Lebensmittelhygiene Stand 03/2018 - BGN - BGN Branchenwissen
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Inhalt • Einführung • Rechtliche Grundlagen • HACCP-Grundsätze • Infektionsschutzgesetz (Kurzinfo) • Praxishilfen zum Hautschutz Lebensmittelhygiene Seite 2
Einführung Ganzheitliches Beratungskonzept der BGN • Teil des gesetzlichen Auftrages ( Sicherheit, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Berufskrankheiten) • Betriebliche Nutzung des Know-how der BGN • Keine Überwachung der Lebensmittelhygiene, nur Beratung! (Lebensmittelhygienekontrolle liegt ausschließlich in der Verantwortung der zuständigen Behörde) • Hilfestellung/Beratung zur Prävention (Sicherheit, Gesundheit, Lebensmittelhygiene, Umwelt) Lebensmittelhygiene Seite 3
Einführung Lebensmittelbedingte Ausbrüche Quelle: Information Nr. 039/2015 des BfR Lebensmittelhygiene Seite 4
Einführung Gemeldete lebensmittelbedingte Ausbrüche Quelle: Information Nr. 039/2015 des BfR Lebensmittelhygiene Seite 5
Einführung Lebensmittelbedingte Ausbrüche Ausbrüche pro Lebensmittelkategorie in den Jahren 2009 bis 2014, n=239 Quelle: Information Nr. 039/2015 des BfR Lebensmittelhygiene Seite 6
Einführung Lebensmittelbedingte Ausbrüche Einflussfaktoren in 2009-2014: Quelle: Information Nr. 039/2015 des BfR Lebensmittelhygiene Seite 7
Inhalt • Einführung • Rechtliche Grundlagen • HACCP-Grundsätze • Infektionsschutzgesetz (Kurzinfo) • Praxishilfen zum Hautschutz Lebensmittelhygiene Seite 8
Rechtliche Grundlagen Struktur des europäischen und nationalen Hygienerechts ab 2004 Verordnung (EG) Nr. 178/2002 Allgemeine Anforderungen zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit Verordnung (EG) Verordnungen (EG) Nr. … Nr. 2073/2006 852/2004 Allgemeine Hygieneanforderungen an Lm. 853/2004 Hygieneanforderungen an tierische Lm. Mikrobiolog. Kriterien 854/2004 Überwachung der Betriebe (tierische Lm.) Europäische Leit‐ Nationale Rechts‐ fäden zur Umsetzung vorschriften zur der Verordnungen Ergänzung des EU‐Rechts Nationale Leitlinien für gute Hygienepraxis, Hygienenormen, andere Infos zur Umsetzung des Lebensmittelhygienerechts Lebensmittelhygiene Seite 9
Rechtliche Grundlagen Vereinheitlichung und Entflechtung des EU-Rechts EU-Verordnung Nr. 178/2002 über Lebensmittelsicherheit (Rahmenverordnung) EU-Verordng. Nr. EU-Verordng. Nr. 853/2004: EU-Verordng. Nr. 854/2004: 852/2004: Lebensmittelhygiene Lebensmittelhygiene- Lebensmittelhygiene tierische Erzeugnisse Überwachung allgemein • EU-einheitliche Rechtsvorschriften für Lebensmittelsicherheit (= Lebensmittelhygiene, Information des Verbrauchers), Nationale Rechtsvorschriften werden „verdrängt“. • Einheitliche Hygienevorschriften für die gesamte Lebensmittelkette. • Aktivitäten zur Angleichung der europäischen und internationalen Vorschriften für die Lebensmittelhygiene. Lebensmittelhygiene Seite 10
Rechtliche Grundlagen Verordnung EG Nr. 178/2002 Lebensmittelsicherheit • Einheitliche Hygiene- Hygiene, vorschriften für alle EU- Kennzeichnung Staaten Schutz vor Täuschung • Vereinheitlichung der EU- Rückverfolgbarkeit Vorschriften und der Kontrolle/Überwachung internationalen Standards • EU-weite Sicherheit für die Lebensmittel gesamte Lebensmittelkette Futtermittel von der Urproduktion bis Gilt nicht für: zum Endverbraucher Tabak, Kosmetik, Bedarfsgegenstände Lebensmittelhygiene Seite 11
Rechtliche Grundlagen Verordnung EG Nr. 852/2004: Zielsetzungen (1) • Einheitliche Rechtsvorschriften Betriebsstätten, für den EU-Binnenmarkt Technische Ausrüstung, • Berücksichtigung von regionalen Herstellungsprozesse, und kulturellen Unterschieden in Entsorgung den Einzelstaaten Verpackung, Transport, • Sicherheit für die gesamte Persönliches Verhalten/ Lebensmittelkette von der Motivation/Ausbildung, Urproduktion bis zum Hygienemanagement- Endverbraucher system (HACCP) Lebensmittelhygiene Seite 12
