Licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze
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Editorial Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, eine moderne und zukunftssichere öffentliche Beleuchtung ist ein Gewinn für jede Stadt. Gutes Licht sorgt für Sicherheit bei Passanten, reduziert die Unfallgefahr im Verkehr und trägt als gestalterisches Element maßgeblich zu einem attraktiven Stadtbild bei. In den vergangenen Jahren ist auf kommunaler Ebene die Nachfrage nach energie- effizienten Lichtlösungen stark gestiegen. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen und der Wandel der Beleuchtungstechnik hin zu LEDs stellen Kommunen vor große Heraus- forderungen und offenbaren den Handlungsbedarf in diesem Bereich. Darüber hinaus verstärken aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie die zunehmende Konzentration der Bevölkerung in städtischen Gebieten die Notwendigkeit, urbane Lebensräume und deren Verkehrsnetze diesen Gegebenheiten anzupassen. Um auf lange Sicht eine hohe Lebensqualität zu gewährleisten, sind gezielte Investitionen in eine nachhalti- ge Infrastruktur mit intelligenten Lichtlösungen gefragt. Jüngste Bestandsaufnahmen zur Situation der Straßenbeleuchtung in Deutschland dokumentieren vielerorts wenig effiziente Lichtanlagen. Allein auf die Beleuchtung der öffentlichen Straßen, Wege und Plätze entfallen derzeit noch 30 bis 50 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs. Das verursacht hohe Kosten und belastet das Klima. Energieeffiziente Beleuchtungslösun- gen eröffnen weitreichende Einsparmöglichkeiten und schonen das Klima. Eine führende Rolle im Bereich der energieeffizienten Außenbeleuchtung nimmt der- zeit die LED-Technologie ein. Ihr enormes Leistungsvermögen ermöglicht eine hohe Lichtausbeute bei ausgesprochen niedrigem Energieverbrauch. So ergibt sich bei einem Wechsel von herkömmlichen Leuchtmitteln auf innovative LED-Systeme mit intelligenter Steuerung ein Energie- und CO2-Einsparpotenzial von 80 Prozent und mehr. Ausgehend von aktuellen technischen Entwicklungen, geltenden Normen und recht- lichen Vorgaben stellt diese Broschüre beispielhafte Lichtlösungen zur Optimierung öffentlicher Lichtanlagen vor. Sie versteht sich als Orientierungshilfe für Entscheider und Planer in kommunalen Einrichtungen, die an Modernisierungsvorhaben beteiligt sind. Darüber hinaus vermitteln verständlich aufbereitete Tabellen und Grafiken wertvolles Hintergrundwissen, beispielsweise zu den Grundlagen der lichttechnischen Planung. Hilfreiche Checklisten und Tools sowie eine Übersicht aktueller Fördermöglichkeiten sollen die praktische Umsetzung erleichtern. Schließlich kommen zukunftssichere Be- leuchtungskonzepte den Städten von morgen in vielfacher Hinsicht zugute: Sie schonen die Umwelt, tragen zur urbanen Lebensqualität bei und sind Impuls für einen verant- wortungsvollen Umgang mit begrenzten Energieressourcen. Für das Erreichen der ehrgeizigen deutschen und europäischen Einsparziele bis 2020 beziehungsweise 2030 ist der Einsatz effizienterer Technologie unabdingbar. Gelingt der Umstieg auf neue Beleuchtungstechnologien insbesondere auf LED nicht, werden die gesetzten Ziele nur sehr schwer zu erreichen sein. PSts Scheuer [Titelseite] Vorrangige Aufgabe der Straßenbe- leuchtung ist es, für gute Sicht und ein sicheres Miteinander auf unseren Straßen zu sorgen. Besonders wichtig ist das im Fall von Konflikt- zonen, wo sich die unterschiedlichsten Ver- kehrsteilnehmer gleichzeitig begegnen. [01] Licht setzt Fassaden nachts imposant in Szene und sorgt für ein stimmungsvolles Ambi- ente in Städten und Gemeinden. 3
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze Aufgaben der kommunalen Beleuchtung Seite 06 Erhöhung der Umgebungsleuchtdichte Grundlagen der Lichttechnik sichtbar unsichtbar sichtbar Seite 08 sichtbarer Bereich Erhöhung der Umgebungs- leuchtdichte unsichtbarer L Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt Seite 14 LED-Leuchten / Leuchten mit Reflektortechnik ▪ Keine Abstrahlung in den Nachthimmel und in die Häuser Produktqualität ▪ Licht strahlt nur dorthin, wo es wirklich benötigt wird ▪ Sehr guter Wirkungsgrad © licht.de Seite 16 Nebenstraßen und verkehrsberuhigte Zonen Seite 20 Hauptverkehrs- straßen Seite 22 Autobahnen und Kraftfahrzeugstraßen Seite 24 Fußgängerzonen und Plätze Seite 26 Licht-Spezial Lichtplanung und Normen Lichtmanagement Autarke Lichtsteuerung Lichtsteuerung über Powerline-Verfahren Straßenbeleuchtung und Sicherheit Seite 10 Seite 18 ▪ Steuerung wird an jeder Leuchte direkt programmiert ▪ Steuerung nur vor Ort möglich ▪ Das vorhandenes Stromnetz wird zur Steuerung genutzt ▪ Automatische Meldung von Lampenausfällen möglich Seite 38 ▪ Keine automatische Meldung von Lampenausfällen ▪ Steuerung von einem zentralen Ort aus © licht.de © licht.de 4
r r r Parks und Grünanlagen Seite 28 Bahnhofsvorplätze, Busbahnhöfe und Parkplätze Seite 30 Fußgängerüberwege und Querungshilfen Seite 32 Konfliktzonen Seite 34 Tunnelbeleuchtung Seite 36 Kostenverteilung im Lebenszyklus einer Straßenleuchte Energieeffizienz Instandhaltung 32% Energieverbrauch 39% und Kosten Seite 40 Investition 29% Normen, Literatur, hilfreiche Webseiten Seite 48 Schriftenreihe Impressum Seite 54 Sanierungsprozess Beispielhafte Sanierungskonzepte Leuchten in ihrer Anwendung Lichtquellen Seite 44 Seite 46 Seite 50 Seite 52 5
Aufgaben der kommunalen Beleuchtung Dank der aktuellen LED-Technologie befindet sich die Beleuchtung im öffentlichen Raum im Umbruch. Noch nie war Licht so innovativ, flexibel und effizient. Damit erschließen sich völlig neue Möglichkeiten und Perspektiven für die technische und dekorative Beleuchtung in Städten und Kommunen. Verkehrssicherheit, Energieeffizienz, und schreckt zum anderen zwielichtige Lebenszykluskosten, Sanierungsbedarf, Gestalten von vornherein ab. Ersatzteilbeschaffung, Anwohner- und Nutzerzufriedenheit – die moderne Attraktives Erscheinungsbild schaffen Beleuchtung in Kommunen kann viele Die Beleuchtung trägt wesentlich zum Er- Fragen aufwerfen, aber auch unendlich scheinungsbild einer Stadt oder Gemeinde viele Möglichkeiten bieten. Dabei sind die bei. Tagsüber prägen die Leuchten das Anforderungen an eine gute Beleuchtung Stadtbild durch Form und Design. Sie über die Jahre hinweg immer die gleichen fügen sich dezent in das Stadtbild ein geblieben. oder ziehen durch expressive Formen die Blicke auf sich. In der Nacht bestimmt vor Sicherheit im Straßenverkehr verbessern allem ihre Lichtwirkung, ob die Menschen Die wichtigste Aufgabe der Straßen- gut sehen können und sich in ihrer Umge- beleuchtung ist vermeintlich einfach: bung wohlfühlen. Obwohl hier vor allem Ausreichende Sichtverhältnisse für alle Funktionalität gefragt ist, wird darüber Verkehrsteilnehmer zu schaffen. Hierbei