Aufbruch in die Zukunft Seite 4 03 2010 - art and consulting
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Magazin für die Mitarbeiter der HKM Magazin für die Mitarbeiter der HKM 03 • 2010 Aufbruch in die Zukunft Seite 4
2 03 • 2010 Waffen in flüssigen Stahl verwandelt 33 Freie Sicht 23 Vorträge & Veröffentlichungen 35 Unterlagen kommen ins Haus 23 Kunden und Partner Wenn Russen, Engländer und Deutsche 24 gemeinsam ein Kunstwerk bauen Helden bei HKM 27 HKM trifft Stakeholder 26 „Zwischen Kornfeldern und Hochöfen“ 27 Rollende Schmuckstücke 36 Mitarbeiter Der Hüttenspatz 2 Autobahnsperrung: So geht‘s (auch) 28 Kompetenz Ein Sommermärchen für HKMler 3 Unterstützung und abgestimmtes 29 Vorgehen das wichtigste Aufbruch in die Zukunft 4 Jubiläums(koch)buch erhältlich 9 Begeisterung nach 30 Die Normalität in den Griff bekommen 12 Siegerehrung 9 anfänglichem Desinteresse Vorauseilenden Verschleiß 14 Umstellung mit Hindernissen 31 erfolgreich bekämpft Die Glut von Eisen und Stahl 10 Zum sechsten Mal „Macht hoch Tor 1“ 15 Steine für Mahnmalmauer 34 Jetzt kann nichts mehr anbrennen… 20 zum Gedenken an Zwangsarbeiter Rheintour als Belohnung 16 ausgewählt Elektronische Post geregelt weiter geleitet 32 Neues Prämiensystem im 17 Neun Monate Training 35 Stahlwerk als Pilotprojekt für Ausbildungsplatz Beim Schlauch-Abschneiden 32 in Finger geschnitten Bisher alles richtig gemacht 18 Jubilare / Austritte 35 Hallo Leute, na, wieder alle gesund und erholt aus dem Allerdings haben die in Bayern und wir das Urlaub zurück? Ich jedenfalls ja, und deshalb gleiche Problem: Nicht alle halten sich an bin ich auch gleich nach meiner Rückkehr zu die Vorschriften. Auch bei uns gibt es immer einem Erkundungsflug aufgebrochen. Man wieder Mitarbeiter, die das Rauchverbot will ja schließlich wissen, ob noch alles okay missachten und dazu noch ihre Kippen ein- ist. Ich selbst war übrigens in Bayern, wo das fach auf die Erde schmeißen. Ziemlich dane- neue Rauchverbot immer noch einer der ben und völlig uncool. Meint jedenfalls wichtigsten Diskussionspunkte war. Schon Euer Hüttenspatz irgendwie witzig, schließlich gilt so etwas in unseren Büro- und Sozialgebäuden schon PS: Über Post, Tipps und andere Infos freue lange. Da sage noch einmal einer, die Bayern ich mich immer. E-Mails lese und schreibe wären fortschrittlicher als wir. ich unter: huettenspatz@hkm.de.
3,3 3,2 2,9 2,6 2,9 9,9 5,2 5,9 5,2 4,1 4,3 4,1 4,9 Neues Ziel 2010: 2,4 AUG SEP OKT NOV DEZ JAN. 10 FEB MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUG [ 4,9* ] Verletzungshäufigkeit bei HKM bis August 2010! * Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden Mitarbeiter a Public Viewing zum 100jährigen Standortjubiläum: Ein Sommermärchen für HKMler Ganz HKM feierte am 8. Mai 2010 zum terschaft. Und am 23. Juni, dem Tag des Öf- schießen durchgeführt. Gewinner waren 100jährigen Standortjubiläum fröhlich und fentlichen Zuguckens, trug das deutsche Jung- und Altfußballer, die – das als Tipp von ausgelassen das Mitarbeiterfest. Ganz HKM? Team sein Vorrundenspiel gegen die Aus- uns – Jogi Löw besser für die nächste Fuß- Nein, schließlich musste auch an diesem Tag wahl von Ghana aus. ball-WM im Auge behalten sollte. Obwohl die Produktion aufrecht erhalten bleiben, so um 22.00 Uhr eigentlich Schluss sein sollte, dass einige Mitarbeiter nicht mit feiern Vuvuzelas und klappte das natürlich nicht. Vielmehr wurde konnten. Allerdings ließ HKM sich nicht lum- Torwandschießen weiter gefeiert. Aber so sind nun halt mal pen und organisierte für die Betroffenen Sommermärchen. praktisch als Entschädigung und Mitarbei- Neben einer Riesenleinwand hatten Hütten- terfest Nummer Zwei ein Public Viewing. schenken-Chef Karsten Storks und seine Crew – wie immer – für ein prall gefülltes Auch wenn das für viele längst graue Ver- Rundum-Wohlfühlpaket gesorgt. Gefeiert gangenheit ist: Der Termin für dieses Public wurde dabei drinnen und draußen: Im Viewing lag mitten in der Fußballweltmeis- Außenbereich standen Tische und Verpfle- gungspavillons, im Innenbereich konnte man auf einer Großleinwand das Spiel verfolgen. Doch ganz gleich wo, es herrschte eine super Stimmung. Kostümierte und mit Vuvuzelas „bewaffnete“ Kolleginnen und Kollegen stürmten den Platz und feierten anschließend ausgelassen den Sieg der deutschen Mannschaft. Zur allgemeinen Erheiterung wurde auch noch ein Tor wand-
4 03 • 2010 Das fertiggestellte neue Kohlelager hat ein Fassungsvermögen von bis zu 120.000 t und ermöglicht die Einspeicherung von 6 unterschiedlichen Kohlesorten bzw. Mischungen. Kompetenz a Grünes Licht für Kokerei-Erweiterung: Aufbruch in die Zukunft Jetzt steht es fest: Auf der Sitzung am 24. Großstörungen wie der Brand im Stahlwerk vorteile, zumal der Kokspreis derzeit am September 2010 hat der HKM-Aufsichtsrat und der Hochofen-Durchbruch die wieder Weltmarkt wieder einmal steil nach oben der Kokerei-Erweiterung zugestimmt und die aufgenommenen Pläne. Um die Produktion geht. entsprechenden Mittel freigegeben. Damit nachhaltig zu stabilisieren, wurde das Pro- können die zuletzt wegen der weltweiten jekt zwei Jahre zurückgestellt. Für den letz- Koks-Basis der Finanz- und Wirtschaftskrise vorübergehend ten Stopp sorgte schließlich Anfang 2009 Gesellschafter sichern ad acta gelegten Pläne hervorgeholt und die die Finanz- und Wirtschaftskrise. „Jetzt Bauarbeiten mit Hochdruck begonnen bzw. müssen wir im vierten Anlauf unbedingt die Doch nicht nur für die Wirtschaftlichkeit der fortgesetzt werden. Was allerdings auch Kurve kriegen und dieses einzigartige Pro- Stahlproduktion bei HKM und die Unabhän- erforderlich ist, schließlich soll bereits im jekt realisieren“, bekräftigt der Leiter der gigkeit vom in den letzten Jahren überaus vierten Quartal 2013 der erste Koks gedrückt Neubauabteilung, Jürgen Witte. Einzigartig volatilen Weltkoksmarkt ist die Kokerei-Er- werden. ist die Kokerei-Erweiterung dabei in mehr- weiterung ein wichtiger Schritt. Aufgrund facher Hinsicht. Zum einen stellt sie mit der mehr als verdoppelten Produktions Ein Blick zurück verdeutlicht, wie lang der einem Gesamtvolumen von rund 400 Milli- kapazität von heute ca. 1,1 auf