Lüdenscheid: Startup setzt auf Geschäft mit UVC-Luftreiniger
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Adresse dieses Artikels: https://www.nrz.de/wirtschaft/luedenscheid-startup-setzt-auf-geschaeft-mit-uvc-luftreiniger- id231669303.html Jetzt lesen CORONA-PANDEMIE Lüdenscheid: Startup setzt auf Geschäft mit UVC-Luftreiniger ++++++++++++++ Jens Helmecke 26.02.2021, 17:15 Lesedauer: 6 Minuten Montageleiter Thomas Schlanzke (links) mit der besonders gesicherten UVC-Lampe aus dem Gerät. Rechts Erfinder Volker Till. Foto: Jakob Studnar / FUNKE Foto Services LÜDENSCHEID. Lu reiniger sind eine Hoffnung, um in der Pandemie mehr Freiheiten zu erreichen. In Lüdenscheid ru dies das Startup Smartair auf den Plan. Wo entlang führt der Weg zu mehr Freiheit in Zeiten der Corona-Pandemie? Vorsicht, Kontaktvermeidung, AHAL-Regeln (Abstand, Hygiene, Atemmaske, Lü en) sind Eckpunkte. Eine erweiterte Corona-APP und Impfen was das Zeug hält wären Meilensteine. Das eine Patentrezept scheint es nicht zu geben. Alles, was Erfolg verspricht, erscheint aber erst einmal gut. Lu reiniger?
Seit Monaten gibt es eine kontroverse Diskussion darüber, inwieweit solche Geräte weiter helfen können, wenn es um Präsenzunterricht, Öffnung von Geschä en, Kino- oder Theaterbesuche geht. Für das Unternehmen Kai Capital Grund genug, das neue Tochterunternehmen Smartair Technologies an den Start zu bringen. Seit November wird der Smartair-Tower in Lüdenscheid zusammengesetzt, seit Dezember verkau . Mit rund 2500 Euro ein nicht gerade billiger UVC-Lu reiniger made in Europa, In der Brauereibranche bekannt Es soll ein Profigerät sein, entwickelt von einem erfahrenen Erfinder. Volker Till zählt 150 Patentfamilien mit 450 Patenten sein Eigen. Der 70-Jährige aus dem Taunus ist Erfinderprofi und kann es offenkundig nicht lassen. In der Brauereibranche dür e Till kein Unbekannter sein. Mitte der 90er Jahre hat der Maschinenbauingenieur ein Patent für die optimale, weil weitgehend keimfreie Abfüllung von Bierfässern angemeldet. Eine unzweifelha wichtige Sache also. Bei der Dortmunder Traditionsfirma KHS AG, Spezialist für Abfüll- und Verpackungsanlagen, die diese Anlagen auf den Markt brachte, war der Ingenieur bis 2009 Technikvorstand. Der Ingenieur Volker Till nennt rund 450 Patente sein Eigen. Auch in der Brauereibranche ist er kein Unbekannter. Foto: Jakob Studnar / FUNKE Foto Services Heute ist er beratend für Kai Capital mit Sitz in Düsseldorf tätig, einer Holding mit verschiedenen Firmen. Dazu gehört auch Kai Plastics mit Produktionen unter anderem in Bad Berleburg und eben Lüdenscheid, wo ein Gebäudeabschnitt seit einigen Wochen unter Leitung von Thomas Schlanzke für die Montage der Smartair-Tower genutzt wird. Das Herz des Gerätes sind zwei Philips-UVC-Lampen mit jeweils 55 Watt-Leistung. Mit 110 Watt also werden die Viren beleuchtet? Falsch. Wie überhaupt bei Lu reinigern manche Herstellerangabe zu Leistung und Einsatzbereich mindestens irreführend sei, wie der Erfinderprofi aufklärt. Das Thema ist komplex. Zur Leistung: „Die 110 Watt entsprechen einem UVC-Anteil von mindestens 34 Watt“, erklärt Volker Till, der schnell und automatisch auf Tü ler-Technikmodus umschaltet. WEITERE THEMEN Corona: Oberhausener Politiker will Luftreiniger für Schulen Ein Herner kämpft mit Luftreiniger gegen Corona RKI-Chef Wieler verteidigt Corona-Impfstoff von Astrazeneca
Wie also funktioniert das Ganze? UVC wirkt auf die DNA beziehungsweise RNA einer Zelle. Das Licht kommt bestenfalls auf der Erde nicht vor. Sonnenlicht enthält UVA, UVB und UVC-Strahlen. UVC wird normalerweise von der Erdatmosphäre abgehalten. Es sei denn, es reißt ein Ozonloch auf. „Das UVC-Licht zerstört die Zellen in einer charakteristischen Wellenlänge.