Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission

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Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
1/2022

                                  magazin
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                        RELIGION – AUF DER SUCHE
Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
inhalt

           taiwan                                                                     peru
           AUF DER SUCHE NACH DEM RICHTIGEN GOTT                           4          VERLOREN – GESUCHT – GEFUNDEN			                            14
           Simone und Joachim Schmid                                                  Armin Ottinger
           GOTT BEGEGNEN			                                                5
           Wichura Khun-ura
                                                                                      brasilien
           RELIGION IM LEBEN DER TAIWANESEN		                              6
           Schwester Monika Gottschild
                                                                                      GOTT HAT UNS ZUERST GELIEBT			                              15
                                                                                      Helga und Manfred Weidt

           japan                                                                      deutschland
           SUCHE NACH GOTT ODER PFLICHTERFÜLLUNG                           7
           Schwester Gisela Paluch
                                                                                      EIN NEUER ANFANG                                            16
                                                                                      Gideon Baumann

           thailand                                                                   AUF DU UND DU MIT GOTT
                                                                                      Rudimar Rocha
                                                                                                                                                  17

           EINE ABENTEUERLICHE ENTDECKUNGSREISE 		                         8          DEN FREMDEN BEGEGNEN		                                      18
           Kirsten und Martin Hofmann                                                 Li-Anne und Stefan Höss
           EIN BESUCH IM TEMPEL		                                          9
           Katrin und Florian Förg
                                                                                      mm-zentrale                                                 19
           GOTTESBEGEGNUNG AUF EINER AUTOFAHRT		                         10
           Timo Löwen

           russland
           RELIGIÖSE MENSCHEN AUF DER SUCHE NACH GOTT                    11
           Alexander Scheiermann

           spanien
           VOM ÄUSSEREN SCHEIN		                                         12
           Steffen Hollmann

           AUF DER SUCHE		                                               13
           Philip Geppert

    Marburger Missions Magazin                      Konten:                                  Redaktionsteam:
          MARBURGER
    herausgegeben     von MISSIONS
                           der      MAGAZIN         Sparkasse Marburg-Biedenkopf
                                                           Konten:                           Wolfgang Winkler (Leitung)
                                                                                                         Redaktionsteam:
          HERAUSGEGEBEN
    Stiftung  Marburger MissionVON DER              BIC: HELADEF1MAR
                                                           Sparkasse Marburg-Biedenkopf      Rainer Becker  (Direktor)
                                                                                                         Wolfgang    Winkler (Leitung), Rainer Becker
    Dürerstr. 30a . 35039   Marburg                 IBAN: DE62  5335 0000 0014 .0151 59      Helga Adelhardt,   Birgit Götz
                                                                                                         (Direktor)
          Stiftung  Marburger   Mission .                  BIC: HELADEF1MAR
                                                                                             Petra Wennmann
                                                                                                         Helga (Grafik  und Birgit
                                                                                                                Adelhardt,  Layout)Götz,
          Dürerstr. 30a 35039 Marburg
                          .
                                                    Evang. IBAN: DE62
                                                           Bank eG,   5335 0000 0014 0151 59
                                                                    Kassel
    Telefon: 06421/9123-0                                                                                Petra Wennmann (Grafik und Layout)
          Telefon:
    Aktuelle        06421/9123-0
              Informationen:   06421/9123-20               Evang. Bank eG, Kassel
                                                    BIC: GENODEF1EK1                         Bildnachweis:   MM-Archiv,   wenn  nicht
                                                                                                         Bildnachweis: MM-Archiv, wenn nicht
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    Fax: 06421/9123-30                                     BIC: GENODEF1EK1
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                                                                                                         anders  anvermerkt
                                                                                                                     den Fotos vermerkt
    E-Mail:Fax: 06421/9123-30
            mm@marburger-mission.org                       IBAN: DE50 5206 0410 0000 2021 26 Titelbild: pexels-никита-семехин
                                                                                                         Titelbild: Neue Gelegenheiten in der Unzeit,
          E-Mail:
    Internet:      mm@marburger-mission.org
              www.marburger-mission.org             Die Adressen der Empfänger               Druck:  Berth, Gladenbach
                                                                                                         Bericht Seite 18
                                                           Die Adressen der Empfänger werden mit
          Internet: www.marburger-mission.org       werdenEDV
                                                            mit verwaltet.
                                                                EDV verwaltet.
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                                                                                                         Druck: Berth, Gladenbach
Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
editorial

                                                                                   Jesus spricht:
                                                  „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; […]
                                                   und niemand kennt den Vater als nur der Sohn
                                                           und wem es der Sohn offenbaren will.“
                                                                                                          Matthäus 11,27

                                        LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
                                        „Ihren Glauben möchte ich haben!“, sagte mir eine Dame nach dem Gottes-
                                        dienst, als ich im Gespräch versuchte, ihr für ihre schwierige Lebensphase
                                        Mut zu machen. Sie war dabei, sich an den Glauben heranzutasten, und
                                        suchte danach, ob sie darin Frieden und Hilfe finden könnte.
                                        Wie kommt ein Mensch zum Glauben? James E. Engel hat zu diesem Prozess,
                                        wie ein Mensch in der westlichen Welt zum persönlichen Glauben findet,
                                        folgende nötigen Schritte definiert:

                                                                             Diese Skala ist viel beachtet worden.
Der geistliche Entwicklungsprozess                                           Dennoch rückt sie den Glauben nicht in
(in einer westlichen Kultur)                                                 das Machbare. Bei allen Schritten, die ein
                                                                             Mensch machen kann, handelt es sich
                                                                             beim Christwerden um Schritte, die uns
                      Geistliches Wachstum/Heiligung                         von oben her, von Jesus Christus selbst,
                         • Frucht des Geistes                                ermöglicht werden müssen. Er muss uns
JÜNGERSCHAFT

                         • Liebe lernen                                      die Schritte führen. Sonst bleibt es wie in
                 +4      • Haushalterschaft                                  allen anderen Religionen beim Suchen,
                         • Jüngerschaft                                      ohne zu finden.
                         • Gebet
                         • Zeugnis                                           Doch die Jahreslosung zitiert Jesus sehr
                         • Dienst                                            Mut machend, wenn er sagt: „Wer zu mir
                 +3   Entdecken der geistlichen Gaben                        kommt, den werde ich nicht abweisen.“
                                                                             Johannes 6,37.
                 +2   Integration in die christliche Gemeinde
                                                                             Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie Menschen
                 +1   Begreifen der Konsequenzen des christlichen Glaubens   sich in ganz unterschiedlichen Kulturen
                                                                             auf die Suche nach dem lebendigen Gott
                       Persönliche Lebensübergabe /                          begeben haben.
                  0    Wiedergeburt / Glaube an Jesus
                                                                             Spannende Lektüre!
                 -1   Entscheidung zur Lebensübergabe                        Ihr
                                                                             Rainer Becker
EVANGELISATION

                 -2   Persönliche Betroffenheit

                 -3   Positive Einstellung zum Evangelium

                 -4   Begreifen des einfachen Evangeliums

                 -5   Interesse am christlichen Glauben
                 -6   Nebulöses Wissen vom christlichen Glauben
                 -7   Rechnen mit einem „höheren Wesen“

                 -8   Leugnung von allem Übernatürlichen

                                                                                                                      mmm 1/22   3
Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
taiwan
                                                                                                 Der jüdisch-christliche Gott stellt
                                                                                                 sich in der Bibel als Suchender vor.
                                                                                                 Gott sucht uns Menschen! Er will mit
                                                                                                 uns zusammen sein und uns helfen,
                                                                                                 das Leben zu bewältigen. Nicht wir
                                                                                                 Menschen müssen uns den passen-
                                                                                                 den Gott suchen und die Türen der
                                                                                                 verschiedenen Tempel abklopfen,
                                                                                                 um das beste Resultat zu erzielen. Es
                                                                                                 ist Jesus, der verspricht: „Siehe, ich
                                                                                                 stehe vor der Tür und klopfe an.“
                                                                                                 (Off 3,20)

                                                                                                 SICH VON GOTT FINDEN LASSEN
                                                                                                 Diese Botschaft ist sehr befreiend