zukünftig Weg bis zu der jetzt erfolgten Genehmi- onen Euro die bislang größte Einzelinvesti- rund 2,3 Millionen Jahrestonnen trockenem gung durch den Aufsichtsrat war. Denn be- tion in der HKM-Geschichte dar, zum ande- Koks können über die komplette Eigenver- reits zum zehnten Mal jährte sich vor weni- ren besitzt das Projekt für HKM eine enorme sorgung hinaus künftig auch bis zu 450.000 gen Wochen der Tag, an dem man auf der strategische Bedeutung. „Der Bau der zwei- Jahrestonnen an die Gesellschafter geliefert Hütte erstmalig über den Bau einer zweiten ten Koksofen-Batterie versetzt HKM in die werden, was deren Koks-Versorgung eben- Koksofen-Batterie nachdachte. Lage, den gesamten Koksbedarf für die falls deutlich sicherer macht. Vor allem mit Hütte in Eigenregie zu erzeugen“, erklärt Blick auf die noch bestehenden Liefer Einzigartiges Projekt Jürgen Witte. Neben einer deutlich höheren verträge mit der letzten Ruhrkohle-Kokerei Versorgungssicherheit ist damit auch ein Prosper in Bottrop ist die Erweiterung ein Es gab die unterschiedlichsten Gründe und erheblicher qualitativer Vorteil verbunden. wichtiges Argument. Denn wenn 2012 die Umstände, die den Bau der Kokerei-Erweite- Durch eine gleichmäßige und hohe Koks- entsprechenden Lieferverträge für HKM rung immer wieder verzögerten. Waren es qualität kann die Roheisenproduktion sta und 2018 für ThyssenKrupp Steel Europe zu Beginn die Kokspreise am Weltmarkt, die bilisiert und zugleich ein hoher Satz Ein (TKSE) auslaufen, würde ohne den Neubau eine Kokerei-Erweiterung wenig sinnvoll er- blaskohle gefahren werden. Unterm Strich eine überaus schwierige Situation auf beide scheinen ließen, stoppten im Jahr 2006 bedeutet das für HKM deutliche Kosten Unternehmen zukommen. Schließlich wären
03 • 2010 5 die dann fehlenden Mengen – wenn über- sind heute nach wie vor die weltweit ein- Kernanlage, macht dabei nur ein Drittel der haupt – nur unter hohen Kosten auf dem zigen Anlagen, die pro Batterie deutlich Gesamtkosten aus, hinzu kommen noch Weltmarkt zu beziehen. Insofern ist die mit mehr als eine Million Tonnen Koks pro Jahr viele weitere Anlagen und Einrichtungen. der neuen Batterie angestrebte Versor produzieren. gungssicherheit auch eine gutes Stück Im Acht-Minuten-Takt Kosten- und damit Zukunftssicherung. Personell aufgestockt Zu diesen Anlagen und Einrichtungen gehö- Jetzt Bau der „Batterie 1“ Bezüglich der nun beginnenden Arbeiten hat ren insbesondere die Ergänzung der Kohle- der von Jürgen Witte erwähnte vierte Anlauf Logistik durch eine Mahl- und Mischanlage Für Außenstehende eventuell etwas kurios auch etwas Gutes: Durch erste Teilfreigaben zur Aufbereitung der Kohle und zur Herstel- wird mit der zweiten Koksofen-Batterie be- des Gesamtinvestitionsvolumens konnten lung einer gleichmäßigen Einsatzkohle-Mi- grifflich die „Batterie 1“ gebaut. Das hängt für 53 Millionen Euro bereits einige wichtige schung. Gleiches gilt für die neue Lösch- damit zusammen, dass 1984 beim Bau der Nebenanlagen realisiert und fertig gestellt turmanlage mit Wasserwirtschaft sowie die ersten Koksofen-Batterie die Erweiterung werden. Dazu gehört der Kohle-Hafenkran, neue, zusätzlich zur alten benötigte Koks- schon mit eingeplant wurde und daher der eine Bandförderstrecke (Pipe Conveyor) zum rampe. Auch die Koksweiterverarbeitung räumlichen Anordnung folgend zunächst Transport der Kohle vom Hafen zur Kokerei, erfordert umfangreiche Umbaumaßnah men, wie etwa die Einrichtung einer neuen Koksabsiebung in der Koksklassieranlage Aufbau der Batterie 2. Mit 32.000 t feuerfesten Steinen ist sie die Kernanlage der Kokerei. und eine Eisenbahn-Verladestation, um den Batterie 1 hat zwar ein geändertes Innenleben, sie enthält jedoch ebenfalls 32.000 t feuerfeste Überschusskoks an die Gesellschafter aus- Steine. liefern zu können. Nicht minder aufwändig und mit einem hohen Stellenwert innerhalb des gesamten Projekts versehen, gestaltet sich der Umbau zur Ertüchtigung der Ofen- maschinen, die die Kohle auf den Batterien verteilen, den fertigen Koks aus den Ofen- kammern herausdrücken und ihn dann übernehmen zum Transport in Richtung Löschanlage bzw. Koksrampe. Erforderlich ist diese Maßnahme, die jeweils zwei Füll-, zwei Druck-, zwei Überleit- und eine Lösch- maschine umfasst, wegen der für die an gestrebte Koksproduktion notwendigen hohen Taktfrequenz. „155 Öfen müssen pro Tag gedrückt werden, um die Nennproduk- tion zu erreichen“, sagt Jürgen Witte und fügt hinzu: „Stehen heute 15 bis 16 Minuten zur Bearbeitung eines Koksofens zur Verfü- gung, muss das künftig im Acht-Minuten- Zyklus ablaufen, also doppelt so schnell.“ Nicht zuletzt deshalb werden die Ofenma- schinen auch mit einer neuen Technologie die „Batterie 2“ mit den Koksöfen 201 bis ein neues ca. 120.000 Tonnen fassendes ausgestattet. Schnelle hydraulische An- 270 errichtet wurde. Die ebenfalls 70 Koks Kohlelager in der Kokerei, eine neue Wasser- triebe mit integrierten Wegmesssystemen öfen der neuen „Batterie 1“ sind demzufolge wirtschaft für die Gasbehandlungsanlage und entsprechend angepasste SPS-Steue- von 101 bis 170 durchnummeriert. Zur Erin- sowie zahlreiche Kleinprojekte und jede rungen sollen das engere Zeitspiel ermögli- nerung: Auch die erste Koksofen-Batterie Menge E ngineering für die gesamte Erweite- chen. Schließlich müssen von den Maschi- hatte bei ihrem Bau im Jahr 1984 für sehr rung. Noch wesentlich mehr Aufgaben lie- nen neben den bereits beschriebenen Funk- großes Aufsehen gesorgt; war sie damals gen allerdings vor den Mitarbeitern der Neu- tionen noch zahlreiche weitere durchge- doch die weltweit mit Abstand größte Ein- abteilung, die deshalb auch personell um führt werden. Und bevor wir es vergessen: zelbatterie mit den größten Koksofenkam- zusätzliche Ingenieure verstärkt werden soll Ein 148 Meter hoher Batterie-Kamin zur Ab- mern. Erst die 2002 realisierte Errichtung und zudem mit externen Firmen und Ingeni- leitung der Heizgase von der neuen Koks der Kokerei von TKSE in Duisburg-Schwel- eurbüros zusammen arbeitet. Der Bau der ofenbatterie muss auch noch errichtet wer- gern toppte die Huckinger Anlage. Beide Koksofenbatterie, also der eigentlichen den.
