Lüdenscheid: Startup setzt auf Geschäft mit UVC-Luftreiniger

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Lüdenscheid: Startup setzt auf Geschäft mit UVC-Luftreiniger
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CORONA-PANDEMIE

Lüdenscheid: Startup setzt auf Geschäft mit UVC-Luftreiniger
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Jens Helmecke 26.02.2021, 17:15
Lesedauer: 6 Minuten

  Montageleiter Thomas Schlanzke (links) mit der besonders gesicherten UVC-Lampe aus dem Gerät. Rechts
  Erfinder Volker Till.
         Foto: Jakob Studnar / FUNKE
                        Foto Services

LÜDENSCHEID.   Lu reiniger sind eine Hoffnung, um in der Pandemie mehr Freiheiten zu erreichen. In
Lüdenscheid ru dies das Startup Smartair auf den Plan.

Wo entlang führt der Weg zu mehr Freiheit in Zeiten der Corona-Pandemie? Vorsicht, Kontaktvermeidung,
AHAL-Regeln (Abstand, Hygiene, Atemmaske, Lü en) sind Eckpunkte. Eine erweiterte Corona-APP und
Impfen was das Zeug hält wären Meilensteine. Das eine Patentrezept scheint es nicht zu geben. Alles, was
Erfolg verspricht, erscheint aber erst einmal gut. Lu reiniger?
Lüdenscheid: Startup setzt auf Geschäft mit UVC-Luftreiniger
Seit Monaten gibt es eine kontroverse Diskussion darüber, inwieweit solche Geräte weiter helfen können,
wenn es um Präsenzunterricht, Öffnung von Geschä en, Kino- oder Theaterbesuche geht. Für das
Unternehmen Kai Capital Grund genug, das neue Tochterunternehmen Smartair Technologies an den Start
zu bringen. Seit November wird der Smartair-Tower in Lüdenscheid zusammengesetzt, seit Dezember
verkau . Mit rund 2500 Euro ein nicht gerade billiger UVC-Lu reiniger made in Europa,

In der Brauereibranche bekannt
Es soll ein Profigerät sein, entwickelt von einem erfahrenen Erfinder. Volker Till zählt 150 Patentfamilien
mit 450 Patenten sein Eigen. Der 70-Jährige aus dem Taunus ist Erfinderprofi und kann es offenkundig nicht
lassen.

                                                                       In der Brauereibranche dür e Till kein Unbekannter
                                                                       sein. Mitte der 90er Jahre hat der
                                                                       Maschinenbauingenieur ein Patent für die optimale,
                                                                       weil weitgehend keimfreie Abfüllung von Bierfässern
                                                                       angemeldet. Eine unzweifelha wichtige Sache also.
                                                                       Bei der Dortmunder Traditionsfirma KHS AG,
                                                                       Spezialist für Abfüll- und Verpackungsanlagen, die
                                                                       diese Anlagen auf den Markt brachte, war der
                                                                       Ingenieur bis 2009 Technikvorstand.

Der Ingenieur Volker Till nennt rund 450 Patente sein Eigen. Auch in
der Brauereibranche ist er kein Unbekannter.
Foto: Jakob Studnar / FUNKE Foto Services

Heute ist er beratend für Kai Capital mit Sitz in Düsseldorf tätig, einer Holding mit verschiedenen Firmen.
Dazu gehört auch Kai Plastics mit Produktionen unter anderem in Bad Berleburg und eben Lüdenscheid, wo
ein Gebäudeabschnitt seit einigen Wochen unter Leitung von Thomas Schlanzke für die Montage der
Smartair-Tower genutzt wird.

Das Herz des Gerätes sind zwei Philips-UVC-Lampen mit jeweils 55 Watt-Leistung. Mit 110 Watt also werden
die Viren beleuchtet? Falsch. Wie überhaupt bei Lu reinigern manche Herstellerangabe zu Leistung und
Einsatzbereich mindestens irreführend sei, wie der Erfinderprofi aufklärt. Das Thema ist komplex. Zur
Leistung: „Die 110 Watt entsprechen einem UVC-Anteil von mindestens 34 Watt“, erklärt Volker Till, der
schnell und automatisch auf Tü ler-Technikmodus umschaltet.

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Wie also funktioniert das Ganze? UVC wirkt auf die DNA beziehungsweise RNA einer Zelle. Das Licht kommt
bestenfalls auf der Erde nicht vor. Sonnenlicht enthält UVA, UVB und UVC-Strahlen. UVC wird
normalerweise von der Erdatmosphäre abgehalten. Es sei denn, es reißt ein Ozonloch auf. „Das UVC-Licht
zerstört die Zellen in einer charakteristischen Wellenlänge.“ Das ist für den Menschen tatsächlich
gefährlich. Ebenso aber auch tödlich für Viren wie Sars-Cov-2. Wie wirksam ein UVC-Lu reiniger ist, hängt
demnach aber auch davon ab, ob alle Komponenten exakt aufeinander abgestimmt die richtige Leistung
erbringen.

