JENSEITS DER PIXEL Matthias Wörther - Digitale Bilder in der Bildungsarbeit
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Alle Weblinks im PDF-Dokument sind aktiviert und anklickbar. Sie finden sich außerdem zusammengefasst unter www.mindmeister.com/191969664/muk-publikation-53 im Internet ISSN 1614-4244 herausgeber: fachstelle medien und kommunikation schrammerstraße 3 80333 münchen http://www.m-u-k.de september 2012 überarbeitete, erweiterte und aktualisierte fassung der muk-publikation 32 'Bilderlust' (mai 2006) 2
Einleitung Anders gesagt: Ziel ist ein pragma- tischer und zielorientierter Um- Seit der Veröffentlichung von muk- gang mit Bildern, Bildwelten und Publikation 32 'Augenlust' sind bildgebenden Verfahren, der sich sechs Jahre vergangen. Die digitale aber auch der langen Tradition der Welt befindet sich weiterhin in ra- Auseinandersetzung mit Bildern in santer Entwicklung. Bilder über- Europa bewusst ist und die revolu- schwemmen den öffentlichen wie tionären Aspekte des 'Iconic Turn' den privaten Raum. Jeder von uns wahrnehmen kann. Der 'Iconic Turn' trägt selbst zum Anwachsen der Bil- handelt nicht bloß von der Er- derflut bei: schon ein schlichtes setzung analoger Bildschöpfungen Handy genügt, um dem Familienal- durch digitale Dateien und von de- bum beliebig viele Schnappschüsse ren Anhäufung auf Speichermedi- hinzu zu fügen. Nur ein Beispiel für en, sondern sein Begriff umfasst diesen 'Bildüberhang': von einer völlig neue Definitionen von Wahr- Hochzeit in einer mit uns befreun- nehmung und der Darstellung von deten Familie wurden auf einer ex- Wirklichkeit. tra gestalteten Website mehr als 1000 (!) Fotos ins Netz gestellt. Niemand glaubt mehr, dass Bilder, Auch das ein Aspekt des viel berufe- Fotografien oder grafische Darstel- nen Iconic Turn. lungen die 'objektive Realität' ab- bilden würden. Was aber ist dann Die vorliegende Publikation nimmt auf ihnen zu sehen? Welchen Zwe- die Fäden von 'Augenlust' auf, er- cken dienen sie? Und was ist von gänzt aber die Ausführungen um ei- elektronisch erzeugten Bildern zu nige weitere Themen. Der verän- halten, die überhaupt keine 'dingli- derte Titel 'Jenseits der Pixel' unter- che' Referenz mehr besitzen, sich streicht dabei die vorwiegend in- dennoch aber nicht als Konstrukte haltliche und didaktische Intenti- zu erkennen geben? Was bedeutet on der Broschüre. Sie wendet sich diese Entwicklung für den Umgang vor allem an diejenigen Nutzerin- mit den Bildern und was für ihre di- nen und Nutzer elektronischer daktische motivierte Nutzung in Bil- 'Bildgebungsverfahren', die in ih- dungszusammenhängen? ren Arbeitsbereichen gerne von den neuen Möglichkeiten profitieren, Die Publikation umfasst sechs aber deren Hintergründe und Kon- Hauptteile. Teil 1 skizziert unter sequenzen auch grundsätzlich re- dem Titel 'Bilderverbot und Wirk- flektieren. lichkeit' einige der Fragen und Pro- 3
bleme, die sich aus der Eigenart liert als in der Einheitsübersetzung): von Bildern überhaupt ergeben. Teil "Du sollst dir kein Bildnis noch ir- 2, 'Copyleft und Copyright', be- gendein Gleichnis machen ..." schäftigt sich mit Urheberrechtsfra- gen im Zusammenhang mit Bildern, Die Frage, wie dieses Gebot zu ver- ohne sich in juristische Details ver- stehen sei, hat im Lauf der Kir- tiefen zu wollen. Teil 3 gibt einen chen-, Theologie- und Kulturge- Überblick über frei zugängliche Bild- schichte zu zahlreichen Auseinan- quellen. Er trägt den Titel 'Ein ande- dersetzungen geführt. Schematisch rer Bildersturm'. Der vierte Teil kann man das Schlüsselproblem wendet sich unter dem Motto 'Bild- der Auseinandersetzungen so for- produktion' Möglichkeiten eigener mulieren: Handelt es sich beim Bil- Bildproduktion zu. Teil 5 stellt ge- derverbot um ein Kult- oder ein eignete Software zur Bearbeitung Kunstverbot? und Präsentation von Bildern vor, die gleichzeitig 'Kostenlos und Por- Auch eine säkularisierte Welt ar- tabel' ist. Teil 6 bietet unter 'Weite- beitet sich weiterhin an dieser Di- re Hinweise' ein praktisches Allerlei chotomie Kult oder Kunst ab, wenn an Tipps und Anregungen. Der Bild- sie darüber debattiert, was man ab- nachweis für die verwendeten Illus- bilden oder darstellen darf und was trationen sowie eine Reihe von Lite- nicht, was im Bezug auf Bilder unter raturhinweisen finden sich am En- Objektivität zu verstehen ist und de der Publikation. welche Wirkung die Verabsolutie- rung und 'Vergötzung' von Darstel- lungskonventionen hat oder haben 1. Bilderverbot und Wirklichkeit könnte. Ein Beispiel: Das Frauenbild in der Modefotografie . Die bekannteste Äußerung in bild- theoretischer Hinsicht ist sicherlich Die folgenden Skizzen sind nur ers- das Bilderverbot im Rahmen der te Einstiegspunkte in einen weiten Zehn Gebote (Exodus 20): "Du sollst Verweisungszusammenhang, in dir kein Gottesbild machen und kei- dem Kunstgeschichte, Bildwissen- ne Darstellung von irgendetwas am schaft, Informatik, Theologie, Me- Himmel droben, auf der Erde unten dientheorie, Literaturwissenschaft, oder im Wasser unter der Erde" (so Philosophie und viele weitere Diszi- die Einheitsübersetzung) oder in plinen die einzigartige Fähigkeit des der revidierten Lutherübersetzung Menschen auseinandersetdiskutie- von 1984 (grundsätzlicher formu- ren, sich (bildlich) auszudrücken. 4
