Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting

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Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
Magazin für die Mitarbeiter der HKM
            Magazin für die Mitarbeiter der HKM
03 • 2010

             Aufbruch in
             die Zukunft                Seite 4
Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
2   03 • 2010

                                            Waffen in flüssigen Stahl verwandelt       33    Freie Sicht                               23

                                            Vorträge & Veröffentlichungen              35    Unterlagen kommen ins Haus                23

                                            Kunden und Partner

                                                                                             Wenn Russen, Engländer und Deutsche 24
                                                                                             gemeinsam ein Kunstwerk bauen

                                                                                             Helden bei HKM                            27
                                            HKM trifft Stakeholder                     26
                                                                                             „Zwischen Kornfeldern und Hochöfen“       27
                                            Rollende Schmuckstücke                     36

                                            Mitarbeiter
                                            Der Hüttenspatz                             2    Autobahnsperrung: So geht‘s (auch)        28

Kompetenz                                   Ein Sommermärchen für HKMler                3    Unterstützung und abgestimmtes            29
                                                                                             Vorgehen das wichtigste
Aufbruch in die Zukunft                4    Jubiläums(koch)buch erhältlich              9
                                                                                             Begeisterung nach                         30
Die Normalität in den Griff bekommen   12   Siegerehrung                                9    anfänglichem Desinteresse

Vorauseilenden Verschleiß              14                                                    Umstellung mit Hindernissen               31
erfolgreich bekämpft

                                            Die Glut von Eisen und Stahl               10

                                            Zum sechsten Mal „Macht hoch Tor 1“        15    Steine für Mahnmalmauer                   34
Jetzt kann nichts mehr anbrennen…      20                                                    zum Gedenken an Zwangsarbeiter
                                            Rheintour als Belohnung                    16    ausgewählt
Elektronische Post geregelt
weiter geleitet                        32   Neues Prämiensystem im                     17    Neun Monate Training                      35
                                            Stahlwerk als Pilotprojekt                       für Ausbildungsplatz
Beim Schlauch-Abschneiden              32
in Finger geschnitten                       Bisher alles richtig gemacht               18    Jubilare / Austritte                      35

                                            Hallo Leute,

                                            na, wieder alle gesund und erholt aus dem        Allerdings haben die in Bayern und wir das
                                            Urlaub zurück? Ich jedenfalls ja, und deshalb    gleiche Problem: Nicht alle halten sich an
                                            bin ich auch gleich nach meiner Rückkehr zu      die Vorschriften. Auch bei uns gibt es immer
                                            einem Erkundungsflug aufgebrochen. Man           wieder Mitarbeiter, die das Rauchverbot
                                            will ja schließlich wissen, ob noch alles okay   missachten und dazu noch ihre Kippen ein-
                                            ist. Ich selbst war übrigens in Bayern, wo das   fach auf die Erde schmeißen. Ziemlich dane-
                                            neue Rauchverbot immer noch einer der            ben und völlig uncool. Meint jedenfalls
                                            wichtigsten Diskussionspunkte war. Schon         Euer Hüttenspatz
                                            irgendwie witzig, schließlich gilt so etwas in
                                            unseren Büro- und Sozialgebäuden schon           PS: Über Post, Tipps und andere Infos freue
                                            lange. Da sage noch einmal einer, die Bayern     ich mich immer. E-Mails lese und schreibe
                                            wären fortschrittlicher als wir.                 ich unter: huettenspatz@hkm.de.
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3,3      3,2       2,9      2,6          2,9         9,9      5,2       5,9      5,2          4,1         4,3         4,1         4,9

                                                                                                                                                  Neues
                                                                                                                                                  Ziel
                                                                                                                                                  2010:
                                                                                                                                                  2,4

     AUG        SEP     OKT       NOV          DEZ      JAN. 10     FEB     MÄRZ      APRIL        MAI         JUNI         JULI       AUG

[ 4,9* ] Verletzungshäufigkeit bei HKM bis August 2010!                                * Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag
                                                                                        pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden

                       Mitarbeiter a Public Viewing zum 100jährigen Standortjubiläum:

              Ein Sommermärchen für HKMler
Ganz HKM feierte am 8. Mai 2010 zum                  terschaft. Und am 23. Juni, dem Tag des Öf-         schießen durchgeführt. Gewinner waren
100jährigen Standortjubiläum fröhlich und            fentlichen Zuguckens, trug das deutsche             Jung- und Altfußballer, die – das als Tipp von
ausgelassen das Mitarbeiterfest. Ganz HKM?           Team sein Vorrundenspiel gegen die Aus-             uns – Jogi Löw besser für die nächste Fuß-
Nein, schließlich musste auch an diesem Tag          wahl von Ghana aus.                                 ball-WM im Auge behalten sollte. Obwohl
die Produktion aufrecht erhalten bleiben, so                                                             um 22.00 Uhr eigentlich Schluss sein sollte,
dass einige Mitarbeiter nicht mit feiern             Vuvuzelas und                                       klappte das natürlich nicht. Vielmehr wurde
konnten. Allerdings ließ HKM sich nicht lum-         Torwandschießen                                     weiter gefeiert. Aber so sind nun halt mal
pen und organisierte für die Betroffenen                                                                 Sommermärchen.
praktisch als Entschädigung und Mitarbei-            Neben einer Riesenleinwand hatten Hütten-
terfest Nummer Zwei ein Public Viewing.              schenken-Chef Karsten Storks und seine
                                                     Crew – wie immer – für ein prall gefülltes
Auch wenn das für viele längst graue Ver-            Rundum-Wohlfühlpaket gesorgt. Gefeiert
gangenheit ist: Der Termin für dieses Public         wurde dabei drinnen und draußen: Im
Viewing lag mitten in der Fußballweltmeis-           Außenbereich standen Tische und Verpfle-
                                                     gungspavillons, im Innenbereich konnte
                                                     man auf einer Großleinwand das Spiel
                                                     verfolgen. Doch ganz gleich wo, es
                                                     herrschte eine super Stimmung.
                                                     Kostümierte und mit Vuvuzelas
                                                     „bewaffnete“ Kolleginnen und
                                                     Kollegen stürmten den Platz
                                                     und feierten anschließend
                                                     ausgelassen den Sieg der
                                                     deutschen Mannschaft.
                                                     Zur allgemeinen Erheiterung
                                                     wurde auch noch ein Tor wand-
Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
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                                                                                                Das fertiggestellte neue Kohlelager hat
                                                                                                ein Fassungsvermögen von bis zu 120.000 t
                                                                                                und ermöglicht die Einspeicherung von
                                                                                                6 unterschiedlichen Kohlesorten bzw.
                                                                                                Mischungen.

                                 Kompetenz a Grünes Licht für Kokerei-Erweiterung:

                     Aufbruch in die Zukunft
Jetzt steht es fest: Auf der Sitzung am 24.     Großstörungen wie der Brand im Stahlwerk        vorteile, zumal der Kokspreis derzeit am
September 2010 hat der HKM-Aufsichtsrat         und der Hochofen-Durchbruch die wieder          Weltmarkt wieder einmal steil nach oben
der Kokerei-Erweiterung zugestimmt und die      aufgenommenen Pläne. Um die Produktion          geht.
entsprechenden Mittel freigegeben. Damit        nachhaltig zu stabilisieren, wurde das Pro-
können die zuletzt wegen der weltweiten         jekt zwei Jahre zurückgestellt. Für den letz-   Koks-Basis der
Finanz- und Wirtschaftskrise vorüber­gehend     ten Stopp sorgte schließlich Anfang 2009        Gesellschafter sichern
ad acta gelegten Pläne hervorgeholt und die     die Finanz- und Wirtschaftskrise. „Jetzt
Bauarbeiten mit Hochdruck begonnen bzw.         müssen wir im vierten Anlauf unbedingt die      Doch nicht nur für die Wirtschaftlichkeit der
fortgesetzt werden. Was allerdings auch         Kurve kriegen und dieses einzigartige Pro-      Stahlproduktion bei HKM und die Unabhän-
erforderlich ist, schließlich soll bereits im   jekt realisieren“, bekräftigt der Leiter der    gigkeit vom in den letzten Jahren überaus
vierten Quartal 2013 der erste Koks gedrückt    Neubauabteilung, Jürgen Witte. Einzigartig      volatilen Weltkoksmarkt ist die Kokerei-Er-
werden.                                         ist die Kokerei-Erweiterung dabei in mehr-      weiterung ein wichtiger Schritt. Aufgrund
                                                facher Hinsicht. Zum einen stellt sie mit       der mehr als verdoppelten Produktions­
Ein Blick zurück verdeutlicht, wie lang der     einem Gesamtvolumen von rund 400 Milli-         kapazität von heute ca. 1,1 auf zukünftig
Weg bis zu der jetzt erfolgten Genehmi-         onen Euro die bislang größte Einzelinvesti-     rund 2,3 Mil­lionen Jahrestonnen trockenem
gung durch den Aufsichtsrat war. Denn be-       tion in der HKM-Geschichte dar, zum ande-       Koks können über die komplette Eigenver-
reits zum zehnten Mal jährte sich vor weni-     ren besitzt das Projekt für HKM eine enorme     sorgung hinaus künftig auch bis zu 450.000
gen Wochen der Tag, an dem man auf der          strategische Bedeutung. „Der Bau der zwei-      Jahrestonnen an die Gesellschafter geliefert
Hütte erstmalig über den Bau einer zweiten      ten Koksofen-Batterie versetzt HKM in die       werden, was deren Koks-Versorgung eben-
Koksofen-Batterie nachdachte.                   Lage, den gesamten Koksbedarf für die           falls deutlich sicherer macht. Vor allem mit
                                                Hütte in Eigenregie zu erzeugen“, erklärt       Blick auf die noch bestehenden Liefer­
Einzigartiges Projekt                           Jürgen Witte. Neben einer deutlich höheren      verträge mit der letzten Ruhrkohle-Kokerei
                                                Versorgungssicherheit ist damit auch ein        ­Prosper in Bottrop ist die Erweiterung ein
Es gab die unterschiedlichsten Gründe und       erheblicher qualitativer Vorteil verbunden.     wichtiges Argument. Denn wenn 2012 die
Umstände, die den Bau der Kokerei-Erweite-      Durch eine gleichmäßige und hohe Koks-          entsprechenden Lieferverträge für HKM
rung immer wieder verzögerten. Waren es         qualität kann die Roheisenproduktion sta­       und 2018 für ThyssenKrupp Steel Europe
zu Beginn die Kokspreise am Weltmarkt, die      bilisiert und zugleich ein hoher Satz Ein­      (TKSE) auslaufen, würde ohne den Neubau
eine Kokerei-Erweiterung wenig sinnvoll er-     blaskohle gefahren werden. Unterm Strich        eine überaus schwierige Situation auf beide
scheinen ließen, stoppten im Jahr 2006          bedeutet das für HKM deutliche Kosten­          Unternehmen zukommen. Schließlich wären
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die dann fehlenden Mengen – wenn über-              sind heute nach wie vor die weltweit ein-       Kernanlage, macht dabei nur ein Drittel der
haupt – nur unter hohen Kosten auf dem              zigen Anlagen, die pro Batterie deutlich        Gesamtkosten aus, hinzu kommen noch
Weltmarkt zu beziehen. Insofern ist die mit         mehr als eine Million Tonnen Koks pro Jahr      viele weitere Anlagen und Einrichtungen.
der neuen Batterie angestrebte Ver­sor­             produzieren.
gungs­­sicherheit auch eine gutes Stück                                                             Im Acht-Minuten-Takt
­Kos­ten- und damit Zukunftssicherung.              Personell aufgestockt
                                                                                                    Zu diesen Anlagen und Einrichtungen gehö-
Jetzt Bau der „Batterie 1“                          Bezüglich der nun beginnenden Arbeiten hat      ren insbesondere die Ergänzung der Kohle-
                                                    der von Jürgen Witte erwähnte vierte Anlauf     Logistik durch eine Mahl- und Mischanlage
Für Außenstehende eventuell etwas kurios            auch etwas Gutes: Durch erste Teilfreigaben     zur Aufbereitung der Kohle und zur Herstel-
wird mit der zweiten Koksofen-Batterie be-          des Gesamtinvestitionsvolumens konnten          lung einer gleichmäßigen Einsatzkohle-Mi-
grifflich die „Batterie 1“ gebaut. Das hängt        für 53 Millionen Euro bereits einige wichtige   schung. Gleiches gilt für die neue Lösch-
damit zusammen, dass 1984 beim Bau der              Nebenanlagen realisiert und fertig gestellt     turmanlage mit Wasserwirtschaft sowie die
ersten Koksofen-Batterie die Erweiterung            werden. Dazu gehört der Kohle-Hafenkran,        neue, zusätzlich zur alten benötigte Koks-
schon mit eingeplant wurde und daher der            eine Bandförderstrecke (Pipe Conveyor) zum      rampe. Auch die Koksweiterverarbeitung
räumlichen Anordnung folgend zunächst               Transport der Kohle vom Hafen zur Kokerei,      erfordert umfangreiche Umbaumaßnah­
                                                                                                    men, wie etwa die Einrichtung einer neuen
                                                                                                    Koksabsiebung in der Koksklassieranlage
Aufbau der Batterie 2. Mit 32.000 t feuerfesten Steinen ist sie die Kernanlage der Kokerei.         und eine Eisenbahn-Verladestation, um den
Batterie 1 hat zwar ein geändertes Innenleben, sie enthält jedoch ebenfalls 32.000 t feuerfeste
                                                                                                    Überschusskoks an die Gesellschafter aus-
Steine.
                                                                                                    liefern zu können. Nicht minder aufwändig
                                                                                                    und mit einem hohen Stellenwert innerhalb
                                                                                                    des gesamten Projekts versehen, gestaltet
                                                                                                    sich der Umbau zur Ertüchtigung der Ofen-
                                                                                                    maschinen, die die Kohle auf den Batterien
                                                                                                    verteilen, den fertigen Koks aus den Ofen-
                                                                                                    kammern herausdrücken und ihn dann
                                                                                                    übernehmen zum Transport in Richtung
                                                                                                    Löschanlage bzw. Koksrampe. Erforderlich
                                                                                                    ist diese Maßnahme, die jeweils zwei Füll-,
                                                                                                    zwei Druck-, zwei Überleit- und eine Lösch-
                                                                                                    maschine umfasst, wegen der für die an­
                                                                                                    gestrebte   Koksproduktion    notwendigen
                                                                                                    hoh­en Taktfrequenz. „155 Öfen müssen pro
                                                                                                    Tag gedrückt werden, um die Nennproduk-
                                                                                                    tion zu erreichen“, sagt Jürgen Witte und
                                                                                                    fügt hinzu: „Stehen heute 15 bis 16 Minuten
                                                                                                    zur Bearbeitung eines Koksofens zur Verfü-
                                                                                                    gung, muss das künftig im Acht-Minuten-
                                                                                                    Zyklus ablaufen, also doppelt so schnell.“
                                                                                                    Nicht zuletzt deshalb werden die Ofenma-
                                                                                                    schinen auch mit einer neuen Technologie
die „Batterie 2“ mit den Koksöfen 201 bis           ein neues ca. 120.000 Tonnen fassendes          ausgestattet. Schnelle hydraulische An-
270 errichtet wurde. Die ebenfalls 70 Koks­         Kohlelager in der Kokerei, eine neue Wasser-    triebe mit integrierten Wegmesssystemen
öfen der neuen „Batterie 1“ sind demzufolge         wirtschaft für die Gasbehandlungsanlage         und entsprechend angepasste SPS-Steue-
von 101 bis 170 durchnummeriert. Zur Erin-          sowie zahlreiche Kleinprojekte und jede         rungen sollen das engere Zeitspiel ermögli-
nerung: Auch die erste Koksofen-Batterie            Menge E
                                                          ­ ngineering für die gesamte Erweite-     chen. Schließlich müssen von den Maschi-
hatte bei ihrem Bau im Jahr 1984 für sehr           rung. Noch wesentlich mehr Aufgaben lie-        nen neben den bereits beschriebenen Funk-
großes Aufsehen gesorgt; war sie damals             gen allerdings vor den Mitarbei­tern der Neu-   tionen noch zahlreiche weitere durchge-
doch die weltweit mit Abstand größte Ein-           abteilung, die deshalb auch per­sonell um       führt werden. Und bevor wir es vergessen:
zelbatterie mit den größten Koksofenkam-            zusätzliche Ingenieure verstärkt werden soll    Ein 148 Meter hoher Batterie-Kamin zur Ab-
mern. Erst die 2002 realisierte Errichtung          und zudem mit externen Firmen und Ingeni-       leitung der Heizgase von der neuen Koks­
der Kokerei von TKSE in Duisburg-Schwel-            eurbüros zusammen arbeitet. Der Bau der         ofenbatterie muss auch noch errichtet wer-
gern toppte die Huckinger Anlage. Beide             Koksofenbatterie, also der eigentlichen         den.
Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
6   03 • 2010

