Luftrettung rund um die Uhr - Welchen Einfluss hat das Wetter?
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Originalien Notfall Rettungsmed 2015 · 18:130–138 M. Klier1 · E.R. Wanka-Pail2 · C. Gehring2 · S. Prueckner2 · PrimAIR-Konsortium DOI 10.1007/s10049-015-1987-3 1 Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr, Fachhochschule Köln Online publiziert: 7. März 2015 2 Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, Klinikum der Universität München © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 Luftrettung rund um die Uhr – Welchen Einfluss hat das Wetter? Eine Untersuchung im Rahmen des Forschungsprojekts PrimAIR Dienstbeginn an der Luftrettungs- des Forschungsprojekts PrimAIR („Kon- gaben als auch Herstellergrenzwerte be- station. Ein Blick aus dem Fenster ge- zept zur primären Luftrettung in struk- rücksichtigt. Als wesentliche Einschrän- nügt: Nebel soweit das Auge blicken turschwachen Gebieten“ gefördert vom kungen kristallisierten sich auf diese Wei- kann, und das ist momentan nicht Bundesministerium für Bildung und For- se die meteorologischen Parameter Wind- weit. Solche und andere meteorologi- schung BMBF im Rahmen des Sicher- geschwindigkeit [m/s], Gewitter, gefrie- sche Bedingungen können dazu füh- heitsforschungsprogramms) am Beispiel render Regen sowie horizontale Sichtwei- ren, dass ein Rettungstransporthub- von Mecklenburg-Vorpommern (MV), te [m], Wolkenuntergrenze [m] bzw. [ft] schrauber (RTH) vorübergehend nicht ob in bestimmten Regionen die Notfallret- und Bedeckungsgrad [Achtel] heraus. eingesetzt werden kann. Aber wie oft tung ausschließlich durch den Einsatz von Zur Beantwortung der Frage, wie häu- kommt das vor? Welche meteorolo- Luftrettungsmitteln notfallmedizinisch fig diese Phänomene einen Luftrettungs- gischen Bedingungen stehen einem bewerkstelligt werden kann. RTH, die bis- einsatz in MV eingeschränkt bzw. verhin- Hubschraubereinsatz entgegen? Wie lang als Ergänzung zum bodengebunde- dert hätten, wurden die sog. synoptischen hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass nen Rettungsdienst vorgehalten werden, Meldungen des DWD für den Zeitraum der Hubschrauber von seiner Station müssen dann die primäre notfallmedizini- 01.01.2010 bis 31.12.2012 ausgewertet. Die- aus erst gar nicht starten kann oder sche Versorgung „rund um die Uhr“ und se Meldungen beziehen sich auf Bodennä- aber am Einsatzort Bedingungen vor- bei jedem Wetter übernehmen. Bei einer he und bestehen aus einem weltweit ver- herrschen, die keine sichere Landung ausschließlichen Versorgung von Notfall- wendeten Code. Zu bestimmten Uhrzei- ermöglichen? patienten mit dem RTH muss dieser theo- ten werden feste Bestandteile verschlüs- retisch immer einsatzbereit sein. Wetterbe- selt, welche die aktuellen und vergangenen Der demographische Wandel führt in vie- dingte Einflussfaktoren wie beispielsweise Wetterbeobachtungen dokumentieren. Die len Regionen zu einer deutlichen Abnah- Nebel führen heute jedoch immer wieder Auswahl von 14 Messstationen (6 bemann- me der Bevölkerungsdichte bei gleich- zu Einschränkungen. Wie groß der Ein- te Wetterwarten, 8 vollautomatische Wet- zeitiger Überalterung der verbleibenden fluss unterschiedlicher meteorologischer terstationen) erfolgte aus dem 16 Mess Bevölkerung [10, 12]. Auch strukturel- Parameter auf die heutigen Luftrettungs- stationen umfassenden hauptamtlichen le Veränderungen wie Landflucht der er- einsätze ist und welche Auswirkungen auf Stationsmessnetz des DWD in MV. Hier- werbsfähigen Menschen mit zunehmen- ein primäres Luftrettungssystem zu erwar- bei wurde eine gleichmäßige Verteilung im dem Ärzte- und Fachkräftemangel sowie ten sind, wird in der vorliegenden Unter- Untersuchungsraum (. Abb. 1) sowie eine einer ausgedünnten medizinischen Ver- suchung mittels Daten des Deutschen Wet- einheitliche Datenlage berücksichtigt, da sorgungsstruktur, die durch Zentralisie- terdiensts (DWD) abgeschätzt. andere Stationen z.T. nicht die gewünsch- rung und Spezialisierung gekennzeichnet ten Parameter in der entsprechenden Auf- ist, können dazu führen, dass eine effizi- Material