Magga Corts Anatomie für Osteopathen - Leseprobe - Narayana Verlag
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Magga Corts Anatomie für Osteopathen Leseprobe Anatomie für Osteopathen von Magga Corts Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart https://www.narayana-verlag.de/b25166 Im Narayana Webshop finden Sie alle deutschen und englischen Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise. Das Kopieren der Leseproben ist nicht gestattet. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern Tel. +49 7626 9749 700 Email info@narayana-verlag.de https://www.narayana-verlag.de
2 – Thorakolumbaler Übergang (TLÜ) 60 2.3 der tiefen Frontallinie widerspiegelt. Diese myofasziale Diaphragma abdominale Wirkungskette unterstützt die Haltungsstabilität und hat (Zwerchfell) Stützfunktion. Insbesondere das Diaphragma abdominale kann durch Erhöhung des Drucks im Bauchraum in Verbin- 2.3.1 Diaphragma abdominale dung mit der Kontraktion der Bauchmuskeln die Wirbel- Anatomie säule stabilisieren und die Fascia thoracolumbalis funktio- nell im Sinne der Körperstabilität unter Spannung setzen. ▶ Abb. 2.13, ▶ Abb. 2.14 ● wie eine Kuppel zwischen Bauch- und Brustraum auf- gehängt Osteopathische Korrespondenzen ● bei maximaler Ausatmung liegt die Zwerchfellkuppel Es bestehen vielfältige Korrespondenzen, da das Dia- auf Höhe der 4. Rippe, bei maximaler Einatmung auf phragma abdominale zur Zentralsehne gehört. Ferner Höhe der 7. Rippe gibt es Verbindungen zu den in direkter anatomischer ● die rechte Zwerchfellkuppel steht wegen der Größe der Nähe liegenden Strukturen: Leber ca. 1–2 cm höher als die linke ● Mediastinum, Herz, Perikard (Lig. phrenicopericardia- ● Hiatus aorticus: Sehnenbogen (Lig. arcuatum media- cum), Lunge (Pleura parietalis, Fascia endothoracica, num) mit rechtem (L 1–L 3) und linkem Crus des Dia- Fascia phrenicopleuralis), 7.–12. Rippe phragmas (L 2–L 3) ● Duodenum, Treitz-Muskel (rechtes Crus, L 1/L 2) ● Psoasarkade: Sehnenbogen (Lig. arcuatum mediale) ● Leber (Lig. falciforme hepatis, Lig. coronarium, Lig. tri- von L 2 bis zum Rippenfortsatz L 2 angulare sinistrum/dextrum), Milz ● Quadratusarkade: Sehnenbogen (Lig. arcuatum laterale) ● Ösophagus, Magen (Lig. gastrophrenicum) vom Rippenfortsatz L 2 bis zur Spitze der 12. Rippe ● Kolon (Lig. phrenicocolicum sinistrum/dextrum) ● die sympathische Versorgung für Zirkulation und ● Nieren (Fascia renalis, Fascia retrorenalis) Grundtonus erfolgt aus den Segmenten Th 1–Th 6 ● Peritoneum parietale und viscerale ● arterielle Versorgung über die Aa. phrenicae superior und inferior, die auf Höhe des Hiatus aorticus direkt Die Nn. phrenici verzweigen sich ober- und unterhalb aus der Aorta austreten (▶ Abb. 2.1) des Zwerchfells in viele Einzeläste (Kap. 5.3.3). Es sollen ● die Vv. phrenicae inferiores münden direkt in die V. ca- auch Äste zum naheliegenden Peritoneum parietale ver- va inferior, die Vv. phrenicae superiores in die V. he- laufen. Darüber hinaus bestehen direkte Verbindungen miazygos ascendens über die Nervenäste von den Nn. splanchnici majores zur ● Ursprung: Pars lumbalis des Diaphragmas. Ebenso sollen in zahlrei- – Pars costalis: Unterrand des Rippenbogens, Innenflä- chen Fällen Nervenfasern des Plexus coeliacus mit der che der 7.