Viel Aufwand für                                                                                anlagen   hergestellten   Kohlenwertstoffe
Koksgas-Behandlungsanlagen                                                                      Teer, Flüssigschwefel und Benzol werden
                                                                                                anschließend getrennt vermarktet. Das
Ein weiteres Drittel der Maßnahmen um-                                                          Beste an dieser Maßnahme: Durch die Reini-
fasst den Umbau und die Ergänzung der                                                           gung des Koksofengases wird die Umwelt
Koksgas-Behandlungsanlagen zur Reinigung                                                        bei der anschließenden Verbrennung des
des Koksofengases und zur Gewinnung der                                                         Koksgases erheblich entlastet, durch die Ge-
Kohlenwertstoffe. Das gereinigte Gas fließt                                                     winnung und Umwandlung der im Koks-
dann über eine ebenfalls neu zu bauende                                                         ofen-Rohgas enthaltenen Wertstoffe die
Koksgasleitung zur Stromerzeugung ins                                                           Wirtschaftlichkeit von HKM weiter verbes-
Kraftwerk auf dem HKM-Gelände, wobei                                                            sert.
sich aufgrund der verdoppelten Koksmenge
die künftig gelieferte Gasmenge ebenfalls                                                       Enormer Aufwand beim
verdoppelt. Auch das zieht natürlich ent-                                                       Umweltschutz
sprechende Neubaumaßnahmen nach sich.
Dazu gehören unter anderem: Zwei neue                                                           Apropos Umwelt: Umweltschutz wird bei
Vorkühler, zwei neue Teer-Elektro-Filter, zwei                                                  allen Teilanlagen mehr als groß geschrieben.
neue H2S-/NH3-Wascher, um Schwefelwas-                                                          Stichworte hierfür sind unter anderem:
serstoff, Ammoniak und Cyanwasserstoff                                                          Staubabsaugung bzw. Unterdrückung bei
vor der Verstromung aus dem Gas zu ent-                                                         der Kohle-Anlieferung und Lagerung, Dich-
fernen, ein weiterer BTX- (Benzol, Toluol und    Die vorhandene Elektroteerfilteranlage und     tigkeit der Koksofenkammern durch das ein-
                                                 Wascherstraße für das Koksgas hat eine
Xylol-) Wascher sowie – dahinter – ein neuer     Durchsatzkapazität von 75.000 m3 /h und wird
                                                                                                zigartige nur bei HKM angewandte Verfah-
Gassauger. „Das ist ein Turboverdichter mit      in etwas größerer Form daneben ein zweites     ren mit drei Türverriegelungen, gute Ver-
                                                 Mal entstehen. Kapazität der neuen Straße:
Elektromotorantrieb, der das Koksofengas         85.000 m3 /h                                   brennung in der Beheizung der Koksöfen
von der Batterie durch die Gasreinigung hin-                                                    durch eine dreistufige Luftzufuhr und damit
durch abzieht und den Druck für den Gas-                                                        niedrige NOx-Werte, Einzelkammerdruck-
Transport zum Kraftwerk erhöht“, erläutert       bauenden Destillationsanlagen aus den im       regelung zur Minimierung des Ofenüber-
Jürgen Witte. Die ausdestillierten, abge-        geschlossenen Kreislauf gefahrenen Wasch-      drucks und damit eine weitere Reduzierung
schiedenen und ausgewaschenen Zwischen-          flüssigkeiten abgetrennt werden. In den bei-   eventueller Gasverluste. Auch bei der Pla-
produkte werden in der noch zu erwei-            den Claus-Anlagen werden dann zum Bei-         nung der Löschanlage wurden völlig neue
ternden Teeraufbereitung sowie in zwei           spiel der so in konzentrierter Form gewon-     Verfahren entwickelt zur intensivst mög-
Claus-Anlagen als Ersatz für die bisherige       nene Schwefelwasserstoff chemisch umge-        lichen Reinigung der Löschschwaden und
Schwefelsäure-Anlage aufbereitet und wei-        wandelt in Flüssigschwefel und Wasser,         zur Verhinderung von ungereinigten Lösch-
terverarbeitet. Dazu müssen die Zwischen-        sowie die Stoffe Ammoniak und Cyanwas-         schwaden-Austritten am Löschturm. „Wie
produkte für die zusätzlichen Koksgasmen-        serstoff zur weiteren Verwertung kataly-       schon bei der ersten, 1984 errichteten Bat-
gen aus der Batterie 1 in ebenfalls neu zu       tisch gespalten. Die in den Gasbehandlungs-    terie, erweist sich HKM einmal mehr als

Regelmäßige Kontrollgänge
und intensiver Pflegeaufwand
durch die Betriebsmannschaft, wie hier
auf dem Meistergang der Batterie 2,
ermöglichen erst die Einhaltung der
hohen Umweltauflagen.
Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
03 • 2010    7

                                                 auch beim Betrieb mit reinem Koksofengas         gischen Wasseraufbereitung mit völlig neuer
                                                 nicht umsetzen. Das hängt damit zusam-           Verfahrenstechnik auf Basis eines so ge-
                                                 men, dass in der Regel zwar überwiegend          nannten Intensiv-Schlaufenreaktors sowie
                                                 aus Hochofengas bestehendes Mischgas             durch die endgültige Außerbetriebnahme
                                                 zum Beheizen der Kokerei genutzt wird.           der inzwischen in die Jahre gekommenen
                                                 Relativ selten wie z.B. bei Null-Hochofenbe-     und bedingt dadurch immer störanfäl-
                                                 trieb muss aber eben auch reines Koksofen-       ligeren Schwefelsäureanlage.
                                                 gas eingesetzt werden, das als so genanntes
                                                 Starkgas höhere NOx-Werte im Verbren-            Jetzt geht es zügig weiter
                                                 nungsprozess zur Folge hat, was wiederum
                                                 nach den Vorgaben der Bezirksregierung           Seit dem Jahr 2000 und verstärkt seit 2004,
                                                 auch für kurze Zeiträume nicht sein darf. Für    als erstmals Investitionsmittel für das Engi-
                                                 HKM hatte das zur Folge, dass eine völlig        neering in Höhe von zehn Millionen Euro
                                                 neue Beheizungstechnik sowie ein komplett        freigegeben wurden, laufen nun schon die
                                                 neuer Feuerfest-Besatz engineert werden          Planungen und Teilumsetzungen. Wobei die
                                                 mussten. Kosten: etwa 4,5 Millionen Euro.        Haupt-Engineering-Phase bereits 2006 zur
                                                 Auf Basis des durchgeführten Engineerings        Ende ging und wesentliche Eckpunkte zu
                                                 erhält die neue Batterie nun ein Stufenbe-       diesem Zeitpunkt feststanden. „Darauf fußt

Die in 2008 in Betrieb gegangenen drei neuen
Vorkühler werden um zwei weitere Vorkühler
direkt neben der vorhandenen Anlage ergänzt,
so dass zukünftig bis zu 170.000 m3 /h Koksgas
verarbeitet werden können.

Trendsetter“, betont Jürgen Witte. „Dabei
sind wir sogar bis an die Grenze des tech-
nisch Machbaren gegangen und haben bei-
spielsweise den Löschturm komplett in Ei-
genregie entwickelt.“ Auch zur Erfüllung der
hohen Auflagen für die Reinigung der Lösch-
schwaden waren jede Menge Ingenieur-
arbeit und noch viel mehr „Gehirnschmalz“
erforderlich. Weil es auf dem Markt nicht
einen einzigen Anlagenbauer gibt, der die
im Genehmigungsbescheid der Bezirksre-
gierung vorgeschriebenen Staubgrenzwerte
im Löschschwaden garantieren will, machte
sich HKM hier ebenfalls selbst ans Werk,
                                                 Die neue Wasserwirtschaft der Gasbehandlungsanlagen steht kurz vor ihrer Inbetriebnahme. Im
entwickelte entsprechende Verfahren und          Bild ist der neue aus faser verstärktem Kunststoff hergestellte Ventilatorkühlturm zu sehen.
die dazugehörige Anlagentechnik in Eigen-        Er hat eine Kühlwasserdurchsatzkapazität von 8.000 m3 /h.

regie.
                                                 heizungssystem mit drei über die Höhe der        auch heute noch im Wesentlichen die zu er-
Jede Menge neue Verfahren                        Heizzüge in den Heizwänden angeordneten          richtende Anlagentechnik“, betont Jürgen
                                                 Verbrennungsluft-Zuführungen. Gleichzeitig       Witte, „das generelle Layout steht seit lan-
Diese und andere technische Innovationen         wird das vom Anlagenbauer TK Uhde paten-         gem“. Spannend ist es nun, unter den An-
zum Umweltschutz entsprechen den Vorga-          tierte PROven- (Pressure Regulated Oven)         bietern den notwendigen Wettbewerb zu
ben der Bezirksregierung. So ließ sich bei-      Verfahren in die Batterie 1 eingebaut, mit       schaffen und den Markt wieder anzuschie-
spielsweise das Vorhaben, bei der Kokerei-       dem sich der Innendruck der Ofenkammern          ben. Denn parallel zu den drei bisherigen
Erweiterung die alte Batterie mit der vor-       auf niedrigem Niveau einregulieren lässt.        Starttermin-Verschiebungen zur Kokerei-
handenen Dokumentation praktisch nach-           Komplettiert werden die Umweltmaßnah-            Erweiterung haben auch die in Frage kom-
zubauen, wegen der geforderten deutlich          men auf der Gasbehandlungsseite durch            menden Anlagenbauer das Interesse zur
niedrigeren NOx-Werte am Batteriekamin           eine Erweiterung der vorhandenen biolo-          Mitarbeit an dem Projekt immer mehr ver-
Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
8     03 • 2010