und Methoden lösung erfassen. ente, zeit- und fachgerechte bodengebun- Insgesamt wurden ca. 370.000 Daten- dene Notfallrettung nicht mehr aufrecht- In Zusammenarbeit mit den assoziier- sätze der stündlichen Bodenbeobach- erhalten werden kann. ten Partnern ADAC Luftrettung gGmbH, tungen durch das Fraunhofer-Institut für Entwicklungen, die sich in weiten Tei- Bundespolizei-Fliegergruppe und DRF Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI len Deutschlands abzeichnen, stellen sich Luftrettung des Projekts PrimAIR wur- in Dresden aufbereitet und für die weite- in einigen Flächenländern bereits heu- den einschränkende Faktoren für den flie- te prägnant dar. Vor diesem Hintergrund gerischen Betrieb der Luftrettung festge- Die Autoren M. Klier und E.R. Wanka-Pail teilen untersucht das Konsortium (s. . Infobox) legt. Dabei wurden sowohl rechtliche Vor- sich die Erstautorenschaft. 130 | Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015
Windabdeckung durchgeführt werden kendes Wetterphänomen und bezeichnet Infobox PrimAIR-Konsortium kann. 50 Knoten werden vom DWD als „Regen oder Sprühregen, der aus einer schwerer Sturm kategorisiert [6]. Für den warmen in eine kältere Luftschicht fällt Partner im Projektkonsortium Flug selbst gibt es keine Beschränkung. und dabei zu Eiskörnern gefriert oder als F antwortING Ingenieurbüro Die Analyse der Windgeschwindigkei- unterkühlter Regen oder Sprühregen zur PartG (Verbundkoordinator) ten in MV ergab zum einen, dass die Sta- Erde fällt. Die unterkühlten Wassertrop- F Fraunhofer-lnstitut für Verkehrs- und Inf- tion Kap Arkona auf Rügen bis auf Ju- fen gefrieren augenblicklich, wenn sie […] rastruktursysteme (IVI), Dresden li durchweg die höchsten Windgeschwin- auf Gegenstände mit Temperaturen unter F Institut für Notfallmedizin (IfN) der Askle- digkeiten aufwies, was auf die exponier- 0°C auftreffen […]“ [3]. Hubschrauber pios Kliniken Hamburg te Lage an der Ostseeküste zurückgeführt ohne Enteisungsanlagen, wie beispiels- F Institut für Notfallmedizin und Medizin- werden kann. Zum anderen zeigte sich, weise das in der Luftrettung häufig einge- management am Klinikum der Universität München (INM) dass im Untersuchungszeitraum von 2010 setzte Hubschraubermuster EC135, dür- F Institut für Rettungsingenieurwesen und bis 2012 lediglich einmal der festgeleg- fen in solche Wetterlagen nicht einfliegen, Gefahrenabwehr der Fachhochschule te Grenzwert von 25,7 m/s an der Station da die unterkühlten Wassertropfen sofort Köln (IRG) Kap Arkona überschritten wurde. Das ein- auf der Oberfläche gefrieren und das Luft- Assoziierte Partner malige Ereignis umfasste 20 h, was bezo- fahrzeug durch Gewichtszunahme sowie F ADAC Luftrettung gGmbH gen auf den 3-jährigen Untersuchungszeit- aerodynamische Profilveränderungen in F Bundesamt für Bevölkerungsschutz und raum einen Anteil von 0,03% pro Jahr aus- eine Gefahrensituation bringen können. Katastrophenhilfe macht. Dies lässt den Schluss zu, dass die Im 3-jährigen Beobachtungszeitraum F Bundespolizei-Fliegergruppe Windgeschwindigkeiten keinen relevanten kam es an 150 Messzeitpunkten zu gefrie- F DRF Stiftung Luftrettung gAG Einfluss auf den Einsatz des RTH haben. rendem Regen. In . Abb. 3 ist der tages- F Ministerium für Arbeit, Gleichstellung zeitliche (Stundenintervall, x-Achse) und und Soziales Mecklenburg- Vorpommern Gewitter saisonale Verlauf (Monatsintervall, y-Ach- F AOK Nordost se) dargestellt. Eine Häufung ist zwischen Das Projekt wird vom BMBF im Rahmen „Gewitter ist eine meteorologische Er- Mitternacht und 03.00 Uhr sowie seltener des Sicherheitsforschungsprogramms der scheinung, die mit elektrischen Entladun- zwischen 05.00 und 07.00 Uhr, 14.00 Uhr Bundesregierung gefördert. gen und Donner einhergeht“ [4]. Gefah- und 17.00 Uhr bzw. 20.00 Uhr und ren, die dabei für Hubschrauber entstehen, 21.00 Uhr zu beobachten. In den Monaten ren Auswertungen zur Verfügung gestellt. sind beispielsweise Blitzschlag, ein Neben- Januar und Februar kam es insbesondere Während die Windgeschwindigkeit an al- einander von Auf- und Abwinden mit star- in den Zeiten zwischen 05.00 bis 08.00 