Neurofunktionelle Integration 2020 Kurs 1 - Grundlagen - Neurolog Akademie

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Neurofunktionelle Integration 2020 Kurs 1 - Grundlagen - Neurolog Akademie
Neurofunktionelle Integration
            2020
    Kurs 1 - Grundlagen
Neurofunktionelle Integration 2020 Kurs 1 - Grundlagen - Neurolog Akademie
Neurofunktionelle Integration
                            Grundlagen

                                Inhaltsverzeichnis

  Hinweise zur Arbeit mit dem Skript                               6
  Videos                                                           6
  Theorie und Hintergründe                                         6
  Praktische Übungen und Vorgehensweisen                           6
  Abkürzungen                                                      7

I. Einleitung                                                     8
  Was ist Neurofunktionelle Integration?                           8
  Grundbegriffe der funktionellen Neurologie                       9

II. Allgemeine funktionelle Anatomie des ZNS                      11
  Die klassische anatomische Einteilung des ZNS                   11
  Unterteilung in sechs Funktionssysteme                          12
  Sensorik, Motorik und mentale Funktion                          12
  Die sechs großen Systeme                                        12
  Hierarchische Gliederung des ZNS                                13
  Die Rechts-links-Asymmetrie der Gehirns                         14

III. Diagnostik und Behandlung                                    16
  Allgemeine Diagnostik                                           16
  Neurologische Untersuchung                                      17
  1. Gehen                                                        17
  2. Stabilität                                                   19
  3. Einbeinstand                                                 19
  4. Visus                                                        19
  5. Muskelfunktionsdiagnostik (MFD)                              19
  Neurologische Untersuchung                                      22
  Neurofunktionelle Testung und Integration                       23
  Testung der Interaktion des Nervensystems (Leitungsbahn-Test)   23

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Neurofunktionelle Integration 2020 Kurs 1 - Grundlagen - Neurolog Akademie
Einfache Neurofunktionelle Integration                              25
 Erweiterte Integration in der physiologischen Funktion              26
 Integration von Einzelkontakten                                     27
 Feedbacks                                                           28
 Neurofunktionelle Integration - Schritt für Schritt                 28
 1. Schritt - Indikatormuskel testen                                 28
 2. Schritt - Kontakte einzeln testen                                28
 3. Schritt - Kontaktkombination testen                              30
 4. Schritt - Integration der Kontaktkombination                     30
 5. Schritt - Nachtesten                                             30
 6. Schritt - Indikatormuskel tauschen                               31
 7. Schritt - Kontext ändern                                         31
 Zusammenfassung: Schritt für Schritt                                31

IV. Rückenmark (RM) und Hirnstamm                                    32
 Anatomie und Funktion des Rückenmarks (RM)                          32
 Anatomie und Funktion der Medulla oblongata (MOG)                   34
 Neurofunktionelle Integration - MOG und RM                          35
 Anatomie und Funktion der Pons                                      36
 Anatomie und Funktion der pontomedullären Formatio ret. (PMFR)      37
 Anatomie und Funktion des Mesencephalon (MES)                       38
 Anatomie und Funktion des Cerebellums (CEREB)                       39
 Neurofunktionelle Integration - Hirnstamm und RM                    41

V. Zwischenhirn                                                      42
 Anatomie und Funktion des Hypothalamus (HT)                         43
 Anatomie und Funktion der Hypophyse (HYPO)                          45
 Anatomie und Funktion des Bed nucleus der stria terminalis (BNST)   47
 Anatomie und Funktion der Amygdala (AMYG)                           48
 Anatomie und Funktion des Hippocampus (HIPPO)                       49
 Anatomie und Funktion der Basalganglien (BASAL)                     50
 Neurofunktionelle Integration - Rückenmark und Zwischenhirn         51

VI. Cortex                                                           52

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Neurofunktionelle Integration 2020 Kurs 1 - Grundlagen - Neurolog Akademie
Anatomie und Funktion des Thalamus (THAL)                       52
 Anatomie und Funktion des orbitofrontalen Cortex (OFC)          54
 Anatomie und Funktion des präfrontalen Cortex (PFC)             55
 Anatomie und Funktion des prämotorischen Cortex (PMC) und des
 supplementärmotorischen Areals (SMA)                            56
 Anatomie und Funktion des motorischen Cortex (MOT)              57
 Anatomie und Funktion des somatosensorischen Cortex (SENS)      58
 Anatomie und Funktion des posterioren Parietalcortex (PPC)      59
 Anatomie und Funktion des visuellen Cortex (VIS)                60
 Anatomie und Funktion des auditiven Cortex (AUD)                61
 Anatomie und Funktion des temporalen Cortex (TEMP)              62
 Anatomie und Funktion der Insula (INS)                          63
 Anatomie und Funktion des Gyrus cinguli (GC)                    64
 Übersicht Schädelkontakte ZNS                                   65
 Funktionelle Netzwerke                                          66
 Die sieben Hauptnetzwerke und die beteiligten Cortex-Areale     66
 Neurofunktionelle Integration in der physiologischen Funktion   68
 Neurofunktionelle Integration - Cortex                          69
 Übersicht ZNS-Areale                                            70