a) Johannes von Damaskus Seine zentralen Argumente für die Im achten Jahrhundert entstand im Beurteilung religiöser Bilder und byzantinischen Reich, also vor al- des Umgangs mit ihnen lauteten: lem in der Kirche des Ostens, eine heftige Auseinandersetzung über - Gott hat den Menschen nach sei- den Status von religiösen Bildern, nem Abbild geschaffen der so genannte 'Bilderstreit'. Er - Gott selbst bedient sich in Träu- führte zu einem Hin und Her von men und Visionen verschiedener ikonoklastischen ('Bildersturm') Bilder, um sich mitzuteilen und die Bilder restituierenden Be- - In Jesus ließ Gott die Menschen wegungen. Die bis heute nachwir- ein Bild von sich anschauen kende Festschreibung einer mode- - Jedes Bild ist seinem Urbild so- raten und vermittelnden Position wohl ähnlich als auch unähnlich auf dem Konzil von Nizäa im Jahr - Bilder stellen Relationen her 787 war in hohem Maße durch die Argumente des Theologen Johan- Wendet man diese Argumentati- nes von Damaskus (u.a. Drei Re- onsstrategie in die Gegenwart, den gegen die Verleumder der heili- könnte man formulieren: Bilder be- gen Bilder) bestimmt. sitzen generell perspektivischen Charakter hinsichtlich der Wirklich- keiten, auf die sie sich beziehen. Wer sie, in welcher Form auch im- mer, 'anbetet', setzt ein relationales und immer nur bestimmte Aspekte einer Wirklichkeit erfassendes Aus- drucksphänomen mit seinem Be- zugspunkt in eins. Er 'vergötzt' es, indem er eine Identität behauptet, die es nicht geben kann. Die Relati- on verschwindet zugunsten einer vermeintlichen Authentizität und Identität. Vielleicht kann man die Sache auch so formulieren: zu mei- nen, es sei ein vollständiges digita- les Modell ('Abbild', 'Gleichnis') von Wirklichkeiten möglich, verkennt die Partikularität jeder Erkenntnis, auch einer bildgestützten. 5
b) Das Buch und die Bilder Wenn es nur so einfach wäre mit den Bildern! Bild, Metapher, Sym- bol, Begriff, Struktur, Modell usw. in ihrer jeweiligen Bildhaftigkeit von- einander abzugrenzen, ist kein leichtes Unterfangen. Teil dieser Problematik ist auch die Frage, wie sinnliche Wahrnehmung, sprachli- cher Ausdruck und bildlicher Aus- druck aufeinander bezogen sind. Stiften die Wahrnehmungen die sprachlichen Bilder und die Begrif- fe? Sind es die Sprache und ihre Begriffe, die überhaupt erst konkre- te Wahrnehmungen ermöglichen? Die Kunstgeschichte des Abend- Wie überhaupt werden aus (digita- landes (und seine Geschichte über- len) Sinnesreizen (analoge) Bilder haupt) ist jedenfalls ohne den 'Bild- und Weltbilder? Gibt es im Gehirn generator' Bibel überhaupt nicht zu vorgegebene Strukturen, die nur be- denken. stimmte Ausdrucksformen zulas- sen? Die Bibel stellt ein in alle Richtun- gen und von allen Denkströmungen In diesem Zusammenhang kann ausgelotetes und weiter auszuloten- man die Bibel, das Buch der Bü- des Paradigma für die Zuordnung cher, als Modellfall betrachten. In von Bild, Wort, Wahrnehmung, Ein- dieses Buch sind die 'Vorstellungs- bildungskraft und Erfahrung dar. bilder' von Jahrhunderten einge- Ein Bild sagt mehr als tausend gangen, und über Jahrhunderte hat Worte, so heißt es, aber ohne die die Bibel wiederum selbst Bilder Worte bleibt jedes Bild beliebig. Al- hervorgebracht wie etwa den rechts lein schon aus diesem Grund sind oben abgebildeten Beginn des Jo- die Befürchtungen, die Sprache hannesevangeliums aus dem in werde in der Gegenwart Opfer einer Dublin aufbewahrten 'Book of der begrifflichen Artikulation unfähi- Kells'. Biblischer Text, Illustration, gen reinen Bildkultur, gegenstands- Ornament, Metapher und philoso- los. Wie die Sprache Bilder erzeugt, phischer Begriff sind hier kunstvoll so bringen die Bilder wieder Spra- ineinander verschränkt. che hervor. 6
c) Didi-Huberman und die Aber diese wenigen Bilder besitzen Bilder aus Auschwitz nach Didi-Huberman eine nicht be- Der französische Philosoph Geor- streitbare Indexikalität, d.h. sie ges Didi-Huberman hat sich in sei- stellen eine reale, nicht fiktive nem Buch 'Bilder trotz allem' aus- Rückbindung an die Wirklichkeit führlich mit den vier Fotos ausein- eines Sommertages im Jahr 1944 andergesetzt, die als Einzige den dar. Über sie erreicht uns eine ech- Vernichtungsprozess im Konzen- te Spur dessen, was tatsächlich der trationslager Auschwitz direkt zei- Fall war. gen. Sie wurden heimlich von einem Sonderkommando gemacht und Didi-Hubermans Überlegungen sind über eine Angestellte der Kantine im Zeitalter der Digitalisierung von aus dem Lager geschmuggelt. besonderer Bedeutung. Sie wehren sich gegen die weit verbreitete (und Didi-Huberman wendet sich gegen mit einigem Recht vertretene) Über- ein neues moralisch-ethisches Bil- zeugung, Bildern sei generell nicht derverbot, nämlich die These, das (mehr) zu trauen, sie verstellten nur Grauen der Konzentrationslager die Wirklichkeit, seien keine Fens- könne und dürfe nicht bildlich dar- ter, sondern Übermalungen. Di- gestellt werden, d.h. es bleibe nur di-Hubermans Meinung nach kön- die absolute Bildverweigerung und nen Bilder 'brennen' und uns 'zum Negation, um die schreckliche Brennen bringen'. Sie fordern zur Wirklichkeit nicht zu verfälschen. Reflexion darüber heraus, wann sie uns täuschen und wann nicht und können ihren Teil beitragen zur Er- kenntnis des Wirklichen. d) Unser blauer Planet Welcher Art ist der Wirklichkeitsbe- zug von Bildern? Diese Frage nach der Indexikalität lässt sich auch von der Seite der 'Bildproduktion' her erörtern. Als Beispiel möge ein berühmtes Bild der NASA dienen. Pale Blue Dot wurde 1990 von der Raumsonde Voyager 1 aufgenom- men, bevor sie das Sonnensystem verließ. Wir sehen unseren Heimat- 7
planeten aus einer Entfernung von der Lichtpunkt einer als Zahl co- 6,4 Milliarden Kilometer als winzi- dierten Informationseinheit. Verän- gen hellblauen Punkt. dert man die Zahl, verändert sich das Bild unabhängig vom tatsäch- lichen Zustand des Planeten, den man abbildet. Tatsächlich erlaubt die Digitalisie- rung eine Umkehrung der Indexi- kalität. Man kann ein absolut rea- listisches (?) Bild (?) eines Gegen- standes oder einer Gegebenheit er- stellen, die es gar nicht gibt (?). Worauf verweisen dann solche Bil- Wenn wir dieses Bild sehen, sehen der? Oder verweisen sie auf wir dann, was wir sehen würden, 'Nichts'? Aber welcher Art ist dieses wenn wir selbst 'vor Ort' wären? 