hinaus die Atmosphäre und das Ambiente sind allerdings einige Hürden zu nehmen. maßgeblich durch das Licht bestimmt. Wird eine Beleuchtungsplanung für den Attraktiv beleuchtete Städte und Gemein- öffentlichen Raum erstellt, so sind die den ziehen Besucher an und bieten neue normativ empfohlenen Minimalanforderun- Impulse für Gastronomie und heimische gen nach DIN EN 13201 zu beachten. Sie Wirtschaft. berücksichtigen alle wesentlichen Faktoren wie Verkehrsdichte, Fahrbahnbreite, Licht- Kosten einsparen bei gleichzeitiger punkthöhe, Mastabstand und Straßentyp. Reduktion der CO2-Emissionen Dabei sollten grundsätzlich alle Verkehrs- In den letzten Jahren hat sich die LED- flächen so beleuchtet sein, dass jeder Technologie auch im Bereich der Straßen- Verkehrsteilnehmer sich verändernden Ver- beleuchtung durchgesetzt. LEDs haben kehrssituationen anpassen kann. Plötzlich ein enormes Leistungspotential und auftretende Störungen müssen auch aus ihr Licht lässt sich sehr gezielt und mit großer Entfernung frühzeitig und deutlich minimierten Streuverlusten lenken. Zudem wahrnehmbar sein, um richtig reagieren können sie gedimmt werden, um nur so zu können. Die Straßenbeleuchtung leistet viel Licht und Leistung zur Verfügung hierbei einen aktiven Beitrag zur Senkung zu stellen, wie tatsächlich benötigt wird. des Unfallrisikos, sowohl auf den Straßen Bei identischer Beleuchtungsaufgabe als auch auf den übrigen Verkehrsflächen. kann eine LED-Leuchte gegenüber einer konventionellen Straßenleuchte bis zu 80% [02, 03] Ein attraktives Stadtbild mit Sicherheitsgefühl für Passanten erhöhen Energie und CO2 einsparen. Damit können moderner Straßenbeleuchtung muss Eine gute und vor allem ausreichend helle Betriebskosten und negative Umweltein- nicht zwangsläufig Haushalt und Umwelt Beleuchtung von Wegen und Plätzen flüsse reduziert werden. Dieses Potenzial belasten. Die LED-Technologie hat in den leistet einen wichtigen Beitrag zur Redu- kann allerdings nur mit Qualitätsleuchten letzten Jahren viel bewegt und viel zur Senkung von Stromkosten und der zierung von Übergriffen auf Passanten ausgeschöpft werden. Hier müssen alle CO2-Belastung beigetragen. und Eigentum. Hohe Beleuchtungsstärken Komponenten – vom Gehäuse über die wirken abschreckend und präventiv. Sie Steuerung bis hin zur Lichttechnik – fach- [04] Sicherheit schaffen, auf allen Ver- helfen dabei, Details oder Absichten sich gerecht aufeinander abgestimmt sein. kehrswegen, ist die wichtigste Aufgabe nähernder Personen schon aus größerer kommunaler Beleuchtung. Das beginnt bei Autobahnen und Schnellstraßen und wird Entfernung besser zu erkennen und ent- fortgeführt bis hin zur nächtlichen Beleuch- sprechend zu reagieren. Das erhöht zum tung der Wege durch den Stadtpark. einen das individuelle Sicherheitsgefühl 7
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze Grundlagen der Lichttechnik Die richtige Beleuchtung sorgt in Städten und Kommunen für Sicherheit und Komfort. Die Grundlagen der Lichttechnik sollten zum Basiswissen all jener gehören, die mit Beleuchtung und Lichtplanung zu tun haben. Die vier Grundgrößen der Lichttechnik Leuchtdichte 1) Der Lichtstrom wird in Lumen (lm) Das subjektive Helligkeitsempfinden wird gemessen und gibt die Lichtleistung einer durch die Leuchtdichte (cd/m2) bestimmt. Lampe an, die sie in alle Richtungen im Sie bezeichnet den Helligkeitseindruck, sichtbaren Bereich abstrahlt. den das Auge von einer angestrahlten oder leuchtenden Fläche gewinnt. Maßgeblich 2) Die Lichtstärke, gemessen in Candela (cd), ist hier die Lichtstärke in Beziehung zu der bezieht sich nur auf den Teil des Licht- Größe der Fläche. Die Leuchtdichte und stromes, der in eine bestimmte Richtung ihre Verteilung im Bereich der Sehaufgabe strahlt. Es gibt viele verschiedene Leuch- beziehungsweise in deren Umgebungs- ten und Reflektorlampen, deren Unter- bereich beeinflussen, wie schnell, sicher scheidungsmerkmal in ihren spezifischen und leicht Objekte erfasst und Handlungen Lichtausstrahlungen liegt. Diese bestim- ausgeführt werden können. men, wie sich das Licht auf der Straße verteilt. Reflexionsgrad Der Reflexionsgrad gibt darüber Auskunft, 3) Die Leuchtdichte sagt etwas darüber wie viel Prozent des Lichtstroms, der auf aus, welchen Eindruck das Auge von eine Fläche trifft, reflektiert wird. Je heller die der Helligkeit einer Fläche hat, die selbst Fläche, desto höher ist der Reflexionsgrad leuchtet oder beleuchtet wird. In Candela und desto mehr wird die Umgebung erhellt. pro Quadratmeter (cd/m²) beschreibt sie, Bei hellen Fassaden beträgt er bis zu 85 wie hoch die Lichtstärke in einem defi- Prozent, bei Standart-Betonstraßenbelag nierten Ausschnitt dieser Fläche ist. durchschnittlich 27 Prozent. 4) Die Beleuchtungsstärke ist das Maß für Adaptationszeit der Augen den Lichtstrom, der von einer Lampe auf Die Anpassung der Augen an helle und eine definierte Fläche trifft. Diese Einheit wird dunkle Lichtsituationen hat entscheidende in Lux (lx) angegeben und beträgt 1 Lux, Auswirkungen auf die Sehleistung des Men- wenn eine Fläche von 1m² gleichmäßig mit schen. Beeinträchtigungen treten besonders 1 Lumen Lichtstrom beleuchtet wird. Bei- dann auf, wenn große Helligkeitsunterschiede spiel: Eine normale Kerzenflamme erzeugt in kurzer Zeit verarbeitet werden müssen. Die im Abstand von 1 m zirka 1 Lux. Helladaptation, also die Anpassung von Dun- kel zu Hell, verläuft dabei schneller als die Das Helligkeitsniveau muss den Dunkeladaptation. Dabei müssen sich die Sehaufgaben entsprechen Augen von Hell an Dunkel gewöhnen, wobei Ein ausreichendes Helligkeitsniveau (Be- deutlich mehr Zeit (je nach Situation sogar leuchtungsniveau) ist Grundvoraussetzung mehrere Minuten) vergehen kann. Deshalb für gutes Sehen im Außenraum. Es muss sich werden beispielsweise Ein- und Ausfahrten an den Sehaufgaben der Verkehrsteilnehmer von Tunnel mit Adaptationsstrecken verse- orientieren und diese bei der Verrichtung hen, um einen sicheren Übergang von Hell ihrer jeweiligen Tätigkeiten so unterstützen, zu Dunkel beziehungsweise von Dunkel zu dass die Unfallgefahr sinkt. Entscheidend Hell zu schaffen. sind hierbei Beleuchtungsstärke und Refle- xionseigenschaften der beleuchteten Fläche Blendung und Schleierleuchtdichte sowie die Leuchtdichte. Dabei definiert die Durch Blendung werden Sehleistung und Beleuchtungsstärke (lx) den Lichtstrom, der Sehkomfort deutlich erschwert. Dabei wird von einer Lichtquelle ausgehend auf einer die direkte Blendung durch Leuchten, die bestimmten Fläche auftrifft. Sonne oder sehr helles Tageslicht verur- 8
