Lohnargumentarium 2019 - Lohnrunde 2019/2020 - September 2019. Stand der Prognose: Juli 2019 - Angestellte Schweiz

Die Seite wird erstellt Felix-Stefan Herbst
 
WEITER LESEN
Lohnargumentarium 2019
Lohnrunde 2019/2020

                         September 2019. Stand der Prognose: Juli 2019
Vorwort

    Mitte August kündigten Ökonomen eine wahrscheinliche Rezession in Deutschland an. Für
    die Schweizer Industrie, insbesondere für die exportorientierten Unternehmen, wäre eine
    Rezession in Deutschland nicht ohne Konsequenzen. Die Ergebnisse der Unternehmen
    könnten tiefer ausfallen. Darüber hinaus existieren auf internationaler Ebene politische
    Instabilitäten, die sich negativ auf die Wirtschaft auswirken könnten. Beispiele sind der
    Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der Atomstreit mit dem Iran. Diese
    Alarmzeichen deuten auf schwierige Lohnverhandlungen hin, weshalb es wichtig ist, dass
    Sie sich mit Hilfe dieses Lohnargumentariums der Angestellten Schweiz gut darauf vorbe-
    reiten.
    Müssen wir wirklich alarmiert sein? Für das Konjunkturforschungsinstitut BAK Economics
    bestehen zwar negative Risiken im Ausland, diese werden jedoch im Laufe des Jahres
    2020 sukzessive in den Hintergrund treten. Die Schweizer Wirtschaft hat die Krise von
    2015 überwunden und boomt.
    Ob in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) oder in der c­­hemisch-
    pharmazeutischen Industrie, die Produktivität hat in den letzten Jahren stark zugenom-
    men. Die Löhne folgten diesem Trend jedoch nicht. Auch aufgrund der Inflation sind sie
    kaum gestiegen. Für die Angestellten Schweiz ist deshalb klar: es besteht ein Nachholbe-
    darf. Darum fordert der Verband für die Verhandlungsrunde 2019/2020 Lohnerhöhungen
    von bis zu 1,9%. Wie Sie auf den folgenden Seiten sehen, stützen diverse Sachverhalte
    diese Forderung. Als Arbeitnehmervertreter*in und Angestellte*r finden Sie die richtigen
    Argumente für die Situation Ihres Unternehmens. Diese verhelfen Ihnen dazu, deutliche
    Gehaltserhöhungen auszuhandeln.
    Die Angestellten Schweiz fordern nicht nur ein Aufholen bei den Löhnen, sondern appel-
    lieren auch an die Schweizer Politik, sich für die Schweizer Industrie und ihre Angestellten
    einzusetzen. Sie verlangen eine rasche Unterzeichnung des Rahmenabkommens mit der
    Europäischen Union. Stabile Beziehungen zur Europäischen Union sicherzustellen ist für
    die Schweizer Exportindustrie eine Notwendigkeit. Die Europäische Union ist und bleibt
    der wichtigste Handelspartner der Schweiz.
    Die Arbeitgeber dürfen nicht mehr länger damit warten, Frauen und Männern den gleichen
    Lohn auszurichten. Der Frauenstreik vom 14. Juni 2019 hat deutlich gemacht: Frauen, die
    in Zeiten des Fachkräftemangels ein erhebliches Arbeitskraftpotenzial darstellen, wollen
    die Lohngleichheit jetzt.
    Es ist auch heute und nicht morgen an der Zeit, Massnahmen für eine gerechte Alters­
    vorsorge für alle Generationen zu ergreifen. Die Angestellten Schweiz plädieren für eine
    Flexibilisierung des Rentenalters.

    Quelle der Inhalte und Daten auf den folgenden Seiten 4 bis 20:
    BAK Economics AG, 4053 Basel, www.bak-economics.com. Stand der Prognosen: Juli 2019.
2
Inhalt

Faktoren, die bei den Lohnverhandlungen eine wichtige Rolle spielen                     4

Branche MEM                                                                              6
Produktion und aktuelle Lage                                                             6
Konjunkturprognosen                                                                      8
Fokus Lohnverhandlungen                                                                 10
Fazit                                                                                   14

Branche Chemie/Pharma                                                                   15
Produktion und aktuelle Lage                                                            15
Konjunkturprognose                                                                      17
Fokus Lohnverhandlungen                                                                 18
Fazit                                                                                   20

Die Angestellten Schweiz                                                                21
Lohnrunde: Angestellte Schweiz fordern bis zu 1,9 Prozent mehr Lohn                     21
Kombinieren Sie Ihr Wissen mit den vorliegenden Daten / So verhandeln Sie erfolgreich   23
Wir sind für Sie da!                                                                    27

                                                                                               3
Faktoren, die bei den Lohnverhandlungen eine wichtige Rolle spielen

       Als Input für die Lohnverhandlungen werden in diesem Kapitel Leit-                        2. Ausrichtung der Lohnpolitik am Leistungsprinzip
       sätze formuliert und die ökonomischen Rahmenbedingungen darge-                               Gemäss dem Leistungsprinzip sollten Löhne in einem engen
       legt. Daraus ergeben sich wertvolle Argumente für die anstehende                             Zusammenhang mit der Leistung stehen. Die (volkswirtschaft-
       Lohnrunde.                                                                                   liche) Leistung kommt zum Ausdruck in der Bruttowertschöp-
                                                                                                    fung, welche den «Mehrwert» misst, der im Produktionspro-
                                                                                                    zess durch den Einsatz von Arbeit und Kapital (Maschinen und
       Leitsätze                                                                                    Infrastruktur) erwirtschaftet wurde. Zwischen dem Anteil des
                                                                                                    Mehrwerts, welcher durch den Faktor Arbeit erwirtschaftet
       Die wirtschaftliche Lage, welche für den Spielraum in den Lohnver-                           wird (Nominale Arbeitsproduktivität) und der Entlohnung (No-
       handlungen von essentieller Bedeutung ist, hat nicht nur zwischen                            minaler Jahreslohn pro Vollzeitäquivalent) besteht ein enger
       den einzelnen Branchen, sondern auch von Unternehmen zu Un-                                  Zusammenhang:
       ternehmen sehr unterschiedliche Auswirkungen. Trotz der daraus                               Je höher die Produktivität in einer Branche, desto höher liegt in
       resultierenden Schwierigkeit für die Lohnverhandlungen zu allge-                             der Regel auch das Lohnniveau. Der Vergleich nominaler Grös-
       meingültigen Aussagen zu kommen, wird im folgenden Teil anhand                               sen schliesst die Teuerungsentwicklung in die Betrachtung mit
       verschiedener Leitsätze erläutert, woran sich die Lohnforderungen                            ein. Dieser Zusammenhang wird von der Linie in der Abbildung
       richten können.                                                                              1 dargestellt.

       1. Nachhaltige Unternehmensentwicklung bedingt ausge-                                           Der Nominallohn liegt dabei typischerweise unter der nomina-
          wogene Lohnpolitik                                                                           len Stundenproduktivität, weil neben dem Produktionsfaktor
          Arbeitgeber wie Arbeitnehmer sollten an einer ausgewogenen                                   Arbeit auch das Kapital entlohnt werden muss. Des Weiteren ist
          Lohnpolitik interessiert sein. Die Löhne sollten grundsätzlich fair                          der Zusammenhang nicht linear, sondern flacht mit steigender
          und leistungsorientiert ausfallen. Die Lohnentwicklung sollte da-                            Stundenproduktivität ab. Ein Grund dafür ist, dass hochproduk-
          rüber hinaus die Wettbewerbsfähigkeit sowohl im Kostenwettbe-                                tive Branchen meist kapitalintensiver produzieren als Branchen
          werb als auch im Wettbewerb um knappe Fachkräfte wahren und                                  in einem tieferen Produktivitätssegment, womit die Entlohnung
          die Investitionsfähigkeit des Unternehmens nicht gefährden.                                  des Faktors Kapital überproportional ansteigt.

       Abb. 1                         Zusammenhang der Entlohnung und der nominalen Arbeitsproduktivität, 2018

                                160                                                                                        Gastgewerbe
                                                                                                                           Baugewerbe
    Nominallohn (in 1000 CHF)

                                140
                                                                                                                           Metallindustrie
                                120                                                                                        Nahrungsmittel
                                100                                                                                        Verkehr
                                                                                                                           Maschinenbau
                                 80
                                                                                                                           Elektrische Ausrüstungen
                                 60                                                                                        Handel
                                 40                                                                                        Datenverarbeitungsgeräte und Uhren
                                                                                                                           Information und Kommunikation
                                 20                                                                                        Finanzsektor
                                 0                                                                                         Chemie / Pharma
                                      0         100         200            300           400     500            600
                                                                                                                        Zu laufenden Preisen
                                                            Arbeitsproduktivität (in 1000 CHF)                          Quelle: BAK Economics