Uhr len 14 Messstationen erfasst wurde, fehlten ken Turbulenzen und unterkühlte Wasser- sowie am späten Abend von 22.00 Uhr bis die Messwerte für horizontale Sichtweite tropfen in der Wolke, die als sog. gefrieren- Mitternacht zu gefrierendem Regen. bzw. Wolkenuntergrenze an einer Station. der Regen auftreten können [11]. Für Hub- Bei 150 dokumentierten Ereignissen Für die Wetterphänomene Gewitter und schrauber ist der Einflug in ein Gewitter im 3-jährigen Untersuchungszeitraum gefrierender Regen konnten lediglich die 6 untersagt. trat das Ereignis „gefrierender Regen“ da- Wetterwarten berücksichtigt werden. Ausgewertet wurde zum jeweiligen mit durchschnittlich zu 0,19% pro Jahr auf. Zur Darstellung der zeitlichen Ver- Messzeitpunkt das Vorhandensein von Der Anteil ist damit sehr gering und wirkt teilung der meteorologischen Parameter leichtem, mäßigem oder starkem Gewit- sich nur vereinzelt auf den Hubschrauber- wurden die stündlich erhobenen Mess- ter. Insgesamt trat an 247 Messzeitpunkten flug aus. Allerdings birgt dieses Wetter- werte des Beobachtungszeitraums (26.304 Gewitter auf. In . Abb. 2 ist für die Gewit- phänomen hohes Gefahrenpotenzial, so- Messzeitpunkte) aggregiert. Einerseits er- terereignisse der tageszeitliche Verlauf im dass auch einer geringen Wahrscheinlich- folgte eine Differenzierung in die 24 h des Stundenintervall (x-Achse) und der saiso- keit für gefrierenden Regen hohe Beach- Tagesverlaufs, andererseits wurde der sai- nale Verlauf als Monatsintervall (y-Ach- tung geschenkt werden muss. sonale Verlauf über die 12 Kalendermo- se) aufgetragen. Die für Gewitter notwen- nate dargestellt. So ergeben sich für jeden digen Entstehungsbedingungen traten Sichtflugbedingungen Parameter 288 Aggregationspunkte. hauptsächlich in den Monaten Mai bis Au- gust zwischen 12.00 und ca. 21.00 Uhr auf. Der Begriff Sichtflugbedingungen (Visu- Ergebnisse In den genannten Zeitfenstern wurde fast al Meteorological Conditions, VMC) be- die Hälfte aller Gewitter registriert (an 122 inhaltet sowohl die Sichtweite als auch die Windgeschwindigkeiten Messzeitpunkten). Hauptwolkenuntergrenze. Im Gegensatz zu den internen Vorschriften der verschie- Für die Windgeschwindigkeit wurde ein Gefrierender Regen denen Luftrettungsorganisationen wur- Grenzwert von 50 Knoten (92,6 km/h den als Bemessungsgrundlage die Inhal- oder 25,7 m/s) gewählt, da bis zu diesem Gefrierender Regen ist neben Windge- te aus dem Anhang 1 zu JAR-OPS 3.005(d) Wert das Ein- und Auskuppeln des Hub- schwindigkeiten und Gewittern ein wei- als kleinster gemeinsamer Nenner zur Be- schrauberrotors bei nicht vorhandener teres, den Hubschrauberflug einschrän- stimmung der VMC gewählt (. Tab. 1, Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015 | 131
Zusammenfassung · Abstract [8]). Hierbei sind vorhandene Sichtwei- Notfall Rettungsmed 2015 · 18:130–138 DOI 10.1007/s10049-015-1987-3 te, Wolkenuntergrenze und Bedeckungs- © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 grad voneinander abhängig. Eine Haupt- M. Klier · E.R. Wanka-Pail · C. Gehring · S. Prueckner · PrimAIR-Konsortium wolkenuntergrenze besteht, wenn der Be- deckungsgrad der Wolken größer 4/8 ist Luftrettung rund um die Uhr – Welchen Einfluss hat das Wetter? (. Tab. 1). Eine Untersuchung im Rahmen des Forschungsprojekts PrimAIR Die Analyse zur Einhaltungshäufigkeit Zusammenfassung der Mindestanforderungen gemäß Sicht- Hintergrund. Im Rahmen des Forschungs- Gewitter und gefrierender Regen stellen hin- flugregeln (Visual Flight Rules, VFR) wird projekts PrimAIR werden Lösungsansätze für gegen relevante wenngleich selten auftre- eine alleinige primäre Luftrettung in großflä- tende Probleme dar. Vergleichsweise häufig exemplarisch für die Besetzung mit 1 Pi- chigen, dünn besiedelten Gebieten ausge- werden die Sichtflugbedingungen nicht er- lot am Tag und 2 Piloten in der Nacht vor- arbeitet. Unter den bestehenden technischen füllt. Der Anteil der Notfälle mit ausreichen- gestellt, da dies dem heutigen Besatzungs- und rechtlichen Voraussetzungen für Luftret- den Wetterbedingungen liegt im Untersu- muster entspricht. In . Tab. 