sacht, während die indirekte Blendung Lampe hat, umso wärmer wirkt die Beleuch- gängiger Leuchtmittel reicht von Ra20 - durch Reflexe oder Spiegelungen auf glän- tung. Niedrige Farbtemperaturen beschrei- Ra100 und wird entscheidend von der zenden Oberflächen ausgelöst wird. Eine ben warme, gelb-rot-weiß erscheinende Qualität des Leuchtmittels bestimmt. Liegt Blendungsbegrenzung der Leuchten kann Lichtfarben, wie z.B. bei Natriumdampf- der Farbwiedergabeindex Ra bei 100, beispielsweise durch geeignete Optiken lampen, Halogenlampen und warmweiße so ist der Farbwiedergabewert optimal erreicht werden. Leuchtstofflampen. Hohe Farbtemperaturen und alle Farben erscheinen natürlich. beschreiben kalte, weiß-blaue Lichtfarben, Halogen-Metalldampflampen erreichen Bei der Schleierleuchtdichte kommt es ähnlich dem Tageslicht (mit etwa 6500 einen Wert zwischen Ra60 und Ra95. durch eine Störlichtquelle neben dem be- Kelvin) bei bedecktem Himmel. Ein Beispiel LEDs können ebenfalls einen sehr guten trachteten Objekt zu einem starken Licht- hierfür sind Leuchtstofflampen der Lichtfar- Farbwiedergabewert zwischen Ra70 und reiz und Streulicht auf der Netzhaut. Dieses be neutralweiß beziehungsweise tageslicht- Ra95 aufweisen. Im Vergleich dazu weisen legt sich wie ein Schleier über die Netzhaut weiß sowie Halogen-Metalldampflampen. Natriumdampf-Hochdrucklampen einen und vermindert das Wahrnehmen von In der Regel wird zwischen drei Lichtfarben deutlich niedrigeren Wert von beispielswei- Kontrasten. Das beste Beispiel hierfür ist unterschieden: Warmweiß unter 3300 Kel- se Ra25 auf. Ein hoher Farbwiedergabewert nächtliches Autofahren bei Gegenverkehr. vin, Neutralweiß 3300 bis 5300 Kelvin und dient vor allem dem Sehkomfort und ist Je heller die Lichtquelle ist und je näher Tageslichtweiß über 5300 Kelvin. damit besonders für Fußgängerbereiche man dieser Lichtquelle kommt, umso stär- und zum Anstrahlen von Fassaden und ker wird das Sehen beeinträchtigt. Im Alter Farbwiedergabe Objekten geeignet. ist der Effekt der Lichtstreuung durch eine Der Farbwiedergabewert Ra gibt darüber Eintrübung der Linse zudem noch deutlich Auskunft, ob die mit Kunstlicht beleuchte- Weiterführende Informationen zum höher als bei jungen Menschen. ten Farben unverfälscht wahrgenommen Thema sind in licht.wissen 01 „Die Beleuch- werden können. Die Farbwiedergabe tung mit künstlichem Licht“ zu finden. Blendungsbewertung über den Blendungswert, Glare Rating Verfahren Blendung wird durch helle Flächen im Ge- Erhöhung der Umgebungsleuchtdichte sichtsfeld hervorgerufen und führt zu einer erheblichen Störung des Wahrnehmungs- vermögens. Bei vielen Menschen führt diese Blendung darüber hinaus zu Unbehagen, Unsicherheit und rascher Ermüdung, zum Beispiel beim Führen eines Fahrzeugs bei Nacht - in diesem Fall sprechen Experten von psychologischer Blendung. Um Fehler, Ermüdung und Unfälle zu vermeiden, ist es sichtbar unsichtbar sichtbar wichtig, Blendung zu begrenzen. Der Grad der die Sehleistung beeinträchtigenden Di- rektblendung durch Leuchten oder andere Blendlichtquellen wird unter anderem für Arbeits- und Sportstätten im Freien durch sichtbarer Bereich den Blendungswert GR beschrieben. Erhöhung der Blendungsbewertung über die prozentuale Umgebungs- Schwellenwerterhöhung (TI-Verfahren) leuchtdichte In der Straßenbeleuchtung wird bei der Blendungsbewertung von einer vorgege- unsichtbarer L Bereich benen Blickrichtung des Kraftfahrers aus- gegangen. Als Bewertungsgröße für die physiologische Blendung wird die prozen- tuale Schwellenwerterhöhung TI (threshold Nachts stellt sich das Auge bei einer blendfreien sie ein Streulicht bzw. eine Art „Schleier“ auf der increment) herangezogen und über die Straßenbeleuchtung auf die mittlere Fahrbahn- Netzhaut. Das Auge versucht, die Blendung bzw. DIN EN 13201 begrenzt. leuchtdichte (L) ein. Personen oder Gegenstände auf die „Schleierleuchtdichte“ (LS) auszugleichen der Fahrbahn werden dann erkennbar, wenn sie sich und passt sich an ein höheres Niveau L + LS an. gegenüber ihrer Umgebung durch einen Leucht- Dadurch werden Objekte auf der Fahrbahn nicht Lichtfarben dichteunterschied von ΔL0 abheben. Kommen zu mehr wahrgenommen. Durch eine Erhöhung der Die Lichtfarbe ist die Eigenfarbe des Lichts, dieser Situation Blendlichtquellen – beispielsweise Umgebungsleuchtdichte von ΔL0 auf ΔLBL werden das von einer künstlichen Lichtquelle abge- durch entgegenkommende Autos – hinzu, erzeugen diese wieder sichtbar. strahlt wird. Je weniger Kelvin (K) eine 05 © licht.de 9
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze Lichtplanung und Normen Sicherheit auf Straßen und Wegen wird im hohen Maße durch die richtige Beleuchtung beeinflusst. Dabei sind die lichttechnischen, normativen und gestalterischen Anforderungen ausgesprochen hoch und erfordern das umfangreiche Wissen von Fachleuten und Planern. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Eckpunkte. Die Anforderungen an die Beleuchtung Reflexionsgrad Um ein solches Gefahrenpotential von werden durch das Gefährdungspotenzial Je dunkler und matter die Oberfläche, vornherein auszuschließen und dennoch des jeweiligen Straßenabschnitts be- beispielsweise der Straßenbelag oder energieeffiziente Lösungen zu nutzen, stimmt. Mit zunehmender Verkehrsstärke die Fassade, desto geringer ist deren bietet sich die Verwendung neuer Tech- erhöht sich auch die Kollisionsgefahr. Reflexionsgrad, und umso heller muss nologien an, zum Beispiel der Einsatz Wird der Raum auf und neben der Straße die Straße oder das Objekt ausgeleuch- moderner regel- und dimmbarer Leuchten zudem noch von unterschiedlichen Ver- tet werden. Planer erhalten Hilfestellung mit LED-Bestückung. Hierbei wird das kehrsteilnehmern wie Autofahrern, Rad- bezüglich der empfohlenen Mindest-Be- Beleuchtungsniveau aller Leuchten eines fahrern und Fußgängern genutzt, ist die leuchtungsstärken in den CIE-Publikatio- Straßenverlaufes elektronisch herunter- Gefährdung noch deutlich höher, da große nen 94:1993 und CIE 136:2000, die auch geregelt und dunkle Zonen vermieden. Unterschiede in Geschwindigkeit, Objekt- den Reflexionsgrad der angestrahlten Weitere Infos dazu im Kapitel Lichtma- größe und Erkennbarkeit vorliegen. Ein Fläche berücksichtigen. nagement auf den Seiten 18-19. weiterer Parameter ist die Übersichtlichkeit der Straße, die stark abhängig ist vom Verkehrssicherungspflicht Vorgehensweise zur Bestimmung der Straßenverlauf, von ihrem Ausbau und den Um Kosten einzusparen, schalten manche Gütemerkmale in der Straßenbeleuchtung erlaubten Höchstgeschwindigkeiten. Alle Kommunen in den weniger frequentierten In der DIN 13201 werden die örtlichen diese Faktoren müssen bei der Festlegung Nachtstunden zwischen 23 und 5 Uhr Gegebenheiten in mehreren Schritten des Beleuchtungsniveaus berücksichtigt jede zweite Leuchte ab. Dabei entstehen klassifiziert und Gütemerkmale für die werden. Vereinfacht dargestellt bedeutet bei einer teilweisen Beleuchtung gefähr- Beleuchtung festgelegt. Die Vorgehensweise das, je größer das Unfallrisiko, desto mehr liche