4
Faktoren, die bei den Lohnverhandlungen eine wichtige Rolle spielen

      Je höher folglich der von einer Unternehmung erzielte Mehrwert                             4. Innovationsfähigkeit braucht Kapital und Köpfe
      ist, der durch den Einsatz des Faktors Arbeit erwirtschaftet wird,                            Insbesondere in der High-Tech-Industrie, kann der Erfolg und der
      desto höher sollte tendenziell auch die Entlohnung ausfallen.                                 erzielte Mehrwert eines Unternehmens nur durch eine intakte In-
      Wenn also von einer gleichbleibenden Lohnquote1 ausgegangen                                   novationsfähigkeit und durch stete Investition in F&E ermöglicht
      wird, führt eine Steigerung der nominalen Stundenproduktivität                                werden. Diese hängen direkt vom Qualifikationsniveau der Arbeit-
      konsequenterweise zu einem höheren Nominallohn. Dies ist dann                                 nehmer, aber auch vom eingesetzten Kapital der Unternehmen
      der Fall, wenn der mengenmässige Output pro Arbeitsstunde oder                                ab. Um die besten Fachkräfte zu halten oder neue anzuziehen,
      die Absatzpreise erhöht werden können.2                                                       sollte also fortlaufend eine wettbewerbsfähige Entlohnung erfol-
                                                                                                    gen. Insbesondere in der Diskussion um den Fachkräftemangel
      Allerdings ist die Lohnquote nicht in Stein gemeisselt, sondern oft                           und im Zusammenhang mit den politischen Vorstössen zur Ein-
      vielmehr eine Folge der Verhandlungsmacht respektive des Ver-                                 schränkung der Einwanderung werden qualifizierte Fachkräfte
      handlungsgeschicks der Tarifpartner. Diese Verhandlungsmacht                                  eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Industrie spielen.
      wird stark von der Situation auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst.
      Während eine hohe Arbeitslosigkeit die Verhandlungsmacht der                               5. Anpassung an Teuerung zwecks Erhalt der Kaufkraft
      Arbeitgebenden stärkt, unterstützt der Fachkräftemangel umge-                                 Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 sind die Preise in
      kehrt die Position der Arbeitnehmenden.                                                       der Schweiz (gemessen am Konsumentenpreisindex) über weite
                                                                                                    Strecken konstant geblieben und teilweise sogar gesunken. Über
3. Produktivitätswachstum als Gradmesser der Leistungs-                                             grössere Zeiträume betrachtet stellt dies eine makroökonomische
   steigerung                                                                                       Ausnahmesituation dar. Seit 2017 ist die Inflation zurück und
   Wenn sich die Entwicklung der Löhne und der Produktivität über                                   dürfte auch in den kommenden Jahren präsent sein. Diese Ent-
   längere Zeit auseinander entwickeln, kann es langfristig zu einer                                wicklung sollte bei Lohnverhandlungen berücksichtigt werden,
   Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit kommen. Entweder, weil                                       damit inflationsbedingte Kaufkraftverluste für die Arbeitnehmer
   die (Lohn-) Kosten zu stark gestiegen sind und man die preisliche                                vermieden werden können.
   Wettbewerbsfähigkeit einbüsst. Oder weil die Löhne zu wenig
   stark gestiegen sind und man im Wettbewerb um gut ausge-
   bildete Mitarbeiter nicht mehr konkurrenzfähig ist. Dann leidet
   früher oder später die qualitative Wettbewerbsfähigkeit bzw. die
   Innovationsfähigkeit.

1
    Die Lohnquote entspricht den realen Lohnstückkosten und misst den Anteil des Arbeitnehmerentgelts an der Bruttowertschöpfung einer Branche.
2
    Höhere Absatzpreise führen zu einer höheren nominalen Produktivität, vorausgesetzt, dass die Preiserhöhungen nicht von steigenden Vorleistungskosten erodiert werden.

                                                                                                                                                                            5
Branche MEM
    Produktion und aktuelle Lage

    Nachdem die MEM-Industrie in den beiden Vorjahren kräftig ex-                                                                                                                        Jahreshälfte 2018 flachten die Preiserhöhungen jedoch ab. Dieser
    pandierte, wird sich ihr Wachstum 2019 deutlich verlangsamen. Der                                                                                                                    Trend hat sich im ersten Quartal 2019 fortgesetzt. Während das
    Hauptgrund ist, dass politische Entwicklungen (z. B. der Handels-                                                                                                                    Preisniveau im Maschinenbau und bei den elektrischen Ausrüstun-
    konflikt USA-China) die globale Konjunktur, den globalen Handel                                                                                                                      gen in ersten Quartal 2019 noch anstieg, stagnierte es in der Metall­
    und die aus- und inländischen Ausrüstungsinvestitionen hemmen.                                                                                                                       industrie und der Branche Datenverarbeitungsgeräte und Uhren.
    Dies zeigen die meisten MEM-Indikatoren: Die Abkühlung, welche
    im zweiten Halbjahr 2018 einsetzte, hat sich im ersten Quartal 2019                                                                                                                  Wie schon 2017 kamen im ersten Halbjahr 2018 von den Exporten
    fortgesetzt.                                                                                                                                                                         der MEM-Branche kräftige Impulse. Dies gilt besonders für die Metal-
                                                                                                                                                                                         lindustrie, deren Exporte sechs Quartale in Folge um jeweils mindes-
    Das starke Produktionswachstum im Jahr 2017 hat sich spätestens                                                                                                                      tens 10 Prozent gewachsen sind. Aber auch die anderen MEM-Bran-
    seit dem zweiten Halbjahr 2018 in allen MEM-Branchen verlang-                                                                                                                        chen konnten vom globalen Investitionsboom und der infolgedessen
    samt. Das Produktionswachstum bei den elektrischen Ausrüstun-                                                                                                                        steigenden Nachfrage nach Investitionsgütern profitieren. Im zwei-
    gen war zwischenzeitlich sogar negativ, hat sich aber jüngst sta-                                                                                                                    ten Halbjahr 2018 und dem ersten Quartal 2019 verlangsamte sich
    bilisiert. Das Produktionswachstum der übrigen MEM-Branchen                                                                                                                          das Exportwachstum in den MEM-Branchen jedoch unisono. In der
    flachte in den letzten drei Quartalen ab. Am besten entwickelt                                                                                                                       Metallindustrie und im Maschinenbau waren die Exporte im vierten
    sich im ersten Quartal 2019 die Branche Datenverarbeitungsgeräte                                                                                                                     Quartal 2018 und ersten Quartal 2019 sogar rückläufig.
    und Uhren, deren Produktion trotz der Abschwächung immer noch
    deutlich zunahm. Im Maschinenbau stagnierte die Produktion hin-                                                                                                                      Nachdem die MEM-Industrie im Zuge des Frankenschocks drei Jahre
    gegen, in der Metallindustrie war sie sogar rückläufig.                                                                                                                              lang die Beschäftigung stark reduzierte, baute sie 2018 und im
                                                                                                                                                                                         ersten Quartal 2019 erstmals wieder Arbeitsplätze auf. Allerdings
    Auch die Entwicklung der Produzentenpreise deutet auf eine Ver-                                                                                                                      vollzog sich diese Entwicklung nicht in allen MEM-Branchen. In der
    langsamung des Wachstums hin. In sämtlichen MEM-Branchen                                                                                                                             Branche Elektrische Ausrüstungen war aufgrund der Redimensio-
    gelang es 2016, den Preisverfall zu stoppen und 2017 sowie 2018                                                                                                                      nierung bei verschiedenen Unternehmen – allen voran bei General
    einen Teil des preislichen Handlungsspielraums zurückgewinnen –                                                                                                                      Electric – weiterhin ein negatives Beschäftigungswachstum zu ver-
    mit entsprechend positiven Effekten auf die Margen. In der zweiten                                                                                                                   zeichnen. Da diese Prozesse noch nicht abgeschlossen sind, dürfte

    Abb. 2        Industrieproduktion

     35 %

     30 %

     25 %

     20 %

     15 %

     10 %                                                                                                                                                                                                                    Metallindustrie
                                                                                                                                                                                                                             Datenverarbeitungsgeräte und Uhren
      5%
                                                                                                                                                                                                                             Elektrische Ausrüstungen
      0%                                                                                                                                                                                                                     Maschinenbau

     –5 %

    –10 %

    –15 %
                                                                                                                                                                                                                        Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal
             2015 / I

                        2015 / II

                                    2015 / III

                                                 2015 / IV

                                                             2016 / I

                                                                        2016 / II

                                                                                    2016 / III

                                                                                                 2016 / IV

                                                                                                             2017 / I

                                                                                                                        2017 / II

                                                                                                                                    2017 / III

                                                                                                                                                 2017 / IV

                                                                                                                                                             2018 / I

                                                                                                                                                                        2018 / II

                                                                                                                                                                                    2018 / III

                                                                                                                                                                                                 2018 / IV

                                                                                                                                                                                                             2019 / I

                                                                                                                                                                                                                        Quelle: BFS, BAK Economics

6
Branche MEM
Produktion und aktuelle Lage

es in der Branche auch künftig Druck auf die Beschäftigtenzah-
len geben. In den anderen drei MEM-Branchen wurde hingegen                                                                                                                                   Nach einem hervorragenden 2017 und ebenso hervor-
kräftig Personal aufgebaut: Allen voran in der Branche Datenver-                                                                                                                             ragenden zwei ersten Quartalen 2018 zeichnet sich in
arbeitungsgeräten und Uhren, wo 2018 ein rekordverdächtiges                                                                                                                                  der MEM-Industrie eine Verlangsamung des Wachstums
Beschäftigungswachstum erreicht wurde, welches sich im ersten                                                                                                                                ab. Es wäre aber falsch, deswegen in Alarmismus zu
Quartal 2019 auf hohem Niveau etwas abgeschwächt hat. Auch                                                                                                                                   verfallen. Die MEM-Industrie entwickelt sich weiterhin
in der Metallindustrie wurde zuletzt kräftig in Personal investiert,                                                                                                                         positiv.
während im Maschinenbau nur ein kleines Plus erkennbar war. Für
beide Branchen gilt, dass die Beschäftigungsdynamik im zweiten
Halbjahr 2018 und ersten Quartal 2019 nochmals zugenommen
hat. Somit ist die Beschäftigung der einzige Indikator, der die für
2019 erwartete Verlangsamung der MEM-Konjunktur noch nicht
in allen Branchen aufzeigt.

