Leitlinien des Netzwerks: Soziales neu gestalten (SONG) SONG II - Neue Wege im demografischen und sozialen Wandel
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Leitlinien des Netzwerks: Soziales neu gestalten (SONG) SONG II – Neue Wege im demografischen und sozialen Wandel
Mitglieder der Steuerungsgruppe: Alexander Künzel, Bremer Heimstiftung, Bremen (Sprecher) Berthold Becher, Bank für Sozialwirtschaft AG, Köln Bodo de Vries, Evangelisches Johanneswerk e.V., Bielefeld Franz J. Stoffer, CBT – Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft mbH, Köln Jürgen Gohde und Peter Michell-Auli, KDA – Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln Markus Nachbaur, Stiftung Liebenau, Meckenbeuren
SONG II – Neue Wege im demografischen und sozialen Wandel Die SONG-Melodie bleibt auf Sendung! Nachdem in der ersten Projektphase sehr umfassend darge- stellt werden konnte, wie quartiersnahe Wohn- und Assistenzangebote leistungsfähige Alternativen für eine alternde Gesellschaft schaffen, wollen wir als Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG) inno- vative Ansätze der lokalen vernetzten Sozialentwicklung durch eigene Entwicklungsarbeit und durch Beeinflussung der Rahmenbedingungen weiter voranbringen. Neben den bisherigen Netzwerkpartnern Bremer Heimstiftung, Bank für Sozialwirtschaft AG, CBT – Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft mbH Köln, Evangelisches Johanneswerk e. V. und Stiftung Liebenau wird bei SONG II das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) mit zum Netzwerk ge- hören. Unterstützt wird die mediale Öffentlichkeitsarbeit durch die Stiftung Bürgermut als Koopera- tionspartner. Die Arbeitsphase von SONG II läuft mindestens bis 31.12.2012. 1. Unser Ausgangspunkt – Selbstbestimmung und Teilhabe im sozialen Wandel Die Bevölkerungsentwicklung mit einer zunehmenden Zahl älterer und assistenz- bzw. pflegebedürf- tiger Menschen, die Individualisierung und Pluralisierung in der Gesellschaft sowie der Wandel von Familienstrukturen und des Arbeitslebens führen zu neuen Anforderungen an das Sozialsystem und die Infrastruktur auf den verschiedenen Ebenen. Die Vielfalt an Lebensstilen und –situationen generiert zunehmend differenzierte Wohnwünsche und Assistenzbedarfe. Menschen wollen, auch wenn sie für bestimmte Lebensvollzüge der Unterstützung bedürfen, so weit als möglich selbstbestimmt leben und am Leben in der Gesellschaft teilhaben kön- nen. Unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft gelten nicht zuletzt mit der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen als Menschenrechte. Auch die Char- ta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen betont neben dem Schutz der Menschenwürde und dem Recht auf bedarfsgerechte Unterstützung die Selbstbestimmung, die Hilfe zur Selbsthilfe und die Teilhabe an der Gesellschaft.