'Nichts'? Und was heißt das für un- Laut Wikipedia wurden für die Auf- ser Wirklichkeitsverständnis? nahme der Erde von sieben mögli- chen Filtern der blaue, der grüne e) Bildpolitik und der violette verwendet. Hinzu Wenn Didi-Huberman davon spricht, kommt, dass Voyager die Bilder in dass Bilder 'brennen' können, dann digitalisierter Form übertrug, also spricht er von deren möglicher Wir- als Datenpakete. Selbst wenn sol- kung. Die Zerstörung von Bildern che Aufnahmen von Planeten, Ster- wie sie im afghanischen Bamiyan nen oder Galaxien in 'Echtfarben' stattfand, der Aufschrei, den die gemacht und übertragen werden, dänischen Mohammed-Karikatu- sehen wir am Ende eine von einer ren in der islamischen Welt hervor- Vielzahl von technischen und ästhe- gerufen haben, oder die Verbotsfor- tischen Entscheidungen abhängige derungen im Blick auf den Unter- Konstruktion einer visuellen Wirk- haltungsfilm, die nach dem Kino- lichkeit, den wissenschaftlich abge- Massaker in Aurora erhoben wur- sicherten Entwurf eines Bildes. den, sind Beispiele dafür. Sie bele- gen sowohl die tatsächliche Wir- Während also bei den Auschwitz-Bil- kung von Bilder wie sie auch Aus- dern das Licht jenes Sommertages druck der jeweiligen Politik sind, den Film real, materiell verändert die mit ihnen und gegen sie ge- und eine tatsächliche Spur auf ihm macht wird. hinterlassen hat, entspricht hier je- 8
jeweils in Abhängigkeit von der herr- schenden Ideologie, was als wirk- lich zu betrachten ist. Immer bleibt deshalb beim Umgang mit Bildern auch zu fragen, wer über das Wie und Was dessen bestimmt, was wir zu sehen bekommen. Und dement- sprechend für wirklich halten. Es gibt immer eine ethische, gesell- schaftliche, durch Konventionen be- 2. Copyleft und Copyright stimmte, aber auch eine durch staatliche oder andere Formen in- Bild- und urheberrechtliche Fra- stituionalisierter Macht ausgeübte gen sollen in dieser Broschüre nicht Kontrolle dessen, was überhaupt im Vordergrund stehen, aber beisei- dargestellt wird und wie etwas dar- te lassen kann man sie auch nicht. gestellt wird. So bestimmte die Kir- Bilder spielen im Bildungsbereich che Jahrhunderte lang über die reli- eine große Rolle. Deshalb ist es giöse Bildwelt, versteckte das Bür- wichtig, sich über die Rahmenbe- gertum des neunzehnten Jahrhun- dingungen der Bildnutzung im Kla- derts die nackten Fakten der ren zu sein. menschlichen Sexualität hinter schwülstigem Bildkitsch oder sorgte Die Wogen gehen derzeit hoch im die Propagandamaschinerie der Streit um die Neuformulierung des Nazis dafür, dass das Schreckliche Urheberrechtes. Wirklich klar ist offiziell nicht zu sehen war, das derzeit eigentlich nur, dass seine doch vor aller Augen geschah. bisherige Form den neuen digita- len Gegebenheiten oft nicht ange- Reizthemen jeder Bildpolitik sind messen ist. Zu klären ist in rechtli- Sexualität, Gewalt und Tod. Porno- cher Hinsicht zukünftig u.a.: grafie wird zur Massenware, Kriege scheinen keine Opfer zu fordern a) Wie kommen Künstler, Kreative, und die Toten sind in unserer Ge- Urheber zu einer angemessen Ver- sellschaft nahezu unsichtbar. gütung ihrer Arbeit? Bilder sind für jede Bildpolitik so- b) Wie kann man sicherstellen, wohl wirklichkeitsaffirmativ wie dass Nutzungs-Interessen der Ge- wirklichkeitskritisch einsetzbar, meinschaft (Bildungsbereich, 9
Schule, Privatraum) nicht restrikti- von Bildmaterial dar. Ebenfalls in ven oder unfinanzierbaren Lizenz- unseren Zusammenhang gehören bedingungen und überzogenen die Wiki-Stichworte 'Urheberrecht' Schutzzeiten zum Opfer fallen? und 'Recht am eigenen Bild'. c) Wie regelt man die den Umgang b) Was alle Aspekte des Medienge- mit den möglich geworden Misch- brauchs im Unterricht an der Schu- formen digitaler Medien, also der le einschließlich von Fragen hin- Kombination von zahlreichen Ein- sichtlich der Persönlichkeitsrechte zelelementen unterschiedlicher Ur- angeht, informiert ausführlich (auf heber zu neuen Ausdrucksformen? Bayern bezogen, aber nicht nur) das Angebot der Akademie für Leh- d) Wie kann ein digitales 'Zitat- rerfortbildung in Dillingen unter recht' aussehen, das auch Argu- http://alp.dillingen.de (Service, mentationen gegen die Interessen Medienpädagogik). Ansonsten emp- von Rechteinhabern zulässt? fiehlt sich eine Recherche auf den Seiten der jeweils zuständigen Kul- e) Wie lassen sich elektronische tusministerien. 'Originale' in einer referenzierba- ren Form sichern und archivieren, c) Wer noch weiter in die Urheber- nicht zuletzt um Rechtsansprüche rechtsfragen einsteigen will, findet klar definieren zu können? detailliertere Informationen unter http://remus.jura.uni-sb.de (auf Und so weiter ... Die Ergebnisse der Schule und Universität bezogen) gegenwärtigen Diskussionen blei- und umfassend mit Fällen und Ur- ben abzuwarten. Angesichts der Dy- teilen unter www.urheberrecht.org. namik der digitalen Welt dürften in Ebenfalls einen Besuch lohnt die den nächsten Jahren ständig neue Seite www.irights.info. Regelungen notwendig werden, so dass man sich immer wieder über Allgemein kann davon ausgegangen den aktuellen Stand der Dinge in- werden, dass in der Schule und an- formieren muss. Man kann das zum deren Bildungsbereichen juristi- Beispiel hier: sche Probleme (und damit Kosten und Strafen) im Zusammenhang a) Unter dem Stichwort 'Bildrechte' von Bildnutzungen vor allem dann stellt http://de.wikipedia.org aus- entstehen, wenn unzulässig Bilder führlich die geltenden rechtlichen vervielfältigt, reproduziert und ver- Verhältnisse bei der Verwendung öffentlicht werden. Es gibt einige 10
