Herr, unser Gott, du führst uns auf deinen Wegen, du suchst uns, wenn wir uns verirrt haben, du stärkst uns, wenn wir uns schwach fühlen, du gibst ...
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1 Sonntag „Misericordias Domini“ (18. April 2021) Tagesgebet Herr, unser Gott, du führst uns auf deinen Wegen, du suchst uns, wenn wir uns verirrt haben, du stärkst uns, wenn wir uns schwach fühlen, du gibst uns, was wir zum Leben brauchen. Du bist der gute Hirte. Dafür danken wir dir. Wir loben und preisen deinen Namen. Wir bitten dich: Sammle unsre Gedanken jetzt in diesem Gottesdienst. Stärke uns durch dein Wort. Führe und leite uns heute und alle Tage. Durch Jesus Christus. Amen. En Psalm von David (Psalm dreiuntwindig; Plattdeutsche Übertragung durch Lektor Alfred Knigge) De Herr is min Hirte, mik deit nix mangeln. Hei weidet mik up ner greunen Aue un führt mik taun frischen Woter. Hei erquicket mine Seele. Hei führt mik uppe rechten Strode um sien Nomen willen. Un ob ik schon wandere dör dat düstere Tol, fürchte ik kein Unglücke; denn du bist bie mik, dien Stecken un Stob tröstet mik. Du mokst vor mik en Disch trächte im Angesicht von mienen Feinden. Du salbest mien Haupt mit Öl un schenkst mik full in. Gauet un Barmherzigkeit ward mik folgen, min ganze Leben lang, un ik bliebe in Huse von usen Herrn, alle Tied.
2 Predigt zu Ez 34,1f.10-16.31 (Sonntag „Misericordias Domini“) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Der Predigttext für den heutigen Sonntag findet sich im Alten Testament im Buch des Propheten Ezechiel, dort im 34. Kapitel. 1 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 2 Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? 10 So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen. 11 Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. 12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. 13 Ich will sie aus allen Völkern herausführen und aus allen Ländern sammeln und will sie in ihr Land bringen und will sie weiden auf den Bergen Israels, in den Tälern und an allen Plätzen des Landes. 14 Ich will sie auf die beste Weide führen, und auf den hohen Bergen in Israel sollen ihre Auen sein; da werden sie auf guten Auen lagern und fette Weide haben auf den Bergen Israels.
3 15 Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR. 16 Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist. 31 Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der HERR. Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, öffne du nun Ohren und Herzen für dein Wort und lass deinen Heiligen Geist wirken. Amen. Liebe Gemeinde, wie mag er sich wohl gefühlt haben, heute, vor 500 Jahren, in Worms? Einen Tag zuvor war er unsicher gewesen, ängstlich. Und höchstwahrscheinlich hatte er keine gute Nacht hinter sich, als er am nächsten Tag erneut vor diverseste Vertreter von Kirche und Staat und, ja, vor den Kaiser persönlich treten musste. Dreieinhalb Jahre zuvor hatte er, der Augustinermönch und seit einiger Zeit Professor für Theologie in Wittenberg, Martin Luther, 95 Thesen, also Lehrsätze gegen die Ablasspraxis der damaligen katholischen Kirche verfasst und veröffentlicht. Für Geld werden die Menschen vor Gott nicht gerecht und gerettet, sondern allein durch Gottes Liebe zu ihnen, so eine der zentralen Aussagen. Das hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Luther galt als „Ketzer“, ihm drohte der Entzug seiner Lehrerlaubnis, der Rausschmiss aus der Kirche, ja, sogar der Tod. 1518 sollte er seine Aussagen in seinen Schriften widerrufen, aber er tat es nicht. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, legte ein gutes Wort für Luther beim Kaiser ein und Luther bekam die Möglichkeit,