               Auf der Suche nach dem                                                            und einfach – für uns Christen
Daoistischer
     Tempel
                                                                                                 manchmal sogar zu einfach, beson-

               richtigen Gott
                                                                                                 ders für die Christen in Taiwan, die
                                                                                                 durch ihr religiöses Umfeld gewohnt
                                                                                                 sind, Dinge zu tun, um Gott zu gefal-
                                                                                                 len, kommen so oft schnell wieder
               Taiwan ist ein tiefreligiöses Land, wo viele Menschen auf der beständigen         ins alte Fahrwasser und sind auch
               Suche nach dem richtigen Gott sind. Ist der christliche Glaube, der hier seit     als Christen immer auf der Suche,
               über 150 Jahren vertreten ist, nur eine weitere religiöse Auswahlmöglich-         was noch für Gott zu tun ist. Wir
               keit oder gibt es auch Unterschiede? Das fragt sich Ehepaar Schmid.               Christen, egal ob in Taiwan oder im
                                                                                                 Rest der Welt, müssen immer wieder
               DEN RICHTIGEN GOTT FINDEN                geschäftlichen Angelegenheiten           lernen und daran erinnert werden:
               Was in Taiwan schnell auffällt, ist      sollte man sich aber eher an den Gott    Nicht wir müssen die passenden
               die hohe Zahl von verschiedenen          des Reichtums wenden, und wenn es        Methoden anwenden, um Gott zu
               Tempeln, die an jeder Straßenecke        um Liebesangelegenheiten geht, ist       finden und zu dienen. Wir dürfen
               zu finden sind. Mancher mutmaßt          da auch der Gott der Ehe und Liebe.      uns immer wieder neu von Gott fin-
               sogar, dass Taiwan vielleicht die        Dies alles spiegelt wider, dass in dem   den lassen und
               höchste Tempeldichte weltweit            technologisch hochentwickelten           annehmen, was
               besitzt. Daoismus, Buddhismus und        Land die Menschen beständig auf          er uns schenken
               Ahnenverehrung findet sich zusam-        der Suche nach dem richtigen Glau-       und geben
               men zu einer bunten Mischung und         ben und dem richtigen Gott sind, um      möchte. Dafür,
               einer großen Auswahl verschiedener       ihr Leben zu bewältigen.                 dass er uns in
               Götter. Es ist allgemein bekannt, für                                             Jesus schon
               welches Problem welcher Tempel                                                                        Familie Schmid
                                                                                                 alles geschenkt     Luca, Joachim, Amy,
               bzw. welche Gottheit besonders           DER GOTT, DER SUCHT                      hat, können wir     Simone und Anna
               wirkungsvoll ist. Für gute Noten         Ist der christliche Glaube einfach nur   jeden Tag aufs      Dozent für Kirchenge-
               beim Studium hilft – bei der pas-        eine Zugabe in der taiwanesischen        Neue dankbar        schichte am China Luther-
               senden Opfergabe – der Erdgott vor       Götterwelt, eine weitere Auswahl-        sein.               an Seminary Hsinchu
               dem Haupttor der Universität, bei        möglichkeit zur Lebensbewältigung?                            Projektnummer: 42 105

Zhubei Victory Church -
die Lutherische Kirche in
Taiwan, zu der Familie
Schmid gehört

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Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
taiwan

Gott begegnen
Die Begegnung mit Gott ist ein wichtiger Teil für
das Leben als Christen. Gott beschränkt sich dabei
nicht auf Kirchengebäude, wir können Gott überall
begegnen, wann immer Gott sich von uns finden lassen
möchte. Dabei begegnet Gott jeder und jedem auf ihre
und seine persönliche Weise. Sein Eingreifen in unser
Leben ist wichtig, denn wenn wir Gott begegnen, werden
wir verwandelt. Er möchte eine Beziehung zu uns aufbauen
und uns in Liebe, Hoffnung und Frieden verwandeln. Wie
Wichura Khun-ura das in ihrer Gemeinde erlebt, berichtet
sie hier.

PREDIGEN UND LEBEN

Unsere Begegnung mit Gott ist nicht nur Grundlage unseres
Glaubens, sie formt auch unseren Charakter. So werden uns
Werte wie Liebe, Mitgefühl und Respekt wichtig. Jede und jeder
hat persönliche Herausforderungen und Prüfungen zu meistern, in
denen wir Gott begegnen können. Aber nur wenige Menschen suchen
wirklich beharrlich und aufrichtig nach Gott, obwohl sie einen
Hunger und Wunsch verspüren, den Sinn des Lebens zu kennen.

In unserer Gemeinde sind das Lehren und Predigen nicht die wichtigsten
Aufgaben. Das Wichtigste ist für uns, Beziehungen aufzubauen, Liebe
und Fürsorge zu zeigen und das zu leben, was wir gepredigt haben. Wir
wollen die Menschen spüren lassen, dass wir sie wirklich lieben. All die
scheinbar kleinen Gesten, durch die ich die Liebe Gottes weitergeben
möchte wie Essen verschenken, Menschen am Krankenbett besuchen,
ihnen bei Problemen beistehen und in ihrer Not helfen, werden von Gott
über alle Maßen gesegnet. Menschen erleben, dass sie
geliebt, umsorgt und geschätzt werden. Auf diese Weise
habe ich auf meiner persönlichen Ebene das Eingreifen
Gottes erfahren.

Es ist mein tägliches Bemühen, die Menschen, mit denen
ich arbeite, mit Gottes Liebe zu erreichen und dadurch
mit Gott lebensverändernde Erfahrungen zu machen.          Wichura Khun-ura
Durch Gebet und Hören auf Gottes Stimme, dem Lesen         Thai-Gastarbeitermission,
und Studieren seiner lebendigen Worte möchte ich           Changhua
Gottes Eingreifen in unserem Leben entdecken.              Projektnummer: 42 101

                                                                                       Hilfe für
                                                                                       Thai-Gastarbeiter
                                                                                       mit gemeinsamem
                                                                                       Essen

                                                                                         mmm 1/22    5
Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
taiwan
      Religion im Leben
      der Taiwanesen
      In über dreißig Jahren Missionsdienst in Taiwan hat
      Sr. Monika Gottschild viele wirtschaftliche, politische
      und soziale Veränderungen erlebt, aber eines hat sich
      nicht verändert: Religion spielt immer noch im Leben
      der Taiwanesen eine große Rolle. Menschen sind auf der
      Suche nach Gott, das beweisen die vielen Hausaltäre,
      Tempel, religiösen Traditionen und Praktiken.

                                                                                                                    Anbetung im Tempel
      BEGEGNUNG MIT ANDEREN RELIGIONEN
      Im Umgang mit Menschen anderer Religionen ist mir                  hat ein Ende gefunden. Euer Gott hat mein Herz bewegt.
      Paulus ein großes Vorbild, der seine Rede auf dem Areo-            Ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe, aber
      pag mit den Worten begann: „Mich beeindruckt, wie                  ich weiß nun, dass Gott mich erwartet.” Ihre Taufe hat
      religiös ihr seid.“ (nach Apg 17,22) Und damit hat Paulus          uns alle sehr bewegt.
      den richtigen Anknüpfungspunkt für seine Botschaft
      gefunden. Menschen verschiedener Religionen kommen
      zu uns nach Bethesda und es ist uns wichtig, dass sie
      nicht nur uns begegnen, sondern dem lebendigen Gott.
      Offenheit, Respekt und gelebte Barmherzigkeit haben
      uns schon viele Türen zu Buddhisten, Taoisten und
      anders Denkenden geöffnet, die heute sogar unsere
      Arbeit unterstützen. Sie beobachten uns und sehen,
      dass wir nicht nur von unserem Glauben reden, sondern
      Glauben leben.

                                                                                    Frau Chen in der Gemeinde, in der ihr Mann Pastor ist

                                                                         ERSTE BEGEGNUNG MIT GOTT
                                                                         Als wir vor ein paar Wochen Frau Chen als unser
                                                                         Kuratoriumsmitglied aufgenommen haben, hat sie sich
                                                                         mit folgenden Worten vorgestellt: „Als ich vor Jahren
                                                                         anfing, in Bethesda Musik zu unterrichten, wurde ich
                                                                         zum ersten Mal mit dem Christentum konfrontiert. Es
                 Links die erkrankte Lehrerin mit Mutter und Schwester
                                                                         hat mich beeindruckt, wie herzlich ich aufgenommen
                                                                         wurde, obwohl ich Buddhistin war. Ich erlebte Kinder
                                                                         und Jugendliche, die trotz ihrer Behinderung so viel
      AUF DER SUCHE NACH GOTT
                                                                         Freude ausstrahlten und mir immer wieder sagten,
      Ich erlebe immer wieder, dass Menschen, die nicht mehr             dass Gott mich liebt, Mitarbei-
      weiterwissen, zu uns kommen mit der Bemerkung:                     tende, die miteinander für die
      „Jetzt kann nur noch euer Gott helfen.“ Erstaunlich, was           Bewohner und ihren Dienst
      sie unserem Gott zutrauen. Eine verzweifelte Mutter                beteten und völlig andere
      bat mich, für ihre Tochter mit Krebs im Endstadium zu              Wertmaßstäbe hatten als ich.
      beten. „Meine Tochter ist schon jahrelang auf der Suche            Jahre später sind wir als Fami-
      nach Gott. Jedes Jahr fährt sie mehrmals nach Indien,              lie zum Glauben gekommen.”
      um zu meditieren und in Tempeln Antworten auf ihre                                                      Schwester Monika
      Fragen zu finden. Sie hat es sich viel kosten lassen, um                                                Gottschild
                                                                         Wir haben es erlebt, dass Men-
                                                                                                              Leitung des Heimes
      die Wahrheit zu finden,“ erklärte mir ihre Mutter. Wir             schen, die auf der Suche nach        Bethesda für Kinder und
      haben intensiv für sie und mit ihr gebetet und erlebt,             Gott waren, ihm in Bethesda          Jugendliche mit Behinderun-
      dass sie angefangen hat, in der Bibel zu lesen und nach            begegnet sind. Das motiviert         gen, Gefangenenmission
                                                                                                              Hualien
      Wochen sagen konnte: „Meine Suche nach der Wahrheit                uns, weiter Glauben zu leben.
                                                                                                              Projektnummer: 42 202

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Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
japan
Suche nach Gott
oder Pflichterfüllung
In Japan spielt Tradition eine große Rolle. Schwester
Gisela Paluch berichtet, wie sie Gottes Liebe als persön-
liche Zusage weitergibt.

