LUDWIG VAN BEETHOVEN VALERY GERGIEV
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Donnerstag 14.10.21 20 Uhr Freitag 15.10.21 20 Uhr LUDWIG VAN BEETHOVEN 3. Klavierkonzert Klavierkonzert-Zyklus OLGA NEUWIRTH VALERY GERGIEV »Masaot/Clocks Without Hands« Dirigent IGOR STRAWINSKY DANIIL TRIFONOV »Pétrouchka« Klavier
ANTON BRUCKNER SYMPHONIEN NR. 1–9 Aufgenommen im Stift St. Florian DVD-BOX 6 DVDs & 4 Blu-rays mphil.de/label
LUDWIG VAN BEETHOVEN Klavierkonzert-Zyklus Konzert fur Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37 1. Allegro con brio 2. Largo 3. Rondo: Allegro – Pause – OLGA NEUWIRTH »Masaot/Clocks without Hands« für großes Orchester IGOR STRAWINSKY »Pétrouchka«, Fassung von 1911 VALERY GERGIEV, Dirigent DANIIL TRIFONOV, Klavier Konzertdauer: ca. 2 ¼ Stunden 124. Spielzeit seit der Gründung 1893 VALERY GERGIEV, Chefdirigent ZUBIN MEHTA, Ehrendirigent PAUL MÜLLER, Intendant
2 Unsere Isarphilharmonie Um als Musiker*in unserer Kreativität im nig selbstverständlich ein Heimatkonzertsaal Musizieren Ausdruck zu verleihen, brauchen ist, wird klar, wenn wir einen Blick zurück wir neben unserem eigenen Körper und Geist in die eigene Orchestergeschichte werfen. unser Musikinstrument und – ebenso wichtig Schließlich hatte es nach der Zerstörung des – einen Resonanzraum, der die Qualität des »Odeon« über 40 Jahre gedauert, bis wir mit Klanges ästhetisch an den Zuhörer überträgt der Philharmonie im Gasteig wieder unseren und auf der Bühne ein gutes Zusammenspiel eigenen Saal erhalten haben. ermöglicht: den Konzertsaal. Ähnlich dem Musikinstrument, gewöhnt man sich über Die neue Isarphilharmonie bietet uns hervor- Jahre an die Akustik seines Saals, um das ragende Bedingungen für unser künstleri- bestmögliche Klangerlebnis für das Publikum sches Schaffen. Mit den rund 1800 Sitz- zu schaffen. Die Akustik eines Konzertsaals plätzen erhalten wir einen Raum mit deutlich ist ein maßgebliches Element für die Entwick- intimerer Konzertatmosphäre. Zusätzlich lung eines Orchesters. dürfen wir uns auf die Saal-Konzeption Yasuhisa Toyotas, des wohl renommiertesten Wir haben in den letzten Jahren zusammen Akustikers der Welt, freuen. mit unserem Chefdirigenten Valery Gergiev alles Erdenkliche unternommen, um die An dieser Stelle möchten sich die Münchner akustischen Schwächen der Philharmonie im Philharmoniker bei allen herzlich bedanken, Gasteig auszugleichen und das bestmögliche die so unermüdlich an der Realisierung die- Klangerlebnis zu kreieren, was uns laut un- ses Bauprojektes mitgewirkt haben und sich serem Publikum und den Rezensionen wohl immer wieder für uns eingesetzt haben. Die gelungen ist. Wir mögen unser Zuhause sehr, namentliche Nennung würde an dieser Stelle freuen uns aber nun umso mehr darüber, jeglichen Rahmen sprengen. Ganz besonde- dass wir nach über zehn Jahren des Ringens rer Dank gilt den Bürger*innen Münchens. um das Thema Gasteig-Umbau in der Saison 2021/22 nach Sendling in die Isarphilharmo- Jetzt fehlen nur noch Sie, unser Publikum! nie umziehen. Wir wollen diesen Saal ab Oktober mit Ihnen teilen und hoffen, dass Sie sich so wohl Einen neuen Saal entwickelt und gebaut zu fühlen werden, wie wir es bereits tun. bekommen, ist ein Traum für alle Musiker*in- nen. Dass dies ein großes Privileg, eine Herausforderung und ein Vertrauensbeweis Ihre Münchner Philharmoniker für unsere Arbeit ist, dessen sind wir uns als Münchner Philharmoniker bewusst. Wie we-
3 © Judith Buss Die Münchner Philharmoniker auf der Bühne der neuen Isarphilharmonie
4 Zur Akustik der Isarphilharmonie Das Akustikdesign der »Isarphilharmonie« Die Gestaltung der Sitzreihen und der stellte uns vor eine einmalige und neue He- klangreflektierenden Flächen des Saals wur- rausforderung: für die Stadt München und de bewusst gewählt, um eine enge Verbin- für die Münchner Philharmoniker, einer der dung zwischen Publikum und Musikern ent- weltweit bekanntesten und traditionsreichs- stehen zu lassen und eine ausgeglichene ten Klangkörper, war ein Konzertsaal mit und gleichmäßige Verteilung der wesentli- höchsten akustischen Standards ge- chen Schallreflexionen zu gewährleisten. wünscht, dessen Konstruktion so gestaltet Gemeinsam mit gmp architects zielte jeder sein sollte, dass er nach einigen Jahren wie- Schritt der Gestaltung darauf ab, einerseits der abgebaut und weiterverwendet werden das Publikum so nah wie möglich am Ge- könnte. Aus unserer langjährigen Zusam- schehen auf der Bühne teilhaben zu lassen, menarbeit mit Maestro Valery Gergiev war andererseits die notwendigen schallreflek- uns bewusst, dass die künstlerischen An- tierenden Oberflächen optimal platzieren sprüche an die „Isarphilharmonie“ nicht we- und ausrichten zu können. Die facettierten niger ambitioniert sein würden als die an Wände und die Geometrie der Decke erga- einen Konzertsaal, der für Jahrhunderte ben sich aus der Notwendigkeit, vorgefer- gebaut ist. Im Frühling 2018 gingen wir in tigte einheitliche Elemente zu verwenden dieses Designabenteuer in enger Zusam- und gleichzeitig Schallreflexionen ohne menarbeit mit den renommierten Architek- nachteilige Schallbündelungen oder Echos turbüros gmp architects und Kunkel Consul- im gesamten Konzertsaal zu verteilen. An ting. Die unverrückbare Zielsetzung war, Stelle von Beton wurden massive Holzver- potenzielle Kompromisse in maßgeschnei- bundplatten und eine Stahlkonstruktion ver- derte Lösungen für ein einmaliges Projekt wendet, um die nötige Masse für die Refle- zu verwandeln. xion tiefer Frequenzen zu schaffen, wäh- rend flache horizontale Latten auf den Ober- Um der musikalischen Qualität der Münch- flächen aufgebracht wurden, um die ner Philharmoniker und zukünftig gastieren- Reflexionen hoher Frequenzen zu verteilen. der Ensembles gerecht zu werden, war es unser vorrangiges Ziel, eine gute Balance Ein ausgefeiltes Design der Wände und der zwischen großer Klarheit des Klangs und Decke über der Bühne liefert den Musi- einer reichen, einhüllend nachhalloptimier- ker*innen eine genaue und verläss liche ten Akustik zu schaffen, die dem Publikum akustische Rückmeldung. Der Bühnen den auf der Bühne produzierten Klang mög- bereich ist für große musikalische Ensemb- lichst getreu vermittelt. les dimensioniert und mit motorisierten im