Rechtliche Grundlagen Verordnung EG Nr. 852/2004: Zielsetzungen (2) Allgemeine Auswirkungen für Lebensmittelunternehmen: • Beseitigung v. Handelshemmnissen durch einheitliche Vorschriften in EU • „From farm to fork“: einheitliches Regelwerk für die Lebensmittelsicherheit von der Urproduktion bis zum Endverbraucher • Futtermittel für Tiere zur Lebensmittelherstellung sind eingeschlossen • Managementsystem gemäß HACCP (für Urproduktion angestrebt). • Dokumentation als Nachweis einer guten Hygienepraxis Lebensmittelhygiene Seite 13
Rechtliche Grundlagen Verordnung EG Nr. 852/2004: Zielsetzungen (3) • Förderung von branchenspezifischen Leitlinien für Gute Hygienepraxis • Registrierung/Zulassung der Lebensmittelunternehmen Neue Anforderungen gegenüber dem deutschen Recht vor 2004: • Getrennte Lagerung von Rohstoffen und verarbeiteten Erzeugnissen • Lagerung von Verpackungs-/Umhüllungsmaterial • Für kühlpflichtige Lebensmittel darf die Kühlkette nicht unterbrochen werden Lebensmittelhygiene Seite 14
Rechtliche Grundlagen Verordnung EG Nr. 853/2004: Hygiene tier. Produkte • Einheitliche Hygienevorschriften Fleischerzeugnisse für den EU-Binnenmarkt, Meerestiere/-erzeugnisse • Berücksichtigung von regionalen Milcherzeugnisse und kulturellen Unterschieden in Eier, Gelatine den Einzelstaaten, Froschschenkel, Schnecken • Genusstauglichkeitskenn- zeichnung, • Informationen zur Urproduktion, Tiertransport, Lebensmittelkette: Erzeuger- Schlachtung/Verlegung, Verbraucher Lebensmittelherstellung, • Tierärztliche Überwachung -lagerung, -transport Groß-, Einzelhandel teilw. Lebensmittelhygiene Seite 15
Rechtliche Grundlagen EU-Verordnung über mikrobiologische Kriterien VERORDNUNG (EG) Nr. 2073/2005 DER KOMMISSION vom 15. November 2005 über mikrobiologische Kriterien für Lebensmittel • Festlegung von Grenzwerten, die über die Verkehrsfähigkeit eines Lebensmittels in mikrobiologischer Hinsicht entscheiden • Rechtssicherheit in Streitfällen Lebensmittelhygiene Seite 16
Rechtliche Grundlagen Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 „Mikrobiol. Kriterien“ (Anh. 1, Kap. 2) Beispiel für Prozesshygienekriterien Probenahme- Stufe, für Grenzwerte Analytische Maßnahmen im Fall Lebensmittel- Mikroor- plan die das Referenz- unbefriedigender kategorie ganismen Kriterium methode Ergebnisse n c m M gilt 2.1.6 E. coli 5 2 50 500 ISO 16649-1 Ende des Verbesserungen in Hackfleisch/ KBE/g KBE/g oder 2 Herstel- der Herstellungs- Faschiertes lungspro- hygiene und bei zesses Auswahl und/oder Herkunft der Rohstoffe „n“ = Anzahl Proben „c“ = Anzahl Proben von „n“, deren Werte zwischen „m“ und „M“ liegen Lebensmittelhygiene Seite 17
Rechtliche Grundlagen Umsetzung des EU-Hygienerechts • Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit auf EU-Ebene (Beratung, Überwachung, Kommunikation) • Rückverfolgbarkeit der Lebensmittel • Information des Verbrauchers • Mikrobiologische Kriterien für Lebensmittel anstelle von Spezialvorschriften zum Umgang • Mindestanforderungen an Lebensmittelherstellung und hygienischen Umgang mit diesen • Flexibilität ► wachsende Verantwortlichkeit des Unternehmers bei der Herstellung von Lebensmitteln • Förderung branchenspezifischer Hygieneleitlinien Lebensmittelhygiene Seite 18