Fälle, in denen Schulen zu Zahlun- left, einmal zugestandene Nut- gen verurteilt wurden, weil bei- zungsrechte auch für Ableitungen spielsweise eine Schülerzeitung oh- aus diesem Werk zu erhalten. Einen ne Genehmigung urheberrechtlich ersten Überblick über das Konzept geschütztes Bildmaterial aus dem des Copyleft gibt auch das entspre- Internet verwendet hat. chende Stichwort auf Wikipedia. Aber solche Probleme müssen nicht b) Creative Commons sein. Die Überschrift dieses Ab- schnitts ('Copyleft') deutete schon an, dass es inzwischen neue Li- zenzmodelle für die Nutzung von Medien gibt, die sowohl Ärger als auch Kosten ersparen, sofern man Sie finden im Impressum der vorlie- unter diesen Lizenzen stehende genden Broschüre das oben wieder Medien nutzt. Drei dieser Modelle gegebene Signet. Es gibt Auskunft seien hier vorgestellt. über die Nutzungsrechte. Die ver- wendeten Symbole bedeuten Fol- a) Copyleft gendes: bringt zum Ausdruck, dass die Broschüre unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht wird. Der Rechteinha- Das gespiegelte Copyright-Zeichen ber erlaubt die Vervielfältigung, steht für ein Konzept, das von der Verbreitung und öffentliche Wie- FSF (www.fsf.org, Free Software dergabe seines Werkes, sofern der Foundation) entwickelt wurde, in- Name des Rechteinhabers genannt zwischen aber nicht mehr nur auf ('BY' = von) wird. Diese Nut- Software angewandt wird. Rechtein- zungen sind nur zulässig, haber können mit dieser Lizenz si- wenn sie kostenlos bleiben, cher stellen, dass spätere Verände- also keine kommerziellen (NC = rungen des ursprünglichen Werkes, Non commercial) Zwecke das beispielsweise frei kopierbar damit verfolgt werden. Au- war, ebenfalls frei kopierbar sein ßerdem darf die Broschüre müssen. Anstatt also Rechte ein- in keiner Weise bearbeitet oder ver- zuengen, wie es das herkömmliche ändert werden (ND = No de- Copyright tut, ist es Ziel des Copy- rivatives). Weitere Informa- 11
tionen zu diesen Lizenzen finden 3. Ein anderer Bildersturm sich unter auf der Website http://creativecommons.org. Früher stürmten die Menschen die Bilder, inzwischen stürmen die Bil- c) Public Domain der die Menschen. Will sagen: Das Problem ist nicht mehr, an Bilder heranzukommen, sondern im 'Bil- dersturm' schnell diejenigen zu fin- den, die man für die eigene Arbeit Während die Creative-Commons-Li- benötigt und deren Nutzung pro- zenzen bestimmte Nutzungen zu- blemlos möglich ist. Teil 3 gibt des- lassen oder untersagen, sind Medi- halb einen Überblick über ergiebige en, die sich in der Public Domain Quellen für digitales Bildmaterial. befinden, 'gemeinfrei'. Sie unterlie- Es werden fünf Schwerpunkte ange- gen keiner urheberrechtlichen Be- sprochen: Symbolbilder, Kunstwer- schränkung. Wann und in welchem ke, dokumentarisches Material Sinn zuvor urheberrechtlich ge- und Infografiken. schützte Werke als gemeinfrei gel- ten, hängt allerdings von den Be- a) Symbolbilder stimmungen des Rechtsraumes ab, Sprechende und ausdrucksstarke in dem man sich befindet. Insofern Bilder sind eine gute Möglichkeit, gibt es zwischen 'amerikanischer' um ins Gespräch zu kommen oder und 'europäischer' Public Domain einer Präsentation einen gewissen Unterschiede. Details hierzu bei Wi- Pfiff zu geben. kipedia unter dem Stichwort Ge- meinfreiheit. Den optimalen Zugriff auf Symbol- bilder bietet der Tiroler Bildungs- Wer also Bildmaterial braucht, aber server unter http://bilder.tibs.at. kein Geld hat (im Bildungsbereich Er verfügt über einen umfangrei- der Normalfall), kann dennoch Me- chen Bestand, der fortlaufend er- dien für seine Zwecke finden. Ne- weitert wird (> 30 000 Dateien), ei- ben den Creative-Commons-Lizen- ne klar gegliederte Bedienoberflä- zen und der Public Domain gibt es che, eine schlüssige Bildsuche, auch im Rahmen des regulären Co- einen Bilddownload in drei Quali- pyright Nutzungsprivilegien, etwa tätsstufen und die Lizenzierung von bestimmten Museen oder an- des gesamten Materials unter einer deren Rechte-Inhabern eingeräum- Creative-Commons-Lizenz. Mehr te Rechte. Dazu weiter unten mehr. braucht man nun wirklich nicht. 12
b) Kunstwerke Neben Symbolbildern sind Abbil- dungen von Kunstwerken, seien es nun Zeichnungen, Gemälde oder Bauwerke, das zweite große Gebiet, das für Unterricht, Gemeinde und Erwachsenenbildung von Bedeu- tung ist. Direkt auf den Religionsunterricht Aber natürlich gibt es noch zahlrei- bezogen sind die Seiten 'Religiöse che andere Quellen. Wer also unter Bilder und Kunstgestaltung im Un- den 161 Sonnenuntergängen des terricht' (www.uni-leipzig.de/ru) Tiroler Bildungsservers den richti- des Instituts für Religionspädagogik gen nicht finden kann, sucht auf an der Universität Leipzig. Sie stel- http://commons.wikimedia.org len nicht nur eine umfangreiche, (etwa 14 Millionen frei verwendbare nach religiösen Motiven geglieder- Mediendateien, darunter mindes- te Gemäldesammlung (von 'Apo- tens 450 weitere Sonnenuntergän- stel' bis 'Passion') zur Verfügung, ge) oder bei www.flickr.com. sondern liefern zusätzlich auch Überlegungen zum Umgang mit Im Foto-Portal Flickr sind alle Bilder Bildern. Allerdings wird die Seite mit Informationen zur Bildlizenz ver- nicht mehr weiter entwickelt. sehen. Wer generell nur frei ver- wendbares Material sucht, wechselt Eine vergleichbar systematisierte zu 'Erweiterte Suche' und setzt Auswahl religiöser Kunst bietet das dort ein Häkchen bei 'Nur in Inhal- virtuelle Museum 'Die Eule der Mi- ten mit einer Creative Commons-Li- nerva' (www.eule-der-minerva.de). zenz suchen' (Suchwort 'Sonnenun- Moderner religiöser Kunst widmet tergang': mehr als 27 000 Treffer). sich die beim religionspädagogi- Neben jedem durch Klick aufzuru- schen Portal RPI-Virtuell angesie- fendem Bild sind dann die jeweili- delte Artothek mit der Adresse gen Rechte per Bildsymbol kennt- http://arssacre.rpi-virtuell.net/artothek. lich gemacht und werden bei Ankli- Sie gliedert sich in Ausstellungsräu- cken des Symbols in einem Pop-Up- me, die einzelnen Künstlern, The- Fenster erläutert. men ('Friedhofsengel', 'Kreuzwege') und Projekten ('Glut statt Asche') gewidmet sind. 13