5 Halbkreis ausgerichteten Stufen ausgestat- tet. Das ermöglicht eine kompakte, dreidi- mensional gestaffelte Anordnung der Musi- ker*innen, welche für gute Kommunikation und die Kohärenz des Klangkörpers notwen- dig ist. Die Bühnentiefe kann durch Absen- ken der Vorbühne reduziert werden, um mehr Sitzplätze für Crossover-Veranstaltun- gen zu schaffen. Der Boden der Bühne wur- de aus sorgfältig ausgewähltem Holz herge- stellt, und wird von einer flexiblen Struktur über einem Resonanzkörper getragen. Dies verleiht dem Boden die Fähigkeit als eine Erweiterung der Musikinstrumente zu die- nen. Man darf von diesem neuen Konzertsaal er- warten, dass er selbst mit seiner ursprüng- lich flüchtigen Mission den schönsten Klan- graum bieten und sich für die kommenden Jahre ganz in den Dienst des Münchener Musiklebens stellen wird. © Benedikt Feiten/GMG YASUHISA TOYOTA Nagata Acoustics Hölzerne Wandverkleidung in der Isarphilharmonie
6 Auftritt für die Zukunft LUDWIG VAN BEETHOVEN: 3. KLAVIERKONZERT C-MOLL DER VIRTUOSE bald ein Jahresgehalt von 600 Gulden; der Graf Johann Georg von Browne, kaiser- Im »Jahrbuch der Tonkunst von Wien und lich-russischer Oberst, schenkte Beethoven Prag« findet sich 1796 der Name des vorma- ein Reitpferd, auf dem der Meister jedoch ligen Bonner Hofmusikers Ludwig van Beet nur selten ritt. Wie er ohnehin den Forderun- hoven – allerdings zur Überraschung der gen der Etikette allenfalls widerspenstig Nachwelt in der Rubrik »Virtuosen und Dilet- folgte. Denn in Wahrheit entsprach Beet tanten«. Doch diese nach heutigen Begrif- hoven viel weniger dem Typus des »Dilet- fen gleich doppelt befremdliche Einordnung tanten« als vielmehr dem Bild des Künstlers, besaß seinerzeit nichts Ehrenrühriges. Im der sich über Konventionen erhebt, dem die »Clavierland« Wien stand ein begnadeter Arbeit keine Lust ist, sondern ein innerer Pianist traditionell hoch in der Gunst des Zwang, ein Muss, Botschaft und Bekennt- zahlenden Publikums und der musiklieben- den Mäzene, wobei unter dem »Clavier« mittlerweile tatsächlich das Klavier verstan- BLICK INS LEXIKON den wurde, das Pianoforte mit der zukunfts- LUDWIG VAN BEETHOVEN weisenden Hammermechanik. Beethoven, Geboren am 15. oder 16. Dezember 1770 so bemerkte das Jahrbuch, »wird allgemein in Bonn; gestorben am 26. März 1827 wegen seiner besonderen Geschwindigkeit in Wien und wegen der außerordentlichen Schwie- rigkeiten bewundert, welche er mit so vieler Leichtigkeit exequirt«. Und da dieser Virtuo- Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 se nicht mehr als besoldeter Musiker in einer c-Moll op. 37 Hofkapelle seinen Dienst versah, sondern als »freier Künstler« von den Wiener Adeli- Entstanden 1799/1800 gen umhegt und gefördert wurde, zählte er im ursprünglichen Sinne auch zu den »Dilet- Dem Prinzen Friedrich Ludwig Christian tanten«, denen die Musik ein Vergnügen war von Preußen (1772–1806) gewidmet und kein Broterwerb. Der Fürst Lichnowsky ließ ihn bei sich wohnen und gewährte ihm Uraufgeführt am 5. April 1803 in Wien Ludwig van Beethoven: 3. Klavierkonzert c-Moll
7 von Seyfried, der Kapellmeister des Thea- ters, sollte Beethoven während des Kon- zerts die Seiten umblättern. Doch zeigte er sich einigermaßen entsetzt (zur diebischen Freude des Komponisten), als er »in der auf- liegenden Stimme trotz der bewaffneten Augen ausser dem Schlüssel, der Vorzeich- nung und verschiedenen über das Blatt hinlaufend en Kreuz- und Querstrichen we- nig mehr als Nichts zu gewahren im Stande war«: creatio ex nihilo. Nach 111 Takten or- chestraler Grundlegung beginnt der Pianist – also Beeth oven – die Soloexposition wie mit e iner imperialen Machtdemonstration. Er durchmisst in drei Anläufen die gesamte Kla- viatur vom Grund bis zur Höhe, um dann forte und unisono das Hauptthema regel- recht in die Tasten zu meißeln, im manuellen Kraftakt der aufgetürmten Oktaven (auf den freilich sogleich eine nachdenkliche Piano- Isidor Neugass: Ludwig van Beethoven (1805) Reflexion folgt). Aus dem intellektuellen Spiel des Konzertierens – dem »freien Spiel nis. Eine Augenzeugin berichtet: »Er war des Geistes« – wurde unter Beethovens sehr stolz und ich habe gesehen, wie die Händen existentieller Ernst: eine Frage der Mutter der Fürstin Lichnowsky, die Gräfin Selbstbehauptung, der schöpferischen Wil- Thun, vor ihm, der in dem Sopha lehnte, auf lensstärke, der stolzen, unbeugsamen Sub- den Knieen lag, ihn zu bitten, er möge doch jektivität. Beethoven, der gefeierte Virtuo- etwas spielen. Beethoven that es aber se, beanspruchte die unumschränkte Herr- nicht.« schaft im »Clavierland«. Ein Souverän, vor dem Fürsten und Gräfinnen auf den Knien DER SOUVERÄN lagen. »Er war sehr stolz.« Der Künstler als Herr und DER HELD Gebieter, als Denker und Lenker, als Pionier und Prophet – so präsentiert sich Beet Der französische Literaturnobelpreisträger hoven schon mit dem ersten Auftritt in sei- Romain Rolland erkannte in Beethovens nem c-Moll-Klavierkonzert op. 37. Kein Ge- Schaffen den Ausdruck einer heroischen ringerer als er selbst spielte den Solopart Zeit, den Widerhall einer Epoche der Kriege bei der Uraufführung am 5. April 1803 im und Revolutionen: »Und wer nicht diesen Theater an der Wien, und niemand außer ihm Heldenrhythmus am eigenen Leibe empfin- hätte damals diese epochale Aufgabe meis- det, wird die Musik der berstenden Ereignis- tern können, da er die Solostimme einstwei- se und triumphierenden Kräfte nur halb ver- len nur unvollständig und skizzenhaft notiert stehen.« Tatsächlich sollten wir nicht ver- hatte: zum virtuosen Eigengebrauch. Ignaz gessen, dass Beethovens Kunst tief verwur- Ludwig van Beethoven: 3. Klavierkonzert c-Moll