Rechtliche Grundlagen Bedeutung branchenspezifischer, anerkannter Hygieneleitlinien • Je nach Art und Größe des Betriebes kann es ausreichend sein, wenn der Unternehmer sich an eine anerkannte, branchenspezifische Leitlinie für Gute Hygienepraxis hält. • Die individuelle Prüfung und die Einrichtung eines Managementsystems gemäß HACCP-Grundsätzen kann gegebenenfalls für branchenübliche, in einer anerkannten Leitlinie beschriebene Verfahren zur Herstellung von Lebensmitteln entfallen. • Für andere Produkte und Herstellungsverfahren erhält der Unternehmer durch anerkannte Leitlinien Hilfestellung zur Einrichtung eines betriebseigenen HACCP-Systems. Lebensmittelhygiene Seite 19
Rechtliche Grundlagen Lebensmittel- & Futtermittelgesetzbuch: Geltungsbereich • Lebensmittel, Zusatzstoffe, Mineralstoffe, Spurenelemente Ausnahmen: Verarbeitungshilfsstoffe, Aromen, Rückstände, Weinerzeugnisse (soweit nicht auf LFGB verwiesen). • Futtermittel (alle, auch für andere als Nutztiere). • Kosmetische Mittel (z.B. Mittel zur äußerlichen Anwendung oder in der Mundhöhle, Tätowierungsmittel). • Bedarfsgegenstände (z.B. Gegenstände, die mit Lebens-/Futtermitteln in Kontakt kommen, Körperpflegemittel, Spielwaren, Scherzartikel, Kleidung und andere Gegenstände für den häuslichen Bedarf mit Kontaktmöglichkeit. Lebensmittelhygiene Seite 20
Rechtliche Grundlagen Leitlinie für ortsveränderliche Betriebe in ASI-Reihe Beispiele für Leitlinien: • Leitlinie für eine Gute Hygienepraxis in ortsveränderlichen Betriebsstätten (Bezug kostenlos: www.bgn.de/ASI 11.1) Liste der nationalen, anerkannten Leitlinien: http://www.bll.de/themen/hygiene/ Lebensmittelhygiene Seite 21
Rechtliche Grundlagen Leitlinie für gute Hygienepraxis in der Gastronomie Beispiele für Leitlinien: • Leitlinie für eine gute Hygienepraxis in der Gastronomie (Bezug: www.interhoga.de € 39 (Nichtmitglieder) € 19 (HOGA-Mitglieder) Liste der nationalen, anerkannten Leitlinien: http://www.bll.de/themen/hygiene/ Lebensmittelhygiene Seite 22
Inhalt • Einführung • Rechtliche Grundlagen • HACCP-Grundsätze • Infektionsschutzgesetz (Kurzinfo) • Praxishilfen zum Hautschutz Lebensmittelhygiene Seite 23
HACCP-Grundsätze Lebensmittelhygienemanagement gemäß HACCP- Grundsätzen • Verordnung (EG) Nr. 852/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 über Lebensmittelhygiene: Anhang II • Joint FAO/WHO Food Standards Programme CODEX ALIMENTARIUS COMMISSION: Food Hygiene Basic Texts - HAZARD ANALYSIS AND CRITICAL CONTROL POINT (HACCP) SYSTEM AND GUIDELINES FOR ITS APPLICATION. Third Edition 2003 • ENTWURF Leitfäden für die Umsetzung von HACCP-gestützten Verfahren und zur Erleichterung der Umsetzung der HACCP- Grundsätze in bestimmten Lebensmittelunternehmen http://www.fao.org/docrep/006/y5307e/y5307e00.htm http://ec.europa.eu/food/food/biosafety/hygienelegislation/guide_en.htm http://ec.europa.eu/food/food/biosafety/hygienelegislation/guidance_doc _haccp_de.pdf Lebensmittelhygiene Seite 24
HACCP-Grundsätze 7 Grundsätze der HACCP-Theorie HACCP-Konzept • Gefahrenermittlung (Prozessbeschreibung – Analyse möglicher Gefahren der einzelnen Prozessschritte) • Bestimmung der kritischen Kontrollpunkte • Festlegung der Akzeptanzgrenzen • Überwachung der kritischen Kontrollpunkte • Festlegung von Korrekturmaßnahmen bei Abweichungen • Verifizierung des Systems • Dokumentation Lebensmittelhygiene Seite 25
HACCP-Grundsätze Konzept des alten & neuen EU-Hygienerechts Basishygiene als Voraussetzung für Lebensmittelsicherheit • Verhalten beim Umgang mit Lebensmitteln • Hygienekenntnisse • Technische Ausrüstung • Herstellungsprozesse Hygienemanagementsystem/HACCP • Stärkung der Eigenverantwortung des Lebensmittelherstellers • Ausschaltung nicht akzeptabler Restrisiken durch systematische Überwachung „kritischer Prozesspunkte“ (CCP´s) • Nachweisbare Lebensmittelsicherheit (► Transparenz nach innen und außen) Lebensmittelhygiene Seite 26