Verzichtet man auf einen direkten unter dem Motto 'Explore Europe's religionspädagogischen Bezug, öff- cultural collections' ihre Kunst- nen sich weitere virtuelle Kunsträu- schätze zusammenführt. Der Groß- me, in denen man fündig werden teil des Materials ist für eine Nut- kann. zung im Bildungsbereich lizenziert. Für die Bildungsarbeit problemlos nutzbar ist zum Beispiel die umfas- sende Gemäldesammlung 'Webgal- lery of Art' (www.wga.hu), wo man die Werke so ziemlich jedes nam- haften Malers abrufen kann, sofern Zum Abschluss eine kurze Stippvisi- die Bildrechte schon frei sind. te in einem Museum außerhalb Eu- ropas. Stellvertretend für viele an- Und dann gibt es natürlich noch je- dere faszinierende Sammlungen de Menge Museen, die alle im In- mit eindrucksvollen Web-Auftritten ternet vertreten sind. Die Plattform (unter folgender Adresse ein Überblick: www.euromuse.net - wir beschrän- www.artcyclopediacom/museums.html) ken uns erst einmal auf Europa - soll eines der meistbesuchten Mu- schafft Überblick und verlinkt. Was seen der Welt, das 'Metropolitan mit den so aufgefundenen Materia- Museum of Art' in New York City lien möglich ist, muss dann aller- (www.metmuseum.org), genannt dings jeweils durch Lektüre der werden. Großzügige Nutzungsbedin- Nutzungsbedingung der Museen gungen und eine hervorragende geklärt werden. Suchmaschine machen es zu einer grandiosen Quelle für Kunst aus der Leichter tut man sich da auf der gesamten Kunstgeschichte. Für Plattform www.europeana.eu, auf einen ersten Einstieg: 'Browse der die Europäische Gemeinschaft Highlights'. 14
c) Dokumentarisches Bildmaterial Neben Symbolbildern und Kunst- werken ist auch dokumentarisches Bildmaterial für verschiedene Fra- gestellungen von Interesse. Wer zum Beispiel das Thema 'Schöp- fung' behandeln möchte, findet An- schauungsmaterial in Fülle. Durch die Weltraummissionen vor allem der NASA hat sich der Blick Wer Google Earth nicht installieren auf den Makrokosmos entschei- möchte, erzielt vergleichbares Bild- dend geändert: Fernste Welten lie- material mit dem Internetdienst gen in faszinierendem Detailreich- http://maps.google.com und dem tum vor uns. Nur drei Zugänge un- darin integrierten Streetview. Spei- ter vielen: www.nasaimages.org, chern lässt sich ein Bild hier am http://photojournal.jpl.nasa.gov, schnellsten über die 'Druck'-Taste, und http://hubblesite.org. Alle drei die es im Zwischenspeicher ablegt. sind englischsprachig. Von dort kann man es mit STRG + V in andere Programme einfügen. Ebenso hat sich die Perspektive auf unseren eigenen Planeten verscho- Die Bildsuche von www.google.de ben, seit jede und jeder mit dem liefert schnell Ergebnisse zu nahezu Programm Google Earth die 'Per- jedem gewünschten Motiv. Wie bei spektive Gottes' einnehmen kann. Flickr lässt sich in der 'Erweiterten Da Google Earth über eine Reihe Suche' die gewünschte Lizenzie- von Informations-Ebenen verfügt, rung (Rubrik Nutzungsrechte) ein- liefert das Programm nicht nur Sa- stellen, etwa 'Kostenlos zu nutzen telliten-Aufnahmen. Man kann mit und weiterzugeben'. Verzichtet seiner Hilfe auch berühmte Gebäu- man auf diese Einschränkung, de darstellen oder Infografiken ge- muss man für jedes Bild selbst ge- nerieren. Alt + C kopiert das ge- nau abklären, welche Rechte beste- wünschte Motiv in die Zwischenab- hen. lage, von wo man das Bild in ande- re Programme einfügen kann. (Mit Einen riesigen Fundus an histori- Google Earth beschäftigt sich aus- schen und zeitgeschichtlichen führlicher muk-Publikation 46, Motiven stellt die Bilddatenbank 'Himmel und Erde'). der Zeitschrift LIFE dar, die von 15
Google gehosted wird. Eine nicht kommerzielle individuelle Nutzung ist zulässig, was zumindest die Nut- zung im Schulbereich abdeckt. Das Life-Bild-Archiv findet sich unter http://images.google.com/hosted/life. Die Bilder sind auch recherchierbar, wenn man zum Suchbegriff im Suchfeld der Google-Bildersuche den Ausdruck 'source:life' hinzu- fügt, also etwa "Monroe source:life". d) Infografiken Mit den neuen Darstellungsmög- lichkeiten hat der Bereich der Info- grafik einen großen Aufschwung genommen. Mühelos lassen sich statistische Daten in aussagekräf- tige Grafiken überführen, die oft auf einen Blick klarstellen, was sonst langer Ausführungen bedurft hätte. Ein interessantes Beispiel dafür ist http://books.google.com/ngrams, ein 'Abfallprodukt' des großen Buch- Ein großer und aktueller Bildschatz Digitalisierungs-Programms von tut sich über die kommerzielle Bild- Google. (Schon wieder Google! Aber agentur www.corbisimages.com anscheinend haben die die besten auf. Die im Internet angezeigten Ideen). Ngrams nutzt den durch die und mit einem in der Regel kaum Digitalisierung entstanden Text- störenden Wasserzeichen versehe- pool, um die Häufigkeit des Auftre- nen Vorschaubilder können im tens bestimmter Begriffe in be- Schulunterricht (Einbindung in Po- stimmten Zeiträumen und in einem werpoint-Präsentationen usw.) pro- bestimmten Sprachraum zu visuali- blemlos verwendet werden. (Telefo- sieren. Man kann sich zum Beispiel nische Auskunft von Corbis, August die Frage stellen, wie es sich mit 2012). Die Bildqualität der Vor- der Popularität von Bertolt Brecht schaubilder ist für Präsentations- und Thomas Mann zwischen 1933 zwecke völlig ausreichend. und 2000 verhielt. 16
Das Ergebnis sieht wie oben abge- der vorliegenden Broschüre in bildet aus und bedarf natürlich (wie Wordle kopiert. Das Thema der Ver- jedes Bild) der Interpretation. öffentlichung scheint offenbar 'Bil- der' zu sein. Ebenfalls mit statistischen Häufig- keiten arbeitet das Angebot von Verblüffende Einsichten vermitteln www.wordle.net. Das Programm er- auf www.worldmapper.org zur Ver- zeugt aus eingegebenen Texten fügung stehende Info-Grafiken. Sie Wortwolken, die nicht nur grafisch stellen auf Länder bezogene statis- reizvoll aussehen, sondern auch tische Daten in Form von Weltkar- Aussagen über den Text zulassen. ten dar, die die Flächen der Länder Das folgende Beispiel zeigt, welche in Relation zu den in Frage stehen- Wolke sich ergibt, wenn man die den statistischen Daten wie Grad ersten fünfzehn Seiten des Textes der Alphabetisierung, durchschnittli- ches Einkommen oder Häufigkeit von Naturkatastrophen setzen und die Flächen dementsprechend grö- ßer oder kleiner darstellen (vgl. fol- gende Seite). Leider ist die Daten- basis nicht aktuell (bis ca. 2002), aber auf www.viewsoftheworld.net wird an Visualisierungen aktuellerer Daten gearbeitet. 17