8 zelt war in der antiken Lehre vom Ethos der fühlen, daß man auf dem Klawier auch sin- Musik, von der Wirkungsmacht der Musik ge[n] könne, sobald man nur fühlen kan[n], auf die Seele des Hörers. Niemals rückte ich hoffe die Zeit wird kommen, wo die Har- Beethoven von der Überzeugung ab, dass fe und das Klawier zwei ganz verschiedene er mit seinen Kompositionen die Menschen Instrumente seyn werden.« Diese Zeit kam, zum Guten geleiten könne, zu Lebensmut, und Beethoven war ihr Prophet, Repräsen- zur Freiheit, zur Tugend, nicht zuletzt auch tant und Vollender. Es bleibt sein Geheimnis, zur Tapferkeit. Der Künstler stand, bei allem weshalb Igor Strawinsky glaubte, der Him- Stolz und Trotz, nicht über den Schranken mel habe Beethoven die melodische Gabe der Moral. Noch nicht. vorenthalten, um sie dafür Bellini im Über- DER ROMANTIKER ZITAT Doch mit dem dritten Klavierkonzert erprob- »Gegenwärtiges grosse Konzert ge- te Beethoven nicht allein oder gar aus- hört zu den bedeutendsten Werken, schließlich den heroischen Stil, den er bald die seit einigen Jahren von diesem danach mit Werken wie der »Sinfonia eroi- genialen Meister erschienen sind, ca«, der »Sonata appassionata« oder der und dürfte sich von mancher Seite »Fünften«, der »Schicksalssymphonie«, zur sogar vor ihnen allen, und zu seinem Hochblüte bringen sollte – nein, er wies Vortheile, auszeichnen. Wenigstens auch auf anderem Terrain den Weg in die findet Rec. in keinem seiner neues- Zukunft. Der mittlere Satz, das »Largo«, er- ten originellen Werke, neben einer schließt den Ausblick in eine vollkommene solchen Summe schöner und edler Gegenwelt. Nach den »Heldenrhythmen« Ideen, eine so gründliche und doch und kämpferischen Klängen des Ein- nicht ins Schwülstige oder allzu Ge- gangs-»Allegro« entfaltet er eine Musik von suchte übergehende Ausführung, ei- ätherischer, überirdischer Schönheit, die nen so festgehaltenen Charakter ohne der Romantik schon vorausgreift, übrigens Ausschweifung, und, in Absicht auf in E-Dur gesetzt, also weit entfernt vom Arbeit, eine solche Einheit. Überall, c-Moll der Grundtonart. Bei einzelnen Ver- wo es gut ausgeführt werden kann, zierungen im Klavierpart könnte man zuwei- wird und muss es von der grössten len sogar denken, Frédéric Chopin hätte sie und schönsten Wirkung seyn. Selbst komponiert. Eine Musik, die zu Herzen geht, wo man – wie in Leipzig – die grös- ohne Larmoyanz und Sentimentalität, und sern Mozart’schen Konzerte gut zu die offenbar auch ein prekäres pianistisches hören gewohnt ist und mit gerechter Ideal des »molto cantabile« umspielt, wie es Vorliebe betrachtet, wird dies der Fall Beethoven in einem Brief an den Instrumen- seyn, und ist es schon gewesen. Dies tenbauer Andreas Streicher formulierte: »Es Konzert ist in Absicht auf Geist und ist gewiß, die Art, das Klawier zu spielen, ist Effekt eins der vorzüglichsten unter noch die unkultiwirteste von allen Instru- allen, die nur jemals geschrieben menten bisher, man glaubt oft nur eine Har- worden sind.« fe zu hören, und ich freue mich lieber, daß »Allgemeine Musikalische Zeitung« sie von den wenigen sind, die einsehen und vom 10. April 1805 Ludwig van Beethoven: 3. Klavierkonzert c-Moll
9 egal ob es Robert Schumann, Johannes Brahms, Peter Tschaikowsky, Anton Bruck- ner oder sogar noch Gustav Mahler waren. Beethoven aber begnügte sich nicht mit dem einmal Erreichten. Er war ein fort- schrittsgläubiger Mensch, er wollte immer vorankommen und Neues erproben. Sein Credo hat er einmal mit den folgenden Wor- ten auf einen Nenner gebracht: »allein Frey- heit, weiter gehn ist in der Kunstwelt, wie in der ganzen großen schöpfung, zweck.« Wer aber weiter gehen will, muss manchmal ganz Im Theater an der Wien spielte Beethoven sein 3. Klavierkonzert erstmals vor Publikum gezielt das Bestehende torpedieren und es (Kupferstich von 1825) außer Kraft setzen, damit überhaupt erst etwas Neues und Anderes entstehen kann. maß zu schenken. Ein sonderbares Urteil, Nicht mehr und nicht weniger unternahm das der Dirigent Ernest Ansermet mit dem Beethoven, als er zwischen 1803 und 1806 spöttischen Kommentar bedachte: »Viel- sein viertes Klavierkonzert komponierte. leicht hat Strawinsky, als er das sagte, ins- geheim gedacht, er könnte sich so gegen Wolfgang Stähr einen künftigen Kritiker wappnen, der sich erlauben möchte zu sagen, zu Anfang die- ses [20.] Jahrhunderts habe Gott die Gabe der Melodie Prokofjew gewährt, Strawinsky aber vorenthalten. Vielleicht wollte er also nur in guter Gesellschaft sein.« DER SCHÖPFER Aber auch das Finale hält eine weitere Zu- kunftsprognose bereit. Hier experimentiert Beethoven mit einer Dramaturgie, die s pätestens mit seiner »schicksalhaften« 5. Symphonie Schule machen sollte: Er wen- det die Tonart c-Moll nach C-Dur, er führt uns also aus der Dunkelheit ans Licht, durch die Nacht zu den Sternen: »per aspera ad astra«. So lautet das Schlagwort, unter dem dieses musikalische Wendemanöver später berühmt werden sollte. Ganze Generationen von Komponisten folgten fortan Beethovens Beispiel, wenn sie Werke in Moll schufen – Ludwig van Beethoven: 3. Klavierkonzert c-Moll