HACCP-Grundsätze HACCP: Hazard Analysis and Critical Control Points Werkzeug, mit dem hygienerelevante Gefahren für Lebensmittel identifiziert, beurteilt und präventiv wirkende Überwachungssysteme etabliert werden können. HACCP kann für die gesamte Lebensmittelkette (auf allen Bearbeitungsebenen von der Urproduktion bis zum Endverbraucher) angewendet werden Quelle (engl.): www.fao.org/DOCREP/005/Y1579E/y1579e03.htm#bm3 Lebensmittelhygiene Seite 27
HACCP-Grundsätze Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte Technik Mensch Orga ‐ nisation Lebensmittelhygiene Seite 28
HACCP-Grundsätze Beherrschbarkeit biologischer, chemischer und physikalischer Gefahren nicht Bauliche, akzeptables technische Restrisiko? Voraus‐ Gefahren! setzungen Produkt‐ sicherheit Arbeitsab‐ läufe, Kenntnis, Arbeitsorga‐ Erfahrung, nisation Verhalten Lebensmittelhygiene Seite 29
HACCP-Grundsätze Risikominimierung auf akzeptables Maß durch HACCP Restrisiken Bauliche, sind technische akzeptabel Voraus‐ setzungen Produkt‐ sicherheit Arbeitsab‐ läufe, Kenntnis, Arbeitsorga‐ Erfahrung, nisation Verhalten Lebensmittelhygiene Seite 30
HACCP-Grundsätze Grundsatz 1: Ermittlung nicht akzeptabler Gefahren • Hygienische Charakterisierung der Produkte • Beschreibung der relevanten Prozesse • Feststellung aller Gefährdungsmöglichkeiten Lebensmittelhygiene Seite 31
HACCP-Grundsätze Prozessbeschreibung & mögliche Gefahren Urproduktion z. B. Luft, Boden, Wasser Rohstofflagerung Reinigungsmittel Lagerungsdauer Rohstofflieferung Verpackung Maschinen Rohstofflagerung Klima/Wolken/Gewitter Verarbeitung Verpackung Produktlagerung z. B.: Transport Kleintiere Mikroorganismen Verkauf Chemische Stoffe Physikalische Einflüsse Zubereitung/ Verzehr Lebensmittelhygiene Seite 32
HACCP-Grundsätze Mögliche physikalische, biologische, chemische Gefahren • Glassplitter, Fremdkörper (Metall, Steine, Erde) • Glasgefäße • Lebensmittelrohstoffe • Verderbniserreger, Krankheitskeime • ungereinigte Lebensmittelrohstoffe • Verschmutzte Geräte, Maschinen und Anlagen • Übertragung durch Personal, Gäste • Übertragung auf andere Lebensmittel • Reinigungs-/Desinfektionsmittelrückstände • manuelle Anwendung von Reinigungs-/Desinfektionsmitteln • manuelles Abspülen nach der Reinigung/Desinfektion Lebensmittelhygiene Seite 33
HACCP-Grundsätze Beispiel: Prozess "Hähnchenkeulen" & mögliche Gefahren Anlieferung der TK‐Ware Verschmutzung, Keimvermehrung Tiefkühllagerung Verschmutzung, Auftauen im Kühlraum Keimvermehrung Keimvermehrung Vorbereiten (Reinigen, Trocknen, Parieren, Würzen) Unvollständiges Zubereiten (Garen, z.B. Braten oder Grillen) Abtöten der Keime Zwischenlagern oder Warmhalten Keimvermehrung Fertigstellen und Anrichten Verschmutzung Abgeben an den Gast Keimvermehrung Lebensmittelhygiene Seite 34
HACCP-Grundsätze Beispiel: Pizzaherstellung Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 35
HACCP-Grundsätze Beispiel „Geflügel": Beschreibung relevanter Prozessstufen (1) • Lagerung von Geflügel im Kühlraum/Kühlschrank Die Lagerung von frischem Geflügel erfolgt bei max. +4°C. Zur Aufbewahrung von frischem oder gegartem Geflügel nur saubere Behältnisse verwenden. Offene Waren abdecken (Deckel, Folien usw.). Geflügel und Fleisch sind getrennt aufzubewahren. • Auftauen von Geflügel Der Auftauprozess von gefrorenem Geflügel hat bei einer Kühltemperatur im Kühlraum/-schrank von max. +7°C zu erfolgen. Das Geflügel muss beim Auftauen so aufbewahrt werden, dass ein Kontakt des Abtauwassers mit anderen Lebensmitteln vermieden wird. Lebensmittelhygiene Seite 36