GLAUBE AUS TRADITION
Gerade ist das Neujahrsfest vorüber und die meisten
Japaner gehen am 1. oder 2. Januar zu einem Tempel
oder Schrein, um zu beten. Zu Beginn meiner Zeit in
Japan hat mich immer tiefe Traurigkeit erfasst, wenn
ich die vielen, vielen Menschen sah, die dort vor einer
geschnitzten Figur oder einem steinernen Buddha
anbeteten. Traurig war ich, weil ich glaube, dass diese
Figur ihnen keine Hilfe geben würde und dass alles, was
sie dort taten, umsonst war. Aber heute weiß ich, dass
sie dort gar nicht Gott begegnen wollen. Sie gehen zum
Schrein oder Tempel aus Pflichtbewusstsein gegenüber
der Familie oder einfach nur aus Tradition. Sie tun ihre
Pflicht. Sie tun etwas, damit es ihnen im kommenden
Jahr gut geht und ihre Pläne gelingen oder was sie sich
sonst auch immer wünschen.

KOPF ODER HERZ?
Sie suchen Gott nicht. Das liegt daran, dass sie ein
anderes Gottesbewusstsein haben als wir. Dass dieser
Gott zu mir und dir eine ganz persönliche Beziehung
haben will, dass er sagen könnte „Ich liebe dich!“,
kommt ihnen gar nicht in den Sinn. Neulich habe ich                     Gott begegnen in Sanda: beim Gottesdienst und bei der Taufe (unten)
in unserer Englischklasse gefragt, ob jemand wüsste,
was die Hauptbotschaft Jesu sei. Die Antwort war: „Er
ist bei uns, er ist unser Retter, er ist unser Stellver-
treter geworden.“ Eigentlich war ich froh über diese
Antworten, zeigten sie doch, dass meine wöchentlichen
Andachten für sie nicht umsonst waren. Aber Frau S.,
die als einzige Christin mit dabei war, sagte mir später,
dass die Antworten nur Tatsachen, nur Kopfwissen
seien. Richtig! Um Jesus zu suchen, um dem lebendigen
Gott begegnen zu können, brauchen wir unser Herz.
Zum Glück hatte ich es ihnen in Englisch und sogar in
Deutsch (viele Japaner verstehen diesen einen deut-
schen Satz!) gesagt: „Jesus sagt zu dir: ,Ich liebe dich,
I love you!‘ So sehr, dass er sein Leben für dich gab.“
Ich bin gespannt, ob sie diese Liebe an sich heranlassen.
Ganz persönlich. Wir beten schon so lange für diese
Gruppe.

GOTTES LIEBE LEBEN
Wir haben in unserer Gemeinde Anfang Februar unsere
Jahresversammlung. Für uns als Gemeinde gilt auch
heute sein Auftrag. „Gehe zu den anderen und sage
ihnen, dass ich, Gott, sie liebe, und tue das, indem du
sie liebst.“ Als Jahresthema haben wir darum das Wort          Schwester
aus Galater 5,22 gewählt: „Die Frucht des Geistes ist          Gisela Paluch
Liebe, Freude, Frieden ... Das Tolle ist, dass wir das nicht   Gemeindebau,
allein, sondern gemeinsam tun dürfen. So wird durch            Sanda
unser Leben Gottes Liebe für alle spürbar.                     Projektnummer: 41 108

                                                                                                                       mmm 1/22        7
Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
thailand

Geisterhaus vor
 dem Kranken-
  hauseingang

                  Eine abenteuerliche Entdeckungsreise
                  Thailand ist sehr stark vom Buddhismus geprägt. – Die-       das egal. Sie sind einfach fasziniert von der freundli-
                  sen Eindruck hat man zumindest, wenn man die Kultur          chen Religion im Land des Lächelns. Tage der Stille im
                  beobachtet. Allein in Chiang Mai und Umgebung stehen         Kloster oder Meditationskurse ziehen Sinnsuchende an,
                  über 300 Tempel. Frühmorgens ziehen Mönche durch             die sich entscheidende Impulse erhoffen.
                  die Dörfer und sammeln Opfergaben. Den optimalen
                  Zeitpunkt für den Start eines Hausbaus lässt man im
                                                                               ES GIBT AUCH DIE ANDEREN
                  Tempel errechnen. Und es gibt kaum eine Beerdigung,
                  die nicht buddhistischen Riten folgt. Doch der erste         Eine große Gruppe der hier lebenden Ausländer hat mit
                  Eindruck täuscht. Schaut man genauer hin, wird das           Religion längst gebrochen. Mit ihrer Auswanderung
                  Leben nicht nur vom Buddhismus, sondern auch von             nach Asien haben sie ganz bewusst Glaube, Gott und
                  Spiritismus und Astrologie beeinflusst. Die Menschen         Kirche in ihrer alten Heimat zurückgelassen. Manche
                  sind auf der Suche. Wie einer Gott gefunden hat, davon       stehen allem Christlichen eher feindselig gegenüber.
                  berichtet Ehepaar Hofmann.                                   Nur sehr wenige sind wirklich offen.

                  BUDDHISMUS UND GEISTERGLAUBE                                 10 JAHRE BIBELSTUDIUM
                  Scharenweise pilgern Studierende zu einem Bergtempel,        Das ist bei Peter S. ganz anders. Der deutsche Rechts-
                  bitten mit Opfergaben um ein gutes Uni-Examen. Zum           anwalt im Vorruhestand ist mit einer Thai verheiratet.
                  neuen Handy bekommt man von der Telefongesellschaft          Viele Jahre war er geistlich auf der Suche, hat den
                  seine persönlichen Glückszahlen als Telefonnummer            Hinduismus und Buddhismus studiert und sich mit
                  gratis dazu. Wer ins Krankenhaus muss, stoppt nicht          Esoterik beschäftigt. In Indien stieß er über Umwege
                  selten am Geisterhaus neben dem Haupteingang. Denn           auf die Bibel. Damit begann für ihn eine abenteuerli-
                  mit dem Opfer besänftigt man die Geister, damit Heilung      che Entdeckungsreise. Er zog nach Singapur, hängte
                  passiert. All das ist Geisterglaube, der im Alltag mit dem   seinen Juristenjob an den Nagel und fing an, täglich
                  Buddhismus kombiniert wird. Vielen Asienreisenden ist        viele Stunden in der Bibel zu lesen. Und das für 10
                                                                               Jahre! Durch sein intensives Bibelstudium fand er zum
                                                                               Glauben an Jesus. Inzwischen
                                                                               siedelte er nach Chiang Mai um
                                                                               und ist schon mehrere Jahre
                                                                               Mitglied in der TDG. Man spürt
                                                                               ihm seine Begeisterung für die
                                                                               Bibel deutlich ab. Peter S. ist ein
                                                                               lebendiger Beleg für die Aussage
                                                                                                                      Ehepaar Hofmann
                                                                               aus Jeremia 29,13b+14a: „Wenn          Martin und Kirsten
                                                                               ihr mich von ganzem Herzen             Thai-Deutsche Gemeinde
Die persönliche                                                                suchen werdet, so will ich mich        Chiang Mai
 Glückszahl als                                                                von euch finden lassen.“               Projektnummer: 40 103
Telefonnummer

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Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
thailand