2 wird gezeigt, tungseinsätze setzen verschiedene Wetter- chungsraum insgesamt bei 94,4%. dass die in den JAR-OPS 3 geforderten phänomene den Einsatzmöglichkeiten der Diskussion. Meteorologische Einflüsse auf Mindestbedingungen für den Sichtflug zu Luftrettung Grenzen. Als relevante Wetter- die Luftrettung sind vorhanden und setzen phänomene werden Windgeschwindigkeit, einer luftgestützten Notfallversorgung wei- mindestens 89,9% erfüllt sind (. Tab. 2). Gewitter, gefrierender Regen sowie die Sicht- terhin Grenzen. Durch technische Weiterent- Neben den stationsbezogenen Auswer- weite bzw. Wolkenuntergrenze untersucht. wicklungen kann der Einfluss wetterbeding- tungen wird in . Abb. 4 der jahreszeitli- Material und Methoden. Die Analysen um- ter Dispositionshindernisse zukünftig mini- che Verlauf über den Beobachtungszeit- fassen ca. 370.000 Messwerte von 14 Wetter- miert werden, sodass ein sehr großer Anteil raum vom 01.01.2010 bis 31.12.2012 grafisch stationen im Untersuchungsraum Mecklen- der Notfälle durch Luftrettungsmittel abge- burg-Vorpommern aus den Jahren 2010 bis deckt werden kann. Dennoch muss die prä- dargestellt. Die Abbildung zeigt, wie häufig 2012. Grundlage waren die gesetzlichen Min- klinische Notfallrettung auch in Zukunft über und in welchen Monaten die VMC erfüllt destbedingungen und Grenzwerte für Luft- bodengebundene Rückfallebenen verfügen, werden. Dabei werden die Bedingungen rettungseinsätze. Neben der regionalen Ver- um wetterbedingte Ausfälle der Luftrettung von Januar bis April stetig besser, was sich teilung wird auch die tageszeitliche und sai- zu kompensieren. in dem ansteigenden Verlauf der blauen sonale Verteilung berücksichtigt. Ergebnisse. Die Auswertungen zeigen, dass Schlüsselwörter Fläche widerspiegelt. Der Höchstwert wird Wind im Untersuchungsraum kaum einen Luftrettung · Meteorologie · im Monat Juni erreicht, in dem die VMC Flugbedingungen · Hubschrauber · PrimAIR Einfluss auf den Einsatz der Luftrettung hat. am häufigsten eingehalten werden kön- nen. Ab Oktober werden die Bedingungen schlechter und laufen auf einen Tiefstwert What influence does weather have on 24/7 air rescue? im November zu. Die fliegerisch benötigte Analyses within the joint research project PrimAIR Sichtweite wird im November nur zu rund Abstract 81% eingehalten. Background. Within the joint research proj- ous phenomena for HEMS operations. In con- Als Ergänzung zu den vorigen Ergeb- ect PrimAIR, solutions for various problems trast, poor visibility conditions preventing he- nissen zeigt . Abb. 5 exemplarisch für den that a primary helicopter emergency med- licopter flights are quite frequent. However, gesamten Untersuchungsraum das Ergeb- ical service (HEMS) in large-scale, sparsely 94.4% of emergency cases could be complet- nis der Wahrscheinlichkeit für nicht ausrei- populated areas may encounter were devel- ed under appropriate meteorological con- oped. The following meteorological condi- ditions. chende Sichtflugbedingungen als Zusam- tions which can set limitations for HEMS op- Conclusions. Meteorological phenomena menfassung aller Stationen und im gesam- erations have been analyzed: wind, thunder- still set limitations for HEMS operations. Al- ten Beobachtungszeitraum vom 01.01.2010 storms, freezing rain and visibility limits. though technical innovations can reduce the bis 31.12.2012 sowohl im Tagesverlauf als Materials and methods. An analysis of influence of weather on operations, the EMS auch im jahreszeitlichen Verlauf. Im Ta- 370,000 data sets, consisting of relevant of the future will have to provide ground- HEMS meteorological events for the years based vehicles for backup support when the gesverlauf ist dabei der Zeitraum 16.00 2010–2012, has been completed. Regulato- existing meteorological conditions prevent und 06.00 Uhr herauszustellen. In diesem ry frameworks, regional location of the emer- HEMS dispatch. liegt die Wahrscheinlichkeit für nicht aus- gency, and the season and time of day of the reichende VMC von November bis März emergencies were analyzed. Keywords deutlich höher als am übrigen Tag und im Results. The results show that wind speed HEMS · Meteorology · Flight conditions · has no impact, although rare events of thun- Helicopter · PrimAIR übrigen Jahr; damit bestätigt sich die Aus- derstorms and freezing rain can be danger- sage von . Abb. 4. Spitzenwerte stellen sich sehr deutlich im November dar. In die- sem Monat liegt die Wahrscheinlichkeit für nicht ausreichende VMC zwischen 00.00 und 07.00 Uhr bei über 25% und zwischen 18.00 und 00.00 Uhr bei über 20%, was auf die im Herbst vermehrte Nebelbildung zu- rückzuführen ist. 132 | Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015