HACCP-Grundsätze Beispiel „Geflügel": Beschreibung relevanter Prozessstufen (2) • Be- und Verarbeitung von Geflügel Geflügel nur mit gereinigten Händen berühren. Alle Arbeiten an unverpacktem Geflügel (waschen, schneiden, zerlegen usw.) müssen zeitlich von Arbeiten an anderen Rohstoffen strikt getrennt werden. Es sind separate Arbeitsgeräte für die Vorbereitung von Geflügel zu benutzen. • Erhitzen von Geflügel (Braten, Grillen) Beim Braten und Grillen von Geflügel ist auf die Kerntemperatur von mind. 80°C (3 Min.) bzw. 70°C (10 Min.) zu achten. Lebensmittelhygiene Seite 37
HACCP-Grundsätze Beispiel „Geflügel": Beschreibung relevanter Prozessstufen (3) • Reinigung von Arbeitsgeräten Alle Arbeitsgeräte (Schneidebretter, Messer, Scheren usw.) sind mit heißem Wasser und Reinigungsmittel sofort zu reinigen und erforderlichenfalls zu desinfizieren. Achtung: Desinfektionsmittel nach erforderlicher Einwirkzeit gut Abspülen! • Händehygiene Nach dem Bearbeiten von frischem oder aufgetautem Geflügel sind die Hände zu reinigen und zu desinfizieren. Lebensmittelhygiene Seite 38
HACCP-Grundsätze Grundsatz 2: Bestimmung der kritischen Kontrollpunkte • Auswertung der Gefährdungsanalyse (►Grundsatz 1), ggfs. weitere Recherchen/Untersuchungen als Entscheidungsgrundlage • Festlegung der kritischen Kontrollpunkte (CCP) Lebensmittelhygiene Seite 39
HACCP-Grundsätze Kriterien für Kritische Kontrollpunkte • Hygienerelevanter Prozesspunkt, an dem die Einhaltung der allgemeinen Hygienemaßnahmen nicht aus-reicht, um identifizierte Gefahren für das Lebensmittel auszuschalten/auf ein akzeptables Maß zu vermindern. • Die Überwachung an diesem Prozesspunkt ist möglich mit Verfahren, die große Treffsicherheit, einfache Handhabung und ausreichend schnelle Auswertung sicher stellen. • Bei Nichteinhaltung der für das Überwachungsverfahren festgelegten Akzeptanzgrenzen sind geeignete Korrektur-/Lenkungsmaßnahmen möglich/vorgesehen. Lebensmittelhygiene Seite 40
HACCP-Grundsätze Ergebnis: CCP Beispiel: Milchspeiseeis Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 41
HACCP-Grundsätze Identifizierung Kritischer Kontrollpunkte (CCP) Startpunkt für jede Prozessstufe mit Gefahren Geeignete Präventive Überwachungs‐ nein Basishygienemaßnahmen nein Überwachungsmaßnahmen maßnahmen zur Gefahren‐ reichen aus für die bzw. Änderung des beherrschung möglich? Lebensmittelsicherheit? Herstellungsprozesses/ Erzeugnisses erforderlich! ja ja Werden damit die zu nein Werden damit die zu erwar‐ nein erwartenden Gefahren tenden Gefahren auf ein an‐ beseitigt? nehmbares Maß vermindert? ja ja Können die zu erwartenden CCP auf dieser nein Gefahren im weiteren Prozess‐ Kein CCP auf dieser Prozessstufe! verlauf wieder unakzeptabel Prozessstufe! erhöht werden? ja Werden diese Gefahren ja im weiteren Prozessverlauf beseitigt oder auf ein nein akzeptables Maß vermindert? Lebensmittelhygiene Seite 42
HACCP-Grundsätze Identifizierung Kritischer Kontrollpunkte (CCP) Prozessschritt Unzulässiger mit Gefahren: Zustand! Startpunkt Maßnahmen/ Änderungen Ja erforderlich! Maß‐ nahmen Hier zur Kein zur Risikobe‐ Nein Gefahrenabwehr Nein CCP herrschung unbedingt er‐ an dieser vorgese‐ forderlich? Stelle! hen? Ja Nein Damit Damit wird das Ja wird das Nein Risiko auf ein Risiko annehmbares Unzulässiger beseitigt? Maß redu‐ Zustand! ziert? Maßnahmen/ Änderungen Ja Ja erforderlich! Dieses Dieses CCP Restrisiko Risiko wird Nein wird im Prozess‐ Ja Nein an dieser Verlauf wieder später beseitigt Stelle! unannehmbar oder mini‐ erhöht? miert? Lebensmittelhygiene Seite 43
