monate aufgezeichnet werden. 5.3 Wasserisotopen In den Jahren 2018 bis 2020 wurden etwa alle drei Monate Wasserproben an den Quellen des Limosees, der Lavarella-Quelle und der Pederü-Quelle genommen. Die Messungen der Wasserisotopen wurden im Isotopenlabor an der Universität Innsbruck mit Cavity-Ringdown- Spektroskopie (CRDS) mit einem Picarro L2140-i durchgeführt. Das Gerät misst die Sauerstoff- und Wasserstoff-Isotopenverhältnisse von Wasserproben. Das Messprinzip basiert auf dem Lambert-Beer‘schen Gesetz zur Absorption von optischer Strahlung. Allerdings wird 18
bei CRDS Messungen nicht die Absorption, sondern die Zeit gemessen. Mit einem Laser wird ein kurzes optisches Signal in die Messkammer mit drei zu 99,9 % reflektierenden Spiegeln gegeben. Ein Photodetektor zeichnet die Intensität des Signals auf. Das Licht wird durch die Spiegel reflektiert und verliert mit der Zeit an Intensität bis kein Signal mehr vorhanden ist, da die Spiegel nicht zu 100 % reflektieren und die Wassermoleküle Licht absorbieren. Dieser Verfall wird auch als „ring-down“ bezeichnet. Bei der Messung wird die Wasserprobe bei 110 °C verdampft und der Wasserdampf in die Messkammer geleitet. Über die unterschiedlichen Verfallszeiten mit und ohne Probe kann das Isotopenverhältnis bestimmt werden. Zur Messung und Auswertung der Proben wurde die Methode nach van Geldern & Barth (2012) verwendet. Dabei wird die Messung auf einen Memory-Effekt und Drift korrigiert. Danach wird das Ergebnis auf den VSMOW-Standard standardisiert. Die Messungen haben eine Präzision von 0.1 ‰ für Sauerstoff und 0.8 ‰ für Wasserstoff. (Lehmann & Romanini, 1996) Abbildung 11. Aufbau des CRDS und Verlauf der Intensität während der Messung (Balslev-Clausen, 2011). 19
Mit Hilfe des Höheneffekts, der die Abreicherung an schweren Isotopen mit der Höhe beschreibt, kann für eine Quelle die mittlere Höhe des Einzugsgebietes berechnet werden. Dafür wird die durchschnittliche isotopische Zusammensetzung der Quelle, ein lokaler Höhengradient, die durchschnittliche isotopische Zusammensetzung des Niederschlages und die Höhe der Niederschlagsmessung benötigt. Etcheverry & Vennemann (2009) definieren die mittlere Höhe des Einzugsgebietes mit folgender Formel: δ 18 − δ 18 = ( ) + EH steht für mittlere Höhe des Einzugsgebietes, δ-18ONS für den Mittelwert des Niederschlags, δ-18OQ, für den Mittelwert der Quelle, HG für den Höhengradient und HNS für die Höhe der Niederschlagsmessung. 5.4 Meteorologische Daten Für die Erstellung einer Wasserbilanz in den beiden untersuchten Seen wurden Wetterdaten von Stationen, welche nahe dem Arbeitsgebiet liegen, verwendet. Die Daten wurden vom Amt für Meteorologie und Lawinenwarnung der Autonomen Provinz Südtirol zur Verfügung gestellt. Es wurden Temperatur, Schneehöhen und Niederschlagswerte der Jahre 1998 bis 2020 für die Stationen Rossalm, Piz La Ila, Piz Pisciadu, Wolkenstein, St.Veit und St. Martin verwendet. Die Daten wurden über das Open Data Portal des Landes Südtirol (http://daten.buergernetz.bz.it/de/dataset/misure-meteo-e-idrografiche) heruntergeladen. Da es sich um Rohdaten mit Messungen im 10-Minuten-Intervall handelt, wurden Werte höher als 35 °C und niedriger als -30 °C und Temperaturunterschiede von mehr als 5 °C innerhalb von 10 Minuten mit einem Python-Code identifiziert. Diese Ausreißer wurden für die weiteren Berechnungen nicht berücksichtigt. Bei den Niederschlagsmessungen wurden alle