–12. Rippe rechten A. phrenica inferior zum Zwerchfell laufen. Dem- – Pars lumbalis (Crus dextrum und Crus sinistrum): zufolge gibt es ein komplexes Verbindungsnetz zwischen • mediale Teile: LWK 1–3, 2. und 3. Zwischenwirbel- den neurovegetativen Verbindungen der Thorax- und scheibe, Lig. longitudinale anterius Oberbauchorgane mit dem Zwerchfell. • laterale Teile: Sehnenbogen der Psoasarkade (Lig. Interessant wegen ihres systemischen Bezugs sind ins- arcuatum mediale) vom 2. LWK zum dazugehöri- besondere die ligamentären Anheftungen im Lendenteil gen Rippenfortsatz; Sehnenbogen der Quadratus- (Pars lumbalis) des Diaphragmas, die unterschiedliche arkade (Lig. arcuatum laterale) vom Rippenfortsatz Arkaden bilden (Kap. 2.3.2; ▶ Abb. 2.13, ▶ Abb. 2.14). des 2. LWK zur Spitze der 12. Rippe Auch der M. transversus abdominis steht über die ge- – Pars sternalis: Hinterfläche des Proc. xiphoideus sterni meinsame Insertion von der Pars costalis des Diaphrag- ● Ansatz: Centrum tendineum mas an der Innenfläche der unteren Rippen im funktio- ● Funktion: nellen Zusammenhang mit dem Diaphragma (Bauchpres- – wichtigster lnspirationsmuskel (Zwerchfell- bzw. se, Rumpfstabilität) (Kap. 2.3.3, Kap. 2.7.1). Bauchatmung) – Mitwirkung bei der Bauchpresse Behandlungshinweise – erleichtert venös-lymphatischen Rückfluss – räumliche Trennung zwischen Bauch- und Brustraum Aus Sicht der osteopathischen Diagnostik und Behandlung ● Innervation: N. phrenicus aus dem Plexus cervicalis ist daran zu denken, dass z. B. Adhäsionen die Organbewe- (C 3–C 5) gungen stören können und Afferenzen über die Nn. phre- nici zu einem fazilitierten Segment im Bereich C 3–C 5 oder Myofasziale Wirkungsketten auch Th 1–Th 6 führen können. Besonders bei therapiere- sistenten Dysfunktionen in den HWS-Segmenten C 3–C 5 Die Arkaden sind Verstärkungen der Muskelfaszien des ist an diese Verbindung zu denken. Nicht selten können M. quadratus lumborum und M. psoas major. Sie bilden da- auch Symptome in den zugehörigen Dermatomen, Myoto- mit einen Funktionszusammenhang, der sich im Verlauf men, Sklerotomen und Viszerotomen auftreten. aus: Corts, Anatomie für Osteopathen (ISBN 9783132206212) © 2019 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
2.3 Diaphragma abdominale (Zwerchfell) 61 Sternum Pars sternalis diaphragmatis Centrum tendineum Thorakolumbaler Übergang (TLÜ) Foramen venae cavae Pars costalis Mm. inter- diaphragmatis costales Hiatus Hiatus aorticus oesophageus Corpus vertebrae Rippe Fascia Pars lumbalis M. erector Pars lumbalis endothoracica diaphragmatis, spinae diaphragmatis, Crus sinistrum Crus dextrum ▶ Abb. 2.13 Zwerchfell (Ansicht von kranial). Es verschließt muskulär die untere Thoraxapertur. (aus Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus, LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012) Foramen Hiatus venae cavae oesophageus Centrum Lig. arcuatum tendineum medianum Pars costalis diaphragmatis Lig. arcuatum laterale (Qua- Pars lumbalis dratusarkade) diaphragmatis, Crus sinistrum Lig. arcuatum mediale Hiatus aorticus (Psoasarkade) M. transversus M. quadratus abdominis lumborum M. psoas M. psoas major minor ▶ Abb. 2.14 Zwerchfell (Ansicht von ventral). (aus Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus, LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012) aus: Corts, Anatomie für Osteopathen (ISBN 9783132206212) © 2019 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