HACCP-Grundsätze Grundsatz 3: Festlegung von Akzeptanzgrenzen Festlegung von Akzeptanzgrenzen (engl. "critical limits") für die identifizierten Kritischen Kontrollpunkte/ Überwachungsverfahren: Sowohl quantitative als auch qualitative „Kritische Grenzwerte" sind möglich zur Unterscheidung zwischen "akzeptabel" und "nicht akzeptabel". Messwerte eignen sich besser für Überwachungszwecke und deren Dokumentation als visuelle und andere sensorische Prüfungen (z.B. Farbe, Geruch). Lebensmittelhygiene Seite 44
HACCP-Grundsätze Grundsatz 4: Überwachung der kritischen Kontrollpunkte Einrichtung der Überwachungsverfahren für die identifizierten, kritischen Kontrollpunkte Mess‐ oder Prüfverfahren sind so zu entwickeln und anzuwenden, dass mit ihnen sicher erkennbar ist, ob der Akzeptanzbereich eingehalten ist/wird. Lebensmittelhygiene Seite 45
HACCP-Grundsätze Grundsatz 5: Festlegung von Korrekturmaßnahmen • Festlegung von Korrektur-/Lenkungsmaßnahmen für den Fall, dass die Akzeptanzgrenzen für die kritischen Kontrollpunkte nicht eingehalten werden (Planung vor Eintritt solcher Ereignisse, soweit möglich). • Festlegung, wer über die Maßnahmen zu entscheiden hat (verantwortliche Personen). • Beschreibung der Vorgehensweise zur Durchführung der Korrekturmaßnahmen, u. U. auch Vorhaltung eines Krisenmanagements (z.B. für Rückrufaktionen) Lebensmittelhygiene Seite 46
HACCP-Grundsätze Grundsatz 6: Verifizierung des Systems • Regelmäßige Überprüfung des Systems bezüglich der Einhaltung der HACCP-Grundsätze Aktualisierung der Dokumentation in ausreichenden Zeitabständen oder nach Änderungen der Prozesse Prüfung von Funktion/Wirksamkeit des Systems und der Überwachung der kritischen Kontrollpunkte Überprüfung der rechtlichen und technischen Randbedingungen • Optimierung der Be- und Verarbeitungsverfahren Lebensmittelhygiene Seite 47
HACCP-Grundsätze Grundsatz 7: Erstellung der Dokumente & Aufzeichnungen Handbuch HACCP Allgemeiner Teil Firmenphilosophie / Organisation / Verantwortlichkeiten Prozesse Rezepturen / Produktcharakterisierung / Verfahrensanweisungen (Prozesslenkung) Arbeitsanweisungen Warenbeschreibungen / Reinigungspläne / Arbeitsverfahren / Checklisten + Infos / Formblätter Protokolle Ausbildung / Dienstpläne / Protokolle + Mängellisten / Konzepte & Realisierung / Revisionen Lebensmittelhygiene Seite 48
HACCP-Grundsätze Beispiel: Dokumentation HACCP in Tabellenform Pizza-Herstellung Verfahrensanweisung Dokument Nr. Dokumentart Erstellung- Erstellt von Datum letzte Geändert Datum nächste Freigabe datum Änderung von Revision von/am Verfahrensan- weisung Prozess- Art der Kontrolle CCP Überwachung- Grenzwerte, Maßnahmen bei Bemer- V: verantwortl. schritt Gefährdung verfahren unzulässige unzulässigen kungen Z: zuständig Bedingungen Bedingungen Lebensmittelhygiene Seite 49
HACCP-Grundsätze Pizza-Herstellung Verfahrensanweisung Dokument Dokumentart Erstellungsdat Erstellt Datum letzte Geändert Datum nächste Freigabe Nr. um von Änderung von Revision von/am Verfahrensanwei sung Prozess- Art der Kontrolle CCP Überwachu Grenzwert, Maßnahmen bei Bemerkungen V: verantwortl. schritt Gefährdung ngs- Akzeptanz unzulässigen Z: zuständig verfahren grenze Bedingungen I. Nicht optisch, Prüfung Ware bzw. z.B. Rückgabe Waren- geeignete sensorisch, des Verpackun an kontrolle bei oder Temperatur Aussehens g ohne Lieferanten, Anlieferung verdorbene MHD=Min- und der Mängel, Entsorgung bzw. bei Kauf, Ware desthalt- MHD, Verwendung Einlagerung barkeits- Temperatur von dauer - messung Ersatzprodukt en Kühlware Verderb, Frische,Ver- evtl. Kontrolle Sichtbare 1. Rückgabe an Warenein- 1. V:/Z: (Namen (Salami, krankmachen