Legionellen im Duschwasser - Feldstudie Legionellen in Warmwassersystemen - SPF Institut für Solartechnik

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Legionellen im Duschwasser - Feldstudie Legionellen in Warmwassersystemen - SPF Institut für Solartechnik
Sanitärtechnik     ■   Wohnen

     Feldstudie Legionellen in Warmwassersystemen

     Legionellen im
     Duschwasser

     Das SPF Institut für Solartechnik hat in 110 Wohngebäuden
     Wasserproben genommen und diese auf Legionellen analysieren
     lassen. Die Resultate werden an dieser Stelle das erste Mal
     einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

     Text Michel Haller, Florian Ruesch *   Im Rahmen der Überarbeitung der Normen
     Bild/Grafiken Getty Images, zVg        zu Trinkwarmwasser in Gebäuden wurde
                                            die Frage aufgeworfen, wie hoch die Tem-
                                            peraturen in Warmwasserspeichern und in
                                            warm gehaltenen Verteilleitungen sein
                                            müssen, um einen legionellensicheren
                                            Betrieb gewährleisten zu können. Diese
                                            Frage konnte aufgrund der Literatur nicht
                                            zufriedenstellend geklärt werden. Die
                                            vorliegenden Untersuchungen sollen einen
                                            Beitrag dazu liefern, die Risikofaktoren,
                                            welche zu einer erhöhten Wahrscheinlich-
                                            keit von Legionellen im Duschwasser füh-
                                            ren, besser zu verstehen.

                                            Untersuchungsobjekte
                                            Im Frühjahr 2019 wurden in 110 Wohnge-
                                            bäuden in den Gemeinden Rapperswil-
                                            Jona, Schmerikon und Uznach insgesamt
                                            444 Wasserproben genommen. Die meis-
                                            ten der untersuchten Objekte waren Ein-
                                            familienhäuser, es waren jedoch auch
                                            14 Mehrfamilienhäuser und acht Doppel-
                                            Einfamilienhäuser in der Stichprobe ent-
                                            halten. Zudem verfügten 55 % der Objekte
                                            über eine thermische Solaranlage. Nach
                                            den Untersuchungen im Jahr 2019 wurden
                                            jene Anlagenbesitzer noch einmal ange-
                                            schrieben, welche Legionellenwerte über
                                            1000 KBE/L in mindestens einer Dusch-
                                            wasserprobe hatten. Von diesen
                                            18 Anlagenbesitzern waren 14 bereit,
                                            an einer Folgeuntersuchung im Frühjahr
                                            2020 teilzunehmen.

                                            Drei Besonderheiten der Untersuchung
                                            Die Untersuchungen unterschieden sich in    Vor allem ältere Personen sind
                                                                                        durch Legionellen gefährdet.
                                            drei wesentlichen Punkten von früheren
                                                                                        Männer mehr als Frauen.
                                            Feldstudien:

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■■ Erstens wurden vor der Probenahme
   Temperaturlogger angebracht und die
   Temperaturen von Speicher und Warm-
   wasserverteilung für mindestens eine
   Woche aufgezeichnet.
■■ Zweitens wurden im Jahr 2019 auch

   Proben aus dem unteren Volumen
   der Warmwasserspeicher gezogen, um
   feststellen zu können, ob in diesem
   Speicherbereich aufgrund tieferer
   Temperaturen als im oberen Bereich
   vermehrt Legionellen zu finden sind.
■■ Als dritter Punkt ist anzuführen, dass ein

   Verfahren gewählt wurde, welches auf

                 kompakt

     25 – 45 °C
        Legionellen vermehren sich im
       Temperaturbereich von 25 – 45 °C.
      Ein Erkrankungsrisiko besteht beim
       Einatmen von legionellenhaltigen
     Tröpfchen oder Aerosolen. Infektions-
     wege: via Duschwasser, Nassrückkühl-
          anlagen, Autowaschanlagen,
        Zierbrunnen, Sprudelbäder etc.