2. Unsere Vision 1 – Für ein neues lokal-kooperatives Sozialmodell Gesellschaft, Staat oder Markt können es je für sich allein nicht richten. Den Bedürfnissen kranker, pflegebedürftiger, behinderter oder anderweitig unterstützungsbedürftiger Menschen können weder die informellen sozialen Netzwerke noch eine segmentierte, staatlich regulierte Sozialversorgung oder ein vermarktlichtes Sozial- und Gesundheitswesen allein gerecht werden. Soziale Qualität, Effizienz und Ressourcenerschließung sind im derzeitigen System der Wohlfahrtsproduktion suboptimal. Die bloße Fortschreibung und Vervielfachung bisheriger Strukturen kann daher keine Antwort auf die Herausforderungen sein. Als Netzwerk SONG sind wir jedoch der Überzeugung, dass die Zukunftsentwicklungen nicht zwangs- läufig, sondern im Sinne der Menschen gestaltbar sind. Wesentliche Elemente eines neuen Sozialmo- dells sind bereits durch die bisherigen Erkenntnisprozesse von SONG sichtbar: Eine inklusive Gesell- schaft, die Selbstbestimmung und Teilhabe, sozialen Schutz und ein menschenwürdiges Leben für alle sichern soll, erfordert das Zusammenwirken von Eigenverantwortung, familiärer Unterstützung, bürgerschaftlichem Engagement, professionellen Sozialdiensten und staatlicher Absicherung. Dieses Miteinander der verschiedenen Akteure und Ressourcen gelingt am besten lokal vor Ort, wo die Menschen leben. Daher sind die Sozialraumorientierung und ein Welfare-Mix, der die Grenzen der Leis- tungsfähigkeit der Sektoren Staat, Markt, gesellschaftliche Assoziationen und informelle soziale Netze überwindet und ihre spezifischen Leistungen in fruchtbarer Weise verknüpft, wesentliche Elemente eines künftigen Sozialmodells. Prävention und Rehabilitation können den Umfang der Pflegebedarfe beeinflussen. Neue soziale Netzwerke im lokalen Sozialraum können Inklusion und Solidarität trotz ver- änderter Familienstrukturen sichern. Differenzierte Settings sozialer Dienstleistungen können einer pluralisierten Gesellschaft mit veränderten Lebensstilen gerecht werden. Ein neues Sozialmodell setzt wesentlich auf Kooperation und lokale Gestaltung, erschöpft sich aber nicht in der Entwicklung quartiersbezogener Wohnkonzepte. Es geht vielmehr um ein in sich schlüssi- ges Gesamtkonzept für sozialstaatliche Sicherung, Entwicklungs- und Steuerungsprozesse, Organisa- tion und Formen der Dienstleistungserbringung und nicht zuletzt die Rolle einer aktiven Bürgergesell- schaft. Geeignete Leitlinien für die anzustrebende Sozialreform sind – ausgehend von der christlichen Sozialethik – die Prinzipien Personalität, Solidarität, Subsidiarität sowie Gerechtigkeit und Nachhaltig- keit. Zentral ist insbesondere die Wiederentdeckung und Anwendung des Subsidiaritätsprinzips. Dabei geht es nicht um die Rücknahme zentraler sozialstaatlicher Garantiefunktionen, wohl aber um die Neujustierung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Zur Realisierung dieser Vision ist ein Umdenken aller Beteiligten: des Bundes, der Länder, der Ge- meinden, der Sozialversicherungsträger, der Dienstleistungsanbieter, der Wohlfahrtsverbände, der Investoren, der Finanziers und der Bürger erforderlich. Veränderungen sind notwendig auf der Handlungsebene des sozialen Miteinanders, der Sozialen Arbeit, der Betreuung und Pflege, auf der Strukturebene von Diensten und Einrichtungen sowie in der baulichen Infrastruktur wie auch auf der Steuerungsebene der Politik, der Rechtsetzung und der Finanzierung. 1 Vgl.: - Positionspapier „Zukunft Quartier – Lebensräume zum Älterwerden“ (2008) - Expertise von Prof. Dr. Thomas Klie zur sozialpolitischen Neuorientierung und Neuakzentuierung rechtlicher Steuerung (2009) - Memorandum „Lebensräume zum Älterwerden – Für ein neues Miteinander im Quartier“ (2009)