färbung, CCP MHD und Mängel, Lieferanten gangskontrolle hier eintra- Schinken, de Keime Geruch, (Kühl- Temperatur Temperatur oder vor Einlage- gen) Käse, schmierige ware) (gemäß bei Liefe- Entsorgung rung hilft, Tomatensoße) Oberfläche Bedienungs rung nicht 2. vorgezogene/ zeitaufwendige, 2. V:/Z: (Namen (Schinken/S anweisung eingehalten sofortige außerplanmä- hier eintra- alami), des Geräte- (gemäß Verarbeitung ßige Reinigun- gen) Schimmel, herstellers) Etikettenauf 3. bezüglich gen zu vermei- Temperatur druck, z.B. MHD: den 3. V:/Z: (Namen alle verpackten Verschmut- Aussehen, max. 80C) rechtzeitige hier eintra- Waren zung, Beschäd- MHD fast Verwendung gen) Schimmel igungen oder bereits sicherstellen abgelaufen Lebensmittelhygiene Seite 50
HACCP-Grundsätze Dokumentation Waren- eingangs- prüfung Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 51
HACCP-Grundsätze Dokumentation Checkliste für die Reinigung Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 52
HACCP-Grundsätze Dokumentation Dokumentation der durchgeführten Reinigungen Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 53
HACCP-Grundsätze Dokumentation Dokumentation der Kühltemperaturen Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 54
HACCP-Grundsätze Dokumentation Schulungen nach Verordnung Belehrung gemäß Infektions- (EG) Nr. 852/2004 Kapitel XII schutzgesetz §§ 42 & 43 und § 4 Absatz 1 LMHV Dokumentation der Mitarbeiterschulung gemäß Verordnung (EG) Nr. 852/2004, Kapitel XII und § 4 Absatz 1 LMHV Datum: Name des Ausbilders: Themen (stichwortartig): Name Unterschrift Mitarbeiter Mitarbeiter Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 55
HACCP-Grundsätze HACCP-Konzept - Zusammenfassung Grundsätze des HACCP-Konzepts • Gefahrenermittlung • Bestimmung der kritischen Kontrollpunkte • Festlegung der Akzeptanzgrenzen • Überwachung der kritischen Kontrollpunkte • Festlegung von Korrekturmaßnahmen für Störfälle • Verifizierung des Systems • Dokumentation Lebensmittelhygiene Seite 56
Inhalt • Einführung • Rechtliche Grundlagen • HACCP-Grundsätze • Infektionsschutzgesetz (Kurzinfo) • Praxishilfen zum Hautschutz Lebensmittelhygiene Seite 57
Infektionsschutzgesetz Beschäftigungsverbot bei bestimmten Krankheiten … IfSG § 42: Tätigkeits- und Beschäftigungsverbote Personen, die: • an Typhus abdominalis, Paratyphus, Cholera, Shigellenruhr, Salmonellose, einer anderen infektiösen Gastroenteritis oder Virushepatitis A oder E erkrankt sind oder dessen verdächtig sind, • an infizierten Wunden oder an Hautkrankheiten erkrankt sind, bei denen die Möglichkeit besteht, dass deren Krankheitserreger über Lebensmittel übertragen werden können, • die Krankheitserreger Shigellen, Salmonellen, enterohämorrhagische Escherichia coli oder Choleravibrionen ausscheiden, dürfen nicht tätig sein oder beschäftigt werden ... Lebensmittelhygiene Seite 58
Infektionsschutzgesetz … und Umgang mit bestimmten Lebensmitteln/Speisen IfSG § 42: Tätigkeits- und Beschäftigungsverbote beim Herstellen, Behandeln, in Verkehr bringen von • Fleisch, Geflügelfleisch und Erzeugnisse daraus • Milch und Erzeugnisse auf Milchbasis • Fische, Krebse, Weichtiere und Erzeugnisse daraus • Eiprodukte, Säuglings-, Kleinkindernahrung • Speiseeis, Speiseeishalberzeugnisse • Backwaren mit nicht durchgebackener/durcherhitzter Füllung oder Auflage • Feinkost-, Rohkost-, Kartoffelsalate, Marinaden, Mayonnaisen, emulgierte Saucen, Nahrungshefen • Sprossen und Keimlinge zum Rohverzehr sowie Samen zur Herstellung von Sprossen und Keimlingen zum Rohverzehr • und in der Gemeinschaftsverpflegung Lebensmittelhygiene Seite 59