Abb. 1 9 Verwendete Messstationen des Deut- schen Wetterdiensts (DWD) Diskussion die unterschiedlichen Stationstypen (Wet- wie möglich zu erfassen bzw. zu berück- terwarten, Wetterstationen) zu berück- sichtigen. Trotz allem wird eine engma- Datenbasis und Methodik sichtigen, da diese verschiedene Para- schige, flächendeckende Erfassung und meter erfassen. Wetterwarten sind bis zu Auswertung der meteorlogischen Daten Grundsätzlich wurde mit der Auswahl der rund um die Uhr bemannte Stationen, bei schwierig bleiben. 14 Wetterstationen des DWD eine gleich- denen die Wetterlage manuell dokumen- mäßige räumliche Abdeckung des Bun- tiert wird. Wetterstationen dagegen sind Bedeutung für die Luftrettung deslandes Mecklenburg-Vorpommern unbemannte, vollautomatische Stationen, erzielt. Die Lage der bestehenden Luft- die ausschließlich mit technischen Mit- Trotz aller technischen Entwicklungen hat rettungsstationen wurde dabei nicht be- teln die Wetterlage bestimmen. Von den das Wetter nach wie vor einen großen Ein- rücksichtigt, sodass sich die Wetterstatio- 14 ausgewählten Wetterstationen konnten fluss auf die Sicherheit des Flugverkehrs. nen und die RTH-Standorte größtenteils für die Auswertung der Windgeschwin- Zwischen 1998 und 2005 ereigneten sich nicht überlagern. digkeiten alle Stationen, für die Sichtwei- in den USA 1129 Hubschrauberunfälle so- Wichtig für die Analyse der meteoro- ten insgesamt 13 Stationen genutzt wer- wie 89 Unfälle von RTH. 70% der Flugun- logischen Parameter ist neben der räum- den. Im Rahmen der Analysen für Ge- fälle von RTH waren durch die Flugumge- lichen auch eine zeitliche Verfügbarkeit witter und gefrierenden Regen konnte le- bung bedingt (Lichtverhältnisse, Wetter, der Daten. Basierend auf den stündli- diglich auf die 6 bemannten Stationen zu- Gelände), verglichen mit 40% bei den an- chen synoptischen Meldungen konnten rückgegriffen werden. Für die Daten der deren Hubschraubern [13]. Tödliche RTH- hier Auswertungen vorgenommen wer- vorliegenden Stationen wurden die Para- Unfälle traten dabei überwiegend (>50%) den. Dabei wurde davon ausgegangen, meter Windgeschwindigkeit, Gewitter, nachts auf. RTH waren darüber hinaus fast dass die Wahrscheinlichkeit für das Auf- gefrierender Regen und Sichtweite/Wol- viermal so oft (15%) in einen wetterbeding- treten der relevanten Wetterphänomene kenuntergrenze im Beobachtungszeit- ten Unfall verwickelt als Flüge mit anderen innerhalb des Stundenintervalls einer Po- raum nahezu lückenlos erfasst. Hubschraubern (4%) [13]. Einer Studie von isson-Verteilung entspricht. Einschrän- Kommt es zu einer tatsächlichen Um- Eurocontrol (2011) zufolge sind Wetterphä- kend ist anzumerken, dass die Wetterphä- setzung des Forschungsprojekts in MV nomene wie Gewitter, Schnee und Eis, ge- nomene im Rahmen der Simulation von- oder einer anderen Region, muss auf al- ringe Sicht und niedrige Wolkendecke mit einander unabhängig stochastisch gene- le für die Umsetzungsregion verfügbaren großen Verspätungen im europäischen riert werden. Dadurch können beispiels- Messstationen mit einer möglichst hohen Luftverkehr verbunden [9]. Der Jahres weise länger andauernde Einschränkun- räumlichen und zeitlichen Auflösung zu- sicherheitsbericht 2009 der Europäischen gen (z. B. durch Nebel) nicht unbedingt rückgegriffen werden, welche die entspre- Agentur für Flugsicherheit geht, wenn auch zusammenhängend erfasst werden. Ins- chenden Informationen liefern. Dabei gilt nur am Rande, ebenso auf den Zusammen- gesamt wird damit der Wetterverlauf im es, auch lokalspezifische und topographi- hang von Hubschrauberunfällen (nicht nur Rahmen des Forschungsprojekts hinrei- sche Besonderheiten (z. B. Wetterschei- RTH) und schlechtem Wetter ein. In der chend genau beschrieben. Weiterhin sind den durch Gebirge oder Gewässer) soweit Kategorie mit der höchsten Anzahl tödli- Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015 | 133