3. Unsere strategischen Ziele – Notwendigkeit von Konzept-, Organisations- und Systementwicklung Die Zukunft hat schon begonnen: Mit unseren Quartiersprojekten und der eingehenden Analyse von Wirkmechanismen und Erfolgsfaktoren2 haben wir in der ersten Projektphase die Realisierbarkeit tragfähiger, gemeinwesenorientierter Wohn- und Lebensformen aufgezeigt, die beispielgebend für die Neuausrichtung sozialer Architekturen sein können. Noch deutlicher konzentrieren wir uns in unserer künftigen Arbeit gleichzeitig auf erstens die öffent- liche Diskussion einer modernen Sozial- und Gesundheitspolitik, die die Interessen der Menschen und des Gemeinwesens zum Mittelpunkt nimmt, und zweitens auf verstärkte interne Kooperationen zwi- schen den Netzwerkpartnern für eine den sozialpolitischen Zielen entsprechende Organisationsent- wicklung. Letzteres meint insbesondere auch die gemeinsame Führungskräfteentwicklung auf Basis der SONG-Gemeinwesenphilosophie. Daraus ergeben sich folgende zentralen strategischen Ziele von SONG II: a) Gemeinsame Verständigung auf die Konzeption des künftigen Sozialmodells Die Weiterentwicklung unserer sozialen Landschaft hin zu integrationsstarken Sozialräumen im Sinne des skizzierten Sozialmodells erfordert grundlegende Veränderungsprozesse. Für uns als Sozialunter- nehmen geht es dabei zentral um die Frage einer Renaissance der Gemeinnützigkeit und den Wandel vom Dienstleistungsunternehmen zum gesellschaftspolitisch verantwortlichen Akteur. Operativ tätige Träger können sich auf diesen Weg nur begeben, wenn es dafür ein sozial und ökonomisch schlüssiges Konzept gibt. Daher besteht ein wesentliches Ziel von SONG II darin, zwischen uns SONG-Partnern und darüber hinaus in der Freien Wohlfahrtspflege/Sozialwirtschaft eine Verständigung über Konzept, Potenziale und Realisierungsbedingungen des neuen Sozialmodells zu erreichen. b) Entwicklung neuer Angebots-, Organisations- und Qualifikationsstrukturen Die Realisierung des anvisierten Sozialmodells und nicht zuletzt die absehbare Personalknappheit in Sozial- und Dienstleistungsberufen erfordert neue Angebotsformen, Organisationsstrukturen und Leitungsprofile in der sozialen Arbeit. Hier wollen wir als SONG-Partner voneinander lernen und neue Organisations- und Leistungsmodelle entwickeln. Insbesondere wollen wir mit hochwertigen Qualifizie- rungsangeboten auf Basis der SONG-Philosophie unsere Leitungskräfte zu überzeugten Gemeinwe- senentwicklern weiterbilden. Nur so können wir das Alltagsgeschäft der Leitung unserer Institutionen verbinden mit der schrittweisen Verwirklichung von Visionen und Reformen. c) Sozialpolitische Einflussnahme auf die Weiterentwicklung des Sozialsystems Schließlich bringen wir uns auf der Grundlage unserer Praxiserfahrung als innovative Diskussions- und Experimentierpartner aktiv in die Entwicklung von Konzepten der notwendigen sozialpolitischen Neuorientierung im demografischen und sozialen Wandel ein. Ausgangsgrundlage sind hierbei die im SONG-Memorandum3 veröffentlichten Reformvorschläge und die im Rahmen von SONG II gewonnenen Erkenntnisse. Es gilt dabei Reformprozesse, z.B. im Hinblick auf einen neuen Pflegebedürftigkeitsbe- griff oder die Reform der Eingliederungshilfe, für die Realisierung der SONG-Vorschläge zu nutzen. 2 Vgl.: - Publikationsreihe „Zukunft Quartier – Lebensräume zum Älterwerden“ – Band 1 – 3 (2008/09) - Themenheftreihe „Zukunft Quartier – Lebensräume zum Älterwerden“ - Themenhefte 1 – 5 (2008/09) 3 Vgl.: - Memorandum „Lebensräume zum Älterwerden – Für ein neues Miteinander im Quartier“ (2009)