loren. Schließlich ließ sich nicht absehen, ob
sich das Kosten verursachende Engagement
irgendwann einmal in Aufträge umsetzen
lassen würde. Darüber hinaus ist die Markt-
situation im Kernbereich der Kokereitechnik
schon seit Jahr und Tag sehr schwierig, da es
für diese Nischentechnik seit dem starken
Rückgang der Koksproduktion in Deutsch-
land ab den 1980er Jahren kaum noch An-
bieter gibt und der Wettbewerb entspre-
                                                                                                                Der fertiggestellte Pipeconveyor
chend gering ist. Seit Juli haben die Neu­                                                                      transportiert die Kokskohlen
                                                                                                                nahezu emissionsfrei vom Hafen
bauabteilung und der technische Einkauf al-
                                                                                                                zum neuen Kohlelager und hat
lerdings wieder Firmen für alle Teilprojekte                                                                    eine Leistung von 800 t/h.
der    Kokerei-Erweiterung    angesprochen,
erste technische Gespräche geführt und
auch kurzfristig Großaufträge in Aussicht        sichtsrat der HKM hoffen die Neubauer und           laufen die Detailkonstruktion, die Vorferti-
gestellt, um das Interesse dieser Firmen         Einkäufer von HKM, in Kürze einen ersten            gung, die Lieferung und ab Anfang nächsten
wieder zu wecken und möglich viel Wettbe-        Großauftrag mit der Firma Uhde unter Dach           Jahres die Einrichtung der ersten Baustellen
werb zu erzeugen. Inzwischen zeichnet sich       und Fach zu haben. Viele weitere Großauf-           im ­Kokereibereich an, um dann – wenn alles
ab, dass ein großes Paket zur Kokereierwei-      träge an diverse Fremdfirmen werden dann            planmäßig läuft – im dritten Quartal 2013
terung an die TK-Tochter Uhde vergeben           in den nächsten zwei Jahren folgen, zeitlich        den ersten Koks produzieren zu können.
werden wird. Nach dem am 24. September           gestaffelt und an die Notwendigkeiten des           Denn das ist und bleibt das erklärte Ziel, das
2010 erteilten endgültigen Startschuss für       Bau­ablaufs aller Teilgewerke angepasst.            es zu erreichen gilt – eine echte Herausfor-
die Kokerei-Erweiterung durch den Auf-           ­Parallel zu den einzelnen Auftragsvergaben         derung.

                              Jährliche und kumulierte Kokserzeugung (trocken) seit 1960

                                                 Eine hohe Stabilität in der Koksproduktion seit Inbetriebnahme in 1984 zeichnet die Batterie 2 aus.
                                                 Der Ausreißer 2009 war rein konjunkturell und nicht technisch bedingt.
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                    Mitarbeiter a 100 Jahre Kochkultur:                                      Mitarbeiter a Malwettbewerb:

   Jubiläums(koch)buch                                                                        „Sieger-
         erhältlich                                                                           ehrung“
Wer beim Lesen unserer Serie „100 Jahre       Historie. Ein Jubiläums(koch)buch.“ abho-     Pünktlich zum Ferienbeginn konnte sich
Kochkultur – Geschichte des Hüttenwerkes      len. Ausgegeben werden die Bücher ab so-      Stefan Machura freuen: Der zwölfjährige
in Du-Huckingen“ in der Mitarbeiterzeit-      fort im PF-Gebäude, Zimmer 104, in der Ver-   Schüler holte sich bei HKM ein kleines Prä-
schrift „Wir bei HKM“ auf den Geschmack       waltung 1, Zimmer 109 beim Personalser-       sent ab. Stefan hatte beim Malwettbewerb
gekommen ist, kann seinen Appetit nun stil-   vice-Team Dienstleistungen oder in der Ver-   auf dem Familienfest anlässlich der nachge-
len. Denn nun gibt es die gesamte Standort-   waltung 3, 5. Etage, beim Personalser vice-   holten Hundertjahrfeier den ersten Preis
Geschichte ausführlich und in gebundener      Team Stahlerzeugung.                          „gemacht“. Mutter Michaela Machura, Mit-
Form. Das Beste daran: Mitarbeiter können       Einzige Einschränkung bei der Bücher-       arbeiterin im Betriebsarztzentrum, freute
sich gegen Vorlage des Werksausweises         Ausgabe: Jeder hat nur Anspruch auf ein       sich mit ihrem Sohn.
persönlich ein Exemplar des Werks „Eine       Exemplar.
Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
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                  Mitarbeiter a Internationale Sonderausstellung:

                 Die Glut von Eisen
                          und Stahl

                                         Klaus Ritterbusch
                                         Flowing Steel, Öl auf Leinwand
                                         1997 (280 x 215 cm)
03 • 2010    11

Glühende Hitze, gleißendes Licht, giganti­         mal tadelnd, mal überschwänglich, mal
sches Getöse: Fast meint man, beim Anblick         ­kritisch – die Welt der Montanindustrie in
des Werks „Flowing Steel“ den Ruß auf der          Szene setzen. Den Leitfaden bilden dabei
Zunge schmecken zu können und die Glut             zehn „Regions of Vulcan“, das heißt Orte, an
auf der Haut zu spüren. Klaus Ritterbusch,         denen Bergbau und Eisenverhüttung die Re­
der Meister der Gelb- und Rottöne, schuf mit       gion geprägt haben. Dazu zählen u. a. Iron­
diesem Bild, das zurzeit als monumentale           bridge in England, die Wallonie, Sar­di­nien,
Leihgabe der HKM im Kesselhaus der Zink­           Oberschlesien, Pittsburgh in den USA und
fabrik Altenberg, Oberhausen, zu sehen ist,        natürlich das Ruhrgebiet.
ein lebendiges Abbild der Stahlindustrie.
                                                   Bilder aus der Arbeitswelt
Zu etwas Besonderem werden die In­dus­                                                                Aaron Harry Gorson, Industrial scene,
                                                                                                      Pittsburgh, 1928, Öl auf Leinwand, 91,5 x 101,5 cm,
triebilder von Ritterbuschs Werken vor             Werke aus und über diese Regionen vermit-          Leihgeber: Westmoreland Museum of American
allem durch das übernatürlich wirkende             teln, dass besonders die Montanindustrie           Art, Greensburg/Pennsylvania, USA
Leuchten der Farben. Auch bei seinem Werk          nicht nur in unserer Region, sondern in der
„Flowing Steel“ steht das Feuer, der glü-          ganzen Welt landschaftsprägend wirkte.
hende Stahl als Protagonist im Vordergrund.        Historische Stadtbilder mussten den Schlo­         Industriemalerei eine Exotin
Heiße Funken verteilen sich über den               ten und Fördertürmen weichen, aber auch
ganzen Raum und die Umgebung, die                  die Bevölkerung veränderte sich. Stetige           Obwohl im LVR – Industriemuseum in Ober­
schmutzige und kalte In­dustrie­halle tritt in     Migration sowie die harten Arbeits­bedin­          hausen derzeit über 200 Werke präsentiert
den Hintergrund.                                   gungen schufen eine neue Identität. So zei-        werden, widmeten sich insgesamt nur we-
                                                   gen die Bilder der Ausstellung eben auch           nige Künstler diesem bis heute aktuellen
Sonderausstellung                                  das Leben um und mit der Industrie. Dar­           Thema. Die Industriemalerei blieb somit
„Feuerländer –                                     stel­lungen der Produktion kommen genauso          eine Exotin. Umso beeindruckender ist der
Regions of Vulcan“                                 vor wie Bilder der Arbeit und der Arbeiter. So     Um­fang der Ausstellung, die derzeit zu
                                                   zeigt Henry Luytens Tryptichon wütende             sehen ist. Zu finden sind die „Feuerländer“
Damit passt das Werk hervorragend in den           Ar­beiter mit roter Fahne, eine frierende          an zwei Standorten in Ober­hausen. Das
Kontext der Sonderausstellung „Feuerländer         Mutter mit ihrem Kind und Soldaten vor             Peter-Behrens-Gebäude an der Es­sener
– Regions of Vulcan“, die anlässlich der           einer Reihe exekutierter aufständischer            Straße zeigt den Ausstellungsteil „Feuer­
Europäischen Kulturhauptstadt Ruhr 2010            Arbeiter. In diesem Bild kommen somit alle         kult“   mit    historischen     Malereien,     im
vom 25. Juli bis 28. November 2010 im LVR –        Facetten der dunklen Seite der Arbeitswelt         Kesselhaus der Zinkfabrik Altenberg wer-
Industriemuseum in Oberhausen gezeigt              zum Ausdruck. Doch auch positive Bilder der        den die zeitgenössischen Werke unter dem
wird. Hier geht es nämlich um genau das:           Industrie spielen eine Rolle. Ernst Ludwig         Titel „Brand­herde“ präsentiert. Beide Aus­
um Hitze, um Arbeit, um Feuer, um Stahl            Kirchner schuf 1926 mit seinem Werk                stel­lungs­teile sind noch bis zum 28.
und um Kohle. Und vor allem um deren               „Chemnitzer Fabriken“ das Bild einer knall­        November 2010 ge­öffnet. Begleitend zur
künstlerische Umsetzung. Gezeigt werden            bunten Industrieanlage, die unter den eher         Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der
Gemälde der Industriemalerei aus den letz-         düsteren    Darstellungen     vieler   anderer     an der Mu­seums­kasse für 32 Euro, im
ten zwei Jahrhunderten, die – mal lobend,          Künstler deutlich hervorsticht.                    Handel für 36 Euro erworben werden kann.