Ein Besuch im Tempel
Seit Corona auch in Chiang Mai ausgebrochen ist, nutzt Familie Förg die
freie Zeit am Wochenende, um im Dschungel in der Nähe wandern zu gehen.
Dabei kommen sie oft auch am Doi Kham-Tempel vorbei. Mit den folgenden
Zeilen wollen sie uns mitnehmen und Menschen im Tempel beobachten.
                                                                                                                 Ein Jedi
AUF DER SUCHE DANACH, NICHT             die vielen asketischen Heiligen im     UND WIR?
MEHR GEBOREN ZU WERDEN                  Theravada-Buddhismus weisen mit        Die spannende Frage ist: Was ma-
Einige werfen Geld in die vielen        ihrem Leben und ihrer Lehre den        chen wir nun mit diesen Beobach-
Opferstöcke ein, die im Tempel          richtigen Weg.                         tungen? Natürlich wissen wir, dass
aufgestellt sind, oder kaufen kleine                                           wir als Christen Gott von ganzem
Goldplättchen, die sie auf Buddha-                                             Herzen und von ganzer Seele suchen
statuen geben. Andere geben             AUF DER SUCHE IN DEN NÖTEN DES         sollen. Und es ist unsere Motivation
Sachspenden an die Mönche. Das          ALLTAGS                                als Missionare hier in Chiang Mai,
alles gilt als gutes Werk. Gute Werke   Gleichzeitig beobachten wir, wie       dass noch viel mehr Thai diesen Gott
sind wichtig, denn Buddhisten           Menschen kniend vor einem Buddha       kennenlernen, der unendlich viel
glauben an die Wiedergeburt, und        beten und Opfergaben bringen, oft      mehr geben kann als das, was wir
mit entsprechend vielen guten           Blumengebinde und Kerzen. Auf ei-      von ihm erbitten. Auf der anderen
Werken kann man es im folgenden         nem Schild lesen wir, dass man hier    Seite nehmen wir häufig einfach
Leben besser haben. Das Ziel dieses     für alles beten kann: um Hilfe in      die Dinge selbst in die Hand, suchen
Aufstiegs durch viele Wieder-           Gerichtsverfahren, bei Krankheit,      selbst einen
geburten ist es, einmal nicht mehr      in Prüfungen, wenn man Schulden        Ausweg und
neu auf die Welt kommen zu müs-         hat, um Bewahrung. Diese Suche         sperren Gott
sen, sondern endlich ins Nirwana        nach Beistand ist so menschlich, so    aus. Lassen
(ewige Ruhe) einzugehen. An einem       nachvollziehbar, ebenso die Suche      wir uns von
Jedi im Tempelbezirk kann man           nach Liebe, Glück, den richtigen       den Menschen
sich das klarmachen. Das ist eine       Lottozahlen, Geld oder Erfolg.         im Tempel
Art runde Pyramide, die nach oben       Weniger beobachtet haben wir, dass     ermutigen, Gott      Familie Förg
                                                                                                    Katrin, Judith, Florian
hin immer schlanker wird: Betend        Menschen nach Gott selbst, einer       zu suchen und
                                                                                                    Dozent für Altes Testament
läuft man unten um den Sockel des       höheren Instanz oder der Wahrheit      unsere eigenen       an der Payap-Universität,
Jedi – in dem Wissen, dass es noch      an sich suchen. Oft sind es die rein   Anliegen wirk-       Landesleitung, Seelsorge,
ein weiter Weg ist, bis man oben        praktischen Nöte des Alltags, die      lich vor ihn zu      Member-Care (Katrin)
                                                                                                    Chiang Mai
angekommen ist. Aber Buddha und         Menschen zum Beten bringen.            bringen.
                                                                                                     Projektnummer: 40 302

                                                                                                                 mmm 1/22        9
Magazin - RELIGION - AUF DER SUCHE - Marburger Mission
thailand

                                                  Gottesbegegnung
                                                auf einer Autofahrt
       Ein halbes Jahr ist es schon her,        Ich erzählte während der Autofahrt      So erlebten wir, dass Gott auf dieser
       dass Familie Löwen den Weg aus der       viel von dem, was Gott in meinem        Autofahrt uns beiden – mir und
       Komfortzone herauswagte und in           Leben tat und wie er uns als Familie    meiner Mitfahrerin – begegnet ist.
       ein neues Abenteuer mit Gott star-       in den Missionsdienst berufen hatte.    Er kennt unsere Nöte und Bedürf-
       tete. In den vergangenen Monaten         In diesem Bericht steckt so viel        nisse und reagiert darauf. Das ist
       waren sie viel mit dem Auto unter-       Ermutigung, weil es Gott ist, der uns   wundervoll zu erleben.
       wegs, um sich auf die bevorstehen-       durch Höhen und Tiefen durchgetra-
       de Arbeit in Thailand vorzubereiten.     gen hat. Am Ende der gemeinsamen
       Viele dieser Autofahrten werden          Fahrt bedankte sich die Frau sehr
       ihnen immer in Erinnerung bleiben,       für das Gespräch. Sie sei nun durch
       da Gott dort außergewöhnliche            das Erzählte selbst angeregt worden,
       Ereignisse geschenkt hat. Von einem      sich mit der Frage auseinanderzu-
       solchen berichtet Timo Löwen.            setzen, was Gott mit ihrem Leben                    Familie Löwen
                                                vorhat. Ein möglicher Gedanke, der                  Leon, Samy, Timo, Olga,
                                                in ihr aufkam, ist, selbst auf das                  Jenny , Maik
       Ich war mit dem Auto zu einer            Missionsfeld zu gehen.                              Kandidaten
       Schulung nach Korntal unterwegs.                                                             Ziel: Lawa-Projekt,
                                                                                                    Chiang Mai
       Über das Portal BlaBlaCar bot ich        Zum Abschied beteten wir. Dann                      Projektnummer: 40 207
       eine Mitfahrgelegenheit an. Eine         schenkte die Frau mir einen Fünf-
       Frau reagierte auf das Angebot           zig-Euro-Schein mit folgenden
       und ich holte sie am vereinbarten        Worten: „Timo, ich habe dieses Geld
       Treffpunkt ab. Beim Einsteigen           von Gott geschenkt bekommen. Ich
       fiel der Frau der Bibelvers aus          wollte es nicht für mich behalten.
       Jesaja 40,31 sofort ins Auge, der auf    Ich wollte es jemandem schenken,
       meinen Pullover gedruckt ist: „Alle,     der es nötiger hat als ich. Einige
       die ihre Hoffnung auf den Herrn          Tage betete ich, dass Gott mir einen
       setzen, kriegen neue Kraft, dass sie     solchen Menschen in den Weg stellt.
       auffahren mit Flügeln wie Adler!“        Und er hat es getan. Ich möchte dich
       Darüber kamen wir ins Gespräch           segnen!“ Zu Tränen gerührt fuhr ich
       und es stellte sich heraus, dass         ermutigt Richtung Korntal. Was die
       auch sie Christin ist. Erfreut über      Frau nicht wusste, war, dass wir in
       die Begegnung mit einem anderen          diesem Monat hohe, nicht geplante
       Christen erzählte die Frau, dass sie     Sonderausgaben hatten und ich
       großes Leid im vergangenen Jahr          diese Fahrt von meinem letzten Geld
       erlebt hatte. Für sie war es kein        bezahlte.
       Zufall, dass sie gerade auf Timo traf.