6 03 • 2010 Viel Aufwand für anlagen hergestellten Kohlenwertstoffe Koksgas-Behandlungsanlagen Teer, Flüssigschwefel und Benzol werden anschließend getrennt vermarktet. Das Ein weiteres Drittel der Maßnahmen um- Beste an dieser Maßnahme: Durch die Reini- fasst den Umbau und die Ergänzung der gung des Koksofengases wird die Umwelt Koksgas-Behandlungsanlagen zur Reinigung bei der anschließenden Verbrennung des des Koksofengases und zur Gewinnung der Koksgases erheblich entlastet, durch die Ge- Kohlenwertstoffe. Das gereinigte Gas fließt winnung und Umwandlung der im Koks- dann über eine ebenfalls neu zu bauende ofen-Rohgas enthaltenen Wertstoffe die Koksgasleitung zur Stromerzeugung ins Wirtschaftlichkeit von HKM weiter verbes- Kraftwerk auf dem HKM-Gelände, wobei sert. sich aufgrund der verdoppelten Koksmenge die künftig gelieferte Gasmenge ebenfalls Enormer Aufwand beim verdoppelt. Auch das zieht natürlich ent- Umweltschutz sprechende Neubaumaßnahmen nach sich. Dazu gehören unter anderem: Zwei neue Apropos Umwelt: Umweltschutz wird bei Vorkühler, zwei neue Teer-Elektro-Filter, zwei allen Teilanlagen mehr als groß geschrieben. neue H2S-/NH3-Wascher, um Schwefelwas- Stichworte hierfür sind unter anderem: serstoff, Ammoniak und Cyanwasserstoff Staubabsaugung bzw. Unterdrückung bei vor der Verstromung aus dem Gas zu ent- der Kohle-Anlieferung und Lagerung, Dich- fernen, ein weiterer BTX- (Benzol, Toluol und Die vorhandene Elektroteerfilteranlage und tigkeit der Koksofenkammern durch das ein- Wascherstraße für das Koksgas hat eine Xylol-) Wascher sowie – dahinter – ein neuer Durchsatzkapazität von 75.000 m3 /h und wird zigartige nur bei HKM angewandte Verfah- Gassauger. „Das ist ein Turboverdichter mit in etwas größerer Form daneben ein zweites ren mit drei Türverriegelungen, gute Ver- Mal entstehen. Kapazität der neuen Straße: Elektromotorantrieb, der das Koksofengas 85.000 m3 /h brennung in der Beheizung der Koksöfen von der Batterie durch die Gasreinigung hin- durch eine dreistufige Luftzufuhr und damit durch abzieht und den Druck für den Gas- niedrige NOx-Werte, Einzelkammerdruck- Transport zum Kraftwerk erhöht“, erläutert bauenden Destillationsanlagen aus den im regelung zur Minimierung des Ofenüber- Jürgen Witte. Die ausdestillierten, abge- geschlossenen Kreislauf gefahrenen Wasch- drucks und damit eine weitere Reduzierung schiedenen und ausgewaschenen Zwischen- flüssigkeiten abgetrennt werden. In den bei- eventueller Gasverluste. Auch bei der Pla- produkte werden in der noch zu erwei- den Claus-Anlagen werden dann zum Bei- nung der Löschanlage wurden völlig neue ternden Teeraufbereitung sowie in zwei spiel der so in konzentrierter Form gewon- Verfahren entwickelt zur intensivst mög- Claus-Anlagen als Ersatz für die bisherige nene Schwefelwasserstoff chemisch umge- lichen Reinigung der Löschschwaden und Schwefelsäure-Anlage aufbereitet und wei- wandelt in Flüssigschwefel und Wasser, zur Verhinderung von ungereinigten Lösch- terverarbeitet. Dazu müssen die Zwischen- sowie die Stoffe Ammoniak und Cyanwas- schwaden-Austritten am Löschturm. „Wie produkte für die zusätzlichen Koksgasmen- serstoff zur weiteren Verwertung kataly- schon bei der ersten, 1984 errichteten Bat- gen aus der Batterie 1 in ebenfalls neu zu tisch gespalten. Die in den Gasbehandlungs- terie, erweist sich HKM einmal mehr als Regelmäßige Kontrollgänge und intensiver Pflegeaufwand durch die Betriebsmannschaft, wie hier auf dem Meistergang der Batterie 2, ermöglichen erst die Einhaltung der hohen Umweltauflagen.
03 • 2010 7 auch beim Betrieb mit reinem Koksofengas gischen Wasseraufbereitung mit völlig neuer nicht umsetzen. Das hängt damit zusam- Verfahrenstechnik auf Basis eines so ge- men, dass in der Regel zwar überwiegend nannten Intensiv-Schlaufenreaktors sowie aus Hochofengas bestehendes Mischgas durch die endgültige Außerbetriebnahme zum Beheizen der Kokerei genutzt wird. der inzwischen in die Jahre gekommenen Relativ selten wie z.B. bei Null-Hochofenbe- und bedingt dadurch immer störanfäl- trieb muss aber eben auch reines Koksofen- ligeren Schwefelsäureanlage. gas eingesetzt werden, das als so genanntes Starkgas höhere NOx-Werte im Verbren- Jetzt geht es zügig weiter nungsprozess zur Folge hat, was wiederum nach den Vorgaben der Bezirksregierung Seit dem Jahr 2000 und verstärkt seit 2004, auch für kurze Zeiträume nicht sein darf. Für als erstmals Investitionsmittel für das Engi- HKM hatte das zur Folge, dass eine völlig neering in Höhe von zehn Millionen Euro neue Beheizungstechnik sowie ein komplett freigegeben wurden, laufen nun schon die neuer Feuerfest-Besatz engineert werden Planungen und Teilumsetzungen. Wobei die mussten. Kosten: etwa 4,5 Millionen Euro. Haupt-Engineering-Phase bereits 2006 zur Auf Basis des durchgeführten Engineerings Ende ging und wesentliche Eckpunkte zu erhält die neue Batterie nun ein Stufenbe- diesem Zeitpunkt feststanden. „Darauf fußt Die in 2008 in Betrieb gegangenen drei neuen Vorkühler werden um zwei weitere Vorkühler direkt neben der vorhandenen Anlage ergänzt, so dass zukünftig bis zu 170.000 m3 /h Koksgas verarbeitet werden können. Trendsetter“, betont Jürgen Witte. „Dabei sind wir sogar bis an die Grenze des tech- nisch Machbaren gegangen und haben bei- spielsweise den Löschturm komplett in Ei- genregie entwickelt.“ Auch zur Erfüllung der hohen Auflagen für die Reinigung der Lösch- schwaden waren jede Menge Ingenieur- arbeit und noch viel mehr „Gehirnschmalz“ erforderlich. Weil es auf dem Markt nicht einen einzigen Anlagenbauer gibt, der die im Genehmigungsbescheid der Bezirksre- gierung vorgeschriebenen Staubgrenzwerte im Löschschwaden garantieren will, machte sich HKM hier ebenfalls selbst ans Werk, Die neue Wasserwirtschaft der Gasbehandlungsanlagen steht kurz vor ihrer Inbetriebnahme. Im entwickelte entsprechende Verfahren und Bild ist der neue aus faser verstärktem Kunststoff hergestellte Ventilatorkühlturm zu sehen. die dazugehörige Anlagentechnik in Eigen- Er hat eine Kühlwasserdurchsatzkapazität von 8.000 m3 /h. regie. heizungssystem mit drei über die Höhe der auch heute noch im Wesentlichen die zu er- Jede Menge neue Verfahren Heizzüge in den Heizwänden angeordneten richtende Anlagentechnik“, betont Jürgen Verbrennungsluft-Zuführungen. Gleichzeitig Witte, „das generelle Layout steht seit lan- Diese und andere technische Innovationen wird das vom Anlagenbauer TK Uhde paten- gem“. Spannend ist es nun, unter den An- zum Umweltschutz entsprechen den Vorga- tierte PROven- (Pressure Regulated Oven) bietern den notwendigen Wettbewerb zu ben der Bezirksregierung. So ließ sich bei- Verfahren in die Batterie 1 eingebaut, mit schaffen und den Markt wieder anzuschie- spielsweise das Vorhaben, bei der Kokerei- dem sich der Innendruck der Ofenkammern ben. Denn parallel zu den drei bisherigen Erweiterung die alte Batterie mit der vor- auf niedrigem Niveau einregulieren lässt. Starttermin-Verschiebungen zur Kokerei- handenen Dokumentation praktisch nach- Komplettiert werden die Umweltmaßnah- Erweiterung haben auch die in Frage kom- zubauen, wegen der geforderten deutlich men auf der Gasbehandlungsseite durch menden Anlagenbauer das Interesse zur niedrigeren NOx-Werte am Batteriekamin eine Erweiterung der vorhandenen biolo- Mitarbeit an dem Projekt immer mehr ver-
8 03 • 2010 loren. Schließlich ließ sich nicht absehen, ob sich das Kosten verursachende Engagement irgendwann einmal in Aufträge umsetzen lassen würde. Darüber hinaus ist die Markt- situation im Kernbereich der Kokereitechnik schon seit Jahr und Tag sehr schwierig, da es für diese Nischentechnik seit dem starken Rückgang der Koksproduktion in Deutsch- land ab den 1980er Jahren kaum noch An- bieter gibt und der Wettbewerb entspre- Der fertiggestellte Pipeconveyor chend gering ist. Seit Juli haben die Neu transportiert die Kokskohlen nahezu emissionsfrei vom Hafen bauabteilung und der technische Einkauf al- zum neuen Kohlelager und hat lerdings wieder Firmen für alle Teilprojekte eine Leistung von 800 t/h. der Kokerei-Erweiterung angesprochen, erste technische Gespräche geführt und auch kurzfristig Großaufträge in Aussicht sichtsrat der HKM hoffen die Neubauer und laufen die Detailkonstruktion, die Vorferti- gestellt, um das Interesse dieser Firmen Einkäufer von HKM, in Kürze einen ersten gung, die Lieferung und ab Anfang nächsten wieder zu wecken und möglich viel Wettbe- Großauftrag mit der Firma Uhde unter Dach Jahres die Einrichtung der ersten Baustellen werb zu erzeugen. Inzwischen zeichnet sich und Fach zu haben. Viele weitere Großauf- im Kokereibereich an, um dann – wenn alles ab, dass ein großes Paket zur Kokereierwei- träge an diverse Fremdfirmen werden dann planmäßig läuft – im dritten Quartal 2013 terung an die TK-Tochter Uhde vergeben in den nächsten zwei Jahren folgen, zeitlich den ersten Koks produzieren zu können. werden wird. Nach dem am 24. September gestaffelt und an die Notwendigkeiten des Denn das ist und bleibt das erklärte Ziel, das 2010 erteilten endgültigen Startschuss für Bauablaufs aller Teilgewerke angepasst. es zu erreichen gilt – eine echte Herausfor- die Kokerei-Erweiterung durch den Auf- Parallel zu den einzelnen Auftragsvergaben derung. Jährliche und kumulierte Kokserzeugung (trocken) seit 1960 Eine hohe Stabilität in der Koksproduktion seit Inbetriebnahme in 1984 zeichnet die Batterie 2 aus. Der Ausreißer 2009 war rein konjunkturell und nicht technisch bedingt.