VII. Peripheres Nervesystem                                      72
 Funktion der Hirnnerven                                         72
 Anatomie und Funktion des N. olfactorius (HN 1)                 73
 Anatomie und Funktion des N. opticus (HN 2)                     74
 Anatomie und Funktion der HN 3, 4 und 6                         75
 Anatomie und Funktion des N. oculomotorius (HN 3)               75
 Anatomie und Funktion des N. trochlearis (HN 4)                 76
 Anatomie und Funktion des N. abducens (HN 6)                    77
 Anatomie und Funktion der HN 5 und 7                            79
 Anatomie und Funktion des N. trigeminus (HN 5)                  79
 Anatomie und Funktion des N. facialis (HN 7)                    80
 Anatomie und Funktion des N. vestibulocochlearis (HN 8)         81
 Anatomie und Funktion der HN 9 und 10                           82
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Anatomie und Funktion des N. glossopharyngeus (HN 9)                          82
  Anatomie und Funktion des N. vagus (HN 10)                                    83
  Anatomie und Funktion des HN 11 und 12                                        85
  Anatomie und Funktion des N. accessorius (HN 11)                              85
  Anatomie und Funktion des N. hypoglossus (HN 12)                              86
  Übersicht der Hirnnerven und der Vernetzung                                   87
  Spinalnerven                                                                  88
  Neurofunktionelle Integration des peripheren Nervensystems                    89
  Vorgehensweisen                                                               91

VIII. Zusammenfassung Kurs 1                                                   93
  Neurologische Untersuchung                                                    93
  Neurofunktionelle Integration                                                 93

IX. Literaturempfehlungen                                                      95
  Fachbücher                                                                    95
  Populärwissenschaft                                                           95

© Copyright 2020 - Urheberrechtshinweis
Alle Inhalte dieser Kursunterlagen, insbesondere Texte, Fotografien und Grafiken, sind
urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders
gekennzeichnet, bei Dr. med. Philip Eckardt.
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Hinweise zur Arbeit mit dem Skript

  Videos
Wenn es Videomaterial gibt ist dieses mit einem Hinweis am Anfang eines Abschnitts
gekennzeichnet z.B. ! Videoclip 1: Einführung Neurofunktionelle Integration. Diese
findet man ebenfalls in der Online-Akademie unter „Schulungsvideos“.

  Theorie und Hintergründe
Abschnitte mit theoretischen Hintergründen und grundsätzlichen Erklärungen sind in der
Regel mit blau hinterlegter Überschrift versehen, als…

                              Überschrift Kapitel
                                         …und…

                              Überschrift Abschnitt

  Praktische Übungen und Vorgehensweisen
Die praktischen Übungen oder praktischen Vorgehensweisen erkennt man an den grünen
Überschriften wie…

                       Neurofunktionelle Integration

Wir empfehlen die Videos anzuschauen und anschließend das Skript zu studieren um
dann nochmal mit etwas mehr theoretischen Hintergründen die Videos erneut
anzuschauen. Bei eine zunächst reinen Online.Schulung sollte man sich jemand
schnappen, mit dem man das ganze direkt ausprobieren und üben kann.

                           Viel Spaß und viel Erfolg!

Hinweis: Neurofunktionelle Integration ist ein wissenschaftlich basiertes Konzept. Es gibt
aber bisher keinen wissenschaftlichen Beweis für dieses Konzept im Sinne der Kontakte,
der Wirkweise oder der Wirkungen. Was es aber gibt sind 30 Jahre Erfahrung in der
klinischen Anwendung am Patienten.

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Abkürzungen
Abkürzung    englisch                                deutsch

ACC          anterior cingulate cortex               anteriorer Gyrus cinguli

AMYG         amygdala                                Amygdala

AUD          auditory cortex                         auditiver Cortex

BASAL        basal ganglia                           Basalganglien

BNST         bed nucleus of the stria terminals      „bed nucleus“ der Stria terminals

CLR          cerebellar locomotor region             cerebelläre Bewegungsregion

CPG          central pattern generator               zentraler Mustergenerator

GC           cingulate cortex                        Gyrus cinguli

HIPPO        hippocampus                             Hippocampus

HN           cranial nerve                           Hirnnerv

HT           hypothalamus                            Hypothalamus

MCC          middle cingulate cortex                 mittlerer Gyrus cinguli

MES          mesencephalon                           Mesencephalon

MLR          mesencephalic locomotor region          mesencephale Bewegungsregion

MOG          medulla oblongata                       Medulla oblongata

MOT          motor cortex                            motorischer Cortex

OFC          orbitofrontal cortex                    orbitofrontaler Cortex

PFC          prefrontal cortex                       präfrontaler Cortex, m=med., l=lat.

PMC          premotor cortex                         prämotorischer Cortex

PMFR         pontomedullary reticular formation      pontomedulläre Formation reticularis

PNS          peripheral nervous system               peripheres Nervensystem

PPC          posterior parietal cortex               posteriorer Parietalcortex

PCC          posterior cingulate cortex              posteriorer Gyrus cinguli

PVN          paraventricular nucleus                 Ncl. paraventricularis

SENS         somatosensory cortex                    somatosensorischer Cortex

SLR          subthalamic locomotor region            subthalamische Bewegungsregion

SMA          supplementary motor area                supplementär-motorisches Areal

THAL         thalamus                                Thalamus

TEMP         temporal cortex                         temporaler Cortex

VIS          visual cortex                           visueller Cortex

ZNS          central nervous system                  zentrales Nervensystem

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I. Einleitung
  ! Videoclip 1: Einführung Neurofunktionelle Integration

                Was ist Neurofunktionelle Integration?

  Neurofunktionelle Integration

Der Fokus der Untersuchung und Behandlung liegt bei der Eurofunktionellen Integration
auf dem Nervensystem, weil das Nervensystem alle Körperfunktionen reguliert. Aus
diesem Grund ist es aus unserer Sicht unabdingbar, in Bezug auf Gesundheit, dem
Nervensystem einen genaueren Blick zu gönnen.

  Neurofunktionelle Integration

Bei der Untersuchung und Behandlung wird, wenn möglich, eine reale Funktion der
spezifischen sensorischen und motorischen Systeme getestet. Das ist für die
Exterozeption (Sehen, Hören, Riechen), die Propriozeption und Motorik, die Kognition
und Emotion, und in begrenztem Umfang auch für die Interozeption und Viszeromotorik
möglich. In der spezifischen Funktion arbeitet man immer in komplexen Netzwerken.
Zudem kann eine spezifische Funktion auch zur Integration eingesetzt werden, dadurch
erhöht sich die Komplexität der Integration.