negativen Werte herausgefiltert. Die Messungen der Schneehöhe zeigen die größte Fehleranfälligkeit. Hier wurden alle negativen Werte sowie Schneehöhen über 250 cm entfernt. Außerdem wurde in den Sommermonaten Juli, August und September eine maximale Schneehöhe von 5 cm angenommen und in den Monaten Juni und Oktober eine maximale Höhe von 20 cm. Zusätzlich wurden Schneehöhenunterschiede von mehr als ±10 cm innerhalb von 10 Minuten vernachlässigt. Außerdem wurden Schneehöhenanstiege bei einer Lufttemperatur von über 5 °C herausgefiltert. 20
Abbildung 12. Übersichtskarte der Wetterstationen mit dem Arbeitsgebiet in Rot. 5.5 Wasserbilanz Die Berechnung der Wasserbilanz der Seen wurde mit der vereinfachten Formel von Roningen & Burbey (2012) durchgeführt: − = ∆ ℎ + − − = ∆ R steht für Niederschlag, S für Schmelzwasser, GWout für unterirdischen Abfluss, EL für direkte See-Evaporation und ∆SL für die Änderung des Seespeichers. Da keine meteorologischen Daten bei den Seen selbst verfügbar sind, wurden die Berechnung für das Schmelzwasser und die Evaporation mit den Werten der Messstationen Rossalm und St. Martin durchgeführt. Die direkte Evaporation der Seen wurde mit der vereinfachten Penman Formel (Penman, 1948) von Valiantzas (2006) berechnet: 2 ≈ 0,047 √ + 9,5 − 2,4 ( ) + 0,09( + 20) (1 − ) 100 EPEN steht für Evaporation, Rs für Globalstrahlung, RA für extraterrestrische Strahlung, T für Lufttemperatur und RH für die relative Feuchte. Schmelzwasser wurde über den Schneewasseräquivalent berechnet. Der Schneewasseräquivalent gibt die Höhe der 21
Wasserschicht in mm an, nachdem die gesamte Schneemenge geschmolzen ist. Für die Berechnung wurde die Regression-Formel von Hill et al. (2019) verwendet: = ℎ 1 2 3 4 ; < ∗ = ℎ 1 2 3 4 ; ≥ ∗ h steht für Schneehöhe, PPTWT für Winterniederschlag (Dezember, Januar und Feburar), TD für Durchschnittstemperatur zwischen dem wärmsten und dem kältesten Monat und DOY für den Tag des Wasserjahres. 5.6 Volumenberechnung Um das Volumen des Limosees zu berechnen, wurde zuerst die Wassertiefe mit einem Echolot an 29 Punkten gemessen. Mithilfe dieser Punkte wurde durch Interpolation (SAGA GIS Interpolation (cubic spline)) eine bathymetrische Karte des Limosees erstellt. Das Volumen wurde mit der Raster Volume Funktion von SAGA GIS für Seespiegel in 1-m-Intervallen bestimmt. Das Verhältnis von Seespiegel zu Volumen kann mit einer polynominalen Funktion beschreiben werden. Die Funktion wurde mittels der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt. Für beide Seen wurde das Volumen zusätzlich anhand von Satellitenbildern berechnet. Dafür wurde der „Normalized Difference Water Index“ (NDWI) der Sentinel-2 Daten verwendet (McFeeters, 1996). Der NDWI nutzt die Grünen- und Nah-Infrarot-Bänder um offene Gewässer zu definieren. Damit kann an wolkenfreien Tagen das Seeufer kartiert werden und mit dem entsprechenden Seespiegel eine bathymetrische Karte erstellt werden (Lu et al., 2013). Die Karte wird mit Hilfe der kartierten Seeufer und einer kubischen TIN-Interpolation (QGIS) zu einer Tiefenkarte interpoliert (Abbildung 13). Mit dieser Karte wurde in 1-m-Intervallen das Volumen bestimmt und eine Seespiegel-Volumen-Kurve berechnet. Basierend auf dem NDWI wurde außerdem eine Fläche-Seespiegel Kurve erstellt. Mit dieser Interpolation konnte für jedes wolkenfreie Sattelitenbild seit 2015 das Volumen des Limo- und Paromsees berechnet werden. Dafür wurden die NDWI Rasterdaten des Sentinel-2 Satelliten heruntergeladen und vektorisiert. So entsteht für jedes Datum ein Vektor, welcher die Fläche des Sees widerspiegelt. Für den Limosee konnte anhand der Seespiegeldaten der Logger der Jahre 2016 und 2017 eine Polynomfunktion 3. Grades erstellt werden, welche das Verhältnis zwischen Seespiegel und Fläche der Seen beschreibt. Der Paromsee kann mit einer linearen Regression beschrieben werden. 22