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russland

Religiöse Menschen auf der Suche nach Gott
Foto: Aleksandr Zykov

                                                                                         In der Russisch-Orthodoxen Kirche

„Das Christentum ist der einzige         und Bethäuser nur eine orthodoxe         lehnte das nicht ab, sondern hörte
Zufluchtsort des russischen Landes       Kirche geöffnet und für die Gläubi-      aufmerksam im Gottesdienst zu.
von allen seinen Übeln.“ (Fjodor         gen zugänglich. Die Menschen sind        Die Geschwister haben ihn herzlich
Dostojewski) „Seid nicht tote Seelen,    gottesfürchtig und einen bewusst         begrüßt und ihn weiterhin eingela-
sondern lebendige. Es gibt nur eine      überzeugten Atheisten wird man           den. Das hat mir gezeigt, wie offen
Tür zum Leben, und diese Tür ist Je-     im russischen Volk nur schwer            die Menschen in Russland für den
sus Christus.“ (Nikolai Gogol). Solche   finden.                                  Glauben sind. Ich lud Dmitrij ein,
Aussagen von Schriftstellern findet                                               im Sommer an unserer Freizeit
man oft in der russischen Klassik.                                                teilzunehmen. Darüber hat er sich
Die Werke des bekanntesten               AUF DER SUCHE NACH DEN                   sehr gefreut.
russischen Schriftstellers Dosto-        WURZELN
jewski sind sehr religiös und von        Bei meinem letzten Gemeinde-             Beten Sie bitte für diesen jungen
tiefem Glauben durchdrungen. Viele       besuch in Ural traf ich mich mit         Mann. Die russische Menschen
Menschen in Russland kennen dies         einem jungen Mann – Dmitrij Schei-       sind offen für das Evangelium
und sind doch auf der Suche. Von         ermann. Er hat mich im Internet          und warten auf die Boten Gottes,
seinem Namensvetter berichtet            gefunden und mit mir Kontakt             die ihnen von diesem lebendigen
Alexander Scheiermann.                   aufgenommen. Er interessiert sich        Glauben erzählen, ihn bezeugen und
                                         für seine deutsche Vorfahren. Ich        vorleben.
                                         schrieb ihm, dass ich im Januar
EIN RELIGIÖSES VOLK                      in seiner Gegend sei, und lud ihn
Der russische Mensch ist sehr reli-      am Sonntag zum Gottesdienst
giös. Selbst der totalitären kommu-      ein. Anschließend haben wir
nistischen Partei gelang es nicht,       noch lange gesprochen. Seinen
das russische religiöse Leben zu         Vater kennt er nicht. Seine Mutter
vernichten. Immer wurde Ostern           erzählt, dass er Alkoholiker war                       Familie Scheiermann
                                                                                                Rahel, Daniel, Irene,
als Volksfest gefeiert. Man hat Eier     und ein schlechtes Leben geführt                       Alexander, Andreas
gefärbt und Kuchen gebacken. Alle        hatte. Dmitrij will wissen, woher er                   Bischof der ELKUSFO
wussten, dass Ostern ein religiöser      kommt und wozu er auf dieser Erde                      Deutschland und Omsk
Feiertag ist, auch wenn sie nicht        da ist. Er interessiert sich für seine                 Projektnummer: 46 002
in die Kirche zum Gottesdienst           deutsche Herkunft. Wir sprachen
gegangen sind. In dieser Zeit war        nicht nur über die Vergangenheit
das ja auch kaum möglich, weil alle      von unseren gemeinsamen Vor-
Kirchen geschlossen oder vernich-        vätern aus Hessen, sondern auch
tet waren. In der Sowjetzeit war in      über eine Zukunft mit Jesus. Davon
der Stadt Saratow von 54 Kirchen         hatte er noch nie etwas gehört. Er

                                                                                                                   mmm 1/22   11
spanien
                                                                   der Kirche. In einem Stuhlkreis sitzen 15 Senioren und
                                                                   begrüßen uns freundlich. Es folgt eine Gebetsstunde,
                                                                   die vom äußerlichen Rahmen auch in jeder pietisti-
                                                                   schen Gemeinde in Deutschland stattfinden könnte:
                                                                   Alle halten eine Bibel in der Hand, es gibt Anbetung zu
                                                                   Gitarrenmusik, ein Psalm wird gemeinsam gelesen,
                                                                   Gebet und Andacht gehören dazu. Immer wieder spricht
                                                                   der Liturg davon, wie tief sie Jesus lieben.
                                                                   Natürlich gibt es auch Unterschiede. Die Gebete sind
                                                                   eher liturgisch als frei, die Leitung wirkt auf mich zu
                                                                   forsch und die Musik ist mir fremd. Und trotzdem spürt
                                                                   man bei diesen Menschen die Sehnsucht, Gott zu sehen
                                                                   und mit ihm zu leben. Ich habe das Gefühl, sie sind tief
                                                                   in Gott verwurzelt. Vielleicht sieht diese Verwurzlung
                                                                   anders aus als meine, aber es gibt sie. Vielleicht stimme
                                                                   ich nicht mit allem überein, was sie denken und füh-
                                                                   len, aber tue ich das mit allen meinen evangelischen
                                                                   Geschwistern? Diese Menschen versprühen eine Liebe
                                                                   gegenüber uns, wie ich sie noch nie in Spanien von
                                                                   Senioren erlebt habe.

                                                                   RELIGION UND DAS GEBÄUDE DANEBEN
                                                                   Religion ist in Spanien geprägt vom äußeren Schein:
                                                                   riesige Kirchen mit goldenen Altären, Straßenkreuze,
                                                                   die in Galicien an jeder Ecke stehen, und bombastische

     Vom äußeren Schein
                                                                   Feste wie Fronleichnam, Heilige, die durch die Straßen
                                                                   getragen werden (und deren Träger offen zugeben,
                                                                   nicht an Gott zu glauben) oder auch heidnische Bräuche
     In der spanischen Region Galicien kann man Religion           wie Sanmain, das galicische Halloween, dem man sich
     nicht übersehen. Dennoch ist sie häufig nur eine (oft         in unserem Ort nicht entziehen kann. Religion ist all-
     steingewordene) Hülle und nicht in erster Linie Ausdruck      gegenwärtig in Spanien, selbst für deren Gegner. Doch
     der Suche nach Gott. Steffen Hollmann berichtet von einer     sehr oft fehlt das Wissen oder die Erfahrung dessen,
     Begegnung, die sich hinter dieser Hülle zugetragen hat.       was hinter dem äußeren Schein steckt, auch weil viele
                                                                   sich nicht vorstellen können, dass da noch etwas ist.
                                                                   Aber die Begegnung in der Kir-
       TIEF VERWURZELT                                             che von San Martiño zeigt, dass
       Es ist eine Bilderbuchszene. Die Abendsonne geht hinter     es oft nicht das Bombastische
       der uralten romanischen Kirche unter und taucht die         ist, in dem wir Gott begegnen
       Szenerie in ein kitschiges Rot. Es ist die schönste und     können, sondern das kleine
       älteste Kirche Moañas. Von dort aus kann man den            unscheinbare Gebäude daneben.
       Blick über Berge und Meer schweifen lassen. Wir sind        Sind die Galicier also auf der        Familie Hollmann
       eingeladen zu einem Gebetsabend der charismatischen         Suche nach Gott? Vom äußeren          Nadine, Jaël, Steffen
                                                                                                         und Emma
       Erneuerung der katholischen Kirche. Sie feiern eine         Schein her nicht – aber es wäre
       Gebetswoche zur Einheit der Christen. Wir dürfen eine       nicht das erste Mal, dass der         Missionszentrum Jugend
                                                                                                         mit einer Mission, Vigo
       Andacht halten und betreten ein kühles Nebengebäude         äußere Schein in Spanien trügt.
                                                                                                            Projektnummer: 49 104

                                                                 Gebetsabend der charismatischen Erneuerung der katholischen Kirche
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Auf der Suche                                                                    LEBEN IN DER STILLE
                                                                                 Wir selbst waren neun Monate auf
                                                                                 der Suche nach einer Bleibe für
Das Leben in Barcelona ist eine konstante Suche. Alle suchen nach dem            unser Gebetshaus in Barcelona.
Neuesten, Günstigsten, Schnellsten, Besten. Das Leben in einer Stadt ist         Aber Gott wollte uns erst mal
schnell und hektisch und überfordert das Gehirn. Bei diesen Geschwindig-         wieder zu Hause begegnen. Dort,
keiten wird die Suche nur oberflächlicher, so als ob jemand beim Suchen zu-      wo wir uns so oft von unseren
sätzlich Stress macht. Die Suche wird deswegen nicht gründlicher, sie wird       Verantwortungen und Multime-
einfach nur noch hektischer. Das Gehirn kommt nie zur Ruhe, und es kommt         dia-Geräten aufsaugen lassen,
auch nie wirklich in die Tiefe. Außer es wird angehalten, wie zum Beispiel       wollte Gott den Raum einnehmen.
durch eine Pandemie. Philip Geppert berichtet von seinen Erfahrungen.            Und langsam entdeckten wir einen
                                                                                 Rhythmus: Tag für Tag ihn zu
LEBEN IM STILLSTAND                                                              suchen, Zeit mit unserem Schöpfer
                                                                                 zu haben, darüber nicht nur zu
Wie sitzt man still in einer Stadt,     Geschichten nur noch zu konsumie-
                                                                                 reden, sondern es aus Liebe einfach
in der man von früh bis spät nur        ren. Besonders nach 2020 beobachte
                                                                                 zu machen, denn Liebe verschenkt
gewohnt ist zu rennen? Man rennt        ich, dass viele beschäftigter sind als
                                                                                 sich. Und irgendwann hatten wir
einfach im Internet weiter: Youtube,    davor, es aber kaum über die eigene
                                                                                 die Möglichkeit, Räumlichkeiten für
Netflix, Videospiele ... Endlich Zeit   Türschwelle schaffen.
                                                                                 den Gebetsraum zu mieten. So als ob
für neue Bilder und die neuesten
                                                                                 Gott sagen wollte: „Wenn ihr mich
Geschichten. Problematisch sehe
                                        LEBEN AUF DER SUCHE                      sucht, kommt all das Restliche, was
ich, dass wir so viel Inspiration
                                                                                 ihr davor so gestresst gesucht habt,
zum Leben konsumieren und               In Barcelona sind viele auf der Su-
                                                                                 im richtigen Moment.“
gleichzeitig nichts davon ausleben      che und kennen weder das Ziel noch
können. Dann entsteht eine tiefe        den Grund ihrer Suche. Die Stadt
Frustration. Gedanken wollen            ist voller faszinierender Impulse,
an der Realität getestet werden.        denen die Menschen nachjagen und
Theorie will praktisch werden. Wir      jedes Mal eine Suche abbrechen,
aber leben in so einem Überangebot      wenn sie etwas Neues entdecken.
an Informationen, dass wir oft zu       In Barcelona wird Spiritualität mit                   Familie Geppert
gar keiner Anwendung kommen.            derselben Dynamik gesucht. Alle                       Philip und Tamar
Das kann so frustrierend sein, dass     wollen die neuesten Antworten auf                     mit Oliver
es uns lähmt. Irgendwann hat der        die alten Fragen, aber es fällt ihnen                 ORAR - Gebetshaus
                                                                                              Musik- und Kunstarbeit
Körper gar keine Lust mehr, aktiv       schwer, auf eine Stimme zu hören,                     Barcelona
zu werden, und es genügt uns, die       die sich Zeit lässt.                                  Projektnummer: 49 102