4. Unsere Handlungsfelder Wissen teilen und Botschaft verbreiten Wir teilen aktiv unser vorhandenes Wissen und treiben somit den Fachaustausch mit dem Ziel „ge- meinsam an die Spitze“ voran. Durch regelmäßige Treffen von Führungs- und Fachkräften der Netz- werkpartner zum Erfahrungsaustausch sowie durch das bilaterale Angebot von Exkursionen wird gegenseitiges Lernen möglich. Aber auch mit der Fachöffentlichkeit und der Wissenschaft soll das fachspezifische Wissen der Netzwerkpartner geteilt und diskutiert werden, sei es über die Organisa- tion eigener oder die Beteiligung an Fachtagungen und Expertenworkshops Dritter. Kenntnisse und Positionen des Netzwerks werden über Publikationen und ggf. auch gezielte Beratungen an Interes- senten zur Umsetzung des SONG-Ansatzes vermittelt. Der Wissenstransfer zwischen uns Netzwerkpartnern, aber auch zwischen dem Netzwerk SONG und der Fachöffentlichkeit sowie der Wissenschaft wird zudem durch ein SONG-Online-Netzwerk über die Plattform der Stiftung Bürgermut realisiert. Politik beteiligen und Rahmenbedingungen verändern Auf der Basis der erarbeiteten sozialpolitischen Positionen suchen wir den Dialog mit den Verantwor- tungsträgern in Politik und Verwaltung, tauschen uns aus und schließen Bündnisse mit Akteuren, die ähnliche Veränderungsbedarfe sehen wie wir. Der Weiterentwicklung der Sozial- und Gesundheitsinfra- struktur sowie der sozialrechtlichen Rahmenbedingungen dienen zum einen Lern- und Entwicklungs- partnerschaften mit Bundes-, Landes-, Kommunalebene, Sozialleistungsträgern, der Sozialwirtschaft und Wohnungswirtschaft (über Fachtagungen, Workshops etc.). Zum anderen werden konkrete sozial- politische/-rechtliche Lösungsvorschläge und politische Gespräche (wie Kamingespräche, Parlamenta- rische Abende etc.) erarbeitet. Neues entwickeln und umsetzen Wir werden durch die Erprobung und Umsetzung neuer Modellprojekte den SONG-Ansatz kontinuier- lich ausbauen und weiterentwickeln. Fragestellungen, die erprobt und erforscht werden können, sind u. a. das Verhältnis von Sparten- und Regionalorganisation, die Verbindung der Rolle als Dienstleister und gesellschaftlicher Akteur, die Entwicklung präventiver und rehabilitativer Strukturen, die lokale Vernetzung unterschiedlicher Leistungssegmente wie Gesundheitswesen, Pflege und Eingliederungs- hilfe usw.. Die thematische Schwerpunktbildung und Projektorganisation wird die Steuerungsgruppe im Rahmen der weiteren Netzwerkarbeit entscheiden. Haltungen und Handlungen verändern (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter qualifizieren) Zur Veränderung von Haltungen und Handlungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Führungs- kräfte im Sinne des SONG-Ansatzes werden wir mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) das Qualifizierungsprojekt „LoVe – Lokale Verantwortungsgemeinschaften in kleinen Lebenskreisen; Mitarbeitende in neuer Verantwortung“ realisieren. Es beinhaltet die Entwicklung von Curricula und das Angebot von Kursen zur Qualifizierung Lokaler Dienstleistungs- und Netzwerkmanager/-innen, Sozialraumorientierter Assistenten/-innen und Neutraler Bürgermoderatoren/-innen.
Impressum © Juni 2010 Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG) Sprecher des Netzwerks Alexander Künzel Geschäftsführung + Projektmanagement Ulrich Kuhn, Ulrich Dobler Gestaltung Stiftung Liebenau Kommunikation Produktion Druck+Design Gebhart-Renz OHG, 88281 Unterankenreute Bildnachweis © P. Sheandell O`Caroll/Photo Alto
Kontakt: Geschäftsstelle Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG) c/o Stiftung Liebenau Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren Ulrich Kuhn Telefon: 07542 10-1206 Fax: 07542 10-981206 E-Mail: ulrich.kuhn@stiftung-liebenau.de www.netzwerk-song.de Kooperationspartner:
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