Originalien Abb. 2 8 Tageszeitlicher und saisonaler Verlauf der Gewitterereignisse cher Unfälle herrschte oft schlechtes Wet- November bis Januar auf. Ein Orkan, de- Gewitter auch mit möglichem Hagel und ter mit Regen oder Nebel. Einige Flüge fan- finitionsgemäß laut DWD ab einer Ge- starken Sturmböen einhergehen können. den darüber hinaus bei Nacht statt [7]. Die schwindigkeit von 118 km/h [5], wurde Bestimmte Arten, wie z. B. Luftmassen- Auswirkungen von widrigem bzw. gefähr- nicht aufgezeichnet. Ein nennenswerter gewitter, können umflogen werden, wäh- lichem Wetter könnten möglicherweise Einfluss der Windgeschwindigkeiten auf rend dies bei Front- oder Multizellenge- noch weiter verringert werden, wenn die- die Luftrettung im Untersuchungsraum witter eher nicht möglich ist. Welche Ge- se noch frühzeitiger erkannt und vorher- kann somit nicht konstatiert werden. witterart auftrat, kann anhand der zur gesagt würden. Verfügung stehenden Daten nicht ermit- Gewitter – vermehrte Problematik telt werden. Folglich wird zur Abschät- Windgeschwindigkeiten – in den Sommermonaten zung davon ausgegangen, dass sich die kein nennenswerter Einfluss Dokumentation eines Gewitters direkt Der Gewitterproblematik begegnet die einschränkend auf die Einsatzmöglich- Die Ergebnisse der Windgeschwindig- Luftrettung besonders in den Sommer- keit des Luftrettungsmittels auswirkt. So- keiten erscheinen plausibel. Im 3-jähri- monaten. Da es unterschiedliche Gewit- mit kommt es zwar zu einer Überschät- gen Beobachtungszeitraum traten Sturm- terarten gibt, führt diese Wettererschei- zung möglicher Einschränkungen von ereignisse gemäß Beaufort-Skala (Wind- nung nicht zwangsläufig zu einer Nicht- Luftrettungseinsätzen, gleichzeitig wird geschwindigkeiten ab 75 km/h=20,8 m/s) verfügbarkeit des RTH. Es darf jedoch so aber dem Faktor Sicherheit ein hoher an wenigen Stationen hauptsächlich von nicht außer Acht gelassen werden, dass Stellenwert beigemessen. 134 | Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015
Abb. 3 8 Tageszeitlicher und saisonaler Verlauf von gefrierendem Regen Vom DWD wurde in der Regionalen Gefrierender Regen – gesetzt wurde. Nur somit kann, wie auch Flugklimatologie für die Allgemeine Luft- Gefahr in der kalten Jahreszeit bei den Gewittern, der Sicherheit Rech- fahrt in der Bundesrepublik Deutschland nung getragen werden. ein Durchschnittswert von 20 bis 25 Ge- Im Gegensatz zur Gewitterproblematik wittertagen pro Jahr für MV angegeben im Sommer ist das Hauptproblem in der Sichtflugbedingungen – [2]. Gemäß den vorliegenden Daten wur- kalten Jahreszeit das Auftreten von ge- viele Aspekte, hohe Aussagekraft den an 6 Standorten 247 Ereignisse im Be- frierendem Regen. Im Beobachtungszeit- obachtungszeitraum dokumentiert. Dem- raum wurden 150 Ereignisse registriert, Die durchgeführte Analyse weist für das zufolge wurden 82 Ereignisse pro Jahr re- die zwischen Dezember und März lagen. Besetzungskonzept des RTH mit einem gistriert, was dem 3- bis 4-Fachen der An- Ungünstig für die Aussagkraft wirkt sich Piloten tagsüber und zwei Piloten in der gaben des DWD entspricht. Zurückzufüh- hierbei die Anzahl der herangezogenen Nacht eine durchschnittliche Ausfallrate ren ist dies auf die Dynamik der Gewitter, Messstationen aus (6 von 14 Stationen). von 7,3% pro Jahr auf. Aufgrund dieser da sie in Abhängigkeit von der Windrich- Entsprechend muss davon ausgegangen Tatsache können, trotz unterschiedlicher tung über den Untersuchungsraum Meck- werden, dass der Anteil gefrierenden Re- Mindestanforderungen zwischen einem lenburg-Vorpommern hinwegziehen und gens wahrscheinlich höher liegt. Zwi- und zwei Piloten, die Vorgaben zu einem somit ein und dasselbe Gewitter mehr- schen leichtem, mittlerem oder starkem sehr großen Teil erfüllt werden. Dabei mals durch die verschiedenen Messstatio- gefrierendem Regen wurde nicht unter- sind jedoch gemäß der Datenlage sowohl nen aufgezeichnet werden könnte. schieden, sodass jedes registrierte Ereignis regionale Unterschiede zwischen den Sta- in der Untersuchung mit einer Nichtver- tionen als auch tages- und jahreszeitliche fügbarkeit des Luftrettungsmittels gleich- Differenzen zu beachten, da diese bislang Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015 | 135