dunkle Bereiche, sogenannte „Tarn- zur Ermittlung der lichttechnischen Anfor- Licht muss die Straßenbeleuchtung zur zonen“, welche die Unfallgefahr deutlich derungen im Überblick: Verfügung stellen. erhöhen. Mit dieser zweifelhaften Einspa- 1. Einordnung und Klassifizierung des rung verletzt der dafür verantwortliche Verkehrsweges in die Beleuchtungssitua- Beleuchtungsniveau Träger seine Verkehrssicherungspflicht. tionen A1 bis E2 nach DIN 13201-1 (siehe Das Beleuchtungsniveau ist eines der wich- Kommt es zu Unfällen, sind Gerichtspro- Abbildung 08 auf der rechten Seite). tigsten Kriterien kommunaler Beleuchtung. zesse und Schadensersatz- bzw. Schmer- 2. Ermittlung der Beleuchtungsklasse Hier unterscheidet man für die Planung zensgeldforderungen vorprogrammiert. anhand der betreffenden Basis- und nach den zulässigen Geschwindigkeiten. In einem Urteil vom 03. Mai 2013 hat das Zusatztabellen (1.4-13) nach DIN 13201-1 Bei Geschwindigkeiten über 30km/h, wie Landgericht Limburg die Stadt Herborn zu und DIN EN 13201-2. Als Hilfestellung sie zum Beilspiel auf Hauptverkehrsstraßen, einer Zahlung von Schmerzensgeld an ei- kann hierzu die auf Seite 13 abgebildete Autobahnen oder auch in Tunneln gefahren nen Passanten verurteilt, der sich nachts Planungshilfe dienen. werden, wird die Leuchtdichte (Candela bei ausgeschalteter Straßenbeleuchtung 3. Bestimmung der lichttechnischen An- pro m²) herangezogen. Bei Geschwindig- verletzt hatte. forderungen an die Beleuchtung gemäß keiten bis 30km/h, beispielsweise in ver- Tabellen 1.4-16 bis 1.4-18. kehrsberuhigten Zonen oder auf Parkplät- Nach DIN EN 13201 muss die vor dem zen, ist hingegen die Beleuchtungsstärke Kraftfahrer liegende Fahrspur besondere (Lux) maßgeblich. Anforderungen im Hinblick auf gleich- mäßige Verteilung der Leuchtdichte bzw. Fahrbahnleuchtdichte Beleuchtungsstärke erfüllen. Siehe dazu Die Leuchtdichte (L) auf der Fahrbahn auch die Abbildungen 06-07 auf der [06, 07] Durch das Abschalten jeder wird im Wesentlichen durch zwei Faktoren rechten Seite. Das Unfallrisiko wird bei zweiten Leuchte entstehen sogenannte bestimmt, durch die Beleuchtungsstärke Abschaltung einzelner Leuchten vor allem Tarnzonen, die eine große Unfallgefahr auf und die Reflexionseigenschaften der zu deswegen erhöht, weil der Kraftfahrer im den Verkehrswegen darstellen. Durch das beleuchtenden Flächen. Die Beleuch- sicheren Vertrauen auf seine Sehleistung gleichmäßige Herunterregeln aller Leuchten können diese vermieden werden. tungsstärke ist abhängig von der Anzahl andere Verkehrsteilnehmer in diesen Dun- und Anordnung der Lichtquellen und de- kelzonen viel zu spät erkennt. Tarnzonen [08] Über die Grundparameter erfolgt die ren räumlicher Lichtstärkeverteilung sowie stellen somit für Kraftfahrer und Fußgänger Zuordnung der Straßenart zu einer der Be- dem Lichtstrom der verwendeten Lampen. gleichermaßen eine Gefahrenquelle dar. leuchtungssituationen nach DIN EN 13201. 10
06 07 Beleuchtungssituationen nach DIN EN 13201 Situation Geschwindigkeit Hauptnutzer Andere zugelassene Ausgeschlossene Anwendungsbeispiele des Hauptnutzers Nutzer Nutzer Langsam fahrende Autobahnen und A1 Fahrzeuge, Radfahrer, Kraftfahrstraßen Fußgänger Höherrangige Landstraßen, > 60 km/h Motorisierter Verkehr Langsam fahrende A2 Radfahrer, Fußgänger ggf. mit separatem Rad- und Fahrzeuge Fußweg Langsam fahrende A3 Fahrzeuge, Radfahrer, Nachgeordnete Landstraßen Fußgänger Motorisierter Verkehr, B1 Radfahrer, Fußgänger langsam fahrende Fahrzeuge Hauptverkehrsstraßen, 30 km/h Motorisierter Verkehr, lang- Verbindungsstraßen, bis 60 km/h B2 sam fahrende Fahrzeuge, Fußgänger Sammelstraßen Radfahrer 5 km/h Motorisierter Verkehr, lang- C1 Radfahrer Fußgänger Radwege, Rad-/Fußwege bis 30 km/h sam fahrende Fahrzeuge Langsam fahrende Fahr- D1 Autobahnrastanlagen Motorisierter Verkehr, zeuge, Radfahrer Fußgänger Langsam fahrende Fahr- Bahnhofsvorplätze, Busbahn- D2 zeuge, Radfahrer höfe, Parkplätze 5 km/h Anlieger- und Wohnstraßen bis 30 km/h Motorisierter Verkehr, Langsam fahrende Fahr- D3 Zone 30 km/h-Straßen Radfahrer zeuge, Fußgänger (meist mit Gehweg) Motorisierter Verkehr, Anlieger- und Wohnstraßen, D4 langsam fahrende Fahr- Zone 30 km/h-Straßen zeuge, Radfahrer, Fußgänger (meist ohne Gehweg) Motorisierter Verkehr, Fußgänger- und Einkaufszonen, E1 langsam fahrende Fahr- Fußwege zeuge, Radfahrer Schritt- Fußgänger Motorisierter Verkehr, Fußgänger- und Einkaufszonen geschwindigkeit langsam fahrende Fahr- mit Lade- und Zubringerver- E2 zeuge, Radfahrer kehr, verkehrsberuhigte Zonen 08 (Spielstraßen) 11
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze 09 10 Planungshilfe Beleuchtungsklassen ▪ Konfliktzonen (Kreuzungen, Kreisverkehr), Betriebszeit der Anlage. Der Wartungswert Die Checkliste „Planungshilfen zur Bestim- ▪ Parkende Fahrzeuge am Fahrbahnrand, entspricht in diesem Zusammenhang dem mung der Beleuchtungsklassen“ hilft dem ▪ Visuelle Einflüsse im Gesichtsfeld (Wer- Mittelwert der Beleuchtungsstärke, der Planer, die zu recherchierenden Fakten beanlagen Medienfassaden, etc.), nicht unterschritten werden darf. Um die für die Ermittlung der Beleuchtungsklasse ▪ Leuchtdichte der Umgebung, beispielswei- Abnahme der Beleuchtungsstärke zu kom- zusammenzutragen. Unter 3 Hauptpara- se eine Flutlichtanlage mit hoher Leucht- pensieren, muss die Neuanlage mit einer metern werden hier die Anforderungen der dichte auf einer benachbarten Sportanlage, höheren Beleuchtungsstärke dimensioniert unterschiedlichen Beleuchtungsklassen wodurch die visuelle Wahrnehmung auf werden (Neuwert). Bei der Lichtplanung übersichtlich aufgelistet. Vor Benutzung der Straße gestört werden könnte, wird diese Abnahme mit dem Wartungs- der Checkliste sollte die Beleuchtungssitu- ▪ Gesichtserkennung, um Absichten und faktor erfasst und gemäß der Gleichung ation A1 bis E2 (siehe Tabelle 08, Seite 11) Verhalten entgegenkommender Personen Wartungswert = Wartungsfaktor x Neuwert ermittelt sein. Die Buchstaben A-E in Klam- schnell einschätzen zu können, berücksichtigt. mern geben an, welche Felder für welche ▪ Kriminalitätsrisiko – hierbei wird die Kri- Beleuchtungssituation relevant sind. minalitätsrate in der näheren Umgebung Damit für die jeweilige Sehaufgabe der der Straße mit den Kriminalitätsraten in Mindestwert der Beleuchtungsstärke auch Basistabellen: Bewertungskriterien nach der weiteren Umgebung verglichen und unter Betriebsbedingungen vorhanden DIN 13201-1 und DIN EN 13201-2 in die Planung mit einbezogen. ist, sind die in den einschlägigen Normen ▪ Durchschnittliches Verkehrsaufkommen, empfohlenen Beleuchtungsstärke- bzw. ▪ Kreuzungsdichte – viele Kreuzungen hin- Ergänzende Angabe nach DIN EN 13201-3 Leuchtdichtewerte als Wartungswerte tereinander erhöhen die Kollisionsgefahr, zur Berechnung der Straßenbeleuchtung definiert. ▪ Schwierigkeitsgrad der Sehaufgabe, ▪ Leuchtenhersteller, Leuchtentyp, Bestü- beispielsweise wenn, bedingt durch ckung und Lichtstärkeverteilungskurven, Wartungsfaktor unterschiedliche Verkehrsteilnehmer und ▪ Wartungsfaktor der Beleuchtungsanlage Bei der Lichtplanung wird von Anfang Geschwindigkeiten, die Auswertung der ▪ Angaben zur Geometrie der Straße, Stra- an ein Wartungsfaktor mit einberechnet, Informationsquellen mehr Aufmerksam- ßenquerschnitt oder Lageplan mit Maßen sodass eine normgerechte Beleuchtungs- keit erfordert, ▪ Definition der Berechnungsflächen, stärke während der gesamten Nutzungs- ▪ Bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberu- ▪ Angaben zur Aufstellung der Leuchten, dauer der Anlage gewährleistet ist. Ein higung müssen sicher erkannt werden. mit Abstandangabe zur Straße, Wartungsfaktor von 0,8 beispielsweise ▪ Lichtpunkthöhe. bedeutet, dass der anfängliche Lichtstrom Zusatztabellen: Bewertungskriterien nach von 100 Prozent bis zum Ende des War- DIN 13201-1 und DIN EN 13201-2 Wartungswert tungsintervalls auf 80 Prozent zurückgehen In den Zusatztabellen werden weitere Be- Infolge von Alterung und Verschmutzung wird. Der Wartungsfaktor (MF) setzt sich wertungskriterien zur Klassifizierung eines von Lampen, Leuchten und von vorhan- zusammen aus: Verkehrsweges ermittelt, die gegebenen- denen Reflexionsflächen verringert sich ▪ Lampenlebensdauerfaktor (LSF) falls zu höheren Anforderungen an die die Beleuchtungsstärke beziehungs- Er beschreibt den Lampenausfall im Beleuchtung führen können: weise die Leuchtdichte mit zunehmender Laufe der Nutzungsdauer, 12
Planungshilfe zur Bestimmung der Beleuchtungsklasse Download unter www.licht.de/check-strasse Parameter Auswahlmöglichkeiten Antwor- ten Fläche (Geometrie) Trennung der Richtungsfahr- ja bahnen (A*) nein Art der Knotenpunkte (A) Anschlussstelle Kreuzung Abstand zwischen Anschluss- > 3 km stellen, Entfernung zwischen ≥ 3 km Brücken (A) Kreuzungsdichte (A, B) < 3 Kreuzungen / km ≤ 3 Kreuzungen / km Konfliktzone (A, B) ja nein Bauliche Maßnahmen zur ja Verkehrsberuhigung (B, C, D) nein Verkehrsnutzung ▪ Lampenlichtstrom-Wartungsfaktor (LLMF) Verkehrsfluss Kraftfahrzeuge < 7.000 Fahrzeuge Er beschreibt die Abnahme des Lampen- je Tag (A, B) 7.000 bis 15.000 Fahrz. lichtstroms im Laufe der Nutzungsdauer, 15.000 bis 25.000 Fahrz. ▪ Leuchtenwartungsfaktor (LMF) > 25.000 Fahrzeuge Er beschreibt den Einfluss der Ver- Verkehrsfluss Radfahrer (C, D) normal schmutzung des optischen Systems der Leuchten. Entscheidend hierfür ist hoch die Schutzart IP (Ingress Protection) der Verkehrsfluss Fußgänger (D, E) normal Leuchte und der Verschmutzungsgrad hoch der Umgebung, sowie die festgelegten Reinigungsintervalle (praxisüblich sind Schwierigkeit der Fahraufgabe normal vier Jahre), (A, B, D) höher als normal ▪ Oberflächen-Wartungsfaktor (RSMF) Parkende Fahrzeuge (A, B, D) nicht vorhanden Er beschreibt die Verringerung des Refle- vorhanden xionsgrades von Decke und Wänden, z. B. in Fußgängerunterführungen, Tunneln, etc. Gesichtserkennung (C, D, E) nicht notwendig notwendig MF = LSF x LLMF x LMF x RSMF Kriminalitätsrisiko (C, D, E) normal höher als normal Der Planer einer Beleuchtungsanlage muss grundsätzlich den Wartungsfaktor angeben Umgebungseinflüsse und äußere Einflüsse und alle Annahmen aufführen, die zu dessen Komplexität des Gesichtsfeldes normal Bestimmung gemacht wurden. Ergänzend muss ein umfassender Wartungsplan erstellt (A, B, D) hoch werden, der sowohl ein Intervall für den Leuchtdichte der Umgebung niedrig Lampenwechsel als auch ein Intervall für die (A, B, C, D, E) mittel Reinigung der Leuchten bzw. die Reini- hoch gungsmethoden enthält. Haupt-Wettertyp (A, B) trocken [09, 10] Wichtiges Kriterium für eine Anmerkung: In Deutschland wird nass normgerechte Beleuchtung ist die gleich- üblicherweise der Haupt-Wetter- mäßige Ausleuchtung der Straße und die typ „trocken“ gewählt Vermeidung von Dunkelzonen. [11] Die Planungshilfe dient als Vorlage * Jeweils angegeben sind die Beleuchtungssituationen, für die zur Bestimmung der notwendigen Fakten die Beurteilung des jeweiligen Parameters notwendig ist. 11 zur Ermittlung der Beleuchtungsklasse. 13
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze Nachhaltigkeit und Umwelt Scheint das Licht der Straßenbeleuchtung nachts ins Schlafzimmer, wird der Mensch in seiner Ruhephase gestört. Doch auch die Tier- und Pflanzenwelt reagiert sensibel auf künstliches Licht in ihrem nächtlichen Lebensraum. Moderne Beleuchtungsanlagen schaffen hier weitgehend Abhilfe. Als „Lichtverschmutzung“ oder „Lichtsmog“ den in der letztmalig 2012 aktualisierten wird bei der Beleuchtung städtischer "Richtlinie zur Messung und Beurteilung Ballungsräume die Lichtimmission bezeich- von Lichtimmissionen" (Licht-Richtlinie) net, die nach oben strahlt und den Himmel die Wirkungen von Lichtimmissionen auf erhellt. Künstliches Licht durch Straßenbe- Wohnräume durch Beleuchtungsanlagen leuchtung, angestrahlte Bauwerke, Flutlicht- zusammengefasst. Der Länderausschuss anlagen und Leuchtreklame haben vielfäl- für Immissionsschutz (LAI) hat diese den tige Auswirkungen auf Mensch und Natur. Umweltschutzbehörden zur Anwendung Nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz empfohlen. Einige Bundesländer haben (BImSchG) werden Lichtimmissionen als dazu bereits „Licht-Richtlinien“ erlassen. schädliche Umwelteinwirkungen einge- Mehrere europäische Länder wie Tsche- stuft, wenn sie durch ihre Art, Ausmaß oder chien, Slowenien, Italien und Spanien ha- Dauer Gefahren, erhebliche Nachteile ben darüber hinaus bereits Gesetze zum oder Belästigungen für die Allgemeinheit Schutz des Nachthimmels verabschiedet. herbeiführen. Deshalb ist es wichtig, diese Faktoren bereits bei der lichttechnischen Lichtimmissionen, die durch die Straßen- Planung zu berücksichtigen. beleuchtung hervorgerufen werden, lassen sich durch den Einsatz moderner Straßen- In Deutschland geben bislang weder und Außenleuchten effektiv reduzieren. Der das Gesetz noch verwaltungsrechtliche Markt bietet in diesem Bereich eine große Bestimmungen konkrete Grenzwerte Anzahl geeigneter Leuchten an, die, mit für Lichtimmissionen in der öffentlichen energieeffizienten Lichtquellen (beispiels- Straßenbeleuchtung vor. Allerdings weise mit LEDs) und ausgefeilten Optiken können Mess- und Bewertungsmethoden bestückt, das Licht nur dorthin lenken, wo [12, 13] Eine nachhaltige und umweltver- sowie die daraus abgeleiteten maximal es auch wirklich gebraucht wird. trägliche Beleuchtung ist durch Leuchten zulässigen Werte der LiTG (Deutsche mit Reflektortechnik oder LEDs erreich- Lichttechnische Gesellschaft, Publikati- Lebensräume von Insekten schützen bar. Das Licht kann damit ganz präzise dort hingebracht werden, wo es benötigt on Nr. 17/1998) für eine Bewertung der Da künstliches Licht Insekten anlockt, wer- wird und unnötige Streuverluste werden Lichtimmissionen herangezogen werden. den diese empfindlich in ihrem natürlichen vermieden. Weitere Infos auf www.litg.de. Zudem wer- Lebensrhythmus gestört. Für die meisten Leuchten ohne Reflektortechnik LED-Leuchten / Leuchten mit Reflektortechnik ▪ Lichtverschmutzung des Nachthimmels ▪ Keine Abstrahlung in den Nachthimmel und in die Häuser ▪ Licht strahlt in Vorgärten und Häuser ▪ Licht strahlt nur dorthin, wo es wirklich benötigt wird 12 ▪ Hohe Streuverluste, schlechter Wirkungsgrad © licht.de 13 ▪ Sehr guter Wirkungsgrad © licht.de 14
