Dienstleistungszentren - (Shared Service Center) - Positionsbestimmung

Die Seite wird erstellt Lui-Horst Becker
 
WEITER LESEN
Dienstleistungszentren - (Shared Service Center) - Positionsbestimmung
Dienstleistungszentren
  (Shared Service Center)

     - Positionsbestimmung -

  Arbeitskreis der GPR der großen Großstädte
              München, 04.03.2015
Dienstleistungszentren - (Shared Service Center) - Positionsbestimmung
Ursprüngliche Reichweite
2. Definition und Merkmale

Shared Services, d.h. gleichartige Prozesse aus verschiedenen Bereichen einer
Organisation werden zusammengefasst und von einer oder mehreren zentralen
Stellen oder Abteilungen erbracht.

 Differenzierung der Dienstleistungsbereiche eines Unternehmens/ einer Verwaltung

      Stützprozesse                                    Steuerungs- oder
                                                     Leistungserstellungs-
                                                           prozesse

     - standardisierbare Prozesse                    - nicht standardisierbare Prozesse
     - nicht dem Kerngeschäft zurechenbar            - hohe Individualität
     - Wahrnehmung ortsunabhängig mögl.              - Rahmen vorgeben, Ziele formu-
     - Aufgaben mit hohem Automationsgrad              lieren, Strategien bestimmen, Ent-
     - hohe Fallzahlen                                 scheidungen treffen
     -Spezialkompetenzen                             - Wahrnehmung, Bearbeitung und
                                                       Entscheidung dezentral nötig

          für Shared Service Center (SSC)                 für SSC nicht geeignet
          geeignet
Dienstleistungszentren - (Shared Service Center) - Positionsbestimmung
Entwicklungen in der Industrie

 Entwicklungsstand Industrie – hier Akteur IBM

                                                                 Pool-Funktion

                                                                    Controlling

                                                                  Optimierung/
                                                                  Entwicklung

                                                                    Beratungs-
                                                                    Funktion

Quelle: Jutta Schwarz, IBM Deutschland, 2013

Stand:11.08.2014
© Urbane Infrastruktur, Robert Kösling
                                               Seite 10   Urbane Infrastruktur
Dienstleistungszentren - (Shared Service Center) - Positionsbestimmung
Das KSM definiert das „Spielfeld“ kommunaler Steuerung
Mögliche „Kooperations-“  Modelle
Fallstudie 1: ÖPP-DLZ im Landkreis Miltenberg
                       Kernelemente eines ÖPP-DLZ im Bereich Personal und Kasse

                            Gemeinde          Gemeinde           Gemeinde                Gemeinde         Gemeinde
       Landkreis
                              MIL 1             MIL 2              MIL 3                   MIL 4            MIL n

  Zweckvereinbarung I                                                                               Zweckvereinbarung II

                           ÖPP-DLZ
                  Standardisierbare Prozesse
               = Öffentlich-Private Partnerschaft                                         ÖÖP-DLZ
                                                                                Qualifizierte Prozesse
                                                                         = Öffentlich-Öffentliche Partnerschaft
                    ÖPP-Vertrag

                                                                                Gründung eines
                                                                        virtuellen Kompetenzzentrums
                           Privater

   A                   B               C                                 D                 E               F

                       öffentlicher                   Dienstleistungs-
   privater IT-DL                      privater DL      verträge         z. B. Kanzlei     Org. Berater        Verband
                         IT-DL

Abbildung 5: Organisationskonzept Stufe 1
Ansätze der Einflussnahme Dritter
Fallstudie 1: ÖPP-DLZ im Landkreis Miltenberg Kernelemente eines ÖPP-DLZ im Bereich Personal und Kasse                                            39

                                                                              Aufgabensplit                                        Exemplarisch

                                                 Kommune                                                  ÖÖP-DLZ

                                                                                                                                                       1
                                                                                          1
                                                                                              Beratung zu Personalentwicklungs- und
                                  2                                                           Stellenbedarfsplanung
                                      Bedarfsfeststellung
                                      Festlegung Qualifikationsanforderun-
                                      gen für benötigtes Personal                                                 Personalberatung

                                                                                          3
   Prozess Personalrekrutierung

                                       Qualifikations-
                                                                                              Unterstützung bei Erstellung
                                       anforderungen
                                                                                              Anforderungsprofil
                                                                                              Koordination LK-interne Personalsuche
                                                                                              Formulierung / Veröffentlichung der

                                                                                                                                                       2
                                                         Schnittstellen und                   Ausschreibung nach Absprache
                                                         Übergabepunkte                       Bearbeitung des Bewerbungseingangs
                                                                                              Vorauswahl in Absprache mit
                                                                                              Kommune
                                                                                              Organisation / Vorbereitung /
                                  4                                                           Dokumentation Auswahlgespräche
                                      Durchführung der
                                      Bewerbungsgespräche                                                         Engere
                                      Entscheidung über Bewerberauswahl                                           Bewerberauswahl