Hendrik Luyten, Der Streik, De Werkstaking (Triptychon), 1888-1893, Öl auf Leinwand, 355 x 1110, Leihgeber: Collectie Stedelijk Museum Roermond,
Nederland, Foto: Peter Kessels, Collectie Stedelijk Museum Roermond
12    03 • 2010

                                Kompetenz a Optimierung Beschaffungs-Management:

Die Normalität in den Griff bekommen
Sie gehören zum Alltagsbild auf der Hütte:       tige. Um die Formalitäten kümmert sich         Rechtsverbindlichkeit für alle
Fremdfirmen und ihre Mitarbeiter, die im         doch der Einkauf. Und um die Preise auch:      Beteiligten
Auftrag von HKM von der Reini­gungs­dienst­      Kosten senken ist also Einkaufssache.“
leistung bis hin zur Unterstützung bei Groß­                                                    Bei genauerem Hinsehen ist nun aber fest-
reparaturen eingesetzt werden. Da kommt          Viele Mitarbeiter eingebunden                  gestellt worden, dass es trotz – vielleicht
aufs Jahr gesehen schon eine ganze Menge                                                        auch manchmal gerade wegen – verschie-
zusammen: Rund 150 Millionen Euro werden         Doch Halt! Ganz so einfach ist es nun auch     dener Arbeitsanweisungen und Richtlinien
pro Jahr an Fremdleistungen vergeben, die        wieder nicht, denn nicht nur der Einkauf be-   an vielen Stellen Unsicherheiten und nicht
wiederum von etwa 1.200 Mit­ar­bei­tern          stellt und beauftragt. Oft sind viele          ausreichende Handlungssicherheit gab. Und
ex­terner Firmen auf dem Hüttengelände oft-      Mitarbeiter – von der Arbeitsvorbereitung      trotz   gegenteiliger   Meinung    einzelner
mals zusammen mit HKM-Kollegen durchge-          bis zur Geschäftsführung – direkt oder indi-   „Praktiker” auf der Hütte waren einzelne
führt werden. Kaum jemand, der sich ange-        rekt in die Beschaffung mit eingebunden:       Abläufe eben doch nicht so „okay“ wie an-
sichts dieser täglichen Normalität den Kopf      als Besteller, Freigeber oder Leistungs­       genommen. Aber um nicht schwarz zu
darüber zerbricht, ob bei der Beauftragung       empfän­ger. Dabei fängt die Beschaffung ei-    malen, sehen wir die Sache doch lieber von
dieser Firmen bzw. bei der Abwicklung der        gentlich lange vor der SAP-Bestellung an. Es   der positiven Seite: Mit einer klaren
beauftragten Leistungen alles in geordneten      müssen eventuell Leistungsverzeichnisse        Definition des vereinbarten Leistungs­um­
Bahnen abläuft. Bis jetzt jedenfalls, denn nun   erstellt, Gewährleistungsfristen beachtet      fangs und der geplanten Kosten bereits vor
wurde der gesamte Prozess nicht zuletzt auch     oder Rahmenverträge abgeschlossen wer-         Beginn der Arbeiten wird sichergestellt, dass
auf Veranlassung der Gesellschafter einmal       den. Während der Leistungserbringung           auch das Geld zur späteren Begleichung der
näher unter die Lupe genommen. Und dabei         müssen bestimmte Anforderungen einge-          Rechnung vorhanden ist. Eine korrekte
stellte sich heraus, dass es eine ganze Menge    halten und auch überwacht werden. Selbst       Bestellung erzeugt Rechtsverbindlichkeit für
Ver­besse­rungs­­potenzial gibt – hinsichtlich   die eigentliche Abrechnung der Leistung        HKM, unsere Mitarbeiter und nicht zuletzt
der Organisation der Beschaffung, der Kosten     kann unter Umständen den einen oder an-        auch für unsere Lieferanten. Und Rechts­
und damit auch der Wettbewerbsfähigkeit          deren zusätzlichen Schritt benötigen. Das      verbindlichkeit gibt Sicherheit. Beispiels­
von HKM.                                         macht den Prozess komplexer als man zu-        wei­se demjenigen, der einen Fremden mit
                                                 nächst glaubt, und um das reibungslose         Arbeiten in Gefahrenbereichen beauftragt,
„Ja und?“, wird jetzt so mancher sagen und       Zusammenspiel aller Prozessbeteiligten si-     demjenigen, der die Arbeiten ausführt – und
mit den Schultern zucken: „Was hat das mit       cherzustellen, ist ein einheitlicher und für   nicht zuletzt auch demjenigen, der für all
mir zu tun? Ich kenne meinen Arbeitsbereich      jeden Beteiligten transparenter Ablauf er-     dies die Verantwortung übernimmt, der
und ich weiß, welche Leistungen ich benö-        forderlich.                                    HKM.
03 • 2010   13

Bereichsübergreifendes Projekt                                                                     Transparenz = Prozesssicherheit

Um allen Missverständnissen vorzubeugen:                                                           Außerdem      steht    Mitarbeitern        und
Ja, es geht um die Einhaltung von Richtlinien,                                                     Vorgesetzten in Zukunft ein automatisier-
um   saubere    Dokumentation      und    um                                                       tes Berichtswesen zur Verfügung, das jedem
Transparenz über den gesamten Prozess                                                              Einzelnen die Beschaffungsvorgänge in sei-
hinweg. Nein, es handelt sich nicht um                                                             nem Arbeits- bzw. Verantwortungsbereich
„noch mehr sinnlose Bürokratie“. Und es                                                            transparent darstellt. Diese Klarheit von der
geht auch nicht darum, „wieder einmal alles                                                        Beauftragung bis hin zur Abrechnung ver-
anders zu machen als vorher“. Die ge-                                                              hindert zum Beispiel, dass uns ein Vorgang
wohnten Abläufe werden nur an wenigen                                                              erst   bei   der    Abrechnung     als     böse
Stellen angepasst, das Augenmerk liegt viel-                                                       Überraschung „vor die Füße fällt“. Mit ver-
mehr auf der Einhaltung der bestehenden          vorher auf die Kosten zu schauen. Dabei ist       gleichsweise geringem Aufwand und nur
Regelungen.                                      das Ganze nicht einfach am Schreibtisch           geringfügigen Änderungen der bisherigen
Auch von den Gesellschaftern wurde hier          erdacht und beschlossen worden. Vielmehr          Abläufe erreichen wir also die für HKM not-
Handlungsbedarf erkannt und so wurde             wurde die Ist-Situation detailliert analysiert,   wendige Prozesssicherheit. Sichere und
quasi von höchster Stelle ein Projekt zur        dazu zig Gespräche mit den Betrieben und          planbare Prozesse ermöglichen es uns, zu
Überarbeitung     der   HKM-Beschaffungs­        den Mitarbeitern geführt, andere Industrie­       jedem Zeitpunkt im Beschaffungsprozess
vorgänge ins Leben gerufen. Und da die           unternehmen besucht und unter die Lupe            steuernd einzugreifen und somit rechtzeitig
Beschaffung wie oben dargestellt viele           genommen. Das alles nach dem Motto: Wie           effektiven Einfluss auf unsere Kosten zu
Beteiligte angeht, wurde die gesamte             sollte etwas ablaufen und wie läuft es tat-       nehmen. So sichern wir langfristig die
Projekt-Organisation von der Geschäfts­          sächlich ab. Der vorgesehene Ablauf wurde         Wettbewerbsfähigkeit der Hütte. Und das
führung auch bereichsübergreifend aufge-         dazu in zwei neue Richtlinien gegossen.           sollte doch eigentlich jedem eine kleine
stellt: Vom Einkauf bis zur Technik, vom         Neben der Richtlinie zur Beschaffung im           Anstrengung wert sein, oder?
Controlling bis zum Betriebsrat arbeiten         Regelfall gibt es nun auch eine Richtlinie,
viele Bereiche daran, die neuen Abläufe zu       welche die vereinfachte Beschaffung im
einer echten „Gemeinschaftsproduktion“ zu        Störungsfall verbindlich regelt. Diese Richt­      Auf den Punkt gebracht
machen.                                          linien setzen praktisch die Leitplanken für
                                                 das künftige Vorgehen von der Planung              1. „Mach mal“ is‘ nicht
Leitplanken gesetzt                              einer Leistung bis zur Abrechnung und              Vor der Beauftragung einer Leistung müs-
                                                 Nachkontrolle.                                     sen Aufwand und Kosten verbindlich abge-
Das Ziel: Abläufe schaffen, deren Einhaltung                                                        schätzt werden. Hierzu ist vom Lieferanten
zugleich die eigenen Mitarbeiter schützt,        Wie geht’s weiter?                                 eine Vorkalkulation bzw. ein Angebot einzu-
den eingesetzten Fremdfirmen und HKM                                                                holen.
Rechtssicherheit in der Beauftragung gibt        Damit zum Start der Richtlinien am 1. Oktober
                                                                                                    2. Wer schreibt, der bleibt
und uns gleichzeitig ermöglicht, genauer als     2010 überall Klarheit besteht, laufen bereits
                                                                                                    Keine Leistungserbringung ohne vorherige
                                                 seit Mitte August Schulungen für alle unmit-
                                                                                                    freigegebene Bestellung!
                                                 telbar am Beschaffungsprozess Beteiligten.
                                                 Weitere Hilfestellung und Un­ter­stützung für      3. Vier Augen sehen mehr als zwei
                                                 die richtige Umsetzung geben dabei ver-            Die Abnahme von Leistungen erfolgt im
                                                 schiedene Hilfsmittel. So werden beispiels-        4-Augen-Prinzip.
                                                 weise einige der systemtechnischen Ge­ge­
                                                                                                    4. Auch die Mitarbeiter der Lieferanten
                                                 benheiten in SAP angepasst, um die korrekte
                                                                                                    wollen ihr Gehalt pünktlich
                                                 Anwendung über den gesamten Prozess
                                                                                                    Vom Lieferanten zur Abnahme / Anerken-
                                                 ­hinweg einfacher und bequemer zu gestal-
                                                                                                    nung vorgelegte Leistungen sind innerhalb
                                                 ten als bislang. So ist nun auch eine deutlich
                                                                                                    von 5 Arbeitstagen abzunehmen.
                                                 ­vereinfachte Abwicklung für den Störungs­
                                                 fall vorgesehen, die es ermöglicht, einen          5. Auch wenn’s schnell gehen muss – ran
                                                 Lieferanten schnell und unbürokratisch über        ans SAP
                                                 eine Störmeldung dokumentiert, und damit           Im Falle einer Störung ist die neue Störab-
                                                 rechtlich abgesichert, zu beauftragen. Die         wicklung im SAP verbindlich zu nutzen. Das
                                                 „Büroarbeit“, das heißt die formale Bestellung     gibt uns und dem Lieferanten Rechtssicher-
                                                 im Regelfall, wird dann in Ruhe nach der           heit und vereinfacht die Bestellabwicklung
                                                 Störungsbeseitigung erledigt.                      nach Schadensbeseitigung.
14    03 • 2010