nachtaktiven Insekten gilt, dass sie die CO2-armen Wirtschaft bis 2050“ untersucht Leuchtstofflampen und Glühlampen sind spektrale Zusammensetzung und die Hel- sie neue Wege zur Senkung der Treibhaus- die ersten Stufen dieser EU-Verordnung ligkeit des Lichts von Leuchtstofflampen gasemissionen um 80 bis 95 Prozent. in Deutschland bereits umgesetzt. Für die und Quecksilberdampf-Hochdrucklampen Straßenbeleuchtung gelten besondere deutlich stärker wahrnehmen als die Men- Hohe CO2-Einsparung durch LED Anforderungen wie beispielsweise die aus- schen. Auch das schwache Mondlicht, das Das Beratungsunternehmen McKinsey legt schließliche Verwendung von Lampen mit Insekten vermutlich zur Orientierung nut- in einer im August 2011 veröffentlichten hoher Lichtausbeute. Städte und Kommu- zen, empfinden sie als deutlich heller. Das Studie dar, dass Beleuchtungslösungen nen werden damit aufgefordert, veraltete Licht von Natriumdampf-Hochdrucklampen auf LED-Basis im Vergleich zu anderen Lichtanlagen auf energieeffiziente Techno- dagegen nehmen sie als nicht so hell Klimaschutzmaßnahmen bei künftigen logien, beispielsweise LED, umzurüsten. wahr, da die meisten Insekten gegenüber Entwicklungen in der Lichtbranche das orangen und roten Spektralanteilen weni- höchste CO2-Einsparpotenzial bieten. Die Wohin mit alten Lampen und Leuchten? ger empfindlich sind. Aufgrund der nicht Studie kommt zu dem Ergebnis, dass für Das Elektro- und Elektronikgerätegesetz vorhandenen UV-Strahlung ist aber auch die Einsparung von 1 Tonne CO2 pro Jahr (ElektroG) regelt die Rücknahme und LED-Licht als insektenfreundlich einzuord- durch energieeffiziente LED-Beleuchtung umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- nen. Siehe dazu auch Grafik 14. nur ein Fünftel der Kosten anfallen, die und Elektronikgeräten. Zuständig sind dafür aufgebracht werden müssten, wenn die Hersteller/Importeure, die diese Aufgabe LED-Leuchten werden positiv bewertet gleiche Menge CO2 durch den Einsatz von auch an Dritte übertragen können. Weiter- Im Zuge des Wettbewerbes „Kommunen Solaranlagen eingespart werden würde. führende Informationen gibt der ZVEI unter in neuem Licht“ wurde, unterstützt durch www.zvei.org. Ausgediente Lampen und das Bundesministerium für Bildung und Ökodesign-Richtlinie (ErP) Leuchten, die in der Straßenbeleuchtung Forschung (BMBF), unter anderem die Am 20. November 2009 trat die ErP Richt- eingesetzt waren, werden in Deutschland Akzeptanz der LED-Straßenbeleuchtung er- linie (Energy-related Products) - auch von dem Gemeinschaftsunternehmen Light- mittelt. Im Vergleich mit der konventionellen Ökodesign-Richtlinie genannt - in Kraft und cycle Retourlogistik und Service GmbH Technik wurde die LED-Lösung in den Um- ersetzt die vormalige EuP-Directive (Energy (www.lightcycle.de) angenommen. Des fragen durchgehend bevorzugt. Es zeigte using Products). Sie legt Anforderungen an Weiteren gibt es lokale Händler und Hand- sich eine hohe Akzeptanz in der Bevölke- die umweltgerechte Gestaltung energiever- werksbetriebe, die sich an der fachgerech- rung, besonders im Hinblick auf Farbtreue, brauchsrelevanter Produkte fest. Danach ten Entsorgung beteiligen. Helligkeits- und Sicherheitsempfinden. muss jeder Hersteller technische Informati- onen zu seinem Produkt in einer begleiten- Schädliche Stoffe in Lampen Strom sparen – CO2-Emissionen reduzieren den Dokumentation sowie im Internet zur Mit der im Mai 2011 novellierten Fassung Mit jeder Kilowattstunde Strom, die einge- Verfügung stellen. Vorrangiges Ziel ist es, der RoHS-Richtlinie (Restriction of the use spart wird, sinkt der Ausstoß der Kohlendi- veraltete Leuchtstofflampen, Hochdruck- of certain Hazardous Substances) werden oxid (CO2)-Emission. Deshalb ist Energie- entladungslampen (insbesondere Queck- Hersteller von Beleuchtungskörpern in der sparen auch Klimaschutz. Die Europäische silberdampf-Hochdrucklampen) sowie EU verpflichtet, schädliche Stoffe wie Blei, Kommission verfolgt diesbezüglich ehrgei- ineffiziente Vorschaltgeräte nach und nach Quecksilber, Nickel oder Cadmium nur zige Ziele: In ihrer Mitteilung „Fahrplan für vom Markt verschwinden zu lassen. Mit den in vorgegebenen, minimalen Mengen zu den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen aus dem Verkehr genommenen ineffizienten verwenden. Insektenflug an unterschiedlichen Lichtquellen [14] Studie von Prof. Dr. Gerhard Anzahl der angelockten Tiere pro Falle/Nacht Eisenbeis zur Insektenverträglichkeit von 240 LEDs im Vergleich zu herkömmlichen 200 219,7 Lichtquellen. Untersucht wurde das Anflugverhalten von Insekten bei sechs 160 unterschiedlichen Lichtquellen. Im Un- tersuchungszeitraum (Sommer 2011) in 120 127,5 Frankfurt am Main wurden die getesteten 98,9 Lichtquellen mit Insektenfanggefäßen 80 versehen, täglich ausgeleert und die Aus- 71,6 beute gezählt. Folgende Lampentypen 40 37,4 wurden eingesetzt: 0 ▪ Quecksilberdampf-Hochdrucklampen Quecksilberdampf- Halogen- Natriumdampf- LED LED ▪ Halogen-Metalldampflampen Hochdrucklampen Metalldampf- Hochdruck- kaltweiß warmweiß ▪ Natriumdampf-Hochdrucklampen lampen lampen © licht.de ▪ LED kaltweiß 14 ▪ LED warmweiß 15
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze Produktqualität Außenleuchten sind Investitionsgüter und oft weit über 20 Jahre im Einsatz. Hier sollte unbedingt auf langle- bige und hochwertige Produkte gesetzt werden, sonst wird das vermeintlich günstigere Produkt auf längere Sicht das deutlich teurere. Wenn es darum geht, die richtige Leuchte ▪ Eine hohe Farbwiedergabe (Ra), je nach für den gewünschten Verwendungszweck Anforderung durch die Nutzer. zu ermitteln, braucht der Planer zunächst ▪ Konstante Lichtfarbe (in Kelvin) und kon- einmal die konkreten Leistungsdaten der stantes Helligkeitsniveau beim Einsatz Leuchte: Lichtstrom, Leistungsaufnahme, von mehreren Leuchten desselben Typs. Lebensdauer, Wartungsfaktor, erwarteter ▪ Guter Wartungsfaktor MF (Maintenance Lichtstromrückgang, Leuchtenbetriebswir- Factor). kungsgrad bei konventionellen Leuchten ▪ Hohe Lichtausbeute der Leuchten. Diese beziehungsweise die Lichtausbeute in lm/W sollte allerdings immer in Verbindung bei LEDs und die Möglichkeit