Internetnutzung (2002) Tod durch Gewalteinwirkung (2002) 4. Bildproduktion Grunde lohnt sich die Digitalisie- rung also nur für Motive, die man Verwendet man eigenes Bildmate- auf keinen Fall missen möchte und rial, ist man frei von urheberrechtli- für solche, die von besonderem per- chen Problemen. Es gibt zahlreiche sönlichen oder gar historischem In- Möglichkeiten, selbst digitale Bilder teresse sind. Für die praktische Ar- herzustellen. beit lassen sich gewünschte Motive meistens schneller beschaffen, in- a) Dias digitalisieren dem man im Internet recherchiert Bei vielen Fotofreunden haben sich oder die entsprechenden Bilder über die Jahre aus den Zeiten der selbst digital neu produziert. analogen Fotografie oft große Dia- Bestände angesammelt. Für die b) Bildmaterial scannen marktüblichen Scanner gibt es Auf- Scanner sind eine unkomplizierte sätze, mit denen sich Dias digitali- Möglichkeit, Bildvorlagen aller Art sieren lassen. zu digitalisieren. Bei gedruckten Vorlagen hängt die Qualität des Aber lohnt es sich, eigene Dias zu Scans dabei vom Druckverfahren digitalisieren? Eine Antwort kann ab, mit dem die Bilder im Buch wie- nicht pauschal gegeben werden, dergegeben werden. Gerasterte aber so viel ist klar: das Digitali- Vorlagen erzeugen beim Scannen sieren von Dias stellt einen relativ störende Muster, die sich in Bildbe- großen Zeit- und Arbeitsaufwand arbeitungsprogrammen aber über dar. Oft sieht man den digitalisier- die Funktion 'Weichzeichnen' wie- ten Bilder auch bei großer Sorgfalt der entfernen lassen. und elektronischer Nachbearbei- tung im Bildprogramm ihre Herkunft Eine kreative Möglichkeit, mit dem an. Die Brillanz des Ausgangsmate- Scanner Bilder zu erzeugen, be- rials lässt sich kaum bewahren. Im steht darin, dreidimensionale Ob- 18
jekte zu scannen. Das Verfahren nennt sich 'Scanografie'. Es entste- hen damit fotografieähnliche Abbil- dungen mit plastischer Wirkung, die einen ganz eigenen Reiz besitzen. Schöne Beispiel dafür finden sich auf der Seite von Katinka Matson (www.katinkamatson.com). Eine Reihe weiter führender Verweise zur Scanografie und anderen Möglich- keiten bei www.silverfast.com. (Rei- oder Werbeflächen mit einem reiz- ter 'Solutions' anklicken). vollen Motiv. Nachdem neuere Han- dys und Smartphones standardmä- ßig mit einer eingebauten Kamera versehen sind, steht Schnapp- schüssen und der Dokumentation von überraschenden 'Motivfunden' in jeder Situation nichts mehr im Wege. Die Kamera hat man verges- sen, aber das Handy ist immer da- bei. c) Digitalkamera e) Screenshots Auch wer sich nicht zum Fotografen Screenshots sind Szenenbilder, die berufen fühlt: manches Motivpro- Filmen entnommen werden. Alle blem lässt sich mit der Digitalkame- einschlägigen Software-Videopla- ra schneller lösen als durch auf- yer wie WinDVD oder PowerDVD be- wändige Recherchen. Man kann sitzen einen entsprechenden Me- das Bild gleich den eigenen Vor- nüpunkt, der es erlaubt, per Maus- stellungen anpassen und es ent- klick beliebige Momentaufnahmen stehen kein Probleme mit den eines Films in eine Grafik-Datei zu Rechten an den Bildern. verwandeln. Die Dateien werden entweder im Programmverzeichnis Ebenfalls sehr praktisch sind die Di- oder in einem frei wählbaren Ord- gitalkameras, wenn man Motive re- ner abgelegt. produzieren möchte, die die Fläche eines Scanners überschreiten: Der weit verbreitete Freeware-Me- großformatige Gemälde, Plakate dia-Player VLC (Video LAN Client) 19
stellt diese Möglichkeit ebenfalls USB-Stick (langsamer) oder einer zur Verfügung. Die Tastenkombinati- externen Festplatte. on für einen Screenshot aus einem laufenden oder angehaltenen Film Die eleganteste Art, sich alle nöti- lautet Shift + S. Das Zielverzeich- gen Tools für die eigene Arbeit zur nis der generierten Grafikdatei lässt Verfügung zu halten, wird auf der sich unter Extras/Einstellungen/Vi- Website http://portableapps.com deo/Videoschnappschüsse festle- angeboten. Man kann dort eine por- gen. table Plattform herunterladen, die die gewünschten Programme in ei- ne Bedienoberfläche einbindet, 5. Kostenlos und Portabel von wo sie gestartet werden kön- nen. Diese Plattform bietet auch ei- Zur Bearbeitung und Präsentation ne Ordnerstruktur, wo man die ei- von digitalen Bildern benötigt man genen Dokumente ablegen kann, die entsprechende Software. Es ist und sie sorgt dafür, dass die porta- hier nicht der Ort, um im Detail in blen Anwendungen automatisch die Möglichkeiten der digitalen Bild- aktualisiert werden. Man kann also bearbeitung und die Kunst der Prä- die eigene Arbeitsumgebung samt sentation einzuführen. Was vorge- Dokumenten auf einem Stick über- stellt wird, ist eine Grundausstat- all hin mitnehmen und nutzen. tung von sowohl portablen als auch kostenlosen (Freeware)-Pro- grammen, die alle Bedürfnisse ei- nes Praktikers in Schule und im Bil- dungsbereich erfüllen. Der Begriff Freeware erklärt sich von selbst: Die Programme sind kostenfrei nutzbar. Was aber heißt portabel? Portable Programme müssen nicht installiert werden. Sie laufen aus ihrem eigenen Verzeich- nis heraus, d.h. man kopiert das Verzeichnis auf einen Rechner und die Software funktioniert, ohne in das Betriebssystem einzugreifen. Ebenso läuft sie direkt von einem 20