                                                                                                                  mmm 1/22   13
peru

                                                                                                                   Zu Besuch
                                                                                                                   bei Carlos
                                                                                                                (3.von links)

         Verloren –
                                                                   EINLADEND FÜR ANDERE
                                                                   Weiter hat er uns seinen brennenden Wunsch im Bei-
                                                                   sein seiner Schwiegermutter in spe erzählt, dass auch

         Gesucht –                                                 sie Jesus kennenlernt. Sie hat sehr traurige und harte
                                                                   Erfahrungen in ihrem Leben gemacht. Wegen des

         Gefunden
                                                                   mysteriösen Todes ihres Bruder und ihrer Schwester,
                                                                   die als Kinder tot in der Wohnung aufgefunden wur-
                                                                   den, und wegen anderer Erfahrungen will sie nichts
                                                                   mit diesem Gott zu tun haben. Trotzdem hat Carlos um
       Nach dem Gottesdienst an einem Adventssonntag               Gebet für seine Schwiegermutter gebeten, dass auch
       werden Bertha und Armin von einem jungen Mann an-           sie Gott sucht und findet. Carlos wohnt im Haus seiner
       gesprochen. Sie erkennen ihn zuerst nicht, doch dann        Schwiegermutter nur etwa 200 m von uns entfernt und
       stellt sich heraus, dass er vor Jahren bei Bertha in der    wünscht sich, dass wir sie immer wieder besuchen und
       Sonntagsschule war. Aus dem kleinen Carlos ist ein          von Jesus erzählen. Das wollen wir nun auch tun und
       stattlicher Mann und Arzt geworden. Er lädt sie zum         dort einen Familienhauskreis beginnen, zu dem auch
       Essen für den nächsten Tag ein. Was er dabei erzählt,       andere eingeladen werden und teilnehmen können.
       davon berichtet Ehepaar Ottinger.
                                                                   Wir danken Gott, dass er Carlos eine so große Leiden-
                                                                   schaft ins Herz gelegt hat und durch sein Zeugnis viele
       NEU DURCH JESUS
                                                                   neugierig werden und dadurch Gott suchen. Und wir
       Während Carlos in seinem Garten das Essen auf sei-          sind überzeugt, dass sich Jesus dadurch offenbaren
       nem Grill zubereitet, erzählt er uns von dem, was die       und auch anderen die Tür zum Glauben auftun wird.
       letzten Jahre nicht so gut lief. Einige Zeit hatte er gar
       nichts mehr mit dem Glauben an Jesus am Hut. Aber
       dann hat er nach langer Zeit Gott gesucht, nachdem er
       heftig durch das Corona-Virus erkrankt war, und hat
       Jesus wieder gefunden. Jetzt will er vieles in Ordnung
       bringen und die Frau heiraten, mit der er zusammen-
       lebt und ein Kind hat. Denn vor wenigen Monaten
                                                                                                   Familie Ottinger
       hat auch seine Partnerin sich für ein Leben mit Jesus                                       Armin, Samuel, Esther,
       entschieden. Carlos will keine Partys mehr mit Kol-                                         Bertha
       legen oder sogenannten „Freunden“ feiern wie in der                                         theologische Ausbildung,
       Vergangenheit, wo jede Menge Alkohol floss. Vielmehr                                        Gemeindebau,
                                                                                                   Andahuaylas
       hat er den Wunsch, sich mit Menschen zu umgeben, die
       im Glauben stehen. Von diesen Menschen will er lernen                                       Projektnummer: 48 903
       und sich dann mit seinem Wissen und seinen Gaben
       wie seinem Gitarrespiel in der Gemeinde einbringen.
       Er hat uns mit solcher Begeisterung und Überzeugung
       diesen Wunsch erzählt, im Glauben wachsen und sich
       einbringen zu wollen, dass wir selbst Feuer gefangen
       haben.

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brasilien

Gott hat uns zuerst geliebt
Wo komme ich her? Woher kommt das, was man sieht? Gibt es mehr als das,
was man sieht? Warum lebe ich auf dieser Welt? Was geschieht mit mir nach
dem Tod? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen alle Menschen mehr oder
weniger auf dieser Welt. Auch die Guaraní, mit denen Ehepaar Weidt die                                                     Eine Guaraní
letzten 22 Jahre gelebt hat. Hier erzählen sie von zwei Menschen, die Gott                                                 raucht die
                                                                                                                           rituelle
gesucht und gefunden haben.                                                                                                Pfeife

GEISTER BEEINFLUSSEN                    Oft habe ich dann an das Gleichnis       Dorf Rio Areia (Sandfluss) und
Die Guaraní glauben, dass alles,        „Vom verlorenen Sohn“ oder besser,       hilft mit, in die noch unerreichten
was lebt, ein unsichtbares Doppel       „Vom liebenden Vater“ erinnert.          Guaraní-Dörfer im Süden Brasiliens
hat, einen Geist. Da ist eine Person,                                            die gute Botschaft vom „liebenden
die man sieht. Es gibt aber auch                                                 Vater“ zu bringen.
ihren Geist, den man nicht sieht.       BEDINGUNGSLOS GELIEBT
Der Geist bestimmt wesentlich das       Sebastião war durch Missionar            Wer wie Sebastião, Eva und viele
Leben einer Person. Geister können      Reginaldo Ulrich, einem unserer          andere die Liebe Gottes kennen-
durch Opfer, Rituale und Gesetze        Vorgänger, zum Glauben an Jesus          gelernt hat, egal ob durch ein
beeinflusst werden. Bei den Ritua-      gekommen. Als Kind und Jugendli-         markantes Erlebnis oder langsam
len der Guaraní wird eine spezielle     cher hatte er immer wieder Anfälle,      hineingewachsen, wird diese Liebe,
Pfeife und Rauch eingesetzt. Der        bei denen er verkrampfte und sich        so gut er kann, weitergeben. Ganz
Schamane bläst bei den Ritualen         auf dem Boden wälzte. Was das            nach dem Motto von 1. Joh. 4,19
Rauch z. B. auf die kranke Person,      genau war, konnte er mir nicht           „Lasset uns lieben; denn Gott hat
um damit die bösen Geister zu           erklären. Voll Freude hat er aber        uns zuerst geliebt.“
vertreiben.                             immer wieder erzählt: „Seitdem ich       In diesem Vers steckt dann auch
                                        mit Jesus lebe, habe ich nie mehr        die Antwort auf die Frage: Wozu
                                        so einen Anfall gehabt.“ Obwohl          lebe ich
GOTT BEEINDRUCKEN                                                                auf dieser
                                        Sebastião dieses Wunder erlebt hat
Von Guaraní, die Christen gewor-        und sehr interessiert war an Gottes      Welt? Auf
den waren, habe ich oft den Satz        Wort, hat es Jahre gedauert, bis er      die anderen
gehört: „Ich schaffe das nicht.“ Da     verstanden hat, dass er bedingungs-      Fragen gibt
war zum Beispiel Eva. Sie war zum       los geliebt ist. In unseren vielen und   uns Gott in
Glauben gekommen, hatte sich            langen Gesprächen ging es oft um         seinem Wort
taufen lassen, aber immer wieder        Kultur, Rituale, Opfer und Gesetze.      auch die        Ehepaar Weidt
kam im Gespräch heraus, dass sie                                                 Antwort.        Helga und Manfred
dachte, Gebote einhalten zu müs-        Er leitet inzwischen seit vielen                       Heimatdienst,
                                                                                               Mitarbeit Reverse Mission
sen, um von Gott geliebt zu sein.       Jahren die kleine Gemeinde im                          Deutschland
                                                                                               Projektnummer: 48 103