  Neurofunktionelle Integration

Das Nervensystem muss aus vielen einzelnen sensorischen Informationen und vielen
einzelnen motorischen Systemen eine Funktionseinheit bilden, welche auf interne und
externe Veränderungen optimal reagieren kann. Ein anderer Begriff, der diesen Vorgang
spiegelt, ist der Begriff der Interaktion, also wie Systeme untereinander kommunizieren
und interagieren.

  Zusammengefasst ergibt sich folgendes Konzept

Neurofunktionelle Integration ist ein Diagnostik- und Behandlungskonzept, bei dem man
davon ausgeht, dass Störungen der Körperfunktion durch eine fehlerhafte Funktion oder
Interaktion der Körpersysteme bedingt sind. Neben mechanischen und biochemischen
Interaktionen, welche meistens eher lokale Phänomene sind, werden vor allem die
langstreckigen Interaktionen über das Nervensystem vermittelt. Deshalb liegt der Fokus
bei diesem Konzept auf die Funktion des Nervensystems, die der Störung zugrunde liegt.
Ziel der Behandlung ist es, eine optimale Funktion und Interaktion der Systeme durch
eine verbesserte Funktion des Nervensystems zu erreichen.

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Grundbegriffe der funktionellen Neurologie

Ein weiterer Begriff, der in diesem Zusammenhang auftaucht, ist die funktionelle
Neurologie. Sie beschreibt die Funktion der verschiedenen neurologischen Systeme und
bildet die Wissensbasis für die Neurofunktionelle Integration. Einige Begriffe tauchen im
Rahmen der funktionellen Neurologie immer wieder auf. Hier ist eine kurze Erläuterung
der wichtigsten Begriffe:
• Kohärenz: Als Kohärenz (lat. zusammenhängen) wird in Bezug auf Teilchen, Moleküle,
  Zellen und Zellsysteme ein Zustand bezeichnet, in dem strukturell getrennte Systeme
  durch Angleichung der mechanischen oder elektromagnetischen Schwingung ein
  Zustand der Synchronisation erreicht wird. Dieser Zustand ermöglicht einen stabilen
  und schwer störbaren Informationsaustausch, auch über lange Strecken.
• Funktionelle Konnektivität: Aus der Kohärenz ergibt sich die funktionelle
  Konnektivität, d.h. das bedarfsweise Zusammenschalten von Nervenzellen oder
  Gehirnarealen, welche für eine bestimmte Funktion gebraucht werden. Die meisten
  Veränderungen der Funktion, die man durch eine Integration erreicht, geht vermutlich
  auf dieses Phänomen zurück.
• Neuroplastizität: Unter dem Begriff der Neuroplastizität werden verschiedene
  Phänomene der strukturellen Veränderungen am Nervensystem zusammengefasst.
  Dazu gehören: 1. die Neurogenese, also die Neubildung von Neuronen, 2. die
  Myelinisierung, also die Veränderung der Nervenleitgeschwindigkeit, 3. die
  Veränderungen bestehender Synapsen oder 4. die Ausbildung neuer Synapsen. Das
  Gehirn bleibt ein Leben lang neuroplastisch als Voraussetzung für ein lebenslanges
  Lernen. Die Neuroplastizität ist aber begrenzt, bei größeren Schäden kommt es nicht
  zu einer vollständigen Regeneration.
• Sensorik: Das Nervensystem sammelt Informationen aus der Umwelt und dem
  Körper. Dafür besitzt das Nervensystem in der Peripherie und im Körperinneren
  spezielle Sensoren, welche elektromagnetische, chemische und mechanische
  Informationen in elektrische Signale im Nervensystem umwandeln. Diese
  Informationen bilden im Laufe des Lebens die Basis für gelernte Konzepte durch
  Integration.
• Integration: Im ZNS werden die sensorischen Informationen zusammengeführt
  (integriert). So entsteht ein komplexes Bild, welchem eine Bedeutung zugewiesen wird
  und dadurch die situationsangemessene Regulation (Verhalten und Homöostase)
  ermöglicht. So kann der Organismus durch Erfahrung die Auswirkung vorhersagen und
  damit die Regulation weitestgehend automatisieren.
• Koordination: Das Nervensystem koordiniert alle Körperfunktionen so, dass die
  Regulation eines Körpersystems zur Regulation anderer Systeme oder Systemteile
  passt. Beispiel: Das Anheben des Armes verändert den Schwerpunkt, was durch eine