Infektionsschutzgesetz Gültiges Gesundheitszeugnis ersetzt Erstbelehrung! IfSG § 43: Belehrung der Mitarbeiter Vor erstmaliger Aufnahme der Tätigkeit • Durch das Gesundheitsamt oder den beauftragten Arzt • Die ausgestellte Bescheinigung ist dem Arbeitgeber zu übergeben Im 2-Jahresabstand wiederkehrend • Durch den Arbeitgeber Lebensmittelhygiene Seite 60
Infektionsschutzgesetz IfSG: Unter das Tätigkeitsverbot fallende Erkrankungen (1) Salmonellose: Zahlreiche Salmonellen-Arten, die in Deutschland sehr verbreitet sind. Häufung des Auftretens in der warmen Jahreszeit. Hauptquelle: Nahrungsmittel von infizierten Tieren (Eier, Geflügel, Milch, Fleisch). Die Krankheit äußert sich mit plötzlichem Brech-Durchfall mit Bauchschmerzen. Die Symptome können sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Infektiöse Gastroenteritis: Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen mit und ohne Fieber; können auch durch zahlreiche andere Bakterien und Viren verursacht werden. Häufig lässt sich der Krankheits-erreger nicht exakt diagnostizieren. Lebensmittelhygiene Seite 61
Infektionsschutzgesetz IfSG: Unter das Tätigkeitsverbot fallende Erkrankungen (2) Typhus abdominalis, Paratyphus: Die Salmonellen als Erreger werden durch den Mund mit Speisen und Getränken aufgenommen. Die Symptome sind hohes Fieber, das bis zu Wochen anhalten kann. Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen. Zunächst oft Verstopfung, später Durchfälle. Cholera: Die Cholerabakterien verbreiten sich über Wasser und Lebensmittel, auch direkt von Mensch zu Mensch. Die Symptome sind Erbrechen, Bauchschmerzen und milchig weißer Durchfall. Dabei werden große Mengen Flüssigkeit verloren, so dass der Körper austrocknet. Lebensmittelhygiene Seite 62
Infektionsschutzgesetz IfSG: Unter das Tätigkeitsverbot fallende Erkrankungen (3) Shigellose: (Bakterien-Ruhr) Übertragung von Mensch zu Mensch, durch Lebensmittel und Wasser. Wenige Bakterien genügen, um die Krankheit auszulösen. Symptome sind hohes Fieber, krampfartige Bauchschmerzen. Wässrige Durchfälle, die typischerweise blutig werden. In Deutschland verbreitet. Virus-Hepatitis A oder E: Erreger-Viren werden mit Nahrungsmitteln aufgenommen und können auch von Mensch zu Mensch übertragen wer-den. Symptome: oft Gelbfärbung von Haut oder Augenweiß, Appetitlosigkeit, Mattigkeit. Meist Reise als Ursache, kommen aber auch in Deutschland vor. Lebensmittelhygiene Seite 63
Infektionsschutzgesetz Belehrung gemäß Infektionsschutzgesetz §§ 42 & 43 alle 2 Jahre Quelle: ASI 11.1 Lebensmittelhygiene Seite 64
Infektionsschutzgesetz ASI 11.2 Download unter: www.bgn.de, Shortlink 531 Weitere Infos unter: www.bgn.de, Shortlink 714 Lebensmittelhygiene Seite 65
Inhalt • Einführung • Rechtliche Grundlagen • HACCP-Grundsätze • Infektionsschutzgesetz (Kurzinfo) • Praxishilfen zum Hautschutz Lebensmittelhygiene Seite 66
Praxishilfen zum Hautschutz Hautschutz- und Hygieneplan Lebensmittelhygiene Seite 67
Praxishilfen zum Hautschutz Betriebsanweisung „Hautschutzmaßnahmen“ (1) Lebensmittelhygiene Seite 68
Praxishilfen zum Hautschutz Betriebsanweisung „Hautschutzmaßnahmen“ (2) Lebensmittelhygiene Seite 69
Praxishilfen zum Hautschutz ASI 8.61 Saubere und gesunde Hände Download unter: www.bgn.de, Shortlink 531 Lebensmittelhygiene Seite 70
Praxishilfen zum Hautschutz Download unter: www.bgn.de, Shortlink 1392 Lebensmittelhygiene Seite 71
Praxishilfen zum Hautschutz Download unter: www.bgn.de, Shortlink 1392 Lebensmittelhygiene Seite 72
Praxishilfen zum Hautschutz Weitere Informationen unter: www.hautschutz-online.de Lebensmittelhygiene Seite 73
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