                                                                                          5
                                                                                              Korrespondenz Bewerber
                                        Entscheidung
                                                                                              Absageschreiben / Zusageschreiben

                                                                                                                                                       3
Abbildung 4: Exemplarische Prozessbeschreibung für den Teilprozess „Personalrekrutierung“
Treiber / Katalysatoren / Motive für Einrichtung
                                                                              Perspektive   Dr. Wolfgang Zink   Mit freundlicher Unterstützung von
                                                                                            Joachim Strach

•   Haushaltskonsolidierung (Kostenersparnis, Haushalt) / Schuldenbremse
•   NSM-Versagen hinsichtlich Dezentralisierung; „Kernaufgaben“
•   Im Pendel Zentralisierung/ Dezentralisierung gewinnt zunehmend
    Zentralisierung an Boden (ohne Nachweis der Wirtschaftlichkeit)
•   Qualitätsversprechen aufgrund Investitionen und Bündelung Wissen          ECM / DMS im
    auch in Spezialbereichen                                                  öffentlichen Sektor
                                                                              Enterprise Content Management und
                                                                              Dokumentenmanagement-Systeme:
•   Technische Entwicklung & Übersetzung in Verwaltungshandeln                Nutzen statt Investitionsruinen

    (E-Gov, E-Akte etc.)
•   Marktgetriebene Verwaltungsentwicklung
    (Geschäftsprozessoptimierung, Definition front-/back-office, bürgernah/
    bürgerfern etc.)
•   ÖPP-Lobbyismus (?)
Nicht eindeutig zuzuordnen:
• Demographie/ Vorhaltung Wissen;
•   Personal als Kostenfaktor, der nur in Kombination mit Finanzen
    (Bündelung) wirkungsvoll gesteuert werden kann
Risiken für Verwaltungshandeln

•   Vorbedingung DLZ: Prozessoptimierung mit der Tendenz zur Standardisierung
    und IT-gestützten Automatisierung
•   Veränderungen von Arbeits- und Ablaufprozessen, Arbeitsinhalten, Einschränk-
    ung Entscheidungsspielräume sowie Wirkungen auf die Leistungsqualität und die
    Bewertung betroffener Stellen:
     Ø IT-gestützte Verfahren werden als automatisierte Entscheidungsgrundlage
        genutzt.
•   Die technische Entwicklung bietet sehr weitreichende Möglichkeiten der
    zukünftigen Verwaltungsorganisation und Dienstleistungserstellung.
•   Zunehmend geht es nicht mehr allein um die Bündelung von Routinetätigkeiten
    an einem festen Ort, neu ist der IT-gestützte Verwaltungsumbau mit erheblichen
    Externalisierungsanteilen.
Risiken für Verwaltungshandeln (2)

•   Zugewinn zentraler Steuerung bewirkt ein Abbau dezentraler Steuerungs-
    möglichkeiten insbesondere hinsichtlich der Entscheidungshoheit über den
    Einsatz eigener Ressourcen (Budgets, Personal etc.).
•   Fachspezifische Aspekte werden einer verstärkten zentralen
    finanztechnischen Regelung und Kontrolle unterworfen.
•   Budgetrelevante zentrale Entscheidungen werden von einer dezentralen
    Umsetzungsverantwortung abgekoppelt - Thema Unterfinanzierung
    ausgebremst
•   Fachabteilungen bleiben aber gegenüber BürgerInnen/ Politik für die Qualität
    der Dienstleistungserstellung verantwortlich.
Risiken für Verwaltungshandeln (3)

•   Im Bereich Personal:
     – Entscheidungen über Einstellungen, Berufsverlaufswege, Personalent-
       wicklung etc. zentralisiert
     – reglementierte Mittelbereitstellung für z.B. Maßnahmen der Aus- und
       Weiterbildung in den dezentralen Einheiten, die somit beeinflussbar
       werden.
     – Personalentwicklung im Sinne der Fachabteilungen tritt damit in den
       Hintergrund.
•   Konsequenz: Keine „gute“ Verwaltungsentwicklung insgesamt, keine
    Entwicklung interner Dienstleister, sondern Konzentration von
    Entscheidungsbefugnissen über Ressourcen an zentraler Stelle.
•   Falls DLZ – Gefahr des Outsourcings von Entscheidungsbefugnissen
    an private Dritte
Handlungsempfehlungen für Personalräte

 Mögliche Indikatoren – u.a.
 ü Analyse von Geschäftsprozessen und Absicht der GPO (Optimierung),
 ü Standardisierung von Prozessen,
 ü Übersetzung von Prozessen in IT-gestützte Arbeitsabläufe,
 ü Einführung eines Qualitätsmanagements,
 ü Dezernatsneugliederung
 ü Zentralisierungstendenzen im Bereich der Personalwirtschaft, Beschaffung,
    Finanzen inkl. Rechnungswesen, Gebäudewirtschaft, IT etc. inkl. der
    Verlagerung von Stellenanteilen,
 ü Zentralisierte Budgetierungsverfahren,
 ü Beratungsaufträge, ggf. auch an ÖPP-nahe Institutionen, wie u.a. der
    ÖPP Deutschland AG.
Handlungsempfehlungen für Personalräte (2)