03 • 2010 9 Mitarbeiter a 100 Jahre Kochkultur: Mitarbeiter a Malwettbewerb: Jubiläums(koch)buch „Sieger- erhältlich ehrung“ Wer beim Lesen unserer Serie „100 Jahre Historie. Ein Jubiläums(koch)buch.“ abho- Pünktlich zum Ferienbeginn konnte sich Kochkultur – Geschichte des Hüttenwerkes len. Ausgegeben werden die Bücher ab so- Stefan Machura freuen: Der zwölfjährige in Du-Huckingen“ in der Mitarbeiterzeit- fort im PF-Gebäude, Zimmer 104, in der Ver- Schüler holte sich bei HKM ein kleines Prä- schrift „Wir bei HKM“ auf den Geschmack waltung 1, Zimmer 109 beim Personalser- sent ab. Stefan hatte beim Malwettbewerb gekommen ist, kann seinen Appetit nun stil- vice-Team Dienstleistungen oder in der Ver- auf dem Familienfest anlässlich der nachge- len. Denn nun gibt es die gesamte Standort- waltung 3, 5. Etage, beim Personalser vice- holten Hundertjahrfeier den ersten Preis Geschichte ausführlich und in gebundener Team Stahlerzeugung. „gemacht“. Mutter Michaela Machura, Mit- Form. Das Beste daran: Mitarbeiter können Einzige Einschränkung bei der Bücher- arbeiterin im Betriebsarztzentrum, freute sich gegen Vorlage des Werksausweises Ausgabe: Jeder hat nur Anspruch auf ein sich mit ihrem Sohn. persönlich ein Exemplar des Werks „Eine Exemplar.
10 03 • 2010 Mitarbeiter a Internationale Sonderausstellung: Die Glut von Eisen und Stahl Klaus Ritterbusch Flowing Steel, Öl auf Leinwand 1997 (280 x 215 cm)
03 • 2010 11 Glühende Hitze, gleißendes Licht, giganti mal tadelnd, mal überschwänglich, mal sches Getöse: Fast meint man, beim Anblick kritisch – die Welt der Montanindustrie in des Werks „Flowing Steel“ den Ruß auf der Szene setzen. Den Leitfaden bilden dabei Zunge schmecken zu können und die Glut zehn „Regions of Vulcan“, das heißt Orte, an auf der Haut zu spüren. Klaus Ritterbusch, denen Bergbau und Eisenverhüttung die Re der Meister der Gelb- und Rottöne, schuf mit gion geprägt haben. Dazu zählen u. a. Iron diesem Bild, das zurzeit als monumentale bridge in England, die Wallonie, Sardinien, Leihgabe der HKM im Kesselhaus der Zink Oberschlesien, Pittsburgh in den USA und fabrik Altenberg, Oberhausen, zu sehen ist, natürlich das Ruhrgebiet. ein lebendiges Abbild der Stahlindustrie. Bilder aus der Arbeitswelt Zu etwas Besonderem werden die Indus Aaron Harry Gorson, Industrial scene, Pittsburgh, 1928, Öl auf Leinwand, 91,5 x 101,5 cm, triebilder von Ritterbuschs Werken vor Werke aus und über diese Regionen vermit- Leihgeber: Westmoreland Museum of American allem durch das übernatürlich wirkende teln, dass besonders die Montanindustrie Art, Greensburg/Pennsylvania, USA Leuchten der Farben. Auch bei seinem Werk nicht nur in unserer Region, sondern in der „Flowing Steel“ steht das Feuer, der glü- ganzen Welt landschaftsprägend wirkte. hende Stahl als Protagonist im Vordergrund. Historische Stadtbilder mussten den Schlo Industriemalerei eine Exotin Heiße Funken verteilen sich über den ten und Fördertürmen weichen, aber auch ganzen Raum und die Umgebung, die die Bevölkerung veränderte sich. Stetige Obwohl im LVR – Industriemuseum in Ober schmutzige und kalte Industriehalle tritt in Migration sowie die harten Arbeitsbedin hausen derzeit über 200 Werke präsentiert den Hintergrund. gungen schufen eine neue Identität. So zei- werden, widmeten sich insgesamt nur we- gen die Bilder der Ausstellung eben auch nige Künstler diesem bis heute aktuellen Sonderausstellung das Leben um und mit der Industrie. Dar Thema. Die Industriemalerei blieb somit „Feuerländer – stellungen der Produktion kommen genauso eine Exotin. Umso beeindruckender ist der Regions of Vulcan“ vor wie Bilder der Arbeit und der Arbeiter. So Umfang der Ausstellung, die derzeit zu zeigt Henry Luytens Tryptichon wütende sehen ist. Zu finden sind die „Feuerländer“ Damit passt das Werk hervorragend in den Arbeiter mit roter Fahne, eine frierende an zwei Standorten in Oberhausen. Das Kontext der Sonderausstellung „Feuerländer Mutter mit ihrem Kind und Soldaten vor Peter-Behrens-Gebäude an der Essener – Regions of Vulcan“, die anlässlich der einer Reihe exekutierter aufständischer Straße zeigt den Ausstellungsteil „Feuer Europäischen Kulturhauptstadt Ruhr 2010 Arbeiter. In diesem Bild kommen somit alle kult“ mit historischen Malereien, im vom 25. Juli bis 28. November 2010 im LVR – Facetten der dunklen Seite der Arbeitswelt Kesselhaus der Zinkfabrik Altenberg wer- Industriemuseum in Oberhausen gezeigt zum Ausdruck. Doch auch positive Bilder der den die zeitgenössischen Werke unter dem wird. Hier geht es nämlich um genau das: Industrie spielen eine Rolle. Ernst Ludwig Titel „Brandherde“ präsentiert. Beide Aus um Hitze, um Arbeit, um Feuer, um Stahl Kirchner schuf 1926 mit seinem Werk stellungsteile sind noch bis zum 28. und um Kohle. Und vor allem um deren „Chemnitzer Fabriken“ das Bild einer knall November 2010 geöffnet. Begleitend zur künstlerische Umsetzung. Gezeigt werden bunten Industrieanlage, die unter den eher Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der Gemälde der Industriemalerei aus den letz- düsteren Darstellungen vieler anderer an der Museumskasse für 32 Euro, im ten zwei Jahrhunderten, die – mal lobend, Künstler deutlich hervorsticht. Handel für 36 Euro erworben werden kann. Hendrik Luyten, Der Streik, De Werkstaking (Triptychon), 1888-1893, Öl auf Leinwand, 355 x 1110, Leihgeber: Collectie Stedelijk Museum Roermond, Nederland, Foto: Peter Kessels, Collectie Stedelijk Museum Roermond