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       die tatsächliche Gefährdung während        falls bei 37 °C gezogen. Bei Neben- res-    Resultate aus 110 Objekten im
       des Duschens abzielte. Legionellosen       pektive Gästeduschen wurde jeweils aus      ersten Jahr (2019)
       werden durch das Einatmen von legio-       Kostengründen nur diese eine Mischpro-      Insgesamt konnten bei 24 von den
       nellenhaltigen Aerosolen verursacht.       be gezogen. Proben bei sehr hohen           110 Gebäuden Legionellen in mindestens
       Daher wurden Situationen, bei denen        Temperaturen zu entnehmen, wurde            einer Duschwasserprobe nachgewiesen
       sich eine Person direkt unter der Dusch-   nicht als zielführend erachtet,             werden, in 18 Objekten wurde der Höchst-
       brause befindet, als besonders kritisch     da aus dem Leitungssystem oder der         wert für Duschen von 1000 KBE/L (siehe
       erachtet. Für eine erste Probenahme        Brause mitgespülte Legionellen durch        Kasten) überschritten. Einige Ergebnisse
       wurde zuerst nur das heisse Wasser         hohe Temperaturen im Probebehälter          der Untersuchungen von 2019 werden hier
       aufgedreht, und eine Probe gezogen,        auch erst dort abgetötet werden können.     zusammengefasst:
       sobald eine Temperatur von 37 °C           Insbesondere negative – also                   Sowohl Speicher, welche durch Solar-
       erreicht wurde. Danach wurde eine          legionellenfreie – Resultate aus Proben     wärme unterstützt wurden, als auch Spei-
       Mischtemperatur zwischen Heiss- und        mit hoher Temperatur könnten dadurch        cher, welche mit Wärmepumpentechnik
       Kaltwasser eingestellt und eine weitere    eine Sicherheit vermitteln, die im realen   Trinkwarmwasser bereiteten, wiesen
       Probe dieses gemischten Wassers eben-      Alltag nicht gegeben ist.                   tendenziell weniger häufig Legionellen im

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Bereich des Speicherbodens auf als andere
Anlagen (Abb. 1).
Das Vorkommen von Legionellen in den
Duschproben korrelierte mit sechs
Ausprägungen signifikant:
■■ Mit dem Vorhandensein einer zentralen

   Kaltwasserbeimischung (zentraler Ver-
   brühungsschutz) in Kombination mit
   einer Warmwasserzirkulation (p = 0.01,
   zur Erklärung der p-Werte siehe Info-      Übersicht Befunde Speicherboden
   Kasten),
■■ mit dem Vorhandensein einer Thermo-

   mischarmatur in der Dusche (p = 0.046),
■■ mit dem Vorhandensein einer Solaranla-

   ge (Hauptdusche p = 0.01, Nebendusche
   p = 0.46),
■■ mit der Beanstandung von geruchlichen

   oder geschmacklichen Eigenschaften
   des Wassers (p = 0.04),
■■ mit dem Alter des Hauses (p = 0.02) und

   mit dem Alter der sanitären Anlage (p =
   0.03), wobei jüngere Häuser und Anlagen
   eher Legionellen aufwiesen als ältere. ❭

                                                  Übersicht über die Legionellenbefunde in Proben aus dem unteren Bereich des Warmwasserspeichers
   1000 KBE/L                                 1   in der Hauptuntersuchung 2019.
   Die Quantifizierung von Legionellen
   in Wasserproben erfolgte über ein
   Kulturverfahren nach ISO
   11731:2017, in welchem eine
   definierte Menge Wasser – direkt
   oder als Filtrat auf einem Filter – auf
   einen Nährboden gebracht wird.
   Danach werden allfällig vorhandene
   Keime bei wachstumsbegünstigen-
   den Bedingungen kultiviert. Nach
   der Kultivierung wird festgestellt,
   wie viele Legionellenkolonien sich
   auf dem Kulturmedium gebildet
   haben. Diese werden als koloniebil-
   dende Einheiten (KBE) ausgewiesen
   und auf einen Liter Wasserprobe
   hochgerechnet (KBE/L).
   Der Höchstwert für Duschen im
   öffentlichen Raum beträgt gemäss
   TBDV (SR 817.022.11): 1000 KBE/L.
   Für private Duschen gibt es offiziell          Vergleich der maximalen Legionellenkonzentration aus den beiden Untersuchungen 2019 und 2020;
   keinen Höchstwert.                         2   Tinf = Temperatur des Heisswassers nach Erreichen von Temperaturkonstanz an der Entnahmestelle.