Abbildung 13. Darstellung des Ablaufs bei der Erstellung der bathymetrischen Karte des Limosees. 6. Ergebnisse 6.1 Schneehöhe In Abbildung 14 sind die verfügbaren Schneehöhendaten von 1998 bis 2020 für die Messstationen Piz La Ila und Rossalm dargestellt. Diese Schneehöhen wurden mit Satellitenbildern, Orthofotos und Fotografien aus den Jahren 1998 bis 2020 verglichen. Nach dem Winter 2016/2017, welcher die niedrigsten Schneehöhen seit 1998 zeigt, konnten niedrige Seespiegel beobachtet werden (siehe Abbildung 15). Im Vergleich dazu wurden höhere Seespiegelstände im Herbst 2012 dokumentiert, obwohl der Winter 2011/2012 ebenfalls einer der schneeärmsten Winter seit 1998 war. Aus den Luftaufnahmen von 2004 wird deutlich, dass der Paromsee und der Limosee asynchrone Seespiegelschwankungen zeigen. Im September 2004 wurden im Paromsee sehr geringe Seespiegelstände dokumentiert, während der Limosee nahezu vollständig gefüllt war. In Abbildung 16 sind die detaillierten täglichen Schneehöhen-Daten jeweils für die Wintermonate seit 2014 dargestellt. Die Abbildung verdeutlich die sehr niedrigen Schneehöhen über den gesamten Winter 2016/2017. Es wird auch deutlich, dass Unterschiede in der Dauer der Winter bestehen. Abgesehen vom Winter 2018/2019 ist der Großteil des Schnees Anfang Juni bereits geschmolzen. Im Juni 2019 misst die Wetterstation Rossalm dagegen noch eine Schneehöhe von 130 cm. Abbildung 16 zeigt auch, dass im Winter 2019/2020 bereits Anfang November eine große Menge an Schnee 23
gefallen ist. Dieser verhinderte die Seespiegelstände anhand der Wildkameras aufzuzeichnen, da diese vom Schnee überdeckt wurden. Abbildung 14. Monatliche Schneehöhen und Niederschlagsmessungen der Wetterstationen Piz La Ila (Blau), Rossalm (Orange) und Wolkenstein (Grau); zwischen Anfang 2002 und Mitte 2004 sind keine Schneehöhenmessungen vorhanden. In den Jahren 2001 und 2004 sind keine Niederschlagsmessungen vorhanden. 24
Abbildung 15. Links: Limosee, Rechts: Paromsee. Fotos: Google Earth. 25
Abbildung 16. Tägliche Schneehöhen von den Wetterstationen Rossalm und Piz La Ila der Wintermonate von 2014 bis 2020. Tabelle 1. Gesamte Schneeschmelze summiert und summierter berechneter Schneewasseräquivalent (SWE) zwischen 2014 und 2020. Winter Schneeschmelze summiert SWE summiert [cm] [mm] 2014-2015 449 850 2015-2016 388 947 2016-2017 287 652 2017-2018 408 924 2018-2019 465 1134 2019-2020 392 812 26
6.2 Quellmessungen In Abbildung 17 und Abbildung 18 sind die Quellmessungen des Loggers an der Lavarella- Quelle dargestellt. Mit den Temperatur- und Leitfähigkeitsmessungen wurden die Perioden identifiziert, in denen die Quelle kein Wasser führt und der Logger im Eis einfror. Während der Messperiode über drei vollständige Winter zeigen sich unterschiedliche Zeiträume, in denen die Quelle trockenfällt und kein Wasser aus den oberen Quellaustritten fließt. Im Winter 2017/2018 betrug diese Zeit 126 Tage (4. Dezember 2017 bis 9. April 2018). Im Winter 2018/2019 war die Lavarella-Quelle 86 Tage nicht aktiv (31. Dezember 2018 bis 27. März 2019). In dem letzten aufgezeichneten Winter betrug die nicht aktive Zeit 49 Tage (25. Januar 2020 bis 14. März 2020). Die Leitfähigkeit der Lavarella-Quelle im Sommer 2018 zeigt Schwankungen zwischen 251 µS/cm und 121 µS/cm. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 2,7 °C und 4,1 °C. Zwischen Leitfähigkeit und Temperatur besteht eine positive Korrelation, abgesehen von dem Unwetter am 27. Oktober 2018 und zwei Niederschlägen im Sommer 2018. In den meisten Fällen kommt es jedoch zum Anstieg der Temperatur und gleichzeitig zum Anstieg der Leitfähigkeit. Nach dem Unwetter im Oktober 2018 kommt es zum Anstieg der Temperatur und gleichzeitig zu einem Abfall der Leitfähigkeit. Im Sommer 2019 zeigt die Leitfähigkeit eine Schwankung zwischen etwa 139 µS/cm und 257 µS/cm und die Temperatur eine Schwankung zwischen 3 °C und 4 °C. Temperatur und Leitfähigkeit zeigen über den gesamten Sommer 2019 eine positive Korrelation, wie in Abbildung 19 zu sehen ist. Bei den meisten Niederschlagsereignissen beginnt die Temperatur und die Leitfähigkeit etwa nach 14 h zu steigen (Abbildung 20). 27
Abbildung 17. Lavarella-Quelle: Tageswerte zwischen November 2017 bis Juli 2020 und tägliche Niederschlagssummen der Wetterstation Wolkenstein. Abbildung 18. Lavarella-Quelle: Tageswerte zwischen April 2018 und Januar 2019 und tägliche Niederschlagssummen der Wetterstation Wolkenstein. 28
Abbildung 19. Lavarella-Quelle: Tageswerte zwischen April 2019 und Februar 2020 und tägliche Niederschlagssummen der Wetterstation Wolkenstein. Abbildung 20. Lavarella-Quelle: Messungen nach Niederschlagsereignis im Oktober 2019. Stündliche Messung mit Niederschlagsmessungen in Wolkenstein und einem 12 h gleitenden Mittelwert. 29
Tabelle 2. Temperatur- und Leitfähigkeitsmessungen der untersuchten Quellen im Fanesgebiet. Pederü-Quelle Limosee-Quelle Lavarella-Quelle Leitfähigkeit Temperatur Leitfähigkeit Temperatur Leitfähigkeit Temperatur in µS/cm in °C µS/cm °C µS/cm °C 25. Januar 2019 253 5,2 - - 199 2,0 29. März 2019 - - 246 3,3 180 2,6 31. Mai 2019 257 5,4 213 1,5 200 3 14. Juli 2019 237 5,6 246 5,7 163 2,8 26. August 2019 229 5,4 - - 199 3,8 9. Januar 2020 - - - - 252 2,6 1. Juli 2020 238 5,4 245 5,8 167 2,7 Für die Jahre im Messzeitraum mit vollständigen Messungen wurde jeweils eine Gaußsche Mischverteilungen erstellt (Abbildung 21 und Abbildung 22). Im Jahr 2018 kann die Verteilung anhand von zwei Normalverteilungen dargestellt werden. Der erste Höhepunkt liegt bei 191,6 µS/cm, der zweite bei 217,1 µS/cm. Im Jahr 2019 wird die Verteilung mit drei Normalverteilungen dargestellt, mit den Höhepunkten bei 218,4 µS/cm, 204,9 µS/cm und 157,4 µS/cm. Abbildung 21. Gaußsche Mischverteilung der Leitfähigkeit in der Lavarella-Quelle zwischen April 2018 und Dezember 2019. 30
Abbildung 22. Gaußsche Mischverteilung der Leitfähigkeit in der Lavarella-Quelle zwischen April 2019 und Januar 2020. Im Jahr 2018 kommt es etwa fünf Tage nach dem Beginn der Schneeschmelze zur Aktivierung der Lavarella-Quelle (Abbildung 23). Die Leitfähigkeit und Temperatur steigen auf etwa 180 µS/cm und 3,2 °C an und in der Wassertemperatur lässt sich eine tägliche Schwankung erkennen. In Folge der weiteren Schneeschmelze ist eine Abnahme der Temperatur von 3,2 °C auf 2,8 °C zu beobachten. Die Leitfähigkeit bleibt über die folgenden Wochen konstant. 