Originalien Tab. 1 Betriebsmindestbedingungen Tab. 2 Einhaltung der geforderten Sichtflugbedingungen (Tag 1 Pilot, Nacht 2 Piloten) für Hubschrauberflüge – eigene Darstel- bezogen auf die Messstationen des DWD im Beobachtungszeitraum 01.01.2010 bis lung in Anlehnung an JAR-OPS 3 31.12.2012 in MV Wolkenunter- Sicht (m) Verfügbare Datensätze Geforderte Sichtflug grenzea (ft) 1 Pilot 2 Piloten bedingungen erfüllt Tag 500 und darüber ≥800 ≥800 Stationsname Anzahl gesamt Anzahl auswertbar Anzahl Anteil (%) 499–400 2000 1000 Arkona 26.304 26.084 24.000 92,0 399–300 3000 2000 Putbus 26.304 26.007 23.793 91,5 Nacht 1200 3000 2500 Boltenhagen 26.304 26.276 24.806 94,4 aTag=Hauptwolkenuntergrenze („ceiling“), Goldberg 26.304 26.237 24.012 91,5 Nacht=Wolkenuntergrenze („cloud base“). Rostock-Warnemünde 26.304 26.302 25.181 95,7 Laage 26.210 26.206 24.596 93,9 die Möglichkeiten der Luftrettung insbe- Barth 26.304 26.300 23.738 90,3 sondere in den Nacht- und Morgenstun- Greifswald 26.304 26.304 24.685 93,8 den in den Herbst- und Wintermonaten Ueckermuende 26.304 26.301 24.583 93,5 begrenzen. Darüber hinaus ist beispiels- Boizenburg 26.304 26.197 23.820 90,9 weise zu beachten, dass die Sichtweite oh- Marnitz 26.304 26.280 24.481 93,2 ne Richtungs- bzw. Sektorangabe erfasst Trollenhagen 26.112 26.102 24.585 94,2 wird. Die Wetterbedingungen können Feldberg/Mecklenburg 26.304 26.266 23.618 89,9 beispielsweise im südlichen Sektor kei- Gesamt 341.666 340.862 315.898 92,7 nen Flug zulassen, in den restlichen Sek- toren hingegen schon. Somit kann es zu mensetzung der Crew selbst, ob ein Ret- führbaren Rettungsflüge reduziert wer- einer Überschätzung der Einschränkun- tungsflug angetreten und durchgeführt den. Gefrierender Regen und Gewitter gen für einen Sichtflug kommen. oder aber abgebrochen bzw. erst gar nicht sind hingegen fundamentale Probleme, Für die Aussagekraft der Sichtflugmi- angetreten wird. denen die Technik bisher noch nicht wir- nima wurden die Auswertungsergebnis- kungsvoll begegnen kann. Hier muss bei- se mit Statistiken der Luftrettungsorgani- Zusammenfassung und Ausblick spielsweise von Herstellerseite für RTH sationen verglichen, welche den Projekt- eine Möglichkeit gefunden werden, leich- beteiligten für die interne Verwendung Die vorliegende Analyse bietet einen te und wirksame Systeme zu entwickeln vorlagen. Der Statistik liegen nur doku- Überblick über meteorologische Ereig- und zu integrieren. Ebenso kann eine mentierte wetterbedingte Flugabbrüche nisse, welche die Luftrettung in MV im frühzeitigere Vorhersage oder Warnung zugrunde und bewegen sich bei einem 3-jährigen Beobachtungszeitraum beein- vor gefährlichen Wetterbedingungen zu der Luftrettungsbetreiber im vergleich- flusst haben könnten. Insgesamt hat sich einer erhöhten Flugsicherheit beitragen. baren Zeitraum zwischen 2,1% und 2,6% gezeigt, dass einerseits nur wenige Phä- Die Ergebnisse der meteorologischen pro Jahr [1]. Sie sind somit niedriger als nomene überhaupt den Einsatz eines Ret- Analyse fließen in die weitere Forschungs- das hier dargestellte Ergebnis. Dies ergibt tungshubschraubers beeinträchtigen und arbeit des BMBF-Projekts PrimAIR ein. sich u. a. daraus, dass sich die hier vorlie- diese im Beobachtungszeitraum nur sel- Die entsprechenden Kennwerte wurden genden Daten nur auf RTH-Stationen im ten auftraten. Hinzu kommt, dass die be- in eine Simulation des Einsatzgeschehens Tagbetrieb beziehen. Die Statistiken der trachteten Wetterereignisse in der Regel übernommen und für jeden Notfall zum Luftrettungsorganisation liefern jedoch nur eine geringe räumliche