Abb. 3    Nominale Exporte I

  20 %

  15 %

  10 %

   5%                                                                                                                                                                                                                  Metallindustrie
   0%                                                                                                                                                                                                                  Datenverarbeitungsgeräte und Uhren

 –5 %

–10 %

–15 %
         2015 / I

                    2015 / II

                                2015 / III

                                             2015 / IV

                                                         2016 / I

                                                                    2016 / II

                                                                                2016 / III

                                                                                             2016 / IV

                                                                                                         2017 / I

                                                                                                                    2017 / II

                                                                                                                                2017 / III

                                                                                                                                             2017 / IV

                                                                                                                                                         2018 / I

                                                                                                                                                                    2018 / II

                                                                                                                                                                                2018 / III

                                                                                                                                                                                              2018 / IV

                                                                                                                                                                                                          2019 / I

                                                                                                                                                                                                                     Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal
                                                                                                                                                                                                                     Quelle: BFS, BAK Economics

Abb. 4    Nominale Exporte II

  20 %

  15 %

  10 %

   5%                                                                                                                                                                                                                  Elektrische Ausrüstungen
   0%                                                                                                                                                                                                                  Maschinenbau

 –5 %

–10 %

–15 %
         2015 / I

                    2015 / II

                                2015 / III

                                             2015 / IV

                                                         2016 / I

                                                                    2016 / II

                                                                                2016 / III

                                                                                             2016 / IV

                                                                                                         2017 / I

                                                                                                                    2017 / II

                                                                                                                                2017 / III

                                                                                                                                             2017 / IV

                                                                                                                                                         2018 / I

                                                                                                                                                                    2018 / II

                                                                                                                                                                                2018 / III

                                                                                                                                                                                              2018 / IV

                                                                                                                                                                                                          2019 / I

                                                                                                                                                                                                                     Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal
                                                                                                                                                                                                                     Quelle: BFS, BAK Economics

                                                                                                                                                                                                                                                              7
Branche MEM
    Konjunkturprognosen

    Nach dem Boom des vergangenen Jahres verliert die Schweizer            Insgesamt prognostiziert BAK für das laufende Jahr ein verhaltenes
    Wirtschaft 2019 an Schub – trotz eines überraschend starken Jah-       BIP-Wachstum von 1,2 Prozent (2018: 2,6 %), mit einer leichten Be-
    resauftaktes. Verantwortlich dafür sind primär internationale Belas-   schleunigung im kommenden Jahr auf 1,7 Prozent. Letzteres ist aber
    tungsfaktoren. Politische Konflikte wie der Handelskonflikt zwischen   auch Sondereffekten geschuldet, namentlich den hohen Lizenzein-
    den USA und China sowie der Brexit führen zu Unsicherheiten und        nahmen durch Sportgrossereignisse wie die Fussball-EM.
    Restrukturierungen in den Wertschöpfungsketten, welche das Welt-
    wirtschaftswachstum bremsen. Entsprechend fällt die Dynamik des        Die MEM-Industrie ist von der konjunkturellen Entwicklung zumeist in
    Welthandels und der globalen Ausrüstungsinvestitionen im Jahr          besonderem Masse betroffen. Dies ist auch derzeit der Fall: Genauso
    2019 schwächer aus. Das bescheidene Wachstum der Eurozone              wie die MEM-Industrie 2018 vom Boom profitierte, wird sie im Jahr
    und der abermals erstarkte Franken tun ihr Übriges. Hinzu kommen       2019 vom wirtschaftlichen Abschwung gebremst. Das Wachstum der
    Unsicherheiten im Inland. Auch wenn diese mit der Annahme der          MEM-Industrie dürfte dennoch höher ausfallen als jenes der Gesamt-
    STAF (Steuerreform und AHV-Finanzierung) abgenommen haben,             wirtschaft. Die starke Verlangsamung des Wachstums der MEM-Indust-
    bremsen die unklaren Aussichten des Institutionellen Abkommens         rie gegenüber 2018 ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen:
    (InstA) die Investitionen der Schweizer Unternehmen weiterhin. Die
    Schweizer Ausrüstungsinvestitionen werden somit im laufenden           Aufgrund der sich verlangsamenden globalen Dynamik der Ausrüs-
    Jahr weniger stark expandieren als 2018. Der private Konsum spielt     tungsinvestitionen leiden die Exporte, zumal die MEM-Produkte auf-
    hingegen, befeuert durch den Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt        grund des Frankenkurses im Jahr 2019 (EUR/CHF 1,13) für auslän-
    und die tiefe Inflation, eine stützende Rolle in der Schweiz. Gemäss   dische Käufer wieder teurer werden dürften (2018: EUR/CHF 1,15).
    unserem Basisszenario dürften die aus- und inländischen politischen    Hinzu kommt, dass die Unternehmen aufgrund der erwähnten politi-
    Herausforderungen im nächsten Jahr allmählich in den Hintergrund       schen Bremsfaktoren auch auf dem Schweizer Heimmarkt zurückhal-
    treten. Auch vom Franken dürfte nächstes Jahr mit einer Abwertung      tend investieren. Ausgehend von einer allmählichen Entspannung der
    in Richtung des gleichgewichtigen Wechselkurses leichter Rücken-       politischen Hemmnisse im Jahr 2020 dürfte die Investitionstätigkeit
    wind kommen (EUR/CHF 1.16). Wir gehen deshalb davon aus, dass          im Aus- und Inland wieder anziehen und der MEM-Industrie 2020
    die Schweizer Wirtschaftsdynamik 2020 wieder etwas anzieht.            einen leichten Rebound bescheren.

    Abb. 5   Reale Bruttowertschöpfung

     8%

     6%

     4%

     2%
                                                                                               Gesamtwirtschaft
     0%                                                                                        MEM-Industrie

    –2 %

    –4 %

    –6 %

    –8 %                                                                                     Veränderung in %
             2015       2016       2017       2018       2019       2020      2021           Quelle: BAK Economics

8
Branche MEM
Konjunkturprognosen

Aus diesen Gründen erwartet BAK für 2019 ein moderates Wertschöp-
fungswachstum der MEM-Industrie von 2,5 Prozent (2018: 5,6%),
das mit der erstarkenden globalen und Schweizerischen Konjunktur
2020 auf 3,2 Prozent ansteigt. Zwar ist 2019 nicht mehr mit einem
rekordverdächtigen Beschäftigungswachstum wie 2018 zu rechnen
(3,1%), aber immer noch mit einem stattlichen Stellenaufbau (1,6%).
Für nächstes Jahr erwarten wir eine weitere Abflachung des Beschäf-
tigungswachstums (2020: 1,2%), welches im gesamtwirtschaftlichen
Vergleich aber immer noch überdurchschnittlich hoch ausfällt.

  BAK Economics schätzt, dass die Konjunktur trotz
  alarmierender Signale 2020 wieder zulegen wird. Das
  Konjunkturforschungsinstitut erwartet zudem, dass die
  MEM-Industrie schneller wächst als die Gesamtwirt-
  schaft. Deutliche Gehaltserhöhungen sind daher mög-
  lich und gerechtfertigt, wie auch auf den folgenden
  Seiten zu sehen sein wird.

                                                                      9
Branche MEM
     Fokus Lohnverhandlungen

     Konjunkturverlauf

     Wie in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt, hat sich das rea-                    Die konjunkturellen Aussichten der MEM-Industrie sind also trotz der
     le Bruttowertschöpfungswachstum der MEM-Industrie nach dem                        Abschwächung im Jahr 2019 insgesamt positiv. Dies schafft in allen
     Boom 2018 (5,6%) im laufenden Jahr (2,5%) abgeschwächt, dürfte                    Teilbranchen Spielräume für höhere Löhne. Zu beachten ist ferner,
     aber im Zuge der leichten Beschleunigung der globalen und Schwei-                 dass in der MEM-Industrie die Nominallöhne in den Jahren 2017 und
     zerischen Konjunktur im nächsten Jahr wieder anziehen (3,2%).                     2018 trotz der ausgezeichneten Konjunktur sehr bescheiden ausgefal-
     Auch wenn 2019 und 2020 keine Spitzenwerte wie im Jahr 2018                       len sind. Zum Teil lag dies daran, dass Investitionen in Ausrüstungen,
     erreicht werden, befindet sich die MEM-Industrie insgesamt immer                  Gebäude und Innovationsprojekte nachgeholt geholt wurden, welche
     noch in einer guten konjunkturellen Lage. Das zeigt sich auch da-                 nach dem Frankenschock 2015 und 2016 aufgeschoben werden muss-
     ran, dass das MEM-Wachstum in diesen beiden Jahren weiterhin                      ten. Für die Lohnentwicklung besteht deshalb ein Nachholpotenzial.
     überdurchschnittlich ausfällt: Sowohl im Vergleich zum gesamtwirt-
     schaftlichen Wachstum (2019: 1,2% und 2020: 1,7%) als auch im
     Vergleich zum historischen Wachstum. So betrug das durchschnitt-                  Produktivitätswachstum
     liche jährliche Wachstum seit der Wirtschafts- und Finanzkrise
     (2009 bis 2018) in der MEM-Industrie «nur» 1,4 Prozent pro Jahr.                  Wie schon 2017 und 2018 dürfte die nominale Arbeitsproduktivität
                                                                                       in der MEM-Industrie auch 2019 und 2020 zulegen. (Unter «Arbeits-
     Diese Dynamik ist aber nicht in allen Subbranchen gleich stark aus-               produktivität» oder «Produktivität» wird hier Bruttowertschöpfung
     geprägt. Besonders stark expandiert die Teilbranche Datenverarbei-                pro Vollzeit-Beschäftigten verstanden). Eine Rolle spielt dabei, dass
     tungsgeräte und Uhren (2019: 4,1%, 2020: 4,2%). Am schwächsten                    die teils schmerzhaften Anpassungsprozesse im Zuge der Franken-
     wachsen die elektrischen Ausrüstungen (2019: 0,7%, 2020: 1,7%),                   krise die Wettbewerbsfähigkeit der MEM-Industrie erhöht haben.
     weil sich in dieser Subbranche die Redimensionierung von Unterneh-                Hervorzuheben ist ferner, dass das Produktivitätswachstum im Jahr
     men wie General Electric bemerkbar macht. Der Maschinenbau (2019:                 2017 zumindest teilweise durch einen Beschäftigungsabbau zustan-
     1,2%, 2020: 2,7%) und die Metallindustrie (2019: 1,8%, 2020: 2,6%)                de kam. Das ist seit 2018 anders, da die Produktivität und Beschäf-
     nehmen eine Mittelposition ein.                                                   tigung seither gleichermassen zunehmen.