2019 wird die Schneeschmelze etwa zwei Wochen nach Beginn durch Sinken der Leitfähigkeit sichtbar. Durch einen langandauernden Winter kommt es zu einer großen Schneeschmelze Anfang Juni. In der Quelle sinken die Temperatur und die Leitfähigkeit über mehrere Wochen von 3,5 °C auf 3,0 °C und von 190 µS/cm auf 130 µS/cm ab (Abbildung 24). Dies zeigt auch der Vergleich der Häufigkeitsverteilung der Leitfähigkeit der Jahre 2018 und 2019 (Abbildung 21 und Abbildung 22). Abgesehen vom sinkenden Trend nach der Schneeschmelze kann kein Trend im Verlauf der gemessenen Parameter gefunden werden. Es kommt immer wieder nach stärkerem Niederschlag zum Anstieg der Temperatur und Leitfähigkeit, welche darauffolgend wieder absinkt. 31
Abbildung 23. Lavarella-Quelle während der Schneeschmelze 2018 mit stündlichen Messwerten. Niederschlag gemessen in Wolkenstein, Schneehöhe bei der Station Rossalm; N = Niederschlag, HS = Schneehöhe, SLT = spezifische Leitfähigkeit, WT = Wassertemperatur. 32
Abbildung 24. Lavarella-Quelle während der Schneeschmelze 2019 mit stündlichen Messwerten. Niederschlag gemessen in Wolkenstein, Schneehöhe bei der Station Rossalm; N = Niederschlag, HS = Schneehöhe, SLT = spezifische Leitfähigkeit, WT = Wassertemperatur 6.3 Isotopen In Abbildung 25 und Tabelle 3 sind die Isotopenmessungen der Lavarella-Quelle, der Pederü- Quelle und der Limosee-Quelle im zeitlichen Verlauf dargestellt. Die Messungen zeigen Ende Mai 2019 ein Minimum des δ18O-Werts für die Lavarella-Quelle und für die Limosee-Quelle. Im Gegensatz dazu zeigt in diesem Zeitraum die Pederü-Quelle ein Maximum. Das Minimum der Pederü-Quelle tritt erst Mitte Juli 2019 auf. Der Verlauf der Lavarella-Quelle und der Limosee-Quelle zeigen eine Korrelation über den Messzeitraum. Die Isotopen zeigen die größten Schwankungen nach dem Beginn der Schneeschmelze. Diese Beobachtung konnte nur im Frühjahr 2019 gemacht werden, da aufgrund von COVID-19 bedingten Reisesbeschränkungen keine Messungen im Frühjahr 2020 möglich waren. 33
Abbildung 25. δ18O-Werte der drei untersuchten Quellen (Lavarella,Pederü und Limosee) im Messzeitraum. Tabelle 3. Isotopen Messungen der untersuchten Quellen (Lavarella,Pederü und Limosee). Datum Quelle δ18O [‰] s.d. δ2H [‰] s.d. 29.03.2019 Lavarella -12,14 0,07 -85,08 0.26 31.05.2019 Lavarella -15.19 0,05 -107,59 0,28 14.07.2019 Lavarella -13,31 0,02 -94,09 0,25 26.08.2019 Lavarella -11,91 0,04 -83,25 0,09 09.01.2020 Lavarella -11,72 0,06 -81,94 0,30 01.07.2020 Lavarella -13,21 0,04 -92,53 0,11 31.05.2019 Pederü -12,17 0,03 -84,53 0,15 14.07.2019 Pederü -13,24 0,02 -93,95 0,31 26.08.2019 Pederü -12,95 0,04 -91,76 0,13 01.07.2020 Pederü -13,09 0,09 -91,84 0,49 29.03.2019 Limosee -12,55 0,04 -88,71 0,31 31.05.2019 Limosee -13,89 0,03 -99,23 0,28 14.07.2019 Limosee -12,90 0,06 -91,31 0,32 01.07.2020 Limosee -12,98 0,04 -90,67 0,48 Zur Berechnung der Höhe des Einzugsgebietes wurde eine Höhengradient von 0,16 ‰/100 m basierend auf den Ergebnissen von Flaim et al. (2013) verwendet. Der nächstgelegene Ort, für den Isotopen-Messungen des Niederschlags vorhanden sind, ist Lavazè auf einer Höhe von 1.809 m. Die durchschnittliche isotopische Zusammensetzung beträgt dort -12,52 ‰ (Flaim et al., 2013). Die berechneten Höhen der Einzugsgebiete sind in Tabelle 4 dargestellt. Zusätzlich wurden die durchschnittlichen Höhen über das digitale Geländemodell mit QGIS berechnet 34
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