“ Das ist für den Menschen tatsächlich gefährlich. Ebenso aber auch tödlich für Viren wie Sars-Cov-2. Wie wirksam ein UVC-Lu reiniger ist, hängt demnach aber auch davon ab, ob alle Komponenten exakt aufeinander abgestimmt die richtige Leistung erbringen. „Die richtige Dosis macht das Gi . Die Intensität der CORONA Lampe mal der Zeit, in der sich der Keim oder der Virus entlang der Lampe bewegt, ist entscheidend“, Ladenhüter Luftfilter: Warum ++++++++++++++ doziert Till. Im einen Meter hohen Smartair-Tower die Schulen kaum zugreifen wird die Lu am oberen Ende angesaugt. Die Höhe entspricht etwa Mundhöhe bei einem am Schreibtisch sitzenden Menschen. Die eingesaugte Lu läu nacheinander durch zwei speziell gestaltete Desinfektionskammern, in denen jeweils eine bruchgeschützte UVC-Lampe steckt. Anschließend wird die Lu auf gleicher Höhe wieder ausgeblasen. Auch das sei sinnvoll, um auf dem Raumboden keine Verwirbelungen zu erzeugen. Smartair gibt die Wirksamkeit mit mindestens 90 Prozent an. Neben den Coronaviren werden gleichzeitig auch sonstige Mikroorganismen wie Bakterien, andere Viren (etwa Schnupfen) oder auch Pilzsporen abgetötet. Als Ingenieur und erfahrener Erfinder hat sich Volker TEST Till tief in die Materie hineingedacht, erklärt, wie viele Aerosole (7000) der Mensch im Schnitt pro Stiftung Warentest: Die ++++++++++++++ Minute ausatmet und wie viele Viren in der Atemlu besten Luftreiniger gegen für eine an Sicherheit grenzende Infektion Aerosole ausreichen. Auch, bei wie viel Wattsekunden pro Quadratmeter das Coronavirus im Gegensatz zum Schnupfenvirus den Geist aufgibt. Für welche Raumgröße das Lüdenscheider Gerät geeignet sei? „Falsche Frage“, raunzt Till. Die Wirksamkeit hänge natürlich davon ab, wie viele Menschen sich wie lange in welchem Raum wie aufhalten. Von einem Einsatz bei einer Party rät Till ab, weil er in der aktuellen Situation grundsätzlich von Partys abrät, wo Menschen zu dicht gedrängt aufeinander hocken und sich gegenseitig beim Ausatmen mit ihren Aerosolkegeln befeuern. „Hepa“ nichts für den Hausgebrauch? Dass das Gerät aus Lüdenscheid hochgradig wirksam ist, will sich Smartair gerade bescheinigen lassen. Die Unterlagen für die Zertifizierung als Medizingerät Klasse 1 sind eingetütet. Damit verbunden wäre die Zulassung, beispielsweise in Praxen oder Krankenhäuser eingesetzt zu werden. Das wird wegen der Pandemiezeiten bei der Behörde aber wohl einige Monate dauern, jedenfalls deutlich länger als üblich. INFO Bis zu 500 Geräte pro Monat - Bundesamt kritisch
Die Firma Smartair Technologies ist eine Tochter der Kai Capital GmbH mit Sitz in Düsseldorf. Zur Kai-Holding gehört unter anderem auch das Unternehmen Kai Plastics mit Produktionen in Bad Berleburg und Lüdenscheid. Am Standort Lüdenscheid startete die neue Firma im November 2020. Mit überschaubarem Personaleinsatz wurden seit Mitte Dezember die ersten Geräte ausgeliefert. Durch die Nähe zu Kai Plastics könne Personal und Kapazität aber kurzfristig hochskaliert werden. Bis zu 500 Geräte pro Monat seien möglich. Bei rund 150 liegt aktuell der Absatz der Tower, die im Flüstermodus bei 36 Dezibel Betriebsgeräusch 140 Kubikmeter Lu pro Stunde reinigen sollen. Im Intensivmodus bei 40 dB bis zu 165 Kubikmeter/h. Eingesetzt werden UVC-Geräte schon heute, beispielsweise in Kinos. Das Bundesumweltamt sieht die Verwendung kritisch und hält den Einsatz von mobilen Lu reinigern beispielsweise in Schulen allerdings nach wie vor lediglich in Ausnahmefällen für gerechtfertigt. Die Reduzierung der Virenlast sei in vielen Fällen nicht eindeutig nachgewiesen. Dabei sind Zertifikate ja an kaum einem anderen Ort von so hoher Bedeutung wie in Deutschland. Ohne Dokument, nichts wert. Zur Coronapolitik hat der patente Erfinder eine klare Meinung: „Hier wird ja viel von Amateuren entschieden. Aber, das muss man akzeptieren.“ Es sei ja auch nicht alles falsch. „Lü en ist definitiv sicher“, sagt Till mit Blick auf Büro- oder Klassenräume. „Aber es ist eine Zumutung und schon deshalb wäre der Einsatz von wirksamen Geräten sicherer.“ Dass Till von Lu reinigern mit Hepa-Filtern für den Einsatz in Schulen oder Kitas abrät begründet der Experte so: „Hepafilter sind gut für den Einsatz im industriellen Bereich. Sie müssen rund um die Uhr durchlaufen und akribisch gewartet werden.“ Für den Hausgebrauch sei dies zu kompliziert und als ergänzende Maßnahme zu mehr Freiheit in Pandemiezeiten aus seiner Sicht nicht der beste Weg. Im Newsletter perspektive:weiblich blicken unsere Autorinnen jeden Mittwoch auf die Themen in der Region, die Frauen bewegen. Hier kostenlos anmelden. JETZT DEN ERSTEN KOMMENTAR SCHREIBEN LESERKOMMENTARE (0) KOMMENTAR SCHREIBEN
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