     Abb. 6    Entwicklung der nominalen Arbeitsplatzproduktivität nach Branchen

     6%

     5%

     4%

     3%

     2%

     1%

     0%
              Chemie /        Pharma         Chemie     Industrie   Maschinen-    Datenverar-       MEM-       Elektrische    2ter     Metall-    Gesamtwirt-
              Pharma                                                   bau       beitungsgeräte   Industrie   Ausrüstungen   Sektor   industrie     schaft
                                                                                   und Uhren

          Zu laufenden Preisen, Veränderung in % p.a.
          Quelle: BAK Economics                                                                                                       2019            2020

10
Branche MEM
Fokus Lohnverhandlungen

BAK rechnet damit, dass das nominale Produktivitätswachstum der           rentwickeln. Über den gesamten Betrachtungszeitraum seit dem Jahr
MEM-Industrie (2,7%) im Jahr 2020 deutlich über jenem der Ge-             2001 fielen die nominalen Lohnabschlüsse in allen MEM-Subbranchen
samtwirtschaft (1,7%) liegen wird (vgl. Abbildung 6). Am stärksten        tiefer aus als das nominale Produktivitätswachstum (vgl. Abb. 7). Im
dürfte die Arbeitsproduktivität im Maschinenbau (2,9%) zuneh-             Zeitraum nach der Finanz- und Wirtschaftskrise (d. h. seit 2009) gilt
men, gefolgt von der Branche Datenverarbeitungsgeräte und Uhren           das Gleiche für die Branchen Maschinenbau, Metallindustrie und elek-
(2.8%), den elektrischen Ausrüstungen (2,5%). Das Schlusslicht bil-       trische Ausrüstungen, während der Nominallohn und die Produktivität
det die Metallindustrie (2,0%), aber auch dort liegt das Produktivi-      in der Branche Datenverarbeitungsgeräte und Uhren ähnlich stark ge-
tätswachstum immer noch über jenem der Gesamtwirtschaft.                  wachsen sind. Es kommt deshalb auf den Zeitraum an, den man als
Auf Basis der erwarteten nominalen Produktivitätssteigerungen für         relevant erachtet: Ist es der Zeitraum ab dem Jahr 2001, so lässt sich
das Jahr 2020 lässt sich folglich in allen MEM-Branchen für eine          für alle MEM-Branchen ein Argument für eine Nominallohnsteigerung
Erhöhung des Nominallohns argumentieren.                                  gewinnen; ist es der Zeitraum seit 2009, dann gilt dies für alle Bran-
                                                                          chen ausser den Datenverarbeitungsgeräten und Uhren.
Für eine ausgewogene Lohnentwicklung spielt nicht nur das Produkti-
vitätswachstum im jeweiligen Jahr eine Rolle, sondern auch, dass sich
das Lohn- und Produktivitätswachstum längerfristig nicht auseinande-

Abb. 7       Entwicklung der Jahreslöhne und der nominalen Arbeitsproduktivität

160                                                                                                             Nominallohn
                                                                                                                Metallindustrie
150
                                                                                                                Nominale Arbeitsproduktivität
140                                                                                                             Metallindustrie
                                                                                                                Nominallohn
130
                                                                                                                Datenverarbeitungsgeräte und Uhren
120                                                                                                             Nominale Arbeitsproduktivität
110                                                                                                             Datenverarbeitungsgeräte und Uhren
                                                                                                                Nominallohn
100                                                                                                             MEM-Industrie
 90                                                                                                             Nominale Arbeitsproduktivität
      2001        2003      2005     2007      2009     2011     2013      2015     2017      2019              MEM-Industrie

160                                                                                                             Nominallohn Arbeitsproduktion
                                                                                                                Elektrische Ausrüstungen
150
                                                                                                                Nominale Arbeitsproduktivität
140                                                                                                             Elektrische Ausrüstungen
                                                                                                                Nominallohn
130
                                                                                                                Maschinenbau
120                                                                                                             Nominale Arbeitsproduktivität
110                                                                                                             Maschinenbau
                                                                                                                Nominallohn
100                                                                                                             MEM-Industrie
 90                                                                                                             Nominale Arbeitsproduktivität
      2001        2003      2005     2007      2009     2011     2013      2015     2017      2019              MEM-Industrie
                                                                                                           Indexiert, 2001 = 100. Quelle: BAK Economics

                                                                                                                                                     11
Branche MEM
     Fokus Lohnverhandlungen

     Beschäftigung                                                          Teuerung

     Auch die Arbeitsmarktsituation und die davon abgeleitete Verhand-      Die Jahre 2015 und 2016 waren gekennzeichnet durch negative
     lungsmacht der Tarifpartner spielen eine wichtige Rolle für die Loh-   Teuerungsraten. Dies bedeutete, dass für die Arbeitnehmenden
     nentwicklung. Die MEM-Industrie als Ganzes hat 2018 das erste          selbst bei gleichbleibendem Lohn ein leichter Anstieg der Kaufkraft
     Mal seit 2011 die Zahl der Arbeitsplätze erhöht. Dieser Beschäfti-     resultierte. Geringe Nominallohnerhöhungen waren somit leichter
     gungsaufbau fiel mit 3,1 Prozent im Vergleich zur Gesamtwirtschaft     zu akzeptieren und zu verkraften. Seit 2017 steigt die Inflation aber
     (1,8%) sogar stark überdurchschnittlich aus. BAK rechnet damit,        wieder merklich an und dürfte 2019 sowie 2020 jeweils rund 0.6
     dass sich der überdurchschnittliche Beschäftigungsaufbau in der        Prozent betragen. Diese Entwicklung sollte bei Lohnverhandlungen
     MEM-Industrie auch 2019 (1,6%) und 2020 (1,2%) fortsetzen wird         berücksichtigt werden, damit inflationsbedingte Kaufkraftverluste
     (Gesamtwirtschaft 2019: 1,1%, 2020: 0,6%), wenn auch nicht mehr        für die Arbeitnehmer vermieden werden.
     ganz mit dem gleichen Tempo wie noch 2018. Da dieser Beschäf-
     tigungsaufbau die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer stärkt,
     kann diese Entwicklung 2019/2020 als gewichtiges Argument für          Politische Unsicherheit
     eine Lohnerhöhung dienen. Zu beachten ist dabei, dass die Arbeits-
     marktsituation in den verschiedenen MEM-Subbranchen unter-             Die politische Unsicherheit hat im Laufe des Jahres 2018 zugenom-
     schiedlich ausfällt und dieses Argument deshalb nicht überall gleich   men und ist 2019 weiterhin hoch. Dies belastet die Wirtschaftstä-
     gut sticht. Besonders stark ist der Beschäftigungsaufbau bei den       tigkeit.
     Datenverarbeitungsgeräten und Uhren (2019: 3,2%, 2020: 2,1%).
     Die Metallindustrie (2019: 1,6%, 2020: 1,0%) und der Maschinen-        Auf globaler Ebene ist momentan der Handelskonflikt USA-China
     bau (2019: 0,8%, 2020: 0,7%%) nehmen eine Mittelposition ein.          das grösste Hemmnis. Aber auch der Atomkonflikt mit dem Iran und
     Die elektrischen Ausrüstungen dürften 2019 als einzige Subbranche      dessen (potenzielle) Konsequenzen für den Ölmarkt stellen ein er-
     eine negative Beschäftigungsentwicklung verzeichnen (–2,4%), ge-       hebliches Risiko dar. Innerhalb der EU, dem zentralen Absatzmarkt
     folgt von Stagnation im Jahr 2020 (0,0%).                              der Schweizer Wirtschaft, bleibt der ungelöste Brexit eine Belas-
                                                                            tung. Diese Konflikte haben sich jüngst nochmals verschärft, wo-
     Die Arbeitsmarktsituation liefert noch ein weiteres Argument für       durch der Index der politischen Unsicherheit in den letzten Monaten
     höhere Löhne. Es gibt in den MEM-Subbranchen zahlreiche Seg-           stark anstieg. BAK Economics geht allerdings davon aus, dass diese
     mente, die auf sehr spezialisierte Fachkräfte angewiesen sind. In      Unsicherheiten im Laufe des Jahres 2020 in den Hintergrund treten
     diesen Segmenten herrscht vielfach Fachkräftemangel, der für eine      werden.
     erhöhte Nachfrage nach diesen Arbeitnehmenden und folglich hö-
     here Löhne spricht. Diese Konstellation kann zu stärker divergieren-   Zudem bestehen auch im Inland politische Unsicherheiten. Mit der
     den Löhnen innerhalb der Branche führen.                               Annahme der Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) ist einer
                                                                            der politischen Belastungsfaktoren weggefallen. Jedoch sind die
                                                                            Aussichten des Institutionellen Abkommens (InstA), und damit ein-
                                                                            hergehend der längerfristigen Beziehungen zwischen der Schweiz
                                                                            und der EU, weiterhin unklar.