2 – Thorakolumbaler Übergang (TLÜ) 62 2.3.2 Zwerchfellöffnungen, -lücken und Myofasziale Wirkungsketten durchtretende Strukturen Neben der tiefen Frontallinie ist das Diaphragma abdomi- Anatomie nale ein wichtiger Bestandteil der Zentralsehne. Nach kranial steht damit es in Verbindung mit den intrakrania- ▶ Abb. 2.15, ▶ Abb. 2.16, ▶ Abb. 2.17 len Membranen. Die fasziale Kontinuität erfolgt über Me- ● Hiatus aorticus: diastinum, Halsfaszien, Mandibula, Os hyoideum und – Durchtritt von Aorta (Pars descendens) und Ductus Kehlkopf zur Synchondrosis sphenobasilaris. thoracicus Nach kaudal reicht die Zentralsehne bis zur Fußinnen- – vom Lig. arcuatum medianum begrenzt seite. Über Peritoneum, Fascia iliaca, Beckenboden- und – liegt weit dorsal, paramedian links auf Höhe von Adduktorenfaszien kann die Mobilität des Diaphragma Th 12 abdominale einen weitreichenden Einfluss auf die Region ● Hiatus oesophageus: des Beckens und der unteren Extremität haben (Kap. – Durchtritt von Ösophagus, Trunci vagales anterior 2.3.3). und posterior – die Speiseröhre ist durch ihre fasziale Einbindung im Bereich des Hiatus oesophagus elastisch fixiert Osteopathische Korrespondenzen und (trichterförmig über Fascia supra- und subdiaphrag- Behandlungshinweise matica) ● Hiatus aorticus: Osteopathische Dysfunktionen, die – sie wird von den Muskelfasern des Zwerchfells um- das Lig. arcuatum unter Spannung setzen (z. B. erhöh- schlossen, die aus den Crura entstammen; diese bei- ter Zug über die Muskelfaserzüge des Zwerchfells im den medial liegenden Muskelfaserzüge überkreuzen Bereich der Pars lumbalis), können den Lymphfluss im sich vorher und wirken wie eine Schlinge Ductus thoracicus beeinträchtigen und dadurch die – die Zwerchfellbewegung verengt in der Einatmungs- Drainage der Körperregionen unterhalb des Zwerch- phase diese physiologische Engpassstelle des Öso- fells. Bei Ödemen in den unteren Extremitäten, der Be- phagus und führt gleichzeitig dazu, dass die Speise- cken- und Bauchregion sind zirkulatorische Techniken, röhre gestreckt wird wie z. B. das Grand manœvre, und Diaphragmatech- ● Foramen venae cavae: niken hilfreich (Kontraindikationen müssen aus- – Durchtritt von V. cava inferior und R. phrenicoabdo- geschlossen sein). minalis des rechten N. phrenicus ● Hiatus oesophageus: Unphysiologische Spannungen – Foramenrand ist fest mit der Gefäßwand der V. cava in den Muskelfaserzügen können ggf. die Gleitbewe- inferior verwachsen, um das Lumen der Vene jeder gung der Speiseröhre im Hiatus beeinträchtigen. Mobi- Zeit offen zu halten lisierende und detonisierende Techniken für das ● Trigonum sternocostale: Zwerchfell können daher hilfreich sein. Osteopathische – Durchtritt von A. und V. thoracica interna, A. und Dysfunktionen im Bereich Th 12–L 2 sind ebenfalls zu V. epigastrica superior prüfen. – Bereich zwischen den Muskelfasern der Pars sterna- ● Foramen venae cavae: Eine störungsfreie Bewegung lis und Pars costalis, der durch die Zwerchfellfaszien des Diaphragma abdominale unterstützt den venösen und Fasern des M. transversus abdominis bedeckt ist Rückfluss. ● Trigonum lumbocostale: (Dreieck von Grynfelt, Boch- ● Trigonum sternocostale: Adhäsionen in diesem Be- dalek-Dreieck): reich können die Zirkulation beeinträchtigen. – Bereich zwischen Pars lumbalis und Pars costalis ● Trigonum lumbocostale: Hier