10 Vom Verschwinden der Erinnerung OLGA NEUWIRTH »Es gibt eine Geschichte von Oliver Sacks, VON GALAKTISCHEN NEBELN dem bekannten Neurologen, die sehr genau UND SCHLINGENDEN PFLANZEN erzählt, warum ich zu komponieren begann: Die Frage nach der Identität, so heißt diese Olga Neuwirth, 1968 in Graz geboren und Erzählung, handelt von einem Mann, der aus einer Künstlerfamilie stammend, ge- seine Identität verloren hat, der sich immer hört inzwischen seit drei Jahrzehnten zu wieder nur für Sekunden erinnern kann und den führenden Komponistinnen weit über immerfort in eine Amnesie abstürzt. Um zu ihre österreichische Heimat hinaus. Ausge- überleben, um eine Quasi-Kontinuität zu er- bildet unter anderem von Tristan Murail und reichen und der Sinnlosigkeit des fortwäh- Adriana Hölszky, wurde sie mit ihren beiden renden Vergessens zu entrinnen, baut er sich Kurzopern nach Elfriede Jelinek schon im sozusagen eine Brücke über das Chaos, in dem er eine Traumwelt aus tausendundeiner BLICK INS LEXIKON Nacht errichtet, in der die Menschen und Situationen immer anders sind. Aus diesen OLGA NEUWIRTH ständigen Verwandlungen entsteht für ihn Geboren am 4. August 1968 eine stabile Welt, von der man zwar nicht in Graz/Steiermark weiß, ob sie real oder irreal, ob sie relevant oder irrelevant ist, aber zumindest bildet sie »Masaot/Clocks without hands« eine Brücke über die Leere der Erinnerungs- für großes Orchester losigkeit.« Was Olga Neuwirth hier in einem Gespräch aus dem Jahre 1995 berichtet, Entstanden als Auftragswerk der Wiener könnte wie ein Motto über ihrem Komponie- Philharmoniker anlässlich des 100. Todes- ren generell stehen. Das Schwanken zwi- tags von Gustav Mahlers 2011 schen Chaos und Stabilität, Improvisation und festgefügten Strukturen, ja auch zwi- Gewidmet den Wiener Philharmonikern schen Traum und Realität sind zentrale Be- standteile ihres Schaffens und prägen ihre Uraufgeführt am 6. Mai 2015 in der Kölner Werke für das Musiktheater ebenso wie ihre Philharmonie durch die Wiener Philharmo- Instrumentalkompositionen. niker unter Daniel Harding Olga Neuwirth: »Masaot/Clocks without hands«
11 © Harald Hoffmann Olga Neuwirth Alter von nur 23 Jahren einem internationa- DER TRAUM VOM GROSSVATER len Publikum bekannt. Auch mit ihren wei- teren Arbeiten für das Musiktheater sorgte Die eingangs zitierte »Leere der Erinne- sie immer wieder für Aufsehen. Sie war rungslosigkeit« ist in gewisser Weise auch auch die erste Frau, die ein Auftragswerk der gedankliche Ausgangspunkt ihres Or- der Wiener Staatsoper für ein abendfüllen- chesterwerkes »Masaot/Clocks without des Werk erhielt. Neuwirth hasst jede Form hands« von 2013, das die Komponistin zwei von stilistischer Eingrenzung und hat des- Jahre später noch einmal überarbeitet hat. halb auch nie eine bestimmte ästhetische Denn musikalische Erinnerungen bilden hier Richtung vertreten. Sie geht vielmehr äu- das Rückgrat des Werkes. Angeregt hat ßerst unkonventionell zu Werke und lässt Neuwirth zu diesem Stück ein Traum von sich dabei von Filmen oder Literatur eben- ihrem Großvater, den sie nie kennengelernt so inspirieren wie von galaktischen Nebeln hat und der ihr nur von Fotos und aus Erzäh- oder dem organischen Wachstum von lungen bekannt war, und von dem sie in ei- Pflanzen. Nicht zufällig ist eines ihrer meist- nem Werkkommentar ausführlich berichtet: gespielten Ensemblewerke »Lonicera »In den sonnendurchfluteten Donauauen mit caprifolium« überschrieben und orientiert dahinplätscherndem Wasser bewegte der sich damit am Wachstum einer Schling- Wind Myriaden grüner Grashalme in einer pflanze, die auch unter dem Namen »Jelän- Umgebung verworrenen Schilfrohrs. Mein gerjelieber« oder »Echtes Geißblatt« be- Großvater stand inmitten der Grashalme und kannt ist. spielte mir auf einem alten, krachenden Ton- Olga Neuwirth: »Masaot/Clocks without hands«
12 bandgerät ein Lied nach dem anderen vor lischen Reflexion über die Wurzeln des eige- und sagte: ›Von Anfang an fiel ich aus dem nen künstlerischen Standorts. Rahmen. Ich war ein Außenseiter und pass- te nie ganz zu meiner österreichischen Um- HOMMAGE AN GUSTAV MAHLER gebung. Ich hatte ein lebenslanges Gefühl des Ausgegrenztseins. Hör diesen Liedern Der Strom wird in »Masaot/Clocks without zu, das ist meine Geschichte.‹« hands« zum musikalischen Erinnerungs- fluss, zum Sammelpunkt unterschiedlicher EINE MUSIKALISCHE REISE Orte und Erfahrungen, die sich in einem bun- ENTLANG DER DONAU ten Reigen von Illusionen und Allusionen entladen. Immer wieder blitzen kurze Melo- »Dieser Traum hat mich sehr bewegt, sodass diefragmente auf, die nicht selten an osteu- ich ihn komponierend verarbeiten wollte, ropäische Folklore erinnern. Sie stehen ent- denn Schreiben ist für mich ohnehin eine weder für sich oder werden übereinander Sache der Erinnerung. Es sollte so sein, als geschichtet, wobei nie klar ist, ob es sich würde man Geträumtes hören, als würde um echte oder Scheinzitate handelt, die sich man selbst träumen beim Hören«, so die hier zu einem expressiven Flechtwerk zu- Komponistin. sammenfügen. Es sind kurze Klanginseln, die häufig aus einem Strom massiver Tutti- Die multiethnische Herkunft ihres geflüch- Passagen auftauchen; ein Verfahren, das teten Großvaters wird für Neuwirth hier zur nicht zufällig an die Kompositionsweise musikalischen Suche nach Heimat und Iden- Gustav Mahlers erinnert, war doch sein tität. In diesem Fall ist es vor allem die Do- Schaffen der eigentliche Ausgangspunkt nau, die das mehr oder weniger fiktive mu- des Auftragswerkes. Elemente der Collage sikalische Geschehen bis hinunter zu ihrer ganz heterogener Materialien weisen aller- Mündung prägt. Überflüssig zu erwähnen, dings zugleich auf ein bevorzugtes Stilmittel dass es hier nicht um einem melodischen des amerikanischen Komponisten Charles Reigen geht, sondern um eine sehr ernst- Ives hin. hafte und äußerst persönliche Auseinander- setzung mit einer untergegangenen musika- WIE DIE ZEIT VERGEHT lischen Kultur, für die in diesem Fall die Figur des Großvaters steht. Nicht zufällig hat Olga Eine zweite Ebene der Komposition bilden Neuwirth ihrem Werkkommentar einige Zei- die »Clocks without hands«, die hier in der len von Ingeborg Bachmann aus dem Jahre Form von Metronomen daherkommen und 1964 vorangestellt: auf das unerbittliche Verrinnen der Zeit ver- weisen. Gleichzeitig strukturieren sie das »Wo zwischen der Moldau, der Donau Geschehen, bringen aber durch die unter- und meinem Kindheitsfluß schiedlichen Tempi auch immer wieder Mo- alles einen Begriff von mir hat.« mente der rhythmischen Irritation ins Spiel. Chaos und Stabilität erweisen sich auch hier Diese gedankliche Rekonstruktion einer wieder, wie so oft im Schaffen Olga Neu- längst vergangenen Existenz in ihrem histo- wirths, als zwei Seiten einer musikalischen rischen und kulturgeschichtlichen Umfeld, Medaille. wird für Neuwirth zugleich zu einer musika- Olga Neuwirth: »Masaot/Clocks without hands«