12
Branche MEM
Fokus Lohnverhandlungen

Wechselkurs

2018 wertete der Schweizerfranken gegenüber dem Euro deutlich
ab. Im Jahresmittel lag er bei EUR/CHF 1,15, wobei stellenweise sogar
das erste Mal seit 2015 wieder an der 1.20er-Marke gekratzt wurde.

Nachdem der Franken in der ersten Jahreshälfte 2019 um einen
Kurs von EUR/CHF 1,13 schwankte, ist es im Sommer 2019 zu ei-
nem leichten Aufwertungsdruck gekommen. Hierfür ist primär die
globale Unsicherheit (vgl. oben), die sich im Sommer 2019 noch-
mals akzentuiert hat, und der damit zusammenhängende «Sichere-
Hafen-­Effekt» verantwortlich. Zu nennen sind insbesondere die Ver-
schärfung des Iran-Konflikts und der härtere Brexit-Kurs der neuen
britischen Regierung. Hinzu kommt auch die eher überraschende
(d. h. im Wechselkurs zuvor nicht eingepreiste) Ankündigung der
Euro­päischen Zentralbank (EZB) im Sommer 2019, im Herbst wieder
eine expansivere Geldpolitik zu verfolgen. BAK Economics geht aber
davon aus, dass dieser Aufwertungsdruck des Schweizerfrankens im
Sommer 2019 überzeichnet und temporär ist. Über das gesamte Jahr
2019 gesehen rechnen wir mit einem durchschnittlichen Wechsel-
kurs von EUR/CHF 1,13.

Gemäss unserem Basisszenario werden die verschiedenen Unsi-
cherheiten im Laufe des Jahres 2020 allmählich in den Hintergrund
treten. Im Zuge dessen dürfte der gegenüber dem Euro weiterhin
überbewertete Franken wieder in Richtung des gleichgewichtigen
Wechselkurses abwerten (EUR/CHF 1,16).

Wie im vorangegangenen Kapitel erwähnt, ist der stärkere Schwei-
zerfranken im Jahr 2019 einer der Faktoren, weshalb es in der
MEM-Industrie nach dem Boomjahr 2018 zu einer konjunkturellen
Abschwächung auf hohem Niveau kommt, bevor die Dynamik im
nächsten Jahr wieder etwas anziehen dürfte. Wie weiter oben eben-
falls dargelegt, sind die konjunkturellen Aussichten der MEM-Indus-
trie trotz dieser konjunkturellen Abkühlung insgesamt positiv und
schaffen Spielräume für Lohnerhöhungen.

                                                                        13
Branche MEM
     Fazit

     Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im                                               • Die Teuerung liegt 2020 mit 0,6 Prozent ähnlich wie 2019 deutlich
     kommenden Jahr in der MEM-Industrie Spielraum für deut-                                           im positiven Bereich. Dies muss berücksichtigt werden, um einem
     liche Lohnsteigerungen besteht. Für eine solche Erhöhung                                          Kaufkraftverlust der Arbeitnehmenden entgegenzuwirken.
     sprechen nahezu alle relevanten Grössen:                                                        • Auch wenn durchaus Negativrisiken im Ausland bestehen (z.B.
                                                                                                       eine Eskalation des Handelskonfliktes USA-China), geht BAK
     • Der positive Konjunkturverlauf der MEM-Industrie schafft Spiel-                                 Economics davon aus, dass diese im Laufe von 2020 allmählich
       räume für Lohnerhöhungen. Auch wenn das Wachstum 2019                                           in den Hintergrund treten. Zudem haben sich die inländischen
       nicht mehr so stark wie im Boomjahr 2018 ausfällt, ist es im                                    politischen Risiken mit der Annahme der Steuerreform und
                                                                                                       ­
       gesamtwirtschaftlichen und historischen Vergleich weiterhin                                     AHV-Finanzierung (STAF) kürzlich entschärft.
       überdurchschnittlich hoch. 2020 dürfte die Dynamik in der MEM-­
       Industrie sogar noch anziehen.                                                                Basierend auf den ökonomischen Modellen von BAK Economics
     • Die schmerzhaften Anpassungsprozesse der letzten Jahre haben                                  sowie weiteren Einschätzungen halten wir im Jahre 2020 für die
       innerhalb der MEM-Branche zu einer deutlichen Erhöhung der                                    MEM-Branchen Lohnerhöhungen im Bereich von 1,1 bis 1,9 Prozent
       nominalen Arbeitsproduktivität geführt. Auch der Vergleich der                                für realistisch. 3 Die Aussichten fallen für die verschiedenen Branchen
       nominalen Lohn- und Produktivitätsentwicklung seit der Wirt-                                  unterschiedlich aus, wie der Tabelle 1 entnommen werden kann. Für
       schafts- und Finanzkrise (2009–2018) spricht mit Ausnahme der                                 die Datenverarbeitungsgeräte und Uhren sowie den Maschinenbau
       Teilbranche Datenverarbeitungsgeräte und Uhren für einen An-                                  ist die Situation sehr günstig, für die Metallindustrie positiv und für
       passungsbedarf der Löhne nach oben.                                                           die elektrischen Ausrüstungen verhalten positiv.
     • In der MEM-Industrie wird mit Ausnahme der Subbranche Elek-
       trische Ausrüstungen nach 2018 auch 2019 und 2020 nochmals
       kräftig Beschäftigung aufgebaut, was die Verhandlungsposition
       der Arbeitnehmenden verbessern dürfte. Deren Position wird
       in einigen Segmenten der MEM-Industrie zusätzlich durch den
       Fachkräftemangel gestärkt.

     Tab. 1       Entwicklung über verschiedene Zeiträume

                                                                          2020                                      2009–2019                                2001–2019
                                                          Nominallohn         Arbeitsproduktivität       Nominallohn        Arbeitsproduktivität   Nominallohn    Arbeitsproduktivität
     MEM-Industrie                                             1,6%                  2,7%                    0,6%                  1,5%               0,7%               1,6%
     Metallindustrie                                           1,4%                  2,0%                    0,4%                  1,0%               0,7%               0,9%
     Datenverarbeitungsgeräte und Uhren                        1,9%                  2,8%                    0,8%                  0,8%               1,0%               1,3%
     Elektrische Ausrüstungen                                  1,1%                  2,5%                    0,3%                  1,9%               0,5%               2,0%
     Maschinenbau                                              1,6%                  2,9%                    0,4%                  2,7%               0,6%               2,0%

     Bemerkungen: Arbeitsproduktivität = Nominale Arbeitsproduktivität. Durchschnittliche Zuwachsraten in % p.a.
     Quelle: BAK Economics

     3
         Zu beachten ist, dass in diesen Wachstumsraten variable Lohnkomponenten wie beispielsweise Boni bereits enthalten sind.
         Für die Lohnverhandlungen sollten diese Lohnkomponenten nicht berücksichtigt werden.
14
Branche Chemie / Pharma
Produktion und aktuelle Lage

Nach einem erfolgreichen 2018 startet die chemisch-pharmazeuti-                                                                                                                       Die Pharmabranche konnte 2018 auf der Exportbühne trotz einem
sche Industrie mit viel Schwung ins Jahr 2019. Die konjunkturellen                                                                                                                    schwachen ersten und dritten Quartal einen Erfolg verzeichnen.
Aussichten der Branche sind für das laufende Jahr entsprechend gut.                                                                                                                   Massgeblich dazu beigetragen hat das Exportwachstum von knapp
Gegenüber 2018 ist nur eine leichte Abkühlung zu erwarten. Damit                                                                                                                      13 Prozent im vierten Quartal 2018. Im ersten Quartal 2019 konnte
trotzt die Branche weitgehend der konjunkturellen Abschwächung                                                                                                                        nicht mehr ganz daran angeknüpft werden, das Wachstumstempo
der globalen und Schweizer Wirtschaftsdynamik, welche sich auf-                                                                                                                       blieb mit rund 9 Prozent aber hoch. Auch die Exportnachfrage nach
grund politischer Unsicherheiten (z.B. Handelskonflikt USA-China)                                                                                                                     chemischen Erzeugnissen zog 2018 stark an. Wie in der Pharma
eingestellt hat. Die gute Konjunkturstimmung der chemisch-pharma­                                                                                                                     setzt sich auch in der chemischen Industrie der Wachstumskurs aus
zeutischen Industrie zeigt sich denn auch in den meisten Indikatoren.                                                                                                                 dem vierten Quartal 2018 (15% ggü. Vorjahresquartal) im ersten
                                                                                                                                                                                      Quartal 2019 in leicht abgeschwächter Form fort (9%).
Der einzige Indikator, von dem klar ein negatives Signal ausgeht,
ist die Preisentwicklung in der Pharmaindustrie. Nachdem die Preise
dort mehrere Jahre teils erheblich unter Druck kamen, besserte sich
die Lage im Jahr 2018. Im dritten und vierten Quartal stabilisier-
ten sich die Preise sogar (Veränderung +/– 0% ggü. dem Vorjah-
resquartal). Im ersten Quartal 2019 gerieten die Preise aber wieder
ins Rutschen. Ein positives Signal geht hingegen weiterhin von der
Preisentwicklung der Chemiebranche aus. Nachdem die chemische
Industrie fast fünf Jahre mit rückläufigen Produzentenpreisen zu
kämpfen hatte, sind diese 2018 merklich gestiegen, was sich im ers-
ten Quartal 2019 bestätigt hat.