•   Thema Ausgliederungen/ ÖPP-Verfahren umfangreiches Handlungsset zur
    Verfügung (vgl. ÖPP-Handwerkskoffer des Bundesfachbereichs Gemeinden ab
    2015)
•   LPVGs mit Informations-, Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte hier auch
    weitere Gesetzesgrundlagen, wie z.B. Datenschutz oder Arbeitsschutzgesetz
•   Vorbeugend ggf. Dienstvereinbarung zur Entwicklung der Verwaltung – ggf.
    unter dem Titel „Verwaltung 2020“ (teilweise bereits vorhanden als DV
    Verwaltungsmoder-nisierung, in vielen Fällen zu aktualisieren) - neben der
    Klärung von Prüfverfahren bereits Möglichkeiten des Beschäftigtenschutzes
•   Kommunikation mit Allen
•   Bewertung zur Einrichtung DLZ nur über die konkret zu erwartenden
    Wirkungen Rahmen- und Arbeitsbedingungen möglich
Handlungsempfehlungen für Personalräte (3)

 Folgenabschätzung:
 •   Wie verändert sich der Umfang der Dienstleistungserstellung?
 •   Gibt es Veränderungen der Qualität der Dienstleistungserstellung? Hierzu müssen aus
     fachlicher Sicht Kriterien benannt und überprüft werden.
 •   Gibt es Veränderungen in der Dienstleistungserstellung an sich? Sind negative Folgen für
     die Beschäftigten z.B. durch die Entwertung von Arbeit zu befürchten?
 •   Gibt es Auswirkungen auf die Verwaltung insgesamt, wie z.B. auf deren Struktur, auf
     Entscheidungsbefugnisse, auf Wissensbestände, auf die Verwaltungskultur, etc.?
 •   Wird eine Auslagerung an Dritte (öffentlich oder privat) als Szenario geprüft? Wenn ja,
     welche Auswirkungen u.a. auf Schnittstellen zur Verwaltung, Arbeitsstandards oder
     Entscheidungsstrukturen hätte dies?
 •   Sind Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger zu erwarten? Wenn ja, welche und sind
     diese politisch nutzbar?
 •   Wie ist die rechtliche Bewertung? Hierbei sind zu Aspekte zu prüfen wie Wirkungen aufgrund
     der Vergabe-, Wettbewerbs- und Steuergesetze sowie des Datenschutzes.
 •   Wie ist die wirtschaftliche Bewertung? Gibt es Effizienzgewinne und werden diese ggf.
     in die Qualität der Dienstleistung oder der Arbeitsbedingungen reinvestiert?
 •   Wie verändern sich Mitbestimmungstatbestände?
Bewertung aus gewerkschaftlicher Sicht

Orientierungspunkte aus gewerkschaftlicher Sicht für die nächsten Schritte sind:
    – Kommunale Selbstverwaltung inklusive der Steuerungs- und
      Entscheidungsbefugnisse ist öffentlich-rechtlich zu organisieren.
    – Jede Form der Beteiligung Privater in Form von ÖPP-Projekten ist
      abzulehnen.
    – Der Lobbyarbeit zugunsten von ÖPP insbesondere im ländlichen Raum
      im Rahmen von DLZ mit privater Beteiligung muss entgegen getreten
      werden.
    – Zwischen dem Anspruch zentraler Steuerung und entsprechenden
      Regelungen und dem Aufrechterhalten der Steuerungsfähigkeit
      dezentraler Dienststellen muss eine Balance gefunden werden. Hierbei
      sind insbesondere die Wirkungen auf die Mitbestimmung zu bewerten.
    – Bei Veränderung von Zuständigkeiten im Personalbereich hat dies direkte
      Wirkungen auf die Mitbestimmung und die Zuständigkeit der
      Personalräte.
Bewertung aus gewerkschaftlicher Sicht

Orientierungspunkte aus gewerkschaftlicher Sicht für die nächsten Schritte sind:
    – Die Einrichtung von DLZ kann zu Veränderungen der Leistungstiefe
      und der Arbeitsbedingungen führen. Hierbei muss insbesondere die
      Gefahr der Entwertung von Tätigkeiten (auch im Zuge der IT-
      Standardisierung) kritisch bewertet werden.
    – Interkommunale Zusammenarbeiten, sind insbesondere bei
      Delegationsmodellen im Rahmen von DLZ, d.h. bei Übergang einer
      komplettierten Dienstleistung, kritisch zu prüfen.
Dienstleistungszentren
   (Shared Service Center)
 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
      - Positionsbestimmung -

   Arbeitskreis der GPR der großen Großstädte
               München, 04.03.2015
Sie können auch lesen