einer Nachtab- mit einer Lichtplanung beurteilt werden, senkung. Entscheidend ist hierbei immer denn nur so kann das abgegebene Licht das „Gesamtsystem Leuchte“, nicht die auch in seinem Umfeld bewertet werden. einzelnen Komponenten. ▪ Angemessene Lichtstärkeverteilung. Lichtstärkeverteilungskurven (Leuchten- Basis für die Produktauswahl: Kriterien für datensätze) und planungsunterstützen- Qualitätsprodukte und Lichtqualität de Daten (z.B. EULUM-DAT) dienen hier ▪ Hochwertiges Gehäusematerial (z.B. Alu- als Entscheidungsgrundlage. minium, Einscheibensicherheitsglas, etc.). ▪ Die Leistungsaufnahme der Leuchte und ▪ Hochwertige Lacke sowie eine geringe der zu erwartende Lichtstromrückgang. Anzahl an tragenden Kunststoffteilen. Für einen realistischen Produktvergleich ▪ LED-Komponenten sollten auch nach eini- muss auf identische Rahmenparameter gen Jahren noch in gleicher Lichtqualität geachtet werden. lieferbar sein. ▪ Auswechselbare Standardkomponenten. Thermomanagement ▪ Gute Wärmeableitung bei LED-Leuchten; Bei LED-Leuchten ist ein gutes Thermo- Das technische Datenblatt gibt Auf- management unerlässlich. Nur wenn die schluss über die maximal zulässigen LEDs beim Betrieb nicht zu heiß werden, Grenztemperaturen. können sie Ihre lange Nutzlebensdauer [15] Zur Ermittlung der Lebensdauer- Lichtstrom L80 B90 75.000 Std. Lichtstromrückgang bei LEDs angaben von LED-Leuchten und Kompo- Lichtstrom L80 B50 Hinweis:60.000 Std. Die hier angegebenen Werte dienen der Veranschaulichung Lichtstrom L80 B90 75.000 Std. nenten werden Lichtströme und Ausfälle und sind nicht allgemein gültig Lichtstrom L80 B50 60.000 Std. Lichtstrom L80 B10 50.000 Std. über 6.000 Stunden (LED-Leuchten) bzw. Lichtstrom L80 B10 50.000 Std. 10.000 Stunden (LED-Komponenten) ge- 100 messen. Die für das Produkt angegebene Lebensdauer wird aufgrund der gewonne- Zeitraum von 6.000 bis 10.000 Std. 80 Vom Hersteller extrapolierte Werte nen Daten herstellerindividuell extrapoliert. Zeitraum von 6.000 bis 10.000 Std. Lichtleistung in Prozent Vom Hersteller extrapolierte Werte Der Wert des Lichtstroms (L-Wert) muss immer in Verbindung mit der Betriebsdauer Gemessene Werte über einen 60 angegeben werden. Der B-Wert beschreibt den Zeitpunkt, bis zu dem ein bestimmter Prozentsatz der Bauteile ausgefallen ist. 40 Beispiel: B50 bezeichnet den Zeitpunkt, an dem 50 Prozent einer Menge gleichartiger 20 LED-Leuchten den deklarierten Lichtstrom- anteil (x) am Ende der Bemessungsdauer 10.000 (L) unterschreiten. 20.000 Wird50.000 30.000 40.000 kein B-Wert ange- 60.000 70.000 80.000 90.0000 100.000 geben, gilt Lx B50. Dabei wird grundsätz- Lebensdauer in Stunden10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 0 lich die gesamte Leuchte bewertet, nicht 15 © licht.de Lebensdauer in Stunden nur ein Bauteil oder eine einzelne LED. © licht.de 16
und Energieeffizienz erreichen. Um die Verschmutzungsgrad der Umgebung, über viele Jahre. Eine technische und Wärme über eine möglichst große Fläche eingeteilt in folgende Bereiche: regionale Betreuung sowie persönliche An- abführen zu können, wird die LED-Platine ▪ Hoher Verschmutzungsgrad sprechpartner und Schulungsmöglichkei- beispielsweise an das Leuchtengehäuse Rauch- und Staubwolken, z.B. in Indust- ten sind darüber hinaus wünschenswert. angebunden. riegebieten. ▪ Mittlerer Verschmutzungsgrad Entsorgung Binning Bei hohem Verkehrsaufkommen mit mitt- Schon bei der Anschaffung sollte auch das Bei der Produktion von LEDs kommt lerer Rauch- und Staubentwicklung. Entsorgungskonzept zur Entscheidungs- es auch innerhalb einer Charge immer ▪ Niedriger Verschmutzungsgrad findung mit einbezogen werden. Hersteller wieder zu Abweichungen hinsichtlich Ausschließlich in Wohngebieten und geben Informationen über Recyclingfähig- Lichtstrom, Farbtemperatur und Vorwärts- ländlichen Regionen ohne Rauch- und keit, einfache Demontage und Wertstoff- spannung. Um eine konstante Lichtqua- Staubbelastung. trennung. Dabei sollte auch darauf lität mit gleichem Helligkeitsniveau und geachtet werden, dass nur ein möglichst einheitlicher Lichtfarbe zu gewährleisten, Sicherheit, Garantie, Wartung geringer Teil an Sonderabfall entsteht. wird über Klassifizierung und Sortierung Bei der Auswahl des Leuchtenherstellers www. (Binning) dafür gesorgt, dass alle LEDs sollte unbedingt auf Qualität und Service Der ZVEI Leitfaden „Planungs- einer Charge annähernd gleiche Werte geachtet werden. Der Hersteller muss sicherheit in der LED-Beleuchtung“ bietet aufweisen. die Sicherheit seiner Produkte nach den weitere Informationen zum Thema Produkt- Vorgaben entsprechender europäischer qualität. PDF-Download unter: www.zvei.org. Herstellerbezogene Qualifikationskriterien Normen garantieren. Die Garantieerklä- Eine Zertifizierung des Herstellers über rung sollte mit verbindlicher Hersteller- DIN/ISO-9001 bestätigt qualitätsorientierte verpflichtung und klarem Garantieinhalt Entwicklungs-, Herstellungs- und Vertriebs- versehen sein, da manche Herstellerga- prozesse sowie die Abwicklung von Rekla- rantien nur eingeschränkt gültig und beim mationen nach festgelegten Standards. Händlerwechsel nicht durchsetzbar sind. Um eine hohe Produktqualität abzusi- Deutschsprachige Montageanleitungen chern und verlässliche Leistungsdaten zu und Datenblätter für die sichere Installa- ermitteln, sollte der Hersteller zudem über tion und Beurteilung sind in Deutschland ein eigenes Labor oder einen kompetenten gesetzlich vorgeschrieben und müssen Dienstleister verfügen. verfügbar sein. Wartungsfaktor und Verschmutzungsgrad Die Reparatur- und Wartungsfreundlich- Der Wartungsfaktor der Leuchten (sie- keit der Leuchte sollten selbstverständlich he auch Seiten12-13) berücksichtigt ein sein. Service und Unterstützung vor und Reinigungsintervall (praxisüblich sind nach dem Kauf sorgen für einen konflikt- vier Jahre). Er ist zudem abhängig vom freien Betrieb der Beleuchtungsanlage [16] Mit der „Ulbricht-Kugel“ wird der un- gleichförmig verteilte Lichtstrom aus allen Richtungen gesammelt, um die Beleuch- tungsstärke zu messen. Das Photometer im Inneren der Kugel misst die Beleuch- tungsstärke in Lux bzw. den Lichtstrom in 00 16 26 Lumen. 17