13 HEIMAT UND FREMDE »Masaot/Clocks without hands« ist für Neu- wirth jedoch auch der Versuch, durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit zu einer Art musikalischer Heimat zu finden. »Das Werk entstand«, so die Komponistin, »durch den vielstimmigen Gesang meiner zersplitterten Herkunft und aus dem Wunsch nach einem kontinuierlichen Fluss, der durch das fortlaufende Mittel sich austau- schender Zellen bestimmt ist, die durch das gesamte Stück laufen. Heimat ist für mich ein nebulöses Etwas. In »Masaot/Clocks without hands« versuchte ich mir das Thema ›meh- rere Heimaten‹ zu beantworten, nämlich durch das Komponieren von Musik als Hei- mat und Fremde zugleich. Zwischen ver- trauten und nicht vertrauten Klängen, jen- seits kakanischer Nostalgie als unmöglicher Versuch, durch das Komponieren die Zeit aufzuhalten.« Martin Demmler ÜBRIGENS... Olga Neuwirths Schaffen umfasst bislang: – 7 Musiktheaterwerke – 29 Werke für Orchester/Ensembles und Solisten – 37 Kammermusikstücke – 13 Werke für Soloinstrument – 3 Werke für Sologesang Olga Neuwirth: »Masaot/Clocks without hands«
14 Klingende Choreographie des russischen Jahrmarkts IGOR STRAWINSKY: »PÉTROUCHKA« Es ist manchmal nicht ohne Reiz, zu fragen SYMBOLFIGUR DES »was wäre, wenn... ?« – etwa: wie hätte sich TRAGISCHEN CLOWNS der junge Igor Strawinsky, von dem eine Kla- viersonate, ein paar symphonische Werke Nach dem Erfolg des »Feuervogel« war es und Lieder vorlagen, möglicherweise wei- klar, dass Strawinsky von Diaghilew zu wei- terentwickelt, wenn er nicht durch Sergej terer Zusammenarbeit herangezogen wür- Diaghilew, den Chef der berühmten »Ballets de. Der nächste größere Plan betraf jene russes«, den Auftrag für eine Ballett-Kom- »Szenen aus dem heidnischen Russland«, position erhalten hätte ? Alljährlich veran- die der Komponist auf Anregung von Nicolas stalteten nämlich Oper und Ballett aus Sankt Roerich in Angriff nahm und die als »Le Sac- Petersburg eine »Saison russe« in Paris. Das re du Printemps« sein berühmtestes Werk Ergebnis war »L’Oiseau de Feu«. Dessen werden sollten (1913). Zunächst aber be- glänzender Erfolg (1910) bestätigte Diaghi- schäftigte er sich – »um sich abzulenken«, lews guten Griff und machte den unbekann- wie er in seinen »Chroniques de ma Vie« ten Komponisten mit einem Schlage inter- (1936) berichtet – mit einem konzertanten national berühmt. Einiges war dabei zusam- Stück für Klavier und Orchester: »Bei der mengekommen, vor allem aber hatte sich Arbeit hatte ich die hartnäckige Vorstellung gezeigt, dass zwischen Strawinskys musi- einer Gliederpuppe, die plötzlich Leben ge- kalischer Sprache auf der einen und den winnt und durch das teuflische Arpeggio Bedingungen und Möglichkeiten des Bal- ihrer Sprünge die Geduld des Orchesters so letts auf der anderen Seite ein besonderes sehr erschöpft, dass es sie mit Fanfaren be- Verhältnis bestand – eine schöpferische droht. Daraus entwickelt sich ein schreckli- Affinität, die in noch weiteren Werken cher Wirrwarr, der auf seinem Höhepunkt mit fruchtbar werden und zu Marksteinen so- dem schmerzlich-klagenden Zusammen- wohl für die Entwicklung des Tanztheaters bruch des armen Hampelmannes endet.« als auch für die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts führen sollte. Als Name bot sich der jenes russischen Jahrmarkt-Clowns an, bei dem sich – ähnlich wie beim deutschen Kasperl, beim französi- schen Pierrot oder italienischen Arlecchino Igor Strawinsky: »Pétrouchka«
15 BLICK INS LEXIKON IGOR STRAWINSKY »Pétrouchka«, Burleske Szenen in vier Bildern Entstanden zwischen August 1910 und Mai 1911 für Sergej Diaghilews Ensemble »Ballets russes«. Gewidmet dem Büh- nen- und Kostümbildner Alexandre Be- nois, der für die »Ballets russes« arbeite- te und mit Strawinsky die Textvorlage zu »Pétrouchka« verfasste. Uraufgeführt am 13. Juni 1911 in Paris im Théâtre du Châtelet durch die »Ballets russes« unter der Leitung von Pierre Monteux. der Mohr und der alte Ballettmeister Enrico Cecchetti der Gaukler. In seinen »Chroniques de ma Vie« notierte Igor Strawinsky Strawinsky: »Nijinsky war über alle Maßen herrlich in der Rolle des Pétrouchka; mit Be- wunderung stelle ich dies hier noch einmal – ausgesprochen spaßhafte mit verinner- fest. Die Vollkommenheit, mit der er diese lichten, oft genug auch melancholischen Figur verkörperte, war um so überraschen- Zügen verbinden, der aber trotz aller Rück- der, als die Rolle nicht tänzerische Eigen- schläge letztlich nicht unterzukriegen ist schaften erforderte, die seine Stärke waren, und am Schluss immer siegt: Pétrouchka. sondern dramatisches Spiel, von der Musik Wieder war es Diaghilew, dessen künstleri- beherrschte Bewegung. Die reiche künstle- scher Instinkt sofort die choreographischen rische Ausstattung, die Benois geschaffen Möglichkeiten des Stoffes erkannte. Stra- hatte, trug viel zum Erfolg der Aufführung winsky vollendete das Werk nun als Ballett bei. Die Karsawina, meine getreue, unüber- – nur in der »Danse russe« und am Beginn treffliche Darstellerin, war so begeistert von des zweiten Bildes, den zuerst fertiggestell- der Rolle der Ballerina, dass sie mir schwor, ten Teilen, fällt noch die konzertierende sie niemals abzugeben. Schade nur, dass Rolle des Soloklaviers auf. Die Premiere fand man die Bewegung der Menge auf dem im Rahmen der alljährlichen »Saison russe« Jahrmarkt nicht durchgearbeitet hatte ! statt, die Diaghilews »Ballets russes« in Paris Statt sie mit den klaren Forderungen der gaben. Der berühmte »Dieu de la Danse«, Musik in Übereinstimmung zu bringen, über- Vaclav Nijinsky, tanzte die Titelrolle; Tamara ließ man sie willkürlicher Auslegung durch Karsawina war die Ballerina, Alexandre Orlow die Tänzer. Ich bedaure das um so mehr, als Igor Strawinsky: »Pétrouchka«