12 03 • 2010 Kompetenz a Optimierung Beschaffungs-Management: Die Normalität in den Griff bekommen Sie gehören zum Alltagsbild auf der Hütte: tige. Um die Formalitäten kümmert sich Rechtsverbindlichkeit für alle Fremdfirmen und ihre Mitarbeiter, die im doch der Einkauf. Und um die Preise auch: Beteiligten Auftrag von HKM von der Reinigungsdienst Kosten senken ist also Einkaufssache.“ leistung bis hin zur Unterstützung bei Groß Bei genauerem Hinsehen ist nun aber fest- reparaturen eingesetzt werden. Da kommt Viele Mitarbeiter eingebunden gestellt worden, dass es trotz – vielleicht aufs Jahr gesehen schon eine ganze Menge auch manchmal gerade wegen – verschie- zusammen: Rund 150 Millionen Euro werden Doch Halt! Ganz so einfach ist es nun auch dener Arbeitsanweisungen und Richtlinien pro Jahr an Fremdleistungen vergeben, die wieder nicht, denn nicht nur der Einkauf be- an vielen Stellen Unsicherheiten und nicht wiederum von etwa 1.200 Mitarbeitern stellt und beauftragt. Oft sind viele ausreichende Handlungssicherheit gab. Und externer Firmen auf dem Hüttengelände oft- Mitarbeiter – von der Arbeitsvorbereitung trotz gegenteiliger Meinung einzelner mals zusammen mit HKM-Kollegen durchge- bis zur Geschäftsführung – direkt oder indi- „Praktiker” auf der Hütte waren einzelne führt werden. Kaum jemand, der sich ange- rekt in die Beschaffung mit eingebunden: Abläufe eben doch nicht so „okay“ wie an- sichts dieser täglichen Normalität den Kopf als Besteller, Freigeber oder Leistungs genommen. Aber um nicht schwarz zu darüber zerbricht, ob bei der Beauftragung empfänger. Dabei fängt die Beschaffung ei- malen, sehen wir die Sache doch lieber von dieser Firmen bzw. bei der Abwicklung der gentlich lange vor der SAP-Bestellung an. Es der positiven Seite: Mit einer klaren beauftragten Leistungen alles in geordneten müssen eventuell Leistungsverzeichnisse Definition des vereinbarten Leistungsum Bahnen abläuft. Bis jetzt jedenfalls, denn nun erstellt, Gewährleistungsfristen beachtet fangs und der geplanten Kosten bereits vor wurde der gesamte Prozess nicht zuletzt auch oder Rahmenverträge abgeschlossen wer- Beginn der Arbeiten wird sichergestellt, dass auf Veranlassung der Gesellschafter einmal den. Während der Leistungserbringung auch das Geld zur späteren Begleichung der näher unter die Lupe genommen. Und dabei müssen bestimmte Anforderungen einge- Rechnung vorhanden ist. Eine korrekte stellte sich heraus, dass es eine ganze Menge halten und auch überwacht werden. Selbst Bestellung erzeugt Rechtsverbindlichkeit für Verbesserungspotenzial gibt – hinsichtlich die eigentliche Abrechnung der Leistung HKM, unsere Mitarbeiter und nicht zuletzt der Organisation der Beschaffung, der Kosten kann unter Umständen den einen oder an- auch für unsere Lieferanten. Und Rechts und damit auch der Wettbewerbsfähigkeit deren zusätzlichen Schritt benötigen. Das verbindlichkeit gibt Sicherheit. Beispiels von HKM. macht den Prozess komplexer als man zu- weise demjenigen, der einen Fremden mit nächst glaubt, und um das reibungslose Arbeiten in Gefahrenbereichen beauftragt, „Ja und?“, wird jetzt so mancher sagen und Zusammenspiel aller Prozessbeteiligten si- demjenigen, der die Arbeiten ausführt – und mit den Schultern zucken: „Was hat das mit cherzustellen, ist ein einheitlicher und für nicht zuletzt auch demjenigen, der für all mir zu tun? Ich kenne meinen Arbeitsbereich jeden Beteiligten transparenter Ablauf er- dies die Verantwortung übernimmt, der und ich weiß, welche Leistungen ich benö- forderlich. HKM.
03 • 2010 13 Bereichsübergreifendes Projekt Transparenz = Prozesssicherheit Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Außerdem steht Mitarbeitern und Ja, es geht um die Einhaltung von Richtlinien, Vorgesetzten in Zukunft ein automatisier- um saubere Dokumentation und um tes Berichtswesen zur Verfügung, das jedem Transparenz über den gesamten Prozess Einzelnen die Beschaffungsvorgänge in sei- hinweg. Nein, es handelt sich nicht um nem Arbeits- bzw. Verantwortungsbereich „noch mehr sinnlose Bürokratie“. Und es transparent darstellt. Diese Klarheit von der geht auch nicht darum, „wieder einmal alles Beauftragung bis hin zur Abrechnung ver- anders zu machen als vorher“. Die ge- hindert zum Beispiel, dass uns ein Vorgang wohnten Abläufe werden nur an wenigen erst bei der Abrechnung als böse Stellen angepasst, das Augenmerk liegt viel- Überraschung „vor die Füße fällt“. Mit ver- mehr auf der Einhaltung der bestehenden vorher auf die Kosten zu schauen. Dabei ist gleichsweise geringem Aufwand und nur Regelungen. das Ganze nicht einfach am Schreibtisch geringfügigen Änderungen der bisherigen Auch von den Gesellschaftern wurde hier erdacht und beschlossen worden. Vielmehr Abläufe erreichen wir also die für HKM not- Handlungsbedarf erkannt und so wurde wurde die Ist-Situation detailliert analysiert, wendige Prozesssicherheit. Sichere und quasi von höchster Stelle ein Projekt zur dazu zig Gespräche mit den Betrieben und planbare Prozesse ermöglichen es uns, zu Überarbeitung der HKM-Beschaffungs den Mitarbeitern geführt, andere Industrie jedem Zeitpunkt im Beschaffungsprozess vorgänge ins Leben gerufen. Und da die unternehmen besucht und unter die Lupe steuernd einzugreifen und somit rechtzeitig Beschaffung wie oben dargestellt viele genommen. Das alles nach dem Motto: Wie effektiven Einfluss auf unsere Kosten zu Beteiligte angeht, wurde die gesamte sollte etwas ablaufen und wie läuft es tat- nehmen. So sichern wir langfristig die Projekt-Organisation von der Geschäfts sächlich ab. Der vorgesehene Ablauf wurde Wettbewerbsfähigkeit der Hütte. Und das führung auch bereichsübergreifend aufge- dazu in zwei neue Richtlinien gegossen. sollte doch eigentlich jedem eine kleine stellt: Vom Einkauf bis zur Technik, vom Neben der Richtlinie zur Beschaffung im Anstrengung wert sein, oder? Controlling bis zum Betriebsrat arbeiten Regelfall gibt es nun auch eine Richtlinie, viele Bereiche daran, die neuen Abläufe zu welche die vereinfachte Beschaffung im einer echten „Gemeinschaftsproduktion“ zu Störungsfall verbindlich regelt. Diese Richt Auf den Punkt gebracht machen. linien setzen praktisch die Leitplanken für das künftige Vorgehen von der Planung 1. „Mach mal“ is‘ nicht Leitplanken gesetzt einer Leistung bis zur Abrechnung und Vor der Beauftragung einer Leistung