                                       Kompetenz a Mischerreparatur im Stahlwerk:

                  Vorauseilenden Verschleiß
                    erfolgreich bekämpft
Wenn überhaupt, dann sind die beiden Mi­­        und damit eine punktuelle Schwächung der       auch ein Verlust an Durchsatz sowie ein
scher im Stahlwerk vielen bei HKM nur als        mit feuerfestem Material ausgestatteten        hoher und wesentlich früherer Kosten­
monströse Gebilde bekannt. Bei der Frage         Gefäße vorliegt. Und genau darum ging es       aufwand drohte.
nach Sinn und Zweck erntet man jedoch            in den letzten Wochen und Monaten.
zumeist ein Schulterzucken. Tatsächlich hat                                                     Vorgeschichte mit Folgen
sich die Funktion der rund 2.000 Tonnen          Regelmäßige visuelle Kontrolle
Roh­eisen fassenden Mischer im Laufe der                                                        Obwohl der Verschleiß also wesentlich frü-
Zeit deutlich geändert. Vor vielen Jahren, als   In der Regel wird eine Neuzustellung der Mi­   her als normal auftrat, war man bei HKM
die Hütte noch über sechs Hochöfen ver-          scher nach fünf Millionen Tonnen Durchsatz     nicht wirklich überrascht davon. Was wiede-
fügte, wurden die Mischer noch ihrem             fällig. Denn dann sind sie durch den täg-      rum mit einer Vorgeschichte zu tun hat, in
Na­men gerecht und für die Ver­gleich­mäßi­      lichen Gebrauch so mitgenommen, dass sie       deren Verlauf sich bereits so manche Ano­
gung der Roheisenanalysen eingesetzt. Heu­       überholt werden müssen. Da man um die          malie angedeutet hatte. Im Mai 2007 war
te jedoch, wo die beiden noch verbliebenen       potenzielle Gefährdung der Schwergewichte      der Mischer 2 neu zugestellt und in Betrieb
Hochöfen gleich laufen, muss nicht mehr          weiß, werden sie praktisch täglich unter die   genommen worden, wobei im Zuge der
ge­­mischt werden. Was nicht heißen soll,        sprichwörtliche Lupe genommen. Visuelle        Neuzustellung zur Verbesserung der Tem­
dass die Mischer nicht mehr gebraucht wer-       Kontrolle heißt das Zauberwort, um Schad-      pe­ra­turwechselbeständigkeit ein anderes
den. „Heute dienen sie als Puffergefäße, um      oder Schwachstellen frühzeitig auf die Spur    Material als bisher zur Ausmauerung des
die diskontinuierliche Nachfrage auszuglei-      zu kommen. So wie Ende vorigen Jahres, als     Ein­gussschachtes eingesetzt wurde. Schon
chen“, erklärt Timm Jesberg, im Stahlwerk        am Übergang vom Schacht zum Panzer die         unmittelbar nach dem Aufheizvorgang und
Leiter Fachgebiet Produktverbesserung.           hohe Wärmebelastung den Stahlpanzer von        vor Inbetriebnahme musste allerdings der
                                                 Mischer 2 in hellem Orange erleuchten ließ.    Übergang zwischen Zylinder- und Schacht­
Ein im wahrsten Sinne des Wortes heißer          Bestes Zeichen dafür, dass etwas nicht         mauerwerk am Außeneinguss dicht ge-
Einsatz. Und da die Gefäße tagtäglich flüs-      stimmte. „Das Verschleißfutter am Außen­       spritzt werden, kurz nach der Inbetrieb­
sigem Metall und Abgasen ausgesetzt sind,        einguss war vollständig aufgebraucht, und      nah­me wiesen die Schächte bereits einen
ist Verschleiß an der Tagesordnung. Nicht        das nach einem Durchsatz von nur 2,8 Mil­      übermäßigen Verschleiß auf. Durch den Ein­
allerdings ein so genannter vorauseilender       lionen Tonnen“, sagt Timm Jesberg. Womit       satz einer hochwertigen Pflegemasse konn­
Verschleiß. Von dem dann die Rede ist, wenn      nicht nur die bislang übliche Reisedauer der   ­te dieser Verschleiß schließlich gebremst
an einer Stelle überproportionaler Abbrand       Gefäße mehr als gefährdet war, sondern         werden, allerdings nicht für lange. Denn
03 • 2010   15

Montage der Bewehrungsgitter am heißen          Rund acht Stunden dauerte allein der Spritz­
Mischereinguss
                                                vorgang, bei dem etwa zehn Tonnen Spritz­
                                                masse zum Einsatz kamen. Mit Erfolg: Die
                                                Masse klebte gut und auch nach acht Tagen
                                                waren weder Verschleiß noch Risse oder Ab­
nach den bereits erwähnten 2,8 Millionen        platzungen festzustellen, wie Timm Jesberg         Mitarbeiter a Barbarafeier:

                                                                                                 Zum sechsten
Tonnen Durchsatz war von dem gut 600            berichtet. Der übrigens auch voll des Lobes
Millimeter starken Futter nur noch so wenig     für die Mitarbeiter des HKM-Dienstleisters

                                                                                                 Mal „Macht
vorhanden, dass die Temperatur im Innern        ist: „Was die an persönlichem Einsatz ge-
den Panzer rot leuchten ließen. Was folgte,     zeigt haben, ist schon aller Ehren Wert“,