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Neurofunktionelle Integration 2020 Kurs 1 - Grundlagen - Neurolog Akademie
Anpassung der Haltung aufgefangen wird. Koordination ist ein weiterer Begriff für
  Integration, bezogen mehr auf die integrierte motorische Funktion.
• Motorik (Regulation): Das Nervensystem steuert alle Körperfunktionen und sorgt für
  eine situationsangemessene, integrierte, optimale Funktion. Die einfachen
  Regulationen erfolgen durch zentrale und periphere Mustergeneratoren und
  entsprechende Reflexe bei Veränderungen der sensorischen Information. Komplexere
  Regulationsvorgänge beziehen vergangene Erfahrungen und zukünftige Auswirkungen
  mit ein. Wenn ich in der Wüste plötzlich Durst bekomme, wäre es ganz gut, wenn ich
  daran gedacht hätte, einen Wasservorrat dabei zu haben.
• Mustergeneratoren: Zentrale und periphere Mustergeneratoren (engl. central pattern
  generators cpg´s) liefern die Grundmuster für Körperfunktionen, wie Atmung,
  Herzschlag, Gehen, etc. Diese werden wiederum durch übergeordnete Zentren und
  durch komplexe Netzwerke nach Bedarf moduliert und koordiniert/integriert.
• Netzwerke: Die meisten Funktionen werden nicht durch einzelne Hirnareale
  gesteuert, sondern durch Netzwerke, welche sich dynamisch, je nach Aufgabe,
  zusammenschließen. Dabei wird zwischen einem Ruhezustand und einem aktiven
  Zustand unterschieden. Netzwerke werden vor allem dort gebraucht, wo es eine
  komplexe Anpassung der Körperfunktion auf die speziellen Gegebenheiten der
  Umwelt erfordert und vergangene Erfahrungen, aktuelle Erfordernisse und zukünftige
  Auswirkungen berücksichtigt werden müssen.
• Lernen: Das Nervensystem lernt. Es speichert Informationen, um die Handlungen/
  Reaktionen ständig anzupassen, zu verfeinern und schnellere Antworten auf bekannte
  Reize zu haben und eine möglichst genaue Vorhersage auch bei unbekannten Reizen
  generieren zu können. Neuroplastizität und Neurogenese ermöglichen den
  Lernvorgang, damit sich das Gehirn optimal an die Umgebung anpassen kann. Es
  adaptiert seine Struktur in Abhängigkeit von den Anforderungen. Eine
  Schlüsselkomponente für die Neuroplastizität und Neurogenese ist Belohnung und
  Bestrafung.
• Alles ist mit Allem verbunden: Alle Teile des Nervensystems, und damit auch alle
  Teile des Körpers, sind über eine begrenzte Anzahl von Neuronen miteinander
  verbunden. Das ermöglicht eine komplex integrierte Funktion, hat aber auch zum
  Nachteil, dass sich Störungen im System ausbreiten können. Ein gravierendes Beispiel
  hierfür ist ein Grand-Mal-Anfall, ein anderes Beispiel die Schmerzprojektion z.B., von
  Herzerkrankungen in den linken Arm.

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II. Allgemeine funktionelle Anatomie des ZNS

  ! Videoclip 2: Allgemeine funktionelle Anatomie des ZNS

           Die klassische anatomische Einteilung des ZNS

Die klassische Einteilung orientiert sich mehr an der Anatomie als an der Funktion:
  • Rückenmark: Anteile des ZNS unterhalb der Medulla oblongata
  • Truncus encephali: Medulla oblongata (MOG) und Pons
  • Rhombencephalon: MOG und Pons + Cerebellum
  • Mesencephalon: Mittelhirn
  • Diencephalon: Hypophyse, Hypothalamus, Thalamus, Epithalamus, Subthalamus,
     Corpora mammillaria, Habenula
  • Telencephalon: Hippocampus, Amygdala, Basalganglien, Cortex

              Die vereinfachte anatomische Einteilung des ZNS

Eine vereinfachte Unterteilung teilt das ZNS in vier Teile: Rückenmark, Hirnstamm,
Zwischenhirn und Cortex.

          Hirnstamm                       Zwischenhirn                     Cortex

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Unterteilung in sechs Funktionssysteme

  Sensorik, Motorik und mentale Funktion
Eine weitere Unterteilungsmöglichkeit ist die Unterteilung des Gehirns in sensorische
und motorische Anteile. Grob gesprochen ist der hintere Teil des Gehirns (hinter dem
Gyrus centralis, also Lobus parietalis, Lobus occipitalis und Lobus temporalis) für die
Verarbeitung sensorischer Informationen zuständig. Der Lobus frontalis mit
motorischem, prämotorischem und präfrontalem Cortex ist für die Motorik, also die
Ausführung einer adäquaten Handlung zuständig. Eine besondere Stellung nimmt
dabei der präfrontale Cortex ein, da er für die bewusste Kontrolle der Motorik, aber
auch der Sensorik durch Lenkung der Aufmerksamkeit und sogar der Physiologie ist,
da er als einziger Cortex einen direkten Draht zum Hypothalamus hat.

  Die sechs großen Systeme
Anhand der Leitungsbahnen werden die sensorischen und motorischen Systeme für die
neurologische Untersuchung und Behandlung in die folgenden 6 großen Systeme
eingeteilt:
1. Exterozeption (EZ): Die Exterozeption umfasst alle sensorischen Systeme, sowie
   deren zentralen Areale und Netzwerke, welche externe Informationen aufnehmen und
   übertragen. Dazu gehören das Sehen, das Hören und das Riechen.
2. Propriozeption (PZ): Die Propriozeption umfasst alle sensorischen Systeme und deren
   zentrale Areale und Netzwerke, welche Informationen über die Position und
   Bewegung des Körpers im Raum verarbeiten.
3. Interozeption (IZ): In den peripheren und zentralen interozeptiven Systemen werden
   alle Informationen verarbeitet, welche aus dem Inneren des Körpers kommen. Diese
   umfassen nicht nur die viszeralen Organe, sondern auch die Organe des
   Bewegungssystems, insbesondere der Muskeln und Faszien. Zu den Informationen
   gehören chemische, thermische, mechanische und elektromagnetische Informationen.
4. Somatomotorik (SM): Dieses System umfasst alle zentralen und peripheren
   Steuerungssysteme für die Bewegung des Körpers. Dazu gehört das über den
   motorischen Cortex laufende kognitive motorische System und das über den
   Hypothalamus laufende emotionale motorische System.
5. Viszeromotorik (VM): Das viszeromotorische System umfasst alle Steuerungssysteme
   für die Regulation der Biochemie. Dazu gehören auch das Hormonsystem und das
   Immunsystem, sowie die Steuerung des stomatognathen Systems und der Atmung.
6. Mentale Systeme (MS): Die mentalen Funktionen umfassen Aspekte, wie
   Bewusstsein, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Emotion und Kognition (BWAEK). Hier
   finden sich auch die Konzepte, die ein Mensch bezüglich sich selber und seiner
   Umwelt aufgrund von Erfahrungen gebildet hat. Diese Funktionen sind in großen
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Netzwerken verankert und haben starke Überlappungen zu den sensorischen und
  motorischen Systemen.