Welche kostenlosen portablen Pro- e) Open Office oder Libre Office gramme sollte man nun in die Platt- Bei beiden Programmen handelt es form für Bildbearbeitung und Prä- sich um vollständige Officepakete, sentation einbinden? Eine Grund- die denselben Ursprung haben, ausstattung könnte so aussehen: aber inzwischen unabhängig von- einander weiter entwickelt werden. a) Irfanview Für unsere Zwecke sind vor allem Das Bildbetrachtungsprogramm das Präsentationsprogramm Im- 'Irfanview' ist sehr bekannt und weit press und das Zeichenprogramm verbreitet. Es erkennt nahezu alle Draw von Bedeutung. Impress ent- Bildformate und stellt Werkzeuge spricht im Funktionsumfang Micro- zur ersten Bearbeitung von Bildern soft Powerpoint und ist mit diesem und zur Batchkonvertierung zur auch kompatibel. Draw eignet sich Verfügung. zum schnellen Erstellen von Ar- beitsblättern, die Texte, Grafiken b) Photofiltre und Bilder kombinieren. Photofiltre ist ein einfach zu bedie- nendes, aber umfassendes Bildbe- Sollten diese Programme für die ge- arbeitungsprogramm, das in der wünschten Aufgaben noch nicht jüngsten Version auch das Arbeiten ausreichen, kann man die Plattform mit Layern (Ebenen) ermöglicht. um drei Tools erweitern, die zumin- dest semiprofessionellen Ansprü- c) Xnview chen gerecht werden. Das wären: Xnview liest auch entlegene Bildfor- mate und ist auf die Konvertierung - Gimp von Bildformaten spezialisiert. Mit Ausgebautes Bildbearbeitungspro- seiner Hilfe kann man ein Bildfor- gramm. Wer die frei schwebenden mat in so ziemlich jedes andere Fenster nicht mag, kann inzwischen Bildformat wandeln. Xnview vermag auf einen Einzelfenstermodus um- auch aus Bildverzeichnissen Kon- stellen. taktabzüge und Websites erzeu- gen und enthält ein Tool für - Inkscape Screenshots. Inkskape dient der Bearbeitung von Vektorgrafiken. d) VLC VLC, bereits beschrieben, dient - Scribus dem Erzeugen von Schnappschüs- Umfassendes Layout-Programm zur sen aus Filmen. Dokumentgestaltung. 21
6. Weitere Hinweise www.panoramas.dk (Danish Mediveal Church Cartoons) a) In der Wolke 1 http://issuu.com Bildbearbeitung lässt sich auch On- (Zeitschriften, Bücher, Kataloge) line, in der 'Cloud' bewerkstelligen. Ein sehr effektives Programm für d) Prezi statt Powerpoint diesen Zweck hat die Web-Adresse Wer seine digitalen Präsentationen http://pixlr.com/editor. mit einem dynamischen Dreh verse- hen will, sollte http://Prezi.com b) In der Wolke 2 einmal anschauen. Für's Ausprobie- Speicherplatz im Web wird von zahl- ren genügt allemal der kostenlose reichen Anbietern kostenlos zur Ver- Account. fügung gestellt. Wer einen Vertrag bei der Telekom besitzt, kann in de- e) Mindmapping ren Mediacenter auf 25 Gigabyte Ebenfalls eine anschauliche Form zugreifen und dort eine ganze Men- der Präsentation digitaler Informa- ge Bilder ablegen. tionen ist das Mindmapping-Tool www.mindmeister.com c) Whiteboards Whiteboards ermöglichen die direk- te Präsentation von Inhalten des Internets. Stehen diejenigen Bilder, mit denen man gerne arbeiten möchte, aus urheberrechtlichen Gründen nicht zum Download zur Verfügung, sind aber im Web vor- handen: Zeigen kann man sie alle- mal. Was zum Beispiel den Zugriff auf die Werke herausragender Fo- tografen, auf die Angebote von Kunstgalerien oder von Designern ermöglicht. Ein paar Appetizer hier: f) Bilder beschriften Will man eine Grafik schnell und www.magnumphotos.com unkompliziert beschriften, stellt (Suche: Thomas Hoepker) das bereits genannte Photofiltre www.saatchi-gallery.co.uk dafür eine flexible Textfunktion zur (Menüpunkt: Discover Art) Verfügung, mit der man in jedes Bild Textelemente einfügen kann. 22
f) Bildanalyse g) Overheadprojektor und Folien Als Beispiel für die Visualisierung Wer einen Farbdrucker besitzt, einer Bildanalyse ist oben ein mit kann mit einer Handvoll bedruckter Photofiltre bearbeiteter Screenshot Folien komplexe visuelle Eindrücke aus dem Film ‘Schweinchen Babe vermitteln und systematisch mit Bil- in der großen Stadt‘ wiedergege- dern arbeiten. Da die Bildprojektion ben. Er enthält folgende Bearbei- mittels Beamer oder Whiteboard tungselemente: technisch aufwändiger ist und die - ein Raster, um den Gesamtaufbau entsprechenden Geräte (noch) des Bildes sichtbar zu machen nicht immer zur Verfügung stehen, - perspektivische Linien, die die ist der Overheadprojektor weiterhin Bewegungsrichtungen und die nicht die schlechteste Option. Ihn Blickführung innerhalb der Szene gibt es in jedem Klassenzimmer. herausstellen - aufgehellte Teile des Bildes, die h) Fotos in Mailanhängen für seine inhaltliche Aussage von Siebzehn süße Baby-Bilder im Bedeutung sind, so etwa im Zen- Mailanhang einzeln herunter la- trum der Komposition der Kampf- den: Das muss nicht sein. Alle in ei- hund, der vom Täter zum Opfer ge- ne Zip-Datei und sie sind mit einem worden ist, und am rechten Bild- Klick auf dem Rechner. Auch die rand unten im Wasser Schweinchen Dateigrößen sind ein Problem. Hier Babe, das zu seiner Rettung herbei hilft ein Link auf die in einem Onli- schwimmt ne-Speicher abgelegten Originale. 23
i) Google Earth und die Kunst fügung. Außerdem kann man sich Fliegt man in Google Earth den persönliche Bildsammlungen anle- Prado in Madrid an, erhält man gen. über eine direkt über dem Muse- umsgebäude angezeigt 360-Grad- k) Goggles Sphäre (360Cities muss aktiviert Wer über ein Smartphone verfügt, sein) Zugriff auf eine Reihe von kann mit der App 'Goggles' Bilder hoch aufgelösten Gemälden der identifizieren: Wie heißt der Maler? Prado-Sammlung. Darunter sind un- Funktioniert erstaunlich gut. ter anderem eine Kreuzabnahme von Roger von Weyden, Die Verkün- digung‘ von Fra Angelico (siehe oben), Die ‘Unbefleckte Empfäng- nis‘ von Tiepolo und eine Kreuzi- gung von Juan de Flandes. j) Noch einmal Kunst l) Screenshots Einen sehr umfangreichen und ein- Die bequemste Art, an Screenshots drucksvollen Zugriff auf Kunst von Internetinhalten zu kommen, stellt ein Projekt dar, das Google in sind so genannte Browser-Plugins. Zusammenarbeit mit zahlreichen Es gibt sie für alle Browser, ein be- Museen aus aller Welt durchführt. sonders elegantes und funktionales www.googleartproject.com ermög- Screenshot-Plugin gibt es für Chro- licht virtuelle Museumsbesuche me. Es heißt Lightshot, derzeit in und stellt hoch aufgelöste Digitali- der Version 2.8.1 verfügbar. sierungen von Kunstwerken zur Ver- 24