                                                                                                                               hk gebäudetechnik 1 · 21   59
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                                                     Entwicklung der Anzahl Anlagen mit Legionellen > 1000 KBE/L in Duschwasserproben im
                                                 3   zeitlichen Verlauf der Studien.

                                                 Anlagen mit Solaranlagen waren gleich-                gewesen wäre, wenn die Vorgaben der SIA
         Was bedeuten die p-Werte
                                                 zeitig signifikant jünger und wiesen sowohl           385/1:2020 grösstenteils eingehalten wor-
         und «statistisch signifikant»?          im Bereitschaftsvolumen als auch an den               den wären.
         Die ausgewiesenen p-Werte sind ein      Entnahmestellen signifikant tiefere Tempe-               Überraschenderweise waren die weniger
         statistisches Mass dafür, wie           raturen auf als andere. Zudem wiesen                  häufig benutzten Nebenduschen tenden-
         wahrscheinlich es ist, dass allfällig   diese Anlagen weniger häufig Legionellen              ziell auch weniger häufig von Legionellen
         festgestellte Unterschiede zwischen     im unteren Speicherbereich auf als An-                betroffen als Hauptduschen, und auch die
         Gruppen rein zufällig sind. Bei         lagen ohne Solarthermie. Deshalb lässt                angegebene Häufigkeit der Nutzung der
         einem p-Wert von 0.4 sind die           sich vermuten, dass nicht das eigentliche             jeweiligen Duschen korrelierte nicht mit
         Unterschiede oder allfällige Muster     Anlagenkonzept, sondern mit diesen                    dem Vorhandensein von Legionellen in den
         mit 40%iger Wahrscheinlichkeit          Anlagen korrelierende andere Faktoren für             Proben. Ebenfalls überraschend war, dass
         zufällig. Bei einem p-Wert < 0.05 ist   das vermehrte Auffinden von Legionellen               Anlagen, welche erst kürzlich gewartet
         das Resultat mit über 95%iger           in den Duschproben verantwortlich war.                wurden, häufiger Legionellen im unteren
         Wahrscheinlichkeit kein Zufall. In         Gemäss SIA 385/1:2020 muss bei Neu-                Speicherbereich aufwiesen als Anlagen,
         diesen Fällen spricht man in der        bauten und, soweit möglich, bei Umbauten              welche nicht oder erst vor längerer Zeit
         Regel von einem «signifikanten»         die Temperatur an der Entnahmestelle                  gewartet oder installiert wurden (p = 0.02).
         Ergebnis. Im vorliegenden Artikel       nach siebenfacher Ausstosszeit mindes-                   Insgesamt blieben nach den Untersu-
         werden Unterschiede, welche nicht       tens eine Temperatur von 50 °C erreichen.             chungen von 2019 weiterhin zentrale Fra-
         signifikant sind, als «Tendenzen»       Diese Temperatur konnte von 30 % der                  gen offen, und es wurde deshalb beschlos-
         deklariert. Für die im Artikel          Anlagen ohne Solarthermie und von 50 %                sen, im Folgejahr weitere Untersuchungen
         rapportierten p-Werte kamen,            der Anlagen mit Solarthermie nicht er-                vorzunehmen.
         in Abhängigkeit der jeweiligen          reicht werden. In der SIA-Norm werden
         Fragestellung, Fischer Exakt und        auch Mindesttemperaturen für den Vorlauf              Im Folgejahr zeigt sich die
         Wilcoxon-Rangsummentests zum            und Rücklauf von Warmwasserzirkula-                   Wirksamkeit von Massnahmen
         Einsatz.                                tionssystemen gefordert. Keine der 25                 Im zweiten Jahr (2020) wurden nur noch
                                                 Anlagen mit Zirkulationssystem erreichte              14 derjenigen Objekte weiter untersucht,
                                                 jedoch die für den Standardfall geforder-             welche im Vorjahr Legionellen > 1000 KBE/L
                                                 ten 55 °C im Rücklauf der Zirkulation. Nur            in mindestens einer Duschprobe aufwie-
                                                 drei Anlagen erreichten an dieser Stelle die          sen. Wiederum wurde im Frühjahr (Januar
                                                 52 °C, welche im Falle einer einwandfreien            bis März) ein erstes Mal beprobt, und wie-
                                                 Installation ohne jegliche Problemstelle              derum wurden Temperaturen aufgezeich-
                                                 angewendet werden können. Bei diesen                  net und die Proben nach dem gleichen
                                                 drei Anlagen waren keine Legionellen an               Vorgehen wie im Vorjahr gezogen und
                                                 den Entnahmestellen zu finden. Da nur                 analysiert. Von den 14 Objekten waren
                                                 wenige Anlagen die Anforderungen der SIA              neun in 2020 auf Anhieb legionellenfrei. Die
                                                 erfüllten, lassen die Untersuchungen von              Besitzer dieser neun Anlagen hatten in der
                                                 2019 keine Rückschlüsse darauf zu, was                Zwischenzeit unterschiedliche Massnah-