müs- Nachkontrolle. sen Aufwand und Kosten verbindlich abge- Das Ziel: Abläufe schaffen, deren Einhaltung schätzt werden. Hierzu ist vom Lieferanten zugleich die eigenen Mitarbeiter schützt, Wie geht’s weiter? eine Vorkalkulation bzw. ein Angebot einzu- den eingesetzten Fremdfirmen und HKM holen. Rechtssicherheit in der Beauftragung gibt Damit zum Start der Richtlinien am 1. Oktober 2. Wer schreibt, der bleibt und uns gleichzeitig ermöglicht, genauer als 2010 überall Klarheit besteht, laufen bereits Keine Leistungserbringung ohne vorherige seit Mitte August Schulungen für alle unmit- freigegebene Bestellung! telbar am Beschaffungsprozess Beteiligten. Weitere Hilfestellung und Unterstützung für 3. Vier Augen sehen mehr als zwei die richtige Umsetzung geben dabei ver- Die Abnahme von Leistungen erfolgt im schiedene Hilfsmittel. So werden beispiels- 4-Augen-Prinzip. weise einige der systemtechnischen Gege 4. Auch die Mitarbeiter der Lieferanten benheiten in SAP angepasst, um die korrekte wollen ihr Gehalt pünktlich Anwendung über den gesamten Prozess Vom Lieferanten zur Abnahme / Anerken- hinweg einfacher und bequemer zu gestal- nung vorgelegte Leistungen sind innerhalb ten als bislang. So ist nun auch eine deutlich von 5 Arbeitstagen abzunehmen. vereinfachte Abwicklung für den Störungs fall vorgesehen, die es ermöglicht, einen 5. Auch wenn’s schnell gehen muss – ran Lieferanten schnell und unbürokratisch über ans SAP eine Störmeldung dokumentiert, und damit Im Falle einer Störung ist die neue Störab- rechtlich abgesichert, zu beauftragen. Die wicklung im SAP verbindlich zu nutzen. Das „Büroarbeit“, das heißt die formale Bestellung gibt uns und dem Lieferanten Rechtssicher- im Regelfall, wird dann in Ruhe nach der heit und vereinfacht die Bestellabwicklung Störungsbeseitigung erledigt. nach Schadensbeseitigung.
14 03 • 2010 Kompetenz a Mischerreparatur im Stahlwerk: Vorauseilenden Verschleiß erfolgreich bekämpft Wenn überhaupt, dann sind die beiden Mi und damit eine punktuelle Schwächung der auch ein Verlust an Durchsatz sowie ein scher im Stahlwerk vielen bei HKM nur als mit feuerfestem Material ausgestatteten hoher und wesentlich früherer Kosten monströse Gebilde bekannt. Bei der Frage Gefäße vorliegt. Und genau darum ging es aufwand drohte. nach Sinn und Zweck erntet man jedoch in den letzten Wochen und Monaten. zumeist ein Schulterzucken. Tatsächlich hat Vorgeschichte mit Folgen sich die Funktion der rund 2.000 Tonnen Regelmäßige visuelle Kontrolle Roheisen fassenden Mischer im Laufe der Obwohl der Verschleiß also wesentlich frü- Zeit deutlich geändert. Vor vielen Jahren, als In der Regel wird eine Neuzustellung der Mi her als normal auftrat, war man bei HKM die Hütte noch über sechs Hochöfen ver- scher nach fünf Millionen Tonnen Durchsatz nicht wirklich überrascht davon. Was wiede- fügte, wurden die Mischer noch ihrem fällig. Denn dann sind sie durch den täg- rum mit einer Vorgeschichte zu tun hat, in Namen gerecht und für die Vergleichmäßi lichen Gebrauch so mitgenommen, dass sie deren Verlauf sich bereits so manche Ano gung der Roheisenanalysen eingesetzt. Heu überholt werden müssen. Da man um die malie angedeutet hatte. Im Mai 2007 war te jedoch, wo die beiden noch verbliebenen potenzielle Gefährdung der Schwergewichte der Mischer 2 neu zugestellt und in Betrieb Hochöfen gleich laufen, muss nicht mehr weiß, werden sie praktisch täglich unter die genommen worden, wobei im Zuge der gemischt werden. Was nicht heißen soll, sprichwörtliche Lupe genommen. Visuelle Neuzustellung zur Verbesserung der Tem dass die Mischer nicht mehr gebraucht wer- Kontrolle heißt das Zauberwort, um Schad- peraturwechselbeständigkeit ein anderes den. „Heute dienen sie als Puffergefäße, um oder Schwachstellen frühzeitig auf die Spur Material als bisher zur Ausmauerung des die diskontinuierliche Nachfrage auszuglei- zu kommen. So wie Ende vorigen Jahres, als Eingussschachtes eingesetzt wurde. Schon chen“, erklärt Timm Jesberg, im Stahlwerk am Übergang vom Schacht zum Panzer die unmittelbar nach dem Aufheizvorgang und Leiter Fachgebiet Produktverbesserung. hohe Wärmebelastung den Stahlpanzer von vor Inbetriebnahme musste allerdings der Mischer 2 in hellem Orange erleuchten ließ. Übergang zwischen Zylinder- und Schacht Ein im wahrsten Sinne des Wortes heißer Bestes Zeichen dafür, dass etwas nicht mauerwerk am Außeneinguss dicht ge- Einsatz. Und da die Gefäße tagtäglich flüs- stimmte. „Das Verschleißfutter am Außen spritzt werden, kurz nach der Inbetrieb sigem Metall und Abgasen ausgesetzt sind, einguss war vollständig aufgebraucht, und nahme wiesen die Schächte bereits einen ist Verschleiß an der Tagesordnung. Nicht das nach einem Durchsatz von nur 2,8 Mil übermäßigen Verschleiß auf. Durch den Ein allerdings ein so genannter vorauseilender lionen Tonnen“, sagt Timm Jesberg. Womit satz einer hochwertigen Pflegemasse konn Verschleiß. Von dem dann die Rede ist, wenn nicht nur die bislang übliche Reisedauer der te dieser Verschleiß schließlich gebremst an einer Stelle überproportionaler Abbrand Gefäße mehr als gefährdet war, sondern werden, allerdings nicht für lange. Denn