4 beim Kaiser vorzusprechen, und zwar beim Reichstag in Worms. Der „Reichstag“ war, vereinfacht gesagt, eine mehrwöchige Versammlung aller Würdenträger aus Staat und Kirche. Alles Mögliche wurde hier besprochen, v.a., wem wie viel Macht zustand. Nun sollte Luther vor diesem Gremium seine Ansichten, die er in seinen Schriften vertrat, widerrufen. Als er in Worms eintraf, wurde er von der Bevölkerung empfangen wie ein Star. Doch wie wird ihm wohl wirklich zumute gewesen sein? Um einmal mit den Worten des heutigen Predigttextes zu fragen: War er eher Hirte oder eher Schaf? Über 2.000 Jahre vor Luther tritt ein Mann in Babylon auf, der ebenfalls etwas Wichtiges zu sagen hat. Sein Name ist Ezechiel bzw. Hesekiel, wie es wiederum Luther übersetzte. Sein Name bedeutet: „Gott möge kräftigen“. Ezechiel lebt in einer Siedlung von Israeliten im Großreich Babylon. Dahin waren viele Israeliten verschleppt worden, nachdem der König Nebukadnezar Jerusalem erobert hatte. Nun mussten die Israeliten in der Fremde klarkommen und somit brauchten sie auch in der Fremde eine gewisse Struktur, um hier gut zu leben. Doch gab es einige von denjenigen, die etwas zu sagen hatten, die ihre Macht missbrauchten und nicht gut zu ihren eigenen Leuten waren. Das prangert Gott an und lässt durch Ezechiel ausrichten: „Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen.“ Drastische Worte. Die Botschaft verwendet das Bild vom Hirten und seiner Herde. Damit konnten die Menschen zur damaligen
5 Zeit etwas anfangen, werden doch die meisten der Angesprochenen selbst Viehhirten gewesen sein. Die „Hirten“, also die Führungskräfte im Volk Israel, hatten die „Herde“, also die ihnen anvertrauten Menschen, im Stich gelassen. Nun schreitet Gott ein und macht deutlich: „Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR.“ Und: „Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, …“ Das Bild von Gott als Hirten und den Menschen als seine Herde ist wohl der bekannteste Vergleich für die Beziehung zwischen Gott und Mensch in der Bibel. So findet man es auch im wohl berühmtesten Psalm, Psalm 23 und auch Jesus verwendet dieses Bild, wenn er von sich sagt: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, …“ Und weiter: „Und ich lasse mein Leben für die Schafe.“ Liebe Gemeinde, „Gott, der gute Hirte“. Das hört sich gut an, wenn ich das Schaf bin. „Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“, d.h.: Er sorgt für mich. „Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Das bedeutet: Gott ist bei mir, auch in dunklen Zeiten meines Lebens. Immer dann, wenn es dunkel wird in meinem Leben, wenn ich keinen Ausweg mehr zu sehen scheine, wenn ich mich alleingelassen oder in die Ecke gedrängt fühle, immer dann, wenn sich Trauer in meinem Leben breitmacht, dann kann ich sicher sein: Gott ist da! Zu ihm kann ich kommen und ihm meine Angst und Sorgen bringen. Und noch etwas tut der „gute
6 Hirte“ für mich: Wenn ich mich mal, im übertragenen Sinn, „verlaufen“ habe in meinem Leben, wenn ich einen falschen Weg eingeschlagen habe, dann holt er mich wieder zurück. Ab und an verrenne ich mich in Ideen, die dann scheitern. Oder aber ich meine, dass ich auch ohne Gott gut klarkomme und alles allein schultern kann. Immer, wenn ich dann scheitere, holt er mich zurück. „Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.“, so sagt es Gott im heutigen Predigttext. „Weil ich Jesu Schäflein bin“, so heißt ein altes Kirchenlied, mittlerweile nicht mehr im Gesangbuch enthalten. „Jesu Schäflein“ zu sein, das tut gut, spendet Kraft und Trost. Dennoch, liebe Gemeinde, sind wir, so denke ich, gleichzeitig auch „Hirten“. Jede und jeder von uns trägt in irgendeinem Bereich in seinem Leben Verantwortung; sei es im Beruf, in der Familie, in einem Verein. Verantwortung kann ich tragen für andere Menschen oder eben auch für Tiere, z.B. Haustiere. Zwar muss man vorsichtig mit sog. „Wir alle … - Sätzen“, aber ich behaupte jetzt einfach mal: Wir alle tragen Verantwortung für diese, unsere Welt. Und, in diesen Zeiten, und gerade als Christen: Wir tragen Verantwortung für unsere*n Nächste*n! Es ist leicht, andere Menschen zur Verantwortung zu ziehen, doch sollten wir, so denke ich, immer zuerst uns selbst fragen: Wie nehme ich Rücksicht? Wie kann ich etwas tun oder unterlassen, damit ich und andere gut leben können? Wir sind Hirt*innen für einander!