Abb. 8        Exporte

 30 %

 25 %

 20 %

 15 %

 10 %

  5%
                                                                                                                                                                                                                     Pharma* Produktion
  0%                                                                                                                                                                                                                 Chemie Produktion
–5 %

–10 %

–15 %
                                                                                                                                                                                                                    * Pharmazeutika, Vitamine, Diagnostika; Veränderung
         2015 / I

                    2015 / II

                                2015 / III

                                             2015 / IV

                                                         2016 / I

                                                                    2016 / II

                                                                                2016 / III

                                                                                             2016 / IV

                                                                                                         2017 / I

                                                                                                                    2017 / II

                                                                                                                                2017 / III

                                                                                                                                             2017 / IV

                                                                                                                                                         2018 / I

                                                                                                                                                                    2018 / II

                                                                                                                                                                                2018 / III

                                                                                                                                                                                             2018 / IV

                                                                                                                                                                                                         2019 / I

                                                                                                                                                                                                                      der nominalen Exporte in % ggü. Vorjahresquartal
                                                                                                                                                                                                                      Quelle: BFS, BAK Economics

                                                                                                                                                                                                                                                                          15
Branche Chemie/Pharma
     Produktion und aktuelle Lage

     Der Erfolg der Chemie- und Pharmabranche zeigt sich auch im Pro-                                                                                                                    Im Gegensatz zur pharmazeutischen Industrie ist der Strukturwandel
     duktionsindex. Trotz einer Schwächephase im dritten Quartal 2018                                                                                                                    in der Chemiebranche – zumindest was die Beschäftigung angeht –
     steigerte die pharmazeutische Industrie ihre Produktion über das gan-                                                                                                               bereits weit fortgeschritten. Nach Jahren des Beschäftigungsabbaus
     ze Jahr gesehen um fast 8 Prozent. Im ersten Quartal 2019 legte sie                                                                                                                 setzte sich der Stellenaufbau, welcher im zweiten Halbjahr 2017 ein-
     mit einem Produktionswachstum von über 13 Prozent gegenüber dem                                                                                                                     gesetzt hat, 2018 und im ersten Quartal 2019 fort, auch wenn sich
     Vorjahresquartal nochmals nach. Die Produktion der Chemiebranche                                                                                                                    die Dynamik jüngst leicht abgeschwächt hat.
     nahm im Jahresverlauf 2018 zunehmend Schwung auf und hielt im
     Jahresschnitt mit der Produktion der Pharmaindustrie Schritt. Auch im
     ersten Quartal 2019 fällt die Produktionsdynamik in der chemischen
     Industrie ähnlich erfreulich aus wie in der pharmazeutischen.                                                                                                                                Die chemische und die pharmazeutische Industrie wach-
                                                                                                                                                                                                  sen weiter solide. In der Branche ist die reale Brutto-
     Bis 2022 streicht Novartis über 2000 Stellen in der ganzen Schweiz.                                                                                                                          wertschöpfung im Jahr 2018 um mehr als 7% gestiegen.
     Dieser Umbruch bei Novartis ist Teil eines Strukturwandels, welcher                                                                                                                          Für die Angestellten Schweiz sind angesichts dieser po-
     in der gesamten Branche beobachtbar ist. Einerseits hinkt die Bran-                                                                                                                          sitiven Situation der Branche Lohnerhöhungen von 1,9%
     che bezüglich Shared Services – der Konsolidierung und Zentralisie-                                                                                                                          gerechtfertigt.
     rung von Dienstleistungsprozessen – weiten Teilen der Wirtschaft
     hinterher und hat diesbezüglich Nachholbedarf. Andererseits ist die
     Verlagerung von der chemischen zur biologischen Produktion be-
     reits länger beobachtbar. Während die Produktion auf traditionelle,
     chemische Art immer mehr ins Ausland verlagert wird, haben global
     tätige Unternehmen wie CSL Behring oder Celgene Teile ihrer bio-
     logischen Produktion in der Schweiz angesiedelt. Mit einer neuen
     Produktionsanlage in Stein wird auch Novartis bis zu 450 neue Stel-
     len in diesem Bereich schaffen. Die Branche befindet sich also im
     Umbruch. Die aktuellen Beschäftigtenzahlen für 2018 und das erste
     Quartal 2019 zeigen, dass die Nachfrage nach qualifizierten Arbeits-
     kräften weiterhin da ist.

     Abb. 9      Produktion

      25 %

      20 %

      15 %

      10 %

       5%                                                                                                                                                                                                                      Pharma
       0%                                                                                                                                                                                                                      Chemie*

      –5 %

     –10 %

     –15 %
                                                                                                                                                                                                                          * Chemie, inkl. Kokerei und Mineralölverarbeitung;
              2015 / I

                         2015 / II

                                     2015 / III

                                                  2015 / IV

                                                              2016 / I

                                                                         2016 / II

                                                                                     2016 / III

                                                                                                  2016 / IV

                                                                                                              2017 / I

                                                                                                                         2017 / II

                                                                                                                                     2017 / III

                                                                                                                                                  2017 / IV

                                                                                                                                                              2018 / I

                                                                                                                                                                         2018 / II

                                                                                                                                                                                     2018 / III

                                                                                                                                                                                                   2018 / IV

                                                                                                                                                                                                               2019 / I

                                                                                                                                                                                                                            Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal
                                                                                                                                                                                                                            Quelle: BFS, BAK Economics

16
Branche Chemie/Pharma
Konjunkturprognose

Nach dem Boom des vergangenen Jahres verliert die Schweizer                              Aufgrund des Abbaus von über 2 000 Stellen bis 2022 durch No-
Wirtschaft 2019 an Schub – trotz eines überraschend starken Jah-                         vartis wird das Beschäftigungswachstum der Pharmaindustrie in
resauftaktes. Verantwortlich dafür sind primär internationale Belas-                     den kommenden Jahren weniger dynamisch verlaufen als in der
tungsfaktoren. Politische Konflikte wie der Handelskonflikt zwischen                     jüngeren Vergangenheit. Trotz dieses Stellenabbaus bleibt die
den USA und China sowie der Brexit führen zu Unsicherheiten und                          Pharmabranche auf der Erfolgsspur. Aufgrund der Inbetriebnah-
Restrukturierungen in den Wertschöpfungsketten, welche das Welt-                         me neuer Produktionsanlagen und der Produktivitätsgewinne im
wirtschaftswachstum bremsen. Entsprechend fällt die Dynamik des                          Zuge des Strukturwandels prognostiziert BAK für 2019 ein kräf-
Welthandels und der globalen Ausrüstungsinvestitionen im Jahr                            tiges Wachstum der realen Bruttowertschöpfung von 7,3 Prozent
2019 schwächer aus. Das bescheidene Wachstum der Eurozone und                            (2018: 8,2%) und der Beschäftigung von 1,2 Prozent (2018: 1,7%).
der abermals erstarkte Franken tun ihr Übriges. Hinzu kommen Un-                         Die wenig konjunktursensitive Pharmaindustrie wird also von der
sicherheiten im Inland. Auch wenn diese mit der Annahme der STAF                         Wachstumsabschwächung im In- und Ausland nur leicht in Mit-
(Steuerreform und AHV-Finanzierung) abgenommen haben, bremsen                            leidenschaft gezogen. 2020 dürfte allerdings eine Normalisierung
die unklaren Aussichten des Institutionellen Abkommens (InstA) die                       des Wertschöpfungs- und Beschäftigungswachstums in Richtung
Investitionen der Schweizer Unternehmen weiterhin. Die Schweizer                         des längerfristigen Trends stattfinden.
Ausrüstungsinvestitionen werden somit im laufenden Jahr weniger
stark expandieren als 2018. Der private Konsum spielt hingegen, be-                      Auch 2019 dürfte für die chemische Industrie ein erfolgreiches Jahr
feuert durch den Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt und die tiefe                        werden, obschon nicht mehr die gleiche Dynamik erreicht wird wie
Inflation, eine stützende Rolle in der Schweiz. Gemäss unserem Basis-                    2018. Die Verlangsamung des globalen und nationalen Wirtschafts-
szenario dürften die aus- und inländischen politischen Herausforde-                      wachstums 2019 trifft die chemische Industrie damit zwar auch,
rungen im nächsten Jahr allmählich in den Hintergrund treten. Auch                       aber in geringerem Ausmass als die Gesamtwirtschaft. Eine stüt-
vom Franken dürfte nächstes Jahr mit einer Abwertung in Richtung                         zende Rolle spielt hier die gute Performance der Pharmaindustrie,
des gleichgewichtigen Wechselkurses leichter Rückenwind kommen                           welche ein wichtiger Abnehmer der chemischen Industrie ist. BAK
(EUR/CHF 1,16). Wir gehen deshalb davon aus, dass die Schweizer                          rechnet für 2019 mit einem Wachstum der realen Wertschöpfung in
Wirtschaftsdynamik 2020 wieder etwas anzieht.                                            der chemischen Industrie von 3,6 Prozent (2018: 4,0%), verbunden
                                                                                         mit einer Zunahme der Beschäftigung um 1,1 Prozent (2018: 2,6%).
Insgesamt prognostiziert BAK für das laufende Jahr ein verhaltenes                       2020 dürfte die konjunkturelle Dynamik der chemischen Industrie
BIP-Wachstum von 1,2 Prozent (2018: 2,6%), mit einer leichten Be-                        im Zuge der Wachstumsnormalisierung der Pharmaindustrie noch-
schleunigung im kommenden Jahr auf 1,7 Prozent. Letzteres ist aber                       mals abflachen, im gesamtwirtschaftlichen Vergleich aber weiter-
zu einem grösseren Teil auch Sondereffekten geschuldet, namentlich                       hin überdurchschnittlich hoch ausfallen.
Lizenzeinnahmen durch Sportgrossereignisse wie der Fussball-EM.