03 • 2010 15 Montage der Bewehrungsgitter am heißen Rund acht Stunden dauerte allein der Spritz Mischereinguss vorgang, bei dem etwa zehn Tonnen Spritz masse zum Einsatz kamen. Mit Erfolg: Die Masse klebte gut und auch nach acht Tagen waren weder Verschleiß noch Risse oder Ab nach den bereits erwähnten 2,8 Millionen platzungen festzustellen, wie Timm Jesberg Mitarbeiter a Barbarafeier: Zum sechsten Tonnen Durchsatz war von dem gut 600 berichtet. Der übrigens auch voll des Lobes Millimeter starken Futter nur noch so wenig für die Mitarbeiter des HKM-Dienstleisters Mal „Macht vorhanden, dass die Temperatur im Innern ist: „Was die an persönlichem Einsatz ge- den Panzer rot leuchten ließen. Was folgte, zeigt haben, ist schon aller Ehren Wert“, hoch Tor 1“ waren Reparaturarbeiten der besonderen sagt er. Art, denn sie wurden während des lau- fenden Betriebs durchgeführt. Gleiche Behandlung für den zweiten Schacht Zum inzwischen sechsten Mal heißt es am Zehn Tonnen Spritzmasse 5. Dezember 2010 in Huckingen „Macht eingesetzt Seit der Reparatur sind inzwischen weitere hoch Tor 1“. Unter diesem Motto lädt HKM 800.000 Tonnen flüssiges Roheisen durch alle Bürgerinnen und Bürger aus der Nach Da eine detaillierte Beschreibung dieser Ar die Mischer geflossen, der Durchsatz liegt barschaft, die Mitarbeiterinnen und Mit beiten hier zu weit führen würde, seien an mittlerweile bei etwa 3,6 Millionen Tonnen arbeiter sowie alle Leser von „Wir bei HKM“ dieser Stelle nur einige wenige, dafür aber und wird wohl auf deutlich über vier Mil zur Barbarafeier und dem anschließenden wesentliche Punkte aufgezeigt. Nachdem lionen Tonnen und damit erheblich mehr als „Danach“ (bei alkoholfreiem Glühwein und zum Schutz vor der Strahlungshitze wäh- erwartet steigen. Damit ist die Reparatur si- Weihnachtsgebäck) auf die Hütte ein. Vor rend der Reparatur eine Isolierplatte vorbe- cherlich als Erfolg zu buchen. Nicht zuletzt bereitet und durchgeführt wird der ökume- reitet worden war, wurden die verschlackten deshalb, weil bei der vergleichsweise preis- nische Gottesdienst vom Kirchlichen Dienst Bereiche von den Mitarbeitern des Feuer werten Spritzreparatur eine Masse zum Ein in der Arbeitswelt, der Katholischen Arbeit fest-Dienstleisters mit Presslufthämmern satz kommt, deren Haltbarkeit der bisher nehmerbewegung, der Industriegewerk gesäubert. Damit lag der Panzer des Mi üblichen Mauerung ebenbürtig ist. Den schaft Metall und zahlreichen HKM-Mitar schers an einigen Stellen frei. Das Ganze noch: Wenn der Mischer seine Reise been- beitern. Veranstaltungsort für die sechste wurde dann mit Bewehrungsmatten ausge- det und dann erneut zugestellt wird, wird Barbarafeier von HKM, die um 16.30 Uhr be- kleidet und anschließend mit einer 50 Zenti man wohl wieder auf das alte Steinkonzept ginnt (Einlass ab 15.30 Uhr), ist auch an die- meter dicken Schicht ausgespritzt, die auf zurück greifen. Damit der vorauseilende sem zweiten Advent wieder die Werkshalle Magnesiumoxid (MgO)-Basis gefertigt wird. Verschleiß die Ausnahme bleibt. des ehemaligen Elektrobetriebs. Mischereinguss mit Stahlbewehrungsmatten zur Stabilisierung der Reparaturmassen
16 03 • 2010 Mitarbeiter a Abteilung TI-E zehn Jahre unfallfrei: Rheintour als Belohnung Ob es eine typisch deutsche Angewohnheit auf eine strukturierte Arbeitssicherheit ge- richtigen Umgang mit Werkzeugen oder ist, sei einmal dahin gestellt. Tatsache ist legt hat. durch intensive Nutzung und Anwendung allerdings, dass bei Misserfolgen gerne in von Begehungskarten. Von nichts kommt tensiv nach den Ursachen geforscht und oft Überall auf der Hütte schließlich nichts, und zehn Jahre unfallfrei harsche Kritik geübt wird, Erfolge hingegen im Einsatz wollen schon erarbeitet sein. Ein wichtiger als Selbstverständlichkeit hingenommen Aspekt dabei war und ist sicherlich auch, werden. Was für die Motivation der Mitar Noch bemerkenswerter wird die unfallfreie dass bei TI-E die gesamte Führungsmann beiter nicht unbedingt förderlich ist. Bei Zeit von zehn Jahren angesichts der Tat schaft vom Meister über den Techniker bis HKM verfolgt man daher in Sachen „Unfälle“ sache, dass die rund 70 Mitarbeiter von TI-E hin zum Vorarbeiter die Arbeitssicherheit längst eine Doppelstrategie: Es wird genau permanent auf der Hütte unterwegs sind, als „ihr“ Thema verinnerlicht hat. Und es hingeschaut, auf Fehlverhalten hingewiesen sich die einzelnen Teams um Motorenwech entsprechend vorlebt. und anschließend Entsprechendes in die We sel, um Reparaturen an Kranklimaanlagen ge geleitet. Gleichzeitig werden positive oder die Störungsbehebung auf der Energie Anerkennung für Entwicklungen aber auch gelobt und be seite kümmern. Kein Betrieb, in dem sie in außergewöhnliche Leistung lohnt. So wie bei der Abteilung TI-E, deren den vergangenen zehn Jahren nicht gewe- zehnjährige Unfallfreiheit die Mitarbeiter sen wären. Was dazu geführt hat, dass die Gründe genug also, sich am 19. Juli mit Zu kürzlich mit einer Schiffstour auf dem Rhein Männer von TI-E die Hütte wie ihre eigene friedenheit und Stolz auf eine ausgiebige feierten. Westentasche kennen. Und deshalb umso Rheintour zu machen und die überstan- mehr auf scheinbar Bekanntes aufpassen denen zehn Jahre ohne eine einzige Verlet Die Belohnung ist mehr als berechtigt. und sich in der Vergangenheit auf zahlreiche zung mit Ausfalltag zu feiern. Bis zum Schließlich gibt es nicht nur für Unfälle, son- Unwägbarkeiten sorgfältig vorbereitet ha Werksgelände von TKS schipperten die Mit dern auch für Unfallfreiheit Gründe und ben. Etwa durch Parcours zum Thema „Ge arbeiterinnen und Mitarbeiter von TI-E, wo Ursachen – beides passiert nicht einfach. hen und Steigen“, mit Maßnahmen zum dann eine Besichtigung vom Wasser her auf Auch nicht bei TI-E, wo man laut Prozessleiter dem Programm stand. Natürlich war wäh- Wilfried Reuß manche Maßnahmen halt rend der Tour auch für das leibliche Wohl früher als andere eingeführt hat. Etwa die gesorgt, so dass es den Gästen an nichts Analyse von Beinaheunfällen oder auch die fehlte. Auch nicht an lobenden Worten für Abarbeitungssystematik von Ereignissen, den Grund des Ausflugs, den Wilfried Reuß die inzwischen in den Zwischenfallbericht bei einer kurzer Ansprache noch einmal in gemündet ist. Wie überhaupt TI-Bereichs Erinnerung rief. Für die meisten war dieser leiter Dr. Jens Reichel von jeher großen Wert Tag deshalb nicht nur ein schönes Erlebnis, sondern mehr: die Anerkennung für eine au- ßergewöhnliche Leistung. Was – wie ein- Begrüßung und Dank an die Mitarbeiter für hervorragende Sicherheitsarbeit durch gangs erwähnt – nicht immer und überall Wilfried Reuß selbstverständlich ist.