                    Hierarchische Gliederung des ZNS

Das ZNS unterteilt sich in verschiedene Verarbeitungsebenen. Diese spiegelt auch die
evolutionäre Entwicklung des Gehirns wider.
  Rückenmark
Die primäre Verarbeitungsebene ist das Rückenmark. Hier werden bereits
Informationen aus verschiedenen Systemen auf segmentaler Ebene verarbeitet,
integriert und entsprechende Regulationsvorgänge eingeleitet.
  Hirnstamm
Die nächste Verarbeitungsebene ist der Hirnstamm (Rhombencephalon und
Mesencephalon). Hier erfolgt die primäre Auswertung des sensorischen Inputs und es
werden primäre Verhaltensvorschläge gemacht (bottom-up Impulse,
Verhaltensreflexe, Instinkte). Der Hirnstamm arbeitet keineswegs nur unbewusst, da
uns die Impulse durchaus sehr bewusst sind. Dieser Teil des Gehirns wird auch gerne
als Reptiliengehirn bezeichnet.
  Zwischenhirn
Eine weitere Verarbeitungsebene ist das Zwischenhirn (Diencephalon und der
tieferliegende Teil des Telencephalon mit Hippocampus und Amygdala), der Ort, der
für die Speicherung von Erfahrungen zuständig ist. Beispiel hierfür ist die Amygdala.
Sie speichert gefährliche Erfahrungen, damit man diese bei einer erneuten Begegnung
wiedererkennt. Dieser Teil des Gehirns wird auch gerne als Katzengehirn bezeichnet.
  Cortex
Darüber liegt die Verarbeitungsebene des Cortex. Er steht für bewusste und gelenkte
Wahrnehmung und kognitive Prozesse. Der Cortex ist nur bei Säugetieren zu finden.
Der menschliche Cortex ist ca. 2-3 mm dick und hat in etwa die Größe von 0,25 m2.
Diese Ebene ist in der Lage, die darunter liegenden Ebenen zu steuern (top-down-
Kontrolle). Es ist insbesondere der Cortex, der im Verlauf des Lebens ausreift.
Auch innerhalb des Cortex gibt es eine hierarchische Gliederung. So gibt es primäre
Projektionsfelder, wie den visuellen oder den auditiven Cortex. Diese sind in der Regel
eine Abbildung der Informationen aus Auge/Ohr, was Farbe, Form, bzw. Tonhöhe
angeht. Die Entschlüsselung der Informationen, also Objekterkennung, räumliche
Orientierung, bzw. Melodie und Rhythmik, erfolgt in hierarchisch dahinter
geschalteten Cortexarealen (diese wurden früher Assoziationsareale genannt). Die in
der Hierarchie weiter hinten liegenden Areale sind auch die, die bei der bewussten
Wahrnehmung von sensorischen Informationen eine wesentliche Rolle spielen.

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Zudem kann man den sensorischen Cortex, der ja eine Repräsentation der Umwelt ist,
auch in räumlich zugeordnete Bereiche unterteilen. Die Aufteilung der Räume gliedert
sich in den extrapersonalen, perupersonalen und personalen Raum.
Wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden, sind die hinteren Areale aber eng mit
vorderen Arealen verknüpft. Zudem muss die klassische Unterteilung mit Bedacht
formuliert werden, da jedes Neuron in der Lage ist, Daten zu verarbeiten und Daten zu
generieren. Man denke an Träume oder Visualisationen, die vom visuellen Cortex
ausgehen, ohne dass die Neuronen Daten empfangen.