Literaturhinweise Naef, S., Bilder und Bilderverbot im Islam München 2009, ISBN 978-3406448164 Belting, H., Das echte Bild Bildfragen als Glaubensfragen Naefs Buch mit dem Unter- München 2006, ISBN 978-3406534607 titel 'Vom Koran bis zum Ka- rikaturenstreit' gibt einen Opulent bebilderte Darstel- knappen, aber intensiven lung der Bedeutung und In- Überblick über die Rolle der terpretation des Motivs eines Bilder im Islam. 'wahren' Abbildes von Chris- tus (u.a. Mandylion, Schweiß- tuch der Veronika) Paul, G., Das Jahrhundert der Bilder, 2 Bände (1900 – 1949, 1949 bis heute) Burda, H., Iconic Turn Göttingen 2008, ISBN 978-3525300121 Die neue Macht der Bilder Göttingen 2009, ISBN 978-3525300114 Köln 2004, ISBN 978-3832178734 Systematische Sammlung Höchst aufschlussreiche 'ikonischer' Bilder des 20. Sammlung von Aufsätzen und 21. Jahrhunderts, wo- zum Iconic Turn, die eine Ver- bei jedes Bild in sachkundi- anstaltungsreihe mit illustren gen Aufsätzen analysiert ReferentInnen in München und eingeordnet wird. dokumentiert. Poeschel, S., Handbuch der Ikonogra- Didi-Huberman, G., Bilder trotz allem phie. Sakrale und profane Themen der München 2007, ISBN 978-3770540204 bildenden Kunst Darmstadt 2005, ISBN 978-3896785138 Grundsätzliche Auseinander- setzung mit dem Index-Wert Unentbehrliches Nach- von Bildern am Beispiel der schlagewerk, wenn man vier Fotos aus Auschwitz, die Bilder der europäischen Vernichtungsaktionen direkt Kunst und ihrem engen Zu- dokumentieren. sammenhang mit dem Christentum nachspüren will. Garhammer, E., BilderStreit Theologie auf Augenhöhe Ronnberg, A., Buch der Symbole Würzburg 2007, ISBN 978-3429028893 Betrachtungen zu archetypischen Bildern Köln 2011, ISBN 978-3836525725 Aufsatzsammlung zu ver- schiedenen theologischen Etwas willkürliche Zusam- Aspekten der Bilderfrage. menstellung archetypi- Einen sehr guten geschicht- scher Bilder mit zahlrei- lichen Überblick gibt darin chen Beispielen für 'Ursym- Dünzel: 'Bilderstreit im ers- bole' in der Kunst. Eine ten Jahrtausend'. wahre Fundgrube. 25
Ullrich, W., Tiefer hängen Seite 9, Bamiyan-Buddhas Über den Umgang mit der Kunst http://commons.wikimedia.org Berlin 2003, ISBN 978-3803124791 Seite 11, Copyleft-Zeichen http://commons.wikimedia.org Wohltuend nüchterne Über- Seite 11 und 12, alle Icons legungen zur Funktion und http://creativecommons.org Wirkung von Kunst, bei de- Seite 13, Screenshot Flickr nen auch die 'nichtaurati- www.flickr.com sche' Kopie zu ihrem Recht Seite 14 links, Bruegel, Turmbau zu Babel kommt. Nicht nur Originale www.wga.hu führen zu Erlebnissen und Seite 14 rechts, Rubens, Noli me tangere Einsichten. www.europeana.eu Seite 15, Screenshot Wiedemann, J. u.a., Information Graphics Google Earth, Rom Köln 2012, ISBN 978-3836528795 Seite 16 links, Screenshot http://images.google.com/hosted/life Großformatige und faszi- nierende Zusammenstel- Seite 16 rechts, Screenshot corbisimages.com lung gegenwärtiger Bei- spiele anschaulicher Vi- Seite 17 oben, Screenshot sualisierung von statisti- http://books.google.com/ngrams schen und anderen Infor- Seite 17 links, Screenshot mationen. www.wordle.net Seite 18, Weltkarten www.worldmapper.org Und zum Abschluss noch Seite 19 links, Scanner Art, Madilyn Peiper ein Hinweis auf ein Maga- www.flickr.com zin, das sich auf hohem Seite 19 rechts, Döner-Motiv Niveau mit dem Zusam- Foto: Matthias Wörther menhang von Bildern, Seite 20, Screenshot Kunst, Theologie und ge- http://portableapps.com genwärtigem Glauben Seite 22, Screenshot befasst: Das von Andreas www.mindmeister.com Mertin herausgegebene 'Theomag': Seite 23, Bearbeiteter Screenshot www.theomag.de. Matthias Wörther Seite 24, Screenshots aus Google Earth www.google.de/earth/index.html Seite 24 rechts, Screenshot Bildnachweis www.google.com/mobile/goggles Seite 5, Johannes von Damaskus Seite 25 - 26, Cover-Abbildungen http://commons.wikimedia.org www.amazon.de Seite 6, Book of Kells, Johannesevangelium Seite 26, Screenshot http://commons.wikimedia.org www.theomag.de Seite 7, Leichenverbrennung in Auschwitz www.auschwitz.org Seite 8, Pale Blue Dot: NASA http://commons.wikimedia.org 26
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MUK-PUBLIKATIONEN # 1 - # 30: Gesamtliste und PDF-Download aller Hefte unter www.m-u-k.de # 31 Gottfried Posch # 43 Franz Hauber Kurzfilm im RU. Kriterien, Methoden, Gentechnik praktische Beispiele (März 2006) Medien, Literatur, Quellen (Juli 2009) # 32 Matthias Wörther # 44 Gottfried Posch Augenlust. Digitale Bilder in der Infokoffer Buddhismus (November 2009) Bildungsarbeit (Mai 2006) # 45 Gottfried Posch # 33 Gottfried Posch Infokoffer Islam (April 2010) Infokoffer Christentum (November 2006) # 46 Matthias Wörther # 34 Gottfried Posch Himmel und Erde. Google Earth Du sollst nicht töten (März 2007) im Religionsunterricht (Mai 2010) # 35 Gottfried Posch # 47 Gottfried Posch Mönchisches Leben (Juni 2007) Infokoffer Judentum (Juni 2010) # 36 Matthias Wörther # 48 Matthias Wörther Christen im Widerstand. Eine Medienaus- Bingo! Webseiten, Konzepte, Software wahl zum Gedenken an Pater Delp (Oktober 2010) (Juli 2007, aktualisiert März 2011) # 49 Franz Haider # 37 Matthias Wörther Holy+wood Wahn und Wirklichkeit. Glaube in den Spielfilmarbeit in der Pfarrei (Januar 2011) Filmen von Hans-Christian Schmid (Dezember 2007) # 50 Matthias Wörther (Hrsg.) Best Practice. Kirchliche Medienstellen # 38 Franz Haider In Bayern (Juni 2011) Mein Leben als Avatar. Einblicke in Second Life (April 2008) # 51 Franz Haider Kurzfilm [im] Kino. 20 Jahre Augenblicke # 39 Matthias Wörther (April 2012) Alles ist Ausdruck. Populärkultur und Religionsunterricht (Juli 2008) # 52 Matthias Wörther (Hrsg.) Fünfzig Jahre Konzil # 40 Franz Haider Materialien - Medien - Hinweise (Juni 2012) Medienarbeit mit Senioren Methoden, Praxistipps, Medien (Oktober 2008) # 41 Gottfried Posch ISSN 1614-4244 Fundamentalismus Die Reihe wird fortgesetzt. Ein Überblick (März 2009) Sämtliche Publikationen können bei 'medien # 42 Matthias Wörther und kommunikation', Schrammerstr. 3, Low Budget 80333 München, Tel. 089/2137 1544, Mit einfachen Mitteln Filme drehen fsmuk@eomuc.de, auch in gedruckter Form (April 2009) kostenlos angefordert werden. 4
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