                                                                                                                           Elisangela
                                                                                                                           (rechts), José
                                                                                                                           Ricardo und
                                                                                                                           eine Freundin

                                                                                                               mmm 1/22          15
deutschland

                                                                                                    Familie Baumann
                                                                                                    Christin, Aaron, Maira,
                                                                                                    Gideon, Nael
                                                                                                    Koordinator
                                                                                                    MM Network Europe
                                                                                                    Projektnummer: 50 903

                                                Ein neuer Anfang
       Gideon Baumann erinnert sich: „Wir sitzen in der             EIN NEUER AUFBRUCH
       damaligen DDR als Familie im Kreis auf dem Boden und         Wir glauben, dass Gott ein neues geistliches Erwachen
       essen mit Missionaren der MM Thainudeln – natürlich          für Deutschland schenken will. Vielleicht müssen
       mit Stäbchen! Ein anderes Mal schauen wir spannende          wir nur demütig genug sein und erkennen, dass wir
       Dias von meinem Onkel aus Brasilien an. Diese Szenen         Missionsland geworden und auf die Hilfe der geistlich
       in meiner Kindheit vergesse ich nie. Fremde Kulturen         stärkeren Länder angewiesen sind. Viele Gemeinden
       faszinieren mich.“ Jetzt ist der 39-Jährige mit Christin     suchen vergeblich nach Pastoren. Dagegen gibt es
       verheiratet, wohnt in Essen und hat drei Kinder: Maira       etliche für Europa berufene Missionare. Zum Teil sind
       (6), Aaron (5) und Nael (2). Hier erzählt er, wie Gott ihn   diese schon hier, doch sind sie oftmals allein auf sich
       den Weg in die Mission geführt hat.                          gestellt und benötigen dringend Unterstützung. Um an
                                                                    dieser Stelle Abhilfe zu schaffen, gibt es MM Network
       EINE NEUE AUFGABE                                            Europe Seit Beginn des Jahres arbeite ich mit einer
       Als wir 2009 heirateten, hatten wir selbst großes Inter-     50%-Stelle in diesem Netzwerk als neuer Koordinator,
       esse, als Missionare in ein anderes Land zu gehen. Doch      gemeinsam mit Samuel Kutenski und Rudi Rocha (ein
       Gott hatte andere, spannende Wege für uns vorbereitet:       weiterer Brasilianer, der in Stuttgart eine Gemeinde
       Während meines Studiums in Spanisch und Sprachlehr-          wiederbelebt hat) sowie mit Manfred Weidt, der über
       forschung unterrichtete ich Studierende in Spanisch und      30 Jahre als Missionar in Brasilien war. Wir vermitteln
       nach meinem Abschluss zwischenzeitig auch Deutsch für        zunächst hauptsächlich Brasilianer in Gemeinde-Neu-
       Geflüchtete. Größtenteils war ich aber im vollzeitlichen     gründungsprojekte und -Neubelebungsinitiativen in
       Dienst tätig: als Regionalreferent der Schüler-SMD           Deutschland (Reverse Mission), netzwerken dabei auch
       in NRW, in einer christlichen Drogensuchthilfe sowie         mit anderen Ländern und wollen diese Gemeindegrün-
       zuletzt als Kinder- und Jugendleiter der Christus Gemein-    der und -gründungen multiplizieren. Das tun wir, damit
       de Essen (CGE). Diese wurde 2014 von Familie Kutenski        viele Menschen Jesus kennenlernen, sie darüber hinaus
       gegründet, die mit der MM als Missionare aus Brasilien       ein Zuhause in einer Gemeinde finden und Europa
       kamen. Ein Jahr später schlossen wir uns der CGE an. Die     einen neuen geistlichen Aufbruch erlebt! Ich freue mich
       Atmosphäre der Liebe Gottes hat uns sehr stark geprägt       sehr, dass die Marburger Mission das so großartig
       und verändert. Wir erlebten neue geistliche Dimensionen      unterstützt!
       in dieser bewegenden Zeit. Uns wurde deutlich, wie
       zentral Gott dafür Familie Kutenski gebraucht hat.

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deutschland

  Auf Du und Du mit Gott
  Die Religiosität als pures Einhalten christlicher Regeln und Riten, die
  man in Deutschland beobachten kann, beschäftigt Rudi Rocha, seit er
  hier angekommen ist. Diese ähnelt der Religiosität, mit der Jesus immer
  wieder in Konflikt geriet. Jesus hat die stumpfsinnige Gesetzeseinhaltung
  verurteilt. Aber was ist dann ein guter Weg, um mit Gott in Kontakt zu
  kommen? Intimität! Jesus wirklich zu kennen, führt uns zu einem geistig

                                                                                Foto: pexels-pixabay
  gesunden Leben. Wir haben festgestellt, dass immer mehr Menschen zur
  Christus Gemeinde Stuttgart kommen, weil sie Gott kennenlernen wollen.
  Rudi Rocha berichtet von Vanessa, die durch die Christus Gemeinde
  Stuttgart aus ihrer starren Religiosität zu einer lebendigen Beziehung
  mit Gott gefunden hat.

  Vanessa ist 2018 mit Mann und          veränderte. Ich war in der Küche       mir gezeigt, dass er als Vater immer
  Kind nach Deutschland gezogen. Sie     und hörte eine Stimme: ,Du hast        bei mir ist. Ich habe gelernt, dass
  war in den ersten Jahren aufgrund      Jesus angenommen, aber was             der Zugang zu Gottes Gegenwart
  der vielen Veränderungen nie-          machst du mit deinem Leben?‘ Ich       für alle möglich ist. Wir müssen uns
  dergeschlagen. In Brasilien lebte      erkannte, dass ich mein Leben ra-      nur öffnen und bereit sein, mit ihm
  sie ein religiöses Leben, da sie als   dikal ändern musste! Ich gab mein      zu leben. Gott zeigte mir den neuen
  Jugendliche und Junge Erwachsene       Leben Jesus und startete neu, indem    Weg und gab mir die Möglichkeit,
  in ihrer Kirchengemeinde aktiv         ich für meine Fehler um Vergebung      neu anzufangen. Dem Herrn sei alle
  mitarbeitete, aber nie eine Begeg-     bat und regelmäßig in der Bibel las.   Ehre und Herrlichkeit!“, so berichtet
  nung mit Christus hatte.               Seitdem habe ich einen unerklärli-     Vanessa.
  „Ich hatte noch nie etwas von einer    chen Frieden erfahren. Ich spüre die
  Beziehung zu Gott gehört, ich war      Gegenwart des Heiligen Geistes in      Wie Vanessa
  geistlich gesehen blind und taub.      manchen Momenten des Tages. Das        haben viele an-
  Ab 2020 besuchte ich die Christus      hat mir geholfen, mich um meine        dere Menschen
  Gemeinde Stuttgart, wurde sehr         Familie zu kümmern. Meine Bezie-       hier in unserer
  gut aufgenommen und von den            hung zu Gott hat meine Beziehung       Gemeinde zu
  Pastoren der Gemeinde begleitet.       zu meinem Mann und meinem Sohn         einem lebendi-         Familie Ferreira da Rocha
  Ich besuchte einen Hauskreis. Heute    verändert. Eine weitere bemerkens-     gen und persön-        Indieli, Bernardo, Rudi-
  weiß ich, wie wichtig Gemeinschaft     werte Erfahrung war das „Wochen-       lichen Glauben         mar, Arthur, Esther
  und das Lernen des Wortes Gottes       ende mit Gott“, das unsere Gemeinde    an Jesus Chris-        Gemeindebau Christus
  sind. Ende 2020 hatte ich ein sehr     anbietet. Dort hat Gott Dinge aus      tus gefunden,          Gemeinde Stuttgart
  starkes Erlebnis, das mein Leben       meiner Vergangenheit geheilt und       zur Ehre Gottes.       Projektnummer: 50 902
Foto: freepik

                                                                                                                    mmm 1/22       17
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                                                                                                      Die Arbeiter
                                                                                                      auf dem Bau
                                                                                                      freuen sich
                                                                                                      über das kleine
                                                                                                      Dankeschön

        Den Fremden begegnen
        Freiham, Europas größtes Neubaugebiet im Münchner Westen, steht voller
        Kräne, Baumaschinen und Baumaterial. In nur kurzer Zeit wird hier das Le-
        ben blühen: ein Miteinander von unterschiedlichsten Menschen, die Freiham
        ein freundliches und ansprechendes Gesicht geben werden. Doch jetzt ist es
        schon bunt und vielfältig durch die Gastarbeiter, die auf Freihams Baustel-
        len eine gute und bewundernswerte Arbeit leisten. Neben dem Hämmern
        und Sägen hört man ihre Sprachen: Slowakisch und Türkisch, Rumänisch
        und Polnisch und noch viele andere. Freiham wird international – und ja, es
        ist es schon! Familie Höß berichtet, zu welcher Aktion sie das motiviert hat.