7 Liebe Gemeinde, war er nun Schaf oder Hirte, damals vor 500 Jahren in Worms? „Revoco.“ - „Ich widerrufe.“, so hätte Luther antworten müssen. Er hat es nicht getan – und somit einen weiteren Schritt der Reformation getan. Stark und gleichzeitig sicherlich auch von Ängsten geplagt, stand Luther zu seinen Überzeugungen, da diese im Einklang mit dem biblischen Wort standen. „Ich bin hindurch!“ soll er nach seiner Anhörung gegenüber seinen Freunden gesagt haben. Trotz seiner Angst war sich Luther sicher, dass sein „guter Hirte“ ihn begleitete. Gewiss hat er dadurch Kraft und Trost gewonnen. Liebe Gemeinde, vermutlich sind wir meist eher Schaf als Hirte. Da gibt es Zeiten, in denen einen der Mut verlässt oder man sich verrennt oder am Abgrund steht. Und dann sind da Zeiten, in denen man als Hirte falsche Entscheidungen trifft oder aber seiner Verantwortung nicht nachkommt. In solchen Zeiten, egal, ob als Schaf oder Hirte, in solchen Zeiten ist es gut zu wissen, dass Gott immer unser Hirte sein will, in allen finsteren Tälern. „Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.“, so heißt es von Gott beim Propheten Ezechiel. Mögen wir immer wieder neu hierauf vertrauen. Gott, der gute Hirte, der sein Leben für seine Herde gegeben hat, der führt uns in unserem Leben. Dadurch mögen wir Hoffnung und Zuversicht für alle Anforderungen gewinnen. AMEN. Fürbitten (nach dem Fürbittengebet zum Gedenken an die Verstorbenen in der Corona-Pandemie)
8 Wir bringen alles vor dich, Gott, was uns umtreibt, wenn wir an die Corona-Pandemie denken: unseren Schmerz, unsere Unruhe und Angst, auch unsere Ohnmacht. Oft waren und sind wir traurig, haben geweint. Wir spüren Ratlosigkeit, fühlen, dass wir nicht mehr weiterkönnen. Schwere Erfahrungen liegen hinter uns. Manchmal konnten wir uns nicht einmal von den liebsten Menschen verabschieden. Du hast versprochen, uns nicht fallen zu lassen – aber uns wankt der Boden unter den Füßen. Stärke uns, die Last dieser Zeit auszuhalten. Gib uns Kraft, die uns lebendig hält. Wir brauchen sie jetzt! Wir denken an die Menschen, die im letzten Jahr von uns gegangen sind und legen sie dir liebend ans Herz. Bei dir sind ihre Namen längst in den Himmel geschrieben. Sie werden auch dort weiterleben und leuchten wie die Sterne. Es ist und bleibt unsere Hoffnung: Kein Leid mehr, keine Tränen, kein Schmerz mehr bei dir! Wir bitten dich auch für ihre Familien und Freunde. Lass sie spüren, wie sehr du sie gerade jetzt trägst und stützt. Du warst in der Fülle ihnen nahe, so teilst du nun auch ihre Leere! Lass sie jetzt nicht untergehen in ihrem Schmerz. Lass sie spüren, dass du da bist: im Schweigen genauso wie in der liebevollen Geste, im behutsamen Wort genauso wie in helfenden Händen. Wir bitten dich für die Erkrankten. Durchströme sie mit deiner Kraft. Nimm ihre Angst, stärke ihre Zuversicht. Gib, was jetzt heilsam wirkt für sie. Für die Pflegerinnen und Pfleger, für Ärztinnen und Ärzte
9 bitten wir dich. Hilf ihnen, auszuhalten und zu ertragen, was sie zurzeit an Druck und besonderer Belastung erleben. Bewahre ihre Seelen vor Schaden. Mach sie mutig und hoffnungsvoll für ihr Leben und ihren Dienst. Für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger, Therapeutinnen und Therapeuten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bitten wir dich, Gott: Stärke sie. Lass sie nicht allein! Für alle, die politische Verantwortung tragen, für die Wissenschaftler und Forscherinnen. Die Situation ist so undurchsichtig und schwer zu bewältigen. Gib Weisheit und Mut in den Entscheidungen. Gott, lass uns Ruhe finden in dir. Mitten in diesem Auf und Ab der Gefühle, in allen schwierigen Entscheidungen und der kaum planbaren Zukunft, aber auch inmitten unserer Einsamkeit, lass uns deine Stimme hören, die Stimme des guten Hirten, der sagt: Ich führe dich auch durch dunkle Täler. Ich decke dir den Tisch und schenke dir voll ein. Du darfst bleiben in meinem Haus immerdar. So voller Vertrauen auf diese Zusage beten wir auch gemeinsam zur dir das Vaterunser: Vater unser im Himmel, …
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