               Die Rechts-links-Asymmetrie der Gehirns

Als Erstes soll an dieser Stelle betont werden, dass das Corpus callosum keineswegs
die Aufgabe hat, die beiden Hemisphären nur miteinander zu verbinden. Natürlich
werden exterozeptive, interozeptive und propriozeptive Daten ausgetauscht, aber
aufgrund der sehr unterschiedlichen Funktionen der Hemisphären besteht die
Notwendigkeit der Inhibition. Heute weiß man, dass das Corpus callosum eine
überwiegend inhibitorische Funktion hat, damit die Hemisphären zu jedem gegebenen
Zeitpunkt ungestört ihre spezielle Funktion erfüllen können.
  Anatomische Asymmetrie
Zunächst gibt es anatomische Unterschiede zwischen rechter und linker Hemisphäre.
Insgesamt ist die linke Hemisphäre größer als die rechte, das liegt aber nicht nur an
dem Sprachzentrum, welches sich meistens links befindet. Dabei ist die linke
Hemisphäre zudem nach hinten größer als die rechte, die rechte ist wiederum vorne
größer. So erscheint das Gehirn etwas verdreht (Yakovlevian Torque). Auch in der
Zusammensetzung zwischen grauer und weißer Substanz gibt es Unterschiede.
So hat die rechte Hemisphäre im Verhältnis mehr weiße Substanz. Das passt auch zu
der Tatsache, dass die rechte Hemisphäre eine stärkere Verbindung zur linken
Hemisphäre hat als umgekehrt. Die linke Hemisphäre ist wiederum stärker mit sich
selbst vernetzt als die rechte Hemisphäre.
  Funktionelle Asymmetrie
Eine Asymmetrie des Gehirns besteht auch darin, dass die linke und die rechte
Hemisphäre unterschiedliche Aufgaben haben. Dabei ist die etwas antiquierte
Betrachtung in rechts-emotional und links-rational etwas differenzierter zu
betrachten.
Die Auffassung, dass die rechte Hirnhälfte die emotionale ist, entspringt der Tatsache,
dass es die rechte Hemisphäre ist, die bei der Interaktion mit anderen Menschen,
besonders aktiv ist. Dies könnte daran liegen, dass hier die räumliche Wahrnehmung,
insbesondere die Erkennung von Gesichtern besser gelingt. Sollen aber andere Dinge
emotional bewertet werden, kann diese Aufgabe auch durch die linke Gehirnhälfte
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erfolgen, wie Studien an Split-Brain-Patienten (durchtrenntes Corpus callosum) zeigen.
Heute weiß man, dass das daran liegt, dass die emotionale Färbung u.a. durch das
Stammhirn erfolgt. Die rechte Hemisphäre ist dabei auch eher für einen Überblick
zuständig (aber nicht ausschließlich, sie kann das 1,2 mal besser als die linke). Der
rechten Hemisphäre wird auch die räumlich-visuelle Schleife zugeordnet.
Der linken Hemisphäre wird die phonologische Schleife zugeordnet, da sie in der Regel
für die Sprache zuständig ist. Nur in 2-6 % der Fälle liegt das Sprachsystem in der
rechten Hemisphäre. So wird die linke auch die geschichtenerzählende Hemisphäre
genannt. Bekommt die linke Hemisphäre, z.B. bei Split-Brain-Patienten, nicht mit, was
die rechte Hemisphäre gesehen hat, empfängt aber über den Hirnstamm die damit
verbundene Emotion, so reimt sich die linke Hemisphäre etwas zusammen, was diese
Emotion verursacht haben könnte. Im Gegensatz zur rechten Hemisphäre kann die
linke Hemisphäre Details besser erkennen (1,5 mal besser als die rechte Hemisphäre).
Entsprechend liegt links auch eher die Objekterkennung (was ja wiederum mit
Benennung zu tun hat).
Während in der rechten Hemisphäre, durch ihre Aktivierung bei der Interaktion mit
anderen Menschen, eher die Repräsentationen anderer Menschen hinterlegt sind,
findet man die Repräsentation des Selbst eher in der linken Hemisphäre. Dies spiegelt
sich auch in der aufschlussreichen Schilderung der Hirnforscherin Jill Bolte Taylor in
ihrem Buch „Mit einem Schlag“ wider, als sie selber eine Gehirnblutung in der linken
Hemisphäre erlitt.
Auch die negativen Erfahrungen scheinen nicht gleichmäßig in den Hemisphären
verteilt zu sein (engl. hemispheric emotional valence HEV). So haben Untersuchungen
ergeben, dass bei 40 % der Probanden negative Erfahrungen eher in der linken
Hemisphäre und entsprechend bei 60 % in der rechten Hemisphäre hinterlegt sind.
Diese Untersuchungen widerlegen erneut die Annahme, die rechte Hemisphäre sei die
emotionale Hemisphäre.
Ein weiterer Aspekt der Hirnasymmetrie ist die Aufgabenverteilung der
Aufmerksamkeit (geteilte Aufmerksamkeit). Dabei spielen zwei sehr unterschiedliche
Funktionen eine Rolle. Die eine Funktion (linke Hemisphäre) ist ein enger Fokus, um
mit etwas in der unmittelbaren Umgebung (peripersonaler Raum) zu interagieren und
es zu manipulieren. Das könnte eine Nahrungsquelle sein. Dafür braucht es auch
Wissen/Routine im Umgang mit dem zu manipulierenden Gegenstand. Dem
gegenüber steht die Achtsamkeit, die es für die größere Umgebung braucht, um z.B.
Gefahren oder auch positive Interaktionen mit anderen Menschen zu erkennen
(rechte Hemisphäre). Dabei verarbeiten die Hemisphären auch die Informationen sehr
unterschiedlich. Während die rechte Hemisphäre die Gesamtheit direkt erfasst,
arbeitet die linke Hemisphäre abstrakter, indem sie Einzelheiten erfasst, und daraus
wiederum eine Gesamtheit konstruiert. So können auch Veränderung des Erfassten
konstruiert und dann umgesetzt werden.

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Neurofunktionelle Testung und Integration

  ! Videoclip 4: Neurofunktionelle Untersuchung

Die neurofunktionelle Diagnostik beschreibt Tests, bei denen das integrative
Zusammenwirken der unterschiedlichen Systeme nach Anwendung eines sensorischen
oder motorischen Reizes evaluiert werden. Das einfachste und wichtigste Werkzeug ist
die indirekte/systemische Muskelfunktionsdiagnostik. In der Regel ist die Indikation zur
Behandlung (Integration) dann gegeben, wenn eine Reizkombination (im weiteren
Verlauf der Kurse auch ein spezifischer Reiz) zu einer nicht-physiologischen Inhibition
eines gewählten Indiaktormuskels führt. Die Inhibition kann als Schutzreflex des Gehirns
gesehen werden. Für die Testung wird in der Regel ein Muskel/eine Muskelgruppe der
oberen Extremitäten gewählt. Die Muskeln der unteren Extremitäten sind enger an
Bewegungsmuster gekoppelt sind und können mit einer physiologischen Inhibition auf
einen Reiz reagieren können (Kurs 4 - Bewegungssysteme 1).
• Testung der Interaktion des Nervensystems: Diese Form der Testung erfolgt über
  zwei Kontakte an verschiedenen Stellen des Nervensystems, gekoppelt mit einer
  Muskelfunktionsdiagnostik und ist die primäre Testmethode von Kurs 1. Sie eignet sich
  dann gut, wenn die Testung der Funktion nicht möglich ist, wie z.B. bei Kleinkindern
  oder bei starker geistiger oder körperlicher Behinderung. Diese Form der Testung
  involviert keine dem Gehirnareal zugeordneten spezifischen Sensoren, sondern
  entsteht am ehesten durch eine Interferenz zwischen dem Nervengewebe und dem
  elektromagnetischen Feld (EMF) der berührenden Hand.
• Testung der spezifischen Funktion des Nervensystems: Diese Form der Testung
  nutzt spezifische Funktionen von Sensoren oder motorischen Nerven, wie z.B. das
  Hören verschiedener Geräusche/Frequenzen, das Sehen von Farben oder Formen oder
  das Bewegen verschiedener Muskeln/Gelenke, gekoppelt mit einer Muskelfunktion.
  Diese Form der Testung ist die bevorzugte Testung der Kurse 2 bis 6. Dabei werden
  primär die Störungen gesucht, welche alleine durch eine spezifische Funktion eine
  unphysiologische Reaktion bei der Muskelfunktionsdiagnostik verursachen.