        DANKE SAGEN                               Auch eine Weihnachtskarte in den
        Wir von „projekt:k – kirche für           Sprachen der Gastarbeiter darf
        freiham“ wollen den vielen Gastar-        nicht fehlen. Auf den ersten Blick
        beitern einfach mal Danke sagen.          hat das Motiv auf der Karte nur
        Dafür haben wir das Gespräch              wenig mit Weihnachten zu tun: Es
        mit Bauleitern, Vorarbeitern und          zeigt Jesus Christus, wie er gerade
        sonstigen Verantwortlichen ge-            einen Blinden heilt. Doch ist dies
        sucht. Ihnen allen stellten wir die       nicht auch die Bedeutung von
        Frage: Über was würden sich die           Weihnachten? Jesus ist in diese
        Gastarbeiter freuen? Was würde            Welt gekommen, um den Menschen         Heimat. Die äthiopische Kirche be-
        ihnen guttun und ihnen ein Lächeln        die Augen des Herzens zu öffnen:       ruft sich heute noch auf ihn, wenn
        ins Gesicht zaubern?                      für Gottes Gegenwart, seiner Liebe,    sie von der Gründung der ersten
                                                  seine Kraft und seine Rettungstat in   Gemeinden im Land spricht.
          Zur Weihnachtszeit besuchte ein         Christus Jesus.                        Unsere Aktion hatte auch einen
          Team von haupt- und ehrenamtli-                                                schönen Nebeneffekt: Eine regiona-
                           chen Mitarbeiten-                                             le Zeitung berichtete über uns und
                           den von „projekt:k     KLEINE GESCHENKE MIT GROSSER           machte uns dadurch bekannt. Viele
                           kirche für freiham“    WIRKUNG                                Menschen aus der Gegend sprachen
                           und der ev.-luth.      Zugegeben: Auf den ersten Blick        uns an und wertschätzten unseren
                           Adventskirche          brachten wir den Gastarbeitern         Einsatz für die Gastarbeiter. Wie
                           Neuaubing die          kein großes Geschenk. Neben der        schön wäre es, wenn sich auch hier
                           vielen Baustellen in   Botschaft „Ich werde gesehen und       ein Wort aus der Apostelgeschichte
Familie Höß                Freiham. Mit dabei     meine Arbeit wird geschätzt“ den-      erfüllen würde: „Sie lobten Gott und
Stefan, Zoe, Jana, Li-Anne
                           haben wir 250 klei-    ken wir auch an den Kämmerer aus       waren beim ganzen Volk beliebt.
Gemeindegründung,          ne Tütchen, gefüllt    Apostelgeschichte 8. Im fernen Land    Und der Herr fügte täglich ihrer
Freiham                                           lernte auch er Christus kennen und     Gemeinschaft die hinzu, die gerettet
                           mit Leckereien
Projektnummer: 51 001                             brachte den neuen Glauben in seine     werden sollten.“ (Apg 2,47)
                           und Geschenken.

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mm-zentrale
                      AM ZIEL                                               JAHRESTHEMA 2022
                      Am 22. Dezember 2021 vollendete
                      Gott überraschend das Leben von
                      Schwester Edeltraud Keßler im Alter
                      von 79 Jahren in Kobe, Japan. 1972
                      reiste Schwester Edeltraud zum ers-
                      ten Mal als Missionarin der Marbur-               MM (DIGITAL) UNTERWEGS UND
                      ger Mission nach Japan. Schon sehr                TAGE DER MISSION BIS JUNI 2022
früh war es ihr Gebet, Gott möge den Weg zur Gründung                   Gern kommen unsere Missionarinnen, Missionare
eines japanischen Mutterhauses ebnen. Am 16. Mai 1985                   und Mitarbeitenden der MM-Zentrale zu Ihnen in Ihre
war dann die offizielle Gründung des Mutterhauses                       Gemeinden oder Kreise, um die Arbeiten vorzustellen.
Bethel in Kobe, das sie von 2001 bis 2012 leitete. In dieser            Sollte eine Live-Veranstaltung nicht möglich sein, kann
Zeit schied sie offiziell aus der Marburger Mission aus. In             der Besuch auch digital erfolgen. Nehmen Sie mit uns
ihrem Ruhestand blieb sie im Mutterhaus und arbeitete                   Kontakt auf, wir besuchen Sie gern auf diese Art und
ehrenamtlich mit, zuletzt auch als Vorstandsmitglied                    Weise. Für das nächste Halbjahr sind folgende Termine
der Marburger Mission in Japan (JFDM). In all den                       geplant:
Jahren gebrauchte Gott Schwester Edeltraud mit ihrer
freundlichen, einfühlsamen und liebevollen Art als                      06.03.2022              Missionsgottesdienste im
Seelsorgerin und Mutmacherin. Ihre Bestattung fand,                                             Gemeinschafts-Diakonieverband Berlin
ihrem Wunsch entsprechend, in Japan statt.                              13.03.2022              Missionsgottesdienste im Westdeutschen
Wir danken Gott für das Leben von Schwester                                                     Gemeinschaftsverband (WGV)
Edeltraud, für den segensvollen Dienst in Japan und die
                                                                        16.-18.04.2022 Oko in Gunzenhausen
langjährige Verbundenheit.
                                                                        14.-15.05.2022 Missionstage in Lachen
                                                                        25.-29.05.2022 Christival, Erfurt
WILLKOMMEN IN DER MM
                                                                        26.06.2022              Tag der Mission in Zwochau (bei Leipzig)
Ein herzliches Willkommen in der MM gilt Gideon Bau-
mann. Am 1. Januar 2022 begann er mit einer Teilzeit-                   Weitere Infos: Helga Adelhardt, Tel. 06421/9123-13 oder
stelle seine Tätigkeit. Diese umfasst die Koordination                  E-Mail: adelhardt@marburger-mission.org
des MM Network Europe, das gerade am Entstehen ist.
Näheres finden Sie auf Seite 16, auf der sich Gideon
vorstellt. Gideon, wir wünschen dir ein gutes Einfinden               WELTMISSION BRAUCHT IHR GEBET
in deinen Arbeitsbereich. Gott segne dich!
                                                                                                          Wir laden
                                                               AdobeStock_171819899

FINANZÜBERSICHT BIS 31. JANUAR 2022                                                                    Sie herzlich ein,
                                                                                                    gemeinsam mit uns
                                                                                                    die Anliegen unserer
                                                                                                    Missionarinnen und
                                                                                                       Missionare vor
                                                                                                      Gott zu bringen.

                                                                                      Wann: jeden 1. Donnerstag im Monat
                                                                                            von 19.00 Uhr bis 19.30 Uhr
                                                                                      Wie: online über Zoom oder per Telefon
                                                                                 Für die Teilnahme per Zoom nutzen Sie bitte folgenden
                                                                                 Link: https://www.bit.ly/3ywz9Ak
GOTT SEI DANK, GUT ABGESCHLOSSEN –                                               Die Datenschutzhinweise zur Nutzung von Zoom
EIN BLICK AUF DIE FINANZEN                                                       finden Sie hier: www.marburger-mission.org/de/
                                                                                 info/datenschutz/zoom-meetings
Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir
nach den vorläufigen Zahlen das letzte Jahr mit einem                            Sie können auch per Telefon daran teilnehmen.
Plus von 33.286 Euro abschließen konnten. Herzlichen                             Wählen Sie dazu bitte folgende Telefonnummer:
Dank, dass Sie Teil unserer gemeinsamen Arbeit sind                              069 3807 9883 – Sitzungs-ID: 64709731959# -
und diese ermöglicht haben.                                                      Teilnehmer-ID # - Meeting Passcode: 365318#
Nach dem starken Spendenmonat Dezember folgt in
der Regel immer ein schwacher Januar, so auch in                                 Folgende Termine sind geplant:
diesem Jahr. Bis zum 31. Januar wurden uns Spenden
in Höhe von 154.653 Euro anvertraut, dem stehen                                       3. März   7. April   5. Mai    2. Juni     7. Juli
Ausgaben in Höhe von 290.520 Euro gegenüber. Daraus                                    2022      2022      2022       2022       2022
ergibt sich ein aktuelles Defizit von 135.867 Euro.

                                                                                                                                  mmm 1/22   19
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