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze Lichtmanagement Lichtmanagementsysteme ermöglichen Städten und Kommunen variable und intelligente Lichtlösungen für die Außenbeleuchtung. Damit können sie ganz flexibel auf das jeweilige Verkehrsaufkommen reagieren, Leuchten schalten oder dimmen und damit im Betrieb die Energiekosten deutlich minimieren. Mit Lichtmanagementsystemen in der sen und gleichzeitig die Verkehrssicherheit Außenbeleuchtung lassen sich beträchtli- zu erhöhen. Bei höherem Verkehrsaufkom- che Energieeinsparpotenziale erschließen. men, an Stellen mit erhöhter Unfallgefahr Jeder einzelne Lichtpunkt kann je nach Be- oder bei ungünstigen Witterungsbedingun- darf ein- und ausgeschaltet oder gedimmt gen wird das Beleuchtungsniveau angeho- werden. Zudem werden Informationen ben, in Zeiten mit geringem Verkehrsauf- über Betriebszustand, Energieverbrauch kommen gesenkt. und Ausfälle gesammelt und mit exakter Zeit- und Positionsangabe auf einem zen- Lichtmanagementsysteme reduzieren eine tralen Rechner gespeichert. Betreiber von bewusst geplante Überdimensionierung Straßenbeleuchtungsanlagen werden dabei und dimmen beispielsweise eine 150 W- unterstützt, die Sicherheit auf der Straße Leuchte auf die benötigte Leistung von durch ein angepasstes Beleuchtungs- 120 W. Durch dieses intelligente Eingreifen niveau zu gewährleisten. Zudem werden kann der Energieverbrauch verringert wer- ausgefallene Lichtpunkte direkt gemeldet. den. Zudem werden die CO2-Emissionen Vorausschauende Wartungskonzepte kön- sowie die Wartungskosten reduziert und die nen schon im Vorfeld erstellt werden und Zuverlässigkeit verbessert. unterstützen die Arbeitsabläufe. Die Vorteile im Überblick: ▪ Energieeinsparung, Bedarfsorientierte Beleuchtung ▪ Situationsgerechtes Lichtniveau, [17 - 20] Die Steuerungsmöglichkeiten Durch die immer weiter verbreitete Nutzung ▪ Weniger Treibhausgase, der Straßenbeleuchtung sind vielfältig. Ob elektronischer Betriebsgeräte und moderner ▪ Effizientere Wartung, die Steuerung autark, per Powerline oder Lichtquellen ist die Beleuchtung flexibler ge- ▪ Verbesserung der Sicherheit, Schäden per Funk bewerkstelligt wird, muss der worden. Einzelne Lichtpunkte oder Gruppen können schneller behoben werden. Betreiber für sich entscheiden. Vorteile bieten auf jeden Fall Systeme, die auch lassen sich bedarfsorientiert digital schalten Über geringere Energie- und Instandhal- Rückschlüsse über Störungen oder Lam- oder dimmen, um das Beleuchtungsniveau tungskosten hinaus ermöglichen moderne penausfälle zulassen. den tatsächlichen Erfordernissen anzupas- Lichtmanagementsystem-Lösungen (LMS) Beispielhafte Komponenten für ein Lichtmanagementsystem mit Powerline oder Funk 1 Zentralserver mit Nutzer-Software 2 Übertragungsweg zum Server 3 Kommunikationsbaustein Leuchten-Controller 4 Powerline- oder Funkübertragung 5 Koppelbaustein und EVG/Leuchte 5 3 1 2 4 17 © licht.de 18
auch die Überwachung einzelner Licht- muss jede Leuchte direkt vor Ort durch Steuergerät, das als Leuchten-Controller punkte. Dadurch kann beispielsweise fest- einen Fachmann neu programmiert werden. die Steuerbefehle ausgibt. Der Vorteil der gestellt werden, ob einzelne Leuchtmittel Zudem erlaubt dieses System keine Rück- Powerline Lösung liegt in einem Höchstmaß defekt sind und mit wie viel Leistung schlüsse über ausgefallene Leuchtmittel etc. an Flexibilität und Sicherheit. die Leuchte gerade betrieben wird. Die Industrie bietet Lichtmanagementsystem- Tele-Management-Systeme Funklösung Lösungen in verschiedenen Ausbaustufen Anders als bei der autarken Lichtsteuerung Im Gegensatz zum Powerline-Verfahren an. Im Folgenden werden diese Möglichkei- werden bei Tele-Management-Systemen die wird bei einer Funklösung das Steuerungs- ten kurz dargestellt und Vor- und Nachteile Leuchten von einer zentralen Steuereinheit signal nicht über das Stromnetz, sondern miteinander verglichen. geregelt. Jeder Lichtpunkt bekommt eine per Funk übertragen. Das Prinzip ist eigene Adresse zugewiesen, wodurch er dennoch sehr ähnlich. Auch hier wird ein Autarke Lichtsteuerung exakt gesteuert und überwacht werden Steuergerät benötigt, welches dann über Die einfachste Möglichkeit ist eine autarke kann. Von der Steuerzentrale aus kann über Funktechnik die Signale an die Vorschalt- Lichtsteuerung, bei der die Steuereinheit eine Internetverbindung das Steuergerät geräte überträgt. Wenn das Vorschaltgerät im Vorschaltgerät integriert ist. Bei dieser angesteuert oder die Programmierung den Funkstandard nicht unterstützt, muss „Stand-Alone-Lösung“ sind keine zusätz- verändert werden. In der anderen Richtung auch hier ein Koppler eingesetzt werden, lichen Steuerleitungen oder Steuergeräte können Informationen der Beleuchtungs- der die Funksignale für das Vorschaltgerät notwendig. Technisch funktioniert das, anlage, wie beispielsweise Störungen, übersetzt. Die Koppler dienen meist auch indem eine sogenannte „Astro-Uhr“ verbaut ausgewertet werden. Zur Datenübertragung als Signalverstärker (Repeater), die die wird, die bei der Programmierung mit zwischen Steuergerät und Leuchte bzw. ankommenden Signale verstärken, sodass Standortdaten versorgt wird. Die Beleuch- EVG gibt es zwei unterschiedliche Verfah- auch weit entfernte Lichtpunkte angesteu- tung kann sich dann gemäß den program- ren: Erstens das Powerline-Verfahren und ert werden können. mierten Zeiten und Helligkeitsniveaus zweitens die Funklösung. selbstständig regeln. Je nach Funktionsum- Die Datenübertragung, sowohl beim Power- fang – der vom Leuchtentyp und Hersteller Powerline-Verfahren line-Verfahren als auch bei der Funklösung, abhängig ist – lassen sich unterschiedliche Bei einer Lichtsteuerung über Powerline ist gleichermaßen zuverlässig und ermög- Helligkeitsniveaus hinterlegen. werden die Steuersignale über die vor- licht eine bidirektionale Kommunikation handenen Stromleitungen übertragen. Ein zwischen Steuergerät und Lichtpunkt. Neue Der Vorteil der autarken Lichtsteuerung entsprechender Empfänger nimmt das Programmierungen können von einem besteht darin, dass keine zusätzlichen Kom- Powerline Signal auf und wandelt es aus- zentralen Ort aus erledigt werden. Durch ponenten wie zentrale Steuergeräte und lesbar um (z.B. DALI). Eine Ansteuerung einen einheitlichen Standard ist der Einsatz Steuerleitungen notwendig sind. Allerdings funktioniert grundsätzlich nur mit elektroni- zudem herstellerunabhängig. Allerdings ist muss hier jedes Gerät einzeln programmiert schen Vorschaltgeräten (EVG). Ein Kupp- die Technik relativ komplex, sodass Installa- werden. Sollten sich im Nachhinein Ände- lungsmodul macht dabei die Signale für tion und Programmierung nur durch Fach- rungen bei den Einstellungen ergeben, so das EVG nutzbar. Erforderlich ist zudem ein betriebe vorgenommen werden sollten. Autarke Lichtsteuerung Lichtsteuerung über Powerline-Verfahren Lichtsteuerung über Funk ▪ Steuerung wird an jeder Leuchte direkt programmiert ▪ Das vorhandenes Stromnetz wird zur Steuerung genutzt ▪ Steuerungssignal wird per Funk übertragen ▪ Steuerung nur vor Ort möglich ▪ Automatische Meldung von Lampenausfällen möglich ▪ Signalverstärker in den Leuchten erweitern das Netz ▪ Keine automatische Meldung von Lampenausfällen ▪ Steuerung von einem zentralen Ort aus ▪ Automatische Meldung von Lampenausfällen möglich ▪ Steuerung von einem zentralen Ort aus 18 © licht.de 19 © licht.de 20 © licht.de 19
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