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men ergriffen. Diese beinhalteten zum
Beispiel Erhöhungen der Speichertempe-
ratur sowie der Temperatureinstellung des
zentralen Verbrühungsschutzes (Kaltwas-
serbeimischung nach dem Speicher). In
vier Fällen kam eine Legionellenschaltung
in Gestalt einer temporären Erhöhung der
Speichertemperatur auf 65 °C zum Einsatz,
und in sieben Fällen wurden Duschschläu-
che oder -armaturen ersetzt. Die meisten
Besitzer gaben zudem an, die Duscharma-
turen nun regelmässig zu spülen. Dies kann
auch nur ein kurzes Öffnen des Heisswas-
sers vor dem Duschen sein. Nur eine Per-
son gab an, gar keine Spülung durchzufüh-
ren. Für 16 der 26 untersuchten Duschen
wurde angegeben, dass diese regelmässig
«heiss» vorgespült werden. Manche gaben
an «gemischt» oder «kalt» vor- oder nach-
zuspülen. Jene zwei Duschen welche
«nicht» oder «kalt» vorgespült wurden,
wiesen auch 2020 Legionellen > 1000 KBE/L
auf. Dadurch wird ein statistisch signifikan-
ter Zusammenhang zwischen keiner oder
kalter Vorspülung und Legionellen > 1000
KBE/L erreicht (p=0.05).
   In Abbildung 2 (links) werden die Resul-
tate aus den Legionellenanalysen der
Untersuchung 2020 und 2019 miteinander
verglichen. Dabei zeigt sich für Duschen, in
welchen erneut Legionellen gefunden
wurden, eine ähnliche Grössenordnung der
gemessenen KBE/L wie im Vorjahr. Von
denjenigen Dusch-Entnahmestellen, in
welchen 50 °C als Heisswassertemperatur
erreicht werden konnte, waren nur noch in
zweien Legionellen feststellbar. Die ein-

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                                                                  Korrekte Einbindung der Zirkulation       4
                                                                   in Kombination mit einem zentralen
                                                                 Verbrühungsschutz. Der Zirkulations-
                                                                      rücklauf muss sowohl zum kalten
                                                                 Eingang des Verbrühungsschutzes als            T
                                                                           auch direkt mit dem Speicher
                                                                       verbunden werden. An mehreren
                                                                      Stellen sind Rückflussverhinderer
                                                                                            erforderlich.