Abb. 10     Reale Bruttowertschöpfung
                                                                                          Die Prognosen für die chemische und pharmazeutische
 20 %                                                                                     Industrie sind positiv. BAK Economics geht davon aus,
                                                                                          dass die Branche ihren Erfolgskurs fortsetzen wird. Die
15 %
                                                                                          Angestellten müssen für ihren Beitrag zum Erfolg der
10 %                                                                                      Branche belohnt werden und deutliche Lohnerhöhungen
  5%                                                                                      erhalten.

  0%
           2015       2016       2017     2018     2019         2020        2021

Veränderung in %. Quelle: BAK Economics      Gesamtwirtschaft          Chemie / Pharma

                                                                                                                                                         17
Branche Chemie/Pharma
     Fokus Lohnverhandlungen

     Konjunkturverlauf                                                    Produktivitätswachstum

     Wie die Betrachtung der aktuellen Lage und der konjunkturellen       Die chemische Industrie konnte ihre Wettbewerbsfähigkeit in den
     Aus­sichten in den vorangegangenen Kapiteln zeigte, trotzt die       letzten Jahren dank teilweise harten Umstrukturierungsmassnah-
     chemisch-pharmazeutische Industrie der konjunkturellen Abschwä-      men erhöhen. Die damit einhergehenden Produktivitätsgewinne
     chung im Aus- und Inland weitgehend.                                 kommen der Branche nun zu Gute. («Arbeitsproduktivität» oder
                                                                          «Produktivität» ist hier definiert als Bruttowertschöpfung pro Voll-
     Am Produktionsindex und den Exporten ist ersichtlich, dass die       zeit-Beschäftigten). Die chemische Industrie dürfte ihre nominale
     Pharmaindustrie mit viel Schwung ins Jahr 2019 gestartet ist. Von    Arbeitsproduktivität 2019 um 3,7 Prozent und 2020 um 3,0 Prozent
     der Abkühlung der globalen und Schweizer Dynamik wird die we-        steigern – dies bei einer gleichzeitigen Zunahme der Beschäftigung.
     nig konjunktursensitive Pharmaindustrie kaum tangiert. BAK rech-     In Kombination mit den allmählich steigenden Produzentenpreise
     net deshalb damit, dass die reale Bruttowertschöpfung der Phar-      hat der Druck auf die Schweizer Chemiebranche deshalb etwas
     maindustrie 2019 um 7,3 Prozent wachsen wird, was nur leicht         nachgelassen.
     weniger ist als 2018 (8,2%). Nächstes Jahr dürfte allerdings eine
     Normalisierung des Wertschöpfungswachstums (4,6%) in Richtung        Noch dynamischer entwickelt sich die Arbeitsproduktivität in der
     des längerfristigen Trends stattfinden, wenn auch im Vergleich zur   Pharmabranche. Mit einem Wachstum von 5,0 Prozent im Jahr
     Gesamtwirtschaft (1,7%) auf sehr hohem Niveau.                       2019 und 3,7 Prozent im Jahr 2020 führt die Pharma die Rang-
                                                                          liste der Industriebranchen beim nominalen Produktivitätswachs-
     Die chemische Industrie profitiert im gegenwärtigen Konjunktur-      tum an. Dieses im Vergleich zur Gesamtwirtschaft (2019: 0,6%,
     zyklus von der starken Wachstumsdynamik der Pharmaindustrie,         2020: 1,7%) sehr hohe Produktivitätswachstum hat sowohl kon-
     einer wichtigen Abnehmerbranche. Auch die bisher verfügbaren         junkturelle als auch strukturelle Ursachen: Zum einen kommt es
     Indikatoren (insbes. Produktionsindex und Exporte) deuten darauf     in der Pharmaindustrie 2019 und 2020 (trotz des Preisdrucks) zu
     hin, dass 2019 für die Chemiebranche ein erfolgreiches Jahr werden   einem hohen nominalen Wertschöpfungswachstum, während die
     wird. BAK Economics rechnet für die Branche im laufenden Jahr        Beschäftigung bloss moderat wächst, was sich (per Definition) po-
     mit einem realen Bruttowertschöpfungswachstum von 3,6 Prozent        sitiv auf das Produktivitätswachstum auswirkt. Zum anderen findet
     (2018: 4,0%), welches sich nächstes Jahr im Zuge der Wachstums-      seit einiger Zeit auch in der Pharmaindustrie ein Strukturwandel
     normalisierung der Pharmabranche leicht abschwächen dürfte           statt, durch den wenig wertschöpfungsintensive Arbeitsschritte zu-
     (2,7%).                                                              nehmend ins Ausland verlagert werden.

     Die konjunkturellen Aussichten der chemisch-pharmazeutischen         Die zu erwartenden nominalen Arbeitsproduktivitätssteigerungen
     Industrie sind also im gesamtwirtschaftlichen Vergleich als stark    der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Jahr 2020 stellen ein
     überdurchschnittlichen zu beurteilen und schaffen Spielräume für     Argument dar, in der Branche den Nominallohn deutlich zu erhöhen.
     Lohnerhöhungen. Zu beachten ist auch, dass in der chemisch-
     pharma­zeutischen Industrie die Nominallöhne in den Jahren 2017      Für eine nachhaltige Lohnpolitik spielt es weiter eine Rolle, dass
     und 2018 trotz der ausgezeichneten Konjunktur sehr bescheiden        sich das Lohn- und Produktivitätswachstum längerfristig nicht zu
     ausgefallen sind. Für die Lohnentwicklung besteht deshalb ein        stark auseinanderentwickeln. Die Betrachtung der Lohn- und Pro-
     Nachholpotenzial.                                                    duktivitätsentwicklung über die letzten 18 Jahre offenbart dabei
                                                                          unterschiedliche Verläufe. Von 2001 bis 2008 nahm die nominale
                                                                          Arbeitsproduktivität der chemisch-pharmazeutischen Industrie im
                                                                          Jahresdurchschnitt um 7,5 Prozent zu, während die Nominallöhne

18
Branche Chemie/Pharma
Fokus Lohnverhandlungen

                                                                        Beschäftigung

durchschnittlich nur um 1,4 Prozent anstiegen. Danach entwickelte       In den Jahren 2019 und 2020 dürfte das Beschäftigungswachstum
sich die nominale Arbeitsproduktivität im Zuge der Wirtschafts- und     in der Chemie- und Pharmabranche anhalten und in einer ähnlichen
Finanzkrise bis 2014 seitwärts (durchschnittlich 0,5%). In diesem       Grössenordnung liegen wie in der Gesamtwirtschaft. Entsprechende
Zeitraum fand mit einer Zunahme der Löhne von durchschnittlich          Fachleute auf dem Arbeitsmarkt zu finden, wird aber zunehmend
1,9 Prozent pro Jahr eine Anpassung an die Produktivitätskur-           schwierig. Der heimische Arbeitsmarkt ist bereits sehr gut aus-
ve statt. Seit 2015 schliesslich steigt die Arbeitsproduktivität mit    geschöpft – die Arbeitslosenquote liegt so tief wie seit 10 Jahren
4,3 Prozent pro Jahr markant an, während die Nominallöhne fast          nicht mehr. Auch die Rekrutierung aus der EU/EFTA wird schwie-
stagnieren (jährliches Wachstum 0,4%). Seit 2015 hat sich die Schere    riger, weil die Arbeitslosenquoten in den letzten Jahren auch in
zwischen Arbeitsproduktivität und Lohn also wieder geöffnet.            Europa vielerorts gesunken sind. Die Kontingente für qualifizierte
                                                                        Arbeitskräfte aus Ländern ausserhalb der EU/EFTA wurden 2019
Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft fällt auf, dass die Differenz         zwar in gewissen Kategorien erhöht. Die Unternehmen kommen
zwischen dem Lohn- und Produktivitätswachstum dort viel gerin-          bei der Suche nach qualifiziertem Personal aber zunehmend an ihre
ger ausfällt als in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Man        Grenzen. Aufgrund dieses Fachkräftemangels kommt es – auch aus
kann deshalb festhalten, dass sich die Lohnquote in der Chemie-         branchenfremden Unternehmen – zunehmend zur gegenseitigen
und Pharmabranche zuungunsten der Arbeitnehmenden entwickelt.           Abwerbung von Mitarbeitern. Attraktive Arbeitsbedingungen und
Dies ist ein Argument, das für eine Anpassung der Nominallöhne          eine adäquate Entlohnung werden für die Unternehmen deshalb
nach oben in Richtung der längerfristigen Produktivitätsentwicklung     wichtiger, um die bestehenden Mitarbeiter zu halten und neue
spricht.                                                                ­Arbeitsplätze durch qualifiziertes Personal zu besetzen.