16 die Ensembletänze – der Köche, der Am- ZITAT men, der Masken – zu dem Schönsten ge- hörten, was Fokin erfunden hat.« Diese Auf- »Lieber Freund, Ihnen habe ich es führung wurde stilprägend für die folgenden zu verdanken, daß ich wunderschö- Generationen – bis hin zu Rudolf Nurejew ne Pfingstferien in Gesellschaft von und anderen großen Tänzern der Gegen- Pétrouchka hatte, dem schrecklichen wart. Mohren und der reizenden Ballerina verbrachte. (…) Sie werden weiter- DIE BALLETTHANDLUNG gehen als Pétrouchka, das ist gewiß, aber Sie können bereits stolz sein auf Auch wenn wir das Werk als konzertante das in diesem Werk Geleistete.« Aufführung erleben, ist es wichtig, sich die Claude Debussy in seinem Brief vom Handlung vor Augen zu führen, denn die Mu- 13. April 1912 an Igor Strawinsky sik ist durch und durch von ihren Figuren, Bildern und Aktionen bestimmt. Sie spielt in der »Butterwoche«, dem Sankt Petersbur- ger Karneval. Im ersten und vierten Bild zeigt Im vierten Bild herrscht zunächst wieder die Bühne den Jahrmarkt mit seinem bunten Jahrmarktstreiben mit verschiedenen Auf- Treiben, und Strawinskys Musik suggeriert tritten. Auch dabei lässt sich auf Grund des dazu alle erdenklichen szenischen Vorgän- gestischen Charakters der Musik das Ge- ge: Verschiedene Gruppen (Bauern, Betrun- schehen klar verfolgen. Wie auf einem Bil- kene usw.) und einzelne Figuren (Ausrufer, derbogen, ja mit geradezu filmischen Mit- zwei wetteifernde Leierkastenmänner, deren teln (scharfer Schnitt, Überblendung, Kop- Weisen witzig kontrapunktiert sind) treten pelung mehrerer Handlungselemente) stellt auf – teils nacheinander, teils gleichzeitig. Im Strawinsky die Geschichte musikalisch dar: Mittelpunkt der Szene steht ein Gaukler mit Der Mohr verfolgt den Widersacher durch seinen Puppen: Pétrouchka, Primaballerina die Menge; es kommt zum Kampf, bei dem und Mohr. Durch eine Flötenmelodie werden Pétrouchka stirbt. Der Gaukler versichert sie lebendig und tanzen (Danse russe). den Umstehenden, es handle sich doch bloß um eine Puppe. Da erscheint über der Szene Im zweiten und dritten Bild blicken wir im ein anderer Pétrouchka und zeigt allen eine doppelten Sinne ins Innere: man sieht die Nase: der alte, unsterbliche Geist des russi- Kammer Pétrouchkas und erkennt dabei sei- schen Jahrmarkts. ne menschlichen Leidenschaften. Er liebt die schöne Tänzerin und ist eifersüchtig auf EIGENLEBEN IM KONZERTSAAL den grobschlächtigen Mohren, der sich im dritten Bild präsentiert. Sein Tanz mit der Neben der Ballettbühne wurde die Musik Ballerina wird zu einem Kabinettstück musi- bald auch im Konzertsaal heimisch. Einer- kalischen Humors, indem graziöseste Wal- seits wären die »Drei Sätze aus ›Pétrouch- zer (ein steirischer Volkstanz und einer von ka‹« für Soloklavier zu erwähnen, die Stra- Joseph Lanner) und des Mohren tolpatschi- winsky 1921 seinem Freund Arthur Rubin- ges Getappse gleichzeitig erklingen. Der stein widmete. In ihnen wird besonders die eifersüchtige Pétrouchka tritt ein, wird aber ursprüngliche Konzert-Konzeption deutlich. per Fußtritt ins Freie hinausbefördert. Da vieles an dieser Musik von vornherein Igor Strawinsky: »Pétrouchka«
17 blieb die »Pétrouchka«-Musik in ihrer Sub stanz erhalten. Der Orchesterapparat wurde verkleinert, insbesondere die vierfach be- setzten Holz- und Blechbläser auf je drei reduziert; statt zweier Harfen ist nur eine vorgesehen. Weitere Änderungen betrafen Taktarten, Metronomangaben und kleinere Retuschen. Insgesamt ist eine Tendenz zur Vereinfachung und stärkeren Klarheit spür- bar. Was beim ersten Vergleich der revidier- ten mit der originalen Partiturfassung aus- sieht, als handle es sich um eine von Grund auf neue Komposition, erweist sich als Er- gebnis eines strukturellen Überdenkens: Die Veränderungen zeigen Strawinskys ge- wachsenes Interesse an der Stimmführung und stärkeren Beachtung eines jeden ein- zelnen Instruments. Viele kleine Figuratio- nen der originalen Partitur von 1911 waren ursprünglich harmonische Begleitung und wurden 1947 kontrapunktisch ausgearbei- tet. Igor Strawinsky (sitzend) und Claude Debussy FOLKLORE UND BITONALITÄT »Pétrouchka« ist nicht nur in seinem Sujet, pianistisch gedacht war, musste Strawinsky sondern auch musikalisch gesehen, von nicht im nachhinein – wie etwa Liszt oder Grund auf volkstümlich gehalten. Melodik, Busoni – eine Paraphrase oder Phantasie Rhythmik, harmonische Erfindung und for- über Themen seines Bühnenwerks schrei- male Anlage weisen vielfältige Bezüge zur ben, sondern konnte jene Sätze, in denen russischen Folklore auf – freilich nicht im das Klavier ohnehin eine konzertierende Sinne volkstümelnder Einfachheit. Man be- Rolle hat, direkt fürs Soloinstrument über- achte nur, wie raffiniert beispielsweise die tragen – wobei der klaviertechnische An- Harmonisierungen in der »Danse russe« sind spruch und die wild-perkussiven Effekte – bei jenem berühmten Thema, das zu- noch zusätzlich gesteigert wurden. nächst vom Soloklavier intoniert wird, in der Folge mehrfach auftritt und dabei jeweils Vor allem aber wurde »Pétrouchka«, losge- anders begleitet, gleichsam immer wieder löst von der Ballettbühne, auch als Orches- »neu beleuchtet« wird. Die Melodie selbst terwerk aufgeführt. Strawinsky hat nach ist typisch russisch: Sie umfasst nur fünf dem Zweiten Weltkrieg eine revidierte Fas- Töne und ist modal gehalten, d. h. sie lässt sung angelegt, die 1947 erschien. Anders als sich weder auf eine Dur-, noch auf eine Moll- etwa im »Feuervogel«, wo er massiv in den tonart beziehen. In den Begleitakkorden kompositorischen Gesamtverlauf eingriff, spielt Strawinsky verschiedene Harmonisie- Igor Strawinsky: »Pétrouchka«