  Testung der Interaktion des Nervensystems (Leitungsbahn-Test)
Für die Testung der Interaktion des Nervensystems wird eine einfache mittelfeste
Berührung genutzt. Diese Berührung beinhaltet drei Aspekte:
• Mechanischer Reiz: u.a. übertragen durch Merkel-Rezeptoren, Meißner-, Paccini- und
  Ruffini-Körperchen
• Thermischer Reiz: übertragen durch freie Nervenenden
• Elektromagnetischer Reiz: vermutlich auch durch freie Nervenden übertragen. Dieser
  Reiz ist auch nicht nur an oberflächliche Rezeptoren gebunden, sondern betrifft auch
  tieferliegende Schichten.

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Vermutlich spielt bei der Testung des ZNS der mechanische Reiz an der berührten Stelle
keine Rolle, da er mit dem darunter liegenden ZNS Areal meist nur bedingt etwas zu tun
hat. Berührt man beispielsweise die Stirn, dann werden Mechanosensoren des N.
trigeminus aktiviert. Die Verarbeitung dieses Reizes ist aber nicht primäre Aufgabe des
präfrontalen Cortex. Zudem kann die Berührung mit der Hand meistens nicht einfach
durch eine Berührung mit einem leblosen Objekt, wie einem Stift, ersetzt werden. Auch
die thermische Wirkung ist im Falle der ZNS Testung am Schädel nur bedingt fähig, die
Interaktion zu erklären. Oft läßt sich aber die Berührung am Kopf durch einen Magneten
ersetzten, was für eine Wechselwirkung über elektromagnetische Felder spricht. Die
Unterscheidung, welche Struktur betroffen ist, wird im Rahmen der Neurofunktionellen
Integration als Testung einer Struktur (z.B. präfrontaler Cortex) oder Testung einer
Funktion (z.B. Berührung der Stirn als Funktion den N. trigeminus) genannt.
Für die „einfache“ Testung des Nervensystems im Sinne der Testung der Strukturen wird
eine Reizkombination genutzt (Leitungsbahn-Test). Durch die Reizkombination wird die
Interaktion der Strukturen des Nervensystems getestet. Für die Testung wird nach oder
während einer Reizkombination/Berührungskombination ein Indikatormuskel getestet.
Wenn dieser inhibiert liegt die Indikation für eine Integration vor. Bleibt der Muskel
fazilitiert ist die getestete Leitungsbahn unauffällig.
  Unauffälliger Leitungs-Test: Indikatormuskel verändert seine Funktion nicht.

                          +

  Auffälliger Leitungs-Test: Indikatormuskel inhibiert.

                          +

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Einfache Neurofunktionelle Integration
  ! Videoclip 5: Neurofunktionelle Integration

Die Behandlung erfolgt rein manuell durch Berührung zweier Punkte und zeitgleicher
Integration durch einen leichten Klopfreiz über beide Hemisphären auf der
Schädelkalotte parietal auf Höhe der Ohren. Die Indikation zur Integration ist eine, im
Rahmen der neurofunktionellen Diagnostik, gefundene Berührungskombination, welche
zu einer nicht-physiologischen Inhibition eines Indikatormuskels führt.
  Wenn der Indikatormuskel inhibiert…..

                          +

  …..dann kann die Kontaktkombination integriert werden.

                          +

Die Integration findet beidseits am Schädel oberhalb der Ohren
durch leichtes beklopfen der Schädelkalotte statt. in der Regel
reichen einige Sekunden, um eine Verknüpfung der getesteten
Strukturen zu erreichen.
Im weiteren Verlauf der Ausbildung wird diese Vorgehensweise
durch eine differenziertere Diagnostik über die spezifischen
sensorischen und motorischen Funktionen, sowie durch andere
Integrationsoptionen erweitert.

     MERKE: Es werden grundsätzlich immer nur
     Kontaktkombinationen und keine
     Einzelkontakte integriert.

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Erweiterte Integration in der physiologischen Funktion
Letztendlich wollen wir, wenn möglich, in der physiologischen Funktion integrieren. Dafür
brauchen wir aber erst alle Kontakte des Nervensystems. Deshalb ist der erste Schritt
zwei Kontakte zu testen und zu integrieren. Dies ist sozusagen die Lern- und
Trainingsphase. Die hier beschrieben Variante, ist die Variante, welche dann in der Praxis
angewandt wird. Dafür wird die Kontaktkombination, welche zu einer Inhibition eines
Indikatormuskels führt, um einen Kontakt erweitert, welcher zu eine Fazilitation führt.
Dadurch wird die Integration komplexer und „physiologischer“.
  Wenn MOG und das Rückenmark inhibiert….