     zigen Befunde mit ≥ 10 000 KBE/L im Jahr        Legionellen mehr nachgewiesen wurden,                  warm gehaltenes und deshalb auch nicht
     2020 stammen aus Anlagen, welche                mag erstaunen. Zumal in der Literatur                  wärmegedämmtes Rohr, welches gegen-
     lediglich 41–43 °C an der Entnahmestelle        berichtet wird, dass in grossen und kom-               über dem Speicher siphoniert wurde. Die
     erreichten (vgl. Abb. 2, rechts).               plexen Anlagesystemen wie Mehrfamilien-                zweite Anlage verfügte über eine Zirkula-
     In der Nachuntersuchung 2020 korrelierte        häuser und Spitäler die Legionellen nur                tionsleitung ohne Zirkulationspumpe, in
     das Auffinden von Legionellen in den            mit sehr hohen Temperaturen von 60–70 °C               welcher sich der Durchfluss nur aufgrund
     Duschproben mit den folgenden Tempera-          eliminiert werden können. Hier scheint ein             der Dichteunterschiede des Wassers und
     turfragen der Anlage:                           deutlicher Unterschied zu bestehen zwi-                der Schwerkraft einstellt. Die Zirkulation
     ■■ Erreicht die Temperatur an der Entnah-       schen diesen grösseren und komplexeren                 fand jedoch grösstenteils in der nicht
        mestelle 50 °C? (p=0.03)                     Anlagen gegenüber den deutlich kleineren               beabsichtigten Flussrichtung statt, und die
     ■■ Ist die Einschalttemperatur der Nach-        und einfacheren Anlagen dieser Untersu-                Temperaturvorgaben für Zirkulationssys-
        heizung ≥ 50 °C? (p = 0.01)                  chung. Die Ursachen dafür sollten nach                 teme waren bei weitem nicht eingehalten.
     ■■ Ist die Temperatureinstellung der zentra-    Ansicht der Autoren weiter erforscht werden.              Bei zwei Anlagen lag eine fehlerhafte
        len Kaltwasserbeimischung (falls vor-                                                               Kombination aus Warmwasserzirkulation
        handen) > 50 °C? (p = 0.02)                  Fünf Objekte mit Legionellen im Jahr                   und zentraler Kaltwasserbeimischung
                                                     2020 – Fehler in warmen Verteilleitungen               (Verbrühungsschutz) vor, welche zu un-
     Diese Zusammenhänge waren bei der               Nur bei fünf Anlagen wurden 2020 noch                  günstigen Temperaturen in Speicher und
     grösseren und zufälligen Stichprobe in          Legionellen festgestellt. Diese Anlagen                Leitungen führte. Aussagen von Experten
     2019 nicht ersichtlich, weil diese auch viele   wurden näher untersucht und weitere                    aus dem Sanitärbereich lassen darauf
     Anlagen enthielt, welche trotz tiefer Tem-      Massnahmen umgesetzt. In den folgenden                 schliessen, dass fehlerhafte Kombinatio-
     peraturen keine Legionellen aufwiesen. Bei      Beprobungen konnten noch bei drei und                  nen dieser Art im Feld öfters anzutreffen
     der Stichprobe von 2020 handelte es sich        nach weiteren Massnahmen schlussendlich                sind. Deshalb wurde beschlossen, ein
     jedoch ausschliesslich um Anlagen, welche       bei keiner Anlage mehr Legionellen > 1000              Merkblatt auszuarbeiten, welches aufzeigt,
     im Jahr davor an mindestens einer Entnah-       KBE/L nachgewiesen werden (Abb. 3).                    wie diese Kombination korrekt (Abb. 4)
     mestelle Legionellen aufwiesen. Diese           Auffällig war, dass vier von den fünf                  ausgeführt wird, und welche Konsequen-
     zweite Untersuchung zeigt entsprechend          Anlagen, und insbesondere alle drei «hart-             zen sich aus fehlerhaften Systemen erge-
     auf, unter welchen Bedingungen eine             näckigen Fälle», klare Mängel in der Warm-             ben können. Dieses Merkblatt wird in einer
     bestehende Kontamination mit Legionel-          haltung der Verteilleitungen aufwiesen.                späteren Ausgabe von «HK-Gebäudetech-
     len eliminiert werden kann. Dabei kann          Eines der Objekte verfügte über ein man-               nik» vorgestellt.
     auch eine Rolle gespielt haben, dass es sich    gelhaftes elektrisches Begleitheizband
     um sensibilisierte Nutzer handelte, welche      zwischen Speicher und Warmwasserver-                   Fazit
     die Entnahmestellen öfters heiss spülen als     teiler. Unsere Messungen durch Anlege-                 Die Feldstudien haben gezeigt, dass viele
     die durchschnittlichen Nutzer der ersten        fühler zwischen Wärmedämmung und Rohr                  der zufällig ausgewählten Bestandsanla-
     Stichprobe.                                     ergaben anstatt der geforderten 52 oder                gen die Vorgaben der SIA 385/1:2020 für die
       Dass in dieser Untersuchung auch für          55 °C (SIA 385/1:2020) nur eine Temperatur             Installation und den Betrieb von Warm-
     Anlagen, deren Temperaturen nur gering-         von 45.5 °C. Darauf wurde das entspre-                 wassersystemen in Gebäuden nicht erfül-
     fügig über 50 °C angehoben wurden, keine        chende Rohrstück ersetzt durch ein nicht               len. Dennoch konnten in den meisten der