                                                                                                 hoch Tor 1“
waren Reparaturarbeiten der besonderen          sagt er.
Art, denn sie wurden während des lau-
fenden Betriebs durchgeführt.                   Gleiche Behandlung
                                                für den zweiten Schacht                          Zum inzwischen sechsten Mal heißt es am
Zehn Tonnen Spritzmasse                                                                          5. Dezember 2010 in Huckingen „Macht
eingesetzt                                      Seit der Reparatur sind inzwischen weitere       hoch Tor 1“. Unter diesem Motto lädt HKM
                                                800.000 Tonnen flüssiges Roheisen durch          alle Bürgerinnen und Bürger aus der Nach­
Da eine detaillierte Beschreibung dieser Ar­    die Mischer geflossen, der Durchsatz liegt       barschaft, die Mitarbeiterinnen und Mit­
beiten hier zu weit führen würde, seien an      mit­tlerweile bei etwa 3,6 Millionen Tonnen      arbeiter sowie alle Leser von „Wir bei HKM“
dieser Stelle nur einige wenige, dafür aber     und wird wohl auf deutlich über vier Mil­        zur Barbarafeier und dem anschließenden
wesentliche Punkte aufgezeigt. Nachdem          lionen Tonnen und damit erheblich mehr als       „Danach“ (bei alkoholfreiem Glühwein und
zum Schutz vor der Strahlungshitze wäh-         erwartet steigen. Damit ist die Reparatur si-    Weihnachtsgebäck) auf die Hütte ein. Vor­
rend der Reparatur eine Isolierplatte vorbe-    cherlich als Erfolg zu buchen. Nicht zuletzt     be­reitet und durchgeführt wird der ökume-
reitet worden war, wurden die verschlackten     deshalb, weil bei der vergleichsweise preis-     nische Gottesdienst vom Kirchlichen Dienst
Bereiche von den Mitarbeitern des Feuer­        werten Spritzreparatur eine Masse zum Ein­       in der Arbeitswelt, der Katholischen Arbeit­
fest-Dienstleisters mit Press­luft­häm­mern     satz kommt, deren Haltbarkeit der bisher         neh­­­merbewegung, der Industrie­gewerk­
gesäubert. Damit lag der Panzer des Mi­         üblichen Mauerung ebenbürtig ist. Den­           schaft Metall und zahlreichen HKM-Mit­ar­
schers an einigen Stellen frei. Das Ganze       noch: Wenn der Mischer seine Reise been-         beitern. Veranstaltungsort für die sechste
wur­de dann mit Bewehrungsmatten ausge-         det und dann erneut zugestellt wird, wird        Barbarafeier von HKM, die um 16.30 Uhr be-
kleidet und anschließend mit einer 50 Zen­ti­   man wohl wieder auf das alte Steinkonzept        ginnt (Einlass ab 15.30 Uhr), ist auch an die-
meter dicken Schicht ausgespritzt, die auf      zurück greifen. Damit der vorauseilende          sem zweiten Advent wieder die Werkshalle
Magnesiumoxid (MgO)-Basis gefertigt wird.       Ver­schleiß die Ausnahme bleibt.                 des ehemaligen Elektrobetriebs.

                                                                                                Mischereinguss mit Stahlbewehrungsmatten
                                                                                                zur Stabilisierung der Reparaturmassen
16    03 • 2010

                                     Mitarbeiter a Abteilung TI-E zehn Jahre unfallfrei:

                     Rheintour als Belohnung
Ob es eine typisch deutsche Angewohnheit           auf eine strukturierte Arbeitssicherheit ge-   rich­tigen Umgang mit Werkzeugen oder
ist, sei einmal dahin gestellt. Tatsache ist       legt hat.                                      durch intensive Nutzung und Anwendung
al­lerdings, dass bei Misserfolgen gerne in­­                                                     von Begehungskarten. Von nichts kommt
tensiv nach den Ursachen geforscht und oft         Überall auf der Hütte                          schließlich nichts, und zehn Jahre unfallfrei
harsche Kritik geübt wird, Erfolge hingegen        im Einsatz                                     wollen schon erarbeitet sein. Ein wichtiger
als Selbstverständlichkeit hingenommen                                                            Aspekt dabei war und ist sicherlich auch,
werden. Was für die Motivation der Mit­ar­         Noch bemerkenswerter wird die unfallfreie      dass bei TI-E die gesamte Führungs­mann­
beiter nicht unbedingt förderlich ist. Bei         Zeit von zehn Jahren angesichts der Tat­       schaft vom Meister über den Techniker bis
HKM verfolgt man daher in Sachen „Unfälle“         sache, dass die rund 70 Mitarbeiter von TI-E   hin zum Vorarbeiter die Arbeitssicherheit
längst eine Doppelstrategie: Es wird genau         permanent auf der Hütte unterwegs sind,        als „ihr“ Thema verinnerlicht hat. Und es
hingeschaut, auf Fehlverhalten hingewiesen         sich die einzelnen Teams um Motoren­wech­      ent­sprechend vorlebt.
und anschließend Entsprechendes in die We­­        sel, um Reparaturen an Kranklimaanlagen
ge geleitet. Gleichzeitig werden positive          oder die Störungsbehebung auf der Ener­gie­    Anerkennung für
Ent­­­wicklungen aber auch gelobt und be­­         seite kümmern. Kein Betrieb, in dem sie in     außergewöhnliche Leistung
lohnt. So wie bei der Abteilung TI-E, deren        den vergangenen zehn Jahren nicht gewe-
zehnjährige Unfallfreiheit die Mitarbeiter         sen wären. Was dazu geführt hat, dass die      Gründe genug also, sich am 19. Juli mit Zu­
kürzlich mit einer Schiffstour auf dem Rhein       Männer von TI-E die Hütte wie ihre eigene      frie­denheit und Stolz auf eine ausgiebige
feierten.                                          Westentasche kennen. Und deshalb umso          Rhein­tour zu machen und die überstan-
                                                   mehr auf scheinbar Bekanntes aufpassen         denen zehn Jahre ohne eine einzige Ver­let­
Die Belohnung ist mehr als berechtigt.             und sich in der Vergangenheit auf zahlreiche   zung mit Ausfalltag zu feiern. Bis zum
Schließ­lich gibt es nicht nur für Unfälle, son-   Unwägbarkeiten sorgfältig vorbereitet ha­      Werks­gelände von TKS schipperten die Mit­
dern auch für Unfallfreiheit Gründe und            ben. Etwa durch Parcours zum Thema „Ge­        ar­bei­ter­innen und Mitarbeiter von TI-E, wo
Ursachen – beides passiert nicht einfach.          hen und Steigen“, mit Maßnahmen zum            dann eine Besichtigung vom Wasser her auf
Auch nicht bei TI-E, wo man laut Prozessleiter                                                    dem Programm stand. Natürlich war wäh-
Wilfried Reuß manche Maßnahmen halt                                                               rend der Tour auch für das leibliche Wohl
früher als andere eingeführt hat. Etwa die                                                        gesorgt, so dass es den Gästen an nichts
Analyse von Beinaheunfällen oder auch die                                                         fehlte. Auch nicht an lobenden Worten für
Abarbeitungssystematik von Ereignissen,                                                           den Grund des Ausflugs, den Wilfried Reuß
die inzwischen in den Zwischenfallbericht                                                         bei einer kurzer Ansprache noch einmal in
ge­­­mündet ist. Wie überhaupt TI-Be­reichs­                                                      Erinnerung rief. Für die meisten war dieser
leiter Dr. Jens Reichel von jeher großen Wert                                                     Tag deshalb nicht nur ein schönes Erlebnis,
                                                                                                  sondern mehr: die Anerkennung für eine au-
                                                                                                  ßergewöhnliche Leistung. Was – wie ein-
Begrüßung und Dank an die Mitarbeiter
für hervorragende Sicherheitsarbeit durch
                                                                                                  gangs erwähnt – nicht immer und überall
Wilfried Reuß                                                                                     selbstverständlich ist.
03 • 2010   17

                                           Mitarbeiter a Kolumne des Betriebsrats:

                 Neues Prämiensystem im
                 Stahlwerk als Pilotprojekt
Während die Tarifverhandlungen bei Re­­dak­      schafft wird. Komplett neu ist dieser Ge­        lung, um den Bezug zur Zielerreichung klar
tionsschluss noch in vollem Gange waren          danke nicht, das weiß auch Norbert Keller.       herzustellen, oder die Zahlung nach einem
und demzufolge an dieser Stelle auch kein        „Im Ansatz haben wir dieses Modell bereits       längeren Zeitraum, etwa einem Quartal.
Ergebnis bekannt gegeben werden kann,            im Jahr 2008 geplant, aber die dann fol-         „Dann wäre zwar der Bezug nicht mehr so
nimmt anderes inzwischen deutliche Kon­tu­       gende Krise hat uns nicht nur durch diese        eindeutig, dafür aber die jeweilige Summe
ren an. Die Rede ist von dem neuen Prä­mien­     Rechnung einen dicken Strich gemacht.“           etwas höher“, macht Norbert Keller die un-
system für Tarif-Mitarbeiter, das als eine Art   Jetzt will man das Ganze noch mal anpa-          terschiedlichen Vorstellungen deutlich.
Pilotprojekt für die Hütte erstmals im Stahl­    cken, noch dazu ein wenig schlauer als vor
werk eingeführt werden soll. Bislang gilt bei    zwei Jahren. Im Fokus steht daher auch na-       So schnell wie möglich
HKM bekanntlich eine Betriebsvereinbarung        hezu ausschließlich der 1a-Versand und
über die ergebnisorientierte Einmalzahlung.      damit – wenn man so will – die Kunden –          Klar scheint hingegen, dass das System
Der gezahlte Bonus machte sich dabei im          sprich Gesellschafter-Zufriedenheit.             schon sehr bald eingeführt werden soll. Die
Groben am Ergebnis der Muttergesellschaf­                                                         Zeit­schiene? „So schnell wie möglich“, be-
ten sowie in der Regel an zwei hüttenweiten      Mehr Chancen als Risiken                         tont Uli Kimpel. Im Klartext könnte das be-
Zielen fest, die – wie etwa Arbeitssicherheit                                                     deuten, dass vielleicht schon zum 1. Oktober
– von Geschäftsführung und Betriebsrat           In trockenen Tüchern ist das Ganze nach          das neue System greifen könnte. Zunächst –
ge­meinsam festgelegt werden.                    Aus­­sage von Uli Kimpel und Norbert Keller      wie schon gesagt – als Pilotprojekt für das
                                                 zwar noch nicht, die Verhandlungen über          Stahlwerk. Allerdings wird schon heute da-
1a-Versand im Mittelpunkt                        die exakte Ausgestaltung der Systems lau-        rüber nachgedacht, das Modell bei Erfolg
                                                 fen noch. Aber: „Wir sehen gute Chancen,         auf die gesamte Hütte zu übertragen. Ob
Das soll nun anders werden, wie Uli Kimpel       dass wir eine arbeitnehmerfreundliche Re­        und wie das geschehen kann, steht derzeit
und Norbert Keller erläutern. Im Mittelpunkt     ge­lung auf den Weg bekommen.“ Zumal die         noch nicht genau fest. Das generelle Signal
des neuen Prämiensystems steht das er-           beiden Betriebsräte mit diesem System            ist jedoch klar: Wenn es gelingt, die An­sprü­
klärte Ziel von HKM, neben einer Ver­bes­se­     mehr Chancen als Risiken für die Beleg­          che und Erwartungen der Gesellschafter zu
rung der Arbeitssicherheit auch die Lie­fe­      schaft sehen. „Wir setzen auf die Fähigkeiten    erfüllen, soll sich das auch für die HKM-
rung der von den Gesellschaftern bestellten      unserer Kollegen und sind fest davon über-       Mitarbeiter lohnen. Und dass dies auch ge-
Mengen sicherzustellen. „Im Kern geht es         zeugt, dass sie diese Güte produzieren kön-      lingen wird, darüber besteht beim Betriebs­
um den 1a-Versand, der aus dem Stahlwerk         nen.“ Während hinsichtlich der Prämien-Be­       rat jedenfalls kein Zweifel.
rausgeht“, bringt es Uli Kimpel auf den          zugs­größe – 1a-Versand – schon größtenteils
Punkt. Um einen entsprechenden Anreiz zu         Einigkeit herrscht, sind die Zahlungs­moda­li­
                                                                                                  Erläutern das neue Prämiensystem:
geben, soll eine bestimmte Summe dann            täten noch nicht völlig geklärt. Zur Dis­kus­
                                                                                                  Betriebsräte Ulrich Kimpel (links) und
bezahlt werden, wenn das Monatsziel ge-          sion stehen dabei eine sehr zeitnahe Zah­        Norbert Keller (rechts)
18    03 • 2010

Projektbesprechung: Karl-Heinz-Polka, Prozessleiter Medienversorgung           Alltag eines Elektrotechnikers: Christian Lingk stellt die neuen Funk-
Gase und Wasser, diskutiert mit Christian Lingk Einzelheiten.                  tionen des Druckluftkompressors im Prozessleitsystem PCS7 vor.

                                 Mitarbeiter A Mitarbeiter stellen ihren Arbeitsalltag vor:

                  Bisher alles richtig gemacht
So mit 16, 17 Jahren war für Christian Lingk     Beginn eines Ausbildungs-Marathons wer-            sich irgendwann einmal auch was leisten zu
bezüglich der weiteren Zukunft alles klar.       den, der bis heute noch nicht abgeschlossen        können. Konsequent wie er ist, schaltete er
Die Fachoberschulreife war geschafft, nun        ist.                                               für das ganze Ruhrgebiet eine Anzeige „Pro-
sollte es ans Geld verdienen gehen. Auch das                                                        zessleitelektroniker sucht neuen Wirkungs-
„Wie“ stand für ihn schon fest: Mess- und        Wechselnde Stationen                               kreis“ und hatte damit anscheinend voll ins
Regelmechaniker bzw. Prozessleitelektroni-                                                          Schwarze getroffen. Mehr als 20 Firmen
ker wollte er werden, weil er sich schon         Doch der Reihe nach. Nach dreieinhalb Jah-         meldeten sich bei ihm. Viele Zeitfirmen,
immer viel mit Elektronik und Computern          ren Ausbildung bei TKS in Duisburg-Ham-            aber auch RWE und die HKM, die er zu die-
beschäftigt hatte und ihn das Thema ein-         born machte Christian Lingk im Januar 1997         sem Zeitpunkt noch nicht kannte. Ziemlich
fach interessierte.                              seine Abschlussprüfung und arbeitete im            verwundert angesichts der freien Auswahl,
                                                 Zuge einer befristeten Übernahme anschlie-         nahm Christian Lingk die Angebote unter
Dem Wunsch ließ der heute 34jährige Taten        ßend fünf Monate im Stahlwerk. Da TKS              die Lupe, schaute sich die Unternehmen an
folgen, suchte entsprechende Firmen aus          nach dieser Zeit keine ehemaligen Azubis           und entdeckte bei HKM: „Die sind ja fast
und bewarb sich. Unter anderem auch bei          übernahm, absolvierte er zunächst seinen           wie ThyssenKrupp Stahl.“ Womit die Würfel
ThyssenKrupp Stahl, wo er schließlich nach       Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz in          gefallen waren. Da die Anstellung in einem
Einstellungstest und Vorstellungsgespräch        Wesel und begann danach bei einer Dorste-          größeren Unternehmen zunächst einmal
einen Ausbildungsplatz als Prozessleitelek-      ner Firma im Elektroanlagenbau. Eingesetzt         Priorität hatte, lehnte sich Christian Lingk in
troniker erhielt. Was zu diesem Zeitpunkt        wurde er dabei auf dem vertrauten Terrain          punkto Weiterbildung zu diesem Zeitpunkt
niemand ahnen konnte: Das sollte erst der        von TKS, wo er sowohl im Stahlwerk als             noch nicht so weit aus dem Fenster. „Aller-
                                                 auch am Hochofen arbeitete. „Eine hervor-          dings habe ich meine Bereitschaft und mein
                                                 ragende Vorbereitung auf meine spätere             Interesse daran doch schon anklingen las-
                                                 Tätigkeit bei HKM, was ich damals aber             sen.“ Am 1. Juli 2001 startete er bei HKM als
                                                 noch nicht wusste“, blickt Christian Lingk         Prozessleitelektroniker im Team Wasser von
                                                 zurück. Zweieinhalb Jahre machte er diesen         TI-M und machte damit erstmals wirklich
                                                 Job, dann wechselte er zu einer anderen            das, was er gelernt hatte.
                                                 Weseler Firma in den Bereich Netzwerk- und
                                                 Kommunikationstechnik. „Da war das ge-             Meisterschule neben dem Job
                                                 fragt, was ich früher als Hobby gemacht
                                                 habe, beispielsweise die Vernetzung von            Sein erster Eindruck von dem neuen Arbeit-
                                                 Rechnern“, erinnert er sich. Eigentlich ein in-    geber: kleiner als TKS, dafür aber umso mit-
                                                 teressanter Bereich, wie er auch heute noch        arbeiterorientierter. „Ich fand es schon be-
                                                 zugibt und doch: So langsam dämmerte               merkenswert, dass ich gleich in den Leit-
               Steckbrief                        Christian Lingk, dass er etwas anderes             stand konnte oder man mir sofort gezeigt
 Name:            Christian Lingk                wollte.                                            hat, wofür die Medienversorgung zuständig
 Alter:           34 Jahre                                                                          ist und was mich im Team Wasser / Abwas-
 Familienstand: verheiratet                      Start bei HKM                                      ser versorgung an Aufgaben erwartete.“
 Ausbildung:      Prozessleitelektroniker                                                           Kurz: Er wurde freundlich aufgenommen
 Heutige          Elektrotechniker bei           Qualifikation hatte er sich bereits zum da-        und integriert, sofort in eine große Revision
 Tätigkeit:       TI-M / Team Wasser
                                                 maligen Zeitpunkt fest in seinen Lebensplan        einbezogen und damit in den Umbau des
 Bei HKM seit:    1. Juli 2001
                                                 geschrieben – um vorwärts zu kommen und            Elektrogebläses 2 eingebunden. Es lief alles
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