                           +

  ….dann wird erst ein ZNS-Areal gesucht, welches den Indikatormuskel wieder
  fazilitiert,…
  und dann erst integriert:

                                       +
                                                   z.B.

Diese Variante der Testung/Integration mit 3               Kontakten ist bezüglich der

                                       +

Testung von Kontakten des Nervensystems die häufigere Variante. Es kommt aber auch
vor, dass bereits ein einzelner Kontakt zur Inhibition eines Muskels führt.

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Integration von Einzelkontakten
Wenn bei einer Testung bereits ein einzelner Kontakt inhibiert, bringt die Integration des
einzelnen Kontakts meistens nichts. Analog zur Vorgehensweise oben (Integration in der
physiologischen Funktion) wird für die Integration auch hier ein weiterer Kontakt
gesucht, welcher die Inhibition des Indikatormuskles aufhebt.

  Wenn ein einzelner Kontakt bereits inhibiert…

  …dann wird auch erst ein ZNS Areal gesucht, welches den Indikatormuskel fazilitiert…

                             +
                                        z.B.

  …und dann folgt die Integration.

                             +

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IV. Rückenmark (RM) und Hirnstamm
  ! Videoclip 7: Rückenmark und Hirnstamm Teil 1

Auch auf der Ebene des Rückenmarks (RM) finden bereits integrierende und regulierende
Funktionen statt. Im RM befinden sich, sowohl Reflexbögen des Bewegungsapparates
und der Organe, als auch die Steuerung der Bewegungsmuster durch zentrale
Mustergeneratoren (engl. central pattern generator - CPG). Deshalb kann durch die
Integration des Hirnstamms mit dem RM schon ein Menge an peripheren Störungen
behoben werden. Zur Vereinfachung fassen wir hier das Rhombencephalon (Medulla
oblongata, Pons und Cerebellum) und das Mesencephalon unter dem Begriff des
Hirnstamms zusammen. Die meisten afferenten und efferenten Leitungsbahnen haben
ihren Ursprung oder enden im Hirnstamm. Der Hirnstamm bildet das zentrale System
zur Regulation der Physiologie (auch des ZNS).

           Anatomie und Funktion des Rückenmarks (RM)

Das RM befindet sich anatomisch auf folgenden Höhen der Wirbelsäule (WS):
  •   cervikales Rückenmark: C1-7
  •   thorakales Rückenmark: T1-10
  •   lumbales Rückenmark: T10-12
  •   sacrales Rückenmark: L1

  Anatomie der grauen Substanz
Ähnlich wie im Gehirn sind die sensorischen Systeme im dorsalen Bereich angelegt und
die motorischen Systeme im ventralen Bereich.

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Anatomie der weißen Substanz
Die aufsteigenden Leitungen befinden sich eher außen, die absteigenden eher innen,
zwischen den aufsteigenden Bahnen und und der grauen Substanz.

  Kontakt
Mittelfeste Berührung über dem Dornfortsatz. Getestet
werden die Kontakte vom Okkziput bis zum Os coccygis,
auch wenn das nicht der eigentlichen anatomischen Lage
des RM entspricht.

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Anatomie und Funktion der Medulla oblongata (MOG)

In der Medulla oblongata (MOG) finden sich Kerngebiete
für propriozeptive und interozeptive Afferenzen, sowie
somatomotorische und viszeromotorische Efferenzen.

  Afferenzen
Rückenmark, Hirnstamm, Cerebellum, Hypothalamus,
Cortex, HN 5, 8, 9, 10

  Efferenzen
Rückenmark, Hirnstamm, Cerebellum, Hypothalamus,
Amygdala, Hippocampus, Thalamus, HN 9, 10, 11, 12

  Funktion
Vegetative Steuerung, motorische Grundsteuerung, Schutz
• Exterozeption: Ncl. cochlearis - vertikale Geräuschlokalisation, Frequenzanalyse, Ncl.
  olivarius sup. - horizontale Geräuschlokalisation
• Propriozeption: Ncl. cuneatus/gracilis - propriozeptive Informationsverarbeitung
• Interozeption: Ncl. tractus solitarius (NTS) - afferente interozeptive Informationen aus
  den HN 9 und 10, Ncl. spinalis n. trig. - interozeptive Informationen aus dem Gesicht
  und dem Schädel (Gefäße, Meningen) (HN 5)
• Somatomotorik: Antigravitationssystem, eher inhibitorisch, ermöglicht Flexion
• Viszeromotorik:
  - Sympathikus: ventrolaterale Medulla (VLM) - kardiopulmonale Regulation,
     Vasomotorik
  - Parasympathikus: Ncl. dorsalis n. vagi - Verdauung, Starre; Ncl. ambiguus - Herz,
     Sozialverhalten
• Mentale Systeme: Modulation der sensorischen
  Wahrnehmung (Berührung, Geräusche)

  Kontakt
Daumen und Zeigefinger jeweils (L) und (R) direkt
unterhalb des Kieferwinkels
Masterpunkt: Viszeromotorik (VM)
Leitungsbahnpunkt: VM, PZ und SM

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Neurofunktionelle Integration - MOG und RM

  ! Videoclip 8: Neurofunktionelle Integration - MOG und RM

Als erste Übungsrunde nehmen wir uns die Verbindung zwischen Medulla oblongata und
Rückenmark vor.

            Medulla oblongata                              Rückenmark

                    MOG                                    HWS/BWS/LWS

1. Testung und Differenzierung

                            +

2. Integration

                            +
                                         z.B.

Leitungsbahnen
Die folgenden Leitungsbahnen können hier direkt betroffen sein:

Leitungsbahn                    Funktion

Tr. bulboreticulospinalis       Somatomotroik, Viszeromotorik und Regulation des
                                Aktivitätsniveaus

Tr. spinobulbaris               Propriozeption

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