18 rungsmöglichkeiten durch – mal im Wechsel Es sei nur an die bereits erwähnte Tanzsze- kleiner und großer Terzen in Ganz- und Halb- ne erinnert, in der die Prinzessin und der tonschritten, mal im Sinne einer diatoni- Mohr einen Walzer tanzen bzw. tanzen wol- schen Mixtur, am Klavier nur auf den weißen len. Dabei kombiniert Strawinsky zwei Tasten gespielt. disparate musikalische Elemente, einen »runden« steirischen Tanz von Joseph Lan- Ein wesentliches Schlagwort sei in diesem ner (»ben cantabile« vorzutragen) und das Zusammenhang nicht übergangen: Bi- oder unbeholfen-tapsige Motiv des Mohren. Die Polytonalität. Sie bezeichnet das gleichzei- Szene steht ganz im Zeichen komischer tige Erklingen zweier oder mehrerer Tonarten. Bühnenwirkung. Dramaturgisch gesehen Berühmtestes Beispiel für dieses harmoni- geht es darum, dass beide Figuren nicht zu- sche Phänomen ist eines der Signal-Motive einander passen. Man sieht sie förmlich vor Pétrouchkas, das mit parallelen Akkorden im sich, und auch musikalisch stehen zwei he- Tritonus-Abstand arbeitet (C-Dur und Ges- terogene Verläufe gegeneinander. Dem Dur). Es tritt an mehreren Stellen markant in Komponisten geht es grundsätzlich nicht Erscheinung. Aber auch sonst begegnen um traditionelle motivisch-thematische Ar- solche harmonischen Mehrdeutigkeiten im beit oder um symphonische Entwicklungen, polyphonen Zusammenhang auf Schritt und sondern um die Kombination kürzerer oder Tritt. längerer gestischer Elemente. Seine Musik entsteht, wird zusammengesetzt, also fol- MUSIKALISCHE MONTAGETECHNIK gerichtig »com-poniert« aus unterschiedli- chen Bewegungszusammenhängen. Aber Insgesamt ist die Partitur äußerst komplex – und das ist bezeichnend für Strawinsky und stellt ein Schlüsselwerk für Strawinskys allgemein – sie bedarf nicht mehr notwen- Stil dar. Denn neben den genannten harmo- digerweise der Ergänzung durch die Bühne, nischen Elementen, der vitalen Rhythmik sondern kann für sich stehen; denn was und einer differenzierten Instrumentations- Strawinsky geschaffen hat, ist nicht nur ein kunst zeigt sich hier seine spezifische Kom- Spiel »tönend bewegter Formen«, sondern positionstechnik erstmals voll ausgeprägt: »klingende« Choreographie. Ein Wesensmerkmal von Strawinskys Kom- ponieren liegt nämlich in der Art, wie er sein Volker Scherliess Material behandelt. Das geschieht anders, als wir es aus der romantischen Tradition (etwa bei Brahms oder auch noch bei Schönberg) kennen. Er wählt sich motivi- sche Zellen und setzt sie in spielerischer Weise baukastenartig zueinander in Bezie- hung – ein Verfahren, das uns auch in der modernen Literatur und in der Bildenden Kunst begegnet: Montage. Igor Strawinsky: »Pétrouchka«
19 Donnerstag 21.10.2021 20 Uhr Samstag 30.10.2021 19 Uhr Freitag 22.10.2021 20 Uhr Sonntag 31.10.2021 11 Uhr OLIVIER MESSIAEN CARL PHILIPP EMANUEL BACH »Turangalîla-Symphonie« Symphonie D-Dur Wq 183/1 Symphonie Es-Dur Wq 183/2 KENT NAGANO, Dirigent PIERRE-LAURENT AIMARD, Klavier WOLFGANG AMADEUS MOZART THOMAS BLOCH, Ondes Martenot Konzert für Fagott und Orchester B-Dur KV 191 ANTONIO VIVALDI Gloria für Soli, Chor und Orchester Dienstag 26.10.2021 18:30 Uhr D-Dur RV 589 1. Jugendkonzert ANDREA MARCON, Dirigent ROMAIN LUCAS, Fagott ASTOR PIAZZOLLA JULIA LEZHNEVA, Sopran »Tangazo«, Variationen über Buenos Aires RACHELE RAGGIOTTI, Mezzosopran PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN CLAUDIA MONTERO Einstudierung: Andreas Herrmann »Vientos del Sur« (Winde des Südens), Deutsche Erstaufführung GEORGE GERSHWIN »An American in Paris« (Ein Amerikaner in Paris) ARTURO MÁRQUEZ Danzón Nr. 2 SIMONE MENEZES, Dirigentin KSENIJA SIDOROVA, Akkordeon MALTE ARKONA, Moderator Konzert der Münchner Philharmoniker mit dem ODEON-Jugendsinfonieorchester München e. V. JULIO DOGGENWEILER FERNÁNDEZ, Einstudierung Vorschau
20 Valery Gergiev DIRIGENT Mit den Münchner Philharmonikern verbin- det Valery Gergiev seit der Saison 2011/12 eine intensivere Zusammenarbeit, seit der Spielzeit 2015/16 ist er Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Reisen führten sie bereits in zahlreiche europäische Städte sowie nach Japan, China, Korea, Taiwan und in die USA. Programmatische Akzente setzte Valery © Marco Borggreve Gergiev durch die Aufführungen symphoni- scher Zyklen von Schostakowitsch, Stra- winsky, Prokofjew und Rachmaninow sowie durch neue Formate wie das Festival »MPHIL 360°«. Regelmäßig werden Konzerte via Livestream, Radio und Fernsehen weltweit In Moskau geboren, studierte Valery Ger- übertragen. giev zunächst Dirigieren bei Ilya Musin am Leningrader Konservatorium. Bereits als Seit September 2016 liegen die ersten Student war er Preisträger des Her- CD-Aufnahmen des orchestereigenen La- bert-von-Karajan Dirigierwettbewerbs in bels »MPHIL« vor, die seine Arbeit mit den Berlin. 1978 wurde Valery Gergiev 24-jährig Münchner Philharmonikern dokumentieren. Assistent von Yuri Temirkanov am Mariinsky Zuletzt spielten die Münchner Philharmoni- Opernhaus, wo er mit Prokofjews Tols- ker unter Valery Gergiev alle Symphonien toi-Vertonung »Krieg und Frieden« debütier- Anton Bruckners in der Stiftskirche St. Flo- te. Seit mehr als zwei Jahrzehnten leitet er rian ein, die Gesamtaufnahme ist seit dem nun das legendäre Mariinsky Theater in St. Frühjahr 2020 sowohl als CD- als auch als Petersburg, das in dieser Zeit zu einer der DVD-Box erhältlich. wichtigsten Pflegestätten der russischen Opernkultur aufgestiegen ist. Die Künstler