besteht die Möglichkeit, – bindegewebig verschlossen die Niere von dorsal über das Nierenlager zu behan- ● Spalten zwischen Crus mediale und Crus laterale: deln. – Durchtritt des Truncus sympathicus ● Das Diaphragma abdominale bildet zusammen mit den – lateral von Th 12/L 1 Bauchmuskeln und dem Beckenboden die parietale ● Spalten im Crus mediale: Umfassung der Bauchorgane. Bei der Einatmung erhöht – Durchtritt von V. azygos, V. hemiazygos, Nn. splanch- sich der intraabdominale Druck auf die Bauchorgane nici und der venös-lymphatische Rückfluss verstärkt sich in Richtung Thorax. aus: Corts, Anatomie für Osteopathen (ISBN 9783132206212) © 2019 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
2.3 Diaphragma abdominale (Zwerchfell) 63 ▶ Abb. 2.15 Durchtrittsöffnungen in der Centrum V. cava inferior Projektion auf die BWS (Ansicht von links). tendineum (aus Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Lig. arcuatum Oesophagus Prometheus, LernAtlas der Anatomie. Innere medianum Hiatusschlinge Organe. Illustrationen von M. Voll und K. Thorakolumbaler Übergang (TLÜ) Pars lumbalis dia- Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012) Aorta phragmatis (medialer Teil des Crus dextrum) Pars lumbalis dia- phragmatis (medialer Teil des Crus sinistrum) ▶ Abb. 2.16 Pars lumbalis und Teil des Centrum tendineum (Ansicht von ventral). (aus Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus, LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen BWK 8 von M. Voll und K. Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012) V. cava inferior Oesophagus BWK 10 BWK 12 Aorta Trigonum Sternum sternocostale Pars sternalis M. rectus Foramen diaphragmatis abdominis (Larrey-Spalte) venae cavae Centrum tendineum Lig. arcuatum Pars costalis medianum diaphragmatis Hiatus aorticus Hiatus M. obliquus oesophageus externus abdominis Pars lumbalis diaphragmatis, Pars lumbalis diaphrag- Crus sinistrum matis, Crus dextrum Trigonum M. obliquus lumbocostale internus abdominis (Bochdalek- M. transversus Dreieck) abdominis M. latissimus dorsi M. quadratus lumborum Lig. arcuatum laterale (Quadratusarkade) M. psoas Corpus M. erector Lig. arcuatum mediale major vertebrae spinae (Psoasarkade) ▶ Abb. 2.17 Zwerchfellöffnungen und -lücken (Ansicht von kaudal). (aus Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus, LernAtlas der Anatomie. Innere Organe. Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012) aus: Corts, Anatomie für Osteopathen (ISBN 9783132206212) © 2019 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
2 – Thorakolumbaler Übergang (TLÜ) 64 2.3.3 Atembewegung ryngis) mit dem Zwerchfell in Verbindung. Pharynx, Os Physiologie hyoideum (über Lig. stylohyoideum), Cartilago thyroidea und Mandibula stehen mit der Fascia pharyngobasilaris, Zum Atemvolumen leistet das Zwerchfell einen wesentli- Fascia buccopharygea und Fascia praetrachealis in Ver- chen Beitrag. Die Kapazität der Einatmung ergibt sich aus bindung, die ebenfalls über die Zentralsehne mit dem dem Druck- und Volumenverhältnis von Brust- und Zwerchfell korrespondieren. Das Os occipitale (Pars basi- Bauchhöhle. Genau diese beiden Höhlen trennt das Dia- laris) korrespondiert über das Lig. longitudinale anterius phragma abdominale. Durch seine Kontraktionskraft er- mit den Anheftungen des Zwerchfells an der Wirbelsäule höht es den