                                                      „Die richtige Dosis macht das Gi . Die Intensität der
  CORONA                                              Lampe mal der Zeit, in der sich der Keim oder der
                                                      Virus entlang der Lampe bewegt, ist entscheidend“,
  Ladenhüter Luftfilter: Warum
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                                                      doziert Till. Im einen Meter hohen Smartair-Tower
  die Schulen kaum zugreifen                          wird die Lu am oberen Ende angesaugt. Die Höhe
                                                      entspricht etwa Mundhöhe bei einem am Schreibtisch
                                                      sitzenden Menschen. Die eingesaugte Lu läu
                                                      nacheinander durch zwei speziell gestaltete
                                                      Desinfektionskammern, in denen jeweils eine
bruchgeschützte UVC-Lampe steckt. Anschließend wird die Lu auf gleicher Höhe wieder ausgeblasen.
Auch das sei sinnvoll, um auf dem Raumboden keine Verwirbelungen zu erzeugen. Smartair gibt die
Wirksamkeit mit mindestens 90 Prozent an. Neben den Coronaviren werden gleichzeitig auch sonstige
Mikroorganismen wie Bakterien, andere Viren (etwa Schnupfen) oder auch Pilzsporen abgetötet.

                                                      Als Ingenieur und erfahrener Erfinder hat sich Volker
  TEST                                                Till tief in die Materie hineingedacht, erklärt, wie
                                                      viele Aerosole (7000) der Mensch im Schnitt pro
  Stiftung Warentest: Die
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                                                      Minute ausatmet und wie viele Viren in der Atemlu
  besten Luftreiniger gegen                           für eine an Sicherheit grenzende Infektion
  Aerosole
                                                      ausreichen. Auch, bei wie viel Wattsekunden pro
                                                      Quadratmeter das Coronavirus im Gegensatz zum
                                                      Schnupfenvirus den Geist aufgibt. Für welche
                                                      Raumgröße das Lüdenscheider Gerät geeignet sei?
„Falsche Frage“, raunzt Till. Die Wirksamkeit hänge natürlich davon ab, wie viele Menschen sich wie lange
in welchem Raum wie aufhalten. Von einem Einsatz bei einer Party rät Till ab, weil er in der aktuellen
Situation grundsätzlich von Partys abrät, wo Menschen zu dicht gedrängt aufeinander hocken und sich
gegenseitig beim Ausatmen mit ihren Aerosolkegeln befeuern.

„Hepa“ nichts für den Hausgebrauch?
Dass das Gerät aus Lüdenscheid hochgradig wirksam ist, will sich Smartair gerade bescheinigen lassen. Die
Unterlagen für die Zertifizierung als Medizingerät Klasse 1 sind eingetütet. Damit verbunden wäre die
Zulassung, beispielsweise in Praxen oder Krankenhäuser eingesetzt zu werden. Das wird wegen der
Pandemiezeiten bei der Behörde aber wohl einige Monate dauern, jedenfalls deutlich länger als üblich.

                                                                                                        INFO

  Bis zu 500 Geräte pro Monat - Bundesamt kritisch
Lüdenscheid: Startup setzt auf Geschäft mit UVC-Luftreiniger
Die Firma Smartair Technologies ist eine Tochter der Kai Capital GmbH mit Sitz in Düsseldorf. Zur Kai-Holding gehört
  unter anderem auch das Unternehmen Kai Plastics mit Produktionen in Bad Berleburg und Lüdenscheid.

  Am Standort Lüdenscheid startete die neue Firma im November 2020. Mit überschaubarem Personaleinsatz wurden
  seit Mitte Dezember die ersten Geräte ausgeliefert. Durch die Nähe zu Kai Plastics könne Personal und Kapazität aber
  kurzfristig hochskaliert werden. Bis zu 500 Geräte pro Monat seien möglich. Bei rund 150 liegt aktuell der Absatz der
  Tower, die im Flüstermodus bei 36 Dezibel Betriebsgeräusch 140 Kubikmeter Lu pro Stunde reinigen sollen. Im
  Intensivmodus bei 40 dB bis zu 165 Kubikmeter/h.

  Eingesetzt werden UVC-Geräte schon heute, beispielsweise in Kinos. Das Bundesumweltamt sieht die Verwendung
  kritisch und hält den Einsatz von mobilen Lu reinigern beispielsweise in Schulen allerdings nach wie vor lediglich in
  Ausnahmefällen für gerechtfertigt. Die Reduzierung der Virenlast sei in vielen Fällen nicht eindeutig nachgewiesen.

Dabei sind Zertifikate ja an kaum einem anderen Ort von so hoher Bedeutung wie in Deutschland. Ohne
Dokument, nichts wert. Zur Coronapolitik hat der patente Erfinder eine klare Meinung: „Hier wird ja viel
von Amateuren entschieden. Aber, das muss man akzeptieren.“ Es sei ja auch nicht alles falsch. „Lü en ist
definitiv sicher“, sagt Till mit Blick auf Büro- oder Klassenräume. „Aber es ist eine Zumutung und schon
deshalb wäre der Einsatz von wirksamen Geräten sicherer.“

Dass Till von Lu reinigern mit Hepa-Filtern für den Einsatz in Schulen oder Kitas abrät begründet der
Experte so: „Hepafilter sind gut für den Einsatz im industriellen Bereich. Sie müssen rund um die Uhr
durchlaufen und akribisch gewartet werden.“ Für den Hausgebrauch sei dies zu kompliziert und als
ergänzende Maßnahme zu mehr Freiheit in Pandemiezeiten aus seiner Sicht nicht der beste Weg.

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