21 Daniil Trifonov KLAVIER Der russische Pianist Daniil Trifonov erhielt seine Ausbildung zunächst am Moskauer Gnessin-Institut in der Klasse von Tatiana Zelikman, bevor er 2009 ans Cleveland In stitute of Music zu Sergei Babayan wechsel- te. Neben der Ausbildung zum Pianisten studierte er auch Komposition und schreibt seither Klavier-, Kammer- und Orchester- werke. Sein eigenes Klavierkonzert spielte er zuletzt mit Valery Gergiev und dem Mari- insky Orchester 2019 in der Carnegie Hall. © Dario Acosta Daniil Trifonovs internationale Karriere als Pianist begann 2011, als er innerhalb weni- ger Wochen bei zwei weltweit renommierten Klavierwettbewerben als Gewinner hervor- ging: Beim Arthur-Rubinstein-Wettbewerb in Tel Aviv errang er den 1. Preis, und beim schen Orchester Rotterdam und Lahav Sha- Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb wur- ni in Rotterdam und Essen. Im Rahmen des de er zusätzlich zur »Goldmedaille im Fach Festprogramms zur Eröffnung der Isarphil- Klavier« mit dem »Grand Prix« des Gesamt- harmonie wird Daniil Trifonov zum ersten wettbewerbs ausgezeichnet. Seither spielt Mal sämtliche Beethoven-Klavierkonzerte er regelmäßig mit Spitzenorchestern in Eu- in einem Zyklus zur Aufführung bringen. ropa, den Vereinigten Staaten, Asien und Australien. Im Februar 2013 gab Deutsche Grammo- phon den Abschluss eines Exklusivvertrags Zu den Höhepunkten der Saison 2020/21 mit Daniil Trifonov bekannt. Für sein zählten Aufführungen bzw. Live-Streams Liszt-Album »Transcendental« erhielt er von Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 und 2018 den Grammy Award. Zuletzt erschien Prokofjews Klavierkonzert Nr. 1 mit den Ber- die CD »Silver Age« mit Werken russischer liner Philharmonikern und Kirill Petrenko in Komponisten, die er zusammen mit Valery der Berliner Philharmonie sowie Brahms’ Gergiev und dem Mariinsky Orchester ein- Klavierkonzert Nr. 1 mit dem Philharmoni- gespielt hat. Die Künstler
22 Die Münchner Philharmoniker CHEFDIRIGENT VALERY GERGIEV EHRENDIRIGENT ZUBIN MEHTA 1. VIOLINEN Qi Zhou Lorenz Nasturica-Herschcowici, Clément Courtin Konzertmeister Traudel Reich Julian Shevlin, Konzertmeister Asami Yamada Naoka Aoki, Konzertmeisterin Johanna Zaunschirm Odette Couch, stv. Konzertmeisterin Yemi Gonzales° Iason Keramidis, stv. Konzertmeister BRATSCHEN Nenad Daleore Jano Lisboa, Solo Wolfram Lohschütz Diyang Mei, Solo Martin Manz Burkhard Sigl, stv. Solo Céline Vaudé Wolfgang Berg Yusi Chen Beate Springorum Florentine Lenz Konstantin Sellheim Vladimir Tolpygo Julio López Georg Pfirsch Valentin Eichler Victoria Margasyuk Julie Risbet Yasuka Morizono Theresa Kling Megumi Okaya Jannis Rieke Laura Handler Pascal Schwab°° Ryo Shimakata Marcello Enna°° 2. VIOLINEN VIOLONCELLI Simon Fordham, Stimmführer Michael Hell, Konzertmeister Alexander Möck, Stimmführer Floris Mijnders, Solo IIona Cudek, stv. Stimmführerin Thomas Ruge, stv. Solo Ana Vladanovic-Lebedinski, Veit Wenk-Wolff stv. Stimmführerin Sissy Schmidhuber Matthias Löhlein Elke Funk-Hoever Katharina Reichstaller Manuel von der Nahmer Nils Schad Sven Faulian Clara Bergius-Bühl David Hausdorf Esther Merz Joachim Wohlgemuth Katharina Schmitz Shizuka Mitsui Bernhard Metz Korbinian Bubenzer Namiko Fuse Anne Keckeis°° Das Orchester
23 KONTRABÄSSE TROMPETEN Sławomir Grenda, Solo Guido Segers, Solo Fora Baltacıgil, Solo Bernhard Peschl, stv. Solo Alexander Preuß, stv. Solo Florian Klingler Stepan Kratochvil Markus Rainer Shengni Guo Emilio Yepes Martinez POSAUNEN Ulrich von Neumann-Cosel Dany Bonvin, Solo Umur Kocan Matthias Fischer, stv. Solo Alexander Weiskopf Quirin Willert Clara Heilborn°° Benjamin Appel, Bassposaune Tolga Akman°° FLÖTEN Michael Martin Kofler, Solo TUBA Herman van Kogelenberg, Solo Ricardo Carvalhoso Martin Belič, stv. Solo PAUKEN Gabriele Krötz, Piccoloflöte Stefan Gagelmann, Solo Bianca Fiorito°° Guido Rückel, Solo OBOEN SCHLAGZEUG Marie-Luise Modersohn, Solo Sebastian Förschl, 1. Schlagzeuger Bernhard Berwanger Jörg Hannabach Lisa Outred Michael Leopold Kai Rapsch, Englischhorn Theresia Seifert°° KLARINETTEN HARFE Alexandra Gruber, Solo Teresa Zimmermann, Solo László Kuti, Solo Mathilde Wauters°° Annette Maucher, stv. Solo Matthias Ambrosius ORCHESTERVORSTAND Albert Osterhammer, Bassklarinette Alexandra Gruber Stephan Mayrhuber°° Matthias Ambrosius Konstantin Sellheim FAGOTTE Raffaele Giannotti, Solo INTENDANT Romain Lucas, Solo Paul Müller Johannes Hofbauer Jörg Urbach, Kontrafagott Nicolò Biemmi°° HÖRNER Matias Piñeira, Solo Ulrich Haider, stv. Solo Maria Teiwes, stv. Solo Alois Schlemer Hubert Pilstl Mia Schwarzfischer Christina Hambach ° Zeitvertrag, °° Orchesterakademie Das Orchester
24 IMPRESSUM TEXTNACHWEISE BILDNACHWEISE Herausgeber: Einführungstexte: Marcus Judith Buss (Orchester Direktion der Münchner Imbsweiler. Nicht nament- foto); Abbildungen zu Philharmoniker lich gekennzeichnete Beethoven: ; Abbildung zu Paul Müller, Intendant Texte und Infoboxen: Neuwirth: Harald Hoff- Kellerstraße 4 Christian Tauber. Künstler- mann.com ; Abbildungen 81667 München biographien: nach Agen- zu Strawinsky: Vera Stra- Redaktion: turvorlagen. Alle Rechte vinsky und Robert Craft Christian Tauber bei den Autorinnen und (Hrsg.), Stravinsky – In Titelgestaltung: Autoren; jeder Nachdruck Pictures and Documents, Fienbork Design ist seitens der Urheber London 1978 ; Künstler- Frank Fienbork & genehmigungs und kos- photographien: Marco Nicole Elsenbach tenpflichtig. Borgg reve (Gergiev), Dario Utting am Ammersee Acosta (Trifonov). fienbork-design.de Graphik: dm druckmedien München Druck: Gebr. Geiselberger GmbH Martin-Moser-Straße 23 84503 Altötting Gedruckt auf holzfreiem und FSC-Mix zertifiziertem Papier der Sorte Magno Volume Impressum
VALERY GERGIEV MÜNCHNER PHILHARMONIKER Ab sofort im Handel erhältlich CD-BOX 9 CDs
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