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Sanitärtechnik     ■   Wohnen

110 Objekte keine Legionellen an den           wird. Ein heisses Ausstossen des Wasser-       Autoren
Dusch-Entnahmestellen festgestellt wer-        inhalts der Leitungen und Armaturen vor        *Michel Haller und Florian Ruesch, SPF Institut
den. Dort, wo Legionellen gefunden wur-        oder nach dem Duschen vermindert dabei          für Solartechnik, OST – Ostschweizer Fachhoch-
den, konnten diese – sofern die Besitzer       das Legionellenrisiko. Es ist jedoch noch       schule, spf.ch
dafür gewonnen werden konnten – durch          nicht restlos geklärt, wie lange und zu wel-
gezielte Massnahmen eliminiert werden.         chen Zeitpunkten idealerweise dieser Was-
Obwohl hierzu in einzelnen Objekten sehr       serausstoss stattfinden sollte. Die Unter-     An der Studie Beteiligte
hohe Temperaturen von 60 °C oder auch          suchungen haben auch gezeigt, dass Fehler      Die Feldstudien 2019 wurden unterstützt durch das
70 °C gefahren wurden, konnten die Legio-      in den warm gehaltenen Verteilleitungen        BFE-Forschungsprogramm Solarthermie und
nellen auch in Systemen mit Temperaturen       Ursache von hartnäckigen Problemen mit         Wärmespeicher sowie durch den Kanton Bern und
leicht über 50 °C ein Jahr später nicht mehr   Legionellen sein können. Letztendlich muss     suissetec. Die Feldstudien von 2020 wurden unter-
nachgewiesen werden. Die Studie zeigt          jedoch auch darauf hingewiesen werden,         stützt durch EnergieSchweiz und die EnFK Ost.
aber auch, dass das Risiko einer Legionel-     dass den Autoren aus keiner der von Legio-     Die Probenanalyse wurde durch das Amt für
lenkontamination deutlich steigt, wenn die     nellen betroffenen Gebäude ein Fall von        Verbraucherschutz und Veterinärwesen (AVSV)
Warmwassertemperatur an den Entnah-            Legionellose gemeldet worden ist. ■            des Kantons St. Gallen durchgeführt und auch mit
mestellen 50 °C nicht erreichen kann, oder                                                    Eigenleistungen unterstützt. Wissenschaftlich
wenn aufgrund von Thermomischarmatu-                                                          begleitet wurden die Arbeiten durch Franziska Rölli
ren oder Nutzerverhalten diese Tempera-                                                       (HSLU), Frederik Hammes (Eawag) und Linda Thöny
tur an der Entnahmestelle nie erreicht                                                        (AVSV St. Gallen).

                                                                                                                          hk gebäudetechnik 1 · 21   63
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