03 • 2010 17 Mitarbeiter a Kolumne des Betriebsrats: Neues Prämiensystem im Stahlwerk als Pilotprojekt Während die Tarifverhandlungen bei Redak schafft wird. Komplett neu ist dieser Ge lung, um den Bezug zur Zielerreichung klar tionsschluss noch in vollem Gange waren danke nicht, das weiß auch Norbert Keller. herzustellen, oder die Zahlung nach einem und demzufolge an dieser Stelle auch kein „Im Ansatz haben wir dieses Modell bereits längeren Zeitraum, etwa einem Quartal. Ergebnis bekannt gegeben werden kann, im Jahr 2008 geplant, aber die dann fol- „Dann wäre zwar der Bezug nicht mehr so nimmt anderes inzwischen deutliche Kontu gende Krise hat uns nicht nur durch diese eindeutig, dafür aber die jeweilige Summe ren an. Die Rede ist von dem neuen Prämien Rechnung einen dicken Strich gemacht.“ etwas höher“, macht Norbert Keller die un- system für Tarif-Mitarbeiter, das als eine Art Jetzt will man das Ganze noch mal anpa- terschiedlichen Vorstellungen deutlich. Pilotprojekt für die Hütte erstmals im Stahl cken, noch dazu ein wenig schlauer als vor werk eingeführt werden soll. Bislang gilt bei zwei Jahren. Im Fokus steht daher auch na- So schnell wie möglich HKM bekanntlich eine Betriebsvereinbarung hezu ausschließlich der 1a-Versand und über die ergebnisorientierte Einmalzahlung. damit – wenn man so will – die Kunden – Klar scheint hingegen, dass das System Der gezahlte Bonus machte sich dabei im sprich Gesellschafter-Zufriedenheit. schon sehr bald eingeführt werden soll. Die Groben am Ergebnis der Muttergesellschaf Zeitschiene? „So schnell wie möglich“, be- ten sowie in der Regel an zwei hüttenweiten Mehr Chancen als Risiken tont Uli Kimpel. Im Klartext könnte das be- Zielen fest, die – wie etwa Arbeitssicherheit deuten, dass vielleicht schon zum 1. Oktober – von Geschäftsführung und Betriebsrat In trockenen Tüchern ist das Ganze nach das neue System greifen könnte. Zunächst – gemeinsam festgelegt werden. Aussage von Uli Kimpel und Norbert Keller wie schon gesagt – als Pilotprojekt für das zwar noch nicht, die Verhandlungen über Stahlwerk. Allerdings wird schon heute da- 1a-Versand im Mittelpunkt die exakte Ausgestaltung der Systems lau- rüber nachgedacht, das Modell bei Erfolg fen noch. Aber: „Wir sehen gute Chancen, auf die gesamte Hütte zu übertragen. Ob Das soll nun anders werden, wie Uli Kimpel dass wir eine arbeitnehmerfreundliche Re und wie das geschehen kann, steht derzeit und Norbert Keller erläutern. Im Mittelpunkt gelung auf den Weg bekommen.“ Zumal die noch nicht genau fest. Das generelle Signal des neuen Prämiensystems steht das er- beiden Betriebsräte mit diesem System ist jedoch klar: Wenn es gelingt, die Ansprü klärte Ziel von HKM, neben einer Verbesse mehr Chancen als Risiken für die Beleg che und Erwartungen der Gesellschafter zu rung der Arbeitssicherheit auch die Liefe schaft sehen. „Wir setzen auf die Fähigkeiten erfüllen, soll sich das auch für die HKM- rung der von den Gesellschaftern bestellten unserer Kollegen und sind fest davon über- Mitarbeiter lohnen. Und dass dies auch ge- Mengen sicherzustellen. „Im Kern geht es zeugt, dass sie diese Güte produzieren kön- lingen wird, darüber besteht beim Betriebs um den 1a-Versand, der aus dem Stahlwerk nen.“ Während hinsichtlich der Prämien-Be rat jedenfalls kein Zweifel. rausgeht“, bringt es Uli Kimpel auf den zugsgröße – 1a-Versand – schon größtenteils Punkt. Um einen entsprechenden Anreiz zu Einigkeit herrscht, sind die Zahlungsmodali Erläutern das neue Prämiensystem: geben, soll eine bestimmte Summe dann täten noch nicht völlig geklärt. Zur Diskus Betriebsräte Ulrich Kimpel (links) und bezahlt werden, wenn das Monatsziel ge- sion stehen dabei eine sehr zeitnahe Zah Norbert Keller (rechts)
18 03 • 2010 Projektbesprechung: Karl-Heinz-Polka, Prozessleiter Medienversorgung Alltag eines Elektrotechnikers: Christian Lingk stellt die neuen Funk- Gase und Wasser, diskutiert mit Christian Lingk Einzelheiten. tionen des Druckluftkompressors im Prozessleitsystem PCS7 vor. Mitarbeiter A Mitarbeiter stellen ihren Arbeitsalltag vor: Bisher alles richtig gemacht So mit 16, 17 Jahren war für Christian Lingk Beginn eines Ausbildungs-Marathons wer- sich irgendwann einmal auch was leisten zu bezüglich der weiteren Zukunft alles klar. den, der bis heute noch nicht abgeschlossen können. Konsequent wie er ist, schaltete er Die Fachoberschulreife war geschafft, nun ist. für das ganze Ruhrgebiet eine Anzeige „Pro- sollte es ans Geld verdienen gehen. Auch das zessleitelektroniker sucht neuen Wirkungs- „Wie“ stand für ihn schon fest: Mess- und Wechselnde Stationen kreis“ und hatte damit anscheinend voll ins Regelmechaniker bzw. Prozessleitelektroni- Schwarze getroffen. Mehr als 20 Firmen ker wollte er werden, weil er sich schon Doch der Reihe nach. Nach dreieinhalb Jah- meldeten sich bei ihm. Viele Zeitfirmen, immer viel mit Elektronik und Computern ren Ausbildung bei TKS in Duisburg-Ham- aber auch RWE und die HKM, die er zu die- beschäftigt hatte und ihn das Thema ein- born machte Christian Lingk im Januar 1997 sem Zeitpunkt noch nicht kannte. Ziemlich fach interessierte. seine Abschlussprüfung und arbeitete im verwundert angesichts der freien Auswahl, Zuge einer befristeten Übernahme anschlie- nahm Christian Lingk die Angebote unter Dem Wunsch ließ der heute 34jährige Taten ßend fünf Monate im Stahlwerk. Da TKS die Lupe, schaute sich die Unternehmen an folgen, suchte entsprechende Firmen aus nach dieser Zeit keine ehemaligen Azubis und entdeckte bei HKM: „Die sind ja fast und bewarb sich. Unter anderem auch bei übernahm, absolvierte er zunächst seinen wie ThyssenKrupp Stahl.“ Womit die Würfel ThyssenKrupp Stahl, wo er schließlich nach Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz in gefallen waren. Da die Anstellung in einem Einstellungstest und Vorstellungsgespräch Wesel und begann danach bei einer Dorste- größeren Unternehmen zunächst einmal einen Ausbildungsplatz als Prozessleitelek- ner Firma im Elektroanlagenbau. Eingesetzt Priorität hatte, lehnte sich Christian Lingk in troniker erhielt. Was zu diesem Zeitpunkt wurde er dabei auf dem vertrauten Terrain punkto Weiterbildung zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte: Das sollte erst der von TKS, wo er sowohl im Stahlwerk als noch nicht so weit aus dem Fenster. „Aller- auch am Hochofen arbeitete. „Eine hervor- dings habe ich meine Bereitschaft und mein ragende Vorbereitung auf meine spätere Interesse daran doch schon anklingen las- Tätigkeit bei HKM, was ich damals aber sen.“ Am 1. Juli 2001 startete er bei HKM als noch nicht wusste“, blickt Christian Lingk Prozessleitelektroniker im Team Wasser von zurück. Zweieinhalb Jahre machte er diesen TI-M und machte damit erstmals wirklich Job, dann wechselte er zu einer anderen das, was er gelernt hatte. Weseler Firma in den Bereich Netzwerk- und Kommunikationstechnik. „Da war das ge- Meisterschule neben dem Job fragt, was ich früher als Hobby gemacht habe, beispielsweise die Vernetzung von Sein erster Eindruck von dem neuen Arbeit- Rechnern“, erinnert er sich. Eigentlich ein in- geber: kleiner als TKS, dafür aber umso mit- teressanter Bereich, wie er auch heute noch arbeiterorientierter. „Ich fand es schon be- zugibt und doch: So langsam dämmerte merkenswert, dass ich gleich in den Leit- Steckbrief Christian Lingk, dass er etwas anderes stand konnte oder man mir sofort gezeigt Name: Christian Lingk wollte. hat, wofür die Medienversorgung zuständig Alter: 34 Jahre ist und was mich im Team Wasser / Abwas- Familienstand: verheiratet Start bei HKM ser versorgung an Aufgaben erwartete.“ Ausbildung: Prozessleitelektroniker Kurz: Er wurde freundlich aufgenommen Heutige Elektrotechniker bei Qualifikation hatte er sich bereits zum da- und integriert, sofort in eine große Revision Tätigkeit: TI-M / Team Wasser maligen Zeitpunkt fest in seinen Lebensplan einbezogen und damit in den Umbau des Bei HKM seit: 1. Juli 2001 geschrieben – um vorwärts zu kommen und Elektrogebläses 2 eingebunden. Es lief alles
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