Druck im Abdomen (das Diaphragma pelvis/ (Kap. 2.4.8). urogenitale bietet hier den kaudalen Widerstand) und Auch die Art des Sprechens und der Lautbildung kann vergrößert gleichzeitig das Volumen im Thorax. Die Kup- entscheidend über die Atmung und die Spannung des peln des Zwerchfells gleiten durch die Kontraktion der Zwerchfells in Verbindung mit dem M. transversus abdo- Muskelfasern dabei nach kaudal und flachen sich ab. minis beeinflusst werden. Atmungsart und Zwerchfell- Der Brustkorb funktioniert als Einheit bei der Atembe- bewegung wirken dabei u.a. über verschiedene myofas- wegung. Bei der Einatmung (Inspiration) vergrößern sich zialen Wirkungsketten auf Zirkulation, Verdauung, Kör- der sagittale, transversale und longitudinale Durchmes- perstatik und Sprachbildung. ser des Brustkorbs (▶ Abb. 2.18). Bei der Ausatmung (Ex- spiration) reduzieren sich die Durchmesser entspre- chend. Osteopathische Korrespondenzen Uneingeschränkte Gleiteigenschaften der beteiligten Myofasziale Wirkungsketten Strukturen sind eine wesentliche Voraussetzung für die physiologischen Bewegungsabläufe bei der Atmung. Zwerchfellbewegung und Atmung bedingen sich gegen- Die unter dem Diaphragma liegenden Organe werden seitig. Die komplexe Einbindung des Diaphragma abdo- bei der Inspiration durch die Raumveränderung in ihrer minale in die Zentralsehne und tiefe Frontallinie kann für Form verändert und gegen die ventrale Bauchwand ge- die Körperstatik Konsequenzen haben. Parietale Dysfunk- drückt. Dabei hebt sich der vordere Rand der unteren tionen im Bereich des Thorax, z. B. Rippengelenkblocka- Thoraxapertur, die vordere Bauchwand wird gestreckt. den, können die Bewegung des Zwerchfells ebenso beein- Durch die Adhäsionskräfte (Peritonealüberzug) sind flussen wie die Körperstatik z. B. bei einer starken BWS- u. a. die Oberbauchorgane wie der Magen und die Dick- Kyphose (Kap. 2.4.14, Kap. 2.4.7). Umgekehrt können darmabschnitte verschieblich mit dem Zwerchfell ver- Dysfunktionen des Zwerchfells, z. B. aufgrund einer ver- bunden. So wie die Organe über die Zwerchfellbewegung minderten Elastizität oder von dysfunktionalen Adhäsio- in Form und Lage verändert werden können, können Or- nen im Bereich der Nachbarorgane (Herz, Lunge, Leber, gane bei veränderter Größe (z. B. Magenfüllung) oder Gallenblase, Magen, Duodenum, Milz, Nieren, Kolon), das verminderter Elastizität (Folge von Narben, faszialen Ad- Gleichgewicht der Körperstatik negativ beeinflussen und häsionen) auch die Bewegung des Zwerchfells negativ be- weitreichenden Einfluss auf die OAA und das Kranium einflussen. haben (Kap. 2.4.7, Kap. 2.4.10). Über vielfältige fasziale Bei Dysfunktion des Zwerchfells, z. B. in Exspiration Verbindungen können von einer dysfunktionalen Bewe- links, sind u. a. insbesondere die Oberbauchorgane Ma- gung des Zwerchfells auch Organe des Beckens betroffen gen, Colon transversum und Kolonflexur links auf Dys- sein, z. B. die Harnblase. Die Bogensehne, die der Gegen- funktionen zu untersuchen. spieler zu den Rückenfaszien ist, korrespondiert über Lig. Die Muskelfasern der Pars lumbalis und Pars costalis coronarium, Lig. falciforme, Lig. teres hepatis, Umbilicus sind länger als in der Pars sternalis. Folglich sind die Zug- und Plica umbilicalis mediana zwischen Apex der Harn- kraft und das Bewegungsausmaß im kostolumbalen Be- blase