Ausdehnung Zeitpunkt des Notrufeingangs stochastisch einen Überblick über alle Stationen in der haben. Für das Forschungsprojekt ist mit generiert. Die Simulation zeigt u. a. die gesamten Bundesrepublik und lassen so- den verfügbaren Messstationen die Wahr- Häufigkeit sowie die räumliche und zeit- mit keinen direkten Vergleich mit den scheinlichkeit des Auftretens bestimmter liche Verteilung von Notfällen, bei denen meteorologischen Daten aus MV zu. Der Wetterphänomene im gesamten Untersu- ein RTH aufgrund spezifischer meteorolo- Vergleich der Statistiken mit den eigenen chungsgebiet MV hinreichend abdeckt. gischer Ereignisse nicht disponiert werden Ergebnissen gibt demnach nur einen An- Speziell für einen 24-h-Betrieb, der für kann. Im Rahmen der Simulation müssen haltspunkt zur Plausibilitätsprüfung. ein Konzept wie PrimAIR zwingend er- durch den Rettungsdienst in MV insge- Neben allen angeführten Aspekten forderlich ist, sind technische Innova- samt etwa 161.000 Notfälle pro Jahr bedient spielt der Pilot eine entscheidende Rol- tionen notwendig, die insbesondere den werden. Bei 8996 Notfällen (5,6%) ist ein le. Die Übernahme eines Rettungseinsat- Nachtflug unterstützen. Würden in Zu- Luftrettungseinsatz aufgrund der meteo- zes obliegt, neben dem Team, vor allem kunft technische Verbesserungen bei- rologischen Bedingungen nicht möglich, dem eingesetzten Piloten. Unter Berück- spielsweise auch für eine ausreichende sodass bodengebundene Einsatzmittel dis- sichtigung aller Vorgaben und Regelun- Sicht bzw. Orientierung z. B. bei Nebel poniert werden müssen. 94,4% der Notfäl- gen entscheidet letztlich jeder Pilot unter etabliert, so könnte hier die Anzahl der le erfüllen diese Voraussetzungen, sodass Berücksichtigung seiner eigenen Erfah- aufgrund schlechter bzw. nicht ausrei- ein Luftrettungseinsatz durchgeführt wer- rung im Einsatzbereich und der Zusam- chender Sichtbedingungen nicht durch- den kann. 136 | Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015
1 100% 90% 80% prozentualer Erfüllungsgrad 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Abb. 4 9 Erfüllung der Mindestbedingungen für 0% den Sichtflug nach JAR- Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez Sichtflugbedingungen OPS 3 im Jahresverlauf für 13,54% 9,36% 8,79% 2,41% 2,87% 1,94% 2,41% 3,56% 2,83% 5,61% 19,32% 15,36% einen Piloten tagsüber und nicht erfüllt Sichtflugbedingungen zwei Piloten in der Nacht 86,46% 90,64% 91,21% 97,59% 97,13% 98,06% 97,59% 96,44% 97,17% 94,39% 80,68% 84,64% erfüllt im Beobachtungszeitraum 01.01.2010 bis 31.12.2012 Jahresverlauf in MV Abb. 5 9 Prozentua- le Wahrscheinlichkeit für nicht ausreichende Sicht- flugbedingungen für Ret- tungsflüge gemäß JAR- OPS 3 (Tag 1 Pilot, Nacht 2 Piloten) im Tages- und Jah- resverlauf (Stunden- bzw. Monatsintervall) basierend auf den Auswertungen der synoptischen Meldungen des DWD von 13 Messsta- tionen im Beobachtungs- zeitraum 01.01.2010 bis 31.12.2012 in MV Fazit für die Praxis seltenes Problem für Luftrettungsein- mens tagsüber und auch nachts ab- sätze in MV, auch wenn nur Daten von decken können. F Die Windgeschwindigkeiten haben im 6 Wetterwarten vorlagen. F Für die immer seltener werdenden Si- Untersuchungsraum MV keinen rele- F Die in den JAR-OPS 3 geforderten tuationen, in denen wetterbedingt vanten Einfluss auf die Luftrettung. Mindestsichtflugbedingungen wer- kein Flug möglich ist, sind dessen un- F Gewitter sind für Luftrettungseinsät- den im Untersuchungsraum MV bei geachtet Rückfallebenen durch bo- ze potenziell gefährlich und schrän- 92,7% der Messwerte erfüllt. dengebundene Rettungsmittel vorzu- ken die Einsatzmöglichkeit der Hub- F Unter der Voraussetzung einer vor- sehen. schrauber in MV ein. Im 3-jährigen anschreitenden technischen Weiter- Beobachtungszeitraum traten Gewit- entwicklung ist davon auszugehen, ter bei 0,16% der Messwerte auf. dass die Luftrettungsmittel zukünf- F Gefrierender Regen ist ein relevantes, tig einen Großteil des Notfallaufkom- wenngleich mit 0,19% der Messwerte Notfall + Rettungsmedizin 2 · 2015 | 137
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