                                                                           Zu den Themen Teuerung, politische Unsicherheiten
                                                                           und Wechselkurs siehe Anmerkungen im Kapitel «Fokus
                                                                           Lohnverhandlungen» im Teil MEM-Industrie. Dort fin-
                                                                           den Sie auch eine Grafik zur Entwicklung der nominalen
                                                                           Arbeitsplatzproduktivität nach Branchen.

Abb. 11      Entwicklung der Jahreslöhne und der nominalen Arbeitsproduktivität

220                                                                                                       Jahreslohn
                                                                                                          Chemie / Pharma
200
                                                                                                          Jahreslohn
180                                                                                                       Gesamtwirtschaft
160                                                                                                       Nominale Arbeitsproduktivität
                                                                                                          Chemie / Pharma
140                                                                                                       Nominale Arbeitsproduktivität
120                                                                                                       Gesamtwirtschaft

100

80                                                                                                   2001 = 100
      2001       2003      2005     2007     2009      2011     2013      2015    2017     2019      Quelle: BAK Economics

                                                                                                                                          19
Branche Chemie/Pharma
     Fazit

     Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass in der
     chemisch-pharmazeutischen Industrie Raum für kräftige
     Lohnsteigerungen besteht:

     • In der chemisch-pharmazeutische Industrie sind die konjunktu-                                 Basierend auf den ökonomischen Modellen von BAK sowie weiteren
       rellen Aussichten für 2019 und 2020 im gesamtwirtschaftlichen                                 Einschätzungen halten wir ein Wachstum des Nominallohnes in der
       Vergleich immer noch ausgezeichnet.                                                           chemisch-pharmazeutischen Industrie von 1,9 Prozent im Jahr 2019
     • Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften ist nach wie vor                             für realistisch. 4
       hoch, das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften aber aufgrund
       der verhältnismässig niedrigen Arbeitslosenquoten im In- und
       Ausland beschränkt.
     • Die Teuerung liegt 2020 mit 0,6 Prozent ähnlich wie 2019 deut-
       lich im positiven Bereich. Dies muss berücksichtigt werden, um
       dem Kaufkraftverlust der Arbeitnehmenden entgegenzuwirken.
     • Auch wenn durchaus Negativrisiken im Ausland bestehen (z.B.
       eine Eskalation des Handelskrieges USA-China), geht BAK Eco-
       nomics davon aus, dass diese im Laufe von 2020 allmählich in
       den Hintergrund treten. Zudem haben sich die inländischen politi-
       schen Risiken mit der Annahme der Steuerreform und AHV-Finan-
       zierung (STAF) kürzlich entschärft.

     Tab. 2       Entwicklung über verschiedene Zeiträume

                                                                         2020                                       2009–2019                             2001–2019
                                                          Nominallohn         Arbeitsproduktivität        Nominallohn    Arbeitsproduktivität   Nominallohn      Arbeitsproduktivität
     Chemie / Pharma                                          1,9%                   3,7%                    1,1%               2,3%               1,3%                    4,2%

     Bemerkungen: Arbeitsproduktivität = Nominale Arbeitsproduktivität. Durchschnittliche Zuwachsraten in % p.a.
     Quelle: BAK Economics

     4
         Zu beachten ist, dass in diesen Wachstumsraten variable Lohnkomponenten wie beispielsweise Boni bereits enthalten sind. Für die Lohnverhandlungen sollten diese
         Lohnkomponenten nicht berücksichtigt werden.
20
Die Angestellten Schweiz
Lohnrunde: Angestellte Schweiz fordern bis zu 2,3 Prozent mehr Lohn

Die Produktivitätsgewinne müssen den Beschäftigten end-                  Chemie/Pharma
lich weitergegeben werden. Das ist der Kern der Forderun-
gen der Angestellten Schweiz für die nächste Lohnrunde.                  Die Branche Chemie/Pharma ist weiterhin auf sehr solidem Wachs-
                                                                         tumskurs. Die reale Bruttowertschöpfung stieg 2018 um 7,4%. Für
Trotz gewisser Alarmzeichen (Handelskonflikt China-USA und Ein-          dieses Jahr prognostiziert BAK Economics immer noch sehr hohe
brüche bei der Autoindustrie) boomt die Schweizer Wirtschaft. Mit        6,6% und für die zwei Folgejahre 4,2% respektive 4,3%. Eben-
einem Exportplus von 2,4% im zweiten Quartal glänzte vor allem           so solide sehen die Zahlen für die Arbeitsproduktivität aus, wie
die Chemie- und die Pharmabranche, wie die kürzlich publizierten         ­Tabelle 2 zeigt.
Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung zeigen. Diesen Trend be-
stätigen auch die makroökonomischen Daten von BAK Economics,             Der chemisch-pharmazeutischen Industrie läuft es seit Jahren viel
die der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) sowie der         besser als der Gesamtwirtschaft, und auch die Aussichten sind bes-
Chemie/Pharma-Branche ein stabiles Wachstum prognostizieren,             ser. Die Gesamtwirtschaft (BIP) wuchs 2018 real «nur» um 2,6%,
das deutlich über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liegt.           für dieses Jahr sind 1,2% prognostiziert. Die Pharmaindustrie ver-
                                                                         zeichnete im letzten Quartal 2018 ein Exportwachstum von knapp
In den letzten Jahren konnten diese Branchen ihre Produktivität mas-     13%, und das Wachstumstempo blieb im ersten Quartal 2019 mit
siv steigern, nicht zuletzt durch Restrukturierungen und zu Lasten der   9% hoch. Die chemische Industrie profitiert von der starken Wachs-
Beschäftigten. Entsprechend schwach entwickelten sich die Löhne der      tumsdynamik der Pharmabranche mit. Die Angestellten Schweiz
Angestellten. Dies fällt umso mehr ins Gewicht, als die Schweiz 2018     fordern sowohl für die chemische wie auch für die pharmazeutische
wieder eine Teuerung von 0,9% verzeichnete. Für 2019 rechnen die         Industrie Lohnerhöhungen von 1,9%.
Prognosen mit einer Jahresteuerung von 0,6%. «Es ist deshalb der rich-
tige Zeitpunkt», sagt Stefan Studer, Geschäftsführer der Angestellten
Schweiz, «bei den Löhnen nachzuziehen und sich nicht immer vertrös-      Die Industrie braucht das Institutionelle
ten zu lassen.» Deshalb fordert der Verband bis zu 1,9% mehr Lohn.       Abkommen mit der EU

                                                                         BAK Economics weist auf diverse politische Unsicherheiten hin,
MEM-Industrie                                                            welche das Weltwirtschaftswachstum hemmen. Den Handelskon-
                                                                         flikt zwischen den USA und China, den Brexit sowie den Atomkon-
Die MEM-Industrie konnte die reale Bruttowertschöpfung gemäss            flikt mit dem Iran kann die Schweiz nicht beeinflussen. Die Schweiz
BAK Economics im letzten Jahr um 5,6% steigern; 2019 sollen es           hat aber eine Grossbaustelle mit der EU offen: das Institutionelle
immerhin noch 2,5 % werden, 2020 und 2021 über 3,0%. Wie sich            Abkommen (InstA). Für die stark exportorientierte Industrie ist eine
die Arbeitsproduktivität im Vergleich zum Nominallohn in den Sub-        rasche Unterzeichnung dieses Abkommens unabdingbar. Sie ist auf
branchen über bestimmte Zeiträume entwickelt hat und im nächsten         gesicherte und stabile Beziehungen zum mit Abstand wichtigsten
Jahr entwickeln soll, ist aus Tabelle 1 ersichtlich.                     Handelspartner angewiesen. Ein längerdauernder Konflikt mit der
                                                                         EU könnte den Export empfindlich schwächen. «Anstatt sich um
Die Angestellten Schweiz anerkennen, dass die einzelnen Branchen         jeden Preis China (Freihandelsabkommen) oder auch Saudi-Arabi-
der MEM-Industrie unterschiedlich aufgestellt sind und sich unter-       en (Rüstungsexporte!) an den Hals zu werfen, sollte der Bundesrat
schiedlich entwickelt haben. Für die Datenverarbeitungsgeräte und        alles daran setzen, das Verhältnis zur EU zu klären», betont Stefan
Uhren sowie den Maschinenbau ist die Situation sehr günstig. Für         Studer, Geschäftsführer der Angestellten Schweiz. Die Schweizer
die Metallindustrie ist sie positiv, für die Elektrischen Ausrüstungen   Politik ist aufgerufen, das Abkommen rasch unter Dach und Fach
nur verhalten positiv. Die Angestellten Schweiz fordern eine Lohner-     zu bringen.
höhung von 1,1% bis 1,9%. Noch mehr sollen die Löhne in Betrieben
steigen, die voll vom Aufschwung profitiert haben, aber den Produkti-
vitätsgewinn bisher kaum an die Angestellten weitergegeben haben.
                                                                                                                                          21
Sie können auch lesen