und dem Zwerchfell. reich auch ausgeprägter. Eine hohe Lendenlordose kann Nach kranial ist über die Zentralsehne, Bogensehne ein Hinweis auf eine unphysiologisch verstärkte Zugkraft und tiefe Frontallinie bei der Atembewegung des Zwerch- über das Zwerchfell sein und muss näher untersucht wer- fells eine Wirkung auf das Kranium und die Synchondro- den. sis sphenobasilaris möglich. Dysfunktionen des Zwerch- Entscheidend für die Funktionalität sind die Appositi- fells können auf Os temporale und Mandibula über die onszone zwischen Pleura und kranialer Seite des Zwerch- unterschiedlichen Anteile der Fascia cervicalis Einfluss fells sowie die Entfaltung der Reserveräume im thorako- nehmen. Eine Wechselwirkung vom Zwerchfell zum Os lumbalen Übergang Kap. 2.4.14). occipitale (Tuberculum pharyngeum) ist über die Pleura Die Atmung wird zentral über das Atemzentrum in der zur Fascia cervicalis (Lamina praevertebralis) möglich. Os Medulla oblongata gesteuert. Atemantrieb ist im Wesent- temporale (Pars petrosa), Os sphenoidale (Proc. pterygoi- lichen die Parameter O2-, CO2-Gehalt und pH-Wert des deus) und Os occipitale (Tuberculum pharyngeum) ste- Bluts. Sie werden von Presso- und Chemorezeptoren an hen über die fasziale Anheftung des Rachens (Raphe pha- verschiedenen Stellen im Körper gemessen, z. B. der O2- aus: Corts, Anatomie für Osteopathen (ISBN 9783132206212) © 2019 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
2.3 Diaphragma abdominale (Zwerchfell) 65 Gehalt im Aortenbogen und im Karotisdreieck (Kap. Behandlungshinweise 1.1.3). Der Grundrhythmus der Atmung kann u.a. über Körpereigene rhythmische Bewegungen u.a. von Atmung, folgende Faktoren beeinflusst werden: Irritation der Bro- Herzschlag und Liquor (PRM) stellen wichtige Dynamiken chialschleimhaut (z. B. durch Staub, der einen Hustenre- dar, die für die osteopathische Behandlung genutzt wer- Thorakolumbaler Übergang (TLÜ) flex auslöst), erhöhte Muskelaktivität (z. B. durch Sport, den. Denn Rhythmen ermöglichen Austauschprozesse auf körperliche Arbeit), Wärme- und/oder Kältereize über jeder Gewebeebene und stehen eng mit dem ZNS in Ver- die Haut, Körpertemperaturveränderungen (z. B. Fieber), bindung. Besonders der PRM, der sich aus der Mobilität Emotionen (z. B. Freude, Schmerz, Angst) und Blutdruck- der reziproken duralen Spannungsmembran und der Schä- abfall. delknochen, der Motilität von Gehirn und Rückenmark und der Mobilität des Sakrums ergibt, ist Grundlage der kraniosakralen Behandlungstechniken. So soll mit der CV4-Technik eine bessere Zellversorgung und Lymphbewe- gung erreicht werden, indem die Liquorbewegung ansteigt und der Flüssigkeitsaustausch damit verstärkt wird. a b c Exspirationsstellung Angulus infrasternalis d e f Inspirationsstellung transversaler sagittaler Thoraxdurchmesser Thoraxdurchmesser ▶ Abb. 2.18 Bewegungen des Brustkorbs während der Brust- oder Rippenatmung. a–c Ausatmung (Exspiration). d–f Einatmung (Inspirati- on). (aus Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus, LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illus- trationen von M. Voll und K. Wesker. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2011) aus: Corts, Anatomie für Osteopathen (ISBN 9783132206212) © 2019 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
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